Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, September 24, 1919, Image 6

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MiKtÄ
I? :
4
Slcmon i zwei Banden von Fritz Mauthnrr.
(33. Fortseßung.)
Wieder Zauchte eS in Mariannen
Sedanken tmf, als oö dieser Mann in
Kutschertracht von etwas Bekanntem
spräche. Ab die Verhandlung ging
weiter, und ihre Aufmerksamkeit wurde
wieder gefesselt. Der Kutscher trat
unter einer heiteren Bewegung des
Saales ab. der Vorsitzende erklärte die
Zeugenvernehmung sür geschlossen und
ertheilte dem Staatsanwalt das Wort.
Ein Räuspern deS Publikums und
athemlose Stille trat ein. Der alte
Senatspräsident beugte sich herab und
verabschiedete sich von der Stiftstante
und der Baronin von Ossendorff. Er
habe in seinem Leben zu viel Staats
nwälte reden gehört Und die Damen
seien hier gut aufgehoben.
LZie kann der Ban TeniuS nur so
, einen Menschen 'vertheidigen?" sragte
die Stiftstante flüsternd. Dann klang
streng und feierlich die scharfe Stirn
me des ' Staatsanwalts durch den
Saal.
Meine Herren Geschworenen! S
sind durch den heiligen Willen des c
setzgebers berufen, in einer Sache daS
Thaturtheil zu fällen, welche es sind
nun dreiviertel Jahr über Land ge
gangen die Bewohner unserer
Haupt und Residenzstadt mit namen
losem Schrecken und furchtbarem Ab
scheu erfüllt hat. Ein ahnungsloser
Mann in den besten Jahren, ein Mit
glied der guten Gesellschaft, ein Stan
desgenosse unserer Dichter und Denker,
ist an einem Frühlingsmorgen von
ruchloser Hand, ja man. kann wohl sa
gen. in teuflischer Weife hingemordet
worden. Und der Mord ist nicht ein
mal in einer unheimlichen Wildniß ver
übt worden, in einer verlorenen Ge
gend, nein, im Weichbild unsererStadt,
wenige Schritte von- Billenstraßen, in
denen die bevorzugten Glücklichen Ruhe
zu finden hoffen von dem Geräusch der
Großstadt, fast an der Pforte deS
Parks, welche fürstliche Munificenz den
Naturfreunden und den Erholungsbe
dürftigen großmüthig geöffnet hat, da,
ich mochte sagen am Busen der Natur
fjat der Mordbube feine um Rache
schreiende That vollführt. Man Hai
aus dem Leben deS unglücklichenOpferZ
allerlei zusammengetragen, um diese
Literaten, der sich von Zerpen nannte,
eil ein minderwertiges Mitglied der
menschlichen Gesellschaft hinzustellen.
Sollte der Herr Vertheidiger diesen
Punkt berühren wollen, um die That
einigermaßen in milderem Lichte er
scheinen zu lassen, so habe ich darauf
nur die eine Antwort, daß wir hier
versammelt sind, nicht um über da?
Opfer zu urtheilen, fondern über den
Mord. In dem leichtlebigen Völkchen
der Schriftsteller ,und Dichter' ist eine
willkürliche Namensänderung nicht so
schwer zu nehmen. Und auch die
Beziehungen, vielleicht Herzensbezie
hungen, welche den von Zerpen zu so
früher Stunde auf seinen Todesweg
führten, unterliegen nicht den kritischen
Blicke du Richter und Sefchwore
nen. ,
,D Persönlichkeit und der aller
dingS schwache Charakter des Ermorde
im ist aber nicht gleichgültig für einen
Punkt, den ich gleich vorwegnehmen
will, um nicht wieder aus diese Sache
zurückzukommen. Denn, meine Her
xtn, dieser hohe Gerichtshof ist nicht
veninigt, um die müßige Neugier sen
sationslüsterner Zeitungsleser zu be
friedigen,sondern Richter und Geschwo
ne, s wie gewiß auch die hier amve
senden Vertreter der Presse, sind einig
in dem heiligen Wunsche, daß die
Wahrheit gefunden werde in einem blu
tigen Fall, und daß Räche geübt werde
sür das vergossene Blut. Der Punkt,
den ich nun streifen will, bevor ich in
den objektiven und subjektiven Thatbe
stand eingehe, ist die unter so entsetzli
chen Verhältnissen und in einer so be
.fammernSwerthen Lage, in einer Noth
Zage möchte ich sagen, abgegebene Aus
,sage jener Frau, welche den Erschlage
nen zuletzt geschen, und ihn zuletzt zu
sehen einen intimen Grund hatte. Sie
haben die tiefgebeugte, in ihrem Le
bensglück und vielleicht auch in ihrem
Nervenleben gebrochene, Frau gewiß
nicht ohne Erschütterung "or sich er
scheinen sehen. Die Damc al'er
dingö bestimmt ausgesagt, dc.g r!e den
ton Zerpen um sechs Uhr Abeii.z qe
sp rochen hat und dann nicht toi. ,:r.
