Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, August 23, 1919, Image 6
Tckgttqe craff$t Tmstt i Kriegsgefangener aitf Hiörultar nnö der InjeL Wan. agcöuc? Jj!ii&.) Meine Religion? Größerer Abscheu ls je vor ollen gefestigten Formen reli giöser Ueberzeugungen. eine jede die Gestalt Christi als Äanoneufuttcr-An Werber benutzend, eine jede, olle feine Ansprüche zu Fälschungen benutzend und in ihr direktes Gegenteil rzbulisicrend. WaZ ist von meinem Socialismus übrig geblieben? Der ökonomische Teil durch den Krieg als neue Ordnung der Produktionsweise regierungsfähig ge möcht, die Nationen überall gezwungen, diese Lehre zu adoptieren ali die einzig mögliche, um eine planvolle, vereinfachte nd intensive Produktion zu erzielen. Der politische Teil so gut als tot. we. ' igfienZ bis zum Jahre 200. Alles, was nicht direkt militärischen Zwecken dient, also Aolkserzichung, Kunst, Ar beiterfurforge, soziale Entwicklung, wird , durch die Rüstungen . zum nächsten Zinege, zu welchem der gegenwärtige nur der Prolog ist, zur Seite geschoben . -S. . fl. I . L ! - . . . ' w i jutiutii. xjh irgigr iitg wno uneni schieden verlaufen, auf der einen Seite Unbesiegbare, auf der anderen Sieges . unfähige, und wenn es auch fünf Jahre lo Wetter geht. Nach dem Kriege die Er starkung des Nationalismus, gerade die . Ursache der ichigen Weltkatastrophe,, die Arbeiter der ganzen Welt in verschiedene jaget gespalten, die - Bourgcoine nach Wie vor allmächtig: Divide et impera. Das internationale Solidaritätsgefühl der Arbeiterklasse gebrochen. " Und trotzdem, wie freudig durchzuckt es mich, als ich in der .Times" vom 23. Dezember die Antwort der Arbeiter an Lloyd George, las. Der Mumtionsmi, niste? hatte ein imposantes Massen- Meeting nach Glasgow einberufen, um die Ardeiter zu überzeugen, daß sie zu gunsten der Munitionssabrikation jedes Opfer zu bringen hätten. Ich habe mir den Bcncht ausgeschnitten. Als Krön zeuge ist mir die Times" durchaus nicht cm -er: ' je . ... 'ireivuuiuy. JxaiTumun.af ivlli? man , Vlohd George noch härtere Worte ins Gesicht geschleudert , haben, welche die Acttung und Acnsur nicht durmlassen. Was die Regierung von Euch der- langt, rjt etwas yanf Seldstderfland Ziches. Achtung gebietendes, unumaäna- lich Notwendiges. Wir wollen, daß Ihr Die Gefahr des Landes, den möglichen uiammenvruch Aii-Englands bcher 'sigi, uns ein fair bcaring, ein unpar i.::ri. i.t:. rx u . . icnut vycijuc jcqenu uno eine I00IU - wollende Diskussion unserer Pläne e währt. Ein Projekt der neuen Arbeite' bedingungen zur rnkensiveren ' Muni , tionsfabrikaiion ist von einem Komitee ausgearbeitet, in welchem sieben eurer m.u ir.it.ci5...M.,' l ... f t eReriiLyasismiigiieoer iien, iiesen, rte betz emtt bekanntesten Führer, denen ihr ... o.:i v -r -. 'n.i t m icvcr l70ige gcieqia yaor. Stimmen: . Wir haben nicht das ge ringste Vertrauen mehr in Führer, wir pseisen auf Streber, die Minister aewor, den sind . . Lloyd George: i- In wen habt Jkr denn WerZrauen? ' Donnerndes Geschrei von allen Seiten ?er Haue: . In Niemand! , ' nas in der richtige Geist. Wenn w r - einmal dazu kommen, die Mase davon zu überzeugen, dann ist. die Morgenrote -er neuen ijcit nicht mehr ferne. Bei Ende der Rede des Muniiions Ministers wurde die Versammlung von über 9000 Arbeitern noch unbändiger. ;irn& der Schluß gipfelte darin, datz S!lohd George die Tribüne verlassen ,pmrßt unter dem Geschrei: Wir wollen keine. Schönredner! Nie, Zer mit den Advokaten: Wenn es einmal dazu kommen würde! Gerade in England und Amerika haben sie die ganze Regierung monopolisiert. Sie sind die Heuschreckenplage des lech zenden Aegypten. Der Grund, warum in allen gefehge, Lenden Körpern der Welt der Advokaten, stand in überwiegender Anzahl vertreten liegt darin, daß durch Veranlagung und Erziehung derselbe om geeignetsten ist, die Spezialinteressen der Panzerfa brikanten, Grofz-Jndustrie und Profit, schinde zu vertreten.. Während der Of. : fizier durch den Ehrgeiz, den Willen zur Wacht zu leiten ist, der Junker durch be. sondere Privilegien für seinen an Zahl beschränkten Stand, hat der Advokat kein weiteres Interesse, als die bezahlende .Partie zu vertreten. Sein Erfolg sieht in genauern Verhältnis zu der Sega , bring, andere zu überzeugen, ohne selbst je von etwas überzeugt zu fein. Diderot iii seinem Paradoxe sur Is eom&iien behauptet, daß nur derjenige ein hervor, sagender Schauspieler werden könne, welcher niemals die Gefühle, welche er auf der Bühne zum Ausdruck bringt, auch innerlich selbst erlebe. Sie hängen - zusammen die Fleder mäuse in einem warmen Kamin. Ein Advokat hat stets eine Ireimaurer-Vor. liebe für jeden anderen seines Standes, selbst wenn er nicht mehr Advokat, sondern Richter geworden ist. Sie kön ne dies om besten erproben, wenn Sie einmal vor Gericht ihre . Sache selbst verfechten wollen und der Gegner ver nünfiiger gewesen und einen Ädöskten damit detrart In!:?.