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About Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926 | View Entire Issue (Nov. 6, 1919)
i i ?Äo,VttE? ' er . VlgNHe Omaha Trlbüük .-M .lua-ti ., z t TJjiV w '- ' , " I. Ter Zeitpunkt für Un Anschluß aTetschlnd verpaßt. Truts.ch" vor Okstcrreich" gkstnchrn. Der BundkSfiaat von acht Einzel ftsatcu. Gegensatz zwischen' Wie ima de Anßenländern. Co'Mliflen und öhristlichsoziale. Tie Los-do-MenBkwegung. Neue Orientierungen btt Republik Oesterreich. Der Umfakl des ttroUapitals. TaS Gesetz der Gravittio. (Jin Wirt schaftliches Mitteleuropa mit der Skpansiou ach Osten. ' T rsicrrcicblsche Naliomilversamm Tung bat bin Jrieoensocrtrag von 61. i'niitiaiu Niit uuen Ctirniiku aegiii die 'der Alldeutschen ratifiziert. Die arnl liehe VkZcichuiiiig für den neuen Staat, 'welchem der nriedensvertrag die imzen Bestimmt hat, lautet R'-publir Cester reich-. Die Republik Oesterreich wir), den Bestimmungen der, der Nationalvek m sanmilung zur Zeit zur Beratung und Annahme vorliegenden Verfassung ent fprechend, einen auä acht Einzclstaatcn sich zusammensetzenden Bundesstaat, mit Einschluß auch Dcutsch-WestungarnZ, darstellen. i Durch die Verträge von Versailles und Ct. Germain und durch die Verfassung ist die Idee eines ZufamnimschlusseZ des Teutschen Reichs und ''DcutschOcster xeichä erledigt. Die Erklärung der st, rcichischcn Nationalversammlung vom' November 1918. welche den Anschluß an diiS Teutsche Reich aussprach, ist auf . gehoben. Der Paragraph der neuen Verfassung dcS Deutschen Reichs, welcher Deutsch-Ocsterreich eine , beratende Ler tretung im deutschen Reichsrat (frii bei " Bundesrat) gewährte, bis der Anschluß vollständig durchgeführt sei, ist auJg?strichen. Es gibt kein .Tenifch-Oesterttich' mehr. Die Nexu fclit Oesterreich muß sich politisch in einer anderen bttchtuna orientieren. In welcher Richtung auch immer, auf jcdem der Entwicklung offenen Wege und schon unter dem Gesetz der Gravitation werden die Republik Oesterreich und das Deutsche Reich sich einmal doch zufam iiienfindcn und zusammenkommen müssen, welch äußere iyoxm ein solcher Zusam menschlufz euch immer annehmen möge. Denn die geschichtliche Entwicklung läßt ' f,ch nicht unter die Bestimmungen eines Gewaltfrisdens knechten, noch die trist rische Logik 'unter die Willkür und die Einseitigkeit der Erwägung auf Grund des Augenblickserfolges und 2lusnüKung emcs ÄuzenblicksvorteilS )i!gm. Wenn der "deutschen Bolkheit heute das Recht tut Selbjibestinimup.z' seiner Geschicke, . iurch die Verträge von Versailles und fcrn St Gcrmain. abgesprochen wird, so . m!j solche .Einmischung in die inneren tlr.gekge jifijlien Deuts!landZ ' und OcsiernicbS unter der , Erwägung der Sondirimerefsen der oen Frieden, als Gliget diktierenden Partei erklä'lich und rcn solche Sieqcs und Jnicrefsen s'andpuntt aus selbst gefordert erscheinen. : Ab die Geltung auch solcher Dittatur .'keRmcht von EtvigZzitsdauer sein, und such t,i weitere Zukunftsausgi staltung dtt, BczteSnngen zwischen Oesterreich ur.b Deutschland wird nicht fcestimnit ton Venrags Paragraphen, sondern ,?!? wir? fich vollziehen den ehemen 3te ah enlspttchknd, welche auch der Da ZgöSzstäüzgng der Völker gesetzt find. Bei der Bctrzchtunz solcher Zukunsts n'Zoüchkeiten musz man die Ceniimenta !i:ct cusschatten. Nickit mit durch Trä r:n fiter erlittenen Verlust vcrfchleieiten ,?lüg?n soll man in die-Zukunft blicken; das ffcgrcine und Geweine sollte auf lorcn. Man mufz den Tatsachen offen ins Gesicht sehen und sich bei der Be wcriung der EniwicklungSmöglichkeiten : ans den Boden solcher Tatsachen stellen, auch auf den festen Boden der Tatsachen, welche fich für eine neue politische Orien. tierung der Republik Oesterreich geben. Eine solche Bewertung soll in den fol gendea Ausführungen vorgenommen werden. Folgende Möglichkeiten wer den, 'uniet diesem Gesichtspunkt, zu betrachten und zu besprechen sein. I: , WiederaufrichKng der Mon vrchie. ' I 2. Die italienische Orientierung. ; 3. Tie Donau-Födemtion.- "' 4. Zusammenschluß ganz Mit teleuropas z einer wirtschaftlichen Ge meinschaft mit EzpansionsrichtOng nach Osten. Lei der Besprechung solcher MögNch leite? soll ganz sbzesehcil werde von dem Augenblicksfaktor dcS Einspruchs von süßen -auf Grund einer zufälligen Llcachtcollkommenheit. Dir, Machwer kältnisse wie s sich etwa ln der Zu kur'ft gestalten können, sollen überhaupt außer Erwägung bleiben. Tie Wetrach tung der Entwicklungsmöglichkciten soll vielmehr in den Gesichtswinkel des ge ! schichtlicbcn 'FusammeichangeS mit den fär die Betätigung und Vollendung der Daseinökreise auch der Völker gegebenen ' Regeln eingestellt werden. Den Tat fachen soll ins Auge geschaut ?nd die Entwicklungsverhältnisse, wie sie auS Zegen sich ergeben können, sollen erörtert loerden; ohne Voreingenommenheit und ohne Sentimentalität. , , Wie Ist fl gekommen, daß die anfäng Uch in hellen Flammen auflodernde Le geistcrung für den Zufammenfchluß zmi. fen Oesterreich und Deutschland s? fchneZ verraucht iß? Die Wasserftkah ton der Eprihenmonnschafi, welche die Pariser Zlonftrenz uffehnn ließ, hätten , die Glut Zolchkn ZusclMmenkmngsgefühlZ kaum zu kühlen vermocht. Auch die, an sch praktische, Erwägung, daß durch einen Zusammer.schluß die Lösung dc ' ElnahrungLfragk wesentlich kompliziert ! worden wäre, ist nicht von Ausschkag ge wkscö, obwohl auch bei den Völkern der 'Sta zum Hrrzen ost turch den Wegen x? fingen ist., Man wird sich der Auf ! h'f:ing, nicht entziehen können, daß auch , der ursprünglich laute EttthusiaSmu! sir dn Zusaminenschluß mit herdvrgerufen word.