Aber Sie haben auch vernommen,
lnese Dame zugegeben hat. seit den,
entsetzlichen Augenblick, da sie aus dem
rr mn. n; , ;t i - rr.-. . ;
Blüihenhiminkl ihrer Hoffnungen plötz
lich hinunterstürzte, daß sie, sage ich,
seitdem dak Gedächtniß für alle nahe
ren Umstände verloren hat. So weiß
Lie nicht zu sagen, waö in jener Nach
Mittagsstunde des Sonntags zwischen
ihr und dem von ' Zerpen verhandelt
lourde. Es liegt also keine Anklage ge
s-ea diese vorwurfsfreie Zeugin darin,
fcxrai ich auch ihrer Aussagt über ihren
letzten Verkehr mit dem von Zerpen
keir entscheidende Bedeutung beimesse.
Immer ist bei seinem Charakter nicht
ausgeschlossen, daß er die Nacht vor sei
ner Ein ordung anderswo als gerad
da zugebracht hatte, wohin ihm unsere
Phantasie am leichtesten folgt. Nach
den Aussagen seiner Wirihsleute kann
kein Zweifel darüber herrschen, daß die
jtt lebenslustige Mann häufig dirNacht
eußer dem Hause zuirackte und erst
in tut nar gerjt c n r n, pi Um er
Ct f t
regt und vielleicht auch beeinfluß'! durch
reichlichen Genug alkoholischer Getränke
in fern heiteres Junggesellenheim zu
kllckgekehrt ist. Wie dem sei, das schein
mir außer Zweifel, daß der von Zer
pen in unseliger Verblendung auf den
Seitenweg gelenkt worden ist, wo der
entmenschte Morder aus ihn lauerte,
Es wäre nicht das erste Mal. daß Got:
Amor dem Opfer eines Mörders in
der letzten Lebensstund zum letzten
Mal gelächelt hätte. Ich wende mich
nunmehr dem objektiven Thatbestand
zu, und selbst der bewahrte Herr Ver
thcidiger, an dessen subiectiver Ueber
zeugung von der Unschuld seines
Klienten ich nicht zweifle, selbst der
Herr Vertheidiger wird wenigstens das
Eine nicht bestreikn, daß em Mord,
nn Raubmord begangen worden ist
Ich habe nur den leichten Beweis
zu fuhren, wie und wann die Tha
vollführt worden ist und späterhin, daß
kein Anderer li Twardki der Mörder
ist.'
Der Staatsanwalt reihte nun die
Auslagen der Sachverständige über
das Werkzeug des Mörders kunstvoll
aneinander. Marianne hatte den Ein
druck, daß diese Beweisführung aller-
dings unwiderleglich sei. Alle Sach
verständigen waren darin einig, daß der
Schlag, der die Hirnschale Zerpens zer
schmettert hatte, mit einem schweren,
runden, eisernen Werkzeug ausgeführt
sein müsse. Nicht mit einem Hammer,
nicht mit einem Beil, oder einer Hacke,
auch nicht mit der stumpfen Seite. Die
Minderheit unter den Sachverständigen
hielt es sur wahrscheinlich, die Mehr
heit für ausgemacht, daß, der Schlag
mit dem hohlen, eisernen Stiel eines
der Spaten ausgeführt war, wie sie von
den polnischen Erdarbeitern gebraucht
werden, und wie einer davon als idea-
les .corpus Midi" vor den Richtern
lag. Natürlich fei das Werkzeug selbst
nicht gefunden worden. Denn Twardki
habe sich gehütet, am nächsten Tage un
ter den hundert verschiedenen Spaten
gerade das Mordinstrument zur Arbeit
zu nehmen. Wohl aber habe der Ge-
richtschemiker an drei von den unter-
suchten hundert Spaten mikroskopische
Jölnf puren gesunden.
Der Staatsanwalt wiederholte nun
kurz und wie eine selbstverständlich
Sache, daß der Mord in den ersten
Morgenstunden des Mon!ag verübt
worden sein müsse. Auch hierin waren
die Sachverständigen im Wesentlichen
einig. Der Zustand der Leiche, die am
Dienstag gefunden wurde,- sprach nach
allen Regeln derWissenfchaft dafür, daß
ungefähr vierundzwanzig Stunden seit
dem Eintritt des Todes verstrichen wa
n. Und die Sachverständigen hätten
einstimmig und mit undedmaterSicher
heit die Erklärung abgegeben, Zerpen
habe diese Zertrümmerung seines Schä
dels nicht eine Minute überleben kön
nen. Also habe der unglückliche Mann
nicht bis zum Morgen im Todeskampj
gelegen, also sei der Mord erst a:n
Monwg ausgeführt worden.
Der Staatsanwalt begreife, daß die
Vertheidigung verzweiflte Anstrengun
gni mache, ihre Behauptung von einem
Mord am Sonntag Abend glaubhaft
zu machen. Dagegen spreche aber nicht
allein der Thatbestand, sondern auch
jede psychologische Wahrscheinlichkeit.
An jenem herrlichen Sonntag sei auch
das Gemüth des rohestenMenschen mil
deren oder doch heiteren Gefühlen zu
ganglicher gttöesen, und gerade in je
ner Gegend des prächtigen Parkes
habe es zu der Stunde, die die Wer
theidigung für das Verbrechen sich aus
gesucht habe, von Menschen gewimmeli.
Der klassische Zeuge des Herrn Ver
theidiger spreche gegen seine An
nähme.
