Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, April 07, 1920, Image 2

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    (e
Der Heldgeöcr AmcriKa.
WonL
Lern, km Februar. Cofj die Hilft
LmeriisS fiii Europa voch immer ein
ungelöste Problem ist, wissen wir au
dem Munde verschiedener Schatzsekretäre
und Finanzmanner. Eine finanzielle
llaUtfliitzini-g im großen scheint nicht
zu den erfüllbaren Hossmingen 'zu ge
hören wahrend kleine tteschäste, die eine
Ueberleitung amerikanischen Geldes in
uropliische Ausnahmebecken bewirken,
möglich sind. BemerkenZwert ist. vafj
sich hlutzutage Geldsucher an Amerika
wenden, die früher niemals daran ge
dacht hätten, das amerikanische Kapital
in Anspruch zu nihmen. Eine der groß
ten Sensationen in der Finanzgeschichle
des Deutschen Weiches war die Ausnahme
einet Dollar Anleihe. Es geschah zum
rstenmal, dah daS Deutsche Reich zur
Deckung eines eigenen Geldbedarfes aus
ländisch Mittel in Anspruch nahm; und
man sorgte dafür, daß das Geschäft so
rasch als möglich wieder aus den klonten
des Reiches verschwand. Mehr als zehn
Jahre sind vergangen, seit diese damals
vielbesprochene Ereignis (es handelte sich
um eine geringfügigen Betrag von 80
Millionen Mark, eine Summe, die heute
nur noch durch ihre Kleinigkeit sensatio
nell wirft) sich abspielte; aber man mp
findet eZ noch immer als eine auffallende
Erscheinung, wenn wohlhabende Staats
Wesen sich in Amerika Geld holen. Eine
Anleihe in Amerika ist immer etwas Be
sondereI. Und wenn die Stadt Bern
bei den Amerikanern ein Darlehen auf
nimmt, so ist daS beinahe so interessant,
die es seinerzeit die Anleihe deS Deut
schen Reiches war. Der Gemeinderat
der Stadt Bern hat dieser Tage befchlos
sen, die Aufnahme eines Betrages von
zehn Millionen Dollars zu beantragen,
da der schweizerische Geldmarkt zurzeit
nicht die Voraussetzungen für eine er
folgreiche Unterbringung einer solchen
Anleihe bietet. Schon im Juni vorigen
Jahres hatte die Gemeindevertretung von
Bern mit einer amerikanischen Finanz
trappe unterhandelt. Auch englisch
Banken haben sich damals bereit erklärt,
die von der Stadt Bern gewünschte Fi
nanztransaktion zu übernehmen. Danach
muß man annehmen, daß die Finanz
läge der Bundeshauptstadt nicht der
Grund ungenügender Bereitschaft deS
einheimischen Geldmarktes sein kann.
Zweifellos ist die Möglichkeit, städtische
Anleihen unterzubringen, nicht sehr groß
und eine Reihe von Mißerfolgen (Bern,
Zürich. Lausanne) hängt mit einer der
ringerten Aufnahmefähigkeit bei schwer
zerischen Geldmarktes zusammen. Jeden
falls ist der Weg nach Amerika nicht als
ungangbar angesehen worden.
Amerika ist aber für die Schweiz ein
ebenso bedeutender wirtschaftlicher Faktor
wie für daS ganze übrige Europa. Die
amerikanische Kohle spielt in der Ver
! orgung der Schweiz eine große Rolle,
eit Deutschland seine Stellung als wich
tigster Kohlenlieferant gezwungener
maßen aufgeben mußte. DaS Ausfuhr
verbot für Kohle, das die amerikanische
Reaieruna kükicb erlassen bat. bildet
einen Gegenstand ernsthafter Sorge für
die Schweiz, die unter Umständen mit
tiner bedeutende Verminderung der
Aas Land
' ; Von Hang
Ist I e'isenilich schon aufgefallen, daß 1
wir seit der Revolution keiu National
lied mehr haben?
Es 'ist zum mindesten noch picht k
tont worden, dah eS auffällig ist, sag
das noch nicht betont worden ist.
Wir haben durch Mehrheitsbeschluß
der Nationalversammlung eine neue,
offizielle Flagge serviert bekommen. Sie
lautetr schwarz, rot. gold. Man sieht
sie zwar Zelten, aber wir habe doch
eine. ,
Und daZ neue Lied?
Daß wir eins brauchen, dürfte erweis
Tx4 sein. Heil dir im Siegerkranz"
schon während der Monarchie literatur
unfähig jemals wieder zu singe, wird
uns nur 'on heimlichen Konoentikcla
zugemutet werden, die in Hinterzimmern
auf des alten Reiches Herrlichkeit da
Sektgla anstoßen. Und Deutschland
über alleS"? Gewiß ein schönes, kräs
tiges, gutes Lied. Aber durch die mög
liebe eigenartige Interpretation des
Deutschland über alles!" und durch den
all? häufigen Gebrauch von feiten sol
cher, die eine eindeutige Gesinnung ha
be und die durch Abgesang dieses Lie
1(2 zu bekunden wünschen, als interpar
teiisches. upubllkanisches Lied unmög
ch. '
Wir brauche also ein neueZ Lied,
denn nach der Ablehnung der beiden ge
nannten Liede? existieren wohl noch ein
Reihe anderer, nach die vor schöner
Volkslied, ine Anzahl flammender
Parteilieder, aber eben doch keine mehr,
die auch nur Anwartschaft darauf hat
ten, als deutsche Hymne zu gelten,,.
