Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, August 20, 1885, Image 6

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    Die Kriegskunst Napoleons
Kricgsgcsckichlliche Studie von
a . Gxieldirg.
Die Naxolconische Epodic ist dir
MeburtSjeit der modernen Kriegskunst,
Vonaxaite selbst ihr Begründer und
Schöpscr. Die Lehren, welche er mit
der Schärfe seines Schwertes den Völ
kern gab, schufen für die ganze Welt
neue Elrmidjälje der Kriegsverfassung,
der Ausbildung nd Ziijnitiineitfi't111,
der Heere, neue Prinzipien der Strategie
und 'der Taktik, der Heeresleitung ; er
drückte mit der Gewalt feines Genie'
seinen Thaten so durchaus den Charakter
der Originalität auf, er war trotz aller
der Wichtigkeit, die er selbst auf die
Lehren seiner Vorläufer legte, so durch
u sklbstschöpferisch und wirkte so be-
stimmend aus Mit- und Siachnnlt, daß
kr für alle Zeiten als einer der grössten
ff.'ldherrcn und Organisatoren des
Kriegswesens wird gelten müssen, Gc-
rade die moderne deutsche Schule der
Kriegskunst hat s nie geleugnet, daß
er ihr erster und bedeutendster Lehrer
war, und so vielseitig die fortschreitende
Technik der Waffen, oic Schöpfung
neuer Verkchismittrl, besonders der
Eisenbahnen, seit seinem Auftreten die
Kriegführung verändert habe, so aNgc-
mein gilllg sind doch noch heute diecor
nun, welche er schuf und die er vor
Allem durch seine eigenen Erfolge be
kräftigte. ES ist daher gewiß von all
gemeinern Intcresie, ihnen nachznfor
scheu und den Versuch zu machcn, sie in
übersichtlicher Weise zur Darstellung zu
bringe, zu zeigen, wie der gewaltige
Korse seine Erfolge vorbereitete, seine
Siege erfocht.
Napoleon fand am Beginne seiner
Feldherrnlhätigkcit in Frankreich kein
Heer, sondern nur HecreSmassen vor.
Die hegende von der Unbesicgbarkcil der
sog. Areiwilligenarmcc der französischen
Republik von 1 7 '. :i ist längst als eine
(Erfindung durch die historische Forschung
gekennzeichnet worden. Wo diese Heere
in vereinzelten Fällen sich den Ocstcr
reichern oder Preußen überlegen zeigten,
da war cS mehr die Wirkung der neuen
Elemente, die sie in'S Feld führten : der
Bermendung großer Massen und ihrer
erhöhten, nicht diirckr Rücksichten auf eine
schwerfällige Verpflegung gebundenen
Beweglichkeit.
Erst Bonaxarte war eS, der aus die
sen losen Masse Soldaten zu machen
und die festen Formen von Korps und
Divisionen im regelrechten Verbände
Uer drei Wassenguttungcn, der Jnfan
terie, Artillerie und Kavallerie, herzu
stellen wußte. Bisher war fast stets,
auch unter Friedrich dein (großen, jedes
Heer eine einheitliche Masse gcisc, die
auf den Befehl eiucS einzelnen Führers
marschiite, zum Kampf angesetzt wurde
und ihn durchführte. Dies war an
gängig, so lange die Armee' klein wa
ren, schlug doch Friedrich der Große
seine Schlachten mit selten über 40, 000
Mann. Jetzt galt es Hundcrttausciide
zu verwende, die sich weder auf einer
Straße bewegen, och von ihr aus zur
Schlacht entwickelt werde können, die
der Einzelne nicht direkt z überschauen
vermag.
Indem Napoleon stc gliederte, gab er
zugleich seine ilukersührern eine bis da
hin unbekannte Selbständigkeit und
persönliche Verantwortlichkeit. Er orga
istrtc Ziicrst einen Gcncralstab im mo
dcrnen Sinne, der einerseits sowohl die
strategische, wie alle administrativen
Maßregeln des Ergänzungs-, Vcrpste-gungS-,
Etappcnwescns nach seinen An
deulungen und Weisungen bearbeitete,
der andererseits den Führern der Corps
direkt r Seite stand.
Napoleon erkannte auch zuerst die
Nothwendigkeit, ein geordnetes Ersatz
mcsen herzustellen. Wahrend er mit der
Feldarmee opcrirte, organisirtc er gleich
zeitig stets im eigenen Lande Reserve
truppen, durch welche er im Bedarfsfälle
seine Korps immer auf's Neue verooll
ständiaen konnte. Nur dadurch war es
ihm möglich, nach 1812, als die große
Armee aus den Schnccfcldern Rußlands
fast gänzlich vernichtet und aufgerieben
morden war, schon im nächsten Frühling
irit einer neuen, achtunggebietenden
Macht wieder an den Ufern der Elbe zu
scheine und selbst nach der Schlacht
von Leipzig und nachdem er nur elende
Trümmer hatte über den yniern zurück
führen können, noch einmal den Vcrbün-
beten die tirn zu bieten.