.Ja wohl, meine Herren Geschwore
nen, ich will gerne glauben, daß zu der
bezeichneten Stunde in der Näbe des
,ThatorteZ Reserve fficiere und andere
unschuldige Menschen mit ihren Freun
binnen lustwandelten und sich den Ge
fühlen eines Frühlingstages Hingaben,
ich will gern glauben, daß Wagen hin
und herfuhren, Reiter den Weg kreuz
ten, unsereKremser daherrasselten über
füllt mit fröhlichen Berlinern, die den
Duft des Waldes in die durstigen
Lungen einsogen, und ich will es nicht
nur glauben, ich will es beweisen. Je
ner Drehorgelspieler, der eine kurze
Zeit unter so entehrendem Verdachte
litt, hat eS unk beiläufig gesagt, daß
er gerade in dieser Stunde nock mf.
rere Mark Einnahmen machte. Meine
- , . '
wen Geschworenen, es muh recht
yasi zugegangen sein am Thatorte,
zu t Stunde des Herrn Vertheidi
gers. Und in nichtswürdiger Mörder,
der um 'ksNauves willen seinem Opfer
auflauert, sucht sich allerdings dazu
nicht einen Promenadenw.g aus zur
Stunde des vollen Marktes, wie die
Griechen sagten. In den Morgenstun
den, da weit und breit kein Zeuge der
ruchlosen That mehr mach war.als viel
leicht ein früher Smgvogel, den wir
nicht zum Sprechen brinqen können,
damals ist die That geschehen, .und
Twardki mt der Mörder."
Der, Staatsanwalt ging nun das
Vorleben des Angeklagten durch und
schilderte ihn als einen rohen, gewissen
losen und verschwenderischen Menschen.
Das Leumundszeugniß seiner Hei
mattzsbekörde sage nich,s Scklecktes,,
aber auch nichts Gutes ür ihn aul.
Tägliche Cmoija Tnvuve.
das Leumundszeugniß seines Pfarrers
sei äußerst ungünstig. Mit erhobener
Stimme wie der Staatsanwalt auf
die Vorstrafen des Angeklagten hin.
Sein Benehmen bei. der Verhaftung
und wahrend der langenllntersuchungS,
haft fei typisch für die schwersten Ver
brecher. Erst daS Erbleichen mit allen
-.'...- c . e M n ...
JeiaM. ocr ,ooeoangi, uno oann
hartnäckiges Leugnen. Twardki sei
geradezu als klassisches Beispiel eines
leugnenden Verbrechers anzusehen.
Sein Alibibeweis sei vollständig miß
lungen. Twardki habe zuerst lügenhaft
angegeben, er habe die ganze Nacht ru
big in seinem Bette verbracht, in seiner
Behausung, in einer der Höhlen, in die
man nur hineinzuschauen brauche, um
zu ahnen, daß jedes Laster sich aus ih
nen herauswage in daS nächtliche Dun
kel des Waldes. Als dann die Ver
theidigung die Legende von dem Mord
am Nachmittag aufbrachte, da habe
Twardki plötzlich feine Strategie ge
ändert, und den Alibibeweis bws für
diese Nachmittagsftunden geführt. Das
wolle der Staatsanwalt dem A?zge
klagten gern glauben, daß er am Sonn
tag Abend betrunken im Bett gelegen
habe. Darauf komme eS aber gar
nicht an. Und der Staatsanwalt
führte eine halbe Stunde lang mit
ermüdender Häufung von Zeugen.
aussagen den unumstößlichen Beweis,
daß Twardki der Zeit von zwei Uhr
bis sieben Uhr Moraens bei sei
nen Genossen in der Erdhöhle gefehlt
habe.
Nach einer kurzen Erholungspause
fuhr der Staatsanwalt lebhafter in
seiner Beweis sührung fort.
Er habe alle diese Dinge berührt, um
der Vertheidigung ihr Wasser abzu
graben. Aber auf dem grünen Tisch
liege ein Beweisstuck, daS ganz für sich
allein zum Himmel schreie: Twardki ist
der Mörder. Mit. jener Dummheit,
die gerade für die raffiniriesien Verb
cher bezeichnend sei, habe der Mörder
sich durch die geraubte goldene Uhr
elbst verrathen. Der StaatSanwslt
wies das schlechte Gewissen Twardki's
in Allem nach, was den Besitz der atU
denen Uhr betraf. Die Stimme des
Volks, wie daS gewiegte Urtheil des
gelehrten Juristen werde den Besitzer
der Beute sur den Berbrecher erklären.
Und Twardki habe sich auch hier in ein
Netz von Lügen verstrickt. Zuerst hatte
er die Uhr auf der Straße gefunden,
ganz allein irgendwo. Dann suchte er
sich zum Fundort eine Straße bei Frie
denau, diesem idyllischen wackern Ort
aus. Tnn soll es wieder ein Ackerfeld
gewesen sein.
Und als er das schwer! des Hen
rs über seinem Haupte blitzen sah.
da kam er mit der letzten Ausflucht je
des Mörders, mit dem großen Unbe
kannten, der die goldene Uhr gefunden
und ihm geschenkt haben sollte. Der
Vertheidigung lit es ausnahmsweise
gelungen, .-diesen großen Unbekannten
zu entdecken. Die Arbeiterin Martha
Neubrodt. die foie alle gesehen und ge
hört haben, ist der große Unbekannte.
