Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, December 03, 1891, Image 4

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Iil-iiMkiii KlnniH- AneiLor.
TlXH.cn quäle och Sorgen vom friilieften Morgen
Big spät U4IjI ijiiidii i die Nacht?
Tah alle verschwindk wie Naiich vor den Winden,
Hat Santa CLAUS Seife vollkracht!
Sapta Qaüj Seifen
fubtirirt von
N. K. FAIRBANK & CO., CHICAGO.
PYficiiun & wmii
Vionnt Forest Addition.
Geld zu verleihen
m solche Leute, welche Hüuser zu baue gedenken.
11 und O Strasse.
Schneidermeister.
Die modernsten Anzügen n-eiden nach SDlafj angefertigt. Auch hat derselbe in
seinem Lager
Feine Cigarren und Tabak fl?ts vorräthig.
1237 L trasze, Lincoln, Neb.
JLmm TyKG&-&3S7 C&C CO9
0rok an Kleinhändler In
DRY 600DS and QROGERIES.
Oftseite Goverument Sauarc,
UNCOLN NE
SITjK,
1 II V
E. R. GUTHRIE, 1540 0 ST.,
Händler in
alawagm und
öicit- und Pferdegeschirren.
CE. R. Guthrie versagt ober die prächtigste und reichste Auswahl von Wagen
in Lincoln. Kaufet nicht, bis ihr sein Wagenlnger in Augenschein genommen habt.
Ihr werdet eine gilnstige Gelegenheit uubenuvt vorübergehen lasse, wenn ihr nicht
vorsprechet; serner verfugt diese Firma über den größten Borrath in Bicycle."
1 r I StriivND.
"Merchants' Mchange !"
von
15 O Straße. ) Tinrnln Kuh
Gegenüber der Post-Office s llIIllÜIIl, vv.
rbr Lunch von Uhr Morflens bi 0 Uhr Abds.
Der Bcsider diese prächtigen Lokale wird nur Waare der feinsten Oualit f
führen und seinen den in der zuvorkommendsten Weise da wellberühmte D'ck
Bro. Lagerbler kredenzen.
Schiller's .:' Wirthschaft
. l r . - T t
- 28 siiDl. v. tr..
LINCOLN,
xsizim.
Da berühmte
H"
AnhcuserBusch Bier
stet frisch an Japs.
-üM
H
H
Ebenfalls die besten Wcinc u. Cigarren.
I. B. Trickey & Co.
IChrmacher u. Juwelcnlvcindler
1035 Strafe, Lincoln, Ncbr.
Die alte nnommirte Jnwelen Handlnng können wir dem Publikum wegen de
oliditM und Eleganz der Waaren, s,ie der madigen Preise besten empfehle
Hermann Brothers.
Kleider und Herrcn-
Gardcrobk'Artikcl.
D t t
Mann mit drm Vanmcn.
Roman von W. tt. Hudson.
tOopjrlitht. It. brCtaMU PublUhln Co, ud
pubUrJMd öy mymoiM Trn.rait.
l. Kapitel.
Xil I 1 rint.
Wir sind in New ?vrk. Im Oktober
1879, und der. Abend ist krisch. C
mag ungesahr neun Uhr sein. Die
Leute haben eine rasche Gangart ange
nommen unter dem Antriebe der kalten
Nachllust.
Nur ein Mensch macht eine Aus
nähme, tör bewegt sich nur langsam
weiter, indem er die Gebäude recht und
link einer genauen Musterung unter
wirst, Zittanchmal dleibl er an einem
Eck, teil, stehen und saßt ein gegenüber
liegende Hau fest in' Auge. So
kommt er nur langsam vorwärts, bi
er die Kreuzung de Broadwav mit
Bleekerstreet erreicht. Hier bleibt er
liehen und schaut die Ouerstraszen hinab.
Er überlegt augenscheinlich, welchen
Weg er einschlagen soll. Zögernd
schlägt er die Richiuny nach derBvwery
ein und gelangtauf diesem Wege mitten
in die Erlebnisse, die einen so machtig
Einfluß haben sollten aus sein ganze
fernere Leben.
Er war groß, athletisch gebaut. Nach
flüchtiger Schätzung sah er au wie ein
Vierzigjähriger, thatsächlich war er aber
erst einunddreißig. Die harte, tief
gehenden Linien seine Gesichte, Spu
ren überstandenen Kummer oder harter
Erfahrungen im Leben, ließen ihn älter
erscheinen, al er war; dazu kam noch
ein stehender Ausdruck tiefer Schwer
muth. Seine Schritte wandte sich
dem östlichen Ende von Bleeker.Street
zu. Ergina dann quer über die LroSby
Street und blieb nach einigen Schritten
vor einem Hanfe der gegenüberliegenden
Seite stehen.
Nicht al ob da Hau selber Irgend
etwa BcincrkenSmerthe an sich gehabt
hätte. E unterschied sich durch nicht
von seinen Nachbarn, einer Reihe alt
modischer, z gleicher Zeit entstandener
Häuser. Obwohl etwa verwittert,
sah man ihnen doch noch immer ihre
einstige stalllichkeit an. Altersgrau
waren sie geworden, aber sie besaßen
noch immer jene räumliche Bequemlich
seit, die unseren meisten modernen Ge
bäuden sehlt. und erinnerten an eine
Zeit, wo sie och glänzend und modern
waren.
Diese besondere Hau war drei
Stockwerke hoch, mit niedrigem Unter
bau. Die steilster de zweiten und drit
ten Stockwerk waren hell erleuchtet und
man sah durch dieselben selbst zu die
ier Stunde noch die darin befindlichen
'eute an der Arbeit. Da erste Stock,
werk mit den Besuchszimmern war
dunkel. Die Hauptthllre mit rundem
Steinmetzsriese, zu der drei bi vier
Marnivrstusen hiuaufsührten, stand weit
au,, aber in der Vorhalle befand sich
kein Licht. Zwischen den einstigen Sa
lonfenslern war ein r,eue ovale Schild
in die Hausmauer eingerammt, auf
welchem sich die Figur einer jungen
Dame befand, deren gelbe Leibchen
sehr ausgeschnitten, deren blaue Röck
chen sehr kurz und deren rothe Stiefelet
ten sehr hochgehend waren ; und diese
junge Dame tanzte auf rosenfarbenen
Wolken, eine Annahmk ätherischer Leiche
1017 & 1019 0 Strasse,
Lincoln. Nebr.
Kaussraukn
gebrauchet
C ARR'S
1 r-s. Ck
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C A R K'SM
IrTiT Seife, crrdöl
V 1 1 ( , , Cli 'mmii;. ?
2 West Lincoln, Nebr. ( R
fr " " . ,u, 4 rJKlit I
,.,.' ,.' y I .... . A iUk I
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Baker's Kleider Laden !
1125 0 STRASSE.
Anzügen für Männer, Knaben und
Kinder
Imerd,n IU niedriqersn Preisen verkauft, als in lirqend einem anderen Geschäfte der
iwcivv ..'.' : tU..U. i.i- rt.:
it(lbt. venprn vu Qtvw uu1 111 ühiu" iui niutuzx.
Kaufbedingungen: Baar.
liakeit. die wieder an und aar zerstört
wurde durch die Derbheit ihrer Beine
und die abnorme Breite ihrer dloizen
Schultern. Wahrend de Tanze koket
tirte sie durch ine schwarze Halblarve
mit alle Borübergehenden. Ueber
ihrem Haupte standen die Worte
Madame Delamour," und unter ihren
Füßen war da Wort .ostümver,
leiherin" angebracht.
