! i H '9mm:.J. WiU ,WöUAW Die Flöt im ( Kinder von 13 Jahren wiege Kleidern nur 65 , , 1 Um die Zeit, da im 21'Mon angeheitert Nadanpatrioten ihre Tapferkeit im Cpei seiaal bewiesen, stiegen wir mit Journa . litten aus den neutralen Staaten, flul Amerika, England und Irland, in die Törfer deß Erebirges, um die Not der - unglücklichen Bevöllerung kennen zu ler nen. Tort reifen Zehntausend von !v!cn scticn dem Siuin knd Hungertod langsam und stehet entgegen. Ein 5l,ino-Opera leur, der mit iinä war, kurbelte für eine ' amerikanische Filmgesellschaft., Nicht nur im Ausland, nein, vor ollem in Teutsch land müßte man die Aufnahme zeigen, damit da Volk sieht, was die Kriegs ljetjer oller Länder verbrochen haben und weiter verbrechen. ? Bon den Landespflegcanstalien z den Cchulcn. von den Srhulen bis in die Vaufer, überall der gleiche erschütternde Eindruck: was von den Kindern die Hiingerjahre überdauert, wird ein Ge schleckt von Zwergen sein. In Lumpen ' gebullt, mager und abgezehrt, mit ringe ' fallenen, traurigen Augen, sitzen die Sechs bis Vierzehnjährigen in - den Stuben. Gesunde Bergluft macht rote Wanzen, Streifen die Schüler aber die Kleider ab, so sieht man nur Haut und Knochen. Von 235 zur Untersuchung t gestellten Kindern", schreibt der Schul arzt von Hundsükl, wurden 200 als krank und für Nahrungszufchlag drin gend bedürftig befunden. Bei 98 fiin dern wurde Blutarmut und allgemeine Körperschmäche, bei 23 Magen- und Darmlerden festgestellt, 13 waren skrofu lös, 25 leiden an Herz und Kernn schwäche, 10 sind lungenkrank". Der gleiche Arzt gibt u. a. einige Gewichts zahlen. Bei voller Kleidung wogen Kin der von 7, 9. 10. 11. 12 und 13 Jahren: 18, 24. 21, 26 und 25 Kilogramm. Kein Wunder! Länger als vier Wochen können die Mütter nicht stillen. Kartof fcln, Mohrrüben und Ersatzkaffee bilden 90 Prozent der Nahrungsmitteln, Die meisten Familien sind nicht in der Lage, die wenigen Gramm Fleisch oder Fett (13 . , und 10 Gramm den Tag), die ihnen zu geteilt werden, zu kaufen. Es ist schon in Sonntagsgcricht, wenn eine fllnfköp , fq: Fcemilie wöchentlich ein bis zweimal einen Hering erstehen kann, der mit Kopf und Haut verschlungen wird. Bei den Krämern findet die im Faß Veröleibende Heringslake reißenden Absatz. Gibt sie doch den Pellkartoffeln Geschmack und Würze! Aber selbst diese kommen nicht jeden Tag auf den Tisch. Die häufigste Mahlzeit ist Mohrrübenjuppe. Von den vielen flüssigen Nahrung werden fast alle Kinder blasenleidend. Alle Viertelstunde müssen Knaben und Madchen ausireten. Nach 20 Minuten, klagen die Lehrn, sind die Kinder geistig erschöpft und können dem Unterricht nicht mehr folgen. Schon im zartesten Alt leiden die Kleinen an Rheumatismus und Knochentuberkulose, eine Krankheit, die man vor dem Kriege nur Im Hungerland Indien gekannt hat. Die ärztliche Untersuchung von 1430 CckuNindern der Gemeinde Buchholz er gab 450 an Drüsen und Hautskrofulose, Rachitis und an Blutarmut Erkrankie. 120 Personen befinden sich in der Lun aentuberkilose-Fürsorge, darunter 1 Säuglinge, 33ein bis zweijährige. 53 drei bis fünfjährige und 55 sechs bis vierzehnjährige. 955 erwachsene Men schen leiden an gleichen Krankheiten. Groß ist die Zahl der Rückgratverkrüm mungen.' Während im Jahre 1913 die Lehrer wegen- Krankheit 18 Tage der : Schule fernklieben, waren e? im Jahre 1913 132 Tage. Der Kassenbericht der ' Ortskrcmkenkass zählte im Jahre 1919 4000 Krankheitsfälle gegen 2808 im Torjahre. .Der enorme Mehraufwand ist eine Folge deS Krieges, der mangel haften Ernährung, der physischen und psychischen Ueberleistung der im ganzen so arg geschwächten Menschen aller Klaf sen. Das Volk leidet an Körper und Geist unmenschlich. Auch der junge Nach ; wuchs wird im Keime stickt". In der AmtslMptmannschaft Anna berg nmrde auf je 6,5 Tote ein an Tu berkulose Gestorbener gezählt. Dazu sagt i ttt Amtstzauptmann, diese Ziffer sei viel zu niedrig, da Laien, wie die Leichen stauen, in vielen Fällen nicht erkennen, daß die Ursache des Todes Tuberkulose i Pkivesen ist. In einer Gemeinde von 4800 Einwohnern befinden sich 2 300 Lun zenkranke. Dabei ist die Entwicklung der Tuberkulose noch lange nicht aus dem Höhepunkt. In vier Gemeinde des Be zirks Annaberg kamen 83 Prozent der Kinder tot zur Welt. Die lebenden Säuglinge mußten statt mit Milch viel fach mit schwarzem Kaffee od T auf gezogen werden. Wie die Ernährung, so die Kleidung. Immer und immer wieder Kinder, die kein Hemd haben. Was sie auf dem Leibe tragen, ist jn der R?gel alles, was die Armen besitzen. Meist sind vier bis fünf Kinder auf ein einziges Paar Stiefel angewiesen, so daß der eine Teil der Zfamilie das Haus nicht verlassen kann, Wenn .die anderen Familienmitglieder ,inen notwendigen Gang machen oder zur Schule sind. So müssen die Kjnder pun denweise im Schulbesuch