Hand in Hand mit diesen Maßnahmen
im Großen ging eine sorgfältige Vorbe
reitung im Detail. Seine Ingenieur
Geographen" mußten für ihn jedes vor
aussichtliche KricgSthcater eingehend stu
dircn, seine Gesandtschaften an fremden
Hosen über militärische Organisationen
berichten, ein Netz von Spionage, dessen
Fäden in dem Bureau seines General
stabchcss, des Marschall Bcrthicr, zu
samincnliefcn, überzog ganz Europa
während er selbst seine Feinde stets im
Unklaren hielt und zu täuschen wußte.
Bekannt ist, wie er im Jahre 1800 eine
sogenannte Reserve-Armee aus C000
Krüppeln und Invaliden in Dijon zu
sanimenog, auf welche in geflissentlicher
Weise die Aufmerksamkeit des Kontinents
gelenkt wurde, als bilde sie den Kern der
französischen Macht, mährend Napoleon
selbst doch bereits mit seiner eigentlichen
Armee in der Schweiz stand, um über
raschcnd aus die nichts ahnenden Oestcr
reicher in die Po-Edcne hereinzubrechen.
So gelang es ihm fast stets, die Geg
ner noch inmitten ihrer Porbereitungen
zu treffen. In keiner Lage gab er den of
fensioen Gedanken aus. verzichtete er auf
die Vortheile dcr Angriffs" ""-Ja gerade,
wenn er sichiitlnachtheilicien Situativven
befand, suchte er durch den plötzlichen uriX
. warteten Uevergang zniz Ostcnftve das
fchyuaiikcnbe Kncgbglück Wieder n seine
i -
Fahnen zu fesseln. Mit einem unnugge-'
bildeten Hccie ging er 1813 angrisfsweisc
gegen die Heere der Verbündeten vor,
mit i Lumpen gekleideten widcrwilligen
Soldaten ergri er n Jahre darauf
och einmal die Initiative gegen Blüchcr
und schlug ihn bei Montmirail und
ElogeS. Er wußte eben, wie Keiner
vor ihm, die vernichtende Wirknng des
Angriff aus die Maßregeln deS Feindes,
die sichtbare Hebung deS Geistes der
eigene Truppen, welche init der zielbe
wußten Offensive stets verknüpft sein
wird, zu schätzen.
Plötzlich, überraschend setzte Napoleon
seine Korps auf getrennten Straße in
Marsch, um den Krieg in Feindes Land
zu tragen. Ganz im Geiste der moder
ne Strategie schob er ihnen mächtige
Rcitcrmasjcn vor, welche die Situation
des Gegners aufklärten, die Richtung der
eigenen Operationen mit einem dichten
Schleier verhüllten. Unaufhaltsam streb
ten die getrennte Heereshaufen, im Vor
marfch enger aneinander schließend, einem
Ziele zu. Dieses eine Ziel war für Bo
naparte stcIS das feindliche Heer und
nächstdem die Landeshauptstadt, jenes
wollte er mit wuchtigen Schlägen zer
trümmern, in dieser den Kern des Wider
standes brechen.
Vor ihm galt es als die wahre Feld
herrnknnst, die cnlscheidcnde Schlacht zu
vermeiden, durch kunstvolles Manöorircn
Terrain zu gewinnen, dcr .Kampf civi
wurde gleichsam dabei als ein nicht ganz
tu vermeidendes Uebel angesehen, und
nur Friedrich dcr Große Haue schon der
Feldschlacht die gebührende Stellung ein
geräumt. Für Napoleon war diese aber
das Ein und Alles der ganten Feldherrn-
kuust, cr verwarf alle Künsteleien und
machte, indem cr in dcr Schlachtentschei
düng die höchste Ausgabe sah, zugleich
die höchste Einfachheit und die höchste
Energie zu den Hauptfaktoren des Rrie
ges. Sie sind eS bis heute geblieben.
Napoleon kannte kein Schema für die
Schlacht. Hatte Friedrich der Große
leine kleinen Armeen meist in bestimmten
Formen in den Kampf geführt, die in
ihrer schrägen Anordnung zur Ueberflü
gclung einer Flanke des Feindes fast
typisch geworden waren, so gestaltete der
Korse jede Schlacht durchaus eigenartig.
Nach vorheraänaiaer persönlicher Rckog-
oszirung der feindlichen Aufstellung
entwarf er seinen AngrissSplan und tras
seine Dispositionen. Gc chlocne Ar-
tilleriemasfen, oft über hundert Geschütze
aus einem Punkk vereint, bereiteten den
Angriff vor, Jnfantcriemassc führten
rh durch. In dieser Verwendung von
Mafien liegt das Charakteristische der
Napoleonischen Taktik, er dirigirt ganze
Divisionen gleich Bataillonen auf das
ihm wichtig erscheinende Objekt, ohne
Rücksicht auf Verluste, wenn nur ein Ziel
erreicht wird. Ob dies Objekt aus dem
Flügel, ob in dein Centrum der fcindli
chen Aufstellung liegt, ist ihm gleichgiltig,
er weiß zu erkennen, ob und in welchem
Maße die Entscheidung des Tages von
seinem Besitz abhängt. Eine geschlos
scnc Reserve bleibt bis zum Ausspielen
des letzte Trumpfes in seiner Hand, sie
fetzt er erst dann ein, wenn er fühlt, das)
da d,e Kräfte deS Gegners erichopsl
sind, feine Widerltandskra't lahmer wird
und mit cincni schlage gebrochen wer
den kann. Wie ein Siurmmind brausen
dann die Schwadronen über das Blach-
fcld, in ciiggefchloiicnen Kolonnen dran
gen die Grenadiere, der Garden nach,
noch cinmal konzcntrirt ich ein überlege
nes Artilleriefeuer auf einen Punkt, die
Niederlage des Gegners ist in seine Vcr
nichtung verwandelt.
