Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, October 13, 1919, Image 3

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Das Heivatsjahr.
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Noman doa Fedor nun Zvbcltiiz.
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v " . rt. Rrtiniift i
j Dicht Vor bcm fjctu lärmte und
f zwitscherte ein Spa'i'.'nschwarm.' DoS
graue Völkchen befand sich sichtlich
u in ?lusreglia. Frccse pslegte ge-
V ? Wölmlick fptrt D?nrrtnttfu-nf mit hnn
Wohnlich sein Morgenbrot mit. den
Ptepsensm Hcrrschastcn zu teilen;
i heut hatte er es vergessen. Der
sliilif Wirt ist k.i , .. t.,rr
t lUUt 11)111 JUlUll. UUU
l rntu werden? Bisher hatte ihn
der Privatunterricht an faule oder
i zurückgebliebene Jungen wenigstens
V einigermaßen vor t:m Mangel ge
1 schütt. Aber das Geld für die letz-
k tcn Annoncen war umsonst ausgege
ben worden; es hatte sich niemand
i? gemeldet.
r toiwc 1"chtc scli'.e Bücher hervor;
! ' tt wollte arbeiten. 'Doch die sor
; enden Gedanken waren starker als
seine Arbeitskraft. Die griechischen
Buckistab?n heaannm vor seinen 9sii.
I gni gil lanzen, imi in eigen zu
schlingen lind dann im tollen Can
.ran über die Seite an springen,
' herauf und hinab, querüber und wie
der zurück. Nein eS'war un
möglich; mit ruheloser Seele laßt
sich nicht studieren!- .
f , Tl 4,,1, STUrtttll WiTrtitfcnW
vi, j.iimu w"! iiitiHvilit vu-f
Buch nraerlick vom Tiicke. Wer
k dämmte Bücher verdammte Ge
,lehrsamkeitl Warum war er nicht
Tischler geworden, Maurer, Dach
Kecker, Schuster?! Die Leute brauch
! . tcn wenigstens nicht zu verhungern
'. und bei Gott, ihm drohte der
l r- .junger i yiQiuniaj wenn leine
j, ' letzton paar Mark aufgezehrt waren,
dann kam der Sunaer' an die Nei
l Flut .' 5fnMYnw rnnt k,,K Vnil'a (nt
! -v (fU-uHLii im vt;ni, mit b ui,
i sagte sich Frccse; ein grimmiger
Humor überschlich ihn. Ich giern
l. - ...... m r jr. i . ..jr. f r.
1 v... MtvMf -.... tuvi.jnit"ll;j w V
4' ne Nahrung leben. Succi hat es
Z bewiesen. SchlicszNch werde ich Hun
Z gerkünstlcr wie der Italiener, statt
Gymnasiallehrer. Succi mag sich
fo wie so besser stehen . Er
j streckte sich der Länge nach auf dem
'' Sofa . aus und zog den Schlafrock
i über die Beine. Das war die Stcl
lung, in der er zu überlegen pflegte.
Zum Teufel war das denn nicht
s alleS, Unsinn?! Am Ausgang des
;? neunzchnteii Jahrhunderts derlzun
gert man nicht mehr. Man mußte
ihm helfen. Aber wer?! Frau
. ni iii'r ' n'nim mriri m im 'n i nTin nn
Moyring hatte sich dazu erboten.
Nein lieber schon hungern, als
zum Almosenempföngcr hcrabzusin
ken! Gab es dcrnt nichts mehr zum
Versetzen?! Ja ein Wertobjekt,
daS schon langst' aus die Pfandleihe
wartete, besag er :och: seine filber
ne Taschenuhr. (fr hatte sie zur
i Konfirination bekommen; der Vater
4 niochte längs genug gespart und ge
. darbt haben, ehe er sie hatte bezahlen
können. Dieser unglückselige, liebe,
) gute, närrische Vater! Er war Kan
I tot in Nieder-Tiltersdorf ' gewesen,
. einem Torfe im Kreise Belzig. Ein
Original: ungeheuer lang, erschrek
!, keno mager, immer mit groger blau
er Brille, die seinem spitzen Vogel
v gesüht das Aussehen eines Uhus gab.
j.i liebendes Baierherz wollte den
Nigen Sohn aus der tristen Ein
ßmigkeit des Torslebens, in dem er
Der ausgewachsen, herausheben;
1 Franz sollte . dermaleinst mehr
Zeichen als er.. Und da der Jun
fleiszig war und ihm djie Verstor
e Mutter zu den: noch ein kleines
pita! hinterlassen hatte, so schien
auch alles Von ftlbit machen zu
Mn. Aber das Kapital war ae
pj, und um es z,; vergröbern, kam
y Alte auf Anraten eines Besann
des dicken NeumüllerS vom
zsserhof.auf die unglückliche Idee,
Vpclulationspaplcre zu. kaufen.
Verlor daS Geld seines SohneS.
eines Morgens fand man , ihn
- im Bette. Die GewiffeUZbisse
?firn fn in f(n"l Hipftsi nohrnrhl
I' v""
5n diesem Augenblick, da Freese
lebhaft an den Vater dachte, sah
f ihn förmlich leibhaftig vor sich.
