Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, January 13, 1920, Image 2

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Aculjchlands wilfcnlchajtlichc Blockade.
Von Dr. Karl Snkhof.
Tie internationale Organisation'
haben jetzt nach dem Kriege für die
Menschheit eine besondere Bedeutung ge
wannen: eine Bedeutung, die auf dem
Glauben an die versöhnende Macht der
internationalen EemeinschafÜarbeit be
ruht. Abcr alle Jtjcssnungeii, die sich
daran knüpften, haben sich bisher als
trügerisch erwiesen, selbst auf dem Ge
biete der Wissenschaft, dic dazu berufen
schien, am ehesten die früheren, Beziehun
gen wiederherzustellen.
Der .internationale Ras, der sich suZ
Vertretern der Akademie,, der Wissen
fchafte und anderer wissenschaftlicher
Körperschaften dcö unS (früher) feindli.
chen AuSlandck zusammensetzt, hat die
bisherige internationalen naturwissen
fchaftlichen Organisationen, an denen
deutsche Gelehrte einen hervorragenden
Anteil hatten, ausgelöst und statt ihrer
neue Verbände, .Unionen", gegründet,
fcern denen die Zentralmächte ausge
schlösse bleiben sollen. Selbst die Ma
thernatikcr nd Astronomen, die sich so
er ihre übernationale Wissenschaft
lichnk Solidarität gerühmt haben, haben
ihre .Unionen' gegen Deutschland gefcil
der. Der Präsident deS .internationa
fc Rates' konnte am 28. Juli d. I.
die Tagung mit den Worten schließen:
.Heute ist daS Hau! fertig; der Eintritt
wird den Deutsche und ihren Verbiin
dete verboten bleibe.: Wir haben, aber
teegtaubt,' daß der Augenblick gekommen
ist, die Gelehrten der neutralen Völker
aufzufordern, mit trnS zu arbeiten.'
I dem VerhattdlungZbericht deZ .inter
nationalen Rates", der sich wie ein Lock
ruf an die Neutralen auZnimmt, heißt
ti dann, .man müsse sich im Interesse
der Freiheit, deZ Rechtes und der Ge
nchtigkeit gegen die steigende Flut der
unverhüllten Ambitionen der Intellekten
Oligarchie der Zentralmächte verbiin
den". Tiefe Worte sind deutlich genug.
Wer von den Teutschen in dem Wunsche,
dem Lölkerfrieden zu dienen, an das unS
velschlossem Tor pocht darf sich nicht
wnudcrn, wenn er Fußtritte erhält. :
Einen Hauptgegenstand nun aller Be
ratungen auf jener Tagung bilden die
deutsch naturwissenschaftlichen Refe
rarenorgan, denen neben ihrer Werbrei
tung auf der ganzen Welt auch daS zum
Vcrwurf gsmacht wird, daß 1 die deut
schen Arbeiten über Gebühr hervorgrho
btt hätten, Ei ist daher beschlossen wor
den, diese Referatenorgane, die .allmäh
lich die . ganze wissenschaftliche Produk
iio der Welt durch Heranziehung .und
Mitarbeit der Gelehrten aller Länder
nonopoltjjtri: haben", durch neue inter
nationale naturwissenschaftliche Nefera
tenocgane in englischer und französischer
Spracht zu ersetzen. Für diese Aufgabe
-ist eine ,Union der Bibliographie" ge-
gründet worden, welche den Schaden, den
die deutsche Berichterstattung angeblich
in der Welt angerichtet hat, wicdergut
machen soll; wie daS ersieht man auS
der Voranzeige deZ neuen geologische
Zenkialbkattes. in welchem über alle i n
der Welt erscheinenden Arbeite mit
AiSabm- hft deutschen berilbtet werde
soll. - Deutschlands Üebergewicht auf
dem, Gebiete der . Nalurwisseiffchafteu
kann nun schlechterdings nicht besiritte
traben. Seine hervorragenden, natur
wissenschaftliche Leistungen haben erst
jüngst wieder bei der Verteilung der No
lxPnise ihre Anerkennung von neu
traler Seite gefunden? man erkennt eS
euch daran, daß in dem von der Roya!
Society in London hersuZgegebenen in
ternstionslen Katalog der Naturwissen
schafte fast 40 Prozewt du bearbeiteten
Weltliteratur auf Deutschland fällt, wo
bei. allerdings zu berücksichtigen ist, daß
gerade auf naturwissenschaftlichem Ge
m die Gelehrte bei Auslandes mit
Vorliebe in deutschen Fachzeitschriften
40 Jahre Neichsgericht.
7 V 1 Oktober war in JubilämnS
jag für daS Reichsgericht ei bedeut-
?asnst Tag zugleich für die Rechtspflege
Deutschen Reiche. An diesem Tage
terat das deutsche Volk auf eine 40
'Aah lang gepflegte Einheitlichkeit sei
, Rechtsprechung zurückblicken. Im
'Iah 1889 beschloß der Norddeutsche
Bund die Gründung deS Bundesober
zhandelsgerichtS das seinen Sitz in Leip
z3 hielt nd seine Tätigkeit am 5.
August 1870 begann. ES wurde nach
d Neugrändung des Reichs zum
NrichZoSttbandelsgericht. AuS diesem
ntwickelte sich das Rcich'gericht alS des
se Sitz nach langem Streit in de ge
sctzzebendtn Körpersafte gleichfalls
Leipzig bestimmt wurde. Am 1. Okto
ber 1873 fand in der Aula der Leipziger
Universität die feierliche Eröffnung die
seS höchsten Gerichtshofs statt, der ,n
nächst in gemieteten Räumen unterge
bracht wurde, der .GeorgenhaS" am
Brühk. Erst im Jahre 188 begann die
Ausführung deS gewaltigen Monumen
talbaueZ, in , den das ReichZgericht im
Ottobek 1S05 seinen Einzug hielt.
