Uii--ä-'-V?s---,'--w J ätlS"' UÄililto:, W.li.-i4- -' B-'" V TWHe Omshlt SrlBf! rv. .,.-r ." 4 i-.'.!. Don iH. Hl. von slßellentbin. Leben und Wirken des Gründers der Partei der Unabhängigen". Politisch schon tot, als die Mordkugel ihn traf. Haase'S Haltung wahrend deS Krieges und in der Revolution. AuS Furcht vor der Attraktion gegen einen 3ieg Deutschlands. Wcltverbriiderung gegen BatrrlandSidee. Der Bruch in der Eozialdemokratie. Abmarsch der Unabhängigen, in d.iö Lager LeniuS. Ein allgemein menschlich inhttfnttr W)ttt . I Auch Hugo Haase. der Führer der Unentwegten der deutschen Gozialdemo kratie, welcher nach wochenlangem Siechtum einem Mordanschlag zum Opfer gefallen ist. gehörte zu denen, welche schon tot waren, ohne es zu wis s?n. Er war, als ihn die Kugeln deS Attentäters trafen, ein schwer kranker Mann, dem nur daS Aufgebot einer ganz seltenen Willenskraft die Fortsetzung der politischen Tätigkeit ermöglichte. Poli tisch war Hugo Haase damals bereits tot. Er war politisch am guten Her zeit gestorben, wie es auch Kerensky pas siert ist. Beiden Männern war die Reinheit deS Willens, bie- Güte der Ab. ficht, die Tadellosigkeit des Wandels, die Aufrichtigkeit der Ueberzeugung gemein sam. Beide ließen sich aber nicht dazu bewegen, und waren ihrer ganzen Ber enlagung nach dazu nicht imstande, die für die Durchführung ihrer Absichten notwendigen äußersten Konsequenzen aus ihren Ueberzeugungen zu ziehen. Ke rensky war Arzt. Haase Anwalt.. Beide sind sie in der Ausübung ihres Berufs vor der Armccleut-Atmosphäre nicht zu rückgesazeut; beide sind den Leuten in den schlechten Röcken und mit den be drängten Gemütern Freunde und Hcl fer gewesen. Der Russe ist. den Ber, hältnisscn seines Landes entsprechend, in elendere Stuben getreten, der Wirkungs kreis des Deutschen war innerlichem fangreicher. In dem sensationellen Kö nigsberger HochverratZprozeß des Jahres 1904 gegen eine Anzahl ostpreuhischer Genossen wegen Geheimbündelei. Hoch verrat gezen Rußland und Beleidigung des Zaren", war er der glänzende Füh rer der Verteidigung, dessen forensische Beredsamkeit und helle Durchleuchtung des objektiven Tatbestandes die Freispre chung scintlichcr Angeklagten erzielten. Damals schon hatte die russische re dolutionäre Propaganda ihre Blicke auf den Königsberger Rechtsanwalt gerich tet und in ihm einen tatkräftigen Helfer erwartet. Aber auch den Wegen, welche die Entwicklung der russischen Rcvolu iion einschlagen sollte, hat Haase nicht Schritt halten können; auch dieser Ent Wicklung gegenüber ist er außer stände gewesen, die unabweisbaren äußersten Konsequenzen zu ziehen.. Er war, wie Kerensly, imgrunde eine Kompromiß natur. Beide riefen wohl die Massex auf die Straße, aber beide waren gegen , die eine Herrschaft der Massen auf der und über die Straße. Ueber KerenskyS politische Leiche sind die Massen in Ruß land hinweggeschritten. Hugo Haase war auf der Straße politisch bereits ti!pKflpfirnAm. 13 die Mörderband tJL Verblödeten nach ihm griff. Er Vl .schlapp gemacht". Er hatte sich i Aacqan:enzug, wciazcr ver ,, i Tr, Straßenherrschaft sejn Evoe!" I ... . ' . ... ...n . Ziclnte. entacaeNacstemmt. Er war ? Proletarier im Bratenrock und als !ka im Grunde auch als Rcvolu ' fr ein Pazifist und als Politiker ' bsntst. Und das war seine Tra bildete die Tragik seines LebenS ' thtn Stackel in keiner Seele, acaen i :t nicht anzulöken vermochte, daß Wirklichkeit, grade wie sie sich durch - irklichung seiner Ideen und die j Mführung seiner Absichten gestaltet . zurückschreckte und daß er als . heitssucher ein Phantomjäger und ' . !nsterseher wurde. Seine gesamte Hing. dem Kriege in dessen zweiter e gegenüber, welche seinen Volks rtn so unendlichen Schaden zuge . nd den Feinden so scharfe Was geliefert hat. wurde bestimmt durch Gespenst. Der Sieg Deutschland. m. er für sicher hielt, war das Ge ' welches er zur Erregung" deS Jen Schreckens heraufbeschwor. Der eckgespenst, weil er von ihm den eckgespenst, weil er von ihm zum Einbruch der äußersten Reaktion be ßicte. ' .rum wollte er den. Sieg iischlands nicht. Um ihn. soweit t hntn Qrnften Tnsl. an bintertreibkN. er der dcutschenÄriegssührung alle ,!iel. welcber er habhaft werden Zite. Zwiscken die Beine, zerschlug er eiaene Variei. deren Helfer er ge jen und deren Führer er sein sollte, hinzielte er die deutschen Absichten htm Ausland, unterminierte er die jiirnung daheim und erschütterte er Kriegsgeist draußen an den Fron In manchem anderen Lande, wel auch heute noch das Aziom aufrecht Jt, daß 5 den Kampf für die Frei gegen die Tyrannei geführt- hat. ' Zde solch' ein Mann alsbald hinter Zumauern oder on der FüsclierungS ,d mundtot gemacht worden sein. In Zutschland glaubte man. ftin und an. ht Gerede alS Auslaß für sich