Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, March 23, 1893, Image 12

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    Durch Schaden wird man klug.
Humoreske von B, omg.
Titr alle Vremier Lieutenant von
KckniKel war ein benenSguter Herr,
menn er sich auch nicht gerade einer statt,
lichen Figur rühmen konnte nnd wegen
ungenügender KSrperlänge sicher nicht
um aemeinen Soldaten ausgehoben wor
den märe, .nden eines war groß an
iljrn: feine Füße, und e machte sich ganz
komisch, wenn er am richten Flügel
der ersten Conipagnie marschirle, und die
kurzen Beinchen mit den mächtigen Ire,
tern weit auseinander reihen mußte, um
nur nicht hinter den f rennet schreitenden
langen Kerlen zurückzubleiben.
Da begab es sich im Manöver, daß
vor Seiner Durchlaucht, dem gkrsten
H., eine große Parade abgehalten
wurde.
Der Tag war heiß und staubig und
bis zum Paradextay eine weite irecre
zurückzulegen.
.Vorgesehen ist besser, wie nachgkl
dacht I " meinte unser kleiner Premier und
ver ab sich mit einem Fla chchen iq-ieur,
das er behutsam in die linke Tasche seines
WassemockeS barg.
DaS war nun gerade nicht sehr mal
tisch, denn ein alter Soldat zieht einen
Rum oder einen Nordhäuser, auch wohl
einen Steinhäger oder Munsterländer
Klaren vor; unser Schnitzel liebte nun
aber einmal das uße.
Er hätte übrigens auch besser gethan,
sein Glasfläschchen statt in die linke in
die rechte Rocktasche zu stecken. Sie
steckte doch nun aber einmal in der
linken.
Der Paradeplak war glücklich erreicht
und noch hatte der gute Premier den
Trank der Labe nicht angerührt.
Alsbald wnrde Parabeausstellung ge
nommen, und da Kommando: Stillge
standen! Gewehr aus ! " erscholl,
Nachdem die Richtung sorgfältig ausge
nommen, hieß eS: Hacken zufammenbe
halten, damit die Richtung nicht vndor
ben wird; aber .rühren'!"
Alles geschah, wie es befohlen.
Die Herren Offiziere!" ertönte
nun die Stimme des mit feinem Adju
tauten vor dem Bataillon hoch zu Roß
haltenden Kommandeurs, und der wackere
kleine Premier steuerte mit gesenktem
Degen mit den übrigen Herren Kamera
den los.
Du, Bechstedt, merkste was?"
flüsterte dem rechten Flügelmann fein
Hintermann zu, Du hast (e8 gab da
mal noch Zündnadelgewehre) mit Deinem
Gewehrknopf unserem Schnitzelchen beim
Gewehraufnehmen seine SchnapSbuttel
zerschlagen.'
Meinetwegen!" versetzte der xhleg
matische Bechstedt.
Wie nun der gute Premier mit ge
streckten Fußspitzen und gesenktem Degen
dahin marschirtc, lies eine gelbe, klebrige
Flüssigkeit das linke Hosenbein hinab und
verbreitete sich zusehends.
Vor'm Commandeur angekommen,
vernahmen die Herren Ossiziere dessen
Ermahnungen und Belehrungen und
marfchirten dann wieder in ihr Lücken
zurück.
Kaum dort eingetreten erscholl das
Kommando: Still gestanden!" Ge
wehr aus !"
Seine Durchlaucht nahten.
Achtung! Präsentirt das -Gewehr!"
donnerte die Stimme des Majors, die
Musik spielte den Präfentirmarsch, und
Durchlaucht nebst Suite ritten die Front
ab.
Jrzwischen ergoß sich die infame gelbe
Flüssigkeit au der linken Rocktasche un
sereS biederen Schnitzel bis auf den letz
ten Tropfen die einmal eingeschlagene
Bahn, das linke Hosenbein hinunter bis
zur Hacke und ließ einen unschönen gel
ben Streisen auf der weißen UnauSs
fprechlichen zurück. Allein dagegen ließ
sich nichts thun; denn im Allerhöchsten
Dienst muß der Offizier wie der Soldat
aushalten und geduldig das Unbequemste
auf sich nehmen, und auch unser Pre
mier mußte sich in das Unabänderliche
fügen.
