Die Kriegskunst Napoleons Kricgsgcsckichlliche Studie von a . Gxieldirg. Die Naxolconische Epodic ist dir MeburtSjeit der modernen Kriegskunst, Vonaxaite selbst ihr Begründer und Schöpscr. Die Lehren, welche er mit der Schärfe seines Schwertes den Völ kern gab, schufen für die ganze Welt neue Elrmidjälje der Kriegsverfassung, der Ausbildung nd Ziijnitiineitfi't111, der Heere, neue Prinzipien der Strategie und 'der Taktik, der Heeresleitung ; er drückte mit der Gewalt feines Genie' seinen Thaten so durchaus den Charakter der Originalität auf, er war trotz aller der Wichtigkeit, die er selbst auf die Lehren seiner Vorläufer legte, so durch u sklbstschöpferisch und wirkte so be- stimmend aus Mit- und Siachnnlt, daß kr für alle Zeiten als einer der grössten ff.'ldherrcn und Organisatoren des Kriegswesens wird gelten müssen, Gc- rade die moderne deutsche Schule der Kriegskunst hat s nie geleugnet, daß er ihr erster und bedeutendster Lehrer war, und so vielseitig die fortschreitende Technik der Waffen, oic Schöpfung neuer Verkchismittrl, besonders der Eisenbahnen, seit seinem Auftreten die Kriegführung verändert habe, so aNgc- mein gilllg sind doch noch heute diecor nun, welche er schuf und die er vor Allem durch seine eigenen Erfolge be kräftigte. ES ist daher gewiß von all gemeinern Intcresie, ihnen nachznfor scheu und den Versuch zu machcn, sie in übersichtlicher Weise zur Darstellung zu bringe, zu zeigen, wie der gewaltige Korse seine Erfolge vorbereitete, seine Siege erfocht. Napoleon fand am Beginne seiner Feldherrnlhätigkcit in Frankreich kein Heer, sondern nur HecreSmassen vor. Die hegende von der Unbesicgbarkcil der sog. Areiwilligenarmcc der französischen Republik von 1 7 '. :i ist längst als eine (Erfindung durch die historische Forschung gekennzeichnet worden. Wo diese Heere in vereinzelten Fällen sich den Ocstcr reichern oder Preußen überlegen zeigten, da war cS mehr die Wirkung der neuen Elemente, die sie in'S Feld führten : der Bermendung großer Massen und ihrer erhöhten, nicht diirckr Rücksichten auf eine schwerfällige Verpflegung gebundenen Beweglichkeit. Erst Bonaxarte war eS, der aus die sen losen Masse Soldaten zu machen und die festen Formen von Korps und Divisionen im regelrechten Verbände Uer drei Wassenguttungcn, der Jnfan terie, Artillerie und Kavallerie, herzu stellen wußte. Bisher war fast stets, auch unter Friedrich dein (großen, jedes Heer eine einheitliche Masse gcisc, die auf den Befehl eiucS einzelnen Führers marschiite, zum Kampf angesetzt wurde und ihn durchführte. Dies war an gängig, so lange die Armee' klein wa ren, schlug doch Friedrich der Große seine Schlachten mit selten über 40, 000 Mann. Jetzt galt es Hundcrttausciide zu verwende, die sich weder auf einer Straße bewegen, och von ihr aus zur Schlacht entwickelt werde können, die der Einzelne nicht direkt z überschauen vermag. Indem Napoleon stc gliederte, gab er zugleich seine ilukersührern eine bis da hin unbekannte Selbständigkeit und persönliche Verantwortlichkeit. Er orga istrtc Ziicrst einen Gcncralstab im mo dcrnen Sinne, der einerseits sowohl die strategische, wie alle administrativen Maßregeln des Ergänzungs-, Vcrpste-gungS-, Etappcnwescns nach seinen An deulungen und Weisungen bearbeitete, der andererseits den Führern der Corps direkt r Seite stand. Napoleon erkannte auch zuerst die Nothwendigkeit, ein geordnetes Ersatz mcsen herzustellen. Wahrend er mit der Feldarmee opcrirte, organisirtc er gleich zeitig stets im eigenen Lande Reserve truppen, durch welche er im Bedarfsfälle seine Korps immer auf's Neue verooll ständiaen konnte. Nur dadurch war es ihm möglich, nach 1812, als die große Armee aus den Schnccfcldern Rußlands fast gänzlich vernichtet und aufgerieben morden war, schon im nächsten Frühling irit einer neuen, achtunggebietenden Macht wieder an den Ufern der Elbe zu scheine und selbst nach der Schlacht von Leipzig und nachdem