Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, October 10, 1919, Image 7

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Deutschland nach seiner llkbergabe eincm englischen Hafen. ' . ' '
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ES ist f. Zt. auS nahclicg:ndcn Erün
ien daz Eeheininls, wie das bremische
Frachtschiff .U-Deutschland" aus, ge
fahrvollsier feindlicher Umstrickung vor
Baltimore entkam, gewahrt worden. Die
.Bremer Nachrichten" sind jetzt in d
Lage, darüber den Bericht des Besann
Im Führers von .U-Deutschland", Ka
pitä'n JÜ5mcj3, zu veröffentlichen. Die
Schilderung liest sich fast wie ein Ro
man. Kapitän König berichtet:
Etwa 2 bis 3 Tage nach unserer An
kunft in Valtimsre kam von einem un
ferer Agenten, den wir als Matrosen auf
ein in der Einfahrt liegende Leuchlschiff
geschmuggelt hatten, die Nachricht, das;
drei Kreuzer vor der Einfahrt der
Chesapeake Ban kreuzten. Einigt Tage
später berichtete derselbe Bertraums
rnann, das; zwei englische und zwei fran
zösische Kreuzer tagsüber bis nahe an
die Einführt herankreuzten. nachts sich
ab wieder weiter nach drauszen zurück
zögen. Von einem anderen Agenten
wurde mir gemeldet, daß an' der etwa
50 Seemeilen südlich der Einfahrt ge
legenen Ausfallstelle, die ich vorhin schon,
ermähnte, weitere vier Kreuzer sich aus,
hielten. Jetzt wußte ich es. Die Eng
la'nder und Franzose, hatten genau er
Zannt, in welche Falle 112." hineinge
gangen war, und schienen nach den von
ihnen getroffenen Maßnahmen auch ge
Willi. w bei der Ausfahrt abzufangen.
Jk näher der Tag unserer Abfahri her
enrüctte, vm s? mehr beschäftigte sich die
Presse und die Bevölkerung mit der
Frage, ob es H2." gelingen würde.
euS der Chesapeake Bay herauZzukom
men. I den Klubs wettete rnan auf
den Durchbruch deZ ,U-D." und der-
mit ttht nmtrtnnü&et )atM
Igkeii von mir selbst zu erfahren, ob
Mine Chancen tur gut over jajicajt
m
Während wir mit EmISschung un?
Ladung dS BooteZ. mit der Ueber
!!ung des ganzen Tauchapparaies uno
Äcowren oezcyaiiigr waren, ivaiirc
Manuscbalt sich in den dienstfreien
Kunden amüsierte und sich feiern liejj
S.e bestausschenden Iiefeen sich den gan
h ?ag aus Wunsch mit Amernanern
lotographieren). gelangten Immer ein
ycatgua) icn von unierem in jiw
rt News sich aufhallenden Agenten
Die bor der Einfahrt kreuzenden
ZMZ0 i aien uno knall men ceuzer
kl ausfahrende kleine Dampfer und
i . ,
Z'cy:ecsayrzeucze aniieijancn iiö muci
Jht. Im Südkanal lagen eben außer
Ab der HoheiÜgrenze zwei verdächtige
.Zosze Fischdampser vor Anker, die sonst
it dort zu Anker gingen. Bon anderer
Hie wurde mir zugetragen, dah eine
firma Netze von 3 bis 4 Meilen
'nge. angeblich für die Fischerei auf
Zn Berckudasinseln, an die Engländer
Srkauft hätte. Dann erfuhr ich, d&
, einer Firma in Boston für englische
knung einige Dutzend Mikrophone
Irchapparate) bestellt worden waren.
!zum. zeden Tag kamen neue Nach
'en, die mir ganz klar werden ließen,
! man auf der Enteiiteseite die groß-
f, Anstrengungen machte, uns beim
kuSlausea abzufangen. Welch ein Tri
Znvb würde das für England gewesen
fin. dessen Blade wir durch die Fahrt
tz, eiaentluk, für undurchführbar uno
.chtia erklärt hatten. Die Engländer
I'urven auer, imon orei ner. in eng
scher Kreuzer lief nachts in die Chesa
?zke Bay mit abgeblendeten ichtern ein
z.id machte erst kehrt, als er von den
Anerikanischen Wachtschifsen , ausgifor.
ittl wurde, seinen amen zu nennen.
iVuf diesen Zwischensals, hin 'wurde da?
Hmerikanische Kriegsschiff Carvlina"
n$ der Einfahrt bei C'p Henry ent
z ndt. Bei der wohlwollenden Neutra
läl, die Amerika England gegenüber
.igle, war ich im Ziveisel. wie weit die
amerikanische Regierung bei Vkiletziing
r 'HohcitSrechte durch die Engländer
,nschrtiten würde. Die Vernichtung
it Kreuzers .Dresden" in chilenische
"'?hlitSgema'ssern ließ Such un gegen
tyt auf wenig Zurückhaltung der Eng
' ita schNeken.
