Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, November 24, 1919, Page 2, Image 2

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EcNe 2-TägNchll Omaha Tribün-B!ontag, öcu 24. Stobcrnficr 1919
Tägliche Wmaha Tribüne
v TB1BUNE PUBLISHING C0.-V.il, J. rETER, Pretridrat '
13071309 Howard 8t. Telephon TYLER 810. Omaha. KebriKka.
Preis des Tageblatt?: Durch den Tröger. per Woche W2 Cents;
bch die Post, bei VorauLbezzZlung. per Jahr $ß.00; Zech, Monate f 3.00;
drei Monate $1.G0.
Preis de Wochenblatts bei VorautbezoKlung 52.00 ba3 fftchr.
EnUred u aecood-clua matter ilarch. 14, 1912, at the povtoffic o
Omaha, Ncbraaka, endet tba et et Congrei. ilarch 8, 1879.
Omaha, Nebr., Montag, ist 24. November 1919
Der Farmer und öer Streik.
Seitdem in den lebten Jahren der.klämna dcr Slrßeüfüsirc-r. die ein-
garnier sich zu energischem Wider
fremde und offenem Kampfe gegen
das .Ausbeutcrtum aufgerafft hat,
daS fast überall mit GrohkapitaliZ.
nms identisch ist, ist ihm auch zum
cwichtsein gekommen, daß zwischen
ihm und dem Lohnarbeiter eine Art
von Lnteresscngemeinschaft besteht,
weil sie beide denselben Gegner be
kämpfen müssen. Die Wahlbünd
nisse, die zwischen den verschiedenen
. Staatszwcigcn der fast ausschließlich
aus Farmern bestehenden ' Non
Partisan Liga und Arbeiter.Organi
sationen abgeschlossen oder in Vor.
schlag gebracht werden, beweisen mit
inrcr wacyienoen ausigre oas r.
starken dieses BcwusztseinS bei beiden
Klanen der Bevölkerung.
In diese noch junge und daher
nsch nicht in Fleisch und Blut über
gegangene Harmonie hat sich nun
dem Anscheine nach in den letzten
paar Tagen ein Mißten eingeschli
chcn. der das ganze Werk aus den
trage zu bringen droht. Der
Streik der Weichkohlengräber ist
zwar offiziell abgesagt, besteht aber
in einem größeren Teile der in Be
tracht kommenden Gruben noch im
nschwacht fort und hat immer zu
n.mende Verschlechterung der Koh.
lenversorgung im Gefolge. Und die
ersten Opfer sind, wie es ja in der
Nawr der Sache liegt, die landlichen
Gemeinwesen unb die .Farmer ge
worden, also gerade Diejenigen, mit
denen nach langem Mühen endlich
eine Verständigung angebahnt wurde,
an deren ungetrübter Fortdauer der
organiiierten "Arbeüerschaft außer
ordentlich viel gelegen sein muß. j
Die, Waffe also, die in der Hcncht
sücke dazu dienen soll, in den In
duftnen StnitigkÄten zwischen
Arbeitgeber und AArbeiter zu
gunsten der Letzterm entscheiden zu
helfen, die Waffe, die nach der Er
Aus Zremont, Neb.
Freomnt, 21. Nov.C. H. Sto
ncr und B. N. Healy sind von Flo
rida zurückgekommen, wo sie sich das
Land ansahen und zugleich Fische
fingen. Glades County daselbst hat
schon so manchem Nördlichen es an.
getan. Es zog ihn hin, dann sank
er hin, es war um sein Geld gesche
hen.
Edward Taylor, und Ed. Brooke,
zwei Jungcns von 14 Jahren, wur
den in Haft genommen, weil sie
wertlose Checks passierten. Sie wur.
den spater pnter Parole freigelaf.
sen. .
John Spieß wurde in Richter
Stones olizeiaerick! zu $20 Strafe
verurteilt, weil er Harry Fürstenau
' nach oenen kürzlich ersoigter Hoch,
zeit geschlagen hatte, weil dieser nicht
genügend Geld verabfolgte, um feine
Hochzeit durch eine Charivari".Ge.
, scllfcbaft m feiern.
Prof. Wicks von der Hochschule
hat sich eine -Blutvergiftung durch
Nichtbeachtung einer kleinm Verlet
Mna. xuaezoaen.
Frau John Kühl starb gestern im
Hause ihrer Tochter, Frau Joseph
Douglas, im Alter von 87 Jahren.
