Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, September 30, 1919, Image 7

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tiöpenitkiade in
Leipziger Hotel.
Ter Streich eine Feldwebels, der
v Industriellen verhaftet.
Ei ganz faule Schwlndesgeschichte ist
lu einem große Leipziger fiotfl passiert.
Um 4 Uhr früh wurde Plötzlich der Di
tektor einer Jndustriefirma auö Sachsen
Altenburg au dem Bett heraul durch
ine Feldwebel der CicherheilZtruppen
tzerhaftet. Der Feldwebel sagte, er
müsse sofort zur Wache, da er im Wer
dachte stehe, eine groß: Summe Geldes
bei sich zu haben, die er nach dem AuS
land ..schaffen wolle. Der Feldwebel
ließ sich auf keinerlei Verhandlungen und
, Legitimationen ei, sondern droyle mit
Anwendung von Gewalt, wenn der Der
haftete nicht mit ihm ginge. Ter Zug'
begab sich zur Militärwache i das
Hauptpostamt. Dort wurde der Vcrhaf
iete einem Leutnant Übergeben, der alle
Papiere und Wertgegenstände übernahm.
Der Feldwebel erklärte, daß in kurzer
Zeit ein Kriminalbeamtcr erscheinen
Vtrde, der den Verhafteten übernehmen
werde. Als der Beamte bis 7 Uhr früh
richt erschien, verlangte der Direktor Ver
btodung mit der Kriminalpolizei, und eS
stellte sich heraus, daß dort von einem
BerhaftungSbefehl nicht! bekannt war.
Der Direktor mußte feststellen,' daß seine
Wertgegenstände und Papic,: auch nicht
mehr in den Händen des Leutnants irrn
,en. Der Schwindler hatte sie bei dem
Offizier für die Krimimlpolizei abholen,
lassen und eine Quittung ausgestellt. Der
Mann war mit der gestempelten Voll
macht eine! Noske-KommandoS in Ber
lin ausgestattet, fs daß man keinen Bet
dacht schöpfen konnte. Es wunden ikm
sogar Mannschaften mitgegeben, um die
'Verhaftung vorzunehmen. Dem
Schwindler sind etwa 2000 Mark in die
Hände gefallen. Er trieb seine Frechheit
'roch weiter. Kurz nach der Verhaftung
erschien er im Hotel und beschlagnahmte
zwei Koffer und sämtliche Wertsachen
deS Direktors, so daß dieser eine Einbuße
von 6000 biö 8000 Mark erleidet. Wei.
i war der Schwindler so frech, am
Abend die Kriminalpolizci aufzurufen
und die Verhaftung anzukündigen, damit
alles möglichst unauffällig vor sich gehe.
Burschenschaften
gegen neue Farben.
flennt den beschlossenen Flaggenwech
v sel nötig und beklagenswert.
' Eisenach. Der Burschentag hat zu
den neuen Reichöfarbcn SchwarzRot,
Sold, den Farben der alten deutsch
Burschenschaft und vieler heute bestehen
der Bursclxnschastcn, mit folgender Er
tlärung Stellung genommen: , . ' ,
Die Nationalversammlung hat die
Farben Schwarz-Rot-Gold, die nun seit
wicht als hundert Jahren die Farben der
deutschen Burschenschaft gewesen sind,
ali Farben des Deutschen Reiches ge
wächst. Die Burschenschaft sieht mit iie
ser Trauer, daß daS schwarzweiß-rote
Banner dez 1871 gegiündct? Deutschen
Reiche? damit niedergeholt ist. daS Ban,
ner, unter dem Reich und Volk zu hohem
Ansehen in der ganzen Welt gelangt
und unter dem Tausende von Äiitglie
der der Burschenschaft in den Kamps
und in den Tod für die Ehre und Frei
hcit deS Vaterlandes gegangen sind. Die
alten Burschenschaftssaiben waren 'daS
Symbol der deutschen Einheitsbewe
gung. Für sie hatten die alten Bur
fchenschafter Not und Verfolgung auf
sich genommen. Die Farben wurden bei
der Reichsgritndung von dem nationalen
SchwarZ'Weiß-Not abgelöst. Wenn jetzt
in der Nationalversammlung mit schva
eher Mehrheit die Farben SchwarzNot
Gold zu den neuen'Reichsfarbcn erklärt
worden sind, fo können diese nicht als
nationales Einheitssymbol im Sinne
der alten Burschenschaft angesehen im
Im. Die deutsche Burschenschaft ist mit
viele VoMgenosscn der Weinung. daß
ein Flazgenwechscl unnötig war und be
klagenSwert ist.
Handelsverbindung
mit den Ver, Staaten.
Deutsche Firmen, deren Niederlassung
hier beschlagnahmt, arg im Nachteil.
! Hamburg. 10. August. '
Direktor Huldermann von der Ham
urzAmerikaLinie macht jrn Hamb.
tkorresp. Mitteilungen über den begin
enden Handel mit den Vereinigten
Staaten. Er macht zunächst darauf auf
merksam, daß die Abteilung deS Staats
departements sür Kriegswirtschaft in
ihrer Verordnung über die Wicderher'
stellung deS Handels ' mit deutschem
Eigentum, das dem Verwalter feindlichen
' Besitzes untersteht, erlaubt ist. daß
also aller geschäftliche Verkehr hinsickitlich
deS beschlagnahmten deutschen Besitzes
nicht direkt mit Amerikanern, sondern
nur mit dem genannten Verwalter scind
lichen Vermögen! stattfinden kann. DaS
heißt, daß deutsche Firmen,, die früher
mit ihren Niederlassungen drüben ver
kehrt haben, sich jetzt eine neue Geschäft?'