siau, Unterströmungcn gebrauchen zu n. Die ein Vaterland haben, wer Ilamm Hjflu HaaseZ sluchek! dci.'n, welche st,? zu einer olkheh f'nen wird der wmt ein woiajcu Die Furcht, daß in deutsch fci auhtTÜt Reaktion fietaiiffü.i ?erde. hatte Hugo Haase vollständig 'hr wirklickien Gemeinschaft loscie und au der Beschränktheit deS Va ndsbegriffs gerissen. Ader er in im &'tur.b gewesen, ti nt fcttut NcterlandSgefühlS uns des VolkS ß!se,L etwa neue xo,ik,ve, ,u r.tit iai Denken b-L'i.stlin und Hcrz au! Willen tonnte. Der Kom ller. der !Lkanrolrmaim, er f j" W Jty IHUUk zifistische Revolutionär, der absichtlich und ausgesprochen .Vaterlandslose Ge sclle' lehnte auch den Gedanken einer sozialen Weltrcvolution ab, dessen Ver wirklichung doch an die Stelle der Va terlandsliebe und Volksgenossenschaft die -Weltverbrllderung setzen will. Darum, weil ftlbst lies in der Seele dieses Man nes, welcher den Massen ein treuer Hel fer gewesen, aber ein wahrer Fuhrer nicht werden konnte, das horazische Wort: "Odi profanura vulcrus et areeo" eingeschrieben war, weil er wohl die Massen auf die Straße gerufen hat, die Herrfchaft über diese ihnen indessen nicht konzedieren wollte, darum war Hugo Haase auch manchem seiner An Hänger ein Greuel geworden. Sein gu teS Herz konnte, in übertragenem Sinne des Wortes kein Blut fließeif sehen". seine Komprominnatur ließ ihn nicht zum endgültigen Entschluß kommen, und schreckte davor zurück, die letzten Kon sequenzen zu ziehen. Darum gehört auch Hugo Haase zu denen, welche tot sind, ohne es zu wis sen. Er war an Güte des HerzenS und Mangel an Energie bereits ein politisch Verschiedener, bevor die Kugeln des Wiener Trottels Voß den von Arbeit Zermürbten und von Enttäuschungen er matteten Korper durchsiebten. Man hat. in den Nachrufen, in wel chen auch die Gegner dem rein Mensch lichen m dem nunmehr Dahingeschiede nen den Tribut rückhaltloser Anerken nung zollen, Hugo Haase mit dem fran z'ösischen Sozialistenführer Jean Jaurös verglichen. Beiden ist die Mordkugel in politisch sturmischer Zeit beschicken ge wescn und in beiden Fällen war der Täter ein Blödling. Die Prozcssicrung des Mörders Jaurös" wurde länger als vier Jahre hingehalten und, 'endete schließlich mit der Freisprechung des An geklagten unter durchaus chauvinistischer Begründung des Urteils, ohne daß be sonders viele revolutionäre Hähne dar nach gekräht hätten. Der Wiener Le derarbeiter, welcher Hugo Haase am ver gangenen achten Oktober vor dem Por tal des Reichstagsgebäudes in Berlin niederschoß, war gerichtlich bereits für strafausschlicßcnd geistesgestört , erklärt worden, bevor noch sein Opfer, am 7. November, den erhaltenen Verwundun gen erlegen war. Die Tat auf dem Parise. Boulevard und die bor dem 1 Portal des Reichstagsgebäudes in Berlin hoben sich ober doch von einem verschie denen Hintergrund ab. und auch das Ka : liber der Opfer ist ein verschiedenes ge Wesen. Man kann allerdings nicht wis sen, wie sich Jaurös dem Krieg in des sen weiterem Verlauf gegenüber gestellt haben würdr. aber er war doch der Mann des stärkeren Willens. Sein Den ken war das klarere und seine Ueber zeugungen griffen tiefer, als die deS Mannes mit dem guten Herzen und der Kompromißnatur. Und er ist, wenn au 'i vor. einem Geistesschwachen gefällt, so doch als ein Opfer seiner Ueber zeugunger gefallen, denn er hatte, be vor ihn die Kugel des Attentäters traf, soeben erst vor der gesamten Welt und vor da. französischen Volk von der Roftra deS Parlaments auS dem Kriege Krieg erklärt. ,Der Knall der Mord waffe bildete die Antwort auf diese Rede Jaurös. . Der Tod Hugo HaaseS iß icht von einer solchen heroischen Tragik umdü stert. ES ist ihm nicht beschieden ge Wesen, seine Ueberzeugung, welche ihn im Leben nicht vor Kompromissen zurückge halten hat, mit dem Tode zu besiegeln Sein Mörder war nichts als ein Blöd ling, ein typischer Querulant, welcher es sich in den Kopf gesetzt hatte, die Mensch hcit von dem Uebel deS Lotteriespiels zu erlösen und dadurch die soziale Frage zu regeln. Er schoß aus seinen bis herigen, Herrn und Meister, weil dieser die Tiefe solchen Gedankens und die Kraft solchen Heilmittels nicht begreifen wollte und ihn abgelmese hatte. Der Versuch, auch diesen blöden Querulan te als ein Produkt seiner Zeit aufzu putzen, wird vor der. Geschichte nicht be stehen können. Die Tragik deS Geschicks Hugo HaaseS liegt auch gar nicht in den Umständen seines gewaltsamen TodeS. sondern dar in, daß er nichts Positives geschafse hat und nach ihm die Siniflut hereinzubre chen droht. Seine Persönlichkeit ist nut interessant in Verbindung mit ,. den Kräften der Negation und den Elcmen ten deS Umsturzes. Die Vergänglichkeit seines ErdenwallenS ist festgestellt von der soeben auf dem Kongreß der'.Un cbhängigen" in