Sie war vor über.50 Jahren von
Deutschland eingewandert. Sie wird
in Morris. Iowa, begraben werden.
Der StaatZ.Alkoholriecher Melick
besuchte das Haus von Fred Lwan
son und besichtigte es unter dem
Vorwande, dasselbe kaufen zu wol
Im. zu einer 5Zeit. als Herr Swan
fon abwesend war und ließ, nachdem
er M Keller eme Quantität selbst
bereiteten Bieres entdeckt hatte. Kni
Swanson verhaften. Das Bier wird
einer Analyse auf seinen Alkoholge
halt unterworfen werden.
Ernst Schrumm, ein Farmarbeiter
ton Cedar Bluffs, nahm im Baltt
more Hotel eme zu große Dosis
Morphine und wurde tot in . seinem
Zimmer gefunden.. In einem an
seine Eltern in Teutschland gerich.
teten Briefe fagte er, daß er Geld
verloren habe.
Midland College wird Thanks
givmg" in würdiger Weise feiern
nd hat nahezu 1V00 Einladungen
an frühere Studenten und andere
auZgesandt.
Auf dem westlich von dem Ge
nchtsgebäude gelegenen Grund wird
eine große Garage gebaut werden,
in welcher das Automobil des She
risss und die StadtTractorS unter
gebracht werden sollen. Spätere sol
len ' obere Räumlichkeiten für die
Shensss-Wohnung eingerichtet wer
den. " , " ,
- silaninäiertj ' "15 j mi
Tribune bnngen gute ittezuuare.
zig wirksame gegen Ausbeutung und
Unterdrückung seitens dcs übermach
tigcn Grobkapitals ist,- sie kehrte sich
g?gen jene Klasse der Bebölkcrung,
deren Arbeitsstunden die längsten
und deren Arbeit die schwerste, gegen
jene Arbeiter, die bet der Fest
sctzung eincS Preises für ihre Er
Zeugnisse noch viel weniger zu sagen
haben als die industriellen Arbeiter,
weil sie nur selten und auch dann
nur unvollkommen organisiert sind,
Sie kehrte sich gegen Leute, die den
selben Kampf gegen denselben Geg.
per kämpfen, gegen Leute, die erst
seit Kurzem angefangen haben, mit
oer organi ierten Arbciterlchart zu
sympathisieren, und deren Sympathie
daher leicht wieder entfremdet wer
den könnte, sozusagen gegen Genossen
im Unglück.
Für die Farmer gibt es keine fünf
Arbeitstage in derWoche und keine
sechs Stunden Arbeitszeit per Tag,
wie dies, von den Bergleuten gefor
dert wird Sie müssen sieben Tage
in der Woche und an sciem Tage
Vi lfc T ! .9 4 rt (T inuV Mu. A. Mm
en 'undch eu e
und selbst ihre Kinder werden ,ur
Arbeit herangezogen, um so viel wie
nur möglich von jenen Waren zu er-
zeugen, auf die auch der industrielle
Arbeiter für feinen Lebensunterhalt
!, ' . . '. .
angewiesen ist. Gerade deshalb wird
es dem Farmer schwer zu verstehen,
warum er am ersten und am schwer
sten von den Folgen des Streiks be
troffen werden fall. Dennoch geht
aus den FarmerOrganen hervor,
daß die große Masse unter ihnen auf
einem fernerm Bündnis mit den
Lohnarbeitern bestehen will. Auf
einen bemetkenswertcn Artikel zu
der Frage in einem der bedeutend,
sten dieser Organe werden wir nach,
ftens naher eingehen. ' -"
Aus dem Staate.
Lincoln, Nebr., 24. Nov. Sekre.
tar Antles vom Wohlfahrtsdeparte
ment sagt, daß, wenn man von den
Verbrechern verlangt. . daß sie die
Wahrheit sagen, so muß man selbst
bei dcr Wahrheit bleiben. Herr Ant
les sagt, daß die Omaha Polizei den
Gefangenen L. C. Jones und Wm.
