Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, April 27, 1920, Image 2

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    2We Vmahz Ittiiiie
f
Seitg s i st.
Dr Seist der ttfuen Zeit weht. Man
irspürt seinen Haüch. W man und
sofern man nur mag. Aber nicht im
wer verspürt man ihn s deuilich, nne
mt kürzlich GcKgknhkii war. Und daS
wür aus einer Ctraszenbahnsahrt, von
ganzen 13 Minuten Länge.
Ort der Handlung: eine mitteldeut
sche Großstadt liber 500.000 Einmohnerz
Personen: auf der vorderen Plattform
rr Wagenführer, ncbcn ihm ein dienst
freier Schaffner, hinter diesem ein un
scheinbarer Herr und in der Ecke, hinter
mir, ein älterer Herr.
Der Schaffner sprach von den Christ
bäumen dcr letzten Weihnachten, als ich
aufstieg. "
Ein schön? Vänmchen htte ich, sagk
Ich dir! WaZ er kostete? Hab' ihn
doch aui m i n t m Wald gebolt! Hin
te bei Grünwald. Nischt kost' er! Na
du wenn man sich alle kaufen soll,
heute... WaS macht denn überhaupt
deine Viehzucht?"
Ter Wagenführer wurde lebhaft:
Macht sich, macht sich! Karnickel
hab' ich bloß noch 14. Aber 'n Schwein
mache ich jetzt fett. Heimlich natürlich.
Und Hühner hab' ich auch noch dreie da
zugeholt. Enten slnd's zweie.' Die körn
men zum Feste in den Topf. Wo ich
die alle hab'? Da hab' 'ch mir 'n
Stall gebaut Dek kost' ooch fast nischt.
2a hab 'ch mir drauszen am Depot
Steine weggeholt. Alles alte. S$olf
log der Kalk was! Bretter hab 'ch
gesunden."
All lachten.
23 unscheinbare Herr sagte:
Richtig so! Man muh immer sehen,
wie man zurecht kommt!,. Denken Sie
nur mal. was ich für'n Schaf dagegen
war: Ich bin bekannt mit einem Ber
liner Garnifoninfpcktor. Und mein
Bruder hat ine Aürstenwarenfabrik.
Der sagte zu mir: Wenn du mir den
Auftrag bringst, kriegst du für den Be
sen eine Mark!" Da? wären 20.000
Ml. gewesen! Der Inspektor sollte auch
ine Mark kriegen. Denken Sie, ich
ikab'Z getan? Keine Spur! Hatte ich
Angst, daß die Sacke rauslominen
lännre. Die zwei Mark sollten nämlich
uufgeschlaaen werden! Za, ja, man
ist viel zuehrlich."
Er stieg ab. Der altere Herr trt der
Ecke lachte auf.
.Das ist gerade der richtige! Den
kenne ich zufällig.' Der derstcht's! Der
bat fein Schäfchen m Trockenen. DaS
ist Sie ein Schieber, wie er im Buche
steht! Neulich hat er Gulasch derscho
ben! Mik 10 Mk. die Büchse eingekauft
mit 30 verkauft'. Das sind die rich
Frühlingstag
Skizze don
Am See blüht ein wolkenwfer'Mai
ntag. Der Himmel jieß ein lichte,
heiiereZ Blau leuchte uib hat! helle
Fieude darw, -seine gut Laune in den
windbewegte Fluten deö SeeS wieder
zuspiegelkb. Ein warmeZ Lüftlei säu
seile über die jung aufsprießenden Saa
ten. ' Die Auen schwelgten in saftigem
Grün. Ueberall hatte ein fröhliches
Gelb deZ üppigen Löwenzahns und Rep
seS Besch ergrifft don den wehenden
Hängen und saftige Triften. Wohlig
süß rfüllte der Dust der rosige Apfel
bluten die Luft, die unter den glühen
den Sonnenstrahlen Iris flimmerte. Vo
derschwenderifch schenkender Hemd mit
weißen Blütenbüschel überschüttet neig
ten sich die strotzenden Aeste der weißen
. Kirsch und Birnbäume wie in Klings
Z Zaubergarten.
. Im einsam stillen Park flammte
ine kräftige Blutbuche ins junge keusche
, Grün einer Biikngruppe. Wie ein
Feuer schien sie von unten nach oben- zu
lodern, im Wipfel die Glut ihrer Flam
men verdichtend.
Der junge Lenz, der dieses Jahr so
lange aus sich hatte warten lassen,
ftrnchjU im Vollgefühl seiner Pracht.
Am Gestade des saphirblauen SeeS,
der daS schweizer User heute dem Auge
reit abgerückt, di Alp.? in eine sil
, berblaucn seil Dunsrschimmer gehüllt
hatte, lagen zwei junge Menschentinder,
deren Glieder der junge Lenz straffte,
deren Herz er, wie rings die Natur mit
sonnigem Glück dcS Mnkens erfüllte.
, Im harten, schmutzig grüngelben Ried
graS hatten sie sich zu kurzem Ruhaus
niedergelassen., um die Wonnrn des Au
genblicks in durstigen Zügen in sich hin
inzutrircken. Die alten Weidenstümpfe
' hinter ihnen, die, von manchem Sturm
wind zerzaust, jetzt nistenden Bügeln in
den knorrigen Schluchten ihres ruppige
Stammes willkommene, traute Brüt
statten boten, hatten weiche, saftige Noch
fast, goldgelbe Aesichen und Bl'ättchen
in den bläulich' schimmernden Horizont
, hinausgcreckt. Um sie herum sifselte
KtztjährigcZ Schilf, wenn der laue Hauch
eZ Lenzwindes nd die fröhlich plät
sichernden Wellen des Sees an sei mor
: scht,n Halm schlugen. Gegen das jen
seitige User zu war der See- spiegelblank,
dessen Fläche kein Luftzug trübte. Von
der Witte ab begann Leben in ihn zu
kommen. Glitzernd und gleißend tanzte
die Sonne auf ein kurze strecke auf
ihm, die Augen blendend, die sich nicht
genug tu konnten, von dem dunkeln
Saphtrblau ins frisch Smaragdgrün,
das mit scha'rfet Linie abget:?mt seine
Lerlänqerung nach dem schweizer Ufer
hin bildete Und vog diesem in die tan
Zenden, glitzernden Cilberflecken zu
schauen. , . , -
Zwischen dem graugrünen Ufer
schlämm, der mit rundgeschliffenenver
witternde Granitsteinen' und don der
' Sonne glühendheiß gebrannten Kieseln
durchWng! war. blühte Vergitzmein
wx kZaJMM-äS2ML Muh.
von 25arl Lütge.
tlgen! Abet die saszi man nicht! Und
wie ist ti denn mit den Banknoten? Die
Tausender und die roten Hunderter?
