Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, March 27, 1920, Image 7
,1 5 v X Tägliche vVShs TMSse r Mein und i k Vefürchtunge, Um wir sofort Ausdruck verliehen, all um dlt Mtttt Dezember v. I. die Ergebnisse der preu, fjifche und hessische Domanial'Wtin guter, dit sich, alt PreiSsukwüchs schlimmster Art kennjelchneten, bekannt wurde, sind leider in vollem Umfange iugeltttk. Die schon vor diese Verstel gerungen ungerechtfertigt hohe Wein preis j freien Verkehr habe sich dit Vorgänge aus den Versteigerungen zu übe gemacht, um von neuem einen fühlbaren Ruck nach oben zu nehmen, y iud wir dle Lcrhältnisse zurzeit liegen, ist gar nicht abzusehen, b!S zu welcher Höht dit Weinpreife noch Netter wer den; denn die Bewegung ist noch immer in Fluß. Ueber die Lagt am Wcinmarkt gibt die folgcndt Zuschrift deS Handels kammersyndikuk Dr. Wieduwilt, Bin gen, ein anschauliches und meist zutref fendeö Bild: - ' - . Aus den letzten Zverittigkrungen der staatlichen Weindomänenverwaltung in Wiesbaden wurden geradezu märchea hafte Preise, erzielt. Für 1917er Rhein gauweine würdcn für daS 'Halbstück im Durchschnitt ungefähr 90,000 Mark, für da! Stück (IM Liter) also 180,000 Mark, für 1918er Oualitätsweint cwö dem Nheingau 40,000 Mark durch schnittlich, für das Stück mithin 80.000 Mark erzielt. Zu betonen ist allerdings, daß es sich bei den versteigerten Weinen ausschlieszüch "um erste Qualitäten, ja um sogenannte Spitze gehandelt hat. In Anbetracht dieser gewaltigen Preis , sä'dt muß unwillkürlich die Frag uf geworfen werden, wo soll diese Ent Wicklung hinaus und wie wird ein solch ungesunde Entwicklung enden. Für den Meinen Mann und den Mittelstand sind die Zeiten des MintrinlenS Zweifels ohne vorbei. Schon heute ist da! äiiein trinken ein reiner Luxus geworden. dn sich nur noch der sehr begüterte Mann oder noch begütertere Schieber täglich leisten kann. Heute sind aber nicht nur die Preise auf ein schwindelnde Höhe geklettert, sondern und das ist die Hauptsache selbst zu den höchste Preisen ist tS dem einzelnen Verblau eher kaum noch möglich, irgendwelche nennenswerte Mengen von Wein in sei nen Besitz zu bringen. Damit kommen wir zur dritten und Hauptfrage, wclcleS find denn die Ursachen der gewaltigen Preissteigerung für, unsere ehedem fo wohlfeile deutschen Rhein und Mosel weine. Durch bie Kontingentierung von Malz und Gerste ist das früher U blü hende Braucreigewcrbt fast bosselt, gleichzeitig die Bierherstellung abzr auf ein Mindestmaß herabgesetzt worden. , Auch heute dauert dieser Zustand noch fort. Ganz von selbst mußte der Wem verbrauch in den Kriegsjahrcn sieige. Die Wemerzeugung aber Iie im Durchschnitt dieselbe, da sie zu fehr von. der Natur abhängig ist. Ein quantita tiv schlechtes Jahr, 1916, und drei quan titatav nur DurchschuittsMngen , lie send Jahre warm das Ergebnis du sei Zeiten. . Nehme wir die Rebbau fläche Deutschlands mit 70.000 Hektar a und die Durchschnittsernk' eineS Jahres, z. B. 1919 mit W3 Million Hektoliter, so ist klar ersichtlich, daß bei 50 Millionen Einwohnern, die daö Va terland unserer Tage noch haben wird, uf de einzelnen Kopf nur drei Liter Wein entfallen können. Eine fehr ge ' ringe Menge. Diese Berechnung schon ergibt, daß eine Preissteigerung an sich durch die gewaltige Erhöhung des Vcr . brauchs und die stets begrenzte Ernte verständlich weiden kann. DaS bedingt aber noch nicht, daß derart hoke Preiz sich kntwickeln, wie wir sie in diesen Zei ten erleben müssen. Dazu bedarf eS noch einer anderen Erklärung. Ein fpe kulativeS Moment kommt, hinzu. Das Anziehen der Preise beobachten wir seit 1316. In diesem Jahre kamen die. im Vergleiche zu den heutigen, immer noch angemessenen Preise dem Weinhandel zugute. Aber bereits im Iah 1917 und 1918. vor allem aber 1919. gelang es den Winzern, diese Gewinne für sich zu erzielen. Er hielt und hält, beson derS 1919 mit den 'Verkäufen feiner lircszenzen dem regulären Weinhandel gegenüber zurück und legt fein Weine größtenteils ein, vergärt, zuckert und be handelt dieselben selbst. Dem Winzer stände war sicherlich nach manchen ver lustreichen Jahren, die er ohne Zweifel gehabt hat. ein Gewinn zu gönnen, der ihm wieder auf die Beine half und ihn u muer,. im Weinbau so mühseligen und harten Arbeit antrieb. Aber die Gewinn, die der Weinbauer , mittler weile, vorzüglich 1919. erzielt hat und noch erzielt, sind w'hr als ein Ausgleich, für die mageren i,ahre; sie gehen über alle? daS hisuuS. was als gut und an gemessen zu bezeichnen ist. Der Winzer halt auS dem Grunde mit seinen Wei nen zurück, weil er hofft, im Lauf dcS Jahres 1920 noch große Gewinne zu machen. . Di durch die neuen Steuer gesetzt verursachte Unsicherheit spielt hier ohn Zweifel noch besonders mit, da der Weinbauer seine Weine