: dem graubrauiikn, eingetrockne
h, eigentümlich gestalteten Gesicht
iägte sich immer ein Zug leidens
ller Entsagung ans, der sich !n
'.'eil tiefen Linien zwichen der
P'pQcn Nase und dem Munde mar
Und wenn . der Alte die
1011 Brille abnahm, sah er auS
'e die lebendig gewordene Verlor
'kerung des Lehrerelends. Man
s'MÜe sich fürchten vor diesem, ha
,len Greise, der sich niemals ...
jinem langen Leben satt gegessen
'i, haben schien. Um seinen Jungen
.ine gute Erziehung zu teil werden
ssen zu können, hatte er sich die
iutter auf dem Brote versagt und
iiim Mittagessen dünnes Kaffee ge
'runken. Die Hoffnung. Franz ein
hl als D. phiL und wohlbe
pllten Oberlehrer an seine Brust
fliehen zu dürfen, hatte ihm die
Msagung leicht werden lassen. Und
Am hatte der c'oloch Spetulation
'ut einem Schlage alle seine Hofs
i. ungen zertrümmert; der Alte starb,
' .'eil er an die Grenze seiner Ent
Agu?igSkraft gelang! war ...
Höher und höher klomm die Son'
Ei wurde stickig heisj in der
seinen Mansarde. Franz war un
' utiz auf dem Sofa!!cg.tN geblieben.
" - ,
ES War, alS sei seine Arbeitsamkeit
ganz plötzlich lahmgelegt worden.
Die Sorgen hatten ihn in den letz
ten Nächten schlecht schlafen lassen;
nun plötzlich überkam ihn im Heiken
Sonnenschein und in der dumpsen
Lust dcö StübchcnL eine unwidrr
stehliche Müdigkeit. Er schloss die
Augen und schlummerte ein. AIS
er wieder erwachte, verspürte er ei
ncn grimmigen Hunger. Er sah
auf die Uhr; eS ging auf Eins.
Seufzend erhob er sich, setzte sich aber
sofort wieder, ganz beherrscht von
seiner Uncntschlossenheit, auf daS
Sofa zurück. .
Mich hungert," sagte er zu sich
selbst. Wenn ich nun tapfer wäre,
würde ich dies ekelhafte Gefühl zu
bekämpfen versuchen. Ich könnte
eine Probe machen, wie weit meine
Kourage reicht. Ich könnte wenig
stcns einmal einen Tag lang hun
gern. Aber " t
Er sprang wieder auf. WaS
Teufel dazu hatt? er immer noch
Zeit, wenn erst der letzte Groschen
vertan war! Vielleicht kam ihm beim
Glase Bier ein rettender Gedanke!
Er wollte, auch noch einmal auf der
Expedition dcö Tageblattes nach fra
gen, ob nicht doch noch cm Brief
für ihn eingetroffen fei . . . Mit sie
briger Hast warf er den alten, ver
schlisscncn Schlafrock ab, hing ihn
in den Schrank und schlüpfte in sei
nen schwarzen Rock, das wertvollste
Stück seiner Garderobe, das er zu
tragen hasste, bis die Staatsprüfung
den vorschrifismähigen Frack . von
ihm verlangen würde. .
Als er über den Korridor schritt,
sah er die Tür zu der gegcnüberlie
gcnden Küche halb offen stehen. Dort
stand die Möhring, plättete ' ihre
Hcmdkragen und dachte dabei an den
Undank der Welt.
Ich gehe zum Mittagessen. Frau
Möhring," rief Frccse in die J7iichc
hinein, bin aber aeaen Drei wieder
zurück, falls jemand nach mir fragen
sollte l"
Es wird ia woll keiner " erwiderte
die Möhring, "und ihre Plätteis,
klapperten heftig.
Die Tür fiel u. ftrain stiert
die Treppe hinab, deren Ticlung sich
geworscn hatte und von der längt
der lebte Nest der Anstrichfarbe, ae
wichen war. Eins ewige leichte
Staubschickt rieselte durck dielen tie
fen, durch fchmallängliche Fenster er
leuchteten Trcdvenschacht. . , Das
HauS. in bcm der Kandidat wohnte.
zaölte an icckma Parteien, nur ar
me Leute, die ihrerseits dies oder
icncS Zimmer wieder an Aftermieter
vergaben oder als Schlafstelle" aus
nutzten, so das; Las ganze Gebäude
mit seinen Oucrflügeln . und dem
Hinterbau von fast zweihundert
Menschen bewohnt wurde. Es glich
einem kollossalcn Ameisenhaufen, zu
mal am frühen Moraen. wenn die
meisten der Insassen an ihre Arbeit
gingen, oder in den Abendfiundcn,
wenn sie nach vollbrachtem Tage
werk wieder heimkehrten.' Und im
mcr war der Hof von einem lär
mcndcn Kindcrschwarm erfüllt, der
hinter jem Müllkasten Verstecken
spielte und das zum AuSNopfcu dcr
Tcppiche errichtete Gerüst sür feine
Turnkunstslückchcn. benutzte.
