;nHIHmMIMtK1MtMMtMMtMMHttHtmMt ' i 1fr Sohn, Noman von 4- ' , (1L Fortsetzung.) Wie er nun -, heute so trübe vor jctncm süaaofcn fnß.'fcrm eine Frau. : von der er wusste, cafz sie eine Witwe mit sechs Kindern war. Sie verlangte ein Brot. Er gab es ihr und fragte furchtsam: Schmeckt Ihn' denn mein Brot? . La lächelie sie und sagte: Ach. sch'n Sie mal. ich bin doch so arm, und wie soll ich's mit niei neu sechs Kindern einrichten. wenn , die a ganzen Tag immerfort nach Brotschnitten schreib? Tä' war so a Funszigpsennigorot in zwei-Ta gen weg, und ich verdien' doch an einem Tage fclosj sechzig Pfennige, Wer seit ich bei Ihn' das Brot ho le, brauch ich viel weniger." Schulze wandte sich ab. Die Kin der taten ihm leid. Und wie er nun wieder, allein war und über daZ Geheimnis' der .Oberhitze" grübell:. ging die Tür cuf, und ein Mann erschien: .Woll'n Sie vielleicht gute, fri sche Semmel kaufen?" 1 DaZ war der Ääckerkutscher auZ der Stadt. Sein Konkurrent kam, ihm frische Semmeln Anbieten! . Schulze wars ein .Holzscheit . nach ihm, Zorn fand er gerechtfertigt, Hohn ertrug er nicht. Nach einiger Zeit, als der Abend ! hereinbrach und ' der Herbstwind tramig sang vor dem Hause, fing Schulze an zu weinen. Er weinte über sich selbst und fein verpfuschtes Leben, weinte über seine Einsam keit und feine traurige Gesängen schaft. j .Buona feral dorne sta?" Pohl! Pohl! Mein lieber Pohl'" Er sank dem alten Kameraden an tk Brust. Pohl, wo kommst du her?", Talla citta! Ich gomm auf LZ'fuch. Ich bin ausgegniffen. Mein Padrone is'n nämlich ä Ka mel. Eorpo di Vaccg, ich habe ihm t eine krosfe Backfeife rundergchau'n. ' Ta sin wir , ' ausnander g'raten. Vannste mich nich in deiner Backe rei anstellen?" Schulze sah ihn melancholisch an. .Armer Pohl!" .: Und er gab ihm einen Geschäfts bericht. 1 Danach sahen fie sich an und schwiegen. E terribile seufzte Pohl end lich. Es ist kreilich! Nu werd' ich müsse die Backfeife - zurLZnähm' und zu mein padrone redour gch'n." So saßen nun zwei am Vackfeuer vtnb wußten keinen Mt, wie fie sich durch dies hungrige. Leben, schlagen, könnten. Traurig sang der Herbsüvind vor dem Bäckerhause. Er sang in den Schornstein hinein wie in ein gro szes challrohr und schläferte das . Feuer' ein. daZ unten brannte. Bäcker sagte Pohl warnend. .Bäcker, ich ferchte, dein Feier wird ausgeh'n." , Schulze zuckte die Achseln, als wollt? er sagen: Was ist gegen ein solches Naturereignis zu tun? Pohl fing nun an, von Italien zu reden. Die große Sehnsucht mch dem jUdlichen Land, .nach dem rei chen freundlichen Sonnenschein und dem tändelnden, lauen Wind, der das Leben dort so leicht und froh macht, packte ihn, - wie alle, die m Italien gewesen sind. Und wie er so erzählte, gebrauch te er viele italienische Worter und Phrasen, von denen er zwar wußte, daß sie der andere nicht verstand, die auch keineswegs ' immer richtig waren, aber er tat das so wie alle, die in Italien gewesen sind. Und er suchte nach ' vielem Gro seit, Seltsamen. Merkwürdigen, das er da unten erlebt hätte und das er nun erzählen müsse in die sem herbstlichen Nordlande, um Staunen zu erregen, und er über trieb und log dabei wie alle, die ' in Italien waren. Und darauf erzählte er von einer kleinen süßen Margherita, von dem dunklen Glanz ihrer Schönheit, von ihrer lieben, frohen Art, von den Wonnen jener Liebe, und als er das sagte, übertrieb er schr arg. wie alle, die in Italien geliebt haben; aber dann sprach er von Untreue, und da wurde er wahr "in 'seinem alten Schmerz. Und er peinte über sein verpfuschtes Leben,' weinte über sei ne Verlassenheit, . z i ' Traurig sang' der Herbstwind vor dem kleinen Bäckerhaus, und durch daZ welke Laub, mit dem er svielte. schritt