McKcnney Straffreiheit zugesichert
habe, um gegen die beiden Ange
,,!,IIIIIlIIIII,IIIIII!I!III!II!I!IIIIIIIIlIIIIIII,IIII!II!I!I!IIIIIIIII!I!III,II,,,NIIIIIIIIIIII,I,lIII!,I,,I,I,III!I!II,,IIII!,I,I,II!,I,IIIIII,IIIIIII!,
- f
cnktc(b nia ctsrnntf)tncfcf)cnf
cn Eure Lieben in kr asten Heimt
Schnellst nd sicherster Geldversandt zu den billigstc Raten ach der alte
Heimat. Vergleiche Sie unsere Rate mit ander nd Sie werden finden, daß unsere
die adrigsten find.
Wir sende Geld nach allen Teilen der Welt; wachen jetzt aber eine Spezialität
i Geldsendnngen ach den folgenden Landern: .
E
500
1,000
1,500
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Gesterreichische
.'500
1,000
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2,000
3,000
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10,000
Kassen Siesogleich, damit die Sendung noch vor Weihnachten draußen eintrifft. -
International Exchange
Ausländisches Bureau m Verbindung mit der
Täglichen GmaHa TribUne"
SchMtickets nach Europa. . Auskunft über .Pabsachen
. ' ' . ' .lmd Reisepermits. , ,
P
Tklephg: Tsler 340.
Z?,UIUUUlttlkttttl!lMl
klagten Nccl und Katleman Auösa
sagn zu machen. Ich finde es daher
angepaßt, das Wort dcr Omaha Po.
lizci einzulösen und dieselben zu pa
rolicren.
L'ealrice. Nebr., 21. Nov. Feuer
brach Sonntag morgen im Erdge
schoß dk? Trake Süock aus, wobei
das ganze dreistöckige Vrickgebäude
ausbrannte. Die Geschäfte, welche
mehr oder weniger davon betroffen
wurden, find: Tie, Drake Clothing
Co., Western Union Telegraph Qo.A
baS Zigarrengeschäft von George
Smith sowie eine Anzahl Privatper.
sonen, die in dein 'oberen Stockwerk
wohnten. Der Schaden 'wird auf
5130,000 berechnet. . Ein zweites
Feuer brach kurz darnach in dem
Lcihstall des W. 23. Scott und E.
S. Steven aus, das einen Schaden
von $1000 verursachte. Nach den letz,
tcn Ermittelungen verteilt sich 'der
Feuerschaden im Drake Eigentümer
des Drake Blocks, Frau D. W.Cook,
$00,000; Versicherung $40,000;
Trcw Elothing Co.. Verlust $50..
000, Versicherung $10.000; Western
Telegraph Union, $2000, durch Vcr.
sichcrnng gedeckt; Bcard Music Co.,
$5000, durch Versicherung gedeckt;
f). M.'C. A. Halle, $2000, durch
Versicherung gedeckt. Die Liddicott
Shoe Co. und Singer Nähmaschi
ncn-Office wurden leicht beschädigt.
Zwei junge Männer nainens Sani
son und Buscy wurden vom Rauch
überwältigt. '
Lincoln, 24. Nov. Gouverneur
McKclvie hat den Chef des staatli.
chcn Marktbüros, G. O. Williams
beauftragt, im ganzen Staat auf die
Einführung öffentlicher Märkte hin
zuarbeiten, durch welche das 'große
Publikum die notwendigsten Be.
Z f einkaufen kann
flP Ä J? ür? J
des Staats schloß Samstag
den letzten juristischen Aus.
"''' r s 7 ,
Inrr Alion N, 'l5ole firm rlrrtriMiPi
der Alfon B. 'Cole dem elektrischen
Ähchl entrinnen konnte.' Der Ge
richtshof wies den vom Anwalt des
Verurteilten gestellten Antrag" ab,
dessen Habcas corpils Bemfung in
Wiedcrerwägung zu ziehen.
Aus Columdus Ncbr.
Columbus. Nebr., 22. Nov. Das
Wetter der letzten Tage ließ in lo
lumbus nichts zu wünschen übrig
und beim Gedanken an den Kohlen
Mangel und die nicht enden wollen
den Streiks in Sen Kohlenmincn
kann man nicht dankbar genug sein
für diese sonnten Tage des hcrrli.
