Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, November 13, 1919, Image 6

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Der Posaunist des "gwrra Bostr'
Seligsprechungen beim Wcihefest der Tausend. Die Nhetorik aS
Begleiten der großen Ereignisse. Der Pleiiegcier und die Adler
NomS. Denier der Sehnsüchte seines Volkes und jlünder der
frohen Botschaft". Tet Adriageborene". Zug ach Finme.
DÄnnnnzio und Eleonore Tust. Die Schlußtragödie.
Öa stielt D'Annunzio ist der Brde
des "fuerra nostrn" und de "mero
reo'nm". ??och jede große ituliinifch
Zbewkgung hat ihren Barden xehabt. ES
ist die Fähigkeit dn Italien, um flti
C'reignis einen Kranz schöner Worte zu
winden. Immer noch ist die krstür
i,g von Mauern von dem Posaunen
gcschmetter der Rhetorik begleitet gewe
sen. Die Einhek und Freiheit Italien hat
das Leitmotiv aller patriotischen Gesänge
seit der Renaissance, feit Dante und Pe
traten gebildet. Dante wollte seil' Bolk
aufraffen mit dem Weckruf, daß Italien
ein von den Fremden gepeitschcs Weib
sei. Petrarca begrüßte Cola di Rienzo
uU den Retter mit dem Zorneslied, in
welchem er daö Volk, da? seiük Wunden
nicht zu fühlen schiene, au! der Indolenz
in di: Kampfesstimung aufpeitschen
wollte: Hätte ich nur nviue Hände in
den Haaren Italiens!" Ug Fcscolo
nd Munzoni waren di? Posaunen bläser
der vorachtundoierziqcr Zeit, Gioberti
D'Azeglio. Maler. Poet und Soldat,
der Gitter Italiens", begleitete mit sei
ner dröhnenden pathetischen Rhetorik
Cavour, den Bismarck Italiens", auf
ollen seinen Wegen. Giuseppe Garibnldi,
der .Retter Italiens", bat auf seiner
Zicgeninsel Gedichte verfaßt, und fein
Zug nach Marsala' ist an sich schon
eines der herrlichsten Heldengedichte aller
Zeiten.
Heute will sich Gabriele T'Annunzio
in die Glorie Garibaldis recken. Mit
der Weihetede. welche er, auf Best-l'uig,
cm 4. Mai 1915 in Quarto bei Genua
bei der Enthüllung des DenkmalZ zu
Ehren der Zausend, welche Gatibaldi
im nach Sizilien geführt hatte, hielt,
griff er in die Saiten Dantes und Pe
trarras. schwang er sich auf zum Barden
des ''u,n-a nestra" md des "sacro
egottmo".
Friedrich Marcus Hühner schrieb da
trets in der deutschen Zeitschrift
.WLrz": Der ?iome D Anmmzios steht
beute, in derselben Glorie, wie fünfzig
Jahre vordem der -Ganbaldik.' Aber
Matstoldi ?nm von unten. cr war der
Wann des Volkes, sei Kricgsführimg.
sein Ideal von Italiens Einheit, alles
bat den Anstrich des Rassigen, Schweren,
bäuerlich Vernunftgemäßen. Wie ro
mantisch auch das Kostüm sich gab. in
das seine Unternehmungen einzukleiden
ibm die Zeit vorschrieb, nüchtern nd
klar war letzthin das Ziel, auf fca5 er
losstürzte.
D'Annunziz hingegen? Er kommt
uö Paris. v?n den Genüssen der Frau,
aus den Räuschen der Phantasie und des
Svracheschmicdens. Das Volk nahm
ihn. noch eben, je nachdem als Hans
nrr oder als Schubiak. Keiner, der
nicht Klatsch herumtrug über seine Groß,
mannssucht, seine Launen, seine Kauf-
mann-routine."
Gabriele D'Anuunzio war. als er am
4. Mai 191Ö vor das Denkmal der
Tausend in Quarto trat, aus der
Fremde, aus der Verbannung gekommen.
Sebwere Skandale aller Art und große
Pleiten hatten ihm den Boden der Hei
mat zu heiß werden lassen und ihn in
die freiwillige Verbannung nach Paris
geiklkben; zu den dortigen Genüssen unv
in neue Räusche. Aber er ka,n duH zu
riick als ein Gerufener: Der Pleitemann.
welcher soeben roch als Hansnarr oder
Schubiak klassifizierl worden war. wurde
vom Senator Marogliano-im Athenäum
zu Genua als der Dichter begrüßt. ,wel
cken die Italiener jeder Richtung des
Denkens und des Glaubens in llacmr!
ner Uebernnsiimmung zum Kiinder der
Nationalseele ausersch,n Haber, und der
mit seinem 'hohen Intellekt, bestrablt vom
Genius, zum Erwecker mannhafter Ent
.schlüsse in der ganzen Nation ward." '
So wurde Gabriele DÄn.mnzio zum
Posaunenbläser des "guem, nobtra"
Russisches, allzu kkussiscbes.
Uebersetzungen aus der russischen fozial-revolutionären Zeitung
Djelo Naroda" von Iz. N.
BaSl ?!achrichte,)
. Am Ende.