Unterhalb dieser Salonfenster war
ein lange, schmale, über die gan
Breite de Hause lausende Schild
befestigt mit der Inschrift in deutscher
spräche : Wemhanolung. tue oer
Fenster de Erdgeschoß? hatte man in
eine Thiire umgewandelt, auf jeder
seite dieler 6 hur stand ein arun ange
strichen Kübel mit einem langsam ver
gilbenden Immergrllnbäumchen. Da
Eisengitter, welche emft den Vorplatz
vom t.rotto,r getrennt hatte, war langst
entfernt. Au Thür und Kenster
strömte da Licht ungehindert aus die
lrake heran.
Da ist da au, murmelte der
Mann. Sie tran.it eloria rntindi I
ltd) möchte mir gern einmal die Sachen
von innen anlklien.
Damit schritt er über die Straße und
trat in die Weinhandlung. Drinnen
angekommen, ließ er den Blick über den
Raum schweifen und ein Ausdruck von
Verwunderung und nttäuschung lies
Über ein Gecht,
.lur Bequemlichkeit de veinge
schüft waren die Zwischenwände der
einzelnen Zimmer weggerij en worden.
so daß da ganze Erdgeschoß nur eine
Räumlichkeit bildete, vinter demschant,
tische desand sich ein robuster Deutscher,
au einer laugen Pfeife rauchend, und
chaule mit einem vollständig ausvrua,
osen, breiten, runden Gesicht einer ge,
räuschvollen Gruppe von Kartenspielern
zu. Im Hintergründe de Raume
befanden sich zwei Billard. In der
Ecke link vom Eingänge stand ein run
der Ti ch mit vier Sesseln, auf dem ver.
schieden Zeitungen lagen. Der junge
Mann setzte sich an diesen Tisch, und
war auf den Sessel an der Wand, so
a er relativ isoiirt bleiben und da
ganze Gemach mit einem Blicke über
schauen konnte. An einem der kleinen
Tischchen inmitten de Raume, nah
bet den artenspielern, lag ein alter
Herr von beiläufig siebenzig Jahren
welcher gan; verlieft schien in seine
Zeitung, l der ilinge Mann einge
treten war. hatte er aufgeschaut und
etwa in dem Wesen de Neuangekom,
menen hatte seine Aufmerksamst ge,
fesselt. Obwohl er weiterzulesen schien
vliate er vennoch dann und wann au
den jungen Mann in der Ecke. Bald
aber gab er da Lesen gänzlich ans, er
legte die Zeitung aus' Knie und starrte
nachdenklich und verblüfft über seine
riue weg.
Der junge Mann rief den Wirth und
dili'llle ein Vla Lein und eine Ei,
garre. Al man ihm da Verlangte
gebracht, strich er ein Zündholz an und
dielt e mit der Rechten In die Lust, bi
der Schwefel verdampft fei. während er
die Eiaarre alie an leinen rivven in
Bereitschaft hielt. Der alte Herr, der
ihn heimlich beobachtete, lächelte. Die
Falten auf seiner Stirn glätteten sich,
der druck der Berdluftung schwand,
er nickte zufriedengestellt und kehrte wie
der zu seiner Lektüre zurück. Nach einer
Weile winkte er dem Wirth und bedeu,
tete demselben, daß er fern leere Bier,
ala neu gefüllt wünsche. Da die Kar,
tenspielcr jetzt ungewöhnlich lärmend
wurden, nahm er dann mit ärgerlicher
Miene diese Gla auf und trat an den
Tisch, an welchem der junge Mann sa,
wobei er böstich sagte: .Ist' erlaubt,
sich daher zu setzen i Die artenspie
(cc da drüben machen einen schrecklichen
Karrn, c ist nicht zum Aushalten I-
.Bitte, bitte I- erwiderte der junge
ivtann. Hier ist doch jeder leere Stuhl
tur ikesermann tret.
Der Alte ließ sich mit einer Verben,
gung nieder und sagtet Eigentlich
wvul, vorn vieivt (9 immerhin unhöflich,
sich zu Jemand zu setzen, der allein
bleibe will.
Ich bin hier allein, nicht eil Ich'
sein will, sondern weil ich in dieser
großen Stadt überhaupt Niemand
kenne.
.Als, ein Fremder bier?' .
.'ka und nein.' war die Antwort in
der Art wie eine Räthselaufgabe. Ein
Fremder bin ich nicht, denn ich ward
irr geboren. Und doch bin ich wiener
um ein Fremder, denn ich war seit acht
wahren nicht hier. :ech bin heute durch
die Straßen gegangen, ohne ein bekann
te Gesicht zu sehen, und weiß nicht,
wohin ich gehen soll, um ein zu fin
den.'
.New Nork ist eine große Stadt, und
wie alle großen Städte nimmt e all
jährlich ein neue Gesicht an. Sie sind
also eben erst zurückgekommen ?"
.Deute trat, -
.Mich wundert, daß Sie sich kein
schönere Lokal ausgesucht haben."
'ich bin nur au meinem otel hier
in der Nähe ein bischen ausgegangen,
um frische Lust zu schöpfen, und schien
derte hierher, weil mich die Stelle au
meine Jugend, fast möchte ich sagen
au meine Kinderzeit erinnert."
Nur einen uaeniilicr tunre ver atre
Mann scharf über seine Brille herüber,
dann sagte er: .Ich bin diesem Hause
anhänglich, nicht etwa, weil mich die
Gewohnheit allnächtlich hierher suurl,
sondern weil ich e schon seit meiner
kuaend kenne." Damit yvo der alte
Mann sein Gla zu den Lippen und
chlünie sein Bier, schcinvar ohne eine
Ahnung davon zu haben, daß er etwa
gesagt, was die Aufmerksamkeit de jun
gen Manne erwecken muhte.
Ja," suhr er fort, .ich war damals
noch jünger, als Sie jetzt sind. Du
lieber Himmel, wie oft habe ich hier in
diesem selben Zimmer dinirt, was für
fröhliche Stunden habe ich da verlebt!
Ein junger Freund von mir wir
wohnten damals miteinander in Chain
berS'Slrcet kaufte das Haus noch
während es im Bau war, und nachdem
e fertig geworden, führte er seine junge
Frau crem, kch hielt da au inr
allzu stattlich für einen Anfänger, denn
e war damals eines der elegantesten
der Stadt. Aber er konnte e bestreiten.
Trotz seiner Jugend war er bereits Ches
eines blühenden Geschälte, das sei
Vater gegründet und dann seinem ein
zigen Sohne hinterlassen hatte sammt
einer Anzahl alter und erfahrener
Schreiber, Ja, kein Hau in dieser
Stadt nahm eine höhere Stellung ein,
al das Hans Dorison & Company."
Waiireno der atie eann um 10 in
Erinnerungen verlor, hielt der jüngere
seine dunklen Augen fest auf ihn gerich
tet und die Erwähnung de Namens
der Firma machte, daß ihm das Blut
in die Wangen stieg.
Der alte Mann aber fuhr kort:
Ja, lustige Zeiten gab es In der That
in diesem alten Hause. Alle, was das
alte New Z)ork von einst an Schönheit
und Bornchmheit besaß, habe ich inner
halb dieser Mauern vereinigt gesehen.
Oft bei schönem Wetter wage ich mich
in den Stadtpark, um die Damen an
mir vorü herfahren zu lassen, die ich als
junge üviadchen in eide nd spitzen
diese Treppen auf und ab gehen sah.