- Der Richter . schnauzt Sie an, fein' SÄrelö lacht Ihnen ins Gesicht, der Allbokat der Ee, gensette macht sich über Sie lustig, wozu der Richter VZhlwsLknv lackst. Sie ms g-g die beste Sache d?r Welt hab. Sie wnden verdonnert. Tiefe Ger!schzsiz Loyilität hat ei dem-Aovokaten-ermSg Zicht, den Parlamentarismus und die Nepräsenkanz deS Volkes in allen Län, Im der Welt zu monopolisieren. 'Man m wr Aktion L7d Geschäftsleute, die ton des Wirtschaflsfrazeii ud der Ji. r.,wi ksundezkmsl mel k verstehen, a!Z diese Rbu!!:n. find fzft hlVM gegenüber l'p-et Verbrüserunz. Tie aZn'ze'Erzi! ji mz fcei Ldvoksku matt hr.fclästt im' $-rc:-vrn ctrft e? i.ern. eines Amerikaners. Fon Dr. AYas. L. Karlmann. wirklich zu lösen. Er verstedt nur da rüber zu schwatzen, ganz gleich, ob. für ooer gegen, ,o lange er eben bezahlt wiro. oder so lange es feinen ehrgeizigen politischen Zwecken dient. Sein Geschäft in : ein für leine Klienten gunstiges Re sultat herbeizu uhren. Als Politiker wendet er alsdann im öffentlichen Leben vieieioen Matzchen an, mit denen er früher die Geschworenen und den Nichte überredet hatte. Da englische House of omnions i,t der bedeutendste Advoka tenKlub der Welt, der Versammlunqs ort einer geschlossenen Zunft. DaZ leitende Motiv der Trade UnionS in England ist: So viel Lohn als möglich für das geringste Maß der Arbeit zu er. viiien. ics ist ouch die llriache. wa rum in allen Parlamenten der Welt ein solches , Mißverhältnis zwischen dem Maximum von Quatsch und dem Mini mum zweckdienlicher Aktion besteht, wa rum fast jeder Fortschritt der Welt a e gen die Parlamente und nicht durch vieieioen erzwungen wurde. Samstag. 23. Dezember 1913. stA hatte Unrecht, gester niederzuschreiben, oag Niemand an mich gedacht. Heute vormittag kamen drei der Gefangenen des Camp, welchen der Kommandant Erlaubnis gegeben hatte, mich zu besu. chen und denen dadurch die Gelegenheit zu einem abwechslungsreichen Spazier gang, gemährt wurde. Sie waren nur von einem Tommy ohne Seitengewehr begleitet und blieben über eine Stunde bei mir. Nachmittags um drei Uhr kam der Adjutant des Lagers. Major Harris, mit seiner Frau zum Besuch, um mir im Auftrage des Kommandanten die herzlichsten Wünsche zu meiner Besse rung und zu einem Hapvy Cbriftmas' M überbringen. Ich war gerührt von dieser außerordentlichen Aufmerksamkeit des Colonel Madoc, Das ganze Hospital ii mit Holly und Kirschlorbeeren geschmückt. Im Korridor hat man einen Misieltoe an der Decke angebracht. Nach der englischen Sitte muß jede Dame, die man unter demselben erwischt, sich küssen lassen. Viele alte Jungfern stehen stundenlang darunter. Montag. Z. Januar linset Camp. Arzt. Dr. Robert Marfhall. welcher meine Behandlung übernommen hat. kommt fast jeden Tag zu mir. Er hat einem Restaurant den Auftrag ge geben, mir täglich einen Liier gute. Suppe zuzuschicken, wovon die fiäm abends angewärmt wird. . Wirklich ist dieselbe auch ganz ausgezeichnet, Mock: luriik. u)cunoa droth. Tomato Suppe Oztail-Suppe in reichlicher Abwecks lung. Heute brachte er mir als Ge schenk einen kleinen ganz scbwar. Ka. tcr ohne Schwanz, von jener nur hier auf der Insel anzutreffenden Abart. Einer unserer Poeten hat sieb ob diesem lusus naturae in der Knockaloe-Lager zeitung zu folgenden Versen begeistert: Ttt schcivbar Jmpttkkkte gettt. Ein zooiogisch.sozwle Betrachtung. Die Lagerkllyen. ibrer acftn. Erkoren kick mm öiebcschäuvtling. um nachlljchen Tpaicrenachn Ein roSenschwares ttalcrlicr. TllZ oilmal ion ein hinter "kirr Obwobl es nichr im biicbsten Ei,nie Tes Leibes chönbeit hatte inne. Tenn sckeiiiüur war es mM kam!'I?lt. 2a, was sonst hoch gen Himmel licht, !!,, erst dem Kater gibt den Ioim, hm schbe ganz: der lange Cchman! Ten Ist maik knölich ein doniS, wmn n dein, was die andern schmückt, is .imciiirn .clamaiioiiiä", ict Tlrich ward meuchlings bgezwit? Troh diese? sonderbaren ffeblers S'ekiagZeii sich die Kadki, nickr, Cie knurrten sie ichnurrien innig, Zeigt er sein rnänniich Angesicht. Wie sollten sie sich auch be!l,igen, Datz ihrem irKiin kein Schwanz geschenkt. Jücrnt auch ton ikrem eigenen Nucken ein suich Echnmck heranterhängl Vahr ist'S, ob tbr eZ ,,ch bezweiielt, und Glaubt, wir schwanen ftirleianz: Die eingeborenen Katzen habe Aus diesem Eiland leinen Echanz? Wardst du geschwänzt drum importieret is ftater nach der Nmel Man. Nennt man pervers dich. alavistisL, Uns kine (tatet sieht dich n. S'ielleicht ist'S Neid, denn hat man eiwak. uiu uiiül'ix iiiio mun in cern iau, Tann wird Besitz mm Aergernisse. La schlimmer: liilisozial. . Doch solat du hier der LandeZsilte, Ter aunlichen echwon,!osi,ikeit. Bist du, öI-j Kater artn ncfptwn I ftalcntrcifen Ireit und breit. Tach daS sind kch!ief!!ch Seiiensvrünge. T,e ihr uns schon verzeiken Mükt. Tenn unser Ciun wird Kaui und krauset Utto produziert orn Ende Mist. Dr. Marshall hatte mir zualeick einen Krug Buttermilch und ein höchst inier küantts altes Buch über die Insel Man mitgebracht: & description of the Isle of Man by George Waldron, London 1731. . Ich finde darin den iebr Zkiteressanten Passus: KatHerine Kinred von Kiik Cbriii. welcher weder durch geistliche Ermah nungen noch Kirchenstrafen von ihrem leichtsinnigen Lebenswandel abzubringen war, hat bereits drei uneheliche Kinder gezeugt, und fährt auch jetzt noch fort. über das Land zu vaaabundicren, zur großen Unehre des Naie Christi und zum völligen Verlust ihrer himmlischen' Seligkeit. Sie wird hiermit von uns. Thomas Wilson. dem amtierenden Bi fchof der Insel Man. sowohl zu ihrer eigenen Ttrase. als euch als heilsames Eremplum für andere, wie sslat derur teilt: Mit einem starten Seile umbun. den soll sie von einem Boote in die hohe See geschleift werden und zwar am nach sie Mittwoch, den 17. dieses, dem 1sst bis Jahrmarktes zu Ehren St. Patricks. von unlerer felcM Peel aus. wenn alleS Volk borken zum Markt versammelt ist. zju diesem Ende wird der Gericbtsdiener ein Boot und TootZleute requirieren und der Kcnftabel mit Soldaten der Garni, ssn werden dazu sehen, daß dieses Ur, teil pünktlich und mit Erf.,lg ausgeführt wir,. Und fzllte ein Eigentümer.' Ssstsmantk ein Matroi'e . v'crweiaer ovcr nri jiaa::aH(gr;t rielen rtifüien Lks'hl aüsz-ifuheen und d,d'.-rck, das Laster ttvy'.z, so scllca diese Scrso. (H -V rttn wegen Mißachtung der Behörden so, fort ausj strengste bestraft werden. Gegeben diesen 13. Mär, 1713 im Bischöflichen Palaste. JhomaS Wilson, Bischof von Codor und Man. William Walker, CoadZutor. Das obige Urteil ist auszuführen, ob wohl diese Weibsperson bekanntermaßen an Aerstandesschwache und Unzurech nungs'ahigkeit laboriert, wie es der Pfarrer ihrer Gemeinde beglaubigt und sie nch willig und gehorsam bezeugt, so weit dies von ihr erwartet werden kann, wenn wir ihren Unverstand in Betracht zievcn. Nun. bitte, deutscher Leser, entrüsten Sie sich nicht, blättern Sie nach, wann in Deutschland die legte Hexe verbrannt und der letzte Angeklagte gefoltert wurve). v 10. Januar 1916. Heute nacht um zwei Uhr starb im großen Saale ein mit mir von Knockaloe gekommener Uhr macher an Lungcnabszeß. Ich war auf geblieben, hatte mich im Fahrstuhl an fein Bett bringen lassen und hielt seine Hand in der meinigen. Er starb an ge brochenem Herzen, mehr noch alö an den Folgen der Embolie. Er hatte zu Man ehester in einer kleinen Straße deS Ar beitcrviertels einen Winkel, wo er ohne Gehilfen Uhren reparierte. Gerade ge nügendes Einkommen, um sich und seine Frau mit vier kleinen Kindern durchzu- schlagen. Seine Frau war krank. Er ging in Hemdsärmeln auf die Straße, eine leere Medizinflosche in der Hand, um in der Apotheke dieselbe auffüllen zu lassen. Unten Lande zwei Detek tivs. welche ihn faßten. Er bat, weinte, beschwor sie. ihn doch heraufgehen zu lassen, um seiner Frau wenigstens mit teilen zu können,-was ihm zugestoßen und seinen Rock zw holen. Nein. Mußte mit zur Polizeimache wie er stand, von da nach dem Handforth Camp, von dort nach der Insel Man, yat niemals von seiner Frau und Km der etwas gehört, niemals erfahren, waZ aus derselben geworden. Seine Briefe kamen Is unbestellbar nach lan gm Wochen zurück. Ich suchte ihn zu trösten. Er antwortete kein Wort, schaute mich nur bitter höhnisch an: Wozu mir das alles vorreden wollen? Ter Krieg gibt uns neue Ideale, sa gen die Kriegsphilosophen. 22. Februar 1315. Heute früh acht Uhr erbielt "j ein Telegramm von der ranzo ischen. Gesandt chast London: Freilassung 'soeben erwirkt. Nach An kunft , Lmidvu Eeneralkonsu! vor prechen. ' Eine Stunde spater kam ein Adzu iant deS Kommandanten nach dem Ho pital, mir mitzuteilen, der Freilassunqs befehl sei eingetroffen. Ich wäre na türlich gerne sofort von der Insel weg. Leider nicht transportfähig. 