Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, May 25, 1893, Image 9

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    Die Goldbörse.
(Jmt esch,chie ans dem ittbeitetlebcn.
Pierre Sales.
Madame Louisc CheviUe wartete seit
einer Stunde in dem kleinen Raume, in
dem sich die Albeilerinnen deS Hansel
lZazanin und Singer aushalten, wenn sie
ihre serligen Sachen abliesern.
Die Directrice rief endlich: .Madame
Eheoille, bitte!
Sie trak ein, ihren Karton in der
Hand, grüßte die Angestellten freundlich
und entnahm dann aus ihrem Karion die
sertige Eonfeftion, rvelche sie brachte.
Die Direktrice prüfte nur flücht, g, denn
die Arbeiten von Madame Cheville varen
immer sehr sorgsältig gemacht, und sie
sagte:
Es ist gut, Sie können ich an die
Kasse begeben.
Die Arbeiterin zögerte ein wenig und
fragte dann in bescheidenem Tone:
, Geben Sie mir denn keine andeie
Arbeit?"
Diesmal nicht, sagte die Direktrice,
achselzuckend. Die Geschäfte gehe,,
schlecht, eS kommen keine Käuser, unsere
Lager sind mit Waaren angefüllt, die sich
nicht verlausen. Kommen Sie in süns
oder sechs Wochen wieder her.
Die Arbeiterin versuchte zu lächeln,
und, ihren Karion schließend, ging sie an
die Kasse, wo sie süns Francs e hielt, den
Preis für die abgelieferte Aibeit, AIS
sie sich wieder auf der Treppe befand,
blieb sie einen Moment stehen: iederge
drückt und traurig stellte sie ihren Karton
aus den Boden und wischte sich die dicken
Thränen ab, welche ihr über tue Wange
liefen. Gleich darauf hörte sie Schritte
hinter sich, ur,d Ärgerliche Glimme;
ohne Zweifel andere Arbeiterinnen, welche
wüthend sortgingen, da sie keine Arbeit
mehr erhalten hatten.
Sie richtete sich gerade, denn sie wollte
nicht, daß man ihren Kummer sehen
sollte, und mit festen Schlitten erreichte
sie die Rue Montmartre.
Gewöhnlich nahm sie den Omnibus,
um in ihre entlegene Wohnung in Belle,
Dill in aelanaen: aber heute hatte sie
nicht das Recht, eine unnutze Ausgzde zu
machen. Und dann war es ein der
ersten Apriltage, ein schöner Frühlings
tag, wie der, an welchem sie sich mit Jean
Cheville, einem braven Holzschnitzer,
verheiralhet hatte.
Diese Erinnerung kam ganz plötzlich
über sie, wie um sie zu stützen in ihrem
Elend, denn das Elend war jetzt da.
Und doch, wie glücklich waren sie in
den ersten Jahren gewesen ! Ein HauS
stand von Verliebten. Er ein vorzüg
licher Arbeiter verdiente reichlich den
Lebensunterhalt; sie sorgte als gute
Wirthin nur für ihren Mann, aus den
sie stolz war; und als nun noch ein Kmd
kam, da schien ihnen ihr Glück aus
Lebenszeit gesichert. Sie hatten sich be
haglich in einer Wohnung von drei Zirn
mern in der Rue des Couronnes einge
richtet, mit neuem und zierlichem Haus
rath, den sie nach und nach angeschafft
halten. Nichts fehlte im Haasc.
Aber plötzlich hatte Etwas ihre süße
Nuhe gestört. Kriegs Gerüchte, die
Konkurrenz des Auslandes, die Ueber-,
produktiv und eine Menge anderer
Dinge, von denen sie nichts verstanden,
hatten dies herbeigeführt. CS war im
gefähr zwei Jahre her, seil Jean Ehe
villeS Meister gezwungen worden war,
den Arbeitslohn etwas herabzusetzen;
sechs Monate später hatte er die Arbeiis
stunden eingeschränkt; bald darauf hatte
er einen Tag ausfallen lassen, und seil
S Monaten arbeitete Jean Eheoille nur
noch zwei oder drei Tage in der Wochz,
Er suchte unermüdlich Beschäftigung in
andern Werkstätten, aber er fand keine,
AI seine Frau gesehen hatte, wie die
Sorge in? Haus zog, da hatte sie nicht
gezögert; sie hatte sich in das Geschäft
begeben, wo sie früher gearbeitet hatte,
und man hatte ihr seine Eonlectionen
mitgegeben, welche sie zu Hause verfer
tigen konnte, während sie ihrer Wirth
schas, nachging.
