Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, December 26, 1919, Image 6

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Die verhörte Entwertung Ux Äron. Wie Fremde zu Spottpreise in Mm einsaufe.'
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Wien. SL Oktober.
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AufwärtSbevegung unserer 5k one von
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neuen Kursnotierungen der Sunq
Vörse. und e raunt, lacht und , toi pert
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Mo kann d tolle Hezensabat tot t
, tohd diese unselige Stadt weüer
Zwischen Bankerott und Hungersnot chre
asendea Tänze tanzen. '
Wa, sich ttt in Wien abspielt, hat
die Welt noch nie lebt, ird deremst
Sken erzählt werden ist räum,
haft Phantastisch,, ist ein Purzelbaum
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sich köstlich amüsieren! Und daSalle,
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In frSheren Zeiten pflegte man scher,
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ZungspreiS diese, Geldscheines, stellt alle
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Trittbrett, belustigt folgt ,hr der Gatte
und sie kaufen ein. Zausen dieS und da
und jene, kaufen. waS ihnen unter die
Augen kommt, und Madame lacht rmmer
und ruft jedesmal: .0 how sveet!
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lacht schon wieder, der Amerikaner, den
eben hat er in der Wechselstube ersahren.
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unddrei Krpnen bekommt. Der Handln
kann nicht so .schnell hinaufnummer.
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.Ein entzückende Stadt.' sagt Mrk.
xf.L. f.w ; ihtS nUA Krace
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- und Maud Und Ellen kabeln, sie sollen
. 'auch herkommen. Wo könnten sie sonst
?noch so billig lebe?' ' .. .
j Und sie kommen alle, die Mabel und
' die Maud und die Grace. die Herren und
sDame au der Schweiz, aus Holland
'und au Schweden und alle bersten or
Lachen über die Billigkeit dieser reizen
fuw .. .. e-it ni
Ottt tlkorNSIvllrvigc wiuu
sam. Nicht gerade lachend, sondern eher
verblüfft, kommen die Better auS Prag,
rechnen jede österreichischen Hunderter
in dttißig tschechoslowakische Kronen um
und sagen verstimmt: Merkwürdig, wie
billig man in diesem Wien noch immer
lebt!" - ,
ar:a.m r,;H sin Mnnn
ilijict 111114 m i-7--
tau, der Holländer Van Hofsten, der
m.i.r k.. ÄTfcwi.S..
Xane jpen Btqtn, ci cujuuj
He EmZli und der Herr Fantitschek
Taumel am Abgrund.
von Zugo Veitauer.
au Prag sie alle pendeln zwischen
Hotel Bristol und dem Cchottentor hin
und her auf diesen ihren Wegen sehen sie
nichts als schöne Frauen und vollbesetzte
Caföhäuser und elegante Auslagen. Sie
tun sehr gut daran, denn alles andere
ist weniger schön. Wo sie aufhören, be
ginnen die Kinderausspeisungen und die
Volksküchen, die Delikatessengeschäfte
ohne Delikatessen und man sieht plötzlich
nur mehr graue, fahle Menschen. Be
amte mit Hautfalten, wo einst ein Bauch
war, vergrämte Frauen, altkluge Kinder
und junge Mädchen, die mit brennenden,
glasigen Blicken aus den hübschen jungen
Gesichtern jeden Herrn anstarren, der so
aussieht, als könnte man mit ihm in
einem warmen Zimmer gut essen.
Und gerade in dem Augenblick, da
Mrs. Smith in der Hall des Hotel Br!
siol ihrer Freundin Mrs. Brown sagt,
dah sie diese Billigkeit in Wien direkt
komisch finde, murmelt ein Hofrat oder
gar ein Unioersitätsprofessor in der
Straßenbahn einem Nachbarn zu: .Ich
kann die Teuerung nicht mehr ertragen.
Wenn es nicht bald besser wird, so bleibt
mir nichts übrig als der Strick!"
.
DaS Dichterwort: WaS d ererbt
von deinen Bätern hast, erwirb es, um
es zu besitzen", gilt nicht mehr, sondern
der Wohlhabende und der Reiche, der
Junge und der Alte, sie alle haben nur
ein Mo'to: Eleichgiltig, ob ererbt oder
erschlichen schau, daß du eS los wirft,
so lange du noch etwas dafür bekommst!
Und' allen Beteuerungen des früheren
und des jetzigen FinanzminiflerS zum
Trotz ist jeder überzeugt, daß demnächst
.etwas geschehen" wird müssen, etwaS.
was dieser Kronen sintflut ein Ende be.
reiten und ihr den ganzen oder Schein
wert oder wenigstens neun Zchntkl da.
von nehmen wird.