23. Februar 1913. Langsam, lana sam etwas besser. Der Gedanke, frei zu ein, tragt dazu bei. Wenn ich nur nd lich fort könnte! ' ' 4. Mar, 1916. Ich bin frei, aber immer noch im Hospital. Der Arzt will e Verantwortlichkeit für den Trans Port nicht übernehmen.' Ich dringe da rauf und werde nächste Woche mit Trag bahre nach dem Schiff gebracht. Ein Krankenwärter wird mich bis London begleiten. Natürlich fürchterlich nervös, kann kaum schlafen, bis ich von dieser vermaledeiten Insel weg bin. ' 9. März 191(5. Mein Freund, Tr. Marshall, besucht mich wie immer tag lich, gibt endlich Erlaubnis zu meiner Abfahrt. Noch verschiedene fxormalita ten stnd zu erledigen. Geldabrech nung. Trinkgelder. 'Endlich Schiff. Kleine schmutzige Nußschale, Hauptfach lich Frachtzwecken dienend. DaS einzige Verkehrsmittel zwischen der Insel und der übrigen Welt. Nur ein halbes Dut zend Passagiere. Ich liege im Salon ) Ich wiN- Ihnen die Mübe ren, bog krktere geschah ann ?S?? zu chela im vreum lche ReaieriiNAsbezirk Tanzig. wo eine Her der Wa!!eN'robe unterworfn und da sie mit untersinke rooMe. gewaltsam ertränkt wnrd. Das tezler nno 1822. ul der die König ieorg IV. do Hannover und Enaland feine Untertanen um die Stfle, di tkbtcbaksung der Zerlur in Hannover ordnend, tetzi und seinem Minister sag!,: 34 unterschreit, es, der gegen meine UeSereugung. iesev nd Ordnung find don jesjt b in der altergröb Gesahr.'. Me Zeit Skizze von Zlllee Verend Heinz Jürgens fand, daß es nichts Trübseligeres geben könne als ein Kaffee haus am Vormittag. Mürrische Ver schlafenheit hockte in dem grauen Halb twnkcl, und der fade Dunst des erkalteten Tabakrauchs mahnte mit Ekel an Nacht freuden, die der neue Tag überholt hatte. Ein hoher Stapel glatter, unbefingerter Zeitungen wartete darauf, die frischesten Unglück-fälle aus aller Welt den Lesern, zu bringen. Mord, Totschlag. Betrug und Spekulation hier wie in Honolulu. Heinz Jürgens gähnte. Er fror. Einen Schnaps nach' dem anderen hätte er hinuntergießen mögen. CuraLao, der wie flüssiger Bernstein glimmte, Char treuse, die als grüner Bcrgsee im Glase ruhte. Cherry Brandy, der einem pe fongenen Rubin glich. Da hatte er die Farben wenigstens im Leibe gehabt, die Farben die er nichi kauten konnte, um seine Bilder zu malen. Er öffnete fein Portemonnaie und prüfte den Inhalt. Es hatte sich nichts darin verändert. Ein dünnes Tilberftück und eine Briefmarte langweilten sich, in den abzeiiiitzten Lederfalte,,. ' . . ' Langsam holte er die Marke bervor. (M war Zeit, n die Mütter zu fctVr'ir-'n. Scnnkoft rnatj U iiuu ifliies Habens auf Bahre. Merkwürdig, sonst so emp sanglich gegen Wellenbeweaung und im mer feekrank, diesmal keine Spur davon, auch sonst schon bedeutend besser. Welch ausgezeichnete Medizin der Gedanke der vreiyeii: Lun zu können, was man will, wieder sei eigener Herr zu lem! London. Midland Hotel.. 11. März 1916. Mein hiesigen Freunde, die don meiner Freilassung gehört, besuchen mich, können das Mißverständnis, wie sie eö nennen, nicht begreifen. Fahre mit meinem Krankenwärter nach dem fran zofischen Generalkonsulat, wo Herr Le comte, der Lcgationssekreiär. mich sehr freundlich empfangt und rasch alle For malitäten erledigt. -Wir sitzen beim kni sternden aminseuer, wo ich meine Abenteuer erzähle. Ein .sehr sympathi scher Typ, französischer Gentleman der alten Schule, mit seinen, ruhigen Ma niere und vorurteilsfreien Intellekt. Man stellt mir einen diplomatischen franzosischen Paß aus, so daß bei der Ankunft in Frankreich ich keine Schere reien habe und mein Gepäck nicht zu off, nen brauche. DaS Schiff geht über Newhaven nach Dicppe, denn alle an deren Routen, Dover-Calais, Folkestone Boulogne sind für Militärtransporte re serviert. Paris, 14. März 1916. Sehr schone ruhige Fahrt. Mondschein, vcstan big zwischen Leuchtschiffen durch, die in Entfernung von ein bis zwei Kilometer uder die ganze Quere de! Kanals zu m den Seiten verteilt sind. Man sagt mir. zwi chen die en Schissen feien Stahl Netze gespannt, um Unterfeebooten die Durchfahrt unmöglich zu machen. In Dieppe werde ich sehr höflich vom Doli zeilomminar regrukt und sofort in ein Abteil erster Klasse gebracht, welches für mich reserviert war. , Nach langer achtstündiger Fahrt ras, stlt der Zug in die große Halle des Eaint-Lazare-Bahnhofs. Auf dem Per ron steht meine Frau mit einer Anzahl Dnwandten und guten Freunden. Ein ganzes Jahr der Trennung! Wir Heide weinten, lachten, weinten wieder. 