Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, August 15, 1919, Image 2

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Ciu dauerndes Kulturiverr, Tas Wort vom Platz an der sonne".
Fliest Herbert Bismarck iibcr Kiantschou. Unifang und Feld der
Bctötignng deutscher Tüchtigkeit und Arbeitsamkeit. Anerkennung
seitens ?)uan Tchi Kaiö. Tie Bedeutung der deutsche Hinterlassen
schaft im chinesischen und japanische Licht. TaS Hinterland.
Jv YkoR Hrtrit.Mt nfir'siiinrVrti?
j mw vi Kwnjui iihiiv.l
adanctle in bet oftafiatifckjen
Politik der curopäischen Mchle
hi .'nl im urAbrucIi.
. an "da (Jjiiicsiitfn Küste allenthalben
i,i der Form oon Pachtungen oder ;
taeffenfoftänr, frfijtisifc;n. Deutschland
in Kiautschou. Rußland in'lMlni und
2clifiitcan, Franireut in Kwangtschou
wan, Snc,lai'd in Wkiliaiwki, und Honcj
.irrng. yJkn su'ljt nl3, daß Tcutschland.
hi seinem Aaubzuq". dcr ihm heute
zur schwere Schuld aiizcrechnet wirS,'
wkkiigstcns icßgcscllen bat!?.
. Am 13. Rcve,nbcr 1897 landete, nach
d.r Ermordung zwkicr deutscher aJCiffio
are. m deutsch Geschwader iintcr
v... tt.. v-? 11 rWc-Wl hn'irnT
von Tüderichs sei kiautschou in
UC II JtUlllinUlUV Vty
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der
iii!ittfrn 'Rrntttn SffrnnfllTlff. Am
6.
,,,.vM,v..
Dezember kam Cft votiern im oonrcn
Reichstag zur Sprache. Staatssekretär
des Äeußern von Bülom (der späten
NeWkanzler und Fürst), führte aus:
.Wir empfinden durchaus nicht daS
Bedürfnis, unsere Finger in jeb.cn Tops
zu stecken. Aber wir sind dcr Ansicht,
datz ti sich nicht empfiehlt. Deutschland
in zukunftsreichen Ländern von vorn
verein auszuschließen vom WettbcKerd
anderer Völker. Die Zeiten, da der
Deutsche dem einen seiner Nachb?.rn die
Eide überließ, dem anderen das Ms
und sich selbst den Himmel reservierte
(Heiterkeit und Aravo). diese Zeiten sind
vorüber. Wir betrachten es als eine
unserer vornehmsten Aufgaben, grad: in
Ostssien fcca Jntere'fe unserer Schiff
fahrt, unseres Handels und unserer In
dujirkn zu fördern und zu Pflegen. Die
ntsenduna unserer Kreuzordivifion nach
der Kiautschou-Buäit und die Beseizung
dieser Bucht ist erfolzt einmal, um für
die Ermordung deutscher Wissionare
volle .Eüluie zu erlangen, dann aber
euch, um sür die Zukunft größere Sicher,
hat fleaen die Wiederkehr solch Vor.
tommnisse zu erlangen. Wir wünsche
die Fortdauer der Freundschaft, welche
Deutschland seit lange mit China der
bindet. Aber die Voraussewn? für die
Fortdauer solcher Freundschaft ist die
.aegenseiti Achtung derbeiderseittgen
R'chte. "Wir müssen verlangen. d?ß
der deutsche Missionar und der deutsche
Unternehmer, die deutsche Flagge und
das deutsche Schiff grade so geachtet
werden, wie diejenigen anderer Mächte.
'Wir sind. Endlich, gern bereit, in Ost
!'k den ' Jntmsse anderer Mächte
Rechnung zu tragen, M der sicheren
Voraussicht, daß unsere eigenen Intet
tTm gleichfalls die ihnen gebührende
Würdigung finden. Mit einem Wort:
Wir wollen liiemand in den Schatten
stellen, aber wir verlangen auch unseren
Platz an der Sonne.' (Lebhafter Beifall.)
Es war damals zum ersten Wal
das Wort von dem Platz an der
Sonne' gefallen. In Verbindung
mit Kiautsckon, welches heute als
Deutsche Hinterlassenschaft in Ostasien
die Weliaufmerksamkeit auf sich Zieht
und den Ausgangspunkt bilden soll
euer Möglichkeiten der Wettentwicklung
und hinüberführen in die neue weltae
fchichtliche Periode, welche alle Konti
seilte ans lange Zeitläufte umspannt.
Das war das Wort, das nie wieder zum
Schweigen kommen wird. Da war der
Anspruch aufgestellt,, welchen Dwisch
land, wenn es auch im Großen Kriege
unterlegen und zur Zeit in die Feffeln
des:Veisailler Friedens eingeschnürt ist.
.niemals aufgeben wird. Dieser An
fpruch hatte bis zum Kriege die gesamte
europäische Politik beherrscht. Um das
eine Wort k)cin sich 'alle Koalitionen
und Interessen und Feindschaften g:up
viert. Von allen Nebensächlichkeiten und
Zufälligkeiten und späteren Absichtlich
leite entkleidet, hat sich on jenem An
fpruch mit der Krieg entzündet. Heute
steht Deutschland im Schatte, aber ti
wird und muß, will es sich nicht selbst
ausgeben, de Weg, welcher zum Platz
an der Sonne führt, wiederfinden. Denn
die Fortentwicklung der Menschheitsge
schichte wird bestimmt von Ideen, welche
als Damaskuslicht auch das Dunkel der"
Zukunft erleuchten. Solche Idee ist in
der Wolke bei Tage und in der Feuer
säule bei Nacht dem Lotte Israel voran,
geschritten. Sie hat bie Völlerwande
rungen und die Forschlmgsfahrim an
gesuhlt. Das Licht ist aufzeflacke-rt in
den 97 Thesen, welche Luther an die
Schloßkirche zu Wrttenöerg gehefiet hat.
in dem Sturm auf die Bastille und i
dem groke amerikanischen Freiheits
kämpf. Die Prinzipien des Rechts und
der Gerechtigkeit, eren Durchsetzung dem
trieze vom guten Willen allen w
schen gegenüber als Ziel gefetzt worden
prsn. sind einmal aa Bedeutung den
Wittenberger Thesen cm die Seit geiiellt
worden. Im Dunkel deS Versailler Frie
d?nsertrags sind sie verschwunden. Aber
a,kch dieses Timkcl wird vom Damaskus
licht erhellt werden, welches W:Uge
fäüchts macht und auch Deutschland wie,
der den Weg weisen wird zum Platz an
dr Sonne. '
' Die Teutschen hinterlasse!, ig Schan
f ;:g eine Kuliurtat erste Ranyes und
kie 'Spuren iht:t Zl:iktgkn Arbeit und
iljter schassenden Tüchligieit. Wer immer
die HinrlassenschOst übernehmen wird,
irird solchen Spuren folgen müssen.