vorläufig mög lichst nicht in bareS Geld umsetzen und verwandeln will. ,Es werden als? be deutende Mengen dem Handel wit dem Verbrauch vorläufig vollkommen entzo gen. WaS der Winzer aber während der Lese 1919 und in den Monaten D zember und Januar 1920 abgegeben hat, war ihm nur zu ungeheuren Preisen zu entnehmen: selbst die kleinsten Weine stiegen Im Preist zu tiner Höhe, daß eben in Zukunst die Flasche von vorn, herein 20 Mark kosten muß. Wa als dann die Qualitäten. Riesling. Beeren Auslesen, kosten müssen, kann sich jeder, selbst ausmalen. Selbstverständlich ist auch wieder, daß der Winzer sich bei der gewaltigen Wemnachsrage derartig hohe Forderungen leisten kann. Der legal ' Weinhattdel ist einfach gezwungen, wenn kr iuii einig Vorräte in fein Hände bekommt will, die hohe Preis anzu legen. ' Da,, kommt, daß ein neu, unkau et Konkurrenz dem regulären Handel , auch hier rstanden ist. der unS so be imk d Ist MckrmktiÄ5!ick Cü I Mucker. 1K Handel, der sich ii an di Quelle der Produktiv bei den EinkaufsgeZchäf, ten mit den Weinbauern breit macht. Ganz besonders blüht er an d:r Mosel, Schufter, Schneider und andere Hrnd werter, verkrachte und noch sragwtirdi ge Existenzen mit und ohne Handels erlaubni habe sich auf dal Weinge schüft geworfen. Der Wein Jeht nicht allein durch Dutzende von Händen, dos Hand zu Hand natürlich teurer werdend, sonder der Neuling im Weingefchaft geht unmittelbar zum Anlauf zum Winzer, dem er, daS ist.ein Hauptpunkt der ganzen Frage, jeden, aber auch jeden hohen und höchsten PniS für fein Wei ne bietet. Und dieser fühlt sich hoch beglückt, daß er s viel' Geld erblickt." Infolgedessen sind die Preist für Wein im Lauft ein Woche , um Tausende von Mark stiegen. Daran trägt allein daS illegal Angebot di Schuld, der regulär Handel hat nicht das geringste mit solchen Preistreibereien zu tun. Durch dikse Angebote wird der reguläre Handel teilweist vollkommen auf die teut gevru, r im rncur meyr nm kommen, odex waS feit dem lebten Herbst der Fall ist r will nicht mehr mitbieten. Eine ganze Reihe von ersten Weingroßhondlungen hat mit Willen und in vollem Ernst bei der Lese 191S mit seinen Käufen zurückgehalten, um die Preist durch feine, das Angebot ver mehrende Abschlüsse nicht noch mehr unwillkürlich in die Höhe zu treiben. Darunter befinden sich Weinfirmen, die allein so kapitalkräftig sind, datz sie daS Rheingaugebiet in feinn gesamten Qua litatsweine leerlaufen konnten. Sie ha be bewußt zurückgehalten. Auf den eingangs erwähnten Versteigerungen in Wiesbaden beherrschten einige wenige Kommissionär die Lage. ' Es ist,, mit Sicherheit anzunehmen, daß sie einmal im Auftrage ausländischer Auftraggeber gehandelt 'haben. Ein weiterer Punkt, der zu beachten ist. Bei dem heutigen Stand unserer Valuta kann der Aus länder jeden noch fo hohen Preis in Mark anlegen, er kauft immer noch lä, cherlich billig. Anderseits bot durch den Mund dieser Mittelspersonen des Han dels auf die edelsten Marken deutschen Rebensaftes em Konsortium von großen Kanonen, bei denen niemand fehlgehen wird, wenn er annimmt, daß ihr Reich tum ebenso groß wie jung ist und sicher lich nur Tornisier, Feldflasche. !a nonen, Büchsensleifch und ähnliche nützlichen Fabrikationen und Lieferun gen die Entstehung verdankt. Ein Not opfer' für daS arme, blutende Vater land kann ja verschiedenartig ausgelegt werden. Und trotzdem, das klingt wie Ironie auf da! vorher Gesagte, verhin derte die Herrschaft dieses Konsortiums auf der Versteigerung, daß die er schreckend hohen Preise nicht noch hö her gestiegen sind. DaS kann die Phan taste sich bei diesen Phantasiepreise kaum noch ausmalen, und doch ist dem so. Denn den etwa 150 Halbsiück Wein, die zur Versteigerung standen, wartete vielleicht zusammen 6000 Weinhändler 'und Jntekessnte mit . ihrem , Angebot uf. Und. Zwar mit Angeboten, die.wik wir ebe schilderten, außerordentlich zäh waren. " De Leuten, die dort boten, war jeder. Preis, auch der allerhöchste, unerZlärNchste und unverständlichst recht. Neben einer nicht mehr zu über bietende Unmoral im geschäftlichen Le hen, die wir allerorten beobachten kön nen, müssen wir im Weinverbrauch auch von einer Unmoral der 'Verbraucher sprechen. Vor dem Kriege gab es eint Berbrauchtr-Moral, durch die Segnun gen unserer, heut vollständig zusammen gebrochenen Zwangswirtschaft längst vernichtet und zerschunden. Die gewal tigen Kriegsgewinne müssen jetzt so schnell wie möglich, unter dem Druck der echt kaufmännischen Geist" atmenden Steuergesetze unseres Jinanzministerö zum Verschwinden gebracht werden. Un sere guten, heute hoch bewerteten Weine eignen sich ganz vorzüglich dazu.. Die Qualitätswein werden von unsern jungen Geldaristokrat' gekaust, koste eS. waS eS wolle. In diesen Kreise spielen Preise