V In da! offen Fenster dämmerte gelb l!ch und schwermutvcll die polnisch Landschcst herein wie alle Tage. RenK Hcrlenlxrg laß am Schreibtisch und wollte Briefe schreiben Bon unten ou! dem großen Saal drang die Musik des eigenmadchens dcrauf. dunkel. lockend, von blühender Sehnsucht schwer wie aue sage. .. Ich muß an Ägnek Marie schreiben. dachte RenS Hertenberg. AgneS Marie lzat da! Recht, jeden Tag von mir Nachricht zu bekommen. Und sie hat. jeit zehn Zagen leine Nachricht belom nun. Er dachte daS just um dieselbe Jeit alle Tage. Tie Musik deS Geigen. ! inadchenl fang herauf, seltsamer, unbe riffener Leiden voll. RcnS Hcrten bergS Schläfen brannten wie im Nieder, Es ist diese verrückte polnische Musik, murmelte er. Ich mutz auch an Olga und Äilly schreiben, dachte er wieder. Olga nd Till sind meine Schwestern und habn; in all den er Wochen noch keine ÄN ,i,chtekarte kommen. Auch an den Bapa mllKK ich einmal schreiben.... Die Musik deL Geigenmädchen klang herauf, schwer und verheißungsvoll wie ein fremdes, lmbckcmntei Geheimnis a zSlöck. Fedor Jafsijewitsch Ift ein Narr, lacht er, daß er dergleichen geschehen läßt. Er sollte li verbieten jiirn Heil lernet Gaste, tote er ötn Altobol der bietet tn seinen Fabriken,. . . Ich gehe reicht hinunter! veschiosz er stolz und VV. Ich habe AgneS Marie au Liebe ge heiratet. Ich liebe Agnet Marie, dachte er krampfhaft vor sich hin. Wie sieht Aane Mane eigentlich aus? fuhr ti ihm plötzlich durch den Kopf. als ob er lieg daraus mau innen tonnte. ,0 ich werde wahnsinnig hier!" fiöhnte er und druckte die Hcmd an die Stirne. AufZ neue griff er nach den Brief tlöttem. Fedor Jassijewitsch wird mich war ; Jen, dachte er. Ich aber werde nicht hin , untergehen. Ich darf nicht hinunterge hen! Er dachte ei gemartert und trau ervcll. ; Die Klänge Zagte? sich plötzlich heiß lind wie blutend und fuhren ihm mit Flammenstrahlen der Sehnsucht mitte in Herz. ES dar ichm, als sähe er .daZ schimmernde Bogenfüh deö wet ,'$en Armes, den fragenden Aufschlag k zweier weltferner Augen. Ich muß an Olga nd TAh schrei ' km, Machte er, und schob die leeren Briefblatter in die Mappe. Ich muß 'fit AgneS Marie schreiben, dachte er, .und schloß StA Schreibtischchen zu. Ich müßte uch dem Papa einmal berichten, i;nt dabei rückt er den Stuhl gst Kend an feine Stelle. Ich will nicht hinuntergehen, backte er noch einmal mitte i ZZimm. Ich darf nicht hinuntergehe,' darf e unter keiner Bedingung, den ... Er schloß den Gedanke nicht b. Und dana öffnet er dir Tfit und schritt durch dea Vmfaal die Treppe hinab, durchquerte die Halle und wandte uich strack nach dem große Saal Sie alle Taa . -,, , t " ' TT f .-' i t 1. ' l i , i.. , M 9m Richt, daß seine Auge und Mnne sich kichtsinnig an ihr-verschaut und vertändelt hatte. SZ war ganz vnderZ. Allein er machte sich 'die nicht klar. ' . : - Er war noch sehr iuna. Er war Aristokrat. Er war Offizier. Er war i. 'WazsratShnr. Er war in Kallööurg -'$ NZogen, halte ebenbürtig geheiratet und :!ahm seine Pflichten heilig als Christ f te als Kavalier. Sein Bater faß bei llttt Rechten des Hrnenhause!, er würde, euch dort sitzen. Er war Jäger und' keuögezeichnetrr Reiter, spielte Tennis I m Bridge, war mäßig in Genußmit 'ieln und streng vaterlandstreu und dy naftisch. Der Rahmen seines Lebens 1 war bereits festgelegt, als er dem Licht I de! Daseins die Äugen erschloß. Er j 'Hatte nie ein Empfinden gehabt, daS 5 : über diesen Rahmen hinaus schlug. Und f nun diese? Geigenmädchea. Ich kenne j .'(sie schon seit tausend Jahren, sang seine t Phantasie. Und er erschrak darüber :.;'linb verstand eS nicht. ' ' Fedor JaMewitsch saß in feinem 'Zweiten, ledernen Sessel und spielt mit i seine feinen, seltsanna Hände auf ! .dem lisch de Takt. And WilewSki l'ftonb am Fenster ,u, Ctatue starrt, ' unb nur fein dunklen Augen, die wie emailliert aussalxn. rückte w seinem Kopfe hin und her. Ittü Warotin ' lehnte aus der Chaiselongue, den Kopf 5 zurückgelegt, daß die feine, spitzige Nase ? f geradeaus in die Lust stand, und trank ) die Musik in sich in wi inen -Rausch. -' ES war daö Bild wie alle Tage Am .' Klavier daS süßliche FuchSgesichk . deS ; , Herrn v. Sache dort sah man f ! ser nicht hin und zm Raume, mitten ; im Raume um GoiteSwillen, sah f , denn niemand dal Mädchen an? . i . ES war ihm wieder, als ob ihm in ' ' Blitz durch die Glieder führe, ss seit 1 ? sam empfand er die? Mädchen. Wi; z ' ein Gcschwisterbild feiner innersten Sehnsucht, die noch leine Name in ' feinem Lebeö gefunden. Wie eine k dunkle, süße, verwirrende Antwort auf ' die geheimnisvollste Frage, die fein , Wesen unbewußt pellte an die Welt, - Die Töne schlugen und brausten um z ihn her und griffen ihm dann plötzlich