chcn Jndianersommers, dcr ja recht
lange andauern möge und in dcr
Tat verspricht uns der Wettermann
in Washington eine weitere Woche
dieser herrlichen Spätherbsüage, wie
sie, glaube ich, nur bei uns in Nc
braska zu Hause zu sein Pflegen "
aber später wird's eben anders. '
Heute morgen wurde wieder ein
mal eine Cö? Kohlen für den häus
lichcn Gebrauch auf die Seitenlinien
Unsere heutigen Geldpreise sind: -Deutsche
Marks Tschechoslovakische Uronen
14.30
28.00
41.90
500
1,000
1,500
2,000
3,000
5,000
10,000
56.20
83.80
139.00
277.00
Kronen
? 8.00
16.00
23.00
31.00
40.00
76.00
151.00
polnische Marks
500 ..,$ 12.00
1,000 ... 24.00
1500 ;.. Z550
' 2,000 47.00
3,000 70.00
5,000 116.00
10,000 231.00
1307 Howard Str.
. ,
gestellt unter guter Bewachung, deiln
es möchte unter gegenwärtigen Ver
hältnissen auch in ColumbuS Leute
geben, die des Gouverneurs von
Oklahoma Rat befolgen könnten,
nämlich: Den eigenen Verstand zu
Nate zu ziehen und Kohlen da zu
nchnien, wo wMe zu finden sind.
km etwaS gefährlicher vtat, der
leicht ach Lincoln fuhren könnte.
Die Einschränkung der Passagier
züge, um Kohlen zu sparen, dürften
uns die Eisenbahnen zum Dauksa
gungötage bringen, damit das liebe
Publikum ein weiteres Andenken an
den Kohlenbcrgwcrkstreik erhält und
recht dankbar gestimmt wird für oll
das Gute, das die Mmenbesitzer als
wie auch die Arbeiter sür ihre Mit
bürger übrig haben.
Paul und Sam Ernst, eine halbe
Meile südlich von Duncan wohnend.
verloren am Dienstag 3 Stück
Jungvieh, nachdem dieselben kaum
ein paar Stunden im Cornfcld ge.
Wesen. Der Schaden wird wenigstens
$320 betragen.
Ueber 26.100 Pomtiicke mit einem
Totalgewicht von 3200' Pfund wur-
den von ? den 5 Briefträgern wäh.
rend dieser 'Woche vertragen, laut
einer aufgestellten Liste durch Post
meist S. E. Marty. Diese waren
misschlicßlich Parcel Postpakete, die
in der gleichen Zeit von einem Kilfs
Postträgcr vertragen wurden. , Diese
Liste wurde angefertigt, um den
Assistent Poftmaster General zu
überzeugen, daß die regulären Brief
träger nicht auch noch die Parcel
Past besorgen können und daß HilsZ.
Hilf?postträgcr, die in letzter Zeit
abgeschafft wurden,' wieder angestellt
werden sollen , '
Alle Fcdcral Aid Noads in Platte
Valley sollen nach und nach eine
Schicht Gravel erhalten, sagte State
Engineer Johnson auf der jährli
chen Konvention der State Good
Noad's Association in Grand Island
lcttzen Mittwoch. Gravel oder Kies
ist das beste Material für Landstra.
nen und ist zugleich überall im
Platte Fluß zu finden.
Auch in Europa wird Kies für
die gilt unterhaltenen Straßen seit
viclcn Jahren mit bestem Erfolge
verwendet. '
i Kaust Mark
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M,nte.
KLllser mögen auf Optio
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Omaha, Rebraöka.
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(X nortskhunß.)
' Wer Kathcheu blieZ bei ihrkr-
stummen ttopsichuttttn. Und IS
wkiier in sie. drang, sing sie aus
yeu an- zu weinen; unaukhorliä
rannen ihr die Thränen HUt bat
heiße, zuckende Sesichtchen. So fas
sungslos hatte er daZ junge Gkschvps,
seinen lustigen, kecken Wogel. noch nie
gelehkn. .
.Mutter leidet eS nicht!' stieß si;
endlich hervor, .sie sagt.. eine
Blutwelle schoß ihr in' Gesicht bis
in die widerspenstigen blonden Schlä
fenhaare hinein, die immer Onkel
Willys Entzücken gewesen, weil sie
10 fein, in zierlich geschwungener Li
nie auZ der weißen Schläfe hervor
wuchsen. ' Sie preßte ihr Tuchelchen,
daö schon naß zum Auswinden war,
vor die Augen und schluchzte zum
Erbarmen.
Da begriff er jählingZ. An die
fern heißen Erröthen und an seinem
eigenen wunderlichen Empfinden vor,
hin, alg er sie in seinen Armey hielt,
kegrisf er plötzlich die Minung der
Mutter , die ja nun auch die Mei
nung der ganzen Welt sein würde.