Das Reick'gericht prüft als der oberste
deutsche Gerichtshof mit seine sieben
Zivil, und fünf Strafsenaten, die sich
au 87 Räten mit 11 Senatsprasidente
und dem Chcfpräsidentcn zusammen
sehen, alle M ihm rechtmäßig durch daS
Rechtsmittel der Revision angefochtenen
Urteile nach. , Jeder Senat entscheidet in
der Jesctzurg von 7 Mitglieder. Zu
st 8 N d i g ist dS Reichsgericht I Zi
vilsachen auf Grund deS ß 125 deS Ge
richjsrfaFunLZgesetzk zur Eittschei.
düng über die Revision gegen di End
urteile der Oberhandelsaerichte. Die Za
lässigkeit der Ncvisioa i,t in RechtZftrei-
tlcit ' ükx .&rrlrtlKiirÄBat.
veröffentlicht haben. All Bestrebungen
und Verdächtigungen deS .internationa
len Rate!" haben nun offensichtlich nur
bei eine Ziel, den deutschen Gelehrten
ihre Beziehungen zum Auslande abzu
sqneiden. Der Erfolg dieser planmäßi
ge Hetzarbeit, an der sich fast alle Fach
Zeitschriften der Vcrbandsmächtc beteili
gen. kann nicht ausbleiben; so erfahren
wir jetzt zum Beispiel von dem Schwci
zer Leonhard Ragaz, daß die .einseitige
Orientierung aller Kultur vom deutschen
Gesichtspunkte abstoßend auf die anderen
Ktilturmächte gewirkt habe". '
Sir Wm. Pape hat in der englischen
.Federation' der chemischen .Union" die
Befürchtung ausgesprochen, daß jetzt
Deutschland neue internationale Orga
nisationen, denen sich die neutralen
Staaten anschließe könnten, gründen
würde. Da wäre gewiß nicht zu be
fürchten gewesen. Die deutschen Gelehr
ten wollen den WissenschaftZkrieg nicht;
dak beweist insbesondere die Haltung der
deutschen wissenschaftlichen Körperschaf
ten, die in abweisender Haltung gegen
über den Schmähungen der feindlichen
Gelchrtenwelt immer wieder die Not
Wertigkeit der internationalen wissen
fchaftlichea Gemeinschaftsarbeit betont
habe letzthin am Leibnitztage noch
die preußisch Akademie der Wissenschaf
ten durch ihren Vorsitzenden Sekretär,
Professor Planck. Aber eZ wird jetzt
allerdings eine der wichtigste und
dringendsten Aufgaben der deutschen nd
wiffmschaftliche Kvrperfchaften sei, in
geschlossener Abwehr die Pläne der
Feinde zu vereiteln. Auf ein wirksames
Mittel weisen ja die Verhandlungen deZ
internationale Rates" hin: s gilt un
feie deutschen Referatenorgane Wirt
schaftlich s zu. stärken, daß sie für sich
allein weiter befähigt sind, eine objektive
Berichterstattung der gesamten Weltiite
ratur zu geben, um hierdurch zugleich im
Verein mit den deutschfreundlich gesmn
te Gelehrten deS Auslandes die Aech
tung der deutschen Wissenschaft z der
hindern; und daß dieses letztere ich!
ganz aussichtslos ist, dafür sind erfreu
licherweife Anzeichen vorhanden: nicht
nur die Mehrzahl auS neutrale Län
der, sondern auch viele Gelehrte auS
Amerika nd Italien haben den Wunsch,
die Beziehungen zu der deutschen Wif
scnschaft wieder aufzunehmen,
ES ist beachtenswert, daß die feind
lichen Organisationen gerade auf dem
Gkbiek der Naturwissenschafte liegen,
und daß wiederum auf diesem Gebiete
zuerst die chemisches Gesellschaften sich
gefunden nd im Interesse der bedroh
ten Freiheit hit Mssenschaft' geglaubt
hoben, sich gege Deutschland zusam
mevfchlceße zu müssen. Hier tritt daS
nüchterne praktische Streben, durch ge
meinsame wissenschaftliche Forschungen
die Riickständigkeit ihrer Industrien zu
heben, offen zu Tage; daneben zeigt sich
unverhohlen die Absichk, daS Ansehen,
das Deutschland in der Welt noch be
sitz, die Achtung vor der deutschen Wis
senschAft zu tergrabenz beide Best
düngen entspringe derselben Ursache,
der Furcht, daS jetzige Deutschland könn
sich durch feine Wissenschaft z feiner
früheren Glanzstellung ' w'eder erheben.
Man erinnert sich da der Worte deS eng,
tischen Kriegsministers Haldane, der
1912 gesagt hat. der deutsche Techniker,
der deutsche Chemiker nd der deutsche
Professor seine eim viel größere Ge
fahr für Englands Weltmachtfiellung
als die ganze deutsche Heeresmacht nd
die deutsche Flotte. Die wirtschaftliche
Blockade hat Deutschland auS der Lifte
der Großmächte gestrichen, die jetzt ein
fetzende wissenfchaftliche Blockade soll
ihm seine Zukunft nehmen. Es werde
daher die Verantwortlichen Stellen des
Deutschen Reiches diesen Frage ernste
Beachtung schenken müssen.
