Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, March 31, 1920, Image 6
Aschermittwoch. Kostspielige Pfannkuchen. Maskenkostüme, ein LuznS. Preise der Tcherzartikel. V e 1 1 i n, 18. Februar. Wir hätten es im Grunde genommen ja nicht nötig, den Fasching zu feiern. Ersten auS all bekannten' Gründen, und zweitens weil der Karneval doch eigentlich den Abschied en da Fleisch bedeutet. Diesen Abschied, den wir doch nun wahrlich schon seit so langer Zeit feiern, daß ine solche Feier zu einer ständigen, wenn auch nicht lie den Gewohnheit geworden ist. Aber eS gibt nun einmal LeAte, die alle Feier tage, und seien es selbst die gesetzlich nicht festgelegten, mit einer gewissen Hartnäckigkeit innehalten müssen. So ist - denn auch in diesem Iah freilich in ziemlich mäßigen Grenzen der Kar ' mval zu seinem Recht gekommen. Un mäßig waren nur die Ausgaben, die ine solche Feier erfordertet Zwei Dutzend Pfannkuchen, die zu unserer Läter Zeiten noch zwei gute Silber loschen, im Jahre 1914 1.20 M. koste ten, erforderten in diesem Iah einen Kostenaufwand von durchschnittlich 36 M.. gleich 1,30 M. pro Stück. Dabei ließen sich nur wenige Bäcker auf das Risiko des Backens ein. Auf Punsch wurde zumeist verzichtet, da nicht mehr festgestellt werden kann, welches Gut die Flagge deckt, und welche Mengen von Anilin die zur Verschönerung der künst, lichtn Flüssigkeit benutzten Farben ent halten. Selbst unsern gewiß nicht mehr verwöhnten Eingeweide können so etwas unmöglich vertragen. Der Wein würd also zum Pfannkuchen bevorzugt, so weit daS Portemonnaie dies zuließ. Sonst tat'S auch, weil Alkohol doch ein mal dabei sein muß, ein Topp Bier, ine Zusammenstellung freilich, die bei jedermann vor dem Kriege einen leichten Schauder lzervorgerufen hätte. ' ' In zweiter Linie handelte s sich ir..i die Beschaffung von Maskenkostümen für diejenigen, die endlich einmal wieder aus ihrer eigenen Haut hinaus wollten. Wer noch eines von früher her im Schranke hatte, war gut daran. DaS Leihkostüm war unter 100 bis 150 M. überhaupt nicht mehr zu haben. Stoff teuerung und hohe Arbeiislöhne tragen hier die Schuld. Maskenkostüme sind selten geworden. Dem Maskcnfest ist im Film der größte Feind entstanden. Die Filmgesellschaften und die Filmschau spieler kaufen alle Kostüme auf, wo sie sie auch finden mögen. Neuangefertigtes ellt sich im Preise noch weit höher. Im ibrige wurde auf den Feste deS dies jährigen Karnevals der Jdealwunsch Die Millanten des GTkaijers. WaS gehört zum private Familienschmuck? Orkg!naericht be Neu Wiener Four als'.) Seit zwei Jahren schon ist die Schatz lammet in der Burg geschlossen, aber nichtsdestpweniger bildet ein Teil ihrer Kostbarkeiten, der bald nach dem Um stürz mit dem entthronten Kaiser Karl in die Schweiz wanderte, den Gegenstand ' immer neuer Diskussionen in der Oef ' fentlichleit. An einem Spätherbstsonn tag deS Jahres 1913 hielt nachmittags, als in der Wiener Burg die idyllische Stille einer fast vollständigen Verkehrs losigkat herrschte, vor der Schatzkam ' mtt ei Hofauto aus Eckartsau, dem ' ei hochadlig gewesene, Obersthofmeifter entstieg und dem maßgebenden Funktio ' när deö Kämmeramtes den kaiserlichen Befehl auf Ausfolgung deS Familien schmuckes überbrachte. Diese Brillanten schätze wurden auS den Vitrinen XII und XIII der Schatzkammer herausge : nommen, in die zugehörige Lederetuis ' ' verschieden Große und Forme gelegt, in einem Protokoll verzeichnet und samt den in einem Nebenraum unter feuer . sicherem Kassenverschlutz aufbewahrten j" andere Juwelen des Kaiserpaares, die j nicht ausgestellt warm, weil sie gelegent lich benutzt wurden, dem Abgesandten des Exkaisers ausgefolgt. Sorgfältig wurden sie in einem großen Lederkoffer . verschlossen, der in das Auto getragen ..! wurde, das samt dem ehemaligen Hof ' i Würdenträger davon fuhr. Als der Ex kaiser bald darauf samt seiner Familie rn . r ' i MAf:sX.fl Ok.. 1 in cgiiliung eines irnjuiywi juiiit ', in die Schweiz reiste, befand sich der Ju i velenkoffer unter feinem Handgepäck. Nun Brno von leiten oer oeuriq-oner . reichifchen Regierung behauptet daß der ' " j Kais nicht Ms seinen privaten Fami lienschmuck. sondern auch Juwelen auZ sideikommissanschem Besitz, der letjt an j den Staat übergegangen ist, mit i die Schweiz genommen habe. , Von den l Vertretern deS Exkaisers wird dagegen i darauf hingewiesen, daß Kaiser Karl als Chef des ehemaligen Kaiserhauses ( rechtlicher Besitzer und Genießer des Fa - mLienfideikommißvermögens ist und da : her daS unbestrittene Recht hat, nicht nur mit seinem privaten Familienschmuck zu : tun, was ihm beliebt, fondern auch bis zn einem gewissen Grad 'ein Recht auf ' I freie Verwendung des Fideikommißver mögens