Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, April 28, 1892, Image 4

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Wir IKKre ei bedeutendet Laer in fttitSfcn, wel
.j-- mk tute zu fabelhaft niedrige Preisn abgeben.
Oefen !
Oefen Oefen .
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KSZW und Holz-Waann.
ÄlLMMi
Hcrluiriirnc SchZke.
Roman Don gleinhold Orluiamt.
(Fortfet?ung.)
Waruin sollte ie nicht ui einem
reiche Manne daran werden können?"
meinie Adolph Tobia. Ii wird ge
nug abfalle für alle Belheiligie. sofern
man nur mit der nöthigen Umsicht zu
Werke geht. Wolle ic sich also mit
Wort d Handschlag verpflichte, zu
nächst in den, angedeuteten. Sinne auf
Jlsien ivreiiiib einzuwirken ?"
Ja!" sagte Paul Veuenoorf, indem
er ach einem kleinen Lander, wie
wen er zuvor eine qewisse infinit
live Widerwille ; überwinden liiitte,
seine Hand in die weiste. ,m'l,laeuflrsi,e
Rechte de! Herrn 'Adolph TobiaZ legle,
.Ja. ich werde es ,n, '.'lber ich wie
derlivlk N,en mit aller Cffeiilicit, da,!
ich diesmal meine eiee Vortl,eil gut
im :lae lel,ae werde."
sie leiste liitlrtnuifl. die allerftiiiil
an iHiifriililiiifeit laiim etwa ; wii.
scheu übrig lies;, blieb ol,ne eine Er
widerung von teilen der Gebrüder To
bia? : dann aber Uen sich an einem der
mniltelbar benachbarten Tischchen ein
,ferr nieder, der jedensallo jedes Wort
der vv den Dreien ieinlrten unter'
liallnn venielsinen nisile.
man lainniu- iiu uiuci r,L;""!!1
dieser nwllllomineneii yiartiliarieimii
nur noch einige gleichgillige Bemertnn
gen untereinander ans. und Piinl Venen
dors cr,ob sich ;neist. oas ,!a,,ee
hanS z verlasse. Wenige Minute
später, nachdem Hngo sich eine frische
Cigarre angeiiindet nd Adolpl, das
sechste 5tiut iiche verehrt hatte,
lolgtc ilnii auch die Briider Tobias.
Während ,,c drm das ,'eivi,i oer
leipziger tiii;c chr,tte, wo das !hai
el der Uage io oas ua,vrmr
jiiingcln der Pferdebal,en jede efal,r
des BelainchlwerdeiiS be,e,t, gleit, meinte
Hngo mit etwa bedenklichem Aus
druek: -, attkll ovly v,ee,a,i ve,,r
gethan, nicht sogleich da ganze Spiel
vor i lj m aiinndeifen, Adolph ! Jch
babe es an seiner Unvenchiimllieit be
merkt, das; ei diese Offenheit siir eine
Durninlieit hielt und letzt nach Belieben
mit uS limspringeii zu konneu glaubt.
Wie iiii. wenn er eines Tages aus
irqend einer Ursache seinen Vortheil
darin findet, gegen i,S zu intriguiren ?
VI li I den ano anag eine ,v guuinui"
losen Schinken, der sich nicht eine
Augenblick bedenkt, seinen besten (yreiino
zu verkaineii. it doch wahrhastig nicht
viel zu neben."
.War nichts gebe ich datanl nici t
eine rothe Psennig ! li war mir so
eine gewisse Höslichkeitsfonn, daß ich
mir den Anschein gab. als wenn ich noch
einigen Werth ans seine Versprechungen
leatk. .'ivcr an vianat Air oarnin
wegen seiner Zuverlässigkeit keine orge
,,,, li.-l,,',- iin 9Vr haben
gftjtfr
CJsX.'Z
V JUäZS
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t-ff Reparaturen jeglicher ?lrt wer
den gut und billig besorgt.
Keizösen eine Speziaütät
FRANK E. LAHR,
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"Drchömts' Mchange !
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BIS Q Strakt. )
Ge,ei,ber der Post'Osslee j
Wrotcr LuK do ii h Morgen bi
Trr m, liler kieke, lirÄrfiliacn vokale wird nur Waare der feinsten Oualiti
führen und seinen Kunden in dn jiworkommendsten Weise da weltberühmt D'ck
Brot, Lagerbier kredenzen.
Schiller's .:' Wirthschaft
l28südl. 10. Str.,
A l! O l IX,
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IV ICH 1.
Das beriihmte
- Anhcuser'Busch Bier
-iH
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QXKrmacUcr ic. Iu,velcncindler
103.1 C Zttatt, Lincoln, Nebr.
Die alte renommirtk Jumelen Handlung können wir dem Publikum wegen de
Soliditi und Eleqan, der Waaren, sowie der mäjiigen Preise besten emvkelilen
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und Hcrrcn-
Gardcrobc-Artikel.
1017 & 1019 0 Slrasse, Lincoln. Nebr.
Kausstauen
Kleider
gebrauchet
CARR'S
ifek
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i hszS,
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r' BABB'SS
ZlO Seife, zrrril
miL, imiiil,ly
1 'ffleftiitcotn, Siebr.
fw- - ,---.yc:-ffi c-Jiw mmmmmar'WB&nKIM
Baker's Kleider . Laden !
1125 0 STRASSE.
Anzügen für Männer, Knaben und
Kinder
erd niedrigeren Preisen erkauft, l in 'irgend einem anderen eschäste der
!,d.. Wir desiven da größte Lager in Gardrber,ikel für Arbeiter.
Kausbedlnaungen: Baar.
u mache, lieber nao. ,'ir aveii
ihn am Mädchen, und wen er sich yi
weilen etwas nngeberdig anstellt, so ae-
schieht es eben nur. weil er das recht
ant weis!, Abgesehen davon, da wir
seine Wechsel i 'den Augenblick gegen ihn
eilend niameii könne, in er ain,
anderweitig so stark verschuldet, daß er
sich meiner Schätzung nach tani aa,
ein paar Monate über Wasser halten
kann, und das, er bald genug als ein
demüthig Bittender vor uns stehen
wird. ?a ist c dann an der Zeit, ihm
den Daninen gehörig ans da Auge zu
drückt und ihm ein siir allemal die
iMt an unverschämten Forderungen zu
verleiden. Wenn er aber wirklich eine
Tage aani und gar den Beniand ver-
lieren und etwa eflen uns versuchen
sollte, nun. dann haben wir immer noch
eine Wasse, mit der wir ihn zu Boden
streeken könne, daß er winselnd nin
(znade flelien wird."
,ÄH, den gescilschten Wechsel ! Seid)'
tifl den hatte ich im Äugeubliek voll
ständig vergessen."
.Ja, den gesälschte Wechsel, den der
Dummkopf vernichtet und vom Erdbo
den verschwunden glaubt, wahrend er
wohlverwahrt in unseren, Geldschranke
liegt. Ich denke, er wird groe Gingen
machen, wenn Einer von uns ihm eines
Tages dies kleine Papier unter die'iase
däll,"
Die ebriider Tobias sahen einander
, und lächelten, ES lies, sich wirtlich
kann, ein hübscheres Bild herzlichste
EiiwernelnnenS denken, als sie es dar
boten, ie hallen sich ohne streit und
Meinungsverschiedenheit über diese
Sache geeinigt, wie sie sich bisher noch
immer geeinigt hatten. War es doch
der gemeinsame Bortheil, für den Jeder
von ihnen arbeitete, und hatten sie doch
ikre (eieiilchastsvertrag unter xv
ziehnng zweier Rechtsanwalte so geschickt
abgeschlossen, das; iieiner den Anderen
hintergehe konnte, ohne sich zugleich in
das eigene tie,ch zu schneiden.
('.. Capitel.
