Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, April 27, 1893, Image 11

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    Zur linsen l)ant getraut.
i'cm i'h, 'Jioroeii.
AIS unzertrennbar verknüpst mit dem
Begrifft einer Familie und dkr Unlerord
nung der einzelnen Glieder einer solchen
unter ein gemeinsame Oberhaupt will
e un nach unseren flttlichen Anschauun
gen erscheinen, daß die grau eintrete in
eine völlige Rechts- und Lebens gemein
schuft mit dem Manne, daß sie seinen
Namen trage und auch seinen Stand er
Halle und daß auch die Kinder den vätrr,
lichen Namen führen und weiter verer
den. Von diesem Grundsatze besteht nun
on Alter eine Ausnahme zu Gunsten
einer Einrichtung, die stet auch in weite
ren Kreisen da Interesse aus sich gelenkt
hat, eS ist da die sogenannte morgs
natische Ehe, oder die ßhe zur linken
Hand.
In den Familien der regierenden ffär
sten und den Häusern des hohen Adel
gilt nämlich ausnahmslos der Satz, daß
eine Ehe nur dann al ollgiltig ange
sehen werde, wenn sie den Anforderungen
der Ebenbürtigkeit enlspricht, Die
Gründe für eine solche Bestimmung lie
gen nahe. Wer unter dem Purpurman
tel geboren ist, hat nicht in gleicher
Weift, wie der gewöhnliche Sterbliche,
die ungeschmälerte Freiheit, nur dem
Zuge seines Herzens bei der Wahl einer
Lebensgefährtin zu folgen, bei ihm
spricht die SlaatSraiso mit und die
Pflicht, aussen Glanz seines Hauses
bedacht zu sein. Aber dennoch kön
nen auch hier Fälle eintreten,
in welchen man eine AuSnabme
für zuläskig ansehen 'muß. Cft
verbitten äußere Verhältnisse, besonders
die Ungunst der Vermögenslage, weiter
stehenden Miedern einer solchen Familie,
eine oilgillige, ebenbürtige Ehe einzu
gehen; die Familie würde die Kosten,
welche die Repräsentation des neugeg, lln,
beten Hausstandes erfordern werde, nicht
so leicht ausbringen können und anderer
seitS besteht sür sie ein Interesse an der
Fortführung einer entfernten Nebenlinie
möglicher Weise überhaupt nicht und so
müßte des Familien-Oberhaüpt jenen
Einzelnen ganz und gar verbiete, sich
zu vermählen, wenn eben nicht jenes In
slilul vorhadnen wäre, welches ei mög
lich!, einen eigenen Herd zu gründen, bei
der Wahl nur die innere Neigung spre
chen zu lassen, und demnach dadurch die
eben angedeuteten mißlichenKonsequenzen
auSwschließcn. Freilich ist hier eben
ein Opfer zu bringen, es gilt nach Außen
hin aus einen Theil der Lebensgemein
schast zu verzichten, um dafür das wahre
innere Glück des Familienlebens sich er
kaufen zu können.
Diese Ehe zur linken Hand' ist denn
auch schon in sehr früher Zeit besonder
der un Deutschen anzutreffen, wiewohl
euch die Beispiele nicht vereinzelt sind
dafür, daß unter den Einflüssen des rö
mischen Rechts eine solche standesungleiche
Ehe sür vollgültig angesehen wurde.
Bekannt ist die Geschichte der AgneS
Bernauer, welche Herzog Albrecht von
Bayern au niederem Stande zu seiner
Gemahlin erhob, welche stets den Her
zogstilel führte und selbst nachdem sie
eines gewaltsamen Tode gestorben war,
mit allen Ehren begraben wurde, als
doch eine Fürstin", wie der Chronist sich
ausdrückt.
Um nun RechtSunsicherheiten zu ver
meiden und unliebsame Auseinander
setzungen und Streitigkeiten von vorn
herein abzuschneiden, pflegte man in allen
Fällen einer solchen morganatischen Ehe
?or deren Abschluß einen Vertrag auszu
setzen, in welchem die Rechte und i:e
Stellung der Ehegatten zu einander und
ebenso die Beihalinisse der zu erwarte,
den Nachkommenschaft genau geregelt
wurden. Aber auch trotzdem hat e sich
oft ereignet, daß jene RechtSwirkungen
fortfielen; in regierenden Hausern ereig
nete sich dieS da letzte Mal im Jahre
1731, als der Kaiser in einem Sucres
fionsstreite die Ehe de Herzog Chri
ftian Karl zu Holstein Vorburg mit der
Christine on Eichelberg sür ein ordent
liehe und fürstlich! Matrimonium und
ihren Sohn für berechtigt zur Nachfolge
erk,ärte; in ten übrigen Familien des
hohen Adels sind ähnliche Fälle auch in
neuerer Zeit sehr ost zu verzeichnen ge
wesen, es macht sich hierin eben unsere
moderne Anschauung geltend, welche sich
derartigen Privilegien gegenüber abhold
erweist.