- war WH ist gKichk,.Bzdränz'.s vndunter der Einwirkung r,- Kide hart drückcnd?g bitteren Not der Republik Gesterrtzick. Stunde. Der Zusammenschluß erschien als der einzig mögliche Wcff zur Rettung aui der Gcgenwactknot und al der ein zige mögliche Anker für die Zukunfls doffnung. Die Rerocn hatten in Deutsch land wie in Oesterreich ausacgkbcn, und ss manche glaubten, sich in' die Cent! nicntalilät des grobdcutschen Gedankens betten zn können. Die Wirklichkeiten aber der Augenblickslage duldeten keine Cent! Mentalitäten, erkannten die GefUhlsauf' Wallung als ausgestaltenden Faktor nicht an. ' Der Enthusiasmus, mit wclcl'em. schon im Novembi,?, die östcrmchlsche Nationalversammlung' den Anschluß an Deutschland beschloß und verkündete, war gewiß ein ungekünstelter. Der Eifer, mit welchem besonders die Jugend sich lxrcits an Werk machte, die schwarz-gcl kin Grenzpfähle niederzureißen, war ge Miß dem großdeutfchcn Gedanken und tarn lebendig gebliebenen Glauben an eine Wiedervereinigung mit Deutschland entsprungen. Auch- in Deutschland schwärmte man davon, daß mit dem Fortfall der' dynastischen Erwägungen und der Sondcrinteressen der Kabinstts Politik die Stunde für den Zusammen schluß der deutschen Bolkheit gekommen sei. In Berlin fanden Verhandlungen mit dem rsteneichifchen Gesandten in Weimar, mit der Sondermisilon Tr. Bauer, dem österreichischen, Ausland minister, statt. Und es war solche Schwärmerei, welche der deutschen Ver fassung den Paragraphen sur die Ver tretung Oesterreichs im deutschen Reichs rat einfügte. , Man hat, Deutschland dei Vorwurf gemacht, daß es über die Arbeit mit der Revolution den rechten Augenblick für den Zusammenschluß der deutschen Volk beit verpaßt habt. Man hat die deutsche Regierung und Nationalsersammlung mit der Verschuldung om Scheitern der Anschlußbcwegung belastet.. Nirgends, so wurde gesagt, sei die Anschlußfreude in Deutschland zu einer wahren VolkZ, dewegung gedsehcn. und unter solchen Umständen sei auch in Oesterreich die iir fprllngliche Begeisterung für . den An schluß merkwürdig schnell verraucht Es schien alles so einfach, so ganz von selbst gegeben, wenn man nur ernstlich wolle und energisch vorginge. Die Schwärmer batten denn auch ein Programm schnell beisammen: Aufhebung der politischen und wirtschaftlichen Schranken; Bejeili aung der Oesierreicher an, den Wahlen zur deutschen NslwiiaZvkrsammlung: Er n'chtung gewisser gemeinsamer Reichs amter für Deutschland und Oesterreich; ',ion!!!tllierung der LinhciZIichkeit der Regierung. Es ist an dieser Stelle, bereits bei der Besprechung der srüheren Äricgszicl-Jdee .Attttcleuropa", auf die großen Schwie rigkciten hingewiesen worden, welche sich auch nur einem wirtschaftlicl'm Zutam menschluß des deutsche Kaiserreichs rtnd der babsburgischen Toppelmonarchie entgegenstellten. Wenn ein banerischer Abgeordneter damals im Reichstag den Gedanken einer mitteleuropäischen Zoll UTiion mit der au! solchem wkrtschaft lichen Zusammenschluß entstehenden Konkurrenz für die bayerische Gerste und ein anderer mit der Gefahr für das Rott Taler Rindvieh bekämpfte, so stellten diese Fälle durchaus nicht lediglich La cherlichkeiten dar. Die Frage aber bleibt offen, ob der Anschluß diesmal durch die allaemeine Volksbewegung in beiden Ländern und yrade in Zusammenhang mit der Revo luiwn hatte vollzogen werden können. l5s fragt sich mindestens wrniostens. ob .die Entente on vollendeten Tatsache ge genuocr ihr Veto aufrechterhalten haben wurde. Aber ti tnaotn sich, aazt ab gesehen von diesem Veto, ganz abge sehen auch von den Fragen der Ernäh rung, der Kohlen, der Valuta, innere Schwierigkeiten. ' In Oesterreich eskamotierte die So zialdemokratie die Anschluhfrage als ihr ausschließliches Eigentum; fie stempelte sie direkt ,uk Parteisache. Die soziali striche Henschaft m Wien bat in Ocstn reichs Außenländern nicht nur den En thusiasmus für den Anschluß wesentlich gedämpft, sie hat unter der Einwirkung jener Heirfchaft sogar eine .Los voa Wien-Stimmung herausgebildet, welche, heute noch, den Bestano Oesterreichs selbst gefährdet. Davon zeugen die Hin Neigung Tirols zu Bayern und die offe. nen Bemühungen Vorarlbergs um einen Anichiuß aa die Schweiz Auch die kom