fbruche abgefchen von einzelnen, ge
setzlich näher bezeichnete Ausnahme
durch eine de Betrag von 4000 Mark
übersteigende Wert deS Beschwerde
gegenstandeS bedingt. Der erste Zivil
senat des Reichsgerichts hat weiter über
Berufungen gegen Entscheidungen deS
Patentamtes in Patentnichtigkeitssache
zu entscheiden. In Strafsachen ist daS
Reichsgericht ach 136 deS Gerichts
Verfassungsgesetzes zur Entscheidung
über die -Revision gegen Urteilt der
Schwurgerichte und der Strafkammern
zuständige außeÄem entscheidet eZ als
Gericht erster und zugleich letzter In
stanz in alle Fälle von Hoch und
Landesverrat und über Verbrechen, gegen
daS Spionagegesetz, und zwar findet bei
Hoch und LandeSverratsprozesse die
Verhandlung vor dem vereinigte zwei
te und dritte Strafsenat statt. An-klage-Behörde
beim obersten Gerichtshof
ist die Rcichsanwaltschaft, die gegenwär
t!g"auZ dem Oberreichsanwalt und 5
ReichZanwälten sowie mehreren Hilfs
rbeitern besteht. Die i de Zivil
kachea plädierenden RechtZanwälte düt
fe, bei keinem andere Gericht zugelas
se sein; in Strafsachen dagegen kann
der Angeklagte auch jede andere
deutschen RechtZanwalt mit seiner Ler
teidigung beauftragen. Eine sehr reich
haltige und gute Bibliothek dient R'ich
tern, - Reichsanwälten und Rechts-An
wakte alZ Fundquelle bet der Rechts
suchung. Mit dem Reichs, nicht der
fände sind der Disziplinarhof für
Reicksbemnt nd der EhrengerichtShef
für RechtZanwälte. Di RechtSanwälte
deS Gerichtshofs find gesetzlich rgani
siert in der Anwaltskammer bnm
Reichsg-richt. Die Ernennung d .ch
I IWhi k, fflf'wr'l
- ,-m r rUMtJm mumm wiinnaa
Unter dem Jaujlrecht am Aßein.
Bel?andlung der Deutschen durch die Machthaber
der 2llliierten.
(Berlin .tat'.)
Vom Rhein wird geschrieben:
DaS ist zunächst wörtlich zu verstehen,
daS vom Faustrecht. Als die Kampf
truppea der Entente in daS rheinische
Gebiet eingerückt waren, nahmen sie sich
Ihr Recht oder daS, was sie für ihr Recht
hielten, einzeln, lieber aber ia Trupp!
auf der Straße mit der Faust. AIS
.Souvenier oder aus Rauflust. Tie
Raubüberfälle und die Mißhandlungen
waren an der Tage!, besser gesagt än
der Nachtordnung. Inzwischen sind nun
die feindlichen Fronttruppen wieder in
ihre Heimat abgeschoben worden; eZ ist
friedlicherer Ersatz gekommen, und sein
Verkehr mit der Bevölkerung vollzieht sich
in weniger gewaltsamer Form. Tie
Gewalttätigkeiten sind nun in der
Hauptsache auf den Verwaltung; und
sogen. Rechtsweg beschränkt.
Von irgend welcher Norm, nach der
sich der deutsche Einwohner richten
könnte, ist keine Rede. Die Anklagen er
folgen auch in solchen Fällen, wo offen
sichtlich, nicht der geringste böse Wille,
oder wo eine deutliche Zwangslage vor
liegt. Wer aber angeklagt ist. ist auch
schon verurteilt. Der Rechtsspruch
das Wort ist in solche Fällen der blu
tigste Hohn wird in der Regel ohne
Anhörung der angeschuldigten Person
gefällt. Jeder Deutsche ist überzeugt,
daß di? Urteile häufig zu dem Zrk er
gehen, um Geld zu machen. Es ist bei
dem herrschenden Kohlenmangel das an
sich sehr verständige Verbot erlassen wor
den, in den Läden nur eine bestimmte
Lichtmenge zu verbrauchen. Aber mit
welcher skrupellosen Jagdlust sind die
Militärpatrouillen hinter den armen
Sündern her, die auch nach Geschäfts
schluß noch einmal ihren Laden auf
suchen., um dieS oder jenes zu desprgen,
und dabei auS Versehen ein Licht mehr
anknipsen, als nach der Verordnung zu
lässig ist. Die Strafen von S 5 Tage
Gefängnis hageln nur so. daneben aber
wird regelmäßig auf Geldbußen von
5001000 Mark erkannt. Frauen wer
den rittcrlicherweife von, Freiheitsstrafe
verschont, zahle aber das Doppelte.
Ein beliebtes Verfahren, Geld den
deutschen Einwohnerg abzuknöpfen, ist
die Verurteilung wegen .unrechtmäßiger
Aneignung beschlagnahmter , Möbel
stücke". SS ist bekannt, daß für die
Ententekommissionen, die Beamten und
Offiziere, ganze Stockwerke, ja selbst
ganze Häuser mit allem Inhalt den
rechtmäßigen Inhabern abgenommen
.werden. " AlleS private Eigentum muß
in den Wohnungen bleiben: selbst rein
persönliche Erinnerungsstücke, Familien
bildn u. dergl. dürfen nicht entfernt
werden. Geschieht 'daS doch, so folgt
härteste Strafe. Dem Sohn einer ange
fehenen Familie wurden dieser Tage
deshalb 30 Tage Gefängnis und eine
hohe Geldstrafe aufgebrummt. ES
scheint, als ob den Gewalthabern jeg
licheS Gefühl für die Smpfindungsweise
der auf die Straße gesetzte deutsche
Familie fehlt. Man sollte glauben, eZ
müsse den in ein frembcs Nest eindrin
genden Menschen doch wahrlich kein
Vergnügen machen, Monate und Jahre
hindurch in einer Umwelt zu leben, in
der eine ganz andere Atmosphäre
hrrscht, alS sir eS gewohnt sind. Fami
st, die in London oder Paris kaum
eine Lierzimmerwohnung haben, sprei
zen sich hier in den wohlhabendsten Vil
len vnd Palais und drängen deren recht
mäßige Besitzer i die Mansarden oder
in die Kutfcherwohnungen. Bei unS in
Deutschland schafft sich jeder nach seinem
Geschmack sein eigeneZ-Hei; im, besetz
ten Gebiet macht eS sich der übermütige
Fremdling i Eigentum der Deutschen
gemütlich, die er sonst Bardaren, Hun
nen und BochkS z schimpfe liebt. Da
bei rückt er nicht blos mit Frau und
Kind und Kegel, sonder auch mit Tan
ten und Nichten (echt Pariser Typ) und
noch entfernteren Verwandten an. Und
die ganze Gesellschaft, mag sie von noch
so wenig her sein, führt im besetzten
Deutschland hinter offenen, unverhullten
Fenstern ein LppigeS Dasein; mit Hilfe
unserer schlechten Valuta. Dabei glitzert
ihr der Neid auf unsern vor dem Kriege
erworbenen Reichtum aus den Auge
und kommt ihr zuweilen auch aus dem
Munde. Gerade wie die Spartakisten,
die. wo sie die Macht haben, ein beson
dereS Vergnüge darin finden, die
früheren Besitzer ihre Herrfchgewalt !o
pen zu lassen. ES ist ein klägliches Ar
mutszeugniS, daß die Fremden nicht
Zhrm eigenen Hausrat mitbringen. Man
kann nur annehmen, daß sie sich gmie
ren, ihn den Augen der besiegten Feinde
zu zeigen.