3ch hatte mich sehr verändert, in kaum acht Monaten ganz grau geworden, hinfällig. aber gute, liebevolle Pflege, der Ge nuß der rcltzeit, wieder Herr seiner eld t zu fein, wird dies olles bald her stellen. Ich bleibe nur einen Tag im Hotel Terminus, um sofort nach Tax iesBams in den Pyrenäen .abzureisen und dort eine Schlammbadkur zu ma chen. Eine wirkliche Wunderkur. Als ich ankam, auf Krücken, kaum im stände. einen Fich vor den anderen zu setzen, ob wohl auch dieZ ein bedeutender Fort schritt gegen früher gewesen; nach drei Wochen konnte ich, wieder , alle " meine Glieder gebrauchen.?' Als Hervö von meiner Gefangenschaft durch meine Frau gehört, wollte er es adlolut nicht glaub;. . , , Unmöglich, ganz unmöglich, dumm sind sie ja wie alle Bürokraten-Ochsen, aber so dumm, nein! Er fuhr mit meiner Frau nach dem Ministerium, erklärte den Vorfall Herrn Peyßlon, dem Kabinettchef Briands. welcher sie darauf zu Briand selbst führte. Der große Mann wollte sich meiner von seiner Sozialistenzcit her noch erinnern. aMn sagt, daß Sou veräne ein ausgezeichnetes 'Gedacht nis hätten. Oft ist es auch das einzige, was sie wirklich haben. Um alle büro kratifchen Möglichkeiten kurz abzufchnei den. fetzte Briand sofort ein Telegramm an Cambon, den französischen Botschaft ter zu London, auf. Herr Lecomte. auf dem dortigen Eenerallonsulat, hatte es mir gezeigt und mir erlaubt, eine Abschrift zu machen: Es lautete: Ruclainez liWrätioa imrnßdiate Dr. Charles Ilartmann internö Isle de Man, nationalitö franCaise- Bri and." Der SozialismuS führt zu allem, vorausgesetzt, daß man. ihn rechtzeitig verläßt. Ich hätte mir'nie gedacht, daß derselbe für mich jemals ein Leumunds Zeugnis würde und mir zu einer Ire! lassung verhelfe. Ich hätte eher gedacht, er würde mir einmal im Leben einiae Jahre Gefängnis besorgen. Es wäre natürlicher gewesen. Ende. ' . ' verändert. IV Das fröhliche, muntere Schreiben, das aufs neue bestätigte, wie vorzüglich es ihm geh?.- Nur das flotte. Leben der Großstadt hinderte ihn, ihr von seinem Ueöerfluß zu schicken. Aber das würde auch kommen bald. Wenn es ihm noch besser gehen wird. Und nun mußte wieder die Aufzählung von Diners, von Aufträgen und bo verlausten Bildern folgen. Heinz Jürgens hielt inne im Schrei, ien und blickte durch den dämmrigen Raum zu den großen betropften Schei ben, hinter denen glänzende Regen schirme auf menschlichen Unterkörpern vorüberrannten. Nicht allein der Auiter galten stine heiteren, oualvollen LÜPN. Auch Leni würde diese Zeilen lesen. Lern ... - Seit Monaten war sie die. Frau einei anderen. Sie hatte vielleicht schon an den EinZaüf kleiner Kinder hemdchen zu denken. Aber nch wie vor kam sie jeden Sonntag zur Mutter. Die g:ite. alte Frau, hatte sie es gar nicht bemerkt, wieviel er und Leni voneinan der aehofst hatten? Heinz Jürgens schlüriie den letzten klebrig-n Schluck fri kalt ge-votte SiiUUt ..... . "V Ja, wenn der Ruhm so rasch gekom inen wäre, wie sie eS sich ausgemalt hatten, als sie auf dem grünen Hügel vor ver Stadt faßen und Über Land sahen . . . . Dann hatte er jedt das eigene Heim, die stille Ecke, i die man hineingehört, und wo man nicht? mehr zu wisse braucht von oll den dielen, die nr den Straften vorwärts jagen. Da Briefblatt an die Mutter stahl sich an die Seite der rnnschwarzen Marmorplatte, die Heinz Jürgen jetzt rund um die Kaffeetasse mit gedanten losen Strichen bedeckte .... Der appetitliche Duft heißer Schoko lade störte ihn in dieser Beschäftigung und ließ ihir aufblicken. An einem der Nebentiscbe saß eine blonde Dame und losselte Schluck für Schluck au einer Tasse. Heinz Jürgens horte nur das Klippklapp des Löffels, er sah weder Tasse noch Lippen, denn die Unbekannte wandte ihm den Rücken zu. Ueber feinen, runden Schultern leuchtete ein großer, goldblonder Haarknolcn unter dem Hut hervor. Der junge Maler blickte entzückt auf diesen goldenen Punkt. ' Genau solche Haar hatte Leni. Auch ihr zog die schwere goldkne'Flkkle den zierlichen Kopf hochmütig in den Nacken. ' Wer mochte sie sein? Eine kleine Schauspielerin? Nein. Alle Stühle ihres Tischchens waren voll kleiner Pakete, ihr Anzug war sehr bescheiden, ohne jeden gefälligen Aufputz. Eine kleine Bürgers stau, die Einkäufe gemacht hatte. Wal wollten bei ihr die goldenen Haare, die so schwer zu tragen sind? Heinz Jürgens wurde neugierig auf ihr Gesicht. Er stand auf.'' ahm mit gemurmelter Entschuldigung ein Zei tungsblatt vom Tisch und blickte der Fremden scharf ins Gesicht. - .Lem!' .Heinz'.' Sie starrten sich erschreckt in die Augen. . i Wie geht eS dir?' fragten beide zu gleicher Zeit. Leni antwortete zuerst: ,Ä!,r geht es großartig ganz samos", beeilte sie sich zu sagen. ,Na, und von dir weiß man es ja. Die Briefe an deine Mutter." Ja.' sagte