Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, September 23, 1919, Image 2

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Englasb muß snne Politif der Eventualität eines Landkrieges gegcn
iiöer eu orientieren. Die AseeZras-Konferenz. Das Dreige
stirn Grry-Clemencean-JSwolski. England pocht mit der Ansage
rincS FlottcnbefuchS an Rußlands, Tür. Frankreichs Flotte fchci
det ans dem britischen Zwei Machte-Ttandard auS. Teutschland
wird nervös. Tie Tcknnd anten" und die Tchwarzsehcr"-Redk
Kaifet WhclmS. Tas unterirdische Klirren der Waffen wird
, ' rnehmdarcr.
Krieg war so hat ei Präsi
4 1 ' dent Wilson in seiner Ligas
rede in St. Louis om Frei
tag der vergangenen Woche fest
CtfteÖ!; .ein kommerzieller und indu
siiicller. Er ist nicht ein politischcr ge
wesen." An eimr anderen Sieile der
Rede hak der Präsident gesagt:' .Eines
der interessantesten Ding?, welche sich
meinem Verständnis geoffenbart hakn,
nachdem tch mich auf die andere Seite
de Großen Wassers begeben, bestand
darin, dah die Psychose des französi.
sehe LolteS der ricgZbeilcgung gegen
über in großem Maße von der Tatfach'
bestimmt wurde, daß 3 de Krieg seit
fünfzig Jahren erwartet hatte."
Die Auffassung des Präsidenten, daß
der Krieg ein kommerzieller und inen
ftriellcr gewesen. daZ heißt, daß um Fra.
gen und Probleme der Handelsexpansion
nd des industrielle Wettbewerbs ge
liirnpff worden ist, wird heute bereits
von der geschichtliche Fesltellung' der.
Tatsachen unterstützt. Zugleich giebt
. ich aber gerade auS der von Herrn Wil
on gewonnenen Erkenntnis der franzö
ifchea Psychose, das; rieben den Handels,
Zntttessen un dem Wettstreit zwischen
den. Industrien der verschiedenen Länder
aüch politiscke Momente und Erwögun
gen in dem Kriege mitgesprochen haben,.
Ten schon die Erwartung deZ Krieges,
unter welcher Frankreich fünfzig Jahre
lang gelebt bat, spielt auf daS politische
Gebiet hinüber. Man wird heute schon"
sich zu der Auffassung bekennen dürfen,
daß die wirtschaftlichen und politischen
Momente als Kricgserreger sich in ein
ander gehängt halte. Diese Arm-!n
Arm-Vei!nüpfung det wirtschaftliche
und der politischen Interesse ist auf der
weiteren Wanderung zm Ziel, dem
5Sriege, eine so enge geworden, daß ei
Auseinanderfalten beider als eine
äußerst schwierige Scche erscheint.
Die Erkenntnis, wie sie dem Präsiden
ten Wilson während seines Aufenthalts
und seines Wirkens drüben betreffs der
Psychose des französische Volles aufge
gcugcn ist, mutz aber auch als eine Recht
ftriigung veS ' Standpunktes bewertet
werden, welche in dieser Artikelserie der
keim wird. Als eine Zurückweisung der
Theorie, daß : Deutschland mit dem
Kriege , vorbereitete Harmlos und
ichiswissende Tore überfallen habe.
Wer fünfzig Jahre lang de AuZbruch
eines Krieges erwartet, der hat Zeit ge
nug gehabt, und dem hat die Pflicht ob
xelezm, sich auf ih vorzubereiten. -
Mit dem Hinweis des Prüsidenken,
baß der Krieg ein kommerziell und in
dustrieller gewesen ist, ist der rote Fade
durch die Jngänze der Politik' gezogen,
aus welch? die Verständigung zwischen
Frankreich, England und Nufzland zu
stände gcksmmen ist. Auf diese Wege
wird man die wirtschaftlichen und die
politische Momente Arm in Arm ein
berschreitend antreffen. Auch auf diese
L?egen.hat sich der Krieg der fünfzig-
jährigert Erwartung vorbereitet. :..
Daß England in de Zeitlauften der
bergangemn drei Jahrhunderte für die
Aufrichtung. Ausbreitung und Aufrecht
Haltung seiner Handelssuprematie stets
die zwischen den Mächten deS europ'äi
feben Kontinents vorhandenen Gegen
fätzlichkÄten der Interesse mobil gemacht
hat, ist eine Binsenweisheit. Dech daS
driüschi Jnfelreich in diesen Zeitläufte
der vergangenen drei Jahrhunderte mit
der Äetätigung deZ politische Axioms:,
"dmde et irnpera!'' den Umfang fei'
neS Imperiums vo 50,000 auf 15,000.
000 Quadratmeile erweitert ' und die
Zahl der dem Jmperism einverleibten
Seele vo 6,000,000 auf 500,000,000
erhöht, daß daS britische Reich innerhalb
vo drei Jahrhunderte sich über fast
ein Dritte! der gesamten und mehr als die
Hälfte der bebauten Erdoberfläche ausge
dehnt hat. verdankt eS der, mit geringe
Untttbrechnnge, konsequent durchgesühr
ie Durchsetzung US erwähnten politi
jcheft Axiom? vom Herrsch? durch
Cplitterung der Gegner. Solch . Ziel
Bewußtsein und eine derartige Folae,
ficherheit kann nur di! höchste Bewunde
rung hervorrufen, und Man mutz sich da
bei von der kindlichen Auffassung frei
p-.achen. qlS ob England nun alle die
drei Jahrhunderte hindurch die euro
päische Mächte all hermlcS Unvorie
i'itete und in reiner Torheit sich bei
ISeejel nicht Bewußte in daS Schlepp
lern seiner Interessen oenomme halte.