Was soll man mit den Millionen an.
fangen, die für den Kundigen auf der
Straße liegen, die im Handumdrehen
verdient werden, die man in die Tasche
wie ein Butterbrot schiebt? Keinem halb
wegs normalen Menschen fällt es ein. sie
einer Bank anzuvertrauen, es gibt keine
städtische Sparkassen, in die man sie
legen möchte, und sie zu hamstern" hat
erst recht keinen Zweck, weil man den
Tag der Entwertung erwartet. Also in
irgend etwas umsetzen, in irgend etwaS
verwandeln, waS momentane oder gar
dauernden Wert hat! Zunächst einmal
in Nahrung. Also zunächst auf zum
Schleichhändler und ohne nach dem
Preis zu fragen. Mehl bestellt und Fett
und Eier, Hülfenfrüchte und Zucker,
Thee und Rum. Und dann ins Rcstau
rant, um sich und die teuere Gattin or
dentlich anzufüllen. Speisekarte gesäl
lig?" Lächerlich, was brauch' ich eine
Speisekarte? Sagen Sie mir, was gut
ist." Viertel Gansel? Nicht übel, also
zwei Viertel und dazu Gurkensalat und
heurige Erdäpfel und dann den besten
Wein und heben Sie uns Mehlspeise
auf." Und nun wird geschmatzt und ge
kaut und geschlürft. Obst marschiert an.
frischer Kaffee wird gekocht, eine ero
Mische Likörflasche entkorkt. Kellner.
zahlen! 850 Kronen? Nicht einmal
viel! Was, Anna, wenn man bedenkt,
wie teuer die Sachen zu Haufe sind!"
Hundert Kronen' bekommt der Zahlkell
ner man muß ihn bei Laune erhal
ten, weil man doch wieder kommen will
fünfzig der Speisenträger, einen Zeh
ncr steckt der Pikkolo gleichgiltig ein.
Ueörigens war man im Restaurant
in sehr guter Gesellschaft. Links und
rechts nichts als Amerikaner, Italiener,
Franzofen und Engländer, die sich im
Schweiße ihres Angesichts bemühen, ihr
Geld abzuessen. Da sitzt ein gewöhn
licher amerikanischer Soldat, der an Ti
Lten und Löhnung etwas mehr als fünf
hundert Kronen im Tag bekommt, dieser
italienische Leutnant kostet fast einen
Tausender im Tag, der englische Kap!
tän hier deren drei Stück. Und diesen
armen Siegern kann man doch wirklich
nicht zumuten, die lächerlichen Kronen
scheine als Andenken aufzubewahren, sie
müssen sie ausgebe, ob sie wollen oder
nicht. Und so essen sie denn so oft sie
können, kaufen dies und jenes ein und
erklären Wien für jolly and nice".
Nun kann aber der Mann, der eben
hunderttausend Kronen an Schellack ver
dient hat, morgen ebensoviel an Saloa
san verdienen wird und vorgestern die
selbe Summe aus Seifenpulver heraus
geschoben hat, unmöglich alles in Nah
rung umsetzen, auch nicht, wenn er pla
tzen will, was man ihm ja gönnen
würde, aber nicht in seiner Absicht liegt.
Er muß also einkaufen, muß sein Ka
pital investieren, indem er sich noch ein
Dutzend Sephierhemden, das Stück zu
250 Kronen, kauft, noch drei Paar Stie
sei ä 800 Kronen bestellt und den fetten
Nacken der Gattin mit einem Blaufuchs
zu nur 30,000 Kronen schmückt. Diese
Gattin rennt inzwischen umher und
fahndet nach Silberlöffeln, einer anged
lich echten Biedermeiergurnitur, belagert
den Juwelier, um ihm einen Saphir
ring zu entreißen, kauft Seidenblusen,
ein Stück Leinwand und quietscht vor
Vergnügen, weil es ihr gelingt, ein Kla
vier zu ergattern, das sie mit kaum
dreißigtausend Kronen bezahlen muß.
Die Kästen bersten, die Wohnung ist an
gefüllt, daß, ma sich kaum noch um
drehen kann, der Keller kann die Le
bensmittcl nicht mehr fassen, aber auf
dem Bodci! ist schließlich noch etwaS
Platz nd Im Inneren des Klaviers kann
man ja noch ganz gut fünfzig Kilo Mehl
und ein paar Dutzend Büchsen Sar
dinen aufheben. "
Auf der Hamsterjagd war der Herr
Verdiener und seine Gattin wieder in
guter Gesellschaft. Links und rechts
nichts als Amerikaner, Italiener, Eng
lander und Franzofen. Holländer und
Schweizer, aber nicht Soldaten und Of
fiziere, sondern Händler, die Koffer voll
gepackt, mit Tausendkronenscheinen mit
bringen, und kaufen, kaufen, kaufen.
Bor acht Wochen, als der Rummel
mit dem Kronensturz , begann- und da
durch Wien zur billigste Stadt wurde,
haben unsere Kaufleute gejubelt, heute
überkommt sie ein bange Grauen. Sie
haben eS nämlich genau umgekehrt ge
macht, wie die Schieber: diese haben
wertloses Geld in gui Ware umgesetzt,
jene ihre gute Ware in wertloses Geld!
Heute sind sie ausverkauft, die Maga
zine find leer, bei den Spediteuren la
gcrt für sie nichts mehr, da Schaufen
fter repräsentiert das Um und Auf und
schon verschwindet Stück auf Stück auch
von hier. Aber auch sie haben keine
Lust, die Millionen, die ihre Kassen,
Schubfächer und die Brieftasche, füllen,
bis zum jüngsten Gericht, daS heißt dem
Tage des großen PapierkrachS, zu behal
ten, also auch sie müssen umsetzen",
schmutzige Zettel in solidere Dinge der
wandeln. Also lauft der Kaufmann A,
der mit Pelzen handelt, zum Kaufmann
B, der Juwelier ist, um einzukaufen,
und der B zum C, der mit, Antiquitäten
Geschäfte macht, und der C zum D,
dessen Spezialität Bronzen und Ga
lanteriewaren sind. Und so weiter, bis
der D wieder zum A rennt, um seiner
Frau einen Zobel für 400.000 Kronen,
den letzten, den dieser besitzt, ohne lan
gcZ Feilschen abzukaufen. Eine toll
gewordene Schraube mit : schrecklichem
Ende, ein groteskes Ringelreihen-Spiel,
bei dem es schließlich Selbstmorde und
Schlaganfälle geben wird.
