Tägliche Omaha Tribüne ie Z-npaner Tokio Japans Bcrtragspolitik China gegenüber. Tie mongolische Vor. macht in Ostasicn. Tsingtau als BasiS der militärischen, wirt schaftlichc und politischen Kontrolle Chinas. Tie Cinkrcisung Pekings von Norden und üdrn. Ter angebliche Vertrag mit Tentschland. Pas Ringen um Ostasien wird den zweiten Akt des groben weltgcschichtliä)cu Dramas, dessen krstcr soeben zum Ab schluß gekommen ist, bilden. Im Mittelpunkt dieses Ringens wird' Japan stehen. Ein genauer Kenner des Fernen Ostens und scharfer Beobachter der dortigen Ereignisse hat Japan den .Anael und Hebelpunkt zur Erkenntnis " der Schwcbelage der ostasiatischen Ver hälwisse und der sie bestimmenden An siehungs. und Absilltzungs-Krafte' ge nannt. Durch die Verbindung Eng lands mit der mongolischen Vormacht ward Tokio, sagt Freiherr von Mackay. gleichsam zur Spule, auf der alle Fäden des Webstuhls mongolischer Bormacht auflaufen und von der sie sich wieder, verteilt nach den einzelnen Spindeln, abwickeln. Es ist wiederum nicht das Bündnis Verhältnis mit England allein, welches Japan den Platz in der Mitte der Welt, dühne während deS zweiten Akts des weltgeschichtlichen Dramas anweist. Es ist das Verhältnis Japans zu China, wie es sich bis an den heutigen Tag ge schichtlich entwickelt hat und welches sich zur Vormachtstellung Japans in Ost asien ausgestaltet, vxlckcs Japan zum Angel, und Mittelpunkt macht. ' Die klugen Staatsmänner, Dai Nippons hoben für den bisherigen EntwicklungZ. gang Japans in die Stellung der rnon. polischen Vormacht hinein eine Reihe von Verträge als Stationen errichtet, ge wissermafzen Relaisstationen, an welchen ver Lorspann oftmals gewechselt wor ' den ist, die Richtung indessei, stets die gleiche geblieben ist. Die neueste Station, auf welcher ein solcher LorspanN'Wcchsel vorgenommen worden ist, hat sich Japan in der Be. stimmung des Friedensvertrages von Versailles errichtet, welche die bisher deutsche Pachtung Sckantunz i China mit Kiautschou und Tsingtau mit allen Rechten auf das Hinterland an Japan überträgt. Die Betrachtungen der Schantung Frage, welche bereits hinüberleitet zu bea "Ereianissen und Wandlungen einer rieuen Geschichtsperiode, müsse folgende Punkte umfassen. 1. Die Weriragspositik Japan China gegenüber. 2. Die Bedeutung des Schantung. Besitzes für Japan in Verbindung mit seiner gesamten, auf die Erweiterung der Vormachtstellung in Ostasien ge richteten Politik. 3. Die deutsche Erbschaft. ' Was die Vcrtragspolitik Japans. so weit sie sich auf den Schantung-Fall be. zieht, anbetrifft, so sind folgende Ab machunge in erster Linie in Erwägung zu ziehen: h Die Besprechungen (convr eations), Verhandlungen und Ab machungen zwischen Japan und China 1913. 2. Die Geheimvertiäge Japans mit England und Frankreich 1917. I. Ter japanisch-chinesische Ver trag von 1918. 4. Der angebliche Vertrag zwischen Japan und Teutschland 1918. Diese Gruppe von Verträgen, welch bereits Geschichte gemacht haben, ist peripheriert von einer Reihe von Noten und Auseinandersetzungen, welche an sich von geringerer Bedeutung sind, aber olle die gleiche Richtung eingeschlagen haben, welche mit der Ue Verweisung der Schon iung-Halbinsel an Japan durch den Versailler Friedensvertrag zum von Ja, von angestrebten Ziel geführt haben. Anfang des Jahres 1916 überreichte Japan an China, mch der Errichtung der chinesischen Volksrepublik, 21 Förde rangen, durch deren Erfüllung sich China vollständig unter den Einfluß und die Kontrolle Japans gestellt habe würde. Die fünfte Gruppe dieser For derungen