Waren da schöne Zeiten! Ich war
Immer willkommen al der vertraute
Freund des Hausherrn, und darum ist
mir das Hans noch immer werth und
lieb. Aber auch Kummer und Betrüb
niß habe ich bier gesehen. Ich habe
alle Kinder Dorison'S von hier aus zu
Grabe begleitet, nur da jüngste nicht,
einen Knaben. Aber e kam die Zeit,
wo da Hau dem alten Dorison nicht
mehr gut gcnng war und er in ein an
dereS, i die dreiundzwanzigste Straße
og. Zort hatte er aber Unglück, eine
krau starb und er war nicht mehr der
selbe Mensch. Er zog sich vom Ge
kchäfte zurück, und da war unklug,
denn er wußte nun nichts mehr mit
seiner Zeit anzufangen. Sein einziger
Gedanke war sein Sohn, sein einziges
ind. Hier i Rcro vjork ay ich den
Alten täglich, aber ich war damals tU
ten hier und fast stets im Auslande be
schästigt."
Er unterbrach sich, um sein Bier zu
trinken. Dabei schien er gar nicht zu
bemerken, wie sich seines Gegenübers
stets größere Aufregung bemächtigte,
wie die Wangen desselben brannten und
der Blick desselben immer aufmerksamer
und starrer wurde ; denn er fuhr ruhig
fort: Dorison und sein Sohn lebte
einige Jahre allein in dem schönen
Hause. Dann fand eine Morgen
ein Diener zeitlich früh den alten Herrn
schon in seinem Arbeitszimmer am
Schreibtische. Als er denselben an
sprach, erhielt er keine Antwort und al
er genauer hinsah, sand er ihn todt.
Mitten im Äriefschreibe war er ge
storden. Das Sonderbarste aber war,
daß die Testamentsvollstrecker bei dem
Manne, den man für so reich hielt, kei
nen Dollar vorfanden. Sogar das
Haus, in welchem er lebte, war bi auf
den letzten Heller verpfändet."
Der lunge Mannn neigte sich vor.
legte seine Hand auf den Arm de älte
ren Manne und sagte fest : Sie haben
mir die e ganze Ge chichte nicht obne
Absicht erzahlt."
Der Alte schaute schembar verwun,
dert auf und entgcgnete: Was für
eine besondere Absicht sollte ich haben,
diese Geschichte einem ganz Fremden zu
erzählen?"
er lunge Mann schaute ein Weil
chen hindurch dem Alten fest in die
Augen, dann sagte er in tiefem, leisem
Tone, der vor Erregung bebte : .Las,
fcn Sie mich die Geschichte auserzählen.
Der alte Dorison verzog und verhät
schelte den jungen Menschen, seinen
Sohn, und gab ihm reichlich Geld. Der
Junge war ein leichte Tuch, der sich
unter Modenarren und in allen Klub
herumtrieb ; trotzdem war er es nicht,
der seinen Bater in Berlegenheiten
stürzte, auch brachte er keine Schande
auf den Namen seiner Familie Der
Brief aber, den scm Bater schrieb, al
er so plötzlich starb, ruinirte den Sohn.
An wen der Brief gerichtet war, oder
was der Bater beim Schreiben desselben
beabsichtigte, ist nie bekannt geworden
und wird wohl auch nicht bekannt wer,
den.
Der Brief lautete : .
.Lieber Freund I
Ich bin fast fertig, ja, wenn Du mir
nicht augenblicklich hilsst. bin ich In die,
sein Augenblicke schon fertig. Hilfst Du
mir aber und schenkt mir da Schicksal
noch ein paar Jahre, dann kann noch
alle geordnet werden. Ich bin geistig
und leiblich gebrochen. In den letzten
Jahren habe ich Qualen durchgemacht
wie kein anderer Mensch. Ich munte
hilflos zusehen, wie ein schöner Reich
tkum damit aufgebraucht wurde, die
Folgen eine Verbrechen zu verhüllen ;
die Fälschungen wieder gut zu machen,
die auf meiner Name verübt worden
sind und gegen die ich nicht einmal Pro
testiren durste ; die Berluste zu ersetzen,
welche andere durch Unterschlagungen
erlitten hatten ; den Gang der Gerichte
aufzuhalten, deren Einschreiten Schimpf
uno ciMnoc grorachi qaven wurde;
und all diese Geld mußte daraus er.
wendet werden. Und dabei mußte ich
noch thun, al hatte ich gar keine Kennt
niß davon, daß alles das durch einen
undankbaren Sohn über mich gebracht
wuioc, weicher.
.Und der Tod hat ihn getroffen in
dem Augenblicke, wo er dem Sohne die
se BerdammungSurtheil gesprochen
nattei- luor ver junge Mann fort
An wen war dieser Brief gerichtet?
Vernichtet und in Verzweiflung forschte
der ohn nach dem Adressaten, um viel,
leicht durch -ihn beweisen zu können, daß
oer mam ocs- nervenden sater unge,
recht sei und nicht ihm gelten könne.
Aber alle! Forschen war vergebens.
Da Gerücht von der Anklage des Tod,
ten verbreitete sich : in allen Klub
wurde e besprochen, alle Welt erfuhr
V
davon, die Ze,tu,izcn schnellen daruver.
Die Polizei bcmuwe sich, die Berdrc
chen, deren der Sohnx bezichtigt wurde,
festzustellen, aber es gcläqg ihr ebcnsowe
ig wie es dem Sohne gelang, dieselben
zu eins reisten. Seine Freunde zogen sich
von ihm zurück, die Thüren seiner Be
kämmn schlössen sich vor ihm, ans den
Straßcn kannte man ihn nicht mehr.
Da man sich Mühe gab, ihn au einem
Klub auSzumerzeu, verzichtete er auf
alle und floh die City, thatsächlich ohne
einen Heller, unter einem angcnommc
neu Namen. Er suchte Beschäftigung
in einer tadt im besten, wo er bi
vor einigen Tagen blieb und von wo er,
einem unwiderstehlichen Dränge fol
gcnd, nach seiner GeburtSsladk zurück
kehrte nach achtiahriger Zerdaniiung.
Und ich selber bin John Dorisou I
John Dorison, der durch seinen Bater
mit Schimpf und Schande bedeckt
wurde, nicht durch sich selber!"
,DaS habe ich mir gedacht, da habe
ich mir gedacht," murmelte der alle
Mann.
Und auch Sie, sogar Sie," fuhr der
unge Mann fort mit einer vor Erre
gung zitternden Stimme, .sie, e,
Freund meines Vaters, glaubten und
glanben noch immer an die Anklage,
die meiN Baler uiir aiS einzige Erbschaft
hinterlasse hat."
ES laa elwas so VcrzweisclleS und
sogar UcbcrwälligendcS in der Haltung
und dem Ausbruche des jungen Man
es, daß die Brille des alte Herrn sich
trübte wie von Thränen. ES war keine
Bitte um Glauben in dem Tone dcS
Mannes. Der andere la mir voll,
ständige HosfnnngSlvfigkeit in den tief
dunkeln, au ihn gerichteten Augen. Er
sah, daß der Kummer in diesem Antlitz
ein aller, eingeätzicr Kummer sei, keiner,
der i wilde Gcbcrdcn und scharfen
Worte einen Ausfluß fand, sondern
einer, der seine Beute nickst mehr losließ
und an den sich der Betreffende gewöhnt
hatte wie an einen entsetzlichen Gefähr
ten, von dem loszukommen er nimmer
hoffen durfte.
Der alte Mann blickte ansmerr am
und zum ersten Mal offen in das Ant
liy seines iscgenukers und sagte lang
am und naciidruckllch : vtcin, ich vaoe
jene Anklage gleich ansangS nicht ge
glaubt, ich glaubte sie nie und glaube sie
auch jetzt noch nicht."
.4jicc nigegnung war unerwari.
Dorison sank in seinen Stuhl zurück,
athemloS, den Alten verwirrt anstar
rend. Nach acht langen Jahren und
zum ersten Mal im Leben hatte er da
Jemand getroffen, der an seine Unschuld
glaubte.
Sie, Sie halten mich wirklich für
unschuldig an enen abscheulichen Bin
gen, die man mir vorwirft?"