Die Vorbereitungen z Walter Jas
mund Hochzeit wurde mit einer Eil
fertigte!! betrieben, welche alle Welt in
lebhaftes Ersiauiieu versetzte. Man in
sechs Wochen nach der überraschenden
Berlobnn v'i iniige Haares sollte ve
reits die eheliche Bcrbinduna fiattfin
den, und mit Rücksicht ans die vieihe
diese AcrniiiiS, welchen Walter vorge
schlagen, und o'erda ohne jeden Wider
ivruch angenommen hatte, war die ?cb
lere nicht erst nach ihrem früheren
Wohnorte zurückgekehrt, sondern alS
Gast im Hause ihres Better ?eueudorf
geblieben
A an ,vraii Antonie die Beschattung
der Aussteuer selbstverständlich ans
Gerdas kosten als ihr alleiniges
Recht in Anspruch nehmen würde, limr
bei ihrer leidcnschastliche Jiciguiiii, Ei
sause zu machen, wohl vorauszusehen
gewesen, le entwickelte bei der Ertul
jung dieser angenehmen Pflicht nun eine
Lebhaftigkeit und UncrmUdlichkeit. tl,
man bei ihrem etwa phlegmatischen
Temperament kaum hätte für möglich
Kalten Ionen.
Widerspruchslos nen "eroa nreer
wandte gewähren, und schon am dritten
oder vierten Aage gab sie e sogar aus
sie in die Magazine zu begleiten, in
denen ,rra Antoiiie mit innigern. Ber
gnügen ganze (Gebirge von -Ltosseu und
aia)rfiuucll vvr im uuhl;iiiiiicii ins.
Zuweilen wohl icimttelte die ,ge
Braut in leiier Miizbilligniia den vp,
wenn zugleich mit den iiliisangrcichc
Packeteu auch lange Rechuuiige von
oft selir bedeutendem Betrage i das
Haus gebracht wurde ; aber wen sie
dann vcrnimen wonie, ?i,vi,,c e,e
freundliche drslelluiig über ihre tkx-
scliwendling zu machcn. l,tc die,c o
zahlreiche und beredlc gründe siir die
niierläsiliche Roihwendigkeit jedes einzeln
neu .egensiandeS in Bereitschaft, das,
lcrda es bald aufgab, ihrer Leidenschaft
für den Einkauf unniilcr Dinge Zügel
aniulegcn
freilich würde sie unter anderen Vcr
halinisscn einem so thörichten Beginnen
wohl kaum mit demselben Gleichmut!)
zugesknen haben. 'letzt aber seit dem
Tage ihres Verlöbnisse legte sie
nicht nur in Bezug auf Frau Antviiien
Gebahrcn. sondern auch in Bezug auf
alle Andere, was in ihrer Umgebung
Hrimuij, eine Al,eiinai,,nlo,igkeit an den
u, oic uiueuen nur zu sehr einer
völligen Tinmpfheit glich. Sie lehnte
unterschiedslos alle an sie ergehenden
Einladunacn ab und kie wciaerie irfcmi,
Entschiedeiihcii, eine Theatervorstellung
oder ein onzert zu besuchen. Wenn sie
al einzigen Grund dafür immer wieder
annao, van iic lim nidil wobl omim Ke,
finde, so wurde diese Erklärung durch
llir ussek'en allerdings hinreichend un
teisluyt ; denn der zaile Hauch cer "e
juntiheit ans ihren Wangen scliwand iit
edem Taqe mehr dahin, miö die schlage
MiiDigli'it ihrer sonst so lcbhailen und
graziösen Bewegungen deutete ebenfall!
aus das 'A-orl!,tudeusein starten lörper
liche Uiibchagcns,
T rvidci ivics sie den Gedanken,
einen Arzt z Rathe zu ziehen, mit aller
Besliniiiilhcit zurück, und als sie einmal
in ,vra Auipiiiens Boudoir aus eine
alte, schwatzhaften Zauiialsralh nies;,
verlief! sie i fast u höflicher Weite dac
Zimmer, och ehe Jener i iiaie ge
ivesc war, eine ,Zage an sie z riclite.
IS war. wie man ihr spater mittheilte,
der Hausarzt, welche man ,ieuercMu',
q Doktor Pliitcnins' Stelle gesetzt
halle, renn von diesem Vetteren nmr
zivei Tage nach der bedenlsame Abend
gesellschait ein an Paul Veendorf ge
richteter Brief eingelrossen, in dem er
inik einen Aitsdnick liuilen Bedauenio
inilgelheill balle, das; er dnich seine
Studien gezwungen ivnrde. die 'privat
Praxis nach Möglichkeit ein uuluii u !ou.
und das? er darum ans die Ehre verzieh
1 en müsse, noch weiter der Hanoarzi der
(Vanulic zu bleibc.
Veueudoci halte dtcse 't,cs ei iisilie
vorgelesen und ealui beiiiiiidhi laiieinden
Bluse über das Blait hiüii'eg z leiner
jungen Beiivandtcn hiniitcr gesclttell.
Aber in Gn inieiit hatte lieh lein
Zug verändert, und s,e haue weder ans
die ironischen eniernmgc,,, mit ivetctteit
Paul da Zchicilc des Arztes beglei
tete, noch ans ,Viau Antcniiens lelthnftc
ivreudenäitszernng irgend eine Erwide
rung gehabt.
Walter Jasmnitd halle im vinsang
mit pünktlichster :1iegelma,tglctl den
lägliclie Besnc!, gciaht, welchen iite
lind HeilcMUli von dem enovic
verlanzen. Aber es war wie ein still
schiveignides llcbcreiiilomtncii zwischen
ihm lind Gerda gewesen, das! sie dabei
auf das Aeugsilichfte jcdcs 'Alleinscin
vermieden und das! sie viel mehr zu den
übrigen Aiüveseiidcn, als zu ciuaiiber
sprachen.
Bon Walters geschäftliche Angelegen-
heilen war mit kcincr tlbe mehr zwt.
scheu ihnen die Rede gewesen, und ai
Gerda, die sich dadurch e, wenig, denn,
rnhigt fühlte, einmal nach längerem
Kampfe eine Andeutung gegen ihren
Better gewagt, haue ihr dieser lächelnd
erwidert : Mache Dir darum keine
Sorge, mein liebes Bäsri,en. i u
Summe, mit denen Walter Jasmd
eben im Begiifs ist, sich zu anangtrcn,
fließe aus keiner anderen Quelle, als
aus Deinem Bennogcn ; denn mir aus
seine Heirath hin eröffnet sich ihm über
all ein fast unbegrenzter Credit, Wenn
c nachher an die Rückzahlung geht,
wirst Dn die Erleichterung schon be--ineike,
nach welcher Dn Dich so sehr
zu sehnen scheinst,"
Gerda halle sich durch ivvrui nuo !Wi
halt dieser Anstaust in gleichem Maße
peinlich berührt gefühlt nd mit gehei
mem EnkselK hatte sie wahrgenommen,
dass sich von dem Widerwillen, welchen
sie gegen die Art ihres Bettcrs empfand,
ein beträchtlicher Theil plötzlich mich ans
Walter .zasinnud übertrug, Wohl
glaubte sie später nach ruhiger lieber
legmig, diese Widerwillen völlig über
wunden zu l aben ; aber eS lies dann
doch ein Gefühl nicht geringer Erleichte
rung in ihr hervor, als ihr Berlobler
ihr noch an dem nüntticheu Tage mit
theilte, das; er nothwendig sofort eine
Reife nach seinem mii erwsibcncn Gute
iilisfboi antrete müsse, und das; er
voraussichtlich erst ndjl oder zehn Tage
vor der Hochzeit werde znrüätehreii f ein-
neu.