Verbindung mit amerikanischen Bürgern
schaffen müssen, wenn sie sicher fein
wollen, daß sie ungestört die Verbindung
wieder vusnchmen können. '.
Die große Schwierigkeit für die Wie
deraufnahme lie.it in der Geringfügigkeit
. des deutschen Exports, denn selbst ein
Kaliezport hat bisher in geringem Um
fange oder gor nicht stattgefunden. Daß
' Absatzmöglichkeit sür deutsche Waren drii,
.iiAiWtt.iit. dank, zweifelt kein
Aus Deutschland.
Ter neue Spielplan
des Nationaithcaters.
Xic Ovrr bringt interessante Neuaus.
sührnnge. Uraufführungen sind
geplant.
l Berlin Lokalaiijtlgkr'.)
Der neue ' Spielplan deS National
theaterZ in Weimar kann in diesem Jahre
zum ersten Mal wieder sich ohne die
vielsitigen Hemmungen der Kriegs
jähre ausgestalten. In der Ende Sep
tember einsetzenden Winterspielzeit 1019
1920. harren zunächst in der, Oper eine
Reihe von Neuerwerbungen der ersten
Aufführung, wie '.Don JuanS setzteZ
Abenteuer" von Paul Gräner, die kc
mische Oper .Herr Dandolo von Ru
dolf Siegel, die Pantomime, (von Ar
thur Schnitzler) .Der Schleier der Pie
reite" von E. v. Dohnanyi. Gleich zu
Beginn der Spielzeit steht die bereits sür
1S14 geplant gewesene, des Krieges we
gen aber bisher unausführbare Eislauf
führung von Botho Siegwarts Oper'
Die Lieh' deS EuripedeS"' hervor, wäh
rend wegen Erwerbung einer weiteren
großen Oper die ' Verhandlungen noch
schweben. Von besonderer Bedeutung ist
die geplante Zyklische Aufführung sämt
licher Wagneropern, mit Ausnahme na
türlich der in Weimar noch nicht aufge
führten beiden Erstlingswerke. Von Mo.
zart dürften Don Juan". Die Entfiih
rUNgV Cosi san tuttö",- Figaro
Hochzeit", von Lortzing Der Wild
schütz". .Der Waffenschmied", .Undine".
.Zar und Zimmermann", von Verdi
.Der Troubadour", .Rigoletto", Ein
Maskenball". ".Othello" und Falstaff'
zu Gehör kommen. Richard Strauß wird
voraussichtlich mit .Elektra". Rostn
kavalier", Pueelni mit .Bohöme" und
Madame Butterfly" vertreten fein. Das
Schauspiel bringt an Klassikern u. a.
.Faust". .Tasso". Die Mitschuldigen".
Jphigenie". ,Dog Carlos". Wilhelm
Tcll". .Minna von Barnhelm", .Die
bezähmte Widerspänstige", Pomeg und
Julia", .Timon von Athen" (in der Be
arbeitung von HanS Olden). Der zer,
brochene Krug". An Neuerwerbungen:
.Katte" von H. Burtc, .Frau Margitt"
von Strindberg. .Alkestis" von R.
Prechtl. Der natürliche, Vater" von H.
Eulenberg,Cardenio" von F. Dülberg,
.Und Pippa tanzt" von G.' Hauptmann,
Rose Werndt" von demsesben. König
Nicolo oder So ist daS Leben" von F.
Wedekind. Die, Distel" von Saudeek.
Wegen einer Reiht von Uraufführungen.
sieht die Intendanz noch itt' Unterhand
lung. ' ' ' V : ;--U-.?'-. , '
Ueber das Baden
der kleineil Kinder.
Kinder,Büro dcö Bundes. Arbeit
Departements gibt wertvolle Winke.
(Verman ISurea, Fomgn Languaae kZod
mcnlai Jnlormaiion Cclvice.)
Das Kinderbüro .des Arbeitsdeparte
ments schreibt: Das gesunde Kind jeden
AlterS sollte täglich gebadet werden, ge
wöhnlich morgens. Im Sommer, wenn
kZ nötig ist, daß das. Kind kühl bleibt,
kann man es auch direkt vor dem Schla
fcngehen baden. Lauwarmes Wasser
von 85 bis 90 Grad ist gewöhnlich am
beste, obgleich ältere stramme Kinder es
vielleicht kälter mögen. Sehr wenig
Seife ist nötig, und sie .soll nie direkt
auf die Haut gerieben werden. Selbst
bei heißem Wetter soll daS Kind, wäh
rend es gebadet wird, vor der Zugluft
geschützt werden, da eS sich leicht erkaltet,
und aus demselben Grunde soll es schnell
angekleidet werden, nachdem es aus dem
Wasser herausgenommen worden ist.
Nach dem Bade soll das Kind mit sanf
tcr Hand, aber doch sorgfältig abgetrock
net werden, indem man. die Haut mit
einem weichen Handtuch gelinde betupft.
Ein klein wenig seines Puder maz dann
für die Falten angewendet werden, wie,
z7B. inz Schambiig und in der Achsel
höhle, aber viele Mütter benützen viel z
vicl Puder und verstopfen damit die Po
ren. Bei heißem Wetter, wezn sich die
Haut .oft etwas entzündet, , mag ein
Kleienbad das Wohlbefinden des Kin
-des fordern. Zu diesem Zwecke- fülls man
einen Beutel mit Kleie, durchnässe ihn
und drücke ihn aus. bis das Wasser
milchig wird.. Man setze das Kind einige
Minuten läng in das Wasser und trockne
es ab. ohne es erst abzufpulen. Keim
Seife darf beniitzt werden. "
Für Astenumiausch.