)?S war der 1. August heiSTZzekoM'
in. Ueberall hatten wir Abschied ß
fmmen, alle Formalitäten mit den B:
tdeq vu erledigt und unfere b
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von Rapitän
fhrt konnte stattfinden. Unter Lcbe
wohlruse und Tüchcrschwenken einer
großen Menge Freunde, legten wir vom
Liegeplatz ab , und, umgeben von vielen
kleinen Dampfern und Motorboorcn der
Pressevertreter, schob sich UD." lang
sam in da" Fahrwasser hinaus. Die
nächste Aufgabe bestand darin, die uns
folgenden Boote der Pressevertreter ab
zuschiitteln. Ich, hatte mit Kapitän
Hinsch des D. .Timmius". der uns bis
zur Ausfahrt der Chesapeake Vay be
glciten sollte, einen Plan dafür auSge
arblet, der aber gar nicht zur Aus
sithrunz kam. Aufkommender Wind und
Cegang kamen uns zu Hilfe. Wir sa
hen mit Vergnügen, wie ein Boot nach
dem anderen zurilckblleb und kehrtmach
ten. Die Fahrt wurde ihnen zu feucht.
Nur ein Boot schien den Wcttlauf mit
uns aufnehmen zu wollen; mit Dunkel
werden schwenkte es in unser Kielwasser
ab, nach und ach wurden feine Seiten
lampcn schwächet, und um Mitternacht
war auch von ihm nichts mehr zu sehen.
Als dc? nächste Morgen graute, war
her, unserem Begleiter ,T.kmmiuZ iveir
und , breit nichts mehr 'von Booten unU
Schissen in Sicht. Wit waren etwa
50 Seemeilen non der Auifahrt entfernt,
hatten also reichlich Seit. Erst mit Ein
bruch der Dunkelheit sollte der Durch
bruch gemacht werden Um Boot und
Leute nach dem langen Landleben wieder
fest in die Hand zu bekommen, benutzte
ich die Zeit zu Tauchversuchen. Wir
fuhren dazu einige. Meilen aus dem
Fahrwasser der Dampfer nach einer
Stelle, wo genügend Wasscrtiefe zum
Tauchen war Hier passierte eS unS,
daß wir in ein auf der Karte nicht der
zeichnete, durch die Unterströmung in
den sandigen Boden gewühltes Loch beim
Tauchen hineingerieten. waS unS einige
Stunden große Sorge bereitete..
Gegen 7 Uhr gelangten wir in die
Nähe von Newport News. Es dem
werte schon. Rechts voraus taucht in der
Dämmerung ein Motorschuner auf, der
sich näherkommend als ein von vielen
Preßvertretcrn 'bcsölkcrteS Fahrzeug ent
puppt, die sich, da sie unS gestern un
freiwillig verlassen mußten, schnell per
Bahn nach Newport NewS begeben hat
ten. um auf diese Weise noch Zeuge deS
Schauspiels unseres Durchbruchs zu
werden. Sehr enttäuschte Bemerkungen
schallten w(gen unseres späten Eintref
fenS von dem Motorschuner zu unS her
Übe- Eine , Filmgesellschaft dort an
Bord kam nicht mehr auf ihre Kosten.
Wenn ich im großen und ganzen mit
diesen aufdringlichen Leuten der Presse
und Filmgesellschaften gan, gut fertig
geworden bin manchmal habe ich die
Berufsfreudlgkett dieser Leute ,wlrklich
bewundert so wünschte, ich sie in die
sem Augenblick doch zum Kuckuck , und
glaube, ihnen leine sehr ermutigenden
Antworte zugerufen zu haben. ,
ES ivurde inzwischen schnell dunkel.
Schon funkelt rechts voraus daö feste
Feuer von Cap Henry, während an B.
B. Cap Charlis Lfr. in kurzen Jnter
vollen feine Blitze ausleuchten läßt. Nach
Peilungen'der beiden Leuchtfeuer vergc
wisse ich, mich schnell, über unseren
Schiffsort. und die Richtung dc,Z Kurses
nach dem Slldkanal, der dicht unter dem
Leuchtfeuer von Cap Henry vorbeiführt.
Da blitzt an St. B. ein Scheinwerfer auf
und, richtet nach kurzem Suchen seine
Strahlen aus unS. ES ist d!eS Beleuch
ten von Schiffen n der amerikanischen
Küste nichts Außergewöhnliches. Jeder
Küstendampfer besitzt dort einen Schein
Werfer zum Beleuchten "fcin Fahrwasser
bösen usw. beim nächtlichen Befahren der
Flußmündungen. Wir geben das üblicl)
Pfeifenstgnal zum Zeichen, das, unS der
Schein blendet, worauf der Schcinwer
er wohl abgestellt wird, aber in einer
anst nicht gebräuchlichen Weise. Bor
em Verlöschen gehen die Strahlen ein
paar Sekunden lang steil in die Höhe.
Lm Verlöschen der Sirahlen erkennen
wir. die. Umrisse eines amerikanischen
Fischdampsers. Etwä zwei Seemeilen
südlich werden wir wiederum von ei
nem Fischdampfer beleuchtet. Wir gc
den ei Pseifensignal, und auch it der
dunkelt.scinen Scheinwerfer i dtt Weise,
daß u nnige SHnde jkjig den MrM
, . 'Kl-, ' '
' AN' V', '
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emden entscblüMe.
