v. w w my w "wt w Anssische SchuitenbiLder. (Berlin ,toa.) Turch feit ftt Grenze, Endlich die Grenze l . . . Dort irgend ws in der Cüvwestecke Polen, zwischen Baranowice, Homel. und Minsk. Mein Kutscher ist ein einheimischer Jude, mein Gefährt ist ein hslbzersallencr Panje wogen, der zwischen zerstörte Stachel drahtgchcg? und dersumpsten Laufgra ien pahintnarrt. Der Weg ist ab scheu lich; bald versinken wir in , grundlosen Wasserlachen, bald stolpern wir über Stcinhausca oder über Massengräber der im Kriege Gefallenen. Mein Kutscher hat große Angst und überredet mich mit allerlei Listen, ihn vorzeitig zu eutlas sm und ihm den ausbedungenen unver schämt hhen Lohn von 70 Rubeln voll auszuzahlen. Bald täuscht er mir vor, daß im nahen Wäldchea bereits rote Vorposten lauerten und uns bestimmt be schießen würden, bald stellt er , sich schwerkrank und schüttelt sich sehr un natürlich in plötzlichen Fieberschauern, u sofort zu gefunden, wenn ich ver spreche, auf seine Rechnung im, nächsten Dorf ein neueZ Fuhrwerk zu mieten. Wer wir sind noch nicht einmal bei der neutralen Zone angelangt, wir begegnen och manchen polnischen Patrouillen,; die unsere Papiere prüfen, und die nächste Station ist noch von den Polen besetzt. . Ein blutjunger Leutnant ist Kom I Mandant dieser Station, auf seinen 13 jährigen Schultern ruht eine große Per antwortung. Vergebens versucht n sein kindlich-freundlicheS Gesicht in wichtig Falten zu legen, wenn ihm die Eendar wen der Spionage Verdächtige oder lleberläuser aus dem Gebiet der Bolsche Unken oder auch nur Bewohner auS der Umgegend, die ohne Ausweis auf den Straße ergriffen wurden, ins Zimmer führen, er ist gegen alle höflich und der sucht, seine Autorität zu wahren. Hin :.. beginnt die wirkliche Front, natürlich muß man sie sich anders vorstellen, Äs wir sie im großen Kriege gesehen haben. Es gibt dort kine Laufgräben, , keine Drahtgeflechte oder Verschanzungen. Der Krieg wird eigentlich nur auf den Haupt wegen und längs den Eisenbahnen ge führt. Die Streitkraste. die sich gegen überstehen sind nicht zahlreich, so ist es : denn nicht unmöglich', sich in der Dun Scheit durch die Front zu schleichen, ohne von Freund oder Feind bemerkt zu wer 1 - den. Noch etwa 5 Kilometer von der Sta tio entfernt.- besetzen polnische Vor Posten und Patrouillen einzelne Dörfer und Brücken, dann beginnt daZ neutrale Gebiet, ein Gelände von etwa 10 Kilo inetern, welches von niemand besetzt ist und in dem keine Gesetze gelten. Von beiSen Seiten schweifen ab und zu Ka vallerieabteilungen durch diese Zone, de, schießen sich, wenn sie aneinander pral Ien, ohne sich aber in ein ernsteres Ge f:5,t einzulassen. In den Wäldern hau stn'Kundfchaster, Deserteure und Räu ber, be.- bei einiger Vorsicht ist eS im merdi möglich, dieses Gebiet zu passier . ren.'., . Tet Weg scheint frei zu sein, nur auS einem fernen Dorf von der feindlichen Seite her fliegen ab und zu Kanonen kugeln zu unserem Standort herüber, richten aoer keinen Schaden an, da die Posten gut gedeckt sind. Nun gilt es, nur mit einer Handtasche unter dem Arm, den Gang ins Ungewiß zu tun, in jenes so rätselhafte Sowsetland, daS jetzt nicht weniger abgeschlossen als Ti bet liegt. Dort sind alle EeseLschaftS foraa ml iSrem Ballast an morali , fchen. ethischen'und politischen Begriffen über den Haufen geworfen. Im ChaoS in noch nicht abgestorbenen alten For ... men und der Zerrbilder von improvisier ien Neuerungen brodelt der russische Hezenkessel. Ein Gefühl der Hilflosig seit, der Unmöglichkeit, irgendeine Be rechnung aufzustellen, überkommt einen, wenn mag den ersten Schritt hinaus in die" neutrale Zone tut. wo jede Gesetz niäßigkeit begraben ist und wo nur der Zufall waltet. Rund herum ist es ein fam, unwillkürlich verbirgt man sich hin. ter Sträuchern und Gebüsch, um nicht don Unberufenen gesehen zu werden. Na türlich bitt ich, den Verhältnissen ent sprechend, so einfach gekleidet, daß kein Räuber mich eineS UeberfaLs für wür feig erachten wird, und so erschrecke ich ,den auch nicht allzusehr, als ich plotz lich nter einem Baume auf ine zer lumpten Mann ftoße, der wahrscheinlich IS Kundschafter ausgesandt ist. Ich nähere mich ihm furchtlos und erkundige mich nach dem Wege. 3r blinzelt mich zuerst listig an, rät mir aber dann, links durch den Wald zu gehen, dort würde 'mich niemand behelligen. Ich glaube ihm. und wirklich ftoße ich nach einigem Wandern auf den verödeten Bahn dämm. Nach einer halben Stunde "muß ich endlich bei de Bolschewiste sein. Das .Stationsgebäude, da! sie besetzt halten, ist schon zu sehen. Endlich auf der Eisenbahnbrücke hält mich der erste rote Militärpoften an. Der Sprung in Ungewisse ist getan, und eS gibt, für den Augenblick wenigsten, kein Zurück mehr in die Welt del Kultur, der alten liebe Gewohnheiten und Begriffe. Ein Ge . suhl deS GrauenS steigt in mir auf. da aber fofvrt nach einer freundlicheren Be rüßung durch die Soldaten schwindet. Sie