Leipzig einstimmig an genommenen Resolution, welche die' Ein führ. deS Bolschewismus in Deutsch land fordert. Haase ist der Mitbegrün der diese Partei gewesen, aber die Un entwegten waren schon zu Lebzeiten ih S Führers über diesen hinweggeschrit ten. Er wollte auch Bremser fein, er grübelte über die Möglichkeit nach und spähte nach einem Wege auS, das Mit telding zwischen der sozialdemokratischcn und der bolschewistischen. Weltanschauung zu finden. Er wollte in der Retorte deS Kompromisses folchen Homunkulus fertig bekommen und ihn im Jnkuba tor deS AuScikeilbZ mit gegenseitigen Zu Geständnisse aufpäppeln. Aber daS wirkliche Lebe, riß ihn mit sich und überrannte ihn. Er wollte die völlige RadikiliLerun Ukux 5Luii huiuidnn M- em und warf dafür feint ganze Autorität In die Wagschalk, aber die Schale schnellte In die Höhe. Er dachte, die Weltverbrüderung im Verein mit den c'ozlalisten des Westen verwirklichen zu können, aber er vermochte daS Ab schwenk... seiner eignen Gefolgschaft nach Osten, in das Lager Lenins, nicht zu verhindern. Er, welcher die sozlaldemo kratische Partei In zwei Stücke zerschla gen hakr', mußte da? Abbröckeln der eigenen Autorität erleben und die Ideen von Wcltverbriiderung, wie er sie hatte, im bolschewistischen Winde zerflallern sehen. Er hat beim Sturz des alten Regimes geholfen, aber feine kurze Vc teiligung an der Arbeit der Rekonstruk tion h..t nachgewiesen, daß er doch nur ein Zerstörer, aber kein Aufbauer gewe sen ist. Und auS dem Wirrwarr, wel chcS er angerichtet, und auS dem ChaoS, daS er hinterlassen, reckt sich von neuem die Propaganda der Reaktion, deren Aufkommen als Folge eines deutschen Siegel er befürchtet und vor deren Er setzung durch die Diktatur des Prole tariatz er doch zurückgeschreckt war. Die einstimmige Resolution, mit wel cher der Parteitag der Unabhängigen zu Leipzig die vollständige Orientierung in der bolschewistischen Richtung, d. h. den Anschluß an die Moskauer (dritte) In ternationale, vorgenommen hat, dedeu tet für den Grabstein Hugo Haases die Inschrift, daß er ein vergebliches, Le ben und ein erfolqlofes Streben zudecke. Und daß unter, ihm einer ruhe, welcher bereits tot gewesen, als er felbft es noch nicht gewußt In den Entscheidungstagen deS Mo nats August 1914 hatte Hugo Haase die Massen auf die Straße zum Proicst gegen den Krieg geführt. Noch am 3. August hatte er in der Sitzung der so zialdemokratischen ReichstagSfrakiion als. deren Vorsitzender gegen die Bewilligung der Kriegskredite gesprochen. Aber auch damals hatte er nicht vermocht, aus sei ner Haltung die Konsequenzen zu ziehen. Er ließ sich dazu herbei, in der Reichs tagssitzung vom 4. August, der, seiner eignen Meinung widersprechenden Stim mung der fozialoemokratischen Partei Ausdruck zu geben. Er führte, dem bor liegenden amtlichen Protokoll der dama ligcn Sitzung zufolge aus: .Im Auftrage meiner Freunde habe ich folgend Ektlärung abzugeben: Wir stehen vor einer Schicksalsstunde. Die Folgen der imperialistischen Politik, durch welche eine Aera des Wettrüstens heraufgeführt und die Gegensätze zwi schen den Völkern verschärft wurden, sind wie eine Sturmflut iiber ganz Eu rova bereinaebrocken. Die Vcrantwor tung hierfür fällt den Trägern jener , Politik zu. Wir lehnen sie av. ie Sozialdemokraten haben diese verhäng Nisvolle Entwickelung mit allen Kräften bekämpft, und noch bis in die letzten Stunden hinein haben sie durch macht volle Kundgebungen in alln Ländern, namentlich iminnigen Ein vier nrhm.'n mit den franzöfi fchen Brüdern für Aufrechterhal tung des Friedens gewirkt. Ihre An strengungen sind vergeblich gewesen. Jetzt stehen wi. vor der eisernen Tatsiche des Krieges. Uns drohen die Schrecknisse feindlicher Invasion. Nicht für oder gegen den Krieg haben wir heute zu ent scheiden, sondern über dle Frage der für die Verteidigunz des Landes ersoroer lichen Mittel. Nun haben wir' zu den ken an die .Millionen Volksgenossen, die ohne ihre Schuld in dieS Verhängnis hineingerisfen sind. Sie werden unter den Verheerungen des Krieges am schärfsten getroffen. Unsere heißen Wünsche begleiten unsere zu den Iah nen gerufenen Brüder, ohne Unter fchied der Partei (Lebhafter Beifall). Wir denken auch an die Mut ter und Kinder, die Ihres Ernährers be raubt sind, denen für die Angst um ihr Leben die Schrecken des Hungerä drohen. Zu ihnen werden sich bald noch viele Tausende verwundet und verstumme! tet Krieger gesellen. Ihnen allen bei zuftehe.l. ihr Schicksal zu erleichtern, diese unendliche Not zu lindern, nach ten wir für eine hervorragende Pflicht. (Lebhafter Beifall.) Für unser Bolk und seine freiheitliche Zukunft sieht bei einem Siege des russischen Despotismus, der sich mit dem Blut der Besten der eigenen Völker befleckt hat, viel, wenn