In dem ülehelmdertrag zwiscken Ja
xan und Teutschlcnd, von welchem di
z-rü.?,!e gesprochen haben, sollte, ein ?u
samm?narki!en Teuischlands und 3
.ans in Schantunz vms!'ft!i"i wrrre
j'in. Tr. von Lorck', der Xif'kcr der
j,'xan;fck ' MikupA im DenZsn
Reikamt bei vm M daß 8c.
j;;;3 ?:ek folcheö Zhc!mstrszeß
a
IST
1?
,
nachdrücklich in Abrede gestellt. Aber die
deutsche Hinterlassenschaft in Schantung
stellt etwas Bleibendes dar. und das
Kulturwerk, welche Deutschland im
Ferner, Osten begonnen, wird.sllrtgefühxt
werd:,', müssen von einer Arbntsgcmein
schaft. welche allein imstande ist, die ge
samten Weltverhälinisse zu retonsttuie
rcn. Solcbe Arbeitsgemeinschaft wird
auch Deutschland eifchliefzcn. Gerade
weil sie von manchen Schlacken gereinigt
worde ist. wird die dcutse Bolkökraft,
sich betätig;j.' 'UcbaS'ünf dcr Erde,
auch im Fernen Osten.
. .
In seiner Reichötagsrede vom 8. Fe
bruar 1 zur Begründung des Kiau.
tschon.'Pachtvcrtrage's führte der Staats
sckretär von Bülow ou:
' Wir waren tinä schon vorher nicht
im Zweifel darüber, daß wir in Ost
esien einen territorialen Stützpunkt
brauchten. Ohne einen solchen würden
wir dort in wirtschaftlickicr, in maritimer
und in allgemein politischer Hinsicht in
der Lust fckwekxn. Ohne einen tnrito
rissen Stützpunkt würden alle deutschen
Unternehmungen in China 'im letzten
Ende rnidenn zugute kommen els unZ.
ohne einen solchen würden unsere techni
scheu und kommerziellen Kräfte sich zer.
splittern, mit einem Wort: würde deut
fchk Arbcit und Intelligenz wie Vui
früher oft genug der Fall war. für andere
Leute Aecke: den Tünzcr liefern, statt
unteren eigenen Garte zu befruchten."
Im Schwünge feiner weiteren Aus
führunge gebrauchte der Staatssekretär
da! Wort, daß es sich bei, dcr Nieöerlas.
sung in Ostasien um ine Lcbenssrage
sür Deutschland handele. Dem trat der
Abgeordnete Fürst Herbert Bismarck
mit der Lebhaftigkeit seines Tempera
menis entgegen. Er sagte: .Eine
bensfrage für das Teutsche Reich ist
eine solche, für die es seine gesamten
Machtmittel und seine Ezistenz einzu
setzen hat, für die es kämpfen mufz auf
Tod und Leben. Es gibt folche Lebens
fragen in Europa und auch innerhalb
Deutschlands, ch glaube aber nicht,
daß -sie geginwäriig in Ostasien Mrlie,
gen. , Tie Pachtung von kiautschou
kann eine solche Lebensfrage nicht ge
schaffen haben, denn selbst wenn sie un
terblicben wäre, fo Wür2k die Mgcht-'
ftellung Deutschlands in der Welt wohl
nicht gelitte haben.'
Am . März 1898 wurde zwischen
Deutschland und China der Vertrag' ab
geschlossen, welcher dem Teutschen Reich
das gesamte innere Wasserbecken der
Kiautschou-Buckt. ferner die südlich und
nördlich vom Eingang in die Bucht bis
zu den großen Landzungen, sowie die
innerhalb der Bucht gelegenen Inseln
mit ollen Berwaltungsrechteg verpach
tet wurden. .
Am 19. August 1314 erfolgte das -japanische
Ultimatum, welches bis zum
13. September die b:dingungsll?se
Uebergabe des Pachtgebiets von Kiout
schon an die japanischen Behörden zwecks
eventueller Zurückgabe an China und
die unbedingte Annahm solcher For
derung bis zum 23. August heischte.
Artikel 156 des Versailler Friedens
Vertrages, welcher von Schantung han,
delt, besagt:
.Deutschland verzichtet zugunsten Ja
pans auf alle feine Rechte. Aechtsmittel
und Privilegien, insbesondere auf die
bezüglich M Kiautschou - Gebiets, mit
Bahnen. Minen und Unterseekabel, wel
ches es durch den Vertrag mit China am
ß. März 1W8 erworben hat, sowie aus
alle anderen Abmachungen, welche auf
die Sckantung'Provinz Bezug haben..
Sämtliche deutschen Recktsansprüche
an die Tsingtau-Tsmasu-Eisenbahn mit
deren Zweiglinie nebst dazu gehörigem
Eigentum oller Art. Stationen. Werk
stätten. stehendem und rollendem Ma
terial. Minen. Anlagen und Material
üi die Ausbeutung der Minen sind
und bleiben von Japan erworben zu
gtzich mit allen guhastenden Rechten und
Privilegien.