Fragen wir nun aber zuerst, was man
n!er hohem Adel" versteht, da über
diesen Punkt zahlreiche mißverständliche
Ansichten herrschen. Ob eine Familie
zum hohen Adel gehöre der nicht, läßt
sich stet nur historisch nachweisen. Alle
diejenigen Familien nämlich, welche sich
zur Zeit de Reichs-DeputationS Hnupi
schlusse vom Jahre Ir03, jene Aktes,
durch den bekanntlich die eigentliche Aus
lösung deS alten deutschen Reiche? sich
vollzog alle diejenigen Familie.-, also,
welche damols die Reichsstandschasl be
saßen, d. h. aus den Reichsoersammlun
gen Sitz und Stimme führten, wurden
in eben jenem Hauxlschluffe und später
aiit dem Wiener Eonqresse als h:ch-
adelig' anerkannt. D meinen besaßen
jer.e Reichsstandjchast auf Grund ihre,
Landbesitze, innerhalb dessen sie alle
Hoheitrech!e ausübten, wieder andere,
die sogenannten ungiästichen Häuser,
waren zu Sitz und Stimme in den Reichs
Versammlungen gelangt, weil ihnen vcm
Kaiser kaS Grafenamt übertragen or
den war, und endlich gab e noch 'cg:
nannte Perfonaliften, welche jene Befug
niffe ausübten, in Folge tefcnde'er Zu-
lassung. die sich weder auf gewöhnlichen
Besitz, noch auf Amt stützte, sondern den
Charakter einer persönlichen Auszeich
nung trug, '
Nur der RreiS dieser Familien genicßt
die Richte dei hohen Adels, darunter'
neben mcnchcn Anderen, tc5 3iech: t,r
Ebenbürtizkeil mit den regierenden .a- j
milien. Demgegenüber gehört jede an
dere über den Bürgerstand hinausragende
Klasse ,u,n niederen Adel, gleichviel ob
die einzelnen dai bloße Adelkpiädikat,
den Freiherr,!-, Grafen- oder gürsten
litel sühren., Sie besitzen keinerlei Pri
oilegien mehr und ihre Bevorzugung
beschränkt sich lediglich aus gesellschast
liche Verhältnisse, Au dem Gesaglen
ober g,h! hervor, daß der hohe Adel nun
mehr von Niemandem verliehen werden
kann, Da Recht der Ebenbürligkcit,
aus welche es uns hier ankommt, läßt
stch nur einzig und allein durch die Ge
burt erwerben, durch die Abstammung
hochadeliger Elte'N.
Außerdem besteht ausnahmsweise noch
die Bestimmung, daß Familien, welche
in einem anerkannten Staate als sou
oeräne Dynastie zur Regierung gelangen,
auch die Eigenschaft der Ebenbürtigkeit
erlangen, die andererseils dadurch, daß
ein Herrscherhaus der Krone beraub!
wird, nich! verloren geht. So hat
z, B. die Familie Bonaparte und Ber
nadotte mit der Souveränität auch die
Ebenbürtigkeit erlangt, und umgekehr!
hat etwa das ehemalige hannoversche Kö
nig?hauS mit der Souveränität nicht auch
jenes Recht eingebüßt.
Nun ist es aber als eigenthümlich noch
hervorzuheben, daß selbst dann, wenn
beide Theile ebenbürtig sind, dennoch die
vertragsmäßige Festsetzung zulässig ist,
in einer morganatischen Ehe leben zu
wollen. Ein berühmtes Beispiel hierfür
bietet die Geschichte der Hohsnzollern.
Nach dem Tode der Königin Luise ent
schloß sich bekanntlich König Friedrich
Wilhelm III. on Preußen zu einer zwei
ten i.?he, indem er sich im Jahre 1824
mit der Grast Auguste von Hirrach ver
mahlte. Die Brau! gehört einer Per
svnalistenfamilie an, trotzdem aber voll
zog der Bräutigam unter dem 9. Nov.
