Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, December 13, 1919, Image 2

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    VlgNHe CuttÄ TrMe
Alis Konrädchen.
; . i in in ii ii .
Skizzs von Alfred VsÄ.
Zuerst halte Dine, die Magd, ihr
f onta'bchen bet Frau SUibet aal Heg
graben in Pflegt gegeben. . Die behielt
ts volle dick Jahre und schüttelte dann
Tiii den iffloilm ab: Da! Konrädchen
ei tinta Wegen wie ein Srrumps und
mir br.3 Tach vom HauS. Für die
paar Batzen Kostgeld, Dine. Nee!"
Darauf halte sich die trau SeiumKr in
der Sicb'nhüuskigaffe bereit erklärt, daS
.Stint zu tuten. Doch führte sie bald
Klage, das Aonrädcheu träume laut und
sei ein wahr NapoleonSgeist. Sie wolle
ihr- Nuhe haben. Sie ließ durchblicken.
, cl sei ihr air liebsten, wenn die Dine.
fce. Äaujchcbellicl sonstoo unterbringe
Die Dine wurde blech und rot. Um
ibren Mui'.i, legte sich sin bitterer Zug.
Das KonrAchen sah arg verwahrlost
us. -Schaute sie sein altes Gcsichtchea.
.an, krampste sich ihr Herz zusammen.
Ter Bub brauchte eine bessere Wartung.
: Was sollte sie tun? .
Ihre Gedanken flogen Jahre zurück.
Sie icat justemeni achtzehn geworden,
und hatte einen guten Dienst in der
Stadt. ' Eine? Sonntags auf den Weg
nach dem KelterSberg leinte sie den tln;
oa Fenchel kennen, der m der Lam
pedfabril schastie. Er war ein hübscher
Menses) und srornrn. .Am jüngsten ,
Tage." ging seine Nede, .wird osfenbar.'
wer hinieden ein treuer Pilger war'.
Zweimal in der Woche trafen sie sich,
natürlich auch am Sonitiag.' Er war
schrecklich dermttert in sie und sie half
ihm uZ seiner Not. ' Was ein ehrlicher
jlerl ift sagte er. .der verläßt sein
' Mädchen nicht!'. Ms das Komädchen
i geboren winde, war , er längst über, alle
Berge. Sie war urn ihren guten Dienst
gekommen, hatte Pech über Pech uird
mußte öfter ihre Stellung wechseln. ' -'-
Die-Jnspektorin Plaumann. bei der
sie jent diente, hatte der Teufel nmeil.
Ter Frau M kein Mensch vor die Nase,
'den sie nicht für einen ausgemachten
Spitzbuben hielt. Ihr ständiges Miß'
trauen war unerträglich. Vielerorts
, hatte sie Geld auf Zinsen, stehen. Mit
inten größeren Einkünften wuchs ihr
f Geiz. Lieber biß sie sich einen Finger
, ab. als daß sie ihrem Dienstmädchen
einen guten Bissen gönnte. Das Essen
war so Zärglichda sie, die Dme, manch
:v mal hinüber zur Waschfrau Zecher ging,
bei der ikren Hunger zu stillen. Es war
ein erbärmlich Leben. -And dazu die
quälende SorgtFrn daS Kind. In ihrer
: Kammer einte sie sich aus. Der Kum
ine? wachte sie alt vor der Zeit. Gestern
-batte die Mchbarw Zecher erzählt, m
der Fürstegstraße wohnten Profegors
lcute. die suchten ein Mädchen. Sie hat.
icn kcine Kinder.- Wo die Armut dünne
Suppen Züchte, übten .sie reiche Mild
t'diigieii, taten in der Stille viel Gutes.
Vor zwei Jahren hatten sie ein Mädchen '
Z Dienst genommen, das hatte im Ge
fangni gesessen, wurde wieder ordent
lieh und kriegte einen braven Mann. ...
Gab's denn wirklich so gute Wen
sien? Ja, schon,, der man mußte sie
mit der Laterne suchen. Ei du liebeS
Gvttcken, schoß es der Dine durch den
Kopf,' w?nn sie in ' die Fürstenftiaße
ging, sich der Herrfchaft dorstellte und
von der Lebn weg schwätzte: 5ch HU
den Dienst bei Ihnen annehmen, aber
ich mag mich von auineni Kind nicht
mehr trennen. Wenn ich das Konräd
chen mitbringen darf, will ich Ihnen eine
t'.eue Dienerin sein!- Versuchen konnte
sie'S immerhin. Geriet' nicht. war'S
keine Schinde. ,
. Gedacht, getan. Sie zog ihren besten
Staat an, wanderte i die Fürftenstrsße.
und trug den ProfessorÄeuten ihr An
Ilcaen & -.
Der Herr Professor stand erst wie
ine Salzsäule da. Dann lief er in der
Stube kernn, und brummelte vor sich
16,;. ' -. .
Die Frau Professor ober sprach: .Wir
wollen da Kind sehen!'
Da führte ihnen die Dine daS Kon ,
rädcbcn zu. .Wie alt bist du?' fragte
die Frau Prosessor. .
.Fünf!' ersetzte daZ Wuschelchen.
WaS hast du denn schon gelernt?
fragt die Frau Professor weiter.
- .Bim. bam Beuszercher.
Wo Nitz' sind. ind auch Läufercher!"
' füliiS dem Konrävchea hcrsuZ, .
Die Frau Professor lachte. .Sonst
hast du nicht! gelernt?"