nicht alles auf dem Spiel. (Stürmischer Beifall,) EZ gilt, diese Gefahr abzuwehren, die Kultur und Unabhängigkeit unsere eigenen Landes sicherzustellen. (Lebhafter Beifall.) Da 'machen wir wahr, was wir immer be tont haben. Wir lassen in er Stundder Gefahr, dasV terland nicht im Stich. (Leb hafte Beifallskundgebungen.) Wir füh lcn uns dabei im Einklang mit der Internationale, ' die daS Recht jedes Volke! auf Selbständigkeit und Selbstverteidigung jeder: it aner kannt hat. wie wir in Uebereinstimmung mit ihr jeden Eroberungskrieg veruriei len. Wir fordern, daß dem Kriege, so bald daS Ziel der Sicherheit erreicht ist und die Gegner zum Frieden geneigt sind, ein Ende gemacht wird dvrch einen Frieden, der die Freundschaft mit den Nachbarvölkern ermöglicht. Wir fordern dies nicht nur im Interesse der von uns stets verfochtene internationalen Soli darität, fondern auch im Interesse des deutschen Volkes. Von diesen Grund (ätzen geleitet, bewilligen wir die gefor erten Kredite.' (Lebhafte, Beifall.) Damals bedeutete Deutschland für Haase noch ein Baterland, welches er nicht im Stich lassen wolltewaren ihm alle, die unter die Fahne gerufen, seine Brüder und die Bedrohten noch Genos fen der gleichen Aolkheit. Kennzeich ncnd ist die obige Rede auch für die Orientierung, welche seine Feindschaft angenommen. Sie richtete sich gegen daS zaristische Rußland, dessen Sieg un ter aller' Umständen verhindert weiden müsse. In der Richtung nach Westen erblickte tc damals und auch später im jcier noH ein Möglichkeit, mit den 11 UCl französischen Brüdern" zu einem An Verständnis zu gelangen. Er hatie, fo ist später festgestellt, den Genossn im anderen Lager im Ueber eifer g'genüber, die deutsch Sozial demokratie für die Verhinderung deS Krieges verpflichtet. Nun galt, er die sen Genossen als Verrät und wurde er der Persidie geziehen. DaS ging dem bisher Unentwegten, welcher doch aus so manchem Probstein geprüft und in man che . Feuer alö radikal erhärtet worden war, an die Nien. Hatte er, als der Cob. einet Kleinhändlers in einem Dorf bei Allenstcin 18! geboren, sich nicht bereits in seinen Jünglingsjahrcn. als Stud.nt der Rechte, unter der Ein Wirkung der w Preußen freiheitlichsten Luft d-, östlichen Provinz leidenschaft lich dem Radikalismus ergeben? War nicht .der Anwalt dck Proletariats" gew.:'-., e'..i Helfer der Aermsten unter den Armen? Hatte ihn nicht da! Ber tr"'- deS Proletariats in die Arena dcZ Ischen Lebens berufen zuerst in daS Königsberger Stadtparlament und dann in den, Reichstag? Sein Radi kalismuS hatte ihn zum Mitstreiter Au gust Bebels und Paul Singers gemacht. Den Revisionismus tn der Partei hatte er bekämpft, Kurt' Eisner. der sich als Leiter deS .Vorwärts" gegen die In fallibilität der radikalistischen Lehre aus gelehnt hatte, und Hildebrand, mit des sen sozial-imperialistischen Kolonialne! gungen i' den Sand gestreckt. ' Nach Singer' Tode war er an dessen Stelle neben Bedel getreten, nach Ableben bei .Großen Alten" der Sozialdemokratie mit dem Vorsitz der Partei und der Neichstagsfraktion betraut, und im Jahr 1912 als solcher wiedergewählt worden. Immer hatte er die Fahne deS Radika lismuS hoch gehalten, manch' ein Ketzer gericht hatte er abgehalten, und ?un wurde e-. In der großen Schicksalsstunde der Entscheidung, des Verrats an der Sache deS Internationalen Proletariats geziehen. Das hat sein radikales Ge wissen heunruhigt und wie ein Wurm an seinem Herzen gefressen. Und als dann die schnellen und ge waltigen Erfolg? der deutschen Waffen, in Belgien und in NordfranZreich er rungcn wurden, und unter dem Eindruck der Siege die Stimmung des deutschen Volkes ganz kaiserlich und vaterländisch s. -kellte st zu der Gewissens, bcschwerde, welche Hugo Haase bedrückte, die Befürchtung, daß der Sieg Deutsch lands der der Reaktion werden wuroe. Da brach bei ihm der Radikalismus, welcher das Weltbürgertum des Prole tariats r. bourgeoisen Vaterlanosidee gegenüberstellte, und über die Grenzen des besonderen VolkstumZ hinausstrebte, biirrb. Kr wurde der foind der eia ncn VoU:gcnossen. jagte dem Phantom einer Verständigung des Weuproicia riats nach und zerbrach die Partei, d? ten Führer er gewesen, in zwei Stücke. Schon im Frühjahr 1913 brach er den .Burgfrieden". AIS Führer revoltierte er gegen die eigene Partei, hißte er die Fahne, der Palastrevolution. Im Juni 1915 erschien in der Leipziger Volks, zeitung" ein Aufruf: Das Gebot der Stunde", welcher die Unterschrift Ha fes, Kautkys und, Bernsteins trug. Die Kündigung des Burgfriedens und du Wiederaufnahme des Klassenkampfes würden gefordert. Zs hieß da;' .Die Stunde der Entscheidung ist ge kommen. Die deutsche Sozialdmokra tie ist vor eine Frage gestellt, die für die Geschicke deS deutscher. Volkes, für die Zukunft