Tie betreff cr.de europäische Machte, tie
frä mit England verbündet baben, haben
j-ocimal ganz gcnäu gewußt, warum sie
Interesse in die EnqlandS ein
tikie. ES sind die pvliiische -Jnter
cs'cn bei betressende europäischen Kon
i'nenlzlmächte gewesen, welche mit den
niü'chasUich.'N England; gemeinsame
l:qi gimicht stattn, Tie europäische
ürii-ie sind, soweit Cnglanb in Betracht
fomnü, jfd? irische stÜche und politische
f:!?'sen. Daß daki EqlZnd jedesmal
i-.-n fc.irtcmrtei! on der CiegeZöevte vr
f :t b-!n''st,!,'ppt Hit. fcsifjS 'X bri
tll v Polllik gklungc ist, dii Geger
z i t-Un rid fcana den eine nach dem
erbeten, Cpanirn, Niederlande, Feenk
teieb, sb'jUtun. d. t,. eui dem Wettbe.
wnd um die 2uht rrfÄafi und die Hast
dISsMkkM?tit enfptlf-i'A'2, M fltSl
Itx ' Srftlg fcrt britische fieirfe3P
Uu " . '
ie WeWßW
Wahrend der, dem nunmehr zum Ab
schluß gekommenen Kriege vorangegange,
nen Zeit hat sich die Geschichte iudesse?
umgedreht. Während sich bisher die Po
litischen Aspirationen der europäischen
Kontinentalmächte in die wirtschaftlichen
Englands eingehängt hatten, ist es dies
mal England gewesen, weche die Ber
folgung seiner wirtschaftlichen Interessen
mit der der politischen deS KontineniS
nicht nur smalgamiert, sondern diesen,
zeitweise wenigstens, untergeordnet hat.
Dadurch aber wurde England in die
Zwangslage gedrängt, von seinem bis
herioen System, die Völker des Konti
nentS für sich die Kriege fähren zn lassen,
zu brechen. Dadurch wurde England
gezwungen, feinen Teil der direkte mili
tärischen Aktionen zu übernehmen.
I dem Artikel deS vorwöchentlichen
SonntagSblatteS der F. Staats
Zeitung" ist. on dieser Stelle, darauf
hingewiesen worden, wie seitens Frank
reichs Zweifel an der Nutzbarkeit tineS'
Bündnisse; mit England für einen euro
paischen Krieg, speziell einen Krieg mit
Deutschland, gehegt wurden. Die britische
Flotte allein garantiere, so ließe sich
gewichtige . sranzösischj Stimmen der
nehmen, solche . Nutzbarkeit noch nicht.
England wurde auf den Weg einer Ar
meereform gedrängt, und im weiteren
Verlaut dieser Äussübrungen werden
wir noch sehen, wie diese Nutzbarkeits
frage sich immer mehr in den Vorder
gründ schiebt und wie sie die Anbahnung
und Ausgestaltung der Verständigung
zwischen Frankreichs England und Ruß
land wesentlich mitbestimmt.
In dem .Großen Kriege hak Eng
land hie eigene Haut und die seiner Ko
lonialen zu Markte tragen müsse Die
Haut weist heute schwere Wunden und
blutige Striemen auf. Wäre im kr.ti
fchen Moment der Entente nicht die
amerikanische Hilfe beigesprungen, so
wäre die Haut gegerbt worden. Tarsis
ergeben sich im Zurüclschaucn zwei Er
fahrungen:
.1. Durch die Ämalgamlerung wiri
schafjlicher nd politischer Jnieresseg ist
England 'zum ersten Mal gezwunze
worden, sich a der militärische Aktion
deS Krieges prozeniualisch zu beteiligen.
2. Auch die Kombination der Macht
Mittel, Wi6 fit die französisch-britisch
russische Verständigung Zuwege gebracht,
hat in dem vorliegenden Fall der Ver
knüpfung der wirtschaftliche und der
politische Interessen nicht ausgereicht.
Eine assoziierte Hilft wurde notwendig.
Es ergibt sich daraus deS weiteren,
daß die britische Politik, Nachdem sie
zum ersten Mal von ihrer Tradition,
andere für sich die Kriege militärisch
ausfechte z lassen, abgegangen ist, ein
Fiasko erlitte hat. Und bei aller an
geblichen Festigung der britischen See
Herrschaft und mit allem kommerziellen
und industrielle Löwenanteil an der
Beute, welchen, wie es heißt, England
auch heute wieder heimschleppt, wird sich
i der eiteren Entwicklung der Welt
läge dieses Fiasko im Vergleich mit den
früheren Erfolgen immer deutlicher her
ausstellen. Den der Seeherrschast Eng
lands stellt sich die Tendenz der großen
wirtschaftlichen Leberlandverbindunge
Entgegen, und es wird England diesmal
picht gelingen, den heutige Helfer"
morgen ins Joch der Abhängigkeit za
presse, wie dieZ der britische Politik im
Verlaus von drek Jahrhunderte durch
konsequente und erfolgreich zielbewußte
Bctätigunz gelunge war.
' .
. Diese Politik hatte, . zunächst, ihre
Flrtsetzunz auch noch nach dem Sturz
deZ, konservativen Kabinetts Btsour und
in der Nachfolge des liberalen mit Camp
, bell-Bannerman als Premier gefunden.
I die Downing Street zog als Leiter
der britischen auswärtigen Angelegen
heite Sir Edward Grey ein. Es wird
sich Gelegenheit fiden, die Persönlichleit
und das Wirken dieses typisch englische
Staatsmanns, welcher i nächster Zeit
als britischer Botschafter nach Washing
to kommt, näh zu betrachten. George
Bernhard Sham belastei Grey, welcher
inzwischen den Hosenbandorden und raS
Adclsprädikat eincZ Liscount erhalte
hat, mit der schlimmen Absicht, Amerika
als Botschafter Großbritanniens i
Washington an dii Gurgel (mit Japan)
zu wollen, bisher ber ht niemand dem
früheren Auslandminister eine solche
Tiefe dunkler Pläne zugetraut. Ma
hat von Grey gesagt, daß er Teutschland
Niemals gemocht habe und dieses Gefühl
bei ihm stärker gewese sei, als sein Ur
teil. Ma hat seine Persönlichkeit lS
die Verkörperung der Eifersucht und bei
Widerwillen? .Teutschland gegenüber ge
schildert und auS dieser Stimmung her
auZ sein Bestreben, die Ententen in reis
bare Bündnisse mzAgestalten, ernären
wollen. Aber er ist Imgrunde doch nur
der Erht einer or feinet Zeit bereiiZ
festgelegten Politik S'wese, nd such
Ieine Vemühunge um die Herieifübrung
?S Einverständnisses , zwjschk . Frank
reich. England und Vußlsnd für. den
tteniuelle KriegZssZ sind in bei Llqui
dierunZ br ihm L'rsnt!?vrtete politi
sä" Sebsast erlzt. Tie Irsgik f'i
thI GewickZ bettebt öer dar'. t?tz er
fntt mit der Tii'KWrnng der ihn
ttrct'ir.tr'un. PMik ßm Bruch it
der alten Tntrt's Ez'zndZ. &t'&bil
. v r ; t-.-.