Auch solche Schieberei! Für'n Tau
sender zahle ich Ihnen zum Beispiel gern
1200 Mk.! Wenn einer der Herren
einen oder 'n paar hat...i Im Ver
trauen: nur noch kurze Zeit! Dann wer
den sie eingezogen und wertlos gemacht!
Für einen Hunderter mit rotem Stern
pel gebe ich 123 Emm! Na? '
.Da! müßt' mer sich überlegen",
meinte der Wagensührer. .Denn die
Steuern,.... wenn , man bedenkt....
Ueberhaupt ich zahle kerne! Fällt
mer nich ein!"
.Wer kann denn da!', pflichtete ihm
der Tchaffner bei. .Ja wenn ti erst
mal die tausend Mark Beschaffungsbei
Hilfe gegeben hat . . . Dann vielleicht . . .!"
.Und ooch dann noch nicht! Bei die
sem Dienste! Tu haste denn nich
gehört, ob die 6-Siundensch!cht durch
ur
Jh keene Ahnung bloß mehr
Arbeit! Diese Knipslarten und
TutzendkartkN bloß wieder! Und die Mo
natskarttn, nicht? Die Blase mag nur
bezahlen! Ja. ne Zeit daS......
Aber wer ist schuld? Wir felber... .'
Der ältere Herr in der Eck fragte:
.'Jka, wie ist's mit den Scheinen?
Oder wenn Sie sonst wa haben? So
vom Felde oder so. Ringe oder
Uhren....?"
Ein halbwüchsiger Bursche war zuge
stiegen lind ein besserer Herr. Die hör
ten ti Der Junge sagte:
.Kaufen Sre einen Pelz?"
.Wenn er gut ist?"
.Tadellos! Wie neu! Wollen Sie
sich mal nsehn? Und Scheine kann ich
auch besorgen. Ich habe ein paar Be
kannte. Wie ist's denn mit Silber,
geld? 200 Fünfziger kann ich besorgen.
Aber nicht unter 300 Mark .
.Silber? Natürlich!" -i
Der feine Herr horchte auf.
Hören Sie Silber! Tonnerwet
ter, das wär' was . . . Aber nur 'n
großen Posten J Wann könnten wir
mal sprechen . . ." '
r.SBaä der ältere Herr antwortete, hörte
ich nicht mehr. Ich hatte genug dernom
men und räumte eiligst meinen Platz.
Die Straßenbahner sah ich noch mit dem
Kopfe fchütetln. Sie ärgerten sich schein
bar, daß sie mit ihren Kleinigkeiten hier
nicht mitkonnten. Aber zweifellos wer
den sie nun versuchen, es ebenfalls noch
dahin zu bringen. Und wenn es ihnen
gelungen ist, werden sie andere anstecken,
und die wieder andere, bis . . . bis . . .
Lieber Nich! ausdenken .!
bei Hagenau.
Teutwart. ;
streckten, bis di ewig lechzende landgre'
rige Welle den Strand leckte. ,Tas
karge UsergraZ wimmelte von herzigen
Marienkäftichen, die ab und zu auf eines
der beiden Menschenkinder krochen und
von da Hre Lnftreise zum ' nächsten
Graslüschel antraten.
Die Beiden hatten lange Zeit sich den
glühenden . Sonnenstrahlen ausgesetzt,
ohn daS beruhigende Plaufchcn und
Plätschernd! Wellen mit t'mm Wort
lein zu unterbrechen.
Ein Dampfer war soeben unweit des
Ufers vorbeigefahren. Nun schlugen die
Wogen drängend in rastlosem Wieder
anschwellen und Zurückflute bis kurz
vor ihre Füße.
Bisher hatte die Beiden ZeneS na
menlose, unaüssprechbareGesühl wünsch
losen GlückeS beseelt, dos inem nie rei
ner und mächtiger umfängt, als wenn
man an fonnigcm Maientage in blum!
ger Au seine Glieder reckt wie Franz
enbachS Hirtenkrmbe in der Kampagne.
Der Jüngling begann in daS Anrol
ktt der Wogen leis sein Worte zu mi
schen. Die Stunde war ihm so voller
Andacht und Weihe, daß r sich nicht
getraute, Mit dem vollen Klang seiner
Stimme di rhythmisch Melodie des
Wassers zu übertönen. Sein Augen
hatte er auf di tanzenden Sonnenstern
chen der gekräuselten Si.lberfLch oe
richtet, seinen Kopf en di Schulter des
jungen Weibes gelehnt als er sprach:
.Du reineS wonixvolleZ Weib! Siehst
Du die Woge, wie sie vor unseren Fü
ßen leckt und lechzt, ewig tätig sich in
den Ufersand gräbt und ihn reinigt von
allem Schlamm und angeschwemmtem
Unrat, mit dem die Menschen, denen
nichts rein und beilia ift. den blanke
Spiegel deZ SeeS trüben? Siehst Du, 1
wie die Welle ewig ebbt und flutet?
Wie eine Menschenseel. die sich am har
te Sie! des Lebensufer! stößt. Wund
gestoßen, verbirgt sie sich, wie eine
Schnecke in ihr HauS. Aufs Neu
nimmt si den Weg. den sie gegangen.