muniftifcht Schreckensherrschaft in Miin. chcn und dit bolschewistischen Anschläge in Sachsen und Rheinland-Westfalelr haben dazu beigetragen, daß der Gedanke eine Anschlusses an Deutssland unter den nichtsonalistischen VolMn'sen Oesterreichs schnell verblaßte. Dak entscheidend Wort aber hat nicht da Veto der FriedenSoerträge von Wer sailleS und St. Germain, nicht die Um änderu'ng d Bezeichnung .Deutsch Oesterreich' in Republik Oesterreich" ffe sprachen. DaS Veto ist -eine zufällige Willki,'; on heute und der Name an sich bedeutet auch in diesem Fall gar nichts. Zwischen Oesterreich und Deutschland ist die trennende Schranke aufgerichtet kor den durch die Bestimmung der neue vfterreichischen Verfassung, daß die Ne iufclif ei BundeSstaat sein solle. TaZ Deutschtum Oesterreichs hat sich nicht einmal für sich allein zu einer Einheit zusammenschließen können, eS zerfallt in acht Einzelstaaten. Der Partikulirik muS. dieser !?rebschadcn om Körper der iüilB& M auch m s Dchicksalöftunde durchgesetzt, m Welche Rolle hat di, Stadt Wien Zn der Anschlußbewcgung gespielt und welche Stellung nimmt die Hauptstadt deS stübercn ttaiferstoateZ in der Rlpu blik Oesterreich ein? TaZ sind zwei Fra gen, von denn Beantwortung viel für die lleikrenlwlckluiig der Republik abhangt, 3 ein herzzerreißenden Appell, wel chen der österreichische Staatskanzlcr Tr Karl Renner, soeben iibcr das Meer an die Bevölkerung diese? LandeS gerichtet hat, sin der Montagnummer der .Staatsztg.' zum Abdruck gelang!) ist eine Zeilantwort enthalten. Am Schluß vic,es Appells heißt es: .Laß Wien ge zivungen ist, sich betreffs der Lebens mitlclvcisorauna auf Amerika m ver lassen, steht, im Grunde, im Widerspruch zu den, tatsächlichen Verhältnissen, denn nur wenige Stunden von Wien entfernt giebt eZ Gegenden, wo ein Ueberfluß an Nährmitteln vorhanden, ist." Was soll damit gesagt sein? Das heißt, daß Wien heute vollständig von dem Vkc!'h iun mir ocr naqjiun umgevung arge schnitten ist; daß die Hauptstadt der Republik, völlig isoliert ist. Und nicht der Mangel an Transportmitteln allein yar oicte Beriehrsunterbindüng eran laßt. Es liegt Methode in dieser Jsolie, rung und eine ganz bestimmte Absicht ihr. zu Grunde. Sie ist zurückzuführen aus ven Gegensatz zwischen den politi schen Anschauungen der Hauptstadt und denen der Äußcnländer. Die ,Los-von Wien'.Bewegung will die sozialistisch rcgierie auptuavt aushungern. ES war ein ergreifender, ein aeschscht sicher Augenblick, als. am 24. Sevtcm bcr, im geschmückten Sitzungssaal der Nationalversammlung in Wien der Ab schied stattfand von den .verlorenen rudern . Dre bisherigen Landcshaupt männer, Dr. Lodgman für Teutsch böhmen, Dr. ffreißler kür das Sudeixn, land und Krcishauptmann Teufel für, oen reis )Leulicyiuvmahren, waren zu gegen. Dr. Lodgman sagte: .Mit dem verhaltenen Schmerz, mit welchem der Sohn, von ftinem Vaterhaus Abschied nimmt, grüßen wir den Präsidenten und die Versammlung", und eine tiefe Be wegung ging durch daS ganze HauZ. als er mit erhobener Stimme schloß: ,W,r stehen in Hinkunft auf dem Boden zweier verschiedener Siaatcn. aber wir bleiben eins in Sprache. Denkart. Kul tur und nationalem Bewußtsein. Wir scheiden im Raum, aber wir bleiben der eint im Geist.' Tag waren wohl von Herzen kommende und zu Herzen gehende Worte. Schrill aber klang und politisch töricht war die Aslierunq der kommuni stiften Führerin Friedländer bii einer anderen früheren Eelcacndeit in .Wien. ls die Entscheidung endgültig noch nicht gerauen war und d Verbältnisse und die St!Nimungen"sich noch in Gährung bcsanden. Das Wmt: man werde dem Verlust Tirols keine Träne nachweinen, mi'ßte die Tiroler aufs tiefste berlctzen und empören. Das Wort war eine poli tische Torheit. . weil es di, Stimmung gegen Wien erhoben und der Los-von- Men-Bewegijng einen neuen Austoß geven mußte. Tirol hat seine Grenz: der Nahrungszufubr Wiens ciksoerrt und dessen Vertreter offen tririrl-. '.Tirol glaubt nicht an Wien!" So stark ist ' diese Stimmung angewachsen, daß fogar in Gebieten, welche zu Nieder öftcrrcich selbst gehören . die Neigung entstanden ist. sich von Wien und Nie derösterreich loszusagen und Anschluß an Stciermark zu vollziehen. In Wkn selbst ist eine 'LoZ-von Wien-Bewcgung lzemerkbcr ru-d mit dieser daZ AuZwandcrungs Problem riesengroß geworden. Wien war früher der Polyp, welcher mit feinen tausend Fangarmen ,alleS im Reich an sich zog: Tie Menschen, die Industrie, das Kapi al Wie ein Magnet zog Wien den Reichtum, die Eleganz, die Schönheit, die Kunst, die Ehrgeizigen, die Leicht sinnigen, die Sorglosen an. Es gab nur eine Kaiserstadt, nur .a Wien'. Heute giebt eS dort keinen Hof mehr, keinen Adelst der ungarische Magnat, die tschechische Industrie, das galizische Oel verschwunden. Heute pachen schon die Vororte auf ihr Selbstbestimmungsrecht. ES ist, als ob Wien abgeschnürt wer den sollte. Schon ist selbst in dem fruchtbaren Gebiet unter