.Nee!' uichte dsZ Konrädcheu und
, lachte auch. . . .' , ,
,Wir wollen'! unS überlegen.' richtete
die Frau PliZeffsr an die Dine daS
Wort.
Wenige Tage darauf erhielt diese Be
.scheid, sie könne auf Michaeli mit dem
onWdch kommen. , ,
Zie hatte gut seiroffen. Die Ar
Seit war nicht schwer. Ueberdieä schasste
sie aern. sie mochte ihre Röcke nicht ßlat-
tcrig sitzen. Cl gab reichliches Essen.
; Und worüber sie Freudentränen vergoß:
' deS Bübche Heiobeitche stand neben
dem ihren.
. Die "Zeit flitzte hin. Merli!rdig.
toi; daS Kind gedieh. ES war nicht
' mehr mit der Holle gefahren, ging aus
wie eine Achsel. ' L dem, Kleidchen.
US ihm die Frau Proseffsr schenkte,
sah S schier dorne hm-suS. Die Dine
s;liig die Hülide zusammen. Ei du lie
k,z Gotichen, wie sich ein Kind so der
ändern konnte! - , . -
Indes eie Magv mit ihrer Arbeit.
der sich bal Lob ihrer Herrschaft der
r:'?nte. rahm sich die Frau Profeffo: deS
- Sonrädchen! an, Sie lehrte ei. feinen
CiFcnroille.l ihrem verständigere Wille
r terzuorsn.-und leitete seinen Wig,
kutStrieb. Ällerlei keimte in dem Büb
kein auf. was auf gute Anlagen fchlie
!on lic- ü zeigte sich wie ein frische
Pslnzche. Ui in neuem Soden kräftig
Lurzüln schlug. Für musikalische Ein
drücke bcsatz ti eine große Empfänglich
IM. Spielte der Herr Professor la
vier. rü5!k M onrädchen sein Cche
'.eichen heran und horte andschtsdelt zu.
Toi St:t:i.m ntroickeli siÄ präch
t;0.
schmunzelte der Herr Proor.
.Kur.
sgmmt 4 daraus an. was da im
Im Hochsommer war'ö, daß di Frau
Professor sagte, die Kammer der Dtne
sei zu eng, als daß zwei Menschen bei
der Hitze darin schlafen könnten. Des
Jungen Bcttchen ward darauf in das
groje. luftige Schlafzimmer der Herrin
gebracht, wo ihm gar mollig zumute
war. Ein paar Wochen später ah da
jkonrädchen nicht mehr bei feiner Mut
Ux in er Küche, sondern bei den Pro
füffoisleuten im Speisezimmer. ' '
Die Dine sah ihr blaues Wunder, wie
sich der Bub daran gewöhnt, nicht mehr
hörbar die. Suppe zu schlürfen., nicht
mehr die Speisen gierig hiininterzu.
schlutken, wie er mit Anstand bei Zische
saß. Auch sonst verrieten Haltung Blick
un" Gebärden deZ Jungen, dasz er in
einer anderen Umgebung war.
Die' Dine in' einer wunderlich zwie,
spaltigen Stimmung war einesteils froh,
daß ihrem Konrädchen von ihrer Herr
schaft so viel GuteS widerfuhr, andern
teils fühlte sie schmerzhaft und bang,
wie das. Kind Hr allmählich entfremdet
wurde.' '
- EineS Tages hob die Frau Professor
gn. .Dine, da Konrädchen soll nun
bald in die Schule kommen. Mein Mann
hat die' Vorschule deS Gymnasiums
gedacht." Wir haben den Bub liebgk'
sonnen. Wäk'S Ihnen recht, wen wir
ihn an KindeS Statt nähmen?"
Da richtete sich die Dine hoch auf und
rief, sn ihrer Schurze zerrend: Irau
Professor, ich danke Ihnen von ganzem
Herzen für alles, WaS Sie an dem Kon
rädchen tun. Aber es ist mein Kind und
ich oeb'S nicht her!' ' '
Die Waschfrau Zecher hatte ihren,
Mann verloren.' Die Dine ging hiw und
sprach ihr Beileid aus. der Stube
saß des Verstorbenen Brudersohn, ein
baumlanger Mensch mit nußbraunem,
Haar und dunklen tiefliegenden ..ALge.
Er war Monteur i der Gesfabrik. An
der Dine schien er Gefallen zu finden.
Er verwandte kein Auge von ihr und be
Mete sie nach Hau-. Sein Direktor,
erzählte kr. fei ihm gewogen, xk verdiene
ei schönes Stück Geld. Er fei das
Alleinsein müde und gedenke sich einen
Hausstand zu gründen.
Von nun vn gingen sie zusammen.
Seiner Begehrlichkeit fetzte sie ein ruhige
Zurückhaltung entgegen. TaS fchürte
fein Feuer und er fragte, b sie, feine
Frau erde w'lle. A das Konradh
chen stoße er sich nicht. .
. Die Dine sagte nicht ja und ich!
nein. Erst solle er ihr Bübchen Zeimen
lernen. , ,
In der Stadt : würbe ein LoWfest
gefeiert. Böllerschüsse. Festredner und
Festjungfrauen. Auf ' dem Festplatz
nahm der Monteur die Dine in Ein
pfang. die sich mit ihrem Jungen in
gefunden hatte. '
,Ei. du liebeS Sottchen, was für ein.
Menfchenfpie!!' rief sie ' ein wenig
schwindlig und wandte sich a daS Kon
rsdche: .Gib dem Onkel die. Hand!" ,
Das Konrädchen blickte den Gasmann
mit großen, Augen rn und .'trat dann
.unwillkürlich zurück.