mit , schwerem Trjtt ein Mann, öffnete die Tür und rief mit tiefer Stimme ins Haus hinein. ; .Schulze, mach Licht!" Da freuten' sich die yoc!, die drinnen waren, und jubelten vor Freude, und Pohl vergaß , auf allen fremdländischen . Sprachschmuck und Jiesj in seiner schönen sächsischen -Muttersprache ' den Fremdling will kommen. ' Schulze, mach Licht!" wieder holte dieser, .denn ich fürchte, das dir deine Brote und Semmeln j ' ' der Zljngur. ff Paul Keller. tx - entzweitrete." Sind noch gar nicht fertig, lic- ber Steiner. Setz' dich daher zu unZ ans Backfeuer und erzäl'.le!" Aber Steiner erzählte nicht, er schimpfte. Er schimpfte aus das gesamte Menschenleben und die gan ze Welt und konzentrierte diese weitläufigen Zorn schließlich aus Fräulein Iettel Fnedlicb. Sie harten ihm zu. und dann wies Pohl in einer reichlich mit ita lienischen Wörtern verzierten Nede nach, daß eS auch ihm übel ergehe, da fein Chef ein Kamel wäre, wes halb er heute auf und davon ge gangen sei. Worauf Schulze einen Geschäfts' bericht gab. Einfach ohne alle-S To ben und Zanken einen Geschäftsbo richt. Aber seine Rede machte von allen den traurigsten Eindruck. Und so saßen nun die drei be trübt am Backfeuer, und der Herbst wind sang vor dem kleinen Bäcker haus sein trauriges Lied. Da stand Steiner auf und sprach durch die Finsternis: Ihr , könnt' weiter nichts al-: schimpfen und klagen. Ich aber als euer alter Chef werd' euch etwas Fröhliches sagen. Nächsten Sonn tag mach' wir in Pohldorf Tanz musik." .Alle vier?" fchrien sie freudig. Ja natürlich alle vier. Fünf Mark pro Mann! Die Kerls woll tcn bloß vier Mark geben, aber da hab' ich mit ihnen geschachert wie'n Jude." , Sie staunten ihn an. Sie vor ehrten ihn. Er nahm das in aller Gelassenheit und Würde hin. .Wenn wir unsere Sache gut machen," sagte er. dann bekommen wir. nach und nach'n gewisses . Ne nommee. und dann bcblasen wir die ganze Gegend." Sie staunten ihn an. Sie ver ehrten ihn. Es war klar, daß Stei ner ein wcitMucndcr Mensch, der in Wirklichkeit i')r Führer war. Sie kühlten die geistige Ucbcrlegenheit. Und der Hellmich ich will sa gen der Winter wird sich auch freu en," meinte Pohl. Molto rallegrasi molto molto das ist glar," sagte Pohl, Robert is der einzige von unS. der Glück hat. Er wird heiraten." verkündete Steiner. .Heiraten " . Una moglie?". ' . ... Sie atmeten schwer. Ja Fräulein Christe! Hart mann! Sie nimmt ihn manchmal bei der Hand, sie hat ihm schon Hemden und Unterhosen und ein' neuen Anzug gekauft, und er sagt schon Christel zu ihr r. einfach Christel." Das war kolossal. Die reiche GastwittZtochtcr! Ein fach Christel sagte er schon. Hatte eine Menge, geschenkt bekommen. Und jeder von den Dreien dachte an eine andere FrauenZperson, bei der er sein Glück versucht hatte Traurig sang der Herbstwind ums kleine Bäckerhaus. Steiner erschrak. .Das heißt baS vom Robert darf niemand wissen. Da gebt mir mal Euer Ehrenwort drauf." Sie gaben ihre Ehrenworte". Nun war Stille, Jeder rechnete nach, was der Robert für ein Glück hatte und w?e wenig beraushangen würde, wenn er selbst von seiner eigenen Schonen erHort wurde. Und daS Herz war ihnen bedrückt, und , sie dachten an ihr verpfuschtes Leben. Bis Steiner sich aufs neue erhob. Kameraden," sagte er, warum macht Ihr solche blödsinnig trübe Gesichter? Warum seht Ihr so es sigsauer aulf Geht'ö Euch nicht ganz gut so?" Das verneinten sie, ! D fuhr er fort! Es is eine Stelle frei. Eine sehr ehrenhafte,, feine Stelle. So zusagen eine Kaiserlich Königliche stelle. Landhilfsbrieftrager! Der etatsmäßige Landbriefträger is behufs Krankheit 'n halbes Jahr beurlaubt. Der Herr Amtsvorste her is um eine zuverlasiige Hilfs kraft angegangen