lassen stA in ein längere! Gespräch ein, feVf sich nach Frieden und sind fet fält auf die Juden, die an allem Me Cckmld baten sollen. Sie lassen mictT u"?znind ri passieren. Auf der Station atet niemand auf mich, überall schien, der? "Sonaten herum, liegen nachlässig auf d'g Bänken oder unterhalte sich h? in drti Warteraumen. Trotzdem der "eind so nahe ist. ist wenig von feld mäfssqek Disziplin , merken. Zwei Waschinen siehe unter Dampf, um im Falle eine TnarifsS die ganze Besät zung fort'.uführen. Der Gesamteindruck .ist der einer areßen Schläfrigkeit und ! beinahe gütmuiigk Sorglosigkeit. Zu ! dikr Stimmung Passen die klutdÜrsti I am Plakate sch'ccht, die überall an den ' Wänden angeschlagen sind, und worin von G. von Nngern-Sternberg. die Vernichtung der Burshul und der 2od btt elenden weißen Garden gesor dert wird. Zu essen gibt eö beinahe gar nicht, und da wenige, wa sich findet, ist fast dreimal so teuer wie auf der nahen polnischen Seite. Da offizielle Golschewikengeld Kerenökischeine und die neuen. Lenenki will niemand neh men, obwohl auf ihrer Annahmeverwel gerung eine schwere Strafe steht, olle, namentlich die Bauern,' verkaufen Le benZmittel nur gegen da alte garen geld, da einzige, zu dem sie Zutrauen haben, denn mit dem Sturz der Bolsche wiken würde auch ihr Geld - mit allen Neuschaffungen der Revolution wertlos werde und verschwinden. Um weiter zu fahren, bedarf e der Erlaubn! der Delegierten, der außer ordentlichen Kominission. heute die Her ren über Leben und Tod der Bewohner de? russischen SowjetreicheS. Hier auf der Station liegt die Macht in den Hän den eines früheren Matrosen und eine niederen Eisenbahnbeamten. Ein ge waltiger Revolver blitzt mir entgegen, als ich den gefürchteten Raum betreten, aber die Leute lassen mit sich reden und werden bald sogar ganz freundlich und gefällig, sie erkundigen sich eingehend nach de Verhältnisse in Deutschland. Sie zweifeln am Segen der Weltrevolution und am Heil der bolschewistischen Me thoden, aber nun gelte eS eben bis zum Ende durchhalten. UebrigenS haben auch sie ihre Sache gepackt, um bei der ersten Gefahr fliehen zu können, nach der Märtyrerkrone scheint sich hier niemand zu sehnen. Sobald eS dunkel gewor den, geht ein Zug mit ausgelöschten Lich tern, damit er nicht von weisem gesehen wird. Mit dem Erlaubnisschein in der Tasche kann ich meine Fahrt nach Mos kau fortsetzen, die rote Grenze ist ? as siert. Nach Moskau. . ES ist nicht nur eine Uebequemlichkeit, eS ist heute beinahe eine Tollkühnheit, mit russischen Eisenbahnen fahren zu wollen. Robuste Männer und Frauen, auf den Schultern Säcke voll Lebens Mittel, die ei ganze! Vermögen dar stellen, zermalmen und zerquetschen den unglücklichen Reisenden. Einen Eingang kann er sich günstigenfalls durch eines der zerschlagenen Fenster robern, aber wahrscheinlich fliegt er durch daS nächste wieder heraus. Ist er ein guter Tur ner, so kann er. sich dielleicht auf das Waggondach retten, aber auch dorthin ist der Andrang ein großer, so daß man leicht während der Fahrt abstürzt. Nur der Stärkere behält Recht, und Brüder lichkeit gibt eS nicht. Zwar führen die wenigen Züge, die in Sowietrußland verkehren, ein oder zwei Wagen, die nur' für Sowjctöeamte Militarkuriere und Delegierte bestimmt sind: glücklich, wer darin einen Platz erhält, man hat we nigsten Aussicht, sich gelegentlich setzen zu können, und die Wachen, die mit Was fengewalt den Zugang hüten, lassen kei nea Unfug zu. Unter den Reisenden. fowoh? im Zug als auch auf den Sta tionen. fallt oft ein Mißmut auf. der sich freilich nicht recht Luft zu machen wagt. ; Jeder scheint Theater zu spielen oder irgendeine auswendig gelernte Rolle herzusagen, und nur in den Blicken, in irgendeinem , flüchtigen Lächeln, leuchtet mitunter die-wahre Stimmung auf. Oft scheint sie der Bolschewistenherrschaft nicht günstig zu sein. Man fügt sich aber den neuen Herren, dielleicht aus Furcht, dielleicht auS Apathie, weil eS nun einmal nicht anders geht, öder weil man jedeS politischen Denkens müde ge worden ist. Sicher ist nur. daß die Re gierung bei der Landbevölkerung keinen Kredit hat, denn fast bis vor die Tore Moskau kann man nur für daS alte Zarenael, etwaS kaufen, der Bauer will weder von dem kleinen KcrenLki, noch von dem neuen Lcningeld etwas wissen. Der Zug halt ganz unerwartet im Feld, kurz vor der Einfahrt in die Sta tion. E erweist sich, daß der Maschi ist feine Zeit abgefahren hat, und da die Ablösung nicht eingetroffen ist, so will er hen Zng seinem Schicksal über lasse und nach Hause gehen. Unter dem Publikum herrscht. Bestürzung; aber da eine derartige Ueberraschung vielleicht nicht zum ersten Male stattfindet, fo macht nun gute Miene zum böse Spiel. Schnell wird nter den Reisenden eine Sammlung veranstaltet nd dem Ma schinift eine ansehnliche Summe gebo ten. Er läßt sich erweichen,, und wir fahre weiter. Derartige Streiks wer den übrigens don der Sowjckregierung