Nun folgten Parademarsch in Kom
pagniefront und dann in Zügen. Das
eine mal halte Herr von Schnitzel am
Flügel des ersten Zuges, das andere mal
vor dem Zuge allein zu marschiren.
,Himmelsa?pklloI !" flüsterte der
Major seinem Adjutanten zu als der
wackere Premier mit seinem Zuge vor
überwalzte und stramm die Augen rechts
hielt. Ich glaube gar, dem Premier
Lieutenant von Schnitzel ist etwas
Menschliches passn,!"
Das scheint mir auch so!" entgegnete
der Adjutant, sich Mühe gebend dos
Lachen zu verbeißen. Aber auch Durch
taucht und besten Suite war das linke
Bein der weißen Unaussprechlichen mit
dem verdächtigen gelben Streifen nicht
entgangen, und in den Mundwinkeln der
Herren Offiziere des fürstlichen Stabes
zuckle eS wie Wetterleuchten.
Dem kleinen Premier dagegen war eS
nicht zum Lachen. Er fühlte an seinem
linken Bein elmaS Kühles. KlebriglS,
und das machie ihn höchst unglücklich;
allein maS hzls's?
ES mußte ertragen weiden. I
Zum Glück nimmt Alles in der Welt
ein Ende; auch die für Herrn von
Schnitzel fo unglückselige Parade.
Durchlaucht waren mit dem Bataillon
zufrieden gewesen und hatten dem Kom
mandeur ihr Lob ausgesprochen und der
Kommandeur hielt mit dem Adjutanten
wieder vor'm Bataillon.
Die Herren Oisiziere!" erscholl sein
Eommando und abermals steuerte der
Premier mil feinen Herren Kameraden
mit gestrecktem Degen loS.
Der Herr Major sprach den Herren
Ofstcieren sein Freude und seinen Tank
wegen dks kcbeS seiner Durchlaucht aus,
bemerk: aber am Schluss seiner Rede:
Nur ein, min Herren, ist mir aus,
gesallen und war mir recht satal. Ich
bin überzeugt, eS ist auch Seiner Durch
laucht und der ganzen Suite nicht ent,
gangen; ich meine den miserablen, höchst
verdächtigen gelben Streisen in Ihren
weißen Beinkleidern, Herr Premier
Lieutenant von Schnitzel! Ich bitte
Sie, machen Sie doch gefälligst einmal
Kehrt!"
Der brave Premier machte Kehrt,
dazu jedoch das unglücklichste Gesicht von
der Welt. Die Kameraden dagegen be
mühten sich vergebens, da Lachen zu
verkneifen.
War Ihnen nicht wohl, Herr von
Schnitzel?" fragte der Major theilneh
mend. ,E ist Ihnen wohl etwas Natür
licheS angekommen?"
Ach nein ! DaS weniger, Herr Oberst
Wachtmeister!" stammelte der kleine Herr,
und es war ihm, als ob sich ein Alp von
seiner Brust löste. .Es war weiter
nichts, wie Liqueur! Der Bechstedt hatte
mr beim Gewehr aus!" die Flasche zer
schlagen." Jetzt lachte der Commandeur hell auf
und die Herrn Osstziere accomxagnirten;
der Compagnieches aber spöttelte leise:
Ja, ja, lieber Schnitzel! Hätten Si
das klebrige Zeug hübsch vor der Parade
verputzt, wäre S Ihnen nicht in die
Buren gelaufen. Durch Schaden wird
man klug!"
Seit jener großen Parade soll denn auch
allen Ernstes der gute Premier die ?i
queurflasche niemals mehr in die linke
Rocktasche gesteckt haben, fondern stets in
die rechte.
Dio Z,vc!tanojtc!lnttg in Chicago.