184 eine Urkunde über Unsere morga
natische Ehe mit der Gräsin Auguste vou
Harrach, " worin diese Ehe nach der Ber
sassung Unseres Königlichen Hauses nich!
als eine ebenbürtige, sondern als eine
morganatische Ehe sür jetzt und alle Zei
ten erklärt winde. Die Gräfin Harrach
wurde dann bekanntlich zur Fürstin von
Liegnitz erhoben. Im Privatleben ge
noß sie alle Rechte, welche der Frau vom
Hause gebühren und wurde auch als solche
von den Mitgliedern der königlichen Fa
milie durchaus respektirt; öffentlich aber
konnte sie nie am Arme ihres hohen Ge
mahl erscheinen, das Hofceremoniell
hätte ihr einen Platz erst hinter dem
jüngstenPrinzen irgend eines Duodezflaa
tes anweisen müssen, wenn sie es nicht
vorgezogen hätte, offiziellen Beranstal
lungen fern zu bleiben, um solchen un
liebiamcn Wirkungen der StandeSrück
sichten vorzubeugen. Später suchte man
ihren verwandtschaftlichen Beziehungen
zum Königshause auch dadurch Ausdruck
zu verleihen, daß man ihr den Namen
einer Gräfin von Hohenzollern' verlieh,
IS solche leble sie nach dem Tode ihres
Gemahls sein von dem Hose ihrer Sltef
söhne, des Königs Friedrich Wilhelm
IV. und des Kaiser Wilhelm I,, sie
hatte sich nach Hamburg zurückgezogen,
wo sie im Jahre 1873 gestorben ist.
Bis zu ihrem Tode unterhielt sie einen
lebhasten und innigen Perkehr mit den
Verwandten ihres verstorbenen Ge
mahls, in dessen Familie sie vollen
Eintritt und Aufnahme nicht erlangen
formte.
Juristisch interessanter sind die ver
wandtschasilichen Verhältnisse, welche
das Haus Hohenzollern mit der Familie
Radziwill verbinden. Wiederholt hat
nämlich diese? güistenhaus in die Hohen-
zollern Familie hineingeheirathet, so
z, B. 1613, als eine Tochter des Kur
surften Johann Georg, die Prinzessin
Elisabeth Sosie, sich mit Herzog Janus
I, on Radziwill vermählte. Ferner
1680, mo Prinz Ludwig, Sohn des
großen Kursürsten, Luise Charloüe
Radziwill heimführte, und endlich 179,
wo Fürst Anton Radziwill die Prinzes
sin griederike Luise von Preußen hei
rathele. Die Frage, ob diese Familie,
deren Adel ja lithauischen, nicht deutschen
Ursprungs ist, das Rech! der Ebenbür
ligkeil genieße, wurde geradezu brennend,
als eine lebhafte Neigung zu einer Toch-
ter diefts Hauses den nochmaligen Kaiter
Wilhelm I. on dem Wunsche beseelte,
jene Dame zu seiner Gemahlin erheben
zu können. Die Frage wurde viettuch
eiörlert, sie war aber gegenstandslos, als
der damalige Prinz sich entschloß, den
Mahnungen seines Vater zu folgen und
den Rücksichten aus das Staatsinteresse
seinen Herzenswunsch zu opfern.
Der ZNalefizschcnk.
Ais im vorigen Jahrhundert das
Räuberwesen in Deutschland immer mehr
übeihand nahm, ohne daß die Schutzmit
tel der dürger lichen Gesellschaft irgend
wie ausreichten, als sich bei der territo
rialen Zersplitterung immer stäiker der
Mrncel planmäßigen Vorgehens gegen
die Banditen geltend machte, da unter
nahm e ein einzelner Aann, aus riller-
ichattlichcm Stande gebürtig, gerade in
den Landestheilen des heiligen römischen
Reichs deutscher Nilion, die am bunt
scheckigsten auf der Landkarte prangten,
den Kampf gegen das Lerbrecherthum
einheitlich zu organistren und du, ch zu
führen. Der schwäbische Kreis halte,
al die Zuchthäuser zu Buchloe und Ra
vcniburg nicht mehr ausreichten, ein
Schreiben mit der Anfrage erlassen, ob
sich nicht Jen,and finde, der auf dessen
Kosten eine grchnveste bauen und sodann
ihre Verwaltung und Bewachung über,
nehmen wolle. Der Antrag hatte wenig
Verlockendes. Niemand schien Lu't zu sei
ner Annehme zu bezeigen, als Franz
Ludwig Schenk :u (jaiiel sich bereit er
kläite, dem schwierigen Unternehmen seine
Ler'on :ur Ver'ügüNg stellen. Im
Jahre I7S?, so lesen wir in einem Aus-
satze des Schwäbischer Merkur', wurde
in Oberdischingcn ein Kriminalhau in
großem Stile errichtet, das nicht nur als
Ausbewahrungsort von Züchllingen
diente, sondern worin auch die ergriffenen
Gauner eingeliefert, verhört und abge
urtheilt wurden, um sodann mit Stau
penschlag entlassen zur Abbüßung ihrer
Strafe in die die dazu bestimmten Räume
gebracht oder zur Hinrichtung geführt zu
werden. Die neue Anstalt kam alsbald
außerordentlich in Schwung. Der Rtt
terkanton Donau trat dem Unternehmen
nach einem Jahre bei, die sonstigen
schwäbischen Reichsstände und die Kan
tone der Schweiz verbanden sich mit dem
Grafen und schickten ihm Arrestanten zu.