der Kutturwelt vr., der groß, ten Tragweite ist. Prpgramme werden aufgestellt, die dem gegenwärtigen Krieg den - Stempel einrS Eroberungskrieges aufdrücken . . . Nachdem die Erobe rungspläm vor aller Welt offenkundig sind, hat die Sozialdemokratie die Delle Freiheit, ihren gegensätzlichen Standpunkt in nachdrücklichster Weise geltend zu machen, und die gegebene Si iuation macht auS der Freiheit eine Pflicht. Ein wirklicher und dauernder Frieden ist mir möglich auf der Grund läge der Vereinbarung. Diese Grund luge zu schaffen ist nicht der Sozial demokratie eine? Landes gegebn. Aber jede Partei kann nach Maßgabe ihrer Stellung und ihrer Kräfte dazu, beiira gen. daß diese Grundlage hergestellt wird. Die gegenwärtige Gestaltung der Dinge ruft die deutsche Sozialdemokra tie auf. einen entscheidenden Schritt zu diesem Ziel zu tun. Sie ist heute vor die Wahl gestellt, diesem Gebote Folge zu leisten oder dem Vertrauen einen töt lichen Stoß zu versetzen. daS sie bisher im deutschen Volk und in der gesamten 'Welt als Verfechterin deS VölkcrfricdeuS genoß. Wir zweifeln nicht, daß unsere Partei diejenigen Folgerungen ziehen wird, die sich für unsere Parlamentär!' fche und außerparlamentarische Haltung hieraus ergeben. Mit den schönsten Ueberlieferungen der Sozialdemokratie steht die Zukunft unseres Volkes auf dem Spiel, sein, Wohlfahrt und seine Freiheit. Hat unsere Paitl nicht die Macht, die Entscheidung zu treffen, so fällt uns doch die Ausgabe zu. als drän gei.de Kraft, die Politik in der Richtung vorwärts zu drängen, die wir als die richtige erkan tt haben." Tiefer Aufruf wurde von der Mehr hcit des PartcivorftandeS und der Par teipresse' auf daS entschiedenste deS avouiert. DaS vom Ausland und der sozialen Presse deS Auslands herüber sck-allende Echo war lauter Hohn. Bis zum März hielt nt Partei müh fam noch zusammen. Dann kam der große Bruch. Am 24. März begrün detc Haase namens der Minderheit der soziakdemolratischen Partei im Reichstag die Ablehnung des neuen Kriegskredits. Dies Haltung gab zu der endgültigen Spaltung d Fraktion Anlaß, Fol flinbe Abgeordnete sckloslen kick Zur .So zialdemokratischen ArbeitSgenosscnschaft" zusammen: Berustetn. Bock. Büchner, Dr. Oskar Cohn. Dittmann. Geyer, Jbaale. Lenk,. Dr. Her,fe!d. Horn (Sach sen). Kunert. Lcdebour. Schwarz. Stadthagen, Stolle. Vogther, Warm uny suixii. Xttit 13 unenlweaie wag. ff h h t Ä h n 9 WAWw (W,f!tfl tt all ihren Vorstand die Abgeordne te Hugo Haase, Ledeiour und Diti mann. . Den nächsten Tag legte Haase den Voisitz Im Parteivorstand nieder, nach dem er bereits am 11. Januar als Bor sitzender der fozialdemolralischen Reichs tagSfraktion zurückgetreten war. Tie Spaltung in der Partei hatte sich voll zogen. ... ES begann der Kampf Hugo HaaseS und feiner Gefolgschaft der .Unabhängi gen nach rechts, dem der Einzelkampf deS FijhrerS nach links, gegen .die äußerste Linke der eignen Partei, folgen sollte. In diesem Zweifrontcn-Kampf ist Hugo Haase und mit ihm Deutsch land zermürbt worden. WaS er sagte, galt den Gegnern als Evangelium und waS er tat, geretchte dem eigenen Lande zum Schaden. Er war im Grunde kein Kraftnatur, kein SImson, welcher mit einem einzigen- .Ruck seiner Muskel kraft den Tempel zum Einsturz bringt und sm, selbs unter den Trümmern be gräbt. Er war mehr ein Zernager. Hier und dort wurde der Grund unterm! niert, ein Stück nach dem anderen ab gebröckelt Und als daS Gebäude schließ lich zusammenkrachte, brachte er selbst sich in Sicherheit. Wieder vermochte er die aus seinem Handeln als notwendig sich ergebende Konsequenz nicht ru ziehen. Er lehnte, nach der Annahme des Waffenstillstands, der daS Werk sei ner Unterminierarbcit war, mit seinen Freundeir die alleinige Uebernahme -der Regierung ab, weil sie die Bcrantwor tung sin die Bedingungen des Waffen ftillstands nicht tragen wollten. Die Propaganda der Unabhängigen hatte die Stimi j daheim zersetzt und die Front draußen abgebröckelt, den Zusammen bruch hier wie dort vorbereitet. Die zersetzte Stimmung daheim lieh den Zu flüfterungen von einem Frieden des Rechts und der Gerechtigkeit" ein Willi ges Ohr, und die abgebröckelte Front draußei war nicht mehr im Stande, den harten Bestimmungen des Waffenstill stands Widerstand entgegenzusetzen. Im psychologischen Moment rief Hugo Haase, noch einmal, die Massen auf die Straße, Was an Not erlitten, waS an Enttäuschungen erfahren, was an Elend auS , der Zukunft entgegenstarrte, mit allem dem wurde das alte Regime be lastet. Dem War schon mit der Fest stellung des Sieges, daß mit ihm eine t. ,!,. . .1.1. iveroanoiung uoer oe grievcn mujv möglich sei, daS Schicksal entschieden. Als die Massen auf die Straßen stiegen. war daS Deutsche Kaiserreich bereits er lcdigt. und in diesem Fall wußten es