Paul Zisnig.
in die Höhe richtet. Da! war für uns
beide auf dem Turm, den Ersten Ossi
zier und mich, äußerst verdächtig, und
unwillkürlich entschlüpfte mir ein kurzer
Fluch: .Berdammte Lande, jetzt haben
sie unS verraten."
Nach kurzer . Zeit, gerade als ich das
Kommando .Klar zum Tauchen!" gebe,
blitzt , von einem dritten Fischdampfer
ein Scheinwerfer auf, beleuchtet uns ei
tilge Augenblicke und verdunkelt den
Strahl, indem er ihn kurz in die Höhe
richtet. Sobald sich die Augen wieder
an die Dunkelheit gewöhnt hatten, blicke
ich nach allen Seiten um mich und sehe,
wie in der Richtung von Newport News
ein starker Scheinwerferkegel senkrecht in
die Höhe geht. Sofort wird mir klar,
daß die Fischdampser, die uns beleuchtet
haben, irgendibie in Verbindung mit je
nem Scheinwerferkegel zu bringen sind,
und daß dieser daS Zeichen für die drsu
ßen wartenden feindlichen Schiffe ist.
Schnell stelle ich noch einmal durch Pei
lung der Leuchtfeuer Cap Charles und
Cap Henry den genauen Schisfsort fest,
steige durch dos Turmluk ein und es hin
tcr mir verschließend, gebe ich die Kam
mandos: '.Auf 18 Meter gehen ;
KurS 03 Gr. beide Maschinen L. F.
v." mit leichter Neigung vor geht daS
Boot langsam in die Tiefe. Bald ist daS
Boot auf 13 Meter eingesteuert und nun
habe ich Zeit, mir die Situation mit dem
Ersten Offizier genau zu Überlegen. Die
Möglichkeit,, den tiefen Slldkanal zur
Ausfahrt zu benutzen, hatte ich schon
nach der in Baltimore erhaltenen Nach
richt von den zwei außerhalb der Ho
heitsgrenze liegenden, verdächtigen Fisch
dampfcrn in Frage gestellt. Nach dem,
was vorgegangen war, wurde eS mir jetzt
zur Gewißheit, daß man dort draußen
außerhalb der HoheitIgrenze mit Netzen
auf .Ü.D."we:tetk, Die beiden Fisch
dampfer sollten den etwa 2 Seemeilen
breiten Südkanal auf daö Schcinwer
ferstgnal hin mit Netzen . absperren, in
die sich das unter Wasser fahrende Boot
mit seinen Schrauben verwickeln mußte.
DaS Boot, sollte gezwungen werden, auf,
zutauchen, um dann, von den englischen
und französischen Kreuzern gefängengc
nommen zu werden. SUnstigenfallZ
hätten wir vielleicht die, Netze zerrissen,
dann aber höchstwahrscheinlich Teile bcj
Netzes im Wasser nachgeschleppt, die den
an der Oberfläche aufpassenden feindn
chen Schissen den Weg des Bootes ange
zeigt hätten. Und einmal hätten wir ja
wieder auftauchen müssen.
In diesen Augenblicken habe ich die
Kommandanten der Kriegsunterseeboote
beneidet, die konnten sich wenigstens bi
aufs äußerste verteidigen. Uns. die wir
außer ein paar Revolver keinerlei Was
fen an Bord hatten, konnte nur Lift
retten. Bis ur amerikanischen Ho
htttZgrenze hatterk wir. allem Anschein
nach, nicht zn befürchten. Mit L. F.
hätten wir diese in etwa 4? Minute er
reicht. 20 Minuten laufen wir schon
mit geradem Kurse auf die HoheitIgrenze
zu. Nach den Gezeitentaseln ist Stou'
Wasser, also mit wenig Stromversetzung
bei der Navigation zu rechnen, doch Halle
ich es für sicher, noch einmal aufzutau,
chen und durch Peilung der LkUch!feuer
den Schiffsort genau festzustellen. Ver
mittels der Horchapparate Überzeuge ich
mich, daß keine Schraubengeräusche an
derer Schiffe in der Nähe sind, und gebe
den Befehl zum Auftauchen". Sobald
das Turmluk aus dem Wasser ist, klet
tere ich heraus, um mich schnell noch ein
mal zu orientieren. Es ist stockdunkel,
und die Augen müssen sich einige Augen
blicke an die Dunkelheit gewöhnen, bevor
ich etwas sehen kann. Wir sind im
richtigen Fahrwasser daS stelle ich fest
sehe aber zugleich hinter unS einen
großen amerikanischen Zerstörer, der an
die Hoheitkgrenze hinauzdampft. heran
brausen. Schnell sieige ich wieder ein
und 'gebe noch -während deS Schließen?
des Turmluks daS Kommando: .Schnell
auf 20 Meter 2ifr gehen 1"- jrt 30
Sekunden sind wir unten ünd hören
mittels der Horchapparate auch schon den
Zerstörer über uns hinwesause. Das
Schraubesgeräusch deS Zerstörers wird
allmählich fchnrächer. Wir sind sch
et LX Meter don ,v:r, HLheiMzenze
y.