ES ist och nicht lange her, erst einige
Monate, da warteten vor den Läden
lange Reihen auf Brot. Jetzt find diese
Reihen umS Leben' verschwunden, da
für sind unS anderes noch trostlosere zu
Teil geworden: Reihen um den Tod",
um die Todesbescheinigung, um die Er
laubnis zum Begräbnis, um einen Sarg
auS den Mitteln der sozialen Fürsorge
u!m. Als ob all die vorangegar.gfr!zg
.kleinen" Schrecken von einem großen
hätten abgelöst werden muffen. In Pe
tersburg wütet in allen leinen Erschei
nungen der Tod. Mit unerbittlicher Be
hanlichkcii mähr er alle nieder, die In
dem gegenwärtigen düsteren Kampfe
ums Dasein um ihre Kraft gekommen
sind. Greise. Kinder. Aukgehurgerte und
Ermattete, unter denen ei dch noch so
diele geistig Starke und so viele für da
Le'k unentbehrliche Individualitäten
gibt Bald in Gestalt des Typhus, bald
in dr spanischen Krankheit naht sich der
Tod seine Opfer, und z diese Epi
d'mien Hot sich nun auch och ein,' Pok,
kenepidemie Skstllt, und dieS alle in
einer Ausdehnung, die ms sich früher,
in normalen Zeiteil, kaum hätte vorstel
len könne. -
Da Leben ist so grausam, s tierisch
ftfjwtitcv 29 lm lochnMiLtk. Jagd
ab viele
ud deö
"sacro czo'5mo." Tie
und bei "aacro ceolemo".
Ader sein Instrument schrillte, und
das Leitmotiv war verfälscht. Es war
im Grunde gar nicht unser Krieg", Z
war der Zlrieg ganz anderer Leute, in
welaien Italien durch den Versucher,
welcher es aus einen hohen Berg geführt
hatte, hineingelockt wurde. Und den Hei
Ugenschein verdunkelte ein GedcimLer
trag, an dessen Paragraphen Italien
heute scstgehalt'n wird von der Zlombi
Nation det Weltlage und von den Siegen
der Anbetn.
Man hat. zumal in Deutschland, oiel
fach den Irrtum begangen, als Ursprung
liche Träger der Kriegsraserci, welche sich
an der QuartoRede D'Annunzicö ent
zündete, erkaufte Journalisten, eitle Lite
raten, durchs Examen gerasselt: Stu
denken und die Krethiplethi-Menge der
Gasse zu betrachten. Tatsache ist aller,
dinzs, dafz der Kriegsoarde sich ans
einem .Elsenkinernm Turm" von wcl
chcm aus er, mit Horaz, den Plebs der
abscheute utid abwehrte, in das Ge
wühl der politischen Gaffe stürzte, den
tadellosen ffral,k, die zutschenden Reit,
boscn, die elegante Krawatte, m seinen
Ellbogen a "die nicht immer übcrsau
bercn"der politischen Lazzaroni zu rei
den. Aber es waren doq n,cht nur, die
Vagabonden und die Turchgera Zielten,
eiche sich an den Worten und oeu Ge
sie des Festredners beim Weihefest der
Tausend berauschten. Den Ausschlag
geben auch nicht die Herren dcs Stahl,
trusts ron der Jdea Razionalc"; nicht
die Mordspairiotcn des politischen ?a
fes Arogno am Korso Rom; nicht, in
Verbindung mit diesen Kriegsschreiern
nd Heimstrategcn, die von dem franzö
fischen Botschafter Camille Äarröre zu
Propagandaznecken ausgegebene M
'Nillionen, und auch nicht die Mif;
Bromn, die Agentin der britischen' Bot
schaft und Nurse der Königskinder,
welche sonst als eine sehr, emfwh reiche
Persönlichkeit am Hofe, zumal bei der
montcnegrinischrusstsch empfindenden
Königin ,' Helena, galt. Den Ausschlag
muhte doch das seßhafte Bürgerinn gc
den. und auch die vorsichtigen Geschäfts
leutc. die nüchterne Handelewelt und die
überlegenden Intellektuellen in den Vem
tern und an den Universitäten gerieten
unter den Einslnsz der von Gabriele
D'Annunzio in Quarto am Denkmal der
Tausend von Marsala verkündeten
neuen Seligpreisungen.
Tie neuc Bergpredigt des Barden des
"guerra nostra" und des "sacro pgois
jjio", welcher heruntergestiegen war von
seinem elfenbeinernen Turme der Vvlks
Verachtung auf die Gasse des Bolksge
triebes. der gekommen war aus dn Räu
schen der Pbantasie. um sich zu bcrau'
scken an dem Weihrauch des Massenbei
falls, lautete:
.0 selig jene, die mehr haben, denn
desto mehr werden sie geben können, desto
mehr werden sie rntbrannt sein können!
Selig jene, die zwanzig Jahre, einen
reinen Geist, einen gestählten Körper, eine
mutige Mutter haben!
Selig jene, die wartend und der
trauend ihre Kräfte nicht vergeudeten,
sondern sie wahrten in der Zucht des
Kriegers!
Selig jene, die unfruchtbare Liebeleien
verschmähten, um jungfräulich zu sein
für die erste und letzte Liebe!
Selig jene, die einen in der Brust
festgewurzelten Hah sich ousreißen mit
ihren eigenen Händen und dann ihr
Opfer darbringen können!
Selig jene, die zwar gestern noch sich
gegen das Ereignis sträubten, nunmehr
aber die tiefe Notwendigkeit stillfchwei
gend hinnehmen werden und nicht mehr
die letzten, sondern die ersten fein wollen!
Selig die Barmherzigen, denn sie
werden ein glänzendes Blut wcgzuwi
schen, einen strahlenden Schmerz zu der
nach Verdienst und Lebensunterhalt wird
alles, was schwach ist, erbarmungslos
zur Seite geschoben, damit Vater und
Mutter zu ihrem Stück Brot kommen.
DaS Kind sucht man irgendwo in eine
Krippe oder ein Heim vnierz"chringen.
wo der Staat für seine B'zung
sorgt. Auch die Alten möch.e ,an der
fit. etlichen Versorgung zuschieben, aber
das ist schwieriger, und ihr Leben ist
schmerer, und die Hungersnot für sie
qua!vol!e5. . Wehe hen alten Großvätern
und Großmü'tern, wenn sie nicht im
letzten Winter rechtzeitig gestorben sind.