überhaupt gar kein Rolle. Ein Gang durch die Weinlokale der Großstädte bestätigt diese Tatsach auf Schritt und Tritt. Der Kriegsgewinn ler und seine modernste Spielart, der Schieber, hat nicht allein daS Geld dcS Volkes ingesteckt, er trinkt auch fyste matisch dem Volk den Wein fort. s . Um dies Zustände,- soweit es über Haupt möglich ist, zu andern, haben die WeinhäMtrverbände, unterstützt durch int Reih angesehener WeingutSbesiIer und die Verband der Kommissionäre, ein befristetes Verbot der Versteigerun gen und in Verbot der Submissionen, der Versteigerungen durch Listen im Kelle,' der Besitzer verlangt. Als Er, gebniS dieser Sanierungsbestrebungen liegt ei Antrag Dr. Kalle (D. Vp.) gegen die Weinversteigerungen der preu ßische Landesversammlung vor. Der Antrag ersucht die Staatsregierung er stenS. baldmöglichst anzuordnen, daß die preußisch Domänenverwaltung von der Abhaltung von Weinversieigerungkn bii auf weitere? absieht, und zweiten?, bei der Rcichsregierung dahin zu wirken, daß dit Abhaltung von Weinversteige rungea im Reich für die nächste Zeit zum mindesten für ein Jahr verbo ten werde. - 4 Kontrolle für Schreibmaschinen?, fuhr. Berlin. Nachdem he Schreibma. schinendieben durch verschiedene Maß nahmen der Vertrieb der gestohlen Ma schinen im Inland -wesentlich krfchwcrt worden ist. gehen jetzt die Schreibmaschi nendiebe dazu über, die gestohlenen Ma schinen in daS Ausland zu perhandeln. Um diesem schwunghaften Auslandkhan del mit gestohlenen Schreibmaschine vorzubeugen, haben jetzt di Verbände der Schreibmafchinenhersteller und Händler die Errichtung einer besonderen Kontroll stelle beschlossen, durch die die Ausfuhr von. Schnibmaschine ,,ach dem Ausland überwacht werden wird. Kernst 6o üm j9t mttt M Der Massen Hüngertod bcnttycx Kinder. Line furchtbare Anklage an die Verbandsmächte. von Dr, ?ncd. Hnas Steuernthal, Facharzt für Kinderkrankheiten in Essen. Deutschland sieht unmittelbar bor dem wirtschaftlichen Zufammenbruch. Füh. ren die Verhältnisse aber bei unö zu tiner Katastrophe, so werden Frankreich und mit ihm ganz Europa iu ixn Ab gründ gezogen. Diese Erkenntnis däm mcrt allmählich auch bei unseren Fein den, und ei mehren sich die Stimmen, die in angstvoller Sorge um die eigene Zukunft einer Revision det von uns von vornherein als unerfüllbar erkannten wirtschaftlichen Bedingungen des- Ver failler FriedensvertragS das Wott den. Wird aber eine Abänderung dieser Be dingungen, soweit sie di Ablicfrung leb loser Güter betreffen, verbunden sogar mit iner wirtschaftlichen Hilfe für Deutschland, dit Gefahr deS Zusammen bruches dauernd beseitigen? Diese Frage muß entschieden. verneint werden. . Der Schandfriede von Wer sailleS'ist ein fo raffiniert teuflisches Machwerk, daß. wenn die eine' Schlinge, die man uns um den Hals gelegt hat ge lockert wird, sogleich eine andere bereit ist. uns um fo sicherer zu erdrosseln. Wir haben das Würgmal dieser Schlinge schon während des Krieges in Gestalt der jedem Völkerrecht hohnsprechenden Hungerblockade a unserem Volkskörper grausam verspürt, die insbesondere durch den Ausfall der Futtermitteleinfuhr vn fern Viehbestand furchtbar verminderte. Der Verband hat sich nicht gescheut, ohn den geringsten Grund einer kriegerischen Notwendigkeit unserem . Waffen und wehrlosem Volke die mörderischche Hun gerblockade, die Abschnürung der Lebens mittclzufuhr unter dem Vorwande der Gerechtigkeit auf den Waffenstillstand und sogar darüber hinaus auszudehnen. Ueber eine Million Menschenopfer sind unter der Zivilbevölkerung Deutschlands dieser barbarischen Folter zum Opfer ge fallen. Aber damit nicht genug. In dem uns aufgedrungenen Friedensvertrage i ft Borkehrung getroffen, dcch daS große Darben in Deutschland kein Ende nehme. Unserm ausgehungerten, elenden Volke, das seine Kinder jetzt schon nicht mehr ernähren kann, so daß Tausende dauern dem Siechtum anheimfallen, sollen jioch weitere, unerhörte Opfer auferlegt wer den. Schon jetzt fehlt die zumm Wachs tum der Kinder unentbehrliche Milch in solchem Maße, daß es in den Industrie Zentren deS Westens beispielsweise nicht mehr möglich ist, allen Kindern im zwei ten Lebensjahre regelmäßig die tägliche, wenn auch karg bemessene Milchmenge zuzuführen. Tagelang müssen dieKlein stcn die Milch, die doch für sie' durch nichts zu ersetzen ist völlig entbehren, an anderen .Tag erhalten sie ganz unzu reichende,, oft angesäuerte Magermilch i Da hat denaie Unterernährung auch !i diesen ärmsten Kleinen, die man während des Krieges immer noch Kid lich zu ernähren und zum Gedeihen zu bringen vermochte, bei Arm lind Reich in gleicher Weise Platz gegriffen. Sa geHort es in den letzten Monaten zu den täglichen Vorkommnissen, daß die Klei nen. sobald ihnen daS Liter Vorzugs milch entzogen