Württembcrgische und österreichifche Be
hörde, ja selbst Sachsen-Koburg liefer
ten Verbrecher und waren froh, sie auf
diese Weise los zu sein. Schenks Hat
schiere durchstreiften ganz Schwaben mit
einem Requisilionsschein in der Tasche,
auf dessen Vorweisung ihnen allenthalben
die Justizbeamten die Verbrecher, die in
ihre Hände sielen, überließen. So kam
eS, daß der Name ,Malest,schenk' als
bald landaus und landab in der Gauner
weit gefürchtet und gehaßt wurde. Einen
besonderen Eindruck aus diese wie auf die
umwohnende Bevölkerung machten natür
lich die Hinrichtungen, die bei Ober'
dischingen aus dem Hochgericht ausgeführt
wurden. Bon allen Seiten strömten
fiühmorgens die Volksmengen herbei,
um das grause Schauspiel sich anzusehen,
und in Ehingen durften zu diesem Zwecke
die Schulkinder die Schule schwänzen.
Nachdem den Deliquenten ihr Urtheil
verlesen worden, bestiegen sie einzeln die
breitilehendcn Wagen und fuhren in
Gesellschaft von zwei Patres an die
Richtstäite. Ein stattliches Geleite von
bewaffneten Bauern zog mit ihnen. Tann
eisolgte unter athemloser Spannung der
Menge die Hinrichtung durch da Schwert
oder den Strang. Daß zum Tode ver
urtheilte Personen noch unter dem Gal
gen pardonirt werden können, beweist das
Beispiel der schönen Vikkor", der schon
die Haare abgeschnitten worden waren,
als die Begnadigung erfolgte, worauf
sie später sogar zur Leibköchln des Hen
kergrafcn" aufgerückt sein soll.
Daß dieser Beruf seine Gesahren mit
sich brachte, liegt auf der Hand. In der
That gehörte ein ganz ungewöhnlicher
Muth dazu, u in einer solchen Stel
lung unbeirrt auszuharren. Denn stets
lauerte der Tod oder Fährlichkciten aller
Art aul den Grafen. Er konnte sich
kaum sicherer fühlen, als die Verbrechet,
die er durch seine Spürhunde Hetzen ließ.
Einst lauerten ihm Spitzbuben am Gal
gen vor dem Thor der Reichsstadt Ulm
auf, als er aus seinem Vierspänner von
einem Balle nach Hause fuhr. Einer
warf eine brennende Handgranate in seine
Kutsche, allein der Gras sprang noch
rechtzeitig heraus, die scheu gewordenen
Pferde wurden wieder gebändigt und
entsührten ihn rasch seinen Feinden.
Ein andermal wollten bei Krauchenmies
im S'gmaringenschen drei Schelme sei
nen Wagen anhalten. Da riß er den
Hirschfänger von der Seite und trieb sie
ganz allein in die Flucht. Wieder ein
anderes Mal lieferte er sogar ein solches
Kleeblatt, das ihn überfallen hatte, ge
fangen in Oberdischingen ein. Wie er
sich aber auch tollkühn ohne Noth in Ge
sahr stürzte, zeigt solgender Vorfall. In
Lauxheim wohnten Spitzbuben einer
Hochzeit bei, und der Schenk erfuhr da
von. Er begab sich mit seinen Hatschie
ren nach dem betr. Wirthshaus, über,
raschle die Schelme und erblickte unter
ihnen einen, aus den er schon lange ge
fahndet hatte. Dieser sprang in seinem
Schrecken durchs Fenster in der Höhe von
zwei Stockwerken hinab. Der Gras
aber, damals wohl ein angehender 60er,
sprang ihm nach und erwischte ihn unten
am Boden. Keiner von Beiden hatte
sich beschädigt. Im Jahre 1800 setzten
die Franzosen alle seine Züchtlinge in
Freiheit, vielleicht weil sie seine Anhang
lichkeit an das Haus Oesterreich und sei
nen Franzosenhaß kannten. Einige der
selben nun gönnten sich den Spaß, das
Oberdischinger Schloß anzuzünden, und
dieses brannte vollständig nieder, wurde
hernach auch nicht mehr aufgebaut. Der
Graf wohnte von da an im Zuchthaus
selbst, und vor den Fenstern seines
Schlafzimmers ließ er Gitter anbringen,
die he, ausgenommen werden konnten,
damit er bei einer gcuersbrunst leichter
sich reiten konnte. Solchen Unbilden
und Gefahren trotzte der eiserne Mann,
auf ein behagliches Tas:':n im Genusse
seines ieichlhums vcilichtend, aber Ge
nüge findend in dem stolzen Gefühle der
souveränen Macht d,e er ausübte.
lichter und ausmann.