Heinz lassig. indem er sich setzte, .ich kann nickt klagen. Man wird gefeiert und läßt sich feiern!" Du stehlt ein wenig müde aus sagte Leni und sah ihn an. Das macht das Großstadtleben, liebes Kind., Jede Nacht bis morgens im Frack und schon um zehn in der Fru am Porträt irgendeiner Aristokratin. Tösf, töff. das Autö fährt vor. es raschelt auf der Treppe. Veilchenduft und bis Mittag steht man vor' der Staffelei." Großartig . , sagte Leni. .Aber heute?" Heute ruhe ich mich einmal aus, N'mittags male ich an einer großen Komposition: der Götze Mammon. Mammon?" fragte Leni unsicher. Geld", erklärte Heinz. . Ach so", sagte Leni. da hast du es also genau so, wie du es haben wolltest. als wir auf unserer Hügelbank saßen un Plane machten.' Im großen und ganzen za. Sie schwiegen eine Weile. Jeder mied des anderen Blick., Ja", besann Leni wieder, zuerst, als deine Mutter erzählte, daß es dir nun glänzend ginge, dachte ich . . . bei ttdem Klingeln fuhr ich zusammen und meinte, du . . . mußt mich Glicht auslachen daß ich damals olles so ernst nahm. Jetzt weiß ich ,a mehr vom Leben. Als Michel Mierf dann mit der Mutter redete ich war ihm, so' dankbar, daß er mich trotz der Blamage haben wollte.' Und darum, Leni Nicht darum, nein, daS mußt du nicht denken. Ich hätte eS nie getan, wenn ich Michel nicht über alle Maßen eliebt hatte ja. wirklich: Liebe kommt och immer plötzlich.' Und nun bist du froh und glücklich. Leni?".. Ueber alle Maßen', versicherte diese. Tu mußt nicht denken,, daß Michel solch ein Ehemann ist, der den ganzen Tag im Haushalt umherschilt und aus jedem kleinen Aerger ein Geschehnis macht. Oder daß er mich gar mit Eifersucht quälen würde, wenn ich mich einmal ver wate, bak er dann auf dich anspielte und mir vorwürfe, daß ich als junges Mädchen Liebeleien gehabt hätte. Nein, das mußt du nicht denken.' Und dann? Jeden Sonntag weit hinaus ins Land, wie wir es uns wün schien?" fragte Heinz leise. , Das gerade nicht. Lern zögerte. Aber du mußt dir nicht einbilden, daß wir es nicht könnten. Es geht Michel großartig. Tu ahnst nicht, wie " Genug unterbracn sie Heinz hart und laut und packte Lenis Hand, die auf dem Tisch lag. Laß eS gut fein, Leni. auch mir geht s hundcschlechl." Auch dir?" stotterte Leni und starrte mit weit geöffneten Augen in sein Ge ficht. . . . iie sckwiegcn lange. Lenk regte sich zuerst. Scheue, neugierige Blicke um strichen den. Jugendfreund. . Endlich sagte sie: Dann halte du ja gar nicht kommen können, mich zu holen vierspännig mit Apfelschimmeln , ein leises Lächeln klirrte über ihre Lippen. , Einstweilen noch nicht. Leni.' Ja", antwortete die junge Frau, aber das Leben vergeht, und niemand giebt uns etwas für Träume.' Zum erstenmal merkte Heinz ihrer lieben Stimme an, daß Michels Haus frau sprach. Tiefe, müde Traurighit eririsf ihn. Leni ab-er war heiter geworden. Sie suchte lächeliid die vielen Paket chen zusammen und erzählte dabei, daß sie schon morgen wieder heimreisten, Michel, und' sie, und daß sie nun eilig geh'n muffe. c . Sie erhob sich. Tu ahnst nicht, was der Mensch zu sammenschilt. wenn ich nicht pünktlich bin." Sie reichte dem Freund die Hand und sagte mit kindlichem Lächeln: Du wirst mir böse sein. Heinz, aber mir ist ein Stein vom Herzen seit ich weiß, daß es dir auch nickit sonderlich geht." Als sie keine Antwort erhielt, runzelte sie ein wenig die schmale, glatte Stirn, über die ein goldenes Haar eine' Brücke zu den klaren blauen Auge schlug und lagie: U-briaen .b-nwfcbleöt'. M ist ützrizieskn. weniaKmj irai ick, bot mf iy'iiyyiv -Mondnacht. " von Franz IZerczeg. , ,1 Tilnl muh nur noch einmal nachsc hen, ob die Schloßwache auf ihrem Po, sie steht, und dann dann stiehlt kk sich aus leisen Sohlen fort hinaus zu Ancilla, die ihn sehnsuchtsvoll erwar, tet denn Ancilla. die roscnwangige, giuiargige Eirce. hat immer einen Für ftcn oder Grafen, den sie ausbeutet, und einen (sardisten, den sie anbetet und glücklich macht. Dieser Glückliche heißt gegenwärtig TituS und wenn ihm jemand das Schäferstündcken in dem weichen, scidengesütterten Nest der schö nen Tänzerin abkaufen wollte, so wa ren alle Schätze Perus und GolkondaS zu gering, denn Leutnant TituS ist woyi nur ein armer zeutcl, aber - er ist vierundzwanzia Jahre alt! , TituS eilt also mit Riesenschritten durch den Park. Der Mond übergießt die Spiegelslame deS Teiches, auf dem die Schwäne lautlos hingleiten, und die Marmorstatuen auf der Terrasse des Schlosses mit einem so fahlen Silber licht, als kämen seine Strahlen aus der blauvcrschleierten Ampel eine! gewissen Boudoirs. Die