Und wieder neue Gefahre beschwört,
sür sie herauf. Die Leidenschaft, faucht
in sie hinein. Ihr Sturm peitscht sie
empor. Sie zischt und geifcht, sie rollt
und stöhnt. Satanisch wühlt sie tiefsten
Schlamm auf und wirbelt ihn in to
sendem Strudel. Zernagt speit sie ihn
von sich, die Welle, deren blendend reine
Schöne sich mit seinem schmutzigen Grau
zu Küster Ehe verbunden hat. Aber
eben noch Dienerin, schüttelt sie ab die
besleckende Fron. Sie läutert sich und
ihn, indem s ins ebene Gleichmaß ihrer
rhythmische ,Ruhe zuriicksinkt. Ei
fein silbriger Sand, von allem Unreinen
befreit, laucht Z ihre Tieft. ' Aber kein
Ruhe soll er finde in ihrem Bett.,' Der
Fluch seiner umktinen Herkunft haftet
ihm auch dann noch an. Rastlos muß
er urtn ihrem Spiegel wandern, von
Ort zu Ort, don Tiefe zu Tiefe. Doch
ei! Tages wird er erlöst: Wenn er der
Welle gleich Beworben.
So bist Di gM: ük. Tu beligel
Tk&J'-l '.
Kroße Erbitterung bei den
schweren Kämpfen um Wesel.
Regelrechte Schlacht mit Schützengräben und sch werer lrtillerie. Die
Brücken gesprengt. Bilder vom Schauplatz des Bruderkriegs.
Duisburg. In die Zeiten der
Ctellungttämpfe an den Fronten glaubt
man sich versetzt, wen man sich über
Tinslaken hinaul der Umgebung don
W'sel nähert. Heftige? Maschinen
wehrgeknatter dringt schon von weitem
über da! Gelände, nur ab und zu unter
brachen von den dumpfen Einschlägen
schwerer Minen und dem scharfen, rei
ßcnden Krach explodierender Granaten.
Auf beiden Seiten wird Artillerie in
Anwendung gebracht, doch ist die Mel
dung,'daß die Arbeiter über 21Zenti
inetek'Gcfchütze verfügten, nicht richtig,
da samtliche derartigen Geschütze an den
Verband abgegeben werden mußten.
Das größte Kaliber, das auch auf dek
Seite bet' Arbeiter zur Anwendung
kommt, ist 15 Zentimeter. Auf beiden
Seiten wird mit großer Erbitterung ge
kämpft. Die Gegner liegen in Schützen,
graben gegenüber, und ab und zu'schme
bcn über ihnen die Weißen Wölkchen von
Schrapnells, die besonders die Ulrichs
wehr verwendet. Diese hat einen ftat
ken Rückhalt an der Festung Wesel, die
noch iiöer einen großen Vorrat an Mu
nition verfügt. Die Arbeiter waren je
doch der Ansnht. daß sie dauernd Nach
schub von Munster bekäme und dadurch
in der Lage sei, weiterzukämpfc. , Ihr
Bestreben war daher darauf gerichtet,
diese Zuführungslinie zu unterbrechen.
Dieses ist ihnen auch gelungen, indem sie
die Babnlinit, die bei Recklinghsusen
nach Münster abbiegt, bei Torsten ge
sprengt haben. Gewonnen haben sie da
mit vorläufig aber noch nichts, denneS
ist noch reichlich Munition in der Zita
delle vorhanden. Wesel liegt gut geschützt
zwischen der Lippe und dem Rhein, und
deshalb können die Arbeiter nur von
zwei Seiten angreifen. Ihnen lag vor
allem daran, über die Lippe zu kommen;
dieses ist ibncn. wenn auch unter recht
schweren Verlusten, bei ihrem rechten Flü
$el gelungen, der am 23. März die Lippe
überschritten hat. Ohne weitere Verluste
zogen sich die Reichswehriruppen bis
zum Truppenübungsplatz Friedrichsfcld
zurück, der vortreffliches Verteidigung!
gelände bietet und ebenso, die auf der
andern . Seite des Glacis der Festung,
glatt wie eine Tasel ist. Wenn die Ar,
beiter versuchen ollen, hier weiter vor
zubringen, so wird diescS diel, viel Blut
kosten.
Im übrigen muß zugeständen werden,
daß in manchen Unternehmungen der
Arbeiter eine geordnete Leitung und eine
gewisse Organisation zu spüren sind.
Auf der Straße zum Kampfplatz herrscht
reger Verkehr. Aus der Richtung Aber
seid und aus der Richtung Essen kamen
immer ,neue Arbeitertruppe mit! Ge
schützen an. Die Bespannung ist wie bei
KriegZbatterien regelrecht und vollstän
dig, zum Teil ganz neu. Die Prägen
sind besetzt mit bewaffneten und Ziga
retten rauchenden wilden Gestalten, de
nen ahnliche, jedoch etwas vollständiger
aussehende Gestatten als Führer voran
reiten. Die Geschützführer sind durch
weg ausgebildete, kriegserfahrene Leute,
nd mancher Vizefeldwebel und Offizier
stellvertretu findet sich zwischen ihnen.
Von den Reichswehrtruppen selbst wird
berichtet daß das Feuer der Arbeiter
meist planmäßig und gut geleitet sei.
Dazwischen befinden sich vollbesetzte
Lastautos, deren Kühler und Schutz,
bleche oft noch mit Vewassneten besetzt
sind. Meldeautvs und Motorradfahrer
jagen hin und her. - Für regelrechte Ab
lösung wird gesorgt, denn eö sind genug
Leute vorhanden. Kein Wunder bei den
Löbnen, die ihnen' geboten werde.
ßx alle Arbeiter, die nicht unter den
Waffen stehen, ist die volle Wiederauf
nähme der Arbeit angekündigt. Tat
sächlich wird überall gearbeitet. Anders
ist es mit dek Versorgung mit Lebens
Mitteln. Während der Aktionsausschuß
der einen Stadt, z. B. Mülheim (Ruhr),
behaöptet, noch für vier Wochen Vorräte
zu haben, hat die andre Stadt, z. B.