KleosoS war ein Dichter in Kori!i!h,
an dessen Thür grau Sorge schon ost
mit schierem ginger geklopft. Er fühlte
den Mangel an irdischen Gütern um so
mehr, als ihm gegenüber ein Kaufmann
wohnle. den die Göttin des Glücks reich
lich mit ihren Gaben bedachte.
Wenn der arme Dichter nun hungernd
in der Vorhalle deS HaufeS saß und das
Rumoren feines Magens sich in'das ge
sättigte Lachen der zu einem Mahl bei
dem Kaufmann versammelten Gäste
milchte wer wollte eS ihm da er-
oenken, daß er verstimm! wurde und ein
bitteres Gesühl über die Ungerechlig
keilen im menschlichen Leben in ihm auf
stieg?
linier diesem Eindruck machte er einst
seiner Erbitterung in einem Poem Luil,
intern er den Kaufmann heftig onqriff
und latyrikch mit einer dumme Gans
verglich, die mit Glücksnudeln Un ge
macht würde. Das Gedicht war so
voller Ironie verstecktem Spott, daß
Kleoos sei taiüdec staunte und ',ch
im slillen schon freule, mit welcher
Wuth riffle-', der zu'n-.i-'a. ti !e:en
würde.
Tiefer jedoch blieb äußerst ruhig da
bei, ries seinen Sekretär, übergab ei
diesem und siegte, was er zu thun
rathe,
Den Bösewicht bestrafen lassen!'
war die Antwort,
Mit Nichten!' ersetzte den Kaus
mann, rufe sogleich sämmtliche Schrei
ber Korinth's zusammen, daß sie das
Gedicht einige tausend Mal abschreiben!'
Das geschah. Nun wurden Leute ge-
düngen, die mußten durch die Straßen
der Stadt ziehen und die Schmähschrift
zum Kauf auöbieten. Und da die Men
schen schon damals, genau wie heute,
dergleichen gern lasen, so war die Auflage
gar bald ergriffen und eine neue mußle
fertiggestellt werden. Auch in die ande
ren Städte des Landes wurde sie ver
schickt und der schlaue Kausmann strich
nicht nur hierfür die Silberlinge ein,
sondern sein Geschäft war plötzlich eine
der besuchtesten, denn von allen Seiten
strömten Neugierige herbei, die Einkäufe
machten, um den Geschmähten zu sehen.
KleoloS, der Dichter, sah mit Erstau
nen und nich! geringem Aerger, daß
sein Gedicht gerade das Gegentheil von
dem bewirkte, was es bezwecken sollte,
und daß er damit dem Verhaßten mit
eigener Faust eine Glücksnudel bereitet
halte. Noch erstaunter war er aber, als
Arisolcs eines Tages zu ihm trat und
sprach i
KleosoS, ich nehme eS Dir nich! übel,
daß Tu mich mit einer Gans verglichest,
obgleich Tu damit im Unrecht warst,
denn Klugheit und Gelehrthei! mag viel
leicht bei Euch Dichtern wohnen, aber
Schlauheit sindet Ihr nur bei dem Kaus
mann. Wie hättest Du gelob! und ge
zelert, wenn ich wie Du gethan, Siehe,
ich versland selbst das, was zum Schaden
berechnet war zu nutzen. Doch, da ich
mich an ander Eigenthum nicht be-
reichern mag, auch Vortheil genug von
Deinem Gedicht habe, so bringe ich Dir
die Lllmme, die der erkauf desselben
ergeben,'
Da war der Dichter sehr beschämt und
msllle das Geld nicht nehmen; aber
ArisoleS drang in ihn und sagte : Laß
uns gute Freunde werden, und daß Du
ferner nicht Hunger leidest, beauftrage
ich Dich, von Zeit zu Zeit ähnliche Verfe
zu schreiben sie werden uns Beiden
zum Borlheil zereichen.'
Dann! reichte er ihm versöhnend die
Hände und KleosoS chlug im. So
wurde er der Vater der Reklame doch
Schmähgedichte versaßte er nicht mehr,
Bauernlogik.
Zu einem beliebten Arzte, der gerade
vel einem wohtvestellten Abendessen im
Freundeskreise seinen Geburtstag seiertc,
kam ein Bauer aus einem entsernt gele
genen Torfe und bat flehentlich, der Herr
Doclor möge ihm doch ein Recept sür
sein krankes Weib schreiben.
Nun', frug der Arzt, was fehlt ihr
denn?'