.G:l dem Herrn die Hand!' wieder
holte die Dine sireg.'
Da streckte er zögernd fein Händchen
hin. '
Ter Monteur ließ das Konrädchen
Karussell fahren, lauste ihm allerlei
Zuckerwerk.' ohne daß ein Wort des
DünkeS über deS KindeS Lippen kam.
Dew ganzen Nachmittag blie' es pumm.
Der Monteur hatte einen guten Zug.
Gegen Abend war beschwipst. In
seiner Bierseligkeit hob er das Konräd
chen in die Höhe und wollte eS küssen.
Doch strampelte und schrie es dermaßen,,
daß er eS wieder auf den Loden fetzte.
Sein Gesicht färbte' sich dunkelrot.
.Wart.' brach er los. .ich treib' Dir den
Motzkopf ax&V Und gab ihm eine
Ohrfeige, daß eS klatschte.
. Daheim in ihrer Kammer überlegte
die Dine, wie ihre Ehefchaft mit dem
Gasmann auZfallea mochte. Er war
ein Schaffer, ohne Frage. , Aber er
trank sich leicht einen Haarbeutel an und
hatte dann ripsrapS Feur im Tch.
DaS Konrädchen hatte eine Widermut
gegen ihn. Wenn sie erst verheiratet
waren t dessen war sie gewiß ,
fchlug er eS grün und blau. Das Bor
spiel hattesie heute lebt. Und wer
bürgte ihr dafür, daß er sich nicht an
ihr-vergriff? Heiraten war fchnell ge
tan, die Reue kam nach. Kinder hatten
oft einen guten Riecher.' Noch war's
Zeit. 5 Warum follte sie in ihr Unglück
renne? Lieber blieb sie für sich. Sie
hob den Kopf und holte tief Atem.
Krammenot, sie nahm ihn nicht! Das
stand wie ei Pfahl. - Sie fühlte sich mit
eim Mal leicht. gls , sei sie einem
Mimmen,Wagnis entronnen.. Und das
Konrädchen? . Daß sie an ihres Kindes
Zukunft 'dachte war ihre Pflicht und
Schuldigleit. Wie hatte die Frau Pro,'
feffor geprsche? .Wir habe den Bub
liebgewonnen. , .Wär'S Ihnen recht,
wenn wir ihn' .rt Kindes Statt näh
men?' Ja, sie hatten ihn liebgswoN'i
nen. Das gewahr! sie alle Tage. ; Und
daß sie sich' rur ingefland: der Bub
war jetzt fchön so funlelfein. daß er gar
nimmer zu ihr daßke. WaS sie von
ihrem Loln ihm zuwenden konnte, würde
ihm nicht viel helfen. Wenn ihn die
Prssessorsleute et:vaS Tüchtiges lernen
ließen, wenrl sie gar :ineN Stvdikrten
auß ihm machten, durste, sie nicht im
Wege sieben, dürfte sie nicht aus ivi
Mut.'errecht pochen. OS'S auch weh tat,
sie zwang'S nieder, verzichtete dem Kind
zulieb. -
Am andern Morgen sprach sie bei der
Waschfra Zecher vor und bat sie, im
Gasmann zu bestelle, daß auS der Hei
rat nichts erden könne. . '
. Am selben Tag verkündete sie ihrer
Henin: .Ich hab mir'S überlegt. Ich
will Ihnen daS Konrädchen lassen.''
, .DaS ist fa eine, frohe Botschaft!"
rief die Frau Professor strahlend und
holte gleich ihre Man herbei. Der
fragt, die Dine: .Ist dsS Ihr ruft?"
.Ja. Herr Professor, mein völliger
In Deutjch-Süötivot.
(taffl.it Zküung).
53 o j t n, Ende September 1919,
Denlschösterrcich hat mit dem Frie.
bensvertrage vor, SaintGermain gr
szere und rolksreichcre, rein deutsche Lan
dcöteile verloren, doch keinen, den eö
schmerzlicher vermißt als dieZ Südtirol.
Zum erstenmal haben die Italiener über
den bis dahin sorgfältig gesperrten
Brenner ins besetzte Gebiet eine poli
tische Fahrt dem deutschen Zeitunsver
treter gestattet: der in Trient residierende
Generalkommissäc Credaro. heute Herr
über die , Provinz Lcnczia Tr!d?ntinz
bestehend auk dem eigentlichen Trcntina
und dem sog. Alto Adige (Südtirol).
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r&smäm''fö.:ar?
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hatte persönlich die Einreise erleichtert
und bei einer Uckerredung den freund
lichsten Eindruck herdorzurusen ge
wünscht. Noch der militärischen Exii
so solch einen in Deutschland heran
gebildeten Professor der Philosophie zum
Zivilgouoerneur, eines besetzte deutschen
Landes zu mackM welch guter Ge
danke der römischen Regierung, wenn
sie die liberalen Absichten '.es italieni
fchen Jüngers unseres Kant wirklich in
die Tat umsetzen lassen und den Weg
der Anionornie beschreiten will!. Welche
Unaufrichiigkelt aber, wenn sie hinter
viel schönen Versprechungen, da da!
Annifiensdekret beschlossen ist. nur rei
tere Schritte zur Fesselung eines freien
Bergvolkes tun will, upd welches Hin
dernis zur so wünschenswerten deutsch
italienischen, Verständigung! '.