er nur elende Trümmer hatte über den yniern zurück führen können, noch einmal den Vcrbün- beten die tirn zu bieten. Hand in Hand mit diesen Maßnahmen im Großen ging eine sorgfältige Vorbe reitung im Detail. Seine Ingenieur Geographen" mußten für ihn jedes vor aussichtliche KricgSthcater eingehend stu dircn, seine Gesandtschaften an fremden Hosen über militärische Organisationen berichten, ein Netz von Spionage, dessen Fäden in dem Bureau seines General stabchcss, des Marschall Bcrthicr, zu samincnliefcn, überzog ganz Europa während er selbst seine Feinde stets im Unklaren hielt und zu täuschen wußte. Bekannt ist, wie er im Jahre 1800 eine sogenannte Reserve-Armee aus C000 Krüppeln und Invaliden in Dijon zu sanimenog, auf welche in geflissentlicher Weise die Aufmerksamkeit des Kontinents gelenkt wurde, als bilde sie den Kern der französischen Macht, mährend Napoleon selbst doch bereits mit seiner eigentlichen Armee in der Schweiz stand, um über raschcnd aus die nichts ahnenden Oestcr reicher in die Po-Edcne hereinzubrechen. So gelang es ihm fast stets, die Geg ner noch inmitten ihrer Porbereitungen zu treffen. In keiner Lage gab er den of fensioen Gedanken aus. verzichtete er auf die Vortheile dcr Angriffs" ""-Ja gerade, wenn er sichiitlnachtheilicien Situativven befand, suchte er durch den plötzlichen uriX . warteten Uevergang zniz Ostcnftve das fchyuaiikcnbe Kncgbglück Wieder n seine i - Fahnen zu fesseln. Mit einem unnugge-' bildeten Hccie ging er 1813 angrisfsweisc gegen die Heere der Verbündeten vor, mit i Lumpen gekleideten widcrwilligen Soldaten ergri er n Jahre darauf och einmal die Initiative gegen Blüchcr und schlug ihn bei Montmirail und ElogeS. Er wußte eben, wie Keiner vor ihm, die vernichtende Wirknng des Angriff aus die Maßregeln deS Feindes, die sichtbare Hebung deS Geistes der eigene Truppen, welche init der zielbe wußten Offensive stets verknüpft sein wird, zu schätzen. Plötzlich, überraschend setzte Napoleon seine Korps auf getrennten Straße in Marsch, um den Krieg in Feindes Land zu tragen. Ganz im Geiste der moder ne Strategie schob er ihnen mächtige Rcitcrmasjcn vor, welche die Situation des Gegners aufklärten, die Richtung der eigenen Operationen mit einem dichten Schleier verhüllten. Unaufhaltsam streb ten die getrennte Heereshaufen, im Vor marfch enger aneinander schließend, einem Ziele zu. Dieses eine Ziel war für Bo naparte stcIS das feindliche Heer und nächstdem die Landeshauptstadt, jenes wollte er mit wuchtigen Schlägen zer trümmern, in dieser den Kern des Wider standes brechen. Vor ihm galt es als die wahre Feld herrnknnst, die cnlscheidcnde Schlacht zu vermeiden, durch kunstvolles Manöorircn Terrain zu gewinnen, dcr .Kampf civi wurde gleichsam dabei als ein nicht ganz tu vermeidendes Uebel angesehen, und nur Friedrich dcr Große Haue schon der Feldschlacht die gebührende Stellung ein geräumt. Für Napoleon war diese aber das Ein und Alles der ganten Feldherrn- kuust, cr verwarf alle Künsteleien und machte, indem cr in dcr Schlachtentschei düng die höchste Ausgabe sah, zugleich die höchste Einfachheit und die höchste Energie zu den Hauptfaktoren des Rrie ges. Sie sind eS bis heute geblieben. Napoleon kannte kein Schema für die Schlacht. Hatte Friedrich der Große leine kleinen Armeen meist in bestimmten Formen in den Kampf geführt, die in ihrer schrägen Anordnung zur Ueberflü gclung einer Flanke des Feindes fast typisch geworden waren, so gestaltete der Korse jede Schlacht durchaus eigenartig. Nach vorheraänaiaer persönlicher Rckog- oszirung der feindlichen Aufstellung entwarf er seinen AngrissSplan und tras seine Dispositionen. Gc chlocne Ar- tilleriemasfen, oft über hundert Geschütze aus einem Punkk vereint, bereiteten den Angriff vor, Jnfantcriemassc führten rh durch. In dieser Verwendung von Mafien liegt das Charakteristische der Napoleonischen Taktik, er dirigirt ganze Divisionen gleich Bataillonen