Wie die Deutsche Allgemeine "Zei
tuun" von parlamentarischer Seite bört,
plant der Reichsfinanzminister zur Klä
rung aller durch daS Gesetz gegen die
Kapitalflucht (Notenumtausch. Abstem
pelung der Wertpapiere) entstandenen!
Fragen eine Sachöerstandlgenkommis
sion zu bilden, welche die gesamten Un
terlagen deS Gesetzes, insbesondere auch
die Devisensragen. einer Nachprüfung
unterziehen wird.
Amerikaner, der bisher nach Deutschland
gekommen ist, und es scheint doch, daß
die amerikanischen Negicrungskrcise nicht
kind. nack dem Krieae dem deut
schen Geschäftsverkehr irgendwelche Hin
dernisse iN'vm Weg ,u legen, vag ,,e
viewchr die Deutscheo. nicht, mit andersn
Augen betrachten werden als die Ange
hörigen 'irgendwelcher ' anderen fremden
Rationen.' ..,'. .. ..
Genueser Blätter melden nach der
Agcnzia Americana,daß die brasilianisch
deutschen Handelsbeziehungen, wieder
,uf.tn.smm.'i. den li"'
.n-
j.i..
Flugzengjagd auf
Millionenschmnggler.
TaS flüchtige Kapital soll, wie ver
lautet, der Kronprizessin gehören.
t.Zleuct Ifllen Jsumal".)
. Berlin, 19. August.
Im Zusammenhange mit der Ver
schiebung von Millionenwerten nach der
Schweiz haben sich Polizeipräsident Ernst
und Dr. Weiß nach Weimar begeben,
vm der Regierung Bericht zu erstatten.
AuS dieser Tatsache wird geschlossen, daß
ei sich um eine sehr hochgestellte Persön
lichkcit, wie eS heißt, um die deutsche
Ezkronprinzcssin, handelt, die aus die
fern nicht mehr ungewöhnlichen Wege
einen erheblichen Teil ihres Vermögens
ins neutrale Ausland in Sicherheit brin
gen wollte. El handelt sich nicht um
zwanzig, sonder um zehn Millionen
Mark, die über die Grenze gebracht wer
den sollten uud die mit Inanspruchnahme
dcS neuesten HilsZmittels der Kriminal
Polizei, des Flugzeuges, in Nürnberg
rechtzeitig beschlagnahmt worden sind.
' Die zhn Millionen sollten von einer
mehrköpfigen'- Gesellschaft, Damen und
Herren, nach der Schweiz gebracht wer
den. In den drei Flugzeugen, deren sich
die Kriminalpolizei zur Verfolgung deS
v'ZugeS' bediente, wurden daher außer
zwei Kriminalbeamtcn auch zwei Agen
tinne.l mitgenommen. Die Meldungdaß
von Berlin aus ein großes Vermögen
nach der Schweiz verschoben werden
sollte, war der Berliner Kriminalpolizei
durch Agenten übcrbracht worden, die
gute Beziehungen zu Banken untcrhiek
ten und dort von dek mit Eifer betriebe
neu Flüssigmachung großer Werte einer
bekannten Persönlichkeit Nachricht be
kommen hatten. DaS Material wurde
Regierungsrat Weiß übergeben, der die
weiteren Nachforschungen veranlaßte.
Inzwischen war festgestellt worden, daß
ein Herr, der jedoch offenbar nur als
Agent in Frage kommt, einen lebhaften
Verkehr mit einer Schweizer Familie un.
terhielt. die in einer der Pensionen deL
Westens wohnte. Die Schweizer, die hier
als Vergnügungsreisende austraten, ver
langten ganz plötzlich ihre Rechnung,
packten die Kosfer und fuhren zum
Bahnhof. Der die Schweizer beobäch
tende Kriminalist gab die Meldung an
das Polizeipräsidium weiter und bat um
Weisungen.- Gegen 8 Uhr abends flogen
drei Maschinen, denen , als, Ziel die
Schweizer Grenze angegeben war und
die sich mit Brennstoff für 750 Kilometer
versehen hatten, ab. Nach einer Notlan
dung bei Neu-Roda. wo das Flugzeug
des Kriminalkommissärs, der die Polizei
Nche Leitung hatte, landen mußte, tra
fen die beiden snheren Maschinen nach
kaum fünf Stunden Fahrt in Nürnberg
ein. ,
Die Voss. Ztg." meldet aus Kopen
Hagen: Sachverständige.' die , mit der
Schätzung der durch den Prinzen von
Wicd geschmuggelten Wertgegenstände
betraut waren, haben ihr Urteil dahin
abgegeben, daß der Wert der Juwelen
und Spitzen sieben Millionen schwedi
scher Kronen, das 'sind nach dem limtigen
Stand der Valuta etwa L0 Millionen
Mark beträgt. '
Engländer in
Vrombcrg angepodelt.