Ist Wien ausverkauft, so macht da
nicht viel, man macht einfach auS Pa
Pier Häuser, daS heißt, ma sucht Tag
und Nacht so lange bis man einen ko
mischen Kautz findet, der sich sein Haus
oder Schloß, sein Gut oder seinen Hof
mit Kronen bezahlen läßt. Ein Lei
spiel aus persönlicher Erfahrung. Die
sogenannte Zinsoilla im Gersthofer Cot,
tage, in der ich wohne, hat. als sie vor
etma fünfzehn Jahren erbaut wurde,
70,000 Kronen mitsamt dem Garten ge
kostet. Im Jahre 1313 erwarb sie ein
biederer Eierhändler als Kapitalsan
läge für 80,000 Krsnen nd deshalb
verlacht, weil die di Wohnungen nur
5000 Kronen im Jahr tragen, sich das
Kapital nach Abzug der mehr als fünf
zigprozentigen Steuern lso nur mit
etwa drei Prozent verzinste. Im Iahn
1A8 war der Mann so schlau, sich in
Obcrhollabrunn - anzusiedeln und das
Haus für 180,000 Krone zu verkaufen.
Man schlug im ganze Cottaz die
Hände über dem Kopf zusammen und
wunderte sich. Der neue Käufer hat
nun das Haus im vorigen Monat für
220.000 Krnoen wieder verkauft, und
der neueste Käufer,, der die Wohnung
des früheren Inhabers beziehen wollte,
wird nicht dazu kommen, denn schon steht
er im 'Begriff, das HauS jemandem zu
überlassen, der 300.000 Krone bietet
Und das ist nur ein Beispi von tau
senden. Täglich kommt eS vor. daß
Häuser um daS Zehn bis Zwanzig
fache ihres Wertes den Besitzer .wechseln
und jetzt, wo die Schweizer und Ame
rikaner auf den Plan getreten sind, gehen
die Preise obermaS phantastisch in die
Höhe. Ganz besonders die sogenannten
Bindestcich-.Ameritaner, das beißt solche,
die deutscher oder österreichischer Ab
siammung sind und ihr Buen Retiro hier
verleben wollen, beginnen als Käufer
von Billen und Schlössern aufzutreten.
Warum auch nicht? Für hunderttausend
Dollars das sind zehn Millionen
Krone können sie haben, waS sie
wollen und nie erträumt haben und für
eine Million Dollar ist eine ganze Pro
vinz feil.
Und die Preise für alles, für daS
Hemd und den Hut, die Stiefel und das
Klavier, den Pelz und die Bluse, steigen
und fingen und steigen, und während die
Tausender durch die Luft wirbeln und
häufchenweife auS der Brusttasche zum
Händler und von diesem wieder in' die
Tasche wandern, während man die
Wirtshausmahlzeit für hundert Kronen
als billig empfindet und darüber staunt,
wenn man noch ein Paar Winterhand
schuhe für achtzig Kronen bekommt
während sich eine satanische Jagd um
Papiergeldberge herum entwickelt und
der Schieber dem Kellner sür zehn Zi
garren hundert Kronen -zuwirft, wäh
rend die schmutzige Fingernägel und
ungewaschenen Hände nach den letzten
Kulturgütern, die wir noch haben, grei
fen während dieses ganzen Zersetz
ungs und Fäulnisprozcffes, den , ein
Shakespeare dramatisieren mußte
sieht das arbeitende Volk und das ehr
liche Bürgertum in ohnmächtiger Ver
zweiflung da und sieht den Strick als
letzte Rettung.
Die offizielle Polizeikorrespondenz hat
im Monat Oktober bis heute mehr als
fünfhundert Selbstmorde registriert.
Nicht einer wurde auS unglücklicher Liebe
begangen.
Und trotz alledem. Wien amüsiert sich,
Wien praßt, Wien spielt, johlt und
feiert Bachanalien. Die KonzertkaffeeS,
die Kabaretts, die Vaudevillctheater sind
bei grauenhaft stinkender und schwälen
der Azetylenbeleuchtung bis zur frühzei
tigen Sperrstunde um halb elf Uhr ge
füllt, und solche Lokale sind jetzt nicht
nur in Stadtzentrum, sondern auch in
allen Vorstädten und Vororten vorhan
den. In der inneren Stadt sind eS die
einheimischen Schieber und Spekulan
ten und die artsländischen Egtenteoffi
ziere, die die Sektpfropfen knallen lassen
und mit den Tausender um sich werfen.
Da merkt man nichts von Rot, nichts von
Elend, da gibt eS keine Mangel und
keine Entbehrung. An den Fingern der
Herren blitzen die Diamanten, auf den
üppigen Dekolletöel der Weiber, der le
zitimen und illegitimen, liegen in Form
von Perlen und Smaragde, von Ru
binen und Brillanten ' ungekme per.
mögen ausgebreitet. Und alle kreischt
und schreit, singt mit. schlägt im Takt
in die Hände und man kann die Frau
bei stgalizischeg Petroltumschieberl von
der Gcjsette au dem Karltheater nicht
unterscheiden, die Tochter des Manne,
der in Valuta Millionen verdat hat.
nicht von der Dirne, deren Vater Zeichen
macht.
