Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, September 26, 1919, Image 2

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Semliche FristofMlie.
Von 25arl Scheffler.
V
e uns Gngkcrnö.
Die ghorißinnell-Zlnion.
ksprochk vo O.ktnl Gtahoppkt, Baffttwff.
.
von . 2fellner.
i'.r1.i)S
Wrief
Ich . möchte thu Anekdote mitteilen
und ein paar Gedanken anknüpfe.
Während meiner Lehrzeit tauchte einst
. ur.tet den V!alerchilscn ein Zugcman
,. beriet auf, der in jedem 6in eben
da EinKcimischn wie ein Fremdling
wirtfe. Aus seinen Erzählungen er
erzählte 'gern ging hervor, daß er Bit
nnds eigentlich langer als vier ms secbl
Äochen gearbeitet hätte, difz er all
Wanderbursche aber viel us der L'and.
strafte qewesen wäre und daß er nebe,
v.r kleine Erzählungen schreibe, die zum
Teil in. sozialdemokratische Partei
bitter erschiene wären. Ja der Tat
halte er etwa von einem vagierenden
Dichter an sich, wahrend seine Berufs
leistungcg mäßig waren. Die rts
Msässigen Gehilfen betrachteten den
Fremdling, st inet literarische Tätig
kcit uns scmcr originellen i'tenid)'
lichkeit wegen, mit einem gewissen der
1 wunderten- Respclt; sie sahen aber
euch mit Mißbilligung ein wenig auf
ihn hcraö. weil die Handwerker damals
schon begannen, in jedem Wandelbar'
schen etwaS wie einen Lsnabundcn zu
sehen. Tcr Neue ließ sich ober weder
dieses noch jenes anfechten, er war em
vollkommen befangener Mensch und
, lebte fein Arbeits trnd Feierabendlcbea
nach seiner eigenen Methode. Wenn die
Kollegen i den ArbeitZpauscn kingS
' U7i ihn her heftig politisierten S war
die Zeit der Sozialiftengcsetze . legte
er sich im Garten wohl lang aus den
vlücken und sagte: .Kinners, wat i! dat
schön, so i den blagc Hcwen tau lie
: len!", und des Abends saß er in den
damals neu eingerichteten Lolkskaffee
Häusern und spielte Schach, oft mit sehr
fragwürdigen Existenzen. Dieses wurde
ihm doa den Kollegen am meisten der
dacht, denn sie hielten de Aufenthalt
in den Volkskaffeehäusern faft für ent
- ehrend. ' Und darüber kam es denn einst
zu titwt lauten Aussprache. Im Set
lauf diese? Streites nun sagte der
Fremde ein merkwürdiges Wort: .Ji
all," sagte er, fund gor nicht Temokrr
ten; weit Ji. wat Ji fund?" .Sozial
Demokraten siind wi," sagte der Vorn
' feil selbstbewußt. .Nee,' rief der
Fremde, .Aristokraten siind Ji, all tan
sarnen!"
Die Genossen lachte. Der Ankläger
aber hatte ganz recht: sie waren, sie
find, in einem Punkt wenigstens. Aristo
aicn; ci cuvist iuui, uuen unui vu
zialdemokrateri, vielleicht der einzig
wahre Demokrat. Unrecht hatte er nur
darin, daß er die Kollege deZroegcn
tadelte. Er selbst lebte wirklich in ur.i
mit dem Volk, kannte keine Unter
schiede, für ihn war der Vagabnrck das
selbe wie sein Vorarbeiter, er suhlte den
Menschen, den Proletariern gegenüber
1 aus Instinkt brüderlich. Aber das konnte
er Mr. weil er wurzellos war, weil er
ein Stück Dichter, ein Vagant und ein
mittelmäßiger Handwerker war. Von
feiten der schön? Menschlichkeit rsar er,
der Heimatlose, den ortsaN'säjsigeR t
bilsen, die alle schon viele Jahre i dem
stlbcn Geschäft arbeiteten, überlegen,
aber er war ihnen unterlegen, dem so
zialen Gefühl mch. Was er als An
stokratentum tadelte, war und ist viel
leicht der beste Teil des Arbeiters. Die
ser fühlt sich als Proletarier nur, so
lange er gegen höhe Stände und obere
GcseLschafteschichtcn politisch kämpft;
eber er ist wirklich in gewisser Weise
aristokratisch, soweit er sich dem Frem
den gegenüber als Einheimischer, dem
Gelegenheitsarbeiter gegenüber als ge
lernt Arbeiter, dem Unfähigen gegen
iiOer eis Fähiger zu behaupten strebt.
El ist in gewisser Weise ezklnsiv, er hat
viel. Standes und Beruftgcfühl. Er
würde sich entehr: fühlen, wenn er ein
mal im Asyl schlafen der in der Her
berge wohnen müßte. In seinen Em
pfindungen ist don altersher noch etwas
Zunftmäßiges, er mischt sich nicht unk?
die Masse, sondern will etwas Aesonde
res sein: er will nach seinem Können, je
ach der Höhe feines Lohnes respektiert
sein..
Es ist heute keineswegs . nders gewor
den. Der Maurergehilse und sein
Sternträger mögen sich eineS fühlen,
wen sie Revolution machen i Volks
Versammlungen und im Ctraßenkampf.
Alls dem Arbeiterplatz aber, auf der?
Bau, besteht ei Rangunterschied, den
ieide Teile streng respektiere. Der
Maunk ist dormhmer. bet Steinträget
sieht us der sozialen Leiter um ine
Stufe tiefer. Niemals wird der Mau
M kickt sessiff h't Sifftn aiifnmntmfTft
... j j , - o"i" .......
gen und Mörtel anmachen, niemals f
wird er sich selbst zum Priifjftui! aus der
Wirtschaft hole, wenn ein (eintraget
zur Stell ist. Es gibt in diesen Din
gen feste Konventionen, und sie werden
hne Debatten von beider, Teile anet
lernt. Und so ist es in alle. Berufen.