-Ihm war. als griff eine harte
'räuberische Hand auch nach dem Sln
be, nachdem sie ihm kaum erst daZ
Weib entrissen. -
Er nickte vor sich hin.- So -war e
und. deshalb hatte man sie ihm
ferngehalten. Deshalb hatte sie auch
heute nicht ollein kommen dürfen.
Er sah sie noch an ,d:r Thür stehen,
so scheu und verängstigt, mit nieder
geschlagenen Augen Schmerz und
Zorn stiegen in ihm auf. Er sah eZ
kommen, sie würden ihm das Kind
fortnehmen, das er erzogen und her
engebildet und au dem oemacbt batte.
was ti jetzt war, Geist von feinem
Geifte. - in Theil seiner eigenen
Seele; das er mit der liebevollen
Sorgsalt des EärtnerZ Jahr um
Jahr gepflegt und wie eine kostbare
Blüthe gehegt' und behütet hatte.
Und warum? Weil seine Frau die
Augen , geschlossen hatte, sie. die so
dachte, wie er; die das Kind geliebt
hatte, wie er es liebte, als ein ihnen
'pon Gott geschenktes Stückchen Jugend,
vlZ ihren' Herzenstrost, ihren Sonnen,
schein; die gewissermaßen das Aus
bängeschild für ibn arwesen war. deren
bloßes Dasein in den Augen der Wen- i
loten Die Tyayache sanktlonm hatte,
daß er, der noch nicht Vierzigjährige,
ein Pflegekind besitzen und lieben
durfte. daZ nicht sein eigen Fleisch
und Blut war. Und jetzt auf einmal,
da fietcftl war, war er dkser Pflege
Vaterschaft, nicht mehr würdig war er
zu jung dazu nicht ehrwürdig genug
weil si? nicht mehr da war, die für
feine Ehrbarkeit garantirke?
Er lachte bitter auf. Und ftt$ Kind
neben ihm schrak, u'ammen. ' Das
machte ihn erst recht zornig. Und sei
Mannestrotz erwachte.
Was scherte ihn die WtrniiKi 5er
Welt? Hatte er sich je darum getüm
ert. ein in sichgefesteter klarer, hi
ger Charakter, dessen Wille immer ge
radecius uf das Gute gerichtet war,
der mit beiden Füßenfcst und sich
uf dem soliden Boden einer'geachteten
Lebensstellung dastand und auf die
Menge neben und unter sich gelassen
herabblickte? Er ging auch jetzt seinen
eigenen Weg und kümmerte sich nicht
um die Meinung dcr Leute. -Nun erst
recht!
;' Das ist ja olles Unsinn. waZ. die
Mutter dir da vorredet, Käthchen."
sagte als hätte Frau Heinzius sel
ber ihm eben des langen und breiten
ihre Meinung auseinandergesetzt. Ich
bin und bleibe dem Onkel Willy.
Dein Pflegevater, zu dem du immer
, kommen mußt, zu 'dem du gehörst.
NnÄ zu dem du Vertrauen haben
Sannst, nicht wahr. Lieblinz? Ei
was andeS will ich ja gar nicht
schloß er fest und ruhig und glaubte,
mit diesen klaren, energischen Worten
die Sache in's rechte Licht gerückt z?ud
die Grenzen ihres gegenseitigen Ver
: hältnisses für ewige Zeiten stsigesteckt
zuhaben. ....
Mthchen nickte.,. '
, ; '.Daö habe ich Mama such schon ge
sagt. 'Gott, wie hat sie mich in diesen
letzten Tagen gequält! Ich wollte ja
so gern.'fo schrecklich gern zu dir lom
wen. Onkel Willy, ich wußte ja, daß
dir bange sein würde," sie schob ihre
Hand zutraulich unier seinen Arm.
.Aber Mama ließ1 mich nicht, so viel
ich auch bettete. O Gott, ich hab'
mich ja fo nach dir gesehnt! Aber nicht
wahr, nun sagst du's ihr selbst, daß sie
inich bei toir läßt? Wir zwei gehören
doch zusammen nun erst recht!"
.Aber gewiß, mein Herzenskind!".
. Sie schluchzte noch ei paarmal auf.
wie ein Kind, ka sich in den Schlaf
geweint hat. Dann wurde sie ruhiger.