Auf den Tischen sieht man all Lecker
bissen. Austern und Hummern, da
Stück von diesen um dreihundert Kro
nen, saftige Schinken ud mächtige Rost,
beefö, Torten, in denen sich da derbo.
tene Schlagobers diskret verbirgt, Obst
au Italien, Weine au Frankreich,
schneeweise Bäckereien alles ist zu ha
ben, wenn man e nur zahlen kann. Und
man kann e ja zahlen! Da Geld
strömt ja noch schneller In die Taschen
al der Sekt durch die Gurgel, ein Wag
gon Speck, den man unter der Protek
tion irgend eines exotischen Attachöe
eingeschmuggelt hat, ein paar Kisten mit
Medizin au Deutschland, eine neue
Hausse auf der Börse und man hat so
viel verdient, daß die drei oder vier
tausend Kronen für die Zeche nicht be
deuten.
Ist aber die grausame, unerbittiche
Sperrstunde gekommen, muß man pro
testierend, bezecht und gröhlend da ver
rauchte Lokal verlassen, so weiß man
doch ganz genau, wo man den ange
brochenen Abend beenden kann. Und
weiß man eS nicht, so flüstert eS-einem
der betreßte Portier draußen ganz sicher
zu: Man sucht dann eben einfach eine
sogenannte Spielhölle auf, von denen
täglich eine ausgehoben wird und täglich
zehn neu erstehen. Man geht privat",
nennt man daS, betritt nach geheimni!
vollen Vorbereitungen und abgegebenen
Losungsworten eine Wohnung, die nach
außen hin so dicht verhängte Fenster hat,
daß kein Lichtstrahl uf die Straße
dringt. Dort ist es g'anz behaglich, al
ler gohlennot zum Trotz sind die Ocfca
glühend heiß, Schnäpsen, Ehampag
ner, belegten Brötchen und Torten fehlt
es nicht, und vor allem gibt es genug
Tische, an denen man Roulette, Vacca
rat oder auch nur Poker spielen kann.
Und alleS spielt. Am Tag on der Börse,
in der Nacht am grünen Tisch in der
Spielhölle. Und Einsätze von phanta
ftischer Höhe gibt e!. Daß der eine
oder der andere Pechvogel in einer Nacht
ine Million verliert, gehört zu den All
nächtlichkeitcn, ein Plus ode'r Minus von
hunderttausend Kronen ist so gut wie
nichts. Natürlich wird nur mit Bar
geld gespielt, Kredit gibt es da nicht, ein
Ehrenwort gilt nichts. Das Furchtbare
aber ist die seltsame Gemütlichkeit dieser
Gesellschaft, die sich in den privaten
Spielklubs findet. , Sie allein schon ist
ein Symptom des Zerfalles, der Fäul
nis, der bevorstehenden Katastrophe.
Pferdehändler neben ehemaligen Grafen,
basse, schlanke Herren, die dem Hause
Habsburg sehr nahe stehen, neben unge
waschcnen Wucherern, Bankdirektoren
neben KommiS, die mit Erfolg Lebens
Mittel getrieben haben, G.'lchrte von Ruf
mit Leuten, die der Umsturz aus dem
Gefängnis befreit hat, Schriftsteller und
Kuppler, Aerzte -und Fleischselcher
sie alle mischen an einem Tisch die Kar
ten, sie alle sind von der Jagd nach die
fen bauen Tausendern und braunen
Zehntausend besessen, die keinen Wert
haben und doch mitten im Zusammen
brach och alles bedeuten.
Schlimmer noch ist die Mischung der
edlen Weiblichkeit, diese widerwärtige
Melange auS Dirnen und ehrbaren Ehe
flauen, auS Künstlerinnen und ehemali
gen Kellnerinnen, auS feisten Kupple
rinnen und zarten Mädchen, die gestern
noch schulpflichtig waren. Auch sie spie
lcn und mogeln dabei und Kuchen vor
Aufregung und kreischen, wenn sie verlie
ren, und ein durchaus glaubwürdiger
Augenzeuge erzählt, daß in solchen pri
Veiten Cirkeln eine hochseudale Dame,
die ehedem bei keiner Hoftafel fehlen
durfte, mit einer Choristin aus einem'
Vorstadttheater am Roulcttetifch wegen
eineS TausendkronenfcheineS eine Aus
einandcrsetzung hatte, die mit Ohrfei
gen und Kratzwunde endete.
Draußen in der Vorstadt ist es nicht
anders. Die Männer erscheinen im
Konzcrtksffee nicht im Frack fondern im
Alltagsgemand, die Damen nicht im De
kolletSe sondern in Rock, und Bluse, es
wird nicht Champagner getrunken, son
der gewöhnlicher, aber sündhaft teuerer
Wein, es geht nicht um Tauscnderson
der um Hunderter. Das Bild ist kle!
ner, die Konturen sind dieselben. Der
Telikatessenhändler, der die armen Leute
auswuchert, der Kohlcnkutscher, der seine
zweihundert Kronen im Tag verdient,
der kleine Schieber, der nicht mit ganzen
Waggons sondern nur per hundert Kilo
handelt, die Milchhändlerin, die durch
Lift und Betrug täglich den kranken Kin
dern die Rettung vom Tode entzieht, um
sie im Schleichhandel an Feiste, Ge
fünde zu verkaufen, die Eanslen, in
deren Augen jeder, der sich nicht eine
FettganS für tausend Kronen leisten
kann, ,ein Lump ist sie hauen genau
so mit dem Geld auf, sie gröhlen eben
so, singen, tanzen zwischen den Tischen
und gehen schließlich ebenfalls in den
Spielklub, wo sie um eine Null weniger
gewinnen oder verlieren als die Herr
schaften in der Inneren Stadt.