Tie deutschen, staatlichen Unterseeka
bel von Tsingtau nach Schanghai und
von Tsinqtau nach Tscheft, mit allen
den Rechten, aus welche Deutschland
auf gründ vorgenommener Verbesserun
gen oder des Kostenaufwandes in direk
ttt oder indirekter Beziehung zu dem
Gebiet von Kiautschou Anspruch erhe
be mag. sind und bleibe erworben on
Japan, frei von alle Forderungen und
Seröituten.' ;
Tie obigen drei Taten und Verträge
stellen Marksteine dar in der Entwick
lungsgeschichte des Fernen Ostens, in ,
der Auegcftalt'.inz der dortigen Verhält,
Nisse und der Beziehungen zwischen Ost
und West, dem Orient und dem Okzi
dent. I den vorangegangenen Aussüh
rungen dieser Artikelserie, die sich mit
Ostasien beschäftigt, ist diese allgemeine
Entwicklung und Ausgestaltung in gro
hen Zügen und weiten Umrissen beipro
chea worden. Im Schlufzartikek soll die
Aufmerksamkeit gerichtet werden auf
das. waZ Teutschland an seinem beson.
deren Teil in Ostasien geschaffen und
was es hinterlassen hat. Unter diesem
Gesichtspunkte ergeben sich '..1 di Be
sprechung zwei Punk!,:
L Sl ul Schsntunz unter der
deutsche Verwaltung gkworden ist.
2. Die allgemeine Politik, welche
Teutschland dem Fernen Osten gegen
iiber ktcieben hat.
Wss die deutschen Leistunzen anbe,
trifft, deren Resultate zugleich c-e H,
i'ilaffenfchas! büxn, so nu.' jungst In
öi'itaj-t geszea werden, Satz das Aizuk,
schcuL;biet bei der Uesernahn; bsuh
nnWgsSöttsVlcöHsnsen.
VonM VoiiMellentbln.
Deutschland wohl bedeutende Entwick
lungsmöglichkeiten in sich barg, tatsäch
, lich indessen von der Kücksiändigkcit bit
chinesischen Vcrwaltungömethoden ganz
lich vernachlässigt worden war. Selbst
der grohe Z)ua Schi Kai, in dessen Aer
waltungsgebict 'als Prooiiizgouvkrneur
Kiautschou eingeschlossen war, vermocht
dort trotz aller Bemühung; und feiner
sonst durchgnifcnden Energie nichtZ aus
zurichten. Auan war ganz von viifz
trauischer Vorsicht Japan gegenüber er
üllt. Sein Ziel bildet den Zusammen
chlusz Chinas in di Einheit: im aus
chließlichen Interesse des Reichs. Er
'rcbte nachher Versöhnung zwischen
'dem Willen der nördlichen und den An
sprllchen der südlichen Provinzen. ,,Le
verstand unter der Einheit Chinas die
feste Verbindung der Interesse und den
Ausgleich her wirtschaftlichen lind politi
chen. Gegensatze. Er Hielt seine Hand
chützcnd iibcr die Manschu-Ttmastie,
'olange er von dieser die Einheit Chinas
erbos sie. und arbeitete an deren Sturz
"init, als die republikanisch SiaatZform
sich als Retter anbot. Als sich dann die
monarchischen Tendenzen in China c,egcn
die drehende Flut des Radikalismus und
dessen ftaatszerstörenden Einfluß von
neuem zu kräftigen begannen, da gab
'uan diesen nach, weil er sich als Prä
sident der Republik außer stand sah. tl
Einheit Chinas erforgreich zu schätzen.
Wan weitz nicht, ob Auan Schi Kai in
Washington odir ein Napoleon geworden
wäre, hatte das Hinübergreifen des niro
päischcg Krieges nach Ostasien nicht seine
Absichten gelähmt und seine Pläne
durchkreuzt. Man wird wohl niemals
erfahren, ob ihn die Enttäuschung und
die übergrof-e Arbeit oder eine der Heim
lichkeitcn der Violetten Stadt' früh'
zcitig inS Grab gelegt.
Mit dem Eintritt Japans in den
Krieg war auch für Fuan ein Feind r
standen. ?.'U dem Zuge gegen Tsrngtau
nahm Japan den Krieg nicht nur segen
Deutschland, sondern auch gegen die Ein
beit Chinas, wie Juan sie verstand, auf.
Er hätte die Kaiferwürde halxr: können,
hätte er sich geneigt ciezeigt, dcn Preis
dasür an Japan oder die Entente zu
zahlen. Aber er mifztraute diesen Da
uäern, et tiona. ferento"--. 5'l!an chi
Kai würdigte die deutschen Leistungen
in Schantung. In seinen Absichten,
welche ver Krieg gelähmt, und in seine
Pläne, welche jener durchkreuzt, spielte
mich die Ausgestaltung des Verhaltn,!.
Deutschlands zum Fernen Osten und zur
chinesischen Volksrepublik eine hervor
zeit? Rolle. Ter erste Präsident die
ser Republik gzb rückhaltslos zu, das;
Schantung das, was es geworden, deut
schtk Tüchtigkeit und Arbeitsamkeit zu
verdanken hatte.
Eine statistische und geschichtliche Dar
sielljng vom August 1914. also unmit
telbar nach dem Erlaß des japanischen
Ultimatums, besagt:
Das deutsche Pachtgebiet Kiautkcheu
in der chinesischen Provinz Schon!unz
umsaht cincn Flächcnraum von 51"
Ouadratkilometer und he,t etwa 90,000
Einwohner. Das Giöiet tröqt den Ra
mm nach der Kiautschoubucht und der
sruder an dieser gekgcnen, zegt durch
Versandung vom Meere abaerückten
,Stüdt Kiautschou. Das Pachtgebie! er
'streckt sich !ruptsächlich auf die beiden
nach Südwesten. bzzikhungsmeise Nord
osten gerichteten Halbinseln, die den Ein
gang 'in die Bucht flankierten, und uf
die dcr Vucht vorgelagerten und ringe
lagerten Inseln, sowae auf einen schmi,
lcn um die Bucht lauf.'Nden Landstreifen,
der die bcidcn auf den Halbinseln gele
genen Bezirke miteinander verbindet.
Noch bm Lande zu wird fcoi Pacht
gebiet von einer neutralen Zone uni
stlossen. die 50 Kilometer breit ist.