An den Tagen, wo ihr Mann nichts
zu thun hatte, vertrat er ihre Stelle,
um den Kleinen in die Schule zu bringen
und die kleinen häuslichen Geschäfte zu
besorgen. Bei sehr viel gleiß und hä;i
figer Nachtarbeit bis an den hellen Mor
gen gelang es ihr, 4 Confictionen in
einer Woche fertig zu bekommen, und sie
verdiente damit 20 Franken. Das er
setzte zwar nicht die sonstige Einnahme
ihres ManneS; aber sie lebten doch we
niastens, ohne Schulden zu machen, uid
Ml
äMlwMji.
j u i
Jahrgang 14.
Beilage zum Ncbraska Ttaats-Anzeiger.
No. 1.
und im Begriff einzutreten, blieb sie er
schreckt stehen. Sie hatte Tritte gehört.
Wer konnte da sein?
Um diese Zeit war ihr Sohn in der
Schule und ihr Mann noch nicht aus
der Werkstatt heimgekehrt, Sie ent
schloß sich einzutreten, und blieb erstarrt
stehen, als sie ihren Mann sah, welcher
aufgeregt umherging, mit geballten
Fäusten und leichenblassem Gesicht.
Sobald er seine Frau erblickte, rief er
aus:
Ach! es ist zu viel, Louife, zuviel!
Sie sank aus einen Stuhl und schaute
angstvoll aus ihren Mann, welcher sort-
suhr:
.Ja. eS ist zu viel! Ich halte Dir
nichts davon gesagt, weil Du so schon
unglücklich genug warst, aber ich hatte
kS recht geahnt! Seit vier Wochen
merkte ich, daß nichts aus dem Hause
kam, für keinen Psennig Waaren, und
ich sah, wie sorgenvoll das Gesicht des
Meisters war. Nun ist es zu Ende.
Er hat uns heute Alle zusammengerufen
und uns seine Lage klargeiegt: er wird
liquidircn, um nicht bankerott zumachen.
Die Werkstalk ist geschlossen, so nun
weißt Du Alles!"
Die Frau blieb unbeweglich, sie hatte
nicht die Kraft zu sprechen. Er fiirch
tete, der Schreck'hätte ihr geichaket.
Verzeih' mir, Laune, ich habe Dir
das zu plötzlich gesagt."
Sie stotterte,
Nein, mein Freund , nein, . . .
Er umarmte sie zärtlich und murmelte
dann:
Wenn ich denke, daß meine armc,
liebe Frau sich todt arbeiten muß, um
unser Brot z perdienen!"
Zu gleicher Zeit küßte er sie. Er hob
den Karton aus und öffnete ihn. Dar
ans brach er in ein schreckliches Hohnge
lächter aus.
Ich verstehe! Du auch!", . . .
Schau, schau, wir können uns gegensei
tia unseres Peches wegen rühmen!" Er
wollte einen Fluch ausstoßen, als an die
der bekommen? Nun, wenn wir sie jetzt
hätten, dann könnten wir sie in' s Leih
Haus bringen und hätten für einen oder
zwei Tage noch zu essen ! Und was haben
mir gethan, um so unglücklich zu sein?
Dies Geld bietet uns die Möglichkeit,
lius aufzuhelfen, Arbeit in anderen
Häusern zu suchen Ich will mein
Kind nich leiden sehen ! Und
die Miethe? Wovon willst Du sie be
zahlen?" Laß nur, wir wollen jetzt schlafen,"
sagte ihr Mann.
Sie gingen zu Bett und schliesen recht
schlecht.
Am anderen Morgen war das Kind
werft wach und umarmte die Eltern im
Bett, Daraus sagte es:
Ich muß mich sehr beeilen, wenn ich
die Börse noch vor der Schule abgeben
will,"
Der Mann und die Frau blickten sich
an und errötheten,
Ja, Du hast Recht, mein Kind,"
sagte die Mutter.
Ich werde Dich begleiten," sagte der
Vater.
Wenige Minuten daraus gingen Beide
zusammen sort, Der Vater machte große
Schritte und das Kind trippelte, fröhliche
Rufe ausstoßcnd, neben ihm. Ein paar
Mal sagte es:
Wag für ein: hei Hand Du hast,
Papa!