Dortmund, nur noch für einige Tage
Lebens Mittel. . ES , werden dringende
Verhandlungen weitergeführt, und es ist
zu hoffen, daß, durch diesen Umstand
gezwungen, die derzeitigen Machthaber
sich zu Zugeständnissen herbeilasse müs
sen. , ' '
AS der kedrSngtk Feste. . ,
Wesel. Heftiges Artilleriefeuer Hegt
auf der Stadt, nachdem bisher verhält
nismäßig Ruhe herrschte.. Sichere Nach
richte über die Stärke und die Stellun
gen der Spartakide fehlen. Auch eine
Umschau vom Turme der Maria-Him
melfahrts-Kirche auS gibt kein klares
Bild.' Die Roten siehe im allgemeinen
südlich und östlich von Wesel, diese? in
weitem Bogen umfassend, im Süden
etwa längs der Lippe. DaS Straßen
bild der Stadt ist sehr kriegerisch) viel
Militär, jagende Autos, zahlreiche Pa
trouillen, die mit dem Rufe: Straße
frei!, daS schaulustige Publikum zur
Seite weisen, damit durch die einschla
gende Artillerietresfer keine überflüssi
ge Verluste an Menschenleben entstehen.
DaS Militär ist ach wie vor Zuversicht
lich. Die verantwortlichen Truppenfüh
rer haben sich mit ihre? ganzen persönli
che Verantwortung dafür eingesetzt, daß
von iner Gefahr für die Stadt keine
Rede sei. Allgemein heißt : Wo blei
ben die Verstärkungen? Und die Hoff
nung auf diese schwindet in demselbeH
Maße, wie die geängftigte Phantasie der
schwachen Nerven die umlaufenden Räu
berzeschichten über Epartakidengreuel
ZnZ GroteSke übertreibt. Die Führer der
Gewerkschaft! haben sich mit aller Ent
schiedenheit für die Aufttchterhaktung
für Ruhe nd Ordnung in der Stadt
eingesetzt. Entgegen anderslautende
Meldungen sind bisher durch die hiesige
Arbeiterschast k'ine Versucht gemacht
worden, die .Truppen zu einer Aufgabe
deZ Widerstands zu bewegen. Das Ver
fcittnifl .milifcn Aidis PN ffMsiii jft
freundschaftlich. Während gestern abend
eine panikartige Flucht bet verschieden
ortigen Elemente in! belgisch besetzte Ge
biet einsetzte, hat diese Kopflosigkeit heute
meist aufgehört, vor allem, weil die Bei
gier die Brücken ganz gesperrt haben und
nur noch In Auniahmesällen Flüchtlinge
aufnehmen, zum Beispiel Äerwundetki
Te, Röcht Wird infolge der wachsenden
Nervosität und deS verstärkten Artillerie
seilst mit Unruh entzeg'ng?seh?n.
Dek Kriegsbericht der Roten Armee
lautet wie folgt: Dinslaken und Haltern
sind fest in den Händen der Arbeiter.
Tit Front schiebt sich weiter fort, West
lich nach Wesel und nördlich nach Mün,
ster hin vor. Die Noten Truppen sind
an Wesel ziemlich nah herangerückt. ES
ist Nicht ausgeschlossen, daß Wesel heute
noch fällt. Die militärische Lage im
ganzen ist außerordentlich günstig für
die Rote Armee. FriedrichSfeld ist ge
nommen. v
65 Mark Eold täglich.
D u i S b u t g. Nicht weniger als 65
Mark täglichen Sold sowie Verpflegung
und, soweit möglich, , Ersatz für Klei
dungsstücke erbeten in Duisburg nach
einer Anordnung des revolutionären
Vollzugsratz die - Kampftruppen vom
Tage ihrer Anwerbung an., Die Mit
glieder der Arbeiterwehr für den Sicher
heitsdienst und die übrigen im Dienste
deS Vollzugsrais arbeitenden Personen
erhalten 40 Mark täglich und freie Ver
pflegung, weibliche Personen 30 Mark.
Der Betreig ist von der Stadtkaffe an
den Lollzugsrat unverzüglich anzuwei
sen. Die Stadt ist, wie der Vollzugsrat
gleichzeitig beschlossen hat, ermächtigt,
die Kosten für die Löhne und die Ver
pflegung von den Unternehmern anzu
fordern. Auch die Streiktage sind von
den Unternehmern zu bezahlen; eS ift-der
volle Lohnausfall zu entschädigen. Ge
fiern wurde ein euer Aktionsausschuß
von je fünf Mitgliedern der drei sozia
lisiischen Parteien gebildet. Die Polizei
erhält wieder Waffen, Seitengewehre
und Schußwaffen und versieht mit der
Sicherheiiswehr de Dienst in den
Straßen.
Essen. Ein Kampfaufrus der Un
abhängigen sozialdemokratischen Partei
Deutschlands teilt mik. daß die Unab
hängige sezialdemokratische Partei nicht
daran denke, de Kampf abzubrechen,
der geschlossen und zielbewußt geführt
werden müsse.. Das Volk werde auS
allcw seinen Leiden, die durch Kapital!!
mus, Krieg und Reaktion heraufbeschwo
ren seien, nur erlöst werden durch die
proletarische'Dikiat'ur. .''
DaS Land entwaffnet.
- Mün stet. Nach Beuchten des
Münsterischen, Anzeigers waren bewasf
n'ete Schaun auf dem Lande aufgetaucht
und hatten die kleinern Einwohnerweb
ren entwaffnet. In einigen Ortn kam
es zu blutigen Zusammenstößen.- Ja
Ahlen wurde der bisherige Arbeiterrat
durch einen radikalen Lollzugsrat au
Unabhängigen und Kommunisten ersetzt.