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. i I ; 'i V v ' - " i
4 . r , ' I
entfernt. Mit Hart V.B.Nuder drehen
wir jetzt um und fahren aus eiugegenge
setztem Kurse unter Wasser wieder in die
Bucht hinein. Ich beabsichtige, in der
Nähe des Leuchtschiffes .Horseshoe" wie
der aufzutauchen. Noch vor 20 Minuten
kommt der Ruf des das Tiefensteuer be
obachtenden Offiziers: .Das Boot ist
nicht mehr auf Tiefe zu halten!" Ein
Blick auf die Karte zeigt mir, daß bei
dem gesteuerten Kurs und Fahrt des
Schisses doch Stronwerfetzung mitge
wirkt haben muß. . Wir sind, weiter ge
fahren cti wir wollten, das Boot hat
vorn den allmählich ansteigenden Grund
berührt. , Ich gebe den Befehl zum Auf,
tauchen", essn? sobald wie möglich das
Turmluk. klettere heraus und sehe etwa
100 Meter voraus das Feuerschiff. Mit
Hart Steuerbord"Nnder kommen n'i
eben noch darvn frei und fahren In hl!b
getauchtem Zustands , mit 'elektrischer
Maschine zuerst weiter, um die Besatzung
des FeuerschifseS nicht durch das Gic
rausch des AuSblasen! der Tauchtanks
und AnwerfenZ d Motoren auf.vns
aufmerksam c machen. Dann werden
sämtliche Tauchtank ,-ausgeblasen ' und
das Boot" so leicht Sie möglich gemacht,
die Dieselmotoren werden angeworfen
Und nun geht es mit äußerster Kraft"
und NNO. 1. Kurs nach der Nordsee
der Einfahrt. Die Nacht ist dunkel, und
der Mond geht erst in zm?i Stunden
auf. Die Gelegenheit ist günstig. An
Hand guter Spezialkarten,'. wo jede
Fahrwasserboje. jede Untiefe verzeich.iet
ist, fahren wir, soweit wie möglich uns
außerhalb des nördlichen Fahrwassers
haltend, mit nicht mehr alZ einem M:.cr
unter Wasser unter dem Kiel und ,,.it
ollem, was die Maschinen nur hergeben
können, aus der Ehcsapeakcbay heraus.
In geringer Entfernung passiert iin hell
erleuchteter Schleppzug und verbirgt uns,
die wir abgeblendet fahren, durch seine
hellscheinendcn Laternen vor den we'tr
draußen stehenden feindlichen Streit
kraften. Noch sehen wir den nach oven
gerichteten' Scheinwerferstrahl in New
Port NewS, jetzt aber in der Richtung
nach Süden zeigend, ab und zu fogzr
eine Bewegung nach Süden machend.
TieS gibt uns die Gewißheit, die Kreu
zer auf falsche Bahn gelenkt zu . haben,
und die Hoffnung.-, im Norden keine
Streitkräfte anzutreffen.
Noch ist die Gefahr nicht vorüber. Un.
scre einzige Defensivwaffe, die Fähigkeit
zu tauchen, konnten wir bei der geringen
Wassertiefe nicht anwenden. Auf dem
Turme stehen der Erste Offizier und ich
und suchen mit unseren scharfen Zetß
gläsern unausgesetzt den Horizont ab.
In der hellerleuchteten Zentrale hat der
Zweite Ossizier die Kontrolle der Navi
gation an Hand der auf einem Schrank
ausgebreiteten Spezialkarte Übernommen,
und halt uns durch daS Sprachrohr iiber
Kurs. Fahrwasserboje und Untiefen uk
dem laufenden. .Der KurS ist jetzt 52
Gr.!" schallt eS dukch daS Sprachrohr
herauf, dann Wir müsse. gleich eint
Fahrwasserboje passieren!" Bald, ha
be wir sie auch Mit unseren Gläsern
entdeckt und. wenige, Augenblicke später
lausen wir schon an ihr vorbei. Bes
skr 64 Gr. steuern, sonst kommen wir zu
dicht an die Sandbänke!" tönte es her
auf. Gut, 64 Gr. steuern, wie weit
sind wir von den Bänken ab?" ruse ich
hinunter. Eine halbe Seemeile", schallt
eS herauf. Gut, dann geht alles
klar." So geht es weiter. Bon
Minute zu Minute fühlen wir UnS siche
rer. und als wir gegen 10 Uhr abends
im Süden die Scheinwerfer der fcind
lichen Kriegsschiffe suchend über die Flu
ten hinwischen sehen, da bemächtigt sich
unserer auf dem Turm eine diebische
Freude, der der Erste Ossizier mit den
Worten Ausdruck verlieh: Die Kerls
müssen heute die ganze Nacht hindurch
Kriegswache schieben, wahrscheinlich noch
länger, denn für die nächsten Tage müs
sen'sie doch annehmen, daß wir noch gar
nicht auS dem Loch heraus sind." Ge
gen Mitternacht änderten wir KurS auf
Oft. und um 2 Uhr morgen waren wir
im tiefen Wasser und damit vor Gefahr,
.abgefangen zu werden", sicher. ' In der
kleine Messe deS UBootetz trank ich mit
meine Offizieren und, Ingenieure ein
5rnß Laecstel.
o
Charakterbild des verstorbenen grdßenGelshrten.
von C. AeUer.