W,,.' ''T'i.VV.-
Von K. K. Von Merrenlyin.
direkte militärische Aktiv im Kriege
stets och anderen überlassen hatte, ge
zwungen wurde. Die KriegSmöglichkeit
schon hatte solchen Zwang ausgeübt.
Durch die AlgeciraZKonfcrenz wurde
die im ersten Abschnitt des ersten Jahr
zcbntS dieses Jahrhunderts unmittelbar
drohende Kriegsgefahr beseitigt, aber die
KrikgZrüstungen, die militärischen und
die diplomatischen, wurden fortgesetzt.
Am 12. Juli 1906 legte Kriegsminister
Haldan: einen Plan für llüeorganisztion
der Armej vor. Der Plan beabsichtigte
die Schaffung einer Expcditionary
force" von 4 Kavallerie briga den, 6 In
fanteriebrigaden, mehreren Bataillonen
Pionieren, Train. Sanitätswesen. zu
fammcn Offiziere nd 1,074
Mann. Am 12. epteniber wurde durch
einen Armeebefehl ein Genkralstab er
richtet. Ja einer der Armeeordre beige
gebenen Denkschrift wies KricgZminisick
Haldane aus die Erfolge des' deutschen
GencralstabZ hin. Am 5. Juli hielt der
Auslandminlsiek Grey eine grosz! Rede
über die auswärtige Lage, Zn welcher er
Erklärungen auch iibcr Frankreich und
Nufzland abgab. Er sagte: Tie sciitzere
Regierung traf mit Frankreich ein Ab
kommen, welche? feit langem zwischen
England und Frankreich bestehende
Schwierigkeit: besciiigtj und unier
wissen Bedingungen eine diplomatische
Unterstük,!Ng versprach. Ich habe nur
zweierlei über unser gutes Einvirnehmen
mit Frankreich zu sagen: Erstens: dZ
gute Zinvernchmen ist nilt ?cgen ein
anderes Land gerichtet. Zweitens: Es
Miiß allgemein anerkannt werden, daß
das gute Einvernehmen nicht becinträch
tigt w::dcn kann durch irgendwelche an
derweitige Entfaltung unserer auwär
tigrn Politik. Je klarer diese zwei Dinge
zum Ausdruck gelangen, um so offen
kundiger wird werden, daß weder für
Englund noch für Frankreich d?,3 gute
Einvernehmen zwischen uns ein Hinder
niS darstellt für gute und herzliche Be
Ziehungen zu anderen Mächten."
Bezeichnend für die Beziehungen
zwischen England und Nußland waren
die Ausführungen GreyS, welche darauf
abzielten, die gerade in liberden briti
schen Kreisen Vorherrschende Abneigung
gegen ein: Annäherung an das Zaren
tum zu überwinden. Am 10. Mai war
im Taurischen PalaiS Petersburgs die
liste Duma crössnet worden. Fast zu
gleicher Zeit hatten in. Bjaldstok Po
grome stattzefunden. Dieses letziert
Vorkommnis hatte in England grosse
Aufregung hervorgerufen, welches Ke
suhl sich auch in einer Opposition gegen
einen geplanten Besuch eineS britischen
Geschwaders in russischen Ostseehäfen
Lust machte. Sir Edward Grey schloß
seine oben erwähnte Rede' mit folgendem
Plaidoyer für den Zaren irnd die rufst
fcht Regierung:' "
Je weniger Naum die Erörterung
einnimmt, hie in die,m Hause über ruf
fische Angelegenheiten stattfindet, desto
kesse ist es. Aber wenn wir diese An
gclezenheite erörtern müssen, so wollen
wir uns in ru!zizer Weise darüber llar
werden, wie sich die Lage verhält: Ter
russische Kaiser, die russischen Minister
und daS Parlament sind nicht derant
wortlich für die Judenmetzeleien. Es ist
kehauptet worden, saß die russische Re
oierung an den Bjalystoker Judenmorden
beteiligt gewesen sei, aber icb habe eine
glaub!?ürdige Mitteilung erhallen, wo
nach die Zentralregicrung weder gewußt
noch durch Stillschweigen geduldet hat.
waS in Bjalystok vor sich ging. WaS
die angeregten amtlichen Boriiellunzen
anbetrifst. so bin ich der Ansicht, daß eS
In Nußland drei Parteien gibt, nämlich!
