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About Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926 | View Entire Issue (Oct. 15, 1919)
TilMe Coitta ZxlUni V i h k Irnnen als Von Zllfred 2ttaar. (tWIllche Bettuna uimirr tirtitf nch Mrlltlbm: be ßtibf Urteil ilt lern iimr; K$ t fl'4l litt, bJl hUuu alchlet bai Ibirik. Wir find derart von brutalen Tat fache und kühnen Epkrlmenlen um drängt, daß uns kaum Zeit und Raum bleibt, Atem zu schöpfen und nachbenk lich .umzulernen", loa uns doch ron allen Seiten so dringend empsohlen wird. Von außen her seht sich die Ge walt an Stelle des Rechts, im Innern der Versuch an die der Untersuchung. Wenn vor Krieg. Revolution un Te. mutigung da M.nwort Erst wegen, dann wagen" mitunter zu streng genern ttitn und von der anqeborencn Färbt der Entschlicszung des Gedankens Blässe angekränkelt" wurde, so erleben wir jetzt rasche Wagnisse, deren Wert und Wir kung kaum durch die Erwägung hin durchgegangen ist. Da Unzulänglich ist zu allen Zeiten Ereignis geworden. Selten oder nie aber ist die Fülle solcher Ereignisse im össentlickzen Leben mit sol cher Hast an uns berangestürmt, wie in der betäubenden Fülle der Gegenwart. Schier unbeachtet ist vor kurzem die Nachricht durch die Zeitungen gegangen, das, nach einem Beschlusse dci Versas sungkrechtsaukschusseZ die Frauen unter denselben Bedingungen wie die Männer zum Amt, der Geschworenen berufen wer den sollen. Und da die Zahl der Frauen bekanntlich größer ist als die der Män. ner. die Bescholtenheit aber, die von dem Amte ausschließt, sowie die, durch den Beruf gegebene Verhinderung, in ihrem Bereiche numerisch geringer ist, so könnte fich leicht bei vollständiger Durch fiihrung be GleichhcitsprinzipS daö weibliche Ueberacmicht auf den Geschmo renenbänken ergeben. Zum mindesten aber wäre die Geschworene so einflufj reich, so entscheidend wie ihr männlicher Genosse. Warum nicht? tönt es gleich zeltig auS beiden Lagern der Geschlech ter. Die Armee der Frauen wird aus allen Gebieten mobilisiert, sie hat ihre Vertreter im Bereich der veraniwor tungsvollsten Berufe, der Aerzte, de, juristische Ratgeber, der BerkchrZbe. amten auf vielen Gebieten, in denen el sich um Sicherheit und Wohlfahrt handelt. Warum soll sie nicht mitstim men im Schiedsspruch um Eh und Freiheit, um Leib und Lebende einzel nen. der auf die Anklagebank gerät? Ist uni der Angeschuldigte wertvoller als der Patient, dem die Fraü Verordnun gen erteilt, als der , Fahrgast, dessen Sicherheit von den Griffen einer weib lichtn Hand abhängt. ol daS Kind, dem weibliche Erziehung .und weiblicher Un terricht selbständig die Lebensrichtung geben? Trotz aller dieser Analogieschlüsse, die fiik daS Frauenrecht auf daS Geschwo nenamt inS Feld geführt werden tön nen. wird niemand, der in die Frage tie fer eindringt, ein letzte Bedenken unter drücken können. Denn wenn man näher Zusieht, so wird man finden, daß hier eine Schranke niedergerissen wird, die nach jahretausendlanger Erfahrung auf Beobachtung der weiblichen Natur zu beruhen schien. Auch manche entschlossene Vorkämpfer der Frauenbewegung, die ohne Vorurteil jede weibliche Leistung einschätzen und mit freudiger Bewunde rung zugestehen daß sich die weibliche Kraft auf vielen Gebieten bewährt, die man ihr jahrhundertelang verschlossen hat. werten nachdenklich vor der Frage stehen, ob in der Beurteilung mensch licher Handlungen und Verantwortungen der weiblichen Natur in der Reael ein echeS Maß von Objektivität erreichbar wie der männlichen. Ein Meister auenlob wäre hier sogar der Erste - J?ln"'gu sagen, denn waS er an den - anen verehrt imd verhimmelt, ist ja it allem die Stärke ihre! subjektiven :, fühlS. die über die Schranken der - oZencn Rcchtmäßigkeil hinwegflutet , d gerade dadurch in den Kampf der ' n sachlichen LebenSinteressen eine er ' Utt und versöhnende Macht hinein Und wenn die Frauen von Sj'.ie vom Standpunkt ihrer Gleichheits ,-derung diese! .nein" als da Ur l gefährlicher Freunde ablehnen soll jj-. so könnten sie kaum zu nüchternen -.ikern. zu wahrheitsfreudigen Psycho ' ;en ihre Zuflucht nehmen, um ein un dingte .ja" zu erwirken. Ter Zug l Objektivität wurde an den Frauen 4. her weder von Bewunderern geprie noch von Beobachtern anerkannt. 1 Distichon Schiller, da an der sitze dieser Betrachtungen steht, konnte al Ausstoß jener poetischen Wer z'ng aufgefaßt werden, der da Lied n der Würde der Frauen" zu danken . Aber neben- jenem deutsamen .'pruch steht ein zweiter, 'ein kristall an Denkerwort. an dessen Form der .chwärmer keinen Anteil hat! tilm. richtet mir e ttt SMunnrt einzelne i ian. I ,b sie itxx Mann lpri'chrl ba &U! richinibr ) Schärfer kann die Unterscheidung i',icht getrossen und ein hoher natürlicher z''!orzug. in dem zugleich eine Beschrän ? Jing liegt, nicht ckzarakterisiert werden. 