Die deutschen Utopisten im uniefetz
erfolgt jetzt durch den Reichspräsidenten;
früher wurden sie vom Kaiser ernannt.
Ueber die Zulassung der RechtZanwälte
beim Reichsgericht entscheidet daS Prä
sidium deS Gerichtshofs, daS auS dem
Chefpräsidenten, den Senatsprasidenten
und den vier ältesten Räten besieht.
Der erste Chefpräsident des Rcichsge
richt? war Dr. v. Simfon (1879 bis
1891), ihm folgten Dr. v. Oehlschläger
(18911903), Dr. Gutbrod .(1903
bis 1906) und Dr. Frhr. v. Seckendorff,
der nunmehr seit über 14 Jahren da
Reichsgericht leitet. Oberreichsanwalt
ist gegenwärtig Wirklicher Geheimer Rat
Dr. Aweigert, Vorsitzender der Anwalts
kammer Geheimer Juflizrat Dr. Wild
Hagen. La alle bei der Gründung
des Reichsgerichts am 1. Oktober 1879
eingetretene Mitglieder ist der einzige
Ucberledendk (nun freilich fchon lange im
RuhLÄ . M&Htf Miü Wirk
ten Gebiet (von der Regierung angefan
gen) spreche neuerdings wieder von
.moralischen Eroberungen', die wir
Deutschen mache müßten. Sie sollten
einmal sehen und fühlen, wi unsere
Feind .nloral'.sch Eroberungspolitik"
treiben. Unser Gegner habe während
deS Kriegs so st behauptet, wir seien
nicht psychologisch, wir verstände nicht,
die Seelen anderer zu behandela, und
unsere Nachbet in der Heimat spre
chen ihne die Phrase von der Menta
lität' nach. Nun sehen wir, daß den
Messieurs und den Misterl gar nicht
an .moralische Eroberungen' liegt, Sie
lassen die nackte Macht sprechen und ver
schleiern da Recht bis zur Unkenntlich
keit. Ein Deutscher, der alS Osfizier
für fein Vaterland geblutet hat. ent
rüstete sich in einem Wirtshaus über daS
schamlose Treiben eine! deutschen Mäd
chcnS. da sich einem Soldaten der Be
satzungstruppe als .Braut" angeschlossen
hatte. Dabei entfuhr dem Deutschen
gegenüber dem Mädchen der Ausdruck
.Schwein'. .Er büßte ihn mit dreißig
Tagen Gefängnis und Ausweisung inS
unbesetzte Gebiet. ES ist betrüblich, wie
viele deutscht Mädchen (sie sind freilich
danach, finde sich aber leider zuweilen
sogar im sogenannten besseren Bürger
stand) sich so weit vergessen, den srem
den Freudenwelbein, dit in de Stra
ßen und den Lokalen wimmeln, Kon
kurrenz zu machen früher gegen ein
Stück Schokolade, heute für ein Paar
französische Knieftiefelchea oder einen
Pelzbesatz. Der Schimpf und die
Schande ist für die deutschen Weiber
um so größer, als ihnen die deutschen
Tie Heimreise HindeniurgS.
AuS Hannover wird gemeldet: G:e
ralftld marschall v. Hindenburg traf
nach seinem Erscheinen dar dem
Untersuchungsausschuß in Berlm abend
6 Uhr mit Sonderzg in Han
nover ei. Auf dem Bahnhof hatt di
Studentenschaft der Hochschule Ausstel
lung genommm. 3 egtung inni
Schmregersohne RittmciDer v. Pentz
Verließ Hidcnb,g den Bahnftg. In
der Bahnhofshalle erhob sich lautes
Hochrufen, und schwarzweißrste Fahnen
wurden geschwenkt. Die Menge sang
.-Deutschland, Deutschland Lber, afieV
Nach der Abfahrt HmdenburgZ ach sei
ner Villa ordnete sich die Menge zu
einem Zuge. AIS der Zug vor der Mlla
Hindenburg "eiatrcf, trat dn Feldmar
schall mit seinen Sohit vor die Tür..