dem Sem mering. dicht vor derz Toren der Haupt siadt dem Gebiet, auf welches der Appell, an Amerika als auf da? an Nährmittela reiche hingewiesen hat die Trennungsfrage besprochen worden. Heute möchte sich auch der Wiener von der ungastlich gewordenen Stadt treu neu; es treibt ihn in die Ferne, ober niemand will ihn aufnehmen. AuS den ' Sommerfrischen ist er vertrieben, daheim ist kein Platz für ihn, und fo drängt es ihn in die Fremde. In einem Ctim mungsbild , .Der Wien und die Fremde' zu einer Besprechung deS Aus wanderungsproblcmS von Egon Diet richstein im Neuen Wien Journal' heißt eS: , Wo beginnt nun für den Wiener die Fremde? ."Etwa -jenseits DeutschLkier i reichSZ Etwa beim großen, über den Ozean segelnden AuZwandererdampscr? Die Fremde beginnt für den Wiener dort, wo Wien aufhört. DaS nieder österreichische Dorf ist nicht mehr Heimatboden, - wenn man als Heimat nicht eine geographische oder staatsrecht liche Zufälligkeit, sondern Zugehörigkeit uns Freundschaft ersteht. .Der Wiener Heimatscheia ist in Dokument, mit dem man kaum mehr ms die Meise geben, nirgends Gastrecht ode? Aufenthalter werbe kann. Dak Reich, daS ehemals in Nationen zerfiel, ist heute in Städte. I Bezirkshauptmsnnschaften parzelliert und zerteilt, welche die Gendarmerie auf dem Bahnhof aufgestellt haben, um jedem, der nicht in ihren Grenzen gc voren ober feit Jahren ansässig ist, den i ... V W nj. Zutritt zu verwehren. Der Wiener Afnl .:.! ! ft. h . r , lunmi tuii , ver kremor oen, yeuie kann 'er kaum.in die enffremdete Heimat reisen. Aber über - Oberhollabrunnc, Verbote und Retzer . Strafseiordnungen binauS liebt W 3Wh m,,r tDkntagen, .jüdische Tropengärten und afrikanische Tattclwälder. Der Wiener strebt zur koiimovolitischcn Er, panswn, Ljute. die nicht ohn Reise,, fieber nach Hütleldors.Hacking fuhren, tntcreslieren kib klie di KAohnunalartih in Ceylon, wer heule noch einen biederen' ,n cern Schmelzer Schcebergatten auszieht, steht fich schon als wohlbcstall, ter zzarmcr amerikanischer Prairien, Pensionisten suchen auS ihrer Rente den autprciS für eine von Karl May vor ge,a:r,krene TowboyAuZstattung zu er, sparen und reiten in diesen' schwülen cmmernllchlen eines Ottakrinczer Hn icryoseg über die GcbirgZpfade der Kor, dillmn. Ausgediente Leute, die den Cpaziergang zum Hermannskogcl längst an ihren Lebensweg festsejiten und deren Sommcrfahrt genügsam bis Mauer reichte, übertreffen an Abenteurerlust und Phantastekraft die vorgeschrittenen Aollsschitlcr, die. von der Lederstrumpf, lektüre kricgsbegeiftcrt. aus den Ge, bi.schcn des Bcserlvarks Giftpfeile schleu, der, der Kanarivogcl in, Fenster einer Hausmeisterwohnung schillert im Lichte der Auswandcrerphantasie als Paradies vogclgesieder und der Kater, drr über daS Hernalser Pflaster schleicht, als Wllstenschakal. Niemals war die Heimat des Wieners so klein, aber niemals war seine Phantasie so groß, waren seine .Zukunsisträume so uöschweifend rege. Niemals war die, IkiU w daS Calz, kammcrgut' mit solchen Nicken vcrbun, den wie eben jetzt und niemals wurde die Nachtruhe fs lebendig durch das Liauschcn der llrivulyer und durch die Granwart der Orong.Iltnqs, die all Wlfchrtlrf. Ilk her Sfj P 5 ." u " ( . ..Litwuk "V r öt.wt. Wer aber mit den Jiidiancrn noch nicht Bruder chast getkunkcn und im Skal, picren noch nicht hinreichend geübt, ist, erlvägi im gemäßigten AuSmandererehi geiz eine Anncdlung in einem Alpen, dorf oder in eincx Prodinzstadt Teutsch, ojlcrreichS. Das soll witzig sein, aber der Galgen, Humor klingt durch, und die, Wehmut über ein verlorene Paradies und die Erschütterung durch d,e Tragik, daß Wien beute die, bestgehaßte Stadist in dem Oesterreich, welchem man die Be Zeichnung .Teutsch' vor seinem Namen weggksirlcken hat. Die manaedenden Leute auf der Pari, ser Konferenz wuhten. was sie taten, als tie die Bezeichnung Deuttch vor dem Raen 'Oesterreich" wegstrichen. Die Verfassung der Republik Oesterreich hat das .Teutsch", ovkradicrt auch als Bindi!?zs:nittcl der emenen Staatlich !e?t und ein Gemengsel von acht Einzel, floaten geschaffen. Daraus aber ergibt sich als logisch? ifaige sur die Republik Oesterreich die Notwendiakeit einer neuen Orientierung ihrer gesamten Politik. Mit fol.'b.er Reuorient icruna steht die Frage nach den Chancen der Wicderauf richtung der Monarchie in Oesterreich oder in Ungarn nur insoweit in Skr bindung. als sie von usivärtigen In tzigen iNid'Absiteit aüfgeioorsen wird. Die Einschiing deZ Eizherzo?s Josef als .Gouverneur' Unkarö war so ein tr'genstück von ouKett.' Ei:er Rück- kehr der Habsburger' röidcrflreden heute ''ldit' die T:r?lkr uns sk?ouraer, die rühcr kaisertreu bis iu die Knochen ge Wesen sinz. Da! Deutschtum Ocslcr reichs hatte der Kaiseridce immr noch gesiohndet und sich deren Träger immer noch gcöeucht. nechrem iene längst schn ihres früher ausqesprochkn deut eben Crc!tlrs.en!'