Zwischen diesen Reichen auf der Ober
fläch und den Reiche auf dem Grunde
aber ist nichts als Elend! Und außer
dem Elend und dem Hunger und der
bitteren Kälte ist da noch der Magne
tismuö. den die reichen Schieber von
oben und unten ausüben. Dieser Mag
nctismuS. der bewirkt, daß die Jungen!
im Gymnasium und der Handelsschule
kleine Schleichgeschäfte machen, im HauS
tor Hazard spielen und die Taschen mit
schmierigen Kronennoten gefüllt haben.
Die Polizei hat dieser Tage daS Nest
einer Kupplerin auSgehoben, in dem an
die dreißig Gymnasiastinnen. Handels
schlllerinnen und Büroangcflellte. die äl
teste siebzehn Jahre, die jüngste knapp
vierzehn, die Klientel bildeten.
Wien amüsiert sich! Nach unk die
Sintflut! , .
Der Liebe Schmer, ist ei zu süßer
Schmerz.
al daß ma gleich an Heilung dächte;
und wenn man dann geheilt sein möchte,
so ist' zu spät.
, Einen Maler, dem viel einfällt, soll
,VkMft njcht Einialtlainjet tniin
Lin Zcchr Waffenruhe.
. von Dr. Aeknhsld Seeberg,
,Univk,sitSt.Pr,fessar in erkin.
Am 9. November vor einem Iah
fand die Revolution statt. Da alte
Deutschland zerbrach, und au seinen
Trümmern sollte ein neue Deutschland
hervorgehen. Da Heer wurde zerstört.
Wozu bedürfte man feiner, sollten doch
all, Menschen Brüder sein und die
Feinde nur darauf warten, daß
Deutschland die Waffen fortwerfe und
sich demokratisiert, um unl gerührt an
Herz zu ziehen. Man tat noch mehr.
Man klagte sich selbst schmerer Schuld
an. Man nahm einen ungeheuerlichen,
entehrenden Waffenstillstand hin im stil
lcn Glauben. eS werde so schlimm nicht
werden. Man konnte nicht genug reden
von der fluchbeladenen" Herrschaft der
Hohenzollera.und nicht begeistert genug
die Errungenschaften" der Revolution
preisen. Man schuf die freiste Verfas
sung der Welt", ohne sich viel darum zu
kümmern, ob die Geleise unserer Ge
schichte auf die Spurweite der neuen
Wagen eingestellt seien. Man meinte
neue Geschichte machen zu können, ohne
sich um die Anknüpfung an die gewor
dene Geschichte zu kümmern. Man war
Meister in den kleinen Geheimnissen der
Parteipolitik und stand naiv wie ein
,Kind den Dingen der großen Welt ge
gcnuber.
Sa schien ei erreicht zu sein. Ein
Friede, wenigsten ein ertraglicher Friede
würde von den Demokraten den Demo
kraten gemährt werden. Tann werde
man wieder Brot in Fülle haben, und
jedermann würde sich mit Lust wieder
an die Arbeit machen. Da Ziel werde
erreicht werden, freie Bahn dem Tüch
tigen", auf freiem Land mit freiem
Volk zu stehen". Tausende und Aber
taufende haben e! geglaubt. Endlich
schien erreicht zu sein, was immer wieder
als fernes Ziel alles Strebens verkün
digt war, herrlicher und voller erreicht,
als man es auch nur zu träumen ge
wagt hatte. Es gelte nur, so meinte
man, so schnell wie möglich die Reste
des alten zertrümmerten Baues fortzu
räumen, dann würden die neuen Bäume
schnell heranwachsen, und niemand
dürfte verhindern, daß sie in den Him
mel wachsen.
So malte sich das Bild der Zukunft
in , vielen schlichten und gläubigen Ge
mütern am Abend des 9. November
1918. Man war begeistert und. hatte
nur die eine Sorge, es könnte die 'Re
aktion" mit einer Gegenrevolution kom
men. So sah man die Gespenster ihrer
Maschinengewehre auf den Dächern der
Häuser und schmor auf ihre Handgra
naten in sagenhaften unterirdischen Gän
gen. Die waren dunkel, aber hell genug,
um Gespenster zu sehen. Und dazu kam
das helle Licht der großen Hoffnung,
nun würde bald alles gut, so gut wer
den. wie nach der Schöpfung der Welt.
Viele standen freilich abseits. Sie
kannten Welt, Menschen und Geschichte
besser, und sie wußten, daß Träume
Schäume sind. Tu armes, deutsches
Volk, wie bist du getäuscht worden, und
wie hast du dich selbst getäuscht in je
nen Tagen! Wieder stand der arme
Michel da, und der Zipfel der eigenen
Mütze hing ihm über, die treuherzigen
Augen. Er kam sich so klug, so fort
geschritten vor und sah nichts und ahnte
nichts.
Die Welt sieht anders auZ, wenn man
sie vom .Standort des 9. November
1919 her anschaut. Ganz, ganz anders!