Xti Beste.
Der Assvrerköniz Theglathphalaffar
der Dritte war im 17. Jahre seiner Re
gi'rung abermals von seinem alten Fuß-
übel heimgesucht. Seine Schmerzen
schienen unerträglich. Obgleich er sich
auf den Rath seiner Leibärzte nicht nur
aller atkoholrelchen Getränke, sondern
auch der 'gebratenen Tauben. Hübner
und Enten, welche doch sonst seine Lieb-
lingsgerichte bilveten, sorg attiq ent-
hielt, wollte die so sehnsüchtig erwünschte
Besterung nicht eintreten.
Da meldete man ihm, eS fei in der
Stadt ein fremder, gar weiser Mann an
gekommen, der sür Jedermann einen be
sonderen, demselben höchst zusagenden
Rath wisse. Der König faßte Hoffnung.
Eilends schickte er einen Sklaven fort,
ten weisen Rathgeber herbeizuholen.
AIS dieser im Palaste erschienen war,
sprach der König zu ihm: Du siehst
schon aus der Art meiner Fußbekleidung
iTheqlathphalassar trug Filzschuhe aus
Nilschlamm und Stroh fabrizirt), woran
eS mir gebricht. Man sagte mir, Du
wissest für Jeden einen auten Rath.
Künde mir also, was sür mich das Beste
ist und fei überzeugt, daß ein Assyrer-
konlg nicht undankbar ist." Ber Weise
prach: Gern wiu ich iotr Antwort
sagen, mächtigster, größter König! Die
Gölter selbst haben es mir eingegeben,
was für Dich das Beste ist. Höre also!
Da Beste sür Dich ist, daß der Mensch
nur zwei Füße hat."
Der König war aus diese Antwort
nicht gefaßt. Er dachte lange darüber
nach und fand, daß dieselbe zwar sehr
richtig sei, aber zugleich auch einen unge
heuren Hohn aus ihn und sein Leiden ein
schließe. Deßhalb beschloß er, am Wei-
en Rache zu nehmen.
Allsogleich rief er einen Schergen
herbei nnd befahl, dem Weisen vierzig
Streiche zu geben. Der Scherge that
so. Der König weidete sich am Anblick
des vor Schmerzen Heulenden. Dann
sprach er mit Wurde: ,'as Beste für
Dich ist, daß der Mensch nur eine
K egrleile bat, aut vem er oie gevuorenv
Züchtigung empfangen kann! "
TU MnroeLk,etrint"
AIS die sogenannte ,, heilige Allianz"
,m zayre 183 aus oen ikmb
de korsisch - russischen Staatsmannes
Pozzo di Borgs den Versuch machte, sich
in Mittelamerika einzumischen und das
Werk deS Patrioten Bolivar in Mittel
amerika durch eine Wiederherstellung der
Herrschast der spanischen Bourbonen zu
vereiteln, schaltete Präsident Monroe in
seine Jahresbotschaft einen Satz ein,
welcher in europäischen Kabinetten Stau
nen und Schrecken hervorrief. In der
Piäsidentenbotschast wurde nämlich er
klärt, ,,daß die Ver. Stakten nicht allein
jeden Versuch der heiligen Allianz",
ihr System aus die 'westliche Hemisphäre
auszudehnen, als dem Frieden und der
Freiheit der Ver. Staaten gesährlich er
achten, sondern auch jede zum Zwecke der
Unterdrückung unabhängiger amerikani
scher Regierungen oder der Controlirung
ihrer Geschicke unternommene Einmi
schung in dem Lichte einer den Ver. Staa
ten unsreundlichen Gesinnung betrachten
müßten." Diese Erklärung ist unterdem
Namen Monroe Doklrme" berühmt
geworden.
Zit kommt !