Und zuletzt lehnte sie den Kopf an seine
Schulter und war getröstet. In ihr
lebte die Unerschütterliche Zuversicht:
, Ä!eim nket Mlly die Sache in die
Hand nahm, mußte ja alles Hut wer
den.
Zutraulich plauderte sie weiter und
wie um ihn p trösten, spann sie taps
ren Herzens all' ihre kleinen Zukunfts
pläne vor ihm aus.
, .Du follst'sehen. ich mach' alleS so.
Mt Tante AgneS es gemacht hat. und
Jassy Torrund.
t -t-t''t1 H' 1 1 t''C
wie du eS gern hast. Ich will mir auch
die allergrößte Vühe geben! Wenn
du bet lder Arbeit sitzest, will ich dich
auch gewiß nicht stören. Nur manch'
mal komme ich ganz leise, so von hin
ten herum, ohne daß du eS merkst, und
lege die Harrd auf deine Schulter, wie
z,ante Agnes ti that ganz facht.
Daö Herz that ihm weh und doch
fühlte er. wie gutgemeint das war.
Und wie tröstlich. Und wie lieb er das
Kind hatte. Wie man seine Jugend
liebt und den Sonnenschein. .
So saßen sie lange, lange. Eaz
still nebeneinander aus dem Cofa, wo
vor wenig Tagen Frau Agnes lächelnd
ibren lebten. Seufzer ausebauck,t.
Aber er legte nicht den Arm um sie, er
zog ne nicyt an nq. wie er es Mit on
gethan. ES war eine eigene Scheu in
Ihm. Er schloß nur fest und warm
seine große Hand um ihre kleine, die
so schmal und kalt und blaß auf ihrem
schwarzen Kleide lag.
An diesem Abend hatte er noch eine
lange Unterredung mit Kathchenö
Mutter.
Aber so nackaiebia sie sonst ibin a.
genüber war, in diesem einen Punkte
blieb sie unerbittlick: Sl'itMtn durst:
jetzt nicht mehr ollein zu ihm in'S HauS
rommcn. xoo osi v Mutter !e ve
gleitete, ja. aber allein auf keinen
Fall. Er fei doch noch kein alter
Man rnib Käthe kein Kind mehr,
fottdern ein erwachsenes Mädchen von
aanzeyn Jayren. uns ihr guter wu
sei daS Koftbcnste, waS ein Mädchen
bat. ob nick rid arm. Nur baft die
Annen ihren guten Ruf noch viel nö
tbiaer drkucken. viel änastlicker büten
müssen, vornehmlich ein armes Mäd
chen, vas Lehrerin werden will. . ,
Und wie eS veilkn tithl: k,r
Große muß dem-Kle!nen nachgeben.
wtx iiuge, vorneym oenkenoe. weitlch
tige Mann dieser kleinlichen Frau mit
dem engen Horizont und den eigensin
nigen Borurtheilen.
Sie hatte wohl auch recht.
Aber bart war eZ dock, und tüht
und kaum zu ertragen, daß das. was
vis vor Dret zagen das Natürlichste
und Selbstverständlichste auf der Welt
gewesen und wovon man aealaubt. dak
es ewige Zeiten so fortbestehen würde
V ! . B ft. . ?l
vuij cic ouc9 nun nur einem
Schlage vorbei fein sollte. Das bei-
lige Band zerrissen, das , all' diese
Jahre treucster Fürsorge um ihn und
sein liebes Pflegekind geschlungen.
Ja. wenn er sich entschlösse, eine
Hausdame zu nehmen, hatte Frau
HeinzniS yesagt und nicht undeut
lich durchblicken lassen, daß sie nicht-ab-geneigt
fei. diesen Posten zu uberneh
wen. Dann Ware allen mit einem
Schlage geholfen. Kein Mensch auf
der Welt könnte etwaS darin finden,
wenn sie. eine Wittwe von tadellosem
Ruf. mit zwei erwächsenen Kindern
als Ehrenwache, dem Mann ihrer der
swrbenen Jugendfreundin die Haus
srcm npräsentirte.
Frau Heinzius hatte immer das al
lscr3ßie Gewicht auf die Meinung
dsLeut gelegt. ,
ftit, Jergrath that, als überhöre er
die ??fpielung. EZ widerstrebte ihm
in tiefster Seele, einen fremden Men
fchen an Stelle seiner AgneZ, zu sehen.