Jedes Stück Brot 'bekommen sie mit
einem Vorwurf, und oft bekommen sie
gar nichts. Wie soll ich jetzt an dich
denken, wahrhaftig! Du tätest besser,
bald einmal zu sterben! Siehst doch, ich
habe nichts, um dich zu füttern!" schim
psen Sohn und Tochter mit epischer
Ruhe, wenn sie ihre .leine Ration rgat
tert haben. ' Und nicht weniger episch
erwidert die verhuagernde Großmutter:
Wie gern würde ich gehen, mein Lieb
sin. aber waS kann ich machen, wenn
mich der Herrgott nicht sterben läßt?
Weißt doch. eS ist Sunde. Hand an sich
selbst zu legen!" Da! war früher
inmal Sünde! Jetzt sind derlei Sün
den durch die neuen Dekrete abgeschafft."'
wirft in Nachbar in Gespräch.
Aber auch das Sterben ist schwer.
:c nd Nein, alle ist auf Verdien!.
FH
binden hiben!
Selig, die reinen Herzen sind, selig,
die mit den Siegern wiederkehren ; denn
sie werden da neue Antlitz Roms
schauen, die wlederbekrönzte Stirn Don
te. die triumphierende Schönheit Jta
liens!"
Mitbürger! Brüder!" hat der Voll.
Verächter von gestern die Massen angere
det und ihnen vom Balkon Blumen ge
streut. Der notorische Wüstling hat die
Keuschheit der Jünglinge gepriesen. Der
aus der Verbannung und den Genüssen
der ffriu Herbeigeellte, Herbeigerufene
hat die triumphierende Schönheit der
Heimat den Siegern gezeigt und die
Jungfräulichkeit für die reine, die erste
und lehte Liebe in seine Seligpreisungen
eingeschlossen.
Ez war der Rhetor. welcher herbeiqe
rufen worden war. Er, der einmal der
Paria der Höhe" genannt worden ist,
wollte sich wieder seßhaft machen in der
Volksgunst und in der Niederung de
heimischen Lebens, wollte sich betten In
der Massenverehrung. Nicht der plcitene
Verbannte war zurückgerufen worden,
sondern der Rhetor, welcher schon ein
mal, bei der TripoliZ'Affaire, doS Volk
aufgerufen hatte mit der Kunst seines
Wortes und der Wcrbekraft feiner Geste.
Tie Massen jubelten ihm zu, weil er dem
volklichcn dunklen Dränge feine Geste
verlieh. Tie seßhafte Bürgerschaft lieh
sich von seiner Rhetorik zur Kriegsraserci
aufpeitschen, weil es,' nicht in seiner Per
son, aber in der Wirkung seiner Rheto
rik die Prophezeiung ihrer nationalen
Ideale erblickt. Und so werden der Dich
ter, der die Heimat verloren, und die,
Heimat, welche zur Befreiung der Vcr
lorcnen und Unerlösten aus fremder
Knechtschaft" ausziehen wollte, ein.
.
Der italienische Sinn für Beredsamkeit
stellt die uralte Tradition des römischen
Forums dar. In den großen Zeiten der
italienischen Geschichte war die Spracht
des Landes in ihrer wunderbaren Fülle
der Form und der blendenden Schönheit
ihres Klanges die Begleiterin der Ereig
nisse und die KUnderin derTaten gewe
sen. Wo die Taten fehlten, stellte dann
die Nhetorik sich ein. Das gesamte Denkci
auch der italienischen Intelligenz wurde
rhctorisicrt. Die Rhetorik unterjochte den
Versiand Die Persönlichkeit des Redner!
und der Inhalt seiner Rcde traten in den
Hintergrund, die Wirkung seiner Worte
wurde die Hauptsache. Der Inhalt der
Rede D'Annunztvs beim Wcihcfest der
Tausend in Quarto ist hohl, und auch die
Form läßt die sonstige Glätte seiner
Ausdrucksweise vermissen. Das Wort
qcklingel wurde zum Wortgeflunker. Die
Wirkung war keine vom Redner selbst
ausgehende, sondern sie stammte aus der
Einbildungskraft ' der Hörer, welche
glaubten, einen Propheten der Zeit,
als sie vollendet war, und den Jnter
prcten ihres volklichm Schnens und ihrer
nationalen Ideen vor sich zu haben. Sie
hingen an den Lippen des Rhetors, weil
sie glaubten, daß dessen Mund dadon
überfließe, wessen die eigenen Herzen voll
waren. So wurde der Abenteurer, dem
der Boden der Heimat zu heiß geworden,
der Theaterspieler, welcher nicht ernst ge
nommen worden war. der Schubiak mit
der anrüchigen Vergangenheit" zum Tol
metscher der Sehnsüchte und der Ehr
geize Italiens und der Träumer und
Schwärmer der Ruser zur Tat vom ho
hen Minarett der nationalen Ideale.
Auch künstlerisch galt T'Annunzio be
reits als ein überwundener Standpunkt.
Daß er ein großer Dichter, im grand
nrtista, ist. der Ruf wird ihm bleiben
in der Weltliteratur. Ein Kritiker feiner
Dichtkunst hat von ihm gesagt: Man
zitiert seine Prosa, seine Verse, wann
immer vor einem Sonnenuntergang auf
der Lagune Venedigs, beim Anblick einer
schönen etruskischcn Hcnkelvase oder sonst
in einer besonderen Stunde die Seele in
Erhebung verseht wird. Einen wirk
lichen und allgemeinen Zugang zum Volk
haben seine Werke keineswcas gefunden."
Selbst der Eindruck eines seiner Haupt
werke, "11 Fuoeo", hat sich abgeschwächt,
denn allgemein ist die Schamlosigkeit die
sei Selbstverherrlichung erkannt worden.