Franz bog in eine Eeitenstrakc
ein, in welcher die kleine Gastwirt
schaft lag, in der er gewöhnlich zu
speisen Pslegte. Es war dies ein
sehr sauber und freundlich gehaltenes
Kcllerlokal. ' Der Fuszbodcn war
mit weißem Sande bestreut; auf je
dem Tische lag statt des Tafeltuchs
eine schwarzweib gemutcrte Wachs
tuchdecke und auf den Tellern sah
man Papierservietten mit einem
Stillcben in einer Ecks und der
Umschrift Wilhelm Gruhle. Mit
tagStisch a 50 Pfennig. Elsasscr
Straße 102." Herr Gruhle selbst
stand in respektgebietender Breite
und Rundung hinter dem niedrigen
Büffett mit seinen zahllosen Glas
glocken, die belegt? Butterbrote. Wie
ner Würstchen, Rollmöpse, Heringe
und dergleichen mehr bedeckten
Frccs schaute s!ch beim Eintritt
um. ob er noch cincn leeren Tisch
finden könne; er war in seiner jct
zigen bedrängten Lage ziemlich ge
'cllschastösche geworden. DaS Lo
fal war aber fast bis auf den letzten
Platz gefüllt und durchaus nicht mit
schlechter Gesellschaft.' Ten Haupt
teil der Besucher stellte, wie eS schien,
die kleinere KaufmannSwelt; die
meisten der Anwesenden waren wohl
KommiS aus den benachbarten Ge
schästen; auch einige arme Studen
tat, die der billige Mittagstisch" an
lockte, mochten darunter fein.
Da Franz keinen gänzlich freien
Tisch fand, so nahm er unweit des
Büsetts an dem am wenigsten be
fetzten Platz. Nur ein einziger Gast
hatte sich dort niedergelassen, ein
junger Mensch, dessen wcltfrcudiges
Gesicht Freese schonöfters bei Vater
Gruhle gesehen zu haben vermeinte.
Es war in der Tat ein ziemlich aus fäl
liges Gesicht für unser pessimistisches
Zcitalter: rnd m:d rosig, mit einer
vergnüglich ausgestülpten, wahrhas
ten Ncaennase. ' ohne erttnubareZ
Nasenbein, über die' ein paar eigen,
tümlich ernste Augen unendlich ver
wundert über solche unpassende Nach
barlckiait in die Welt schauten. Der
seinlippige. durch keinen Bart ver
deckte Mund schien den Augen recht
u neben.' während 5aS'Ninn. rund
wie eine Avfelfi? Und mit neckischen
Grübchen, sich mehr zu er Nase
hielt. So kain es, dab' jeder, der
den jungen Mann mit dem unlo
kischcn Gesicht sah, zuerst freundlich
schmunzelte und dann fast erschreckt
zurücksuhr, wenn er den tiefernsten
Blick aufgefangen hatte. Gewi ser
maßen -als Ausgleich hatte der Be
sitzer dieses widerspruchsvollen Ant
litzcs eS sich angewohnt, möglichst
freundlichst mit feinen elegischen Au
gm zu. zwinkern und babci den
Zcigesinger wie dozierend und gleich
sam die Nase verlängernd an diese
zu legen ...
Sie erlauben," sagte Freese und
rückte am nächsten Stuhle, um sich
dem Fremden gegenüber niederzii
lassen.
Bitte sehr." erwiderte dieser M
lich und machte eine Bewegung, alZ
wolle er einen Vortraa beginnen.
Franz wartete einen Augenblick
auf die in Aussicht stehende Rede,
und als nichts erfolgte, nahm er
Platz und bestellte sich bei der ouf-
wartenden Kellnerin Mittagessen und
ein GlaS Vier. -
, Der Gast nebenan hatte feine be
deutsame Miene beibehalten, an
fänglich ohne zu sprechen, ober mit
beiläufigem, sichtlich - interessiertem
Mustern der Pcrjonlichkeit Jreeses
Tann begann er verlegen auf sei.
ncm Platze hin und her zu rücken
und fragte plötzlich in leichtem Plan
derton: Entschuldigen Sie
find Sie nicht, wenn ich fragen darf,
Herr Freese?"
Franz blickte verwundert von sei
nein Teller auf.
.Sie kennen mich?"
O nur von Änsehn und nur
dein Namen nach." erwiderte der an
bre. Wir wohnen nämlich beide
in gleichem Hause id cst, ich
wohne nicht vorn heraus, sondern im
Hofgebäude rechts parterre ... Ich
glaube, wir find sozusagen Kollegen,
wenn auch von verschiedenen Fakul
täten. Gestatten Sie mir, daß ich
mich vorstelle: Ncnwold, rand. theo.
logiae . . . ."
Tie beiden Henen , erhoben sich
ein wenig von ihren Sitzen, mach
ten. sich gegenseitig eine leichte Ver.
neiguinz, sagten: Sehr angenehm"
,.'!. und setzten sich wieder.
Neinbold strich einigemal mit dem
Zeigefinger seiner Rechten über seine
Nase,, deren hiimerist'.schcr NphoriZ
nlus, ihm noch unangenehmer zu sein
schien, nachdem er seinen geistlichen
Zlikunftsbcruf vor dem Nachbar
kundgegeben hatte. ,
Es ist merkwürdig, wie man sie!
manchmal so unerwartet zusammen
findet," meinte cr. Ich weiß, Sie
verkehren häufiger hier unten
nian speist ja ganz gut bei Vater
Gruhle und vor allen Dingen nicht
zu teuer für unsemnen . . . Sw
hen Sie dicht vor der Prüfung,
wenn ich fragen d.irs V
Ach nein," cntgeznete Frccse, der
seine Mahlzeit beendet hatte und nun
die Teller ein wenig zur Seite schob,
ich bin leider noch nicht so weit.
das heißt" und cr seufzte leicht
auf ich könnte eS schon sein, aber
äußere Verhältnisse widriger Art
haben mir bisher im Weae aestan
den. Es ist nicht löscht, sich durchs
Leben zu kämpfen, wenn man mit
telloS istl"
Du lieber Gott - wem sagen
Sie das?" warf Neinbold ein; uns
armen Studenten pflegt es ja ziem
lich gleich zu gehen dem einen
wie den andern! Tie beste Zeit wird
durch ' Stundengeben vertrödelt
man muß doch leben! Gewöhnlich
bleibt einem nur die Nacht übrig,
um sich für Examen und Amt bor
zubereiten. Ob ich das kenn'! Ein
Elend ist's! Hätt mich nicht ein
glücklicher Zusall noch in der Zwölf
ten Stunde auZ'den bittersten Sor
gen herausgerissen dann säße ich
heute vielleicht als Hauslehrer n,
einem herrschaftlichen Schlosse und
könnte mich mit ungezogenen Ven
gels herumärgern, statt an die eige
ne Arbeit zu denken!"