Hauptort des Pachtgebiets ist Tsrngtau,
das sich seit der Erwerbung KiauifchouS
in ftlnen neuer? Vrte!n zu einer ms
deinen Stadt entwickelt hat.
Der Hf.fr von Kiautschon war schon
in ali?n Zeiten für den chinesischen Han
bel und die Seefahrt von großer Vedeu
tung. In Kiautschou hatte die deutsche
katholische Mission unter bem Bischof
von Schantung. v. Anzer, ihre Nieder
lassung. Als dort infolge der von den
chinesische Behörden geschulten .Hetzt
teien zwei deutsche Missionare ermordet
worden waren, erschienen am 14. No
cmber 18S7 deutsche Kriegsschiffe vor
Tsingtar. Durch Vertrag vom 6. März
1893 wurde ein kleine! Gebiet an der
Bai auf 99 Iah an Deutschland der
pachtet, ein größeres all deutsches Jnter
"cssensphäre vorbehalten. Die Verwal
tung des Vachtgtbieleß blieb der kaiser
lichen Marineverwaltung unierstellt.
Kiautschou wurde als Freihafen inge
richtet; daS vom Gouvernement den Chi
nefrn abgekaufte Land wurde an Pri
pate unter Bedingunzen verkauft, di
eine schnellt Bebauung verbürgten. Ha
fcn Wasserleitungsbauten sowie!
AusfokNnngen wurden sofort ernstlich
betrieben. Mit Januar 1900 traten die
neuen Reichs-gesetz! uch in Kiautschou
in Kraft. Von den L?krunruhen
wurde Kiautschou insofern berührt, als
dcr . Gouverneur von Schantung. Ju
Hsien, ein Hiuptnzanisator der Faust
des Patriotismus und des Friedens'
war. Er wurde aber Anfang VW durch
Yuan Schi Kai ersetzt. Im Juli kam
es zwar zu Unruhen, di jedoch leinen
großen Umfang annahmen.
Im Jahre 1809 hatte sich die Schan
iung-Eisenbahngesellschaft gebildet, die
eine 4Ä) Kilometer lange Strecke von
Tsinotau über Weihsicn nach Tsinansu.
der Provinzialhauptstadt von Sckn
kung, nebst in Zweigbahn nach Po
schau programmgemäß innerhalb fünf
Jahren vsüntdet hat. Di Schantung
BergdaUgkskllschzft konnt bereits im
Oktober 190 die ersten Kohlen auf die
ser Bahn von Poschan nach Tsinztan
b?sZrdern. Im Oktober 1000 libernah.
ir.cn tie deutschen Truppen den Schutz
d's fibnhsutt, die chinesisch den der
Bcki".''rle, Nur bei Kaum! ist es wäh
nnd der Bexerunrube zu Käm' frn
c:n d'k T::(fit gekommen. S:i!den
hebe sich Kiautschou als Hz,:d:'!stz,
Tsingtail als Hafen und Seebad stetig
entwickelt. Der geoße Hafen ist feit
im vollendet. Die Verwaltung liegt
in den Händen eine Gouverneurs. Ti
deutsche Schule in Tsingtau ist 1902 von
der Regierung übernommen worden.
Verkehr und Schiffahrt kiben sich außer
crdcntlich gehoben. Regelmäßig Ver
bindungen werde vermittelt durch die
Han,birAmeritaLinie mit Schanghai.
Tschifn und Ticntsin. mit Schanghai
ausserdem durch in englische Gesell
schaft und durch eine japanische Linie
mit Japan. Tie Ausfuhr besteht Haupt
sächlich auö Erdnußöl, Melonenkcrnen.
Ttrohbsrte und Seide. Die Pachtung
hatte biiher einen ziemlich großen
Rcichsziischuh zur Bilanzierung . ihre
Etats nötig, der jedoch von Jahr Zl
Jahr zurückgegangen ist.
Es war nicht das räumlich beyrenzte
Pachlgcbiet Kiautschou allein. welck"-S di:
fast unbearenücn Entwicklungssähigkei
tn in sich barg und dcr devtschen Tuch
tigkeit die Gelegenheit und das Feld
ihrr Betätigunq darbot, sondern viel
mehr noch das ungeheure Hinterlard der
Provinz Schantung. Städte sind empor
gewachsen. Bodenschätze sind gehoben, ein
canzcZ B.ihnnetz ist zusammengecben,
Verkehrsstraßen sind e:öjfict. Das
oanze Gebiet ist yincinbezozen worden
i die Reasamkeit kcs internationalen
Verkürz und in die Gkschäsügkit des
Äeltkünd'Is. ,
Da alles haben die DeutschiN geton,
um, wie Bül5:? sich usgcdrückt hat, den
eigenen Garten zu befilick't'N. Wenn
diefrr Gerten nunmehr einen ucuen Hu
tcr, in Japn. rückt soll, so w.rv s:ine
2earbeiiung und Besrtunz, welche die
deutsche Tüchtigkeit geleistet hat und i:
irclchcr die deutsch: Hinle.lasseTifchaft
sieht, ein dauerndes .'tuliur.oert bleiben.
Und durch die Pforte, w'iche D-ilfch
land geöffnet. rer?en die WNtiuKttffv'.
dcn Ausgleich die Ausgabe einer ipä--tcrcn
Gcschichtsperiode bilden soll, Oh
nd ausgehen.
Die Erransion dcr deutschen Jntex
kssensphäre und damit das Feld der B:
tätigung deutscher Tüchtigkeit über tat
ursprüngliche Pachtgebict von Kiautschou
hinaus war bereits mit dem Pachtvcr
tiaz zusommen vorgesehen worden. Tie
..Ptlinger Slaatszeitung', das amtliche
Organ der chinesischen Reginung. ver
össentlichte .im 6. März 1K88 folczenden
Vertrag zwischen China und Deutschland
über Eijcnbahv , und Bkrgwerks-Koni
cssirncn:
1. Tie chinesisch Regierung geneh
migt dcn Bau von zwei Eisenbahnen in
Tchantung. Tie eine wird von Kiaut
schon und Tsinansu nach der Grenze
von Schantung führen, via Weitssscn,
Tsiuchow. PashN, Zsechuen und Sa!
ring. Die zweite Linie soll Kiautschou
mit Chinchom Verbinden. ,. von wo aus
eine Zweigbahn durch Laiwuhsien nach
Tsinan g?legi werden soll. Mit der letz
teren soll aber erst begernnen werden,
nachdem die Hauptlmie vollendet ist, um
den Chinesen die Gelegenheit zu geben,
dicse Linie auf di rentabelste Weife mit
ibrem eigen: Eisenbahnnetz in Serbin
dung zubringen. Die Plätze, welche die
Strecke Tsinansu nach der Grenze der
Pr?rinz berühren wird, bleiben spätcrer
Bestimmung vorbehalten.