In Trient, dann in Bozen und We
ran habe, ich mich ungehindert oricntie
ren und eine Reihe der angesehensten
Politiker, Jurifleg. Geistlichen und auch
Kausleute eingehend hören können.' Es
beginnt sur die Deutschen insofern eine
bessere Zeit, als nach Inkrafttreten des
Wcfffenstillstande! wir jetzt wieder in
Fühlung mit den besetzten Gebieten tre
icn und die Oeffentlichkeit auf-Unrecht,
wo solches geschieht, IttifmerZsam machen
können. Es muß gleich Lorweggesagt
werden, daß Trient (Trento) für alle
mal eine italienische Stadt ist ein
Blick hinein schon zu Friedenszeit hatte
ei immer gelehrt. Nichts verbindet
mehr das Deutschtum damit; mag es
wirtschaftlich in Zukunft schwer einbü
ßen, genau wie jetzt Südtirol nicht m?hr
der heiße, fruchtbare Garten deS deut
fchen Ocsierreich'zu fein, und mag der
Eardssee dadurch, daß fein Nordzivfel
heute die fckwarzgelbe Flagge vermißt,
vom reichen Verkehr verlieren es voll
zieht sich doch unwiderruflich, .was . die
Jrredent, gewollt hat! Gibt eS im
.glorios popol del Trentino ' nosiro'
unzufriedene . Strömungen, die eim
Autonomie such für Trient verlangen,
so wird sich kaum jemand daran kehren.
Die Südtirokek am wenigsten wollen
eint neue Verbindung: bleibe italienisch,
was italienisch ist. - ;
: Cesare Battisti. den die Öesierreicher,
als sie des Erabgeordnete ihres Reichs
teil in italienischer Uniform habhaft
"wurden, hinrichteten, hat auf der neu
getauften Piazza Littore Emanuele III.
am Geburtshaufe vor dem Dome feint
Marmortafel. Er ist prodinziellcr Na
tionaltzeld. ' Fürsibischof Endnzzi war
Und daß Sie's wissen, ich verlaß mei
nen Dienst. Ich hab im Sin. , nach
Frankfurt zu machen!' '
Sie drangen in sie,' sie dürfe nicht
gehen. ' Sie aber kli'b fest. " '
. Als das neue Mädchen eingetreten
war. packte die Dinz ihre Siebenfache
und ließ sie in oller Stille zum Bahn
Hof schaffe
Ter Professor hatte eine v lange
Sitzung gehabt, war spat zum Abend
brot gekommen. Das Konrädchen hatte
vsrsukgegessen und lag Mon in fsinem
Bettchen. Tit Dine öffnete leiS die
. Echlafstubentür. , Wie wollte ihr Kon
rädchen noch einmal sehen. Ob Z schon
fchlies?,. Sacht, e! war wach! Jetzt
faltete eS die Händchen. Und betete
laut: ' - ".--
. - .WeS skt. S'bllt mZS.
tjchü' mein, gnädigltch. .
LSe, die wir ftnd bntomU,
M&U ftorf Hsndl' .
Die Twe meinte. daS Herz müssehr
brechen. - Sie wandte sich b. Ohne der
Herrschaft LedewM u ls.e, llr.tf
Von Aarl Sahm.
vom ersten KrikgSIage an in Trlent,
spater in Wien interniert; nicht! bindet
mehr mit' den, Tälern der Obereksch,
richt einmal daS Band der öiekigion.
Und wenn am SO. September, dem Tage
der Unabhängigkciiefcier, vor dem erz
bischöflichen Palast Viel Geschrei er
tönte: Nieder mit dem falschen Mär
tyrer!" und .Hoch D'Annunziol Hoch
Imme!", so war daS xl häuslicher
Streit. Die .Populart' (die katholische
VolkLpartci) raten zu einer Zweiteilung
der Provinz in Trieft und Südtirol, ob
schon dort die Chriplichsozialen in der
parken Mehrheit sind und im gemein
samen Provinzparlamenji die klerikale
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Ansicht von Meran in Tirol.
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Sache nie Schaden erleiden Uiide. Aber
die Populari sind zuerst Italiener urd
empfehlen der Regierung deshalb nicht
die Verschmelzung des Trentino ' und
Mo Adige. weil in der Provinzvertre
tung die italienischen Parteien sicher ge
spalten, die Südtiroler abermals ,ei
deutscher Block auftreten und vielleicht
als stärkste einheitliche Gruppe da! Prä
sidium für sich verlangen würdrn. Im
Innsbruck Landtag hatten die Tnu
tiner, als sie die Autonomie, forderten,
esch immer eimn BM Lebilock
Tiefe Lage Zn'.Trents' gibt den
Södtirolern die Hoffnung.'' daß man
ihre Wünsche auf reinlich: Scheidung
des deutschen vom welsche Lande er
füllen wird. Sie verlangen die Bildung
von zwei Provinzen, die auch zwei
Wahlkreise darstellen sollen. Als Grenze
beanspruche sie die Salurner ganz klar
deutsche Sprachlinik, die rein deutschen
Gemeinden im Fleimstal und Nonsberz
einbegriffen, die im. alten Oesterreich
zwar zum deutsche!, Wahlkreis, abe.r Icl
der; wogegen sie fiew protestierten, zum
italitnifch'sprachlichen ' Gerichts , und
Verwaltungsbezirk gehörten. Tann der
langen "sie auch die kdinische (rätischen)
Gebiete mit Gröden, Enneberz, Buchen
Pein und Ampezzo, dik' sämtlich erklär
ten. bei den Südtirolern verbleiben zu
wollen, obschon sie eine dem Deutschen
nicht verwandten, aber auch den Italic
nern unverständlichen Dialekt sprechen.