Sie soll die Uhr gefunden und dem
Änaeklagten geschenkt, sie soll sich nach-
her noch mit ihm stundenlang herumge
rieben baden. nimmt die Strafe
wegen Fundunterschlagung und viel
eicht noch eine andere Anklage aus sich,
am dem Angeklagten den Alibibeweis
ur die Morgenstunden zu liefern. DaS
nimmt mich nicht Wunder, denn Mar-
ha Ncubrodt ist die Geliebte des An
geklagten, nach ihrem eigenen schamlo
sen (öeflandniß. Meine Herren Ve
chworenen. ich wiederhole Ihnen, daß
ich an dem guten Glauben des Herrn
Vertheidigers nicht zweifle, auch in
diesem Punkte nicht, denn der Herr
Vertheidiger ist dem hohen Gerichts
Hof feit Jahren bekannt als eine
Zierde seines Standes. Aber der Herr
Vertheidiger ist. verzeihen Sie mir die
in diesen Räumen vielleicht seltsam
klingende Bezeichnung, er ist ein Idea
itt.-
Marianne blickte nach van Tenius.
und sah wie die Ader auf seiner Stirne
chwoll. Ihr waren Thränen rn die
Augen getreten. Die Sache seines Po
len schien ihr verloren, aber es wurde
ihr so warm um'S H:rz. weil selbst sein
Gegner achtungsvoll von ihm sprechen
mußte., Auch die Stiftsiante wandte
ch um und nickte der Nichte freundlich
Zu-
Dein Mann hat es auch immer ae
flat- - ,. :
(ortietzung folgt.)
Im Gericht. Richter: .Wen
Sie keine bösen Absichten hatten, war
um gingenSie denn auf Strümpfen?"
Einbrecher: Ich h?itte gehört, daß
Jemand in der Familie krank sei, Ew.
Ehren!'
AuS der Kaserne, Ser
geant: Sie Esel, Sie Schafs kopf.Sie
Heuochs Sie Sie Ja, wenn
man lidnen die Levittn Heit, merkt
man erst, wie arm unsere Sprach' ist!"
Große Schulden. Lieute
nant: .Ich bitte um die Hand Ihrer
Tochter Marie!" kommerzienrath:....
Herr Lieutenant, ich kenne Ihre Ver
Hältnisse sehr genau. Um Ihnen zu
helfen, müßt' ich Ihnen schon geben
zwei meiner Töchter
E,n schwerer Zahn.
Teppl, wie kimmt denn dös? Du bist
ja ac'rat fünf Pfund leichter wor'n
seit'm letzten mall" .I' woatz aa'
nöt. . . . . 's müaßt nur sein, weil mir
der Bader d' letzt' Woch' an Zahn
'zog'n hat!'
Eine rmanttseye e
end. Mvenwirth: .Hin die V?
randa mit Aussicht auf die Gletscher.
?rt die ?kr!sk,mqöube. etwas wn
'r un'en die Scheidurgilchlucht. ha
hister der T für fybntaji: .
Ijttttti
I Pas Mrchkll aller :
Mrchcn.
I Eine nachdenkliche Geschichte von
j
T
Hugo CaluS.
ES ist ein schöner, klarer Spät,
nachmittag im Herbst, die Straße
unter meinem Fenster liegt schon im
Dämmer, aber der Himmel droben
dehnt sich blau und durchsichtig über
der stiller werdenden Welt. Diese
stunde gehört meinem . Buben
du hast ihn, du liebe Frau, die auch
iir mich jetzt liebe Butter heißt,
.'den in mein Arbeitszimmer ge
bracht, er hat mit seinen geliebten,
zwei Jahre alten Fingerlein an die
Tür geklopft, cr hat sich selbst dar
auf mit Herein!" geantwortet.
unzer Wolfgang,, der uns nach vier
zehnjährigein, innigem ,xlcl)eil ge
Icheilkt worden ilt. vlun schaut er
mich mit seinen freudigen, glänzen
den Augen an, und dann bereite ich
mir das Glück, ihn zu mir empor
zuheben und seine warmen Arme um
meinen Hals und seine zarte Wange
an meinem Gesichte zu fühlen. Eben
geht der Laternenanzünder die
Treppen hinab in den Prk und
ziindet hier und dort die Lichter an.
Und jede Laterne, die zu leuchten
beginnt, läßt unseren Buben von
r-.euem aufjubeln, und immer wieder
ruft cr: Schau. Vater, Lichtlcin,
Lichtlein!" ;
Tann schaut cr zum Himmel
empor, an dem auch just die Sterne
angezündet werden; er löst die Arme
von meiner Halse und klatsch begei
stert in die Hände, cr 'weist mit
seinen: Finger zum Himmel empor,
cb ich das Wunder auch nur merke,
und ruft glückselig: Schau, Vater,
schau, am Himmel oben auch Licht
lein. Lichtlcin!"