hat.. Er kann zum Beispiel Liiertituae aus oem locliommioermo aen belehnen lassen. Ja, Kaiser Franz Josef hat sogar auS dem Fideikommiß besitz an einen anderen Herrscher ein Ge schenk gemacht. Die Krone. daS Zepter und der Reichsapfel gehören streng ge nommen auch zum Familienbesitz. blie ' bea aber in der Schatzkammer zurück. Dagegen wurden der Vitrine XII die Kollane deö Ordens vom Goldenen Vlies, des ungarischen Stephan, und Leopoldordens, dann deS OrdenS der Eisernen Krone, acht brillantene Toison erden, darunter einer mit sieben Solitä ren im Gewicht von 83 Karat und drei Achtel Gran, verschiedene Ordenskreuze. darunter solche, die von der Kaiserin Marie Theresia und Feldmarschall Na ' d.'tz! getragen wurden, der Stern del militärischen MarisTheresien-Ordens. mit Brillante. Rubine und Sinarag t gefaßt, ein Leovoldorden. mit et i'3 und gelben Brillanten karmonsiert. ird der Sin der vereinigten Pier " ' t: ' js. "zj Tie jede! Maskierten zum erstenmal, seit die Sitte deS Maskenfestei überhaupt be steht, erfüllt: Infolge der frühen Poli zeistunde brauchte keine Demaslierung zu erfolgen. Märchenhaft muten auch die Preise der Scherzartikel an, die vielfach an Stelle des Maskenkostüms traten. Wer mit einer künstlichen Nase geziert, den Saal betritt, der ist durch dieses At tribut doch wenigstens andeutungsweise maskiert. Aber eine olle, ehrliche, künst liche Säufernase kostet heute dreißig bis fünfzig Mark. Dafür konnte man früher schon an sich denjenigen Zustand hervor rufen, der hier nur vorgetäuscht wird. Verhältnismäßig billig sind Papier kostüme, die vielfach an Stelle der uk Stoff gefertigten traten. Sie bewegen sich in Preisen von 80 bis 100 Mark und haben nur den einen Nachteil, daß sie infolge ihrer zarten Beschaffenheit zumeist nicht einmal den Rausschmeißer erleben. Weibliche Masken, die mit der artigen Kostümen bekleidet waren, glichen einem menschlichen RUHrmich nichtan. So ängstlich und schüchtern drückten sie sich um jede gefährliche Be ruhrung herum. In diesem Falle wurde wirklich aus der Not eine Tugend ge macht, und die öffentliche Sitlsamkeit zog einen wesentlichen Vorteil daraus. Konfettis gab es nur sehr wenige, ob gleich diese angeblich zur Stimmung mache sehr geeignet sind. In früheren Zeiten war ja der .Konsettischmiß' ein beliebtes Anknüpfungsmittel. Hingegen haben die Zauberartikelgefchäfte einen sehr lebhaften Absatz von Vexiergegen standen zu verzeichnen. Die Preise ent sprechen denen aller übrigen Dinge, so daß es geradezu ratsam ist, einen der artigen Zauberapparat auf Kredit zu . erstehen, um dann unte. Ausnützung der ihm innewohnenden Kraft die Barmittel hervorzuzaubern, die zu seiner Bezah lung nötig sind. Es wurde nicht allzuviel getanzt! Auch die Tanzwut scheint im Schwin den begriffen zu sein. Der Ernst der Tage überfallt auch die bisher scheinbar Nichtsahnendsien. Das Vergnügen wurde mit Maß genossen; die Sorgen des Alltags wichen nicht gänzlich von den Stirnen und aus den Köpfen. Und weil kein allzugroßcr Unterschied zwischen Fastnacht und Aschermittwoch bestand, werden die Menschen diesmal diesen Tag des Sacks und der Asche auch nicht ebenso drückend empfinden, wie in ftllhe ren Zeiten. Hauptorden, mit Brillanten. Smarag den und Rubinen gefaßt, entnommen. In der ganz geleerten Vitrine Xlll te fand sich der noch weitaus wertvollere Privatschmuck der Kaiserin, vor allem die diamantene Krone, die seinerzeit für Kaiserin Elisabeth geschaffen wurde und deren Wert schon in der Friedcnszeit auf mehr als drei Millionen Kronen be ziffert wurde. Die größten, reinsten, durch holländischen Schliff ausgezeichne ten Brillanten stammen aus dem Haus schmuck der Kaiserin Maria Theresia. Zu dem Schmuck der Kaiserin gehören nebst zahlreichen kleineren Stücken die Smaragdgarnitur, bestehend aus Dia dem, Korsage. Kollier, zwei Braceleties. zwei Schleifen. Uhr und Chatelaine, dann die Perlengarnitur, bestehend aus einer Schnur von 114 Stück großen Per len, dazu als Schließe der sogenannte Badener Solitär im Gewicht von 30 Karat, ein Halsgehänge aus 121 Peilen samt Brillantsolitär im Gewicht von 14 132 Karat, zwei Armbänder mit 240 Perlen, einer Seviguö mit 49 Karat Brillanten und sechs Perlen im Gewicht von 75 Karat. Weiters ist von dem Schmuck hervorzuheben das Brillantdia dem mit einem Mittellolitär im Ge Wichte von 44 Karat; das wunderbare Rosenkollier (em Halsschmuck gefaßt aus 13 Stück von Brillanten gebildeten Ro fcn) nebst Ohrgehängen, der berühmte Florentiner, bekanntlich der größte Dia mant der Welt (133y3 Wiener Karat), in einer Hutagraffe gefaßt, die Rubin garnitur (Diadem. Gürtel. Kollier, Ohr gehänge, Corsage und Uhr), ein Bril lantfäch, ein Brillantcorsage mit 380 Brillanten