auf Herz wie mit heißer Hand. Er ? wzr wie gelähmt und konnte sich nicht ; mchr rühren sobald einmal an der Kaminecke siand. AIS ed jede Bewe I gung. ihm selber ungewollt, ihn vor sie j hinfuhren konnt: mit brechenden Knien. Er klammerte sich an den EimS mit Z feuchten Händen. - , ES war eines Fremden , Musik und 1 dkch nur ihr eigenstes, innerstes Sei, w. m r. . i .. i - r i - I. . r . ... ' v I auf den Tönen, ihre Seele lag ihm im' j . Arm und wieder an feiner BrnK, Um dü l'. irieiic. .iDii inrn in inrn ' Gin Grwcrchen. Novelle von Gisela Vergeb Gotteswillen, verstand denn keiner die Mädchen, sah denn keiner von ihnen ak le daS Mädchen an? Wie eine ögyp tische Königstochter, aul Irrtum in diese moderne Welt verpflanzt! Wie eine Göttin, die noch mit Klnderaugen nicht weiß, daß ihr die ganze Erde ge hört! Wie ein vom Himmel verstoßener Cherub in Mädchenkleidern. der in ir rigcr Sehnsucht die Hcimat im andern Menschen sucht! Sein Atem ging schwer und keuchend, sein Zustand war klemmende Qual. Renn sie die Lider emvorbob in olöd s-lichcm weltfernen Aufschlag der dunk u Augen, dann hatte, er nur den einen e,schrockcnkn !Jusch, daß niemand hin, sehen möchte. Wie ein Gefühl der e! geiien V.ickthit empfand er diesen plötz lichen Ausblick der Augen, der ihm gleich., sam die Hüllen abriß von seinen Sin nen. Wie preisgegeben fühlte er sich, ai v jeoer. der zufällig berblickte. sii nen Zustand erraten mvkte. Gcwolti sam und, mit dem Empfinden, merkbar zu taumein, trat er hinüber ans Büfeit. nabm eine Tasse schwarzen Kakfee und stellte sich 'neben Andre Milcwski wl .(.. . ' L- ,. ,' ' v - r - ' " ' Dort Lberfiel ihn unsinnig die Cedn sucht, als habe er sich viele Meilen von ihr getrennt. ' Er war wie ein' Knabe und kannte sich nicht mehr. Um ihret. willen schien er sich aus die , Welt ge kommen, um ihretwillen, die der geHelm nisvolle andere Teil deS Lebens war, der er nicht war. Zum erstenmal meinte er ihn zu ahnen in seiner gan zen Wunderbarkcit, den Sing bei Da seinS. . . UeberspannteS Zeug, dachte er dann erschrockenund suchte den hüb schcn aristokratischen Kopf leicht zu schütteln. Am Abend, wenn die vier Herren un ter-sich' waren, spielte er dznn Bridge wie ei Aouer. r erichrar zuweilen, wenn er plötzlich entdeckte, wo er mit seine Sinnen war. indes er mit den drei Polen am Spieltisch saß und un slNNlg liitio gewann. Der alte Fedor Jassnewitsch lachte nd legte ihm seine feine Hand auf den Arm. . ' - .Sie sind ttunaSloZ unmusikalisch. Hertenberg.- sagte er. .Aber daS Sviel. jp, das ist nun wieder Ihr Fcld! ' ' ' III. ' DI schöne SeiaeNmädch stand dar ihm auf dem Flur und sagte: 5?ch wbe noch keinem Mann gehört. ES ist, weil ch noch keinen aellebt babe. Sie aber habe ich unsagbar lieb. Graf RcnS. Und 'sie senkte die dunklen Augen und wartete zitternd ES mußte kommen, daß sie daS ein mal sagte. Denn er verfolgte sie, wenn auch unabsichtlich und unbewußt. Das Geigenmädchen aber war jung und heiß. Sie konnte den schönen, jungen Mann Nicht länger ertragen verliebt in sie und schweigend. Ihr ganzes Mädchen fein ward unter feiner Nähe ein inzi ger stammelnder Schrei nach Glück. Sie war ei Geschöpf, das ohne Ord nung in die Welt gekommen war und ohne Ordnung durch sie zu gehen be stimmt. Darum war der am verwegen ften scheinende Nebergang ihr einfach. Damm konnte eS kommen, daß sie, mit. ten aus ihrer Mädchenninheit eineS TageS sagte: ch hab noch 'keinem Mona gehört Sie aber habe ich un agoar lieb und dak sie zitternd sie hen konnte Und werten. -,'- -. mt den Fenstern sang die Nacht, die Welt war ein seltsamer Traum in die ler Vtundk. Doch nein, ein seltsamer Traum war sie gewesen, bis das Mäd chen zcne Worts sprach, die die Kluft jäh aufgähnen machten zwischen seiner uns ihrer xisienz. Er war wie einer, der schlafend bei Nacht gewandelt und durch einen schmerzhaften Sturzerkennt, wo er ist. Rens Hertenberg ging einen weiten. weiten Weg voll wilden AufschwungZ und jähcr Abstürze in diesem einen ein zioen Augenblick, lir ging durch den Himmel und hörte die Engel jubeln. Er, ging durch die Hölle und hörte daS ganze Leid der gequälten Menschheit ausichm. Er lies aus der Erde air en blühendes Rosengelande. da wS ihn ein eisengewappneter Riese zurück die Pslicht. Er griff nach einer euchtenden FruU in fremdem Gebe. ra stieß ihm ei anderer den flammen den Goldfchild entgegen . die. Ehre. Eine Angst vor dem anderen Geschöpf kam ihm und vor sich selbst zugleich mit der 'Nnweften Lebenssehnsucht, zugleich mU dem 'hilflosen Gefühl deS innersten NernheitsZikdursenS..' Borabnend fühlte er. daß r den Fleck aus , Pflicht und Ehre nicht traaen konnte, den ei ande e kaum mpsand. Und vor ihm stand das Mädchen, so schön, daß er sie