Wen es sich irgend vermeiden läßt,
wird der Möbeltischler nicht die Arbeit
des Bautischlers übernehmen, der Buch
haltet nicht die des gewöhnlichen Schrei
der!; der Maschinenmeister ist nicht von
feiner Maschine wegzubringen, die Kö
chin rilcht don ihrem Hnd, t t Zuschnei
der nicht vom Zurichletifch; der Muster
drucket läßt sich von seinem Hilfsmäd
ehe bediene wie i kleiner Herr, und
dn Parkettleger will nicht mit dem
Zimmermann, der den Bohlnifußbode
legt, verwechselt werden. Es gibt über
all in den Handwerken, in den Eewer
iea und selbst in der Jndu'.rie nicht Nut
die vom Kapitalismus organisierte' ta
jignlle Arbeitsteilung, sondern auch
ne don vltersher überlieferte, ach ZZa
10'ikti. graduierte ArbeitZleilunct. Und
ts wild daran, trotz ct demokiLkisie
nnd?n Tendenzen d:r Zeit so eigen sin
t'2 festgehalten, . daß man richt seilen
von tmm gewissen Chinkfcntum spre
chen kcnnte.
Es rnog diese Erscheinunz füt den.
der daifit i Lerührunz kommt,
tuk sein. ja s Mas nicht feite
lächerlich weide: letzte Endes decditr,t
sie doch rchr Achtung eis Spott nd
ml 5ittr;f als Oiders' Cs
lrjt i Jty,jH'2wJL pj1
man sie mit dem Auze des sür lLleich
heit und Brüderlichkeit schwärmenden
Demokraten ansieht, ein gewisser Hoch
mul; aber es verbirgt sich darin auch der
Rest schönet alter Bmifsgksühle."ZS
lebt darin das Arbeitsbewußtsein und
die Arbeitsehre fort, die don den polili
schen Idee des Jahrhundert! schwer
bedroht sind und deren Erhallung doch
von hohem sozialem Wert ist. Was
jener zugewanderte Maleigehilfe das
Aristokratische nannte, ist im Mensch
lichcn tief begründet, wie seine schöne
Kameradschaftlichkeit mit allen; nur be
tont es obendrein noch die soziale Struk
tur. Alles Grenzen Setzende und Be
schränkende ist wertvoll in einer auf
Schrankenlvsigkeit und Unbegnnztheit
gerichteten Zeit. Ein solches Aristokra
tentum sührt zur Gliederung; und Glie
dcrung ist immer gut. Gegenüber dem
Allgemeinen wird darin das Besondere
betont. Und auch das ist gut. Denn e!
erstatt so das Individuelle? von dem
Bewußtsein, etwas Besondere! zu sein,
lebt die Persönlichkeit. Dem politischen
Radikalismus tritt hemmend ein kon
scrvatisr! Element esttgegcn. da? um ss
stärker ist, als es us der Arbeit hervor
wächst, aus im Beste also, was der
Mensch hat. So leicht die aristokratische
Arbeiisivertung und Leruftauffassung
zum Spezialistentum fuhren kann, so
lächerliche Auge auch darin stecken, letz
ten Endes spricht daraus doch das rich
tige. das sozial wertvolle Gefühl, daß
der. der das Bessere kann, si nicht i::rsx
Schlechtere aufhalten soll, daß er sei
nen Fähigkeiten entsprechend und nicht
unter feinem Können, da! heißt, nicht
unter seinem Stand beschäs!' 1 sein soll.
Ein Malergehilfe, - ein hochbezahlter
Spezialist für Holzmaserungen, der auS
Mangel an Arbeit einmal einige Tage
geringere Arbett tun mußte, drückte sei
nen Unmut ationalökcnomifch praktisch
mit diesen Worte aus: .Für solche Ar
bei! bin ich doch zu teuer."
Höher als die teilende Arbeitsweise
freilich sieht die ArbeitZiveise des kleinen'
Handwerksmeisters, der selbst alles tun
muh. S sieht aber nur darum höher,
weil da! Tun des selbständigen Mei
sterö hm weitere! ein Ganzes ist. Zu
einem solche Ganzen kann der Abhan
gige. der Angestellte nicht gelangen; und
darum ist es gut, wenn er die Arbeit
wertet. Nur so kann er eine gewisse
Selbständigkeit in der Unselbständigkeit,
e gewisse Freikeit und Würde sogar
und vor allem Leistungsfähigkeit erwer
den. Das Aristokratische parkt seinen
Stolz, es hebt ihm die Arbeit ins Sitt
nche hinaus und umgwt sie mit Luft
und Liebe. Darum sollte man das
Ausschließende der ' Arbeitskonventione
nicht schelten, sondnn achten, nicht be
kämpfen, sondern unterstützen. Es ist
wahr, daß die Erneuerung der Welt un
möglich ist ohne die große Flutwelle der.
Demokratisierung, und ohne da uralte.
Schranke scheinbar Pietätlos nieder.'
rissen werde; ebenso gewiß aber ist es.
daß ein neuer schöpferischer Aufbau da
nach nur von den alten Urzellen des so
zialca Gefühls ausgehen kann, don den
eingeborene aristokratischen Jnstinkken
des Individuums. Die wahre Erneue
rung gelingt dtzien Endes nur der Ar
bei!; alle Arbeit bet empfängt ihre wir
sende Kraft vom Selbstgefühl der Per
zonlichuit.
Die Beschwerde des llic
rarischen Schneiders.