Der Unglückliche hatte Fieber. Er
dachte an Alles, was ihm seine Frau
am Abend vorher gesagt hatte; er brachte
jetzt das Geld zurück und mußte nicht,
wovon ste die nächste Woche leben wür
den. Im Augenblick ihres Fortgehens
hatte Louise geflüstert, in dem sie ihn
umarmte:
Geh' schnell, ,, , Wenn Du zurück
komnist, dann ollen wir überlegen, was
zu thun ist."
Sie waren an das Polizeibureau ge
langt, Sie traten ein und sahen einen
allen Herrn, welcher mit einem Beamten
sprach, Jean Cheville blicb an der
Das sonderbare Rind.
Hmiwreske von W, letztens.
Thüre gekloxst wurde, wodurch sein Zorn Thür stehen. Der Beamte, welcher ihn
sich plötzlich legte.
Das ist er!" sagte er sanft.
Kein Wort weiter!" prachdie Mutler.
Und sie öisnete ihrem Sohne,
ans der schule kam.
bemerkte, sagte:
Was wollen Sie?"
Hier!" erwiderte er,
indem er sich
welcher j näherte, ich komme wegen der Börse,
I.
Eines der größeren Tageblätter einer
süddeutschen Residenz brachte in seiner
Sonnabendnummer solgende, seit ge
druckte Annonce:
Für ein Kind, welches läusl, wird
eine gebildete junge Auswärlerin, resp,
Gesellschafterin, bei sehr hohem Gehalt
gesucht. Nur Damen mit besserer
Schulbildung und aus anständiger Fa
milie wollen Bewerbungen unter W. S.
100 in der Erpedition dieser Zeitung
unier genauer Angabe ihrer Verhältnisse
und ihres Alters niederlegen!"
Das Fach in der Erxedition für die
mit W. S. versehenen Adressen füllte sich
an dem betreffenden Tage schon kurz nach
Tisch bis an den Rand mit Briefen in
allen möglichen Farben und Großen.
II.
Treihunderlzwanzig Stück, Herr
Seeger!"
Mit diesen Worten betrat ein junger
Mann des Hauses W. Seeger das Pri-oat-Eomp!oir
seines Ehess.
Gut Sie können gehen, "
Tieihriridertzmanzig! Ist es mög
lich?! Na an die Arb.ii!"
Hm, hm!" brummte er. Was sich
doch Alles jung" nennt! Da will ich
schnell 'mal erst Alles über 25 Jahre
ausmerzen," und er wars den ganzen Hau
fen der Episteln von über 25 Jahre alten
Schreibkrinnen, nachdem er die einzelnen
Briese zerrissen, in den Papierkorb.
So nun, meine Damen, wollen
wir sehen!" rief er lachend, indem er sich
eine Eigarre anzündete.
Er las jetzt jeden Brief genau durch.
Aber nach der Lektüre eines jeden ließ er
ein Alles nichts!" vernehmen.
Endlich eine Abwechslung!" ries
Herr Seegcr plötzlich aufathmend, als er
eben einen in ein rolenrolhes Eouverr ver
schlössen gewesenen Brief entfaltet
hatte, Doch wenigstens 'mal eine feste
Handschrift! Und ein Stil! Alle Wet
ter, das Mädel schreibt gut!" Wie alt
tt 05 22 yatjre: l?ant wie ge
Pierre Cheville fiel seiner Mutter vard gefunden hat, als er von der schule
um den Hals und stürzte dann zu fei. nach Hause kam.
welche der Junge gestern aus demBoule-! wünsch'! Hm! Ja der werde ich
Und er übcrciab dem Beamten die
Börse. Der Letztere wandte sich zu dem
Herrn, mit welchem er geplaudert hatte,
und sagte:
Das ist ein seltener Elücksfall, ,, ,
Da ist sie!"
Ja," sagte der Herr, ich erkenne
sie wohl, es ist die Börse meiner Toch
ter "
schreiben !"
III.
Zivei Tage waren seit Absenkung des
Brieses vergangen. Herr Secger'hatte
eben die Durchsicht der eingegangenen
Geschäftsbriefe beendet, als ihm eine
junge Dame angemeldet wurde.