eine reaktionäre, eine Reformparie! und
eine revolutionäre, und daß jede Ein
Mischung eineS AußenslaateS nickt die
Resormpcriei stärken trird. sondern nur
die anderen Parteien." Bezüglich der
Kreuzfahrt in die Ostsee weist der Au
lantmiinister darauf hin. daß die Flotte
auf der vorjährigen Fahrt in die Ostsee
keinen russischen Hasen angelaufen habe,
und bemerkte, es würde sicherlich unpas
send fein, wen sie auch in diesem Jahre
in der Ostsee die russischen Häfen nicht
besuchen würde. Da nun bestimmte
Dinge vorgefallen sind, seitdem die dies
jährige Kreuzfahrt geplant ist, ist vorge
schlagen worden, sie auszugeben. Der
Ilottenbefuch ficht in keinerlei Beziehnn
gen zu den inneren Angelegenheiten
Rußlands. Er soll nur eine Ehrencrwei
sung für russischen Kaiser fein. Er
geschieht in freundlicher Absicht gegen
über, der lstehnden russischen Regie
rung, und ich kau mir keinen Flotten
besuch in russische Haftn vorstellen, der
nicht zugleich als Besuch deS russischen
Volkes veranstaltet ist. Ich versprecht
mir von der Zukunft eine Zunahme der
auten Beziehungen zu der rufsischen Re
gicrunz und dem russifchen Volk. Ruß
land macht jetzt eine für das Volk und
für die Regierung kritische und schwere
Zeit durch. Alles. WaS sich ereignet hat,
läßt AnzeiSjen von Lebenstrast ün'a
Energie rmd den Charakter eineS großen
Volkes, da! sich den Weg zu einer großen
Zukunft bahne wird, durchblicken. Un
fcre Sympathie kann am besten kund
gegeben werden durch Unterlassung einet
Einmischung. Manchmal ist Schweige
der beste Beweis vo Symvothie." Aber,
schon am 13. Juli mußte der Unterfekre
tär de! Auswärtige im Unterhaus mit.
teilen, daß Rußland mit Rüksicht auf
die innere Lage m Verschiebung deS
F!otten!ksu5S gebtte hätte, und deS
halb die Ostseefshrt Lberhaupt unter
bleibe würde. -
Am 12. Mai war JsiVol.ki. bisher
Gesandter in Kopenhagen, zum russischen
Auslandininister ls Vl'u'.id deS
Grase Lambsdorff ernannt werten.
Tie antideutsche Siimmüni in ?!ußland
wird gespürt. I der Presse wird vil
scch giffcn Vm keuischen Kolonie?, Im CÜ
ttn vn c dr Wow ili'?rt, treit sie
zirka ichit '.'siaiof'ir' Tfi;itl"'t tzllie
, Lani'i ti3i-:ri usd i i. Ztliaitduri
MR I
Sitte von den Russen fernhielten. Ge
riichte iiber eine bevorstehende Einmi
fchung in die innere Angelegenheiten
Rußlands werden geflissentlich verbreitet.
Ta Grei, mik seliier ilnterhausrcde eine
twaige sich gegen England wendende
Spitze von oornchercin abgidrochea hat,
wenden sich diese Gerüchte gegen Teutsch
land. Da wolle daS autolratische Za
rcntum stützen. Die .Rossijia' schlägt
Alarm: Deutschland und Oesterreich hät
ten sich verständigt, in Rußland einzu
reifen, fobalz ii Rcgiernnq eS wünsche.
Da diese Nachricht In Rußland viclsack,
geglaubt, lebhaft kommentiert und als
cssiziöZ betrachtet wird, schreibt am L0.
Juli die offiziöse .Petersburger Räch,
ri,ZtcN'Agkntr": .In der Zeitung
.Rossija" ist ein Artikel erschienen, ke
titelt: Die fremde., Mächte und die
Lage Rußlands', der in ausländische
und russischen Zeitungen 61 cffijii!
bezeichnet wird. Amtlich erfolgt dagegen
die Erklärung: .Die Regierung, inshe
finden das Ministerium dcZ Auswar
tigen, stelxn dtt' Verössentlichung deS
Artikels, der ein Sammelwerk von An
gc-bcn der Ai!sl'.ndprcsse bildet und vo
einem Anonymrs ohne Quellensiigab,
versagt ist. volllomn-e!, fern."
Am 20. Juli iriit die .Norddeutsche
Allgemein: Zeitung der Bkauptnüg
eines Tumcmttzittöes. Deutschland und
Oestcircich'Ungarn beabsichtizte,!. in
Rußland tinz'uriiclen, mit der sci.ars.'N
Zurückweisung entgegen: .Daran ist te'n
wahres Aort."
Anfang Antust erscheint in englischen
Blättern ein Ausruf der fozic'deo:?,.
tischen Tumapattei, in welchem folgen
der PassuZ vorkommt: .Teuistbe Trnp
pen stehen bereit, unser Land zil rikr
ziehen zur Verteidigung der Regierung,
die dem Volke mit der Gewalt fremder
Waffen enigegentritt. Wir erklären,
deß durch solche Verhandlungen die !?e
gierung daS Land verraten hat und daß
sie jetzt außerhalb des Schutzes dtt ?c
setze steht. Soldaten! Seeleute! Eure
heilige Vflicht ist es. daS ni"" Volk
ton 'dieser venälerische Regierung zu
b, freien und die Tuma zu rerteidigen.
Jeder, de? in diesem heiligen Kriegt fällt,
wird sich mit ewigem Ruhm bedecken,
und ini russische Volk wird feinen Na
mcn segnen. In diesem Kampf werden
cnre erwählten Vertreter für euch fein.
Seid tapfer für das Vaterland, für da!
Volk, für ein Land der Freiheit gegen
diese verbrecherische Regierung!"
Das 'waren die Umstände, welche die
russische RcgicrunZ veranlaßten, die bn
tische um eine Verichiebung des geplante
FlcttenbesuchZ zu ersuchen, .um nicht
bei der augenblicklichen Lagt Agitationen
und Zroischenfäk hervorzurufen."
Am 3. August hielt der Ministerprä
sident Campbell-Bannermaiin in jßtu
bindunz mit dem euen kleinen Flot
tenbau-Programm im britischen Un
terhaus eine Rede über den Zwei
Mächte-Standaid und die Beziehungen
zu Franlnich ugd Tenischland, sowie
die zwischen diesen kiden letzte Mäch
ten. Ter konservaliot Abgeordnete Bak
four (der frühere Premier) hatte die
Flottenpolitik der neuen Regierung für
gefährlich erklärt, da eine deutschsran
zösische Kombination nicht unmöglich fei.