Ein englischer Herrenschneider, der
sich in der Lilcratut eifrig umgetan hat,
beschwert sich in der Daily RewZ dar
über, daß die Schriftsteller, und beson
der! die weiblichen, der Kleidung der
Herren sowenig Liebe und Ausmerk
amieit widmen. Es ser. meinte er, eine
czensreiche Wirkung des Krieges, daß
die Leser in den Kriegsromanen wenig
ö".as wüßten, wie die Helden angezogen
seien; da ti es selbstverständlich, daß die
Männer im Khaki der wenigstens Blau
gekleidet scirn. Bei den friedliche Stof,
feg aber, bei denen die Toiletten der Ta
men seitenlang beschrieben würden, er
fahre man wenig über den Anzug des
Herrn. .Die Msnner vemendea immer
hin Noch mehr Mühe darauf. Henry
James z. 8. beschreibt die Anzüge sei
nct Männer bis auf die Knöpfe genau,
nd in alten Zeiten lieferten Dickens
und Thackeraq direkte Modebilder, 'so
dak wir ihre' Helden in ihren blauen
Fräcken und bunten Westen leibhafng
vor unZ sehen. Ganz schlimm aber sieht
es bei den weiblichen Schriftstellern aus.
Ich habe, eine Unmenge von Romane
gelesen, nicht, weil mir das Spaß machte,
sondern weil ich heraussinden wollte, wie
die Helden angezogen waren, und ich
habe nichts gelernt. Die Damenfchnei
der werden auf jeder Seite der beliebten
Romane verherrlicht, die Herrenschneider
mit wenigen Zeilen im ganzen Buch ob
getan. Ti Dame begnügen sich meist
mit ss nichtssagende und ungefähren
Angaben wie der, daß der Held sehr
elegant gekleidet war, aber von Einzel
heilen, durch die das überzeugend nach
fl?witseg würde, keine Spur. Georges
Eliot at die erste Frau, die der Her
renkleidung tinic Aufmerksamkeit wid
wete; aber auch sie gibt nur in den aus ;
führliche Charatterftudie? nähere Ein
zelheite der Kleidung, sonst erfährt
man bloß AZgemeines über die Anziiqe
ihrer Helden. Mrs. Humphr? Würde
kümmert sich nicht viel um daS. was ihre i
Helden anheben und auch Mrs, Wbar
ton macht sich keine Sorge darüber,
was die männliche Personen ihrer Ge
schichte in den rschiedsne Lebens
lagen am Leibe haben. Eine rübmliche
Ausnahme macht nur Eertrude Uther
ton. Freilich räumt sie den Röcken ihrer '
Held nicht so viel Raum ein wie den
KMändera ihr Heldinnen, tltt sie
e!b! uns doch ein Vorstellung ro dem
Schnitt, le Z?srbe snv dem CtU der
Kleidet köret MZnnn. -i iat eint '
Verliebe für $tm und Kain.-NMrn. I
t t . t g.k I .:I.
43emne O'.inuß ti i
i&tvlex T-ev.n tr?x ixt TSr. 1
(Zlkue greit Prkffe. Liien,)
Im November 1918. als wir im Ent
scn des plöklichen'Schifköruches noch
an det Hoffnung festhielten, die n!
!ti!il,ons Botschaft vo Gerechtigkeit nnd
Völkersersöhnung als RettungSgllrtcl
,ugc!?orfen hotte, schrieb ich an drei er.
probte Freunde, die In London als
Schriftsteller nd Politiker wohlklin
gknde Kamen haben, und zwar als Aus
klarer, als Weltverbesserer, als das, was
die gebildeten Engländer als Humani
fien" bezeichnen. Einer der drei hatte
Jahre in Leipzig verbracht und war mit
Gelehrten und Verlegern innig befreun
det gewesen; ein zweiter besitzt eine
gründliche K.nntnis dcz deutschen Lite
ratut und hat Gerhart Hauplmann
durch Uebcrfetzung uns Aufführung
vermittelt; der dritte hat der deutschen
Philosophie diel zu verdanken. A diese
drei Auserlesenen schricb ch in dem
Dränge, einen Steg zu suchen nach dem
Lande, in dem sich mir nach einer weit
fremden, über Büchern 'verbrachten Iu
gcnd daS Leben erschlossen, in dem ich
kostbare, unvergeßliche Jahre des Stu
dllims nd des anregendsten Verkehres
genossen hatte. Es war eine rechte
Sehnsucht in mir nach der Weltstadt,
die für alle Menschlichkeiten Platz hat
und jeder Eigenart so freisinnig Spiel
räum gewahrt. Überdies brauche ich die
Schätze des Britischen MufeumZ. d:s
Staatsarchivs und der Bodlciena, Um
eine wissenschaftliche Arbeit zu voll
enden, und ich fragte die Freunde, ob
eine Möglichkeit vorfinden sei, auS
Wien ach London, zn kommen.
Das Jahr 1918 verging, chrnf mir
auch nur eine einzige Antwort zu brin
gen. Ich hatte bereits alle Hoffnung
aufgegeben; da überraschte mich Mitte
März ein Londoner Brief. Von einem
der drei Freunde? Nein. Aber don der
Frau eines Freundes. Ihr Mann,
schrieb sie, sei mit det Völterbundkom
Mission in Paris, aber sie wolle nicht
erst auf feine Heimkehr warten, denn
mein Brief hätte ja schon so lange Zeit
gebraucht, um in ihre Hände zu elan
gen. DaS Schreiben der Dame war.
wie man es von der Frau eines
"Ilnmsnist' erwarten konnte, der
Abbruch edelster Menschlichkeit.
Durch diese freundliche Stimme er
mutigt, schrieb ich auch an andere
Freunde. Diesmal kamen die Antwor
ten mit Überraschender Schnelligkeit. Ich
wollte beinah?, ich hätte nie geschrieben.
Jeder einzelne Brief erzählt von Tod
und Verwüstung, von einer zertrüm
merke Welt. Die Gemüter sind der
giftet, zerstört ...
Aber wir sollen die Tatfachen kennen;
die Zeit der rosigen Träume ist vorüber.
Deshalb ist die Veröffentlichung dieser
Vriefe ein Gebot der Pflicht. Sie folgen
in der Reihenfolge, in der sie eintrafen.
' l.
22. Jan. 13.
Wir freuen uns unendlich, endlich
nach so langet Zeit von Ihnen. Ihrer
.lieben Frau und Ihrem lieben Sohn
Nachricht zu haben. Was für entsetzliche
Zeiten müssen Sie durchgemacht haben!