Sehnsucht beflügelte die Schritte des Leutnants als er aber in jenen Teil des ParkeS gelangte, in dem die dichten Tarushecken eine Lich jung umschlossen, blieb er plötzlich wie angewurzelt stehen. Der Mond beschien e,ne weißgekleidete Zylphidengestalt. die auf leise, süße Mandolinenklänge zu lauschen schien. Ah. ein Licbesstclldichkin also! Da trat aus dem Schatten der Hecke eine zweite Gestalt, aber auch diese war eine weibliche, nur nicht so zart und schlank wie die erste. Sie hielt eine Mandoline im Arm. .Wo bleibst du denn so lang. Ag r.cs?", sagte die Sylphide. .Ich habe mich im Dunkeln verirrt, liebe Patin, verzeihen Sie!" Dem Leutnant sträubte sich fast das in ein Zöpfchen geflochtene Haar vor Schrecken. Gütiger Himmel! Die Sckilanke war ja Ihre Hoheit, Prin zessin Cäcilie, die Kleine, Niedliche mit der Mandoline aber war Agnes, daZ Patenkind der Prinzessin. Tirns duckte sich unter die Büsckie und lauschte mit angehaltenem Atem dem Gespräche der beiden. Alle Glieder zitterten mir vor Furebt." flüsterte Agnes. Wenn man ira Schlosse entdeckt, daß wir heimlich , entflohen sind und nachts hier im Parle lustlvandcln!" Nun. so werden wir denn nicht lust wandeln, du Hascnfuß, sondern uns auf dieser Rasenbank niederlassen, um einander Geheimnisse anzuvertrauen, die im Schlosse drüben, wo olle Wände Ohren haben, nicht einmal geflüstert werden dürfen. Weißt du. was es Neues gibt? wir erwarten morgen eme vornehmen Gast. Ich hörte es; den Großfürsten Kon stantin.' ... . , , . . Weißt du auch, daß ich morgen um diese Zeit schon die Äraut. dieses Ga steö sein werde?" Gott, segne Sie und den Großfür sien, ober wenn es mir gestattet wäre, mowte ich gern eine Frage an meine gu tige Patin stellen " Oh, du möchtest wissen, ob der Großfürst mir gefällt, ob er jung, hübsch und liebenswürdig ist. Nun, ich will deine Neugierde befriedigen: Jung ist er nicht mehr, hübsch war er niemals, und seine Liebenswürdigkeit ist die eines plumpen mürrischen Baren.' Und dennoch wollen Sie seine Frau werden, Hohen? Welche Frage! Du weißt doch, daß wir Prinzessinnen nicht aus dem Grunde heiraten, um glücklich zu werden. Nun. ich zweifle nicht, daß meine liebe Patin als Großfürstin viele Arme glücklich machen wird.' Gewiß, will ich das, doch auch ich werde ich beschenkt werden, denn mein Bräutigam wird mir die kostbarsten 0r&ffeAf tfttt f!1f0nsrmiit tfavt ViiCljt U"U VUllUlUilUl( iUU tll. Ach, wie oeneidenweri Sie sind, Ho heit!' Du Narrchen, niemand ist weniger beneidenswert als ich. Die Häßlichkeit lsürde ich dem Großfürsten noch der zeihen, nicht aber seine Dummheit. Denke dir nur, dieser Tor,-der eine junge Prinzessin lieben könnte, hält sich eine alte . Maitresse eine italienische Tänzerin, namens Ancilla, die seit ei nigen Wochen hier auftritt,' Woher wissen feie dies denn alles, Hoheit?" Du weißt doch, daß man bei unö alles erfährt: unser Hof ist ein Klatsch nest. ,Jft diese Ancilla wirklich so alt?' Ihrer Angabe nach wäre sie achtund zwanzig: der russische Botschafter aber erinnert sich, daß in Petersburg zwei Offiziere vor zwanzig Jahren ihretwe gen sich duellierten: vielleicht aber hat sie schon zu David! Zeiten mit ihm vor der Bundeslade getanzt! Ihre Schminke ist so dick aufgetragen, daß die Fliegen dort kleben bleiben. An ihr ist überhaupt nichts echt als die Dia manten, die sie vom Großfürsten erhal ten hat. Ein Frauenauge bemerkt daS auf den ersten Blick, die Männer aber sind stockdumm und blind.' .Alle Männer, liebe Patin?'. Alle, ohne Ausnahme. Oh, ich könnte dir eine Geschichte erzählen ' Erzählen Sie, Hoheit; ich werde der schwiegen sein wie das Grab.' Ich weiß, dir wirst mich nicht ver raten, also höre: AlS ich erfuhr, daß trifft. Michel meint, man soll mit seinen Wünschen auf normalem Boden dlei den.' .Grüß Michel', sagte Heinz und der ieugte sich. Dann war Leni gegangen. Heinz Jürgen! zerriß daS zerknitterte Briefblatt. Dann faß er wieder still vor der bekritzelten, fchwarzweißen Marmor platte und blickte durch den dämmrigen Raum zu den großen betrovften Tchei ben, hinter denen glänzende Regenschirme nf menschlichen Unterkörpern vorüber umtn, , . . ' - N'" mein künftiger Gemahl zu Ancilla Fü ßen liege, dachte ich, Aug um Auge. Zahn für Zahn! . . . Sag', kennst du den Leutnant Tilus?' Den schönen Gardisten, wer wurde den nicht kennen? ' Alle Hofdamen schwärmen für ihn Eine Achillesgcstalt. nicht wahr? Nun, ohne ihn anzusehen, hatte Ich ihn dennoch Tag und Nacht, im Wachen wie im Träumen vor Augen. Einmal träumte ich, wir küßten uns hier im dunklen Park." Darf dim