abwechseln. Mele Schüler fehlen oft wochenlang, weil sie keine Schuhe haben. Der BLrgcrmei ster der Stadt Schneeberg sagt: .Der Vangel an Kleidung, vor allen Dingen ' ber an Leibwäsche nd Wollwaren ist kaum zu beschreiben. Jn einemLeitraum von einer halben Stunde sei man im siande, zwanzig Familien zu finden, in tenen keines der. Famili'cnmitgüeder ein Hemd auf dem Leibe trag'. Die Amts Z;auptmannfchaft Cchwarzenberg berich tet, daß der fünfte Teil der Bevölkerung fast ganz ohne Hemden 'und Bettwäsche war und seifest das qllernotwendigste nicht besaß. Fenstervorhänge. Flicklappen und Bettücher sind überall verbraucht. Da es auch an Zwirn, und Stopfgarn fehlt, können die Frauen nichts mehr nähen oder flicken. Tausende von Men -schen schlafen auf blankem , Stroh. Jn leinem amtliche Bericht schreibt der Be IzirksJrzt: DaS Gewicht der Frauen irmf RtciWn feftrSöt bstufio nur 65 bis T CU SK nv..,f !-,f,i (Tfi f f tfN 1 .im. II .i) Grzgoöirge. 25 5tilo. Frauen wiege mit bis 70 Pfund. 20' bis ßOjühiigen Männern, die 73 bis 100 Pfund wiegen. Die Not der Bevölkerung wird ver stärkt durch das ungünstige Klima, den Kohlenmanjjel und die Arbeitslosigkeit. Im Erzgebirge ist ein balbes Jahr Som mer und ein halbes Jahr Winter, der im letzten Jahre schon so früh einsetzte, daß fast die ganze Ernte im Schnee ver dorben ist. Im Bezirk Annaberg sind von 75,000 Zentnern Hafer 35,000 Zent. ner erfroren. 73,000 Zentner Kartoffeln stecken noch jetzt in der Erde. Was in die Scheunen geschafft werden konnte, war minderwertig und ungenießbar. Aehnlich verhält es sich mit der Brotge treide-Ernte. Jn den höher gelegenen Orten macht es die felsige Erde unmög lich, auch nr den kleinsten Garten an zulegen. Durch mangelhafte Arbeits kräfte sind während des Krieges die Aecker mehr und mehr verwildert. Die Not wird verstärkt dmrch die ganz tröst lose Kohlenversorgung. Jn der Stadt Lößnitz haben in den letzten 14 Tagen 2000 Haushaltungen 1400 Zentner Koh len bekommen, wovon noch ein erheblicher Teil für Kleingewerbebetriebe abging. Zahlreiche Familien haben sich tagelang kein warmes Essen kochen können. Dies zu einer Zeit, wo noch tiefer Winter herrscht. Die Zahl der Erkrankungen er klärt sich, wenn die Bewohner mit Holz Pantoffeln und oft ohne Strümpfe durch den nassen Schnee waten müssen. Der Mangel an Rohstoffen bedingt eine furchtbare Arbeitslosigkeit. Das ganze Land ist industriell durchsetzt, die meisten Fabriken stehen still und auch die Heimarbeit, an der sich die Kinder im zartesten Alier beteiligen, versiegt mehr und mehr. Die einzelnen Städte und Gemeinden sind durch die Kriegsunter ftützungen verarmt und die Millionen schulden drohen sie zu erdrücken. Es gibt Orte, die nicht mehr einige tausend Mark aufbringen können, um die Kinder nach Ler gastfreundlichen' Schweiz zu schicken. Es gab Monate, in denen die ganze männliche Bevölkerung eines Ortes ar deitslos war. 24, 40. 50 und 60 Mark Wochenlohn sind die Regel für Familien Väter. Dabei gab es während der ganzen Revolution im gesamten Erzgebirge kei nen einzigen Streik. Wenn bisher keine Epidemien ausgebrochen sind, so ist daZ lediglich dadurch zu erklären, daß die Be völkerung von einer Reinlichkeit ist, die ihres gleichen sucht. Wer durch die Straßen der schmucken Städtchen geht, wird äußerlich nickt das geringste Zeichen des entsetzlichen Elends beobachten. Bei diesen bescheidenen Menschen pocht ein ungeheurer Wille zur Arbeit und zum Leben; es ist erschütternd, zu schen. wie die arme Bevöllerung verzweifelt gegen den Untergang kämpft. Das Bild, das wir hier gegeben, ist nur ein kleiner Ausschnitt des großen Unglücks im Erzgebirge. Wir rufen um Hilfe, wie es die ausländischen Journa listen in ihrer Heimat tun. Weniger Geld, desto mehr Nahrungsmittel und Rohstoffe. Wir schreien die obigen Zah len vor allem den Alldeutschen und den Knegsverlängeren m die Ohren, die jetzt wieder durch ryren Radau und durch ihre Agitation die Stimme der Menschlich keit ersticken und neuen Völkerhaß säen wollen. Im Erzgebrrge zeigt sich jetzt schon die Ernte ihrer Saat! As Wma Der öeil Hsfcil turn .W. Am 1. März d. I. remfb in Baden Baden nach langen uno schwierigen Ver Handlungen das in Artikel 63 des Frie densvertrages vorgesehene, deutsch-fran zösifche Sonderabkommcn, über den Kh lcr Haftn durch Notenaustausch mit den französischen Delegierten abgeschlossen. Nach dem FriedeüSvertrag werden die Häfen von Straßburg und Kehl für die Tauer von 7 Jahren zu einer Betriebs einheit ausgestaltet, di von einem von der Zentralkommission für die Rhein schiffahrt zu ermnndl Direktor fran zöfcher Staatsangehörigkeit geleitet wird. Jn dem Sonderabkommen sind die Be fugnisse des Hafendirektor! genau um grenzt. Um im Fall der Unzulänglich keit des Straßburger Hafens bis zu des feg alsbald in Angriff zu