wird, das man unter den heutigen trostlose Milchverhältnissen nur den Säuglingen im ersten Lebens jähre garantieren kann, zunächst in ihrem Körpergewicht siehe bleiben, dann aber weiterhin rettungslos einem ständigen Gewichtsverlust anheimfallen. Das be deutet ein langsames Hinmorden. Wer den die Kinder aber von einer 'dazwi schentretenden Krankheit, etwa einer In fektion befallen, fo ist meist ein rascher Tod die Erlösung aus dieser Hunger quäl. EZ sträubt sich die Feder, Szenen wie derzugeben, wie Mütter, die um jede? Opfer ihrem Liebling Siettung vor dem Tode zu bringen bereit sind, den Arzt bestürmen, ihrem Kinde die zur Gene, sung notwendige Milchnahrung zu be, schaffen aber zusehen müssen, wie ihr Teuerstes langsam dahinsiecht. Für deq Arzt sind es die bittersten Momente, htr leine Hilfe bringen zu können. Man wende nicht ein, daß ich zu schwarz male. Beispiele dieser Art stehen mir von ärztlicher Seite zahlreiche zur Verfügung. Schlimmer aber noch ist es um di Kinder jenseit! des Säuglingsalters be, stellt. Das Elend dieser Kinder, nicht, nur der wirtschaftlich schwächer gestell ten, fpottet jeder Beschreibung. Kinder, di mit drei Jahren kaum sich aufrecht halten, mit vier Jahren noch nicht lan fen, gehören zu den täglichen Erschei nungen der arztlichen PraziS. Hohläu, gig. bleich und abgemagert, den Leib auf, getrieben, die Bein verkrümmt, fs krie chen die leklagenswerten Geschöpfe i de Arbeiterwohnungen umher als stumm Ankläger gegen dit Urheber solchen Jam merS. den unsere Feinde im Begriffe sie, hen. durch Ausführung ihrer Friedens, bedingungen noch zu vermehren. Diefct unsägliche Elend, dieR mörderische Da hinfterben der Unschuldigsten, ist für je, den, der sich noch menschliches Gesühl be wahrt, der noch nicht ganz vertiert ist, in herzzerreißender Anblick und bedeu, tet ine furchtbare Anklag gegen die Ur Heber dieses Massenmordes ahnungs und hilflos Kleiner jenseits des RheincS und de Kanals. Die größeren Kinder im schulpflicht! gen Alter habe seit Jahren keine oder doch kaum nennenswert Milchmenge bekommen. Nun wissen wir, daß mit der Mil4) nicht nur Nahrungsstoffe. Ei, weis, Fett und Kohlenhydrate dem wach finden Körper zugeführt weiden, d! so schließlich durch die Nährstoffe anderer Herkunft setzt werden können. Weit wichtiger sind gewisse Wwehrstoffe,, Oi tamine genannt, die mit der Milch auf genommen, den Körper gegen schädliche Einfluss ; widerstandsfähiger machen. Muß der Organismus diesen Schutz auf so lange Seit ntbehre. so ist eS nicht bkkwsttduö. dcck di, TMlltlldtt d Kinder in s.ngeheurem Maße zu nimmt, wie jeder Arzt bestätigen kann. Wa die Nährstoffe anbelangt, so wif fen sicher viel Kinder den Ausfall in der Milch aus ander Weise z ersetzen. Bekannt ift beispielsweise, daß Tjut ge kochte HLlsensrüchte eine iweißniche, nahrhafte Kost bedeuten. ,'Aber solche Ersatzstoffe stellen an die kindlichen Ver dauungsorgane erhebliche Anforderun ge, denen nicht alle gewachsen sind, zu mal die Empfindlichkeit der Kinder un ter de mannigfache Beschwerde der Kriegsernährung entschieden zugcnom men hat. So sind denn Fälle von Unterernäh rung an der Tagesordnung. Häufig sind mir im letzten Jahre Kinder zuge führt worden, die vor Erschöpfung, in der Schule ohnmächtig zusammenbrachen und vonseitcn der Lehrer und der Schul ötztk werden di gleichen Erfahrungen als tägliche Vorkommnisse berichtet. Dit Kinder sind heute durchweg nicht mehr imstande, den an sie gestellten Ansorde rungen der Schule voll zu genügen. Die Wiedergesurrtrnng nach schweren Krankheiten, wie Lungenentzündung. TyphuS, Ruhr oder ähnlichen, zieht sich heute unter dem Einfluß der fehlenden Milchnshrung so in die Länge, wie wir eS in früheren Zeiten auch nicht annä hernd erlebt haben. Trotz der größten Bemühungen in der Beschaffung von Le benkmitteln scheitert die völlige Gene sunz leide? so oft an der Unmöglichkeit ousreichnder Milchernährung. Dauern des Siechtum und die Disposition zu späteren, tödlichen Krankheiten sind so oft da! traurige Ergebnis folcher der schleppte Genesung. Beispiele so fürchterNchen Ernährung; elendes lassen sich noch manche anführen, auf die aber hier nicht nähtr eingegan gen werden kann. Auf eine Tatsache muß aber selbst bei der so notwendigen Raumbeschränkung noch kurz hingewie scn werden, insbesondere weil uns hier statistisch einwandfrei Daten zur Ver fügung siehen. die. weil sie frei von den Mängeln jeder subjektiven Darstellung, an Beweiskraft durch nichts Lbertroffen werden. Vor allem ein, verheerende Krankheit ist es. der die so geschwächten Körper der Kinder gerade in dieser Zeit der unzureichenden Ernährung in er schreckender Zahl zum Opfer Men. Ich meine die Tuberkulose. Den Schulärzten ist eS in letzter Zeit schon aufgefallen, wie häufig