auf das schwerste bestraft, wie denn überhaupt alle Streiks, die das Gemein Wohl gefährden, streng verboten sind. In mehr wir nnS Moskau nähern, desto ärmlicher wird die Umgebung, desto höher wachsen die Preise. Auf den Sta tiom wird nicht? Eßbare? mehr feilge boten, nd wer sich kein Brot mitge nomme hat, kann hungern. Ueberal sinftrre oder apathische Gesichter. iLerall Menschen, die weder Hoffnung noch Freude zu kenne scheinen. Der Alexan derbahrhof sieht de und so schmutzig auS. L ob er schon durch Monate nicht gereinigt worden wär; hungrige Men schen drängen sich ruf den Bahnsteigen herum und sehe zu, ob sie nicht von den ankommende Reisenden irgendwelche Lebensmittel kaufen können. Mein Ge päckträgcr, ein früherer Soldat, ver langt als Lohn 80 Rubel oder lieber zwei Pxund Brot. Der Drofchkenkut scher nimmt für eine einfache Fahrt in die Stadt 300 Rubel (nach dem frühe ren KurZ 630 M), er würde aber lie ber füi ein paar Pfund Speck oder Wurst fahren. Der einst fo geputzte Petrowski-Park liegt verödct und der nachlässigt da. die Restaurationen don Strelna und Jar mit ihre Zigeuner chören, deren Ruhm über die ganze Welt ging, mit ihrem inillionenverschlingcnden Lurul. sind schon lange geschlossen. Un kraut wächst aus den Weg' und Beeten. Der Kutscher bekreuzigt sich verstohlen, al wir vorüberfuhren. Tort finden allnächtlich die Ezekutionea der außer ordentlichen Kommission statt, berichtet er heimlich. .Hunderte, Tausende sind dort erschossen," aber man dürfe nicht darüber sprechen, meint er, sonst würde man fclb,c an die Wand gestellt, 'da geht jetzt schnell." .O Soll!" seufzt er nd schlägt mit seiner Peitsche aus daS müde Pferd ein, daS ist der reine Tod." In weiter wir durch die Straßen sah ren, desto armseliger und trauriger er scheint die Stadt. Alle Gcschäsle sind geschlossen, die Fenster nd Türen sind mit Brettern verschlagen, nur ganz sel ten stoßen wi, auf einen kommunistischen Laden der Sowjctrcgierung, aber ;bie Auslagen sind so wenig verlockend, und lie auzcstM Waren so schäbig, daß ie kaum jemand anlocken, und dann chlicßlich, um ttwaS in diesen Läden kaufen zu können, bedarf es ganz be sonderer Erlaubnisscheine, die sehr schwer zu erlangen sind und wozu es allerhch ster Protektion bedarf. Die Menschen sind dürftig gekleidet und sehen über müdet auS, Männer mit Kragen beklei det sieht man in Moskau überhaupt nicht. Der Schmutz in den Straßen spottet jeder Beschreibung. Ader auch die Häuser selbst sehen schmutzig und zerfallen auS, der Bewurf und der An strich sind schon seit Jahren nicht er neucrt worden und daS Karnie bröckelt ab. Manche Gebäude sind ganz in Schutt zerfallen, zum Teil auch wah rend her Straßenkämpfe zerschossen wor den. Moskau ist zerlumpt, entwllrdet. HotclS und Gasthäuser gibt eS nicht mehr. Um in einer, der Sowjeiherber gen absteigen zu können, bedarf eS be sonderer Orders, .auf die man durch . schnittlich 24 Stunden warten ,muß. Wer also keinen Bekannten in der alten Hauptstadt hat. muß auf der Straße bleiben. Restaurationen gibt eS auch nicht, nur ab und zu stößt man auf ein Teehauk, in dem man für enormeS Geld ein Glas gefärbtes Wasser, ober natür lich ohne Zucker, bekommt. Dafür blüht aber ein geduldeter Stroßenhandel. Ueberall bieten halbwüchsige Jungen und Mädchen Zigaretten, JrisbonbonS und Stücke Zucker seil. Eine schlechte Zi garette kostet drei Rubel, eine Schachtel Streichhölzer 5 bis 10 Rubel, ein Stück Zucker, etwas größer als ein Westen knöpf, 5 Rubel. Diese Knaben und Mädchen verdiene leicht ihre 50) bis 600 Rubel täglich rmd stehen sich jeden falls besser als die höchsten Comjetbe amten, wenn diese ihre Stellung nicht etwa für Privatgeschäfte ausnutzm, denn im allgemeinen hat die Korruption mit dem Wachst der Freiheit Schritt gehalten. Es fällt aus, daß sich diele der Bor übergehenden in den Straßen wieder vor den verödeten Kirchen bekreuzigen; da er innert an alte, vergangene Zeiten. Die Priester ober erkennt man kaum mehr wieder, sie sehen so armselig auS, auch haben, sie ihre Bärte und Haare gestutzt, um nicht allzu sehr von der Umgebung abzusieu. Durch irgend etwas auf fallen, ist heute in Rußland nicht ratsam DaS Militär, dem man begegnet, macht einen guten Eindruck, man bemerkt es. daß wieder sirenge Disziplin in der roten Armee eingeführt ist. DaS Allgemeinbild MoskauS ist tröst los. tragisch! Wollte der eiserne Wille, der hier alles galvanisiert, plötzlich ge brochcn werden, fo scheint es, als ob alles. Häuser und Menscben. in, Trum mcr fallen würden. ES fehlt, der Hauch' der Freude, und eS fehlt die Hoffnung. Moskau ist an sich nichts. eS ist nur der Körper und da Instrument zur Man? festation der kommunistischen Lehre, eS liegt in grausamer Abgeschiedenheit fern ' vom Strom des Lebens. ( Moskauer Leben. Ganze Wälle von Argumenten sind gegen Moskau als Haöpt der 3. Znter nationale aufgetürmt worden. Viele sind unwiderleglich und können einen Theo retiker