(Fo7tsedung folgt.)
Schlau. Direktor (niim
Komponisten vor de, Premiere): ,Jn
Ihrer Operette sedt der Chor und
die Musik an ganz unmotivirten
Stellen dlödlich .sorte' ein? . . .wa
rum thun Sie dat?l" Komponist:
.Da sind die schlechtesten Stellen
meiner' Operette, ... da hört man
das eventuelle Pfeifen und Zischen
nicht so!" '
Gin oakbs,, Rollt.
m geselligen Verein sollt, ein kleine
eaterftiick oufccflibtt werden, und
der Negisseur hatte Müh, den Syr
ei, oer MUglteöer. mt alle eine flute
ioll: ballen wollten, einiudümmern.
Witdn nLhert, sich ihm ein applaul
vursttger Jllngltna mit der Frage:
Wm. i-.. '. l il ll.t.SftH
ivu )ju uj un ioikiil
Sie sollen den Vater der Heldin
veu . ivm uf uniaoiu .uno ica
M der ja tljont- Pdt stirbt ,ehg
- kl. i . . i- .
J?r, 9St m Nsi XJU"
VSSSSZStXZXXS&X&ZZSS
' Goethe in ' -
Der lichter wurde von Polizei
- spitzeln scharf beobachtet.
Eine , unterirdische Neise nannte
Goethe selber seine Fahrt von Starts
bad nach Norn im Herbst 1780. Im
tiessten Geheimnis, dessen Mitwisser
nur Herzog lkarl Äugust war. hette
.r die Flucht auS der Euge der Wei
Marer Verhältnisse bewertstelligt, uni
nach 30 Jahren Wumch und Hofs
nung in dem ersehnteil Italien die
volle Freiheit von bedrückenden
Ltaats und Hofgeschäften zu finden
und nur seinem geistigen Schassen
zu leben. Der Weimarer Geheim
rat lieb nicht nur seine Staats
kleider und Titel daheim, sondern
auch seinen Nameu um völlig un
erkannt" und unbehelligt von der
gleichgültigen Mitwelt zu bleiben,
zog er als Maler Philipp Möller in
Nom ein und vergrub sich uumittel
bar nach der Ankunft kn dem kleinen
iiiistlerhaushalt, den, Wilhelm
Tischbein mit einigen jüngeren Ma
lern tu einer italienischen Familie
oin Corso eingerichtet hatte. Doch
wie sehr der Dichter es auch ver
mied, niit der Oeffentlichkeit in Be
rührung zu roiiiiiien, so ist das Ver
steckeuspiel nicht völlig gelungen. ES
sickerte nicht nur gegen seinen
Wunsch etwas über seine Anwesen
beit durck. loiideru er selber fall sich
auch genötigt, gelegentlich sich über
een engern reis der ingeweiyien
Hinaus zu erkennen zu neben.
Goethe berichtete in seinen Vriesen
nach Hause schon wenige Wochen
nach der Ankunit in Nom. daß er
einen Bruder der ihm befreundeten
Gräfkii Harrach, einen Prinzen
Liechtenstein in der Galerie Toria
getroffen habe. Ein persönlicher
Verkehr ließ sich nicht wohl abweisen:
reft wissen, daß der Dichter mit sei
nem HanSgeliossen Tischbein jeder
holt bei 6em Vriinen aelueiit und
dort die Aekanntschast italienischer
Abbaten und Schöngeister gemacht
bat. Tiefe Metren 'fühlten um so
ireniger die Verpflichtung der Ver
schwiegenheit über die wahrem Per-
lonllchkelt Philipp MollerS, als ihren
'elbftischen und eiteln Zwecken die
Beziehung 'zu dem großen deutschen
Tichter äußerst willkommen war und
sich vorteilhaft, ausmünzen ließ. Es
ist bekannt, daß der literariicke Kreis
um Prinz Liechtenstein, an dessen
piye oer Dichter Vmeenzo Mont,
stand. auS der reniiSsäiast mit
Goethe Nutzen sür die Uraufführung
eineS neuen Schauspiels im Teatro
aüe u ziehen verl'nckte und h'me
Gunst dadurch zu geivinnenhofjte.
öan c ihm die zmeiselhaite Ehre der
mitnähme in Die; PoetenaeieUschait
Arladiä verschaffte; daß diese feier
liche Ausnahme, die Guths mit .oöf-
lichkeit und Heimlichem Lachen über
sich ergehen ließ, im Grunde ein
vosseuhafter Sckivindel war. ist um-h.
träglich ciniuandfrei festgestellt wor
den. lVeral. hierüber meinen
Aufsakz im GoetHe-IaHrbnch 1 004,
av, VM 207.) Minder bekannt
ist, daß die Lüftung des Schleiers,
in den der Dichter fein wahres Ich
in yiom zu hüllen suchte, ihn vor
iiberaehend dem Verdackt nnsnefi't
Hat, ein verkappter politischer Send
lmg. des Königs von -Preußen zu
sein, und ihm eine heimliche lieber
wachung durch die österreichische
Diploniatenpolizei zugezogen hat.