bezog sich auf die Ernennung japanischer militärischer und politischer . Beiräte für China und die Ueber wachung chinesischer Ankäufe von Kriegs Material.' Die Japaner verlangten des weiteren: die vollständige Uebertragung der deutschen Kiautschou-Pachtung und der deutschen Interesse auf der Halb insel Schantung an Japan und die Zu stimmung zum Bau einer japanischen Eisenbahn, um eine Verbindung zwi schen Kiautschou mit Chefu und Lung. Iow herzustellen? die Oeffnunz gewisser, später festzustellender Vertragsbäfen in China; die Ausdehnung der Pachtung Port Arthurs auf 9? Jahre; das Recht der Japaner, in der südlichen Mandschu xei und in der östlichen Mongolei Land zu pachten oder eigentümlich zu erwer den und Tzrzwer!gere.ch!same zu über nehmen. Diese Forderung?n . wu:den am 18. Januar 1915 in P kling präsentiert. Sie f-.iefzen in ihrer Gesamtheit, und beson dcrS die fünfte Gruppe, auf den Wider f.and der intrnf si.'tie 'fremden Mächte Am 1L Mai richtete die Regierung in ??ashington an die Regierungen in P? !ina und Tokio folgende identische Mit teilung: An?ksich!5 der Art der Dcrhandlun $tn, welche' stattgesunde heben und zur Z:it zwischen der Regierung .Chinas vrA der Regierung Japans gkpsleg'n werden, und der Abkommen, soweit sie rAi Resultat jener getroffen sind.'hat die Sicherung der Vereinigkn Staaten die tjJäJZZlSZzA 2i i. Fnautschon pans) davon in Kenntnis zu setzen, daß sie nicht im Stande ist, irgendein Ab kommen oder ein Vorgehen, auf welches sie sich geeinigt haben sollten, anzuerken nen, wodurch die Vertragsrechte der Ver einigten Staaten und seiner Bürger in China, die politische oder gebictliche In tcgriiät der Republik Chinas oder die internationale Politik betreffs Chinas, welche allgemein als die der Offenen Tür' bekannt ist, verletzt werden.' Japan sah sich gezwungen, eine ganze Reihe seiner Forderungen fallen zu las sen. Am 25. Mai 1913 unterzeichnete China, unter dem Zwange einer Kriegs androhung, einen Vertrag mit Japan. In diesem gab die Regierung von Pe king ihre Zustimmung zu allen etwaigen Abmachungen zwischen Japan und Deutschland betreffs Schantung. Der Vertrag verlängerte zudem die Geltung des Pachtvertrags betreffs der südman dschurischen Eisenbahn, welcher nach der ersten Abmachung bis zum Jahre 1922 laufen sollte, bis auf 99 Jahre, räumte den Japanern Ansicdlungsrechte in der gesamten Slldmandschurci ein und dehnte diese Rechte auch auf die Oest liehe, d. h. Innere, Mongolei aus. . Betreffs Schantungs stellte eine Rote des japanischen Gesandten Eki Hicki in Peking an das chinesische Auswärtige Amt vom 25. Mai 1915 folgendes fest: .Sobald nach der Beendigung des augenblicklichen Krieges das Pachtgcbiet der Kiautschou-Bucht vollständig zur freien Verfügung Japans gestellt sein wird, wird die japanische Regierung be sagtes Pachtgebiet an China unter fol gende Bedingungen restituieren: .1. Die gesamte Kiautschou-Bucht wird als ein Handelshafen geöffnet. 2. Eine unter der ausschließlichen Jurisdiktion Japans stehende Kommis sion wird an einem von der japanischen Regierung zu bestimmenden Platz errich tet weiden. 3. Sollten die fremden Mächte fol ches wünschen, kann eine internationale, Konzession errichtet werden." Von den Geheimverirägcn, welche Ja pan im Jahre 1917 mit England, Frankreich, Rußland und Italien oige chlossen hat, ist bisher nur die Korn pondenz. welche zwischen diesen Ver Äiedenell Mächten geführt worden ist. bekannt geworden, und dies in der Form einer Pariser Depesche der kiesigen .Times", vom 21. April dieses Jahres, auf welche Information sich die betref senden Erörterungen im Bundessenat zu. Washington gründen. Diese Korrespon denz umfaßt folgende Schreiben: L Japan und England. Schreiben des britischen Botschafters in Tokio an den japanischen Ausladminisler Mo tono. britische Botschaft Tokio. 