auf das ihm wichtig erscheinende Objekt, ohne Rücksicht auf Verluste, wenn nur ein Ziel erreicht wird. Ob dies Objekt aus dem Flügel, ob in dein Centrum der fcindli chen Aufstellung liegt, ist ihm gleichgiltig, er weiß zu erkennen, ob und in welchem Maße die Entscheidung des Tages von seinem Besitz abhängt. Eine geschlos scnc Reserve bleibt bis zum Ausspielen des letzte Trumpfes in seiner Hand, sie fetzt er erst dann ein, wenn er fühlt, das) da d,e Kräfte deS Gegners erichopsl sind, feine Widerltandskra't lahmer wird und mit cincni schlage gebrochen wer den kann. Wie ein Siurmmind brausen dann die Schwadronen über das Blach- fcld, in ciiggefchloiicnen Kolonnen dran gen die Grenadiere, der Garden nach, noch cinmal konzcntrirt ich ein überlege nes Artilleriefeuer auf einen Punkt, die Niederlage des Gegners ist in seine Vcr nichtung verwandelt. Aber Bonaparte war weit entfernt, sich mit der taktischen Zertrümmerung der feindlichen Kräfte zu begnügen, er machte den Sieg auf dem chlachtfelde erst durch die Verfolgung über dieses hinaus ganz vollständig. . Seine Kriege sind so reich an energischen, wirkungsvoll durchge fülrtcn Vcrsolgungen, wie die keines zweiten Feldherrn. Wenn Friedrich der Große , schon seinen Generalen gelehrt hatte: Eine Vcrsolgung unterlasse, heißt ei schon gewonnenes Epicl noch einmal versuchen," so wußte Napoleon diese Lehre bis auf's Aeußcrste durchzu führen. Die Verfolgung der geschlage nen preußischen Armee nach dcr Schlacht bei Jena muß ihrer Veranlagung und Durchführung nach als eine Muster lcistnng ersten Ranges bezeichnet werden. Die letzten Ursachen dcr Erfolge Na poleon's ruhen zmciscllos in seinen Cha raklercigenschasten, wie denn überhaupt der Charakter den Soldaten macht. Ein klar abwägender Verstand, ei cnergi scher, vor keinem Hinderniß zurück schreckender Wille, erbarmungslos, das Letzte auf'Z Spiel setzende Rücksichtslosig seit, das waren die Grundfakloren seiner Herrschast überhaupt, seiner Kriegskunst im Besonderen, jjjei' .Kaiser war durch und durch Egoist, cr lächelte über cde ideale Regung und beurtheilte Menschen und Verhältnisse lediglich nach materiellen Rücksichten. Wenn wir nun fragen, warum dem beispiellos glänzenden Emporsteigen, das den einfachen Artillericlieulenant in kaum zwanzig Jahren aus den Thron des kai serlichen Frankreichs erhob und ihn zum Despoten von halb Europa machte, der Sturz folge mußte, so müssen wir auch hiefür die Gründe in seinem Charakter suchen. Der Ehrgeiz Napoleon's war ebenso grenzenlos, wie seine Willens kraft, er kannte keine Ruhe, kein Maß halten, keine Beschränkung. Ueber schauen wir seine militärische Laufbahn, so zeigt sich dies überall. Im Feldzug 1790 bis 1797 tritt er zum ersten Male als selbstständiger Heersührer auf und schlägt die Ocfrcrreichc!' in Italien, im Jahre 17 führt ihn eine phantastische, wenn auch eines reellen, gegen England gcrichieketen Hintergedankens nicht ent behrendc Idee nach dem Lande der Pharaonen, und 1799 weiter nach Syrien, 1800 steht e.r auf's Neue an. Po, m Oesterreichs Heer wiederum zu zertrümmern. Kaum vier Jahre später sehe wir den inzwischen zu, Kaiser er wählten Feldherrn zum ersten Male in Deutschland selbst ; bei Austerlitz schlägt er 1805 Russen und Oeslerrcichcr. bei cna 1806 das altberuhmte preuzzische Heer. 10 kämpft er jenseit der Pyrenäen, um den spanlschen Thron für seinen Bruder Joseph zu erwerben, gegen England und die ganze spanische Nalion, 18U9 zum vierten 'cate gegen melier- reich, das er im Frieden von Schöiibrunn zur Abtretung von 2000 Zuadatincilen seines GebieleS zwingt, 1813 bricht er endlich zu jenem gewalligen Zuge gegen Rußland aus, dcr ihn 'sein bestes Heer und schließlich seinen Thron kosten sollte. Was war in allen diesen sast ununter brochenen Kriegen das Ziel seines Slre bens gewesen, was hatte er schließlich durch die Ströme von Blut, die er aus hundert Schlachtfelder vergoß, erreichen