Die VersaSimelte stimmten abermals
daS Lied .Deutschland,' Deutschland
Lber allcS" an. Ei Prima, kam mit
kurzen Worten auf die Rsis Hinden
burgö nach Berlin zu sprechen und
schloß feine Red mit einem begeisterten
Hoch auf Hindenburg. Dieser erwiderte,
daß eS für ihn nicht leicht gewesen sei,
nach Berlin zu gehen, aber er müsse
bekennen, wen eS auch schwere Tage
fiir ihn in Berlin gewesen seien, sa
seien sie doch ach erhebend gewesen.
Er habe mit Freude festgestellt, daß
das nationaleEnlpfinde wieber im
Steigen begriffen fei. und er kehre
freudiger zurück, als er hingegangen
sei. Er sprach noch seine Dank aS
für die Ehrnng. und dann ging die
Menge auöeinnnde?.
Der neue Reichsadler.
Die Sächsische Landesstelle für Kunst
gewerbe in Dresden hat folgende, Ent
Schließung gefaßt: Die Landesstelle hat
Kenntnis genommen von der ueuen
Form deS deutschen Reichsadlers, wie sie
von der deutsch Reichsregierung fest
gelegt wurde. Die Landeöftelle be
dauert, daß diese kraftlofe heraldische
Darstellung als Vorbild herausgegeben
worden ist. Sie erklärt, diese Zeichnung
nur als Schema anerkennen zu können,
und ist bereit, dem sächsischen Gewerbe
künstlerische Ausführung zu vermitteln.
Der Streit um die Ncichsfahne.
Die Lankwitzn Gemeindevertretung
beschäftigte sich in erregten Erörterungen
mit Borkommnissen, die sich am ö. No
dembek d. I. abgespielt haben. Af
Anordnung de Gemeindevorsteher Dr.
Ostrowski sollten die öffentliche Ge
bäude der Gemeinde Fahnenschmuck in
Gestalt der fchwarz-rot-goldene Fahne
anlegen. Eine größere Anzahl von
Realgymnasiaftc versuchte die Fahne
gewaltsam niederzuholen. Die Schüler
wurden deswegen mit mehreren Arrest
stunde bestraft. Von, der sszialdemo
irakischen und demokratische Fraktion
wurde nun in einem Dringlichkeit!'
antrage eine schärfere Bestrafung und
gegen die Beteiligten, die nicht mehr der
Schule angehören. Erstattung der Straf
anzeige wegen Hausfriedensbruch und
Sachbeschädigung gefordert. . 8. Dr.
Berkemeyer (Bürg.) bat unter Verurtci
lung deS SchUlerftreichS. auS der Mücke
keinen Elefanten zu machen. Er wie
darauf hin, daß die Reichs nd Staats
behörden so diel Takt besessen hätte, am
9. November nicht zu flaggen. I Sank
Witz allein fei die Taktlosigkeit auf An
ordnung de Gemeindevorstehers be
gange worden, die ösfentlichen Gebäude
schwarz-rot'gold zu beflaggen. Nach
der Erörterung einigte man sich, dem
Lehrerkollegium eine schärfere Beftrasung
anheimzugeben. Für die zerbrochenen
Scheiben soll vo den Eltern eine Buße
vo je 100 Mark gezahlt werde.
Belgische riesmarkt fiir U kefecht
Deutschland.
- Besondere Briefmarken für da besetzte
Rheinland hat die belgische Regierung
aukgegebe. El sind belgische Marken
tei - &r&fcs)t M
Männer eigentlich nirgend! Gelegenheit
geben, sich daraus zu berufen, daß sie
li-t:. m:i..i'r.-i.:i i...
flijiuiajc iwuiuciuiiicu viii .'itymi
gegenüber o den Tag legten. Die
deutsche Manne, begegne de Lefatz
nngstruppe durchweg mit der Zurück
Haltung stummen Hasst.
Sit fühle die ganze Willkür der
Faust, die aus ihnen liegt.
A Rhei' steht die Ruin mancher
Burg, von der inst die Strauchritter
in Tal ritte, um den seine WegeS
ziehende Kaufmann seiner Ware zu
entlasten. Oder auch: die Räuber zöge
eine Kette über den Rhein, wenn ein
Schiff zu Tal fuhr oder bergan ge
schleppt wurde, und erhoben einen Weg
zoll. Wal anders ist ei, wenn heute die
Feinde auf dem Strom mit einer Poli
zeibarkasse einem Schleppzug. der Kohlen
nach Mannheim transportieren fall,
entgegenfahren und ihn zwingen, ein
paar Kähne lokzuwerfen und den Fluß
Piraten zur Auffüllung ihre Brenn
Slosfvorratel zu Überlassen? Allerdings
ind sich dabei die Bundesgenossen zuletzt
doch in die Haare geraten, da daS slld
kichere Okkupationsgebiet natürlich an
Kohlen entbehren mußte, wak sich daS
nördliche widenechtlich angeeignet hatte.
ES ist nicht immer leicht, miteinander
im Einklang zu regieren. DaS eine
aber wissen wir hier alle: ebensowenig
wie lich schließlich daS Faustrecht der
mittelalterlichen Raubritter hat behaup
im können, ebensowenig werden dir
Herrschaften, die jetzt sich dal Recht der
rohen Willkür anmaßen, ein Regiment
aufrichten können, das den Sturm künf'
tiger Zeiten überdauert.
....
K S l ns. 13. November. . DaS britische
Kriegsgericht in Düren verurteilte einen
Herrn Schockier, einen der angesehen
stcn Bürger von Dllren. zu sechs Mona
ten Gefängnis, weil er die in feinem
Haufe von einem britischen Offizier be
wohnte Zimmer nicht genügend geheizt
hatte.
zweizeilige Ausdruck AIXEMAGXE
DCITSCIiXAND in 11,5 Millimeter
Abstand. Die Marken sind in den Wer
ten zu 1. 2. 8. 10, 16. 20. 23. W, 40.