Es müßte Bekenntnis in dieser Hymne
sein, Bekenntnis ach! zu so dielen
schönen Dingen, die nicht so positiv sind
wie Achtstundentag, Mitbestimmungsrecht
im Betrieb, gleiches Wahlrecht, zu Din
gen. di wir gewöhnt sind als schwül
kende Floskeln am Ende schwunghafter
Reden zu hören, und die wir in dencn
drum nicht ernst nehmen, die oder in
ihrer G,ftm!heit eine G.'sinnung bestim
r;n und furchtbar ernst zu nhme sinn,
weil sie schließlich die lekte Quelle olles
Positiven sind. Bekenntnis zum Volk
meine iS. zum ewigen Frieden, zu
Wahchastigkeit. zu Freiheit. Recht und
M'nschheitslicbe.
Daß der W.g zu diesen' schönen S.
chen verschiede beschrieben werde kann,
wäre nicht etwa ein Nachteil, sondern
ein Vorkeil deS Liede!. d'n es wäre
ed?n ein Lied und kein Parteiprogramm.
Und soll! uns ein Ziel setzen und kein
Wegweiser fei. Und sollte ein Volks
ehrheit und kein Minderheit utif fei
ne Geist vereinigen können. Und viel.
Ek.Zns.ucht wüßte jn dem Lied fern.
J,llrS.
Kohktneinfuhr rechnen muß. Da die
Eisenbohnen zum größten Teil amerika
nische Kohle verbrennen, so würde eine
neue unangenehme Einschränkung bei ge
samten Verkehrs zu befürchten sein, wenn
in der Tat der schwarze Strom von drü
den versiegen sollte. So wird man immer
wieder an die Abhängigkeit von Amerika
erinnert; und gerade die wirtschaftliche
Ueberlegenheit der Vereinigte Staate
ist ein Argument, da die Erörterung
über den Beitritt der Schmelz zum Böl
kerbund ausfüllt. Min stellt immer
wieder die Frckge, ob auS einer Zugehö
rigkeit zu einem Völkerbund ohne Amt:
rika (abgesehen vo der Lücke, die daS
Fernbleiben der Zentralstaaten und Ruß.
landS verursacht) nicht am Ende' Wirt
schaftlich Nachteile entstehen könnten.
Der Bundesrat hat seine Antrag auf
Streichung der sogenannten Amerika
klausel bei der Ansehung deS Termin
für die Volksabstimmung damit begrün
det, daß, so wichtig auch der Beitritt
Amerika zum . Völkerbund sei, di
Schweiz doch nicht angesichts der Unge
wißheit des amerikanischen Entscheide!
sich unbedingt mit diesem identifiziere
könne, zumal da für Amerika auch der
Grundsatz der Nichteinmischung in eurc
päisch Angelegenheiten , w Betracht
komme. Der Bundesrat hott schon in
seinem Memorandum an den Obersten
Rat darauf hingewiesen, daß bei der Be
schlußfassung vom , 21. November die
Hoffnung bestand, die Ratifikation de
FriedensvertrageS durch die fünf Hauvt
mächte werde so früh erfolgen, dah die
Volksabstimmung . rechtzeitig stattfinde
könne. Im ander Falle fei aber die
Schweiz nicht in de? Lage, ihr Entschei
dung über den Beitritt auf unbestimmte
Zut zu verschieben. Man weiß nun
heute in der Tat nicht, wann Amerika
den Vertrag unterzeichnen wird und ob
überhaupt ein Beitritt zum Völkerbund,
wi er ia Versailles festgesetzt wurde, r
folge wird. Die Skeptiper sind noch
immer der Meinung, daß die Gesahr,
einem Völkerbund ohne Amerika nicht an
zugehören. nicht so groß sei wie die Rist
len, die sich auS den Verpflichtungen deS
Völkerbundes, solange wie er nur eine
Allianz der Sieger darstellt, für die
Schweiz ergebe könnte. Die Bunde!
Versammlung wird sich mit dieser Frage
z beschäftigen haben, und vor der Volks
abstimmung wird sie wohl auch genügend
erörtert werden. Daß die Mitwirkung
der Vereinigten Staaten am Völkerbund
unterschätzt werde, kann man nicht sagen;
Verschiedenheit der Ansichten besteht in
der Hauptsache darüber, ob die Anzeichen
auf einen baldigen Eintritt Amerika
schließen lassen oder nicht. Auch der
Bundesrat hat seinerzeit erklärt, .wenn
ein der Hauptmächte dem Völkerbund
fern bliebe oder ihm nur mit einschrän
kcnden Vorbehalten beiträte, so käme
einer solchen Tatfache auch vom politi
sche Standpunkt auS die allergrößte
Bedeutung zu'. Die nächste Aufgabe be
steht also darin, da amerikanische Pro
blem. daS. wie gesagt, kn erster Linie ein
wirtschaftliche ist. zu ' lösen, daß eine
Unvereinbarkeit von Interessen oder Le
benSbedingungen nicht entstehen rann. .
ohne Lied.
Bauer. ,
Ich glaubt. S ist kein große For
malte alS die deutsch Flagge: da neue
deutsche Lied. Schwerer al deren Far
benzusammenpellung zu treffen, dürfte
es allerdings wohl sein, deren Woete zu
fügen, den im Gegensatz zum Schützen
graben-Heimgedicht müßte diese Lied
erlebt werden. -
Ob sich einer einmal in GraS wirft,
wenn di Tage wieder warmer werde
und da Groß schafft?
Vielleicht geht es nicht ohne Preisrich
terkollegium ab. DaS mögen dann nicht
Erpressiomsten. UaiversitätZprofessore
ode? literarische Rentiere bilden, sonder
ein Schulmädche, ein Bäckerlehrling,
ein Achatschleifer, ein Probiermarnsell.
ein Bücherrevisor und in Kesselschmied.
Aaiser-Vriefe
an Vismarck.