wolle? Die historische Forschung hat mit Gewißheit festzustellen gewußt, daß ihm nichts Anderes vorschwebte, als das Bild einer Weltmonarchie etwa im Sinne Alerander's des Großen oder der römi schen Imperatoren, daß er mindestens die Bildung eines europäischen Staaten bundes unter der Leitung Frankreichs und seinerDnnastie sür unmöglich gehal tcn hat. Kann das Maßlose seiner Pläne deutlicher charakterisirt werden? Er mußte fallen, weil er Unmögliches erstrebet! So bezeichnet denn das Jahr 1812 den Wendepunkt in seinem Geschick. Wohl blieb er auch hier Anfangs auf dem Schlachtfeld Sieger und es ist eine Mythe, wenn man gemeint hat, das Zu rückweichen der Russen bis jenseits MoS kau'S sei das Resultat cineS wohlüberlcg ten Planes gewesen, es war nur die Folge ihrer Niederlagen. Aber die Elemente, der Mangel an Nachschub und Verpflc gung, traten hier zum erste Male den, Sieger hindernd i den Weg, Dennoch darf man auch bei diesem vielgetndctten Zuge Napoleons nach Rußland seine Feldherrngröße nicht übersehen. Die Feldzüge dcr Jahre 1813 und 1314 waren im Grunde genommen, trotzdem sie Napoleon offensiv sührte, Verthcidigungskampfe seiner unhaltba ren Stellung gegen die nach Freiheit rin, genden Völker Europa's. Wohl ent faltete er noch cinmal sein wunderbares Organisationstalent und stampste gleich sam die Armeen aus der Erde, aber die Verhältnisse waren stärker als er. Seine Gegner waren Andere gewor den, sie halte von ihm gelernt, sie sühr tcn scine eigene Methode der Kriegskunst jetzt gegen ihn selbst in's Feld: Nach dem Muster des von ihm geschaffenen Heerwesens waren die Armee gegliedert und ausgebildet, die ihn vernichten soll ten, die allgemeine Wehrkrast führte ihnen die tüchtigsten Elemcn! der Nation zn, in der Schule dcr Leidens hatten sich Männcr zu ihrcr Führung gc fundcn, die dem großen Korsen nicht ganz uncbcnbürtig waren: Scharnhorst und Gnciscnau, Blücher, Bork und Wellington und dic anderen Helden, de ncn eS vergönnt war, in dem großen Frcihcitskampf an maßgebender Stelle mitzuwirken ! Sodann und das war vielleicht das Entscheidende konnte Napoleon seine Armee wohl numerisch wiederherstelle, die innere Tüchtigkeit aber fehlte, nach dem dcr Kern seiner Truppen sich in Rußland verblutet hatte. Das Heer, mit dem er jetzt den Verbündeten gcgen- übertrat, bestand zum überwiegende Theil aus jungen Rekruten, es fehlte an kricggewohnlen, erfahrenen Ossizicren, seine Marschälle waren der ruhelosen Zeit müde und sehnten sich nach dem sricdlichen Genuß ihrer erworbenen Ti tcl und Reichthümer. Und auch der Kai ser selbst war nicht mehr ganz dcr Alte. Die beispiellosen geistigen und körpcr lichen Anstrengungen zweier Decennien hatten selbst die Spannkraft dieser Lö mennalur erschüttert. Nur in Einem blieb Er sich gleich: in der Maßlosigkeit seiner Entwürse und Erwartungen ! gkoch 1813 hätten dic Alliirlen ihm sicher neben Frankreich, Holland und Italien zugestanden, noch 131 4 wäre cS ihm ein Leichtes gcwcsc, die Rhein Grenze für sein Reich zu erhallen, so sehr fürchtete man sein Feldherrntalent selbst im Untergang, er aber wies alle Friedcnsancrbietungen zurück und be nutzte die diplomatischen Unterhand lungen nur, um Zeit für neue Rüstungen zu gewinnen. Kaum zwei Monate vor seinem Sturz brach er nach einem xar tiellen Erfolge gegen Blücher in die charakteristischen Worte aus: Noch ein solcher Sieg und ich bin wieder an der Weichsel!" So eilte er dem Verderben entgegen, so hielt er schließlich bis zur letzten Stunde an dem Gedanken fest, daß Frankreich, wenn auch ihm, so doch nim mermehr seiner Dynastie verloren sei. Die Geschichte hat es gelehrt, wie er sich täuschte fast zur gleichen Stunde, in der er zu Gunsten seines Sohnes, des unglücklichen Herzogs von Reichs stadt, abdankte, steckten Tausende und Abertausende in Paris die weiße Bour bonenkokarde ans, jubelte die Einmoh nerschaft ' in er Hauptstadt den einzie hcnden