(.rtciit SllcUet geltu,,)
ES ist 'tit geraumer Zeit recht licht
worden in dem Eichenwald der Na
turforscher. die ,lS führende Leister in
der zweiten Hälfte bei vorigen Jahr
Hunderts die Glanzperiode der Biologie
begründet haben. Schon ziemlich verein
zelt ragte die gewaltigste Eiche Ernst
Haeckel noch in da zweite Jahrzehnt
des neuen Jahrhunderts' hinein. Nun
ist auch die endlich geknickt worden. Der
Tod deS geistesgewatigen Führer der
modernen Biologie wird nicht nur im
germanischer KulturkreiZ., sondern , in
der ganzen gebildeten Welt tiefe Trauer"
hervorrufen. Wenige Sterbliche habm
so viel Liebe geerntet, gleichzeitig aber
auch so viel Widerspruch und Haß ersah
ren, wie der tampfesfreudige Jenenser
Naturforscher, dessen Genialität auch
seine Gegner anerkennen mußten. Heute
schweigt jeder Widerspruch, auch der
Feind senkt die Fahne, vm dem großen
Toten sein Achtung zu bezeugen. Und
dit zahlreichen Freunde erden bewegt
dem ewig jung gebliebenen GreiS den
letzten Gruß entbieten. '
Ernst Haeckel war körperlich wie geZ
siig eine ungewöhnlich markante Erschei
nung. Er gehörte ' zu jenen seltenen
Menschen, wie sie die Natur, wenn ich
mich so ausdrücken darf, nur. in einer
ganz besonders guten Laune zit- schaffen
vermag. Wer ihn als jüngeren Mann
gekannt hat, dem bleibt, die kraftvolle
und schöne Gestalt mit dem blondgclock
tcn Kllnstlerkopf unvergeßlich. Er bot daS
Bild ne idealen Germanen. Und alS
er ein silberhasriger Greis geworden,
dessen temperamentvolle Art zwar die'
fröhlich; Jugendlichkeit bewahrt, aber
doch eine gewisse Milde angenommen
hatte, wirkte der alte Haeckel eigentlich
faszinierend. AlS Sproß ineS gesund?
Star.meS verlebte er eine glückliche Ju
gend. Seine Mutter, die ihn stark be
einflußte, war eine geistvolle Frau, die
durch ihr klares Wesen sofort auffiel.
Der , Vater war ein ernster und Pflicht
getreuer Mann, aber ohne künstlerische
Arabesken des Lebens. ' Er bekleidete als
Regierungsrat erst in Potsdam, dann in
Merseburg eine Beamtenstelle und starb
1371. Es war zwar in seiner Familie
der Jmistcnbcrus Zur Tradition gewor
den, aber sein zweiter Sohn Ernst woll
te Mediziner werden. Seine biVorzug
ten Lehrer waren Johannc'S Müller in
Berlin, dann Albert Ksllikcr und Ru
dolf Dirchow in Würzöurg. Das mcdizi
nische Studium wurde pflichtgetreu ab
solviert, aber das ganze Wesen Haeckels
taugte nicht zum praktisch Arzt. Seine
künstlerisch veranlagte Natur verlangte
gesundes, volles Leben, um sich wohl zu,
suhlen. Er sattelte um, wurde Zoologe
und begann 1861 seine akademische
Laufbahn an der Universität Jena.
Schon 1862 wurde er auf Grund sei
ner glänzenden Radiolarien Monogra
phie zum außerordentlichen und einige
Jahre, später zum ordentlichen Professor
nannt. Trotz verlockender Berufungen
blieb er Jena treu, wurde Hofrat. und
später trotz der Gegnerschaft der Ortho
doxen sogar .Exzellenz", wovon er aller
dings nie Gebrauch gemacht hat. Sein
natürliches,. durchaus anspruchsloses We
sen fühlte 'sich am wohlflen in dem aka
demischen Dorfe" wie man Jena so zu
treffend genannt hatte; die thüringische
Landschaft hatte es ihm angetan. Als
akademischer Lehrer war er vorbildlich,
lein gediegener Bortrag, der frei von
jeder Pose war. gewann die Jugend so
fort. Seine Schüler wußte er in selte
ner Weise für die Wissenschaft zu be
geistern. Sein eminenter Fleiß kam in
zahlreichen Originalarbeiten zum . Aus
druck, in denen eine Fülle voir neuen
Ideen niedergelegt waren. Er erlangte
rasch einen Weltruf und seine Universi
tät wurde durch ihn berühmt. Darum
schätzte man ihn an dem aufgeklärten
Hofe von Weimar sehr hoch. Haeckel hat
niemals nach Fllrstengunft geschielt,
trotzdem war der radikale Forscher der
Liebling der großherzoglichen Familie,
wie denn auch der alte Bismkrck seine
besondere Freude an dem rassigen Je
mnser Zoologen hatte, so sehr auch feine
Weltanschauung von derjenige Haeckels
verschiede war.