.Gewinl" entgcgnete der Alte mit
Nachdruck. .Als Ihr Bater starb, war
ich nicht hier. 'Jiach meiner Rückkehr
und nachdem ich davon gehört hatte.
wollte ich Ihnen das zur Beruhigung
mittheilen und kyncn meine vilse an
bieten, aber e waren schon sort."
Dorison blieb stumm und starrte nur
immer den Andeien an, als verstehe er
nicht, was ihm gesagt ward. Plötzlich
und die ,nage tarn wie aus einer
Flinte geschossen rief er : Wie, wc,
halb wollten Sie das?"
.Weil ich etwas von Ihrer Lebens
weise wnßte," sagte der alte Manu
langsam. .Weil ich Ihren Vater ge
hört habe, ost und ost. wie er 'Ihre Le
benSwcise und Aufführung, Ihren Cha
rakter und Ihre Rechtschassenheit ge,
lobt hat. oft und oft. Und weil ich da,
her überzeugt war, daß er bei gesunden
Sinnen nicht Sie gemeint haben konnte,
und überdies, weil ich verschiedene
Dinge weiß oder, besser gesagt, ahne,
weil ich einen Verdacht habe, den ich
noch gegen Niemand erwähnt und den
ich auch jetzt nicht erwähnen will, wenig,
sten so lange nicht, bis ich meine Pa
piere durchgesehen uud mein Gedächtniß
wieder aufgefrischt habe. Jener Brief
öftres Waters ist mir stets ein unver,
ständliches Räthsel geblieben und das
mildeste Urtheil, das ich darüber haben
kann, ist, er könne nicht bei gesunden
isuinen gewesen sein, IS er ihn schrieb.
Aber was ist au seinem großen Ver
mögen geworden?"
Der lunge Mann lachte bitter.
Ihre Worte, die ersten, die mich ver
sicherten, daß Jemand an meine U
schuld glaubt, habe mich getröstet,
Wäre Ihr Glaube auf Beweise gegrün
dct, da würde mir derselbe etwa?
wiedergeben, was mir jetzt gänzlich fehlt,
nämlich Hoffnung. Jener unvollendete
Brief hat mein Leben zerstört. Das ist
das einzige Resultat, zu welchem ich ge,
kommen, nachoem ich acht Jahre hin,
durch versucht habe, da Unbegreifliche
zu begreisen." -
Mein lieber junger Man," sagte
der Alte freundlich, aber betrübt, indem
er sich vorneigte und die Hand auf den
Arm deS Andern legte, ich kann Ihre
Verbitterung begrcisen. 'Zch Umpa
thisire mit Ihnen von Grund meines
vcrzens. tzs gesaut mir. da sie kein
einziges Wort des Vorwurfs oder des
Grolls haben gegen den Bater, der
Ihnen eine solchen nicht wieder gut zu
machenden Schaden zugefügt. Aber es
ist jetzt Zeit sür mich, zu Bett zu gehen.
Besuchen e mich morgen in meiner
Kanzlei. Wir wollen dann weiter dar
über sprechen und sehen, was zu thun
ist. Hier ist meine Karle. Gute
Rächt l"
Der Alte entfernte sich rasch. Dorr
son blieb zurück und betrachtete die
Karte, ans der die Worte: .Job Nettle
mau, Handelsagentur und Wechsel
stube, Siummer 10 Broad-Street, New
Slots. " standen.
Er lehnte sich In tiefen Gedanken in
seinen Stuhl zurück. Licht schien ihm
in da Dunkcl einer seele zu salien
Sollte ihm noch einmal die Sonne auf
gehen? Ei Mcnsch wenigstens glaubte
an feine Unschuld. Da war freilich
nicht viel, aber es war doch wenigstens
etwa. Seine Erinnerungen wurden
wieder wach. Wieder durchlebte er die
qualvollen Tage, die dem Tode seine
Baker gcsolgt waren : seine caserel,
sein wilder Trotz gegen sein Schicksal,
seine wahnsinnigen Bemühungen, den
Folgen, den schlimmen Folgen jenes
unvollendeten Brieies zu entgehen:
seine krampfhaften Anstrengungen,
seine Unschuld zu beweisen; all das
stürmte durch seine Seele, und er
durchfühlte noch einmal die Bitterniß,
den Schmerz, die Pein jener Tage, so
daß er vergaß, was um ihn her vor
ging.
Plötzlich fuhr er empor und ward sich
wieder seiner Umgebung bewußt, und
zwar durch den SchreckcnSrus eines
der Kartenspieler: Aber das tjt ja
Blutl"
S. Kapitel.
Ei geheimnißvolle Tram.
Im Nn war Alle in dein Lokal in
der Hohe. Alles drängte sich um den
Ti ch, von welchem der Aunchrei her,
gekommen war und gaffte an den Pla
fand hinaus, von wo der .ropscn herab
gekommen war, der den Ausruf veran
laßt halte.
An diesem Pwfond war ein langer,
regelmäßiger Sprung bemerkbar. An
einem Ende desselben, welches über dem
Tische auSlicf, war ei kleiner dunkler
Fleck bemerkbar. Dorison, der mit den
übrige herbeigekommen war. sprang
auf den Tisch hinauf. Kaum hatte er
sich dort aofgerichtct, als der kleine
dunkle Fleck, der sich in einen Tropfen
verwandelte, herabtrvpfte, während sich
ogieich ein neuer jviect vuocte.
Es ist wirklich Blut," sagte er. E
irorneit urcq Diesen R,. E tnu
auS,.dsm, oberen Gemache kommen; wer
wohnt dort ?"
Aller Auge wäre ans den deutsche
Wirth gerichtet, der i Erwiderung die
ser stummen Frage sagte: Ich weiß
e nicht, sie sind eben eingezogen. Sie
sind MaSkenverlciher."
.Es kann jemand umgebracht wor
den sein!" meinte eine Stimme in der
Menge.
Nun lief allc wie auf Bcrabrcduug
aus dem Lokal und die Treppe am
Hauptkhor hinaus. Dorison und der
HauSciaenthümer blieben allein. Bon
M-iI,i ltt-rth ItKrt nimt hnA 1'ftrnh,l
vieler Füße und Pochen um Einlaß an
der Thiire oben.
Dorison war vom Tische herabge
stiegen und siegte den Deutschen, ob e
zum ersten Stockwerk keinen rückwärti
gen Eingang gebe.
.Ja," entgcgnete der Deutsche.
Gehen Sie nur durch die Thüre dort
uud die Stiege hinauf."
Drrisou eilte durch die bezeichnete
Thüre und sand zu seiner Rechten eine
treppe, die er ra a tuaus lieg, oro
den stieß er die obere Thüre auf und
trat ans eine bedeckte Veranda. Er
versuchte die in da Vorhans führende
Thüre aufzukliukctt, aber dieselbe war
verschlossen. Dann versuchle er da
erste, auf die Veranda hinanSgeliende
Fenster, ud eS ließ sich leicht ausklin
kcu. Einen Vorhang, der ihm den
Weg abschnitt, schob er bei Seite und
drang in ein grvszes, viereckige Zim
Hier, in welchem sich anszcr zwei csscln
und einem abgenutzten Tcppich keine
Einrichtung befand. An einem Rohre
an der Seitenwand brannte ein GaS
Hahn.
Er durchschritt da Zimmer bis an
die Seitenlhiire, die zugemacht waren,
aber eine derselben ließ sich ohne Wider
stand öffnen. Er schob den schweren
Thürvorhang bei Seile und trat in ei
wohlcrlcnchtctes Zimmer. Mit einem
SchreckenSrufe prallte er zurück.
u seinen minen lag der Korper einer
Frau in ihrem Blute schwimmend. So
ncrvcnstarr und voll selbslbcherrschnng
er war, erschütterte ihn dennoch der
Anblick, und er taumelte fast ohnmäch
tig zurück, während ma draußen in
der Vorhalle noch immer an die Thüre
donnerte.