alterten Monarchen entgegen. Noch einmal wußte er, von Elba zu rückgckehrl, mit seiner gewaltigen Per sönlichkeit und den Traditionen seines Feldherrnruhm das französische Heer an sich zu ketten, noch einmal zog er an seiner Spiye gegen das aus's Neue erschreckte Europa in's Feld. Aber es ließ sich voraussehen, daß dieser Feld zug nichts als der letzte Akt des großen Trauerspiels sein würde, unter dessen Eindruck der Kontinent zwei Decennien gebebt halte. Wohl fesselte Napokon vei rigiiy oas zerschellte seine Armee bei Bellc-Allinncc vor dcr ciscrncn Zahigkcit Wellington'S und dcin kühnen Eingreifen Blücher'S, Und hier, in scincr lctztcn Schlacht, trat so recht bezeichnend diejenige Eha raktcreigcnjchaft des Korsen hervor, die wir wicdcrholt als die Hauplnisache seines Nicgcrgaugcs bezeichneten. Schon als dic Wagschale des Kanipses sich längst zu Uiiguiistcn des Kaisers geneigt halle, warf cr mit dcr echten MaLlosigkeit des Emporkömmlings seine letzten Reserven in die verlorene Schlacht ; für ihn galt auch hier nur dcr eine Satz: Alles oder Nichts! So löste sich die Armee in ein wüstes Ehaos auf, wclchcs, vor dcr cncr zischen Vcrsolgung Gueiscnau's zerslie bend, das Kaiserreich unter seinen Trüin inern begrub. Des Dichters Wort: In der Be fchrönkung zeigt sich erst der Meister," paßt auf Napoleon I. im vollsten Um fange. Niemals vielleicht, soweit mir in die Weltgeschichte zurückblicken, hat ein Man so hohe militärische Gaben in sich vereint, iemals ist ein Feldherr aus einer langen Siegeslausbahn in so hohem Grade vom Glück (und dieses wird stets eine Rolle bei der Kriegsentscheidung spielen) begünstigt gewesen, wie Napo leon die Kunst, Maß zuhalte, sich ans Erreichbares zu beschränken, blieb ihm orsaat. In der Brust dieses Mannes lag der Drang in'S Unbegrenzte, das Selbstgefühl der Allgewaltigkeit z tief eingeprägt, als daß ihm je die richtige Selbsterkenntniß geworden sei sollte. Jede Größe aber, dcr die Selbstbe- schränkung sehlt, trägt den Keim des Sturzes l fich Napoleon, der Beileget Europas, giebt dasür das kolossalste Bei spiel, das dic Geschichte kennt. Er, vor dem dic ganze Welt zitterte, starb einsam und verlassen aus St. Helena in der Verbannung. per, Licbcsbach. iine Knrhe fische Sage. Von Lcon Duplessis. Verloren, verloren", rief dcr knor rige Baucr, Frau hörst Du cS, der Prozeß ist verloren; durch Richtcrsspruch bekommt Ellcnbcrgcr meinen Acker, Frau, wie hasse ich diesen Menschen!" Und Du hast Recht, ihn zu hassen, Steinmetz ; doch höre aus mich : über den Amtmann von Spangcnberg koinmt och in Kassel unser Fürst, ruse ihn an, er wird das ungerechte Urtheil vernichten und uns den Acker wiedergeben." Er muß ihn uns wiedergeben," tobte der Mann ; Landgruf Philipp muß mir altem Recken von Mühlberg mein Recht verschaffen sonst . . . . Himmel und Hölle, . . .sonst" und grimmig, entschlos fen, ohne seinen düsteren Gedanken ganz auszusprechen, stand er mit einem Fluche auf und schlug heftig mit der Faust auf den Tisch. Da trat Acnnchcn hcrcin zu de erreg ten Eltern im isonntagsklcide, dic blon den Flechten lang herabhängend, das Gesangbuch in der Hand und richtete ihre blauen Augen freundlich und trc auf den Vater. Steinmetz lächelte, trotz sei ner Wuth. Vater, es ist Zeit," sagte die Tochter, und als sie sprach, läuteten dic Glocken zur Kirche. Würdig und langsamen Schrittes ging er mit Weib und Kind in die Kirche. Der neue Psarrer, von Luther selbst gesandt, sprach in marinen Worten über die wahre christliche Liebe, über !?uld samkcit, Dernnth, Und vergebet Euer Schuldigcrn, darnitEuch vergeben werde." Als der Gottesdienst zu Ende war und das Volk die Kirche verließ, fügte es sich, daß Steinmetz mit Ellcnbcrgcr und sei ncr Familie unter dem Portale zusam meniras. Grimmig ballte er feine Fau st und drohte seinem Feinde; o, Du bö ser Mensch ! " flüsterte Frau Steinmetz, Ellenberger aber trat ruhig näher, grüßte freundlich