überzeugen. Nok, Verelendung und Verwilderung sind Tatsachen, die niemand aus Sowjetrußland hinaus leugnen kann. Aber Moskau argu mentiert gar nicht, will eS nicht tun; Moskau handelt, und deshalb sind alle Gegenstände stumpfe Waffen, die jcn seitS der rote Grenzen ihren Sinn ver liere und fast grotesk erscheinen. ES ist ebenso. aS wolle man eine Dynamiiex plosion mit Vernunftgründen beschmö ren.. In Moskau losen sich die Pro bleme der Revolution und deS Sozia lismuZ in der Tat auf, sie sind eine Machtfrage, und um die Macht zu be Häupten, müsse alle Mittel gut sein, die Vorteil versprechen, mögen sie auch noch so grausam und furchtbar erscheinen. Nachgebe und Kompromisse könne nur erzwungen werden, sie mögen zeitweilig auch ein Schachzug kluger Diplomatie sei, sie gelten aber sofort als hinfällig, sobald die Möglichkeit entsteht., sie zu brechen. Es ist mit dem BolschewiS muS in Rußland wie einst mit der In quisition in Spanien. Ideen sind auZ Dienern zu Herren, und auS Herren zu Dämonen geworden. ' Die alte Zarenburg, der Kreml, ist der Zentralsitz der Lolschewistenregierung in Moskau. Die Tore sind gesperrt und 'von Wachen besetzt, nur der Eingang neben der großen Manege darf betreten werden,, dort ist der Posten einer letti sehen Leibwache, die den Zutritt hütet, den nur mit besonderen Erlaubnis scheinen und Legitimaticmen kann man in de Kreml gelangen. Recht öde liegen die weiten Hofe der Zarenburg mit ihren schönen, goldkuppeligen Kirchen und Pa kästen da. vom alten Prunk ist wenig zu merken, und eS sieht fast wie ein Hohn auS, wenn noch die stolzen kaiserlichen Adler Türme und Zinnen schmücken, wo heute Lenin und Trotzkq regieren, die beiden roten Zaren. Konnte man die ersten Wachen passieren und mit dem Erlaubnisschein in der Haud ber die lange Brücke und durch den Hohlweg unter der breiten Mauer in daS Innere der Einfriedigung deS Kremls gelangen, so ist eS deshalb noch lange nicht gestat tet. ohne weiteres eines dtr vielen Re gierunzZzedäude oder gar die Wohn räum der höchsten .Sowjetbeamte zu betreten. Dazu hat man sich jedelmal a de HauSkommaedante zu wenden, dort muß man sich nochmals legitimie na und den genaue Korund de Kom men angeben; wird man auch von die fr HauSpolizei für einwandfrei befun den, so erhält man einen neuen Passier schein und' wird nun von den Schild wachen In Heiligste weitergelassen. Ti Furcht vor .Attentaten scheint demnach ine große zu fein, 'wenigsten! ist die Kontrollt schärfer, al! sie, es zu Zeiten de! Zaren war. Lenin selbst bekommt man selten zu sehen, er soll nach dem letzten Attentate sehr zurückgezogen leben, auch soll er heute mehr ein Symbol al! da! wirtliche Haupt der bolschewistischen Regierung sein. Trotzky, der die mili tärischen Maßnahmen der Räteregierung leitet, befindet sich meisten! an den ver schiedenen Fronten, aber der 'Kreml bleibt nach wie vor da Gehirn de Bol schewiSmus, von dort geht eine nie er sckilaffende Energie auö. die keine Hemm nisse kennt, von dort au wird mir einer Machtsülle regiert, um die jeder absolute Fürst die Sowjetregierung beneiden kann. Nicht weit vom Kreml finden sich die einst berühmten - .Ochotnitschije rjadii", in denen alle Delikatessen gab, die nur der menschliche Gaumen herbei , sehnen konnte. Der Markt war lange geschlossen, ist aber kürzlich wieder aus erstanden, da sich die Regierung, infolge der schweren Hungerepidemie, gezwungen sah. von ihrem Prinzip abzugehen und wieder den freien Handel mit Lebens Mitteln auf den Ochotnitschije rjadü und auf der Eucharewka zu dulden. Dort namentlich, auf der Sucharewka, herrscht ein unbeschreibliches Gedränge, und auf den von Schmutz starrenden Bänken und Verkaufstischen gibt S so ziemlich allcS, Irak man wünschen kann. Appetitlich sind die Auslagen zwar nicht, denn die meisten Waren. Speck, Schinken. Weiß brok.' Zucker usm haben die Frauen un ter Ihren Röcken der. die Männer in ihren Wasserstiefeln hierhergeschmuggelt, aber auf solche Aeußerlichkcitea achtet man nicht. Die Preis allerdings sind erschreckend hoch. Zucker kostet 120 bil 130 Rubel daS Pfund, Speck oder Schinken 160170 Rubel das Pfund usw. Um ganz bescheiden in Moskau leben z können, muß man ein MonatS einkommen don 13.000 Rubel haben. Die auf Karten zur Verteilung kommenden billigen LeienSmittcl reichen nicht au, um den zehnten Teil deS Bedarfs zu decken, alle, die privilegiertesten Arbeiter mit eingeschlossen,'' sind also auf de Schleichhandel angewiesen. Auf der Eucharewka traf ich im Gewühl der stoßenden ni drängende Menge von Käufern und Verkäufern einen mir be kannten frülzeren Generaldirektor der größten Versicherungsgesellschaften Moö. kaus. Er verkaufte auS seinem eigenen Bestände oder auS dem von Freunden Hosen zum Preise von 2000 Rubel daS Paar. Eine andere bekannte Dame hatt aus Gardinen, die ihr durch einen Zu fall noch geblieben waren, Blusen genäht und verkaufte sie an die Bäuerinnen zu 3400 Rubel da, Stück. Dal