Er ließ dieselbe in sein Comptoir füh
ren. Olga Pohi! stellte sich die junge
Dame vor, indem sie aleichzeitiq seinen
sie! Wirklich nicht
Und wieviel sagten Sie. baß sie ent-1 Brief norieate
yicll?" Also das war
Zweihundertzwanziq Franken," !übel!
Der Beamte zählte die Summe, dann jiaben Sie irgendwelche Ersolae aus
re,chte er ihm Alles hin und sagte: erzieherischem Gebiete auszuweisen?" be-
Hier, Herr Davricourt. Sie ist es j gann Herr Seeger,
in der That," " Rein! tarn es schüchtern über die
c . ist :rr rr. . ' . . . . , ' 7 '
cllv?r,ue zuienc. r rannie inn etwas zitternden Lippen.
em Vater, indem er die Mspve fallen
ließ,
Ich bin Erster geworden!" rief er
fröhlich aus.
Das ist schön!" sagte sein Vater, in
dem er ihn umarmte. Tu bist ein
braver Junge.
Das Kind öffnete seine Schulmappe,
um sein Hest zu zeigen und zog zugleich
einen glänzenden Gegenstand hervor.
Was ist das? sragte lebhas! sein
Vater.
Das habe ich aus dem Boulevard de
Belle 'gesunden", antwortete ruhig das
Kind; ich würde es gleich aus die Poli
zeirzaiiie gebracht haben, aber es drängte
mich. Euch rnilzutheilen, daß ich Erster
geworden bin."
Gut", sagte die Mutter mit erreg
ter Stimme; mach' Dich an Deine Ar-teilen-"
Und sie schob ihren Sohn in eine an
dere Slnbe.
Ihr Mann hatte sich schon des Gegen
siandes bemäcbiiat, welchen das Kind
gefunden Halle; es war eine Börse aus ! hinaus,
aoldenen Maichen. Er öffnete sie, Gold- vorher,
stücke rollten auf den Tisch, und während Mein Freund," sagte der Fabrikant,
das Kind seine Schulaufgaben beaann, ich danke Ihnen herrlich, dak Sie mir
zählten Valer und Muller 220 Franken diese Börse zurückgebracht hab'n, denn ! eingehend sein.
aus. t9 ist ein Andenken, aus welches meine! Eine ist verheiralhet,
Ach. wenn das uns gehörte!" rief der! Toch'" großen Werth legt; aber ge-! Sie finden mich sehr neugierig, mein
Arbeiter mit zorniger Geberde aus. stallen Sie mir, daß ich den Inhalt Fräulein, nicht wahr?'
Und warum sollte e uns nicht gehö- i Ihrem kleinen Knaben anbiete Sie Hm! ich ich weiß nicht, w,e es
ren," eruiioeile seine Frau mit tonloser können ihm ein Sparkassenbuch dafür ; sonst bei derartigen Engagements ist,
Stimme, .kaufen," j Vielleicht etwas ander?. Aber ich
Was lazs. Du da?" ! Eimu:l,igt durch die wohlwollende muß so viel fragen. Es bandelt sich hier
Lege das weg. Wir wollen weiter j"" " ','in urorurari, qaue jttm um ein ganz eigenart,gez Kind ; ich muß
wohl, den Namen Davricourt, als den
eines der bedeutendsten Möbelsabrikanten
des Faubourg Samt Antoin. Der
Fabrikant gab ihm einen Wink.
Warten Sie einen Augenblick, mein
Lieder."
Er unterschrieb auf dem Realster seine
Reklamation und schritt dann mit Jean
weicher noch btaffer war als
Geprüfte Kinderwärterin sind Sie
also nicht?" .
Nein!
Ihr Herr Papa ist Lehrer?"
,3."
Haben Sie noch die Mutter?"
Ja."
Und Geschwister?"
Ja zwei Schwestern. "
Sind dieselben verheirathel?"
Sie zögerte eine Weile mil der Ant-
worl. Das Verhör ch,en ihr etwas sehr
zu ani- daher auf s Genoueite wissen, mit wem
ich es zu thun habe. Also verkehren
Sie viel mit ihrer vei heiralbeten Schive
ster?" Nein, sehr wenig, ihr Mann gelallt
nur nicht."
So ! Was ist Ihr Herr Schwager?"
Auch Lehrer, wie Papa,"
,'rühlt stch ihre Schwester glücklich?"