Es ist herzzerreißend, davon zu lesen,
obwohl Sie nur so wenig darüber
schreiben. Wir haben so oft vo Ihnen
gesprochen, so oft! E! gehörte mit zu
dem Schmerzlichsten,, wag wir seit Be
ging diese furchtbaren Kriege! durch
gemacht haben, daß wir von unsern
Freunden in de feindlichen Ländern so
?anz und gar abgeschnitten waren. Wir
ehnea uns danach. Sie wiederzusehen,
und wir Hofs?, daß es Ihnen gestattet
sein wird, hierherzukommen und Ihre
wissenschaftliche Arbeit hier wieder aus
zunehmen. Es wird ui:S eine Freude
sein. Ihnen, wenn Sie erst, hier sind,
nach Kräften an die Hand zu gehen.
Mein Mann fährt morgen mit den
Vertretern des Völkerbundes nach Paris;
er hofft, bald wieder zurückzukommen
und wird Ihnen bald schreiben. Ich
aber wollte keinen Augenblick warten,
ich muß Ihnen und Jhret lieben Frau
ein paar Worte schreibe und Sie herz
sich begrüßen hossentlich erreiche
diese Zeilen Sie rascher als uns die
Ihrigen. Ihr Brief ist vom 23.' No
vemöek datiert, und h:uie ist der 22.
Januar!
Der Krieg war auch für unS entsetz
lich, liebe Freunde. Am 30. April 13
erführe wir, daß unser teurer einziger
Sohn .vermißt' sei. Monate voller
Todesangst für uns vergingen, noch
klammerten wir unS voller Verzweif
lung an den letzten Hoffnungsstrahl...
Aber nun könne wir unS nicht länger
gegen die entsetzliche Gewißheit sträuben,
daß tt damals (Semmel), am 25.
April, gefallen ist. Am 23. Februar hat
r sich triegStrsue lasse, am 23. März
mußte er wieder an die Front.
Wir sind dem Schicksal donkSsr, daß
Ihnen Ihr lieber Sohn erhalten ge
bliebe ist, und hoffen, daß et sich, wen
diese Zeile Sie erreichen, bereit! auf
dem Wege der Besserung befindet.
Ach. wie gern hätte ich Sie alle wie
der einmal hier be'. mir! Wie wollte ich
Sie gesudpf!eze und trösten nach all
dem bittern Leid? Mit dem besten Ge
denken und den herzlichsten Wünsche
für Ihrer llet Wohlerzehe Jb treue
F. A-
IX '
24. April 10.
Dies ist det dritte Brief, de ich
Jhnea schreibe, seitdem ich. im Februar,
Ihr Schreibe vom November erhielt,
da! über Amsterdam ging. I meinem
ersten Schreibe teilte ich Ihnen mit.
daß ich die Anzeleöheit betreffs Ihrer
Reise nach London dem Ministerium
de! Akußer vsrgekegt habe; dies?
Brief gab ich uf det Post aus, Set
ik. bisweilen eine derZch'.lichk Gleich
gülttgkeii geze die Männerkleidunz.
und üb:rapt wird der Herrenschneider
don der Tichtupz i bedauerlicher Werk:
tHtK&lZtfzi."
die 3'!rtiJfrtt sfr't ij mt mi
, dem Vermerk zurück, daß Brief nur
über kin neutrale! Land det durch Cool
Sohn spediert werden konnten.
Da! nächftemal warick fo töricht, den
Brief an eine Freund nach Antwerpen
zu senden, und der kam Natürlich auch
zurück. -
Inzwischen habe Ich vom Ministerium
de! Innern den beiliegenden offiziellen
Brief halten, dc ich nun samt einem
Schreiben von mir an Eook & ,Sh
schickte. Beide Briefe kamen wieder
zurück mit der Nachricht, daß eS nun
erlaubt sei. Briefe nach Oesterreich
direkt z senden.
Ich bedauere die Verzögerung meiner
Antwort und nicht minder da! Veto dcS
Ministerium! de! Innern. Aber ich
hoffe bestimmt, daß diese! Veto in
kurzer Zeit überholt werden wird. Tann
schreibe ich Ihnen sofort wieder.
Mit den besicn Wünschen und Grüße
an Sie und Ihre Frau Ihr treuer
'R.
Ministerium de! Inner
- 21. März 19.
Der Staatssekretär beauftragt mich.
Ihnen Ihr Schreiben vom 21. v. M.
zii beantworten, das ihm vom Ministe
riiim Ll'ermittclt wurde. Es betrifft die
Angelegenheiten des Professor? Kellner.
Ich beehre mich nun. Ihnen mitzuteilen,
daß der Staatef.kretär zu seinem Be
dauern nicht i der Lage ist, zugunsten
d,'! Profeffn-s Kellner eine Abnahme
von der Regel zu machen, daß den
Untertanen fremde feindlicher Länder
im gegenwärtigen Zciipunkt die Ein
reiseerlaubnis nicht erteilt' werde dürfe.
Ergebcnst
' 5. F. V.
HL '
, 21. Mai IS.
Ihre Brief vom G. d. habe Ich erst
hallte erhalten. Welch eine Freude ist
e! doch, endlich wieder von Ihnen zu
hören! Seit Sie England im Juni 14
verließen, hatten wir keine Zeile vo
Ihnen, und eS ist mir unbegreiflich, daß
Sie von anderen Freunden, den die
ct in Ihrem Schreiben wähnen.
Nachricht haben nd ihnen wieder schrei
den konnten. Gleich nach kbnich deS
Krieges schrieb meine Frau JhnzN einen
langen, warmen Brief, der unS aber zu
unserem größten Bedauern mit dem
Vermerk wieder zugestellt wurde, die
Korrespondenz mit Oesterreich sei vcr
vctcn.
Ich weiß, daß es Sie sehr betrüben
wird, zu hören, daß ich Meine Frau ver
loren habe. Sie starb im Februar 17.