man heute unker de. Scbulkindern Fällen von au! gesprochener Lungentuberkulose begegnet, während in FriedenZzeiten solche Vor kommnisse zu de seltene Ausnahmen gehörten. Bereits in den letzten Kriegs jähre haben die Erkrankung und Sterbeziffern dieser Volksseuche eine un geahnte Zunahme erfahren. Heute be wegen sie sich dank der immer weitn um sich greifenden Folgen deS Aushunge rungslriegc aus irrer schreckenerngen den Höhe. WaS wir in erfolgreichem Kampfe ge geu-diese Seuche in den letzten 60 Iah ren erreicht .haben. daS bat der Krieg, hat die Hungerblockade, die hier gerade die doch sicherlich gänzlich schuldlose Kinderwelt besonders hart getroffen hat, zunichte gemacht. Einige Zahlen sollen diel besserols alle Worte es vermögen beweisen. Von je ,10.000 Einwohnern der mittleren Jahresbevölkerung starben in Essen an Tuberkulose im Jahre 1914: 11,6; 1919: 29.1. Die Sterblichkeitsziffer hat sich also in diesem Iah um da? Zweieinhalb fache vergrößert. Während bei den Kindern unter ei, nem Jahre in den beiden Vergleichsjah ren ein Unterschied kaum besteht, schnellt bei den Kindern von 15 Jahren die Sterblichkeit an Tuberkulose im Iah 1919 um daS Dreifach in die Höhe, bei den Kindern von 1015 Jahren fo gar um dak Vierfache, während sich die Sterblichkeit bei Erwachsenen, und Kin der zusammen stark verdoppelt hat. Solche Zahlen reden eine deutliche Sprache. Es sind dabei nur die Sterbe fälle brückstchtigt. die Erkrankungsfälle haben natürlich in demselben Maße zu genommen. Bei dem Fehlen hochwerti er Nahrungsmittel, besonder der Milch, Ist an eine wirksame Bekämpfung dieser Seuche vorläufig nicht zu denken, und so sind denn der Weiterverbreitung der Krankheit durch die Bazille aus hustenden Kranken, da nS zudem die Geldmittel zu iner ausreichenden Heil, siättenbchandlung fehlen, Tür und Tor geöffnet. Deutschland ist infolgedessen auf dem heften Wege, durch die Tuber, kulofe dahingerafft zu werden, wenn nicht bald eine Besserung der Ernäh rung. insbesondere durch eine reichlicher Milchzufuhr. einsetzt. Schon vor länger als einem Jahre hat ine Kommission von Berliner Hochschul, lchrern und Aerzten die furchtbare Lage unserer Bevölkerung in gesundheitlicher Beziehung durch statistische Angaben der breiten Oeffentlichkeit und auch unseren Feinden vor Augen sführt. Aber Eng Herzigkeit und Egoismus ließe diesen Notschrei bei de Feinden wirkungslos verhallen. Man wollte unS ja den Frie den unter Bedingungen abpressen, dit in ihren Folgen für die Bevölkerung noch weit vkrhangnisvoller werden sollen. o,lS der Abschluß von der ausländischen Le, benSmitelzufuhr. 140.00 Milchkühe soll daS hungernde, entkräftete Deutschland seinen kaltherzigen Besiegn auslieser und damit di knappe Milchration feinet unterernährten Kinder noch mehr be schneiden. Da dann einsetzend Elend ist xicht ftuSzudenken. Im verflossenen Jahr haben wir in Kommission von Aerzten neutraler und feindlicher Staaten in Deutschland her umieisen sehen, denen daS traurig Bild unsere, Kinderernährung rtitrM tri& entgangen ist. Der Bericht dieser Kom Mission ist denn auch fo ausgefallen, daß r die schwärzesten Schilderungen aus Deutschland noch In den Schatte stellt. Aber wal ist die Wirkung bei unseren Feinden gewesen? Etwa ine Abänd, rung der mörderische Bedingungen deS FrüdenövertrogeS. ein Verzicht auf die Ablieferung der Milchkühe? O nein. Deutschland kann ja den Ausfall an Frischmilch durch den Ankauf ausländi scher Milchtonferven ersetzen. - Und da Deutschland dazu infolge deS Valuta elendes gar nicht entfernt in ausreichen dem Maße in der Lage ist, so hat man den fogar bei unseren Feinden, ins?e sondere in Amerika in christlicher Rüh rung einen Akt der Mildtätigkeit be, merkt. ES soll und wird hoffentlich auch bald Büchsenmilch zu niederen Preisen für unsere Kinder nach Deutsch land versandt werden. So erfreulich dieser schwache Hoffnungsstrahl auch ift, so muß doch ärztlicherseits im Namen der Wissenschaft mit allem Nachdruck darauf hingewiesen werden, daß die Konfervenmilch die Frischmilch keines Wegs völlig ersetzen kann. Gerade die oben erwähnten, so wichtigen Schutz, stoffe, die wir Vitamine nannten, sind in der Büchsenmilch durch daS Konfer vierungsverfahren vernichtet worden. Ist eS doch schon lange bekannt, daß durch den ausschließlichen Genuß von Kon serven Ernährungskranlheiten lebensbe drohlicher Art entstehen. Bei der Kinderernährung kann somit die Frischmilch in keiner Weise ersetzt werden, und eS ist immer wieder zu be tonen, daß der weitere Verlust von Milchkühen noch mehr Kinder dem Hun gertode preisgeben, daß diese mörderi schen Paragraphen des Friedensvertra ges, wenn die Feinde auf ihrer Erfül, lung bestehen, Deutschland zu inem großen Leichenfelde machen werden. Der Fluch für