Von allen Hoffnungen ist keine in Er
füllung gegangen, und auS den Träu
men sind alle jäh emporgefahren. Ein
grauenvoller Waffenstillstand lehrte unS
die Gesinnung der demokratischen Feinde
Feue Enthüllungen
eines englischen Admirals.
Der englische General Sir Percy
Scott schreibt in seinem eben erschie
nene Buch, betitelt: Fifty Years in
the Royal Navy:
Ich war vor dem großen Krieg der
Ansicht, daß daS Linienschiff tot fei. und
ich glaube, daß es nun womöglich noch
toter ist."
Die meisten Sachverständigen werden
wohl geneigt fein, hinter dieses Dik
tum ein großes Fragezeichen zu setzen;
immerhin ist aber Scott ein so erfahre
ner und erprobter Offizier, daß' seine
Ansicht Gehör und Erwägung wohl ver
dient. Wenn die englische Marine im
Krieg leider außerordentlich viel besser
schoß, als ein paar Jahre vor dem Krieg,
so verdankte sie daS vor allem dem Vater
ihrer Artillerie", wie Scott genannt
wurde, und er war es auch, der vor dem
Krieg den tatsächlichen Verlauf deS Oee
krieges am richtigsten voraussagte. Hö
ren wir also, was er über den .Tod" deS
Linienschiffes zu sagen hat:
Das moderne Linienschiff kostet nn
gefahr acht Millionen Sterling. ES ci
ungefähr tausend Geschosse an Bord, die
so etwa wie hunderttausend Pfund bri
sante Explosivstoffe enthalten. ES be.
herrscht einen KreiS mit einem Feuer
strahl von, sagen wir fünfzehn Meilen.
ES ist verwundbar durch Flugmaschinen
mit Bomben und Lufttorpedos und durch
Unterseeboote. Für acht Millionen
Sterling könnte man viele Schiffe bauen,
die für daS Mitführen von Flugmaschi
nen eingerichtet wären. Sie könnten
Flugmaschinen an Bord haben mit zu
fammen hunderttausend Pfund brisanten
Czplosiöstoffen. Wenn diese Flugmaschi.
nen genug Benzin für fünf Stunden
mitführen, könne sie ein Gebiet von 150
Meilen bestreichen. Im Linienschiff
setzen wir alle auf eine Karte. I
Friede könnte man die Flugmaschinen
schiffe al Passagittschiffe gebrauche
und die Flugmaschinen gleichfall für
den Transport von Reisenden statt
Bomben. Tann muß man die Unter
haltunqskosten in Rechnung stellen. Ei
tml&MM Mlia MmkJJ
kenne, und ein erwürgender, zerdrücken
der Friede zeigte un den bitteren, dlu.
tigen Ernst dieser Gesinnung. Mit
Deutschland Macht und Ehre, mit sei
ner Freiheit und seinem Wohlstand ift
ei zu Ende, auf Jahrhunderte zu Ende.
Diel Lied ist au'. Ein Volk von
Bettlern, dessen Geld bald nicht viel
mehr wert sein wird all da Gebiet, auf
dem I gedruckt wurde, die Hungerpeit
sche liegt über un, und jede Vergewalti
gung kann al .Strafe' täglich über
un kommen.
Und sind wir etwa im Innern glück
lich geworden? Ströme von Bürger
blut sind geflossen. Man möchte nicht
glauben, daß die Träume wirklich nur
Träume gewesen. Man raste und tollte,
um ihre Verwirklichung zu erzwingen.
Mord und blutige Köpfe gab e dabei,
sonst nicht. Und daS Brot, da nun
kommen sollte? Alle wurde teurer, lin
erschwinglich teuer. Die Maschinerie
der Streike schnurrte; sie stellte die Ma
schinen still, sie erpreßte Lohnerhöhun
gen, sber mit ihnen zugleich erhöhten
sich die Preise. Wag nützte da der Lohn?
Schlimmer noch als dem Arbeiter erging
eS dem Beamten; die Not und daS Elend
guckten zum Fenster herein trotz aller
Teuerungszulagen. Wo ist die Arbeit
geblieben und der Friede?
Und dazu die freche Verhöhnung, deS
Heiligen, die schamlose Genußsucht, die
täglich zunehmende Unehrlichkeit, die all
gemeine Verdrossenheit nd verbissene
Unzufriedenheit! WaS hilft da die Frei
heit, waS, nützen die Räte", wo sind die
Errungenschaften"?
So sieht die Welt am 9. November
1919 auS. ES ist lächerlich, sich damit
zu trösten, ,e kann nicht so bleiben."
es muß ja besser werden." Es wird
nichts besser, wenn wir nicht Hesse wer
den. Und wir werden nicht besser, wenn
wir nicht umkehren zu den alten Ouel
len unserer Kraft.
Die Menschen stehen immer vor dem
Dunkel der Zukunft. Man kann sie er
hellen von der Gegenwart aus. Unsere
Gegenwart wirst keinen Lichtstrahl auf
die Zukunft. Aber unsere Vergangen
heit und unsere Geschichte int es. Nie
mals kann der Mensch zu der Bergan
gcnheit zurückkehren. Auch wir können
es nicht. Aber wir können zurückkehren
zu den Kräften dieser Vergangenheit,
und durch sie die Gegenwart erträglich
machen und die Zukunft inS Licht der
Hoffnung stellen. . Hüten wir unS in
diesen Tagen vor einem: lassen wir uns
unsere Geschichte nicht fälschen und be
schmutzen! Geschieht das. dann ist al
les verloren, und für immer verloren!