-ras ging lo zu:
Prinz Joseph Wenzel Licchten-
Iten, der Bruder der Gräsin Har
räch, damals ein inniies. leicktl,bi3
Wimer Blut von kaum -20 Jahren,
der zwar nach Nein aeickickt tvar. um
Geistlicher zu werden, aber sür den
'HrieiteritanS weder den Beruf
fühlte, noch die Wesenseigenschaftcn
besaß, nahm es mit dem Schweigen
über das wirkliche Ick des Mnlcrä
Philipp" Möller ebensowenig ernst
wie seine italienischen Freunde und
hat-vielleicht unter dem üblichen
Ziegel des Geheimnisses,, darüber an
seine Anaeböriaen in Wie,, aeickre.
Ken. Tort gelangte die Kunde auch
zu den Lenkern der answärtiaen
Politik des bavöburaiickieii !)?pirfu8
am Ballvlau. Tie beousti',, .ttönso.
die sich dort über die grünen Tische
oeugten, konnten oen Gedanken nicht
a en, öa ein hoher Staatsbeamter
und Günstling deö Herrschers, ein
mal öer Hofluft gründlich satt sein
und nur den sehnlichen Wimidi
beaen könnte, siir ein? Weile ttiriitd
als Mensch und vor der großen
Welt verborgen zu sein; sie-konnten
sich nicht deuten, daß der Weinmrcr
Herr Geheiinrat iin Gewand eines
unmicinvaren Malers nach Min ge
reist fei. ledialick uni SZpri? m
machen und brotlose Künste zu trei
ben. Nein, hinter dieser Jnkoanito-
reise mustte ein politisches Nänkewiel
stecken! So sahen die Serrei, an,
vallplatz in Wien in dem Dichter.
oer am Tibertrand gerade damit
beschäftiat war. in feiner ?,liiinii
den Triumph der lailterslen Wahr-
hattigrcit einer reinen Seele vr.
herrlichen, nichts als das Werkzeug
oder den Anstifter einer trügerischen
ipiomateniilt. Da GoethcS
erenissimus. der kleine Jüctxm von
Tachsen-Weimar. große Politik mit
dein Oberhaupt der katholischen
Christenheit treiben konnte, erschien
ausgeschlossen ;aber der Herzog stand
sa mit Berlin in dem besten Ein -
vernehmen, war Ossizier deZ Königs
von Preußen, gegen welches die
Wiener Herren mit Mißgunst und
Argwohn crsüllt waren. Gewitz
irar der Weimarer Gcheimrat als
Träger irgend eine? Anschlags dieser
Matelizberliner gegen die Anliegen
des Hauses Hapsburg an die rörni-
iv 4uitv un yn. vhu-
sche Kurie entsandt worden und
wähnte unter der MaLke eines Harm
losen Maler? seine Schliche vor den
Augen der kaiserlichen Diplomatie
ocrbergen zu können. Zwischen
Berlin nd Rom gingen ja gerade
danlal? Dinge vor sich, die den Ver
dacht der Wiener Staatskunst gegen
das- aufstrebende Preußen vermehr
teil mußten: der Nachfolger des
großen Friedrich hatte sich ent
schlössen, in der Person deS Abbate
Ciusanl einen dalierndeit Geschäfts
träger beim Heiligen Stuhl zu er
nenistu und im Jahre 1787 hatte
das römische Hos und Staatswochen
blatt zum ersten Male dein Mark
grafen von Brandenburg den Titel
König von Preußen" zugestanden.
Da war sicher etwas im Werk, was
dem hapsburgischen Kaiserhaus
Abtrag tun könne und vereitelt
werden mußte!
Fürst Kannitz sandte daher am 8,
März 1787 an den diplomatischen
Vertreter des Kaisers in Rom die
Weisung, die Schritte des. Geheim
rats Goethe zu überwachen und den
verborgenen Zweck seines Aufent
halts in Rom auszukundschaften.
Bevollmächtigter Minister war dort
seit dem Tode des Kardinals Albaui
der t'chcchiscle Graf Franz Hrzan
von HarraS. ehemaliger ZSnlina des
Kollegium Germanicum. dann
ili,ditor der Nota sür Teutschland
und seit 178 Kardinal des Titels
3, Croce in Geruialenime. Schon
inr Jahre seiner Erhebung zum
Purpur hatte Kaiser Joseph II. ihn
mit den Worten gekennzeichnet:
"pest un lnpon et un fourbe de
la premifre classe" (das ist ein
erstklassiger Schelm und Spitzbube).