worden. Sechzig Mark monatlich! Außerdem Stie felaeld l Er hat natürlich zuerst an mich gedacht, weil ich Unteroffizier gewesen bin, Paris und Königzräi. mitgemacht hab', aber ich hab ge sagt Herr Doktor, hab', ich ge sagt, ich hab' Kameraden, da werd' ich nich mir nichts, dir nichts, so n fetten Posten wegschnappen, da muß ich erst mit , meinen Kameraden sprechen. Sind'n braver Kerl, 'hat a gesagt, sprechen Sie mit Ihren Kameraden!" Tas is anständig von dir." sag te Schulze, der Bäcker. Ich würd' mich ja für Zo'n Posten begeistern. Denn wenn ich am Tage so sechs bis acht Stunden laufen könnte ' Er machte Bewegungen mit den Armen wie flugelbeschmttenei S.orH in einem zoologischen Garten. Tögliche Omoha .Oh. oh, eome mal l" Ich hatt ja foßusagen ooch was flute, meinte der Italiener. .Ich gönnte besser die Atresfen lesen, wmn mal ne oM Jdolchen gommen bäte." . So' sprachen die hungrigen Leute am Backofen. Steiner, der Philosoph, meinte: Wir müssen losen. Robert wird kür seinen Teil verzichten. Wir drei anderen werdm losen.' Und wen'ö trifft, der mag , sein Glück gerne fzen." ,Sie beratschlagten, und dann lo. sten sie. Sie zündeten ein' Licht an, und dann legten sie unter eine strohrrne Brotschüssel ein Stück Kohle, das sollte heißen: Tu bist ein kohl schwarzer Pechvogel, mein Lieber." und unter eine zweite Brotschufsel legten sie einen, kleinen, Kamm, daö sollte tragikomisch andeuten: Du kannst dich kratzen" aber unter die dritte Schüssel legten sie eine Brot krume. und das- sollte das Sieges zeichen sein und heißen:. .Tu hast dein Brot gefunden." ' Tann stellten sie die, drei ganz gleichen umgekehrten Schüsseln auf die, glatte Diele - und , schoben fie schnell und wirr durcheinander, so daß am Ende keiner mehr wußte, was eine .jede verdeckte. . Sodann drehte sich jeder noch dreimal um seine Achse, und dann losten sie. ' ;, Sreiner wählte Zuerst. Er zog die Kohle. Trübselig nickte er, und Nase und Mund wurden spitz, wie bei einem Raben.. . - Pohl. der Italiener, zog den Kamm. , Kratz dich," sollte das heißen. Er fuhr durch seine langen Haare und betonte, daß er bei sich immer sehr auf Sauberkeit gchal ten hätte. Schulze, der Bäcker, zog das Brot, zog das 'Siegeslos, tzar Kai. serlich Königlicher Landhilfsbries träger. '.Der einzige, der' a nahrhaftes Gewerbe' hat," knirschte Steiner. Ae Klick hat der!" rief Pohl. Schnlze aber betrachtete sein Sie geszeichen. .Ich fürchte." sagte er. ich fürch te, es wird ein saures Brot sein." Achtes Kapitel. Am selben Nachmittag wanderte Robert auf der nebligen Landstraße einsam dem Torfe zu. Er war in der Stadt gewesen. Tort hatte er Einkäufe machen müssen.. Es wa rcn lauter kleine Tinge gewesen, die er nun in einem Pakctckien heim trua. Frau Lartmann Latte ihm zehn Mark mitgegeben und ihm dreimal befohlen, sich za in zeoem Geschäft eine quittierte Rechnung ausstellen zu . lassen. Tann hatte ihn Herr Hartiann beauftragt, 40 Mark bei der Agentur der Lebens Versicherung für ihn einzuzahlen. Tas hatte' aber Frau Hartmann nickt zuaebcn wollen, hatte immer darum herumgeredet, diese Einzah luna könne auf eine andere Weise besorgt werden, bis die blasse Chri stel sich erregt an die Frau gewandt hatte: Mutter, mit im ganzen M Mark geht er nicht durch! Mir scheint. ist so ehrlich, wie wir." Darauf war ein 'heftiger Streit entstanden, und Herr Hartmann hatte Robert gewinkt, er möge ge hen. Draußen vor der Tür hatte er ihm die vierzig Mark übergeben, außerdem eine Mark Zehrgeld. Tas war viel. 