Aber Bonaparte war weit entfernt, sich
mit der taktischen Zertrümmerung der
feindlichen Kräfte zu begnügen, er machte
den Sieg auf dem chlachtfelde erst durch
die Verfolgung über dieses hinaus ganz
vollständig. . Seine Kriege sind so reich
an energischen, wirkungsvoll durchge
fülrtcn Vcrsolgungen, wie die keines
zweiten Feldherrn. Wenn Friedrich der
Große , schon seinen Generalen gelehrt
hatte: Eine Vcrsolgung unterlasse,
heißt ei schon gewonnenes Epicl noch
einmal versuchen," so wußte Napoleon
diese Lehre bis auf's Aeußcrste durchzu
führen. Die Verfolgung der geschlage
nen preußischen Armee nach dcr Schlacht
bei Jena muß ihrer Veranlagung und
Durchführung nach als eine Muster
lcistnng ersten Ranges bezeichnet werden.
Die letzten Ursachen dcr Erfolge Na
poleon's ruhen zmciscllos in seinen Cha
raklercigenschasten, wie denn überhaupt
der Charakter den Soldaten macht. Ein
klar abwägender Verstand, ei cnergi
scher, vor keinem Hinderniß zurück
schreckender Wille, erbarmungslos, das
Letzte auf'Z Spiel setzende Rücksichtslosig
seit, das waren die Grundfakloren seiner
Herrschast überhaupt, seiner Kriegskunst
im Besonderen, jjjei' .Kaiser war durch
und durch Egoist, cr lächelte über cde
ideale Regung und beurtheilte Menschen
und Verhältnisse lediglich nach materiellen
Rücksichten.
Wenn wir nun fragen, warum dem
beispiellos glänzenden Emporsteigen, das
den einfachen Artillericlieulenant in kaum
zwanzig Jahren aus den Thron des kai
serlichen Frankreichs erhob und ihn zum
Despoten von halb Europa machte, der
Sturz folge mußte, so müssen wir auch
hiefür die Gründe in seinem Charakter
suchen. Der Ehrgeiz Napoleon's war
ebenso grenzenlos, wie seine Willens
kraft, er kannte keine Ruhe, kein Maß
halten, keine Beschränkung. Ueber
schauen wir seine militärische Laufbahn,
so zeigt sich dies überall. Im Feldzug
1790 bis 1797 tritt er zum ersten Male
als selbstständiger Heersührer auf und
schlägt die Ocfrcrreichc!' in Italien, im
Jahre 17 führt ihn eine phantastische,
wenn auch eines reellen, gegen England
gcrichieketen Hintergedankens nicht ent
behrendc Idee nach dem Lande der
Pharaonen, und 1799 weiter nach
Syrien, 1800 steht e.r auf's Neue an.
Po, m Oesterreichs Heer wiederum zu
zertrümmern. Kaum vier Jahre später
sehe wir den inzwischen zu, Kaiser er
wählten Feldherrn zum ersten Male in
Deutschland selbst ; bei Austerlitz schlägt
er 1805 Russen und Oeslerrcichcr. bei
cna 1806 das altberuhmte preuzzische
Heer. 10 kämpft er jenseit der
Pyrenäen, um den spanlschen Thron für
seinen Bruder Joseph zu erwerben, gegen
England und die ganze spanische Nalion,
18U9 zum vierten 'cate gegen melier-
reich, das er im Frieden von Schöiibrunn
zur Abtretung von 2000 Zuadatincilen
seines GebieleS zwingt, 1813 bricht er
endlich zu jenem gewalligen Zuge gegen
Rußland aus, dcr ihn 'sein bestes Heer
und schließlich seinen Thron kosten sollte.
Was war in allen diesen sast ununter
brochenen Kriegen das Ziel seines Slre
bens gewesen, was hatte er schließlich
durch die Ströme von Blut, die er aus
hundert Schlachtfelder vergoß, erreichen
wolle? Die historische Forschung hat
mit Gewißheit festzustellen gewußt, daß
ihm nichts Anderes vorschwebte, als das
Bild einer Weltmonarchie etwa im Sinne
Alerander's des Großen oder der römi
schen Imperatoren, daß er mindestens
die Bildung eines europäischen Staaten
bundes unter der Leitung Frankreichs
und seinerDnnastie sür unmöglich gehal
tcn hat. Kann das Maßlose seiner
Pläne deutlicher charakterisirt werden?