Wenn dies Urteil zutreffend war,
dann mußte es dem 5kardinal Hrzail
wohl gelingen, hinter Philipp
Möllers Schliche zu kommen. . Bis
dahin hatte der damals 52jährige.
vielfach kränkliche Diplomat sich um
den Gasthaus Weimar ebensowenig
gekümmert, wie um die Teutschen in
Nom überhaupt, soweit sie ihm nicht
durch amtliche Stellung' oder gesell--schastlichen
Rang näherkamen. . Er
ma daher nicht imstande, sofort dem
Fürsten Kannitz eine besriediende
Aiiökiinf übev den verdächtigen
Goethe z geben und antwortete 'am
21. März,, er gedenke über diesen
und über einen andern wichtigen
Gegenstand" am künftigen SamZtag
näheres zu schreiben. Dieser andere
wichtige Gegenstand war die schwe
bende Wabl. eines Kaak!tr?.
sZurfürsten von Mainz, wo Preußen
ounö Die Ernennung Talberas eine
-.,chcrnn gegen den um sich grei
lenoen ,ierrei,!,aje limnuti zu
gewumen hoffte. Nachdein Srzan
in den folgenden Tagen seine Kund
schafter auf Goethes Svuren aeickickt
hatte, konnte er am 21. März einen
langen Bericht über die beiden
Punkte nach Wien senden, hie isim
in engem Zusammenhang zu stehen
l,ienen. e? entklassige Schelm
"d Spitzbub" hat aber in her
Hauptsache gründlich fclilaeciriffrn.
inoem er sich zunächst mit der Ab
irl't öes Komas von Breukn hr
schästiate. seinen zweiten Sahn. kk,i
1790 verstorbeneil Prinzen
vuowig Karl, aus den - Mainzer
oaointorposten zu bringen, und
canu unter den Personen. ..welcbe in
das von dem preußischen Hos in
Absicht habende Wahlgeschäft zu
'.v.ainz einen um Ink haben diirf
tcn". neben dein Vreiisuicki
denten Eioiani dem mainnickn
aaiwaiier ,arana. dem ,n sn.
nischen Botschafter Grase Wnhnni
in Diensten stehende Abbate Smrilli
ailch den Herrn Goethe nennt. T.
niit glaubte Kardinal Srian daS G5r.
keirnnis der Jnkoanitorcise des Wri.
marcr MheimratS crarimdet
fstUn fr X r. . n (i i v r
II. IIU ftlUUt IIII.IL ILlir. 1)0'!
rfcl&c einen lebhaften Brirfiiiprfi?ri
mit verschiedenen Gelehrten und mit
leiuer Wtt,tter.ln Frankfurt vnr.
hielt von letzteren Bringn nrr.imt
! oem .uaroinai einen abniwn!'
; ' , --" n"n
uno an Ziaumtz zu senden I daß er
als Zweck seiner Reise das Studium
der' Kunstwerke und Altertümer an
g.'b, dieser Beschäftigung auch mit
großem Eifer oblag, mehrere Zeich
nlingcn anfertigte und seine Jphi
genie vollendete, sich nicht in die vor
nehme Gesellschaft einführen ließ,
neil er, wie er sagte. .keine.Earde
robe mit sich führte", aber er hat
auch die höchst verdächtige Tatsache
.iiisgekiindsckastet. daft Goetbe Bripfp
an seinen Fürsten unter der Aus-
Irilt An Herrn Goethe, Geheim
rat des ScrloaS von fZnMnn.
Weimar" absandte, die den fnnb
erwecken sollte, als sei er selbst noch
in Weimar anwesend. Daher hielt
Hrzan es kür erforderlich, den Brws.
mcchscl Goethes zu überwachen, seine
cvrciben vor den, Abaana m Ram
erösfnen und Abschrift davon nehmen
zit la Nen. die er dem dursten Kauni?
einsenden würde." Ich hab, aC-
!eht der Kardinal weiter, meinem
SekretariuS aufaetraaen. dkm SSnrm
Goethe zu schreiben und unter den,
Schein ihn zu ersuchen, sich mit
ncm Paket für ihn zu befchwercn.
seiner "l.ascZ, pnnre' (Besreiung
von der Zolldurchsuchuug) bei seiner
Zuriicküiust von Neapel anzlitragen,
in der Absicht, damit ich dessen
Tiegel erhalte, welches ich geheim
werde nachslechen lassen." Er stellte
dann dem Fürsten Kaunitz anheim.
zu gedachtem Zweck die angemessenen
i'elehle an die Postbehörde zu er-
llllen
Hat kardinal Hrzan mit diesem
Verfahren gegen den ahnungslose
Goethe' daS Urteil Josephs II. ge
rechtfertigt, daß er ein erstklassiger
Schelm und Spitzbub sei, so' hat er
doch in Wien mit seinen Listen kein
Glück gehabt. Tort sah man offen
var inzwischen ein, daß der schlaue
5Zard!nal auf dem Holzwege war.
und ?!ürst Naunilz schrieb am 19.
April an ihn mit dem Auftrag, die
Schütte des Herrn Marchcse Luc
chesini mehr als jene des iachsen
weimarischen Geheimrats Goethe zu
beobachten", und Hrzan erklärte am
Z Mai, dieser Weisimg folgen zu
wollen. Am 2. April war nämlich
der schon von Friedrich dem Großen
in Dienst genommene Marchese
Lnechesini in Rom eingetroffen, der
tatsächlich mit " Unterhandlungen
wegen der Mainzer Koadjutonvahl
beauftragt war, die er auch den
Wünschen der preußischen Negierung
entsprechend zum , Ziel geführt hat
?o wurde Goethe, noch während er
in Neapel weilte, von der ihm dro
henden geheimen Ileberwachimg durch
die kaiserliche Gesandtschaft in Nom
befreit. Er selber. scheint , die
Wolken, die sich damals über feinem
Haupte zusammenzogen, nicht wahr
genonimen zu haben, Kardinal
Hrzan ist dem Olympier völlig gleich
gültig geblieben.. Der kaiserliche
Gesandte hingegen hat, wenn er auch
die Briefe Goethes nicht mehr er
brechen lies; lind keinen geheimen
Sendling der : preußischen Politik
mehr in ihm arawölmte. darf, ttnrfi
ernige Male kurze Nachrichten über
ihn nach Wien geschickt.' Vr meldete
cm 23. Juni 1737 seine Rückkehr
ans Neapel an und am Isi. April
1788 die bevorstehende Abreise, aus
Nom, glaubte auch berichten, zu
können daß der Weimarer Geheim-
rat bald darauf mit seinem Fürsten
an den Tiber zurückkehren würde.