'Robert hatte für die Mark in einem Geschäft ein kleines, silbernes Herzchen -gekauft. Er wollte der . Christel etwas schenken, wenn er jetzt nach Hause kam Ten Weg entlang standen hohe Pappeln, Die bogen sich im Herbst winde hin und her, und es war an zusehen wie ein großer, seltsamer Neigen," Hüben ein' Reihe sich schwingender Bäume, die einander die Hände zu reichen schienen, drü ben eine Reihe, und sie tanzten und Zangen ihre -düstere Melodie, (Fortsetzung folgt.) Pech. 12 ML LehrZungk: .Na, bei meinem Mefter jehen Sie nur ja nicht zu Qreun 'rin da schmeißt er Sie all Beede 'rauZ I" Handtvtrktbursche: ,Na, und wen nur Enrr allen 'ringeht ? Lehr junge: ,Dan wird er allen 'rauSgeschimssen!- kindliche Naivität. .Aber Lennche, was machst Du den da mit Papat ConversationK'Lkxikon?" .Ich suche nur meinen derlorenm Puppenstrumpf; Papa hat gestern gejagt: im Convnsationi.Lekikon findet mau Alles!" : 4 Sin Schwren0thr. " .Wie reizend Sie heut wieder ans sehen. Frau Dixector; sind unbedingt die Königin de Balles!" .Wirk. lich?l Herr Lieutenant, dieses Compli ment macht mich Sberglücklich!' Merkmächig! Dss!d habe ich deute schon mindestens zehn . Damen jefagt, und jede hat ein Rustusreud iedabtl" ' Der Emporkömmling. Schnorrer (sentimental): .Herr Com mercienrath. Sie waren mal mei' ve ster Freund!" Bankier (würdevoll): Hier haben Sie ini Thalor su chen Sie mich zu dtrgessen!" Iritflnf, Lpwode. Skizze von Gutti Alsea. HMrifWiririrtf' Mit fast hörbarem Ruck lehnte sie sich in den Sejsel ihrer Loge zurück. Und einen Moment lang schloß sie,' wie vor einem zu grellen plötzlichen Lichtstrahl, die Augen. Hatte sie recht gesehen' Oder war er ei wirk lich, der da soeben dicht unter ihr im Parterre, an der Seite diejer" so unbedeutend wirkenden Frau Platz geilomnien? Doch mit äußerster Willensanstrengung raffte sie sich zusammen. Wenn er es war, er soll te sie nicht . schivach sehen, nicht ahnen, was sein so brutal herbcige sühtter Bruch sie gekostet! Sie beugte sich vor bis zum Ran de der Logcnbrüslung. Und sah schimmernde Lichtreilexe über fest liche Kleider gleiten, und huschende Gesichter lächeln, krampfhaft lächeln oder ausdruckslos geradeaus star ren. Wie sonderbar sie vor, ihren Augen schwankten, sich in kreisende, rote, gelbe, flimmernde Punkte auf lösten . und verschwanden. . . . . , Laute schollen zu ihr herauf, ge dämpftes Lachen, Flirten, Höflich kcitsphrafen ds Summen schwoll an, ward zum unerträglichen Ge räusch und blieb als dumpfe, wir rtS Brausen in ihren Ohren hasten. Wie lange der ' Vorhang wohl schon aufgegangen war? Hatten sie di.n beginn icx Aufführung denn hcuu durch e n Klingelzeiazen ange kündigt'' . . . Und wie lächerlich, ,vas die beiden da aus der Bühne von ihrer zehnjährigen Liebe jasel ten... Als ob es so etwas gäbe! Wo die Bühnendichter nur ' alle die unwillkürlichen Sujets zu ihren ver togcnen Stücken herbekamen! Zehn mhnge Liebe.. . Die Decke des verdunkelte Thea tersaales wölbte, sich plötzlich über einem lichtschimmcrndcin Fcstsaal. Farbige Lampions blühten wie fremde, seltene Früchte aus dunk lem Grün. Und taufende glückselig scheinende, flachende flüsternde Paa rc walzten nach den Klänaen einer traumhaft schönen Melodie. Da hat tcn si zusammen gestanden und sei ne Stimme halte ic verzaubert, sei n Stiimne, zärtlich war und weich und tränenschwer, und von venvehier Traurigkeit wie seine un crzzündlicken Augen, sein,? Stimme, die Frauenseclm wie mit milden Handen zu strcicheln verstand: Lei det nicht., ihr süßen, gequälten We sen, ich verstehe euch ach! könn te ich euch alleö Weh des Weibseins hinwegtrostm!" Wi viele Ewigkeiten war das her? Lagen wirklich nur Monate zwischen jenem Abend und dem heu tigen? ? Monate?... Ob er sich verändert hatte? Sie wagte einen scheuen Seitenblick hin unter. Und rückte gleich wieder in ihr dunkles Versteck zurück. Es war ihr gewesen, als ob auch seine Augen