Er mußte fallen, weil er Unmögliches
erstrebet!
So bezeichnet denn das Jahr 1812
den Wendepunkt in seinem Geschick.
Wohl blieb er auch hier Anfangs auf
dem Schlachtfeld Sieger und es ist eine
Mythe, wenn man gemeint hat, das Zu
rückweichen der Russen bis jenseits MoS
kau'S sei das Resultat cineS wohlüberlcg
ten Planes gewesen, es war nur die Folge
ihrer Niederlagen. Aber die Elemente,
der Mangel an Nachschub und Verpflc
gung, traten hier zum erste Male den,
Sieger hindernd i den Weg, Dennoch
darf man auch bei diesem vielgetndctten
Zuge Napoleons nach Rußland seine
Feldherrngröße nicht übersehen.
Die Feldzüge dcr Jahre 1813 und
1314 waren im Grunde genommen,
trotzdem sie Napoleon offensiv sührte,
Verthcidigungskampfe seiner unhaltba
ren Stellung gegen die nach Freiheit rin,
genden Völker Europa's. Wohl ent
faltete er noch cinmal sein wunderbares
Organisationstalent und stampste gleich
sam die Armeen aus der Erde, aber die
Verhältnisse waren stärker als er.
Seine Gegner waren Andere gewor
den, sie halte von ihm gelernt, sie sühr
tcn scine eigene Methode der Kriegskunst
jetzt gegen ihn selbst in's Feld: Nach
dem Muster des von ihm geschaffenen
Heerwesens waren die Armee gegliedert
und ausgebildet, die ihn vernichten soll
ten, die allgemeine Wehrkrast führte
ihnen die tüchtigsten Elemcn! der
Nation zn, in der Schule dcr Leidens
hatten sich Männcr zu ihrcr Führung gc
fundcn, die dem großen Korsen nicht
ganz uncbcnbürtig waren: Scharnhorst
und Gnciscnau, Blücher, Bork und
Wellington und dic anderen Helden, de
ncn eS vergönnt war, in dem großen
Frcihcitskampf an maßgebender Stelle
mitzuwirken !
Sodann und das war vielleicht das
Entscheidende konnte Napoleon seine
Armee wohl numerisch wiederherstelle,
die innere Tüchtigkeit aber fehlte, nach
dem dcr Kern seiner Truppen sich in
Rußland verblutet hatte. Das Heer,
mit dem er jetzt den Verbündeten gcgen-
übertrat, bestand zum überwiegende
Theil aus jungen Rekruten, es fehlte an
kricggewohnlen, erfahrenen Ossizicren,
seine Marschälle waren der ruhelosen
Zeit müde und sehnten sich nach dem
sricdlichen Genuß ihrer erworbenen Ti
tcl und Reichthümer. Und auch der Kai
ser selbst war nicht mehr ganz dcr Alte.
Die beispiellosen geistigen und körpcr
lichen Anstrengungen zweier Decennien
hatten selbst die Spannkraft dieser Lö
mennalur erschüttert. Nur in Einem
blieb Er sich gleich: in der Maßlosigkeit
seiner Entwürse und Erwartungen !
gkoch 1813 hätten dic Alliirlen ihm
sicher neben Frankreich, Holland und
Italien zugestanden, noch 131 4 wäre cS
ihm ein Leichtes gcwcsc, die Rhein
Grenze für sein Reich zu erhallen, so
sehr fürchtete man sein Feldherrntalent
selbst im Untergang, er aber wies alle
Friedcnsancrbietungen zurück und be
nutzte die diplomatischen Unterhand
lungen nur, um Zeit für neue Rüstungen
zu gewinnen. Kaum zwei Monate vor
seinem Sturz brach er nach einem xar
tiellen Erfolge gegen Blücher in die
charakteristischen Worte aus: Noch ein
solcher Sieg und ich bin wieder an der
Weichsel!"
So eilte er dem Verderben entgegen,
so hielt er schließlich bis zur letzten
Stunde an dem Gedanken fest, daß
Frankreich, wenn auch ihm, so doch nim
mermehr seiner Dynastie verloren sei.
Die Geschichte hat es gelehrt, wie er
sich täuschte fast zur gleichen Stunde,
in der er zu Gunsten seines Sohnes,
des unglücklichen Herzogs von Reichs
stadt, abdankte, steckten Tausende und
Abertausende in Paris die weiße Bour
bonenkokarde ans, jubelte die Einmoh
nerschaft ' in er Hauptstadt den einzie
hcnden alterten Monarchen entgegen.