Sie sah ihn wieder fragend an.
jeh muß es wissen, mern Fräulein,
" "V"1" '""'""a."'. "."t" ! darüber sprechen, wenn das Kind zu!?ev die I!!,,,gke, ihn,
fi.-s nitforl tl.'1l,'Mrt t. .. r 1 J . . .. .
i.i.. v...v.,j , Bett ist muiini.
ilächeln ihres Kindes, und sie sagten sich, j stch in eine Ecke, ganz tiessin- i .Nein, mein Herr, das nicht! Es
daß die Noth nicht ewig dauern w,,rde.!jg il düstern Augen, und wagte seine ! würde ein Almosen sein, und wir habe
Unglückl,cherwe,,e hane ee nur Wn , ch, anzusehen, weiche das Essen! ein solches noch nie empfangen. Lassen!
zu lange gedauert und die schlechte Ge-!,, ' ! Sie mich um etwas anders b,t,en." 1
Wtyt hatte sich aus d Eonfekiionen , ic af,en stillschweigend. Wie jeden I . mein Freund. i
streckt. Man gab der crmen Frau nur , z, ,,( Rinb dem Em'chla .3ch bei,e,e bei einem Ihrer Korn
noch ,we, Auftrage für d:e Seche und f fe.n( 'faaben her; und nun waren 1 kurrente,',. welcher sein Geschäft schließen '
schließlich sogar nur einen einzigen. , die Eltern allein vor der Schublade, in ! mußte. Ich hatte keine Arbeit mehr.
Da war denn die Sorge beängstigend ! welcher Jean Eheoille die Börse einge- leincr Fiau geht es ebenso. Wir ver-!
geworden und man Halle den Weg ins j schlossenlialle. i langen n,ch:s weiler, mein Herr, nur 1
Leihhaus finden müssen. In der vorigen ! Noch längerem Schweigen sagte er: ! Ardeil, Arbeit!" ,
Woche hatte Lomlc Eheoille ihren Trau- Frau, dieses Geld g,hör uns nicht, " ! Herr Davricourt betrachtete Jean
ring versetzt, ihr letztes Werlhstück, und antsort nicht sogleich. Ein Einige Sekunden lang prüfend, dann
ihr Mann hatte gerveim. schwerer zirxk teilt in ihr; aber die 'gk er: i
An dies Alles dach!e die arme Frau, ! Versnctung rrar auch zu groß, ! Kommen Sie in einer Stunde in
mährend sie die Rue hti EouronneS hin- j Sie sagte endlich mit scheuer Stimme: i eine Fabrik. Es wird sich Arbeit für
auf stieg, und es tchien ihr, als Halle sie Du kannll ,a lkun, was ilu unji;, : ii.m.en. raffenden Mann bekommen
keine rast mehr zu kampien. E,n 'aber überlege es f it aotji: 6,e Bone s.ove ieer ginin int taut. ts jje MiiLndig ernfeat.
schreckliches Gefühl der Enlmulhigunq , voll Id, dS Geld, welches ne ,n- 'H".i leinen o,n n sie icsuie uno i .lden S,e sonst viele Aercvandte mi,
kam ima Augenblick über sie; sie griff hätt, gediZrt reichen Leuten, Und ir:.' ch n d,e Fabrik begab, flieg , ttM'tt sie verkehren?"
nach dem Fünffranknück in ihrer Tasche, ! md 220 Franken für eiche Leute? Ich er schnell m seine Wehnunz hinem', um, Ich kehe nur mil meinen Eltern
davon solllen ihr Mann und Sehn heut bale einmal 69 Franken verloren, ha, leine Frau in die Arme zu schließen und mit minen hden Schwestern,
Zlbend und morgen essen, aber dann? , , , man sie mir wieder gedrachl Und den-1 ?u sagen: j außerdem noch mit einer alte:, Tante,"
Was ihr Mann mi, h:imbrach,e, ' noch rvaien sie in einem Pcrtemznnaie, ! Un'er K,nd, unser Schätz hat unt . jc4 cctdlll mir, ich möchte eine
irauchlen sie für die Wohnung, Und in in dem sich mein Rem und meire Adreiie ' g"e,Iet Tarne mil'recht verinaem Anbrna enaa-
, .i f 2. k:. 1 L.r-,v ic.-v. ,Tn .il-l. 1 ......
zeiin agen ir.ui.iti r.s i'.e nciifC ofjuii t uou; ttn. w;nuru-:i i'itti uuic f.ne i
len: achtzig Franken! , Brosche verloren, welche Tu mir zum Pinmiion.