Aus Ahlen kamen bewaffnete Truppen
auch nach Borken und suchte dort ein
Verwaltung einzurichten. In Lüding
Hausen forderten die Arbeiterräte des
Kreisel den Landrat auf. fein Amt nie
beizulegen. Den Landwirten wurde auf
gegeben, keinen Schleichhandel mit Wu
cherpretfen zu treiben. In Tlllmen er
schienen an 600, bewaffnete Arbeiter, de
setzten die Hauptgebäude und entHoden
den Bürgermeister seines Amtei. -Kein
Auöhungerrk.
Dortmund.!. Ter Geschäftsfud
rende Ausschuh der Deutschen Volkspar
tei deS 13. Wahlkreises (Arnsberg) ve
auftragte seinen Vorsitzenden, bei der
Reichsregierung dringend dahin vorfiel
lig zu werden, daß jeder Versuch, eine
Aenderung der politischen Verhältnisse
im Ruhrgebiete durch Unterbindung der
Lebensmittelzufuhren, des Jndustriebe
zirks zu erzwingen, unterbleibe. Ein der
artiger Versuch, diese Zustände durch
Aushungern zu bekämpfen, müsse unab
sehbare Folgen für das ganze Wirt
fchaftsleben und für alle Bevölkerungs
kreise haben, ohne den erhofften Erfolg
zu erzielen. Im Gegenteil müsse die
Möglichst 'rasche und park Zuführung
doa Lebeasmittcln in der! Ruhrbezirl al
aussichtsreichstes Mittel zur Aenderung
der Lage bezeichnet werden.
Vom Generalstreik.
Düsseldorf. Nachdem die Reich,
wehr Düsseldorf geräumt hatte, wa, für
die Stadtverwaltung ohne weiteres d
Notwendigkeit gegeben, den Streik er
städtischen Arbeiter, dex als wirtschaftli
cher neben dem Generalstreik herging,
unter allen. Umständen zu beendigen.
Denn da eS nicht mehr möglich war, d
städtischen Betriebt militärisch ,u
schützen, wäre die Technische Nothilfe, v
GSs und Elcktrizitätswerke in, Gans
hielt, dem Terror der erbitterten Arbn
ter und die Betriebseinrichtungeu selbst
der Sabotage ausgesetzt gewese. B
derseitj durfte man die Stadt in dieser
äußerst kritischen Zeit, in der sich aub
zahlreichen Revolutionären von au!
wärtS viele Sträflinge auS den geoff
nete Gefängnissen einstellten, nicht ohne
Licht lassen. Die Stadwerwaltung hat
deshalb mitten in der Nacht noch die
Lorschenden der Fraktionen der Stadt,
verordnetendersammlung und die Od
leute der Arbelterschaft aufgeboten, um
Lber denn Forderungen zu verhandeln.
Trotz allen Bemühungen ist es jedoch
nicht gelunzen, zü iner Verständigung
zu kommen, da die Arbeiter aus bedin
gungslose Anerkennung ihrer sämtliche
Forderungen bcharrten und selbst ( ein
Schiedsgericht ablehnten. Unter diesen
Umständen blieb der Stadtverwaltung
ichti anderes übrig. slS dem Zwange
der Arbeiterschaft i vollem Umfang
naibzugebeg. Die Arbeiter erhalte zu
1 Bßüt Ui im WiWt MsiZi M
nachträglich (inen höher Lohn, was
einet Ausgabe von Vt Million Mark
gleichkommt. Außerdem wird der Stun
denlohn vom 1. März an für die ge
lernten Arbeiter auf 5 Mark, für die an,
gelernten Arbeitet aus 4.9 Mark und
fiir die ungelernten auf 4,8 Mark fest
gesetzt. Daneben beziehen die Arbeiter
eine Zulage von 1 Mark für jedes Kind
unl den Wochentag. Die Straßenbah
ner, die zur Gruppe der angelernten
Arbeiter gehören, erhalten den Lohn so
gar ,Ük den Kalendertag, wodurch unter
d .. Druck dtr Arbeiterschast eine Ent
lohnungssorm wieder eingeführt wird,
die erst vor wenigen Wochen auf Lerlan
gen der gesamten übrigen städtischen Ar
beiterschast in eine solche der Bezahlung
für den Arbeitstag wieder abgeändert
worden war. Ein Straßenbahner hat
jetzt für den Kalendertag einen Lohn do
JS.2 Mark gleich einem Jahreseinkom
men von 14,308 Mark ohne Kinderzu
läge. Dazu kommt noch die freie Dienst
klei 4, deren Wert man heute auf etwa
1000 Mark schätzen darf. Die bedenk
lichste Forderung war jedoch die Vezah
lung der Etrciktage. die ebenfalls er-zwungen-wurde.
'Sie verursacht der
Stadt eine Ausgabe don ,1,800,000
Mark, der keine Arbeitsleistung gegen
übersteht. AM in allem muß die Stadt
der Arbeiterschaft auf einmal den Betrag
von 3'z Millionen Mark auszahlen.
Die Mehrausgabe an., Löhnen beträgt
bisher über 24 Millionen Mark. Die
Arbeiter haben also unter dem starken
Druck der Ereignisse einen Sieg errun
gen und die Stadt zum Nachgeben ge
zwungen. Im andern Falle hätten sie
sicher selbst nachgeben müssen, denn die
Technische Nothilfe, dii hitt gut organi
s-ert ist. hat Vorbildliches geleistet. Sie
hat die lebenswichtigen Betriebe ohne
jede Störung in Gang gehalten und ver
fügte noch über reichliche Kräfte. Direk
toren, Ingenieure und Beamte der in
dustriellen Betriebe hatten sich in großer.
Zahl der Technischen Nothilfe zur Ver
fügung gestellt und haben in ausreiben
der Arbeit Tag und Nacht das Menschen
mögliche geleistet, die Betrieb durchzu
führen,
Tie Nemscheider Kämpfe.
Rcmschcid war in den letzten Tagen
der Schauplatz blutiger Ereignisse. Am
Äiorge des 13. März erschienen gewal
tige lassen bewaffneter Arbeiter auS
dem Wuppertal, aus dem Hagener In
dustriebezirk. ius Bochum und -Dort
mund, umzingelten die Stadt und for
derten die durch Einwohnermehr ver
stärkte militärische Besatzung auf, bis 5
Uhr nachmittags die Waffen zu strecken.