nach ihr hinüberspähten. Sie hörte ihr Herz pochen zum Zer zpringen! Nun ging eine Bewegung durch die Reihen... Taschentücher ar.irden gezogen . . und da hörte sie Worte von der Bühne schallen, Worte, die alt waren, wie die Welt und ihre Oualen, und doch jedem, der sie sprach und hörte, neu er schienen trostlos, voll unsagbaren Wehs ein noch nie dagewesenes, ureigenes, einmaliges Erleben! Und der Dichter legte seiner Heldin, wel che die große Szene", die Ailsein anderzetzung mit ihrem einstigen Geliebten hatte, -Worte in den Mund, die säst die nämlichen wa ren, wie sie sie gesprochen vor kaum verronnener Zeit... nach Abschluß der halbjahrigen Ehe, der kargen Monate, bie Himmel und Hölle ge wesen waren, in kurzer Auseinan Erfolge... Und die Worte stießen in ihre Seele, wie mit taufend fei ncn Stacheln . . . und Blut floß aus unzähligen Wunden... In völliger Selbstvergessenheil beugte sie sich vor und ihre Blicke tranken sich fest an dem Nieverges senen. Da saß er, vornübergeneigt. Sie sah ein wenig sein Profil und die wunderbare Linie feines schma len Kopfes . . Er hatte die Hand vor die Augen gelegt und schien nicht mehr zu sehen, 'jene Worte abweh ren zu wollen, wie Peitschenhiebe. Bei einem ' besonders erinnerungs bangen Ausspruch sank er fast in sich zusammen und nun, ja, nun sah sie es ganz deutlich zuckte sein Mund unter der vorgehaltenen Hand wie von verhaltenem Weinen . . . Sein Oberkörper bewegte sich wie in quälender Pein etwas hin und her, dann neigte seine Stirne sich fchmerzversunken auf die Lehne des Vordersitzes... , . Leise Tränen rieselten über ihre Wangen, unaushaltsam und so schmerzend wie ätzendes Gift. Sie hätte zu ihm stürzen mögen, feine Hände liebkosen, ihm sagen, wie ihrt Liebe nie erloschen, und daß sie eS nicht ertrüge, ihn leiden zu fe hen. Alles, alles fei vergessen... in taufenden, schmeichelnden Lauten sprach ihre Seele zu ihm, um feine Selbstvorwürfe zu ersticken, sich am allein der Schuld anzuklagen,! Doch die Leute wäre.. , zwischen ihnen, eine unüberfliegbare, eine le bende, feindliche Wehr. Steif, nach sichtsloö'in ibrer bürgerlichen Un antastbarkeit, faßen sie da und wär den sie unbarmherzig' an den Pran ger stellen für inen derartigen Skandal in der Ocfsentlichkeit . . . So harrte sie aus bis zum Schlüsse mit fiebernden Pulsen. Sis sie. sah daß die Menschen hin ausgeströmt waren und ihn in ihrer Flut begraben hatten ... Begraben? Für sie ein zweites mal! War es nicht auch etwas Ein öigcS. gv Schönes gewesen in dieser ciitrinnciiden Welt?... Und wie der schloß ein Tor den langen Weg' den langen, langen Weg ihrer Sehnsucht. . - , ' Die Häuserwände standen weiß im Mondlicht und gespenstige Schatten .ischtcn allmählich bis zum Giebel hinan. Und aus jedem leisen Geräusch, aus jedem blassen Licht reflex, von überallher, kroch die lange Reihe ihrer Erinnerungen in dieser Nacht "bis zu ihrem Lager hin. Feder Augenblick, icdes kurze sie Erleben auf der wundersamen, der, erschütternden Bahn ihres Ra mans zog vorüber, peinigte sie durch intensives Nuckempsinden . . , Und als oer bleisahle Morgen herauf dämmerte, erschauerte sie unter der Erkenntnis, daß c5 für sie keine Er lösitNg aus diesem Sehnsuchtssein Mrhr gäbe... nie, und nimmer mehr. . Die Stunden des Tages schlepp ten sich in schwerer, dumpfer Schlafbcfangenheit vorüber. Sie hatte am Nachmittag alle Hausge nossen fortgeschickt,' um allein zu sein, um trauinen zu können. Eine Glocke schrillte ... . Sein Freund!... Ihr Herzschlag setzte aus, was konnte er wollen, wenn nicht eine Verständigung nach dem 'gestrigen Wiedersehen?... Wie lange er bei nichtigen Ge sprächen verweilte ... Nun endlich siel jener Name von seinen