Eö mußten dann wohl Umstände ein
getreten sein, welche ihn wider Erwar
ten noch länger an dem Ziel seiner Reise
festhielten, Jn kurzen telegraphischen
'Mittheilungen verschob er wiederholt
den .ag seiner Anhinft, und die letzte
Rachncht ans jüissborn lautete dahin
daß er leider erst vienmdzwanzig stiin
den vor der bedeutungsvollen tyeier cm
kreisen werde.
ivran Antonie Halle sich rechlsaiassen
bemüht, Gerda mit allerlei annehm
baren Gründen über dies immerhin
etwa sonderbare Verhalten des Briin
tigamS zu trösten ; aber sie hatte bald
den Eindruck gewonnen, daß das si nge
Mädchen solchen civiles gar nicht be
dürfe, und daß die Abwesenheit Jas
miiiidS ihr ebenso qleichgillig sei,
alles Aiida, das sich um sie her ereig
nete.
in mächtige Stürben, mitten und
Truhen war in den Räumen der Venen
hors'schen Wohnung iiizioisilic Ale
aufgestapelt worden, was Atan An
toniens ENahrniig und Geichinacl a,
für eine Renverntählle nneiiibehrlich an
gesehen hatte. ES war am Montag
lind bereiis ant Mittwoch sollte sowohl
die standesamtliche als die kirchliche
Training des jungen Paares stattfinden
ist gab eö natürlich och unzählige
Dinge zu bedenken, anztiordiirtt tittS
bestelle, obwohl z ?ra Anton, ens
lebhaslem Verdruß ans (crdaS sehr
beslimuit ausgesprocheuen Wunsch von
eder grö;eren ,vetlichkeit Abstand ge
nominell und mir siir einen kleinen reis
von Eingeladenen ein imer in einem
vornehmen Restaurant gegeben werden
sollte. Gerda kümmerte sieh auch ietzl
um alle diese Vorbereitungen nicht im
Mindesten, und mehr ans 'Mitleid snr
i?ra Antonie, die von allen Amtren
gnngen wirklich schon ganz erschöpf!
schien. alS ans persönlichem Interesse
siir die Sache, entschloß sie sich, eine
Besorgung z übernehmen, welche die
junge ivran im Dränge ihrer Geschäfte
trotz aller vorsorgliche Rolizzektelche
vergesst halte.
aö grone Waarenniagazin, in dem
sie ihren Einians machen wollte, war
sehr stark besucht, und es sonnte Gerda
nicht gerade Wunder nehmen, daß sie
sich plötzlich von einer ranensiiinrne
begrnnt und mit ihrem Rainen ange,
reder horte. Aber es tostete sie nun
doch Mühe, ihre Bestürzung z verber
gen, als sie, sich umwendend, die kleine,
schwarz gekleidete und etwas verwachsene
samt gewahrte, von der ener srcnnd
nrne Griifj allem ausgegangen eilt
tonnte.
3iii r ein einziges Mal hattc sie bic
selbe fluchtig gesehen ; aber ihre Geda
keil hatten sich während der letzten Wo
chen so viel mit ihr beschäftigt, daß sie
sie auch ohne ihre charakteristische äußere
Erscheinung auf der Stelle erkannt
Haben wurde. Das erste Empfinden
ivciaics oic unan elniliclie. a, aerade!
häßliche Tochter des om,er;ie,iraths
ycimimnn in tnr wamiies, war ein nn
eriiarntrjes, aver darum nicht minder
levhastes Gesnhl cntschiedeiister Abnei
jjiiiiil. ic cnnücrtc den Grus, darum
ziciiilia, 1111,1 und gab durch ihre Hai
tun deutlich genug zu erkennen, daß sie
oie Begegnung ,o tnrz als möglich abzn
thun Wunsche, ,vraulein 'Melanic Pc
tcrinann aber schien ihre Abficht enl
weder nicht zu verstehen oder sie fühlte
iu) uuo iieii-iiu t-uicr iunaie inciii ge
neigt, sie zu beachte. Wüt einem iiii
veränderlich freundlichen Vncheln auf
dem iiinasoneii v'esiciü blieb sie n cr,
da eile und crlheiUc ihr, die sich bei
dein beabsichtigten Einkaiis ziemlich im
praktisch anstellte, einige sehr zweck,
mäßige Rathschläge in so bescheidener
und liebenswürdiger Form, daß es
geradezu unmöglich gewesen wäre, sie
ander al mit höflichem Dank entgegen
zu nehmen.
Und ic länger die Beisammensein
wahrte, desto mehr fiihlte Gerda ihre
erste Abncignig gegen da von der Ra
tut so stiefmütterlich bedachte und im
Grunde so edaiieriiswerlhc Mädchen
IVwinden. Mit Beschämung sagte sie
sich, daß hier eine Regung der Eifersucht
dock wakrlich selbst dann bbr schlecht
am Platze gewesen wäre, wen sie über
Haupt ein Recht gehabt hätte, ans eine ,
ehemalige Geliebte des Doktor Pla,e
nius eifersüchtig ; sein ; und mit der i
Beieitwiliiglett einer ehrlichen Ratnr
begangenes Uniecht wieder gut zu ma
dien, zeigte auch sie sich jetzt herzlich und j
liebenswürdig gegen ihre Begleiterin,
Auch ans der Straße, nachdem sie da
Magazin verlassen halten, trennten sie !
sich noch nicht, incinlein Melanie er. i
klärte, daß sie nichts z versäumen habe !
und daß es ihr bei dem schönen ivriih- I
lingsivetter ein besonderes Bergnügen
sei, ihrer snuge Bekannten ans dem
Heimwege Gesellschaft zu leiste. Sie
sprachen eine Weile von ichgilligen
"Ciinzeii; dann sagte d,e Tva,!er des
omiiierzienraths plötzlich : Wie thö
richt doch die Vente zuweilen reden und
ans wie nichtigen Ursachen ein angeblich
wohlveibürglcs Gerücht entstehen lann.
Sie haben sich, wie ich höre, mit dem
Baniicr Jasntttnd verlobt, und ich er
laube mir, Jhuen och etwas verspätet
meine Gliulwiinsche ausznfpiceheii.
Aber Ivahischeiulich hatten Sie selber
leine Alming davon, daß von Belanii
Ich und guten freunden ganz anders
über ihre Hand verfügt worden war.
Bei einer Anzahl von latfchfchivefteru
beiderlei Geschlechts galt es als vvlNcnn
ine ausgemacht, daß Herr Doktor Pla
teiiina iie als feilte Gallin heimführen
würde,"
Auf Gerdas Wangen hatte jäh die
ivarbe gewechselt, aber sie hoffte, daß der
herabgezogene Schleier der Anderen ihr
Errolhen verborgen habe. Um seden
Preis wolKe sie v'erhindern, das das
Gespräch bei diesem Gegenstände vcr-weile.
Ein sehr thörichtes Gerede in der
That," sagte sie kurz, ivür das Be
dauern, welches Sie mir damals ohne
Zweifel zu -theil werden liessen, wer
wie Sie sehen, glücklicherweise lein An
las! vorhanden,"
-in aufrichtiger llebeiraselmug eryov
'Melanie Peicrinann das magere Ge-
ficht z ihrer schöne junge Begleiterin.
th versiehe Sie wohl nicht ganz.
mein liebes ivranlctn," erwiderte sie
freundlich. Die Berbindnng, welche
te iitil Nerrn ,casitiüd eingegangen
sind, bedeutet siir Sie. da ie ihn lie
den, ja sicherlich ein viel größeres Glück;
isf, als ob alle diele Vente mit den (,Yi
gern ans mich weifen mußten, wenn ii,
e ansfpräche. Vasie Sie pns nie!,,
früher davon sprechen, als bis wn ' allein
in meinem Zimmer sind."
Fräulein 'Melanic fügte sieh mit jener
ruhigen Bescheidenheit, die einen Grnnd
ll
ii q ihres ganzen Wesens anszumach.
-n, und sehweigeud legten sie den Un
zen Weg b,s zur Wohnung Paul Venen
dorfö zurück.
Das '..cädchen, welches ihnen bffneie,
war ein wenig erstaniit über die ''eglei
lang, die das vnuilein si,h da miige
bracht hatte iiiid ihre Berwiiuderung
louchs, als Gerda mit ungewohnter
Stürze nd Schroffheit bcsahl : ,,ie
werden der gnädigeii vran nicht sagen,
daß ich einen Besuch habe, und Sie wer
den Sorge tragen, daß uns Riemand in
meinem immer slork !"
I '.-lls du Thür des kleinen traulichen
Gemaches hinter ihnen zugefallen war.
nahm Gerda sich nicht erst die Zeit,
Mantel und Hut abzulegen, und sie
vergaß es auch, ihre halb unfreiwillige
Befucheiin daii aufzufordern. Beide
Hände der kleinen verwachsenen eigrci
send und sie nebe sich aus das Sopba
niederziehend, sagte sie fast athemios
! vor Erregung! Wenn es eine nnpas.