Die Frau war nach vorwärts gefal
len, und dabei halte sich ihr Antlitz
gegen ihre rechte chulter gewendet, ihr
rechter Arm war ausgestreckt, als habe
sie nach etwa gehascht und es verfehlt.
Wo der Hals frcilag, sah man eine kleine
Wunde, aus der das Blut hcrauSge
schössen und in trömen niedergeflosscn
war, ihre Kleider durchnctzend und alle
um sie herum durchsickernd. Ein kleiner
Schrägen, der augenscheinlich mit phan
laslischen Kostümen behängen gewesen,
war während des dem Mord vorange
gaiigeuen Kampfes umgeworfeit worden,
denn die Kleider waren umhergestreut
und die Frau lag aus denselben.
Dorison erholte sich sast augenblick
lich wieder von dem ersten Schrecken
und Entsetzen und neigte sich über den
Körper. Es war der eine jungen,
etwa sechs, bis siebenundzmanzigjäh
rige Frauenzimmers. Sie Halle ein
angenehmes Gesicht und mußte im Leben
sogar hübsch zu nennen gewesen, sein.
Er überblickte rasch das Zimmer.' Zu
seiner Rechten und dem Kamine gegen
über befand sich ein langer, schmaler
Tisch mit tiefen Schubladen, dessen
Oberfläche iziit blauem Filztuch über
zogen war. An den Wänden ringsum
befanden sich Regale und Fächer voller
Kostüme. Die Fenster und die beiden
in's Vorhau? führenden Thüren waren
mit Borhängen dicht verhüllt. Zu
seiner Linken stand auf Armeslänge ein
kleiner runder Tisch. Zwei Gegen
stände befanden sich aus demselben.
Fast mechanisch streckte er seine Hand
ans nd nahm sie auf. Der eine war
ein Ring, der andere ein kleines, altmo
disches, halbrundes Porträt in einer
schmalen Goldeinfassnnz.
Er war überrascht überwältigt.
TaS Porträt war ein Bild seines
Vaters, mindestens zwanzig Jahre vor
seinem Tode aufgenommen. Er glaubte,
seinen Sinnen nicht trauen zu können.
War seine Phantasie durch die Schre
ckensszcne verwirrt ? Immer und immer
wieder betrachtete er das Bild.
Nein, er täuschte sich nicht. Dann
faßte er den Ring in' Auge. Auch
ihn erkannte er wieder. Er hatte ihn
in seiner Kindheit hundertmal an dem
Finger seine Baters bemerkt.
Verwirrt und Überwältigt, und un
ter eiuern Impulse, von dem er sich
keine Rechenschaft geben konnte, ließ er
die beiden Gegenstände in seine Tasche
gleiten..
Im Vorhause draußen ließ sich eine
neue Bewegung hören und neue Schritte,
welche den Ton der Autorität zu habe
schienen.
Eine Stimme sagte: Wir können
die Thüre da nicht aufmachen."
.Dann wollen wir sie aufbrechen!"
sagte eine andere, gebieterische Stimme.
Aufgeschreckt, unternahm es Dorison,
über den daliegende Körper zu schrei
ten, um die Thür zu öffnen. Dabei
erblickte er ein Stück Papier in der
Hand der Ermordeten. Fast ohne zu
wissen, wa er that, neigte er sich herab,
und ohne einen besonderen Zweck damit
zu verbinden, nur getrieben von einem
unbesieglichen Impuls löste er das Pa
picr au den Fingern der Todten. Wie
er nach der Thür eilte und eben den
Vorhang zurückschieben wollte, bemerkte
er ans dem Fußboden einen großen Pa
pierstreifen, den er ebenfalls ganz rne
chanisch unter demselben sonderbaren
Antrieb aufraffte und in die Tasche
steckte.
Dann schob er den Riegel zurück
und öffnete die Thür, eben als zwei
Polizisten sich gegen dieselbe stemmten,
um sie aufzusprengen. Sie fielen
auf ihn und würden ohne seine Hilfe
auf de Fußboden niedergestürzt sein.
Ein Mensch in gewöhnlicher Kleidung
drängte sich durch die zwei Polizisten
und durchlief da Zimmer mit scharfem
Blick. Und als er den Körper auf dem
Boden erblickte, wandte er sich an die
Beamten und rief: Bewacht diese
Thür, laßt Niemand aus oder ein!"
Dann trat der Mann nahe an den
Leichnam heran und betrachtete ihn und
alle um denselben herum genau. Zu
Dorison zurückkehrend, fragteer diesen :
,Wa haben Sie hier gemacht ?"
Wer sind Sie denn ?" fragte seiner
seit Dorison.
Ein Polizeibcamtcr. Beantworte'
Sie meine Frage I"
Ich bin von rückwärts eingcdrun
gen, während die Anderen von vorn her
einkamen."
Der Polizeibeamle, welcher der be
rühmteste Detektiv seiner Zeit war,
musterte Dorison scharf, doch dieser
hielt den Blick standhast aus.
.Run, das wird sich finden. Dolan
wandte er sich an einen Polizeimann
in Uniform, .arretire Sie diesen
Mann!"
Sie können mich immerhin arre
tiren," sagte Dorison ruhig aber sest.
Sie bürsen aber keinen Mißgriff thun,
denn das könnte ich Ihnen nicht ver
geben."
Diese Ruhe und Selbstbeherrschung
machten auf den Polizcibeamten sichtlich
Eindruck.
Wie kommt' aber, daß Sie hier
allein waren?" fragte er.
Da habe ich Ihnen ja schon ge
sagt. Nachdem der Lärm entstanden
war, sind alle, die sich im Salon drun
ten befanden, zu dieser Thür da herauf
gestürmt. Ich fragte den Wirth, ob
sich nicht ein rückwärtiger Ausgan bikc
befinde, und da er mir sagte, e geds
einen, kam ich auf diesem Wege heraus
und gelaugte aus die leichteste Weis
herein." i
Ja. so ist'" bemerkte der Wirth
von der Thüre aus. Sie rannten alle !
da heraus und er sragte mich. Da !
sagte ich: Sie können rückwärts hin
auskommen." ,
.Er trank also etwa in Ihrer
Wirthschaft unten?"
Ja, er trank ein Gla Wein und
rauchte elue Cigarre und sprach dabei
mit dem alle Herrn Ncttleman den
ganzen Abend über." I
Jetzt wurde eine andere Stimme vom
Vorhanje an hörbar: Der Herr saß
drunten wie wir alle, Kapitän. Wie
dann einer rief, daß ihm Blut ans seine
Karten gctropit fei, ist der Herr da auf
den Tisch gesprungen, um zu sehen,
woher es käme."
So, so I" sagle der Beamte I ver
änderte! Tone, und zu Dorison ge
wendet, fügte er hinzu : Es war un
vorsichtig von Ihnen, den Eintritt zu
erzwingen, ehe die Polizei eingetroffen
war."
Möglich," entgegnete Dorison, mit
einem ruhigen Lächeln. In selchen
Fällen überlegt man aber nicht lange.
Das Beste für mich wäre gewesen, ein
fach fort zu gehen. Wie aber die
Dinge stehen, habe ich, wie Ich meine,
blos einen Zeuge für die Kriminal
Untersuchung aus mir gemacht."
Die war so wahr, daß der Detektiv
lächelte und ihn freundlicher ansah.
Wie heißen Sie?" sragte er.