Hauptmann Mitchcll von Volksmenge
bespuckt, beschimpft und verfolgt. ,
Berlin. Ueler einen unliebsamen
Zwischenfall, der sich in Bromberg er
eignete und zum Gegenstand eines No
tenaustauscheS geworden ist. wird jetzt
niitgeteilt, daß der englische Hauptmana
Mitchcll. der das Opfer von Belästign
gen durch Grenzschutzsoldaten geworden
sei, folgenden Bericht erstattet habe:
Als ich am Abend gegen Cft Uhr die
Hauptstraße entlang ging, wurde ich von
einer Gruppe deutscher Soldaten in übler
Haltung umgeben, die wild auf mich ein
drang, alle Arten yon Schmähungen aus,
stieß, auf den Bodcn und f mich
spuckte und mir schließlich Stöße vcr
setzte. DaZ Benehmen hielt so lange an.
bis ich mein Hotel erreicht hatte, das ich
nur betreten konnte, nachdem ich den
Kreis der Menge durchbrach? hatte, die
mir in rüdester Weiset Stöße versetzte.
Sie blieb vor meinem Hotel stehen, und
fünf Minuten lang überschüttete sie mich
mit wüstesten Schimpfworten Schließlich
verschwand sie, ohne daß die Polizei ein
gegriffen hätte, die während der Szene
auf der Straße anwesend war.
'Hierzu wird von-zuständiger Stelle
bemerkt. eS sei selbstverständlich, daß von
deutscher Seite "das Benehmen der be
treffenden Soldaten nach obzektiLer Prü.
fung der Vorgänge die schärfste Ahndung
finden werde. . , ., . .
Belgier w Malmedy.
Preußische Fahne in der Nacht vor
der Besetzung gehißt.
(.Vcrlincr Lokalanöeiger'.)
Die Brüsseler Zeitungen bringen aus
jährliche Berichte über den Einzug der
bclqischen Truppen in Malmedy. Trotz
ihres guten Willens, den Empfang in
der Stadt möglichst rofig zu schildern,
liaben die Brüsseler Jourgalisten, wie
die Frankfurter Zeitung' berichtet, der
Wahrheit die Ehre geben müssen. Der
.LengtjSme, .Siecle" bemerkt, daß die
Stadträie. die sich an der Begrüßung be
tciliatcn. davon entzückt schienen, daß
Malniedg zum alten Batcrlande zurück
Zehrte. Nur. bei zwei .Herren. Lana und
Aus Gejlerr.-Angarn.
Die Zurückgabe
! der KuüWatze.
Oesterreich mutz unstwerke, Antiqui
. täte und Urknnden hergebe. -
' c.Zkeue Jrti Psse". Um.)
In einem besonderen Abschnitt deS
Kapitels der Wiedergutmachung enthält
der Entwurf des Friedensvertrages Be
stimmungen über die Aussolgunz von
Urkunden. Antiquitäten. Kunstwerken
oder sonstigen , wissenschastlichen und
bibliographischen Gegenständen. WaS
an derlei Sachen aus vorübergehend er
oberten der von Feinden beschien Ge
bieten weggebracht wurde, muß zurücke?
tattet werden. Deutschösterreich wird
erner die nachtragliche vollständige Er
iillung derjenigen Pflichten auferlegt,
die eS seinerzeit in den Berträgen über
nommen hat. die mit Italien in den
Jahren 1859. 1866 und 1863 geschlossen
wurden. Ferner soll nach Ratifikation
deS ' Friedens von der Kommission für
die Wiedergulmachug ein Komitee von
drei Juristen ernannt werden, die zu
prüfen haben, unter welchen Bedingun
gen eine Reihe von Kunstwerken und
Manuskripten von den österreichischen
Monarchen oder von den ehema'.s In Fta
lien herrschenden Häusern nach Oester
reich überführt wurden. Wa! seinerzeit
nach den Entscheidungen diese! Komi
tee,S entgegen den Gesetzen der italieni.
schen Provinzen weggenommen wurde,
ist zurückzustellen. Ebenso ist es mit
ähnlichen Ansprüchen Belgiens, Polens
und des czecho-slowakischen Staates zu
halten. '
Wenn sich in hen Sammlungen der
.österreich ungarischen Monarchie oder
deren Regierungen" Gegenstände künst
krischen, rchäologischen, wissenschaftli
chen oder geschichtlichen Werte! befinden,
die rn fremden Gebieten stammen und
dabei z, deren geistigem Eigentum gehö
ren, wird Deutschösterreich auf Verlan
gen des beteiligten Staates und unter
Zusicherung der Gegenseitigkeit Verein
barnngen zu treffen haben, wonach diese
Objekte wieder in ihr Ursprunagebiet
zurückgebracht werden können. ' Sofern
nicht eine andere Verabredung stattgesun,
den hat, dürfen derartige Sacken, wäh
rend zwanzig Jahren weder veräußert
noch sonst vergeben werden. Sie sind
vielmehr sicher uns gut aufzubewahren.
Sie müssen ebenso wie die Inventars,
Kataloge und Verwaltungsakte der frag
lichen Sammlungen den Gelehrten und
Studierenden der alliierten und asso
ziierten Lander stets' zugänglich bleiben.
AuS der Liste der Gegenstände, deren
legitimer Erwerb von dem Komitee zu
prüfen ist, sind zu erwähnen:
AuS Toskana die Kronjuwelen, die
Privatjuwelen der.' Prinzessin Electri
de Medici. Juwelen aus der Erbschaft
der" Medicis. andere Kostbarkeiten, die
im achtzehnten Jahrhundert nach Wien
gebracht wurden, und alte astronomische
und physikalische Instrumente.
Aus Modena eine .Jungfrau" von
Andrea del Sarto. mehrere Zeichnungen
des Correggio, auS der Bibliothek von
Modena im Jahre 185Q entnommene
Manuskripte und Bronzen, zwei Bilder
deS Salvator Rosa, ein Bildnis dcS
Dosso Dosste u. f. w.