Lippen, gleichgültig, nebenher, als ob dieser Name nicht alle Seligkeit der Welt in sich schlösse ... Der Arme, wir feierten gestern die Wiederkehr unseres Freundes 3L, das Frühstück dehnte sich bis zum Abend aus . . . die vielen schweren Weine ... und dann -mußte er noch die langweilige Frau Z. ins Thea ter begleiten . .. Lachend gestand er mir heute, daß er auch nichts gese hen und gehört, sondern tatsachlich eingenickt ..." Er vollendete nicht. Weshalb t i f r . !fi." . ...ec uurae ue oenn io mimoneno auit .. fast klang es wie zerbrochenes Glas.. Sie Angen geöffnet. Skizze' o Ella Mensch. Wie Genugtuung , und Besriedi gung überkam es sie, als sie ihren Vornamen an der Litiaßiaule er blickte.. Nrni las sie ' deutlich die Sätze, ' auf die ihre Phantasie sich schon zwei Tage' gerichtet hatte: Liebe Tilly, Dein Wunsch soll er füllt werden. Es ist alles in Ord nung, ttehre zurück zu Deiner tief betrübten Mutter." Sie hatte also ihr Gluck durchgesetzt. Als Tilly Trautmann das müt terliche Heim in der Gobenstraße verließ, um sich zunächst bei einer befreundeten Modizttn in der Hede mannstraße einzuquartieren, hatte sie ihrer Mutter ein Zettelchen des Inhalts geschrieben, daß sie für ihre Familie verschwunden bleiben würde, bis man ihrer Verlobung mit Rudolf zustimme. O, sie konnte auch energisch sein! Nun brachte sie Rudolf den Beweis. Er hatte sie immer so lächelnd, wie im Zweifel, angesehen, wenn sie dunkle , Andeutungen darüber fallen ließ, daß sie ihr Schicksal schr bald in die eigene Hand nehmen wolle. Von Mutter war es schwerfällig, nicht begreifen zu wollen, daß die Jugend von heute eben mehr Bewe gungsfreiheit braucht. Herzensgüte besaß Mütterchen ja in so reichem Maße! Lebte und sorgte sie, die in sehr bescheidenen Verhältnissen ihren Haushalt fuh rende kleine Beamtenwitwe, denn nicht ausschließlich für ihr einziges Kind ! Wenn Tilly sich das vergegenwär tigte, wollte es einen Augenblick warm in ihren Augen aufsteigen. Aber sich nur nicht unterkriegen las sen durch verftühte Sentimentalität! Die kleine Aufregung, die sie der Mutter durch ihr Fortlaufen bereitet hatte, würde sie ihr. ja doch verzei hen. .-'- Nun war der Weg frei. Man würde ihr fortan keine Zwangsbe dingungen mehr auferlegen. Sie hatte Rudolf eine Rohrpostkarte ge schrieben und ihn nach feinen Bu rraustunden um 8 Uhr in ein Cafe in der Potsdamer Straße bestellt. Er wußte noch nichts von der Wen dung, die sie ihrem Dasein gegeben hatte. Mündlich wollte sie ihm die große Neuigkeit mitteilen. ' . Da kam er denn auch, in feiner nachlässig schlendernden Art, die für Tilly immer daZ Gepräge deZ Bor nehmen hatte, und feiner tadellosen äußeren Aufmachung daher. Breiter Bindeschlips und blüteiVeißer Steh kragen, n seiner Person pflegtes der junge Mann nie zu sparen. Daß er für Tilly sonderliche Aufmerksam reiten hatte, ließ sich eigentlich nicht behaupten. , ' Nur zog sie ihn, nach der ersten Begrüßung, hastig mit fort zur nächsten Litfaßsäule und zeigte mft ttiunlphierendem Blick auf da weiße Plakat, da? ihren Namen trug.' Er begriff nicht sogleich. .WaS soll dai?" Aber Rudolf!" DaS geht doch auf mich! . Ich bin die .Tilltj". Siehst Du,1ch habe gehandelt." Er sagte noch immer nichts. Sie weidete sich an seinem Erstaunen, daS sie sich als eitele Bewunderung auslegte. Auf der Straße ließ sich daS auch nicht erörtern. Sie betra ten das Kaffee und suchten sich ei nen Platz am Fenster. Nun, so sprich doch endlich!" drängte sie ihn. .DaS war doch eine Leistung, die Anerkennung der dient!" Ter junge Buchhalter zuckte die Achseln: Na, weißt Du, fo zwischen ver laufenem Hund und gestohlenen Pclzsachen" zu hängen da kann ich mir auch ctwaS Schöneres den ken!" ' Wie albern l' stieß