im Gewichte von 2663132 Karat, Armbänder, Fingerringe, bril lantcne Ordensmaschen, Aigrctten, die Chatongarnitur mit 33 Brillanten an zwei und 700 Brillanten an 14 Schnü ren etc. Der Wert dieser Schätze läßt sich natürlich heutzutage nicht annähernd bestimmen, er beträgt viele, viele Millio nen. Die Schatzkammer enthält jetzt noch immer zahlreiche historisch unschätzbare Stucke. Der strahlende Brillantenglanz allerdings ist in diesen Räumen die sei nerzeit viel von Fremden und Einheimi schen besucht wurden, erloschen.' Die Schatzkammer ist, um ihre Bewachung zu erleichtern, von den Funktionären der hofärarifchen Verwaltung versiegelt wor den. Wenn eine Inspektion stattfindet, weiden die Siegel herabgenommen und nachher wieder angebracht. Der Streit um die Brillanten des Exkaisers aber wird wohl nicht anders als im Wege einer Verhandlung entschieden werden, in der zwischen den Vertretern der Re publik Deutschösterreich und denen der ehemaligen kaiselrichen Familie die kom plizierten Rechtsfragen, die sich auS der Fortschaffung der Juwelen aus der Schatzkammer ergeben, eingehend beraten werden. , AuS Mainz wird gemeldet: Die im besetzten Gebiet ansässigen Franzosen sind beim Präsidenten der interalliierten Kommission in Koblenz vorstellig gewor den. weil sie sich mit den gleichen Lebens mi!telrationen begnügen müssen wie die Deutschen. Sie verlange, die gleiche Menge wie die französischen Besatzungs truppen GVst-Rgchrichöey. Jas Attentat auf ßrzberger. Oltwig v. Hirschfeld 1 Jahre tteföngnis. B e r l I n. 23. Febr. DaS Cchmurge richt verurteilte gestern den Fähnrich a. D. Oltwig von Hirschseid, der am 26. Januar den Revolvcronschlag auf den Reichsfinanzminister Erzberger verübt hat, wegen körperlicher Mißhandlung mittels einer Waffe unter Zubilligung mildernder Umstände zu einem Jahr und sechs Monate Gefängnis; die Untersu chungShast in Höhe von 26 Tagen wurde dem Angeklagten voll angerechnet, der vom Verteidiger gestellte Antrag auf Haftentlassung jedoch abgelehnt. Der Angeklagte ist körperlich zurück geblieben und geistig nicht auf der Höhe ..." so sagte der Gcrichtssarzt von dem jugendlichen Attentäter' und der pcrsön liche Eindruck, den man von dem Ange klagten gewann, bestätigte diese Charak terisierung auf den ersten Blick: Ein nichtssagendes knabenhaftes Gesicht, eine schmale, schwächliche Gestalt, zu der die Uniform mit' den Kriegsabzcichen in einem gewissen Gegensatz stand. In wohlgesctzter. fließender , Rede äußerte der Angeklagte seine politische Meinung, und seine Ausführungen ließen die Ver wirrungen ahnen, die in diesem Gemüt durch die Anteilnahme an dem politischen Tagesstreit entstanden -sindi Die An klage lautete auf versuchten Mord. Tie Einzelheiten des Attentate? sind noch in Erinnerung. Hirschfeld ! hatte sich an dem Ausgang, durch den der, Reichsfi nanzminister das Kriminalgericht zu vcr lasse pflegte, aufgestellt und feuerte aus einem kleinen Revolver, den er in der Tasche bei sich trug, - zwei Schüsse auf Erzberger ab, von denen der eine den Minister an der Schulter verletzte, wäh rcnd die aitdere Kugel an der Uhrkctte bzw. einem Hoscnknopf abprallte. AuZ den Angaben über feinen Lebens lauf ist folgendes zu erwähnen: Hirsch feld ist mit 11 Jahren in das Kadetten korps in Plön eingetreten, wurde dann nach der Kadettenanftalt Groß-Lichter felde versetzt und ging Ostern 1918 als Freiwilliger ins Feld. Er wurde ver wundet. kam ins Lazarett nach Bremen und rückte wieder ins Feld, wo er dann zum zweiten Male verwundet wurde. Die erste Verwundung bestand in einem Brusischuß. die zweite in einem Unter schenkelschuß. Während Hirschfeld in Berlin als ambulanter Kranker behan delt wurde, brach die Revolution auS, und er meldete sich bei den Regierungs truppen als Freiwilliger; er hat dann die Märzkämpfe in Berlin mitgemacht. Der Angeklagte gibt an, daß er gern hätte Offizier werden wollen und seine Erziehung hierauf aufgebaut war. Durch die Revolution sei er auf die Politik ge stoßen worden, 'als Soldat habe er sich um politische Dinge nie bekümmert. Aus der Lektüre verschiedener Schriften und vieler Zeitungen, besonders ober aus der Helfferichschen Broschüre .Fort mit Erzberger". bildete er sich nun eine po litische Meinung, die dahin ging, daß der Reichsfinanzminifter ein Schädling -für das deutsche Volk sei und fort müsse. Der Angeklagte bat drei Tage vor dem At ten tat eines Vormittags von einer Tri büne aus im Schwurgcrichtssaal dem Helfferich Prozeß beigewohnt, und er behauptete gestern, daß das, was er in jener Sitzung hörte, seine Meinung , über Erzberger bestärkt habe. Tie Art, wie der Minister sich vom blutigsten An nexionisten zum Gegenteil gewandelt, wie er in den Fällen