7;-t hochentwickelte Gcsühl de Weibes ', auf da Persönlichste gestimmt, ersaht tnd werket eS. Seit Menschengedenken ifragt man bei Männern, wa eine rsönlichkei! vollbringt, wa sie leistet "'er zerstört, während Frauen ost traft ! schärferen Blicks, rascher und siehe j;t darüber Auskunft geben., w e r sie !. un! Öl", Ni'na i' und den mit der Einzelheit bcschäf Mann durch ihr treffendes Urteil die Gcfamipersonlichkkit -und die ?iknart überraschen. Diese einseitige. i'ch da Gcsühl bewirkte Fdialeit i Fwächt und trübt oft da Urteil über j'e einzelne Tat; Sympathie für den finjen Menschen kann die Empfindlich Ht gegen eine verwerfliche Tat. die ihm i Last fällt, herabsetzen. Anlivathie J Jer bei der Betrachtung der Schuld wie in Vergrößerungsglas wirken,' cm gar tut. Glauben an e:7.e Schuld, die nicht fVtr.dcn ist. crsickön. Ta Gebäude ' ii Recht aber ruht a-f dem U:t:il ? cher die Tat und auf dzr Einordnung er Tat in da Gesetz kjac Ansehen . - - - " Hejchworene. der Person. Flut justitia et pereat tnumlu! Die Alten bilden darum die Gerechtigkeit, die die Wage kfllt. al ein Wcib mit verbundenen Auaen ab. Äber diese Them! ist vielleicht die einzige Frau, die, während sie die Taten wogt, keinen. Blick aus den Täter wirst und keinen Eindruck von der Perlon emp fängt, der ihren Arm erzittern macht, ... Schiller freilich spricht nur von dem Hnr.il der Frauen über die Männer. Da icpt die Siorslellung nahe, daß er dabei blosz an die siniilich.gcschl-chllichk Wir kung de Persönlichen denkt. Und so könnte man seiner Mabnung die Jrege gegenüberstellen, liegt nicht dilselbe Ge fahr darin, wenn Männer über die ?a ten der Frauen zu Gerichte sitzen? Und Ist die unmittelbare sinnliche Wirkung de Weibe auf den Mann nicht loch gröber al die im umgekchrter, Falle? Auch die Borstellung dieser Kefahr ist nicht, von hute oder gestern. Die uralte Sage von der Phryne. die durch den An. blick ihrer unvcrhiillten Reize ihre greisen 'iichier entwaffnete, ist ungcmein charak teristisch für die binrcikende Macht' der Sinnlichleit, die da Nechtsgcfiihl ertöten kann. Aber e hiehe die Weisheit de Dichters, der eine Erfahrung der Denker in so knappe Worte saßt, in Plumpe und Oberflächlich; uindeuten, wollte man dabei nur an die Ueberrumpelung de Urteil durch die .Sinnlichkeit denken, wie jene Sage sie mit absichtlicher Ucr. treibung Vorführt, um den Rausch,, den die höchste physische Schönheit hervorruft, zu charakterisieren. Nicht an die Was fenstreckung de Urteils bor dem plöh lichen Einsall der Sinne, vor der Blut w:lle, die in da Auge tritt und den Blick verdunkelt, hat der Dichter gedacht, sonst hätte er nicht da Urteil über der, ganzen Mann in die ,Hande der Frau gelegt. Tie Weisheit eines anderen Poeten. Grillparzcr, läßt von weiblichen Lippen die Worte tönen: : Unsichtbar gehl htt Neigung gauberbriilse, 0 bist sie bPirnion. bni keine, sie cfc&'nl efoOfn rn fi dir. tsat bit i-titlil; o well 1(1' rtreati. rode Sinluttialt. Doch fle0l't ichl bei bir. die Neigung ,u ' r rufen, I Reiqung m salgk firbl bei btt, 1a besinnt btt Wollen sonniges 3fc!d). Keinem Gerechten wird es einsa?!cn, die Frauen auö diesem sonnigen Reich de Wollen auszuschlieken. ihnen ' die Absicht einer sachlichen Würdigung der Tat abzusprechen und Ihnen, weil sie der 'lZatur naher stehen und da Gcschlecht liche tiefer in ihr Leben eingreift, gegen über einem schönen Verbrecher' - die Wehrlosigkeit jener angeblichen antiken Phrynericliter zuzumuten. Um viel tiefer liegende, Vorgänze im Untcrbcwiiktsein handelt eS sich da. als m solch plötz'iche Elstasen der Sinnlichkeit. Die ganze verschieden'geschlcchtliche Anlage im WL gen der Taten und der Menkckien, nicht die Nerirrung der Sinne im Einzellalle ist das Ausschlaggebende.' Dnk Gefühl dcr'Zrrau -für . den zanzen Menschen c ob Mann, ob Wcib - ist von Natur aui zu stark, als das; sie jmmer im Sinne der ' Objektivität, die der 'gcsetzl'chen ?'?rm entspricht, die EInzcltat obstrahie rcn und werten könnte. . Die Frage aber, die an die Geschwo reven gerichtet wird, ist in erster Linie die Talsrage freilich zugleich eine Schuldfrage. die aber, eng und fest an die Tat geschmiegt Ist. Der Einzelsall ist in seinen Merkmalen scharf herausge hoben und in die gesetzliche Definition de Vergehen eiygestimmt, aber c wird nicht lediglich dem Sachverhalt nachgc fragt, sondern e heifzt: Ist der Ange klagte schuldig, dic oder jene begangen zu haben? Und amit ist auch die schwer; Verantwortung de l?Zichtertum. da über Leib und Leben, , Ehre und Freiheit entscheidet, auf die Schultern der Geschworenen gelegt. Gewiß könnte in der rein gutachtlichen Aeuberung über verwickelt Lcbensvorzänge,, die den Sachoerhalt bilden, die Frau alZ Ge fchworcne vortreffliche Dienste leisten. Sie kann unter Umständen mit ihrer Empfindung wie mit Füllhörnern an den 5kern eines Geheimnisse tasten, kann er raten, wa der Mann ergründet, und die Zusammtiilianae rascher erfassen alL ihr männlicher Genosse, Aber