Ge. schäft ging gut. Eine frühere Exzellenz, Vorsitzender einer det? größten Gerichts Höfe Rußland, siandg einen Pfoste gelehnt und ersuchte die Vorübergehen den um Gaben. Seine Kleidung war schmutzig, aber sein langer, wallender Lackenbart nach wie , vor gut gepflegt. .Gebe Sie wie ein intelligenter Mensch,' mahnt er mich. Auf meine fragenden Blick erklärt er5 .Nicht unter fünf Rubel; Kvpekengaben. daS müssen Sie doch als intelligenter Mensch ver siehe, interessieren mich nicht.' Er hatte recht, mit Kopeken kann man nicht? an fangen, kostet doch eine einfache Tram wayfahrt 1 Rubel 60 Kop. und eine Schachtel Streichhölzer 5 bis 10 Rubel. Auch die Zeitungen, die die Sowjet idcen verbreiten sollen, also die igent lich nur Propagandazwecken diene und vom Staate ohne alle kommerziellen Zwecke herausgegeben werden, kosten mindestens 60 Kopeken die Nummer. Private oder oppositionelle Zeitungen sind schon lange. unterdrückt, die Typo graphie eingezogen und die Redakteure zum größten Teile ins Gefängnis ge worfen worden. Auf, dem Theaterplatz, vor dem Ho tel Metropol, wo jetzt da Kommissa riat de! Aeußeren eingerichtet ist, ist die Bewegung och immer eine recht große. Dort kreuzen sich auch die wenigen Trambahnen, die noch in Moskau funk tionieren; die meisten Linien haben au! Kohlenmangel den Dienst einstelle müs seit. ES ist jedoch nicht ratsam, eine Tramwagen besteigen zu wollen, denn sie pflege derartig überfüllt zu fein, daß sich der Eingang nur nach schwerem Kampf erobern läßt. Drinnen aber be sieht die Gefahr, eine ganze Rotte don Ungeziefer einzusammeln, denn ganz Moskau ist verlauft, oder von Taschen dieben ausgeplündert zu werden. Da dit Droschkenpreise unerschwinglich hoch sind, so heißt eS eben zu Fuß gehen. Bei den Riesenentfernungen in Moskau geht dabei unendlich viel Zeit verloren, aber die Zeit hat fast ebensowenig Wert wie da! Geld. Führen doch die meisten, wenn wir von der zahlreichen Sowjet burcaukratie absehen, den Titel .Arbei ter" nur noch kcrn,ri causa, denn die meisten Fabriken siehe teils aus Man gel an Rohstoffen und Heizmaterialien, teils aus andern Gründen still. Gearbeitet wird herzlich wenig ud.,so unproduktiv, deß sich die Regierung wieder gezmun gen sah, die ihren Prinzipien wider sprechenden Akkordlöhne einzuführen unv Fachleute mit besonders hohem Ge halt anzustellen. Noch ist der chiliastisch Glaube an den Heiland Proletariat in Moskau nicht ganz erloschen, aber der Tem pel, au! dem die ganze Welt zum neuen Glauben gezwunsen" werden sollte, ist park entweiht. Noch wird von der kommenden Weltrevolution gepredigt, die Welterlösung bringen oll, ober man spürt es. eS weht heute in Moskau nicht mehr der alle? erobernde Hauch deS Et-thusillZmus. sondern es ist das eiserne Muh. der Trieb der Selbsterhaltung. -d.r die Sowjetregierung davon zurück halt, zu kapitulieren, um daS Land von Hunger und Sntwürdung zu erretten. Irühwinter in der Schweiz. von Dr. Walter Z. Ma. i , ,,,. y Die Zustilnde Wenn e wirklich dit Absicht der En tcnte war, die unterlegenen Gegner auch nach dem Kriege durch Hunger und Kalte weiter wirtschaftlich zu schwächen, so muß man sagen, daß sie im Jahre 1011) in der Natur einen unheimlich stör' ken Bundesgenossen gefunden hat. icit früher l in sonstigen Jahren versagt die wärmende Coiine der Erde in diesem Herbste des allgemeinen Mißvergnügen! ihre pflichtgemäße Leistung und unter den trüben Wolken, die feit Wochen nun auch physisch über dem Europa de! noch immer nicht ganzseitig gworlenen Frie denS hangen, ist der schlimmste Feind dieser kohlenarmen Zeit ins Land ae zogen, ein früher Winter. Freilich be drängt er nicht nur ' Deutschland und wa von Oesterreich übrig geblieben Ist. Auch die siegreichen Länder und die Neu tralcn müssen sich allerhand Entbehrun gen an Wärme und damit an Arbcits kraft und Licht auferlegen. Nur d.iß eö da nicht so schlimm empfunden wird. Denn, da sie ja im Siege die wesentlich sten Kohlenlager erhalten haben, vcrmo gen sie ihren Bedarf früher und schneller zu decken. In Deutschland gesellt sich dem Fortfall so vieler wichtiger Kohlen produkiionsgebiete die Arbeitsunlust dir Bergleute. - Oesterreich aber ist auf den nicht sehr beträchtlichen ezuten Wille Czechoslowakien und Polens angewie sen, die ihre von der Gutmachungskom Mission auferlegte Pflicht zur Kohlen Versorgung der Republik nur im gerin gen Maße erfüllen. Man hat in Deutschland zu dem ener gischen Mittel gegriffen, den Zugsrer lehr für Personen durch zwei Wochen gänzlich einzustellen. Ein öiückfall in eine verkehrslose Zeit, wie er fast un glaublich ist. Die vorhandene Kohle ist besser verteilt worden und überdies ha den die Bergleute eingesehen, daß. wenn sie nicht arbeiten, es ihnen geht, wie dem Jungen, der da sagt: ,'schicht mei nem Vatter schon recht, daß ich gfrörte Händ' krieg', warum kauft er mir keine warm:n Handschuh?" Und sie haben freiwillig den müksam erstreikten Ar beitstag