Thyssen. Berger und Bourbon-Parma sich vorbehalten habe, hätte ihm die Ueberzeugung beigebracht, daß Erzberger für englisches Geld in seine Tasche arbeite. Hirschfeld beteuerte, daß er nicht die Absicht gehabt hätte, Erzberger zu töten, aber der Gang des Prozesses Helfferich sei viel zu langsam und jeder weitere Tag der Tätigkeit Erz bergers fei verhängnisvoll, infolgedessen hätte er beabsichtigt, Erzberger durch eine Verwundung zum sofortigen Rücktritt zu zwingen; die Weiterfllhrunz des Pro zesses habe er nicht verhindern wollen.. Immer wieder betonte der Angeklagte, daß andere reifere Leute von politischer Erfahrung seine, des Angeklagten, Mei nung über Erzberger ebenfalls teilten, aber es sei ihm klar gewesen, daß ältere Personen mit Rücksicht auf ihre Familie Wl!s sann man W em m klttiscil? Wien, Ende Februar. Seit der Straßenbahntarif auf zwei Kronen er höht wurde, sieht man die roten Scheine, die den Wert einer Krone vortäuschen sollen, mitleidig und zugleich mißtrau isch an. Was soll man mit ihnen an fangen, die kaum mehr ihren Zweck r füllen, sich zur Bezahlung von irgend, etwas zu eignen? Was bekommt man heutzutage überhaupt noch für eine Krone? Es bedarf immerhin fchon ei nigen Nachdenkens, um auf diese jetzt so oft gestellte Frage ine Antwort zu sin den, aber am Ende kommt man doch noch auf manche!, das den Wert der Krone als Zahlungsmitel rehabilitiert. Satt essen wird man sich um ine Krone frei lich nicht können, denn selbst die Ge müseportion in der Kriegskllche kostet heute schon mehr und höchstkni die Aus. lagen für die Suppe werden sich dort, aber auch nur dort, mit unserer diskre ditierten Währungseinheit bestreiten las sen. Aber der Maronibratek wird die Freundlichkeit haben, zwei gebratene Ka ftanien um diesen Preis zu verabfolgen, unter den Bonbons gibt es noch einige schmächtig geratene, .Exemplare ohne Schokolade, dik nicht höher geschätzt nicht so vorgehen konnte wie r, deshalb habe er die Tat auf sich genommen, die er gewissermaßen all einen Akt der Not wehr . betrachte. Mit Entschiedenheit wandte sich der Angeklagte dagegen, daß er mit Ueberlegung gehandelt hätte. Er sei von großer Auslegung und Derwir rung ergriffen gewesen und habe erwar tet. daß man ihn in Anbetracht des Be lagerungszustandeS einfach o die Wand stellen werde. In der Beweisaufnahme wurde als Sachverständiger der Geheimrat Pro fessor Dr. Hildebrandt, der mit Profes sor Plesen den Minister Erzberger be handelt hat, vernommen. Er erklärte, die eine Kugel habe den Minister am Rücken, in, der Schultergegend, getroffen. Bei der Röntgenuntersuchung konnte das Geschoß nicht entdeckt werden. Tie in Fraqe kommenden Muskeln wiesen starke Schwellungen auf und bereiteten deftige Schmerzen. ', Es war auch eine blutige Verletzung vorhanden. Der ganze Befund erwies, daß eS sich um einen Tangentialfchuß handelte. Nach baltige Folgen für den Verletzten sind nicht eingetreten; der Minister war schon wenige Tage nach dem Vorfall wieder in der Lage, seine Amtstätigkeit auszuüben. Der Geh. Mcdizinalrat Dr. Hosfmann, der den Angeklagten untersucht hat, be kündete, er habe eine Reihe nervöser Symptome bei Hirschfeld gefunden. Die Revolution, die Hirschfelds Offizier, laufbahn vernichtete, hätte bei diesem die fixe Idee wachgerufen, daß die Regie rung und ganz besonders Erzberger schuld sei. Der Sachverständige hielt eine gewisse geistige Minderwertigkeit für vorliegend. Die Zeugen, Mi nister Erzberger, Geheimrat Hemmer, Rechtsanwalt' Dr. Friedlaendcr und Chauffeur Voigt bestätigten lediglich den fchon bekannten Hergang der Sache. Die für den Angeklagten vernommenen Leumundszeugen gaben über Hirschfeld ein sehr günstiges Urteil ab, er hätte sich stets einwandfrei geführt, fei im Felde ein guter Kamerad gewesen und im übrigen wohl etwas idealistisch veran lagt. Der erste Ctaatsanwalt Brii ning hielt die Anklage auf versuchten Mord aufrecht und führte aus, trotz des bedauerlichen Tiefstandes vieler unserer hohen und höchsten Güter stehe doch eine noch unantastbare da: das Recht und die Rechtsprechung. Dematmäß sollten die Geschworenen ibrcn Wahrspruch ab geben. Der Umstand, daß Hirschfeld zweimal geschossen habe, beweise, daß er die Absicht der Tötung gehabt hätte, zum mindesten mußte er mit der Möglichkeit des TodeS reckinen. Eine solche obscheu liche Tat, aucd wenn sie auS politischen Gründen qeschähe, , verdiene sirenge Strafe. Mit Rücksicht auf die geistige Minderwertigkeit des Angeklagten jedoch empfahl der Staatsanwalt den Geschwo renen die Zubilligung mildernder Um stände. Der Verteidiger, Rechtssn walt Bahn, plädierte in erster Linie aus Freisprechung und bat im Falle der Verurteilung für seinen Klienten weitest gehende Milde. Das