Tun wir ab die Lüge, als wenn wir aus
einer Vergangenheit der brutalen Ge
walt. der. Verelendung des Volkes, der
Willkür der Machthaber herkommen.
Werden wir nicht müde, unseren Kindern
von der Zeit zu erzählen, da die Deut
schen an den lebendigen Gott glaubten,
da sie ein mächtiges und glückliches Volk
waren, da Wohlstand , und Ordnung
unter ihnen herrschte, da ihre Schisse
über die Meere fuhren und die schwarz
weißroke Fahne von allen mit Achtung
gegrüßt wurde.
Sie werden dann fragen, wodurch
daS alles verloren ging. Dann laßt sie
selbst die Antwort finden und helft
ihnen die Augen öffnen für die Kraft
der Ideale, für den nationalen Gedan
ken und für den lebendigen Gott, für
die freie Bruderliebe und die streiklose
Arbeit im Dienst deS Volkes. Dann
sehen sie eS vielleicht ein. daß der Mensch
nicht vom Brot allein lebt. Und dann
kann unS geholfen werden.
zeiten jährlich ungefähr 120,000 Ster
ling. Die Flugmaschinenschiffe und die
Flugmaschinen würden nichts kosten;
man würde Geld uiit ihnen verdienen.
Die Offizirre und die Mannschaften, die
die Bemannung bilden, würden zur
Handelsmarine gehören. Flugmaschinen
lenk würden ebenso zahlreich sein w
Taxameterführer und ungefähr dieselbe
Bezahlung erhalten. Da Linienschiff
fährt ungefähr mit einer Schnelligkeit
von 20 Meile die Stunde umher, kann
nicht weit von Hause wegfahren uno
besitzt, verglichen mit der Flugmaschine,
eine sehr geringe Schnelligkeit.
DaS Ziel im Kriege ist, brisante Ex
plosivstoffe auf Schiffe oder das Gebiet
des Feindes zu werfen., Es kostet viel
Geld, die Explosionsstoffe mit Kanone
auszuwerfen, da das Werkzeug, das den
Explosivstoff wirft, sehr stark und in
folge davon sehr schwer sein muß. um
dem Stoß zu widerstehen. ES ist ein
Linienschiff von einer Schwere von 30.
000 Tonnen nötig, um hunderttausend
Pfund dieser Explosivstoffe mitzufüh
ren. Zehn Flugmaschinen, von denen
jede ungefähr drei Tonnen wiegt, könn
ten dieselbe Menge mitführen, sicher jev
30.000 Pfund. Wenn auf dem Linien
schiff der Kohlen und Munitionsvorral
zu Ende geht, muß e langsam heimkeh
ren. und eS erfordert mindesten einige
Stunden, um alle wieder anzufüllen.
Eine Flugmaschine kommt mit hundert
Meilen die Stunde zurück und hat drei
Minuten nötig, um Benzin und Muni,
tion zu fassen. Da Linienschiff ift tot.
Die Zukunft gehört dem Flugzeug, da
sich in den nächsten Jahre schnell ent
wickeln wird."
Eine sehr interessante Spekskation,
von der den Deutsche gewiß nur ange
nehm sein kann, wenn sie zutrifft. Sie
hat übrigen ihr Gegenstück in der Theo
rie, dah im Landkrieg die Tage de
schwere Geschütze gezählt sind und daß
die Flugmaschinen die Rolle d .dicke
Berka!" übernehme werden. De? schwa
che Punkt der Scott'slben Annahm ist
P$HM ßJ2L tei i. KmsUim.
mitnehmen muß. und vielleicht steckt ia
der Theorie auch etwa der Wunsch, den
Amerikaner da Bauen von riesigen .
Linienschiffen ,u verekeln, da die Eng
lander nicht verhindern können, daß
Amerika sie auf diesem Gcbiet überbaut! '
Scott macht auch Interessante Mitte!
. m . kl. fc.I
lungen uoer o eriviirung,
Kriegsausbruch auf der Admiralität
herrschte, und er hält ihr ein lange
Sündenregister vor. Er erzählt, er habe
Im November 1914 der Flotte in Scap,
Fiow inen Besuch abgestattet und dabei
mit Jellicoe über den abscheulichen Zu
stand gesprochen. Jellicoe habe ihm ge
sagt, er müsse die Flotte au strategischen
Gründen in Scapa Flom halte, er tue
alle, um ihr einen sicheren Ankerplatz zu ' ,
verschaffen, aber die getroffenen Maß
regeln seien nicht genügend, und jede
Nacht könnten U-Boote in die Bai kom
men und die große Flotte In den Grund
bohren. Bei feinem Abschied hab er
zu Jellicoe gesagt: , .Werden wir mor
gen noch hier sein?", und die lakonische
Antwort sei gewesen: I vcmcier (ich
möcht'S wissen"). Warum die Flotte
nicht vernichtet worden ist," schreibt
Scott, kann ich mir nicht erklären. Hat
ken die Deutschen ein halbes Dutzend
Männer gehabt vom Schlag unserer Un.
tcrseebootkommandanten, dann wären -wir
heute eine deutsche Kolonie." War
um diese englischen Kommandanten dann
die deutschen Schisse nicht in ihren
Ankerplätzen aussuchten, erklärt Scott
allerdings ick. Es war für ein eng.
lischeS Tauchboot , nicht schwerer, nach
Wlhelmshaven hineinzukommen, alS für
die Deutschen nach Scapa Flom. Scotts
iqrciok serner, Jeuoe yave gute Gründe
dafür' gehabt, daß er die deutsche Flotte
in der Skagerrak-Schlacht nicht verfolgte;
denn be! Nacht habe die deutsche Flotte
viel besser geschossen.