die Pfiffigen deS alten Regimes, welche sich beeilten, mit der Entfernung des Kaisers dem Reich den Totenschein aus zustellen. Auch Hugo Haase wußte es, und wenn er doch noch einmal die Mas sen aufrief, so tat er das trotz ferner Erunntn, daß - via Entscheidung ve reits ' llen war. Darin liegt auch der innere Grund, warum sich die deut sche Revolution verhältnismäßig unblu, iig vollzogen hat. Bor den Konsequen zen jener Entscheidung aber, die er doch selber mit herbeigeführt hatte, fchreckte Haas zurück. Nicht allein wollte er die Verantwortung tragen. Der Kornpro mißler b.achte. nach den Novembertagen deS Jahres 1918. die Verständigung zwischen den Unabhängigen und der MehrbeitIpartei zustande. Haase und Ebert übernahmen gemeinsam den Vor sitz im Rat der Volksbeaufiragten". In oiesem Augenblick enthüllt sich die Tragik feineS ganzen LebenS und berei itf sich die seinS Todes vor. 1 Diefe Tragik ist am stärksten - hervorgehoben , und in ihren Gründen und ihren Wir kungen am hellsten beleuchtet worden in dem Nachruf, welchen der Berliner .Vorwärts", das führende Organ der kehrheitIsozialisten, dem toten früheren Meister und späterem Gezner gewidmet hat. Es heißt da: Sicher war er in jedem Stadium sei neS Lebenswerks mit ehrlichem Eifer be strebt, der Sache der Arb iterklasse zu dienen, aber da hat ihn nach unserer Ueberzeugung nicht darin gehindert, in den letzten Jahren die verhängnisvollsten Wege einzuschlagen. Dieses Verhängnis ist nicht so sehr dem radikalen Grundzug feineS WefenS geschuldet, sondern vielmehr gerade um gekehrt feiner Kompromißnatur. AlS Haase aufhörte. Mitglied der Sozial demokratischen Partei zu fein, wurde er Begründer einer Partei, die in der Mitte zwischen den grundsätzlichen Gegensätzen, die der Weltkrieg aufgeworfen hatte, hilflos stecken blieb. Ludwig Frank hatte ein Programm, 'und er ging hin und fiel kämpfend bei Baccarat. Rosa Lu zemburg hatte ein Programm, und sie fiel von Mörderhand im Bürgerkrieg, den sie entzünden geholfen hatte. Hugo Haase dagegen stand zwischen beiden. Er akzeptierte weder daö Programm "bet nationalen Verteidigung, noch den Ge danken der sozialen Weltrevolution, die sich im Anschluß an den Weltkrieg im Sturm über die ganze Erde wälzen siUie. Er war weder Sozialdcmokrat in unserem Sinne, noch Kommunist, und die blöde Tot eines Menschen, der sich för seinen Anhänge? zugleich und zugleich für feinen Gegner hielt, hat sein Leben mittelbar beendet. - Haase war nicht alZ Revolutionär, sondern als Pazifist Gegner der Kredit Bewilligung. Er orientierte sich nicht noch Osten, sondern nach Westen. Wälz rcnd Sozialdemokratcn und Kommuni sten im Krieq den Anvrall deS imperia listischen WeltkapitallsmuS erkannten und nur freilich ganz verschiedene Schlüsse auS dieser Erkenntnis zogen, sah Haase westlich der deutschen Grenze nur Demokratie und Friedensliebe. Während die Sozialdemokratie erkannte, daß die Abwehr eines zerschmetternden. Teutschland versklavenden EntentestegS daS Höchstmaß deS Erreichbaren sei. glaubt Haase n den großen deutschen Sieg und fürchtete als feine Folge ei Welle der Reaktion im Innern. . Um f seltsamer, dafc et später seinen klare Is Standpunkt in der Frage der '.Demo kratie der Diktatur" zu finden ver stand und hier an Klarheit der Erkennt Ms gegen seinen Parteigenossen KautUy unendlich weit zurückblieb. Haase war im Grunde eine verbind liche Natur und von der prinzipiellen Rauhbeinigkeit oieler seiner Anhänger unendlich weit entfernt. Aber feine Verbindlichkeit erschöpfte sich in dem ver geblichen Versuch, eimn Ausgleich zwi scken sozialdemokratischen und bolschewi siischen GrundanschauungkN zu suchen, während der Ausgleich zwischen den bei den sozialdemokratischen Parteien ein viel fruchtbareres Feld geboten hatte. Gelegentlich hat er. sich allerdings such hier versucht. Er hat geholfen, die sozialdemokratisch unabhängige Regie rung deS 10. November zustande zu bringen. DieS wäre das beste Werk sei nes Lebens gewesen, wenn er eS nur zu erhalten verstanden hätte. Aber wäh rend er noch in dieser Regierung saß, war ein Teil seiner eigenen Parteian Hanger schon emsig am Werke, den Bo den, auf dem diese Regierung ruhte, zu unterwühlen, und als er sicher per sönlich aufrichtig mit den besten Wünschen sllr ihre fernere Wirksamkeit von seinen sozialdemokratischen Mini sterkollegen, schied, bereiteten seine Par tcigenossen Eichhorn und Ledebour schon den blutigen Kampf vor, ist dem die fozialdemokratische Regierung ge stürzt werden sollte. So geriet Haase immer mehr in die Lage eines Mannes, dem die Verhält nifle über den Kopf gewachsen waren. Ein Führer, der sich plötzlich an der Spitze instinktiv vorwärtsdrängender, aber politisch ungcschulter Massen- sieht, muß auch zügeln und bremsen können. Es