2. Alle nötige Abmachungen sol
len in einer späteren Konferenz von deut
schen und chinesischen Teleciaten g'trof
fen wuden. Tie chinesische Regierung
bietet clleS auf. um den Telegaten der
deuischen Eifrnbahngesellschsften bei
ihren Arbeiten uf chinesischem Gebiet
jede erdenkliche Erleichterung zu verschaf
stn und weitgehenden Schutz zu gewäh
ren. Die Reingewinne auö de Eisen
lehnen sollen unter wn Aktionären,
einerlei welcher Ration fi: angehören.'
yro rata gerecht verteilt werden. Zweck
hikser Eisen bakmli nie ist nur di Ent
wicklunq des Handels. Deutschland hat
dabei keine verräterischen Absichten gkgen
China und denkt namentlich nicht an
iigcndwelch unarsctzliche GebieUcrwe'.ts
rung in dieser Provinz.
3. Z.ir Ausführung dcr Cisen
l-ahnbauten soll eint deutfch'chincsische
Gesellschaft gegriindes werden mit den
nötigen Ziveigniederlaffungen; dieser G ,
sellschaft sieht d?s Recht zu, Anleihen '
aufzunehmen u. Direktoren zu ernennen.
4. Ti chinesische Negierung steht
deutschen Uniertsuen das Recht zu, Berg
werltcigcnlum auf der ganzen Eisen,
bcchnlinie in einet Entfrrnunz von 30 Li
auf jder Seite zu erwerben. (1 Li
442 Meter.) Chinesische! Kapital darf
sich an der Ausbeutung der Bergwerke
beteiligen. Auch hierbei ist Deutschland
nicht von verräterisch: Absichten gegen
China bestimmt, sondern bezweckt ledig
lich Hebung de HandelZ unv Mehrung
der gegenseitigen B?Zichungcn der beide
Länder,
ö. W:iiere Konzession!' an
Teutschland: Wenn die chinesische Regie
rang ober chinesische Privat je zur Ent
Wicklung Schantunzs irgendwelche Plan
haben sollten, deren Ausführung frem
des Kapital rsordert, so sollen zunächst
deutsche Kapitalisten varum angegangen
derben. Ebenso sollen deutsche Liefe
rcnlen, wenn die Anschaffung von Ma
schiner, lder andere Materialien not
wendig werden sollte, in rstek Linie in
Betracht kommen. Nur wen deutsch
KapitaliflkN, kxzw. Luferanten abgelehnt
habe, wird mat sich chinesischerseitZ an
andere Nationen wend dürfen.
Es smd In diesem Vertrag eine Reib
Namen anfg'zeichnet, aber ma wird sich
bet ihnen schon twsl denke können,
wenn man nur in Betracht Zieht. tfi&
kies, Name zugleich Zifsern tdt!kn.
Ziffern in einer von deutscher Stile auf
gestellten und -für di Zukunft aus
machten Reck nung. Stationen auf dem
Wege TkUtschlonds zum Platz an der
Sonne. Und diese Ramcn, Ziffn und
TtZtioe werden bestehen bleiben, auch
wenn der Weg Heu! verbanikadurl sli
uns die Ssrne Tei'tschlands in'Tunkel
ochüll, ilk. Tenn die Wearichkunz wiro
die q'.,ichs bleibn.
Von n!creffe ge:ade ustrr d.-n s':
waltend! Umständen ist die Auffassung
und Darstellung der Bedeutung Kiaut
schont von chinesischer und japanischer
Edle.
I der. kreits im Schantunz-Artikel
im vergannknen Sonutagsbl.itt der ,Rcm
Zwker Staatij.Zcitung' angezogenen
Erklärung, welche bei. einer Beranstal
tung ja Ehnn bei chinesischen Frieden?
dclczation in Paris am vcrgannenen 4.
März zur Verlesung aclangte, heif,t es:
,Tie Lösung der chinesische Frage
involvurt die Befreiung oder Entbin
hing HSinas von den Lasten und ans
den Zuständen, wclck ihm im Interesse
eines aggressive Imperialismus ansge
bürdet worden waren, und zwar logischer
Weise im G.'gensatz zu seiner Freiheit,
sich den neue Leb.'Nsbcdingiingcn, wie
sie sich aus der Fühlung und dem Wer
kchr mit dcn Fremden ergeb? k,abcn,
anzupassen. I dies Art der Krlastunz
ist eingeschlossen das System der impe
rialistischen Rechte. Interessen und Pri
kilegicn. welch Teuischlaud in, Jabre
IM als Kompensation , für den Tod
zweier deutscher Missionare, welche i
der Provinz getötet werden waren, in
Schantung aufgerichtet hat. Diescß
deutsche System ist typisch zum Aus.
druck gekommen in dem Pachigciiet von
Kiautschou und in der Trans-Schan
tunDahn. als die Tsingtau Chiuan
Bahn bekannt, nebst Bergwerken und
anderen ,Rcchtcn'"in der Provinz.
.Kioutschou besteht aus einem Ge
bieisteil an dcr nordöstlichen siüste- von
Schantung. Der wertvollste Abschnitt
Kiautschous sicllt sich bar teils in dem
Hafen von Tsingtau, welche Teutsch
land entwickelt und bescsiit und zum
Cnbl'Uük: der Tran?-SchantunI,Bahn
gemacht hzt. und teils in einen, Tsing
tc ousrenzeüvcn Areal, "welches Japan
f !t Ricd?rringunz Kiautschous auf die
ukiül! ßliche japanische Okkupation be
schreit hat, kiautschou batte auch eine
kk'.teaischc Je'eutung für Denischland.
nil es ils Stützpunkt benutzt werden
kiniitc in V.'rndunz mit seiner Politik
der prliti'chen und wirtschaftlichen
Turchdrineiung Se'antungS. ' .