Noch einmal wußte er, von Elba zu
rückgckehrl, mit seiner gewaltigen Per
sönlichkeit und den Traditionen seines
Feldherrnruhm das französische Heer
an sich zu ketten, noch einmal zog er
an seiner Spiye gegen das aus's Neue
erschreckte Europa in's Feld. Aber es
ließ sich voraussehen, daß dieser Feld
zug nichts als der letzte Akt des großen
Trauerspiels sein würde, unter dessen
Eindruck der Kontinent zwei Decennien
gebebt halte. Wohl fesselte Napokon
vei rigiiy oas
zerschellte seine Armee bei Bellc-Allinncc
vor dcr ciscrncn Zahigkcit Wellington'S
und dcin kühnen Eingreifen Blücher'S,
Und hier, in scincr lctztcn Schlacht,
trat so recht bezeichnend diejenige Eha
raktcreigcnjchaft des Korsen hervor, die
wir wicdcrholt als die Hauplnisache
seines Nicgcrgaugcs bezeichneten. Schon
als dic Wagschale des Kanipses sich längst
zu Uiiguiistcn des Kaisers geneigt halle,
warf cr mit dcr echten MaLlosigkeit des
Emporkömmlings seine letzten Reserven
in die verlorene Schlacht ; für ihn galt
auch hier nur dcr eine Satz: Alles oder
Nichts! So löste sich die Armee in ein
wüstes Ehaos auf, wclchcs, vor dcr cncr
zischen Vcrsolgung Gueiscnau's zerslie
bend, das Kaiserreich unter seinen Trüin
inern begrub.
Des Dichters Wort: In der Be
fchrönkung zeigt sich erst der Meister,"
paßt auf Napoleon I. im vollsten Um
fange. Niemals vielleicht, soweit mir
in die Weltgeschichte zurückblicken, hat ein
Man so hohe militärische Gaben in sich
vereint, iemals ist ein Feldherr aus einer
langen Siegeslausbahn in so hohem
Grade vom Glück (und dieses wird stets
eine Rolle bei der Kriegsentscheidung
spielen) begünstigt gewesen, wie Napo
leon die Kunst, Maß zuhalte, sich ans
Erreichbares zu beschränken, blieb ihm
orsaat. In der Brust dieses Mannes
lag der Drang in'S Unbegrenzte, das
Selbstgefühl der Allgewaltigkeit z tief
eingeprägt, als daß ihm je die richtige
Selbsterkenntniß geworden sei sollte.
Jede Größe aber, dcr die Selbstbe-
schränkung sehlt, trägt den Keim des
Sturzes l fich Napoleon, der Beileget
Europas, giebt dasür das kolossalste Bei
spiel, das dic Geschichte kennt. Er, vor
dem dic ganze Welt zitterte, starb einsam
und verlassen aus St. Helena in der
Verbannung.
per, Licbcsbach.
iine Knrhe fische Sage. Von Lcon Duplessis.
Verloren, verloren", rief dcr knor
rige Baucr, Frau hörst Du cS, der
Prozeß ist verloren; durch Richtcrsspruch
bekommt Ellcnbcrgcr meinen Acker, Frau,
wie hasse ich diesen Menschen!"
Und Du hast Recht, ihn zu hassen,
Steinmetz ; doch höre aus mich : über den
Amtmann von Spangcnberg koinmt och
in Kassel unser Fürst, ruse ihn an, er
wird das ungerechte Urtheil vernichten
und uns den Acker wiedergeben."
Er muß ihn uns wiedergeben," tobte
der Mann ; Landgruf Philipp muß mir
altem Recken von Mühlberg mein Recht
verschaffen sonst . . . . Himmel und
Hölle, . . .sonst" und grimmig, entschlos
fen, ohne seinen düsteren Gedanken ganz
auszusprechen, stand er mit einem Fluche
auf und schlug heftig mit der Faust auf
den Tisch.
Da trat Acnnchcn hcrcin zu de erreg
ten Eltern im isonntagsklcide, dic blon
den Flechten lang herabhängend, das
Gesangbuch in der Hand und richtete ihre
blauen Augen freundlich und trc auf
den Vater. Steinmetz lächelte, trotz sei
ner Wuth.
Vater, es ist Zeit," sagte die Tochter,
und als sie sprach, läuteten dic Glocken
zur Kirche.
Würdig und langsamen Schrittes ging
er mit Weib und Kind in die Kirche.
Der neue Psarrer, von Luther selbst
gesandt, sprach in marinen Worten über
die wahre christliche Liebe, über !?uld
samkcit, Dernnth, Und vergebet Euer
Schuldigcrn, darnitEuch vergeben werde."
Als der Gottesdienst zu Ende war und
das Volk die Kirche verließ, fügte es sich,
daß Steinmetz mit Ellcnbcrgcr und sei
ncr Familie unter dem Portale zusam
meniras. Grimmig ballte er feine Fau st
und drohte seinem Feinde; o, Du bö
ser Mensch ! " flüsterte Frau Steinmetz,
Ellenberger aber trat ruhig näher,
grüßte freundlich und bot Jencm dic
Hand.
Gieb mir die Rechte, Nachbar," sagte
er mit erregter Stimme so laut, daß
Alle ihn hörten, dieses einen Ackers
wegen weiden so alte Freunde wie wir
doch nicht Todfeinde werden i
Wie versteinert blieb Steinmetz stehen.