!c!det worden wr. Die HabLburger'Positik. hatte nicht nur den großdeutschen Gedanken b.'lämpft, sondern auch in der Toppclincneirchie den Schwerpunkt von den Teutschen !"!? rücil und auf die Site allcrlä Ratio NLlitäten verlegt. Das Habsburger reich hatte dadurch die Balance der lonn und mußte purzeln. ' fowld das Schwergewicht der allerlei Rationalitäten in dem Entscheidungöringen auf die Seite der Geaner binüberalitt. , Die Grundanschauuno. auf welche daS neue Oesterreich für die Formulicumg des Wesens feiner neuen Staatlichkeit "ich stützt und welche dessen Vertreter auch in Ct. Germain vertreten haben, geht dahin, daß eZ nicht Rechtsnachfolger der alten Monarchie, sondern em.Sukies stonssiaat", grade wie dtr Tschechenslaat ei. Mn solcher Erundanschauuna. daß das heutige Oesterreich etwas -staatlich ganz neues fci, ist aber auch der histo lischt Faden, welcher Oesterreich und Deutschland verknüpft hatte, abacschnit tcn. Die großdeutsche Idee hatte in dem Häbsburgerstaat ein Hindernis fei ncr Durchsetzung erblickt und sich selbst lS ' Irisch Nachfolger dieses Staate? betrachtet. Ein ganz neues Oesterreich als .Sukzessionsstaat" bricht auch die Brücken ab, welche crade durch den pro deutschen Gedanken'das frühere Oesier reich mit Deutschland innerlich verbün den haben. ' Unter den obwaltenden Verhältnissen muß man die Haltung, welche der öfter reichische Staatt-kanzler Tr. Karl R'nner in St. Ecrmain und üi Un Anhand langen um den Friedensocrtrag einge ommen hat, als eii kluge und von den Umständen gebotene bewerten. Auch wenn eZ ihm nicht gelungen ist, die, ab Uranen Forderungen dcS LZertlaKent wurfZ zu Ludern, so ist ihm doch durch die erlangte Erweiterung der Vollmach teil für die. mit der Ausführung der Bestimmunze dik Vertrages betrauten Organe die Schaffung einer Möglichkeit späterer Anpassung der Forderungen an die wirkliche Leistungsfähigkeit Och, ichs gelungen. Die ausorüclliche Fest, stellung, daß fchon bei den Aufstellünocn der Forderungen deS Verfailler Vertra aeS niemand erwartet babe. daß sie von Deutschland in ihrer ganzen Abstrakt heit erfüllt erden würden, hat auch für Oesterreich dem Vertrage von St. Ger. main gegenüber Geltung. Unter diesem I . JIlll-Wll . IStaatskanzlerZ. die möglichst baldige I r r ... . ' clichtspunkt ,t daZ Bestreben .deS Ausnahme OefterreickZ in den Völker vund zu sichern, erklärlich. Von dem Beitritt zum Völkerbund wird t!,ne .Rcöisn' ,wk Friedens! trage; erwartet. Auch dieser Erwartung Bilder ist der Wunsch gewksen. gbez zZ ergeben sich auch für die neue Republik Oesterreich Eiitwicklung'möalichkcitcn unl ti tauchen ZukunftöauLsichtcn auf. welche ganz außerhalb der Funktionen des Böl kerbundcS liegen. AuS diesen Möglich leiten ergeben sich die neuen Orientie runaen. , Tie italienische Orientierung', welche besonder? in den innsrosterrcichifchen Ländern, uikd zwar mit aus Grund Im mer noch' unter de Erwcigunzen der geographischen und irtschastlichen In tcre keNgemeinschaften ' des alten Trel dundvcrhältilisses Vertreter gefunden hatte und welche gegen den südslawischen Ansturm gedacht war, war an der rr, heit, mit welcher Italien an der Brenner grenze und dem Anspruch auf Südtirol und den südwestlichen Teil KurntcNv. wo kein einziger Italiener wohnt, festhielt, unmogiicy aeworvcn. Miauen yaiie einem Anschluß Oesterreichs an Deutschland an sich nicht feindlich gkgkntibergkstaüdcn DaZ hakte den osterrcicbischen stmtZ, sekrctär (Auslandminiitcl) Dr. Aauer zur Befurwcrtung einer italicnfreund lichcn Politik veranlaft. Er glaubte mit einer solchen Politik die Idee deS vlnschlusseS an Deutschland fordern, rc trefsS CüdtirolS etwas herausschlagen und glciaueitig Italien ?u Frankreich. welches ganz andere P'.äi'.e betreffs Oesterreichs verfolgt und die An fchlußidee als eine Gefahr für d' Weltfrieden' verschreit, in Gegensatz bringen zu können. An der Weigerung Italiens, betreffs Suotirols überhaupt auch nur mit sich reden zu lassen, slei lertcn d,e Plane Tr. Bauers. Er trat von seinem Posten de! AuZlandministerS piruck; wegen dek .Halsstarrmkcit Jta, IicnS , wie er selbst in der Erläuterung seines AucürittkenllchlusscS erklärt. Der Rücktritt Tr. Bauers hat wie da! Erwachen auS einem Traum, die Zer fiörung einer Illusion, die Ernüchterung aus einer Schwärmerei gewirlt. J)cr Traum, die Illusion, die Schwärmerei eines politischen Zusammen cklusscS sterr'kicks und Deutschlands, aus der gleichen GgenwnrtSnot entstanden und als Rettung in die Zukunst gedacht, ist zu Ende. Die Unverruckbarleit der Tat fachen und die Rüchternbeit der Wirk Iichtcitcn müssen die Entschließungen bc stimmen und der weiteren Entwicklung die Wege weisen. Man soll d,e Tranen trocknen und mit unactrübtcn Aiigen die. von den Tatsachen und der Wirklichkeit der weiteren Entwicklung weiiznoen Wege erkennen. Die werden, wenn ai.ch der schicdcne Nichtunqcu einschlagend, doch zum Zusammenschluß fuhren. Nicht nur unter dem Zwange kcr Graditation. fon dern