Belgien erhebt Ansprüche ank Massen
aus dem alten Arsenal in Brüssel, den
Schatz des goNienen Vließes, Münzen,
Medaillen von Theodore Lan Berckel
das Triptychon des heiligen Jldcphcmse
, von Rubens. j,,
Polen verlangt eine goldene Schale
des Königs Ladislaus IV.,
der czecho-slowakiscbe Stasi Urkunden,
historische Denkschriften. Manuskripte
und Karten, die aus Befehl der Kaiserin
Maria Theresia, weggeführt wurden,
sowie Dokumente der böhmischen Hof
kanzlei un? HofrcchnungZkammer und
Kunstwerke auS verschiedenen böhmischen
Schlossern. , :
, Hamburgs KasfcelMdel.
Dem Vernehmen nach ist in Ham
bürg unter dem Namen Handttsgesell
schaft der Kaffetgroßröster und Händ
ler, G. m. b. H, eine Bereinigung von
117 inländischen Firmen gebildet wor
den. Die Gc-sellschast arbeitet mit ei
nein aus Stamm'inlagen und Darle
h:n zusammengesetzten Betriebskapital
von 664.500 Mark. Jeder Gesell
schafter hat sich verpflichtet, eine
Stammeinlage von einem Fünftel deS
auf ihn entfallenden Betrages und außer
dem den vierfachen Betrag als un
kündbare Darlehen zu den Betriebsmit
teln der Gesellschaft jur Verfügung zu
stellen. Dagegen werden etwaige
Ueberschüsse den Gesellschaftern im Ver
hältnis ihrer Beteiligung am Umsatz
zurllckserglltet. Die Gesellschaft be
zweckt, Kaffee und andere Lebensmittel
den beteiligten Firmen unmittelbar zu
zuführen und 'die Ware ohne Verteu
rung in den Verbrauch zu bringen.
Sie hofft, auf diesem Wege allmählich
zu einer Verbilligung der Waren im
allgemeinen Verbrauch und weiterhin zu
einem Abbau der Unkosten, besonder!
der Lehne beizutragen. Geschäftsfüh
m ist Artbur Darboven in ffirma I.
I. Tarboven, Kaffeerösterei in Ham'
bürg.
Brayard, den eigentlichen ProBelgiern.
sei das .schiemn" zu wenig. In der
Nacht vor dem Einzug war auf dem
Felsen über, der , Stadt die preußische
Fahne aufgepflanzt worden, die von
einem Führer d:s AnnezionismuS".
Gels c-n, k,erabey?lt wurde. AuS dem
Volke lütt: sick pjTk' niemand iaiu
hereitgefunderi, . .
.ir
i 1 ' : , Z l.;
Dr. Arning über
Deutsch'Oßafrika.
Vertrag beö Stabsarztes, der mit
LettwBkeck war, über .Erlebnisse.
In einer stark besuchten, i Hannover
abgehaltene Versammlung der Jugend
grüppe der Deutschen Voltspartei nahm
Stabsarzt Dr. Arning, zum erstenmal
nach seiner Rückkehr aus Ostafrika bezw.
aus der englischen Gesangenschaft Gc,'e
lenheit, sich über seine Ariegseindrllcke zu
äußern. Der Hannoversche Kurier"
schreibt darüber:
Dr. Arning entwarf zunächst ein an
schauliches Bild von der großartigen Ent
Wicklung, die Deutsch-Ostafrika dank der
Tüchtigkeit deutscher Ansiedler, deutsche,
Kaufleute und Techniker in kaum 30
Jahren genommen hat. Eine gewaltige
Arbeit ist dort geleistet und die Kolonie
stand im Begriff, das Haupt-Kaffeeland
der Welt zu werden. Sechs Millionen
Stück Rindvieh bevölkerte die Weiden.
Farmbetriebe und Meiereien wuchsen in
immer größerer Zahl auS dem Boden.
Die Zentrslbahn hatte einen so starken
Verkehr, daß man sie zweigeleisig aus
bauen wollte. Und, alle diese Arbeit voll
zog sich in voller Ruhe und ohne Schwie
rigkeiten mit den Eingeborenen Der
Krieg traf daS Land gerade In dem Au
genblick, als es ein Klein-Jndien für unS
werden wrllte. Der Krieg traf die Kola
nie aber such völlig unvorbereitet. Wäre
man in Ostafrika darauf vorbereitet ge
Wesen, dann war die Möglichkeit durch
auS gegeben, von dort auS erfolgreich
zum Suezkanal vorzustoßen. '
In feinen Ausführungen über die Er
cignisse während des Krieges erhob Dr.
Arning lebhafte Vorwürfe gegen , das
Kolonialamt. Zwei Schiffe seien vom
Reiche während des Krieges nach der Ko
lonie gesandt. Beide seien angekommen.
Warum habe man nicht mehr gesandt?
Das erste Schiff habe außer 1800 Ge
wehren und 2 Millionen Patronen, die
aber verdarben, weil sie nicht wasserdicht
verpackt waren, nichts für die Schutz
truppe gebracht. Oberleutnant Christian
fen, der Führer des Schiffes, sei vor
der Aussahrt dreimal , beim 5kolonialse
krctär Solf gewesen, um etwaige Mit
teilungen an die Kolonie zu erhalten.' er
sei aber nicht ein einziges Mal empfan
gen worden, ein Zeichen, wie geringes
Interesse der Staatssekretär der Kolonie
entgegengebracht habe. Das zweite Schiff
habe freilich Bestellungen, die die Kolo
nie gemacht hatte, mitgebracht, aber man
uave den inzwischen veränderten er
Hältnissen, von denen' man in Berlin
Kenntnis hatte, in keiner Weis Reck
nung getragen. Hätte man die Kolonie
mit Artillerie versorgt, oder wäre das
Schiff nur einen Monat früher ange
kommen, so hätte sich, eine ganz andere
Entwicklung vollziehen können.