50 Cetiuz und 1, 2, S und 10 Fran
len erschienen. Außerdem hat die bei
gische Postverwaltung eine neue Marke
herausgegeben, die König Albert mit
Stahlhelm darstsllt. Sie ist 22.5 Mil
limetek breit und 26 Millimeter hoch.
ZunLchfi ist der Wert von 15 Centimes
schwarzvivlett schienen. Es soll aber
die ganze Wertreih nach dieser Zeich
nung hergeftllt werden, die kleinen in
verjüngtem, die höheren Werte in noch
größerem Format. Außerdem sollen
Mark wit Aufdruck .Eupen' und
.Maimetch"' ausgegeben ' werden, weil
emch die dmisch Verwaltung Mi der
schieden Sorte ja Gebrauch gehabt
habe, , . ! r !
$4$ Ende einer Komödie.
Die deutsche Delegation zur Arbeiter
tonfnenz in Washington ist nach
Deutschland zurückgekehrt, nachdem sie
verczeblich auf die Erlaubnis zur Ab
reise nach Amerika in Göteborg solange
bat warte müssen, bis die Arbeiterkon
fez i Washington fast am Ende
ihrer Tagung angelangt war. Die Ver
Weigerung der Erlaubnis zur Ueberfahrt
ging von der Entente auS, nachdem vor
her dem Scheine nach die Erlaubnis
gegeben worden war. Wir haften
(schreibt die Tagl. Rundschau, Berlin)
seinerzeit von vornherein unserem Zwei
sei darüber Ausdruck gegeben, daß die
deutsch Delegation wirtlich an den Ve
ratungen werde teilnehmen können. Aber
die linksstehende Presse war wie immer
begeistert und feierte die Möglichkeit
einer .Völkerverständigung' mit Hilfe
der internationalen Arbeiterschaft. Auch
Graf Bernstorff hatte sich von der
Washingtoner Konferenz viel der
sprachen; nun kehrt die Delegation un
verrichteter Sache unter dem Spott der
Ententepresse nach Deutschland zurück.
Sesetzns deS Frankfrterr Polizei
priifldiumS.
Lu Frankfurt a. M.. 22. Ror wird
gemeldet: Die unklaren Polizeiverhält
nisse, di feit langem in Frankfurt
herrschten, habe nunmehr eine Klärung
erfahren. In der vergangenen Nacht
gegen fünf Uhr wurde da Polizeiprä
sidium von den Truppen der Reichswehr
überraschenderweise besetzt, und samt
licht dort anwesenden Hilfspolizisten
wurden rtwaffnet und entlassen. Der
Angriff kam so überraschend, daß jedeö
Blutvergießen vermieden werde konnte.
Die Hilfspolizisten, die durchweg Mit,
glieder der U. S. P. sind, waren aus den
Angriff in keiner Weise gefaßt. Meh
n Angehörige der Reichswehrtruppen
hatte sich ia harmloser Weist mit den
am Eingänge stehenden Posten untcrhal
ten, und alS der festgesetzte Zeitpunkt
kam, nahmen sie einfach die Posten fest,
entwaffnete sie und schickten sie nach
Hause. Daß der Angriff so überraschend
gelang, ist mit Freuden zu begrüße;
denn wie sich später bei Besetzung des
f roßen Gebäudes, die sich ebenfalls ohne
ede Störung vollzog, herausstellte,
waren große Mengen von Waffen,
darunter auch zahreiche Maschinenge
wehre nd Munition, auf .dem Polizei
rasidium angesammelt worden. Der
eitherige Polizeipräsident Harris hat
ich heute früh von seinen Beamten ver
abschiedet, und der neue Polizeipräsident,
der mchrheitSsozialiftische GewerkschaftS
beamte Ehrler, wurde durch Regierung?
Präsident Cosmann in sein Amt ringe
führt. DaS Polizeipräsidium ist von
Reichstruppt mit aufgepflanzte Sei
tengeweh, stark bewacht.
Nsubzckge in Berli
ik Berlin, 29. November, schreibt
man: Die Zahl der schweren Lerzche
gegen daS Eigentum aus den letzten Ta
gen ist wieder sehr groß. ES handelt sich
dji m&Jbjl UIdkdeuteM Mttt-
Das Wirtshaus
, Jae
E sieht in Marburg und nennt sich
Universität. Hochschule deß Geiste!
Wal jedoch von dort zu jl herüber
klingt, ist unverfälschter Spiritu de
KorpsstudententumS, der nicht , höher
steht all da bekante Lied mit feinen
dreihundert Versen. Um der Jrigend und
der Zukunft Deutschland willen, müs
fen die Marburger Zustände an den
Pranger gestellt werden.
Wer noch nie in einer Schenke gewe
fen ist, konnte sie in natura sehen, an
läßlich einer großen ossentlichen Volks
Versammlung, die von unserer Partei
in dem lieblichen Lahnstädtchen voreini
gcr Zeit veranstaltet wurde. Etwa die
Hälfte der Teilnehmer rekrutierte sich
an alldeutschen Studenten, die durch
Flugblätter aufgefordert hatten, dem
Redner den richtigen Empfang zu berei
te. ES war eine Radauversammlung
schlimmsten Art. Die ' gemeinsten
Schimpsworte nd Flegeleien wurden
dem Schreiber diese entaegengeschleu
dert. Durch Pfeifen. Johlen und
Schreien versuchten die Gesitteten dem
größten zoologischen Garten Konkur
renz z machen und im Redner vom
ersten Satz an niederzubrllllen. Zwei
Stunden ging dies ohne Unterlaß, und
nur dem kräftigen Widerstand der an
wesendm Demokraten und Sozialdemo
kraten war eS zu danken, wenn die
Versammlung nicht gesprengt wurde.