Der Bcfhlshsber der Truppen, dir sich
auf das Rathaus und die Zugangsstra
ßen in einem Umkreis von etwa Kilo
metcr zur Verteidigung zurückgezogen
hatten, lehnte die Ueberaabe ab. Dar
'auf ginge die fremden Arbeiter, unter
TiüM durch eine verhältnismäßig kleine
Anzahl diesiger Arbeiter, um 5 Uhr zum
Angriff über. Es entwickelten sich außer
rd tMH heslige Straßenlämpfe. bei
denen hauptsächlich Maschinengewehre
und Handgranaten Verwendung fanden.
Die Hauptstützpunkte der Verteidigung,
der Schlachthvf und das Telegraphen
ömt'. wurden mit Artillerie und zum
Teil auch mit Minen beschossen. Die
kriegerischen Handlungen der Arbeiter
Massen leitete in früherer Reichswehr
ofsizier. Die auf beiden Seiten mit
großer Erbitterung geführten Kampfe
dauerten bis zum Mittag deS 19. März
an. Nachdem kurz hintereinander die
zäh verteidigten Eckpfeiler der Befesti
gungen, das Telegraphenamt und der
Schlachthvf. gefallen waren, gaben die
Truppen den Widerstand auf und fchlu
gen sich in der Richtung auf MüngsteN
,u. um das besetz! Gebiet ,u erreichen.
Als sie von , den sie verfolgenden Arbei,
lern hart bedrängt im Morsbachtal sich
noch einmal zum Kampf stellten, erhiel
ten sie plötzlich im Rücken von de Höhen
südlich Sudberg, wo Kronenberger Ar
beiter sie erwarteten, schweres Waschi
nengewehrfeuer, während die Verfolger
sie von vorn hefhg beschossen. In dem
mörderische Kreuzfeuer erlitte d'.t
Truppen furchtbare Verluste, viel schwe,
r als in den ganzen Straßenkämpfen.'
Die Uebellebenden, die sich in wilder
F'ucht durch die 'Waldungen auf der
Remscheider Seite deS MorsbachtaleS
ins besetzte Gebiet retten konnten, wur
den dk.t von englischen Truppen in Em
pfang genommen und in Sicherheit ge
bracht. Unter den entkommenen Reichs
Kehrtruppen und Mitgliedern der Ein
wohnerweh: befinde sich auch der Ab
schnittslommandeur Generalmajor .
Gillhauffen und der Kommandeuer de!
Freikorps Lützom, Major v. Lützow. Die
Opfer, die die Kämpfe gefordert haben,
sind schwer. Aus beiden Seiten gab eS
diele Tote und Verwundete. Die Zahl
wird sich kaum jemals genau ftftstellen
lassen, da die auswärtigen Arbeiter ihn
Tote und Verwundeten mit zurückge
nomen haben. Gefangen wurden etwa
60 Reichsmehrsoldaten sowie säst daS
gesamte städtische PolizeikorpS. Außer
dem sind in den letzten Tagen verschieden
Einwohnerwehrmitglieder auS ihren
Wohnungen geholt und festgesetzt vor
den. An Kriegsmaterial erbeutete die
Arbeiter zahlreiche Maschinengewehre,
sonstige Gewehre und Handgranaten, diel
Mun'itio sowie ine größere Anzahl
Wage und Pferde. Die Beschädignnge,
die dal Feuer an den ia der Kampfzone
liegenden öffentlichen Gebäuden und
Wohnhäusern angerichtet hat, sind nicht
sehe erheblich, da die Angreifer nur
leichte Artillerie zur Verfügung hatte
und hauptsächlich mit Schrapneklen schos
sen. Am meisten hat daS Telegraphen
amt gelitten. Da! Rathaus. daS für die
Leriridigung außerordentNch stark herge
.-ick:et war. aber. durch den Rückzug der
IM WlMa SPlG.btz
Engländer und Ientsche.
. Von 2. PttsiuS, KapiiZrr zur tt st. D. '
Als daS kritische Geschwader, dal
zum Besuch in Kiel für ine Woche ge
legen hatte, am L0. Juni 1914 den
Hafen verließ, machte der dal Geschwader
kommandierende Admiral Eir George
Warrender als Abschiedsgruß den Funk
spruch an die deutsche Flotte: .Inend
in pat and iYicnd for e?er"
(Freund in der Vergangenheit und
Freunde für immer). Eine glänzende
Aufnahm war den Besatzungen der
englischen DreadnoughIS und Kreuzer tor
ersten deutschen kriegkhafen zuteil ge
worden. LerbtüderungSfeste hatten die
Offiziere und Mannschaften der beiden
Flotte gefeiert, wie man sie selten er
lcbl hat. Sicher waren die Abschied
Worte Warrenderl aut aufr!chit'N
Herzen gekommen: ,?rievi in pnit"..
Man darf nahezu ohne Einschränkung
sagen: der deutsche Seeoffizier bllcktt
mit Achtung und Bcwundkrung ans dit
Kameraden von der britischen Krieg!
marine, war ihnen wohlgesinnt, und
zahllose unter den deutschen Offizieren
gab es, die innige Freundschaft mit eng
lischeit Offizieren verband, ud die im
Engländer d e n MenschheitStop ersann
ten. der dem Ideal am nächsten kommt.
Der rongälteste Seeoffizier, Prin, Hein
rich, verbarg nie seine Vorliebe für di
Engländer, und der Ehes des Reichs
marineamteS, Großadmiral v. Tirpitz,
sprach noch in bet denkwürdigen Unter
redung Mit dem Amerikaner Herrn v,
Wiegand im November 1914 die Worte
;,tch bin in Frieden und Freundschaft zu
England groß gezogen". Diese Gefühle
der Zuneigung den Engländern gegen
über wurden in Deutschland meist von
den Kreisen geteilt, die auf höherer Kul
turstufe standen. Schon in Schillers
Lobgesang auf England heißt eS in dem
Gedicht: .Die unüberwindlich Flotte':
.iit, rief It, soll kk grcihctt PskablkS.
fctf Mnschenwllrde Narltt kchUA der
Ichirinden."