Ja, reich mir Deine Rechte," und
weicher wurde die stimme des Sprechen
den, wenn nicht in dcr Erinnerung an
uiifcre frühere Freundschaft, so doch in
der Hoffnung aus das Glück unscrcr
Kinder ; sie lieben sich, hörst Tu, und im
Namcn meines Heinz werbe ich hier, an
dieser heiligen Psorte, um Dein holdes
Acnnchcn,"
Du lügst," schrie Steinmetz, außer
sich vor Zorn, sie lieben sich nicht!"
So sich' sie hier zu Deine Füßen,"
antwortete kalt der Ellenberger.
Hand in Hand, ihr Antlitz in Thränen
gebadet, war Aennchcn und Heinz vor
dem Wüthenden in die Knie gesunken.
Ihr Schluchzen allein sagte beredlsarn
genug, was ihre Brust erfüllte und was
ihre Zungen vor Wehmuth und Angst
nicht sprechen konnten.
Niemals, niemals," schrie Steinmetz
immer laul,r, geb ich mein Kind dem
Sohne eines Räubers."
Da schoß das Blut dem Ellenberger in
die bleichen Wangen ; aljer er beherrschte
sich, denn ein ganzer Mann, klug, redlich
und stets Herr seiner selbst, der blieb er
auch jetzt. Steh aus, Heinz," sagte er
entschieden, steh auk, mein armer Junge,
nun ist's genug, hab' ich auch Acnnchen,
die Du zur Braut erkoren, innig lieb,
so dulde ich's jetzt nicht mehr, daß Du
um sie wirbst. Aber ein Niemals, Nie
mals!" rufe ich deshalb nicht aus, denn
uns Sterblichen ziemt dies Wort nicht.
Aber höre! Sie dort den Berg, mein
Sohn," Alle lauschten aufmerksam
aus den tief erregten, schwer beleidigten
erhebe Dunen Blick dort hin
von der Natnr geschaffener, erschöpf
lichcr Teich voll des klarste, herrlichsten
Wassers. Wen D, mein Sohn, mit
Acnttchen, ohne andere Hülse, als die
von Golt, in dreien Tage und zweie
Nächte das Wasscr von dem Teiche bis
hier nach Spangenbcig auf diese Platz
tühren kannst, dann nur dann nur
allein gebe ich meine Einwilligung z
Eurem Biinde, nur dann will ich ihm
seine Beleidigung verzeihen, daß schwüre
ich! Aber ei Niemals!" spreche ich
nicht ans."
Oho," höhnte spottend dcr Andere,
wenn Ihr dies Werk vollbringt, dann
geb auch ich meinen Segen, dann bitte
ich Dich um Frieden, Ellenberger,
das schwör' auch ich !"
I sroinincr, gottcrfülltcr Stimmnng
traten Hcinz und Acnnchcn in die Kirche
zurück. Lange bliebe sie vor dem Ab
tare : was ihnen die Engel dort zuge
flüstert, wer weiß es !"
Der Sonntag verging. In der
Frühe deS koiuuundcn Tages, als der
erste Sonnenschimmer durch das frische
Frühlingslaub strahlte, begaben sich
Heinz und Acnnchen ans den hohen Kic
selsberg. Spatcn, Karrc und nndc
rcs HandmcrlSgcräth führten sie mit sich ;
ihre Liebe im Herzen halten sie i sich
eine übcrmciischliche Krasl,
Tag und Nacht arbeiteten sie, m das
Wasser des TeichcS nach Spangcnberg
sicher abiiileiten ud dic Riesenarbeit
ging merklich vorwärts. Kein Zweisei
an das Gelingen war in ihrer Brust, sie
aßen nicht, sie schliefen nicht, sie nahmen
keine Erquickung ; fic arbeiteten und
arbeiteten, sie gruben und gruben, ohne
Ermüdung, in wundcrbarcr Ausdauer,
ohne Ruhe und Rast, Und als der
dritte Tag sich feinem Ende neigte, da
läutete fcierlich alle Glocken mic z
einem Feste. Aufgeregte Freude durch;
wogte das tätlichen. Die Einwohner
in festlicher Stimmung und bluinengc
schmückt, beaabe sich ans de Platz.
Dort stand dcr Psarrer im pricsterlichen
Ornat, zu eilen von ihm die scindli
chen Familien. Dazu trat der Amtmann
und der Bürgermeister. Auch Heinz und
Acnnchcn waren da und gruben rastlos
an der Rinnc cincs tiefen und schmalen
Kanals und ehe die lctztc Minute des
prächtigcn TageS wie ein Tropscn im
Meer in die Ewiakeit qesallen war,
da that der Jüngling den Spatenstich,
und das klare helle, silberne Wasser vom
Kieselsberg quoll munter und plätschernd
aus den Kirchplatz.
Die Menge jubelte und jauchzte hoch
auf in Entzücken und Freude; war doch
nun das Städtchen von der oft drohen-
den Wasiersnoth gerettet.
Die beiden Alten reichten sich i be
megtcr Stimmung dic Hand zur Ver-
sohnuna.