Deutsch-Ostafrika sei vollständig und
rückstcht los von den Behörden der Heimat .
im Stiche gelassen worden.
Wenn es zutreffend, gewesen wäre,
was der jetzige Minister Erzberger uns
die Sozialdemokraten über unser Ver
hältnis zu den Eingeborenen schon vor
dem Kriege im Reichstage "behaupteten,
so, hätten die Eingeborcnen beim Kriegs
usbruch jedem Deutschen den Hals um
drehen müssen. In Wirttichkeit sei von
den Eingeborenen nicht eine einzig:
feindselige Handlung gegen uns unter
nommen. Sie standen alle mit dem H:r
zcn auf unserer Seite, und gerade die
Bezirke, wo die Eingeboiemn am mei
sten mit den .deutschen Ansiedlern in Be
riihrung gekommen waren, erwiesen sich
als die zuverlässigsten, ein Zeichen.' daß
die Deutschen es verstanden hatten, sich
zu den Eingeborenen zu stellen.
Der Vortragende schilderte dann, wie
in der Kolonie, die vollständig von der
Heimat abgeschnitten war. die wohl Roh
stoffe, aber keine Vcrarbeitungs-Einrich
tungen besaß, Webereien. Gerbereien.
Schuhfabriken. Zigarrcnfabri,ken uns
andere Industrien erstanden, wie der
Körtingsche Ingenieur Kurt selbst den
Torpedoboot und Ubootbau versuchte,
wie deutsche Intelligenz und Tüchtigkeit
alles versuchte, um die Kolonie zu echal
ten. Unter der jetzt so geschmäliten deut
schen Verwaltung ist In Deutsch.Ostaf
rita mehr geleistet worden, ' wie in ir
gend einer Kolonie irgend eines Volkes.
Interessant waren auch die Mitteilun
gen über die ungeheure Truppenmacht
und di: Aufwendungen der Engländer
an modernstem Kriegsgerät gegenüber
dem Häuflein unserer schlecht bewaffne
ten Streiter. Etwa 6000 Automobile
allein standen dsn Engländern im
Kampfe gegen die Kolonie zur Vcrfü
gung. Bewundernswert war der Helden
mut, mit dem die deutschen Ansiedler
unter furchtbaren Strapazen jahrelang
die neue Heimat verteidigten, obgleich
ihnen als Endergebnis nur Tod oder
Gefang?nschaft vor . Augen standen.
-Noch bewundernswürdiger aber, daß die
Eingeborenen freiwillig diese Strapazen
und Gefahren teilten, obwohl sie schließ
lich keine Löhnung, keine Kleidung, ja
nur noch dürftige Nahrung erhielten.
Und ")Mi3 man der Erzbergerschcn Be
haupturg, daß die Pflanzer im nördli
chen Tei'le der Kolonie Schinder" und
Betrüger" gegenWer den Eingeborenen
gewesen feien, die Tatsache entgegenstcl
lcn kann, daß gerade aus diesem Bezirk
sich die meisten Freiwilligen aus den
Eingeborenen meldeten, so erhellt daraus,
daß eS eine dreiste Lüge ist. wenn un
sere Feind behaupteten, daß wir die
Behandlung der Kolonialvölker nicht
verstehen. Wen je ein Volk zur Kolo
nialarbeit berufen war, so ist eS daS
deutsche Volk. Wenn die Kolonie vertei
digiingsfäh'.g gewesen wäre, so würde sie
nicht verloren farniui scin.5 Das deut
sche Volk ist der höchsten Leistungen
Der erste Landtag der
badischcn Nepublik.
Im Berglnch zu Nord; sind Ordnung d Gang der Staats
Maschine in Bade geradezu glänzend.
.(.Neu, LÜrchn
' Nach fast siebenmoastiger Tagung hat
der erste Landtag dn jungen bübischen
Republik feine Session geschlossen. Die
Hälft dieser Zeit Hai er als National.
Versammlung getagt und als erste in
deutschen Lande da Werk der Ver
sassung geschaffen. Seit Ostern ist er auf
Grund einer Volksabstimmung zum
Landtag erklärt, der nun die regulären
Geschäfte zu vollziehen hat. Doch läßt
auch hier der Choralt daS Wer
dende und Gärende nicht verkennkn, wie
das die Zeit der Umwälzung, in deren
Zeichen wir immer noch stehen, mit sich
bringt. Eine Flut bon Interpellationen,
zu einem großen Teil auS einem ogita
torischen Bedürfnis geboren, Ist auS dem
Schoß des Landtages emporgestiegen. Zu
der gesetzgeberischen Arbeit lst nach Er
ledigung der Verfassung nicht viel hin
zugekommen. ES ar wohl auch unter
dem Druck der Gesamtlage, und ihrer
Unsicherheit, die für die dringendsten Be
dürfnisse deS TageS das. Nötige ver
langte, nicht anders gut möglich. Und
ist gewiß auch besser so.