Ein plötzlich auftretendes Leiden erfor
derte eine Operation, ohne die sie, wie
die Aerzte erklärten, keinesfalls am
Leben bleibe konnte. Vierundzwanziz
Stunden später starb sie.
Wäre der Krieg nicht -gewesen, so
würde sie heute noch unter unS weilen
dieser Gedanke hat mich seither nicht
verlassen. Der Krieg hat all unsere
Pläne, all unsere schöne Hoffnungen
vernichtet.
Sie wissen, daß wir nach Ihrer Ak,
reife -für ein paar Wochen an die
Themse gingen. Sie wissen, wie glück
lich meine Frau Aach dem schönen Er
folg war. den ihr Stück gehabt hatte -
nie Im Lebe war es uns so gut ge
gangen, nie hatte ich sie glücklicher,
heiterer gesehen, als in jenen Tagen.
Da kam der Krieg und mit ihm unser
Zufanimenbruch. Eine einzige Woche
hatte genügt, um einen völligen Um
stürz unserer Verhältnisse herbeizu
sühren. Sie nahm -alles viel ruhiger
und tapferer hin als ich und blieb sich
bis züm letzten Augenblick treu - aber
ich weiß trotz alledem, daß ihre Ge
sundheit vom ersten Augenblick an er
schultert war.
Leslcy, die e'mzige Tochter, und ich
sind jetzt ia Bahsmater in einer Per.
sion; wir werden vielleicht bald aufs
Land gehen. Lesley arbeitet jetzt in
einem staatlichen Amt. Während des
Kriege! war sie zwei Sommer hindurch
auf dem Lande, wo sie auf einem
Bauernhof wie ein Mann gearbeitet
hat. Sie hat in einer Scheune geschla
feg und ist täglich um drei Uhr morgens
aufgestanden. Co sektsam eS- auch ist.
da! Leben sagte ihr zu und sie befand
sich sehr wohl dabei. Es wate natilr
lich andere feine junge Mädchen mit ihr
dort, die genau so lebten wie sie; sie
wurden alle von dem Vesttzer des
Bauernhofes mit der größte Rücksicht
behandelt.
Meine Gesundheit ist untergroben,
und ich war d ganze Zeit über außer
stände, zu Seitat, Sie wissen, daß
meine gcsammelien Werke im Herbst
1014 erscheinen sollten, diese Ausgabe
hat sich bi! jetzt zögert, sie ist soeben
erst erschienen. Die Verzögerung ist
schon ia großer Nachteil gewefe'n, und
natürlich werden Büchtt jetzt nicht mehr"
so gekauft w früher vor dem Kriege.
Augenblicklich tue ich gar nicht!
in de letzte zwei Jahre habt ich eine
einige Novelle geschrieben ich habe,
keine Einfälle, t-tnx Gedanken. Det
Krieg hat mir I jeder Beziehung wehr
genommen, al! der Friede" mit zurück
gebe kann, sokanczk ich noch leben werde.
Ich habe so sehr die Fühlung mit
der AichenVilt verloren denn Ich
kommt irgend! H daß ich kaum
weiß, wie ich Ihre Fragen beantworten
soll. Offea gestanden, fürchte ich. daß
Sie. liebet Professor, recht haben. Ich
muß abet deich hinzufügen, daß die
Entrüstung Englands gegen Oesterreich
In gar keinem Verhältnis ftebt zu dem
Hasse, von dem alle Kreise gegen
Deutschland erfüllt waren nein, roch
immet rfüllt find.
Wat die Teuerung dsixistt. ss kznn
ich Jbnen schon saM. daß sie schrecklich
iti. Wohl kan ms immer Noch i
eins LsZtding'uZ süt C0 til CQ
Schilling det Woche untttkommen, bet i
ersten! ist min um diesen Preis lange
nickt so gut giisg'Soök wie der dem ,
Kriege um d! Hölfte, u'-d darin fet. -alles."
ai man siJ Urjit, Itt Trk. ',
petit, oft da! Viersache.
Ich bin glücklicher, als Worte es au
zudrücken vermögen, daß Ihr Soh
Ihnen erhalten blieb. Wenn Sie wüß
ten, wie oft ,vir von Ihnen gesprochen.
Über (ein Schicksal gegrübelt haben!
Meine arme Frau sprach immerfort von
Ihnen. ES tat ihr so furchtbar leid,
daß Sie ihre Brief nicht erhalten
hatten, und immer wieder kam sie
daraus zurück, ob Sie sich auch sagen
würden, daß sie sicher geschrieben und
daß Ihr Brief Sie nicht erreicht habe.
Lktley und ich. Wir beglückwünsche
Sie, daß Sie noch so heil an! diesem
Kriege hervorgegangen sind; vo gan
zem Herzen fühlen wir alle Leide mit,
die Sie erdulden mußten.
Ich kann nicht mehr schreiben e!
siungt mich ungeheuer an. Ich kan
ohne Schlafmittel überhaupt nicht schla
fen; db ich sie nehme oder nicht tagS
über habe ich immer einen leeren Kopf.
Leüey grüßt Sir alle herzlich. Sie
hat Ihre freundliche Einladung im
Jahre 1914 nicht vergesse nur Ist,
als waren seither mindestens fünfzehn
Jahre ins Land geigen.
Vo mir die herzlichsten Grüße.
Vitte, erkundig: Sie sich doch noch bei
anderen Freunden die Ihnen besser
r-,ten können als ich über alles, was
Sie wegen, eine! AufentbaltcS in Lon
don wissen müssen; es wäre so schön,
Sie wiederzusehen!
,Stets Ihr gekreuer M.
IV. ' i
Mein: liebe gütigen Freunde!
J5i bin unendlich skoh. daß ich wicder
an Sie schreiben, Nach so langer Zeit
wieder ton Ihnen hören kann. Wir
baden die gznze Zeit über so oft von
Ihnen gesprochn und immer nur den
Wunsch gchak't. Ihnen sagen zu dürfen,
daß unsere Gefühle für Sie durch den
Krieg nicht die leiseste Trübung erfahren
haben. Lüder war es unmöglich, Ihnen
zu schreiben.