Urteil lautete, wie eingang er wähnt, auf Jahre Gefängnis, in der Begründung des Urteils hieß es u. ei.: Das Gericht habe berücksichtigt, daß der Angeklagte in junger bisher unbestrafter Mensch ist, und daß er zu seiner Tat durch eine Uederzeugung getrieben wor den ist, die er sich aus Schriften und Zeitungen gebildet hatte. Aber auch im gkgmwärtigen Ctaatsleben könne es nicht eingeführt werden, daß inan einen politischen Gegner mit der Sclißwafse beseitigt. Im Hinblick auf seine Jugend, seine offenbar dorbandene idealistische Gesinnung und seine Unbescholtenheit seien dem Angeklagten die mildernden Umstade nicht versagt worden. Bedenkliche Rechtsprechung. Die .Frankfurter Zeitung" vom 23. Februar schreibt: - Wenn wir eine Anzahl von politischen Prozessen auS der letzten Zeit verfolgen, so finden wir in den Urterlsfällungen so krass. Verschiedenheiten, daß nicht mehr der Eindruck einer gleichmäßigen Rechtspflege bestehen bleiben kann; auf werden, die Gemüsefrau läßt sich herbei, um eine Krone SuppengrüneS zu der kaufen, und beim Greisler hat man so gar noch eirte reiche Ausmahl, wenn man eine Krone durchaus in Ware umsetzen will. Verschiedene Gewürze wie Küm mel, Pfeffer und Paprika sind um eine Krone per Dekagramm oder sogar noch um einige Heller billiger zu haben, eine Handvoll Hobclscharten. die sich stolz .Waschel" benennen läßt, kostet unge fähr ebensoviel, auch gewisse Sorten Waschpulver sind nicht zu teuer, und von Preßhefe erhält man sogar SVz Te kagramm um ine Krone, wenn sie nicht gerade ausgegangen ist. Eine reicht Auswahl von Waren um eine Krone bietet noch der Papierladen. Schreibfeder. Kanzleipapier. .einzelne Briefbogen und die dazu gehörigen Um schlüge,' Schulhcfte. Griffeln und selbst Federstiele in einfacher Ausführung sind im Preise unter einer Krone geblieben. Nur Bleistifte scheinen sich ihrer vor' nehmen Verwandtschaft erinnert zu ha den. zu der hente nicht nur der Dia mant. sondern auch die Kohle zählt, und begnügen sich nicht mehr mit dem nied rigen Preisansatz von einer Krone, ja et gibt bevorzugte Mrken. die so kost spielig geworden sind, daß sie mehre Angestellte eines Bureaus nur mehr ge. meinfam erwerben, weil dem einzelnen die Ausgabe als zu hoch erscheint Beim Krämer ist auch noch verschie. denei um in? Krone zu haben. Fünf der einen Seite außerordentliche Härten, auf der anderen ungewöhnlich Milde, da eine gegen Vertreter der äußersten Linken, das andere gegen Leute aus dem Lager der Rechten. In München wird ein Verteiler kommunistischer Flugschrif ten zu langjähriger Freiheitsstrafe ver urteilt, in Berlin kommt Warloh. der Dutzende unschuldiges Leute hat erschie ßen lassen, mit einigen Monaten Festung weg, und der Attentäter auf Erzberger, der Schüler und frühere Fähnrich von Hirschfeld, wird nur wegen Körperver letzung zu anderthalb Jahren Gefängnis verurteilt. Wir wollen die Urteile nicht ohnk weiteres in .Vergleich miteinander stellen, weil sie von verschiedenen und verschiedenartig zusammengesetzten Ge richten gefällt worden sind, aber auf das allgemeine Rechtsempfinden muss! sie den peinlichsten Eindruck machen, den Eindruck, daß daS politische Gcsühl und nicht das unparteiische Recht hier seinen Ausdruck gesunden hat. Und in immer bedenklicherer Weise verstärkt sich die sür die öffentliche Sicherheit höchst gcfähr liche Auffassung, daß Ausschreilungen von rechts auf milde Beurteilung rechnen können, auch wenn eS sich um Anschläge auf Leben und Gesundheit handelt. Das muß einmal 'deutlich und scharf ausge sprachen werden, damit nicht gar der vom Verteidiger Hirschfelds unternom mene verwerfliche Versuch, den politi schen Mord für straflos zu erklären. Er folg hat. Im Prozeß Hirschfeld ist der Urleilsspruch gar nicht mehr so weit ab von dieser Ausartung, wenn auch unter Zuhilfenahme einer formellen Rechts auSlegung. die jeder vernünftigen Rechts Überlegung widerspricht. Tie Geschwore nen haben sich die ausgeklügelte Ausrede deS unreifen Burfcken aus der Anklage dank, er habe Erzberger nicht töten, son dein nur verwunden wollen, zu eigen gemacht, um die Grundlage für ine mil dere Strase zu schaffen, obgleich hier der ganz klare Tatbestand des Mordversuchs vorlag. Der Angeklagte hat das Attentat mit voller Ueberlegung, nicht etwa in plötzlicher Erregung ausgeführt, er hat auf die Brust gezielt, was keiner tut. der nur verwunden will. In jedem anderen Fall würde unter gleichen Umständen der Tatbestand deS Mordversuchs oder doch zum mindesten des versuchten Tot schlags angenommen worden sein: das würde im ersteren Fall eine Zuchthaus strafe von mindestens drei Jahrr, im lctzterrn eineinviertcl Jahr Zuchthaus bedeutet haben. Statt dessen ist nur auf schuldig wegen vorsätzlicher