Noch am 0. Auaust 178 .Schrieb
Hr.'an nach Wien: Ich v-rnehme.
daß der bekannte Herr Goetbe diesen
Winter wieder hierher komme."
Auch darin htft sich der erstklasiiae
Schelm geirrt. Nach dem schmerz-'
lichen Abschied im April 1788 hat
Goethe trotz aller Sebnnickt ülum
nicht wieder gesehen. .
stie Abenteuer des
adler".
..See-
Kommandant Graf Luckncr Lbrr seine
reuzfnbrten.
- - Halle. Ende Juli.
Der aus englischer Gefangenschaft
zurückgekehrte kühne Kommandant
des Seeadler", Graf Luckner,
ein geborener Hallen, er, sprach hier
im .oirsouno zum Kckuk? d?
deutscren Kriegs und Zivilaekcing,
nen uoer zeme reuzersahrten im
Älianii a en uno stillen zn. wn
erfuizr dabei über die ftnbl-t. bic hiniii
die abenteuerlichste war, die je ein
oeui,llzeg cyiss unternommen Hat.
mancherlei noch unkekannte Einzel
Heitcn.
Schon die Vorbereitung ds Unier,
nehmens war von abenteuerlicher !1io
mantik erfüllt. Nack der Eckinckit
am Skagcrrak erhielt Graf Luckner
an oro ver ,'towe" den Auftrag,
nach Hamburg Au aeben. Non dnr
besohl ihn der Ädmiralstab m,ck Ä?r-
Uin. Hier fraate man ibn: l',.
trauen Sie sich, ein Segelschiff durch
die Blockade au bringen?" ( unt.
wortete freudig: Ja!" Was ist
oie Hauptlache dabei?" Sckwei-
gen!" Die Antwort gefiel und
Luckner ward Kommandant eines Se
ael chi fcs. das in ttctlfemiinh nui
der Tecklenburaer 2t'crft siir hi
Äbenteurerfahrt im Ozean umgebaut
werden sollte. Luckner selbst suchte
sich ein geeignetes Schiff im Hambur
ger a en aus. und zwar men dt-
Ichen Segler, den ein englischer Hilfs.
creuzer usgevracht und mit einer
PrlienmannsÄiast belekt bntt. kiz ,i
deutsches . U-Boot ibn btheitf nk
samt den Engländern nach Hamburg
brachte. ' Da Sckiff kk!it in,
Motor, allerdings soraiältia vrkl,i.
det, um ja den Eharatter des Segel
am es auncrlicb voll zu wahren.
Nach dein Muster des narnUn
Ho.'zschiffes .Maletta." ans . h.m
Luckner gefahreir' . war. wurde der
regier veraerickiet. Mit tiutr .Snij,
laduna als Aufbau auf 3rf.
ner reiste nack Dänem.ifk. wn ,!.
wiliiiaze 'caletta' in einem Hafen
T , '
mg. uno vrachle es uiiter tausend Li
nen tertlz. das Loaabuck tion hr
norwegischen .Maletta" zu bekommen.
-gceigncie eute wählte ,ich Luck
ner als BesaKuna aus. davon L.? d!
ebenso wie er gut norwegisch sprachen.
An Bord nahm er eine Kanone, zivei
Maschinengewehre, öandaran.it und
andere Munition. Aber die wirkliche
!v,aielia- ',.ach sruycr m See und so
mußten denn die Sckikfsblivir nb,
geändert werden.
Am 21r Dezember 1916 wnrd?n
die Anker gelichtet, und in der Nord.
ee teilte Luckner dann leimn blauen
Jungcns mit: Unser Schiff heißt
.Seeadler." llnter bektiaem Sturm
gelangte der Segler durch die Minen-
selber, dicht unter der englischen 5iiflk
vorbei, aber ein .Orkan warf daj
Schiff nach Island. ' Eisige " Kälte
herrschte. Tag Schiff ward zum Eis
klumpen. Wir mußten Sauerstoff
anwenden, um das Eis zu schmelzen.