nehmenden Ausbau Abhilfe zu schaffen, hat die französische Regierung das Recht, in be stimmt bezeichneten Teilen des Kehler Hafens, die etwa ein Drittel desselben ausmachen, französische Unternehmer für die Tauer der Betriebseinheit anzusie deln. Diejenigen deutschen Firmen, de nen hiernach d Benützung ihrer Gelände und Anlagen im Hafen vorübergehend entzogen wird ihre Eigentumsrechte bleiben gewahrt werden ans franzö sischen Mitteln entschädigt. Das Wei terarbeiten der deutschen Rheinschiffahrt im Hafen von Kehl bleibt nach den Be stimmungen des Sonderabkommens ge sichert. Ebenso werden deutscher Han dcl und Industrie in ihrem weiteren Wirken nicht beeinträchtigt. Jn den ge gebenenfalls für französische Unterneh mer vorbehalte Teilen ist die Zollamt liche Abfertigung des Güterverkehrs von und nach Frankreich auf Grund der französischen Zollgefetze eingeräumt wor den. Im übrigen verbleibt es in dem Hafen bei der Wirksamkeit der deutschen Zollbehörde. Das Abkommen soll innerhalb vier Wochen ratifiziert werd und bedarf alsdann noch der Bestätigung durch die Zentralkommission für die Reinschiff fahrt. - So schwer die in Artikel 63 des Frie densvertiags Teutschland anferlegien Cvfer besonders auch im Lande Baden empfunden werden, so ist doch bei beider seiliger verständiger Haltung ein an nehmbarer Zustand zu erhoffen, der einen genchken Ausgleich' der deutlÄn und französischen Schifsshrtö Interessen Ms&'& ssmMii '. .. 1z- i Kunstgewerlie anj der Leipziger Mejse. Die kritische Rundfahrt an den scbim mernden Inseln bei Kunstgewerbes und KunsthandwerkS auf dieser Frühjahr? messe vorbei, führt zum Schluß noch an ein ezkiuiivei Veflade. da mit seiner zu. gespitzten Geschmackskultur ein Welt für sich bedeutet. ES ist die, daS osterreichi fche Kunstgewerbe, wie tS sich speziell in den Ausstellungen deS Cesterreichischen Werkbunde und der Wiener Werkstätte darstellt. Der .Weltbund" tritt zum ersten Male auf dieser Messe in die Erschei nung. Schon im Namen gibt sich' die Geschmacksrichtung m errkennen. Da! Programm oeS Deutschen Weltbünde! mir leinern eigenwillig fortschrittlichen &at, lemem kichvelennen zu modern sten Stilformen. seinem vor Ertravaaan zen nicht zurückschreckenden Willen zum Neuen schwebt diesen Oesterreich vor. Es ist aber amüsant zu sehen, wie unter inren weicheren Handen die modernisti schen Härten gemildert werden. Wobei unleugbar das Charaktervolle gelegent lich vermasselt Und inS Gefällige der weichlicht wird. Wiener Kultur mit ihren erotischen Einschlägen mischt sich in dieser Cchau mit nordisch herberem Stilwillen. Mancherlei AparteS. Ueber laschendes kommt dabei zutage in Sticke reien. Fayenzen. Edelmetallarbeiten (all N uheit Blumen au! Silberdiaht mit Emaille ausgegossen) und Spllzeug (da! trosanische Pferd!). Im ganzen aber steht man doch hier noch im Vorhof. Den eigentlichen Tempel der Moderne betritt man erst in der Wiener Werkstätte. deren prickelnd individualistische Schau im Gt bäude der Dresdener Bank (Goethe ftraße) da! Werkbundprogramm bi! ,a feine letzten Ausläufer hinein verwirk licht. Hier schreckt man vor keiner Stil kühnheit zurück, hier überschlägt sich der unablässig nach neuen, unerhörten, noch nicht abgegriffenen Wirkungen suchende Formwille gelegentlich und landet unde kümmert im Abstrusen, ja fast könnte man sagen: im Barbarischen. Aber ebenso oft macht er auch Treffer uns ißt dann durch fremdartigen, kühnen, bezwingenden Reiz erfinderischer Einfälle unwiderstehlich hin. Nicht daß sie den expressionistischen Formenkodex als etwa! Selbstverständliches verwertet, bestimmt die Bedeutung und Eigenart der Wiener Werkstätte. Aber daß sie ihn individua lisiert. mit Wiener Charme . durchtränkt hat. ohne ihn doch zu dersüßlichen, da! ist die eine schöpferische Leistung der Wiener. Die andere, die ich noch höher veranschlage, liegt in der wahrhaft be wundernswerten technischen Beherrschung und feinsten, individuellen Behandlung der einzelnen Materialien, die Hand m Hand mit einem Spürsinn geht, der un ablässig neue Wirkungen auk neuartiger Malerialverarbeitung schöpft. - Bei diese, Wienern sieht man kn der Tat auf jeder Messe NeueS. Durchaus nicht immer Welterschütterndes. aber doch eine Fülle apartester, kleiner Dinge, deren Besonderheit überrascht, fesselt, manchmal entzückt. Man sehe z. B.. wie die Technik der Emailmalerei. der Leder preß, und Treibarbeit, der GlaSradie rung diesmal ausgebaut und zu neuen Erscheinungen verwertet wurde. Wie allerliebst ist der Einfall deS lustigen keramiscken Cbrii'tbaumscbmuckz toi ms, finiert ausgenutzt die Verbindungsmög licrieiken von ClsenvelNlchnitzerelen mit Metall. Steinen. Email, wie zeitgemäß die Erfinöuna von Tavetenscbablonen, mit deren Hilfe man (wo Papiertapete unerschwinglich sind) die schönsten neu zeitlichen Muster gleich