Mein Vater hak Ihnen alle! mitge
teilt, so haß ich von unserem Leid nicht
reden will; ich weiß es nd Ihre
Briefe habe es mir neuerdings be
wiesen daß Sie begreife werden,
daß Ich auch jetzt noch nicht imstande
bin. darüber zu schreiben.
Vater dürfte Ihnen auch etwa! über
meine Kriegsleistung geschrieben haben.
Am liebsten arbeitete ich auf dem Zande.
Es war wirkliche harte Feldarbeit:
Graben. Hacken. Häufeln, Mähen, da
zwischen Obst abnehmen und auch etwa!
Geflügelzucht. , Können Sie sich vor
leuen, daß ich mich dabei sthr wohl be
irnden habe? Wir wann 1 Madel,
chliescn alle zusammen in einet
fccheune; standen morgens um 3 Uhr
aus, blieben den ganzen Tag übet auf
dem Felde und lochten abend! unser
Essen selber, wie die Zigeuner. Aber
wir areg trotz der' schweren Arbeit lind
des ungewohnten Lebens sehr zufrieden,
und ganz besonders im Iahn 1913 war
es ein Segen für mich. Oft hatte wir
Nach des Tages Mühen noch so diel
Ueberschuß an Energie übrig, daß wir
dS Abends noch einen langen Spczier
gang machten oder ein Lad Im nahe
FMe nahmen. ,
Eine Zeitlang habe Ich auch bei der
Herstellung von chirurgischen Bedarfs
artikcln, Verbandzeug uf. mitgeholfen;
da ist ungeheuer viel geleistet worden.
Aber daS wird ja wohl bei Ihnen das
gleiche gewesen sein.
Augenblicklich bin Ich in einem staat
lichcn Amt angestellt; es wäre mir un
erträglich, obne Beschäftigung zu leben.
Uno wenn ich zu Haufe bliebe, so könnte
ich meinem Vater ja doch nicht helfen.
Ich begrüße-Sie beide aufs herzlichste
und wünsche, daß 'alleS Trübe ans
Ihrem Leben schwinden und recht diel
Glück Platz machen möge.
In alter Verehrung Ihn Lesley.
r, ' ,
23. Mai 19.
Ich habe mich gefreut, zu hören, daß
Sie beidk wohl sind, und daß, wie Sie
schreiben. daS Schlimmste Ihnen erspart
geblichen ist.
Nein, ich habe ut eine einzige
Brief von Ihnen gehabt, und zwar ganz
zu Beginn des Krikgrs, seither keine
mehr. Ich habe Ihnen auch Nicht gc
schrieben. .
Ihr Brief Ist schwer zu beantworten,
und doch ist es besser, ganz aufrichtig
zu sein. Wir wissen sehr wohl, daß
Oesterreich sich nur widerstrebend zum
Kriege entschloß daß es uns auch
immer diel freijndlicher gesinnt w als
Deutschland; wir wissen ach, daß
Oesterreich das , Werkzeug Deutschlands
war. Aber immerhin began Oesterreich
den Krieg, und es war auch Oesterreich,
das sich auf da! arme Serbien stürzte,
und dessen Armeen sich ungeheuerliche
Missctatc' zuschulde kommen ließen.
Trotzdem tut Oesterreich uns unendlich
leid, uns ich glaube, daß wit einmal
nieder auf gutem Fuße mit ihm stehen
werden. Mit den Teutsche dagegen
werde wir noch sehr lange i Feind
schast leben- mindesten! fünfzig
Iah die wenigen Ausnahme von
yriedlichgesinnten unter uns' werden
hier als Verräter betrachtet. Das Be
nehme Deutschlands fein verächt
lichcZ, ehrloses Lüge und seine schau
derbsten, Grausamkeiten schließen ti
au! dort einem Verkehr mit ehrenwerten
Nationen, mit rechtschaffenen Männern
und Frauen. (Es ist not.rendiz. diese
selbst unter den Gebildeten verbreiiekn
Lerleumdunn zu kennen und nicht zu
verschweigen. Bnm. d. Rsd. der U.
Fr. Pr.) Gewiß . sielt es auch in
Deutschland hie und da rechtschaffene
Menschen, aber die muff' eben slit
dit andere, mit den anderen leiden.
Unser einzige Hoffnung it. daß mit
dem Friede Deutschland allmählich er
wachen und bereuen und so lanzsam,
aber sicher seine Wiedergeburt tütlf
reitst 5ttden :rd. Tilard kann
fj e keiner ez'S' Ankl:gk, dit
Wonach ich so lange geseufzt habt,
das soll nun endlich in Erfüllung gehen:
die Dame vom Ehot und Ballet haben
sich zusammengktan und wollen ebenfalls
dcm Zuge der Zeit folgen, indem sie eine
.Union" in'S Leben rufen. Dieselbe tich
lei sich natürlich in erster Link gegen
die Theater Direktoren, sowie ihr
Handlanger, die Negisseure. deren Un
Verschämtheit gegen uns arme .Ratten"
in'S Aschgraut geht. Die Genannte su
'chrn unseren Plan j hintertreiben und
behaupte, wir Mren vo scher unleid
liche .Kickers" gewesen. Wie lächerlich
darf man von einem .Highkicker" rt
wa! Andere! erwarten?
WaS müssen wir vrn diesen Mensche
Älle! einstecken! Bei jeder Gelegenheit
werden wir in Sl:se genommen, und
wenn 'mal Eine vo uns ihre Waden
zu Hause gelassen hat, gleich tvird ihr
etivaS von der lumpigen Gage abgezo
ge. Und das nennt sich Engagement
lacherlich! Dabei müssen wir uns unsere
Eostüme oft selber anschaffen und nicht
'mal ausgebessert bekommen wir sie.
N.in, rna mutet uns noch zu, uns ftl
der Etwas am Zeuge zu flicken.