Sechs Nachtrage zum Budget sind von
der Regierung angefordert und vom
Landtag auch' bewilligt worden. Darun
ter viele Millionen an Teuerungszulagen
sür Beamte und Staatsarbeiter. Aber
auch sür andere wichtige Zwecke der
staatlichen Fürsorge, die ebenfalls, di,
Not der Zeit verlangte. So mehrere
Millionen für Notstandsarbeiten, ebenso
für Abhilfe der Wohnungsnot. Heute
allerdings fast nur ein Tropfen auf
einen heißen Stein. Infolge deS Man
gels an Baumaterialien, der wiederum
eine Folge des Kohlenmangels ist, hat
sie ganz außerordentliche Dimensionen
angenommen. Auch in den Kosten! Sie
betragen heute das Drei- und Vierfache
der Friedenszeit. Ein Beispiel: Der
Neubau einer medizinischen Klinik in
Heidelberg war auf 2.300.000 Mk. ver
anschlagt gewesen. Er würde heute ach
denselben Plänen über 7 Millionen er
fordern. Auch nach einer ganz wcscnt
lichen Einschränkung und Umgestaltung
des ganzen Planes kommen die Kosten
i immer noch auf 4 Millionen Mark. Auch
die Erwerbslosenfürsorge erfordert ganz
bedeutende , Summen. Seit November
vorigen Jahres betrugen 'ihre Gesamt
koste' in Baden 22 Millionen Mark,
wovon auf den Staat rund 7 Millionen
entfallen. Dabei hat die Zahl der Er
werbslosen beträchtlich abgenommen.
Sie beträgt heute mit etwa 11.000 noch
die Hälfte der Wintcrmonaie. Auch hier
ist,' abgesehen von dem Fehlen der Roh
stoffe, die namentlich sür unsere Textil
Industrie außerordentlich empfindlich ist.
der Kohlenmangel die wesentliche Ur
fache. Er nötigt auch uns in Baden zu
einer möglichsten AuZnlltzung der elektri
schen Kraft. Ihr dient eine Nachforde
rung von 25 Millionen "zur Erweiterung
des großen ElcktrizitätswerkcS. welches
der Staat im Murgwerk besitzt. Kein
Wunder, wenn ein Stcuerzuschlag nach
dem andern kommt.. Zuletzt der ganz
beträchtliche mit lli Millionen Mark
Ertrag. Aber nicht alltäglich ist wohl,
daß eine Volksvertretung die große
S!eucrforderuu,g dcs Finanzministcrs
noch überbietet. SS brav war der'ba
fcistfe Landtag. Er hat die Säke des
Zuschlags ganz wesentlich nach oben hin
erhöht und den Zuschlag zur Vermögens
ftcuct statt bei 200,000 Mark schon bei
50,000 Mark beginnen lassen, sa daß der
Ecfamtcrtraq nun 144 Millionen betra
gen wird. Tarin zeigt sich der energische
Wille, die Finanzen des Staates bald
möglichst wieder aus eine gesunde Grund
läge zu Fringcn, und das kann nur ge
schrhen, indem man ernstlich beginnt,
Schulden zu tilgen.
TOm flpiit fiffifliititfn d,e 5Hfbnnt
tioit und die Republik kosten dem Staat
mehr Geld als das alte Regime. Auch
das wird bald seine Grenzen finden.
Allem voran geht das Reich. Es braucht
ungezählte-Milliarden. Die Not und
der Zwang, in dem Deutschland steht,
verlangen sie. Die Finanzhoheit und
damit zu einem puterjt Teil wohl auch
die politische Selbständigkeit der Bundes
staaten. oder wie is jetzt nach der neuen
Reichsvcrfassung heißt, der, Länder",
wird damit allerdings auf dem Altar
des Reiches geopfert werden müssen. Un
aufhaltsam treibt die Gewalt der unge,
Heuren Zwangslage zum Einheitsstaat.
Auch der badische Landtag ist M dessen
bewußt gewesen. Gern sieht er natürlich
die Einbuße nicht, die der einzelstaatli
chen Souveränität droht. Aber darüber
waren alle Parteien, wenn auch Nuancen
und Einzelheiten bestanden, doch einer
Meinung. Zur Rettung des Reiches
und darum handelt es sich bei der Erz
bcrgeischen Finanzaktion ist kein
Opfer zu groß, auch daS der eigenen
Celblländiakeit nickt.
Aus der großen Menge der Jntcr
pellationen, die den Landtag oft über
Gebühr lang beschäftigten, sind um der
Bedeutsamkeit ihrcS Gegenstandes willen
zwei besonders bemerkenswert. Eine
über die Durchführung der Sozialisie
rung. ES toux die Einlösung eineS Vcr
fähig. Wenn es illerdings in unserem
Volke so weiter get. wie seit der Revo
lution, daß man nu.' an Vergnügen und
betäubenden Genuß, nicht ab an Ar
Seiten denkt, dann sind wir für immer
verloren. Aber die Jugend wird nS hcl
fen. wieder ein Volk und ein Reich er
stehen zu lassen, wie das war. das wir
1914 zurückgelassen haben.
Seitarna".), '
laugen?, tcl die Masse ihrer Anhänge
stellt, wenn die Sozialdemokraten ta
große Problem anschnitten. Ihre Stel
lung und die ganze Aussprache, die wäh
rend mehrerer Tage darüber gepfloge)
wurde, war bemerkenswert durch di.,
Mäßigung der Sozialdemokrakie uni
durch die Unfruchtbarküt an praktische!