Frau HeinziuZ zumal war ihm nie
itvermaßig sympathisch gewesen, und
ihren Sohn Paul, diesen verwöhnten,
blasirten Jungen, immer um sich haben
zu sollen, erschien ihm eine unerträg.,
liche Zugabe. -, Ja, wenn Käthchen
hätte bei ihm bleiben dürfen sie,
die seine Wünicke und Eiaeubeiten so
genau kannte, die seine Agnes sg
genebt, hatte sich wohl schnell und
leicht in das neue Amt eingelebt, hätte
auch die Pflichten kes Haustöchterchens
gern und willig übernommen, nachdem
sie schon fo viele Jahre lang die Rechte
eines solchen genossen. . . :
So drehten sich seine Gedanken "im
Kreise und kchrten immer wieder -lü
dem einen Ausgangspunkte zurück, ä'
'Er seufzte schwer, als -Frau
Heinzius endlich zur Thür begleitete
Käthe war schvn früher nach Hause ge
schickt worden dann wanderte er
noch Stunde um Stunde ruhelos in
seinem Zimmer auf und ab, mit dem
Bewußtfein, ein doppelt Beraubter zu
fein. So Tpti schlägt ba$ Schicksal
wohl selten, daß eS einem Mann zu
gleicher Zeit fein treues Weib und feine
junge, zärtlich liebte Tochter nimmt.
Frau HeinziuS hatte den Berarath
aufgefordert, recht oft zu ihr zu 'kom
men, wenn ihm sein HauS gar zu leer
und öde erschien. Sie versprach auch,
mit ihm und Käthe auszugehen so
würde alle? wieder sein wie sonst.
Er kam zuweilen deS AdendS und
fand, doch, daß Käthe ihm nmerklich
fremder wurde? daß sie in Gegenwart
von Mutter und Bruder eine andere
war, unfreier, befangener gar nicht
mehr dasselbe Käthchen. das Stunden
und Stunden mit ihm und AgneS so
fröhlich . zutraulich verplaudert und
ihre drollig wunderlichen und manch,
mal so tiefsinnigen Mädchengedanken
vor ihnen ausgekramt hatte.
Und immer war dieser unaueflchN
che Benael dabesdessen schlechte Ma.
nieren ihm auf die Nerven fielen, der
feine Schwester reizte und quälte, und
für den seine Mutter doch nie ein Wort
Tdel, fcnfc.
Bt itiiüftjx Kiese Wende, auf
ersich den ganzen Tag gefreut, mei
, .uji unerquicklich. Nicht viel bess
.var eS mit den gemeinsamen AuSgä:
gen.
Sie waren ja auch früher, alt A
neS lebte, oft zu dreien gewandert.
Aber Frau HeinziuS fehlte da! fei,
Verständniß. daS gediegene, nie prir
kende, nie sich aufdrängen wolle
Wissen feiner Frau, die klug zu red
und klügtt noch zu schweigen wußt
ihr liebevolles Eingehen auf alle I
teressen der anderen, selbst wenn t
Sache, um die eS sich handelte, ihr si
ber gleichgültig und fernliegend war.
Sckon auf dem Wege in'S Musen
kam Frau Heinzius voit den Scha
seiistern nicht sort, und immer hatte
tausenderlei Wll.ns.che und Anliege
.Nein. Käthe, sieh bloß die Boa. r
würde dir reizend stehen" od
.Ach. das sind ja die neuen Palen
schlittschuhe, die Paul sich schon
lange gewünscht hat" worauf d
Bergrath, dem ej nie auf eine Auög
ankam, wenn er jemand damit er
Freude machen konnte, natürlich sofo
hineinging und trotz KZkhS Proti
sowohl die Schlittschuhe wie die B
kaufte.
Und. wenn sie, nach vielerlei Abfl
chern endlich im Museum landet,
und Onkel Willy und Käthe, ihr,
Kummv für kurz: Zeit vergessend, t ,
den Anblick irgend eineS BildeS vertie
standen, fuhr, Frau HeinziuS. - a!