Nicht die Cholera, aber die Kri
noline. Nachdem der etil de Paris,"
da Bustle", in die Rumpelkammer
geworfen worden ist, in der eS
hoffentlich, voll von Reminiscenzen an
verschwunden schöne Zeilen, weich dahin,
modern wird, nachdem auch der Bang"
unserer Frauen und Töchter beinahe
zu verschwinden beginnt, beiläufig be,
merkt, ein, ebenso ästhetische Mode, wie
das Stutzen der Pferdeschwänze: da
mußte irgend eine neue widernatürliche,
verrückte Modeausscheisung austauchen
und sie ist aui der Rumpelkammer her,
vorgeholt worden, wshin unsere Mütter
sie geivorfcn: die Knnoline! Di Kri
nolin, das insolvent sich aufblähende,
breilmachende, Alles verdrängend, pre
tentiöse, unförmliche Ungethüm ist aus
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kus ötnuto.Gol'üuds ZNsssschussttv".
dem Mode-Horizont in Pari und Lon
don wieder ausgetauHt und wird dem
nächst auch hier seinen siegreichen Einzug
halten.
?i reicher Bater.
9Vtrm (RntliiAilh nabni einmal auf
seinem Wege nach dem Bureau eine
Droschke u,:d bezahlte beim Einsteigen
den regulären Preis. Der Kutscher be-
hielt daS Gcld in seiner Hand und schaute
eS bedächtig an, so das der Baron sich
veranlaßt fühlte zu fragen, ob eS nicht
recht sei. O ja," antwortete der
Kutscher, ek ist schon recht, aber Ihre
Söhne geben mir c,ewrhn!iö das Dop
xelte." Wirklich?" sagte der aron.
Nun, die habin einen reichen Pal er und
tir'er. sich'Z erlauben, ich habe keinen,"
?in passender Vergleich,
In einer Gesellschaft, zu der sich
auch der berühmte GefchichtSschreiber
Schlosser eingefunden Halle, rühmle sich
einst ein Modegeck, daß er mit seinem
Gelde AlleS erreichen könne. Schloner
sagte mit komischem Erniie : Da glaube
ich wohl, denn schon Philipp von Mace
donien Halle den Wahlspruch: Keine
Mauer ist so hoch, daß nicht ein mit
Gold beladen Esel über sie zu steigen
vermöchle!"
Scbr geeignet. ,
Haben Sie schon gehört: der junge
Goldberg will nach Eenlralafrika zu den
Kanibalen!,. Tie'er ungenießbare
Mensch!"
Ra, der paßt ja dann vor
züglich dorthin!"
Bba,
Fräulein Irma erklär! b:im Porspie
len von Weöer's Ausssrderiing ,um
Tanz" ihrem Vetter die Anlage deS Mu
sikstückeS: In d Einleitung stellt sich
der Tänzer vor und bitte! höflich um den
Tanz, Sie antworte! k und schüch,
tern. Dann solg! die Pr?mcr,ade das
eipräch wird lebhafter schließlich der
Walzer!" Mitten im So:el desselben
greift Fräulein Jima fehl, Aha",
ergänzt der Heller d: c,m tixion,
.!elt hat er st aus den Fuß g v-
treten!"
Vc-.&w-x.
A sim Theater n W7 ist Ur.n dir
Herr dort k ,: a r , beim ?Iu i a -. g?"
B: ,Ts iH roahrfchfinlich der I ; ch
ler der heutigen Premiere!"
Zartes Gemiffen.
Richter szur Zeugin): Sind Sie
schon bestraft!?"
Zeugin (oerfchJtrt): '.Ach ja ein,
mal.
Richter: In welcher Weise?"
Zeugin: Wegen PostvergeUns mit
einer Gcldstrase."
Richter: In welcher Höhe?"
Zeugin: Zwanzig Pfennig Straf,
xorlo."
" 3m xital.
Wärter: .WaZ soll ich denn mit dem
m ager'n Schneiderg'sellen ansangen?"
Ssnilenzarzl: Legcn Sie ihm ei
Ten'rIaster auf B r u st und Rücken!"
Wärter: Aber, Herr Toclor, menn
da nur nicht die ,we, Pflaster z u s a m
3ie n pappen!"