diese in der Gefchichie beispiellose Kriegsverbrechen fällt auf die Häupter der Kämpfer für Zivilisa, tio und Menschlichkeit", die sich gerade anschicken, die Auslieferung deutscher Männer zu erzwingen, um sie für an gebliche .Verbreche , im Kriege" abzu urteilen ... Die bisher erörterten Ernährungs fragen haben aber für unsere Feinde ebenfalls eine eminent praktische Beden tung. Glauben sie vielleicht heute durch eine Revision der unerhört harten, fi nanziellen Bedingungen uns noch lebens fähig erhalten zu können, so treffen die harten volkswirtschaftlichen Verpflich tungen tödlich in daS Mark unseres Volkes, fo daß wir als ein sterbendes Volk auch nicht mehr in der Lage fein werden, die silbrigen , Bedingungen des FriedensvertrageS zu erfüllen. Mit ihrer Erfüllung aber ist heute daS Gedeihe, ja die eigene Existenz unferer westlichen Nachbam enger denn je verknüpft. , , Ich betrachte es als die hohe Aufgabe der Aerzte, als der gegebenen Hüter der Volksgesundheit, auf de drohenden Zu sammenbruch unseres Volkes auf gesund heitlichem Gebiet hinzuweisen, kem wir mit Riesenschritten unaufhaltsam ent gegeneilen. Doch nicht auf daS unS zum größten Teil feindliche Ausland wollen wir un lere einzige Hoffnung setzen. Angesichts der riesengroßen Not muß der Frage der Beschaffung frischer Kuhmilch auch donseiten unserer Essener Stadtverwal tung noch immer größere Aufmerksam keit geschenkt werden als schon bisher geschehen ist. Andere Städte sind in der Milchversorgung nicht ganz fo ent fetzlich gestellt wie Essen. Das darf in Zukunft nicht mehr der Fall sein. Es wäre zu erwägen, ob nicht die Stadt Essen wenigstens zur Sicherstellung der Milchberforgung der Säuglinge Kühe in größerer Anzahl beschaffen und Milch wirtschaft in eigener Regie , betreiben könnte. Die Untcrkunftsfrage sowie die Futterbeschaffung dürfen kcin .Hinde rungZgrukid sein. Hier wäre auch der privaten Wohltätigkeit in einer Zeit, da daS bare Geld zahllosen Begüterte lok ker sitzt, ein dankbares Betätigungsfeld geboten. Eine reiche Werbetätigkeit wird sich die Presse sicher gern angele, gen fein lassen. Kann es ein dlcreS und schöneres Werk geben, als dem Massensterben unserer armen hilflosen Kinder Einhalt zu tun? Rasche Hilfe tut dringend not. . Man soll im Lande, soll in der gan, zen neutralen Welt die Gefahr kennen, aber auch unseren bisherigen Feinden inS Gewissen hämmern, wohin der Weg der Verblendung führt, den die verbre chcrische Hungerblockade vorbereitet und der Friedensvertrag vollendet hat. Noch ist es be! Anspannung aller Kräfte un sereS Volke und der Unterstützung der Völker untereinander möglich, daS Unheil abzuwenden, daS unS in den Abgrund stürzen, aber auch unsere Feinde von gestern mit in den Strudel hinabziehen wird. Darum fort mit den unser Leben ab schnürenden Fesseln deS Friedensvertra geSl Fott insbesondere mit den mör derisckien Paragraphen der Ablieferung de, Milchkühe! Noch ist eS Zeit, bald wird eS vielleicht zu spät sein! , Jedem Bürger sein HanS! .Sehen Sik, diese Einfamilienhaus, das be jetzt fertig wurde, habe ich mir buchstäblich vom Munde abgespart." .Wie kann denn da möglich sein?" Sehr einfach! Ich habe die Steine, den Sand unrLebm aS meinen von d Regierung gelieferten Erbsen, Boh nen und Linsen gesammelt und war so bald in der Lage, mir dieseS fchmuck MkckM SaiM ft hl? Aus den Erinnerungen des Ämiie V ' I 9sn Wi ,wtt, Wrtnh, htf Qt 5nxinniinn,n vnh tmlitfimti fWfmiirWW. hS 2Sr.th.rTn nnn frfflrhftin" yhn mtr tjnrt hi fijl nrnbrn nt.r.,, Wmifinitt tm fcr Der GeschSsiskSiiig Leopold II. im Januar 1901. AuS de Tagen, da die Beisetzung der Königin Victoria viele Fürstlichkeiten in London zusammenführte, zählt Eckard. stein: . ' .Unter den'vielen fremden Fürstlich' ten befand sich auch der große belgische Gcschästskönig Leopold IL Schon feit tingerer Zeit versuchte er in Engalnd im grüben zu fischen. Er war persönlich an belgischen qndlkalen. weicye im ser nen Oste Geschäfte machen wollten, finanziell start beteiligt, hatte Anleh vung an große russische und französische Konzern in China gefunden und trat m London gewissermaßen als Geschäft agent für diese russisch-belgische Kombi Nation auf. Er suchte ine vertrauliche Aussprache mit dem Kaiser über China zu haben, und bat mich, ine Zusammentunst mit ihm zu vermitteln. Ich tat aber, da ich genau wußte, daß nichts Gutes dabei herauskommen konnte, genau das Gegen, teil, indem ich den Kaiser auf das nach, vrücklichste vor diesem schlauen, alten Fuchs warnte Er nahm meinen Rat auch an und ging seinem belgischen Kol legen aus das forgfättrgste auS dem Wege. ' Der schwarze Adlerorden für Lord Roberts. ; .Nach den Trauerfeierlichkeite in Schloß Windsor befahl mich der Kais zu sich und ließ sich über alles nur mög liche Vortrag