Da sing der Bauer an, umständlich
alle Symptome der Ktankheit seiner Frau
herzuzählen; die Schilderung war aber
doch so ungenügend und die angeführten
Erscheinungen so bedenklicher Natur, daß
der Arzt zuletzt verdrießlich rief: Ja, da
kann ich hier wenig helfen! Ich muß mir
schon Euer Weid bei Euch zu Hause an
sehen und zwar, weil die Sache gesähr
lich scheint, sofort! Habt Ihr Euer
Wagen da?'
Freili', Herr Doclvr, . er steht vor'm
Haus!'
Ter Arzt verabschiedete sich rasch von
seinen Gästen und bat sie, bis er wieder
käme, vergnügt beisammen zu bleiben;
dann fuhr er mit dem Bauern fort, in
dessen die Zurückgebliebenen die fatale
Siörung bedauerten und seiner Opfer
Willigkeit Bewunderung zollten.
Nach mehr als einstund, ger Fahrt unter
beständigem Regen und Sturm kam der
Toctor halb gerädert und bis auf die
Haut durchnäßt vor den Hvs des Bauern,
Nun', rief er vom Wagen steigend,
wo ist jetzt Euer Weib?'
Ta hockt (' ja drob'n!' entgegnet der
Bauer. Nanni, glei' steigst abi!"
Wie! ries der Arzt enisctzt und ge
wahrte jetzt erst eine völlig vermummte
Gestalt ans dem Bock da S ist Euer
inr
Ja freili'!' antwortet der Bauer,
Hab I a miig'nomnia. um Jhna den
Weg zu ersxar'n!'
Ja, aber', ruft da der Doctor
wüthend, warum hatt hr mir denn
US nicht gleich berichtet?'
Ja, null entgegnet der Bauer und
kragt sich hinter'm Ohr. Sie hab'n ja
doch vor alle' Leut' 1,'sagt, Sie wollen
me' Alle bei mir z' Hau seh'ul'
E. B.
Veränderte Anschauungen.
Es sind nun hundert Jahre, seildem
das Haupt Ludwigs XVI. unter der
Guillotine siel. Derjenige, der beim
Konvent beantragt hatte, bah der König
als Berrälher am Vaterlande und als
Verbrecher an der Menschheit erkläct
und zum Tode verurtheilt werde, war
Robesxierre gewesen. Zehn Jahre vor
her halte derselbe Robeepune als Adoo
kot vor dem Gerichtshof in Artoi das
Recht neS Hausbesitzers, einen Blitz
ableiter an sonem Hause anzubringen,
gegen die Einsprache der Nachbarn vn
lh'.irigl. In der Rede, die er zu diesem
Zweck hiell, kam nach den sxäler er
ölienilichten Akten die solgende Stelle
vor :
Man weiß übrigen, daß auch aus
dem Schlosse La Muelte ein Blitzableiter
angebracht ist, auf dem königlichen Hause,
welches der uns regierende Monarch so
o mi! leiner eihadene Gegenwart be-
edrt. Wenn noch ein Zweifel ihn die !
Wirksamkeit tiefer Axrarale wäre, so
hätte man gewiß kernen Versuch tartiit ;
über einem so geliblen und belügen !
Hrupie gemacht. Ich rufe die Gefühle '
ganz Frankreichs ür eine Fürsten zum
Zeugen, der unsere Freude uiid unser
Ruhin ist.
Wen Zwei dasselbe tliun,
ist es sür das Publikum' nicht immer
das gleiche. AIS im Juhre 1549 der
Erzherzog Maximilian 1er sxäler als
Marimilian I. deulscher Kaiser wurde
und auch als Dichter deS Theuerdank'
bekannt ist) an der Spitze eine großen
Heeres in die Picardie einrückte, stellten
sich ihm 100 Gascogner unter dem Eom
mondo des HauxtmannS Raimond d'Os
saigne in einein Engpasse in der Nähe deS
Schlosses Malonnoi entgegen und hielten
ihu solange aus, bis sie sämmtlich ge
sallen waren. Von dieser Episode lernt
man nicht einmal im Geschichtsunterricht
etwas und die Namen der Helden sind,
mit Ausnahme desjenigen ihieS Anfüh
rers, nicht bekannt. Dagegen sprich!
man noch heute von den Svv Spartanern,
die daö Perscrhecr im Paß der Ter
mopylen aushielten und der Name Leoni
das wiid genannt, sowie von Ausopse
rung und Heldeiiii.th die Rede ist.
Auch die Unsterblichkeit" hängt von
Zufällen ab und die Nachwelt' ist
durchaus nicht immer so gerecht, wie man
behauptet.
Heimgezahlt.