Amüsant ist das Kapitel, in dem
Scott erzählt, wie traurig eS mit der
Verteidigung Londons gegen Luftan
griffe bestellt war, bevor er mit ihrer
Organisation betraut wurde. Vierzehn
Monate nach Kriegsausbruch hätten die
Abwehrmittel beständen auS acht Drei-zoll-Kanonen
mit einer großen Elevation,
aus vier Sechspfündern m' schlechten
Visieren, aus sechs Maschinenkanonen
und einigen Maschinengewehren, die nicht
so hoch feuern konnten wie ein Zppelin
flog und daher nur für die Bevölkerung
eine Gefahr waren. Die Munition, die
zu den Kanonen gehörte, war zweck
widrig und für die Bevölkerung gefähr
licher als die Jeppclin-Bombcn.
,,Eltcrn-Ermhung." '
Ratschläge eine? modernen SshneS.
Meine jugendlichen Freunde schelten
mich altmodisch, weil ich weine Eltern
anderS behandle als sie, weil jch drako
nische Erziehungsmaßregeln ablehne.
Gewiß, auch ich bin für entschiedenes
Auftreten, und ich weiß, daß unsre El
tern eS uns im Alter danken werden.'
wenn wir jetzt ihre Fehler und Mängel
rügen und sie auf den richtigen Weg
weisen aber mein Hauplerzichungs
Mittel ist immer dik ffliiie. Vrt 6nf k,k
meinen 'alten Herrschaften damit die al
lcrbestcn Erfahrungen gemacht. Ver
trauen müssen sie zu uns haben, freudig
müssen sie ihre Pflichten erfüllen, dann
geht ihnen alles noch einmal so leicht von
der Hand.
Man gewahre darum feinen Eltern
auch ein gewisses Mitbestimmungsrecht,
natürlich nur in Fragen, die sie s'vift
Vi.tV.IIHl. iilMU lll 111 4UlUUUlUlUi u ,
HPTT-'TTffTT in t ITt t I 0 r t fT I s1 11 i
IltlVi TTTrtTT fcrirS itsw V( tm Tfi.'
.! IVIW tVV V IV uuiVt (ttwlt M
Freude herzliche Genugtuung empfing
Ich bin auch dafür, den Eltern
wenn auch bescheidenes, Taschengeld
1
gewähren. Ich kenne die pädagogis '
Gründe, die dagegen sprechen, woh?, . -ich
sage mir immer: der Vater arb i
mit viel größerem Eifer, wenn er (h
dem Erworbenen wenigstens einen $ ,
nen Teil für sich verwenden darf,
Rechenschaft ablegen zu müssen. :
Wichtig ist die Lektüre der Ett,' -
Man lasse sie nie ein Buch lesen, A
mav nicht selbst geprüft bat. $1
w
i
Politischen Versammlungen halte r '
sie fern. Das lenkt ab. Elternvere'
Jungen verbiete man. Sie dienen
dazu, einen aufsässigen Geist gro
ziehen, der ganz vom Uebel ist. 1
An die Auskliirung, besonders c
sexuelle Aufklärung der Eltern, tl ' -man
langsam und mit aller Vor'
heran. Hier beachte man immer '
Hauptgrundsatz: Sie dürfen nicht a'-'''
-IT.f.l-l. T. ' y
.Ilicnl juaa umiirg miig iiznen fc t
heimniö bleiben!
is
Folgt man diesen Ratschlägen, so iy
5 Hirn k VCtAfnl I. .. T
ixi mittu in vci wicyi ycuHui, aun
u.
1
nen Eltern brauckba Menschen
machen.
In alter Zeit.
In einem Berliner Theaterzettel c4s i
dem Jahre 1734 finden sich unter i
deren die folgenden drolligen Sätze, $
...c ...f.i rxc.t..- r..T :
uu. muiiu;cn:i U)iii;Bcn iaifn; -T
mit alle Zuschauer sehen, was vor si?
geht, ist bestimmt werden, daß die PeiV
sonen. die ihre Plätze aus der rrsi. . .
Reihe haben, sich ouf den Boden sctz5 il
da Publikum der zweiten Reihe blei5.f.
auf den KniendaS der dritten sitzt m't
die letzte und vorletzte Reihe stehen aus. i
Ei ist strengsten untersagt, heute abcß.x.
5 Inmfn Vion hvij in !,,lk!!s,.,, 1, I
w..Mi vw j"l iUU(Utl
langt, ist ein Trauerspiel."
'4.
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Eine Unmöglichkeit. fy
Dek Arzt hatte die Untersuchung tc--cf
endet: jf;
'.Ich klaube, ie trinken zuviel Kaffee'
wie wäre . wenn Sie' mit einn c
Substitut versuchen würden? .rV
Der Versuch ift vollkommen liberflü ? ,
sig. Herr Doktor .... ich wohne schon sf-
IVSwn oardlvIhau,'
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ii
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i. VÄtfS