In dem von Wilhelm IX gegen den
Inhaber de Verlage Eotta angestreng.
ten Prozesse wegen unaenehmigter Ver
vffentlichung don Briefe de Kläger
an den Fürsten Bismarck liegt unmeyr
du Begründung des Urteils n Land
erickte Stuttgart vor.
Darin wird festgestellt, daß m Brief
ei zu schützendes Schriftwerk im ur
heerrechillchen Sinne dann ist. wen
.er sich als Ausfluß einer individuelle
geistigen Tätigkeit darstellt. Bei Pru
sung der Frag der, urheberrechtlichen
Schutzfähigkeit e'meS Briefes muß d
politische, soziale und historische Bedeu.
tung des Schreiber? unÄ deZ Empfän,
gerS deS Briefe außer Betracht bleiben.
Die Briefe, die ach diesen Gesichts
punkte aus Antrag des Kläger au
der Veröffentlichung auszuscheise sin,
sind di folgenden:
Briefe vom 21. 12. 87 und vom 14.
1. 88, in denen sich der Antragsteller
Bismarck g?genüer über seine Letei
lignng an der Berliner Stadtmisfio
ausspricht, sie zu rechtfertigen sucht uss
seine Ideen und Plän irt dieser Anqe
legenheit entwickelt. Im Brief vom
29. 1.. 1887 faßt er di Möglichkeit sei
nes baldigen Regierungsantritt ins
Auge und erörtert die Grundsatz, nach
denen er I Kaiser sein Verhalten zu
des BunlieZfürste einzurichten gedenkt.
Im Brief vom 10. Mai 1883 legt der
Antragsteller, dama! noch Kronprinz,
seine" Auffassung über di damalige Mi
litsrifche und politische Lage dar. Im
Brief vom 1. Januar 1889 spricht er
dem Reichskanzler seinen Glückwunsch
zum Jahreswechsel au!; in seinem
Handbillet vom März 18130 äußert kk
sich über feit angebliche Gefahr, sind
KM-Me
i
( de? .R3irts6ftßt Leitung'.)
Immer unerträglicher gestalten sich.
dank der ,iaßksen Uebergriffe und un
erhörten Anmaßungen der Polen, die
deutsch'polniichen Beziehungen. Selbst
wenn man die V.rlie der Polen fui
Theatralik im Auge behält und ihre
Ruhmredigkeit als eine ationaleigen
schaft mit in den Kauf nimmt, so häu
u sich doch Vorkommnisse und Reden.
welche beweisen, welcher tiefe Hag be,
ihnen gegen Deutschland und deutsche
Wesen besteht. Bei der Uebernahme der
Meeresküste durch die Polen war alle
darauf eingestellt, diese Empfindungen
z beleidigendem Ausdruck zu bringen.
Man wird. zwar darüber läcbeln können,
daß die polnischen Fahnen zuerst in da
Meer getaucht und dann auf dem Mast
aufgerichtet wurden, daß polnische Ula
nen in daS Meer hinausritten und Gene
ral Haller einen Ring in dS Mccr als
Symbol der Vermählung Polens mit
diesem hinauswarf. Aber daS Läcbeln
it nicht mehr, am Platz, wenn man den
Tagesbefehl des General! liest, in dem
es an Ausfälle,, geaen die .Kreuzritter"
und die Deutschen, welche daS Land R00
Jahre unterjocht hätten, wimmelt. Und
ebenso geht eS über den Spaß, wenn er
m Danzig die polnischen Bürger des
Freistaates schlankweg als Bürger deS
freien Polens begrüßte, was dann bei
den leicht zu entflammenden Polen siür
mische Ausbrüche der Begeisterung auS
löste. Und ebenso ist Verwahrung da
gegen einzulegen, daß im polnischen
Landtage der Landmarschall bei der
Uebergabe der Seelüfte gewidmeten Sit
zung. der Bevölkerung von Pommerellen
seine Huldigung in der Weise zum Aus.
druck brachte, daß er von ihnen rühmte,
sie hätten iy2 Jahrhunderte hindurch
der deutschen Flut standgehalten, so daß
ihr Land nicht ein slawischer Friedhos
geworden fei. wie daZ Land um Elbe und
Oder. Er ließ sich weiter zu der Bcmer
lang hinreißen, daß es leider nicht ge
glückt sei. Danzig Polen einzuverleiben,
was dann den charakteristischen Ruf in
der Versammlung zur Folge hatte: Wir
werden S uns holen!" Der Landtag be,
schloß darauf einstimmig die Gründung
eineS polnischen GegenbakenS gegen
Danzig! Ein platonischer Beschluß frei
lich!
Tie Vorkommnisse sind nur Kleinig.
keilen gegenüber den unerhörten Aiik
fällen, welche sich der polnisch Oberkom
Mandant der Westfront, der General
Dowbor-Musnicki. in einer französischen
Zeitung, dem Echo de Paris", erlaubt
hat. Er sagt u. Wir weiden nicht
ruhig sein. "Wir werden un! deS Frie
dens nicht erfreuen, solange nicht
Deutschland vollständig zerschmettert ist.
Es bleibt unS unbeschadet - feiner vor
übergehenden Erniedrigung gleichsam wie
eine ewige Drohung, die über Polen und
ganz Europa schwebt. Er schließt ähnlich
wie der alte Cato: Cetcrum nseo:
Germania est delenda." (Im Übrigen
halte ich daran fest: Deutsck'and muß
vernichtet werden.) Gegenüber diesem
Bekenntnis derblassen die übrigen Ra
domontaden, die der General zum besten
gab, so wie r die deutschen Truppe
überall aufS Haupt gesch.agen, als
wie er offenherzig enthüllte, in Ober
schlesicn den Aufruhr 1919 entfacht hätte
oder, wie er sich ausdrückte, den Auftrag
erhalten habe. Deutschland einen lokalen
Krieg zu machen, ohne daß die Verant
wortung auf die Warschauer Regierung
falle. ,(sic!) Zum Schluß aber: Die
Entente habe einen großen Fehler ge
macht: Ostpreußen sei den Polen ent
wischt, aber auch der Entente! Dort
werde nunmehr der neue Krieg vordere!
tet. Jn 15 Jahren müsse man mit einem
solchen rechnen. Er fügte dann die Lüge
hinzu, zahlreiche deutsche Ofki?iere hat,
ten im Heere von Trotzki Dienste ge
nommen, um gegen Pole und die En
tente zu kämpfen. Ist daS nicht der
Gipfel verleumderischer Niedertracht?