Der Maler Horace Lernet fuhr einst
von Versailles nach Paris in einem
Eoupe mit zwei Damen, die er zwar
nicht kannte, die ihn aber zu kennen
schienen. Sie stritten ihn nicht nur sehr
auffällig, sondern sprachen sich auch
höchst ungenirl über ihn und seine Werke
aus. Der Maler wurde darüber sehr
ärgerlich und wollte der Sache ein Ende
machen. Als der Zug durch den Tunnel
von St. Cloud fuhr, saßen die Reisen
den kurze Zeit in völliger Finsterniß,
Da drückte Vcrnet aus seine eigene Hand
zwei schallende Küsse. Beim Heraus
kommen aus der Dunkelheit sah er mit
Vergnügen, daß die Damen ihm nicht
mehr ihre Aufmerksamkeit schenkten, son
dein sich gegenseitig verwundert unstarr
ten. Als man endlich in Paris anlangte,
sagte Veroet, ehe er seine Begleiterinnen
verließ: Ich werde mir mein Leben
lang den Kops dmüber zerbrechen, welche
von den beiden Damen mich vorhin ge
küßt hat!'
Aus einer vertlei!igllngsicoe,
Staatsanwalt: Der Angeklagte ist
also m hellen Tage in die Wohnung ein
gedrungen, hat sich in die Schlafstube
geschlichen und dort, während die ganze
Familie im andern Zimmer beim Essen
saß, das Schmuckkästchen der Frau er
brachen, sich den Inhalt desselben ange
eignet und dann entsernt. Dieß Alles
wurde mit s großer Unverschämt
heil ausgeführt, daß wohl nichts als
Milderungsgrund angeführt werden
kann!
Vertheidiger: O doch! Hätte er nicht
noch darauf warten können, ob er nicht
zumEIsen e i geladen w ird!"
Auch em Grund,
Theater-Besucher sin der Premiere zu
seinem Nachbarn): Aber ich begreife
nicht, wie e bet diesem schrecklichen
Stück auch noch axxlaudiren fön-
neu!'
Nachbar: Das thu' ich nur, damit
ich nicht einschlafe.'
Lelbftoersiönolich.
Doktor: Ware Herr Lieutenant
gestern zum Balle beim Kommerziell'
rath?'
Lieutenant: Dagewesen!'
Doctor: Heden sich amüsirt?'
Lieutenant: Sehr. Damm standen
um mich herum, haben auf geistreichen
Witz gewartet,'
Doctor: Haben doch warten lassen?"
Lieutenant: , Selbstverständlich!'
Sin (jcjätjilichcs Geschäft,
HeirathSoermiltler: , , , Was, Sie
glauben mir nicht, daß Ich schon viele
Partieen vermittelt habett Ich kann
Ihnen nur sagen, ich sürcht' mich ordent
lich. Nach! allein Über die Straße zu
gehen!'
Aus der Schule,
Wozu dient der Hau-Hund?., Nun,
Hans!'
Damit er Nachlk toSHaus bewacht!"
Was thut er nun, wenn ein Fremder
Nachts in da Haus wollte?'
Er bellt I'
Gut. Wenn aber der H aush rr
heimgeht, M! da dr Hund auch?'
Nein!
Warum bell! er da nicht?'
Weil der Hausherr erst in der
Frühe heimkommt!'
Wenn ich ein junge -Mädchen
war !"
2i;c:m .ch tm junges Mali chen iioi', mein
ei (US man' dag .
nalime Smckbniimiiwtlk hn und strickt'
ohn' tlnikilasi,
Ich lttj-e daö P,anIpii, das ,l i:ui Clueu
liiifl,
"tfliinpeil nmd ia viel jii viel, iieiliickl doch
nie genug,
Äienn ich ein jiUiizeS Mlidcheii n''U', man
Meile ninie d,is
"ch ctimroUntf ei was mehr nie Wnichmii an,
iVoli.
Ich iiellie, trenn die -wajchikit "I, Romanlek
Hilf ein ;
Itlii '(tjunenbeii Homonen lieft man mchi die
Wasche rein.
Wenn ich ein inge5 Mndcheii niv'; mein
' l'iedltcö lniue tis :
Ich ging zur öchin in die keh,' koch!,
' selbe, was !
Tn HauSsiau jiemt ti sicherlich, ,euu ne gui
lochen lanu,
lind fciiiiit' ,ch bieg, bekäme ich auch chri
eiiit'it 'i'niiin.
Gute CBi'li'iicnlii'il.
grau: . . , .Was. ' s ü I Maß hast
Tu schon? Aber, Mann, jetzt dnit' doch
endlich an Deine sechs Kindl'.l"
Mann: Da hast D Recht, ile!
Kellnerin, noch a' Muß!"
Arzt:
kin guter tVilienl,
Sie müssen solider
leben! In Ihrem l'fc f n e f ch i : i t e n e
Alter soll man sich Wein, Weib und
Gesang abgewöhnen!"
Palient: Wissen was, .ir,Vi or
tor, da werd' ich mir vorlänsig den G e
s a n g abgewöhnen!"
liedesl'aromeier, '
Arthur, Du hast mich nicht mehr so
lieb, wie früher!'