kaum z . fcffe vermochte. nch bin verkeiratet -seif drei Jak ren," sagte v Er hatte daS elende Gefühl, daß eS unsäglich albern klang. Wenn nun dieses Sdelgeschöpf der Frei heit darüber lachte! DaS Mädchen war noch unverdorben und lachte nicht. Wie traurig." sagte I a r t r m ' r m re. Ar r, icDte i mcci aani ZU Überzeugen. Ich schenke flüsterte sie kaum hör vor mit geschlossenen Auaen. .Niemand erwachst eine Pflicht gegen mich, nie. tnand anderer hat einen Schaden, wenn ,q iqenke. weil ich schenken will. . . . Mein Lebe wird Nicht glücklich sein,' fuhr sie mit einem Schauder fort. , 3ch werde diesem Herr d. Sachow gehören müssen. Weil er mich gekauft hat mit einen Wohltaten . Ich hätte dann doch etwas.' sagte sie weich und schwer, . an da? ich zurückdenken könnte ans al. lern Leid follch auch dZt nickt Ka den?' Ihm schwoll daS Her, bil a dea Hals empor. Mit Mühe nur sagte er ein Wort, da die-Trennung aufrecht erhielt. Tan entfernten sich ihre Schritte. - Er hielt sich - an der Tür klinke fest und biß die Zähne zusom men, um nicht dennoZ mit einem Male bei ihr zu sein. "' " ' " Zum erstenmal hatte er wissentlich seiner Frau die Treue gehalten, die er ihr vor dem Altare geschworen. Er fand, daß eS ein verzweifeltes, Unglück licheS Gefühl sei. , IV. Er war noch so jung. Er dachte noch, alllS, was man ihm von je gesagt von den wahren Werten des LebenS. müsse ganz naiv und greisbar zutreffend sein. Tort müsse der Alrund sein, wohin es so mächtig ihn lockte, ui',d wo er stand, der feste und sicher Gründ. ToS Nilißte das echte Sold dcS GlüiIcS fin, daS er In Händen hielt, und d?S andere die olei hcnde Blumk über dem Sumpf. U,,d der . den Sumps betrat, der war oer loten. , Es war so sonderbar, dasi er vor dem Wort Sünde noch fast wie ein Kind er schrak. Sme Muttcr war eine wun derbar seelenreine, hochstehende Frau ge Wesen, s war ihm manches nicht rrog l,ch, bovei -die anderen nlchlö ArgeS dachten, weil diese Fiau seine Mutier g!wcscn war. :- ; .: ' ' , ' Er saß im Eiscnahnzug.' und die fch!rmlit?olle polnische Landschaft floh siill zurück wie in blasse Vergangenheit. Denn er war fyerast nach jenem Abend auf dem Flur Er konnte nicht bleiben, da es durch efallene Worte ein Wissen Geworden, das er sich selbst nicht hatte glauben können. Er hatte dsi wunder tau. Mädcheipnicht wiedergesehen. Als er den Wagen , besticg, war hinter einem der Fenster ein weicher, langer Geigen strich erklungen, der plötzlich nbbrach, als sei die Saite zerrissen. Er aber - sah nicht einmal nach dem Fenster empor. Seine Seele war siark und fest wie ed Er dachte nicht nichr zurück an das. das war. Er dachte an Agnes Marie, die feine Frau war. All seine Zärt lichkcit, die leidenkooll plötzlich aus sei' nem Herzen aufquoll, lenkte er mit gan zer Willenskraft nach ihr hin. Ich höbe Agnes llliarie geliebt, dachte er, und habe sie nicht genug geliebt. Ich. höbe mich nie bemüht, ihr so nahe zu kam men. daß ich ihr innerstes Wesen, fand. Die polnische, schwere Landschaft sank hinter den Horizont wie ein sterbender Traum. Der Zug glitt cn lachenden, hellen Dörfern vorbei. Männer und junge Frauen stünden im Feld. 'Weiße Häuser lagen beschaulich in ver Sonne. Auf der Landstraße liefen Ninder und winkten und schrien den Fabrenden zu. Ein, Zug junger Mädchen ichritt zivi fchen den Wiesen hin, von Non.icn be gleitet. Am Waldrand stand ein ein fameS Haus wie stilles Gcheimnis. Ein, feiner, , alter Herr spazierte sinnend da vor im Blumengärtlein.-Jn einer Wirts schenke war Musik und Tanz. ... Es war, als flöge man fremd und kimat los allen bunten Freuden der Erde vorüber. S hat sich vielleicht gesehnt neben mk'undhat gedarbt, dachte RenS Her tenberg. Nach außen ist sie fröhlich und keck und hat doch im Innern vielleicht gelitten. Er war beinah erschüttert, als er das dachte. Sein Herz ward weich und traurig, je mehr die Dämmerung hm. Er date fast mit Sehnsucht an Agnes Marie. Er sah daS Leben plötzlich voll seltsa mer Tiefen. Geheimnisse waren dort, wo er nur den Alltag geschaut. Ein Mensch gehörte ihm im Innersten an. In jedem Menschen verborgen aber lag ein tiiiia vom grolln Wunder des gott tiefen Lebens. -, Wir haben gedankenlos bingelebt ne bcneinendei, dacht er reuevr,ll" Es ist' eine wbre Schande. Sie hat wohl ye wartet, daß ich kommen jtiöge, sie wahr haft zu finden, und ich ich schmäh sicher Narr -" bin nicht gekommen! - y , Zu Hause war sie nicht. Auch be! den Schwiegereltern nicht. , Auch kl Gabi Seybcn, ihrer Allcriutimstcn, bei der er telephonisch anfragte, nicht. Am rosien Salon der -Tante Kla risse KellerÄfeld fand er sie endlich. Auf einer erhöhten, llnnen Buhne, umgeben von einer lachenden Gesellschaft. Sie hatte ihr Strahenklcid gerafft, ein ganz llcin wenig, nur, nicht mehr, cls es der engste Anstand erlaubte. , Doch war die Wirkung bei augenscheinlich gcgentcili ger Absicht, mehr negligenter als pikan ter Natur. Am Klavier saß drr blonde Franzi Feldern und spielte eine plumpe. eintönige Weise. Die zierliche Hedi Fel- rera stand- dat und gab eifrig In struktione.? Und Agres Marie tanzte oder probierte eigentlich erst zu tanzen. Eine häßlich Art von Negertanz mit irgendeine unmögliche Namen, die momentane IiScs sie röaistance samt licher Kabarette. Die läppischen Bewe gungen paßten nicht zu ihrer Gestalt. DaS künstlich kecke Minensvicl sah wie eine törichte Larve aus ihrem Gesicht. 