Dorison zögerte. Er hatte sich In
einem benachbarte Hotel unter dem
Namen eingetragen, den er wahrend
seiner Abwesenheit von New f)ott ge
tragen hatte, JameS Dudlcy. Er wußte,
daß die nächste Frage nach feiner Adresse
sein werde, und wenn er seinen wirk
lichcn Namen angab, würde eine Unlcr
suchuug de Registers den Widerspruch
aufdecken und naturgemäß würde er
verdächtig werden. Gab er aber seinen
angenommenen Scarnen an, und Herr
Nettleman, dem er nichts davon gesagt,
würde befragt, dann stand er ebenso als
Lügner da.
Sein Zögern erweckte den Verdacht
des Detckliv. Die Frage Wurde in
schärferem Tone wiederholt.
Im Glauben, daß e weniger gefähr
lich sei, wenn er seinen eingetragenen
Namen angebe, entgcgnete er: James
Dudley. Ich komme von Dubuque,
Iowa. Ich bin Im Hotel Central ein
getragen. Ich kam heute früh um
sieben Uhr an. Ich bin seit acht Iah
ren nicht in New Äsork gewesen."
Warum zögerten Sie, um diese
Antwort zu geben i"
.Weil ich überlegte, ob ich nicht durch
Perschweigen meines Namen der lästi
gen Zeugenvorladung entgehen rönne,
aber ich sah ein, daß das ein Ungeschick
teS Beginnen kei."
Er gab diese Auskunft ohne Stottern
und Zögern ; aber so offen und unbe
fangen die Antwort den übrigen Zuhö
rern erschien, der Detektiv, welcher Do
rison beobachtete, fand etwas in seiner
Miene, was ihn nicht befriedigte.
.Kennen Sie diesen Herrn Nettle
man ?"
.Er Ist mir schon längst dem Rufe
und dem Namen nach bekannt seit
meiner Kindheit."
Und kennt er Sie?"
Ja."
In diesem Augenblick wurden zwei
Männer in gewöhnlicher Kleidung ein
gelassen und ahmen respektvoll Stel
lung hinter dem Detektiv.
Dieser Letztere fuhr fort, nachdem er
Dorison nochmals lang und fcharf be
trachtet hatte: Und was sahen Sie
nach Ihrem Eintritt ?
Das hier!" eutgegucte der junge
Mensch, indem er aus den Leichnam am
Boden deutete. Ich bin kurz vor
Ihnen eingetreten."
Der Detektiv folgte nicht der Rich
tnng des Finger, sondern hielt seine
Augen noch immer forschend auf das
Antlitz Dorison' gerichtet, welcher nun
die volle Ueberzeugung hatte, daß er
ein Gegenstand de Verdachts gewor
den sei.
Da gab sich an der Thür eine leichte
Bewegung kund. Ein mittelgroßer
Mann mit Anlage zum Dickwerden,
gegen die Sechzig, mit glatt rasirtcm
Gesicht, dessen besondere Eigenthümlich
kcit in einem Paar kleiner, dunkler,
stechender und ruheloser Aeuglei be
stand, welcher bisher außerhalb der
Thür gestanden war, drang jetzt herein.
Die Polizisten machten eine Bewegung,
als wollten sie ihn aufhalten, aber auf
ein fast unmerkliches Zeiche des Kapi
täns hin, ließen sie ihn eintreten.
Der Neuangekommene trat an den
mit blauem Tuch überzogenen Tisch
hin, die Hände In den Westentaschen,
lehnte sich an da Ende, das vorn Leich
name am fernsten lag, musterte mit sei
nen scharfen Aenglein jeden Winkel des
Zimmer und ließ zuletzt seinen Blick
auf Dorison haften.
Der Detektiv begann un eine syste
matische Inspektion de Körper, de
ZimmerS und der Eingänge. Er notine
die Namen aller Anwesenden und die
Namen derjenigen, welche im Wirlhs
lokal anwesend gewesen waren, als ma
die Blutstropfen entdeckte. Die ein
zigc Thatsache aber, die er feststellen
konnte, war, daß die Wohnung vor
etwa zwei Wochen durch ein Frauen
zimmer gemiethet worden sei, das ein
Maskengeschäft anfangen wollte, und
daß der Eigenthümer der Wirthschaft
nur eine einzige Person gesehen habe,
die mit dem Geschäft in Verbindung ge
wesen sei eine alle Frau und auch
die nur einmal. Als er vorgernfen
wurde, um den Leichnam zu infpiziren,
erklärte derselbe, er habe die Frau nie
im Leben gesehen und wisse nicht, wer
sie sei und woher sie komme.
Der Detektiv wandte sich wieder zu
Dorison und fragte: AIS Sie die
Hintertreppe heraufkamen, war da di
Thüre oben offen oder geschlossen?"
.Geschlossen."
Haben Sie versucht, durch die Be
randathür einzudringen ?"
Ja, aber ich sand dieselbe geschlos
sen."
Wie kamen Sie also herein?"
Durch das Fenster neben der Thür."
War dasselbe auf?"
Nein, ich zog erst den Fensterflügel
empor."
Und wie kamen Sie in tiefe Zim
wer?" Durch die Tapetenthür, die ich erst
öffnen mußte."
Ist im HinterzimmerLicht gewesen?"
Ja, gerade so wie jetzt."
Der Geheimpolizist wandte sich an
einen der schöbig gekleideten Männer hin'
ter ihm und sagte : JoneS, gehen Sie in
den Hof und sehen Sie nach, ob es für
einen Menschen möglich ist, über den
Zaun zu flüchten und so auf die Straße
zu kommen."
.Es wäre für einen Mann möglich,
die Hintertreppe hinabzusteigen, unten
den Salon zu durchschreiten und so ans
die Straße zu gelangen," sagte der alt.
Mann, ohne sich zu regen oder die
Hände aus der Westentasche zu ziehen.
Der Detektiv schaute ihn fcharf an
und sagte : Da ist wahr."
Gr hätte sogar in die Wirthschaft
treten und Bier trinken können, noch
ehe das Blut entdeckt wurde."
Da könnte :ch fein," erwiderte der
Detektiv.
Vielleicht r ,.jz der Wirth, ob er einen
Gast bediente, welcher nicht durch 'die
Wassenihüre eintrat."
Auch möglich. Ich will nachfragen."
Und wenn man' recht bedenkt,"
fuhr der alte Mann fort, konnte der
Mensch soaar von außenin die Wirtb
ichast kommen, hinten herum bi in die
se Zimmer dringen, wie dieser junge
Herr that, und nach vollbrachter That
wieder dahin zurückkehren."
.Aha !" sagte der Detektiv, indem er
mit erneuertem Jiitcresfe eineil Blick auf
Dorison warf. Dann nahm er den
Wirth beiseite und stellte ihm alle Fra
gen, auf die ihn der alte Mann geführt
hatte. Der Deutsche aber war über
zeugt, Dorison habe sich nicht von sei
nein Platze gerührt, vom ersten Augen
blicke seine EiuirctcuS an bis zu der
Zeit, wo da Blut entdeckt wurde.
Er saß so, daß man ihn immer sehen
kounle. und hätte sich nicht entfernen
können, ohne gesehen zu werden, über
dies haue er die ganze zcik nvcr mit
Herr Ncttleman gesprochen, ein Um
stand, der ihm anfgcsallcn war, da der
alte Herr, obwohl ein täglicher Gast, nie
mit Jemand sprach. Wa die Vermn
thuiig betreffe, daß ein Anderer derglei
che ausgeführt habe, so sei e wohl
möglich, aber nicht wahrscheinlich, denn
die Wirthschaft sei nicht so voll gewesen,
daß er Jemand übersehen haben würde.
Gcsraizt, ob die, welche bei ihm in der
Wirlhschaft gewesen, sich sämmilich hier
oben bcsandcn, sagle er: ei, es sei
ein Man unlen gewesen, der schon zeit
lich am Abend gekommen, und welcher
Branntwein z sich genommen habe.