Acnnchen, mie eine matte Tattbc, siel,
die mudcn Augen schließend, Hcinz in
die Arme. Der Kuß der liebenden halte
kein Ende; ihre Lippen sollten sich nicht
mehr trennen, denn von Arbeit erschöpft,
im Gefühle höchster Wonne, sankcn sie
beide zur Erde. . . .todt!
So lautctc die unwahrscheinliche, aber
dennoch wahre Geschichte von Heinz und
von Aenucheu von spangcnberg, as
Volk hat sie besungen in wehmüthig
Ichonem Lied, und der lianal, den )ie
gruben, heißt bis aus den heutigen Tag:
der riebesbach .
Z)ie Wacht der Wulik.
Mann
chlachtcnalück an 'feine au! den koken Kicselsbera. dort oben
Fahnen, aber schon wenige Tage daraus ag,. Horizonte, aus,. dem Gipfel ist eitfi
Vor einein dcr elegantesten Gasthöse
in Paris hiclt ein gcchmackvollcr Til
burv, dcsscn schönes englisches Pferd
muthia in sein Gebiß schäumte. Aus
einem andernWagen stieg ein vornehmer
Mann, einer der bcruymtelten Advokaten
von Paris, dcr in den Gasthos ging
Zn dcr Thür trifft er mit einem hübschen
lungen Herrn zusammen. Habe ich
vielleicht die Ehre, Herrn Alfred v. E.
vor mir zu sehe? redete er denscl
den an.
Der bin ich, mein Herr, was wün-
idien ie (
Ich komme in einer sehr wichtigen
Anaelcgenhcit hierher, und wenn Herr
o. C. die Güte haben würde, mit mir
umtukcbren
Das geht nicht, denn für Geschäfte
bin ich nur morgen zu haben", erhielt
der Adookat zur Antwort. Meine Zeit
drängt, mein Pferd wird ungeduldig vor
dem Haufe, und ich werde bet dem Herr-
lichsten aller Concerte erwartet. Die
Damen Grisi und Viardot, Rnbini und
Lablachc, Dupre; und der schöne Apoll
der Bühne, dcr verführerische Mario,
ferner Ar'ant, Liszt, Labarrc und seine
anmuthige Gattin kurz, die größten
Talente der Vokal- und Jnstrumenta!-
Muttk sind vereinigt ; dazu kommt noch
eine Auswahl der himmlichste Stücke
nein, bei Gott, mein Herr, Sie können
nicht verlangen, daß ich mit Ihnen um-
kehre, und cs wird Ihnen auch nicht ge
lingc, mich dazu zu bestimmen, meinen
Voria für beute autsugeben."
Bei diesen Worte sprang der junge
Alfred die Treppe hinunter, ohne fich m
den mißmnthigen Advokaten zu beküm-
mern, der ihm nur mit Mühe folgen
konnte.
Aber mein Herr, ich komme in Sa
chen Ihres Prozesses!" rief ihm dcr
Advokat nach. 'Hcr D. ist soeben ge
storben, er hinterläßt eine ziemlich reiche
und liebenswürdige Tochter, die keines
der Vorurtheile ihres Vaters geerbt hat
und eine Hcirath zwischen ihr und Ihnen
konnte alles ausgleichen, alles in ird
nun bringen."
Sie sind toll", cntgegnete Alfred
Mich vcrheiralhen zu wollen mit der
Tochter emes Illcanncs, der meinen
tcr durch tausend Quälereien und Bös
iv'.lligkcitcn hingerichtet, schändlich' ge
mordet hat? Daran denken Sie doch
wohl nicht im Ernste, mein Herr? Aber
ich sehe, Sie sind auch wie alle andern
LeuIeJkreS Schlags, die das Geld über
alles anschlagen! Nach Neigungen und
Empsindungen wird erst nachher gc
frag,." Aber Fräulein D. ist jung, gut, be
zaubernd", bemerkte der Advokat ansgc
regt. Nun, wir wollen sehen", sagte AI
fred, stieg in dc Wagen, nahm die
Zügel aus dcr Hand fciucs KulfcherS und
fuhr rasch davon.
Seit dieser sonderbaren Unterhaltung
mitten auf der Treppe war beinahe ein
Jahr verflossen, und der fragliche Pro
zeß abwechselnd lebhaft geführt worden.
Das Erkenntniß erster Instanz war
bereits zu Gunsten AI srcd 's von E. aus-
gefallen ; eine Sentenz des Appella-tions-GcrichtshofeS
hatte indessen Frau
lein D. begünstigt und der Advokat deS
jungen ManncS stand ans dem Punkte,
ich an dcn KafsationShos zu wenden, als
ein ebenso unerwarteter Vorfall dcn
langen und kostspieligen Streit plötzlich
zur Zusriedenheit aller Theile erledigte.
Es war am Abend des Chai frcitngs.
Alfred, immcr och leidenschaftlicher
Miiikchwärmer, hatte sich nach dcr Ka
pclle cincs Fraucnklostcrs begeben, wo
man eben cdes Jahr an diesem heiligen
age die herrliche Musik auszuführen
pflegte.