16. Februar 1917. , .Meine liebe Exzellenz: Unter Bezug nähme auf den Gegenstand unserer llr. terredung vom 27. letzten Monts. in welcher Ew. Exzellenz mich von dem Wunsch der Kaiserlichen Regierung in Kenntnis setzte, die Zusicherung zu erhal ten, daß auf einer Friedenskonserenz die Regierung der Britannische.. Majestät die Ansprüche Japans betreffs der Ver fügung über die Rechte Deutschlands in Schantung und betreffs dr. Besitzungen auf den Inseln nördlich des Aequators unterstützen werde, habe ich die Ehre, Ihnen, unter Instruktionen Sr. Briii schen Majestät Staatssekretärs des Aeufzern, folgend Botschaft der Regie ivng Sr. Britischen Majestät zu über Mitteln: .Die Regierung Sr. Britischen Maje siät stimmt mit Vergnügen dem Er suche der japanischen Regierung be trefft der Zusicherung. daß sie die japa. nischea Ansprüche betreffs der Verfü gung über die deutschen Rechte in Schan tung und der Besitzungen auf den In seln nördlich des Aequators gelegentlich der Friedenskonferenz unterstützen werde, zu; es ist verstanden, daß die japanische Regierung bei einer eventuellen Frie densreaelung in gleichem Geist die briti scheu Ansprüche auf, die deutschen Inseln südlich des Aequators unterstützen werde. Conygham Ereene, Sr. Britischen Majestät Botschafter." Darauf antwortete der japanische Auslandminisier Moteno unter dem Da tum des 2L Februar 1917: Tie japanische Regierung würdigt auss Höchste den Geist der Freundschaft, in welchem Ihre Regierung Versicherun gen gegeben hat, und schützt sich glücklich, darin einen neun Beweis der eng'n Bande, welche die beiden alliierten Mächte umschlingen, zu erblicken. ,Jch freue mich, feststellen zu können, daß 5! japanische Regierung ihrerseits durch ans darauf vorbereitet ist, in gleichem Geiste die Ansprüche zu unterstützen, welche auf der Friedenskonferenz bon der Regierung Sr. Britischen Majestät betreffs der teutschen Besitzungen auf den Inseln sürlich des Aequators vor gebracht werden mögen." 2. Japan und Frankreich und Ruß land. Am 19. Februar 1917 richtete der japanische Auslandminister an den französischen und an den russischen Ast. sckaiter in - Tokio folgende ide mische Note: .Tie Kaiserlich japanische f.Mm ist bisher formell rech r.ilt in Bespre chungen mit d'n Entte-Mächten über die Zcuderibetingur.aen. welch: ich SäsiWiiä jiatafcciaa Wilifca. in Scbanturicu - Peking. eingetreten, denn sie ist geleitet dön dem Gedanken, daß solche Fragen in Ueber einstimmung zwischen Japan und den genannten Mächten in dem Augenblick des Beginn? dr Friedenöverhandlungen entschieden werden sollten. Angesichts der kürzlichen Entwicklung der allgemei nen Lage und angesichts der besonderen, die Friedensbedingungen betreffenden Arrangements, so betreffs der Bcflim mung über den Bosporus, Konstantino pel und die Dardanellen, die bereits von den interessierten Mächten besprochen werden, hält die Kaiserliche japanische Regierung indessen den Augenblick auch sür sie für gekommen, ihre Wünsche be trefft gewisser, für Japan wesentlicher Friedensbedingungen auszusprechen und diese der französischen (russischen) Re gierung zu unterbreiten. .Die französische (russische) Regierung ist vollaus von allen Bemühungen der japanischen Regierung informiert, um ihre Aufgabe in diesem Kriege zu er füllen, sowie