In neuerer Zeit traten für ein Ver.
stkizvdigung mit England alle die ein,
die weltpolitisch solgerichtig zu denken
vermochten. Sie wußten, daß Bismarcks
Warnung. eS nie mit England zu der
derben, die Vorbedingung für Deutsch
land Bestand, beherzigt werden müsse,
wußten, daß Deutschland Wohlergehen
nie gegen, fondern nur im Verein mit
den Engländern beschert sein würde, daß,
falls sich Deutschland je einem feind
lichen England gegenüber sehen würde,
eS den kürzeren ziehen, und daß dann
die Welt ollein unter den Einfluß det
Angelsachsen geraten würde, während
der Deutsche, von überseeischer Bctäti
guNg ausgeschlossen, seine Träume und
koloniale Ausbreitung und auf Welt
Handel zu Grabe tragen müsse. Tie
breite Masse des deutschen VolkeS war
außenpolitisch uninteressiert, berauscht
sich an Schlagworten; wie .unsere Zu
kunft liegt auf dem Wasser", stand im,
Banne det Agitation deS Flottenvereins
und deS alldeutschen Verbände?, blickte :
in jedem Engländer einen Mann der
auf unsern überseeischen Handel neidisch
sei und der unS beim Bau einer Kriegs
flotte, die doch, wie eS Regierungswcis
heit kündete, zum Schutz unserer Kauf
fahrtcifchiffe notwendig wäre, hindernd
in den Weg treten wolle. Ferner sah
man im Brite zumeist nur den brutalen
Materialisten, der alle möglichen andere
Völker sich Untertan mache, um sich zu
bereichern, Und wan dachte an Südafrika.
Indien und Aegypten, wo die harte
Faust John BullS die Eingeborenen in
Armut und Knechtfchast hielt. Wohl
wurden zuweilen deutsche Stimmen laut,
die Aufklärung schaffen wollten, die die
Verhältnisse, wie sie wirklich lagen,
schilderten.
So schrieb e!nk Autorität, die auch
von den Alldeutschen anerkannt werden
muß, Geh. Rat Professor Dr. Albrecht
Penck och während bei Kriege! im
.Berliner Tageblatt": .Unbestreitbar
und groß sind die Verdienste der Eng
landet in Aegypten. Sie haben Ordnung
geschaffen im Lande, sie haben eine
ziemlich gute Verwaltung hergestellt und
suchen die Aussaugung der Landbevöl
kerung durch niedere Beamte und syrische
Wucherer zu hindern." Aber solche Stim
men blieben vereinzelt, und so kam S,
daß. abgesehen don einer kleinen Schar
von Deutschen, die sich in der Welt um
geschaut hatten, sich der Engländer ge
ringer Wertschätzung bei uns erfreute.
Sehnlich war S jenseits del Kanals
bestellt. Insulare Beschränktheit und di
Ucberhebung, die in daS englische Hirn
daS Programm deS großen RhodeS ein,
gehämmert hat: .DaS Heil dek gesam
ten Menschheit liegt in der Ausbreitung
deß BritentumS" verhinderten die Be
kanntmachung mit deutschen Verhält
Nissen, verhinderten, innigere Veziehun
ge mit unk anzuknüpfen. Die wenigen
Engländer, die sich unS näher wollten,
fühlte zudem bald, daß ein unübcr
druckbarer Abgrund zwischen den Welt
anschuungen der beiden Nationen klaffe.
wahrt blieb, erhielt verschiedene Granat
splitter in die" Nordsront und in den
Turm. Der Schaden wird sich aber leicht
ausbessern lassen. 1 Nach der Einnahme
deS Rathauses hißten die Arbeiter auf
dem Turm die rote Fahne. ES bildete
sich ein aus je drei Mitgliedern der drei
sozialedmokratifchen Parteien gebildeter
Aktionsausschuß, der di öffentlich G
walt übernahm. Zur Sichert der
revolulionärenErrungenschast soll schleu
nigst au! Arbeitern der drei sozialdemo
Irdischen Parteien eine Rot Armee ge
schassen werden. Der Generalstreil ist
beendet. Auch die Straßenbahn der
kehrt roiedek. In der Stadt herrscht
Ruhe. Der Polizeidienst wird durch
ikwafsnett Arbeiter dersehen.
MißvcrstMniS.
' Arzt (der ein Frau uniersucht hat, zu
deren Saiten): .Ja, eS dürfte eine kleine
Angina im Anzüge sein!"
Gatte: .Um Himmels willen wo
w jo lchou acht Lüche, habml"
Dem ngländer wa tS unverständlich,
daß di Deuischen. die sich ihrer teultiir
rühmten, die sich ein frei, Volk vann
ten. sich in Fesseln rrthl fühlen konnten.
Fesseln, die ihnen Im Parlament, beim
Militär, in der Kirche und Schule. lur,
in Ihrem gesamten Leben von der Wieg
bi zum Grabe auserlegt waren. So
bemitleidete die Deutschen wncher Eng.
und der Schritt vom Mitleid
zur Verachtung ist nicht groß! Weiter
wurde aber über die Deutsche germg
schädig eurteilt. wett ,yn. m
p:kcmmli7gkn, jt die 6! Umg'-.g,.
firtn in Bslilisdxn n gestllschaft
:,ch'5 Kreisen s.l,'.iN. iml sie mit gar zu
Vetriisa!?e1t Imme? i-ar an du
ilrkit, n, k .-raffe dächte, .änfaltt
Aonttniz" wurde ilzr. vorworfen
und bedarnd geäußert, der Deutsck
sei kein L'benUiinül'k. er kei.ne wu d:e
Pta', niÄt den G'üi'ö i'S .nl'.