Ta drücke ' ich mein Kind noch
wärmer an mein Herz, das ist in
diesem Augenblicke um vierzig Jahres
illilill L lll iWl Vl-tt, Uiit OVUiUitUHi
und angemaßten Weisheiten sind
'
mnger geworocn, alle lugheiten
aus ihm entwichen, alle meine mii.i
sam erworbenen, unter Zweifeln
erkämpften Erkenntnisse, auf die ich
so stolz gewesen, entschwinden vor
den Blicken meines Kindes, und so
oft ich in den vielen kinderlosen
Jahren unserer Ehe geschworen
hatte, ich werde mein Kind, fall
v,m doch leinaia eines gelcheiu:
wurde, anders erzicyen, ohne die
vieULUMözayrigen ugen umercr
Ahnen, als ein Kind unseres icharf
blickenden Jahrhunderts auf ein
mal Iprechcn meine Lippen wieder
das Märchen, das Marcheu aUel
Märchen, erzählt mein Mund mei
nein aufhorchenden Ltmde . die i$c
schichte vom lieben Wett und den
Cnglein, und ich weiß, Mutter sil.t
im Zimmer daneben und lauscht ver
wundert dem Märchen, dos' ihr golt
loser Mann mit ungläubigen und
doch so frommen Worten ihrem
Buben verkündet; ihre Augen iver
den seucht, und sie faltet vielleicht,
wie seit vielen Jahren ' nicht, die
Hände zilZammen und glaubt sein
Märchen! Und, das Herz seines
Buben an seiner Brust, erzählt Vater
das Märchen vom lieben Gott:
Siehst du. lieber Wolsgang so
erzählt der Vater in die Dämmerung
hinein oben im Himmel über den
Wolken wohnt der liebe Gott, er ist
viele, viele tausend Jahre alt und
hat das gütigste Gesicht , von der
Welt, seine Augen schauen immer
mit. verklärten Blicken aus die Erde
hinunter, die er geschaffen hat, ein
ganz weißer Batt wallt um seine
Wangen, und weiße, weiche Locken
umrahmen seine hochheilige Stirn.
Er sitzt oben im Himmel auf seinem
goldenen Throne, denn er ist der
Uönig aller .Nönige, er hat aber kein
Zepter in der Hand wie dcr'Uönig
in deinem Bilderbuch, er braucht mir
den kleinen inger zu rühren, und
Tdnne, Mond und Sterne wandeln
ihre Bahn nach seinem Willen.
Und taufend, tausend Englcin ilie
gen um ihn her, denn er hat alle
guten Kinder lieb, und die Cnglein
sind lariter gute Kinder, sie haben
aber Flügel an den Schultern wie
die Vogel, die durch die Lüfte flie
gen, und sie fitzen andächtig auf der
Lehne feines ThroneZ und auf feinen
Schultern, sie sitzen zu seinen Füßen
und schweben um ihn. weil sie glück
lich find, bei dem lieben, guten Gott
zu fern und ihm in leine gutigen
Vateraugen schauen zu dürfen
Und eben jetzt hat er tausend
Englcin den Befehl gegeben,, die
ternlcin anzuzünden, damit sie
durch die Nacht leuchten, wie die
kleinen Laternen hier, durch die
Bäume des Parke? schimmern: die
Engel fliegen also von einem Stern
zum andern und zünden sie an. siehst
du, lieber Wolsgang, dort und dort
und dort, überall leuchten neue
Lichtlein cm Himmel auf. tausend
Lichtlein, die der liebe Gott durch
seine Engel anzünden läßt. Aber
auch tagLüber sitzen, die Englein um
den Thron des lieben Gottes, ,sie
haben die dielen, vielen tausend
,1er;;eii, mit denen sie abends die
Sterne und den Mond auaezünd?!
baö..'ii. ',ii''aii'M''i!geleat, sck'ön im
Hrci'c boDtii sie sie olle zuhnmm
gelczt, und dann schauen wir früh
zum Himmel empor und sehen, sie
leuchten und nennen sie die Sonne.
Wenn ober die Sonne sehr heiß
herabgelcuchtet hat auf die Erde, daß
die Bäume und die Blumen sehr
durstig werden, dann winkt der liebe
Gott den Englein, sie holen sich ihre
kleinen Gießkannen und füllen sie
auZ dem großen Finne, der über
dem Himmel fließt, mit Wasser, und
dann gießen sie die ttannen auf die
Erde herunter, daß die Tropfen her
untcrfallcn. Tropscn, Tropfen, viel
tausend, tausend Tropsen. und die
regnen auf die Bäume und Blumen
und geben ihnen zu trinken.
Und iiN Winter, weißt du, wenn
eS ganz kalt auf der Erde ist. so
kalt, daß der Ofen nicht bloß in
der Küche angezündet wird, wenn in
jedem Zimmer ein Ofen brennt und
die schöiie Warme spendet, dann
fallen die Tropsen als Schnee, als
nc'ßer, weißer Schnee auf die Erde
nieder, wie weiche, weiße Watte
salli'n sie herunter und legen s.l als
Tce auf die Wiiscn und Felder,
auf allen Dächern liegen die weißen
Decken, und unser' Bub hat dicke,
warme Schuhs' an den Füßen nd
ein wanneS Mcint.lchcn und iid.
'chtche aus Wolle, d'c der liebe Gott
auk den Lämmern fo! wachsen lassen.
o gut ist der liöbz C55i.tr!
Und deshalb scbauen auch alle
(csLöpfe dieser Welt, die ?r er
schissen hat, ninu'r mit ihren Augen
zu ihm empor, wir Mensche,', nd
il'.e Tiere, sie fjaut-n alle die Augen
c . im Kopse fi'.'cn, daß sie zum
Fimmel emporblicken körnt. 'N. die
Pferde, die Hunde, die Vöglein und
die Käser und Schmetterlinge und
h'Ui? die Fische, die im Wasser
schwimmen, alle schauen sie zum
tirlcn Gott nach oben, weil sie lim
mit Augen suchen und ihm danken
wollen. Siebst du. lieber Wolf.
oem, und auch du schaust mit deinen
Augen, die schon ein wenig müde
sind, zum l'eben 'tt hinaus zum
.?"mmel, an d.'in die öt?rnle!i,
bimsen und hertmtirwiukeu.