ein Gardist eine Prin zcssin küssen?" Wenn es ' niemand sieht, warum nicht? Hat doch sogar einst eine Göt tin einen Erdensohn namcnS Endymion geküßt, der nicht einmal von Adel, son dern nur ein armer Schäfer war; doch da ist Mythologie, von der verstehst du Nichts! Ich hatte also beschlossen. diesem Titus den ersten Kuß zu schcn ken; denn daß der Großfürst, der erste sein sollte, der meinen Mund berührte, dieser Gedanke war mir unerträglich." Hat'Titus Sie also geküßt, liebe Patin?' Nein, lasse mich nur ausreden. Eines Abend erfuhr ich, daß Titu ollein in der Wachstube fei. Um Mitternacht, als im Schlosse schon alle schliefen, stahl ich mich fort, schlich die Korridore ent lang, bis zur Wachstube. Mein Herz klopfte zum Zerspringen, meine zitternde Hand suchte die Türklinke, da Hort ich eine Frauenstimme . . . Meine Nengierde war größer als meine Angst, meine Ei fcrsucht stärker als meine Vorsicht leise öffnete ich die Tür und sah wie TituS vor einem Frauenzimmer kniete,' und dieses denke dir meine Empö rung war, Ancilla!" ' .Und was taten Sie dann, Hoheit?' Ich schloß leise die Tür und lief, wie gejagt, die Korridore entlang, in mein Zimmer, und dort weinte ich vor Zorn über die Dummheit der Männer. co cm Tölpel! Eine junge Prinzes sin steht zitternd vor feiner Tür und er er kniet vor einer welken Kurt, sanc ..." Aas ist das, eine Kurtisane. Hg heit?" Ach. das ist wieder etwas aus der Mythologie; davon verstehst du nichts!' Eine lange Pause folgte, endlich sagte Agnes: .Gewiß ist es nur AncillaZ Tanzkunst, die die Männer betört!" Die Prinzessin lachte. .Ancilla versteht licht mchr don der Tanzkunst als eine Drahtpuppe. Wenn sie pirouettiert. krachen ihr alle Kno chen; für sie ist der Tanz nur eine Ar bcit; wenn du sehen willst, wie man tanzen soll, so nimm die Mandoline und spiele die Forlane, aber schnell und feurig: Agnes gehorchte, die. Prinzessin aber piroueitierte mit einer solchen Anmut wie eine jener leichtfüßigen Elfen, die im Mondschein ihren Reigen tanzen. I Da geschah eiwaZ sehr DummeS und Terbkomisches. Ein lauteS Niesen wurde hinter der Tarushecke hörbar und im Nu war der Elfenfpuk verchwunden, als wäre er nur ein Traumbild ge Wesen. . Nrauffiihriing am Landestheater Kassel. Des staatliche Theater in Kassel brachte eine Uraufführung deS Dichters Karl Nötiger. Es handelt sich um einen stark konzentrierten Einakter Die Krisis der zusammen mit Georg Kaisers Juana und H. Kessers Summa sum marum gebracht wurde. Ueber die zwei letzten Stucke ist aus Anlaß der Urauf sührung in Frankfurt a. M. und Mann heim schon berichtet worden. Nöttg'' Drama ist von seinen andern zuerst ztA geführten Tramen stilistisch sehr irnti schieden, liegt aber geistig auf der Li,7 die sein ganzes Schaffen durchzieht: '. Vcrmenschlichung des Menschen. Cl weit ich scin dramatisches , Schafs kenne, will er neue Wege des Hcrzer, des Geistes und der Seele aufspür und darstellen. ' Ihm ist eö darum tun, die Tragik des modernen Mensch? . zu überwinden. So zeigt er die Mensj werdung der die Erhöhung dcS Me schen auch dort noch, wo der Mcntz zugrunde geht, zeigt den Sieg des Me, i.-ü Im v... rr X. - . (V k l lii uuu; in m siuni'ju;. n, j Krise leidet ein moderner Mensch, rJ Industrielle, an der Krankheit der Za rnid seines Standes: dem Machtrauij! -der ihm scin besserö Selbst zu Verschiß tcn droht; die Sekretärin, die er li;. in seinen brutalen Machtinstink'. -ihm zunächst unbewußt , die er 5 Ware nehmen will, sie bloß zu begeht meint, kämpft einen harten Kampf r? ihm, in den der Ingenieur eingreift. i sie auch liebt, aber nicht von ihr gel, wird. Nach einem ernsten Rcnkon stürzt dcr Industrielle fort, die S.k. tärin bleibt mit dem Ingenieur der in diesem Sinn die ganze lie noch einmal auf den 5!ndultriell Und In einer l!k,r?e,s.e,n f,, - i-fv...,,, 13 ' folgerichtigen Schlußszene klingt -Krise" b. An tiefe Dinge wird r rührt, mit großer Feinheit DisfiziL zur Klarheit und lichten Tarstellu, gebracht, tiefste Tragik erlebt und )n I ein großen Güte ausaealichen. l'.. Werk von starker Konzentration, dran.! tische? Wucht und starkem Dialog L hier von Dichterhind geschaffen Word? i Tcr Beifall war lebhaft. Wenn man bon einem Nlensisl ! sagt: Er hat Geschmack", so meii". man damit aewob! aiich: Er hat mein wci'-tyinaa. ii VAX. 4 Wir sehen e nicht ungcrn. ml f einer nni uns konkurriert, folanae unS nicht reicht oder übertrifft, H zeit eine 6tfi'tt dar jsv.vt den qnkln überMlt e, ' l ttt schöpferischen Menschen erlebt.'... die schließlich allein gebliebene Se' rin sich zum Heimgang anschickt. V.