der besonderen, den Frie den des Orientalischen Asien und die Sicherheit des japanischen Reichs für die Zukunft zu gewährleisten, wofür es un umgamlich notwendig ist, Deutschland dessen Basen politischer, militärischer und wirtschaftlicher Tätigkeit im Fernen Osten zu nehmen. .Unter diesen Umständen schlägt die Kaiserlich? -.ipanische Regierung vor, von Tei'tsSlauv zur Zeit der Friedensoer Handlungen die Uebcrgabe der territo rialcn und besonderen Interessen, welche Teutschand vor dem Kriege in Schan tunz besessen Hat. und die der nördlich vom Aequotor im Pazifischen Ozean ge, legenen Inseln zu verlangen. .Die Kaiserliche japanische Regierung hofft zuversichtlich, daß die französische srussische)Regierung, die Legitimität die ser Forderungen anerkennend die Zu sichcrung geben wird, daß Japan, nach dem fein Fall als gerecht erwiesen, auf ihre volle Unterstützung in dieser Frage zahlen ka&n." Diese Note beantwortete der japanische Botschafter zwölf Tage später mit fol gcndem Schreiben: .Die Regierung der französischen Re publik ist geneigt, der japanischen Regie rung ihre Zustimmung in Bezug auf die Regulierung der Zeit für die Diskussion der für Japan wesentlichen Fragen der Friedkn-oeihandlungen betrefft Schan tungs und der deutschen Inseln im Pa eiste nördlich des Aequators ouszudrük kcn. Sie stimmt des weiteren den Forderungen der Kaiserlich japanischen Regierung nach der Uebergabt der Rechte, welche Deutschland vor dem Kriege in dieser chinesischen Provinz und auf diesen Inseln besessen, zu. .Herr Briand (damals französischer Premier), verlangt auf der anderen Seite, daß Japan seine Beihilfe dazu gibt, von China den Abbruch seiner diplomatischen Beziehungen mit Deutsch land zu erlangen, sowie dasür, daß es lChina) diesem Akt die wünsckztnsmerie Bedeutung verleit)?. Die Folgen dadon sollten in China folgende sein: .Erstens, die Verabfolgung der Pässe an die deutschen diplomatischen Bertre ter und die Konsuln. .Zweitens, der Zwang für alle unter deutscher Jurisdiktion stehenden Per sonen, chinesisches Gebiet zu verlassen. Drittens, die Jntcrnierung deutscher Schiffe in chinesischen Häsen und die schließlich? Einziehung dieser Schiffe, um sie, dem Beispiel Italiens und Por tugals folgend, den Alliierten zur Aer fügung zu stellen. Roch der Jnforma tion der französischen Regierung befin den sich 15 deutsche Schiffe von zu sammcn gegen 40,000 Tonnen in chine fischen Häsen. .Viertens, die Einziehung deutscher, in China errichtcter Handelshäuser; Aufhebung der Rechte Deutschlands in den Konzessionen (Niederlassungen), welche es in gewissen Teilen Chinas be sitzt." Der japanische Auslandminifter Molono versprach in seinem Beantwor tungsschreiben, der Forderung Briands, China zum Abbruch der diplomatischen Beziehungen mit Deutschland zu veran. lassen, nachzukommen, was zu erreichen, wie er hinzufügt, er von Anbeginn an er'trebt habe. In einem kurzen Schreiben vom 20. Februar 1917 an den japanischen Aus lanvministkr Motono sicherte auch der russische Botschaft in Peking der ja panischen Regierung die Unterstützung der Ansprüche jener durch die russische Rcaierung auf der Friedenskonferenz zu. Die betreffenden Verhandlungen mit Italien würzen in Rom geführt. Der dortige japanische Botschafter erhielt vom italienischen Auslandminister die Zu sicheriing. daß Italien den Ansprüchen Japans auf der Friedenskonferenz nicht opponieren werde. I Äm 7. Mai 1917 erfolgte dik Kriegs erklärunz Chinas an Deutschland, wo durch, der Gegenforderung Frankreichs ertsör?chcnd, die in . chinesischen Hasen