die Tatsrage ist. zugleich Schuldfrage das mit ?Zot weudiakeit gegebene Urteil, de ordent lichen Richter und seine Strasbemessung besiegelt nur die Entscheidung es han dclt sich nicht um ein Gutachten, sondern um ein folgenschwere Richtcttum, und da entsteht die Frage. ..ob sich, zum Scharfblick für die Zusammenhinge de Sachverhalt auch jene Willenskraft hin zugesellt, die nottut, da Gefühl für den ganzen Menschen so weit zu überwinden, daß die objektive Wertung der Tat den Sieg 'davonträgt. Frauen al ichierinnenZ E ist in unendliche Thema der Geschichte. In, gewissem Sinne waren sie e langst. Nicht nur indem sie die. edelsten Güter de Leben! el Lohn und Strafe ge währen können auch als Machthabe rinnen in der tdpischen Sage wie in der beglaubigten Historie. Im alten. Testa mcnt und auf jüngeren Tbron?n. auf denen sie al Herrscherinnen die Macht, von der nach einer allgemeinen Fiktion alle Recht ausgehen sollte, in Ihren Han den' hielten. Dennoch fehlt un der lebendige Ty.'u der im Etnzelsalle recht sprechenden Frau., die unmüteldar-im Sinne deö Gesetz ihre Pflicht erfüllt. Tie juristischen Richter zögern noch, die Frauen in ihren Kreis aufzunehmen. Wiindcrlich genug! Durch Ucl'ung. durch schärsenffe Praxis, durch fortgeschte Studium zur Obicktioität d? Richter zu gelangen, wird ihnen noch nicht ein gkrällmt.' während doch in den anderen schwer verantwortlichen Aerufen von dcr Eiftnbahiibeamtin bi zur Aerztin auf diese Moment da? f.ärkste Ge wicht gelegt wird. Und gerade alZ na've volkstümliche Nichterin au der M?sfe, für die Masse soll tie ohne Vorbereitung die Tatm Aischen nach objkküven Maßstab? rer'e:i. die ihrer Ratui nach auen bisheriien Frsah tartn nur seilen rcicktar sind, ja die zu gchrauchei, ihrer Mtuil'iskm Anlage zu widersprechen scheint j " X (sintlch, Seit.) ' Leipzig. 2. September. E ist im ganzen da gewohnte Bild: die Strafzen. Flaggen in schreienden Schriftbänder schlingen sich er über alle Fenster der Meßpaläste und Kauf Häuser starren von Nasenschildern, Farben mit dicken Inschriften wehen von den Häusern und rufen die Kun den herbei. Die Messe ist in vollem Gang, und In den Straße drängt, staut, stößt und schiebt sich di dieltau sendköpsige Menge, der Neugier und der Schaulust voll. Aber auch Geschäft lust hat sie In die alte Stadt gesijhrt. die nicht versäumt, sie zu Geschäften anzuregen. . Die schreienden Lockungen der Schil der in den einsachsten bi zu den künst lerischsten Aufmachungen - werden er gänzt durch zahllose Steklamezettel. die man an jeder Ecke, an jeder Tllr und an jedem Durchgang in die Hand ge drückt bekommt. Ja selbst der Himmel öffnet seine Schleusen, denn von oben herunter flattern, in herbst'Icher Sonne glänzend, von flinken Flugzeugen adae morsen, im Winde wippend und sich wiegend. Tausende von Flugblättern auf die Köpfe der Menge herunter. Tie reckt die Hälse starrt, staunt und hascht nach dem luftigen Boten. ' Durch ihre Reihen aber zwängt sich in langer Zeile in mannigfache Gewänder und Gestalten gehüllt der Zug der Schildträger mit Plakaten, di, wiederum in Bild und Schrift versichern, daß diese oder jene Ware die beste von allen sei und jeder, dem sein Geldbeutel und Seelenheil lieb, sie unverzüglich lausen müsse. Manche Erscheinungen de Auszüge zeigen in ihrer Ausmachung unverkeimbare An klänge an Bilder au rheinischen Karne valszügtn, und e ist kaum ein Zufall, dafz e gerade rheinisch Firmen sind, die sich so vertreten lassen. - Alle Diener der gewaltigen Göttin Reklame haben sich ein Stelldichein gegebenT- selbst der au den ältesten Zeiten überkommene, der Ausrufer, fehlt nicht. Und da alle strahlt weit hinaus in den ganzen brief lichen Geschäftsverkehr und nicht zuletzt in die Presse. So wird die Messe zu einem einzigen gewaltigen Reklame schrei, dessen Schall weithin in alle Län der dringt. Aber hinter solcher Anpreisung sieht auch die Leistung. d..u, in den Mefz Häusern, die bi unter da Dach gefüllt sind, reiht sich Stand an Stand, reihen sich Waren an Waren in Zusammen stellungen von unendlicher Mannigfak tigkeit. Auf dem Umschlag einer Rum mer der Meßamtszeitung steht, in futu ristischer Manier gezeichnet, mit gezück tem Bleistift und geduldigem Notizblock ein Jour.islist. Ihm haben sich aivschei end die Haare gesträubt und sein Hüt lein in die Höhe getrieben, da weit über, -seinem Haupt schwebt. Denn allzu groß ist die Arbeit, die seiner harrt. Ganz unmöglich ist's, alles aufzuzeich nen oder gar zu beschreiben, was auf der Messe zu Leipzig zu sehen unÄ zu haben' ist. Da gibt eö Porzellan. Fa. yencen, Ton und Glaswaren, Metall waren oller Art, Messer, Scheren, Be leuchtungSkörper, ; Kunstgegenstände, Spielmaren, Holz, Korb und Leder waren. Hauiihaltung'gegenstände, Mö bel, Webwaren und Webstofse in ent zückenden Mustern und Farben. Bücher und Bilder, Maschinen und Werkzeuge, ja selbst Wagen, auf eigene der fremde