1 )vcr ganz an, war wie ein fkauit schlag auf ihre Erscheinung. Trotzdem lachten alle entzückt und klatschten ihr Beifall. Rens Hertenberg wollte eS -scheinen. als sei. ihm daS Möglichkeitsgefühl für diese Art von Welt irgendwie verloren gccengen, in die er noch bis vor kurzem mitten hineingehört hatte. - WaS oina denn da eigentlich vor, oder waren sie alle miteinander verrückt geworden? In einer Ecke versuchte ein junger Kadett sich auf die Hände z stellen. Eine sechzehnjährige Baronesse , zwitscherte Chansonetten mit beinahe zu viel Ta lent. Sin anderer wieder lcf mit einer geradezu blödsinnigen Visage herum als englischer Clown. Probe zu einem Wohltätigkeitskabarett! rief endlich je mand RenS Hertenberg zu. Ach so! Und er wurde mit lautem Hallo an daS Podium geführt. , Y AgneS Marie beugte sich mit erhitztem Gesicht herunter. . .Grüß dich Gott. Bubi! Du siehst gut aus. Warum bist du nicht länger dort - geblieben 1 Zch- hab' ardacht, du amüsierst dich! . . . WaS? Aber nein. wir krihtn in rff nk, 1 y. Nach Haitis Jg. liebster lgubl, ich komm' vorläufig likrhaupt nicht nach HauS. Ich bkiV heute über Nacht l ter Tante Klarisse und sahr' morgen mit ihr auf ein paar Tage ausl Gut. Ich muß mich ein bisscl aliSkuben von der Hopferci. Dann kommt noch die grosie Prob: und dann die Ausführung. Gcsallt dir der Tanz? Schauderhaft schwer, sag' ich dir'.' Er sah sie an mit gepeinigtem $e suhl. .Kommst du nicht wenigsten! ei nen Augenblick zu mir herunter, Agnel Marie?" .Herunter? Na, melnetwegm. Eine Minute,' Franzl, bitte,' rief sie zurück und kam dann rasch die Stufen zu ihm herab. So. Alsö, waö gibt's denn, mur Wie sonderbar dieHrnge! Und wenn er sieschließlich auch nur hätte küssen wollen! Ihm aber brannte eS wie hcifze Angst aus der Seele, daß r nur rasch seinen 'Arm in den ihren schob, und sie wegzog von den anderen. ,Sai, fin, des: du nicht., AgneS Marie,' flüsterte er, .daß wir kride so furchtbar weit voneinander sind? Ich meine inner lich. nicht nur zetzt, uberbaupt?' ' Sie sah ihn mit ziemlichein ErstaUl nen an und lachte' ein wenig mit den kühlUaucn Augen. Bist du inzwischen sentimental geworden. Bub, s Ach ja! DaS melancholische Polen, und ihr babt ja. alaub' .ich, den ganzen Tag ernste Musik gemacht. Wdfct du tcal? Geh' heut' ins Ap?llo!hee.ter, das neue Pro gramm soll fabelhaft sein! Ich schwör dir, du amüsierst dich! Und jetzt adieu, lieber Fu,id die Wohltätigkeit! Am nächsten Tonnerstng kast du dann wieder eine Frau!" Im Begriff schon wegzueilen, ; drehte sie sich noch einmal lochend nach ihm um. .Du. weißt du, daß sich die Gabi scheiden lassen will?" Er hatte ihre intime Frunoin, die schöne, lustige, seelenkalte CihiEi Seyben nie leiden können. .Warum denn?' fragte er zerstreut. ' .Sie hat den Rudi dabei erwischt, wie er die kleine Klavierspielerin die mit den Mignonaugen, weiset du? die sie "Ihm selber engagiert ,)at, damit er sie nicht ewig quält mit dem lang welligen Akkempagnieren also denk' dir, sie hat ihn erwischt, wie er die ge küßt. hat! Nein, im Ernst, ist das nicht unglaublichzon dem Rldi, wo der Mensch eine solche Fraa hat?' ?m Nebenzimmer wurde eine Violine gestimmt. Ein langgezogener Ton, der uotzllch abbrach, weil d,e Saite zer prang. Nenö Hertenberg fühlte, wie ein Gcsicht bleich wurde. In seinem Innern verschob sich wie in einem ra senden Kaleidoskop mit einemmal der ganze Anblick der Welt und blieb in ei nem ganz neuen Bild fielen. Er hatte plötzlich das sonderbare Gefühl, daß in der klndersröhlichen Lebensart dieser bis Vcrständniblosigkcit anständigen und biS zur Kälte tugendhaften Frauen ein Abgrund unbewußt:, -Frivolität und H:rz?nsgemeinheit lag und daß aus dem Adel einer ganz anderen Unschuld und Schönheit heraus, die diese hier nie be orifsen, ein Mädchen in eir.eS'ManncS Antlitz hinein es sagen konnte: Ich habe noch keinem gehört, weil ich noch keinen clicdt habe dich ebec jiebe ich und will dir gehören. ... Vor seinem Blick flimmerten AgneS Mariens , kühle, blaue Augen in ihrer halb lachenden, halb empörenden Frage: .?gaS