wieder verlängert, um die Pro duktion zu heben.' Auch die Eisenbahn arbriter sind energisch an die Reparatur des -rollenden Materials gegangen. Und so scheint viel Schlimmes teilweise über wunden Freilich, aus Wien kommt nach wie vor der furchtbare Schrei der Not. Man lebt dort von der Hand in bin Mund. Schulen müssen geschlossen wer den, weil sie nicht geheizt werden tön nen. In den Aemter ruht die Arbeit. Im tiefen Dunkel liegen abends die Straßen. Die Theater spielen nur am Nachmittag. Die Hotels berechnen phzn tastische Preise für schwache Feuerung. Und die Leute gehen in frühester Stunde zu Bett, m sich halbwegs warm zu er halten. Wag sollten sie auch im Dunkel und mit. den. geschlossenen Gast und Kaffeehäusern anfangen. Alle Auzien sind aus die Vertreter der Entente gerich tet, welche versprochen haben, dieser furchtbaren Not so schnell als möglich abzuhelfen. Können die Ententemächte helfen? Man beginnt eS zu bezweifeln, wenn insn hört, wie es ihnen nur wenig besser geht. alS ihreik geschlagenen Gegnern. Und unter den allgemeinen schwierigen Verhältnissen leidet auch trotz ihrer weit gehenden Vorsorge die Schweiz. Erst vor einigen Tagen hat die französische Regierung eine große Kohlenlieferung aus kxlgischen Gruben n die Schweiz, trotzdem sie bereit! bezahlt war, einsach beschlagnahmt, sobald der betreffende Zug französische! Gebiet erreichte. Ueber Deutschland ist der Verkehr noch nicht wieder Jm. Gange, und der in diesem Jahre besonders niedrige " Stand des Rheins hat zur frühen Einstellung der Schiffahrt gezwungen. Man kann sich die Entrüstung über diesen willkürlichen Eingriff deS parken Nachbarn hier vor fellen. Noch immer herrscht eben in icsen Sachen Kriegsrecht und dabei ist eö mehr als ein Jahr, daß wenigstens im Westen der letzte Schuß gefallen. ' Freilich ist e! in der Schweiz noch immer viel besser, al in anderen Län dern. Ueberell gibt es gut und reichlich, wenn auch nicht gerade sehr dillig zu essen. Die Teuerung ist auch nur an früherem schweizer Maßstab gemessen so schlimn'. Wer mit amerikanischem Gelde hier lzbt, ist noch immer sehr' gut daran. Und die Sach: wird auch bald noch besser werden, denn der fühlbare Abstrom von Fremden dringt schon Dinge mit sich, die in den Kriegsjahren völlig unbekannt waren, leere Hotelzimmer und Wohnnn gen. Das ist aber nicht allein ein Er gekmiS der auS Bolschewiftcnfurchl so unfreundlichen Haltung der Cchwiizer gegen die Ueberfremdung ihrcS Landes. ES ist der beispiellose, noch immer zu, neknnde Tiefstand aller Valuten, der dem Belgier und Italiener, dem Franzosen nd Rumänen trotz der lateinischen Münzunion für ihre Franken hier kaum die Hälfte des Nennwertes xibt, wäh rend die deutsche Mark mit einem Wert von 15 und die Krone mit einem von gut nur 3 bis 4 Centimes eS nalurae matz denen, deren Vermögen oder Gin kommen in diesen Währungen besteht, einfach unmöglich macht, sich, mit sie so erne täten, in der Smweiz aufzuhallen, Denn iZO Tlaxt oder sar 500 Kronen per Tag für die bcsckieidenften Lebens i bedürfnisse auszugeben, dem kann selbst d!k unklngeichranlte Irdeit der Vioien presse und die tollste Erhöhung der Ber kaiifsvreise aller Dinge in d?n tetrofse nen Ländern nicht nachkommen. - o bringt denn der frühe Winter mit seimn erheblich ersteigerten Lebentkollen dem fchweizer Bürger auch keine große Freude. . Freilich, den Wenigen, die im Sturm und Drang dieser "Tage ihre Augen noch für die Pracht der RaIur offen bekalten können, erhöht er Yen Reiz dieses einzigen Lande S in sanz un geahntem Maße. Denn er hat eine Z!ote mit sich gebracht, die man selbst in die in der Schweiz nach den Schrecken sem Lande dc ÜNalcrischen nur wenig kennt. Er ist plötzlich über den färben Mhcnden Herbst hrcin gebrochen und Wälder der niederen Borbcrge erheben. So wird denn eine Fahrt duch den Frühwinter dieses Jahres in der Schweiz zu einer Kette von Freuden an Natur da er es mit Vermeidung der sonst übli chen Stürme getan hat. senkt sich siin weißes flaumiges Kleid auf die noch fia vollen Schmuck ihres herbstlichen Geld und Not stehenden Bäume nieder. DaS gibt der Landschaft besonders in den breiten Tälern, die zwischen Jura und Alpen liegen, den tieferen Mhangen der nui den grünen und blauen Seen auf steigenden Berge, in unnachahmlich schö neS Kolorit. Uiw'die mit einer Fülle don Neuschnee bedeckten Alpengipfcl 'glänzen wenn man sie sieht im grellen Kontrast zum dunklen Himmel und zu den schrosjen- schwarzen Felsen, an denen kein Schme haftet und die him mclragend sich ller die MaÜcn und rildern seltenster Art. die selbst dadurch nicht getrübt wird, daß daS Sclxn all deS Schönen Nur von Zeit zu Zeit er möglicht ist, wenn der dichte wirbelnde Flockenfall aufhört und der auö der noch immer warmen Erde aufsteigende Nebel weicht. Aber auch in diesen niinder er freulichen Zeiten, wenn die Cichtigkeit beschränkt ist, gibt, eS noch genug, was in nächster Nähe daS V:ige erfreut. Da sind