Solchen Frechheiten gegenüber könne
Aeußckungen. wie sie in Posen der Pro
fessor Grabowski fcei der Gründung der.
Cercle francais" getan hat. r sei be
gründet worden zur Bekämpfung der
deutschen und bolschewistische, varba
rei", fast, mit Stillschweigen libersangen
werden, ebenso, daß den Polen der Ap
Petit nach der berühmten sogenannten
Razynskische Madonna von Bolticelli,
die eine Zierde deS - Ksiser-Friedrich
MuseumS in Berlin ist, gekommen ist.
und sie diese alS angebliche polnische
Nationaleigentum zurückverlangen.
ES kann nicht wunder nehmen, daß be!
einer solchen SiegeSstimmung gegen alles
Deutsche die Lage der Deutschen im pol
Nischen Gebiet ine immer schlimmere
wird. Charakteristisch ist. daß dem
Sustav'Adolf-Verein soeben mitgeteilt
worden ist. daß Polen die Einfuhr von
evangelischen Andachtsdüchern verboten
habe, wa doch einen unerhörten Eingriff
in Lebevsinteressen der evangelischen
Kirche darstellt Ein weitere Zeichen
Kriege mit Rußland. Alle diese Briefe
des Antragsteller tragen nach Form
und Jnhilt durchaus individuelles Ge
präge. Das gilt auch von den beiden
Briefen de Kronprinzen Friedrich an
Bismarck vom 17. August 1?1 und
28. . September 1886, von , denen . der
erste zu dem damals herrschenden Ge
rücht iner Erhebung Baden zum K3
igreich Stellung immt. während der
zwejte sich über den Charakter de An
trskisteller und dessen Vorbereitung zum
Herrscherberuf aiiSspricht. '
. LiebknSwürdZgkeltkn. '
.Lehn dich doch nicht f an mich an,
Gustav, ich bin doch kein Heizkörper!"
,Na, dann niSt du Kühlanlage,!'
KM)!
np im Mm",
der unerhörten Unduldsamkeit gegen die
Eoangellschen ist di Forderung an die
Leitung de vangelischen Diakonissen
lzause in Posen, hier einen katholischen
Kcplon kür die in demselben befindlichen
katholische Kranken anzustellen und
zwar auf Kosten de Diakonissenhause!,
da doch ine private und ausgesprochen
evangelische Anstalt ist! Einen Grad
messer für die polnische Politik bildet
weiter die Behandlung der deutsche
Presse im polnischen Geblct. Dem Ver
bot einiger großer deutschen Blätter im
polnische Gebiet ist nun die Entziehung
de Postbetriebe für die Vossisch
Zeitung' gefolgt. Di Vorzensur legt
der Presst die größten Beschränkungen
auf, namentlich die Leitartikel fallen ihr
zum Opfer. Wal durch die großen Weißen
Lücken im Tezt für jedermann erkennbar
:n o .1 . nmt ia ..kl V,.n St
jcut jiiuu ii viiwum nie
Danziger Zeitungen, die in freien
Stellung haben, und v it l naiiona
lern Sinne' auknntzen, richtet sich die
ganze Wut der polnische Zeitungen. So
schrieb neulich dieGazeta EdanNa":
Wenn die Danziger Neuesten Nachrich
ten' nicht aufhören würden, geger die
Polen zu schreiben, so würden sie den
Deutschen in Polen eine Suppe einbrok
ken, die alle Deutsche auszulöffeln haben
würden'. Di Absicht ist klar: Die
deutschen Zeitungen sollen zu nationaler
Gleichgültigkeit gezwungen und so all
mählich Knochenerweichung und Gestn
nungSlosigkeit durch die .deutsche' Presse
derangezüchtet werden. Sodin e geht,
hat der General DowborMusnicki offen
den Deutschen in Bromberg zugerufen:
.In zwei Jahren muß Bromberg pol,
nisch sein.' Und der Woywode von
Groß.Polen. Witold Celichowski. . sagte
ihnen, wem es hier nicht gefällt, der
möge fortgehen! Schon hat man M
Besitzungen der AnsiedlungSkommissio
und 719 VrivatbesiqungkN tn polnische
Hände gebracht.. Welch Massen von
deutschen Existenzen dieö damit vernich
tet, wieviel Kapital und Hoffnungen sind
amit zu Scheiter gegangen! Und nun
steht noch di Durchführung der Licnii
Kation der in deutschem Besitz befind,
chen .Güter. Unternehmungen. Reckte und
Anteile bevor. Der Abbruch Engro be
ginnt. Da sind trübe Aussichten!