Mich hirj el. det ZwUt :l"lle sr.
Kultur," sein!'. W'K.al., mu
kratie und Ab!oluttc.n-s h.i onderen
Nationen oktroyieren. I')n, fehle die
Fähigkeit, die Psyche anrer-r Volker zu
erkknnen nd zu b,chcksichlign.. er sei
rooty imstande. Tailan zu begreifen,
ober -nicht Menschen zu verst,hen fei,
der Engländer! Wer wollte bestm
ten. daß diese Beurteilung, Nicht ganz
unzuiresfcnd ist? Haben wir unS z. B.
je bemüyt. die Psyche fremder Völker
kennen zu lernen? Und wär'S nicht wert
voll gewesen!
' Auf der anderen Seit wurde und
mußte nicht Deutschland wenigsten in
der vorwilhelminischen Aera anerkannt
wcrden als ein Land, in dem fast alle
Zweige der Kunst und Wissenschaft ,
hober Leistung gediehen, hatte deutscht
Gelehrtheit nicht, mit Stech! allerorten
hohen Klang? Wurde deutsche Pflicht,
treue Arbeit nicht geschätzt? Sollte nich!
ein Eingehen auf unsere Psyche den an
deren Völkern manches Rätsel lösen, si,
verstehen lehren, daß die Deutschen unte,
dem harten Druck ihrer Beherrschet uni
dem der politischen und wirtschaftliche
Zustände sich gcrade so. wie sie eS taten,
und nicht anders entwickeln kovntenl
Kein Gerechter wird dem deutschen Voll
den Keim der Eigcnschasteen abspreche,
die der Engländer als die preist, die ihl
groß gemacht haben, nicht einräumen
daß wertvolle deutscht Qualitäten dem
Engländer fehlen, wie es umgekehrt voi
unä eingestanden wird. Keine zwei Böl,
ker sind sich kulturell ebenbiirtiger.all
Deutsche und Engländer. Nicht, das
hiermit ein Minderschäßung andere
Kulturen ausgesprochen werden soll,
oder eine etwas hochmütige Ansicht übet
andere Völker, wie sie einfl zum Aus,
druck kam in dem Trinkspruch eineS eng,
lischen Admirals. Es war im Jahr,
1913. Vor der albanischen Küste ankr
ten die Kriegsfahrzeuge. der verschieden
sten Nalioirrn.. In der Kajilte.dcSKom
Mandanten " des ' deutschen Kreuzers
.BrcSlau' faßen die Admirale und
Kommandanten an der Tafel. Neben
dem deutschen Kapitän hatte der kritische
Admiral Platz genommen, links und
rechtS italienische, französische, spanische
u. s. w. Offiziere. Der englische Admi
ral erhob sein Glas, überschaute die Ta
felrunde, sah dem deutschen Komman
daiten sest in die blauen Augen, und
dann, während die Spitzkelche aneinan
derklangen, sprach er leise die Worte:
.The tmo white. naiionS" (die zwei
weißen Völker).
ES ist wohl die gewaltigste Tragödi
deS Kriege!, daß er gerade zwischen den
Völkern ausgekämpft wurde, die m
Freundschaft vereint, der Menschheit das
höchste Glück hätten bringen können.
.FriendS in past" . . . DaS .friend! so;
ever" hat der Krieg ausgelöscht! Dek
feit den letzten zwei Dezennien vor Aus
bruch des Krieges so oft don Einsichtige
ventilierte Gedanke blieb ein Traum:
daS Bündnis zwischen den beiden Völ
kern germanischer. Rasse. Es wurdl
durch die leichtfertige Politik der deut
schen früheren Machthaber zerstört. Wil
nahe Teutschland 1899 und auch noch
im Juni 1914 vor der Verwirklichung
einer Verständigung und hierauf folgend
inem Zusammenschluß mit England ge
standen Hai. daS haben unter ander,
zum Beispiel Freiherr v. Eckardstein und
Fürst Lichnowsky in ihren Schriften ge,
schildert. Ersterer stellt ausdrücklich sest.
daß der Plan des deutsch-englischk,
Bündnisses hauptsächlich durch die.anti,
englische Agitation der von Herrn Tirpitz
mobilisierten Heerscharen" zum Schüteril
gebracht worden ist. Letzterer weist nach,
daß Deutschland 1914 dicht vor der Un
terzeichnung eines Abkommens mit Eng,
land stand, daS alle deutschen Wünsch
bezüglich eineS mi.!,lasrikanischn Kolo
nialreicheZ, deS Bagdad.VertrageS u. s,
w. erfüllt hätte. Lichnowsky schieibtl
.Wurden die Verträge vollzogen trn
veröffentlicht, so war damit ine Ve
stöndigung mit England erreicht, die al,
lem Zweifel an der Möglichkeit ein
.anglo german cioperation" für imme
ein Ende machte."
H'eut ist'S ausgeschlossen, dort died
anzuknüpfen, wo man im Juni 191.
stand. . Heute muß Teutschland eS sich
versagen, auch nur den Anschein zu er
wecken, als wünschte es eine Annäherung
Zu stark ist noch der Haß, zu mächtig
toben die Leidenschaften auf den briti,
schen Inseln, soweit e dal Volk in sei.
Ner großen Masse, soweit eS vor allen
die maßgebenden Stellen angeht. Abe,
trotzdem braucht Deutschland nicht! atV
zuhalten, im engen Kreise den Versus
zu macyne. zarie Faden jiber die aeoue,
Wasser der Nordsee zu spinnen. Jaden,
die ganz vorsichtig gewoben. Masche
Masche fügen, bi, da Netz der Wiedea
geburt deS friedlichen Zusammenleben!
wischen den beide Völkern eeschassti
ist. Den Zustand aufrichtigen Vers.
henö wird jeder iillig denkend lZrsl!,
der begrüßen, de ee torifc. deh U (in
gerer Toner 'der FeinMchafj U fcjft
Völker di, CchIsl Europ, kstege
werden müßte.
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