Er könne ihn nicht beschreiben, außer,
daß er noch nicht alt gewesen, nicht
groß und daß er braunes Haar und
eben solchen Schunrrbart gehabt habe.
Das ist jedenfalls der Mann, den
ich brauche," sagte der Detektiv.
Er sandle Dorison in Begleitung
eine Polizisten nach der Hanptpvlizci
station, damit derselbe dort die nöthigen
Angaben mache über sich selber und
über die Vorfälle diese Abend, auch
beorderte er den Polizisten, er solle
Dorison im Ange behalten, sobald er
die Polizeifiation wieder verlassen.
Dann ging der Beamte daran, seine
Inspektion dcS ganzen Stockwerk zu
vollenden, ließ eine Polizisten zur
Ucberwachnng zurück und enlscrutc sich
mit dem Polizcimann im Eivilanzng.
Heule Abend haben wir nicht viel
ersahrcn," sagte er, aber ich hoffe, wir
können von der Hauplmietherin der
Wohnung erfahren, wer das Mädchen
ist. Das erste ist, daß wir sie morgen
früh aufsuchen. Das soll Ihre Aus.
aabe sein, sie ausfindig zu machen."
.Da werde ich mich an den Agenten
wenden, welcher da Quartier vermie
thet hat."
.Da wird da beste sein."
.Glauben Sie. daß dieser Kerl, der
Dudlen, iii die Sache verwickelt ist?'
.Der? Nein. Aber er hat etwa
zu verheimlichen. Ich vermuthe, er
will nicht allzu genau über sich selber
auegeioricur ivcroeu, aocr mn ein
Morde selber hat er nicht zu thun.'
.Der alte Mann war gleich wieder
bet der Hand."
.Ja," sagte der Detektiv. .Er hat
gute ävitterung sür Aas. sonderbare
Vorliebe, was ? Ich habe einmal einen
Menschen gekannt, welcher die Manie
Halle, zu jedem Leichenbegängniß zu
gehen, von welchem er Nachricht erhielt,
einerlei, ob er die Leute kannte oder
nicht. Dieser Alte ist ein schlauer Pa
trou und hat manchma! prächtige
Ideen. Aber wer er ist, davon habe
ich keine Jdce."
3. Kapitel.
Schicksal nn Zufall.
John Dorison erwachte zeitlich am
nächsten Morgen mit dem unbehaglichen
Gefühl, ein Alpdrücken gehabt zu haben.
Er brauchte eine Weile dazu, sich die
Vorfälle des vorhergehenden Abend
in' Gedächtniß zu rufen. Nachdem
die der all war, sprang er rasch vom
Bette ans, denn er wollte so früh als
möglich Herrn Ncttleman aufsuchen,
um ihm mitzutheilen, cr habe gestern
Abend bei der Polizei einen angenom
menen Namcn angeg:ben, und er möge
nicht etwa seinen wirklichen Namen ver
rathen und ihn, damit in Unannchin
lichkeiten bringen.
Dorison hatte keine Angst, i die
Mordaffaire verwickelt zu werde, ob
wohl cr wußte, daß der Detektiv ihn
mit mehr oder weniger Verdacht .be
trachtete. Wa er jedoch fürchtete, war,
daß man sich bei seinem wirklichen Na
men an die Anklagen seine Vaters in
jenem unvollendeten Briefe erinnern
könne. Denn zur Zeit jenes Tode
hatte die Polizei nach ihm gefahndet,
des Berbrcchcns wegen, dessen ihn der
unglückselige Brief bezichtigte.
Er kleidete sich deshalb hastig an,
und dabei fühlt er in der Tasche den
Ring und das Porträt, welche er
gestern Abend zu sich gesteckt hatte. Er
erschrak beinahe darüber, denn er hatte
es ganz vergessen. Er trat damit an'S
Fenster und betrachtete sie genauer.
Nein, es konnte kein Zweifel obwal
ten. ES war daö Bildniß seines Va
terS und auch den Ring kannte er nur
zu gut. Aber wie kamen diese Gegen
stände in das Zimmer, in welchem er sie
gefunden hatte? Wer war da junge
Frauenzimmer, In deren Besitz sie
augenscheinlich gewesen waren ? Wenn
sie, wie e den Anschein hatte, erst un
gcfahr fünfundzwanzig Jahre alt war,
dann konnte sie beim Tode seine Ba
terS kaum siebzehn gewesen sein. Und
da Bildniß stammte an einer Zeit,
wo sie etwa fünf Jahre alt war. Es
war unerklärlich. Oder hatte vielleicht
Madame Dclamonr mit Raritäten und
alten Sachen gehandelt ? Da mußte
er ergründen. Aber wie ?
Er konnte nichts unternehmen, ohne
zu erklären, wie er in den Besitz dieser
Gegenstände gekommen sei.
Er steckte sie wieder in die Tasche
und dabei gerieth er auf die Papier
streifen, die er zu gleicher Zeit gefunden
hatte.
Beide waren beschrieben und er war
ganz erstaunt über die Achnlichkeit die
ser Handschrift mit der seines Batcrs.
Er versuchte, den Sinn des Geschriebn
nen herauszubekommen. Der kleinere
Streifen, den er ans der Hand des
Frauenzimmers gelöst hatte, gab ihm
keinen Sin. So lange er auch über
demselben brütete, konnte er nichts her
ansfinden. Nun nahm er den zweiten
Streifen vor. Er war von derselben
Hand. So wie beim ersten waren e
nur halbe Zeilen, welche ohne ihre Er
gänznng keine Znsammenhang boten.
Er entnahm daraus nur so viel, daß ein
gewisser Harald sich augenscheinlich
hatte etwa zu Schulden kommen lassen
und irgend eine Person bcmüssigt halle.
Geld auszulegen, um die Folgen dieses
Fehltrittes hintanzuhaltcn. Je mehr
er die beiden Papierstreifcn durch
studirte, desto mehr ward er davon über
zeugt, daß das Schreiben von feinem
Valer herrühre.
Er war sehr erregt und verwirrt.
Da er bereits alle Vermuthungen er
schöpft halte, begab cr sich in da Früh
stückSzimmcr hinab, ohne jedes Bedürf
iß nach Nahrung. Er begnügte sich
mit einer Schale Kaffee. Al er sich
von dem FiühstückStische erhob, sah er,
daß eS acht Uhr vorbei fei, und da cr
berechnete, cs würde mindesten neun
Uhr werden, che cr Herrn RettlcmanS
Bureau erreichte, entschloß er sich, sich
sogleich auf den Weg zu begeben.
Er bemerkte nicht, daß ihm, sobald er
aus' Trottoir hinaustrat, sogleich ein
untersetzter Manu ans dem Hotel nach
ging und ihm in gewisser Distanz folgte.
Er war zu sehr i Gedanken, um auf
die Dinge um ihn her zu achten.
So folgte ihm also der untersetzte
Mann direkt bis zu dem Thor des Ge
bäude, in welchem sich die Kanzlei de
,errn NettlManhcsand. iauia.ibm
,uur vie -treppe hinan nach, tu in da
zweite Stockwerk, wo diese aiitci a,z.
rtr nii .ftri-r tu ü n n itiutiu schreib
tische und las oiifmcrtjaiii in dem Moi--
genblatte seiner Zeitung, in ,,v,i
eintrat, schaute er ans nnd rief ansge
regt: .Ah, Sie sind' üvissen ic
auch, da eine vianji ein iuiu r,",
in dcmscibcn Hause, w wir einander
gctrossc haben?"
.In, antwortete .viisv, " in,m
dem Schre,btsche mederlanciio. .t
war noch dort, al derselbe entdeckt
wurde. Ja, ich kann mich sogar damit
brüsten, ihn entdeckt zu haben, wenn
man sich überhaupt mit so etwa brüsten
taun.'