auf die Wand pinseln kann! Unnütz zu sagen, daß Wien mit feinen Gläsern, Stickereien. Edelmetallarbeiten. seinem Schmuck und seinen Modeartikeln auf alter Höhe sieht. Sehr beachtenswert, weil zugleich von prinzipieller Bedeutung, erscheinen mir die neuen kleinen figürlichen Terrakotte mit schwarzer Glasur. Sie besitzen nicht nur apartesten koloristischen Reiz, son dem eine Geschlossenheit und Ruhe der Formen, die inmitten der bisher beson ders radikal bewegte Wiener Keramik sehr auffallend wirkt. Hier ebenso wie in den figürlichen Porzellanen, deren Fa brikation die Werkstätte zum ersten Male aufgenommen hat, offenbart sich jene Sehnsucht nach Beruhigung der Form, die man erfreulicherweise im ganzen Um kreise des qualitativ hochwertigen Kunst gcwerbes auf dieser Messe im Gegensatz zu ihren Vorgängerinnen feststellen kann. Bei den Wienern wirkt sie natürlich be sonders stark und bezeichnend. Wahr fchcinlich hat, die Erfahrung, daß mit den allzu radikal stilisierten Dinaen speziell bei den Ausländern keine Ge schäfte zt machen sind, entscheidend bei dieser Stilwandlung mitgewirkt. Man darf gespannt sein, wie sich bei den Wie rer Pionieren der Moderne diese Umkehr praktisch weiter auswirken wird. Viel leicht gibt uns die nächste Herbstmesse bereits bündigen Aufschluß darüber! Das Meßgeschaft in Schmuck und Uhren. Von H. Bick. So wie sich Industrie und Handel de! Edelmetallgewerbes in den höheren Oua litätsschichten auf der Leipziger Messe erst neuerdings heimisch gemacht haben, so bilden die Goldschmiede und Juwe liere ein neues Element der Verkäufer schaff, wie auch viele Grossisten, welche 'sur echte Schmuckwaren führen. Sie sind in großer Anzahl gekommen und haben ihre alte Abneigung gegen die Mess offenbar überwunden. Die deut schen Uhrmacher haben es dagegen sei? Jahren verstanden .reiche Ernte auf der Messe zu halten, sie sind auch diesmal wiedcrk ss fiart wie früher vertreten, trotzdem in Uhren da! Angebot im Ge gmsatz zu der Bijouterie im allgemeinen noch viel kleiner ist, als cS auf den Frie densmessen war. bei einem Warenhunger, wie er noch nicht dagewesen ist. Wenn die Uhrenindustrie in Groß. Wand und Weckeruhren, w.'rin Deutschland die erste Rolle für d M!WSÄ sÄ riiit.ia.Jsi.2aae WMHt Onsh Trittst Bon Xr. Egbert Delpy. ist, den deutschen Markt zu befriedigen. so liegt die! an der Erschwerung und Verminderung der Produktion und an der ?eotwendigkeit. zu erportieren. Ge schaftlich hatten es die Cchwarzwälder llyrensadrcken nicht notig. aus der Messe zu sein, trotzdem sind die namhaftesten derselben anwesend, und wenn sie die Wünsche der Kundschaft auch nicht alle befriedigen können, so vermittelt d,e per sönliche Aussprache doch Aufklärung und beseitigt falsche Borstellungen über die Beweggründe zu den sich überstürzenden PreisaufschlLgen. Jn Taschenuhren ist die Lage der deutschen Uhrmacher noch viel ungünstiger, weil die deutsche Jn dustrie darin zwar schon recht leiftungS fähig, aber nicht im entferntesten im stände ist. den Bedarf zu decken. Die amerikanische Einfuhr fehlt ganz, und die Schweiz mit ihrer gewaltigen Ueber legenheit in der Taschenuhren-Jndustri kann unS aus zwei Gründen nicht hel fen, die in dem noch immer nicht auf gehobenen Einfuhrverbot und der durch die Valuta verschuldeten Unmöglichkeit bestehen, daS zugelassene Kontingent deutscherseiS auszunutzen. Die Uhren fabrikanten machen daher unter diesen Umständen mit den Grossisten und Uhr' machern ein Messegeschatt, wie es ihnen nicht lieb ist, deS weiteren beteiligt sich daran d'.e Industrie in optischen und elektro-kchnischen Artikeln, in Sprech und Musikmaschinen, deren Erzeugnisse von den Uhrmachern immer mehr kul tioiert werden. Das reine (fdelmctallgcwcrbe steht mit seinen Haupiartikeln, den Ju welen und Großsilberwaren, derselben Kalamität gegenüber, wie der Uhrmacher mit den Uhren. Der Goldschmied und Juwelier, -namentlich in den mittleren und kleinen Städten, kann von den im mer spärlicher und teurer werdenden fei nen Gold und Silberwaren nicht mehr existieren und muß sich nach würdigen Lückenbüßern umsehen, und die findet er beitn allgemeinen Kunstgewerbe. Auf Luxuswaren au! anderen Stoffen als Golo und Silber hat sich das Juwelier gewerie in Amerika. England und Frankreich von jeher ausgedehnt, und der deutsche. Goldschmied und Juwelier kann e! von seinen, ausländischen Kollegen Ist nen, wie man Kunstwerke aller Art in d'.. eigenen Läden verpflanzt. Nirgends auf der Welt ist ihm dazu bessere Gele genheit geboten, als auf der Leipziger Messe, und diese Gelegenheit wurde denn auch zum ersten Male ausgiebig wahr genommen. . . ' Allgemein bekannt ist die beispiellose , ... Preissteigerung der Edelmetalle, die aber von derjenigen der gewöhullchen Metalle noch überflü gell wird, , Demgemäß sind' natürlich die Preise der