B r l i n. 19. Februar. Dem ,Lo.
kalanzeiger" wird auS Danzig gemeldet:
Wi. au öffentlichen Erklärungen der
volnischen Führer hervorgeht, haben sich
die Polen die völlige EiNverieimmg ve
Freistaatc Danzig zum Ziel gesetzt. Zu
diesem Zweck wurde der Wunsch ausqe
sprachen, daß der Sitz der Wovwod
scbaft Pommerellen von Thorn nach
Dirschau verleg t wird. Da Tirsckiau
ine Akt Vorstadt von Danzig sei, könne
von hier au feiten der polnischen
Prsvinzialbehorden ein gewisser Einfluß
aus Ranzig auZaeübt werden. In Ver
einen und Vresseartikeln wird die volnt
sche Bevölkerung aufgefordert, sich in
Danzig niederzulassen. Insbesondere sol
len Kaufleute, Gewerbetreibende. Jndu
ftrielle und Kapitalisten Grundstücke an
taufen. Unternehmungen eröffnen und
dadurch die polnisch Einflußsphäre in
Danzig ausdehnen. Für wirtschaftliche
Zugeständnisse von polnischer Seite -sotten
solcbe politischer Art erzwungen wer
den. So fordert die Da ziger polnische
Zeitung von der polniscben Regierung,
daß sie sür die MilchbelZefening Dan
zigs auZ den abgetretenen Rachbarkrei
sen das Einverständnis Danzig! Zur
Niederlassung der polnischen Provinzial
behörden verlang.
D?r A"5V5rkauf
Zn VanzZg.
Tic Kaufwut der englischen Besatzung.
Ein Verbot Sir Neginald TowerS.
Danzig. 24. Februar. Zu den
übelste Begleiterscheinungen der Be
fetzung DanzigS durch ' Engländer und
Franzosen gehört der Auskauf der Stadt
durch die fremde Truppen. Ein ge
wohnlicher englischer Soldat bekommt
täglich an deutschem Geld zirka 9 Mark
Löhnung. Man kan sich leicht vor
stelle, was er sich dafür, sa hoch unsere
Preise sonst sind, alles leisten kann. Und
r leistet es sich. Gewöhnlich geht er
zunächst in einen Loden und kaust sich
inen Koffer, groß oder klein, dann kauft
tr gleich in demselben Laden oder im
nächsten alle, wa ihm gefällt.' und ver
senkt in den Kofsir. um ihn meisten
mit dem Inhalt nach feiner englischen
Heimat zu schicken. Daneben kann er
sich alle möglichen leiblichen Genüsse le!
sie und sich an den Nahrungsmitteln
gütlich tun. die sür un fs knapp und
für viele unerschwinglich teuer sind.
Wenn da nun noch kurze Zeit so fort
giht, sg werden wir bald bller Bedarf!
artikel entblößt, die Luxusartikel biS auf
kümmerliche Reste verschwinden, die La.
den leer sein und bi auf weitere auch
leer bleiben. Den da ist da
Scblimmste von allem und macht diese
Aukkauf so verhängnisvoll, daß wir bei
de, drückenden Unsicherheit aller unserer
Verhältnisse, bei der erschwerte und
norm verteuerten Zufuhr nach Danzig
keinen oder zum mindesten lange keine
ausreichenden Ersatz für die in unser
Waren, und Lagerbestände' gerissenen
gewaltigen Lücken zu erwarten haben.
Der enalisch Oberkommissar Sir
Reainald Tower aus diese Dinge auf
wirksam gemacht, will da freilich nicht
gelten lassen. Er meint diese Tage in
einer Unterredung, et vermöge in den
Masseneinkäusen der englischen Soldaten
und Matrosen keinen dauernde Stech;
teil lür Daniici u erblicken. Im Ge,
genteil. E entwickele sich dadurch sür
den Produzenten und auch sür den Han
del allmählich ei Sußerst reger Umsatz,
, k komm M Geld im Land, dai iiir
4
Um.
ander direkte Ledenönolwendlgkeiten
wieder zur Verfügung stände. Aller
dingS sei Produktion in weitestem Um
fange da? erste und für Danzig erstre
benkwerte Ziel. Pessimismus nach die
fer Richtung hin zu hegen, wär kür den
neuen internationalen Ausblick, der sich
für Danzig eröffnet, keimsweg ange
bracht. Dabei , ist freilich unberücksich
tigt geblieben, daß unser Danziger
Produktion augenblicklich mangels an
Rohstoffen nicht Erhebliche leisten kann,
und daß e! sich bei dem uökauf durch
di Fremden zu allermeist um Dinge
handelt, die wir im Freistaatgebiet liber
Haupt nicht herzustellen vermögen.
Nun sind Verhandlungen mit Deutsch
land gepflogen worden und haben zu
einem Lieferungsvertrag geführt, der
allerding noch der Genehmigung de
Oberkommissar harrt. Deutschland will
un beliefern, aber nur mit dem not
wendigsten Maß dessen, wa un sonst,,
wenn wir nicht losgetrennt wären, zu
gekommen sein würde. Wa wir be
kommen, muß jedenfalls für die Stadt
Danzig bleiben und darf nicht über See
abfließen. Auch in der Stadtverordne,
tenverfammlung kam man auf Grund
einer Anfrage auS verschiedenen Parteien
darauf zu sprechen, wobei mannigfach,
Vorschläge gemacht wurden: man solle
fürS erste einmal alle Läden überhaupt
schließen, ander sahen in der Wieder
knfübrung strenger Zwangswirtschaft
mit Bezugsschein, Rationierung u. a.
daS inzige RcttungSmittel; wieder an
dere empfahlen Schluß der Läden für
Fremde oder gehörige Valutaaufschlage
für fremde Käufer. WaS nach Ansicht
dieler vielleicht helfen werde, wäre ein
strenges Verbot an die englischen und
französischen Soldaten, hier gekaufte
Waren auszuführen und in die Heimat
zu schicken oder aber Herabsetzung deS
an die fremden Truppen zu zahlenden
Soldes auf das Mak, des Bedarfs in
der Heimat und Zurückhaltung deS übri
gen. Beides ist Herrn Tower nahegelegt
worden, aber wie wir hören, hat er diese
beiden Wunsche abgelebnt als zu große
Bescbrankung in der Bewegungsfreiheit
der Besaktruppen. , Einsicksvollerweise
bat er abet au eistenem Antriebe in
Anordnung cetroffen, die unk wenig
sienS einigen Schutz an der empfindlich
sten Stelle zu gewähren geeignet ist. Er
bat den Soldaten verboten. LebenSmii
tel einzukaufen, und dadurch die wem
nen pkbenkm'ittel. die noch auf unseren
Markt kommen. unS sichern helfen. Wie
e bei uns us diesem reebtfle uStteyr.