die Städte und Dörfer. Welche unerschöpfliche Abwechslung, welche Fülle charakteristischester Eigenart. Wahrlich, man muß gar nicht erst durch die quäl volle Eintönigkeit .amerikanischer Städte bilder ausgehungert sein, um sich ungc trübter Freude daran hinzugeben. , Aus dem modernen Zürich, daS an diele füd deutsche Städte gemahnt und nur in sei nem Kern altertümliche oflfchmeizerische Bauten umschließt,! das malerische Lu zern, dessen Mauern und Türme mit dem PilatuS und dem Rigi um die Wette nach aufwärts zu streben fch-einen. Im klci nen Zusingen die bemalten Gildenhäu scr und die weit über den First der Häuser vorragenden Dächer. Tann weiter nach Westen in Tick an der sran zösischen Sprachgrenze auf einmal auch dcr Uebcrging in die weniger malerische, aber breitere und bequemere Art der Wcflschweiz. mit schönen baumbcwachse nen Straßen und reizvollen Ausdlicken auf den nahen See. mit seinen Erinne rungeN an I. I. Rousseau. An rebcn bedeckten Abhängen deS Alira Nach Neuf. chatel und dann nach Lausanne am Gen fer See, dieser steil ain Berge auf ragenden Stadt, in der so viele junge Mädchen erzogen werden, um neben den Feinheiten der französischen Sprache, die Freude an einer, mit einer kraftvoll schö nen Natur im vollen Einklang stehenden künstlerischen Entwüklung . der Lebens formen und ihrcS Schauplatzes in sich aufzunehmen. Weiter nacb Südwesten geht die Fahrt. Bis 0cnf erreicht ist, in jenem äußersten Gipfel der Schweiz, ganz von französi fchem Gebiete umschlossen, dem die' Stadt, wo dereinst der Bölkcrbund seinen Sitz haben soll., nach Sprache und Art restlos angehört. Jn da Spruchenge, wirr feiner Fremdenzeit tönen alle Jdi ome Europas. Jetzt, da die meisten der großen Hotels geschlossen sind, da statt der schnellen Dampfer nur die u! dem Norden hierher gcflüchteten Mi'ven den blauen See beleben, hört man außer dem Französisch, Italienisch und einigem Deutsch der Schweiz meist die oerschie denen Sprachen dcö alten und des neuen Balkans. Die Vorläufer der intcrnatio nalen Gesellschaft sind da, die von der Bölkerbund-Zcit so viel erwarten. Wird sie je anbrechen? Die Vorgänge im ame rikanischen Senat haben die Leute lier seh, pessimistisch gemacht. Und man glaubt, daß wenn der Bund doch noch zustande kommt, er seinen Siz eher in Paris haben wird. Die Herrschaft Frankreichs über daö kontinentale Europa gilt, wenn Ainrika seinen starken Ein fluß zurückzieht, als eine unLermeidliche Cache. Ein freierer Geist weht in oer Westschweiz, al! im Osten. Die feeiri denfcindlich Maßregeln werden, da nicht so sireng beobachtet. Und der Ein schlag der leichtlebige französischen Mädchen' sticht freundlich von der puri tanischen Strenge deZ Lebens in Zü rich ab. Genf ist die Stadt der Uhren und der Schmuckgegcnstände. Seine Läden machen daher auch einen reichen und vornehmen Eindruck. Und das Ae hagcn am Lebensgenuß ruft auch auS den Schaufenstern der vielen Geschäfte, in denen selbst in dieser Zeit in Nah, rungssorgcn in ganz Europa, die ver lockendsten Delikatessen nicht schien. ES wird bebauptet, daß man von Genf auS den höchsten Gipfel der europäischen Gebirge, den Mont Alane an der Grenze zwischen Savoyen und Italien fchen kann. Man muß diese Behouptung der Einheimischen im Winter auf Treu und Glauben hinnehmen. Zu schen bekommt, man den Riefen nickt, denn die Nebel schlcier, die er vor fein qewaltiqeS wci ßes Massiv zieht, durchdringt' feit Wo chen kein Strahl der Sonne. Und doch scheint sie h?ll und kkr in enen höchsten Reaionen, ln denen man sich jetzt zum Skilauf, zrm Rodeln und jenen anderen Freuden rüstet,' die der Wintersport in der Schweiz allmählich wieder mit sich lringt. Sonst ist es j'tzt. ziemlich still in dem Lande. daS daS Ziel und die Sehnsucht so Vieler bildet. Am östlichen Ufer des Lec Lemnn In Bcvey und dem einzig schönen Montrtiir ist die Saison vorüber. Von dieser Riviera de Genfer SeeS ist die Lebemelt heimgekehrt, um sich zur UtbcrgangSzeit in St. Moritz nd den anderen Winterorten der Schweiz und dann zur Fahrt nach der wahren Rioiera, nach Nizza und Monte Carlo. z! rüsten. Mit Sehnsucht erwar ten die Schweizer den kommenden Som mer, der ihnen die so lange und schmerz lich vermißten Amerikaner mit ihren schönen Dollarkreditlriefen bringen soll, für die sie noch einer allerdings ttwaS des ?!?cltkrikgs. umständlichen Operation an den Bank reichlich schweizer Franken bekomme können. S.lbf, die strenge Buiid:!. gicrung lpt bereits dem Drangen I Weitsichtigeren nachizcbcn müssen. TIl biökcr fast unmögliche Einreise un AufenthaltöbcwilliLiMg in der Schweit ist seit einigen Tagen ganz wesentlich leichter zu erlangen. Am steigen Bergabhnng windet sich dit elektrische Bahn von Montreuz empor. Tief unten lic,t dcS vielbesungene un viel gemalte Schloß Chillon. liegt dal Denkmal der unglückseligen 5aiseri Elisabtch, die so gern in jenem herrliche Erdcnivinlel weilte, wo sie der Dolch de Meuchelmörders erreichen