Borschlägen. Ist daS alles? mußt,
man sich unwillkürlich fragen. Ebenfalli
von den Sozialdemokaten geneui wai
eine Interpellation über die Reform der
Universitätöverfassung. Damit war der
ganze große und wichtige Komplex der
Fragen der Universitätsbildung, der Be
fetzung der Lehrstühle. der Verhältnis
der Dozenten, ober auch der Studieren
den. und alles, was damit zusammen
hängt, zur Debatte gestellt. Der sozial
demokratische Interpellant, selbst ein
akademischer Dozent, übte eine sehr
scharfe Kritik, und gewiß ist die Versaf
fung der deutschen Universitäten in man
chen Stücken veraltet.- Die Selbstherr
lichkeit der Ordinarien, der Direktoren
der Universitätsinstitute, die ganz, außer
ordentlichen Einkommen einiger Be
riihmtheiten man sprach von 100;000
und 200,000 Mark im Jahr und, die
Hungerexistenzen der Privatdozenten und
auch mancher Eztraordinarien, angeblich
politische oder soziale alles das und
anderes mehr sind Dinge, die gewiß der
Reform und der Abhilfe bedürfen. Das
wird auch von den einsichtigen Akade
mikern selbst zugestanden. Es wird ge
tätigt durch die, Reform der Universität '
Verfassung, die im Werk ist. Aber die
Kritik eines so wertvollen und wichtigen
Volksgutes, wie unsere Universitäten
sind, darf, wenn sie nicht demagogisch
wirken soll, über den Schatten doch auch
das Licht nicht übersehen, das denn doch
in reichem Maßevorhanden sein muß.
sonst könnten unsere deutschen Universi
täten unmöglich die Höhe ihrer wissen
schaftlichen Leistung, die unbestritten ist,
erreichen. Ihr sind die Ankläger uud
Kritiker in der badifchen Universiläts
debatte nicht gerecht geworden. Es war
nicht underzchtigt, wenn der demokratische
Abgeordnete Gothein, selbst ein hervor
ragender Universitätslehrer, diesem Ge
fühl Ausdruck verlieh mit den Worten:
Die Universitäten sind zwei Tage lang
auf her Anklagebank gesessen! Es war
ein beachtenswertes Symptom, daß das
Zentrum, auf meist weit zurückliegende
Fälle zurückgreifend, an Schärfe der
Kritik die Sozialdemokraten womöglich
noch übertraf..
Man darf begierig sein, wie sich die
Dinge in dieser Hinsicht weiierentwickdn,
auch in Baden. Noch haben wir hier im
Unterschied zum Reich, wie allgemein in
Süddeutschland, die Koalitionsreginunz
der alten MehrheitZparteien, Sozialde
mokraten, Zentrum und Demokraten.
Welches auch ihr Horoskop für die Zu
kunft fein mag die Zusammenarbeit
der drei Parteien hat geleistet, was, un
tr den schwierigen Verhältnisse der
Umwälzung und ihren immer noch fort
dauernden Wirkungen möglich war. Im
Vergleich zum Norden sind Ordnung und
Gcng der Staatsmaschine in Baden ge
radezu glänzend. Es ist zweifellos eine
Konsolidierung der Verhältnisse einge
treten. Die Bevölkerung hat sich über
laschend leicht in die republikanische
Staatssoru? gefunden. Nur wer völlig
vergißt, daß fo ungeheure Erschiitieriin i
gen, wie sie der verlorene Krieg, der Zu j
sammenbruch und die Revolution bedeu j
ten, unmöglich im Handumdrehen am j
ganzen Körper des Volkes und Staates z
vorübergehen können, kann mehr verlan
gen, kann verlangen, daß heute schon:
alles in ruhigem und geregeltem Geleise?
sich bewegt. . Wir befinden uns immer
noch, auch in Baden, im Zeichen der Re
volntion, und die Lage verlangt nach wie!
vor Vorsicht. Aber sie ist befriedigender
als irgendwo auf deutschem Boden. .
Die fremsen Herren
im Rheinland)
Unverzagt auf Gott vertraut, u
muß doch Frühling werden" verboten
Frankfurt a. M. Im Wie??
iadenez Lehrerverein sollte eine Fei
für die gefallenen Mitglieder stattfinde,.,
und eine Rede, die dabei gehalten werd
follte, wurde dem französischen Oberstc
Pineau zur Zensur eingereicht. Diese'
strich sie stark zusammen und verbot (
a. die Worte .Nationales Bewußtsein
und den Satz: .Unverzagt auf
vertraut, eS muß doch Frühling werde!
ganz. 1
Der Lehrer einer Volksschule in Wie,,
baden wurde auS der Klasse heraus 6
haftet? weil er einen Schüler lei.bt f
züchtigt, dessen Vater ein gebürtig
Franzose war. Oberst Pineat?. d
der Vorfall gemeldet wurde, ging ge,'-'
den Lehrer vor, weil nach den vkse.
französische Kinder nicht geschlagen
den dürfen. Von einer solchen Be'
nung ist hier nichts bekannt.
. Der französische OrtskomMlft ' '
von B'.erstadt ließ einen Lchrcr
gensrtzen. weil der Mann einen ro:
fischen Soldaten, den er beim 5!m
raub ertappte, geschlagen ha'.te und
Furcht vor Strafe ins unbesetzte d
Gebiet entwichen war. r
Der Dezernent sür Schulwesen,
gierungSrat Flohrschütz. ui f
den Franzosen sechs Wochen zwangZi'.
beurlaubt, weil er ohne Mitteilung
,die französische Behörde einen tl
versetzt hatte f
K.,. i m.m&w!!