bcfindlichen deutschen Schiffe sür .die Benutzung Frankreichs frei wurden. Der Kriegserklärung folgten schwere Un ruhen in den südlich.n Provinzen Chi nas. worauf die amerikanische Rzie r:,nq. im Juni l7.,e!ne Rote nach Peking sandte, ia welcher nuf die Not Wertigkeit, alle innerxolitischen Frind feligkeiten während der Tauer des Krie ges einzustellen, hingewiesen wurde. Da die Ver. Staaten diesen Schritt für sich allein, ohne vorher Japan und die an deren Alliierten' konsultiert zu haben, unternommen hatten, wurde man in Tokio r.m'i'i; die nationalistischen Ele mtr.it auch inr Regierung des Mi k-.do, welche auf den Tlo.'.an .Asien für die eingeschoren war, ht.cn Ztti'rten -gen diese Einmischung einer andren Mackü in die Laz::.'zkh'itta lei 2safJiJDM.JJLi3 .llili Stfitt mung zu verwischen, einigten sich samt licht Alliierten und Assoziierten Mächte auf eine gemeinsame Rote an China, welche am 29. Oktober 1917 dem Aus wältigen Amt In Peking überreicht wurde. In dieser. 12 verschiedene Punkte umfassenden Rote, wurde die chinesische Regierung dafür gerüffelt, daß China als verbündete und kriegs führende Macht die ans solchem Status sich gebenden Verpflichtungen nicht er fülle. Da! stellte eine neue Einschüchterung Chinas dar. und diesen hilflosen Zu stand nutzte die Kaiserlich japanische Re gierung aus, um mit Peking neue Ver Handlungen zwecks Ergänzung des No tenweckscls und des Vertrags vom Mai 1915 über die Verteilung der deutschen Rechte in der Provinz Schantung zu eröffnen. Inzwischen war auch das Projekt einer Expedition nach Sibirien aufgetaucht und wurde die Frage der Teilnahme auch Chinas an solcher Ex pedition ventiliert. Schon am 24. Avril 1918 war die .Shanghai Gazette', deren Leitung Eugene Chan, ein anglisierter Chinese, der frühere Schriftleiter der .Peking Gazette", übernommen hatte, mit der Erklärung herausgekommen, daß die chi nesische Regierung neuen Forderungen Japans nachgegeben hätte und daß da durch China tatsächlich der 5!ontrolle Japans unterstellt würde. Tie Zeitung behauptete, sie sei von hohen Beamten in Peking dahin informiert worden, daß die neuen Forderungen Japans noch um vieles weitergehend wären, als dit in der Gruppe fünf der bekannten 21 Forderungen Japans im Jahre 1915. Trotz der vorsichtigen Heimlichkeit, in welcher die betreffenden Verhandlungen zirifchen Tokio und Peking geführt wa ren' berichtete die .Shanghai Gazette", sie sei doch imstande, den Inhalt des betreffenden Abkommens als im wesent liefen folgend anzugeben: Eine nach Sibirien zu entsendende chinesische Streitmacht soll von einem Japaner angeführt worden. Tie chinesische Polizei sollte von japa Nischen Offizieren organisiert werden. Japan soll sämtliche Arsenale und Werften Chinas kontrollieren. Japan soll daS Recht habcn, in allen Teilen CbinaS Bergwerke zu betreiben. Besondere' Privilegien sollen Japan in der Aeußeren und Inneren Mongolei und in der ganzen Mandschurei gewährt werden. Die japanische Voischajt in Washing ton erlieg am 28. April eine örklärung. in welcher die Behauptung, daß J.!pon neue Forderungen an China, welche des sen Souveränität einsch?