Dos junge literarische Italien, die ge
mäßigten Gegenwartler. wie die radika
len Futuristen, hatten ihn als Typus ge
aus; alleS rennt umher. Wer gar nichlS
arbeiten kann, kauft wenigsten ein
Pfund Zucker und verkauft eS Würfel
weife wieder. Die Kranken liegen in
dessen im ungeheizten Zimmer und stet
be ergeben und einsam und klaglos.
Wenn sie Glück haben, kommen sie ins
Krankenhaus.. DaS Glück widerfährt
da freilich nicht den Sterbenden, son
dcrn den Angehörigen: so brauchen sie
nicht an das Begräbnis zu denken. Tie
Krankenwärter beschweren sich, daß auch
Leute, die ihre Toten'erkennen, sie nicht
beeidigen lassen wollen. .Da kommen
sie daher, schauen, schauen; das. ganze
Gesicht zuckt ihnen; man sieht gleich, daß
da ihr Sohn oder ihre Frau vor ihnen
liegt, aber: Nein, sagen sie. ich kann ihn
richt kennen. eS ist nicht meiner. Und
so gehen sie wieder. An der Türe paf
sen sie dann auf, wenn man ihn auf
Staatskosten zum Begräbnis führt, und
schleppen sich hinterher wie geprügelte
Hunde. JedeS menschliche Gefühl ha
ben sie verloren ihre eigenen Toten der
leugnen sie!"
, Es läuft einem kalt den Rücken hin
unter, wenn man sich daö vorstellt: Ein
Haufen Särge auf einem Fuhrwerk.
daS morgens vom Krankenhause weg
fährt, und dahinter in einiger Entfer
nung die Gestalten, die sehnsüchtig in
dem Haufen den Sarg zu erkennen su
dlUtur NeLe üjui At'-ftör
U 11 U 11 3 i
hirnlicher Verlotterung und gelstieie
Snobismus abgelehnt. Prezzolini, Po
pini, Marinetti und alle anderen, welche
an die Stelle del rein Empfindsamen
und Gefühlvollen die Tat und die Wirk,
lichkeit setzen wollten, liefen gegen den
AnnunzioniSmuI, welcher alle verstehen,
alles verzeihen und alles genießen
wollte, Sturm.
Und doch Ist der Nutznießer oller Ge
nüsse und aller Gefühle den Massen der
Herold der Entschließungen und der
Mann der Tat geworden. Als Herold
hat er die mauerstürzenden Posaunen
beim Weilzekest der Tausend in Quarto
geblasen. Als Mann der Tat Ist er in
Fiume eingezogen.
.
Gabriele D'Annunzic wurde der
Mann der Stunde und der Meister der
Lage. Die Lage war aber schon vorher
geklärt, die Entscheidung bereits getros
fen. Die lag verbrieft und versiegelt in
dem Gcheimvertrag. in welcher der Preis
für den Eintritt Italien in den Krieg
an der Seite der Entente fiziert worden.
Aber die Stunde war da, in welcher die
Zögernden und die Bedenklichen mitge.
rissen werden sollten, in welcher auch
die seßhafte Bürgerschaft mit der Kriegs,
raferei erfüllt werden mußte. Es war
alles klipp und klar, die Kriegserklärung
eine beschlossene Sache, der Preis schwarz
auf weiß festgesetzt. Die Weihende am
.Denkmal der Tausend war eine Komödie,
und der Theaterspieler., der Rhetor war
der Mann der Stunde. Der hatte schon
mit seinem Schauspiel La Nave" (Das
Schiff) und dann wieder, zur Zeit deS
Tripoliskricges, mit seinen antikischen
Hymnen das Volt zur Begeisterung hin
gerissen und sich selbst nach bösen
Pleiten rehabilitiert. Darum wurde er
alS der Mann der Stunde aus der Ver
bannung und aus der Nießnuhung aller
Genüsse gerufen. Und der Posaunen
bläser wurde zum Fackelwerfer und
Brandstifter. Mit der Fackel seiner Rhe
torik fachte er die Volksleidcnschaft an.
und an dem Brandet entzündete sich die
Krieqsrascrei.
Die geschäftspolitischen Forderungen,
welchen in dem Geheimvertrag die Er
füllnng gewährleistet worden, sollten den
Massen im patriotischen Aufpud von der
Befreiung der geknechteten Brüder, von
der Heiligkeit des Egoismus und von der
tiefen Notwendigkeit" des "nerra
noxtrn" auch den Zögernden und den
noch Unentschiedenen als Inbegriff der
volllichen S-hnsüchie und Inhalt der
nationalen Ideale vorgeführt werden.
Und Gabriele D'Annunzio war der
Mann der Stunde: Scliq jene, die zwar
gestern noch gegen das Ereignis sich
sträubten, nunmckr ober die tiefe Not
wendigkeit de! Ereignisses schweigend
hinnehmen werden und nicht mehr die
letzten, sondern die ersten sein wollen."
Die Gcschästspoliiik. welch? die na
türliche strategische Alpengrenze" an
strebte, die Äugen auf das andere
Adriausei" gerichtet und mit dem Ix'u
polisunternehmen das koloniale Aben
teuer, welches mit dem abesspnischen De
baclk ine Unterbrechung gefunden, wie
der aufgenommen hatte, brauchte die
bohen Töne von der Wiederherstellung
der Macht 'des römischen Imperiums
und deS HauseS des Risorgimento,
D'Annunzio hatte diese Töne in der
Posaune seiner Rhetorik. Er blies der
Haß gegen die politische Erbfeindschaft
an und dem secondo polmone dclla
respirazione Italica", dem zweiten
Lungenflügel Italiens (Trentino-Triest
Fiume), neue Luft ein. Er blies zum
Sturm gegen die teutonische Barba
rei" als die Feinde und Storer der
lateinischen Kultur":
Nein. nein, wir wollen . icht ein Mu'
seum sein, ein Gafihof. eine Sommer
frische, ein mit Preußischblau übermal
ter Horizont für die internationalen Ho
nigmonde. ein Liebesmarkt, wo man
kauft und verkauft, feilscht und betrügt.