Körperver letzung mittelst einer Waffe erkannt wor den. worauf Gefängnisstrafe von 2 Mo naten bis zu 3 Jahren steht, und das Gerickit hat es dann unter Zubilligung mildernder Umstände wegen der bekann ten dlen Motive' bei anderthalb Iah ren bewenden lassen. Eine solche Ent Wicklung der Rechtsprechung kann nur mit höchstem Bedauern verfolgt werden. Damit wird nicht Recht gefunden, son dern dem Rech! Gewalt angetan, und trotz der Erklärung deS Gcrichtsvorsitzen den gegen politische Attentate' werden diese durch Urieilssprllche wie den Ber liner fast schon außerhalb des Gesetzes gestellt. Hiergegen muh Front gemacht werden, damit nicht schließlich die Mei nung aufkommt. Mordanfällt auf poli tische Gegner aus den Reihen der LinkS gruppen könnten ohne sonderliche Gefahr für den Attentäter begangen werden, und damit diese Leute nicht außerdem noch in der ganz unverdienten Glorie des edlen Märtyrers erscheinen. DaS Attentat gegen Erzberger war eine in aller Ruhe vorbereitete Gewalttat auS dem Hinterhalt, die von allen anständi gen Leuten verabscheut werden muß," ganz gleich wie sie über den Minister Erzberger persönlich denken. Was der Attentäter zu seiner Entschuldigung an geführt hat, die Einwirkung verhetzender Schriften, namentlich der Helfferichschen Broschüre, läßt sein Vorgehen weder edler noch .heldenhafter" erscheinen; eS belastet nur diejenigen mit, die durch die Art ihres politschen Kampfes solche schlimmen Ausbrüche mit bewirkt haben. Eine Rechtsprechung, die so schwere Ver brechen in der Hauptsache ungeahndet läßt, vernichtet ihre wesentlichste Grund läge: das Lssentliche Vertrauen. zig Stecknadeln dürften wohl den Re kord dessen aufstellen, waö man noch um eine Krone kaufen kann, fünf lange Stopfnadeln oder ein kleine! Päckchen Netzhoarnadeln sind ebenfalls nicht teu rer. Auch einzelne Zwirnknöpfe hatten sich noch unterhalb dieser Preisgrenze, damit aber durfte gegenwärtig die Aus Wahl dessen erschöpft sein, was im Kram laden um eine Krone erhältlich ist, und heutzutage würde S keinem Menschen mehr einfallen, einen .Kronenbasar" aufzumachen, wie sie früher an allen Ecken und Enden mit einer sinnesverwir renden Fülle von Artikeln zu sehen wa ren. Merkwürdigerweise kann auch die Apotheke noch Anspruch daraus erheben, zu jenen Unternehmungen zu zahlen, die um eine Krön Waren abgeben. Eng lischpfloster kostet zum Trost der Da men. die eine kleine Unreinheit deS Teints pikant unter einem fchwarzen Fleckchen verbergen wollen, noch immer nur 40 Heller, Zahnpulver in Päckchen, die mindesten! für acht Tage ausreichen, wenn auch nur bei täglich einmaligem Reinigen der Zähne, gibt ! auch noch um 80 Heller, ebenso sind Kindermeth. Eibischtee und andere Hausmittel zwar nur in kleinen Mengen, aber immerhin um Beträge unter einer Krone zu haben. AlleS. wa! der Unterhaltung dient, ist im Preit weit über in Krone hinauf geschnellt. Selbst da Reklomebüchel hat dies Betrag längst ' überschritten und ein in der Schweiz. Intim eZ vo dem russische NkvolutionSsllhrer. Von Grif KrüneS. Bern. IS. Februar. In den ersten He sie der Revue Demain', die der tapsen Henri Guilbeaux in Genf herau! gab. tauchte der Name .Lenin" zum er stenmal auf. Er stand unter ebens, glänzend wie temperamentvoll geschrie denen Artikeln, die Feuer und Schwefel auf alle opportunistisch gesinnten Do zialiften herabbeschworen und allen.' die jemals die Hand für die Bewilligung ! ner Kriegsmillion erhoben hatten, in gleicher Weise da! .Schuldig" an den Greueln dieser Gegenwart sprachen, wie sie die Scheidemänner und Ministerkan didaten a la Albert Thomas in Grund und Boden verdammen. Der Name .Lenin" war. wie erst später bekannt wurde, als Pseudonym für einen rus fischn Schriftsteller gewählt, der damal! in Bern ein kümerlicheg, doch mit Arbeit erfüllte! Dasein fuhrt und dessen Kon trollkarte auf Uljanom lautete. Damal! ahnte wohl niemand, daß dieser Name einmal über die ganze Erde erklingen würde, ine Weltanschauung mit seiner Persönlichkeit verknüpfend, ein Dorn im Auge der anderen, die Kapital und Bür gertum alS die wichtigsten Komponente dieses Jahrhunderts verehrten. Lenin war zu Kriegsbeginn au! Oesterreich in die Schweiz geflüchtet. Tie ersten Monate hatte er in Zürich gelebt, in einem bescheidenen Quartier nächst dem Limmatkai. Stunden, ja Tage in den Bibliotheken der Universität ver bracht, mittag im Genossenschaftshauk ein einfaches Mahl verzehrt und für die Nachtstunden dicke Kompendien unter seine Studienlampe geschleppt. ES kann keinen Menschen in der ganzen Schweiz geben, der Lenin nur eine Sekunde un tätig gesehen hätte. AuS dieser Zeit stammen seine Arbeiten, In denen er, der f r 'rn i (n.i I. fleoorene oer eicnn uta