und bot Jencm dic Hand. Gieb mir die Rechte, Nachbar," sagte er mit erregter Stimme so laut, daß Alle ihn hörten, dieses einen Ackers wegen weiden so alte Freunde wie wir doch nicht Todfeinde werden i Wie versteinert blieb Steinmetz stehen. Ja, reich mir Deine Rechte," und weicher wurde die stimme des Sprechen den, wenn nicht in dcr Erinnerung an uiifcre frühere Freundschaft, so doch in der Hoffnung aus das Glück unscrcr Kinder ; sie lieben sich, hörst Tu, und im Namcn meines Heinz werbe ich hier, an dieser heiligen Psorte, um Dein holdes Acnnchcn," Du lügst," schrie Steinmetz, außer sich vor Zorn, sie lieben sich nicht!" So sich' sie hier zu Deine Füßen," antwortete kalt der Ellenberger. Hand in Hand, ihr Antlitz in Thränen gebadet, war Aennchcn und Heinz vor dem Wüthenden in die Knie gesunken. Ihr Schluchzen allein sagte beredlsarn genug, was ihre Brust erfüllte und was ihre Zungen vor Wehmuth und Angst nicht sprechen konnten. Niemals, niemals," schrie Steinmetz immer laul,r, geb ich mein Kind dem Sohne eines Räubers." Da schoß das Blut dem Ellenberger in die bleichen Wangen ; aljer er beherrschte sich, denn ein ganzer Mann, klug, redlich und stets Herr seiner selbst, der blieb er auch jetzt. Steh aus, Heinz," sagte er entschieden, steh auk, mein armer Junge, nun ist's genug, hab' ich auch Acnnchen, die Du zur Braut erkoren, innig lieb, so dulde ich's jetzt nicht mehr, daß Du um sie wirbst. Aber ein Niemals, Nie mals!" rufe ich deshalb nicht aus, denn uns Sterblichen ziemt dies Wort nicht. Aber höre! Sie dort den Berg, mein Sohn," Alle lauschten aufmerksam aus den tief erregten, schwer beleidigten erhebe Dunen Blick dort hin von der Natnr geschaffener, erschöpf lichcr Teich voll des klarste, herrlichsten Wassers. Wen D, mein Sohn, mit Acnttchen, ohne andere Hülse, als die von Golt, in dreien Tage und zweie Nächte das Wasscr von dem Teiche bis hier nach Spangenbcig auf diese Platz tühren kannst, dann nur dann nur allein gebe ich meine Einwilligung z Eurem Biinde, nur dann will ich ihm seine Beleidigung verzeihen, daß schwüre ich! Aber ei Niemals!" spreche ich nicht ans." Oho," höhnte spottend dcr Andere, wenn Ihr dies Werk vollbringt, dann geb auch ich meinen Segen, dann bitte ich Dich um Frieden, Ellenberger, das schwör' auch ich !" I sroinincr, gottcrfülltcr Stimmnng traten Hcinz und Acnnchcn in die Kirche zurück. Lange bliebe sie vor dem Ab tare : was ihnen die Engel dort zuge flüstert, wer weiß es !" Der Sonntag verging. In der Frühe deS koiuuundcn Tages, als der erste Sonnenschimmer durch das frische Frühlingslaub strahlte, begaben sich Heinz und Acnnchen ans den hohen Kic selsberg. Spatcn, Karrc und nndc rcs HandmcrlSgcräth führten sie mit sich ; ihre Liebe im Herzen halten sie i sich eine übcrmciischliche Krasl, Tag und Nacht arbeiteten sie, m das Wasser des TeichcS nach Spangcnberg sicher abiiileiten ud dic Riesenarbeit ging merklich vorwärts. Kein Zweisei an das Gelingen war in ihrer Brust, sie aßen nicht, sie schliefen nicht, sie nahmen keine Erquickung ; fic arbeiteten und arbeiteten, sie gruben und gruben, ohne Ermüdung, in wundcrbarcr Ausdauer, ohne Ruhe und Rast, Und als der dritte Tag sich feinem Ende neigte, da läutete fcierlich alle Glocken mic z einem Feste. Aufgeregte Freude durch; wogte das tätlichen. Die Einwohner in festlicher Stimmung und bluinengc schmückt, beaabe sich ans de Platz. Dort stand dcr Psarrer im pricsterlichen Ornat, zu eilen von ihm die scindli chen Familien. Dazu trat der Amtmann und der Bürgermeister. Auch Heinz und Acnnchcn waren da und gruben rastlos an der Rinnc cincs tiefen und schmalen Kanals und ehe die lctztc Minute des prächtigcn TageS wie ein Tropscn im Meer in die Ewiakeit qesallen war, da that der Jüngling den Spatenstich, und das klare helle, silberne Wasser vom Kieselsberg quoll munter und plätschernd aus den Kirchplatz. Die Menge jubelte und jauchzte hoch auf in Entzücken