- sende niiiuihnng ist, welche ich da an
! Sie richte, mein verehrtes vriittlein, s
1 hallen Sie das einem Gemüthszusiaude
zugute, den ich Jhitcii mit Worten woltl
kaum zu schildern vermöchle! Sie spia
elien davon, daß Doktor Plateuius seine
Person nud sein Herz nicht siir ritte
ülle lockender Reulitlsüiner habe ver
kauft wollen würden Sie sich nicht
entschließen können, mir nun auch zu
sagen, wann und unter welchen Hut
ständen er eine solche Gesinnung an den
Tag gelegt hat V"
So wissen Sie es nicht? Es hatte
doch den 'Anschein, als seien Sie von
Allein unterrichtet, obwohl ich freilich
nicht zn errathen vermochte, auf wen
diese Judiskreiion znrüekznsnhren sei,"
Jch weiß nichts Anderes, als daß
Doktor Plaicninö sich tun sichre Hand
beworben habe nd in schimpflicher
Weise von dieser Bewerbung zurüekge
treten sei, nachdem Jhr Herr Paler ihm
bedeutet, daß er auf eine erhebliche 'Mit
gift nicht zu rechne habe."
zn inaniein '.'j,eimes sonst so ,ar-
nc Beranlassnng, icie zu bedauern
aber hatte ich darum doch gewiß nicht,
als ich nri jhrcr angeblich bevorstehen
den Berlobuiig mit Herrn Doktor Pla
miiiis sprechen hörte,"
ic scheinen geneigt, eine Großnutth
gegen den genannten Herrn z üben,
welche er wohl kaum verdient hat. Aber
vielleicht ist es besser, wenn wir uns
Überhaupt nicht weiter mit seiner Person
beschäftigen. Es macht am Ende doch
weder Jhnen noch mir eine besondere
iyrende, von ihm zu sprechen."
te hatte ganz gelassen bleiben wollen.
um in dem Gentnth der tictnen ver
wachsend! von vornherein jeden Arg
wohn zn ersticken ; aber nun war sie
doch wider ihren Willen so heftig ge
worden, daß sie vor dem harten jilang
der eigenen Worte erschrak. Bielleicbt
waren es die nremen erstaunten, mit
fragendem Blick auf sie gerichtete An-
gen der Anderen, welche ttc in Verwir
rung und damit zugleich in eine gestei-
gerte Aufregung versetzten.
ich sollte nicht von ihm sprechen i
icxt haben Recht," sagte die Tochter des
jiommerzienraths mit einer fast demii
thigen Bescheidenheit, weiche Gerda ei
geiithiimlich rührend in das Her; klang.
aber es ist et recht schmerzliches ver
bot, auf welches Sie mich da hinweisen,
mein liebes Fräulein. Mein Verschul
den an jenen peinlichen Borgängen war
vielleicht doch ein geringere, al ic zu
glauben geneigt sind,"
.Jn ihren 'Augen schimmerten ira-
ncii, und Gerda blieb ganz crscnroitcn
stehen.
Ihr Bcrschnlden Bergeben Sie
mir, verch-tc gramem, wenn irgeiio
ein ungeschickter Ausdruck Sie in den
Glauben versetzen konnte, daß ich ans
etwas derartiges hinzudeuten wagte !
Eö muß Jhnen mit Recht als sehr nn
passend erscheinen, daß ich überhaupt
Anlaß gegeben habe, einen Borfall zu
berühren, der Niemand angeht als Sie
selbst ; aber da es nun einmal geschehen
ist, so lassen iic mich unumwunden
absprechen, daß in den Augen jede
ehrenhaften und redlich denkenden 'Men-
scheu nicht die Betrogene, sondern nur
der charakterlose, selbstsüchtige Betrüger
als strafwürdig und verdainmensivetth
erscheinen kaun."
te suhlte, wie sich bei den letzten
Worten 'Melanieö kleine hager: Hand
auf ihren Arm legte, und sie fühlte auch,
daß diese Hand heftig zitterte.
Um Golteö willen, tfnuilctti ,V)ont
stein wer ist es, von dein ic oa
sprechen ? Wer ist eö, den Sie eine
charakterlosen Betrüger nennen?"
Erscheint Ihnen die ?iiissrunswei,e
zu hart, die ich da , Bezug ans Doktor
Plateuius gewählt habe, so "
Die kleine Hand umklammerte ihren
Arm mit einem Druck, welcher Gerda
geradezu Schmerz bereitete.
vreche le niat weiter, tieves
Fräulein, und geloben Sie mir feierlich,
daß Sie nie wieder, zn keinem Acen
scheu etwas AchnlicheS sagen werden.
ES müßte Sie bitter gerenen ; denn
ich Halle Sie sür'iel zn stolz und hoch
finnig, als daß ie eine edlen, groß-
herzigen 'Mann ans irgend cincm nein-
lichen Rachegelüst grundlos verleumden
mochten,"
'Man konnte eine solche Warnung
nicht sanfter und herzlicher anöfprcchcn.
als es 'Melanie Pclermann gethan ;
Gerda aber Halle nichtsdestoweniger eine
Empfindung, als wäre sie plötzlich des
fluchwürdigsten aller Berbrechen beschul
digt worden.
Berleumdeii ich?" wiederholte sie
in höchster Bestürzung. ,,a, nici
Gott, waren denn nickt Ihre eigenen
Worte eine Bestätigung für Alles, was
man mir über die ehrlose Handlung
weise des Doktor Plalenin erzählt hat.
wenn ic sich auch unverkennbar ve
rnichten, ihn edelsinnig zu schonen ?"
Mit einem kleinen, wehmüthigen
lächeln schüttelte das häßliche, alternde
Mädchen den Jiopr.
Er hak weder ehrlo gehandelt, noch
habe ich einen Grund, ihn zn schone !
Wenn man Jhnen clwaS Andere er
zählt hak. so hat man ic ans oslen
ciucS braven M'ann schmählich belo
gen. 57 der könnte es in Ihren Augen
etwa für eine Ehrlosigkeit gelte, wenn
ein armer Mann seine Person und sein
Herz nicht versaufen will, obgleich ihm
einc Fülle lockender Reichthümer dafür
geboten wird ?"
fjent sonnte selbst der schützende
Schleier nichk mehr verbergen zu einer
wie marmornen Blässe Gerda Antlitz
sich verfärbt hatte. Roch ehe sie eine
Antwort auf ihre letzte Frage erhalten
hatte, fragte Fräulein 'Melanie voll ehr
lichcr Besorgniß. ob ihrer Begleiterin
etwas ziigestofzeu sei und ob sie sich un
wohl fühle, Gerda schüttelte den ops ;
aber sie winkle eine eben vorüberfahrende
Droschke heran und zag die verwundene
Melanie mit sich fort.
Sie müssen mich begleiten," sagte sie
Icidenschastlich bittend, Sie dürfen sich
nicht weigern, mir eine Viertelstunde zn
schenke ; den Sie allein sind im
lande, mich von einer furchtbaren Un
gewißheit zu befreien !"
Gewiß, gewiß ! Wie könnte ick, Sie
jetzt auch allein lassen, da Sie sich in
einer so große Aufregung befinden.
Aber sage Sie mir nur um Gottes
willen, was ist es, da Ihnen in meiner
Aeußerung so nahe gehen konnte ?"
.Richt hier." melirle Gerda ab. Mir
teu Augen entzündete sich die Glulh
eines wirtlichen Zornes,
C welch' eine schändliche Vüge!"
rief sie aus, Welch' eine nncrhöile
Verdrehung der Wirklichkeit ! freilich,
wenn irgend ein erbärmlicher Verleum
der es wagt, solche Gerüchte in Umlauf
zu setzelt, bitt ich Jhnen wohl eine wahr
heilsgemäße Erzählung schuldig, wie
wenig glänzend auch die 'Rolle sein mag,
die ich selber mir darin zutheilen kann.