Die Trentiner wollen dagegen die Pro
vinzgrenze bei Auer haben, weil dort die
Lokalbahn auS dem Fleimstal mündet;
sie wollen auch Ampezzo, weshalb schon
Stimmen in Bozen laut wurden, man
solle, um die deutsche Amputation zu
verhüten, dar. lieber auf 'die Zweite!
lvng der Provinz verzichten und mit den
Trentinern zusammengehen. Das hab
auch den. Vorteil, daß gemeinsam mit
dew unzufriedenen italienischen Nach
barn gestellt Aulgnomieforderungen
Aussicht auf Erfolg hätten,, während
fcen.de Südtirolern allein vorgebrachte
Wünsche, unter dem Verdacht deutscher
Jrredenta. in Rom doch immer auf Bb
lehnung stoßen würden. ' Solche Taktik
wäre vielleicht recht verhängnisvoll, da
die Trentiner Unzufriedenheit der Ueber
gangsschmerzen nicht von Dauer zu sein
braucht und da die einmal geschmiedeten
Ketten nur schwer wieder zerrissen wer
den könnte. ; "; . ". , .
": Die Südtiroler müssen und wolle
für sich allein fein und die vier ode? fünf
Abgeordneten, die sie i die italienische
Kammer fenden dürfe (wobei wahr
fcheinlich die Verhältniswahl drei Man
tat der Katholischen LoMpartei, ein!
den SozialdemokratkN und eins den
DeutfMreihkittichen geben wird), muffen
mangels Befreiung as möglichst große
Selbswerwaltung hinarbeiten. Mit die
se deutschen VoMernzZhltea werden
fünf Republikaner in! römische Pari
ment einzithcn. Denn darin sind sich
alle Südtiroler Bauers und Bürger
einig, daß sie hinfort nur koch die Re
publ'.k wollen; auch der Klerus ist über
zeugt "republi!asch und hatt schon im
November, dann'im März dringend von
Innsbruck die Aulrufur'g der einigez
unabhängigen Tiroler Republik g:for
vbert. Mit gewisser Erbitterung reden
die Bozener. Meraner, Brizener usw.
von der'Urxntschlossenheit der Parte!
sührer im Tiroler Landtag, wo rna
zwischen Otsterreich und ' Deutschland
hin untz her gezogen sei. als noch durch
eine klare Entscheidung die Sache Süd
iircls hatt itztiUi ttttutS könne. Auch
diel von der Erbitterung,, die heute twn
rx ettaautartüwi 5tr. enner rrrr.
schwindende Minderheit" ist SUdilrol
pän heute noch für Wien zu haben.
.Nach der Wiedervereinigung mit JnnS
brück all freie! Bundeiland Tirol ''zu
Deutschland!', da! ist die einhellige Lo
kunz. M baut darauf, daß Italien
bald de größten Wert auf da! Zusam
Mengehen mit Deutschland legen und daß
dam Berlin die Freiheit Südtirol! er
langen wird. Den Berliner Dienst will
man durch Treue lohnen, und den Jla
licnern will man. wenn sie zum Itin
sehen kommen, nicht! nachtragen; im
rrentc?!! ' ' ' ' ' '
Nur' die Sozialdemokrate, die ihre
Stärke noch nicht kennen, aber bei den
'- ...
k i "" 'i
. i - , .1
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r ,
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i
.r
Wahlen 20 bis 2? H. der Stimmen
zji erlangen hoffen, versprechen sich von
einer anderen Taktik die Loslösung von
Italien. Die Bozener Parteileitung
empfängt jetzt ihre Weifungen aus
Turin. Wie die elsaß-lothringischen.
Genossen sogleich Anschluß bei der C.
G T. (EonfdSraZion gönrale - du
Travail) fanden, wie die'deutschböhmi.
fchen den Ausgleich mit den tschechische
anstreben, so haben nach den Geboten
der Internationale die Südtiroler So
zialdemvkraien sich jetzt Turati unte
stellt, der für daS Selbstbestimmung
recht der Tiroler eintritt. .Ob das so
zialistische Selbstdertrauen, daß die Re
volution schließlich überall die Grenz
fragen löst und daS Unrecht von Lei"
failleZ' und Saint-Germekln wiedergut
macheu wird, sich ' rechtfertigen ; wird.'
mutz abgewartet werden. .Jedenfalls
sind die Bozener IZenossen. die von man
chen Seiten unterrichtet werden, sehr zu
ersichtlich, einerseits WaS den Ausfall
der Wahlen in Italien, andererseits was
den Konflikt zwischen den militärischen
Freunde DÄnnunzioS und den Sozia
liste nebst ihre republikanischen Mit
gängern anbetrifft. Man muß die
Dinge reifen lassen und baut inzwischen
am besten, wie die bäuerlichen und bür
gerlichen Südtiroler es tuen, auf daS
Interesse Italien!, daS nicht im System
der Unterdrückung, 'sondern nur in der
Gesinnung de, Südtiroler für freund
schaftliche, politisch und wirtschaftliche
Anbahnungen gen Norden liegen kann.
Aber vorläufig freilich ist man noch,,
trotz vieler klangvollen Worte, von der
Unterdrückung nicht abgekommen. Der
Bürgermeister von Bozen, Perathoner,
ein aufrechter Tiroler, ha' eS dem Ge
neralkommissar Credaro unumwunden
gesagt, daß entgegen der wiederholt der
heißene ' Perwaltungkautonomie " für
Südtirol von italienischer Seite immer
wieder Ungesetzlichkeiten begange und
die Mmeindkgewaltverringert wurde.