Bereits war ein Stück schon sehr gut
gezeben morden, als dic letzten Worte
Christi am Kreuze" vonHaydn zum Ent-
zucken aller von einer iclioneu klang
reichen Frauenstimme ertönten. Das
Geflüsi-r der Zuhörer verstummte, jeder
gab sich mit schweigender Bewnndelung
dem himmlischen Gcnussc hin.
AIS der göttliche Gelang mithörte, und
Alfred wicdcr zn fich gekommen war,
fragte er, tch riiiggttmschctucnd, wer dcr
Engel sei, dessen Stimme bis in das
Zniierc deö Herzens dringe.
An Alsrcd'S Nähe war cincr scincr
Bekannten und dieser sagte zn ihm: Ich
weiß iwar auch nicht, wer die Dame mit
dcr schönen Stimme ist, aber wenn Sie
wnnschen, dicsclbe noch einmal zu hören,
so holen Sic mich morgcn Abend um 8
Uhr ab, und ich weide Sie in ein Conccrt
fuhren, welches Frau o, S. gibt, in dem
sich diese Sängerin hören lassen wird."
Den Tag darauf begab sich Alfred mit
seinem Freunde zur Frau o. S.
Sie hatten sich etwas verspätet; des-
halb hatten sie kaum Zeit, die Dame des
Haufes zu begrüßen, als auch schon das
Coneert begann.
Nact) einer Symphonie von Beethoven.
die außerordentlich gespielt wurde, und
einigen Sonaten, kamen mehrere Gesang-
tuae an die ateihc.
izch höre die Stimme von gestern
nicht wieder," sagte Alfred wiederholt nu
seinem Freunde,
Viux Geduld, suchte dieser ihn r
trösten, die; Soiree hat ja erst ange
sangen, kie werden die Dame aanr ae
wiß noch hören, denn erst diesen Morger
it mir versichert worden, daz sie singe,
werde."
Beinahe in demselben Augenblick tra
ein junges und sehr hübsches Mädchei
schüchtern an das Piano, geführt oi
Frau v. S. selbst, die ihr lächelnd Mut
cinnisprechen schien. Dcr scelcnolle
bescheidene Chopin Halle dic angenehm
Oblicgcnheit übeinommcn, dic Söngeri
zu bcglcilcn. Dcr Gcgcnsland dcs Gc
jangcs war die Einnahme von Jericho
von dem unsterblichen Mozart, und di
Dame sang sie mit einem Feuer, m
einem Gefühl, datz alle Zuhörer hingc
rissen waren,
Wer ist dieses Engclmescn, die Zcw
berin?" fragte Alfred.
Ich habe mich nach dem Rainen noc
nicht erkundigen können," antwortete ihi
sein Freund. Kaum waren diese Won
gesprochen, als eine Stimme ihm iti
Ohr flüsterte: Das ist Fräulein Ä"
Alfred wendete sich rasch und he z
um und erkannte seinen Advokaten, r
zugleich Verwandter und Vormund cr
reichen Erbin war.
Das ist nicht möglich !" rief AI cd
stürmisch und äußerte sich zweisei! st
darüber, daß die schöne Sängerin ie
Tochter des verstorbenen D. sein kön e.
Nur ruhig ! mein Herr," vcrsslle
dcr Advokat und legte die Hand ausiei
nen Mund. Dann nahm er einee
wichtige und fast mißmuihige Mientin
und sagte: Ich habe cs Ihnen ja gesirn
schon voraus gesagt, daß Fräulein D.
sehr musikalisch sei. Erinnern Sie sh
wohl?" ;
Wer konnte das ahnen," entgcgn
Alfred kleinlaut, ,,und wenn dic
Engclwescn, das ich anbcte, nr
ihre Hand geben wollte, so würde ich ix
glücklichste unter allen Sterblichen ser.
Darf ich Sie bitten, den gütigen Vc
mittler zu machen.
Der Advokat lachte und rieb sich vr
gnügt die Hände.
Noch war kein Monat vergangen, ,ls
dcr Prozeß beendigt, der Kontrakt ur
Heirath unterzeichnet und die Verbind,g
vollzogen war.
eigenartige Kur.
Der bekannte Komiker Fritz Beckminn
hatte während eines Sommers in lein
Wien nahe gelegenen Kurort Baden ijne
Badekur gebraucht. Kurz vor dcr Ab
reise besuchte ihn der Badearzt und
fragte: Nun, wie befinden sich, Herr
von Beckmcwn ? Wie fein's zufrieden mit
der Kur?"
Beckmann antwortete: Ich dank'
Ihnen, Herr Doktor, mir fehlt nichts,
gar nichts!" Der Arzt war im höch
stcn Grade entzückt und Beckmann fuhr
fort: Schau'ns, Herr Doktor, als ich
hierher kam, hatte ich Ohrenbraufen, das
hab' ich noch, hatte ich Magenfchmerz,
den hab' ich auch noch, schau'ns, auch
Kopsweh hab' ich noch immer, mir fehlt
keine von all' dcn Krankheiten mit denen
ich hergekommen bin'
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