Richt Doktor PlctteninS war es, der
sich um meine Hand beworben hat, son
dem diese Hand ist ihm, wen auch
wahrlich nicht ans meiue Veranlassung
nnd mit meiner Zustimmung, in kaum
verblümter Form angetragen worden,
zugleich mit einem Vermögen, das ihm
alle Annehmlichkeiten des Vebens ge
sichert nnd ihn für immer jeder Noth
wendigkeit eigenen Erwerbs überhoben
haben'wiirde, Sie sehen mich erstaunt
nd zweifelnd au, mein liebes Fräulein ;
Sie glauben vieü eicht gar, daß ich eine
nngchcucrlichc elbflverlästernng er
sinne, einen Mann zn rechtsertigen,
dem meine Neigung gehört ! Aber es
Handel! sich leider nicht um einen solchen
Akt erhabener Großmuth, sondern nur
um die lautere Wahrheit, Plateuius
hatte mich während einer schwere Er
krankung behandelt. Seine bis zur
edelsten Selbstverleugnung gesteigerte
rückhaltlose Hiugtbe an die Pflichten
des ärztlichen Beruf, die männliche
Festigkeit nnd die abgeklärte Rtilie seines
Wesens, die Größe und Lauterkeit dc-r
Gesinnung, die er absichtslos bei zahl
reichen, mehr oder minder bedeutsamen
Anlässen offenbarte, vielleicht auch die
bezwingende Wirkung feiner äußeren
Erscheinung, hatten im Verein mit der
Dankbarkeit, die ich dein Reiter meines
Gebens schuldete, mein armes, thörich
tes, durch die rankheit vielleicht dop
pelt empfänglich gemachtes Gemüth
überwältigt.
Ich Halle keinen anderen Gedanken
mehr, als an ihn, ich lauschte auf seineu
nahenden Schritt, wie auf eine hiutm
tische 'Musik, und mit nnerträglichcr
angsamkeit schlichen die Minute da
hin, in denen ich sein kluges, edles Ge
sicht nicht sehen, seine klare Stimme
nicht vernehmen konnte. Es war sehr
thöricht gewiß, nnd ich nehme eö
Ihnen durchaus nickt übel, mein liebe
Fräulein, wenn ie sich insgeheim
luftig machen über diesen lächerlichen
Johannistrieb einer häßlichen alten
Inttgser, die der liebe Herrgott nicht
einmal ganz gerade hak in die Höhe
wachsen fassen. Aber ich habe mir nun
einmal vorgenommen, die Wahrheit zu
sagen, und ich verhieß Ihnen ja im Vor
ans, daß ich keine sehr glänzende Figur
dabei machen würde, Daran, daß ,ei
ner verschwiegenen ehusnckt jemals
das berauschende Glück einer Ersüllung
zn Theil werden könnte, dachte ich sie,,
lieh nicht. Und vielleicht gerade deshalb
bemühte ich mich so wenig, vor den sor
sehenden Blicken meiner Umgebung zu
verbergen, wa in meinem Innern vor
ging. Im Allgemeinen nimmt sich ja
auch Rictnand die 'Mühe, sich um das
Seelenleben eines alten, verwachsenen
'Madchens sonderlich viel zu kümmern,
nnd nur der Umstand, daß ich den zärt
lichsten üud liebevollsten aller Ba:cr
habe, fitste diesmal eine verhcwgniß
volle Anzäume von dieser Siegel her
bei. Er sah die Veränderung in nici
nent Wesen und hatte die Ursache halb
erralhen, noch ehe ich sie ihm ans sein
Trängen nach nd nach gestand, ','ench
lenden Antlitzes versprach er mir, daß
ich glücklich sein würde, und tun ihm
ciue'Frende zu machen, stellte ich mich,
als ob ich ihm Glauben schenkte. Ich
ahnte ja nicht, ans welche Weise er in
beinahe thörichter Vaterliebe sein Ver
sprechen zur Wahrheit zu machen ge
dachte. wei Tage später stürzte er erregt
nd mit dunkel gerölhelem Antlitz in
mein Zimmer. Er gedachte zwar, mir
;n verheimlichen, was sich eine Viertel
stunde vorher in seinem Privailabinet
zugetragen hatte, aber da eine Ileine nn
bedachte Aeußerung meinen Argwohn
rege gemacht hatte, ruhte ich nicht eher,
als bis ich Alles ersahren. Mein guter
Bater hatte den Dvlior Plalcnins zu
sich bitten lasse und hatte ihm erst ver
stohlcne, dann, da er anscheinend wicht
verstanden wurde, ganz unzweideutige
Hmweise ans meine Rcigttitg und nitf
feine eigene Bcrcilwilligkc.it für dic Er
füllung meiner Wünsche jedes erdenk
liche Cpser zu bringen, gegeben. Er-,
der mich eben mit ganz an deren Augen
ansieht als alle Welt, konnte ja nicht
begreifen, daß mich Jemand um nur
meiner Häßlichkeit willen verschmähen
sollte, zumal, wenn er mit mir zugleich
mühelos ein Vermögen gewann, dessen
Erwerb meinen Bat'cr ganze Jahrzehnte
saurer Arbeit gekostet hatte. Darin ver
mochte er die bestimmte nud bündige
Zurückweisung, die ihm von Seiten des
Doktors zn Theil geworden, kantn :
verwinden. Sie bildete wohl die bil
lerstk ränknng und Enttäuschung sei
neS ganzen Gebens ; aber wie lies er sich
auch im innersten Herzen getroffen
fühlte, wie groß und schmerzlich auch
seine Erregung war er mußte doch
trotz aller ungerechten ZorneSausbrüche
gegen PlaleninS widerwillig zugeben,
daß der Doktor sich in seiner peinlichen
Lage nicht nur mannhaft und würdig
benommen, sondern sich auch voll sein
slen Zartgefühls gezeigt habe. 'Meines
Vater Liebe für mich Ht so innig ct.'.
so blind in "Tiici Innigkeit, das; er den
Mann woi'i bcm'en muß, der es wagen
konnte, i-ti.li mii summt all' seinem 'Reich
1 1) ii in zu i':.iMi!itii.ieu ; aber die stecken
lose und nnaiitasibare Ehrcuhasligkcit
des Maiiii-.o, den Sie vothiu einen Be
trüger nannten, nietn Fräulein, kann
wainlich nicht glänzender dargeiltan
werden, als dadurch, daß mein Vaier
ihm trotz dü'üo Haiics doch auch heute
noch seine Actiinng nicht versagt."
Gerda hatte sie lauge Erzählung mit
keinem A.i?;iiT und mit Iciuer Frage
nnierbrocheii. .zu statncnhaflcr llubc
weglichleil halte sie neben der Sprechen
den gesessen, die vel,zessnele, stauen
Augen tu'cit'.'ciuM aus ihre Lippen lies
tend, als i:,-.ic das, was diese fclnualcn
Lippc-n vertändele, nicht die Geschichte
eines src.nbcn '.ie. zeuslummers, sondern
ein bkdcitt:i!i.'.o:iwkr Unheil über
Leben und Sierbeii.
Auch als die Tochter des omittki-
zicutaihs nun geendet Halle, rührte
Gerda sich nicht sogleich. Aber ihr
S chweigeu und ihre Rnhc erschienen
Melanie so unheimlich, daß sie schlich !
lein den Anu um sie legte, wie wenn sie j
die junge BeUiunte durch die sauste !
Lieblvsuug aus ilsrer Versuule. theil
weisen wollte, lind das mochte ihr denn
in der That gelungen sein, denn bei der
Berührung itiinif Gerda heftig zusam
men, und indem sie sich der zarten Um-
schlingnng entwand, glitt sie vom opba
herab auf teu Teppach nieder, verbarg
ihr Gesicht in Melauies Schoß und be
gönn bitterlich zn weinen.
Bestürzt nud voll innigen Mitleid
blickte die häßliche alle Jnugser aus die
schöne, unter der Gewalt eines furcht
baren Schmerzes erbebende Gestalt der
iieendcu nieder. Wobl hätte sie nickt
den angeborenen Scharfsinn der Frau
in allen Herzenssachen habe müsse,
wenn ihr die Ursache vvn E'crdas lies
liger Erregung auch jetzt noch ein Ge
heimnis! grioesen wäre. Aber gerade
weil sie diese errieth, verzichtete sie dar
aus, dunh leue. uiebisfageude Tros!e
worle ihre Theilnahme zu beweisen. Sie
streichelte nur mit der mageren Haud
Gerdas weiches, glänzendes Haar, nud
ihre Lippen bewegten sich wie zu einer
Aeußerung des Mitleids, die sie dann
doch in der? lese ihres Busens verschloß,
ehe sie ausgesprochen war.