A!S Credaro erwiderte, er werde die Ka.
rabinieri zurückberufen und eine andere'
königliche Gendarmerie einsetzen lassen,
sagte ihm der Wortführer des prodisori
fchen Südtiroler Landesrats: WaS
nutzt un! die andere Uniform! Wenn
mau uns ei paar Nachtwachter und
Stadischutzleute lassen, .'oer eine land
fremde Truppe für den Handschutz in
schiebe will, haben wir kein. Wacht,
unsere Selbstverwaltung auszuüben.'
Daß schon alle Beamten, die nicht in
Südtirol geboren 'wurden. und bei
der Freizügigkeit, die Im österreichischen
Bmtentum üblich war,' sind zwei Drit
iel der staatlichen Angestellten nicht am
Ortt'ßkbonn mit der Wukweisung
bedroht sind du schon ausgewiesen wur
den, durch italienische ersetzt werde, ist
ein Bewei!, wie wenig ernst man e! mit
den Versprechnnze der Nichteinmischung
in die inneren Angklegenheiten bei An
ncrionslandeS rirnrnt. Die tut Gesetz
gebung fall zwar bleibe selbst in
Trient. da römische Fachleute zugeben,
daß da! österreichische Zivil und Han
delsrecht dem italienischen bedeutend
überleg: ist. un' daß eS besser fei. ganz
Italien ginge dazu über, als daß man
die neuen Provinzen zur inferioren ita
kienische Rechtsprechung zwingt. In
Grenzorten deS Sprachgebiete! aber
wird fcho meh. und mehr von neuer
annte italienische Richter geurteilt.
Hinzukommt die versuchte und dieler
ortl ufgezwungenk Lerwelschung der
Tchulen. Politisch , fühlen sich die
Ekdtittl als? ata der von tst
tont hoch gepriesene .Freiheit' wahr
hastig mcht zum besten, zumal nicht
Wunchener
: von Edgar
lVeelln! Lokl'An,ktg,)
Tal alt München ist tot. . Da!
wissen alle, die S überlebt haben und
nun mit 'gesenktem Kopf und stierem
Blick über den Marienvlatz anl Platz!
hinunterschleichen, als suchten sie dort,
wo sich einst die Wallfahrer auS der
ganzen Welt umS Hofbrauhaul ssm
melten, zwischen den Pflastersteinen ein
verlorene! Zehnmarkstück. Si 'werden
keines finden; den da! letzte ist schon
lange auf die Reichsbank getragen wor
den oder ln den geschickten Taschenspie
lerhäitden ine Schiebers über die
Grenze, um überzeugender, als s der
gelehrteste Kantianer vermöchte, dem
Papiergeld. daS unsere Biiefaschen
füllt, seine trostlose Scheinexistinz zu
beweisen. Ist e! da ein Wunder, daß
mit der Valuta auch die Laune und
Stimmung der Bevölkerung immer tie
fer sank? Mache wir un nur kein
k für kin U vor! Die vielgepriesene
Münchener Gemütlichkeit war längst
zum Teufel, als Spartak! im Auto
mobil imi Zigarette, Handgranate, und
Maschinengewehr an der Residenz vor
beiiaste, um im Namen der Freiheit die
Faulen zur Arbeit und die Arbeiter 'zur
Faulheit zu zwingen. Kein Zweifel, die
Politik, die man so gerne deS Mordes
bezichtigt, fand schon einen Sterbenden
vor; siegab ihm höchstens noch einen
Fußtritt. Aber auch ohne sie wäre'eS.
mit ibm aus gewesen. Wer sich aus
Münchener Psychologie versteht, urteilt
milder und gerechter. Damals, als das
letzte Faß Märzenbier im Fzanzis
kaner' zur Neige ging und daS ist
scbon drei Jahre der, schlug auch der
München Gemütlichkeit. daS Sterbe
stiindlein, und mit der letzten Weiß
wurst ging sie jnS Reich bei Sage über.
Wie hatten sie alle 'beim Maibock stieb
lich auf einer Bierbank beieinander.
sessen, reich und arm, Offizier und Zi
Bürgermeister von Meran, ' Gemäß
mer, lange auf Denunziationen hin ein
gesperrt wareri und auch heute noch man
cher, der ein offenes. Wort spricht, nicht
vor Verhaftung sicher ist. 1
Wirtschaftlich fühlte man sich anfangs
wohler: die .Befreier" handelten sehr ge
schickt, baß sie Südtirol sogleich ausgie
big der Segnungen deS amerikanischen
Aerpflegungsdienste! teilhaftig werden
ließen. Wie war man in den Südtiro
ler Hochtälern und Städten ausgehun
gert! Man gehöre zur KriegZzone,, die
Männer, selbst betagt, mußten , als
Standsckzützcn hinaus, die fortgesetzten
Requisitionen hftten den Liehbestand
sehr verringert. Jetzt gab. es wieder
weiße! Brot. Speck. Käse, Schuhe und
Kleidung. Der UmwechslunMurS von
1 Lire : 2 Kr. 40 war ehedem in
Harte (heute erscheint er gering!), al!