Unser Genius uft uns. um unseren
Stempel auf die umgegossene und ver
worrene Masse der neuen Welt zu
drücken. Ueber unseren Himmel zieht
wieder jener Hauch, welcher in den wun
derdollen Terzinen atmet, in denen
Tante den Flug des römischen AdlerS
darstellt? o Bürger, den Flug des Ad.
lers! Möge Roms Kraft endlich die
denen enthält. Sie verzichten auf den
letzten Abschied, den letzten Kuß. um die
letzte Kopeke für die noch Lebenden,
Frau, Mutter, Kind, zu sparen.
Staatliche Beerdigungen finden zur
Zeit nur auf dem Uspenöty-Friedhof
statt. Jeder dorthin abgehende Zug
enthält zwei bis drei mit Särgen voll
gestopfte Wagen. Man legt die Särge
aufeinander, nachlässig vernagelt, oft
nur zugeklappt. Ein plötzlicher Stoß,
eine unvorsichtige Bewegung, und die
Bretter fallen auseinander: der Tote
fällt heraus, fast ebenso nackt, wie er
auf diese Welt gekommen. Mit zyni.
schem Geschimdfe stopft man ihn wieder
hinein, man sieht nicht zu, wie und wo.
Man lädt sie aus. man packt sie zu
Dutzenden auf Fuhrwerke, und dann
fährt man im Galopp zu den Gräbern,
die von morgens bis abends ununter
brachen von drei Totengräbern ausge
hoben werden. ES fehlt an Arbeitern.
eS fehlt an Särgen. eS fehlt an Grä
bern; Kreuze gibt es nicht. Einen nach
dem andern wirft man die Särge in
die Gruben, und so werden sie bestattet,
denen bescbieden war. in diesen verhäng
nisvolleg Tagen auS dem Leben zu ge
hen.
Aber man besorgt eS wenigstens,
wenn auch noch fo schlecht, weil eine öf
fentliche Organisation da ist. Tie Un
seligen aber, die nicht da! Glück hatten,
im Krankenhaus zu sierben, können zehn
und mehr Tage im Hause liegen und
ihre Angehörigen, die durch lange An
stehen ihrem Toten daS Recht auf die
letzte Ruhestätte erkämpfen müssen, zum
Wahnsinn treiben.
Reihen gibt eS auch in der Jriedhofs
kirche. In langer Folge stehen die wei
ßen Särge auf dem Boden. Und über
all, liegen auf Loden md Lg!eZ ver
0
I
Tische der Feilschet und der Fälschr
umwerfen und möge Rom auf dem Fo
rum den eäsarische Wagemut wieder
finden. Der Wllrsel ist gefallen, der
Würfel ist geworfen auf den roten Tisch
der Erde. Tal Feuer der Vesta. o Ro
mer, sah ich gestern brennen in den gro
fzen ligurischen Stahlwerken, in den
Schmieden, welche Zag und Nacht ohne
Unterlaß glühen; das Wasser der Ju
turne,, g Römer, sah Ich gestern fließen,
um Platten zu härten. um ihre Spitzen
zu kühlen, welche die Seelen der Kano
neit bearbeiten. Italien wappnet sich,
und nicht zum Paradesplel. sondern zum
ernsten Kampf. Allzulange hört e das
Seufzen derer, die dort unten an Leib
und ' Seel hungern, Schimpf und
Schande und alle Qualen erdulden.
Jetzt sind eS fiinfundfllnfzig Jahre, an
diesem Abend, grade In dieser Stunde,
daß die Tausend einschliefen, um beim
Morgenrot zu erwachen, um vorwärts,
immer vorwärts zu ziehen, nicht gegen
das Schicksal, sondern dem Schicksal
entgegen, da für sie mit dem Tageslicht
in eine einzige Schönheit zusammenfloß.
Möge Rom morgen erwachen in der
Sonne seiner Schicksalsnot und 'den Ruf
seines Rechtes, den Ruf seiner Gerechtig
keit. den Ruf seiner Ansprüche schal
len lassen vor der ganzen Erde, die auf
Rom wartet, verkündet gegen die Bar
baren."
.
Und es wat doch alles dieses nichts als
Komödie. Denn Italien hatte längst
schon und mit vorgehaltenen Händen,
damit der Ruf seiner Ansprüche nicht'
allzu vernehmbor werde und die Erde
nichts davon erfahre, feinen sacro
egoiarno in Paragraphen eines Ber
träges formuliert. Nun war die Stunde
gekommen, daß niemand mehr leise zu
sprechen brauchte. Niemand mehr
spricht leise, denn vorbei link, Schaden
und Schande: da! feige Nichtsehen und
NichtHören sind vorbei. Und di Boten
der Luft verkünden unk, daß die Nacht
Michelangelos wach geworden und die
Morgenröte Michelangelo!,. Fuß und
Ellenbogen in de,, Felsen stemmend, von
den östlichen Alpen her schon am Him
mel emporspringt."
Und es war doch nur ein Theaterspie
ler, welcher dies damals gesagt hat. nach
dem er aus der Verbannung und deren
Genüssen gerufen und gekommen zum
Weihefest der Tausend, welche ganz un
gerufen ausgezogen waren zu der großen
Tat der Befreiung der Heimat. Kaum
dem Pleitegeier entkommen, ließ er die
Adler Roms fliegen. Es .var der Man
der affektierten Geste, der tönenden
Rhetorik und der schillernden Phrase.