Immer aber, wenn ein Kii'.d brav
i't und Vate: und Mutter l-A bat,
;ü, du auch, dann schickt de liebe
j . . r- , . mg
Engl.'rn o,n .Hmtnn-I lp
l.itV,t- 113 f . . -t.4 m 1 1 1 14
i'nHv, ein liebes Cnajeiu mit w.'isen
Flügeln, das siehst du mir jetzt nicht,
mein lieber Bub, weil es dia,ißc?
sä'on dunkel iit, und das schaut durch
die Ferfier heran ius freut sich libcr
de.S j! ind, ?-? Ichin-'t jetzt zu, 'v ; äi
Der Wolfgang der liebe Ji'iiüer
geL? u,,d wi er brav ist. dann fliegt
er ais Fcnste!-, b.: dt
oern cslc 'eN'
lein steht, darin unser Siind s blasen
wird, iiiid der Enge! ?reut sich,
das K'i.d die Aiindchen zutmeii'
legt, die Augen chou zumacht und
ein'chläft. Und dann träumt irnj:r
sinic ?on den Englein und
Unser Kind liegt im Bettchen, es
hat die kleinen. d.ten Händch.'n ge
fettet, es schaut aber noch mit
großen, gläubigen Augen ins Tun
fei, t in tiefer Sender löst sich an?
leinei Bniil, wo lerne xliyei
'flüstern schon im Halbschlaf: Lie
bec, braver, guter Gott!" und dann
schläft ts ein. ,
U"2ii aber haben tins auf den Fuß
spitzen ci'.fi dem Zimmer ges.i'ch.r
Hand in Hand treten wir tv:t':t in
mein $lr-p;t;,mmici auZ Fe.ii::r,
,md du. ineln liebes Hau'rnttter
lein. Zch'.n't mich mit gerufen
m.ircheügläibigen Augen an. '
Das i.z't du dir auch ander? vor
gestellt. Vuirr," sagst du. dlmalZ
als wir ncch keinen Buben hatten!
Ebe im? dr groß? Märchen g :'che
fern ist. Äe!ßt du noch, da ha't du
mimer di.vcn gesprochen, trn'B du
dein Kind zur Wahrheit" erziehen
wiirdesl. ok,ne all die wie tagtest.
du nur 'inn er? ohne die :..'gen.
die wir erst überwinden mußten."
Da lächle ich selig vor mih hin.
ich nick lächelnd ins Dunkel , und
sage: .Gott sei Tank sage ich, daß
wir ein Kind haben, und da'; icl
ihm da? T.'iüne Märchen erp'i'-n
darf.. Er soll die Märchen nur
glaubei-, Klänge er ein Kind ist.
und wenn cr vWebens in K!i
l leibt in:d Freud? au den Märchen
hat, so jollen sie ihn durchS Leben
aeleiti.!! -md glnch machen! Dcim
tiefe vieltausendiähriaen Maraicn
fii-j is ... ttnittS.nrr-fnit unS ihr.'
11 I.MlI.kllUIVIIf . t t . ). . i
Ueber.ri,'dl,'.,'.g ist doch im til! :'
wnnme cna! mir cie reiniie in1'
m .5. j ..-
migkeit: da Glück des &
liegt im Glauben der March? e,
in ihre' Ueberwindung: bis Welt
aber ltkt.hl ruhia weiter, ob -v:r
ihre Märchen glauben oder i'cht
Und darum sehe ich auch setzt von
dort cb.n ein großes, ehrf'irchi
gebietendes Angesicht heru-rner
icl'auen, em Antlitz mit wallen?' em.
we'ßeii 'n"t und mit Augen die
gütiger sind, als Menschenaugen es
se'n keimen, ein lckelndes .'lnge
icht. daß 'u'- in den Himmel hinein-
sl-c, der eder v.'ller Engleia nt,
seit wir ntf in un'erem Vub? t der
limlien diiNin: ich neige mein youm
Märchenwelt vor dem Angesicht, und
.'äckelk mir u, gütig, milö und
weiter, rein und klar wie alles, waZ
Kinder verstehen können.
Da. nickst du ernst mit dem Kops,
ch zünde die Lamve an und setze
mich - an meinen Schreibtisch und
de aan', ruhig mb glaubig weiter
i.i dem gelehrten Vuae. daS v?r mir
an'z?schlagen liegt, in dem wa.lr.,'t
hif-nixn Biict e incr r:c ii-rU'
ict;ei".
Zurück zum Indianer.
Kritische Betrachtungen eine Neu, vr
fec Zkitgenaffe vn 81. Livingstonae.
AIS ich gestern die Fünfte Avenue
hinaufging die Fünfte ist nach
mittags die interessanteste Straße
gc'ew Äorks und ganz Amerikas ,
sah ich an der Ecke der 41. Straße
einen Indianer stehen, der still tu
die Schaufenster blickte. Hat er in
nerlich über die heutigen Preise der
Tomahawks gcwcttctt? Er war in
Khaki, frisch zurück auZ Frankreich,
und .macht" New Iork in zwei Ta
gen, bevor er wieder in sein West
lichcs Wigwam zieht. Schade, daß
er nicht bleibt, damit wir etwas zu
bieten hätten, wenn unsere europäi
schcn Freunde immer 'gleich bei. der
Landung in New Bork sagen: .Zeigt
mir einen Indianer l Nnn sind
Hunderte von Rothäuten in den letz
ten Jahren unter dem Triumphbo
gen an der 23. Straße durchgezo
gen, und niemand hat sie beachtet,
sie waren nur Einzelheiten aus der
HeercSmacht, die der amerikanischen
Fahne folgten, einer Macht, zusam
mengesetzt aus allen bekannten Ras
sen der Welt.