man sich dann an die neue Rechnung ge
wohnt hatte, a!S aste Angestellten ihre
Loh in. der neuen Währung erhielten,
Schulde .ab unter VaZiitasprLngkn
billig abgestoßen werden konnten, da
fchicn 1)t nue scheinbare Wohlstand
vieler zu einer Gefahr für die nationale
Treue- zu werden. Auch den Bauern
wurde daS Vieh zu höheren Preisen ab
genommen, als die Oesterreicher bezahlt
hatten,
Aber nachdem die Tiroler sich erst ein
mal wieder .angefressen' hatten, wie sie
sich derb ausdrücken, gingen ihnen schnell
die Auge auf: daS alles war künstliche
Freude. Die nächsten Jahre werden,
wenn inzwischen die Italiener zu keinem
Einsehen, kommen, einen unaufhaltsamen
wirtschaftlichen Niederbruch Südtirol!
bringen. Schon' ginge die 5iehpreife
wieder herunter. Von Weinverkauf ist
nicht die Rede: waren fonft um diese
Zeit alle Maischverkiiufe getätigt, ver
zeichnet ma in diesem Jahre noch nicht
5 v. H. Verkauf, weil die italienische
Konkurrenz jedes Gebot zusammen
schlägt. Viele Tiroler Weinbauern ha
den harte Arbeit, müsse Erde den
Steinberg hinauftrage und !a ihre
Rechnuna einbegreifen, daß ihnen durch
.Frost fo manche Ernte verloren geht,
was die-ltalienischen Winzer ,,t nie zu
befürchten haben. Von. ver neuen Wein
steuer will die italienische Regierung den
Trentino ausnehmen; aber bei dem ge
waltigen Preisunterschied rettet die Be
lastung der Konkurrenz mit 12 Lire da!
Hektoliter noch lange nichts Ebenso ist
der großartige Obstbau nahe dem Ruin,
wenn auch im Vertrage vo Saint-Ger
main ' .Oesterreich' gezwungen wurde,
u! den abgetrennte Gebieten auf einige
Iah hinaus zollfrei die Früchte zu
übernehmen: bei allem guten Willen, da!
schöne Obst einzusührcn, könne die Wie
ner. abgesehen von den Dransportfchwie
rigkeiien, für die Aepfel, Birnen und
Trauben nicht den teuren Kurswechsel
(67 Kr. für 1 Lire) -erschwingen.'
Man reißt ein tinheitliche! Wirt
schaftsgebiet nicht ungestraft aukeinan
der! Will Italien Südtirol, dessen
großartig entwickelte yremdenindustrie
ebenfalls zugrunde gmchkl wurde, hel
fen. dann muß, k! unausgesetzt Millio
ne zuschießen. Doch wird alle Unter
pützung zu nichts führen. Die Bewch.
ner werde verarmen. Zu Ihrer naiw
alen Erbitterung werden mehr . und
mehr die TsacSsorgen Jinmen. Eo wer
den dir heutigen Sieger. we,m si: au!
ihrem begreiflichen Rausch erwachen. In
sehen lernen, welch ' große! Unglück si
angerichtet haben. Schon erkennen ja
intelligente Italiener die Folgenschwere
de! FkhlerS. Lissolati hat in der römi
fche Kammer erklärt, ma habe ihm
und den anderen Minister den Der
tregkeniwurs deS Staatssekretärs Dr.
Bauer, der ta all militärische Sich?
runzen bi! nördlich des Brenner kinwil
liste, verheimlicht! Wen ln imperis
listisch Politik solche, Versteckspiel tni.
be muß. geigt si, wie unsicher sie sich
fühlt. Inner und äußere Entwicklun
ge werde in Rom selbst alte poli
tische Führe in. Boze nd MkkS Hof,
se ei imy so grundlegende Um
schwun brinae. deß in Tiroler 2ne
Legendeu.
Siekger.
vil, Künstler und Spießer, Kapitalist
und Arbeiter! Wie aber tt de! stark
keren Gerflensastc! wäßrige! Dünnbier,
verzapft wurde, ging S wie beim Turm
bau zu, Babel: si verstanden sich nicht
mehr und gingen ein jeder feine Wege.
Und"seit der Zeit klafft der rauchende
Schlunv zwischen denen hüben und drü
bcn, und unter der ganzen Einwohner
schaft ist kein Eurtius, der. ausgerüstet
mit Flinte. Armbind und Sthlhelm,
in das schwarze Loch hinunterspränge.
damit sich zur Freude derer, die noch
nicht geboren find, die Erde über seiner
Leiche schließe.
.Aber trotz allcdcm gibt eS noch Im
mer.. Leichtgläubige und Vertrauen.se
lige, die, ttrnl tot und unwiederbringlich
verloren ist, Mieder lebendig machen wol .
lcn. Aber wie? Das Oktobnseft war
gewiß eine Aolksfeier. an der sich vor
mals hoch und niedrig, alt und junz.