Solch alldeutscher Lümmelgeist wäre
bei de unreifen Burschen kaum zu ver
stehen, würde man nicht die Hinter
Männer der Korpsstudnten kennen, deren
mannhafte treudeutsche Brust, immer
noch für König und Vaterland hinter
Jägers Normalhemden schwitzt. ES sind
gewisse Professoren, die ihre erhabenen
kaiserlichen Gedanken durch schwarz
weiß-rote. von republikanischem Geld ge
kauften Regenschirme wohl behüten, daß
ihnen kein Schade gebricht. Greifen wir
objelte. So drangen n der Nacht zum
Sonnabend Diebe in die Bluscnfabrik
von Max Pfick in der Kronenstraße 14
ein und stahlen für 800.000 Mark Blu
sen, Stoffe und verschiedenfarbige Sei
den. Ei großer Schlag glückte einem Dieb
am Freitag in einem Hotel in der Frie
drichftadt. Dort wurde in der Mittags
stund einem Hotelgast der Betrag von
105,000 Mark in Papiergeld gestohlen.
DaS Geld bestand aus vier Scheinen zu
je 1000 Mark, zweihundert Scheinen zu
100 Mark und im übrigen auS Scheinen
zu 20 Mark, darunter einer laufenden
Serie der Nummern 3603001 bis
3604000. Der Geschädigte hatte daS
Geld kurz zuvor in einen Lederkoffer ge
tan, aus dem eS von dem Täter entwen
det wurde, indem er die Seitenwände
aufschnitt. Der Tat verdächtig ist ein
Mann, der eine gelblederne Altentasche
bei sich sührte. 20 Prozent deS wieder,
erlangte Gelde find alS Belohnung
ausgesetzt.
i Wilddieb m Tode dernrteitt.
Di Ermordung zweier Personen
durch einen Wilddieb beschästigte das
Schwurgericht am Landgericht II, Ber
lin. Am 12. Februar gegen 5 Uhr nach
mittags befand sich der Arbeiter Friedrich
Trebus, ein vorbestrafter Wilddieb, mit
seinem Sohne auf einem Jagdrevier bei
Zossea bei de, Ausübung der Wild
dieberei. Der Privatförster Hein und
der Vauerngutsbesitzer Käthe befanden
sich im Walde zur Besichtigung des
Reviers. Als sie bis zum Waldessaum
gekommen waren, machte Käthe den
Förster darauf aufmerksam, daß sich
hinter einem Lupinenhaufen etwas Ver
dachtigej gerührt habe. Der Förster
machte infolgedessen sein Gewehr schuß
bereit, erhielt aber sofort auS dem Lu
pinenhaufen heraus einen Schüfe, de, ihn
in ber Brust traf, und als er sich um
wandte und zu entkommen fuchtt, erhielt
er noch einen tätlichen Schuß ia den
Rücken. Nun wandte sich auch Käthe
zur Flucht, aber auch ihn traf ein dritter
Schuß tötlich. Als Täter wurde durch
die Mithilfe eine Polizeihundes de, An
fieklagte, den auch sei Sohn als den
enige bezeichnete, der die tätlichen
Schüsse abgegeben, ermittelt. Er gab
dies auch zu, behauptete aber, daß er nur
in der Notwehr geschossen Haie, ohne die
Absicht gehabt zu haben, die beiden, die
er sllx Wilddiebe angesehen habe, zu to
ten. Die Geschworenen sprachen den
Angeklagte wegen deS Totschlag an
dem Förste, Hern im Sinne bei 214
frei, dagegen deS Mordes an ' dem
Vauerngutsbesitzer Käthe schuldig. Der
StaatSanwalt beantragte die Todesstrafe
nd Ehrverlust. DaS Gericht schloß sich
dem Antrage de StaatSanwaltS an.
Teutsche Kinder in Dänemark.
Die dänische Gewerkschaften haben
sich bereit erklärt, die Kindekausnahme
auch im Winter fortzusetzen, insbesondere
Kinder über Weihnachten aus acht We
cken aufzunehmen. Der Reichskanzler
Bauer hat deshalb an den Ministe,
Stauning in Kopenhagen folgende
Drahtung gerichtet: .Die Mitteilung,
daß die dänische Gewerkschaften erneut
bereit sind, einer weiteren hohen Anzahl
erholungsbedürstigk, Kinder gastfreien
Aufenthalt in Dänemark zu gewähren,
wird in allen Teile deS Deutschen Rei
cheS freudigste und dankbarste Anerken
nung finden. Die bishe, heimgekchrten.
glänzend erholte und fast immer auch
neu Ingekleideten Kinde haben bet de
Angehörigen di tiefst Dankbarkeit au,
gelost, die da Familienleben der.einzel
nen günstig beeinflußt. Dieser sichtbare
Ausdruck der Hilfsbereitschaft hilft un,
de Glaube a eine neue und bessert
,2ritjcht öiJBJSfS
an der Lal)n.
ltmann.
inen der Helden herauL: Geh. Rat Pr
sessor Dr. Träger. AlS Privatmann mag
er auf dem Busen und auf den Lippen
tragen, wa! er will. Wenn er aber sein,
Schulstunden benutzt, die Regierung, di,
MehrheitSparleien und die Republik an
zupöbeln und antisemitische. Reden z
halten, wenn er die heranwachsende Ju.
gend durch Rassen, und Klassenhaß der.
hetzt und veroht, dann muß einem sol
chen Lehrer da! Handwerk gelegt wer.
den. ehe e zu spät ist. Nach, bekannte,
teutscher Art wird der Herr Prolessol
versuchen, auch länstig sein Gchalt be
ziehen zu können. daZ auS den Steuer,
groschcn aller Bürger fließt. Deshalb
einige Ctilprobcn aus dem Kolleg deS
Teutonen ' ,
0 Vor der Revolution'.!,
man sich auf. wenn die Oberrech.
nungskammer Rechnungen Lber 5 Pf.
ausstellte; man kand die sehr iureau
kratisch. Aber heute ist es möglich, baß
rinr!i.itirnrtit l?icl'born 25.000
M. unierschlägt und unsere heutigen
Minister? niachcnS auch nicht besser,
Sie werfen das Geld mit vollen Han
den zum Fenster hinaus."