.Bei Haeckel wird die Richtung des Ar
beitenö schon in den sechziger Jahren
durch daS Auftreten von Charles Par
wiN nicht nur beeinflußt, sondern eigent
lich beherrscht. Er war der erste auf dem
Kontinent, d die Ideen deS großen
Engländer? voll erfaßt hatte und mit
wirklicher Genialität für dieselbe e)n
trat. Damals brauchte es Mut für ein
solches Wagnis, denn die Kaste lehn
anfangs Darwin rundweg ab. Aber Hae
ckel ließ' sich nickt sbfchrecke. Mit fast
beispielloset Kühnheit parierte die
Hiebt, die auf ihn niederfielen und einen
Moment sogar seine Stellung gefährde
ten. Man muß jene Periode felbst durch
gemächt haben, um die damaligen Käm
pfe richtig beurteilen zu können. Ernst
Haeckel war seinem innersten Wesen nach
eine liebenSwklrdige. gemlltvvll' angelegte
Natur, ehrlich und weich wie ein Kind,
ElaS von deutsch-amerikanischen Freun
den gestiftete Weins auf das glückliche
Entkommen auS der Falle und auf eine
glückliche Heimkehr. Auch die Mannschaft
wurde nicht vergessen und erhielt ein
paar Flasche Wein, um Ntrr sich den
denkwürdigen Tag seiet zu können. 22
Tage später kam .U-Deutschland' auf
der Weser an. voN der Stadt Bremen
und dun ganzen deutschen Volke mit Ju
bel begrüßt.
Wie ich später ffixk, warfen schon am
3. August in Baltimore Extrablätter die
Nachricht von dem alücklichen Entkommen
der ,UD." unter die Menge. In gro
ßen, leuchtenden Aufschriften wurde sie
von de RedaltionSdureauj ketanntgege
den, und ein amerikanisches Blatt brachte
die Nachricht unter der groß und' fett
gedruckten Ueberschrift: Größer Sie,
der Schlauheit Ulm die Dummheit!"
Ganz amerikanisch!
aber wo eS sich um fundamentale Gei
stcöfragen bandelte, konnte er ein fllrch
terlicher Kampser werden und mehr alS
ein Grgner blieb auf der Strecke. Zu
weilen wurde er unnötig schroff und
manchmal konnten wir näherstehende
Freunde seine ungestüme Art nicht ganz
dilligen. Selbst der ruhige Olympier in
Down, der alte Darniin, mahnte zur
Mäßigung. Aber da war nichts zu ma
chen, und alS später eine hämische Re
gktion an Darwin und Haeckel keinen
guten Faden ließ, da mußten wir unS
doch gestehen, daß Haeckel taktisch richtig
vorging, indem er einzelne Widersacher
etwaS unsanft bearbeitete. .Dann aber
kam die Zeit, da man ihm und der von
ihm vertretenen Richtung nur noch eine
schwächliche Opposition entgegenwerfen
konnte. DaS EiS war gebrochen: Die
sireng sachwissenschaftlichen Leistungen
de Jenenser Zoologen erregten mit
Recht Aufsehen, und ich kenne keine
Biologen auS der Neuzeit, der ihm an
Arbeitskraft gleichkam. Er brachte einen
ganz neuen Geist in die Biologie, und
dieser Geist war sprühend, eigentlich re
volutionär. Es ist hier nicht der Ork,
auf seine originellen,, oft glänzenden
Ideen einzutreten dazu bedarf eS
eine ganzen J9ch'. -UeberaU erkennt
manden weiten Blick, eine glückliche Wer
knüpfung von Empirie und. RefkxioNt,
El ist ein Forscher, der auS seinen vier.
Wänden .hinausgeht in, die lebensvolle
Natur, um diese voll zu erfassen. .
Ein recht ,',!scher Zoologe, der füi
historische Die ein ungewöhnlich' feines
Verständnis hatte, nämlich der verstor
bene R. Burkhardt in Basel, fällte über
Ernst Haeckel folgendes' Urteil: ".Die
Kunst des Wortes der Schrift und des
StifteS.' feine- glänzende PersSnIichkeit.
hat nicht nur in Deutschland, sondern in
d-r gesamten Wett, wo seine i alle Kuh
tursprachen übersetzten ; Werke., wirkten,
der deutschen Zoologie ine Anerkennung
erzwungen, die von keinem Forscher in
ähnlichem Maße ausging und die höch
stenS der Wirkung Cuvlers zu derglei
chen ist." ' Man darf hie Urteil' rulsig
unterschreiben. Aber die Gegner Hae
ckels haben ihm auch Irrtümer vorge
worfen. Ich gebe vollkommen zu. daß
man ihn in einigen Punkten anfechten
kann, ihm da und dort skeptisch gegen
übertreten muß. Wer über, eine solche.
Fülle von Ideen verfügte wie Haeaei,
wird gelegentlich auch irren. Schlagen
wir alle aN vnse Brust und fragen
wir: Wer hat sich im Leben nie geirrt?