rbellt B au der Tatsache, daß wir
seit !MeiKnacbIen äuck nickt ein Gramm
Bi'tter mebr bekommen baben und Fleisch
eibt eS W auch nicht, vom hier wie
allerorten blubenden Schleichhandel ob
gesebe. . Und Fiscbe bekommen wir An
wobner der Meeresküste nur aoNz selten
und von fern einmal zu sehen.
PMZ'ijzöerTliillkii.
Von Han Baner.
Peter MuelKrwak der Sohn eines
Artisten.
Vei,eiten lernte er da Jonsleurband
werk und beizeiten ward er auf eine
Svezialnummer vorbereitet: vermitteln
eines auf dem Rücken angebrachten
fchmeiterlingSnehähnlichen Fanginftru
mente einen Billardball, den er selbst
gegen die Bande eineS Billards spielte,
so daß er in hohem Bogen aus der Bil
lardf lache heraussprang, aufzufangen.
Nach fünf Jahren geduldiger Pro ge.
lang ihm das auch und mit ein wenig
sonstiger Tagesjongliererei außerdem
ausgerüstet, bildete er bald auf den
Sviklplanen der verschiedenen Wariet6S
al Pest van der Tunke eine Mittlere
Rolle. .
Sleter Mueller Cbraei. richtete sich
aber nun freilich auf mehr als auf da
Auffangen eine? au dem Billard her.
ausgespielten BalleS. Peter wutuex
setzte eS sich in den Kops, eine weitere
Komvlikation keiner Nummer z uer
lernen. Nickt direkt nämlich wollt r
den herausspringenden Ball auffangen,
sondern erst, nachdem dieler Bau m.
gegenüber dem Billard ausgestellte Wand
S ... , .... . c' . t.:.r. .u...tt
veruo.il yane uno. von vien ovpruui,
wiederum da! Billardbrett besprungen
hatt. Da toax zweifellos eine äußerst
schwierige Nummer, die Geduld und
Mühe in hohem Grade erforderte. Nichts
desioweniger: Peter Mueller lernte und
lernte. Millicmenmal sprang der Ball
nicht in da Netz, aber einmal, nach
sechsjähriger Arbeit, gelang eS doch
einmal was zwar nicht viel heißen
wollte, denn ehe er nicht in 9 Prozent
aller Fälle Erfolg auszuweisen hatte,
dürfte er nicht daran denken, vor der
Oeffentlichkeit aufzutreten aber eS
war doch ein Anfang gemacht mit diesem
einen Mal.
Uebte er also weiter, der Peter Mue!
ler. der Pest dan der Tunke, übte, übte
und übte. Glückte ihm der Fang, so
strahlte Peter Mueller. glückte I ihm
nicht, so knirscht di Zähne. In je
dem Fall, kümmert Peter Mueller
nicht andere auf der Welt al da
Auffangen eine Billardballe unter den
.geschilderten Umstanden.
Wi die Zeiten hinrannen, glückten
ibm die Würfe immer öfter bi ine
Tage 93 Lalle von 100 ihm gelangen.
Tat tmt di Sianal. 31efi van der
Tunke ließ seinen Namen noch einmal fo
aK drucken, sich die (Saat um 50 Pro
zent Höhen und führte nun inen Abend
nach dem andere nebe den uvrigen
Sackn feinen Clou auf.
Eine Abend, al Müller gerad 40
Jahr alt geworden war, sagt r pcy,
hni ti nun tnnfil an htt Seit toäte. ine
, neu Kompilation Lattßnd ,u lassen.
Der Hlauö im Wausoleum.
-1 Einbrecher rauben Cilberkkanze de Sarkophage der'
Saisergrnft.
8 1 11 n. 24. Februar. Da tief im ,
Schloßpark zu Charlottenburg verbor '
gene Mausoleum haben sich gestern Ein
breche! ausgewählt, um dort die könig
liche Grabstätt ihre wertvolle metal
lenen Schmuck zu berauben. Diese
Grabschändung erinnrrt lebhaft an di
kürzlich folgt Beraubung der Gruft
in Nikolsk. wo I den Tätern sogar
gelang, di Sarg untr Nnwendung ro
hester Gewalt aufzubrechen.
Da Mausoleum tn Charlottenburg,
da seit den Novembertagen dem Publt
kum nicht mehr zugänglich ist, wird ab
wechselnd don zwei Wachtern bewacht,
die während der Nachtzeit in einem klei
nen Holzpavillon dicht an dem Mauso
leum ihre Schlafftatte haben, aber nicht
täglich den Raum betreten. Ihnen steht
auch kein Wachhund zur Verfügung. In
folgedessen konnte di Einbrecher unge
stört arbeiten. Zum letzten Male hat der
Oberkastellan in Begleitung de Wäch
ter da Mausoleum vor elf Tage be.
sucht. Damals war alle in bester Ord
nung. Der Tag, an dem der Einbruch
verübt würd, tonnte bisher nicht mit
Sicherheit festgestellt werden, wahrschein
lich ist die Tat in der Nacht vom Sonn
abend zum Sonntag verübt worden.