,. . . Die Eozialdemokraten tragen leichi
die Schmach des Friedens, da die angcb.
lichen Erfolge der Revolution sie übe,'
diese hinwegsetzen. Viele ihrer Führe,
find verkrafte Akademiker, die in ihren,
Zivilberuf keine Befriedigung gesunde,
haben . . ..Die meisten sozialistischen
Führer sind pathologische Individuen,
vom Größenwahn befallene Subjekte . .
..... Herr Friedrich Ebcrt und sein,
rt o..;r!
tftflU XUI jiunißin ;uic.
.... Herr Erzgcmn . ., ach, Verzei'
hung, Herr Erzbergcr . . . man kommi
nur zu leicht in Versuchung, den erste
renAusdruck zu gebrauchen . . -
Für heute mögen diese vier Sätze aui
dem Kolleg über .Grundlagen der Po
litik" genügen, die Herr Träger genau
sa beherrscht wie die deutsche Sprache.
Wir können uns jetzt vorstellen, was de,
Jugenderzicher in seinen politischen Vor
lcsungm sonst noch verzapft. Solche,
Apsch'-nuntcrricht erklärt das Benehmen
der Schüler. Erklärt es, wenn in Mar
bürg sozialistische Studenten von ihre
Kommilitonen verprügelt, . wenn An
dersdenlende um ihrer Ueberzeugung ge.
hetzt und verachtet, wenn ihre Anschlag,,
am schwarzen Brett beschmutzt und her.
untergerisssn werden, und wenn eZ di,
alldeutschen Lümmel wagen, die gesamt,
Aürgerschast zu terrorisieren. In eine,
Zeit, in der den Krankenhäusern der
Verbandssstoff fehlt, ist Sonnabend i
der ganzen Umgegend von Marburg kein .
Saal frei, weil die Burschen gegen Ge.
setz und Kultur Mensuren schlagen un!
beweisen wollen, daß an ihren Köpfen
keine edlen Körperteile verletzt werde
können. Juden, Sozialdemokraten nfc
Hunde rangieren in Marburg in der
gleichen Gesellschaftsklasse. Es gibt im
dortigen WirtshauZ studentische Fach
gruppen. Den Juden ist von den
.Deutschgcborenen", wie sie stch bezeich
nen, gütigst gestattet, Beiträge zu ent,
richten. Von den Versammlungen unt
Zufammenkünstcn, bei denen über di,
Verwendung deS Geldes und Lber Be
rufssragen entschieden wird, sind die
Deutschen jüdischen .Glaubens ausge
schlcssen. Also verkünden die kommen
den Richter, Staatsanwälte, Beamt,
UIIV VU3 VvUitvitUlil UIIV UM
deutschen Sitten im 20. Jahrhundert.
All dies kann dem Nektor der" Uni
versität nicht unverborgen sein, Wai
geschieht? Auf dem demokratischen Par
teitag in Berlin berichtet der Student
Lemmer Lber die Vorlesung des Herrn
Träger. Der Rektor läs)t den Stuben,
ten zu sich kommen, sagt ihm! er hab,
Wüche und Ansehen der Universität ver
letzt. Einige Tag später ist gegen
Lemmer daS Disziplinarverfahren eröff
net. Später hat daS sogenannte Stu
denienparlament. in dem die sozialisti
sche und demokratische Organisation nicht
vertreten sind, zwei gegen den unbeque
men Kommilitonen gerichtete Resolutio
nen angenommen, worin Tatsachen ab
geleugnet wcrdm. die der Angeklagte
durch Zeugen . bewiesen hat. In dem
.Parlament' wurden Tinge verlesen, die
nur durch einen Amtsmißbrauch deS
UniversilätsrichterS dem Vorsitzenden be
kannt sein kannten, und die Tagung be
gann mit der unglaublichen Beeinflus
sung: der Rektor hab; mit großer Freude
und Genugtuung wn dem beabsichtigten
Schritt des Studentenparlaments Kennt
nis genommen! So deutscher Mut und
teutsche Art gegen einen Mitschüler, der
fünf Jahre als Jnfanterieoffizier vor
dem Feinde gestanden. 23?t erkennt nicht
die Flüchte und die Früchtchen de Herrn
Träger, der mehr als einen geistigen
Sohn hat, derS schon mit 13 Jahren
kann.
In der Volksversammlung wie Zn der
Universität überall die gleich, Anma
ßung. die gleiche Ueberhebung und die
gleiche Hetze gegen alleS. wsS nicht Ins
alldeutsche Horn tutet. DaS ist die ei
stige Elite! UnS bangt um Deutsch
land! Zukunft. Veranlaßt durch unsere
troßlosen Finanzvnhältntsse sind neuer
ding, die Schulgelder erhöht worden.
Man soll diefe Abgaben progressiv er
heben, nach dem Vermögen der Eltern,
damit der Aufstieg der wahrhaft Be
gabten nicht auf dem Papier stehe
bleibt, damit auch die minderbemittel
te und demokratischen Volkskreise ihre
Kinder ia die höheren Lehranstalten
schicke können. Heute sind unsere Uni
dnsitäten die Brutstätten de Volk!
und Rassenhasses, die Hochburgen der
Reaktion. Sie müssen ausgeräuchert und
ausgemistet werden. Im Wirtshaus an
d Lc.hn seis begonnen
rin i ii.n-rjF rinn i nnni tim nun .