,Tie Trans'Schantung Bahn läuft
durch da! Hcrz Echautu.-zs und verbin
det die Hauptstadt der PrZvinz. hinan
oder Tsinan. mit dem Haftn von Tsing
tan. Die Bahn herrscht di: gesamte
Provinz und im Krieasfall würde deren
Besitz in den Händen eies Feines die
sin in den Stand setzcn, reicht nur
Schantung zu überrennen, sond:rn auch
die große Provinz Tschili. in welcher
Pek,ng gelegen ist.
Dieser HinwcU auf K'.auischsn U!.d
die Trans-Tchantung'Bahn wird Ihnen
dazu behilflich sein, dcn Ernst des ougen
blicklichen Anspruchs Japans auf die,bc
dingungttof Abtretung des Pachtgebiets
ron Kiautschou. zusammen mit den Bah
nen und andere Rechten, welche Deutsch
land detresss der Schaniunci.Provi,
besessen hat, zu erkennen.' Und dr Ernst
dieses Anspruchs wird Jbn.en jdcs tveitc
ren klar werden, wenn daran erinnert
wird, daß Schantung der BevölkerungS,
zahl und dem Gebictsutifang räch f,rö
fzer als England ist. Und als die Hei
mat von KonfuziuS ist die Provinz nicht
nur voll von seltenen historischen Er
inncrungen, sondern auch als Wieg der
chinesischen Kultur Heiliges Land.'
Baron Makino. früherer Auslands
minister und zur Zeit Führer der japa
Nischen Friedensdelegation, hat unlängst,
in einer Darlegung und Verteidigung des
Standpunkts Japans der Schantung
Besitzsrage gegenüber auf de Umfang
der deutschen Tätigkeit' und deren Er
folqe im Fernen Osten .hingewiesen..
Die Deutschen sind.' so führt er aus,
.nachdem sie sich in 2sin?!au als einer
Flottenbasis im Fernen Osten festgesetzt,
daran gegangen, dort einen vorzüglichen
Hafen und ine Stadt zu erbauen, ganz
deutsch dem Charakter nach, deutsch in
der Anwendung aller Methoden und bei
dcr Ausführung aller Unternehmungen.
Sie haben die Eisenbahn von der
Stadt Tsingtau nach der großen Stadt
Tsinan, der Hauptstadt der Provinz
Schantung, errichtet. Sie haben des
weiteren die, die Provinz Schantung von
Rorden nach Süden durchquerende Bahn
entwickelt und ss Tsingtau' mit jtm
TUnon-Linie verbunden, welche thun
nördlichen Endpunkt in dcr Stodt Ticn
isrn (von wo auS sie wieder eine Ver
bindung mit der Bahn vo Peking on
klnipftsn) bat, hinunter bis Pukow am
ZMgtse-Flllß, gegenüber Nanking. Auf
dem Aangtse.ho führen di deutsche
Boot von der Stavt Schanghai bis zu.
dem großen Lerkehrsnüttelpunkt von
Hankow. Teutschland streckte seine Füh
ler allmählich über ganz Ch'na aus.
Räch und nach wurden di Teutschen die
Herren der Provinz Schantung mit ihren
30 Millionen Einwohnern und ihren
reiche Schatze. und weite Mglich
keiten. Konzession ach Ltonzession fiel
i di deutschen Hände. Ter Hasen von
Tsingtau gewann ine immer größere
Bideutunz. Aus einem unbedeutendenZu
sluchtsort für Tsckunken vor dem Sturm
So erkennt auch dcr Feind die unge
heure Leistungen, welche Deutschland
in Kiautschou und in der Provinz
Schantung vollbracht hat. an. Ohn die
deutsche Arbeit gäbe es heut überhaupt
keine Tchantung-Btsitzfrage, wären die
Virdlndungen zwischen Peking und Ran
king nicht herae stellt. Die dentsch Tuch
tigkiit ist bi Wünschelrute gewesen,
welche Schätze gehoben, und der Bau
niiislek, welcher Stalte und Bahnen k
richtet hat. In Kicutfchou wtrden, wem
immer die deutsch, Hintnlassenschast z
fallen mözs. di gleiche Methoden I
d:r Torchsiihrung all Unternehmungen
zur Anwendung kommen muffen.
0 m
Ter Streit um die Schantung.B.'sid'
sraeik. welche zu lösen die Pariser Jrie
d:nsionferenz nicht imstande sewescn ist.
trägt die Keime' neuer Konflikte in sich.
Nöch haüdelt ti sich bei diesem Streit
iu erster Linie m segensählicki: An,
srrüche der bkid'N großen osiaia!ilch'N
Machte selbst. Tie Gefahr, einet neuen
A:!!ksnZ!ikZS, welche sich am Schantung
BoljchewijZen-Kunjl.
' i , '
Die Dcnkmälcr in loskau. Von Gr. Zarchs.
Die Bolschcwisien sagen: .T,esf
Denkmal ist einem Monarchen gestellt
worden. Monarch! ist tivaß Häß
liches. Folglich ,ist das Denkmal häß
lich. Denn es kommt hauptsächlich aus
'die Idee an.' -
Wie diese Idee dann aus und durch
geführt wird, bleibt Nebensache.. Und
jedes künstlerisch Wert wird, wenn S
den politischen Ideen der Machthaber
nicht entspricht, einfach als .abscheulich
erklärt und vom Sockel hcruntergehost.
So verschwand das Denkmal Alcan
ders JH., des Generals Skobelcff nd
viele, viele andere. Daß gab den MoS
kauern wieder Stoff für Bewunderun
ge, Ausrufe und zum Lachen.
.Wird denn die Stadt jetzt kahl blcl
bcnZ' fräste ich einen Bekannten.
.Ach wo. die Kommunisten sind ja
Kunstfreunde! Sie werden uns andere
Denkmäler geben.