Wie vu va weiren - , e?evuiiiage geilerm vaiieu: war ! Was m ftamaf üenn man von
Gut noch einige wichtige Fragen !
Waren Sie schon einmal verlobt?"
Sie wurde ganz roth und zögerte
wieder mit einer Antwort,
Bitte! ich muß es wissen."
Nein.
Aber verlieb! waren Sie schon?"
Ach Gott!"
Bitte offenbaren Sie mir Alles !
Ich muß missen, wieviel Sie bereits von
Ihrem Herzen vergeben haben, wieviel
Liebe Sie noch sür das betreffende Kind
übrig behalten haben, Sie sollen eben
dem Kinde Alles sein.
Aber das Kind hat doch noch Eltern!
Die Ellern können leider dem Kinde
nicht das sein, was Sie ihm sein sollen.
Also nochmal : Waren Sie bereits ver
liebt, haben Sie irgendwelche Liebes
Verhältnisse gehabt?"
Ich habe wohl manchen hübschen
jungen Mann gesehen, den ich gern
geheiralhe, hätte. Eigentlich verliebt
war ich noch nie, habe daher auch noch
kein Verhältniß mit einem Herrn ge
habt. Würden Sie sich den Launen eines
etwas verzogenen Kindes sögen können?
Hm! wenn es gewünscht wird. Aber
ich "
Ich verstehe, Sie wollen sagen, ein
Kind dürfe keine Launen haben!"
Ja, Kann ich übrigens das Kind
nicht sehen?"
Jawohl, mir können sofort nach dem
Landsttz der Ellern Ihres zukünftigen
Schützlings fahren und da können Sie
sich dann entscheiden. Einverstanden?"
,J!'
Sie verließen das Haus und bestiegen
vor der Thüre einen Pserdebahnwagen,
welcher direkt nach dem Vororte, in dem
das betreffende Landhaus lag, suhr.
vcach ungefähr 40 Minuten waren ste
am Ziel.
Herr Veeaer hals seiner Dame aus
dem Wagen und sührte sie durch einen
groyen, gut gepfleglen -Vorgarten,
Aus dem Wege zum Hause stellte Herr
Seeger an einen alten Gärtner einige
Fragen.
Die Herrschasten sind ausgefahren,
werden aber bald zurückerwartet," wandte
sich dann Herr eeger wieder an seine
Dame.
So und das Kind?
Nachher! Bitte, erholen Sie sich nur
erst ! "
Sie gingen um das HauS herum und
nahmen dann aus der erhöht liegenden
Veranda hinler dem Hause Platz,
Reizend!" ries die junge Dame,
Der Gärlner brachie Brod, Butter
und kalten Ausschnitt, auch zwei Flaschen
Wein.
Bitte, Fräulein Pohl, bedienen Sie
sich!" bat Herr Seeger.
Man aß mit bestem Appetit und trank
lüchlig Wein dazu. Die junge Erzieherin
in sie wurde plötzlich lustig und ge
sprächig. Sehen Sie, mein Fräulein, rief
Herr Seeger, Ihr Pflegebefohlener
wird Ihnen nicht allzuviel Kopfschmerzen
machen. Nur Morgens und Abends
haben Sie mil ihm zu lhnn, den Tag
über ist cr im Geschäft ! "
Im Geichastk Ich verstehe sie
nicht!"
Sie haben mich nicht ein einziges
Mal nach dem Alter des Kindes ge
fragt!" Golt, wie alt ist es denn?!"
Im vorigen Monat war eS fllnfund-
dreipig Jahre alt!"
Fünfund ach pfui, Sie wollen
mich foxven!"
Durchaus nicht, mein Fräulein.
Außerdem kennen Sie das Kind längst!"
3ch?:
Ja, es fitzt vor Ihnen!"
Die junge Dame wurde erst feuerroth,
dann kreidebleich
Wollen Sie zustimmen, Olga?
Sie mustkile ihn von oben bis unten
und brach dann in ein helle Lachen tut.
Nein, ist das drollig! Jetzt bekomme
ich einen Anti,rg von einem Kinde
Welches läusl!" siel Herr Seeger
lachend ein, indem er die nicht mehr Wi
verstrebende an sich zog und mit Küssen
bedeckte.