und Freude; war doch nun das Städtchen von der oft drohen- den Wasiersnoth gerettet. Die beiden Alten reichten sich i be megtcr Stimmung dic Hand zur Ver- sohnuna. Acnnchen, mie eine matte Tattbc, siel, die mudcn Augen schließend, Hcinz in die Arme. Der Kuß der liebenden halte kein Ende; ihre Lippen sollten sich nicht mehr trennen, denn von Arbeit erschöpft, im Gefühle höchster Wonne, sankcn sie beide zur Erde. . . .todt! So lautctc die unwahrscheinliche, aber dennoch wahre Geschichte von Heinz und von Aenucheu von spangcnberg, as Volk hat sie besungen in wehmüthig Ichonem Lied, und der lianal, den )ie gruben, heißt bis aus den heutigen Tag: der riebesbach . Z)ie Wacht der Wulik. Mann chlachtcnalück an 'feine au! den koken Kicselsbera. dort oben Fahnen, aber schon wenige Tage daraus ag,. Horizonte, aus,. dem Gipfel ist eitfi Vor einein dcr elegantesten Gasthöse in Paris hiclt ein gcchmackvollcr Til burv, dcsscn schönes englisches Pferd muthia in sein Gebiß schäumte. Aus einem andernWagen stieg ein vornehmer Mann, einer der bcruymtelten Advokaten von Paris, dcr in den Gasthos ging Zn dcr Thür trifft er mit einem hübschen lungen Herrn zusammen. Habe ich vielleicht die Ehre, Herrn Alfred v. E. vor mir zu sehe? redete er denscl den an. Der bin ich, mein Herr, was wün- idien ie ( Ich komme in einer sehr wichtigen Anaelcgenhcit hierher, und wenn Herr o. C. die Güte haben würde, mit mir umtukcbren Das geht nicht, denn für Geschäfte bin ich nur morgen zu haben", erhielt der Adookat zur Antwort. Meine Zeit drängt, mein Pferd wird ungeduldig vor dem Haufe, und ich werde bet dem Herr- lichsten aller Concerte erwartet. Die Damen Grisi und Viardot, Rnbini und Lablachc, Dupre; und der schöne Apoll der Bühne, dcr verführerische Mario, ferner Ar'ant, Liszt, Labarrc und seine anmuthige Gattin kurz, die größten Talente der Vokal- und Jnstrumenta!- Muttk sind vereinigt ; dazu kommt noch eine Auswahl der himmlichste Stücke nein, bei Gott, mein Herr, Sie können nicht verlangen, daß ich mit Ihnen um- kehre, und cs wird Ihnen auch nicht ge lingc, mich dazu zu bestimmen, meinen Voria für beute autsugeben." Bei diesen Worte sprang der junge Alfred die Treppe hinunter, ohne fich m den mißmnthigen Advokaten zu beküm- mern, der ihm nur mit Mühe folgen konnte. Aber mein Herr, ich komme in Sa chen Ihres Prozesses!" rief ihm dcr Advokat nach. 'Hcr D. ist soeben ge storben, er hinterläßt eine ziemlich reiche und liebenswürdige Tochter, die keines der Vorurtheile ihres Vaters geerbt hat und eine Hcirath zwischen ihr und Ihnen konnte alles ausgleichen, alles in ird nun bringen." Sie sind toll", cntgegnete Alfred Mich vcrheiralhen zu wollen mit der Tochter emes Illcanncs, der meinen tcr durch tausend Quälereien und Bös iv'.lligkcitcn hingerichtet, schändlich' ge mordet hat? Daran denken Sie doch wohl nicht im Ernste, mein Herr? Aber ich sehe, Sie sind auch wie alle andern LeuIeJkreS Schlags, die das Geld über alles anschlagen! Nach Neigungen und Empsindungen wird erst nachher gc frag,." Aber Fräulein D. ist jung, gut, be zaubernd", bemerkte der Advokat ansgc regt. Nun, wir wollen sehen", sagte AI fred, stieg in dc Wagen, nahm die Zügel aus dcr Hand fciucs KulfcherS und fuhr rasch davon. Seit dieser sonderbaren Unterhaltung mitten auf der Treppe war beinahe ein Jahr verflossen, und der fragliche Pro zeß abwechselnd lebhaft geführt worden. Das Erkenntniß erster Instanz war bereits zu Gunsten AI srcd 's von E. aus- gefallen ; eine Sentenz des Appella-tions-GcrichtshofeS hatte indessen Frau lein D. begünstigt und der Advokat deS jungen ManncS stand ans dem Punkte, ich an dcn KafsationShos zu wenden, als ein ebenso unerwarteter Vorfall dcn langen und kostspieligen Streit plötzlich zur Zusriedenheit aller Theile erledigte. Es war am Abend des Chai frcitngs. Alfred, immcr och leidenschaftlicher Miiikchwärmer, hatte sich nach dcr Ka pclle cincs Fraucnklostcrs begeben, wo