Der Ministerpräsident antwortete dar
auf: .Ich behaupte nickt, daß dieser
Clandars der Zwet-Mächte-Stand
ard nicht zuweilen eine febr vernnnf
tige Sache ist. Aber wenn die als Bei
spiel angeführten Mächte zwei Mächte
sind, die aller Wahrscheinlichkeit nach
eher in Gegnerschaft gcraten werden als
irgendwelche andere Machte aus dem
Kontinent, und wen mir 'wissen, daß
wir in engen Fieundfchafisbeziehungen
zu einer dieser Mächte stehen, die erst
kürzlich beigestellt sind und deutliche Sie
cd erhalten haben, und deß wir mit
Im Volle und der Regierung der andt
re Macht aus bestem Fuße sieben, wenn
wir ferner wissen, daß, wenn diese beiden
Machte schnelle Schisse öaUen. sie dieS
gegeneinander tun, fr) muh ich doch
sagen, daß der Gedanke, die Stärke
dieser Mächte als einen Standard für
llnfert Seestärkt zu nehmen, ein Lber
wundencr Standpunkt ist. Aber selbst
wenn wir diek tun würden, würde die
Prüfung der Art . ihrer Schiffe noch
immer nicht die Ansicht dericnizen linkt
stützen, die für die stärkere Vermehrung
unserer Flotte eintreten. Die Regierung
Hai nichts getan. WaS die Leistungs
fähigkeit dcS Heere! und der Marine be
züglich der Landesverteidigung schwächen
könnt,. Wenn Balfour behauptet, eS fei
möglich, dah Freundschaften und Bund
r'.fft nicht lange dauerte und daß wir
immer bereit fein sollen für jede Eden
tualität und für alle Umstände, bi ich
der Ansicht, daß eint solche Behauptung
nicht dszü angetan ist, zum Besten teS
Landes und zur Erhaltung deZ Friedens
zu dienen."
Im letzte Monzt beS Jahre! im
fand, am 6. Dezember, im britischen
Unterhaus eine Debatte über die deutsche
Handeisschiffahrt im Krieeze statt. Der
konservsti Abgeudiete Sibson Bowlet
(bekannter britischer Marineschrisisteller)
richtete an die Regierung die Frage, b
eine Konoenton oder eine Abmachung
zwischen den Regierungen der Vereinig
ten Staate und Deutschland darüber
bestehe, defz im Falle einer kriegerisch?
Dcrwicttunz Tctscl land die deutsche
Handelsmarine unter die Flagge der
Vereinigte Staaten trete lasse, und ob
die R'gierung irgendwelche Mitteilungen
über diese Angelegenheit von dem brili
fchen Boifchast in Washington rhal
ten habe. Der Stsaissekrelär t'.i ",
fern S!r Edward Grey rneinte dieZ
und erklärte, fall, ibson Bowle ?l
v lässige Dchrlchiea darüber besaßt,
würde er frlckt gr von ihm kntakg'n
ruchm,rt. LowleS fragte weiter, rb t.n
?fiil!r.-iri'ej tt denn gas rit Oiii
z'kll's von UntrlmHn Seife ke diese
Sacke z?g,azen f. Gry ttieintt
fluji iirj erüz ta SjÜtiu. ütjz
.
N
I
solchen Abmachung für unwahrscheinlich.
Der Abgeordnete Lee stellte darauf die
Frage, ob nicht jede on der Regierung
der Vereinigten Stalten vereinbart
klonventio öder Aknachung vom Kon
grcß ratifiziert werden müßte und eS
daber nmkzlich wäre, daß ein solcher
Abschluß geheim bliebe. Hicranf erwi
terte Ären, daß die Annahme LeeS voll
sländiz zutreffe, rnd daß er. Grey.von
vornehercln. als r von der Stellung der
Frage gehört, dit Tatsache für völlig
unmöglich gehaltcit habe.
In Frankreich wirkte der Erfolg, vel
chen die französisch Diplomatie von der
AlgeciraZ'Konserenz nach Haus ge
bracht hatte, temporär beruhigend auf
die Gemüter .in. Aber in den amt
liehen Kundgebungen wurdt mit Nach
druck immer wieder aus die Noiwcndig
keil hingewiesen, dit Verständigung
zwischen den Mächte der Entente und
denen, der Freundschaften man hätte
damals schon von .alliierten und asso
ziicrten Mächten ' sprechen können
fortzusetzen und weiter auszubilden.
Daneben wurde da Bedürfnis der Er
höhung der Echlagferligkeit der Streit
macht betont.
Zwei Besuche des' BritenlönigS in
Paris (3. März und 4. Mai 100G)
hielten die Entente warm. In dem
neue Ministerium Ssrrien .war Etc
mcnceaii als Minister deS Innern der
führende Geist. Bourgeois übernahm
das AuZwärti, In einer Erklärung
über die Marolkofiage prieS Bourgeois
.di, nnerschlliierliche Festigkeit, mit w?l
ä,cr der beständige Verbündete Frak
reichs. Nuhland. und daS befreundete
England in gleicher Treue nicht aufhör
ten. die Gesetzlichkeit Frankreichs zu un
terstützen. Er eeklärte. daß die Festig
kcit der Bündnisse und Feeundschasien
Frankreichs die Belastungsprobe glän
zend bestanden babe. Aus der Pro
grammrede des Premier! Corrien vom
12. Juni: .Tank der auswärtigen Poli
tik der Regierung werden km das Bund
nis und die Freundschaftsverhältnisse
ausrecht erhalten und befestigen. Wir
fetzen unser ganzes Vertrauen auf die
Armee und die Marine, deren Tapfer
keit und Stärke Frankreich feine Sicher
heit verbürgen und ihm den Rang
sichern, der ihm in der Welt zukommt."
Am 23. Oktober tritt Clemenceau an
die Spitze de! von ihm gebildcien ficbi
nctts. Pichen wird Äuslandminister
und die Tonart alsbald wieder schärfer.
Clemenceau in seiner Programmrede:
.Wir müssen die Bedingungen dcZ Inier
nationalen Gleichgewichts, die die euro
päisch Loge allen Völkern auferlegt,
annehmen, denn dek Frieden der zivili
sierten Welt gründet sich aus dit Stärke
der Hkeit. Wie kämen wir also dazu,
mit eignen' Händen die höchste Garantie
unserer Unabhängigkeit Zu zerstören?