Tilly hervor. .Die. Namen unserer ersten Sän gerinnen stehen an der Litfaßsäule." Womit Du doch wohl nicht aus drücken willst, daß Du' heute mit ihnen in Wettbewerb getreten bist?' gab Rudolf fpöttisch zurück. Die gute Laune, mit der daS jun ge Mädchen zu dem Rendezvous ge kommen war, verflog jählings. Aber ganz verloren wollte sie ihre Sache doch nicht geben. Und so begann sie aus ihren Freund einzureden: Du mußt Dir doch sagen, daß wir jetzt Mutter gegenüber gewon neues Spiel haben!" Gewonnenes Spiel! Was heißt das?!" Daß wir an Verlobung und Hei rat ernstlich denken können!" Bei ben Zeiten ist an eine Ein richtung wohl kaum zu denken!" Aber Du sagtest doch, daß nach der Erhöhung Deines Gehaltes Ach, das reicht ja nicht hin noch hm" unterbrach er sie ärgerlich Wir müssen eben warten!" Nun, und wenn auch! So ist es doch wenigstens mit der Heimlichkeit vorbei. Frei und offen können wir letzt zusammenkommen ,fo oft es uns gefällt", letzte sie hinzu. - .Ach", meinte er, es war doch so ganz schön gewesen. Ich sehe keinen Grund, daß wir ,etz! nicht zusam nicnkommen, so oft eS uns möglich ist. Früher hast Du aber anders ge redet, Rudolf. Hast dich immer de klagt, daß ich nur für ganz kurze Zeit abkommen konnte, hast nreine zu große Rücksicht auf Mutter geta dclt...." ' Hab' ich dir etwa geraten, auf und davon zu gehen, bitte, 'sei so gut!" 1 Was hatte ich denn tun können? . Nun, jedenfalls nicht etwas, daS er suchte geslissentlich nach dem Wort das so den Anztrich deö Unsoliden hat! Ich bitte dich, ein Mädchen, das etwas auf sich hält, läßt sich doch nicht .gewissermaßen steckbrieflich verfolgen." Tilly Trautmann war dunkelrot geworden. . Also eine Standrede haltst du mir, Rudolf? Das ist der Rückhalt, den ich bei dir finde, nachdem ich doch nur auö Liebe zu dir... Er ließ sie gar nicht ausreden . .Soweit solltest du mich doch ken nen, liebe Tilly, um zu wissen, daß mir alles verhaßt ist, was so nach Sadau und Kladderadatsch aussieht. Ich habe auch Nicht die mindest,' Lust, etwa lor deiner Mutter die Verantwortlichkeit für deine Un überlegtheit zu tragen!" Brauchst daZ auch nicht! Werde schon selbst fertig werden!" klang eö von TillyS Lippen jetzt ziemlich ge rclzt. . ' , Em druckendes Schweigen ' ent- stand. Plötzlich zog er seine Uhr und rief mit gemachtem Eifer: Das hätte ich ia beinahe vergessen! Ach, eS trifft sich beute unge schickt. Ich Muß nämlich noch ein mal inS Bureau zurück. Em müdes Lächeln erschien aus TrllyS Geiicht. Sie dachte: Warum lügst du so plump? Ich weiß, daß die Bureau raume längst geschlossen sind. Ader laut sagte fie: Ich habe auch noch eine Verabredung mit meiner Freun, dm." Und sie brachen auf. Auf der Straße hatte er eS sehr ellig, fortzukommen. Unausschieb bare, dringende Arbeit, du begreifst.- Sie nickte. Sie hatte vollkommen begriffen. , . Im Fortgehen rief er ihr noch zu: .Kannst mir ja wieder mal eine Rohchostkarte senden, wenn du Zeit hast. DaS Geräusch erneS varübmol!'. dm Kraftwagens tzerschlang seine Worte. Tilly Trautmann war auf keines der Worte begierig. Sollte es doch wahr sein, waö ihr einst die Mutter berichtet db Nudolf sich um oie .oier iwui . lich bewerbe, und daß Tilly nicht gut . tue, sich feine Galanterien ge fallen zu lassen? . In dieser Stunde erschien ihr d,k Sache höchst glaubhast. Sie er. staunte nur. daß eö sie so kalt ließ, nachdem die Binde von ihren Augen gefallen war. ' Sie begab sich um nächsten Post schalte?, wo sie sich 'einen Rohrpost. Umschlag geben ließ. Mit sliegcndek Hast warf sie auf ein. Zettelchen di, Worte: ' Mein teures MuttckM, be ' unruhige dich nicht länger. Ich war nur einige Tage zu Besuch bei Lina F. in der Hedemann straße. Alle Dummheften