Bijouterien, auch der unech ten, derart teuer geworden, daß jeder Maßstab verloren gegangen ist, eS sei denn der Weltmarktpreis. Mit der An Näherung daran kann man glücklicher weise feststelle, daß mit den guten Prei sen auch ein Aufschwung in Qualität und Ausführung, namentlich der küran te Artikel, in die Erscheinung tritt. Die Hoffnung ist berechtigt, daß für die Bi jouterie-Jnduftrie die unglückliche Zeit deS .Made in Äermany" endgültig vor über ist. Nicht wieder durch billige Preise und Massenlieferung, sondern durch Qualität und Kunstwert muß die deutsche Schmuckindustrie, die dem Reiche in schmerer Zeit allein den. sechsten Teil aller Auslandsdevifen liefert, ihren Ein fluß rm Auslande hochhalten. Leider ist dieS auf der Frühjahrsmesse nicht bei allen Verkäufen geschehen, und gerade dadurch, daß so mancher Aussteller und Exporteur sich nicht einmal an den be schlossenen Auslandsausschiag von 60 Prozent sllr Balutaverkäuse gehalten hat, ist die Zurückhaltung der Ausländer den konsequenten deutschen Häusern ge genüber mit verschuldet worden. Im großen und ganzen hatte die Edel metall-, Uhren und Schmuckmcsse einen Riejenumsatz . auch in Lagerposten, zu verzeichnen. Schon die beiden ersten Tage haben das Gesamtergebnis der letzten Herbstmesse übertrafen, und der Beweis ist erbracht, daß die Leipziger Messe auch der Edel, metallwaren und Uhrendranche sowohl für den deutschen als den ausländischen Markt das beste Emporium ist. Die Konkurrenzmessen sind nur dann für Leipzig zu fürchten, wenn die Ausge staltung der qualitativ und künstlerisch höchststehenden Sondermesst wieder im Argen stecken bleib! und Experimente ge macht werden müssen, wie dasjenige mit der Kollektivausstellung in der Fachschule Löhrstraße, wo die Aussteller auf einem verlorenen Posten standen. Wenn die Messebehorden und das Mieteimgungs-, amt e! nicht ermöglichen können oder verhindern, daß die Aussteller sich im Istcssezentrum sammeln und der Kund schaft eine übersichtliche Gesamtausstel lung bieten, dann wird eS mit dem an fanglichen Erfolg der Heranziehung deS Edelmetallgewerbes, der Schmuck und Uhrenindustrie bald wnder aus und vor bei sein. Die MetallwareN'Jndustrie. Das Meßgeschäft in diesem vielgefta! tigen Zweige Wal nicht ganz einheitlich. An Nachfrage fehlte eö nicht, insbeson dere für Gebrauchssachen, während Zur xuSartikel nicht so park bestellt wurden, wie man gewünscht hätte; besonder! sei tens der Jnlandkundschafi. Die Bemusterung war ebenso vielsei tig wie reichhaltig. Fast alle Metallar tikcl sind in den Sortimenten mehr oder weniger vertreten, selbst die während des Krieges so gut wie verschwundenen Me tallartikel, wie Kupfer. Messing, sind wieder, wenn auch noch in bescheidenem Umfange bemustert. Die Preislage ist durchweg hoch, wa! die Geschäftsentwick lung immerhin etwa! erschwert. Das Ausland war namentlich für Luxu! fachen guter Käufet. Die allgemeine Geschäftslage in der gesamten Metall warenbranch ist eine sehr gute, insbe sondere gilt die! von den feineren Er mitälZm T MMjuch. ZW , , .is 1 ich lich mit Aufträgen versehen, zum Teil noch von der letzten Herbstmesse her. Seit Iniger Zeit ist allerdingt ein Nach lassen der Aufnahmefähigkeit de! Jn landmorkte! festzustellen. I Gebrauchsartikeln au! Metall haben sich Angebot und Nach frage auf der Messe in dem üblichen Ge leise bewegt. Großer Bedarf besteht na mentlich in Emaillcwaren. worin vor al lem Qualitätsware sehr gesucht ist. Jn letzter Zeit ist über die Qualität der aus den ,,arkt gekommenen War vielfach geklagt worden, wa! zum Teil seine Er klarung darin findet, daß Ersatzmaie rial bearbeitet werden mußte. JnSbe sondere bei den renommierten Fabriken steht da! Verhältnis der Nachfrage zu de Produktion nicht im Einklang, so daß neue Kunden kaum angenommen werden. Infolgedessen spielen auch Meßausträge in diesen Artikel eine we niger große Bedeutung. Die Aufnahme fäyigkeit de! JnlandmarkteS ist sowohl für Emaillewaren als auch für Alumi niummaren im allgemeinen noch sehr groß. Nur einige kleinere Geschäfte ha den mit Rücksicht auf die Höhe der Preise und der Erneuerung von Aufträgen Ab stand genommen. Da Geschäft mit den neutrale Staaten direkt oder indl rekt hat einen lebhaften Aufschwung genommen, so daß die in Frage kommen den Fabriken neben dem JnlandSmarkt auch für Export fehr stark beschäftigt sind. Nach den feindlichen Ländern war die Aufnahme von Geschäften nur in beschränktem Maße möglich. Beispiels weise nach Italien und England, wäh rend nach Frankreich und Amerika, sei eS wegen der Preislage im Vergleich zu der Produktion des eigenen Lande!, sei e! au! anderen Motiven, Geschäfte noch nicht abgeschlossen werden konnten. Die Fabrikantenverbände in den gedachten Erzeugnissen haben bekanntlich die Be stimmung eingeführt, daß jetzt Aus landskäufe