Stimmung zerreißend, dazwische,
.Wer war doch der Herr, der Sie eb,
grüßte, lieber Bergrath? Der kam rn
ja so riesig bekannt vor" folgte ti; .
endlose Erörterung, wo und wann
den Betreffenden schon einmal gesehen
Und während der Bergrath fläl.' ' t
von der Schönheit der Fjords erzähl
und sie auf die durchsichtige Klarhe '
des Wassers und die Frische und Frö!
lichkeit der hellhaarigen HanZ Dahl
scheu Fischermädchen aufmerksam
machte, zupfte die Mutter sie am Aei
mef: .Nein, Käthe, sieh bloß diese To
leite! Sicher von KcHn und hat mir
'destenS zweihundert Mark gekoste
Wenn ich bloß wüßte, wo diese M:
rin das Geld hernimmt! 'Von 'Hau .
aus hatten sie beide nichts. Kaum da
Komniißvermözen, Die haben siche
in der Lotterie gewonnen."
Wie auf Kohlen, hielt Käthe
Stand, indeß derMrgrath unmuthi
weiterging. Nach kaum' einer halbe
Stunde erklärte Frau Heinzius. hallz
todt von, diesen langweiligen Bilder
zu sein.. Die Fijße Wien ihr scho
weh vom Stehen, man könne liebe
irgendwo in ein Nestaurant oder ein
Konditorei gehen und sich eiwaZ aus
ruhen. ' , .
Käthe litt unbeschreiblich unter dq
Taktlosigkeiten der Mutter, die ih ,
nie vorher so deutlich zum Bewußtsein '
gekommen waren.
All' die Jahre hindurch hatte sie di
Güte und Freigebigkeit der,Overbeck:
beinahe als eiwaS Selbstoersländliche'
hingenommen. Frau AgneS hatte ih '
unzählige Male gesagt, daß es sie un!
ihren Mann glücklich mache, ein s
liebeZ Pflegekind im Haufe zu haben :
für dasselbe sorgen und ihm jede,
Wunsch erfüllen zu dürfen, bis Käth j
chen schließlich selber daran glaubt
und mit kindlicher Dankbarkeit allej
hinnahm, was die Liebe diese: deidet
Menschen für sie ersann. .
Jetzt war das mit einem Ti
ganz anders, und was der Br.
für ii! und die Ihrigen that, er!??
ihr beinahe wie ein Almosen. Es &'
aU öS sie in dieser kurzen Zeit i!'
das erste schwere Leid ihres Leben
einem Schlagt vom harmlosen ')
zum 'nienoen ueioe yerangereis,
1t ,,C."!jt . ' I , t fr . ' ?
unallsyorucy arocireien oie vtoCs
qmicx oer jungen urn, uno ver z
stand begann die Thaten uno Be.
gründe der Menschen um si her. df
sie XäZ jetzt harmlos und unbefa,'
gegenüber gestanden, zu zerglie'.
und zu kriiisiren. i
' Ich bitte dich inständig, WJt
sag' doch nicht immer, daß dir r
und jenes gefällt und daß du eS
möchtest." bgt sie ihre Mutter. l
weist doch, wie Onkel Willy ist." f
Jesses, Käthe) sei doch nicht so
Uxn Du siehst ja, es macht ihm Stf
unu ivas iour er aucy $njt oni
seinem vielen Gelde anfangen .
natürlich gönnst dem armen Jiin
der doch sonst kein Vergnügen
nicht mal die neuen Schlittschubk."
' -Die alten hätten's auck nock,
than und im Uebrigen hat Paul
rade genug Zerstreuung. - Borges: F?
war er im Zirkus und für Son: n
hat Onkel Willy ihm ein'Theater'oi 11
geschenkt.- - -
Das ist wohl auch schon wieder l
vl?" bemerkte die Mutier fcharf.
.Gott nein,'Mama, ich gönne eS
ja von Herzen. Aber etwa! wen.
ausgehen und etwas mehr lernen.
i
konnte Paul nicht schaden. Wom
lich wird er zu Ostern sonst wie
nicht versetzt." ,
-. .Kümmere du dich um dich! E,
Bilderbesehen und stundenlanges l
btn ishrr XifTiri nS ffli w
' ' - WVj).. .11 :
Nicht was, wird dir beim Examen aus I
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iu. vki uu)jtiu Mfwn, wq ein
für eine geplagte Mutter!"
(Fortsetzung folgt.)
Erklaruna. .Ssan
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kl Viel mehr Klcwierspielninnm J
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eigenspteitrinnen gibt?" Jd . a
Klaviers pielen kommen die mbteü ,
eher unter die Haube, weil man ! li '
vierhändig spielen tarn ' ' )!'
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