Hut und Mütze.
Der Hut ist einer der wichtigsten Ge,
genstände der Bekleidung, er bestimmt
die verschiedensten Ausdrücke de Ge
stchts. Der Hut bedeckt da Haupt und
verbirgt dessen Fehler. Der Ursprung
des runden Hutes stamm, aus dem vier
zehnten Jahrhundert, Der Hut ist,
war und bleibt ein Sumbol der Freiheit
demjenigen gegenüber, vor dem wir das
Haupt entblößen. Der Diener zieht vor
seinem Herrn den Hut und fleht entblöß
len Hauptes da. Tritt man zu einem
Anderen in die Wohnung, so nimm, man
den Hut ab, zu bezeugen, daß hier nur
der Hausherr daS Recht hat. Mit be,
dccktem Haupte stehen die Granden Exa
nienS ihrem bedeckten König gegenüber.
Sie sind seines Gleichen. Der Sklave
der Römer war unbedeckt und hatte einen
geschorenen Kops,
Die Form der Hüte wurde mannigsach
und mehr wie manches andere Kleidungs
stück geändert. ES gab sonderbare For
men mit breitem Rande unter Elisabeth
von England. In Form von Kegeln und
Sternen trug man die Hüte zu Karls I.
Zeilen, Die Haare wurden dazu in'S
Gesicht gekämmt. Der König und seine
Höflinge hatten überdies eine Locke
(Fawitgen), welche länger ar als die
anderen Haare,
Auch die Mütze erfuhr verschiedene
Veränderungen und war auch ein Svm
bol. In srüherer Zeit mußten die
Bankerotte in Frankreich graueMützen
tragen. Diese Mütze galt als War
nungszeichen, sich mit deren Träger in
keine Geschäste einzulassen. Ja in den
Jahren 1580, 1(522, 1028 und 1688
konnte sie der Gläubiger sofort in Haft
bringen lassen, wenn sie die Mütze nich,
trugen.
Wenn diese Sitte oder dieses Gesetz in
heutiger Zeit noch am Platze wäre, sähe
man so manchen Herren, der jetzt elegant
in seiner Equipage sitzt, mit dieser grauen
Mütze bedeckt. Auch wäre es höchst
spaßig anzusehen, wenn Einer, der schon
wie es doch häustg vorkommt mehr
mals Konkurs eröffnen ließ, infolge
dessen mehrere oder eine besonder hohe
Mütze tragen müßle.
las Tanitiltewesen im Alterthum.
lieber das Sanitätswesen in den rö
mischen und griechischen Heeren des Alter
thums hielt der Bibliothekar der Pariser
medicinischcn Facultät, Doktor Corlieu,
in einer Sitzung der medicinischen Aka
demie einen inleressanlen Bortrag, Dok
tor Corlieu bezeichnele als erste militä,
risch-medicinische Hilfeleistung diejenige
des Machaon und Podaleiiios vor Troja,
welche sich nach der Ueberlieferung der
Jlias mit der Pflege der Verwundeten
beschäftigten. Dann erzählt Lykurg von
der Verwundung von Aerzten in der
lacedemonischen Armee; ,enophon er
wähnt in seiner AnabasiS ausdrücklich,
daß acht Aerzte den Rückzug der 10,00
Griechen begleiteten. Die persischen und
macedonischen Könige hatten ebenfalls
Aerzte in ihren Heeren, von denen Glau
kias und KrelademoS bei Alerander dem
Großen, Ktesias bei Artarcrxes, Kreta
bnloS bei Philipp von Makedonien ge
schichtlich besannt sind. Unter der Herr
schast des römischen Kaisers AugufluS
hör, man später erst wieder von Militär
ärzten, nachdem regelmäßige stehende
Heere entstanden waren. Von diesm
wies AugustuS zuerst seiner Pretorianer
garde und den VigileS, später auch, wie
aus Jnschristen und Volivsteinen ge,
schloffen werden kann, den Legionen und
Eohor ten Aerzte zu. Ansangs erhielten
diese kein Honorar, dann ein solches au!
dem SlaalSschatze und den Beulegeldern.