Bis zu dem glücklichen, aber unbcsiimm
ten Töge. on dem daS Regime, welches
jetzt die Beziehungen zwischen den VS!
kein regelt, wird geändert weiden kön
nen, mß eS unsere erste Picht (jeatft
daS Vaterland sein, nicht zuzulassen,
daß eS in irgendeinem Bestandteil keiner
Verteidigungs'roft geschwächt werde.
Unsere internationalen Einverständnisse
stelle einen bedeutsamen Teil der Ver
teidigungskrast dar. Während wir nS
angelegen sein lassen werden unsere Be
Ziehungen zu allen Regimen ausrecht
zu erhalte nd zu bcssrn, wird eS un
seit Sorge sein, die Allianz, die von
beiden Seiten im Interesse deS Friedens
geschlossen wurde, ebenso die Freund
fchaften. die ich habe aus die Probe siel
len könrsen. weiter zu entwickeln. Tes
halb wollen wir unsere militärischen
Kräfte weiter aufrecht erhalten. um allen
EventualiWcn begegnen zu können."
Am 20. November ereignete sich im
Senat e!tt Zwischensall.. Der Senator
Gaudi de, Villa! (klerikal) interpel
lierte die Regierung über die au-wäktige
Politik 'und im besonderen über ein an
geblicheS Mililarabkommen mit Eng
land. Et möchte tote Bestimmungen der
französisch-englischen Entente kenne lei
neN, die den Prolog zu ernsten Abenieu
ern bilde. Clemenceau verdient Tadel,
daß er sich Pichon zum Mitarbeiter ge
wählt habe. Clemenceau wieS in seiner
Beantwortung dieser Interpellation aus
di glänzende diplomatift Lerganeikn
heit PichonS hin. Ueber dit französisch
englische Entente könnt er nichts sogen.
WaS die Prophezeiung von Gefahren
angehe, die daraus entstehe könnten,
und waS die Revsnchegedanken anbe
treffe, so sei tk entrüstet darüber, baß
tin Senator ihm eint Falle habe stellen
und ihm die Verpflichtung habe sufer
legen wollen, entwedtr die Hoffnungen
guter Franzosen zu enttäuschen oder
kriegerische Erklärungen abzugeben.
Gaudin de Villaine stellte hierauf fest,
der Ministerpräsident wisse nicht, daß
ei französisch'knglischeS Militärabkom
Nie bestehe; daS sei eine ungeheute
Sache.' ES sei unumgänglich r.SÜg. baß
daS Parlament Aufklärung erhalte.
Äuslandminister Picho versuchte den
nbequemtn Frager mit der brüsken Er
IlSrung mundtot zu machen, man habe
Nicht daS Recht, s, zu sprechen, wie tS
der Vorredner getan, wenn man einer
Partei angehöre, welche Frankeeich an
den Abgrund führe. Er sah sich indessen
bald darauf veranlaßt, in der Kammer
ine Erklärung begeben, in welcher es
hieß: Unsere Poli1i!.wiid sich nicht von
Wegen abdrängen lassen, die die Regie
rung sich dorgezcichnet hat, entsprechend
der Algeciras'Akle, die die Rechte der
Freiheit anerkennt und de Frieden ge
wählleistet. Sin Zweifel daran, daß
wir den Friede hüten wollen,, ist nicht
stattet. " FtöNkre'ch ß?hl i Ruhe bot.
Et kann kein? Befürchtungen krwkck?ft.,
den eS b'kllrchtkt selbst !!. Wir
wolle Nickis 'S einen Frieden iei
Würde. deS beißt, Jrikd nd U.ioS.
bangiakcit. Unfer Politik ist durch in
iftrwMiU 'jlt1 machn ran g'Kuxde.
4 t&t t.ni tfwai
s.bsften, die tocit Wert für unl artn,
all tl sich darum handelte, ei gute
Einvernehmen ßu erzielen, nrrd d! kin
kcsonderkS Bedürfnis unser Politik
sind.'
Det Verlauf nd die Resultate da
AlgeclraS'Konf erenz regten die . össent
fiche Meinung in Teutschland auf daS
höchst. Da Zusammenhalten Frank
ichö. England und Rußland in allen
der Konferenz zur , Entscheidung vor
liegenden Frage Ivic! deutlich auf die
im Entstehen begriffene Mchtegruppie
rung gegen Deutschland hin. Man schloß
au dieser prinzipielle Unterstützung der
französischen Sache durch dit, beiden an
deren Mächte auf die Unvermeidlichkcit
einer kriegerischen Abrechnung und stell
Berechnungen betreff dcl Zeitpunkts dcS
KonflillsauSöruchS an. Man dürfte, so
hieß k in weiten Völlslrcifen. nicht
warten, b! der Zusammenschluß fs tnz
geworden, daß er die Belastungsprobe
eine Krieges mit allen Erfolgschancen
wagen könnte. Ter aiser wurde essen
ein .Poltron" gefchnlicn und die Regie
.rung direkt per Feigheit beschuldigt. Die
.Setundanten"'Dcpcsche deS Kaiser an
den österrcichifch'Ungarischen Ausland
minister Graf GoluchowSki regte glci
chen Ui.willcn. wie die Rede geeecn die
.Schwarzseher". An den Polen hatte
der Kaiser depeschiert: .ES drängt mich.
Ihnen von Herzen aufrichtig Tank zu
faaen für Ihre unerschütterliche Unter,
piitzung. welche Sie meinen Vertretern
geleistet haben, eine schöne Tat deö treuen
Bundesgenossen. Sit hakn sich als
brillanicr Sekundant krwieftn nnd kön
nen gleicher Dienste in gleichem Falk auch
von mir gewiß fein." Diese Zuweisung
der .Sekundanten'-Rolle fcn den Aus.
landm'misier der Doppelmonarchie rief
damals auch in Wien eint gewisse Ecr
stimmung hervor.