sollte. DurS romantische Schluchten geht eS hinauf zur Hökje von Zweisimmen, wo dichtet Schneesall mit Hellem Sonnenschein wechseln. Weiße Pelzkappen schimmer auf Ien immergrünen Nadelhölzern. Da! französische Idiom macht wieder dem schiviczcr dütsch" Platz. Immer M'h, sieht man dit weltbekannten chakokte ristischen schweizer Holzhäuser de! Kam tonS Bern mit ihrem zierlichen Schnitz werk. Zwischen gewaltigen Äcrgsäule senkt sich dit Bahn hinunter zum Thune, See, in dessen kristallenein Wasser sich die unerhörte Pracht diese vereinten Herbstes und WintcrS spiegelt. An sei, nen Usern zieht sie hin, nach Jnterlaken, das in der Stille seiner Winterprachi von Menschen nicht, aber wohl von Tou rislen verlassen, wie schlafend zwischen dem Thuner und dem Bricktzer See sich breitet.. Majestätisch blickte taS Haupt der Jungfrau cufdcö Städtchen nieder, als sie den Schlcier des Schneetreibens einen Moment davon zog. als wollte sie die zwei einsamen Wanderet grüßen, di sich da in unwirtlicher Winterszeit bil an ihren Fuß gewagt hatten. Und di nun am früh hereinbrechenden Abend im traulichen Wirtszimmer am guten Feuer sitzen, der australische Ofsizier und der amerikanische Journalist und über nahe Vergangenheit, schwere Gegenwart und die Besorgnisse der Zukunft reden. Aon 'der beispiellosen Teuerung in London und Paris erzählt der Australier, von ler onlivcn Mll iiuuj vsuutiu, uic iu In England zu einer nie dagewesenen Korruption und Bestechlichkeit auf allen, Gebieten geführt hat. Von den schönen Lcknsverhällnissen in Australien, wo vlle Einwanderer herzlich willkommen sein werden. Nur nicht die Deutschen, gegen die in den Kolonien Englands ein bitterer Haß herrscht, der ihnen und ihren Waren auf viele Jahre hinaus daS Land verschließen wird. Aber auch vor de? Soijje um d.'N ihn, unvermeidlich er kckikinenden kommenden Krira mit ?' tn-v tf. ji r;,,s. w:. tiun pan. das sein Auge auf das reiche Ge biet Australiens gerichtet hallen soll. Noch einmal geht eS ddnn am Mor gen hinauf in die wilde Schönheit der 'winterlichen Blkgwelt.' Ueber den Brü ningpaß nach Ssrnen. schon im Gebiet der Tellsage, am Vierwaldsiatter See. Farbcnspicle von seltener Pracht über ziehen die weißen beschneiten Abstürze des Pilatiis mit einem eigenartig bläu liehen Schimmer. Wie ein letzter Bor Posten der gewaltigen Alpernvclt schaut ex auf Luzern nieder, von wo aus dek Weg wieder in dcS aeschäfligt Zürich zitriicksÜhrt. Und aus der feierliche Pracht einer vrn dem Treiben der Mcnfchlein da unten unberührten Natur, geht es, wieder in das Getriebe der Sor gen des Tages.' Wie wird die Mensch helt aus dem tosenden Strudel erlost werden, in den sie sich selbstmörderisch gestürzt hat? Neue Hiobsposien kommen aus Wien, das rettunaSlos seinem bölli gen Verfalle zuzustreben scheint. Und immer fragender richten sich die Blicke Aller auf das große Land Im Westen über dem Wasser, von dem man enlcin noch das Heil erwartet und dessen Hal jung den Europäern immer rätselhafter und unverständlicher wird. Wird e wirklich beiseite stehen und die Völker ic... . , ni I . :l f . . ..1 . rr n rr . .1. urvpus iu; cii'ii voerilliien; jas iir die Frage, die in diesem schweren Früh Winter auf ollen Lippen ist und von deren Beantwortung der Stillstand und Rückschritt oder ' daS neuerliche Fort schreiten der Menschheit auf der Bah der Zivilisation nicht zum wenigsten ad i hängt. , ! fff..füfx- r:-:-......ff.... -! -4VtV WVilIIIVHIiy Zur Messung -ton Mcerestiesen be diente man sich bisher entweder der gew metrischen Methode mittels deS Lot, drahteS oder der dynamischen, bet Wels cher auf irgendeine Weise der-Waffe druck am Meeresboden bestimmt wurde, auS dem sich dann die Tiefe berechnen läßt, wenn die Dich! deS Wasser i der Schicht' zwischen Oberfläche und Meeresboden genau genug bestimmt ist. Kürzlich hat nun M. Marti in der Ac. dimie des ScienceS zu Paris eine neue Methode vorgeschlagen, di. auf der Fort setzung des Schalles im Wasser beruht, deren Geschwindigkeit erheblich größer ist als in der Lust. Man bringt einen klei nen Ezp'.oswlörper zur Detonation und läßt durch ein 'registrierende! Mikropho den Zeitpuukt des Knalle! selbst, sowie den des vom Meeresboden zurüägewor fencn Echos aufzeichnen. Die Borrich tung läßt sich mit solcher Genauigkeit einstellen, daß man die Tiefe aus eine Meter genau erhalten kann. Allerding ist auch hier die Kenntnis der Dichte so. h. der Temperatur und de! Salzaehal tes) der gesamten, von dem Schall durch messenen Wasserdicht ersorderlich. die sich lcdoch nur in seltenen Fällen mit penügender Genauigkeit feststellen läßt. .Ter Fehler, der so. namentlich durchdie Unbestimmtheit der Temperaturvertei lunz hervorgerufen wird, dürfte daher etwa ein Drittel Prozent betragen. Ei großer Vorteil der Methode besteht dar . in. daß sie vom fahrenden Schiff au zur Anwendung gelangen kann, wahrend b,sher da! Schiff zur Vornahm einer Tieslotuna die Kafert iim.4u. kjon, .'