sagst du dazu? Ist es nicht un glaublich?' Er hatte ein heimatloses Gefühl, als ob sein- Leben fortan nur durch lautet öde und kalte Gc.nächer hinliefe und nje eine helle Pforte sich öffnen konnte, hin US in den blühenden Karten der Sehn sucht, der Schönheit, des Glucks. . . . ' .Unglaublich.' lächle er in die kühl blauen Augen hinein in'einrm Ton, der pell und wunderlich klang, als ob eine Saite zerspränge in seinem Innern. Tie erste Passagierkuftfahrt. Die Passagierluftschiffe haben im .Göant' einenVorläufcr gehabt. Der von Na dar gebaute Riefenballon stieg am 18. Oktober 1863 in Paris mit. neun Passa gieren aus, unter denen sich Radar selbst, seine Frau, JuleS Verne und Fürst Wiitgenstcin befanden. DaS Fach blatt LiLdrtS erzählt, daß die Lust schiffe? mancherlei Vorsichtsmaßregeln getroffen hatten, da sie nicht wußten, wohin die Fahrt ging. Sie hatten eine Druckerei an Bord und Flugblätter in sieben Sprachen, um sich bei den Bewoh nern der Länder verständlich mackzen zu können, in denen der Ballon möglicher weise niederging. Lebensmittel hatten sie für acht Tage. ' Wiltchret, Geflügel, Gemüse, Wein, und sogar lebende Hüh ner, um frische Eier zu haben. DaS Mafftnmagaz bestand auS Jagdslin im für lHwen auS Militärgeweh ren und schärfen Säbeln, um sich gegen Kannibalen und andere wilde Völker im Falle einer Landung im Herzen Afrika? verteidigen zu- können. Der .Gögnt' war indessen recht bescheiden: An einem Waldrande in der Nähe von Hannover ging er in Trümmer. Die Insassen ka men mit dem Schreck davon.' nur Nadar brach sich ein Bein, wak ihn nicht hin derte. sobald er konnte, seine Flugunter nehmungen fortzusetzen. - Ti Brautwahl de? Professors. Als Johann Jakob Moser, der berühmte Rechtsgelehrte, schon mit 19, Jahren in Tübingen Professor geworden war (1720). wagte er es. sich zu verloben, obschon er fast kein Zuhörer und also auch noch kein Bot hatte. Seine Braut wurde die zwei Jahre-jüngere Tochter he Oberrats Dr. Johann Jakob . B! scher. Friederike Rosine. Wie er zu die ser Wahl kam. erzählt er selbst in seinen Libenserinnerungen: .Als ich im Sinne halte, zu heiraten, habe ich meine älteste Schwester ersucht, mir eine Person vor zuschlagen, die ein gutes Gemüt hätte; üriigens möchte es mit ihrer Schönheit. Vermögen usw. beschaffen sein, wie eS wolle. Sie schlug mir darauf meine nachherige Frau vor. und ich folgte die fem Rat. Ich versprach mich mit Ihr bloß um ihres natürlich guten Gemüte! -willen,-welches mich eine vergnügte Ehe hoffen ließ, was auch aottlob erkolat 13' . ' Wai ;, ein Sondersricde ! :; mit dem Zaren möglich? (dd,llch llgmtln LeUung.) Ü7!ll eUrn russtichm C'ulrn. uch mit ft'tfiilii, t)ält ich unter ttueftn Uime liilnbitiMm i'giichz firrfiAubiaitng btt im i och mitirrr eile wirk Ich de H!id trri,,ab. ?ch hu Nicht, eii tii Bta!chchi in t'cispiki etih jer klbiendttn leitn, ai tr encn ifiiifi üictniuiiung bet cmt)tn hub bot flutn n in majurem lontm tet !U,igcl,nchs.' , Tirpid. ..Erinnerungen'. In der Abendausgabe der Hamburger Nachrichten vom 17. September hatte ich über einen Jriedensfühler berichtet, den die deutsche Regierung im Juli 1915 auf Grund einer Anregung der damaligen Obersten Heeresleitung und durch Ver mittlung deS dänischen EtatSratz An dersen nach Rußland ausgestreckt hat. Die Tatsache jener 'Friedensunternebl mung hat Herr von Vethmann-Hollweg inzwischen in den Preußischen Jahrru chern bestätigt und ihr negatives Ergeb niS mit dem Hinweis begründet, daß di russische Politik damals noch völlig West, mächtlich orientiert gewesen sei und jede Annäherung zurückgewiesen habe. Tat, sächlich standen die Regierung Ssaso now und die herrschende liberale Partei, welche die Hauptträgerin deö Kriegswil lenS gegen Deutschland war. ,in jenem Zeitpunkt noch ganz unier dem Einfluß der Knock out-Politiker an der Themse. Aber es gab in Rußland einflußreiche Kreise: die Hofpartei in der Umgebung' des Zaren nd der überwiegende Teil der Konservativen, die einer Verständigung mit Teiitschland günstig gesinnt waren, E fragt sich, ob Herr v. Bethmann den richtigen Weg eingeschlagen hat, um an diese Kreise Anschluß zu gewinnen, und ob nichtvielmehr gerade seine Persön lichkeit ein starkes Hindernis sür eine Politik der Verständigung mit dem Za renreich bildete!, Die westmächtliche Orientierung der russischen Regierung, von der unsere Po litik vor dem Kriege nicht ganz schuldlos war, erfuhr mit der Tauer des Krieges, unter dem Eindruck der erlittenen Nie Verlagen und der selbst an russischen Ber Hältnissen gemessenen grausigen Verluste eine merkliche Aenderung. Nach der Kaltstellung des Großfürsten Nikolai im Herbst 1915 begann der Einfluß der ententefreundlichen Kriegspartei mächtig zu sinken, und