Da wurde plötzlich nach hastigem An-
klopfen die Thür des Zimmers aiifgc
rissen, und in einem sehr kleidsamen
traßeukofiüiu, mit leuchtenden Augen
und angenehm geiöthcten Wangen stand
Frau Antonie, fettig zum 'Ausgehen ge
kleidet, auf der Schwelle. Der fröh
liche Zuruf, den sie auf der Zunge ge
habt, erstarb bei dem Anblick der seit
sauten Gruppe, welche sie da so uuer
wartet vor sich sah. Da sich Gerda
nicht rührte, war auch 'Melanit gezwun
gen, in ihrer Stellung zu verharren,
und so ver iugcu einige sehr peinliche
Sclitufcu, i-io Aul nie mit dem Aus
druck höchsten Erflmiucns lief Mein
Gott, Fräulein Petertttauu, ic hier,
ohne daß ich es weiß, und in einer svl
chen Situation? Was um des Hitn
nie! willen, ist Dir denn zugestoßen,
meine liebste, einzige Gerda?"
Der ilu,tg der wohlbekannten
Stimme hatte die Weinende aufgerüt
telt, Sie erhob das tliräuenüberiiroiutc
'Antlitz und richtete sich in die Hohe,
Frau Antonie ivieh ganz erschrocken um
einen chriit zurück, als sie von dem
funkelnden, urn ud Verachtung sprii
hendeu Blick des jungen Mädchen-'
getrosten wurde, und Paul Leueudorf,
der ahnungslos hinter seiner Fra in
die vsiene Thür getreten war, hätte sich
am liebsten aus der Steile unsichtbar
gemacht, du er ivrattteiii JJicutute ge
wählte, Was mir zugestoßen ist?" wieder
holte Gerda hart. Richts weiter, als
daß ich darüber belehrt worden bitt, ric
falsch nd erbärmlich zuweilen selbst die
an nn Hanseln tonnen, denen wir un
ser ganzes Vertrauen gescheult und nie
mals eine Veranlassung gegeben haben,
uns Böse ;ii wntisehett. Geht ich
bitte Euch dringend, geht! Denn ich
möchte nicht gezwungen sein, 'Alles aus
zusprechen, was ich in dicset Augcnblitf
gegen Euch empfinde !"
Frau Antonie zauderte noch ; aber
ihr Gatte erfaßte sie am Artn und zog
sie mit stilisier Gewalt von der Thür
hinweg,
ionin-, liebes jiind !" sagteer. Un
sere theure Gerca scheint in der ihat
sehr aufgeregt, und c wird sich hofseni.
lieh spater eine günstigere Gelegenheit
finden, das Mißverständnis! atisziillä
reu, welches hier vbivalteu muß,"
Eine Minute später wa reu Beide
verschwunden, und Gerda wandte sich
lies ansaihniend an ihre Besuchen:
Jch habe ic in Veizeihnng zu bil-
ten, sowohl ivcge inci.icr Fassungs
losigleit, als auch wegen der häßlichen
Szene, zu deren Zeugin Sie soeben
gegen Ihren Willen gemacht wurden.
Und ich habe Ihnen vor Allem zn dan
ken, von ganzem Herzen zn danken siir
die edle Aufrichtigkeit, mit der Sie ohne
'Rücksicht auf sich selbst für die Ehre
eines schmählich Verleumdeten eintra
ten. Ich hoffe, Ihnen den Beweis zu
tiefern, daß Ihr hochherziges Beispiel
mich nicht umsonst beschämt habe soll,"
ic bückte sich nach dem Hute, der
ihr vorhin vorn Haupte geglitten war,
nud hesesiigle ihn wieder ans ihrem rei
che Haar. Es war kein Zweifel, daß
sie sofort auszugehen dachte, und 'Mela
nie sah ihrem Beginnen darum nicht
ohne Besorgnis! zu,
Wenn ich mir in dieser luude
wirklich einen kleinen Anspruch aus Ihre
Erkenntlichkeit und Ihr Vertrauen er
worben habe, liebes Fräulein," sagte sie
endlich, so lassen ie mich erfahren,
a Sie jetzt zu unternehmen gedenken.
Es geschieht sicherlich nicht aus bloßer
Rengierde, daß ich Sie darnach frage,"
Ich will ein begangenes Unrecht wie
der gut machen, soweit ich noch die
Mciciit dazu besitze. Jch habe dem
Doktor Plateuius einc schwere Beleidi
gung zugefügt, und ich will zn ihm gc
heiinm ihm Abbitte dasür zu leisten,"
ie hatte die Haud bereits auf den
Thiirgrisf gelegt, aber die Heute Ver
wachsene hielt sie durch einen bittende
Blick der großen sanften Augen zurück,
Ihre Absicht entspringt gewiß ans
den besten und löblichsten Beweggrün
den," sagte sie, aber ie thun vielleicht
dennoch besser, chrc Ausführung bis zu
einer ruhigen tundc ;n verschieben.
Gegen einen Besuch, wie ie ihn da
vorhabe,,, tonnten doch mit Recht aller,
lei Bedenke,, gellend gemacht werde,
nud cs könnten Ihnen später Unan
nehmlichkeiten daraus crivaektsen, deren
Bedeutung te jetzt vielleicht unter
schätzen." Tie altjüngferliche Zimperlichkeit, mit
der diese Einivetiditngeii vorgebracht
wurden, konnte nicht gerade dazu bei-
tragen, ihren Überzeugenden Eindruck
ans Gerda zu vermehren. Ruhig hatte
das junge Mädchen die Warnen ange
hon, ii,, aber ichiitteltc es um so cnt-
schiedener das iopscl,e,i.
Es darf in diesem fvn(( für mich
tetne eoenieu nuo teilte yurel)t vor
späteren Unannehmlichkeiten geben. Ich
navc c,n,aa, eine 'psiici), zu crsnllcii,
nuo coe vicricisinndc nnnntzen Ans
schubs kamt nur die Pein der Vorwürfe
vergrößern, weiche ich nur zn machen
habe. c,en ic versichert, daß Alle.
was mich künftig infolge meiner jetzigen
anoinngswetse treuen konnte, genug
sügig und unbedeutend ist im Vergleich
zn dieser Pein."
Fräulein 'Melanic mochte wohl ein
sehen, daß aiigesickn einer so iinbeng
sainen Entschlossenheit ei nochmalige
Zureden überflüssig und zwecklos sei
würde, und stall aller weiteren derart!
n .Versuche erklärte sie darum mit
überraschender Bestimmtheit : Run
wohl, wenn es einmal Ihr fester und
unabänderlicher Wille ist, dcn Doktor
in seiner Wohnung oiifznsnchcn, so wer
den Sie mir wenigsten gestatten, Sic
dahin zu begleiten, Sckon um der Ans
regiing willen, in der Sie sich befinden,
konnte ich eö nicht vor meinem Gewissen
verantworten, Sie jetzt zu verlassen,"
Gerührt erfaßte Gerda dic Hand de
alternden 'Mädchens,
Iä werde Ihnen die nnverdienic
Güie. welche ic mir heute erzeigt
haben, niemals vergessen. Fräulein Me
liiuic! Das Opscr aber, welches Sie
mir da bringen wolle, ist den doch
loohl ; groß, als daß ich es annehmen
dürste. War e doch sicherlich bi z
diesem Augenblick Ihr Wunsch, dem
Dollar Plaleuiu nie wieder gegenüber
zn treten."
Und wenn es auch so gewesen wäre,
was ist am Ende daran gelegen ! Ich
habe inzwischen gelernt, den niigesiiimen
Schlag meines allen rebellischen Herzens
in ein Tempo zu bringe, das meinen
Jahren besser austeilt, und wenn Pla
leniiis wirllieh elivas wie Verachtung
siir mich eiupsindeu sollle, so wird er
doch wohl givßuinlhig genug sein, es
mich nicht suhlen zu lassen,"
Gerda wehrte sich nicht länger gegen
das Erbiete der unter so seltsamen lim
standen gewonnene ,endtn, nd so
sichren sie, ohne beim Verlasse des
Hauses dem Ehepaar Lenendors noch
einmal z begegnen, mich der Wohnung
des Dvllors,tiereu Lage Melanie glück
licherweise bekannt war.