mag sein, daß Haase daS in engerem Parteizirkel öfter getan hat. als die Welt bisher weiß.. Aber er litt an einer, un heilbaren Schwäche gegenüber einer sich selber revolutionär dünkenden Phrasco lcgie und erwieS dem aufgesteckten Geß lerhut der Diktatur , feine Reverenz, während ein stärkerer Mann aufrecht an ihm vorbeigegangen wäre. JD Ver such, völlig objektiv zu sein, zwingt uns zu sagen, daß uch Naturen wie Haase in der gegenwärtigen Zeit ihre Funktio nen haben mögen; uns aber gefällt der Mann besser, der die Kraft besitzt, einer ihm gefährlich dünkenden Entartung jener Bewegung, mit der er verwachsen ist und die er liebt, die Stirn zu bieten. Den Ganzen und Unentwegten blieb Haase trotz all seines Entgegenkommens en Greuel. Däumig weigerte sich.- mit ihm auf derselben Kandidatenliste zur Nationalversammlung zu erscheinen, und die Bolschewisten beschimpften ihn wutcno, weil er sich ihnen nie völlig er geben wollte, ganz besonders, , weil , 'er für die Unterzeichnung des Friedensvcr trags eintrat. Daß er auf der letzten Reichskonfcrenz der Unabhängigen Kautsky gegen die Angriffe einer vor witzigen Jugend wenigstens persönlich deckte, ist menschlich für ihn ein Plus, aber er verfehlte nicht, sofort hinzuzu fügen, daß er sachlich seit Jvhren mit Kautsky nicht mehr einverstanden -sei. Haase war der nach links hin ma növrierende, vorsichtig balancierende Führer der unabhängigen Rechten. Er war bemüht, die auseinanderstrcbenden Teile seiner Partei zusammenzuhalten. Was diese Partei mit seiner vermitteln den Tätigkeit verliert, wird die Zukunft zu erweisen haben. Für diejenigen, die eine Entwicklung der Unabhängigen in ruhigeren Bahnen wünschen, ist sein Tod sicher kein Gewinn. Wir glauben im Gegenteil, Haase hätte selber stärker in dieser Richtung gewirkt, wenn er nur als Taktiker festeren Boden unter feinen Füßen gefühlt hätte, und er wäre für die Einigung im entscheidenden Mo mcnt.auf keinen Fall ein Hindernis ge Wesen. Es gibt Parteigenossen, die Haase für unaufrichtig hielten. Uns scheint dieses harte Urteil falsch. Er war ein Mensch mit seinem Widerspruch. Die natürliche Liebenswürdigkeit seines Wesens und die kalte, harte Scharfe seiner öffent licken Nolemik standen zueinander in merkwürdigem Gegensatz. Haase war als Redyer auf einen Ton gestimmt, auf den der Anklage. Am Verhandlung tisch war. er der umgänglichste, sich der höflichsten Formen befleißigende Mensch. AllcS in allem: Haase enthielt als Charakter und als Begabung Werte in sich, die der Arbeiterklasse viele Jahre von großem Nutzen weiden konnten. So kannten und schätzten wir ihn qlS den Mitvorsitzenden der einigen Partei, und wir glauben nicht, daß er innerlich ein anderer werden konnte. Die unglückliche Spaltung halte ihn auch zu einem un glücklichen Politiker, gemacht. Sei tu liiisches Talent, das sich im Nebenein ander der Kräfte bewährt hatte, reichte nicht aus zur Führung einer an politi schen Talenten nicht reichen Partei. Haase hat es gut um die Sache der Ar bciterbewcgung gemeint, aber er hinter läßt nichts als einen Haufen Lerwir rung. - - Das wa. geschrieben, bevor der Par tcitag der Unabhängigen, deren Führer Hugo Haase gewesen war und es zu sein aufgehört hatte, bevor die Kugel eines verblödeten Querulanten seinem Leben und Wirken ein Ziel gesetzt hatte, in Leipzig sich einstimmig für die Einfuh rung bei bolschewistischen Systems in Teutschland erklärt hatte. Auf dem Parteitag im vergangenen März war es Haase noch gelungen, den Ansturm ver Lußerlien Linken seiner Partei atzuweh ren und die Sprengungsversuch der Ultras zu hintertreiben. Bis zuletzt hat er feine Orientierung nach Westen be wahrt. Von der Wiederanknüpfung der Beziehungen mit den britischen und fran zösischen Sozialisten erhoffte er mehr, als von dem Abschwenken in daS Lzcr Lenins. Möglich, daß auch in Leipzig die Erinnerung an seine einstmalige Autorität und die Achtung vor feiner Persönlichkeit da Hissen der bolschewisti schen Flagge über den Zinnen der Burg der .Unabhänaigen" noch einmal dahin dert hätten. Möglich, aber kaum loa-n scheinlich. Daß der Bcschlu?,. H'U.: die Partei auf den äußersten Rad-W,' tnu festlegt, 'stimmig gesch: worden ist. löscht auch die Erinnerüng a,r di; einstmalige Autorität deS toten Führer aus. Der Lebenswandel Hugo HaaseS ist de eines tadellosen Menschen gewes'. DaS Fazit seines Slrcbcns und,2Zir ken? ist gleich Null.' Die zwei WtwcM, wahrend welcher er die oberste besessen, sind politisch für ihn selbst und für Deutschland völlig erg:bi'.l!lZS geblieben. Er ist einer von den gun Leuten, aber schlechten Musikanten. Als er sich loslöste von der Vaterlandsii? und auS der volklichen Kknnschnft, verlor er die Wurzellraft. Daß er da vor zurückschreckte, aus seinen Ucbcrzeu gungen und