Hat der große Cvvier nicht auch Jntü
wer begangen? Wer glaubt, heute noch
an seine irrtümliche Katastrophenlehre?
Ich weiß wohl, daß es unter den Vertre
tern der Wissenschaft auch allerweltskluge
Nituren gibt, die in ihr weifen Vor
ficht sich niemals irren aus 'dem ein
fachen Grunde, daß sie keine neuen
Ideen haben! Und , im ganzen ge
nommen hat Haeckel mit seinen Ideen
werkwürdig Glück gehabt und sich rasch
Beifall errungen. - .?.,.? r V
'Die f: jünger? Genttation "kennt, de
Heimgegangenen vorwiegend von "der pyi
losophischen Seite. Aus der Höhe seines
wissenschaftlichen Ruhmes angelangt,
suchte sich Ernst Haeckel zu einer abge
rundeten Weltanschauung - durchzudrin
gen. Dieses Bestreben wird um die Jahr
hundertwend'e durch die berühmten
Welträtsel" markiert. Dieses Buch hat
einen ungeheuren Erfolg gehabt und auf
die weitesten Kreife befreiend gewirkt,
daneben aber auch inen Sturm von Wi
dcrspruch entfesselt. Es ist hier nicht der
Ort, auf diesen Hauöstreit der Philo
sophen einzugehen, zudem bin ich hier
nicht kompetent genug. Man hat dem
Haeckelschen Monismus oft genug vorge
worfen, daß er den einseitigen Materia
lismuö predige und versuchte ihn auf die
gleiche Linie zu stellen mit jenem un
philosophischen Radau Materialismus,
wie er um die Mitte des vorigen Jahr
Hunderts sich breit machte. Allein damit
ist man sehr im Unrecht. Gab S einen
echteren Idealisten als Ernst Haeckel,
wenn man ihn in der Praxis nimmt?
Ueber ein halbes Jahrhundert hindurch
hat er bei einfachster Lebensführung seine '
ganze Kraft der Wahrheitsforschung ge
widmet, er ging auf im Dienst deS Gu
ten und des Schönen. DaS ist wohl
JdealiSmuS im besten Sinne. Es dürfte
die Zeit nicht mehr ferne fein, da man
sich allgemeiner nach -der atuwissen
schaftlichen Weltanschauung sehnt, wie
sie Haeckel in vornehmer Weise vertritt.
In manchen Kreisen dürfte Reue dar
Über aufkommen, daß man nicht recht
zeitig die großen Lehren einet naturwis
enschaftlich orientierten Ethik oeherztgt
t. ,
Liest nicht ine tiefe Tragik in der
Erscheinung, daß unsere Erkenntnis
längst mit aller Klarheit die gewaltige
Macht deS .Kampfes umt Dasein' in
ihre letzten Ursachen nachwies und weite
Kreis, .diese Ideen Zwar ergriffen, ab
die Folgerungen leichtsinnig in den Wind
geschlagen haben? Die menschliche Spe
zieS lernt nun einmal rein Nichts von
der eigenen Geschichte und von der Na
turwissenschast' gerade nur das, was ih
rem Egoismus dient. WaS, war natllr
licher als die menschliche Ethik naturwis
scnschaftlich richtig zu orientieren, um
dem brutalen Kampf ums Dasein seine
Schärfe zu nehmen and ihn in humanere
Bahnen zu lenken. Aber der Mensch
frönt in seiner Eitelkeit immer noch dem
Glauben, er besitze eine Vorzugsstellung
und biologische Gesetze gelten nur jiir
Pflanzen und Tiere. Der Kampf ums
Dasein ist eine Pßrase mit dieser
wohlfeilen und oberflächlichen Redens
art fetzte man sich über die Forderungen
einer naturgemäßen Ethik hinweg und
ließ die Dinge geben, bis der brutalste
Kampf,' den die Menschbeit je gesehen
und die ganze Natut früher nie erlebt
hat. Unsere schöne, so mühsam erwor
bene Kultur geradezu tölpelhaft in
Trümmer geschligen hat.
Es war nun juft Ernst Haeckel. de,
als aswiegier Biolog und feinfühlender
Mensch diese Tragik voraussah und vor
ihre Folge zittert,. Haeckel schied wit
dem Trost, aß dem Leben, daß ine
neue Kultur, sich aufbauen werde, und
zwar auf der Grundlage, für welche der
'charaktervolle Mann sei gastZk Lebe, f
hindurch gekampst hat.
Und real wird einst die Nachwelt von
Ernst Haeckcl sagen? ES gibt Tage!
größen und selbst Berühmtheiten, di
keine dauernden Spuren hinterlassen. Sie .
verschwinden rasch nach ihrem Tode.
Ernst Haeckel gehört zu jenen Auöer ,
wählten, die fortleben werden. Er hatte '
ma Mlück. In einer aroken Zeit zu wir
,ken, in der er sich voll entfalten konnte.