nur in Dollarwährung fak turiert werden. Im allgemeinen ist bei diesen Artikeln zu bemerken, daß die Produktionsmenge wegen Mangel an Kohlen nur gering ist. . In Ttahlwaren hat sich das Geschäft durchweg lebhaft gestaltet Die Nachfrage speziell nach Solinger Artikeln ist seit Monaten so groß, daß dieselbe nicht zu befriedigen ist. Die Nachfragen gehen sowohl vom Jnlande, vom Neutrallande, als auch von dem bisher feindlichen Auslande so zahlreich ein, daß die Fabrikanten auch nicht annähernd in der Lage sind, die vorliegenden Aufträge zur Erledigung zu bringen. Die Ansang vorigen Mo natS erfolgte Arbeitsniederlegung in der Solinger Industrie hqt die an sich ein geschränkte Produktion noch weiter be einirächtigt. , ' Jn Eisen und Kurzwaren hat sich sehr rege Nachfrage geltend gemacht. Das gleicht gilt von Haus und Küchengerä ten. Es wurde auch manch Neues ge boten, wa! dir Kauflust anregte. : 5er mckrne Geldschrailkkiilllker. Einen höchst interessanten Einblick in den Handmerkskoffcr des Einbrecher! ge währt ein Aufsatz, den Kurt Neubauer in der Zeitschrift Ueber Land und Meer veröffentlicht. Mit gewöhnlichen Dietri chen und ähnlichen Instrumenten ist den modernen Panzerkassen gegenüber wenig anzufangen. Man muß sich zur erfolg reichen .Arbeit' schon anderer Werkzeuge bedienen, die oft recht schwierig zu Hand haben sind. Eine Hauptrolle spielen da bei die sog. .Knabbcrwerkzeugc'. Man kann einem Geldschrank von außen seine Stärke und innere Einrichtung nicht an sehen. Der Einbrecher fuhrt deshalb ei ferne Hebel in den verschiedensten For men mit sich, mit weitem und mit engem Maul, für große und gering Blcchstär ken. mit langem und kurzem Hebelarm. Des leichteren Transportes wegen wird der Hebelarm vielfach nur ganz kurz ge wählt und ein leichtes Rohr mitgefühlt, das auf da! eigentliche Werkzeug aufge steckt wird und die nötige Länge ergibt. Ucberhaupt leistet der Einbrecher in zer legbarem Werkzeug Erhebliches. Tele skopartig zusammenschiebbare Rohre, Stemmeisen, Meißel usw.. die mehrmals in Gelenken zusammenlegbar sind, findet man häufig. Bevor jedoch da! Klammer Werkzeug zur Anwendung gelangt, geht der .Knacker' dem Geldschrank zunächst mit Bohrer uird Meißel zu Leibe. Er bedient sich dabei de! Drillbohrer!, der sog. Brustleier oder einer Handbohrma schine und bohrt mehrere Löcher neben einander in die äußere Dlechwand, die er dann mit Meißel und Stemmeisen er weitert. bi! er mit dem Knabberwerk zig hineinlassen kann. Biel groß zügiger, ja in ihrer Art genial, ist ein anderes Einbrecherwerkzeug. der autogene Schneidbrenner. Seitdem im Jahre 1901 in London zum erstenmal ein Kassenein bruch stattfand, bei dem mit einem Gas sauerstoffgebläse ein Loch in den Stahl mantel der Panzerkasse geschnitten wurde, hat dieses Werkzeug nicht nur in Ein brecherkreisen schnellen Eingang erlangt, sondern ist von höchster Bedeutung für die Metallindustrie geworden. War doch damit ein ganz neue! Metallbearbei tungsverfahren entdeckt, da! ein von Tag zu Tag sich steigernd Wichtigkeit erlangt bat. Die Ausrüstung eine! Geldsckirank knackerj, der .autogen' arbeitet, d. h. sich eine! Schneidbrenner! bedient, ist ziem lich einfach. Ein mäßig großer Koffer beherbergt die ganze Eimichtung. Nach dem Aufklappen de! Koffer! und Herau! rahme ! Brenner! ist er sofort be triebsfertig. Zwei kurze Stahlflaschen sind durch Stutzen fest in den Koffer eingebaut und enthalten unter einem ' Druck von etwa 25 Atmosphären, d! ein den Sauerstoff, die andere da! brenn baMs. l5,: Truckrez! rchyzzrn , Londoner Kluös. d1 London, im April. Klub! gedeihen hier wie llhampig non!. KludI für Leute, die nicht! zu tun haben. Klub! für Leute, die diel ,u tun haben, Klub für ehemalige Offiziere, Klubl für Ltute. die nie Offiziere waren. Klubs für Helden. Klubs für Kontordamen. Klubs für Menschen mit literarischen Interessen, die vor allem 'besucht werden von Men fchen, die diese Interessen nicht be sitzen. KlubS für olle und Klub! für Dienstboten. Da hier jetzt jeder zu einem Klub gehört, ist e! nunmehr un möglich, da! englische Bolk nach dem alten Grundsatz zu teilen in Menschen, die Mitglied eines Klub! sind und die e! nicht sind. E! besteht nur eine Un terscheidung im Klubleben, nämlich Klub!, die Damen zulassen, Klub, die sie nicht zulassen. ES gibt keine Frau enklubs, ko etwa keine Männer zuge lassen werde und wo man nicht fast immer mehr Männer als Frauen trit. Die meisten Herrenklub! aber. lassen zwar auf bestimmten Abende Frauen zu, halten wohl Damen Abende' ab. aber wenn diese abgelau fen sind, müssen die Frauen da! Lokal verlassen. Andere Klub! gestatten ihren Mitgliedern, nachmittag! von 3 bi! 5 Uhr Damen mitzubringen, aber sie dürfen ihnen nicht! zum Verzehren an bieten. Sie kommen dann angeblich, um sich die Gemälde anzusehen. Jn eini gen