marimalistischen Programms, zum Kriegsgeschehen, zur Katastrophenpolitik Europas erbitterte und verurteilende Stellung nahm. Und ahnungsvoll be hauptct eine Stelle dieser Schriften, .der imperialistische Weltkrieg geht letzten En de nur auf die Erhaltung der Sklaverei au, der Sieger wird den Besiegten knech ten und ihm sein Joch über die . Schulter ziehen". Von den vielen Thesen aber, die Lenin so ungeniert als letzte Wahr, heit sprach, sind manche zur Tatsache aufgerückt, etwa jene sehr frühzeitige Be hauptung, daß kein Kleister für den Riß existiert, der die zweite Internationale in feindliche Lager zerrissen hat, oder jene scharfe Stellungnahme gegen den Kautskysmus, wie Lenin das Renega tentum innerhalb der internationalen Sozialdemokratie benennt. Schon damals, während der Krieg noch in der Maienblüte seiner Sünden stand, hate sich um Lenin eine Gruppe konsequenter Internationalisten zusam mengcfunden, deren Ziel eine Revolution in Rußland war, weil man darin ein or ganischeö Glied der weiteren Eotwick lung, den Anfand vom Ende erkennen wollte. .Poragenzh", zu deutsch: .Die Niederlage", hieß die Vereinigung. Sie grüf-te jede Niederlage, die auf dem Schlachtfeld dak zaristisch Rußland schwächte, sie war von jeher für eine Zer teilung de! kolossalen Reiches in die na tionalen Atome. Trotzki war eine Zeit lang, ehe er nach Amerika fuhr. Mit glied dieses Schweizer KreifeS. ebenso Radek und G. Zinowje. der schon da malz wie in Adjutant LeninS austrat und diese Rolle bis heute beibehalten hat. Lenin war der einzige unter ihnen, der nicht Jude war. Sein hartes, festes Bulldoggesicht, die übermäßig hohe Stirn, die kleine, fiarkgewachfene Sta tur. die listigen Augen, immer in der Ferne suchend, verrieten auf tausend Schritte daS mongolische Blut, daS in diesem Tamerlan deS neuen Wcltgerich teS brauste. 4 , 1915 kam Lenin nach Bern, sein finanziellen Lebensvcrhältnisse standen vor einem bürgerlichen Bankerott und kümmerliche Einschränkung waren an der Tagesordnung. In einem kleinen, elen den Zimmer der Länggasse hatte er sich eingemietet, die Mittagszeit sah ihn mil seiner Frau, einer häßlichen, aber. unge mein intelligenten Erscheinung, und sei ner Schwiegermutter, die im folgenden Jahr in Bern starb und hier begraben liegt, in einer kleinen Pension zwei Por tionen zu neunzig Centime! teilen und Schmalhans regiert über feine Lebens gepflogenheiten. Da ist e! nun wirklich bewundernöwert, man mag über den Bolschewismus denken wie man will, wie sich fein geistiges Haupt in treuer Be harrlichkeit zur einmal gefaßten Idee durch die Windigkeit dieses LebenS rich tig durchgehungert hat. Auch in Bern war Lenin in keinem KasfeehauS zu sehen. Tagsüber hockte er in den Biblio nur die einzelne Zeitungsnummer ist auf dieser Höhe geblieben, eigentlich' ein Be weis dafür, wie dillig verhältnismäßig' die Zeitung noch immr ist, wnn man bedenkt, wieviel Papier, Druckerfchwärze. geistige und physisch Arbeit um diesen entwerteten Schein geboten Wird. Statt de! Sitze! im Theater kostet jetzt der Theaterzettel eine Krone, auch die Gar dkrobegebühr für ei Kleidungsstück be trägt so viel, mitunter sogar noch we Niger. Raucher werden mit Wehmut da ran denken, daß die rayoniert, Aegyp tische" auch noch unter einer Krone bleibt, während sich der Bedarf über daS amtlich erlaubte Quantum nur mit i nem größeren materiellen Opfer decken läßt. Auch die geliebte .Virginier" ko stet offiziell blos neunzig Heller. Aber so lang sie ist. sllr die Bedürfniss del Rauchers reicht sie nicht aul. Die Tra fikanti hat übrigen! noch andere Dinge, di weniger al! ine Krone kosten. Ein Büchel Zigarettenpapier, ei Zigarren spitz sind bescheidea im Preise unter einer Krone geblieben, auch viele Popwert zeichen und Stempelmarke lassen sich vorläufig noch um ein Krone erwerben. Soviel bekannt, hat selbst da! Sprich wort: .Dem Verdienste seine Krone" bisher keine Aenderung erfahren, aber vielleicht ist darum daS Verdienst jetzt so selten geworden, weil ihm die Krone al! Belohrrmg nicht geniiat. thekea und in den Lesesülcn der Mu stumögesellschaft. nacht brannte da! Licht hinterselnem Fenster bi! in den grauenden Morgen. Zahllose Ärtikel, durchfeilte und wohlüberlegte Aufjake kamen in dieser Zeit von seinem Schreib tisch. Fast all schienen in der Revue Henri Guilbeaur oder i der damals in Gens herausgegebenen Zeitung Sozial demokrat". Die Honorare tzasür waren mehr als klein, immer tiefer mußte Le nin seine Lebensansprllche setzen. Er war genügsam und fügte sich seiner Not. Al! die Preise seiner MittagSpcnsion in folge der allgemeinen Teuerung erhöht werden mußten und Lenin! magere! Budget dagegen obstruierte, verlegte er seine Mahlzeiten in eine russisch Stu