Gvtt und die ewigen Witzeleien
kiber uns in der Pfesse! Dz hat neulich
so ei Tintenfisch geschrieben: Die Cho
nstinne haben es insofern besser al!
die übrigen Damen vom Zheater. als
ihr Erfolg nicht don ihren Eostümen ab,
h'ingt. S? Seit wann denn? Er hängt
ouch bei un! vom Costiim ab das
wit nicht anhaben, vf course!
Auch gegen die infamen Aussauger.
die 2healerÄgenten, wollen wir uns
mit Hülse der .Union" schützen. Sie
sind dit reinen Rattenfänger und ziekxn
uns bei jeder Gelegenheit da! Fell über
die Ohre, vus wir doch so notwendig
auf der Bühne brauchen.
V!e lVartbura
a!s Staatseigentuttt.
Wie die Weimarer StaatSregieruns
dem Eifenacher Gtmrinderftt- mitteilte,
bleibt die Wartburg Staatseigentum
und sür ihre Erhaltung wird mit allen
Mitteln gesorgt werden. Die neuesten
Forschungen, wie sie in dcm großen, vor
zehn Jahren erschienenen Prachlwerk
niedergelegt sind, bestätigen die Angaben
der Sage, nach der schon Ludwig der
Springer ug, 107 die Burg erbaute.
Det Hauptbau. vag Landgrsfcnhaus. in
dcm die Landgrafen don Thüringen in
der Blütezeit des deutschen Niitertums
herrschten, ist tins der bedeutendsten .Ar'
chilekturwcrke des deutschen romankschen
Stil, dem gegenüber die Baute der
Gott! und Renaissance zurücktrete rnüs
sen. Die Wiederherstellung, die durch
,W Jahrtdas LebenSmerk de! Großher
kogS Alezsnder don Weimar war. hat
die Burg in jener Erscheinung wieder
erstehen lassen, die sie im 12. und 13.
Jahrhundert hatte, in jenen Togen, da
die heilige Elisabeth die Werke der
Barmherzigkeit übte. Den äußeren Vcr
fall der Burg im 13. Jahrhundert um
gkgen dasselbe erhöbe werden, rein
waschen. Meine Tochter Margaret ist
Mitglied, des Komitee! im House of
Lords, dS die Aussagen der aus
Deutschland heimgekchrten Gesangenen
prüft; wenn Sie hörten, waö da vorg?
bracht wird, Sie würde schaudernd
Ihr Antlitz verhüllen.
So müssen ouch Sie, liebe Freunde,
für die HandlungZweife Ihrer LaidZ
leute uns Ihrer entsetzliches Bundes
genossen büßen. Ich weiß, wit g:-,t
herzig und treu Sie sind, und wie
furchtbar dieser Krieg Ihnen angetan
haben muß. aber ich kann nur sagen,
daß es Ihnen sehr schwerfallen wird,
jetzt nach England zu kommen. Wenn
Sie eS aber durchsetzen, würden Sie
meinet Meinung nach seht unangenehme
Erfahrungen machen. Ich glaube Nicht,
daß sich ein seines BoardinghauS ent
schließen würde. Sie aufzunehmen, denn
die englischen Insassen würden es sofort
verlassen, ja, ich glaube nicht einmal,
daß viele Freunde, die Sie schon lange
kennen, Sie tmpfngea würden! Ich
aehörk Natürlich Nicht zu ihnen, denn
ich weiß, was Sie sür liebe, gute Wen
fchen sind, aber selbst ich würde eS nicht
wagen, Sie jetzt zusammen mit Irgend
einem meinet Bekannten oder Freunde
einzuladen. Ich würde natürlich alles
tun. a! in meinen Kräften steht, um
meine Fieundeaufzuklären, wer Sie
sind, aber ich wnß. daß e! nichts nutze
würde. , I
Det Krieg ist nämkich absolut nicht
mit irgendeinem anderen Krieg zu der
gleichen, in dem die Menschen gegenein
ander kämpfte, in dem sie siegte oder
besiegt wurden, nach dessen Ablauf sie
sich miteinander versöhnte und wieder
gute Freund wurden.
Die Deutsche hake un! sät viele,
viele Iah hinaus zugrundt gerichtet.
Die Steuern sind unerschwinglich, dit
Preise haarsträubend, die Unzufrieden
heit entsetzlich. Ich zum Beispiel bin
total ruiniert, jeder einzelne In unserem
Kreise ist Kart betroffen. Natürlich giebt
eS auch KrirgSgewinner und es sind
Anzeichen vorhanden, daß die Verznü
gungesucht sich zu regen beginnt wit
wir hören, ist e! in Berlin genau so
aber England Im großen und ganze Ist
I inrt seht schwierig? Lag und der
Haß gege Deutschland besteht under
mindert fort. Fast alle unter un! hätte
t! viel lieber gesehen, wen wir den
Kamps sortmsktzt hätte, bi! w!t nach
Berlin gekommen wärt und wenn j
Deutschland die FriedenSbedingungea
ritt unterzeichnet od,t wenn ti Xibtr l
m t seine Kifffen herausruft, werde ;
Die inzlgen aufrichtigen Freund,
welche wir haben, sind die Tudcs und
die übrigen Johnnles" mit der weithin
leuchtenden Glatze, obgleich Ich gegen da 3
weitverbreitete Borurteil protestiere, daß
sie durch Unsereins Haare lassen müssen.
Aber lcidcr bekommt so in feuriger An,
beter nur zn bald einen moralischen itc
kr, und wen der einst erscheint, hat'S
mit der armen Ratte geschellt.
Natürlich gedenken wir in unserer.
.Union' das UnioN'Prinzip aus!
Strengste zur Ausführung zu bringen.
Die Hauptfache ist bessere Bchandlune,
und bessere Lohne, damit Jede ihren ei
gcnen Flat. haben und sich ihrem Range
ßcmdß kleiden kan. Mein Direktor, den,
ich dies vortrug, meinte ironisch, wir
würden In großer Straßcntoilctte den
jungen Leuten nur noch mehr gefährlich
werden. Aber waö geht eS ihn an. wenn
Gefahr Im Anzüge ist?