Militär-Krankenhäuser, Valetudinaria,
werden erst unter Trojan und Hadrian
erwähnt, und der Gcometer HyginuS
giebt den Platz in der Ortsbeschreibung
des römischen Lagers an. Der Kaiser
Mauritius errichtete eine Abtheilung
rettender Krankenträger, deren Ausgabe
war, die Verwundeten nach dem Ver,
bank.-nlaNe in bnnne II, it?,- Ivn Mi
Sie griff hastig nach , Iitärärzten der römischen Heere befinden
ihrem Schirm und sxeang au
Mein Herr, ic'.t "
Wir wollen nichlS überstürzen,
Fräutein! Bitte, nehmen Sie wieder
Platz, ja! Ich werde Ihnen Alles er
klären."
Sie sank erschöpf! in ihren Stuhl !
Zurück, , j
Die Sache liegt sehr einsach. Ich!
bin Junggeselle, eine passende Frau habe !
ich in meiner 'Vliwankisä'st und Be
kanntscha't nicht srndar können, eins
Hciraihsannonce wollte ich nichk erlassen,
n iden sich Medici, Elinici. LaaerZrite.
, iLezions-undEohortin-Aerzte. Eramen
rnern ,:r,h Minium fsfl,inpn nirfif nr1 mnt mnr.
den ZU fein, und die gelorderten Kennt
niste beschränkten sich aus die Anlegung
des Verbundes, das Ausiiehen von
Wuifgefcheffen und die Stillung von
Blutungen.
es N für Mich von Bedeulnng," j weil ,.ch darauf annandige amen m
.Nein ihr Mann ist alt und häß-; den wenigsten Fällen melden, da habe ich
lich. Sie ha! ihn nur genommen, um bann den Ausaieg, welcher Ionen ja nun
um nicht sitzen zu bleiben," bekannt ist, gewäbtt. Ich null Ihnen,
Und Ihre unoeiheiralhete Schrvester? wenn ich Sie verletzt Haie, in jeder
Webalb ist diese noch nichl verheirathel V" I Weise Genugthuung g.ben und für Alles
ct hat ,n lungeren Jahren keinen , db,l:e leülen, vc ind c;i mit nun noQ
könne.
Uhr
Eine Thräne stahl sich unier ihren
dunklen Winirern Horror.
ch Gc, '."
wissen j'tzl, T : ä
ich Se leide kann, S't rr"'
ein reiche, Fabrikkerr m.d 'l'
1'illa hier bin, w-"'N als,-
CUa, da
r., t:! ich
it, tiefet
d!! Jdre
i:t ein;
hinau
Sie stieg schwerfällig die vier Trevven j mein Namens, ug darauf. Wir haben es Jemand' nichts weiß
lauf, welche in ihre Wohnung führten, bekannt gemacht, aber haben wir sie wie- j sag, !
und das wettet
:if jnf, aeiicheil ist. t
! aiten, t.it i ame soll lnü eben nur um : schlagen?"
, das betretende ind, sonst um rnchtein1 ' S blickte rer stch k,in und !c!,ii?:e!:e
; cer Welt kümmern," ; den ras. ., sind n ztni lo:hafle,
.Ich will gern versuchen, mich qrnz der ! Mensch!"
j Erziehung des Kindes zu widmen. Er ixiang auf und ei griff chre Hände,
Zelvst im rabe keine Ruhe.
Fritz Hnsnagel ist berufsmäßiger
Tod:engräber aus einem der Friedhöse
von Long Island, Er hat die besondere
Eigenschaft, da er es mit dem Beiahlen
si,ner Schulden nicht sehr genau nimmt.
!'?r einigen Zagen war er mit der Her,
t-Uung eines Grrbes beschäftig,, und
stand eifrig schaufelnd süns Fuß lies in
dieflNi, als er oren den Schatten einer
nren'chlichln Gestalt bemerkte. Er schaute
n-y und i.rh feinen Hausherrn am Rande
des frades stehen,
Na. taut willst denn Tu hie,?
'rr.cf Hu'ncocl sehr un'cn't.
,C, ich deichie, ich komme 'mal u
i ti herüber, um iu fihtn, wie es mit der
"jii?rr.ietfce für den verflossenen Mon!
li!st."
.Mein fflril " tief Hufnagel entrüstet
:ii, indem er sich in 'einer vollen Giere
,i 'ihutttte. .Hai man denn nicht ein,
mal im Gi,ie vor Euch Blutlaugein
Nuhei" sTeras Sifting,)