Kraft zur Fortbewegung angewiesen, Ruder und Segelboote und nicht zuletzt auch noch gar vielerlei, wa zu mensch Die Verteidiger der Neuerung können freilich einen gewichtigen Grund aus spielen, der nicht zu unterschätzen ist. Die ganze Praxis dc Geschworenengerichtes hat uns gezeigt, daß es nicht nur dazu dient, das Gesetz zu ersüllen, sondern auch die Härten d?s Gesetzes zugunsten eines höheren Rechtö". daS über allen Satzungen der Menschen schwebt, zu mildern. Unaufhaltsam dringt diese Idee aus der lebendigeir Einrichtung her vor, obgleich eine große Gruppe ron Ciu risten sich gegen diesen Beruf der Ge schirorenen gewehrt und da-ar gewarnt hat. den, Volksgericht eine Macht zuzii gestehen, die über die dc Gesetzgebers hinauswächst. Tatsächlich dringt - die Kraft des volkstümlichen Nechtzgefül bi an die Grenze vor. wo die wirkliche ode vermeintliche Schwäche de Gesetze berichtigt werden soll. , Man kennt die typischen Entscheidungen, in denen Ge fchworenengerichte die erwiesene oder evi dentzutaqe liegende Tat verneinen, bloß um den Täter vor der durch da Gesetz vorgezeichneten Strafe zu schützen. Eö ist leichter, da von Widersinn zu reden al In den Sinn solcher Entscheidungen einzudringen. Da Bewußtsein, daß Vxt Tatfrage zugleich Schuldfrage ist, löst die Dissonanz z man gibt die Tat zwar stillschweigend zu. aber man verneint den .Schuldigen", d. h. die Schuld, die in der Tat liegen und de Verbrecher dem Gesetzt auZliesern soll. So oft die Wertung menschlicher Persönlichkeit so stark Ist, daß sie die gegenständlich er saßt. Tat als Schuld auslöscht, werden Frauen vermutlich die willigsten Helfer der Geschworenen sein. Aber oft kann und soll das nicht der Fall sein nur wenn in der unerschöpflichen Fülle und Kreuzung der Lebensmotive ganz aus nahmsmeise zu einer Tat. die da Ge setz zur Untat stempelt, unverkennbar ,edlere Beweggründe den Aufschlag ge geben haben. Für solche Ausnahmcsälle sind die Framn. die .den Mann und nicht die Tat" richten, freilich die ge gelelreil Geschworenen. Aber. daS ganze Rechtsgebäudc wäre erschüttert, wenn diese Ausnahme zur Regel würde. Und darum sollte der - Versuch, den man plant, mit der größten Vorsicht gemacht werden.. Dit Frauen sollten nicht in die Lage kommen, al Mehrheit auf der Geschworenenbank über Tat und Schuld zu entscheiden. Sie sollten nur al ob abgrenzte , Minderheit wirken, mit dem sonderen Berufe, im gcgebenen Aus nahmefalle den ganzen Menschen gegen die Einzeltat und da Gefühl aeaen die jiarre Saduna auZiusvielen. eipziger Weße. licher Nahrung und Atzung dienen mag. Wohlgemerkt. I Mustern, nicht um unmittelbaren Einkauf und Verbrauch, wird da alle dorgesührt. ur Typen werde ausgestellt, die al Unterlage für Bestellungen und - Geschäftsabschlüsse dienen, deren Ausführung späterer Zeit vorbehalten bleibt.' Der Handel ist's, der hier mit den Fabrrkamet zusammen kommt. Die alte Warenmesse. die zu unmittelbarer Deckung des Bedarf diente, ist seit Jahrzehnten durch die Mustermesse ersetzt. Nirgendwo aber findet man eine Gelegenheit, um In en ger, räumlicher und zeitliche, Zusam mendrängung sich ein Bild von der unendlich Lielgeflaltigkeit neuzeit licher Industrie zu machen In ähnlich packender Vollständigkeit wie auf der Leipziger Messe. ' Gewiß überwiegt darin die deutsche Industrie, die aul allen Zeilen de Reich zahlreich vertreten ist. Ter Krieg wirkt noch nach und hält da Ausland, das früher feindlich war. zurück, indes Ist auch tl unter den Ausstellern vertreten, we.nn ' auch nur vereinzelt. Italien, Belgien, Frankreich und Eng land haben verschiedene Vertreter ent sandt. In größerer Zahl sind sie aus der Tschicho'Slomakci, au Deutsch Oesterreich, wie auch, au dem Neutra lcn Auslande, der Schweiz,. Holland und den skandinavischen Ländern er schienen. Unter den Einkäufern dagegen sind alle Länder, auch die feindliche N. mit Einschluß der Vereinigten Staaten, vertreten, denn allzulange hat die Friedensarbc.it geruht, und überall herrscht deshalb ge waltiger Warenhunger.' der nach Be riedigung verlangt. Preise spielen kaum noch eine Rolle. In dem Zusammenströmen von Ver treiern aller Länder aber wird die internationale Bedeutung der Leipziger Messe ofsen bar; alte geschäftliche Beziehungen knüpft sie wieder an und fügt neue hin zu. Und mehr noch als in der Ver gangenheit soll für die Folge die In ternationale Stellung der Messe betont werden. In verstärktem, Maße will sie ihre Pforten auch dem Auslande öff nen. Die deutsche Hcrtigindustrie, die auf ihr vertreten ist, glaubt eben auch erhöhten ausländischen Wettbewerb be .stehen zu können. International also will sie sein, aber zugleich ist und bleibt sie durchaus national, denn in hohem Maße dient sie nach wie vor dem Reich und unserer ganzen Wirtschaft. Die muß für die Folge noch weit sparsamer arbeiten als bisher, allen unnützen Aufwand an Arbeit. Zeit und Geld, vermeiden, dazu