Und wirklich, die Bolschcwisien fingen
bald an, neue zu ersinnen. Vor allen
Dingen sollte ein Museum dr.r Ab
scheulichkeiten' errichtet werden, wo all
die von monarchistischen oder von all
russischen Idealen erfüllte Denkmäler
versammelt werden sollten. ' Tann be
riet man eine Sitzung nach der andern
in. und da! Erezebniß war eine, lange
Liste mit den Namen großer Männer',
denen Denkmäler gestellt werden sollten.
Das gab wieder einen Sturm der
Gjsühl. - Mancher wollte sich .iot
lachen'.
.Nein, hören Sie. daZ ist. köstlich!
Karl März. Heinrich Heine und Stjenka
Rasin ... dcr Gelehrte, der Dichter und
der Bandit! Alle gleich groß! Na. wenn
die beiden Deutschen sich nicht im Grabe
umdrehen!'
Und die Liste, die die Bolschcw'stcN
aufstellten, war wirklich zum Wälzen.
Man schloß' Krakchler, Gelehrte, Dichter
und Räuber zusammen und wollte ihnen
Denkmäler fetzen, weil sie ihre 'Regie
rungen bekämpft hatten. DaZ war
selbstverständlich .schien', und diese
Schönheit sollte verewigt werden.
Tan fing die Arbeit an. Man wollte
schon zum JahreZjilbiläum der Sowjets,
zum November 1018 die vorgeschlagenen
Denkmäler fertig haben. Und als ersieZ
sollte die Büste eines russischen Revolu
tionärs ausgestellt werden.
Man flüsterte sich geheimnisvoll et
was zu. man lächelte verständnisvoll
und schalkhast, und eines TagcZ hieß
es. daß die Büste zur Enthüllung kertig
sei.' Und in der Tat. da. wo die Tmers
Zaja mit der Sadowaja. dem grünen,
blühenden Ring, der in die Mitte Mos
Zouö eingesponnen ist. zusammentrifft,
k,kn, si tut kksjaesktitc Stunde
eine Kompagnie Rotgardisten, eine Mu
sillapellc, diele ASiwtorcn, Redner.
Prcssetiktreter und eine Unmenge Zu
schauer. Und nachdem schwungvoll und
mit gebührendem Temperament wieder
einmal der ttapitaliSmüs enthüllt war.
nnziillte man -endlich die Büst-und
Moskau, das so lange auf ein yestsp'.el
Wartete. . erlebte eine Komödie, . nein,
eine Schwank. - : "
Als die Hülle fiel, sah man eine Büste
pus Gips, die den Kopf g!'Z ach hin
ten . zurückgeworfen zeigte. Jemand
Wa! ist denn daS? Der Kerl spuckt
ja in den Himmel."
Ein anderer siel ein: .Ja, mein
Herr, das ist doch wohl auch die Haupt
sache. Er war doch Revolutionär!'
Und sofort würde daS Wort ge
prägt: Revolution: daß ist Spucken in
den .immel.' .
Tie guten roten Moskauer', die die
russische Revolution kennengelernt haben
und die von diesem .gefräßigen Unge
heier mit den roten 'Augen' ,U wan
delnden Leichen gemacht wurden, lachel
tm. lachten und wiederholten: .Revolu
tion ist Spucken in den Himmel. Da!
ist uns .künstlich' bewiesen . . . Da
war der erste große Erfolg, der sowiet
Gerten Kutzst. Er war ollgemein.
Tann kamen nock andere.
Im Jahre 1913 zur Jubiläumsfeier
des Hauses Romanow, wurde in Mos
kau im Alczandrowsky.Park. der dicht
an die Kremlwand seine grünen Arme
streckt, ein Obelisk gebaut, der die Na
me und Daten der Zaren u! - dem
gierenden Hause trug. Da, Tenk
mal war wirklich nicht schön, und 3
wäre natürlich eine Schmach für die
Sowjets, ' rieseß Unaehcur so zu las
len. Und man 'beschloß, aus derselben
Stelle, wo das JubiläumZdenkmal des
Zaren stand, ein Jubiläumsö'nkmal er
Revolution zu errichten.
Man begann damit, daß man den
Doppeladler von der Spitze deß Obe
liöks herunterriß. Und dann vergingen
Woche und Woche, bis endlich da
Kunstwerk der Verewigung der Rvem
iertage fertig war. Und dann erlebte
Moskau wieder ine Ueb?rrcschung,'
den alß die Tifyt diesmal si.'kn. sah
die erstaunte Menge wieder denselben
Obelisk. Nur die Namen der Zaren
und ihre Tat waren durch and?:
Inschriften ersetzt. Da! woe noch ein
großer Erfolg der Kunst, bie ihre hoben
Beschützer in den Lolksbeaustragiin
dile.
Die Masse laßt sich von dieser
.Kunst' ziehen. Sie reißt alleß woß
nur irgend geht, herunter und versucht
s zu ersetzen. Und treibt damit ein
höchst interessante! und hoch anregende
Spiel.
So würd ,. V. auf Vesehl der Sow
jets von dem durch die Novemberschiche
rei beschädigen Turm auf dem Sucha
rewMarkt (SucharewaLaschuja) der
goldene oder verEo'.del Doppeladler
heruntergeholt. Ti Händler "d Käu
fer blickten alle nach oben, sahen dieser
Horizont all drehendes Unwetter zu,
samm'nzieht, wird indessen dadurch her
ausgeführt, daß der Schantun?'Stret
eingeschlossen ist in daß große Weltpro
llem g?r Abrechnung zwischen dem Ok
zident und dem Orient. . .
Tertsch'aüd soll heraus a'.:s ,ftia,:t
schou. 3cirtc '.'öerke, nxlche die deutsche
Hinterlassenschaft darstellen, bleibcn.
i
,
Eiittrönung ,u und amüsierten sich ös
vergingen dann ein vaar Tage, und als
daß Lebe und Treiben auf oiesem be
lcbtcsten Marktplatz Moekauß eines
Morgens wbti begann, blick! e-n
mchrtauscndköpfige Meng wieder zur ,
Spitze deß Turme! empor. Und dort
glänzte wieder in seiner oltcu Pracht
und goldenen Schönheit daß alte öm
blcm deß Heilige Rußland, der st
krönt Doppeladler. Tann kam gegen.