Man nimmt fogar an, dah die Berbre
cher dem Mausoleum zweimal einen Be
suck, abgestattet . haben, um nach dem
goldenen Kranz am Sarg Kaiser Wil
helmS I. zu suchen, der ihnen dann bei
ihrem Raubzuge verloren gegangen ist.
Gestern nachmittag fand in der Ge
genwart eine Vertreter de Finanzmi
nister!, dem bekanntlich die Pflege der
Schlösser obliegt, eine eingehende Be
sichtigung de Mausoleum statt. Der
Befund war folgender: Da Mauso
leum hat vor inigcn Jahren an der
Rückwand einen kleinen Anbau erhalten,
in dem die Heizung untergebracht wurde.
Zunächst haben die Einbrecher durch Nach
schlüssel die eisern Tür zu diesem Heiz
räum geöffnet. Hier hinein münden drei
stark vergitterte Fenster au der eigen!
lichen Gruft. Die Täter durchsägte
daS Gitter ine Fenster, zwängten sich
durch die Oeffnung und stiegen auf der
Gruftseite auf den Altar und dann
zum Steinboden nieder. Die Beraudung
der hier stehenden Sarkophage war sehr
leicht, denn der wertvolle Sargschmuck.
der auS goldenen und silbernen Kränzen
bestand, lag auf Samtkisten auf den
Sargdeckeln. Beraubt sind die Grad,
statten der Königin Luise, der Kaiserin
August und Kaiser Wilhelm l. Sehr
wertvoll ist in goldener Kranz, der ein
Geschenk der Großherzogin von Baden
ist und ein Gewicht von etwa 400
Gramm hat. Ferner fehlen sechs silberne
Kränze, die don russischen Regimentern
auf dem Sargdeckel deS alten Kaisers
niedergelegt waren. Die Sarkophage
selbst sind nicht erbrochen, nur der hol.
gerne Sargdeckel an der Ruhestätte der
Kaiserin August ist abgehoben. Der
darunter befindlich verlötete Zinksarg
hat allen OeffnungSoersuchen widerstan
den und weist nur einige Beulen aus.
Nach Beendigung dieser Beraubung
drangen die Einbrecher in den Borraum
der Gruft, wo die Särge der Fürstin
Liegnitz und de Prinzen Friedrich Hein
rich Albrecht von Preußen stehen. Da
Gitter, da die beidrn Räum trennt,
haben di Dieb überstiegen, nachdem si
die Eitierspitzen. di bi zur Gewölbe
deck reichen, abgeschraubt hatten. Die
Beute war hier nicht so wertvoll, denn
sit bestand Nur in zwei großen bronzenen
Da ntwarf r Suf Papier in noch
schwieriger Ausgabe des Bmarviuget
sänne nd dachte bei sich: in 12 Jab
ren etwa wirst du' können, und ging
an die Arbeit und Nbt von 7--11 Uhr
morgen und von L 6 Uhr avenos.
.Dann bist du der Kaiser der Arti
sten,' dachte er, und ein selige Glan,
hing in seinem Auge. übt, r ciio
wieder. Uebtk und übte. Und jeden
Abend, an dem er austrat und nunmehr
mit größte, Sicherheit die Bälle fing.
ging'S ihm durch' Hirn: Wie werdet ihr
erst staunen, wie rasend werdet tyr na:
schen. denn ich auch meine neue Num
mek zeige, da Größte, wa ich tn einem
Menschenleben erlernte, den Ertrakt der
Mühen eines Leben. Ine ganzen, bot
len Leben.
iSchlackten floaen über die Welt. Zu
Hunderttausenden fielen sie draußen,
Siaatenkonflellationen bildeten sich um.
Revolutionen loderten hoch. Neu Ge
danken schmissen die Menschen in ihr
Zusammenleben.
Peter Mueller dachte: ob so, ob so!
Wie' auch immer komme! Wer auch
immer kieae: Leute, die so wie ich Bil
lardbälle auffangen können, werden bei
allen Völkern. ,u anen eiken un, unrer
jede: Staatkform gebracht werden. Da
kümmert sich Pete, Mueller um gar
nicht mehr, wa draußen in der Welt
geschah. Parteien kamen und gingen.
Dynastien verschwanden. Völker und
Länder wurden ausgeteilt ... Peter
Mueller übt nd lidt . . . bi Inmal
der Tag kam. an dem 93 Prozent sein
neuesten Kunstbälle glückten.
Da kündigt et da Neu an. Und
hielt den Abend, an dem er sein beste
Leistung zum erste Male der Oesfent.
kickkeit zeigen wollte, für den , größten
seine Leben.
Riririririririri rattert am Abend die
Glocke.
Vierzig Iah lang hatte r fast
jeden Abend gehört. Aber heute gellt
eö feierlicher, singend die noch nie:
riririririririri.
Heut wollt yete, Mueller. Pefi dan
d Tunke, da Resultat leine Leben
zeigen: denn letzten Ende war e da
Ergebn! seiner Lebensarbeit. N! h'aVt
i in 13 Jahren den Ballfang gelernt,
wenn er nicht fein Geschick sich in einem
Leben dazu erworben hätte.
Ander waren während seine Leben
MilliardStt. RkickSdräsidenten. Weltbe
riikmskeiten aemorden. ?!b war ae
, lange.. tixuA illardball öUM ant
Kronen. Wal den Wert de gestohlener,
Eargschmucke anbetrifft, so laßt sich
ein a,nae Anaabe noch nickt mache.
d da Gewicht der Kranze nur fchat
zungsweise angenommen werden kann;
immerbin dürften 100.000 Mark nickt
,u hoch gegriffen sein.
5achsenkSnlg
Mchslunc!
Wnlgspartei.