Vor der Thür derselben tackte die
Tochter des jiOimerziec,thS noch einen
schüchternen Versuch, ihre Begleiterin
zur Umkehr zn bewegen ; aber die Zu
rückweisung, welche sie ersnhr, war auch
diesmal trotz aller Freundlichkeit so be
stimmt, daß sie sich senszend sügte und
mit Todesverachtung die Glocke zog.
Eine ältliche, etwas mürrisch ans
sehende Frau öffnete ihnen dic Thür,
und auf dic sviagc nach dem Doktor
Plateuius schüttelte sie unwirsch den
itops,
ES ist ei wahres Vreitj, daß mein
Matt noch initiier versäumt Hai, das
Schild mit dem Rainen des Doktors
abzunehmen," sagte sie, denn wenn er
es gethan Halle, wurde man nicht fort
während von Leuten iiberlausen werden,
die nach ihm fragen. Es find ja nun
schon beinahe acht Tage, daß der Dot
lor nicht mehr bei uns wohnt."
Aber ie werden uns doch wohl an
geben können, liebe Frau, wohin cr ge
zogen ist?" fragte 'Melanie, die e als
ihre Pflicht ansehen mochte, für Gerda
das Wort zu fuhren.
Ein klägliches jÜndcrgeschiei, uaü in
demselben Augenblick ans dem Innern
der Wohnung vernehmlich winde, ver
anlaßte die Fflit, ihre 'Antwort ziemlich
kurz und unhöflich abzufassen.
Rein, ich weiß eS nicht !" sagte sie.
Wie ich glaube, ist cr nach Indien gc
gangen, und wenn Sie da nach ihm sra
gen wollen, können ic vielleicht seine
genaue Adresse erfahren."
iie schlug den beiden Dame dic
Thür vor der Rase ; nd man vernahm
noch eine 'Minute lang ihr verdrießliches
Gebrumme.
Welch' ein garstiges Weib!" ja Mi
Melanic entrüstet. Um eine johi c
WiNhin ist Doktor Plateuius wahrlich
nicht zu beneiden geivefen. Was sie da
von einer R'cisc nach Indieiisagte. war
natürlich nur ein grober chciz oder
vielleicht ein Ausdruck des Aergcrs über
den Verlust ihre Miethers. Wenn
ie noch immer daraus bestehen, Plaie
ins zn sprechen, so denke ich, wir thun
am besten, zu seinem Freunde, dem Dv!
tor Gildemeister. zn fahren. Der ver
mag nn sicherlich zn sagen, wo wir ihn
finden können."
Za, ja, lassen ic uns eilen, diesen
Herrn aufzusuchen !" drängle Gerda.
Und Sie glauben wirklich, daß die ,rau
nur ihren Scherz habe mit nn treiben
wollen ?"
Ich bin fest davon Überzeugt ; dcuu
was hätte Platcntus wohl vcranlancn
können, nach Indien ;n gehen ?"
Gerda athmete ant. Die letzten
Worte der Wirthin mußten ihr mit
Eentnerlast aus die Seele gefallen sein,
und wenn auch dic Zuversicht ihrer Be
gleiterin nun einigermaßen beruhigend
ans sie wirkte, s trug ihr blasses Ge
ficht doch noch sehr deutlich das Gepräge
hochgradiger nervöser Erregung, als sie
eine Vicrlclstnndc später an Fräulein
Melauies Seite im Wartezimmer des
Doktor Gildemeister stand.
Ein günstiger Znsall hatte es gefügt,
daß sie gerade zum chlnß der Speech
stunde gekommen waren und nach kur
zetn Warten vorgelassen werden könn
teu. Freundlich empfing sie der viel
beschäftigte Arzt, der wohl um zehn
Jahre älter sein mochte al Plalenin.
AI er an Melanieö Munde da
Anliegen der beiden Damen vernommen
halte, bewegte er mit einer Miene de
Bedauern das Haupt.
,,ie wurden eine wete Reise machen
müssen, mein gnädiges Fräulein, wenn
Sie ihn aufsuchen wollten, und e wäre
auch dann noch sehr fraglich, ob Sie
ihn sände. Mein Freund befindet sich
seil sieben Tagen ans dem Wege nach
Indien, wohin ihn ein ehrenvoller und
bedeutsamer Auftrag de preußischen
jiultiisministcrinm sendet."
Erschrocken halle 'Melanie sich nach
ihrer jungen Begleiterin umgewendet;
aber ihre Besorgniß, daß Gerda anqe
sichlö der niederschmetternden Kunde die
Fassung verlieren würde, erwies sich
diesmal als unbegründet. Wohl war
c wie fieberische Erschauern über den
Körper dc jungen 'Mädchen gegangen,
ihre Augen hatten sich weit geössnet,
und ihre Linke war unwillkürlich nach
dem Hcrz.cn gefahren, alö ob sie dort
einen heftigen körperliche Schmerz ein
pfände; aber alle diese Anzeichen eine
namenlosen seelischen Wehs waren jo
wenig auffällig, und eö gelang ihr so
schnell, ihre vMle elbstbeherrschnng
wieder zu gewinnen, daß Melanie da
durch fast in Verwunderung versetzt
wurde, und daß der Arzt jedenfalls
nicht das Geringste davon bemerkle.
Auch ihre Stimme klang fest und ruhig,
als Sie nnii, zum ersten 'Male da
Work nehmend, sragte : Und von wel
eher Art ist dieser ehrenvolle Auftrag,
Herr Doktor? Oder handelt eS sich
um ein taatsgeheiinniß nnd ist es nicht
gestattet, darnach z sragcu ?"
Rein, mein ,vralci, es ist durch
aus sein Geheimniß dabei, außer dem
jeuigcn. zu dessen Ersvrschung mein
Freund mit zwei anderen Gelehrten eben
ausgcsandt worden ist. Die drei deut
scheu Aerzte und 'Naturforscher, die sich
da nach R'iedcfdcngalcit auf den Weg
gcitmchk haben, wollen in alkiittu, dein
ständigen Hcidc der ojiatischcii E'holcra,
eiiigehmde Uutersiichnngeii über die Ra
tnr und die Ursachen dieser sürchlerlichen
Seuche austeilen. Doktor Plateuius'
ausgezeichneie Schrist über parasitische
raulheiiserreger hatte die Aufnicit jmtt
keil der ivachkreiie und des Miniflcrs in
so lebhafter Weise auf ihn gelentl, daß
ihn, schon vor eiwa die, 'Monaten in
der feluneichelhafiesien ftarni dic Theil
nahme an jener hochwichtigen wissen
schastlichen Expedition angetragen
wurde. Damals aiitivortetc er ans den
Wunsch seiner betagten Eltern mit einer
Ablehnung; wenige Wochen spüter aber
nahm er an Gründen, über die cr sich
selbst mir gegenüber niemals ansgespro
chen hat. die aber wohl von sehr triftiger
Art gewesen sein müssen, in einem
elncibcu an dcn Minislcr die ehren
volle Einladung dennoch an, und vor
einer Woche wie ich bereits erwähnte
hat er in Gemeinschaft mit dcn bei
dcn, anderen Herren seine weite Reise
angetreten."
Nnd - und in bei lice, Uiptt-inon
die Gesahr siir die j. lietlue'iucr nicht
viel großer als die Ehre, Heu i t !,or?
Huben dik dies Herren eiiva ein chu,!
millel mitgenommen, das sie davor be
wahrt, selbst von der eitel, e cigtijieu
und hiiiweggeiassl zu werden?"
Der Doltor machte ein ernste Ge
sieht.
Die Reise meines F-ieiiube wäre
Überflüssig gewesen, wenn es hei ic schon
ein solches chutziiiitlel gäbe, mein
Fräulein. 'Wer sich einer Ausgabe un
lerziehl, wie es dieie l ier in. der stell!
sei eigenes vcben inntlni in den rienu
der Wijjenjelnifi. und cr fingt so wenig
na eil der Gesain, wie der Soldat in
dem S chlaebucidc oder der ,oi ,,lmngs
reisende in den ,iiebersümpsen eines nn
bekannten tdstiiilies. Wer an, it-U.iei:!