Die vielbesprochene .Schwarzseher'
Redt hielt der Kaiser auf einem Diner
der Provinz Schlesien in Brcslau. Er
sagte: .Und so wollen wir ein neue? Ge
lübde aus kun schönen Schatz der Er-
iiincrunzc und der goldenen Trcut, die
mir hier kntgegenschliig. vräzcn: UnS
ron nun mit Aufbietung aller geistigen
und körperlichen Kräfte nuk der, einen
Aufgabe zik widmen, unser Land vor
wäriS zu bringe, für unser Volt zu
arbeiten, ein jeder in seinem. Stände
gleichviel ob hoch oder, niedrig, unter Zu
fammenschlufj det Konfessionen, dem
Unglauben zu steuern und vor allen Din
gen den freien Blick für die Zukunft zu
bewahren und niemals an uns lind un
fcrem Volk zu verzagen. Den Lebenden
gehört die Wett, und der Lebende hat
Recht. Schwarzseher dulde ich nicht,
nd wer sich zur Arbeit! nicht eignet, der
scheide aus. und wenn er will, sucht er
sich ein besseres Land," .
Der Erieaung, EmpöruNa Nd Ner
bosilät weiter Schichte dck Volkes suchte
die dnnsche Regierung mit einer Äieihe
von Erklärungen in ihren amtlichen und
halbamtlichen Organen und im Reichs
tag zu begegnen. Die in dieser Richtung
ledeutsamfte Kundgebung war die des
Fürsten Bülow anfli. November 1006.
In seiner Darlegung der Lufieren Lagt
und der .Beziehungen Deutschland; zU
diksu führte der Reichskanzler, aus:
.Teutschland, meine Herren, braucht
sich vor derLsolierunz gat nickt so sehr
zu fürchten, . Wären wir wirklich isoliert
wir sind et nicht, aber nehmen wir
ten Fall an , so brauchen wir deshalb
noch nichk zu flennen' wie tin tinsÄmeS
Kind im Walte. Ein Volk von 0 Mil
lionen mik einem' Hett wie daZ deutsche,
ist Niemals isoliert, folangt sich selbst
treu bleibt, solange tl sich sticht selbst
ausgibt. Wi haben eS gar nicht nötig,
irgcndjmand nachzulaufen oder andern
gegenüber entgegenkommender zu sein.
alS diese uns gegenüber. DaS wärt
nicht würdig, eS wärt Nicht einmal klug.
Solange wir nscr Schwert scharf hal
ten, sind wir auch in det Lat, unS n
fercn Freunden nützlich nnd unseren
Feinden unangenehm zu machen. Der
Dreibund besteht, ,und unsere Bezichun
gen zu anderen Machten werden auch
weiter der Gegenstand unserer besonne
ncn un) ruhigen Ausmeiksamleit !lci
bcn. Ich ernt aber auch in dieser
Richtung vor Nervosität. Wit sind alle
in Deutschland zu nervös geworden,
tcchis und links, oben und unten. Ge
wiß ist eS gut,' alle Wetterzeichen am
Horizont der auswärtige Politik zu be
achten und namentlich jedcS Wetterlcuch
ten. Äbek bor jedem Stirnrunzel deS
Auslands 'ZN erbebe, ist nicht dit Art
großer Völker, und wir sollen nd wolle
ein großes Volk fein. Ein Volk darf
nicht kicin von sich denken. ES ist unsere
Pflicht, durch eine gerechie nS friedliche
auswärtige Politik nS Vertrauen Und
Sympathien ztt werben. Aber allen
Haß und jeden Neid zu entwaffnen, ist
weder einem einzelnen Noch dem ganze
Vollt möglich. Neid Ist süßer al, Mit
Kid. Wir haben un mehr al einmal
in Situationen befunven, wo die Gefahr
einer allgemeinen Gruppierung gegen
un näher lag alS heute. In feiner un
sterblichen Rede vom 6. Februar 1888
hat Fürst Bismarck dargelegt, daß da
Bestehe von Koalitionen und eine dar
au resultierende Krieasgefahr während
der ersten Hälfte de 18. J-hrhundertS
der beinahe normale Zustand in Europa
gewesen fei, und lt e auf sciTt unke
nr, auch damalt bielgeschmShten Diplo
matie eine nicht geringen Grades von
Gcschicklichkeit und Umsicht bedurft hätte,
vm zu verhindern, daß Preußen irrt Wi
derspruch mit feinen Interesse und ge
ven die Absicht feiner Leiter in fremde
Verwiellnngea hineingezogen wurde.
Fürst Bismarck hat nachgewiesen, wie
oft, nicht nur in den Tagen deS Großen
Kurfürsten und dcS Großen Königs,
sondern auch in jenen verlMnismäßig
ruhigen Ante der Heiligen Allianz und
de Frankfurter Bundestages, in jenen
Zeilen, wo, um mit Heine za red?n.
Tkutschlesnd sanft schnarchte in dek Hui
von L6 Monarchen, daß auch in jenet
stillen Zeit die Gefahr einer Isolierung
für un bestand... Die Situation in
Europa und in der Welt ist eirtz fried
licht geworden. Vewiß ist noch hief
und da Unruhe vorhanden. DieZenigeN.
die zur See gefahrea sind, ft?kn, bo
wen ei Sturm die Gewisser ufz'reirt
bis, fisch läniert ?.!! auch nachdem die
Obeiklache sich wie geglüttet bt. l'fttek
der Cfsetflä di Unruhe fmlbefieht
und ta Schfs if ?t23Ufü &tyviu
''tivtß-r
fttt erhält. Man nennt da die Du
nnng. IN der politischen Welt zitiert
noch eint gewisse Erregung nach, die zur
Vorsicht nd Umsicht mahnt, aber keine!'.