Ter Indianer ist leider auö dem
Osten sast verschwunden, d. h. er ist
da, aber man sieht ihn nicht. Geh'
in die Holzfällcrlager der Wälder
von Maine, oder die Sardinenfabri
ken an der neuenglischen Küste, dort
steckt , cr, im gewöhnlichen Arbeiter
kleidern, raucht die Tonpfeife seineö
irischen Kameraden und slucht, wie
die andern, englisch über den JUou .
Aber unten in Washington wissen
sie ganz andere Tinge von den In
dianern. Tort, im Jndian Office,
können Sie hören, daß heute mehr
Eingeborene rn den Vereinigten
Staaten find, als zur Zeit. -da die
Pilgrimvätcr das erste Trnppchen
Nothäute an den Galgen hängten.
weil sie am Sonntag, nicht in die
Kirche gegangen waren. TaS uber
rascht, ganz besonders den puritani
scheu Amerikaner, der aus der Ge
schichte der französischen und Jndia
nerkriege, die vor ein und zwei
Jahrhunderten geführt worden sind,
den Eindruck erhalten hat, daß die
alten Kolonisten Freiheit und
Selbsibestimmungsrecht" auf unse
rcm Kontinent mit bemerkenswerter
Gründlichkeit eingeführt haben
aber innerlich fühlt man sich doch
erleichtert. Tenn es zeigt sich, welch
ein Segen aus einer anscheinenden
Ungerechtigkeit entliehen kann, m
Weiten sind Indianer in wimmern-
der Menge, man behandelt sie
freundlich als Mündel des Staates:
sie leben von Geschlecht zu Geschlecht
auf steucrrrcicm Land und sind ie
der Sorge ledig. Kein Büffel und
kem Murmeltier im Aegomsione
Park ist sorgenfreier, wird freigebe
ger und freundlicher aus öffentlichen
Geldern unterhalten.- Der Jndia
ner kommt und geht, ist fruchtbar
und mehrt sich. Heute sind's ihrer
mehr als gestern, morgen werden es
mehr sein als heute. Und wer weiß,
cb sie nicht dereinst zahlreich genug
sein werden, um das Land ihrer
Väter zurückzusordern. nicht mit
Gewalt, sondern mit Durchdringung
wenn die aus Europa verpflanzte
Zivilisation ihren Lauf vollendet
hat. wenn das Schicksal, gelangweilt
von Volierbnnden. offener xivio
n.atie, Alkoholvcrbot, Demokraten
Republikanern und Bolschewisten. in
der Verzweiflung das ganze Ge
schäft aufgibt, um noch einmal dort
zu beginnen, wo Kolumbus stand,
als er die Bohnen verschüttete.
Man braucht, nur aufzupassen, um
Tendenzen m dieser Richtung zu se
hen. In einem so zivilisierten
Raum wie dem Repräsentantenhause
wird geflüstert, daß die Repnblika
ner in den nach'len Wahlen den
Skalp des Herrn Wilson holen und
ihn im Triumph in ihrem Haupt
auartier aushängen wollen. Ist das
ein barbarischer l' '.errest der Ver
gangenheit oder ein Vorbote der
Zukunft? L?- haben nur zu wah
len zwischen uenen, die sagen, die
Repubn' c hatten mit ihrer Apa
chttw'- 'Eigenheit vollständig gebro
che,' und denen, die sagen, sie haben
j, '
' .,
Haupt keine Zukunft.
Aber es gibt auch andere Zeichen.
, Vor Jahren gab es wenig Tänze in
.
den Vereimgten Staaten, und die
Frauen gingen unbcmalt in ihren
natürlichen Häuten. Nihil preterius
ultra. .Nun ist in den letzten vier
Jahren der Knegstanz gekommen,
und die Kriegsbemalung auch, und
die- Moralisten selber haben den
War Whoop", das Kriegsgeschrei,
wieder zu Ehren gebracht. Die Ver
einfachung der Sitten macht immer
schnellere Fortschritte. Früher konnte
man den europäischen Einsluß auf
die amerikanischen Sitten bemessen
am Nebergang vom Whiskey zu ita'
licnischen Weinen, von der Bretter
Hütte zum Woolmorth Building, von
kunstloser Rohheit zur künstlerischen j
lMschung. Jetzt aber gehen wir
zurück zu den Tagen, da daS Feuer
Wasser unbekannt und dak Wigwaw
in unmittelbarer Berührung mit
dem Großen Geiste war. Und nun
lese ich heute früh in der Zeitung,
daß der UiliversitäMNZzler Das in
den PromotionZiibunzen der Uni'
vcrfitat Syracufe in einem Gebet
dem allmächtigen Sott dankte. tsßZ
l y,a nüttnt Nnrsi'.iimi. der Menschheit
Männer wie Senator Lodge und
Senator Need und Senator Borah
geschenkt habe. Nun fragen wir:
Konnte ein alter Häuptling der
Fünf Stämme, der Peguoten oder
der Azteken' ein kindlicheres Wer
trauen auf die Leichtgläubigkeit der
Vorsehung haben? Es ist ganz klar:
Wir gehen in den Vereinigten Staa
ten vorwärts, um einen Punkt zu
erreichen, der weit hinter uns liegt.