sind vergessen. Morgen kehre ich zurück als deine treue und ge horsame Tochter Tilly." Beim Uebcrqueren deö Dammet sah sie noch einmal auf eine Litfaß säule mit dem bewußten Plakat. . Wie Ekel erfaßte eS sie. Gottlob! Morgen hatte das .Am. Pranger-Stehen" sein Ende erreicht - Bon Prüderie keine Spur. Der bekannte Londoner Dichte! Darling hat einen scharfen Angrijj auf die Frauen der englischen Oben klasse veröffentlicht. Er erklärt, der Krieg habe einen Verhängnis vollen Einfluß auf die Moral de englischen Damenwelt ausgeübt, Vor dem Kriege war ,die engliscl Dame zurückhaltend, ja prüda Jetzt ist sie aufdringlich und hen aussordenid, ja frech, mit männlo chen Gewohnheiten und kokette, Blick. Die frühere Einfachheit ii der Kleidung ist abgetan: jetzt wct. eifern die Engländerinnen mft de französischen Damen darin. Kleidet zu tragen, die nur bis zum Knii reichen, und die so weit ausgä schnitten sind, daß sie unanständig wirken. -Und dann rauchen sie Ta. bak auf der Straße und im Thea, ter," sagt Richter Darling. We, hätte wohl geglaubt, daß wir mv sere verheirateten Frauen und juw gen Mädchen überall mit Zigarre, und Zigaretten im Munde sehe würden? Aber -daS schlimmste a dieser Emanzipationsbewegung ist doch die überhandnehmende Unsittlich keit: Ter Scheidungen sind unzäl) lige, und die Zahl der betrogene, Ehemänner ist unberechenbar. D Pariserinnen, die srüher im Nusi leichter Sitten standen, zucken jetzi die Achseln über ihre englisch Mitschwestcrn. Waö die Frau im Kriege geler hat. Die Ausstellung ,deS Berlinet. HauöfrauenvereinS zeigt eine Reit praktischer Erfindungen die die Fraij im Kriege gelernt hat. Da jini Kerzen, die auS Lichtstümpfchen un! abgetropften Stearin in einem Bieo wärmer gegossen sind. Ein altes Marmeladeneimer mit festschließem dem Deckel ist als Bratofen eingerich tet. Auf den Boden kommt eil, glühend gemachter Heinzelmännchen! stein, darauf die Bratpfanne oder b'$ Kuchensorm, darüber ein zweiter eo hitztcr Stein und der Eimerdeckel und in diesem primitiven Ösen lä sich aufs beste backen und braten, Auch wohlgelungene, im ausgs brannten Kachelosen in der Glut gs backene Kuchen stehen zur Schau Ein kleiner Sparofen Küchmschatz läßt sich auf jede Kochmaschine oui setzen und ermöglicht mit einem Br, kett daS Mittagessen zu kochen. II 1 der Ausstellung von Gerichten neh men die Bachwerke miS Kartosfell einen großen Raum ein. ' Selbg Streußelkuchen und Baumtorte kan, man aus der Knollenfrucht herstell len. Zu den billigen Backwerkel gehören ein Königskuchen auS Apfel! schnitzen und Mehl und ein Kasse brot, bei dem die Rosinen duroj kleingeschnittene Feigen ersetzt sind, Viel Anklang fanden in eignem Sag gedämpfte Fifche und eine Selleris sülze. 1 m - i Auch ein - Heizungsmatenal. ' Unter der Ueberschrift .sie ircrnft gloria" lesen wir in der .Süddeud schm Taoakszeiwng":'Wir erhalte, von der Firma Lindemann und Co. Zigarren, und Tabakfabrcken, Hain bürg 8, Dovenfleth 19. folaend. . Zuschrift:. Es ist für die Allgemein, yeu vteüercht nicht uninteressant zu erfahren, daß die ganz bedeuten, den Bestand der Heeresverwalkunt in Kriegötabaken. Buchenlaub, bei der Verwertung der Heeresgüte, durch die Wirtschaftsgemeinschaft i, den Besitz unserer Firma benw. gen find, und zwar zum Preise vo, 3 Mark , geschrieben drei Marti pry Zentner, abgepackt in Paketen Diese Buchenlaubpakete werden ii Anbetracht der gegenwärtigen Kok lennot von unS als Heizüngsmata rial verwendet werden) Die se gepreßten Pakete eignen -sich, somolii ihr Form, als auch ihres Jnhali te nach ganz vorzüglich als l? satz für. Braunkohlenbriketts." weniger ivayre rcuniH em hat. desto mehr wirst er mit & iMAüi.. i rv oem yremuet .Freund" herum.