dentenküche. wo man damals noch für sechzig Centime zu essen bekam. Hier wußte natürlich jeder schon, wer Lenin war. die hungernden Proletarier einer verkrachten Intelligenz schwärmten für ihn und seine Ideen und es bedürfte gar nicht seiner stillen, fast demagogischen Liebenswürdigkeit, um ein Heros in dieser Studentenküche zu werden. Be zeichnend ist folgender Vorfall: Die armen Musensöhne hatten abwechselnd die Reinigung de! Eßgeschirres zu sor gen, und als zum erstenmal an Lenin die Reihe kam, wollten ihm seine Ver hier dieses kaum unterhaltende Geschäft abnehmen. Doch r duldete für sich keine Ausnahme und cö bedeutet wirklich kein Cchand für ihn, daß er, der starke Gebieter tber Mütterchen Rußland von heute, damals in Bern hinter dem Wasierschaff stand, in dem die Teller und Bestecke zur Reinigung lagen. Lenin, der selbst keine Nachkommen hat, ist ein großer Kinderfreund. Die Buben der Länggasse, denen er öfters trotz feiner Gcldsorgen Schokolade ge kauft hatte, erzählen noch heule von dem , .Herrn Doktor", der inzwischen so etwas wie Kaiser" in Rußland gewor den ist. Anfangs kümmerte sich fast kein Mensch um den notleidenden Schrift sieller, der mit feinen Ideen die Welt verbessern wollte. Später aber schlichen schon Agenten um sein Haus und die deutsche Regierung, die die Propagierung des Bolschewismus im Ausland mit ihren Kriegszielcn vereinigt hatte, suchte mehr als einmal den Weg zu ihm. ES Ivar stets umsonst. Wohl waren die deutschen Regierungsstellen über Lenin, seine Ideen, Pläne und Absichten unter richtet, aber alle Versuche, mit Geld seinen Eifer zu beleben, blieben erfolg los. Der fozialdemokraüfche National rat Zrimm war vielleicht der einzige Nichtrusse, mit dem Lenin während sei ner Schweizer Zeit ii? politischer Ver iindung stand. Es kam der Tag, da Deutschland ihm die Rückkehr in sein Heimatland ge stattete. Ein plombierter Waggon führte ihn durch Bayern und Preußen bis an die russische Grenze. Vorher aber hatte r in einer denkwürdigen Versammlung von den Schweizer Sozialisien Abschied genommen. ES geschah dies im April 1917. in - dem kleinen Restaurant .Schweizer Bund". Lenins Iheoretiscl Begabung war nicht groß, obwohl er in der Debatte ungcmein schlagfertig wirkte. Damals aber soll er sich selbst übertraf fen haben, sein Abschicdsgruß an die Schweizer Arbeiter wurde ein Manifest bolschewistischer Gesinnung, und der re volutionäre Geist, der heute noch hier gart, ist haiiptsächlich auf diese einzige Begegnung zurückzuführen, die Lenin vor eine größere Öffentlichkeit geführt hatte. Lenin fuhr nach Rußland, ein halbes Jahr später stand er an der Spitze der Sowjetrepublik und heute fließt histo lischst Nimbus um seinen Namen. Das neue Studenten- xarlanletii. B e r l i n, 23. Februar. In den lctz ten drei Tagen fanden in der Berliner Universität die Neuwahlen zur Stuben tenvertretung Patt; es wurden im gan zen 6272 Stimmen (gegen 2600) im Mai v. I.) abgegeben. Davon entfielen auf den Waffenring der schlagenden Ver bände (KorpZ Landsmannschaften. Bur schen und Turnerschaften) 1001 Stim men (16 Sitze), auf die deutsche Gruppe der Korporationen (A. T. V., Dtsch. Wissenschaftler-Verband. V. d. St.. freie fchlagende Verbindungen) 900 Stimmen (13 Sitze), auf die Deutscht Finkenschaft (deutschnationale und völkische Nicht inkorporirrte) 1722 Stimmen (23 Sitze), auf den Kathol. Akademiker-Ausschuß . 222 Stimmen (3 Sitze), auf den Deut schen Hochfchulbund (Freie Studenten schaft) 614 Stimmen (10 Sitze), auf die Freidtutsche Gruppe (Wandervögel, Akad. Fnifchar) Lö3 (4). auf die Deut sche paritätische Gruppe (BurschenbundS Konvente, freie schlagende Verbindungen wissenschaftlicher Vereine) 159 (2). auf die ungebundenen Kriegsteilnehmer 358 (6), auf die Sozialistischen Studenten (S. P. D.. U. S. P. D. und K. P. D.) 495 (8) und auf die deutschen Studenten jüdischen Glauben (K. C. und Nicht inkorporierte) 403 (8 .Sitze). Für un gültig wurde 13 Stimmen erklärt. Au diesem Stimmenverhältnis ergibt sich ein starkes Ueberwiegen der rechts gerichteten Gruppen; als stärkste Partei tritt mit 23 von 100 Sitzen die Teutsche Finkenschaft aus, die in wichtigen Ent scheidungen mit dem Wafsenring (16), der deutschen Gruppe (15) und den Ka tholikeit zusammengehen und dabei über ine Mehrheit tön 62 gegen 8 Stim men in der Si.dentenvertretung verfü gen dürfte.' Diese Vertre'g wird nun in ihrer Sitzung am DoiM.rsiog nach, !ler Woche den.Auöschuß der Sluden enschaft" und die verschiedenen Unter aukschllsse wählen. Der Ausschuß de sorgt die äußere Vertretung und die lau senden Geschäfte. ' - ES ist der Segen und der Fluch der Phantasie, daß sie leichter etwa! hcrzau iern kann, waS fehlt, als etwa! weg denken, waS da ist.