bereits im Frühjahr 2916 wurden bedeutsame Stimmen laut, welch eine stärkere Unabhängigkeit der russi schen Politik von dem beherrschenden eng lischen Einfluß forderten. Die Macht der unter Rafputins starkem Einfluß fle henden Hofpartei begann fortan zu wach seit, und auch im Lager der russischen Liberalen, die noch am' ehesten geneigt waren, Englands Politik n günstigem Sinne zu beurteilen, wurde Kritik an dem englisch-russischen Bündnis geübt. ? ' Daß in dieser Entwicklung zugleich stärkere Möglichkeiten für eine Verständi gung zwischen dem Deutschen Reich und dem Zarenreich gegeben waren, beweist die Geschichte des russischen Friedens fühlers vom Juli 1916. Anfangs Juli jenes Jahres hatte Pro topgpow, damals Vizepräsident der Duma und Adelsmarfchall eines Provin zialgouvernements, nachmals Staatsmi nistet des Innern, mit einer Abordnung von Dumamitgliedem auf der Heimreise von de Hauptstädten der Entente kurzen Aufenthalt in Stockholm genommen. Das ,n seiner Begleitung befindliche Ion servative Reichstagsmitglied Graf Olsu sie gab einem in Stockholm im Ezil lebenden Landsman den Wunsch zu erkenzien, mit einer, deutschen Persönlich keit Fühlung zu nehmen, und sich ein Bild von der Lage und Stimmung in Deutschland, wenn auch nur durch e!ne rein private Unterhaltung, zu verschaf fen. Aus Einladung der russischen Mit telsperson stellte sich der in Stockholm weilende Hamburger Bankier Dr. Frid M. Marburg für die erbetene Unterre dung zur Verfügung,) Der Verlaus der Unterredung wurde sehr bald nach Rückkehr der russischen Herren in Ruß land selbst bekannt. , Die in der russi schen Presse veröffentlichten Darstellun. gen gehen ziemlich weit auseinander, in dem Graf Olsufiew die 'Darstellung des Herrn Protopopow in wesentlichen Punk ten berichtigte. Es kann heute angenom. men werden, da die Darstellung des Grafen OlfiMm der Sache am nächsten, kommt. Die Unterredung, zu der uner wartet auch Herr Protopopow erschien, trug den Charakter einer unverbindlichen Aussprache. Der deutsche Gesandte war davon unterrichtet, worden und hatte seine Erlaubnis gegeben, jedoch davon abgesehen, eine besondere Instruktion zu erteilen, da es ihm zweckmäßig erschien.- jeden amtlichen Charakter zu vermeiden. Die russischen Herren scheinen zunächst Mit Fragen über die Verkehrs und-Nah rungsmittelnöte in Deutschland begon nen zu haben, die unter Hinweis auf die überlegene Organisation der deut schen Wirtschaft zuversichtlich beantwor. tet Kurden. 'In der weiteren Unterhal, tung' spielte die deutsche Orientpoliti! eine erhebliche Rolle, die von Protopopow stark angegriffen wurde und in der-er den' Grund des Gegensatze? zwischen Rußland und Deutschland erblickte.' Mit seinen Aussuhrungen nach dieser Rich iung hat er sich in Rußland offenbar recht wichtig gemacht. In der Unterhal tung Kurde ,hm erwidert, daß in der Meerengenftage der Gegensatz zwischen England und Rußland großer gewe en sei als zwischen Teutschland und Ruß land und daß. nachdem durch die Kon ftellatlon de? Krieges England und die Mittelmeermächte i der Meerengenfrage entgegenkommen mußten, auch Dtittsch land sich voraussichtlich zu den weitest gehenden Konzessionen bereit erklären könne (sosern eS sich nicht um die Ab tretung Konstantinopels handele) und dielleicht sogar weiter entgegenkommen. 1 V kl &MeAmnn 4rti M,.. ni fitt Xe. U. picht ttitüliA . 4 von Dr. Wilhelm Sxkckenmgel. Wolle, all den Engländern' Neb sein würde. Diese Frage schien daS beson dere Interesse der Russen zu erwecken, wie denn überhaupt im allgemeinen bei der Besprechung in die Erscheinung trat, daß die Russen von dem Ergebnis ihrer Reise nach den Ententeländern sichtlich enttäuscht und insbesondere nicht gut auf England zu sprechen waren. Bei der Unicrhaltung tiber die heikle Polenfrage wurde von Protopopow of fenbar erklärt, daß Rußland einen selb ständigen polnischen Staat errichten wollte, worauf Dr. Warburg mitteilte, daß auch die deutsch Regierung die Bik dung eines selbständigen - Polens tnS Auge fasse Auf die folgende Frage deS . r r c r . ' . c ' 1 miiujen verrn, wie- vom 11111 Deutsch.Polen werden sollte, erklärte Dr. Warburg, daß von Deutsch-Polen eigent lich nicht geredet werden und daß ein Abtretung deutschen VodenS unter ket nen Umständen in Frage kommen könne. Protopopow wandte sich dann gegen vermeintliche AnnezionS Bestrebungen Deutschlands in Rußland und Litauen. Demgegenüber meinte Dr. Marburg, daß Deutschland einerseits zur Abrun dung und natürlichen Gestaltung der Grenze und andererseits mit Rücksicht darauf, daß eS sich hier um alte deutsche Kulturgebiete handele, gewisse Ansprüche aus Teile deS Baltikums wohl nicht aus, geben könne. Die russischen Vertreter führten ins