auch durch die k!e,'ncinsam!eit der Interessen als Wcgsührer. " . ' Das Habsburacrrcich ist zugrunde cc gangen an dem Bcrsuch, die politischen Gegensätze eines Rationaliiaten-Konglo mercis, welches die Willkür einer durch aus selbstisch: Hausmachtpolitik znsam mengeschwe'cht tztte, auszugleichen. Alle die Ausgleiche,' daS Ercriment mit dem Dualismus, das Lic'bäuael mit dem ?ri,lismus stellten Mk,FÄbchlfe dir. mit wzlchm .der Prozeß der Auflösung des Rationaiitäten-Mischmasches . hoch, stens aufgehalten,, bic loaische Entwick lung zum Auseinaudersall iiiZessen nicht gehemmt werden konnt. Ter Kaiicr Königsstaat war in der Tt schließlich zu einem einzigen großen Gcfänanis ge worden. Und , es 'bildet eine Verfchnl. düng , der österreichischen Deutschen an der Jzee der eigenen Bolkheit und deren Bestand, daß sie sich in diesem Eefäng is allzulange wohl gefühlt haben, wah rend alle anderen Nationalitäten von der bnsucht ins Freie und in die Freidcit bereits erfüllt waren. Die Teutschen Oesterreichs haben die Gitter vor dem Fenster, welches den Ausblick ans die EntwicklungsmönliSkcitcn ihrcZ Volks tumZ gewäbren follte. nicht b'mcrkt. Sie hakn sich immer npch als Stützen eines Staates betrachtet, in dessen Mauergesiige cS bereits bedenklich kni sterte. Sie sahen die Kerbe nichl, drch welche der Baum dem Schlag durch die Schicksalsart bestimmt war. Wählend die Nationalitäten in die Einheit streb ten, verzettelten die Teutsaien im voll vertieften sie die unter ihnen selbst be steyenden Gegensatze. Selbst die schrecklichen Erfahnmaen liche Energie in innerlichen Zwisten. des Krieges, auch die gleiche Rot der bitteren Stunde haben nichts ai'dereS zuwege bringen können, als einen Vun ' desstaat, aus acht Einzelstaaten bestehend. Äuch die gleiche Zukunft!sorge hat die inneren Gegensatze zwischen den cinzel nen Gruppen der deutschen Volkycit Vfprrp!f8 nitfif in in i?!nkk!t menschlikßen. nicht einmal die Sckiroff heit der Parteigegensätze mildern können. Denn heute noch stehen die Äußcnländer gegen Wien.' welches atiögehnngert und obgl schnürt werden soll, und liegen die Vinte und die Suchte, die Sozialisten und die ChristlichSozialen, untereinander' in Fehden 5n Wien seilst ist da Großkapital. nachdem der erste Anschluß-Rausch rer flogen, von der 'grcßdeutschen Idee 'db geschwenkt. Staatskanzler Dr. Karl Renner hatte, als er sich in St. Ger, main so höflich verbeugte, der Idee deS Anschlusses an Deutschland den Rücken gewandt. Er war mit seinem Apvell an die Hilfe Frankreichs der Sprecher derjenigen Kreise daheim, deren Orien tierung in ganx anderer Richtung liegt. Aber weder ein Verpassen des psi?cho logischen SLomenlk.' och die Verweige rung des SclbstIstimmimgrcchtS. noch die Erwägungen der Aligenblicksbedürf nisse werden die einzig mögliche Entwick lung unterbinden können, die einzig mögliche auch für die verschiedenen neuen Nationalstaaten, welche auf Grund jenes grade für sie zur Geltung gebrachten Rechtes auf den Trümmern dcS einst maliqen HabsburgerreichS errichtet wor den sind. . DaS Axiom rom Recht der Selbst, bestimmnng ist, in den GesichiStvinkel deS Ausblick! in die neue Zeit einge stellt, .insofern unhisiorisch. als eS neue, die , Staaten von einander trennende Mauern aufführt, die Reue Zeit aber m. M wn Meue.,win. schranken beseitigen und dafür Geml fchaften gründen will. Zudem Ist die Selbstbestimmung gar nicht einmal im stände, eine bestimmte Bolkheit In ihrer, fremde Elemente ausschließenden Nein heit in die festiimelinderte Farm der Staatlichkeit umzumodeln. Militär! sehe Notwendigkeiten' und .wirtschaft liche Lcbcnsinteressen' haben .den neuen Staaten Grenzen weit über den Gel tungskrei! ihre VollötumS hinaus ge zogen und von Anbeginn ihrer Grün diing an ihrer Staatheit den Stachel eingefügt, gegen welchen, sie nicht lösen, können. ' Entfernt werden kann dieser Stachel nur durch die Errichtung einer, über die vblklichen uich willkürlichen Grenzen hin auZreichenden, Gemeinschaft. Die Vnlfä ''wirtschaft der Republik Oesterreich, die. Ungarns und die der neuen v-,lawens!aa tcn werden aufeinander angewiesen sein und untereinander in Wcchsell'ezichungen treten müssen. Die Gemeinsamkeit der wirtschaftlichen Interessen wird in der kommenden Zeit' der die Bezithukgen zwischen den verschiedenen Völkern be stimmende Faktor sein und zwischen den Italiens Proletariat. LVrHc SW.) ' B u d a p e st. Die erschütternden Kricgscreignisse haben uns ja. manche vergessen gemacht So entsinnen sich die wenigsten, daß Italien zwei Monate vor Beginn deS VolkerschlachtenS in hellem Aufruhr stand. Zunächst waren 1)0,000 Eisenbahner in den Ausstand getreten. Dann folgte ein Generalstreik. Endlich brach die Rebellion in den Marken und in der Romagna aus. Hier brannte eS lichterloh an der Küste und in der Ebene, in den Apenninen 'und am Po. Kirchen, Schlösser. Magazine wurden, geplündert, Waffenläden ausgeräumt, Eisenbahn brücken