Mittag ein Trupp Roter Garden, ,der
Turm wurde umzingelt und der keuch
tende Vogel wieder heruntergeholt. Aber
schon nach zwei Tagen erlebte MoLkau
wieder dasselbe Schauspiel: de: Adle:
war wieder auf dcr Spitze des Tnrmd.
Anschctncnd war ein Tollkühner nachts
auf dcn Turm geklettert und hatte unter
Lebcnrgefahr daß alte Symbol des Za
renreicheS wieder angebracht. Und dic
fer jemand, der unbekannt blieb, bat mit
seiner Tat, die ein verzweifelter Bratest
lein sollte, dem Bolschewismus mehr
Feinde verschafft als manche Rede eines
Sozialrevolutionärs oder eine! Wen
schemisten vor der Novembcrreoolution.
Denn hier hatte das .Publi' ,.n' einen
.Helden der Maske' und dazu noch su ,
einen, der in feinen Leistungen weit
höher all der kühnste Zirkusakrobst oder
der beliebteste ttinodarstellcr war. Und,
Moskau war für einige Tage fast rnc
narchisch gestimmt, und junge Mädchen
schwärmten von einem Leutnant (ein
Leutnant mußte es doch wohl gewesen
sein!), der i .bet Nacht in da brecht'
Kommissariat' hereinschlcicht, den 'zent
erschweren Ad',, stiehlt und mit dieser
Last durch die Stadt auf den Markt
geht und dann auf den Turm steigt, da
mit über dem .weißsteinernen Mütltt
chen' Moskau wieder der starke Doppel
adler seine Flügel brütet.
Als der Adler zum drittenmal my
stcriös wieder erschien, und als die Le
wunderung und die Begeisterung in eine
Art Glauben überzugchen anfing (im
cinrn Glauben, daß nur Goit allein der
starken Bewachung ungeachtet, die Tat
vollbrachte und daß er deshalb für die
Monarchie und gegcn-den Bolschewismus
sei usw. usw.), da wurde ein? Kom
pagnie Rotgardisten gelwlt, und Mos
kau sah. wie hoch oben in der Sonne
ein Beil aufblitzte und wie zuerst die
Krallen mit dem Szepter und mit dem
Reichsapscl und dann die ausae'vrcUcten
Flügel und schlichlich auch die gekrön
ten Köpfe des AdlerS fielen und wie
nur ein häßlicher Rumpf, wie an den
Pranger gebunden, hoch obeik von dem
Turm heruntkigrinsie. . . .
Dcr,.Gcrmän Schcutzcnbund"
Eine Entdeckung des Publie Lcdger"
" . in Philadelphia.
Cr ist tot und hat tatsächlich nie
,mal, erlebt. ,: ; ? ?
Tas ist Unsinn? Recht hüben
Sie. eZ ist Unsinn; aber es gibt keinen
Unsinn, der unsinnig genug wäre, baß
ihn ei anglo-ameiikanisches Blatt nicht
seinen Lesern auftischte.
Und so hat der Washingtoner Kor
respondent des Philadelphia Public
Ledger' feinen Lesern die erschütternde
Mitteilung gemacht, daß der German
Echcutzenbund' durch ben Friedensver
trag zum Tode verurteilt sei. Ter Kor
respondent schreibt: . ,
Es giebt, eine Bestimmung des Frie
dcns'Vertrages, welche nicht allgemein
beachtet und vielleicht hierzulande nicht
voll verstand'! wurde. Aber sie ist von
größter Vcseutung für britische und
französische Armce-Offizicre, welche den
Deutschen und feine Art twaß verstehen.
Der Antrag räumt mit den bösartigen ,
deutschen Schieß-KlubS ben .Scheu
t.cnbunds' auf. -Wir haben selbst in
waren nicht lediglich Vergnitgungß.A
fairen, wie so viele Personen glaubte
sondern waren ein wesentlickzer Bestgn
teil des beutschen Militär-Etablisswen
ine dcr ungewöhnlichen Lorbere
tungs-Maßrezeln für bie versuch
Aeltnoberung, welche 1914 begsr, m
für bie Teutschen so klägliches Ende i
Spiegelsaal zu Versailles nahm. D
Mitglieber ber deutschen SchießKlub
wurden mit Armeegemehren auZgebilde
Sie wurden Scharfscheutze.'.
Herr Small führt dann fort, feine!
Leser auszumalen, waß fü, gefcihrlia
Kerl bie .Scheutzen waren und wie s
während des Kriezeß i)ie britischen ,'Un
französische Offiziere fortschoffen. b
b beiden Verbündeten , besgndecZ
Schttßschulen gebildet hatten, den
.Zöglinge so vortrefflich ausgebildet
waren, dag su die ..Scheutzen' sämtlii
cuß dem Wege räumten. Herr Sma
vergißt zu erwähnen, deß untcr des
.Sniperß' der deutsche Armee : si:
keine amerikanischen .Scheutzen' bcfan
den und baß sie nicht mit einem Mit?
targewehr ausgebildet waren, s?nder,
ine MordSstokz hatten, wenn sie 6fi:r
Scheibenschießen überhaupt trzfen. S,h'
viel vo ihnen pflegte ncbcnk:i v
, lchi'hen.
Jnfolg der durch di .Scheutzm' er
NItknen Lerlusie haben die Alliikrtekt ki'
Bestimmung in den Fritd:n!vektra,'
aufgenommen, daß in Ttvlschland o"k
.TcheutzenbundS' zmi Monate nach er
fofgtem Friedensschluß zu ezistien,.
oushöre müssen. Ob die Sestimir.ui'ci
auch sür Schlitzmvereine gilt, welche si.s
eii5 amerikanische Bürgern te!!!ch:t
Abstammung zusammensetze, hst
Korrespondent nicht mitgeteilt.
unserem Lands diese .Scheutzenbun j z
und .Schcutzen'Parks' gehabt, . 'mf1 J
meint natürlich nicht .Schnitzen', s?.
bern .Schützen'. Anm. d. Red.) St? I i
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