aber hilft ihr die Leip ziger Messe, die dem Fabrikanten, der sie besucht, die Entsendung von Rei senden, von Reklamebriesen, Katalogen und von ähnlichem erspart und ihn mit seiner Kundschaft in unmittelbare Füh lung bringt. Und die Kundschaft wie, derum hat nicht minder großen Vor teil, hat sie doch Gelegenheit, sich in Leipzig von der Leistung der Industrie ihres Geschäftszweige bis in alle Ein zelheiten ein Bild In einer Vollständig keit zu machen, wie sie e anderwärts nie erlangen kann. So kann sie Ver gleiche ziehen und die günstigste Gele gknheit zum Einkauf mahrnehmen. Di! Nebeneinanderstellen - der Lei stungen der Industriellen wirkt aber zugleich auch vreisausgleichend. So Paßt die Messe in ihrer Tätigkeit und ihrer Wirkung den Börsenverkehr dem Warenhandel an. DaS bedeutet Ar beitsersparniS, die gerade jetzt besonde rer Betonung bedarf. Fürs Reich und die deutsche Wirtschaft bedeutet aber die Arbeit von Leipzig im Augenblick noch weit mchr'al sonst. Sie bahnt wirk sam den Außenhandel an, der bitter not ist. Das Ausland ist da, kauft und zahlt sozusagen jeden geforderten Preis. Unserer Währung, die arg am Boden liegt, muß das zustatten kommen. Wie groß dit Abschlüsse allerdings sind, die in Leipzig zustande kommen, weiß kei ner uns genau zu sagen. Händler und Fabrikanten kaufen eben aus Monate hinaus, geben ihre Abschlüsse nicht be kannt. Diese Preise stehen bis in alle Einzelheiten vielleicht noch nicht fest, sind für spätere' Lieferungen noch an besondere Klauseln gebunden. Immer hin darf man annehmen, daß Milliar den in - Frage kommen. Nicht für Ausland allein, selbstverständlich. Etwa die Hälfte von allem fällt aufs In land. Die vorige Herbstmesse gestattete tinen kleinen Einblick In diese Dinge; Damals waren für Warenlieferungen an Ausland im Werte von 212 Mil lionen Mark Ausfuhrbewilligungen ab zustempeln und nachzusuchen. Waren lieferungen, die alle in Leipzig verein bort worden waren. Aber die Haupt ausstellungSgegenstände , der Leipziger Messe wik Keramik ' und GlaSwaren, die 'gleichfalls in großen Mengen InS Ausland gingen, bedurften keiner AuS suhrbkmilligung, waren als in jener Summe nicht enthalten und haben mit andern Dingen zusammen gewiß eben fall Hunderte von Millionen au dem Auslande hereingebracht. Dringend nö tig ist also, daß zur Aufbesserung un serer 'Zahlungsbilanz, zur Aufrechterhal tung . unserer ganzen Wirtschaft die Leipziger Messe nach Kräften gefördert wird. Die bedarf dabei inde besonderer Hilfe kaum, sofern ihr nur wie auch dem Handel Freiheit der Bewegung, Befreiung von aller Zwangswirtschaft gegeben wird. Die Hoffnung darauf ist jüngst lebendiger geworden, denn manche Stücke der Zwangswirtschaft sind bereit gefallen und andere werden jljnen in die wirtschaftliche Rumpelkam Mer folgen. DaS wirkt vielleicht auch auf, die Stimmung ein, die diesmal-in Leipzig lebendig ist und al Zuversicht lich bezeichnet werden darf. Der nbe teiligte Zuschauer sieht dabei, daß in der Tat in Leipzig in jüngster Zeit fleißig gearbeitet worden ist, und leise will sich bei ihm die Hoffnung regen, daß nun auch vielleicht di allgemein Aröeiikunlust des deutschen Volkes, die un noch immer niederhält, zu schmin den. beginnen könne. Daß da gkMtzt, tst dringend nötig, en wir Wirt schaftlich wieder vorwärt kommen wol len und wenn auch di Arbeit, die von der Leipziger Messt fürs ganz Reich geleistet wird, un wirtlich nutze soll. Noch hemmen Kohlenmangel 'ind Lerkhrschlerigkelten unsere Industrie und erschweren ihr di Auksührung der Aufträgt, di ihr von Leipzig au In großen Masse zugehen. Die Ursachen ihrer Not sind allgemein bekannt. Wird die Arbtiterschast im Reich ein Einse hen haben und erkennen, wie groß ihre Verantwortung ist. wenn sie in der bis herige Zurückhaltung bebarrt? In Leipzig allerding sorgt man darum, im Augenblick, anscheinend nicht; sind die Geschäft vorüber, so füllen sich reichlich die Gast nd Kas sce'Häuser. die Licht und Singspiel hallen, kein Stuhl bleibt unbesetzt. Man tarnt, man fwatjt. matt wchi. man trinkt man tieW; ftim ftift mir. In t wa teuer gUUI Unbekümmert um die Not der Zeit genießt man den Augenblick vnd feiert seine Feste. Männkin und Weiblein finden sich zu gleichem Tun zusammen. Fast scheint's, al wollten sie in dem Lärm den Sinn betäuben, um nicht weiter nachdenken zu müssen über der Gegenwart Leid und über alles, was uns noch droht. Uever den ganzen Trubel stieg ich Im Flugzeug hoch hinaus und sah nun von oben die riesigen MeßpalLfle wie winzige Gebilde der Spielzeugschachtcl tief unter meinen Füßen. Die Mensch lein entschwanden ganz dem Gesicht. Weithin aber, in den blauen Aether hinein, zog ruhig und sicher das Flug zeug seine Bahn, als wollte es dem Handel gleich in alle Fänder schweifen und neue Bande knüpf!. Längst fährt ja auch Merkur, der einst sich Flügel an die Füße band, im Doppeldecker durch die Lüste und hat