Feld, daß ne Revolution zu befürchten sei. fall? Rußland tut lt. sches Gebiet abtreten müsse, wogegen der deutsche Vertreter der Meinung AuS druck gab, daß sich daS russische Volk mit dem Verlust von Gebieten, die Haupt sächlich von Letten, Litauern und Deut schen bewohnt seien, wohl abfinden könne, wenn Rußland dafür die von Ruthenen bewohnten Teile GalizienS im Austausch erhalten werde. , Hier sei daran erinnert, daß die Oberste Heeresleitung bereits im Juli 1915 Herrn von Bethmann Holl weg gegenüber betont hatte: vom militä rischen Standpunkt auS sei die Leendi gung deS Zweifrontenkrieges ss wertvoll, daß der Verzicht auf Landerwerb dem gkginüber keine Rolle spielen könne. Auf den Einwand des Kanzlers, daß durch eine solche Verzichtpolitik gegenüber Ruß land den Balten deutscher ' bstammung möglicherweise ein schweres Schicksal be reitet werde, hatte General v. Falkenhayn darauf hingewiesen, daß die Zukunft des Ganzen wichtiger als diejenige eines klei. nen Teils sein müsse. Die Leiantwor. tung sür die Bildung eineS Königreichs Polen hat die damalige Heeresleitung bis zuletzt abgelehnt. ES herrschte während der Unterredung der Eindruck vor, daß auch die russischen Vertreter im wesentlichen der Ansicht waren, die Fortsetzung deS Krieges sei zwecklos. Bei der Verabschiedung gab Protopopow der Hoffnung Ausdruck, daß man sich auch im Frieden begegnen werde, und daß dieS bald geschehen könne. 'Die improvisierte .Unterredung hatte einen Verlauf genommen, wie man ihn unter den gegebenen Umständen billigerweise nicht günstiger erwarten konnt. Aller, dingk gewinnt man nicht den Eindruck, daß sich die deutsche Politik mit der Möglichkeit einer deutsch-russischen Son derverständigung sehr erfolgreich beschLf tigt hat; fönst hätte mn wohl für alle Fälle ein lockendere? Angebot in Vor bereitung gehabt. Immerhin war durch den Verlauf der Unterredung die Mög lichkeit einer Verständigung in keiner Weise verbaut worden. Sie hatte ande rerseitS wertvolle Ausleblüsse über die Stimmung leitender russischer Kreise et geben. " .'. Die Hauptschwierigkeit, von russischer Seite aus den. Krieg zu beenden, be stand angesichts der bekannten Passiv! tä des russischen Wesens und der süh renden russischen Persönlichkeiten in der Notwendigkeit, das Nuder der bisher! gen Politik umzulegen. In der Folge sollte sich jedoch bald herausstellen, daß auch hier keine unübersieigbaren Hinder nisse gegeben waren. Noch im Laufe des Monat? Juli wurde der unter eng Iischem Einfluß siehend Mtmsterprasi dent Ssasonow gestürzt und an seine Stelle Stürmer, in Günstling deS zur Verständigung mit Deutschland neigen den Rasputin, gesetzt. Die in der engli schen Presse offen zutage tretende Be stllrzung über den Ministerwechsel zeigt am besten, wa die Ernennung Stür. merS zu bedeuten hatte. Protopopow wurde nach seiner Rückkehr wegen der alsbald bekannt gewordenen Unterredung mit Dr. Warburg aus daS schärfste von den ententefreundlichen Zeitungen atige griffen und als deutschfreundlich ver. dachtigt. Er wurde vom Zaren tm Hauptquartier empfangen, um über feine Reise Bericht zu erstatten, und soll an geblich bei dieser Audienz erklärt haben: .England ist nicht unser Freund. Eng land ist der Feind Rußland!.' Ungeach tet der gegen ihn auf Betreiben deS eng li chen Botschasters , Buchsnan betriebe nen Hetze wurde Protopopow im Spät herbst zum Verweser des Ministeriums deS Innern ernannt. Rasputin soll den Zaren zu dieser Wahl bewogen häben.' Er siel also die Treppe hinauf. - Ohne ihr Zutun war der deutschen Politik die inoffizielle Nilhlungnahmt mit hervor ragenden Vertretern del Zarenreichs ebenso wie die bald fühlbar werdende Kursäilderung der russischen' Politik gleichsam als ein underdieuteS Geschenk vom Himmel in den Schoß gefallen. WaS taten die Politiker und Diploms ten, um diese günstigen Umstände auSzu. nützen? . . Dal Best dar sicher gewesen, wenn auch in Deutschland ein Kurswechsel vollzogen, und an Stell bei rußland feindlich 'orientierten Herrn von. Beth mann Hollweg eine andere Persönlich keit getreten wäre. In jeder Weife war zu versuchen, die otit Ktotopopow und Graf Osufiew angeknüpften Fäden be hutsam weiterzuspinnen. Falls sich dies Wege wider Erwarten nicht gangbar er wiesen, so war wohl daö mindeste, waS man von der deutschen Staatskunst er warten durfte, daß sie alle Schritte un terließ, welche da Mißtrauen Rußlands erwecken und die sich so deutlich vollzie. hende Sinnesänderung stören konntet Anstatt dessen betrieb-Herr von Beth, mann Hollweg mit besonderer Beschleu nigung seine unselige Polenpolitik. Nichts war wohl geeigneter, den wach enden Berständigungswillen am russi chen Hofe im Keime zu zerstören, als ie Verletzung der