Woraus willst Du denn das schlie
ßen?" Wenn wir damals böse waren,
sagtest Du: Nun mußt Du mir zur
Strafe hundert Küsse gebe, aber jetzt
sagst Du dann immer: So, hent' be
kommst Du zur Strafe keinen eiiizigen
Kuß!"
i galanter Galle,
Als unser Wirth noch ledig war, hat
dieses Gasthaus geheißen: Z um w i l
den Mann". Dann hat ei geheira
thet, und als Aufmerksamkeit für seine
Frau heißt das Gasthaus j,tz!: Zum
wilde Engel."
Lnsnnl lerrible,
Schwiegermama: ,,Bis Mittwoch
wollte ich hier bleiben, hatte ich gesagt;
das sind demnach noch vier Tage!'
Der kleine Arthur: Wenn Du mit
dem Mittagszug sährst, sind ti gerade
noch 9'J-i Stunden!"
Hon Du denn das so schnell auege
rechnet?" Der kleine Arthur: Ich nichl aber
der Papa!"
Ein angenehmer prrncipal.
A: Die Nachricht von, Tode des
Eommercienraths Beilchenholz erweist sich
glücklicher Weise als salsch; nur sein
Prokurist ist gestordenl"
B: Hab' ich mir doch gleich gedacht
, , , , zu was hat man auch sein! Leute!'
Durch die ü'.nra.
Freund: . . Na, uni Teine Frau ist
wohl 'n Engel?'
Pantoffelheld: Ja, das scheu,, aber,
unter uns gesagt, sie hat einen etwas
kräftigen Flügel schl ag!'
VaxianU.
r.nM: 7 8 war woil einer Deiner
vielen Gläubiger, der Dich so vertraulich
.,1 fc ,S5 ,,,, f'crf
Neffe: Allerdings, lieber Onkel, aber
den Neffen klopf ! man und
den Onkel meit man!'
Dramatische Wirkung,
List (zum eisten Mal in einer Bauern
komödie, in welcher der Held des Stückes
erstochen wird): Geh'n wir, Rest
sonst müssen wir am End' ' Z e u g ' n
m a ch '!
Kindliche Diagnose.
Du, HanS, es muß Besuch da sein!"
Woher weißt D das?"
Mama sagt zum Papa immer: Mein
Schatz!"
Absichtliches Miszocrflidn,ß,
Vater: ...Ich habe r, cb s dagegen
einzuwenden, daß Sie meine Tochter um
einen Kuß gebeten haben nur erwarte
ich, daß Sie jetzt auch mich bitten wer
den '
Herr: Um einen K u ß?"
Valer: Nein, niein Herr, um deren
Hand!"
Jerstieiit.
Herr Professor, darf ich Ihnen meine
grau vorstellen?"
Danke hab' selbst ein;!"
Auffallendes Geräusch.
Frau Bauer: Horch, wui war das?
Es scheint wieder eine Wass?rröhre ge-
platz! zu sein."
Herr Bauer: O nein, dcS wa, nur
Lorchen, die im Vcizimmer ihren Elorg
adgeküß! hat."
verkannte ftcf ;d -seit.
Erster Gatt: Ter Wirth schein, sei
nen Gästen gegenüber i:hr aufmerksam
rusein!., We er überall nachsteht, ob
jeder mit den vorgtsetzien Speisen zusrie-
ten ist!"
Zweite: Gan: te Iie: cilcttr:; ic
aus; er ifeul da nur nur so, um zu
feben, b leine Köchm n ch: zu g: rfct
Portionen he:g.tt!"
II u; dem ikra'nen,
Prosessor: Hinter den :Iiinpen liegen
die edlen Theile des Meichin, Herr
Kandidat, wenn ich nun mit e:::em i'ici-
ser da beiJhnen hineinstöche, wolün käme
ich z B,?'
Kandidat: Jn'S G.fSr.z:i. H-rr
Professor!'
:n strvbiitir.
Sie: La.il, mußt Tu ii.
küilich a die Lorelei den!.;:, u'inn Tu
meinen ,l!a:::.r. durch meine H;a:e rau
lchen hörne'
In:
Nun, c;.tr an das 2i "ii'it
ES rauscht i: den Schachte rliuin!"
-Teil mi; jedoli
Heu: Fräulein Rl-rchen, ,ch
Zn'chte. ich wäre schon G: .rsiu::;: "
Junge Tarne WeShold t :::!:"
Herr: Tarn weis g-o:ß jerau.
as ich Jh,ii,i alle; faf.en in;ch:e '."
?,,!!,! "M-r.
Zlir.y. :s. da, V.!
umd gijfj gncsjvuten!"
mit;: .tiev. der 'Sc::t a,:ch rech !;
klein iili"