sein leichtes Fahr ztug Platz, so sitzt Ihm wohl Frau Ve niiL zur Seite, die überall, auch in Leipzig, Geschaste hat. Zukunft der fürst- ttchen Schlösser. Ueber die Zukunft der fürstlichen Schlösser beriet der Tag für Denkmals pslcge". Alle Vorschläge, diese Baut?n praktischen Zwecken, als Krankenhäuser oder dergleichen, dienstbar zu machen, ha ben sich als unausführbar erwiesen. Die Kosten würden ungeheuer sein, ohne daß den Zwecken gut gedient wäre. Einzelne Teile sind für Bureaszwecke brauchbar und'auch schon zur Verfügung gestellt worden. Im ganzen wird eine. Erhal tung und museale Verwertung, wie sie der Kunstfreund fordern muß, daS auch praktisch Beste sein. Eine Zersplitterung des Besitzes würde falsch sein, wenn auch in Einzelfällen Zuweisungen wichtiger Werke an die Museen nicht ausgeschlos sen werden sollten. Der Tag faßte nach den Referaten folgende instimmige Entschließung: ' 1. daß bei der Auseinandersetzung zwischen den fürstlichen Häusern und den Staaten die bislang im Besitz der Für sten befindlichen Baudenkmäler, vor al lem die Schlösser und sonstigen fürst lichen Wohnsitze, mit ihren Gartenan lagen, sowie der darin befindlichen künst lerisch bedeutungsvollen Ausstattung, als Zeugnisse deutscher Kunst, und Kul turentwickelung dauernd erhalten blei ben, um den Kunst und Naturstnn. deS Volkes .zu starken und die Volksbildung nach allen Richtungen zu fördern; ' 2. daß nach Maßgabe vorstehender Grundsätze die Denkmäler, die dem Staate aus fürstlichem Besitz zufallen, nicht verwandt werden dürfen zu einem Zweck, der ihre künstlerische und geschicht liche Bedeutung beeinträchtigt oder ihre Erhaltung gefährdet; 2. daß bei der Auseinandersetzung zwischen fürstlichem und staatlichem Besitz dahin gewirkt werde, daß auch die im Besitz der fürstlichen Familien ver bleibenden hervorragenden Kunstdenkmä ler nach Möglichkeit, entsprechend ihrer geschichtlichen und künstlerischen Eigen art, erhalten bleiben; 4. daß, da nunmehr der staatliche Besitz an Bau und Kunstdenkmälern einen überaus wertvollen Zuwachs er halten wird, der alten Forderung der Vertreter der Denkmalpflege Rechnung getragen werden soll, wonach auch dieser Besitz der Zuständigkeit der berufenen Organe der Denkmalpflege zu unterwer sen ist. . . Daö Radium und neuerdings da Polonium in ihren rninimen Quanti täten und außerordentNchen Wirkungen sind wieder ein Beleg dafür, wie wenig unsere Sinnesorgane geeignet sind, hinter den Zusammenhang der Dinge und die sog. Stoffbildung zu kommen. Denn nach Ermittlung der sog. Ele mente tauchen sofort weitere Fragen nach ihrer Herkunft und etwaigen Zusam mensetzung aus, tmdj 5 mimirum, weil der Raum auch nach unten d. h. im kleinste unendlich ist und diese Un endlosigkeit (unendliche Teilbarkeit eine trenszendental Notwendigkeit ist, be ruhend uf dem damit verwachsenen Ge Hirn des Forschers. Vor der Erfindung der Mikro skope und Teleskope, des künstlichen Ge sichtZ, befand sich die Natursorschung in einem ähnlich parÄdiesischen Zustande der Unschuld wie Adam und Eva. be vor sie vom Baume der Erkenntnis ge kostet hatten. Wurden diese biblischen Stammeltern urplotlich aufgescheucht und nus der Selbstzufriedenheit dertrie ben, so kam alle? ins Wanken, als eS zum ersten Male aufdämmerte, daß der Vereich der natürlichen Sinne ein un endlich beschränkter sei, und wa! dar über und darunter, unendlich viel mehr in sich befasse. Begreiflich. . . Na. da muß ich schon sägen, so kleine und fs teuer Portionen, wie hier, sind mir mein Lebetag noch nicht borge setzt worden! ... Wie kommt da nur?" .Unter un gesagt . . . unser Chef ist ein derkr,- .'-'- Die Kämpfe in Höchchlesien. , i . ' . D$x polnische, versuch der Eroberung. . von Dr. Vods Cangenstraksn. (.!, Reu Frei, Prellt'.) ' ' Breilau. 23, August. Wer mit den Verhältnissen vertraut ist. wtiß, daß den Polen nicht schmerz licher ist. al daß sie Oberschlesien nicht gleich' zu Beginn der deutsche Umwäl zung, genau s wie die Provinz Posen, in ihre Hände haben spielen können. Mitte November deS vorigen Jahre, al noch kein Deutscher auch nur im entferntesten an die schweren Einbußen, die der Ostmark drohten, denken konnte, ent wickelte mir gegenüber ein wohlinsor mierter. einflußreicher polnischer Führer in Posen, in dessen Hause ich verkehrte, in liebenswürdigster Form di weitge steckten Ziele des Großpolentums, die damal alS so phantastisch erschienen, daß sie ernsthaft nicht geglaubt werden konnten. Er erzählte auch, selbstver ständlich mit aller Vorsicht, von der Organisation, die man geschaffen hatte, und der Gang der Ereignisse hat seine Worte vollauf bestätigt. Er hatte nichts übertrieben, und wenn eS in Westpreu ßen und Oberschlesien nicht ebenso vor züglich wie in Posen klappte, so lag eS nicht-an der mangelnden Vorsorge von polnischer Seite, .sondern daran, daß der polnische Teil der Bevölkerung die ser Gebiete prozentual, nicht