Mit einer Phrase war er. als Adria
geborener", ins Leben eingetreten. Auf
einem Schiff, das die Adria befuhr,
war er als Abkömmling der Levante
(sei Mutter war eine Polin) geboren
worden, und die Zufälligkeit des Ge
burtsortes hat ihn. als Adriagedore
nen". sein ganzes Leben hintmrch begle!
tet. Seines Vaters Name war Rapag
netta (Rübchen). Aus dem Rübchen ist
der Gabriele D'Annunzio geworden der
Engel der Kündigung der frohen Bot
fchäft". Mit solcher Mission ist er durch
ein Lotterleben getaumelt und durch
manchen Sumpf gewatet. . Er ist ein
großer Dichter geworden, aber stets ein
Theaterspieler und ein Vhraseur geblie
ben. Er hat die Frohe Botschaft" über
die Märkte und die Gassen posaunt, und
man hat sie geglaubt, picht ihm. sondern
sich selber, dem eignen nationalen Em
pfiichen. der eignen volklichen Sehnsucht.
Er wollte der Apostel der Schönheit sein
und ist doch' der Erleber aller Häßlich
keilen geworden. Er wurde der Man
der Stunde, und es ist ihm noch nie
mals gelungen, die dielen Augenblicke
seines an Erlebnissen und Enttäuschun
gen, Erfolgen und Entgleisungen über
reicken Leben festzuhalten, in welchen er
wirklich der Schönheit Hoherpriester und
der Interpret der Regungen der Seele
seines Volkes gewesen. Denn er machte
immer wieder eine gräßliche Pleite.
Auch der Eindruck seiner Rede beim
Weihefest der Tausend verblaßte schnell,
denn die Wirklichkeiten, welche die Er
eignisse schufen, standen in zu schrillem
Gegensatz zu dem Woriklang seiner
Rhetorik. Seine Kriegstaten als Flie
streut Kindersärge herum. Es wächst
in dieser Zeit in unserer von allem Hu
ligen verlassenen Seele etwa Furcht
bareS heran, etwa! so Furchtbares, daß
wir eS noch gar nicht zu erfassen ver
mögen; vielleicht ist es gut so, denn
mancher könnte es nicht ertragen.
Tie kommunistische Bourgeoisie.
Jsts zum Lachen oder zum Weinen?
Die kommunistische Partei, ihr Haupt
Lenin allen voran, bat mündlich und
schriftlich, unaufhörlich und überlaut
vor der ganzen Welt damit geprahlt,
wie ihre Macht, die Macht der Diktatur
des Proletariats, bedingungslos und auf
all Zukunft hinaus die Bourgeoisie und
alle bürgerlichen Gewohnheiten und
Tendenzen vernichte. Zum Zweck der
Vernichtung de! kleinbürgerlichen Ge
schmeißcS" tpben die Bolschewik! alle
Blitze und Donner der Diktatur auf
die Bauernschaft geschleudert, die Ihnen
fast in tota der Bürgerlichkeit verdäch
tig schien. Eine Menge von Dekreten
galt allein der Vernichtung der Bour
geoisie innerhalb der Grenzen der Rus
sischen Sozialistischen Föderativen Sow
jet-Republik." Und jetzt erklärt Plötzlich
Lenin .Höchstselbst" auf dem gegenmär
tigen Kongreß der kommunistischen Par
tei. eS existit bei un eine neue Bour
geoisie...! ,
Und weiter sagt Lenin: Sie, die neue
Bourgeoisie, entwickelt sich sogar au
unsere eigenen Soivjetbeamten, sie ent
sieht weiter bei den Bauer und Heim,
arbeite. Er hätte noch genauer sei
dürfen; in dieser neuen Bourgeoisie, die
zur Zeit große und manchmal sehr große
Kapitalien anhäuft, machen eben die
Kommunisten, die sich im Sowjetdienst
vorteilhaft etabliert haben, einen riesigen
Drczentsatz aull Aemteranhäufungen.
Wo N. M wn fltelleritbtn.
ger brachten ihn zwar den Rang eine
GeschwaderKommondanten in, ab die
gluglraft reichte nicht hin, um Ihn auf
der Höh der Massenverehrur und im
Vordergrund del Masseninteresse zu
halten. Die Schatulle BarrSre war
leer, und die Taschen del neuen Alliier
ten-Herin In Rom. de britischen Bot
schafterS Sir Rennel Nodd, waren zu
geknöpft. Die vorgestreckte Milliarde
wurde in einem Scheck auf England und
unter den drückendsten Bedingungen ge
geben, was bei den kühl und scharf rech
nenden Italienern einen veprimierenden
Eindruck hervorrief und besonder im
politischen EafS Aragno Übel vermerkt
wurde. Dem Gefchivaderchef war in
zwischen der Pleitegeier, wieder einmal,
nachgeflogen. Seine gesamte Habe in
seiner südsranzösischen Villa wurde we
gen Nichtbezahlung der Miete (dak in
Frankreich gellende Moratorium war
leider nicht auf die Verbündeten ausge
dehn worden) mit Beschlag belegt, und
die Klatsch und Schandmäuler daheim
begannen sich wieder in Bewegung zu
fetzen. Auch da von ihm propagan
dierte Projekt eine Dauerfluges von
Rom nach Japan, den Alliierten im Fer
nen Osten zu grüßen, vermochte da ab
geblendete Volksinteresse an der Per
sönlichkeit D'Annunzios nicht wieder in
früherer Helle erstrahlen zu lassen.
Da aber stellte sich von neuem die
Stunde für den richtigen Mann" ein.
Der zweite Lungenflügel" Italiens,
Trient-Triest-Flume, wollte nicht recht
arbeiten. Unter den befre'tcn Brüdern
machte sich eine starke Mißstimmung gcl
tend. Im Trentino erhielten die Ange
hörigen der Jntclligenzberufe, die Fi?
angestellten, ihre Bezüge, wie srüher. in
Kronen, mußten aber alle ihre Bedürf
nisse in Lire decken, was bei dem
Zwangskurs ifoie Verringerung deS Ein
kommcns um mehr als die Hälfte dedeu
tete. Da ging denn im Trentino fol
gendes Sprüchlein von Mund zu
Munde:
Trento rtimto col 40 prtetnt
Kvvirn l'IUliit Evviv ,1 Re.