Psade stillt, der stirbt einen einen et ilieu
und rühmlichen Ioo einen jod. auf
welchen gerade wir Aerzte jedercii ge
faßt fein iuüifcu. Aber ick Iwsfc znvci
sichtlich, das: cs mir binnen Jahra-f, i't
vergönnt sein wild, meinen Freund
Ptciteuitis gesund und ruhig wiedet zu
selten. Es ii zwar nicht seine Au, sich
zn schone ; aber er Hat eine eiserne Ge
snudheil, ud ich meine außerdem, er
müßte um seine seltenen E ha i u kl ers
willen bei der Wellregiernng wesentlich
besser angeschrieben fein, als uür i urch
schilittssterbliche." Zn den letzten, trostreicher l linkenden
Sätzen Halle ihn doch viclleübl in erster
Linie die Rücksicht aus Gerdas er
schreckende Blässe veranlaßt, denn er
beobachlele sie jetzt sehr ausmerlmn, und
folgte ihr ti! ziem lieh besvtglcm Blick,
als die beiden Dwneu sich nun mit eini
gen Danleswoiien empfahlen.
Stumm waren Melanie und Gerda
INI. -cuffeii tiuiui'tii 11111,1 ii, i-i-vu in-.- iiv
nun innen ans der Straße standen,
sagte Gerda, indem sie der kleinen Ver
wachsenen ihre Haud darreichte : es
hat nicht sein sollen, und ich leide sei l,
waö ich zu leiden verdient habe, RVH
mc ic noch einmal meinen herzlichen,
innigen Dank, und vergönnen Sie es
mir, mieh um Jhre Freundschaft zn be
werben, wenn ich iibcnvtinden haben
werde, wa mau eben nur allein über
winden kann."
Fräulein Melanie zauderte, ob sie
ihre junge Bctanntc wirklich jetzt scheu
sich seihst überlassen dürsc ; aber die Ver
abschiedung war in einer so klaren und
unzweideutigen Äuriii ciusgcfproc! eu
worden, daß sie fürchtete, ciusdiiiiglich
und iiberläsiig zu erscheinen, wcuu sie
noch Weiler daraus bcharrie, an Gerda
Seile zn bleiben. Auch war die Hal
tung der jungen Da,?vicv..
siujuC ni'.i' innige geworden, das: sui die
Fortsetzung einer Bcjchiltzcrrollc eigent
lich keine Veranlassung mehr voilcig.
So nahm sie denn die dargebotette
Hand und trennte sieh von der enge
wonnenen Freundin mit srenudlichc
Worten, die ihr ersichtlich ans dem in
nersten Herzen kamen, Ihre Wege til
gen nach verschiedenen Richtungen aus
einander; aber Fräulein Melanic Po
ternntnn konnte sich' nicht versagen,
hinter eine aus der Streife voi sptiti
de eilet hals zu schlüpfen und vot,
diesem Versteck so lange nach der davon
schreitenden Gerda auszulugen, als die
Umrisse der seinen, zierliche Gestalt
ihren Augen noch erkennbar blieben.
7, Capitel,
Wohl ,z!ener von denen, die in 'Wat
ter Jastniinds Gesellschaft die Eisen
Kahnfahrt nach Berlin zurücklegten,
hätte fich's in den inu (online lasten
daß es ein glücklicher Bräutigam fei.
der dem freudigsten Ereignis! und dem
höchsten Festtage feines ganzen Lebens
entgegenfuhr. Schweigsam und ernsten,
beinahe finstere Antlitzes hatte der
Bankier sieh in eine Ecke des iopeS
gedrückt nd sei Blick war unverwandt
aus die reizlose, unter regeuiehwerem
ipiiniiiel i oder tz,iiiönniglcil da
liegende Landschast gerichtet, dic der
ächzende und schnaubende Eisenbahnzng
durchsauste.
Ob diese Trübseligkeit der Gegeno
oder ob ein gewisses lorperltches Unbe
hagelt, von dein er schon seil mehreren
Tagen belästigt wurde, die chuld da
von trug seine Getniithsstiminnng
war düster und vei bitten, wie wenn es
nicht zn einer Hochzeit, sondern zu einer
Leichenseier ginge. Und doch halte er
sich selber schon ivicdecholl gesagt, daß
cr nicht die geringste Ursache habe, ver
drießlich zu sein und mit dem Geschick
jn hadern.
Die geschäftlichen Verlcgcnhciteti,-dfc'
ihn noch vor wenig Wochen bisa-n den
Abgrund der wildesten Verzweiflung ge
drängt hallen, waren vorläufig besei
tigt, Dank dem redii, welchen die
Rachrichl von seiner Verlobung mit
Gerda Hornslein ihm überall crofsucz
halle ; die heiß ersehnte Erwerbung von
jilissboru war zur vollendete That
sache geworden, und wenn nur zn einein
kleine Theil die Hoffnungen in Erfül
lung gingen, die sich an dicse Erwer
billig geknüpft, so brauchte er in Wahr
heil nicht siir einen einzigen Tag der
chnldncr seiner Gattin zu werden.
Gerade in diesem letzten Gedankeii
hatte von vornherein ctivas mächiig
Verlockendes siir ihn gelegen, und es
hakte ihm darum in Berlin nicht Ruhe
gelassen, bis cr feinen neuen Bcfit be
sichtigt und dic einleitende Vorberei
tungen für seine künftige Ausbeulung
getroffen hatte. Da er selber von der
Landwirthfchasl sehr ücnig und von der
Pelrolcuuigewinuung ganz und gar
nichts verstand, so wäre es natürlich
vollkvninien zwecklos gewesen, sich ohne
ei neu erfahrenen Berather auf die Rette
zu mache, intd Walter Jasmnnd halte
es als einen besonders dankenswert hen
Freiiiidschastsdienfl begrüßt, daß Paul
Lencndors seine persönliche Bekannt
schuft mit dem peufionirten Clu-rberg-rath
Doktor Slarcke, den, Verfasser
jenes bedeutsame Gutachtens übe, die
verborgenen Schütze von Mlifjbont ver
mittelt hatte. Es würde der Anieanng
durch seine Freund kaun, l-ef-uift
haben, in ihm die dauernde Gcirin-
1111119 dicteS Mannes, den leine ehe
malige hohe lelliing ja ohne Weiteres
als geschickt und sachverständig ni-pubi
von Höchster Bedeutung crfchcüien zu
lassen.
Aber dcr 'Rath, ein überaus jovialer
und liebenswürdiger alter He, r, war an
fänglich trotz glänzender elnei bietn, igen
wenig geneigt gewesen, seine goldene
Freiheit nocl, einmal ;u vei leimen.
Jch habe eine jii aeuv.liMinc -.:,'e-,!i,i-,"
haue cr gesagt, wenn üb eine nu-.'uc
Aufgabe erst einmal angefaßt habe kau:,
finde ich keine ruhige Minute mehr, ehe
sie nickt glänzend gelost ist. Jch winde
mich überarbeiten, würde vielleicht den
schwache Rest meiner rüste aiijicibfrt.
und Sie werden begreifen, daß um
davor einige Bcsorgntß ciiipsiiide!, meint
man, wie ich, dies irdiseche Iammmlia.
recht erträglich findet, und das sonnige
Dasciii, den Wein und die ieliouiu
brauen noch i, inner von ganzem vierten
liebt."
Eine Zeitlang hatte cs wirlinl, dc
Anschein gehahl. als ob alles Zurede'!,
krsolglos bleiben würde, dann aber war
k dcn vereinten Bemühungen Leucn
dors und Iasmuiids doch endlich gr
Inngen, den lebenslustigen alten Ham
siir dir Wünsche des Besitzers von ;ii,'f.
born gefügig zu mucken. Er haue sich
einen sehr vorlheilhastcn Bertrag aus'
bedungen 11 nd gleich in den entcit Vaiu
graphcn desselben die Beiiiniinting gc
setzt, daß cr vollkommen freie Hand be
halten und namentlich über dic Anwer
bung von ejiigenienien und sonstigen,
Personal dic alleinige Verfügung haben,
sollte. Walter Iasinund, dcr in dem
Schriftstück nirgend etwa Ausfälliae,