Anlaß zu Kleinmut gibt. Sorgt wir
dafür, daß uiifttt Machtmittel zu Lande
und zu Wasser für unsere Verteidigung
reichen! Vergessen wir endlich iiber
unseren inneren politischen, konfessio.
nellen und wirtschaftlichen Streitigkeiten
nicht da Interesse, die Wohlfahrt irnd
rn Recht de Gann, und da deutsche
BolZ wird seine Stellung itt der Äelt
zu behaupte wissen!" .
i
Der Fortschritt, welchen dit Durchfüh
rung der Idee einer Verständigung zwi
fchen Frankreich. England und Rußland
aus dem Wege zur Errichtung einer Tri
pelallianz für den KrieaZsall gemacht
hat. stellt sich im dem politischen Drei,
gestirn. Elemeneeau-Pichon Jsmolkski'
Grey dar. Noch hat da Anklopfen Eng'
landS mit einem Ilottenbefuch an die
russische Tür. diese zu ossnen nickt ver
möcht. Auf der anderen Seite hat die
vorläufige Erledigung deS Marokko-Zwi
sie zwischeit Deutschland und Frank,
reich sogar eine gewisse Abspannung der
Erregung dek französischen Gemüter zur
Folge gehabt, während die Nervosität in
Deutschland durch die Mißerfolge der
deutschen Diplomatie in AlgeciraS erhöh!
worden ist. In allen Ländern aber wird
das leise Klirre der Waffen bernehm
barer. Die EntcnIcfreundschafteN begin
nen sich zu Wilitär-Konventioncn zu ver
dichten, und schon wird durch die, immer
noch verschämte, Frage, wak mit der
deutschen Handelsflotte im Kriegsfall ge
schchen solle, der ' schüchterne Versuch
unternommen, Amerika in den eurvpä
ischcn Kessel, in welchem die GcgcnsStz
lichkeiten stark zu brodeln beginnen, hin
eiiiiuzichen
Dem Streit um Marokko folgt der
durch die. Annexion Bosniens und der
Herzegowina seitens Oesterreichs hervor
gerufene. Und wieder haken sich die Wirt
fchaftlichen in die politischen Interessen
tin. Am bosnische Feuer erwärmen
sich di: Beziehungen zwischen Enilan
und Nußland zum Entenlcverhältnis.
Erkcnnc dich M! ,
Wie eine Filmschauspieleri sich im
Film sah.
Wenn man sich im Film sieht, so ist daS
nicht immer ein angenehmer Eindruck,
besonders nicht für den Filinschauspicter,
der Selbstkritik besitzt. Dabei ist aber die
feg, Sichsclbstbcobachten im Film das
wichtigste Mittel, um ein wirklich guter
Filmdarsteller zu werden. DieS betont
eine Filmdica in einer Plauderei. i:i
der sie erzählt, wie sie sich zum ersten
Mal im Film sah: Es war eine furcht
bare Erfahrung und ich hatte mich di-ch
so sehr darauf gereut. Ich hatte mich
vorher nie selbst spielen fchm und ich
dachte, eS müßte sehr nett sein, nachdem
ich so oft von anderen Leuten gesehen
worden bin. Man hatte es inir' tmmer
gesagt, mein Spiel sei gut, und daS
wollte ich mit meinen eigenen Augen
bestätigt finden. Aber eS kairi ganz an
derS. r
DaS erste, waS ich sah, war eine
Handbewegung. Ich glaubte ii dahin
immer, daß meint Handbewsgunge na
türlich undanmutig feien, aber nun" fand
ich sie steif und eckig wie die einer Mario
nette. ES sah aus, wit wenn ich nch
niemals meine Hände im Leben bewegt
hätte. '
' Tann die nächste Enttäuschung ....
Ich bin immer stolz auf die Art llnd,
Weise gewesen, mit der ich auf tet j)
Bühne in einen Raum trete. Nun fabN
ich mich von dem Hintergrund tlmti
großen Halle nach vorn schreiten Und da j
war nichlS von Anmut und nichiZ von)
Eleganz. Kein Mädchen auf dem Erd'
rund ist je so plump durch einen RaV,n
gegangen, wie ich aus dem Film! Jch
mochte schließlich gar nicht glauben, daß t
die Darstellerin auf der Leinwand ich -'
selbst war. ,
Es war die furchtbarste Entiäuschu?-z
meines Lebens. Aber diese Enttäuschung
war heilsam für mich und ich habe sehr j
viel auS ihr gelernt.- ES bedarf langer
Zeit und mühevoller Arbeit, bevor man .
eine gute Filmschauspieleri wird. Und
der beste und schnellste Weg, eine gute
Filmdarstellerin zu werben, ist det, deit)
man sich immer wieder selbst anstee!i
und feint Filmfchler erkennt. Da ist
die heilsame Erfahrung, die ich machte,
alS ich mich zum ersten Mal im Fili
sah."
August Riemann, der Rcstor .!?!
deutschen Romanschriststeller vollendete
kürzlich sein achtzigste Lebensjahr. Er
wurde alS Sohn eineS Oberstleutnants
1 Hannover am 27. Juni 1839 geboren.
Riemsnn, der selbst erst Ossizier war und
.später in Gotha die Redaktio iti
Gothsischen HoskalenderS etwa zwang
?labre lana Inne batte. ttkt K,snn,rZ
in den achtziger Jahren durch eine Reihe V
au reiser ebensersahrung geslossener.
von philosophischem Geiste durchtränk!
Romane Anerkennung, von denen kiek
nur oenannt fei niözeN! .Die GraskN
von Allenschwedt", ,Ba!cheg und Tbyr.
festräger". ff ii len and Krebse", .Des
rechte Augks Aeraeinis". Diese Wer
ke sind nblreich atätrt trtäMtnHt
Dichtungen sowie ewige Schriften phils
, ' f 4 . tk, . ... ' T I ,
WVwn nzLiig gezoizk.
'i
Spruch.
Dummheit allein lan nicht, kkreichc, -
Doch hat Erfolg kl hn, Gleichen ' l
Und bringt' Im Lebe ziemlich weit.
rfnrt f.i sich paart mit Dreistigkeit. t
.
Jede. Mensch tewri Anm f ,
k-ben nn Augenblicke, , tt In seiger
ßtiw&vjftSt rz.rJt rntf,'
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