Che 00 percento ritiene ptr .
fXa üu 40 Prozent hefrrt! Trentino tut:
Hich Iwlinik Hock der Nönig!. elcher SO
Prozent für sich jurückbebSIt,)
.
Für die Fiume-Ambition Italien
hatte die Pariser Friedenskonferenz doS
Totenglöcklkin geläutet, aber die gleiche
Glocke rief die für D'Annunzio gekom
mene neue .Stunde" aus. Zug
der Tausend nach Marsala erhielt ein
Gegenstück in dem Zuge D'Annunzio
nach Fiume. Er wurde wieder der
Mann der Stunde und der Held der
Tat. In Fiume zog der Adriagebo
rene" ein. Und ti wurde sein eigener
Barde:
Wir sind entschlossen, trotz allen Wi
derstarrdes in Fiume zu bleiben, eni
schlössen, in seinen Straßen zu vethun
gern, unter seinen Ruinen u rS begrabe
zu lassen, u seinen brennenden Häusern
den Feuertod ,u erleiden, mit einem La
cheln auf den Lippen da schckli.chsl j
Sterben zu erdulden. Dethald nnd wrr
unbesiegbar. Ich aber werde Fiume we
der lebendig noch tot verlassen. Ich habe
für mich bereits einen herrlichen Fried
Hof auserlesen, der ist mit dunklen Zy
pressen bestanden, auf einem kleinen Hü
gel. welcher, mit Lorbeer überwachsen,
hinausschaut auf die See, auf die Adria.
Dort will Ich zum legten Schlaf gebet
tet werden."
ES sind die gleichen mauetbrechenden
Posaunentö, wie der Rhetor sie bat
erschallen lassen beim Weihesest der Tau
send zu Quarto. Und wieder macht sich
der Eindruck geltend, als ob er nur ein
Theaterspieler sei; als ob alleS das ver
abredete, abgekartete Sache sei. Scharfe
Augen wollen die Fäden sehen, welche
sich zwischen dem Regierungssil, in Rom
und dem Herrschersitz D'Annunqioö in
Fium spinnen. Helle Ohren wollen
auch heute da! Schrillende auS den Po
saumnklängen heraushören. Eine feine
Empfindung merkt der Stimmung von
dem infamen Grabe unter den dunklen
Znvressen. auf dem kleinen, lorbeerum
wachsenen Hügel mit dem weiten Aus
blick auf die See und dem Todeslächeln
auf den Lippen eine neue Schmelgerei
des Nießnutzers aller Genüsse an.
Die französischen Zeitungen haben,
anfänglich, den Fiume-Zug D'Annun
Beraubungen oft frechster Art, Unter
schlagungen. Bestechungen und andere
solche Praktiken mehr, daS sind die Quel
len dieser neuen Kapitalisten, um nicht
einmal zu reden von den Bacchanalien
der Spekulation, die durch die verrückten
Rationalisierungen hervorgerufen wer
den. Hauptsächlich in unsern Sowjet
beamten lebt der Kommunismus in
rührender Verträglichkeit mit den bür
gerlichen Tendenzen. Die Erklätung
Lenin hat uns nichts NeueS gesagt.
Die Entstehung der neuen Bourgeoisie
aus dem Boden de Kommunismus ist
eine allbekannte Tatsache.
Längst haben unternehmende Kauf
leute. die außerhalb der Grenzen dcr
R. S, F. S. R. zu Hause sind., von
dem Geldllberfluß der neuen Bourgeoisie
Witterung bekommen. In den letzten
Monaten sind auS dem Süden und au
Deutschland ein? große Zahl von
Händlern mit allerlei Bijoutericwaren,
Kostbarkeiten und Brillanten nach MoS
kau gekommen. Sie verkaufen ihre Wa
ren der neuen Moskauer Bourgeoisie zu
unerhörten Preisen und machen glän
zende Geschäfte. Mit Leichtigkeit decken
sie die Ausgaben, mit dene.n der
Schmuggel ihrer Waren durch die Front
verbunden ist. Also ' zahlt die neue
Bourgeoisie nicht schlecht und behandelt
ihre Lieferanten zuvorkommend. So
hat der Kommunismus die Bourgeoisie
vernichtet!!!
Von der Frankfurter Universität.
Der Privatdozent am anatomischen In
stitut der Universität Frankfurt a. M.
Pros. Dr. HanS Bluntschli ist zum a. o.
Professor daselbst ernannt worden. Dr.
BluntschN war in Heidelbera Assistent bei
M Jürbringer und 1904 fci 191.si fcjj
.! f .Verrückte Eskapade' bezelchneX
und in den reisen der Pariser yri-
denskonseren hat man. ganz offen. W
iner Roman" oder von einer Ope
rette' gesprochen. And handelt sich
diesmal doch um in Tragödie. Den
In Fiume wird vm die Paragraphen M
Beitrage, gefeilscht, welche die HeUig.
keit bei Vertraget verdunkelt haben. I
Fiume werden die Würfel geworfen um
die VlNssehnsüchte und die nationale
Ideale. Gabriele D'Annunzio hat. als
er aus der Fremde zum Mihefest de?
Tausend gerufen, die Kraft Rom ge
priesen, endlich die Tische der Feilsch
und Fälscher umzuwerfen und aus dem '
Forum de cösarischcn Wagemut wieder
zugcwinncn. Eine Tragödie, denn a
Fiume sind die Posaunenstöße der Rhe
torik zrrfchrillt und aller Heldenmut u ,
schänden geworden. 1
Da Bild Gabriele D'Annunzio ist
unvollständig, wenn man nicht in fiese
die Umrisse wenigstens seiner Bezichun
gen zu dcr Frau hineinzeichnet, welche
aus ihn den stärksten Einfluß auSeübt
hat und deren Einwirkung .Nutznießer"
er im Grunde doch auch nur gewesen ist: '
Eleonore Duse.