Souveränilätsrechle beö Zaren und amit seines Prestiges in seinem Lande Lurch hie von Herrn v. Bethmann Hollweg angestrebte zaren feindliche Lösung der Polcnfrage. Ver schiedcntlich ist der Versuch gemacht wor den, die Verantwortun für die Unglück liche Polenproklamation vom November ' 1913 auf den General Ludendorff abzu wälzen. Dem widerspricht aber, daß Lethmann schon in einer Slaatsmini sterialsitzung im Winter 1915 tji 1916 eine derartige Lösung als die zweckmä ßigste bezeichnet hat. Bereits am 12. August 1916 haben sich die Herren v. Bctkjmann Hollweg und von Jagow in Wien mit dem Grafen Burian über die Gründung eines Königreichs Polen ge einigt. Ludendorff ist bekanntlich erst am 29. August in die Heeresleitung ein getreten. Noch vierzehn Tage vor der A, '..'Ufung des polnischen Königreich! ist Herr v. Bethmann Hollweg in einer von ihm einberufenen Besprechung eindring lich vor der Durchführung seines Planes gewarnt worden. Unter anderen machte der Graf Fork auf Grund feiner in Oberoft gesammelten Erfahrungen wich tige Bedenken geltend. Er fand den geplanten Schritt besonders deshalb ge fährlich, weil er den Weg zu einer Ver ftändigung mit Rußland verlege. Seine Warnung verhallte ebenso ungehört wie die zahlreichen Vorstellungen, welche aus den Kreisen der nationa.cn Parteien ge gen die Polenpolitik des Kanzlers erho ben wurden. Der Reichskanzler schloß die Beratung mit der Erklärung: .Der Schritt sei vielleicht verhängnisvoll, aber er müsse getan werden.' (Vgl. Dietrich Schäfer, Die Schuld an der Wiederher, siellung Polens. München 1919.) Um die Kritik der nationalen Parteien mundtot zu machen, schickte Herr v. Lethmann Hollweg den Reichstag am Tage vor der Polenproklamation nach Hause. Der Zar soll die am F. Nodem -ber 1916 ohne Fühlungnahme mit Ruß land vorgenommene Ausrufung eines , von Rußland unabbängigen Polens als eine Ohrfeige in sein Gesicht' bezeichnet , haben. Sie hat nach Stürmers Zeug niS .den Frieden getötet'. -j Die sogenannten .Enthüllungen' Erz ' bergerS über angebliche Friedensmöglich ' leiten im Jahre 1917 haben sich als eitle Phantasiegebilde erwiesen. Ange sichtS deS kalten VernichtungswillenS der Wcstn.ächte war ein Verständigung! sriedt mit diesen Gegnern ohne vorheri, gen Sieg nicht erreichbar. Die vMübevZ gehende Friedensstimmung, welche i VT ' Frühjahr 1917. infolge der Wirkung d' U-BootkriegeS bei de? Entente bestan z wurde in demselben Augenblick für imm. . beseitigt, als Czcrnins Denkschiist du4 ErzbergerS Indiskretion in Paris un London 'bekannt wurde, und die Reichs tagSresolution vom Juli 1917 weckte lj ." Siegeshoffnung der Gegner von neuen j Die einzige praktische Möglichkeit, dig fen Krieg durch einen Sonderfrieden m' dem Zaren rechtzeitig abzubauen, ij durch dea Kanzler v. Bethmann Hollwc j ' und die ihn stützenden Parteien versäum? worden, welche durch die Wiederhersteli lung Polens mit der Politik Friedri5t deS Großen und Bismarcks brachen irt , auS innerolitien Gründen die nichiung deS Zarismus erstrebten, ft den Sieg über den Hauptfeind EmjlaV zu organisieren. ., V Die Saiweiz Frirdkiisbriefmarken fce Drei neue Bricfmarlönk sogenannte Friedenspostmertzeichen, uns du sHweiz gcvracht. Man ji Man siil. uu itucm vcr einzelnen jieiniaiiii . werte, daß Künstler am Werke vewe fe r!L Mll ? . d r. iiND., naran iciite sich Teutschland der einmal ein Beispiel nebmen. trachten wir uns die' einzelnen W etwa genauer: Die 7 Et. arauoi!' stellt zwei Krieger dar. welche sich gegen l leiua um iriDenEisljUti , rinnh , chen; übet ihnen leuchtet die aufgehendes giiedensionne von 1919. An de: linken Seite liebt daS Wort: Sewk! SV ftn4mtf sl.mrnl sCW Yrl-ff.l rt. -1 vmtbuij jiuuirni VUII ü, JÜUUCl. X-If1 . t rrt . , . . iu ,!. icaeiroi zeiai Die iinmiiiu- Göttin des Frieden!, darunter stehen das llort Heiuetii' und die Jahreszahl 1919 Der Entwurf stammt von P. 2h. Ro, bert. Die 15 Ct. violett nMirf, einen gefallenen Kkieger mit gebrochen tocherujt nrtlitzii M nt .au4fl strahle'.? isqmert erkennen, über dessen Acklitz ' cic eiiao en oer nneoens nun breiten. Inmitten der Sonnenktr lesen wir daö Wort .Var'. darüber ttU vetio.- link und rech!! die Werten!;, ' i t 15, unten die Jahreszahl 1919. Der 'j 1 RtlfVmt 0rnrn tan t M ... s iivMt jtuMHi.. vvnjt juumocigrw Zu spät. .Schwimm nickt 1fl topit fiinnn8lf sagte ich zu meinem Freund Leinewcbe y, im Kreibnd. ßr tnf'a hn t V ' - - - ... uitu iin irnnll Prts kK. i. I. w:. rrri..i ... ? .1 uj iuu. lUi in uir ni nist tiick, erst zu seinem Hau!w!rt und schrie dem Mann zu: .Her, Leineweber ist I " beim Baden ertrunken. Ich mLcbie teiri k Zmei.Zimmer-Wohnung übernehmen!'!'' .Zu spat,' sagte der Hauswirt. . i hat schon der Badewärter gemietet! )