und Waggons In Brand 'gesteckt. Rund um Ravcnna. Bologna und Rl mini bildeten sich freie Gemeinden, selbst herrliche Kommunen. Die Bourgeois mußten Zwanqssteuern entrichten, ihre Automobile ub sonstigen Gefährte den AlifstmidLlomiteeS zur Verfügung fiel len. Uebcrall wehte die rote Fahne. Tie Replchlik ward prollamitrt. das könig, lichc Geld" für ungültig erklärt. Der ge fürchtete Malatesta. die sagenhaste Ma rie Rygicr und der Deputierte der Ma sioscn. de Ambris, schürten die lln heilllbcwcgung. Antonio Salandra, der , Premier, war der Verzweiflung nahe. Er und seine Freunde beschuldigten ganz essen Giovanni Giolitti der Urheber schaft dieses Frevels. Giolitti und seine adikalcn Helscrshciser wm unv .eses dio liebäugelten seit Jahrzehnten mit Sozialistkil und Republikanern. Das aus die Spitze getriebene System Giolitti hätte also die Anarchie gezeitigt", Jta ücns Proiciariar .mir iroDiuiwmun Geiste erillllt'. Da bot der Krieg selbst verständlich den einzigen Ausweg. Nun st er zu Ende, nachdem er viel Blut und . dreima ; Milliarden Schulden gno,:ci 1ha t. Das ersehnte 'große Sicdlungs und ArbeitHgebict hat er aber nicht gcvraqi. Hasen und Berge hat Italien eher zu , v el. eh um.-, das Reich der Masia und Kamorra fühlt sich abermals beiro aen. Aus Tripolis, das man seinem hungernden Volke als daS biblische Ka r.aan voraegaukclt hatte, kommen nocy immer schlimme Rachrichten. Darbende Albancsen sind seinerzeit scharenweise nack Italic berüberackommen. wen zieht eZ jetzt nach Albanien? Adalia soll kapitalistisch ausgebeutet werden, welcher Italiener bat jetzt fo viel Kapital? Dann ist der Krieg noch gar nicht li guidiert. Roch muß man mit Kroaten und Slowenen zanken. Griechen im Zaume halten. Türken versöhnen. Ckipe tarcn befriedigen. Das alles ist mit gro ßen Gefahren verbunden. Alles drängt zur Entscheidung. Filippo Turati schrieb einst über die Empörung deS Magens. Sie ist da. Der Empörte weiß keine Worte zu artikulieren, ober er knurrt und bläht sich. Der Schcinsieq ist ihm. Hckuba. Die Zeit vor dem Weltkriege cbt in Italien wieder aus. Da werden nun abermals die Radikalen von Gio litti hervorgezogen Der noch kurz zuvor Geächtete. Sechsundsiebzigjährige hat of enbar keine Lust, selbst mitzutun Nittt und Tcdescho waren seine eiftichstcn Mitarbeiter. ToMmaso Tittoni hat sei nen Fehler eingesehen. Die drei sollen eS besorgen. - . Das neue Ministerium Nitti, daS Ka binett des srüheren AckcrvauministerS Giolitti. bedeutet ein Regime Giolitti. ES hat deshalb zwei, Aufgaben. In Pa riS muß es die Werirrungen OrlandoS und ConmnoS wettmachen, daheim abermals mit den Sozialisten und Re vublikaner paktieren. Tort laßt sich nicht Mehr viel verdcrbenhier steht noch alle auf dem Spiele. Italiens klaffen bewußte Arbeiterschaft hat schon vor sie ben, Jahren auf dem Kongresse von Reg o Emilia mit djn Sozialpatrioten ge brachen. In diesem Theatergcbäude Mailand Ivaren die italienischen So zialisten am 8, Juli 1913 zufzmmenge treten, um mit den Ministeriellen'. ab zurechnen. Schon damals empfand da crganisterte Proletariat Italiens daS Bedürfnis, die Tripolishclden, mit dem berüchtigten, allgegenwärtigen Leonida Lcssolati an der Spitze, von sich bzu siiitteln. Mit einer Mehrheit von 4000 Stimmen wurde der Antrag Modiglia niS angenommen, der Bissolati und fei nen Spießgesellen Cabrini und Bonomi dir Tun wies. Die Reformisten waren damit gerichtet, . die TripoliZfcharte schien ausgewetzt. ModlglianiS Antrag betonte, mit aller Scharfe da! Prinzip de! Klassenkampfes, der inHinkunft ei nen antimsnarchistischen und dem gegen wärtigen Staate . durchaus unversohn lichen Charakter an sich tragen müsse, Infolgedessen trat auch der formistische .ttmiuuc fciuumv m.i.iuib vuu vii, daklion des Avanti zurück. Dessen Lei tung übernahm zuerst . der Vollblutrevo lutionär Giovanni Baeci, sodann der gleichfalls einwandfreie Luigi Mussolini. Der gewaltige Fortschritt zeigte, sich verschiedenen Länder,, die Grenzen der wischen Und dle ?l?aucrn einrcißen. Auch in diesem Fall wird sich dS Gesetz der Gravitation durchsetzen. Mit der fran zösifchen Hilfe, welche Dr. Nenner er hofft, ist eS nicht weit oder aber zu weit her. Wenn Frankreich, welches wirt schaftlich gebrochen auS dem Kriege her vorgegangen ist, heute die Eriichtuisg einer Donau-Föderation' begünstigt, so strebt e! eine solche Gemeinschaft ledig, lich im eigenen wirtschaftlichen, politische und militärischen Interesse an. ' Eine solche Föderation unter französischer Suprematie würde den gesamten frühe ren HahSburgerslaal in kinen neuen Bal kan umwandeln.