Man hat ihm an seinem u. ü.uurio
tage mit Freuden zugestanden, daß e, ,
unserer Geisteskultur neuen Inhalt i
geben vermochte' und daß er mit selte.
nem Erfolg der Wahrheitsforschung freie -Bahn
verschafft hat. Sein deutschet
Vaterland erblickte in ihm eine der g'.än
,'ndsten wissenschaftlichen Zierden. Et
betrauert den Heimgang einer charalter
vollen Individualität und einet treue
Patrioten.
DaS Ausland trauert nicht weniger,
eS Hai stets in Ernst Haeckel den popu.
lären, Naturforscher verehrt, einen bahn
brechenden Geist, von d.'ssen Ideen di
Nachwelt noch lange zehren wird.
Die Kluge Prinzkjfln.
Die i n t Bedingung, unter dersi
sich werben lassen wollte.
ES war wieder einmal eine unendlich
schöne Prinzessin, welche trotz aller Bit
ten ihres Vaters keinen der Freier er ,
hörte, .die in ungezählten Sparen an
den Hof kamen. Denn sie war sehr ftolz
und eigenwillig. Endlich jedoch ging ihr
die Sorge deS Königs ju Herzen und sie
erklärte sich bereit, inen Gatten zü wäh
le unter t n 1 1 Bedingung.
, Zwei Wochen schon schmetterten dit
Trompeten im ganzen Land und in alle
Nachbarreichen, und Herolde verkündete .
S laut: Dcm wolle Prinzessin Hilde zu !
igen sein, der bei ihrem Anblick dat ,
namlichedachtettiesie.
Da machten sich die Fürsien und Her
ren, die Ritter und Junker, die Dichter
und Minnesänger auS allen Gauen auf,
m zu Hofe z reifen; denn sie meinten,
die Lösung der Aufgabe könne so schwer
nicht fein. Viele von ihnen aber wende
tcn absonderliche Mittel an, um dieGc
danken der Schönen an sich zu fesseln
und auf einen bestimmten Punkt zu lcn
ken. Dieser erschlug unterwegs ine
wildm Leu'n und hangt sein Fell über
daS Streltroß. damit N so den Sin d?
Vielumworbenen auf seine Tapferkeit
richte. Ein Anderer kleidete sich düster
in. schwarzen Harnisch vnd färbte die
Wangen bleich, um möglichst gcdankcn
voll auszusehen und die Königstochter
auf seine Reichtum an Geist hinzuwei
sen. Der Dritte ging gebeugt unter der
Last schwerer eiserner Ketten, weil ,r
glaubte, daS würd besonders auffallen
und sie zu dem Thema führen, wie seh? '
er in ihren Fesseln schmachte. DaS
seltsame Turnei begann - jedoch einer
um den anderen von de Helden unter
lag. Immer wieder, wen ein Freier
seinen Spruch getan, den er für den
Abgrund aller Gedankentiefe hielt, schüt
telte Hilde daS LockenEpfche und sagte:
.DaS habe ich nicht gedacht!" ,
. Der König blickte unmutig darein, dit
Weisen deS' Landes schauten sorgenvoll
und die Abgewiesenen murrten. .
Da plötzlich kam ein schmucker junget
Fant gezogen, trat keck in den KreiS der
Herren, warf den Kopf zurück und
schaute trutzig zu der Prinzessin empor.
Wie er aber in ihr Auge sah, ging mit
einem Male ein Leben durch feinen gan
zen Körper und, befangen von so viel '
Anmut, murmelte et bloß: Ich denke
wennDumichnurliebhät
teil!"
Eine Sekunde herrschte Totenstille.
Dann hörte man Hilde flüstern: .Da
denke kch auch!"
"Da .brach heller Jubel KS in de
Ärmen lagen sich beide und der König
gab vergnügt dem glücklich Panr sei
nen Segen. "
2)ie abgewiesenen Freier indessen
murrten und riefen: Dai geht nicht
mit rechten Dingen zu! Wenn Du mich
nur lied hättest!" hat tt gedacht. Da
haben wir alte ja Auch gedacht, als .
wir Dir gegenüberstanden!"
Abtr Ich nicht!' lächelte dtt
Prinzessin leise.
Der Aufbruch.
Vater Siebold besucht Mit sein acht
zehnjährigen Tochter einen Wissenschaft
lichen Vortrag über die geistigen Stro
mungen vom Mittelalter bi zur Neu
zeit. Der Vortragend erläutert!
,. . . Wir verlassen nunmehr diese Epoche
und wenden unö zum Zeitalter der Aufj
llärung." '
.Komm. Rosa sagt der Vakek, .da
ist nichts für dich. Ht wird'S unanstän
big!"
Ach, wie manches ist nur Worteklaube,
Was die Weisheit und dieTorheit spricht;
Darum lächle über Aberglauben,
Aber über Glauben lächle nicht.
t
.DaS ist Gesühlssoche" hört man ma
sienS von denen sagen, die gar kein Ge
sühl haben. , '
Der Neid gönnt unS nicht einmal dc
Mut.' mit dem wir unser Unglück er
trage. '
Wenn eine Dummheit fo gr,ß ist, daß
.sie ein einzelner nicht ausführen kann,
dann gründen sie einen Venin dazu.
Die stärkst Leidenschaft ift die Er
vohnh't,