gerecht und ungerecht einträchtig aus
der .Wiese" versammelte, um dem Na
tionakot Gambrinus zu ovftrn. Ab?r
ein Ottoberftst, aus dessen Altar d:r m
dratene Mastochse fehlt Z Ein Oktober
sest, wo d:r Brathering eine $l:V
zwan'ig m,d .Brathendl" ihrer i!r
lostet ? -Scw!ß. einige Wagchzlk n
diesen Herbst den kütinen Anlauf genoi
wen, mit einem Schützenfest im kleinen
die Erinnerung vergangene roß:
Zeiten heraiiszubefchworen; aber auec
den, Taschendieben und Schiebern ' im
Pclzrock und Arbsitcrkittcl fanden s
höchstens eini taufend Neuqlcric,e M,
damit die dunkeln Ehrenmänner, die
heute IM Maugen auf der magern
Suppe Deutschlands schwimmen, ihr
erspriefzlicheS Handmerk weitertreiben
konnten. Und so mag denn-der neu
gierige Leser von einer Berg und
Talbahn. einiM Karussells und einigen
Schieb und Schaubuden akgeseheu
die ganze Beschreibung dieser Wieder
geburt der Münchener Gemütlichkeit im
Polizeibcrtcht nachlesen! -
Aber die Kunst? Die in . allen Zei
tungen ausposaunte Münchener Kunst,
über die jeder Fremde, der an die Jsar
kommt, schon beim Verlassen des Bahn
hoss ßolpern muß. um sich seiner
menschlichen Minderertigkeit bewukt zu
werden? Hat sie nicht im Bewusztsein
ihres hohen Berufs :
.Der Menschheit Würde ist in eure
i :- Hand gegeben.
Bewahret sie'.' '
, i. ,., ?..: v.. iihnni,..
VCHl )UiliU',J UllV VIL rfHV'w
tion geroßt? Haben wir nicht erst vor
kurzem den Augiasstall der neuen Pius
kothek ouZgemistet und außerdem sine
neue Staatigalerie zusammengestellt, in
der sich jeder durch Augenschein von der
gesamten Entwicklung unserer Malerei '
Rechenschaft geben kann? Und wachen
die Augucm unserer Tagcsblättcr nicht ,
wie Gralshüter über allem Kunsibesitz
der Stadt? , ' .. (
'Wirklich? " Ich höre piötzllck einen
schrillen Pfiff, und wie ich rechts und
links um mich blicke, fche ich lauter sei!
sam verkrümmte Gestalten, die, wie die
Junge? beim Abendmahl, mit weitaus
gerissenen Angstaugcn, einer den andern '
hinter dem Rücken deS Dritten zitternd
k.., . 9 ni! i.x.'nO" y.:t.
Umj;u. H-uu luyu jui iubi
Lehn aber, der ihnen so. zum Abschied
gepfiffen hat, daß sie hurtig m de
nächsten Bedürfnisanstalt verschwin
lacht auS vollem Herzen. Und doch
es dem wackeren unsilcr mrt dem
leitwort, das er dem Katalog seiner
schiedsausflellung vorausgeschtckt
bitterer .Ernst. .Wer Ohren hat
hören, der höre!" Hicredct ein bild'
der Künstler, der in Marmor und lll '-,
Isltioif Vi.n f.IHt
trfimfi sns im D.imjii hnn h5fti ft ! , i
, Vltt IViW.IV (b.ilLL .LUlt I1LL U. I
.... ........ y
vriirii, vcnkn r im .aus er iiav
gerade so gegangen ist wie ihm.
die Besten, die mit dem Knetholz oll
der Palette arbeite, im stillen denk
hier wird e! einmal mutia und ebrl
ausgcspvchen. Es ist das ölte Lied W-, .
einer. Clique, die Üngstlich liber die ri
ihr gepachteten ffuttertrög wacht t
den Außenstehenden, auch wenn er k "
so viel kann, nicht auskommen läßt. i
grollt die bittere Erkenntnis, daß sock ,
in der Künstlerrspublik Servilität uv
Leisetreierci besser um Zicle führet 4 '
ein stolze Bewußtsein eigener Künst? ' .
schast. Mit grausamem Behagen ftu'
stört Wehn die langlebige Legende .
der Kunststadt München, ein Altmeil.',
marchen, das, schsn,u Ludwigs m .
Zeilen nür halbe Äahrheit. sich ,''V
tt.!. rT'.fj-.f.xl ... rtl.tTi V'f
tufunt VVI vycaiciyi &il IkW j
ortgkpflanzt hat und schließlich so
tttablt und so oft wiederbolt wurr.
daß es alle Beteiligten, deren Eitern
es kikelte. die Stadtoberhäupter. d
Skikkbüra'k. die liii''ln itnh ffint Ki
i - i. i - - j . c m j
oremoen giaumen. v;a lam die iKesw
lution, und was erblickte man? ,Ei V
Stadt in der. der Karneval liberhau '
n'cht mehr aufhört, selbst nicht bei de', ' '
blutigsten Umstürzn und ernsteste'
Problemen... Mit der Pöbelherr.
schaft. dem Wmmftcn Feind oller Kul.,
tut und daher auch allen Küs.lecl!im? A'
fchwand der letzte schöne Schein einstig', ,
scharmanten Gepräge! . . . Miinel, l, p
1 Kunststadt tn Irrtum.
ganz Kunststadt war in den letzt,
ayrzeynien ma, als ein Mache di,,
?t..v.-..l.v., i.. r m'i.'h J
ü.mivm.vi..i(iMvHliB .'IMl.
chen !S Künstlerstadt da war 4 ,
1 der Tat - hatt, aufgehört.' fx
Fritz Lehn! Abschied Von miV
Se. Jedes Wort trifft den Nagel ant -1
de Kopf. Kein Wunder, daß da du
Kopf zu brummen beginnt! Nun tt ' 5
der Künstler entgelten, was der Wahr,".)
heitsfreund gesagt hat. DaS ist. gelinde
gesagt, unanständig. Aber auch uniluak.
Ich will feint Name nennen; aber lr(
i einem Glaihause sitzt, sollte nicht mit, ,
IV'.lll. B5J THUlUtl.Utl j Si!
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Ehrenmitglied ernannt hat. tegrtise i,'
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et mit Recht der de Künstler, der
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