So !" sagte der alle Herr sehr iiilc
ressirt. Waren ,e Dercnige. wc
chcr zuerst den BlutStropscn ei oiutic r-
,'t.'a IIIMI. aocr icis war r,rigr,
welcher von rückwärt in die Wohnung
hiiiansslicg. den Leichnam entdeckte und
der Polizei die Thiire vssnctc."
X,.... !,. ti J.Mtiin.i l'trlif hil fi-l
t-iuvt itt v. ;i,"H I"
ein Mann Namen Dudlcy gewesen,
eamc .'iioieis. ic cuanucn inni
gen doch nie das Richtige."
Diesmal doch," jagte Dorison. Und
eben um mit Ihnen über diese Namen
i sprechen, bin ich heule so zeitlich z
Ihnen gekommen. Sie werden sich
erinnern, daß ich Ihnen sagte, ich hätte
vor acht Jahren die Stadt unter einem
angenommenen Name verlassen. Da
war nn dieser Name, unter welchem
ich mich auch in'S Fremdenbuch einschrieb,
al ich gestern zurücklehne.
Der alte Herr erinnerte sich wohl
daran, und Dorison theilte ihm hastig
seine Bciürcbtiingen mit, daß die Polizei
den angenommenen Namen durch Herrn
Ncttleman erfahren könne, wen der
selbe nicht früher gewarnt würde, und
bat ihn darnach, er möge ihm helfen,
daß sein wirklicher Name verschwiegen
weide.
In diesem Augenblick wurden sie von
einem Besucher unterbrochen. Der alte
Herr reichte Dorison das Morgcnblatt
zur Lektüre nnd setzte sich mit dem Frem
den an' andere Ende de Zimmers, wo
er sich im Flüsterton mit ihm unterhielt.
Nachdem der Fremde sich entfernt
hatte, kehrte Herr Nettleman zu Dort
so zurück, mit dem ganzen Gesichte
lächelnd.
Sie sind eben och recht gekonnnc
Das war ein Polizciagcnt, welcher sich
ach Ihncn erkundigte, wie Sie vor
ausgesagt haben. Aber ich war zurück
hallend. Seien Sie ohne Sorgen. Ich
habe mich für Sie verbürgt. Ich ver
sicherte ihn, daß Ihr Name Dudleh sei,
daß Sie nach achljährigcr Abwesenheit
gestern srllh nach New Nork znrückge'
kehrt seien, und sagte ihm. daß Der
jenige, ach welchem er sich erkundige,
eben hier im Zimmer sitze. Ich habe
den Mantel meiner Freniidschast und
Protektion über Sie geworfen."
Dorison wünschte sich Glück, daß er
noch so gut durchgekommen sei, und
wollte eben da Gespräch wieder aus
das Thema von gestern Abend zurück
bringen, ats sie abermals unterbrochen
wurden.
Ein kurzer, stämmiger, ältlicher
Mann trat ein, den Dorison als jenen
erkannte, welcher in'S Mordzimmcr mit
eingcdrnngc war, beide Hände in
den Hosentaschen, und der eS ver
sucht halte, den Verdacht gegen ihn zu
leuken.
Als derselbe eintrat, rief Herr Nettle
man an : Aha, Simon ! Kommen
Sie doch her und nehmen Sie Platz."
Der Fremde kam heran mit einem ge
zwungenen lächeln, welches mehr einer
Grimasse glich.
Als er sich gesetzt hatte, wandte sich
Herr Ncttleman ganz fröhlich an Do
rison und sagte: .Lieber junger
Freund, ich wünsche, daß Sie diesen
Mann da kennen lernen. Er ist mein
Better, wurde mit mir aufgezogen,
Simon Eaihcart. Haben sie jemals
von Vidocq gehört? Gerade so ein
Mann ist er, nur noch stupcudcr. Er
ist ein Spürhund ersten Stange !"
Der alte Herr lehnte sich in seine
Sessel zurück, sehr belustigt von seinem
eigene Witz und durch Dorison ver
blüfftc Gesicht.
Unterdessen hatte der neue Ankömm
ling Dorison fortwährend mit scharfem
Blick gemustert.
Mein Vetter," sagte er langsam,
ist ein sehr spaßhafter Mann. Er fin
det es sehr komisch, daß ich, der ich mein
Leben al Detektiv im Westen verbrachte
und Gctd genug gesammelt habe, um
als Privatier zu leben, an Painou ,
auf eigene jzaust mein voriuÄiez?,! Ge
schäst weiter betreibe. Wzti, cr mag
recht haben !" Tamsetz,e er plötzlich
ganz ohne UeberMkug hinzu: Jhret
wegen bin ikssute eigentlich hcrgekom
men."
,Meinetwegen?" rief Dorison über
rascht.
Ja. Gestern Abend war die Rede
davon gewesen, daß Better Nettleman
sich mit Ihnen unterhalte habe im
Weinlokal, und ich bin hergekommen,
um mich zu erkundigen, was er von
Ihnen wisse."
Sie glanben doch nicht, daß ich mit
dem Mord zu thun gehabt habe?"
fragte Dorison, den die Geradheit dcS
Mannes belustigte.
Nein. Ich weiß, daß Sie ganz un
betheiligt sind daran. Aber, lieber jun
ger Herr, Sie sind kein guter Schau
spieler. Jedermann merkte Ihnen an,
daß Sie etwas zu verheimlichen hätten.
Der Mann, welcher Sie in'S Verhör
nahm, errieth es sogleich. Sie sind
jetzt verdächtig und unter Ueberwa
chung."
.Ich? Ich wär überwacht ? Wie
wissen Sie das ?"
Es genügt, daß ich' weiß." sagte
Herr Eathcart kurz angebunden.
Ich sagte eS ja !" rief Herr Netlle
man ganz begeistert. Da ist der
rechle Mann, um uns zu helfen. Si
mon, erinnern Sie sich noch an de
Tag, wo wir letzten Sommer nach
Coney Island hinuntergingen und ich
Ihnen die seltsame Geschichte über mei
nen alten Freund Dorison erzählte?"
Gewiß."
Und wie man ihn todt gefunden hat
mit einem unvollendete Brief vor
Ja. In welchem er seinen einzigen
Sohn gewisser Verbrechen anklagte."
Richtig. Und H't erinnern sich, daß
ich Ihnen sagte, ich halte diesen Sohn
für unschuldig?"
.Ja. S.c sagten, dieser Brief lasse
sich nur aus zweierlei Art erklären.
Entweder sei Herr Dorison verrückt ge
worden, oder, daß der Schluß des Brie
fe klar gemacht haben würde, daß er
nicht seinen Sohn dieser Bergchen an
klage."
So ist'."
Und ich sagte Ihnen, wenn man
sich an den Wortlaut des Briese halte,
falle die zweite Möglichkeit fort, und
man müsse sich an die erste halten.
Ferner habe ich gesagt, daß e interes
sant wäre, die Geschichte heran zu de.
kommen."
So ist'. Nun, dieser junge Mann
hier ist der Sohn !"
Wk i'r'6ättzcärt"sch i?tztgegcn
Dorison wandte, zeigte sein Gesicht
keine Veränderung, dafür aber lag in
seinen Blicken ein helles Jntcreffe.
ie haben also gestern Abend den
Namen Dudlcy angegeben?" sagte er.
Ja," entgegnele Dorison. Da
ist eben das, was ich zu verheimlichen
hatte. Nachdem mir jener böse Leu,
mund anhaftete und ich aus New Jork
floh, änderte ich meinen Namcn."
Aha !"
.Jetzt hören Sie nur einmal." sagte
Herr Nettleman ganz eifrig und voller
Wicktiakeit. .ich dabe htun Don-
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