so zahlreich und lange nicht in demselben Maße na tionalpolnisch gesinnt ist, wie eS dort der Fall ist, und demzufolge die Ueber rumpelung und Einschitchterung des deutschen Teiles nicht auf den ersten Anhieb Erfolg haben konnte. Einen gewaltigen Strich durch die polnische Rechnung machte die Friedenskonferenz in Versailles, die für Oberschlesien. dem einmütigen Willen der dortigen Bevöl kerung Rechnung tragend, . die Volks entscheidung beschloß. , Doch die polnischen Führer gaben ihr Spiel nicht verloren, im geheimen arbeiteten sie unentwegt weiter, um auch für Oberschlesien durch einen kühnen Handstreich vollendete Tatsachen zu schassen, ioch ehe eö zur Volksabstim mung kam, an deren in ihrem Sinne günstigen Allsgang sie nack? allem, was sie sahen und hörten, ernstlich zweifeln mußten. Als Vorspann dienten ihnen die unabhängigen Sozialdemokraten und die Spartakisten, die bei der allge meinen, aus den erschwerten Lebens Verhältnissen resultirenden Unzufrieden heit einen beträchtlichen Anhang unter der oberschesischen Bergarbeiterbevölke rung gewinnen konnten, da die Mehr heitssozialdemokraten hier nicht eine so weitverbreitete und festgefügte Organ! sation besaßen, wie in den übrigen Tei len deS Deutschen Reiches. Die natio nalen und wirtschaftlichen Nöte hatten die oberschlesische Bevölkerung geeint, politische . Gegensätzlichkeit mußte her .halten, um den Boden sllr einen Putsch günstig zu bereiten. , . . , . . . Rein spartakistisch-politische Förde rungen waren es denn auch, die An fangs August zu der großen .Streikbe wegung der Bergarbeiter im oberschle fischen Jndustriebezirk führten. Die Saat war reif. An einem Sonntag abend liefen auf'den Breslauer Redak lionen die ersten Depeschen ein. die von Uebersällen polnischer Banden xr 2i chau, Paprotzen, Nikolai und anderen Orten berichteten, sämtlich im südöstli chen Plesser Grenzkreise gelegen. In Pleß selbst mißlang der Versuch, wäh und in Paprotzen eine ganze Batterie deZ Grenzschutzes, die weit verstreut in Vürgerquartieren untergebracht war. überrumpelt und entwaffnet wurde. In Tichau bemächtigte man sich des Bahn Hofes und der Post anstatt.' Schon der erste, am selben Abend vorliegende Bericht des Grenzschutzab fchnittes Kattowitz stellte fest, daß die polnischen Organisationen Oberschle sims, nicht gewillt, die Entschei dung abzuwarten, für die Rächt einen allgemeinen Aufstand in ganz Oberschlesien geplant hatten, mkt der Absicht die Gewalt an sich zu reißen. Haller-Truppeu sollten nach Turchfüh rung dieses Planes einrücken und die neuen Machthaber unterstützen, und am folgenden Morgen war denn auch be rekts die Lage im ganzen Jndustriege biet, sechs Kreise umfassend, in ein sehr ernstes Stadium getreten Organisier ten Angriffen polnischer Banden war es geglückt, sich einer , großen Zah7 von Ortschaften in den Grenzgebieten von Beuthen und Kattowitz zu bemächtigen, durch die besonders auch die Stadt Kat towitz aufS schwerste bedroht war. In FriedenZhlltte wurden die Geleise der Straßenbahn aufgerissen, so daß der Verkehr gesperrt war. . In Tarnowitz machte man sogar einen Sturm aus die Kaserne der ehemaligen Jäger zu Pserde, der indessen blutig abgewiesen wurde. Deutsche und fremde Gewehre und Maschinengewehre nebst reichlicher Munition besaßen die Insurgenten in großer Zahl, so daß eö auf beiden Sei ten eine Menge Toter und Verwundeter gab. . Um der drohenden Gefahr zu steuern, räumte der Reichsmehrminister dem Reichs und' Staatskommissär für Schlesien und Westposen, Hörsing, sowie dem kommandierenden Genera! in Bres lau die weitestgehenden VollmachtenuN. Ausreichende Truppen wurden bereitge stellt, man verhängte den verschärften Belagerungszustand, demzufolge jeder, der mit der Waffe in der Hand betrof fen wird, ohne Gerichtsverfahren er schössen werden sollte, hob das Streik recht auf und vrdnete die Wiederauf nähme der Arbeit an. Nur allmählich konnte man die der loren gegangenen Ortschaften wieder zurückerobern, und wenn auch die größte Gefahr für ie Städte bald beseitigt war. so dauerte e doch mehrere Tage und eS bedürfte zu diesem Behufe reich licher Verstärkung der Grenzschutztrup pen. bis das Militär Herr der Lage auch außerhalb der Städte war. Die Stadt Myslowitz befand sich tagelang in einer äußerst bedrängten Lage, Von der Verbindung mit Kattowitz durch di dazwischenliegenden besetzten Orte voll kommen abgeschnitten, mußte die ich allzu zahlreiche Besatzung sich der hart näckigen Angreifer tapfer erwehren. Ti Munition ging zu Ende und die Ver pflegung wurde knapp und es war di höchste Zeit, als die Erlöfuig nahte In den Orten Lipine, Bobrek und Or zegom wurde von den Polen offiziel Besitz von Oberschlesien ergriffen und das durch Maueranschläge bekanntgege ben. In die Hände der polnischen Banden fallende Miliiärpersone wur . den ermordet. So wurden im Kreis Pleß .an einer einzigen Stelle 13 scheuß. lich zugerichtete Leichen deutscher Sol. baten e'ner iibersallenen Feldwache ge funden, und auch gegen die Zivilbevöl jerung ließ man sich Grausamkeiten der verschiedensten Art zuschulden kommen. Plünderungen waren an der Tagesord nung. , Ja Myslowitz allein büßten 25 Zivilpersonen durch die polnisch spar takistischea Schießereien ihr Leben ein. Zivilgesangene. insbesondere Eisenbah ner. wurden über die polnische Grenze abgeschoben, woher die Banden immer ivieder neue Verstärkungen heranzogen. Soweit bisher festgestellt worden ist, sind aus dem Kattowitz Bezirk gegen 200 Einwohner von den Aufständischen nach Kongreßpolen verschleppt worden, Grubcnbeamte. Gemeindebeamte, Poli zeiorgane, Lehrer, Kaufleute u. 