man eben cdes Jahr an diesem heiligen age die herrliche Musik auszuführen pflegte. Bereits war ein Stück schon sehr gut gezeben morden, als dic letzten Worte Christi am Kreuze" vonHaydn zum Ent- zucken aller von einer iclioneu klang reichen Frauenstimme ertönten. Das Geflüsi-r der Zuhörer verstummte, jeder gab sich mit schweigender Bewnndelung dem himmlischen Gcnussc hin. AIS der göttliche Gelang mithörte, und Alfred wicdcr zn fich gekommen war, fragte er, tch riiiggttmschctucnd, wer dcr Engel sei, dessen Stimme bis in das Zniierc deö Herzens dringe. An Alsrcd'S Nähe war cincr scincr Bekannten und dieser sagte zn ihm: Ich weiß iwar auch nicht, wer die Dame mit dcr schönen Stimme ist, aber wenn Sie wnnschen, dicsclbe noch einmal zu hören, so holen Sic mich morgcn Abend um 8 Uhr ab, und ich weide Sie in ein Conccrt fuhren, welches Frau o, S. gibt, in dem sich diese Sängerin hören lassen wird." Den Tag darauf begab sich Alfred mit seinem Freunde zur Frau o. S. Sie hatten sich etwas verspätet; des- halb hatten sie kaum Zeit, die Dame des Haufes zu begrüßen, als auch schon das Coneert begann. Nact) einer Symphonie von Beethoven. die außerordentlich gespielt wurde, und einigen Sonaten, kamen mehrere Gesang- tuae an die ateihc. izch höre die Stimme von gestern nicht wieder," sagte Alfred wiederholt nu seinem Freunde, Viux Geduld, suchte dieser ihn r trösten, die; Soiree hat ja erst ange sangen, kie werden die Dame aanr ae wiß noch hören, denn erst diesen Morger it mir versichert worden, daz sie singe, werde." Beinahe in demselben Augenblick tra ein junges und sehr hübsches Mädchei schüchtern an das Piano, geführt oi Frau v. S. selbst, die ihr lächelnd Mut cinnisprechen schien. Dcr scelcnolle bescheidene Chopin Halle dic angenehm Oblicgcnheit übeinommcn, dic Söngeri zu bcglcilcn. Dcr Gcgcnsland dcs Gc jangcs war die Einnahme von Jericho von dem unsterblichen Mozart, und di Dame sang sie mit einem Feuer, m einem Gefühl, datz alle Zuhörer hingc rissen waren, Wer ist dieses Engclmescn, die Zcw berin?" fragte Alfred. Ich habe mich nach dem Rainen noc nicht erkundigen können," antwortete ihi sein Freund. Kaum waren diese Won gesprochen, als eine Stimme ihm iti Ohr flüsterte: Das ist Fräulein Ä" Alfred wendete sich rasch und he z um und erkannte seinen Advokaten, r zugleich Verwandter und Vormund cr reichen Erbin war. Das ist nicht möglich !" rief AI cd stürmisch und äußerte sich zweisei! st darüber, daß die schöne Sängerin ie Tochter des verstorbenen D. sein kön e. Nur ruhig ! mein Herr," vcrsslle dcr Advokat und legte die Hand ausiei nen Mund. Dann nahm er einee wichtige und fast mißmuihige Mientin und sagte: Ich habe cs Ihnen ja gesirn schon voraus gesagt, daß Fräulein D. sehr musikalisch sei. Erinnern Sie sh wohl?" ; Wer konnte das ahnen," entgcgn Alfred kleinlaut, ,,und wenn dic Engclwescn, das ich anbcte, nr ihre Hand geben wollte, so würde ich ix glücklichste unter allen Sterblichen ser. Darf ich Sie bitten, den gütigen Vc mittler zu machen. Der Advokat lachte und rieb sich vr gnügt die Hände. Noch war kein Monat vergangen, ,ls dcr Prozeß beendigt, der Kontrakt ur Heirath unterzeichnet und die Verbind,g vollzogen war. eigenartige Kur. Der bekannte Komiker Fritz Beckminn hatte während eines Sommers in lein Wien nahe gelegenen Kurort Baden ijne Badekur gebraucht. Kurz vor dcr Ab reise besuchte ihn der Badearzt und fragte: Nun, wie befinden sich, Herr von Beckmcwn ? Wie fein's zufrieden mit der Kur?" Beckmann antwortete: Ich dank' Ihnen, Herr Doktor, mir fehlt nichts, gar nichts!" Der Arzt war im höch stcn Grade entzückt und Beckmann fuhr fort: Schau'ns, Herr Doktor, als ich hierher kam, hatte ich Ohrenbraufen, das hab' ich noch, hatte ich Magenfchmerz, den hab' ich auch noch, schau'ns, auch Kopsweh hab' ich noch immer, mir fehlt keine von all' dcn Krankheiten mit denen ich hergekommen bin' .- 2 - , if-" -'L'. ; , S l" " ' ':" ; tf 1 V