halten. In seinen An sichten und Absichten zeigte er sich durch, aus klar, zielbewußt - und vernünftig. Ab wie lange solche Anwandlungen von zeitweiliger klarer DenkungSart und von Zielbewußtfei bei Wilhelm II. zu dauern pflegen, davon sollte ich mich, nachdem er nach Berlin zurückgekehrt war, leider sehr bald wieder überzeugen können. Am Tag der Abreife des Kai fers von London am 5. Februar) gab der König noch in Marlborough Haufe ihm zu Ehren ein großes Frühstück. Fast sämtliche Minister waren anwesend, ebenso der Feldmarschall Lord Roberts und viele andere maßgebende Persönlich, leite Englands. Nach dem Frühstück verlieh er Lord Roberts den Schwarzen Aderorden. , König Eduard bemerkte bei dieser Geegenheit zu mir: Ich freue mich natürlich ungemein über die hohe Auszeichnung, welche der Kaiser meinem Feldmarschall hat zuteil werden lassen. Ich fürchte aber sehr stark, daß dieser Akt der Courtoisie von einem großen Teil der deutschen Presse zu neuen hef tigen Angriffe gegen England benutzt werden wird." Sokam eS auch, leider!" Einen Urberlandtelegraphen von Kap ' ftadt nach London über Verli, plante Cecil RhoveS 1302, um Süd afrika unabhängig von den englischen Kabellinien zu mache.' Dieser Plan sollte folgendermaßen verwirklicht wer den: .Um die hohe Kabelgebühren bet Telegramme zwischen Südafrika und London zu vermeiden, hatte Cecil Rhodes einen Plan ausgearbeitet, nach welchem jedes Wort statt bisher fünf Schillinge nur wenig über einen Schilling von Kap ftadtnach London kosten sollte. Er hatte in Aussicht genommen, ein Telegraphen linie zu errichten welche von Kapstadt auf dem Landwege durch Afrika, also auch über Deutschostaftika, nach Kairo gehen sollte. Von dort aus wollte er die Linie durch Kleinasien hindurch bis nach Konstantinopel weiterführen, wo sie an daö dort beginnende deutsche Telegra phenfystem angeschlossen werden sollte. Auf diese Weise hätte Lch fast der ge samte Telegraphenverkchr zwischen Kap ftadt und London auf dem deutschen Telegraphensystem von Konstantinopel aus über Berlin abgespielt. Auf Ver anlassung Don Cecil Rhodes hatte ich eine Denkschrift in dieser Angelegenheit für die deutsche Regierung gemacht und auch persönlich mit dem Staatssekretär des Reichspostamts sowie anderen zu ständigen Behörden darüber gesprochen. An der Aengstlichkeit, der Kurzsichtigkeit und dem Mangel alpolitischer Instinkte in Berlin scheiterte aber dieses geniale Projekt." : Die Möglichkeit eines deutsch.!!, scheu TeilungSvertrags über Marokko hat, wi Freiherr von Eckardftein weiter erzählt, und zwar im Juil 1S01 beftan den. Er macht darüber folgende Anga ben: In den ersten Tage des MonatS Juli, kurz nach Eintreffen der marokla nifchen Gesandrschaft in London, suchte mich der kluge und rührige englische Ge sandte in Tanger, Sir Arthur Nichol son, auf der Botschaft auf. Er erzählte mir von den fortgesetzte Jntrigen und Uebergriffen der Franzosen in Marokko, welche den Zweck eines französischen Pro tcktorats über daS gesamte Scherifische Reich verfolgten, und machte im Auftrage Lord LandsdowneS den Vorschlag eineS Zusammengehens Englands und Deutschlands in Marokko zur Erhil, tung deS Status quo. Auch berührte er den Gedanken einer gemeinsamen deutsch-englischen friedlichen Durchdrin gung (peaceful Penetration") des ma rotlanifchen Reiches. Einzuleiten fei dieser Plan durch einen von England und Deutschland mit dem Sultan abzu schließenden Handelsvertrag.' Zwischen der englischen und deutschen Regierung solle ein Abkomemn getroffen werden, in welchem genau festzulegen sei, welche Konzession in handelspolitischer Bezieh Hund Deutschland, und welche England zu erhalten habe. Unter vielem anderen falle Deutschland dabei die Lieferungen deS für eventuelle Eiefnbahnbauten nö tigen Materials erhalten. Ebenso solle die Installierung jeder Ari von elektri fchen Einrichtungen (darunter auch Tele graph und Telephon) Deutschland zufal len. Im übrigen sollten alle weiteren zu ergreifenden Maßnahmen, sei es auf politischem, wirtschaftlichem oder finan ziellem Gebiet, vo Deutschland nd rrn von Lmarosteln I England nur gemeinsam durchgeführt werden." ' Ein ähnlicher, noch diel weiter gehe der Plan einer Austeilung Marokkos un, ter Deutschland und England war jchoi im Januar 1S01 zwischen Chamberlai " dem Herzog von Devonshire und Eckarr stein besprochen worden: Nach diesen Plan,' welcher noch viel weiter ging, all der Anfang Juli 1901 von Sir Arthu, Nichölson vorgebrachte, sollte Englanr Tanger besetze und die Kontrolle bei ganze Mittelmeerküste Marokkos mit Ausnahme der spanischen Besitzunge, . iibernehmen. Deutschland konnt sich Handels und Kohlenstationen an de, Atlantischen Mt aussuchen, zum Bei spiel Casablanca, Mogador und RabZlt, ES sollte dann mit iner -gemeinsame friedlichen, wenn nötig auch kriegerischen Durchdringung Marokko' begönne wer. den, und schließlich sollte eine endgültig Teilung des Scherifischen Reiche? zwi lche England und Deutschland stattsi den. Wie mir der Herzog von Devon shire und Chamberlain sagten, sei auch Lord Salisbury im Jahre 1899 bereits vollständig mit dieser Art der Lösung deS marokkanischen Problems inverstan den gewesen. Erst, nachdem er vom Kai fer und der Wilhelmstraße vöa neuem fortgefetzt irritiert worden sei, habe r angefangen, Marokko als Kompenfa tionsobjekt bei inem eventuellen AuS gleich mit Frankreich inS Auge ,u fassen." Der geplante deutsche Durchmarsch durch Belgien.' , Als sich im Jahre 1902 die deutscht englische Beziehungen verschärft hatten, berichtete Freiherr von Eckardsteiu dem entsprechend an den Reichskanzler. Die sei Bericht war mit Randbemerkungen deS Kaisers buch an den Generalstab wei tergeganzen. Und nun erzählte Eckard. Mn: ,. A ich Ende Oktober (1902) in Ber lin auf Urlaub weilte, begegnete ich auf einer Abendgesellschaft dem Chef deS Großen GcaeralstabeS. Grafen von Schliefst. Als er mich erblickte, kam er sofort auf mich zu und sagte wort lich: .Mit großem -Interesse hab ich einen mir mitgeteilten Bericht von Jh en gelesm, welcher die internationale Lage, in der sich daö Deutsche Reich de findet, nicht gerade sehr rosig darstellt. Sollten Ihre Voraussetzungen betref fend unser künftiges Verhältnis zu England zutreffen, fo wäre ich ja ge zwungen, meine ganzen Feldzugspläne zu Lnderif, Ich kann mir aber unmög lich denken daß Sie recht habe, ich bin der Ansicht, Si sehen viel zu schwarz." Ich erwiderte dem General, , daß ich glücklich sein würde, wenn meine Be fllrchtungen sich als unbegründet erwei fen sollten, leider müsse ich aber an mei ner pessimistischen Auffassung der Lage festhalten. Als ich im weiteren Verlaufe des Gespräches, die belgische' Frage be rührte und bemerke, daß falls wirklich . bei uns die Absicht bestände, im Kriegs falle durch Belgien zu marschieren, wir England, nach dem wie die Ding sich jetzt zu entwickeln schienen, sofort auf dem Nacken haben würden. Der Gene ralstabschef hüllte sich auf meine Bemer kung hin in tiefes Stillschweigen, brach dann die Unterhaltung mit mir ab und benutzte die erste beste Gelegenheit, um mit anderen anwesenden Gästen ein Ge sprach anzuknüpfm. Im Auswärtigen Ami, wo ich gele gentlich das Gespräch auf die Gerücht brachte, nach denen im Kriegsfalle be absichtigt sei, durch Belgien zu marschigB ren, gewann ich den bestimmten Ein druck, daß die Reichsleitung sich mit die fer Frage überhaut noch nicht beschäftigt habe und fo gut wie gar kein Jnteresst an etwaigen diesbezüglichen Dispositio nen deS Großen Generalstabes nahm. Auch heute noch bin ich der feste Ueber zeugung, daß diese wichtige Frage zwi schen Reichsleitung und Großem Gene ralstab überhaupt niemals ernstlich er, örtert worden ist. " Das selbstzielende Geschütz. Mit der ausdrücklichen Versicherung, daß es sich hier nicht 'm in Fiärchen oder um einen verfrühte Aprilscherz handelt, wird der .Hartungsche Zei tung" geschrieben: Eine Erfindung, für den Weltkrieg leider zu fpät, ist von dem Leutnant der Reserve Georg Schut kowski, Dulag-Hammerstein, gemacht: worden. Durch diese Erfindung ist ermöglicht, Schußwaffen Kanonen, Maschinengewehre oder dergleichen unabhängig von menschlicher Beobach, kung auf bestimmte, bewegliche Ziele Flugzeuge oder dergleichen sich selbst tätig einrichten und seuern zu lassen. Und zwar wird diese anscheinend schend Kanone dadurch zur Wirklichkeit, daß sie gewissermaßen mit einer künstlichen Seh Vorrichtung, die vom Erfinder analog dem menschlichen Auge konstruiert wor den ist, in Kontaktverbindung gebracht wird, mit Hilfe deren sie die Ziele wahr nimmt und in jedem Augenblick in Ziel richtung mit dem abzuschießenden Objekt bleibt, also jeder Bewegung eines Flug Zeuges selbsttätig folgt. Noch mehr: Durch eine besondere Hilfsoorrichtung ist e möglich geworden, die Entfernung in jedem Bruchteil einer Sekunde zahlen mäßig von einer Skala abzulesen, so daß das Flugzeug tief unter der Erd von einem Unterstande au In seinen Haupt dten: Richtung und Entfernung ohne daß eS gesehen wirö, trotzdem beobachtet werden kann. ' Wenn ferner da Flug zeug den Sehwinkcl der Sehvorrichluug verläßt, wendet sie sich wieder selbsttätig dem enteilenden Flugzeug nach (!) und läßt eS nicht eher aus dem Auge". alS bis er dem Wahmehmungsbereiche au sich entschwunden ist. Der Apparat, durck, den dies alles möglich wird, besteht in eine, optisch elektrischen Vorrichtung zum Ermitteln der Richtung und Ent fernung vom Flugzeug oder dergleichen. Der Apparat ist dem Erfinder in diese Tagen mit fünf. PatentanMchc, baten tikrt worden, i I t l