- DaS Gesetz schon der Schwere verleiht einer wirtschaftlichen Gemeinschaft an der Tonnn eine ganz andere Richtung als die nach Westen. Die neue Orientierung der Republik Oesterreich, welche schließlich doch nach Teutschland und mit diesem zusammen zu einem neuen Mitteluropa und über diese hinau nach Osten führt, soll in einem zweiten Artikel im Sonntagsblatt der N. V. StaatS-Zcitung' besprochen werden. schon am nächsten, dem vierzehnten Par , tcitage der damals, 1914. just zwanzig Jahre alten italienischen Sozialdemokra tie. Durch die beschämenden Ersahrun gcn deS libyschen Abenteuers und seiner Folgen belehrt, wandte sich jetzt auch der linksreformistische Flügel TuratiS der . intransigcnten Taktik zu. Während des vdrangcgangenen WahlkampfcS, der der Partei die Verdoppelung der Mandate und eine. Million Stimmen -Krachte, kämpften Linksreformisten und Rcvolu tionäre Schulter an Schulter. Alle Be Ziehungen zu den verschiedenen anrüchi gen Freimaurerorden wurden abgcbro chcn, Wahlbündnisse mit Nichisozialisten nur in dringenden Fällen und lediglich für Gemeintewahlen gestattet. Hier w zunächst deis - Beispiel Neapels maßgi bend. wie die herrschende Klllngclwirt ' schaft nur im Bunde mit allen fort schritlichen Parteien zu, Fall gebracht und eine Stadtverwaltung beseitigt wer den konnte, die zwcihunderttausend trotz mühseliger Arbeit hungernde, halbnackte Menschen in entsetzlichen, schmutzigen Höhlen verkommen ließ. Der dielge nannte Fondaco von Neapel, diese? grau samsle aller Mastenquartiere, in dem on großen Feiertagen Katzen, und Hunde -fleisch, oder Pferde und Eselsleber al Delikatessen' verzehrt 7 wurden, forderte zur energischen, zur entschlossenen Ab wehr auf. ,, Die "schroffe Abkehr von allem Refor mistischen war in Italien um so drin gender notwendig, als auch daS dortige Gewcrkfchaftswefen lange dessen Verderb Iichem Einflüsse unterlag. Der Auf fchwung der Gewerkschaftsbewegung fiel in die Zeit, da die auf den Thronwechsel folgende liberale Aera die ministerielle Taktik zu Ehren brachte. Die Refor misten ncchmcn denn auch auf de Par teitagen von Rom und Jmola alle Ber dienst für sich in Anspruch.' Gewerk fchafiStaktik und Reformismu erschienen eine Weile gleichbedeutend. Turatk selbst schrieb, die proletarische Aktion 'müsse aus den Parteizirkcln in die Werkstätten wandern. 1S02 wurde in Genua mit dem Geld- der Gewerkschaften eine par teilose Zeitung gegründet, die mählich ins reformistische Fahrwasser einlenkte. DaS hatte sodann den endgültigen Bruch zur Folge. Die revolutionäre Fraktion, als deren Gründer Michael Bakunin be tratet werden darf, gewann wieder langsam Boden. Die organisierten Ar, ociter wendeten sich in Scharen der Mai länder Avanguardla' zu. deren Theo, retikcr Antonio Labriola ist. Eint ez tremere Richtung vertreten die um da römische IIvenirs sociale' und dem Sindicato operaio" Bersaammelien. Ihr Lehrmeister heißt Enrico Ceone. Zwischen Partei und Gewerkschaft be stand sodann lange ein schier unuber brllckbirer Gegensatz. .Die italienische Sozialdemokratie ist daS letzte Asyl de Auswurfes der radikalen Demokratie', schrieb der gestrenge Professor' Labriola, der im Verlaufe des Weltkrieges übrigen allerlei fonderbare Wandlungen durch gemacht hat. Die italienisch, Sozia listcnpartei ist gleichsam eine radikale Partei mit der Nuance inS. Lächerliche, doch daS schadet nichts in der, Demo kratie", ließ sich Enrico Leone vernehmen. toeit den Parteitagen in Mailand und ' i Ancona hat sich jedoch eine wesentliche'' Annäherung zwischen den beide Gehil tintl lniditnt n.ftijl O.mL.im ..mW " 1 ltl WU0VWI. .UIH'IS .QtUltUIU UMU der nichtanarchische Flügel der Shndi kalisten unterhielten leidliche Beziehun gen. Unter SeratiS Führung ist ueuestenS eine dielverheißende einheitliche Kommunistische Partei im Entstehen be griffen. . Die Russen haben seit jeher auf die Entwicklung dcS italienischen Sozialii muS bestimmenden Einfluß genommen. T;tr drin Sflnfnniii n,"nri!nhi-( W-inV t - avjj...wvv vunv vi iy. Jurassier' war vorwiegend von 5tofjF liencrn (und Spaniern bevölkert. Der ,tm Vater bei modernen Anarchismus ter. V? faßte noch auf leincm Sterbebette im Mk. Nk!tk.!k !. n.i.l.: im wih iuuinpiim tiiicn ,JIUICU)1 MU' für feine italienischen Genossen. Wenn daS Syndikalistische der romani' ffalt fflaUfr ht Alis , fiuilit r. v... .... .1 HUj WLt ltUlltll gar fo stark mit anarchischen Methoden U , durchsetzt erscheint, so laßt sich daS zu VJ nächst aus diese aeiltiae Verwandtschaft- . 4 mit Michael Bakunin zurückführen. Auch fJ mt nntn .nianae vei Marnsmu HnB ' in Italien russischer Herkunft. Dr. Anna Kulischow, eine begeisterte Russin, war es. vie 2831 tm Vereine mit Philipps Turati in Mailand die Critica Sociale begründete und der auch jetzt rührigen Mailänder Arbeiterpartei ouk die Beine half. Zum dritten Male braust jetzt der , rmfifch UnrhminS lift Untitr, r i tH . 'M nige Ge ild, dahin. Da dürften d i n - vi.i. Hw j,ui,.iis w u - l dürften die VI t alten vorkrieglichen Methoden derer um Giovanni Giolitti nicht mehr ausreichen, in j i Auch Italien Proletariat hat umgelernt. (' ' 'f Der Rezensent sollte nicht krank wer ' den, denn sein Zustand ist immer ein t t kritische,. ' . i A f. , W V t. 0" l , l h r? j eMnnfe'4stM.- ,