AuS zwei Stimmungsbildern seien
folgende Skizzen, welche jene Bcziehun
gen in flüchtigen Umrissen darsielle,
wiedergegeben: .
Erhabene Schöpfungen in Linie und
in Kraft bleiben die fcinigcn (D'Annun
zios) immerhin, so großartig und mäch
tig, daß zu ihrer szenischen Wiedergabe
eine Ausnahmeerscheinung von nuten
war, um bloß nicht störend zu wirken.,
Ei solche aber zu finden, die ebenso
großartig und ebenso mächtig imstande
gewesen wäre, den Worten die harmo
nilche Begleitung, dem Alte die ftutä
Geste, dem Geiste die verständnissolle
Seele, mit einein Worte, dem großen
Werke eine vollendete Zugabt zu geben. ,
grenzt ans Wunderbare., und diese
war dem Meister in einer glückliche
Schicksalsstunde beschicken, all er Eleo
nore Duse begegnete." (Richard Prinz
Hohenlohe-Waldenburg.)
Wundervolles Leidensgesichtl Ärc
ßes. beslteS. Welten von Schmerz ent
hüllendes Auge! Gläubige - zur
Sünderin Werdende durch frcmde
Sünde. Und wie ihr Bild neben D'An
nunzio aufsteht au vergangenen Tagen,
wie sie hingeht an seiner Seite, von ihm
zum Abgrund geführt, seche ich in ihr
neben ihm da Heute, sehe ich Italien
dessen Symbol sie ist, diese Frau. Sie
liebte ihn, sie war ihm glaubig hingege
ben. Er verkaufte und verriet sie mit
leidlos. Aber Italien Schicksal wird
ein andere sein, als das diese großen tf
ä . n r. r?it rn
glauoigen herzen,. Zllc i, nur
blieb rein. Italien blieb nicht rein. E
verschacherte dem Meistbietende s'ine
Volke höchste Güter. Rechenschaft sor.
der wird diese Volk von seinen Füh
rern! Ei Volk ist kein liebende Weib.,
kann nicht gemessen werden nach den
Augenblickögefühlen. Wie damals in
Viareggia sehe ich D'Anvunzie, schreiten,
den Weg in die Tief, und eben ihm
eine Frau. Me Möglichkeiten der Große,
der edelste Schönheit sind in ihn AU
gen. Aber er lehrt sie, kauflich zu sein.
ES stirbt die Jtakia dem deutsch, Geiste,
der trunken kniete vor ihr heiligen
U n(.l,V.i. I v.ft.
euuiicu juiiijuiiuiiu luiiu, VHH'
Wektknpoefle sie war im Wandel illnZ
Zeiten, bis heute . . . Vorbei! Ei VSller4
ideal ist tot." (Edith Gräfin Salburg.)!
I
In Gabriele D'Annunzio neue
Bergpredigt bei Welhefeft der ?ausnk
hießeS: fJ, I,
Selig jene, die nen in der,,
festgewurzelten Oaßstch auSutf.?' '
den eigenen Händen!" "
Auch da! Charakterbild diest'i
allem Schönen Ausgezeichneten
allen Häßlichkeiten Gezeichneten eil
heute noch im Spiegel de Hasses
der Gunst der Parteien. Die 1 ,
welche neben ihm schreitet, zeigt das.'
derbolle Leidensgesicht dcr traf
Enttäuschung ihres LebenS. Die &,
sind geworfen auf den roten Tisi
Erde. Italien hat sich selbst vet
in der fremden Abhängigkeit. Da
vct die Tragik seines Geschicks,
alle Plannen der Rhetorik könne
nrtvrjf fV..frtnfi.?f tiiA iivtivi
vr"üw Vt.iMilttli UIUJ. JUlULttlf
Prof. G. Rüge in Zürich, wo er!
1909 die vemla loendi für AmN
und Entwicklungsgeschichte und i
einen Lehrauftrag in Anatomie für k
dierende der Zahnheilkunde erhielt.
unternahm Dr. Bluntschli mit finen
kr Unterstützung des schweizer
Bundesrates und der Humbold ,'.
tnug der Berliner Akademie der
schasten eine Forschungsreise nach
amcrika zur Untersuchung der fol
Primaten Pataaoniens und der Gcl
nung von embryologischem Mat.tz
Im Herbst 1914 trat Dr. BluntschZ
den Lehrlörper der Frankfurter
versität über und wurde hier zum
fessor am anatomischen Institut i
nannt. Seine zahlreichen AbhanV
nen betreffen die vergleichende Anat
Ontogcnie und Paläontoloale der
malen und der Säugetiere überhaupt
Die deutsche Burschenschaft
Eisenach. Ter seit 1914 um e,
Male wieder in Eisenach stattfindeß
Buricyenrag ver deut,chea Burschenscl
war. von bw lunge und alten
Ichenichalten auS dem Reiche und
Deutsch.Oesterreich besucht. Zum et
uiaie naqrntn aucy v,e im NuSeshe ?
Verband inkorporierten Burschensch. k
der Technischen Hochschule Deutfchla'
offiziell an der Tagung teil. Bei
traditionellen Burschenfahrt ,ur WF
bürg, zu der die seinerzelt nach
Schweiz geretteten alte Burschenfik
tersahne von 131 vorangetrageg toll !
hielt Prof. Dr. Thümmel.Jena die tZ
dächtniSrede aus die im Weltkriege !
fallen? 2000 Burschenschafter. ll
dem Gesänge de Lutherkiede würd
ane Bur,chenschwur .Et. ZkniAejj. ,u
4rTflftV amtff - I
SÄKcai Xti2t33
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