auS seinen Handlungen die logischen Konsequenzen zu ziehen, zog den Boden unter seinen Füßen hinweg und hing sein Wirken in di; Luft.' Man hat ihn einen Hamlet des ttritizismus genannt. Die Hamlct-Natur hat ihn schließlich in eine Sackgasse getrieben. Er ist ein Schädling gewesen an seinem Vatcrlan? und an seiner Volkheit. und er bat an die Stelle dessen,-was er eingerissen, abgebröckelt, nichts neueS zu setzen vermocht. Er war mehr Hrrost rat ls Simson, hatte wenig heroisches in feinem Wesen und Wirken. - Die Tragik seines LcbenZ bestand im Grunde doch nur darin, daß er zu denen 4 geborte, welche schon tot waren, als sie es selbst noch nicht wußten. Auch der körperliche Tod war kein heroischer. kn tragischer. Aber die blöde Tat des. gerichtlich für strafausschlicßend geisteS krank eMrten Wiener Lederarbeiters Johann Voß hat das versöhnend: Mo ment. daß er dem Opfer die Erkennt n-s erspart hat, daß .er bereits tot ge Wesen, ohne" es zu wissen. , Der einstimmige Beschluß deZ Leip f ziger Parteitags hat Hugo Hsaseden . Totenschein ausgestellt. Die Inschrift auf seinem Grabstein wird besagen,- daß , dieser ein JecreS Leben und in per . gkblicheS Streben zudecke. n neuer Säamüct , Anzeiger. Einen Schlagwetter-Anzeiger, ber auf , einem ganz neuen Prinzip beruht, hat , Prof. Fleißner hergestellt, und in den .Naturwissenschaften" werden , , nun nähere Angaben über das bedeutsame Verfahren gemacht. Der Anzeiger bs ruht auf der Erscheinung der chemischen Harmonika" oder der .singenden Flam men". Wenn verschiedene Gasflammen in einem langen? engen Rohr brennen, fg entstehen je nach der Gasart und den Abmessungen des Rohres Töne von per schieden Stärke und 5Me. Der Ton läßt sich nun durch Vergrößern oder Verkleinern der klamme verstärken so wie abschwächen, und bei einer bestimm ten Größe der Flamme hört das Tönen ganz .auf. Führt man einer,., folchen nichttönenden Flamme am unteren Ende ' des Rohres irgendein brennendes Has zu, fo verbrennt dieses Zusatzgas in nächster Nähe der Flamme, wodurch , diese größer wird und wieder zu tönen anfängt. ' Wird' kein Gas onPußen zu geführt, so hört daS Tönen auf. Auf diese Erscheinung beruht der neue Schlagwetteranzeiger, der auch zum An zeigen anderer explosiver Gasgemische dient. Man braucht nur in einer ge eigneten Vorrichtung - eine Flamme so einzustellen, daß sie in gewöhnlicher Luft nicht mehr oder nur schwach singt. Be tritt man mit der Vorrichtung einen Raum, in dem sich explosive Gase be finden, so wird die Flamme vergrößert, und es tritt ein Tönen oder ein. Star kerwerden des Tons ein. Die neue Vor richtung ist in Form einer Grubenlampe hergestellt, die auS einer regulierbaren, auf und abwärts verschiebbaren Flam me besteht. Zum' Gebrauch wird die Flamme zunächst so eingestellt, daß ein Ton erzeugt wird. Dann wird der Brenner gerade fo weit verschoben, daß daö Tönen aufhört. ' Sobald nun explo j fiöe Gase in das Innere der Flamme fieintmprt. besinnt das Tönen von neuem j und die Vorrichtung besitzt eine so großa Empfindlichkeit, vag man logar quann tative Messungen vorneymen rann. zs werden sich nach diesem Prinzip War nungsapparate bauen lassen, die bei einem bestimmten Gehalt der Luft an , brennbaren Gasen von felbst zu tönen anfangen. , . 4 Die Briintigamsvflanzung auf Alsen. An eine interessante Sehenswürdig seit auf der Insel Alsen erinnert die eitsckrist Niedersachsen: die .Bräuti gamöpflanzung", ein regelmäßig ange legtes Eichen- und Buchenwäldchen. , W dieser Bräutigamspflanzung hat es eine eigene Bewandtnis. Die Pflanzung ist, ; wie schon der Name sagt, angelegt von! Bräutigamen der Insel Alsen. Ein al ter Volksbrauch bestimmte nämlich, -detr jeder Mann, der die Ehe eingehen, wollte, ein, bestimmte Anzahl von Bäumen zu pflanzen habe. Und die Holzordnung von 1737 erhob diesen Vollsbrauch so gar zum Gesetz, denn sie bestimmte: Jegliche Mannsperson in den Holzdör fern, die sich zu verheiraten gedenket, fol . vorher zehen junge Eichm oder 1ö junoe ' Luchen pflanzen ; vor jede fehlende Elche fol sie einen Thaler, vor jede fehlende Buche 32 Schilling schuldig seyn." Auch waren die Pastoren der Insel gehaltn, keine Trauung vorzunehmen, che der junge Mann den Nachweis erbracht hatte, daß er gepflanzt oder Buße ge leistet habe. Als die Jagd rnnd Forst ordnung 1784 eingeführt wurde, war diese alte 'Verordnung hinfällig gewor den; aber der Name .Bräutigamsrslak zung" für den Wald, den die Brätlti game von Alsen gepflanzt, ist bis auf den heutigen Tag geblieben. Der gesellschaftliche Verkehr, hat ' bei uns nachgerade so steife Formen an genommen, daß die Liebe auf den ersten Blick sozusagen zu einer Notwendigkeit geworden ist. Beifall und Gold sind die bewähr testen Köder an der Legeangel dei Le den. !' i t ;f ! if 1 5 1