Unser, Fortschritt ist geschwind und
ununterbrochen, und nichts kann ihn
aufhalten, wenn nicht die beleidigte
Vorsehung bolschewistisch wird, nur
um die Verantwortlichkeit als rekla
mchast verleumdete Schutzheilige der
Reaktion abzulehnen.
Kci Mittclwrstcu mehr?
Man hört noch oft vorn mittle
ren Westen" der Ver. Staaten rc
den; und wahrscheinlich wird der
Ausdruck, der noch volkstümlicher
geworden ist, als jener andere .ser
ner Westen", nicht so bald ver
schwinden. Aber ein amerikanischer
Schriftsteller hat nicht sa unrecht,,
wenn er neuerdings darauf auf
merksam macht, daß das Gebiet,
welches schon so lange unter dem er
steren Namen geht, eigentlich viel
zutreffender der mittlere Osten"
genannt werden könnte. .
Wenigstens in rein geographischem
Sinne erscheint dies als das weit
richtigere. Man sehe auf irgend
einer guten Landkarts nach. Die
mittlere LängSlinie der Ver. Staa
ten läuft durch 5kansas, und zwar
nicht weit von der Staatshauptstadt
Topeka. Auf der einen Seite dieser
Linie liegt, geographisch gesprochen,
der wahre Westen, aus der anderen
Seite der wahre Osten Die östliche
Seite umfaßt völlig das, was ge
wohnlich der mittlere Westen" ge
nannt wird, während der geo
graphische mittlere Westen vielmehr
die Gegend der FelSgebirge 'decken
würde! Ob sich der Ausdruck in
diesem Sinne einbürgern ließe, muß
noch dahingestellt bleiben. Jeden
falls hatte die Bezeichnung im bis
herigen Sinne nichts mit wissen
schaftlicker Landkunde zu tun. Es ist
festgestellt worden, daß sie irgendwi?
an der östlichen Meeresküste ent
stund, und allem Anschein nach
sollte sie andeuten, daß die Bewoh
ner des äuszerst amerikanischen
Ostens und Südostens sich einer hg
heren, weil älteren Kultur crsrcute.
während die jüngeren Staaten,
selbst die unmittelbar westlich von
jenen liegenden, zwar schätzenswert?
Glieder der Nation sein möchten.
aber doch der feineren Bildung de?
äußersten Ostens ermangelten. TieZ
sollte vermutlich nur ein gutmütig:
Entschuldigung sür die angenornme
ne geistige Rückstand! gkeit bedeuten!
Doch das ist all lang her", und
die ganz zugrunde liegende Borste!
lung hat sich mit der weiteren na
tionalen Entwicklung verloren.
Mrxikoö Nationalgericht.
Lange Zeit standen die Amerika ,
rift lintir hpin C-itthiritsf hrt t.-.". ,
Haupt Nationalgericht der Mezit.' '
ner Chile n carnc" jei, eine heis.
'- v vmiwvhu. un V s
Luiammenletzunz von Fleiich un
verschiedenen Arten Psesfer. Heuts,
aber ist dieser Eindruck allermeistens
kein zutreffender mehr. Wenn mar?
heute einen Mexikaner nach feines
Lieblings Nationalgericht fragt, fi
wird man gewöhnlich die Antwort
bekommen: Mole de Guajolata."
Dieses merkwürdige Gericht ist nich
so einfach, wie das obengenannte, un
viele mexikanische Köche zeigen ttt
seiner Herstellung ihre persönlichen
Eigenheiten. Man kann jedoch 'alli
gemeinhin sagen, daß das Gerichts
meistens aus einer Verbindung von;
Rosinen, Mandeln, Erdnüssen (pea t
nuts"). Zimt. Chokolade. Ehile-Psef.'i
fer. Anis, Knoblauch. Tomaten und
nocy einige Dukaten üesteht, allqkx
gründlich gemahlen und gemischt um?'
dann .in einer riesigen Bowle ge
dämpft, mit kaum genügend Scbmal. t"
und Wasser. Nach zwei oder drei I
Stunden des Dämpfens wird tin 1
Puter in kleme stucke geschnitten und '
wandert gleichfalls in die Bowle. Zu
cgi aoer, naazoem liq eine reiche
Sauce mit Puter . Gelckmock ,nt.
wickelt hat, kommt der krönende Na
mensgeber des Gerichts in die Masse
rJt trr m. .
naimicy er camwurs! Dieser
gibt wiederum dem Puter e!nn
nen Geschmack, der allen Ernstes als
hochdelikat bezeichnet wird.
Alle, welche ein solches Mahl .,?
kostet haben, sollen überzeugt .,m .
oog es leine selnere uns pikantere
Speise unter der südlichen oder der
nördlichen Sonne geben könne, als
diesei gedämpfte Maiilw'sz
et ."'. '
Gericht. Nun. an' Maulwürftn ist
in Mexiko kein Mangel, und d!,s,ik,n
sollen bereits auch alz Vüchsenfleisch .
versandt worden sein. Ein Wink für' '
uimouT, 'stwiii und Kollegen...
Ein
Geizhali und
ein fette?
Echwein
Kann erst im Tode nützlich Zx
Ter trinkt KuS Liebe, jener an?
ä?crvfl.n.
Jft der Wein gut, schmeckt irr beiden.
?