anderen Klubs darf man Damen zum Tee einladen, aber einige Säle dürfen dabei von ihnen nicht betre ten werden. Unter den angeschensten und vornehmsten Klub! gibt es einige, die sich für entweiht halten würden, wenn eine! dcr Mitglieder eS wagen würde, seine Frau, seine Töchter oder feine Nichten in diese Walhalla einzu führen. Bor kurzem hat eine Dame in einer Diner-Rede der Klubherren be hauptet, es fei nicht fair, daß alle Da men in Damenklubs ihre männlichen Freunde empfangen und sie zu DinerS und Tee! dort einladen könnten daß dagegen die meisten Herren-KlubS eine Erwiderung dieser Gastfreiheit ge genüber den Damen nicht ermöglich ten. Ihr Vorschlag, darin Wandel zu schaffen, wurde mit so viel Nos' be grüßt, daß sie fühlen -mußte, welchen Fehler sie begangen halte. Die Zeiten ändern sich in England. Früher waren es die Herren, die den Damen den Hof machten. Heute ist eS umgekehrt. ES ist eben eine ökonomische Ae me Httttli m Wie. Beim Opernhause am Eingang der Kärntner Straße drängt ein Auto da! andere. Sie kommen vom Karlsplatz gerast, stoppen ein wenig an der verkehr reichen Ecke und sausen . dann weiter durch das Gewühl zur inneren Stadt, wo der Einturm de! StefansmünsterS in ewiger Schönheit emporstrebt. Wer e! versucht, inen Blick in die vornehmen Wagen mit spiegelnden Wänden und düker Gummibereifung zu werfen, wird ohne Zweifel erstaunt fein über den seit famen Gegensatz zwischen den .feschen' Gefährten und ihren Insassen. Früher, ehe Alt-Wien zusammenstürzte und in neue! aus dünklen Tiefen heraufquoll, bildeten Wagen und Herrschaft gewisser maßen eine geschlossene Einheit. Zwi. schen den roten und braunen Polstern sah man die Würdenträger der Krone, die klugen Köpfe bekannter Diplomaten, den alten Feldmarfchalleutnant in wei ßer Gala mit grünem Federbusch aus dem Zweispitz, den Großkaufmann auS dem Börsenviertel und allerlei fremde Herrlichkeit, die der Glanz de! Habs burger Zepters nach Wien gelockt hatte. Heute sucht man vergeben! nach diesen Gestalte im Straßenbild. Sie sind versprengt und verschwunden, teil! hei matlo! in der .Ferne, verlorenen Träu men nachträumend, teils irgendwo ver graben im Land, wohin der gellende Larm der republikanischen Zeit nur ge dämpft dringt. An ihrer Stelle hat nun das neue Wien es sich auf den guten Polstern bequem gemacht. Man kann nicht behaupten, da diese neuen Herren ein ausreichender Ersatz für das Ler gangene feien. Die kostbaren Pelze, die Kleider nach neuestem Schnitt aus ng lischem Tuch, die dänischen Wildleder Handschuhe und die Ebenholzstöckchen mit zierlichen Elfenbeingriffen sind nicht im stände, ihre Besitzer als vollwertige Ver treter einer neuen Kultur zu legitimie ren. Vielfach genügt ein einziger Blick für die Feststellung, daß dies Herr im rotlackierten Auto vor zwei Jahren noch Hauseragevt in der Leopoldstadt war, und jener im graublauen Phaeton vor dem Umsturz mit alten Kleidern und Fellen handelte. Die meisten von ihnen sind wohlgenährt, haben kluge, listige Augen, blicken wie Heerführer über die Menge hinweg, ohne in Wirklichkeit über der Masse zu stehe, und zeige bei jeder Gelegenheit, daß sie neben der roertlo! gewordenen Krone noch allerhand nette .Valuta', namentlich Franken und Dollars, in ihrer Brusttasch führen. Fraglos gehört ihre Mehrzahl zu jener sympathischen Menschenklasse, von der StaatSkonzler Renner kürzlich bemerkte, sie hatten die Loge im Burgtheater und in der Oper nur deshalb gemietet, Druck de! Gase! beim Auktritt au! der Flasche. Zwei Schlauchleitungen von ge nllgender Länge, um für die Handhab ung de! Bnnr! reichliche Bewegung! fniheit zu geb, führen da! Ea! ach der VercinigiingSstell im Brennn. Die scr besteht au! zwn dünnen Salröhren mit einfache Abftellhähnen und einem gemeinsamen Mundstück. Daneben nt hält dee Koffer Stnnisen, Lrecheis und Hammer, um die Zugang zu de Räumen aufzubrechen. ,n denen die Geldschränkt aufgestellt sind. Ein soll der kräftiger Regenschirm dient dazu, um im Durchbruch durch den Fußboden ein!, Raume! nach einem daruntr ge legeneu de herabfallende Putz xromsch lotakzKnge Folg de! Kriege!, daß auf der M.k mehr Frauen al! Männer herumlau. fen. Zu dieser Aenderung hat aber auch beigetragen, daß die Frauen energischer sind al früher, nicht mehr in dem Maße die weibliche Schwache und Zartheit zur Schau stelle, die si, früher so anziehend erscheinen ließ un das edle Männerher, selbst veranlaßte, al gegebener Beschützer der schwache und liebreiMden Weiblichkeit auszutre ten. Jetzt sieht e so au!, al! ob die Frauen, seitdem wir un! von unserer natürlichen Ausgabe, sie zu schützen, enthoben achten, immer mehr da! Be dürfni! zeigen, in Gesellschaft von Männern zu fein. Daher oersuchen sie. ihre DamenklubS stets voller Mahner zu haben, während die Herren iinsstlich bemüht sind, die Türe ihrer