än!!cn, gestellt hatte, als absolut unbegriiudct chara'te risicrte. Die tatsächlich statige!,,b!sn Vcrknd. lungen und ein weiterer oicnauöiausch zwischen Tokio und Peking führten dann zu dem Vertrage vom epteuibec 1918. An diesem Tage unterzeichneten Baron Goso. der damalige japanische Minister des Aeußern. und Tsung Hfiang Tschang. der chinesische Gesandte in Tokio, drei Bündel von Abmachun gen. Ein Bündel bestimmte die Eisenbah nen in der Mandschurei, der Mongolei und nordchinesischen Provinz Pctschili, die mit japanischem 5tapital finanziert werden sollen. Das zweite Bündel nennt die von japanischen Kapitalisten zu finanzieren den Eisenbahnlinien in Scheinkung, durch welche das von den Teutschen errichtete dortige Babnnctz weiter gedehnt und eine Verbindung mit den Slammbahnen Nordchinas herbeigeführt werde soll. Das dritte Bündel setzt die C!ipula tionen fest, unter welchen Jipan sich an der Verwaltung der Schantung-Prodinz beteiligen soll. Tie zu erbauenden Eiseubahi'en in der Mandschurei begreifen ein: 18ö Meilen Geleise von Kaisern in nordöstlicher Richtung von Heilung uno Kioin, WO Meilen von Mulden in nordwestlicher Richtung nach Taunan, Äongulei, und eine dritte Linie von Taunan, jüdwest lich von Jebol in der Provinz Tschili, mit Seitengeleisen zum Meer nach ei?um och zu bestimmenden Endpunk:. Dieser Vertrag hzn 21 September 1918 bedeutet eine Ergänzung des träges vom 25. Mai 1215, und zwar nach zwei Seiten. it bekräftigte, er slcns, die Verpachtung der chinesischen Regierung, all: zwischen Japan nd Deutschland zu treffenden Abtotumen betrefft der Verfügung über die bis herigen deutschen Rechte und Jrteressen in der Provinz Schantung anzuerteg nen. erweiterte, zweitens, die Recht? Ja pans in RdÄna tMongolei. Mand schurei und Provinz Pctschili) unv strebte, drittens, eine Verbindung zwi fchea den japanischen Äiachtsxlären in Schantung und in Rordchma durch den Ausbau und der Verknüpfung der Lahn netze in beiden Sphären an. Tie Veliachtuug der Ziele Japans wird ergeben, daß die qesamte Vertrags Politik Tokios sich auf die angeführten drei Punlte ton.rtriert. Japan will die Stellung der Vormacht in Ostasicn dank der Errichtung feiner Hegemonie über China erreichen. Japan sucht solche Hegemonie durch die llmklanim'rnng Chinas vom Süd'n iSchantungi und vom Norden (Mandschurei) aul zu cr richten. Darum sind in allen Verträgen die Ansprüche auf Schantung und die Reckt: in der Mandschurei vericxpelt. ' Al? Schlußstein des, soweit van der Vertra-iSpolitit Japans aufgeführten Gebäudes, n iirb das. neuerlich auch in den Debatten des Lundessenats zur Sprache gekommene Abkommen zwi schen Japan Und Teutschland betrefsZ Rußland! Wikderaufrichtlinq und die Neuregulierung der Besitzve:hältni!se in Schantung galten niu'ien. X'uht an sr bliche Abkommen soll Teutschland in Schaneuuq einen gewiffen Statüs tt,!ti vieren. Seitdem die inneren Möskich sehen solchen Ackcrnrneni cn dier Stelle b'sprzchn worden sivd. ho.t M, :ai gk!!imniso:llk ZnnUl. in welckt tl kkMj ms, ftiria LM?Ä..ALö -. den neuesten Mitteilungen soll eint Ab schrist diese angeblichen Vertrages in den bolschewistischen Archiven in Perm, nach der Einnahme dieses Platzes durch die antibelschewkslifchen Streitkräfte am 2. Februar d. I. aufgefunden, das Ori ginal des Vertrages aber bereits im No veinkr 1913 in dem bolschewistischen Organ .Jzvestia" veröffentlicht worden sein. Die .Konversationen' zwischen To lio und Berlin sollen Mitte Oktober 1918 begonnen haben und daS Abkom uien selbst, welches Deutschland eine ge wisse Partners.baft an den japanischen Rechten in Schantung gewähren soll, dann in Berlin zustande gekommen sein. Wie gesagt, ist dieser angebliche Ver trag, zur Zeit wenigstens, da diese Be trachtungen niedergeschrieben werden, noch vollständig in Dunkel gehüllt; in Washington hält man das betreffende Dokument, sollte es wirklich existieren, für nicht echt. Aber man sollte sich daran erinnern, daß die Möglichkeit einer Korn binaiion