' (Aui dem .MitiagSblatt'.) '
In Leipzig würd am L Jan. 1920
ein neue Partei gegründet, die den
Namen Deutsche Känigspartei führt
und jetzt einen Aufruf in die Welt hin
ausschickt, durch den sie alle monarchisch
gesinnten deutschen ReichSangehörigen
auffordert, sich' unter einer einheitlichen
Leitung zu vereinigen. Begründet wird
die Notwendigkeit der neue Gründling
mit den üblichen Redensarten roa der
tiefsten Schmach de Vaterlandes, vom
Spott des Auslande über den Hader
der deutschen Parteien, von Bolschewis
mu und Kommunismus usw. Und
gleichzeitig wird von den Königspar
teilern gegen die Regierung Sturm ge
laufen. So widerkvrecken sich Worte
und Taten. Wer in der Wiederaufrich ' ä
hmti W ffl6rfflufpnbe alten deutsche i
omgegevaniens, veiizi es meucr. oas
Heil unsere deutschen Volke erhofft
und den Mut hat. fein Ueberzeugung
zum Ausdruck zu bringen, der soll der
neuen Partei' beitreten. Merkwürdiger
trittst rnirh Kies?? Ausruf flurh an de
mokratische Zeitungen verschickt, obwohl
n sich gegen die klägliche Beimengung '
von westlichen Demokraten und verwäs
sertem SozialismuS" wendet. Hält man
die demokratischen Zeitungen wirklich
sür so ungeschickt, daß sie sich zur Pro (
pgganda für die neue Deutsche König! '
Partei hergeben, die den Mut hat. von '
sich zu behaupten, daß sie keine reaktiv
nären oder militaristischen Ziele zu ver
folgen gedenke? Da deutsche Volk ist ;
über die Monarchie, die durch ihre enge
Verknüpfung mit den reaktionären Par
seien unsäalickeS Unalück über Deutsch
land gebracht hat. zur Tagesordnung
übergegangen, und e wird deshalb
durch die neue Deutsche Königspartei in
Leipzig keine Sinnesänderung bei der
Mehrheit deS deutschen Volke herbei
geführt werden können. Daß aber ge
rade von Sachsen diese Bewegung aus
geht, ist bezeichnend für ihre Urheber.
Der Ezkonig von Sachsen, für den der
Alkohol ' wichtiger war al die Regie
rungsgeschäste, und sein Gemahlin,
Luise von ToScana, die e vorzog, den
Glan, de königlichen Hofe mit dem
bürgerlichen Haushalt des Lehrer ihrer
Kinder zu vertauschen, wareit wirllich
keine Musterbeispiele für die Förderung
der monarchischen Idee. Die Deutsche
Königkvartei in Leipzig wird also mit
ihr Neugrllndung kaum allzugroß
Erfolge, zielen.
Der Leidensweg.
im.. m.:i3;.:i mc i. i
.7 - ' -w
der Freuden,' i
Zur Weisheit müssen wir empor un
leiden.
Bande derartig zu stoßen, daß dieser
gegen eine Wand absprang, von diei.' 'fl
an eine an der Decke schwebend zitt? K
Billardsläche prallte und von dieser'-
das Fangnetz auf dem Buckel Mueller
hüpfte. Das war auch etwa!. Das
ahmt ihm keiner in der ganzen Welt
nach. DaS war auch ein Lebensinhalt.
Riririririririri bimmelte also die
Glocke. Pest van der Tunke trat auf.
Trottete erst di abgedroschenen Sachen
ab: Jonglieren mit sieben Keulen.
Jonglieren mit drei Kilogewichten, zwei
Keulen und einem Billardqueue. Zeigte
dann seine alten 'Künste. Und plötzlich:
taratrarararara!!! Die Musik riß ad.
Der feierliche Moment kam. Mueller
wollte sein Meisterstück. sein Lebens,
stück zeigen.- : j
Mueller setzt an. Ein Stoß: de,
Ball sprang ab, wuchtete an dieÄZand,
schwippte an die Decke, flog an die ober.
Billardfläch und stürzt statt in das
Netz aus daS erste Billard zurück. -
Müller hörte das Aufschlagen. Dak
Experiment war mißglückt. Wie i
Ohn!cht blickte er in daS Publikum, 1,
die fhwarz zu ihm herstsrrende Masse
Älßzte den Kopf, wom Schwindel ge
t!t. dem Publikum zu. Da meinte da!
hublikum, er verneigt sich. Klatschte
send in die Hände .... Der Vorbanj
rauschte nieder. Von draußen poltert,
eS dumpf durch den Vorhang zu ihn
her ... . schwer und wie Donner. Dr
Vorhang flog hoch. Nun klang e hel
und rasend zu ihm. Der Vorhang bliel
stehen. Ging wieder nieder. Ging hoch
Ging wieder nieder.
Mueller fühlte ein wahnsinnige Brau
sen seinen Kopf durchrütteln.
Sie Balten es gar nicht gemerkt, da',
sein Fang mißlungen war. Sie hatte,
I gar nicht gemerkt ....
Und sür di hatte er 13 Jahr an die
er einzigen ?cummer gkaroenek . . .
Sie statten eolaubt. der Ball mülse tnß
da erste Billard zurücksallen.
Müller fühlte ein nasse Schauder.)
klbu seinen Rücken kriechen. Wie eine (
der 60 Iah inem Götzen opferte, fü I
den litt und darbte .... und aus dev
Sterbebett kennt, daß r Holz irnU
Pappe verehrt . . . Mueller torkelte er l
jenem Abend wi in Trunkener I'
Haus. Und warf sich dann auf I ;
Bett. 's;
Und dacht: wenn sie doch gkpfiffti s
gezischt, gejohlt hätten aber geklatsch
haben si geklatscht... und r dachte,'
bi ihm die Träne kamen, ' ' 'J
n
j
f;
i
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