Alub vor den Damen geschlossea zu dalten. Ich sage mit Absicht: tt sieht so u. Aber es kann doch eigentlich nicht f sein. Ich glaube, der Unterschied ist in den verschiedenen Zwecken der Herren und DamenklubS begründet. Ein U kanntet Klubmann führte darüber aus: Ein Mann geht nach seinem Her renklub. um den Annehmlichkeiten des Zusammenseins mit Frauen zu ent rinnen. Er will eine ruhige Ecke, mit einem Fauteuil haben, wo er lesen und nachdenken kann, wo er mit niemandem zu reden braucht, wenn er dazu kein Bedürfnis empfindet, wo er nichts darüber hört, daß die Mädchen diele Teller zerschlagen, und daß eS schwie rig ist. Butter ohne Buttcrkarte zu er langen. Dinge, die ihm gewöhnlich aufgetischt werden, nachdem er gerade mit knapper Not auf seinem Büro mit seinen geschäftliche Sorgen fertig ge worden, müde und abgespannt ist. Ein Mitglied eines DamenklubS er zählte: Junge Mädchen treten aus verschiedenen Gründen einem Klub bei. Diejenigen, dir einen Beruf ausüben, wollen dort Berufszenosse treffen, um sich über gemeinsame Interessen zu besprechen. Sie wünschen die Ab lenkung und die Amüsements IhreS Klubs, die sie höher schätzen als die Ruhe und Stille eines Lesezim mers. Dann ist un der Klub lieb, weil eö der einzige Ort ist, wo wir die Gastfreundschaft - unserer männlichen Freunde erwidern können. Eine unver heiratete junge Dame kann einen Herrn nicht in ein Restaurant einladen, ober wohl in ihren Klub, wo sie die Zeche bezahlen kann. um während der Vorstellungen ihre Schiebergeschäfte und Preistreibereien in aller Ruhe verrichten zu können. Mit diesen erfolgreichen Gliedern ei nes entarteten Bürgertums, die heute fünftausend Tonnen Kohle über die Grenze schmuggeln und morgen die letz ten Lederbestände verschwinden lassen, damit der PreiS für daS Schuhwerk noch einmal umS Zehnfache fteigt, ist die Zahl der neuen Herren von Wien na türlich längst nicht erschöpft. Man fin. det die Herrschaften in allen Kreisen, nur nicht in dem soliden, .kreuzbraven, allerdings etwaS schwächlichen Altwic nertum. Während dieses von Woche zu Woche sinkt, als sei ihm ein Mühlstein um den 'Hals gehängt worden, schleu der die tieferen Schichten tagtäglich neue Würdenträger empor, die vor Herrschlust und Klassenhaß nicht aus noch ein wissen. Jeder von ihnen will nun nach Leporellos Muster selbst den Herren machen und was in diesem Falle dasselbe bedeutet gehörig sau lenzen. Der Staat kracht in allen Fu gen und bettelt an den Pforten der rei cheren Länder, die neuen Herren aber le gen behaglich die Hände zusammen und lassen sich vom Reich dafür bezahlen. Ein Beispiel sllr viele: die Arbeitslosen. Unterstützung geht heute in die MillioL nen; als die Stadt aber einmal Schnee fchaufler und Straßenreiniger brauchte, waren nur wenige Fäuste dafür zu ha den.. Andererseits zeigt sich als Folge der volksbeglückenden Revolution in maßloser Drang nach Wohlleben und Großtuerei. Ich kenne zahlreiche Ctra ßendahnschaffner, Chauffeure u. Rosse lenker, die heute mit Uhrarmbändern, kostbaren Ringen und teuersten Lederga maschen sich auf den verachteten Offizier von Anno dazumal hinauispielen, wäh rend der einstige Oberst, der Arzt, der Advokat, de, Hochschulprosessor gar nicht mehr wissen, woher sie da! Geld für die. Achthundertkronenschuhe nehmen sollen und ihren letzte Besitz veräußern. Von den Soldaten und Arbeite ten. den Volkswehrleuie und sonstige Standespersonen im neuen Staß braucht kaum geredet zu werden. Tak fächlich sind sie die wahre Bchenscher Wien! und machen von dieser Stellunz ausgiebigen Gebrauch. Daß bürgerliche Versammlungen von Ihnen kurzweg ge sprengt werden, daß ihresgleichen unter dem Ruf .Mir fan Terroristen!' ei iarmlofe! KaffeehauSpublikum überfal n und durchprügeln, ist ganz in de, Ordnung in einer Zeit, wo Macht vor Recht geht. Schon heute haben dies neuen Herren alle! erreicht, woran e den armgewordenen Bürger fehlt. Si können sich au!reichend kleiden und näh ren. sie haben Feierstunde in Hülle und Fülle und nehme da, wa! sie arbeiten nennen, fehr gern zum Anlaß, ihre an derSgesinnten. in Ordnung und Ruh erzogenen Mitbürger noch tiefer zu drücken. , W lange daS dauern ird? S&i, weiß e! nicht. Vielleicht, bis der leg! Burger wehrlos am Boden liegt; diel leicht, bi! ein im Hintergrund lauernd'! Gespenst den Hexensabbat mit neuen, noch tolleren Tänzen bereichert: vielleicht tfc & L. ! .L . u ' e nieoergenamplle sitW nunst. der Sinn für Billigkeit und Rchi sich wieder erholen. Einstweilen abe, wird man die neuen Herren in ibrel Glorie gewähren lassen müssen. Ci, werden al! Sieger auf Trümmern 1 uto fahren, werde in den Theater logen ihre Gewinn verrechnen, werde fech! der siebenmal in der WcÄ vleifch essen, sich kleiden al! tadellos! .Gawaliere' und In stolzem Machtbii wußtsein d u Miaer phbt noc4 m I I y 5 c !K