Streng wird auch darauf gehalten
rcwocn, vag ric .Jvizniiic nur uuioii
Choristinnen den Hof machen, und wenn
ihrer Einer uns Rosen oder sonstige
Blume hinter der Biihne in'ö irdische
Leben flicht, um bei uns in gutem &c
ti'ch zu stehen, so dürfen die Kinder
!s!oro's nur don Union.Floristea sein.
Sonst wird ein .Boycut" über ihn vcr
r i. f. i ... . 1 T . ! -i fc.
hingt .that is, ihe blooming toi)
wil be ut, dcrn't'you know?" ;
Tann werden wir endlich ein men
schcnwiildig.'s Dasein fuhren. Auch die
Geringste unter uns braucht nicht mehr
ihr Brod mit Tränen zu essen unv.k!
wird ein Vergnügen ftin, als ein zwei
beinigkr Zchphyr so über die Bühne zu
Schweben. Freilich absolute Gleichheil
wird auch hier unmöglich sein nd je
kleiner der Fuß einer Ballcirattc, auf
'.im so röterem Y,ße wird sie auch ser
iierhi leben! ,
goldcte mit tii'.em schönen Abendzlanz
das Licht der .goldenen Tage vo Wci
mar". da Goethe und Schiller die deut
shc Sprache zur höchsten Vollendung er
hoben. Im 13. Jahrhundert, das die
Wiedergeburt der prachtvollen Bauwerk.'
sah, ward die Burg aufs engst ver
knüpft Mit der Wicdcracdurt det dcul
schen Freiheit nd Einheit, als die Bur
schcnfchafier hier das Wartburgfest
fnett.'n und 1848 -über die Anträge für
die Ftantsiirtcr Nationalversammlung',
berieten. Und auch die deutsche Kunst
verklärte don neuem die sagen nd.mar
chenumspovnene Feste. " Moritz v.
Schwindt schmückte sie mit Frckken. der
deutscheste Maler 'die deutscheste Bukg;
Scheffel verherrlichte sie in Liedern, di:
nnzählipe Nachahmer fanden,' und LifzlZ
Oratorium von der heiligen Elisabeth
schuf In einem unvergänglichen Ton
werk den musikalischen Hintergrund für
die Stimmungen, die uns aus wig mit
der Wartburg verknüpfen. '. i
Charakter ist vollkommen gebildeter
Wille.
Ein Gesetz schreiben ist g nicht.
ES wolle machen, das ist allcs. : :
wir hinkommen. Wir sind bereit, shzu
rechnen. England r ill gerecht sein. fif ?' -
es wird ni5t schwach sein oder sich
der bintergkd'N lssn.
tjt.-.-i r;- r? .f.T -
1 fr " '
Sie shcn, meine lieben Leutchcn.Z
lzabe Ihnen ganz offen geschrieben; t?
ist immer das teste. Ich möchte gi
von Ihnen hr, daß S'e diese Je?!
erhalten und verstanden haben. Sie t
mir ja so unendlich leid, aber Ich l
o froh, daß Sie und Ihre Kinder i;
und unversehrt geblieben sind.
(
Stets Ihre aufrichtige L, C.
VI.
10. Junm
Ihr und Ihrer Frau ,Briek vom
Mai war die erste Nachricht, die wir ff
ftri.!.,, f.. .t.!.ti. fr I
ii!iUwiBsiiii uvii iiicit elqikiikll, V;
nct, den ich lehnen noch im
Ja!
1914 schrieb, fax
tarn zurück. t
V,,u,y .uiiyuun s?v;-
de! Schreibers) dienten alle beide V
Artillerieoffiziere. Beide- 'sind aesall, t
(1318 und 1918). Ich freue mich, dl
Ihnen ein bessere, Geschick b.-fchiedeg ir
wenn auch Ihr Sohn viel gelitten h hl
(fr,;(Y;ü i. o.v.
muß.
0
Der Haß gegen Deutschland erste:!
wegen der Art und Weife, wie es d-ß
Krieg begann, dann wk feines Beiz
Harrens darin ist so tief, daß iß
nicht die Verantwortung auf mich w:
men kann, Ihnen zu einer Reise hiehc
in absehbarer Zeit zu raten. Die St:.
mung gegen Oesterreich ist etwas wenia si
erbittert. und.W. A.. von dem Sie zwc
fcllos bald Nachricht laben werden, siel.Z
I diesem Punkte nicht fo pessimisi is
wie ich. Doch werden im Augenbli
keine Einreisebewilligungen erteilt. (l
Tle Haupischwierigkeit wär, tut
Wohnung z . finden; bei vielleicht wurk"''
di ein oder dir andere Inhaberin eh ?
BoardlnZhauses. in dem Sie schon fr,
h einmal wohnten. Sie aufnehmen?
r? mit N"r eines Sinne -sind
bezüilich der derdammiinzswürdi
ftn scheußlichen Verbrechen, die die W:l r
I den Icfeten vier Jahren zur Hölle ge r.
macht haben, werde Ich mich freuentL
ine reunds,n5t kn?, ,?.,,. n
sehr hoch eingesch
.tt'.JI. U.C I' I
;t habe.
i
Ihr treuer F.
. . - ..
ie e 'iin!n:u,f tVhürf. (..'!
.... ,,,... WiWMji,t ijHt.i; ,
prirnriirg. Tl Eanntt und Frauen?.'
ti sich hier Lußern, waren vor d:m ? I
ttien weltMg'rlich In ihrem Denkens'
menschtnfreundlich in Ih4em Fühlen uv-l-Urt,
frei von dem sonst in England r
verbreitete Bemub.ts,! fe s.K.rt
heit. himmelweit von Jr?mdenhak tnÄt,
ff.-,! fr'.. . .... - L Y ' j
Tun.
Menschen 1
fian ft-i
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