Uns selbst rettele der Grogkessel. Am
25. Dezember tu in ein 18,000 Ton
nen ' großer englischer Hilfskreuzer,
oie Kanonen auf uns gerichtet. Es
gelang mir. den Kreuzer zu überzeu
gen, daß wir ein harmloses norwegi
sches' Holzfchisf seien. Als ich dem
Kommandanten aus seine fteage' nach
irgendwelchen Leobachtunen mittcil
te. ich hätte vor kurzem eine niedrige
Rauchwolke gesehen, glaubte er, ein
deutsches U'Looi fei in der Nähe und
verschwand. ' Weihnachten wurde die
Holzladung liber Bord geworfen, die
Kanone aufgefahren und Kriegsflag
ge gesetzt. Bier Tage später kaperte
ich den ersten Dampfer, ein Schiff
mit 6000 Tonnen Zucker. Die fol
genden' Tage eine Anzahl Dampfer
mit Fellen. Wnzcn und Getreide. Al
les wurde versenkt. Nur von einem
Dampfer aug Brasilien, der Cham
pagner, Rotwein vud Likör geladen
hatte, nähmen wir den größeren Teil
der Ladung über.. Der Kapital, be
klagte sich, daß er nicht,' wie feine
Kollegen, später auS Südamerika ab
gefahren fei, und nannte eine Anzahl
Schiffe. Luckner konnte ihm die Ue
berrafchung bereiten, daß er ihm so
gleich die Kommandanten des größe
ren. Teiles der genannten Schiffe per
sönlich vorstellte; er hatte nämlich die
genannten Schiffe schon einige Tagk
früher abgefaßt und versenkt. 380
Gefangene waren schon an Bord. Mit
einem englischen Schiff schickte , si
Luckner nach Rio fc: Janeiro. ' . -Fünfmal
kam der .Seeadler" um
oas Kap Horn, einmal hätte ih bei
nahe ein englischer, Panzerkreuzer, der
auf der Suche nach dem, Seeadler"
war, abgefaßt. Das Schiff mit den
Gefangenen war nämlich, früher, alZ
Luckner berechnet hattenach Rio dk
Janeiro gelommen. Und nun hatte
die Jagd auf den Fliegenden Hol
länder,", wie die Sieleute den See
adler" nannten, sogleich eingesetzt.
Eine Nebelwolke rettete den .See
adler" vor dem englischen Panzer
kreuzer. Monatelang kreuzte Luckner
iin, Großen Ozean; neun Monate
lang hatte man kein Land gesehen
und keinen frischen Proviant einge
nommen. Den Mannschaften und ih
rem kühnen Führer ' schwollen die
Beine; alle litten an Skorbut. Am
1. August lief der .Seeadler" in der
Südsee die Insel Pompeja ;m, wo
viele Schweine vorhanden waren. Am
2. August sollte alles an Land gehen,
aber da kam ein Seebeben von Sa
:noa her und warf , den Seeadler"
auf ein Korallenrisf. Nur das Schiff
gab es keine Reitung mehr. Tag und
Nacht wurde gearbeitet, Proviant und
V. ..... i s 0.0- - n
iniücce irrivoue aoung ans ans
zu' bringen. Ein zweites Seebeben
machte ' inde5 alle Mühe ' zuschanden.
Seine Mannschaft zurücklassend,
machte sich Luckner in einem 5y2 Me
ter langen, kleinen Rettungsboot, das
nur 5s2 Zentimeter über Wasser
ging, mit einem Leutnant und vier
Mann am 23. August auf und ge
langte nach einer Fahrt von 2300
Meilen nach den Fidfchiinseln, um
dort möglichst durch Ueberrumpelung
sin neues Schiff zu bekoiwnen. Aber
Sturm zwang ihn. einen Hafen auf
zusuchen. Ein englischer Offizier mit
lf bewaffneten Hindus trat ihm ent
gegen, luckner hielt es, da er in Zi
vil war. nicht für richtig, auf den
Offizier zu schießen, was er wohl ge
kennt hätte,' sondern gab sich gefan
gen. :
Neuer Schmngglertrick. Die' Da
n.cnön der dänischen Grenzkontrolle
in Nordschlcswig haben eine sonder
bare Entdeckung gemacht: jeden Tag
wird bei .LeibesoisitationLN feftge
stellt, daß weibliche Reifend.?, die die
dänische -Grenze passieren, zwar sehr
biibsch bekleidet sind, aber daß sie
das eine wichtige Kleidungsstück nicht
tragen, das eigentlich alle Menschen
zu jeder Zeit anhaben nämlich
cas Hemd! Und das sonderbarste ist,
daß die hemdloscn Tarnen auf der
Nückkehr alle wieder im Besitz dieses
wichtigen Wäschestückes fmdl Die .
Erklärung ist einfach. Die' schlauen
Reisenden 'wollen einfach den Zoll
ous oie UlNsuhr eines ueiuv, HemdeZ
aus Dänemark ..nach Nordschleswig
stiren. Ein Hemd, das nmn trägt,
k-nil doch unmöglich verzollt werden.
sa fahren die Nordschlöwigerin
nen eben ohne Hemd in bii Fremde
'id kommen mit vermehrtem Wä
fcheschatz wieder nach Hause.
Hapag noch nicht im Betrieb.
Wie das Journal of Commerz"
mitteilt, hat der Hamburger Chef
der Firma K. M. Faber and Co..
der mit dem Frederick VI 11." in
New Fork eingetroffen ist, die Er
klärung abgegeben, daß die Hnn?.
burg-Amerika Linie zurzeit für die
5ierr Steamship Eonpany und dk
Packet S.eamship Eornpany als
Frachtagent tätig sei und keine Vor.
kehrungen getrosfen habe, um den
eigenen Betrieb wieder ausznneh.
men. Er erklärt? weiter Meldungen
von einer Verschmelzung der Hapag
mit amerikanischen Schisksaesellichas
tcn für unbegründet. Tie Hapag
werde vielmehr solange als Agent
für die beiden genannten Gesellschaf
ten arbeiten, bis sie einige der ihr
unter dem Fricdensvetrag abzenem
menen Schiffe zuiAckeihält,