's. w. Zwecks sofortiger Auslieferung der deut schen Bürger sind sofort Verhandlungen mit den polnischen Behörden eingeleitet worden, die hoffentlich bald zu einem befriedigenden Ergebnis führen werden. -In einzelnen Orten übten die Jnsur genten die vollziehende Gewalt auS und beriefen alle männlichen Personen zwi. schen 20 und 4 Jahren zu den Was sen. 'Man gebardete sich genau so, wie man es in Polen getan hatte, dort aber mit einem wesentlich günstigeren Erfolg. Besonders heftig gekämpft wurde um' die Orte Laurahütte, Lipine, Rosdzien Schoppinitz rnd Birkenthal, wo Jnfan terie. Artillerie, Maschinengewchrabte! lungen, Minenwerser, Panzerzüge u. f. w. "in Tätigkeit treten mußten und mancher Gebäudeschaden angerichtet wurde, wenngleich man mit größter Rücksichtnahme gegen die unschuldige Bevölkerung vorging. 'Die einziehenden Truppen wurden von den ordnungslie benden Leuten der befreiten Ortschaften freudig empfangend Die Haupträdels fllhrer flüchteten über die Grenze. Wenn der Reichskanzfer in feiner Rede in der Nationalversammlung mit Freuden feststellen zu dürfen glaubte, daß die polnische Regierung diesen Dingen fern steht und daß polnische Truppen sich nicht beteiligt haben, so muß demgegen über festgestellt werden, daß die polni sche Regierung auch nichts tat, um den ' Marsch polnischer Banden , über die Grenze und den Waffenschmugzel zu hindern, und daß einzelne Angehörige der polnischen Truppen sich zum winde sten eigenmächtig an demvAusruhr be tciligtcn. Bei dem Kampfe um MysloA. witz wurdcn reguläre Truppen eines polnischen Regiments festgestellt, ebenso polnische UZassen und Maschinengewehre gesunden. Die Aushebung der einzelnen Jnsur gentennester und die Säuberung des ge samten Geländes nahm sehr viel Zeit in -Anspruch. Hausdurchsuchungen förderten fremdländisch! Waffen der verschieden sten Art zutage, was aus einen ganz kolossalen Waffenschmuggel im Grenz gebiet schließen läßt. ' ' Im Lause der nächsten Tage könn ten die Truppenbewegungen des Jndu sirieoebietes im allgemeinen als abgc schlössen betrachtet werden', neue Banden wurden nicht mehr angetroffen. Das Ge neralkommando des 6. Armeekomman dos gab bekannt, daß deutsche Truppen wiedsx überall längs der schlesisch-pol Nischen Grenze stehen, und den Rücktritt der Banden, die sich in großen Mengen aus kongreßpolnisches Gebiet, geflüchtet haben, verhindern. Damit dürfte das Frohlocken deS Dzicnnik Berlinski" in seiner Nummer vom 21. August. daS bezeichnend genug ist, seine Erledigung gefunden haben. Er schrieb unter an derm: DaS oberschlesische Volk sührt als erstes eine Reform des Vcrsailler Friedensvertraa.es herbei. Die Sache ist aktuell geworden, die polnische Nach giebigkeit und der Irrtum der Koalition unseren Angelegenheiten gegenüber rä chcn sich fürchterlich. Die Sache muß dringend und entschieden gelöst werden. Die deutsche Grenzlinie ist für Deutsch land verloren. Die Volksäbstimmung in dieser Gcgcnd ist bereit erledigt." Der großangelegte Putsch der Polen kann im. Gegenteil alS vollständig miß glückt bezeichnet werden. Mit der wie verkehrenden Ruhe nimmt auch die Ar.. beitsaufnahme wieder zu. Ein Teil der Streikenden hatte ja so wie so nur unter dem Terror der Spartakisten die Arbeit niederlegen müssen, und die Hüttenar deiter und Arbeiter sonstiger Zndustriel ler Betriebe waren nur auS Mangel an Kohle.' beziehungsweise elektrischem Lichte, zum Feiern gezwungen' wor den. Die Frühschichten am Freitag wa ren zum ' Teil schon mit 73 Prozent unterlag und 100 Prozent LbertagZ angefahren. ' Kein Phe:se deS öffentlichen Le bens gibt einen schärferen Prüfstein der Fähigkeiten eines Mannes ab, all sei;;e Tätigkeit im Hause der Landcsvertre tung; da gilt kein sicher erworbener Ruhm, keine Rekommandation von LS warts. da wird keine Rücksicht genommen aus etwaig Fehler und Schwächen eines Anfänger. Unnachsichtlich ist die Er wägung und da Urteil, und wer dirt im Kampfe unterliegt, der ist gerichtet. . Ti griechischen und römischen Ge schichtschreiber babe du Geschichte groß artig behandelt alS ein Mittel, dt" Ge danke zu verewige und durch da Großartige die Nation aufzufrikche un zu groben Taten sporne ' .