Japan-Rußland-Deutschland in einem Teil der japanischen Presse immer wieder auftaucht. So schrieb, bevor noch die Entscheidung auf den Schlachtfeldern des westlichen Europa gefallen war. die Zeitung .Tai Nippon": .Die Möglichkeiten neuer Weltmächte Gruppierungen sind in den Bereich der Erörterungen zu ziehen. Dabei ist mit Deutschland wie mit England als Mög lichkciten zu rechnen." Das Blatt fügte wiederum hinzu: .Die für Japan den Möglichkeiten einer neuen Mächte-Grup pier'ung gegenüber entscheidende Frage besteht darin, wer aus dem Weltkrieg als Sieger b.ervorgebt. Dem Sieger wird Japan als Bundesgenossen in den Schoß fallen." ' . Die gesamte Politik Japans ist einge stellt auf die Erreichung der Bormachis stellung in Ostasien. Der europäische Krieg an sich ist den Staatsmännern in Tokio und auch denen in Peking eine Nebensächlichkeit gewesen. Darum auch hatte sich Japan geweigert, der Auffor derung der Entente, noch Europa Trup pen zu entsenden. Folge zu leisten; die paar japanischen Kanoniere, welche nach Rußland gegangen waren, zählten nicht mit, für die Munitions-Licferungen hat sich Japan ja von Rußland in dem Ab kommen über die Mandschurei und die Mongolei hinreichend bezahlt gemacht, und das schnell zum Abschluß gekommene Jntcrmeno des Sibirienzuaes war be reits vollständig aus dem Rahmen des europäischen Ziriegcs hcrJusacfalleu. Der Uebcrtritt Japans auf die Seite der Entcnie gleich nach dem Auebruch dez5i:icgcs hatte sich durch.ius nicht etwa unt:r dem Zwange ver Veriräge mit England völligen, die japanische Ver tragspolitik M sich im Verlauf des Krieges von der Richtung auf ein Ab rücken von England entwickelt. Tie oben erwähnte Zeitung .Tai Rippon" hat 'England offen mit einer Kündigung der Freundschaft gedroht, fauö es nicht in eine ganz gründliche Aenderung des Bündnisvertrages willige. Japan dürfe sich, fo schrieb das Blatt, mit dem. was es während des Krieges erreicht habe, nicht zufrieden geben. Unter Erwägung der SiebenmeilenStiefel. welche die Weltgeschichte sich für ihre Entwick lung angezogen habe, bedeuten die Ein nähme von Tsingtau und die Besetzung einiger Korallen-Jnseku in der Sudsce für Japan verhältniZuiäsiig wenig. Ja pan dürfe die goldenen (iielezenheitcn. welch? die Ausdehnung des europäischen Krieges darbiete, nicht versäume. Tas Blatt stellte folaende Forderungen auf: 1. Japan muß der Tiktator bei der Lö sunz aller Fragen des Fernen Ostens sein. 2. Japan muß eine ehrenhaft? Etcl lurg, unabhängig von Großbritannien, erring,' und ans diese Weise seine in ternationalen Interessen und Rechte wahren. 3. Alle Fragen, welck) dem Interesse Japans im Fernen Osten widersprechen, müssen vom Erdboden verschwinden In diesen drei Forderungen präsen, tiert sich tatsächlich die Quintessenz der gesamten japanischen Mach! und Inte resscnxolitik. Mit dem Besitz Schantungs hat sich Japan die Basis geschäfsen. von welcher aus es Peking erdrücken kann. Durch sein Paktieren mit Rußland hat es die chinesischen RandlLnder südlich der Mandschurei und der Inneren Man und diese Einfluß Sphäre durch den Vertrag mit China vom 24. September 1918 gefestigt und erweitert. Durch dicsen Vertrag hat Japan die notwen dige Verbindung zwischen der nördlichen nd südlichen Sphäre hergestellt. Es hat für seine große Offensive gegen das asiatische Festland sich die Stutzpunkte gesichert und bereits die Grabenlinie auf geworfen. Mit feiner Beteiligung am Kriege hat es die zweifache Umflügclung Chinas von der Mandschurei und Fu kien aus. sowie den doppelt zentralen Vorstoß von Schantung aus und daS Bangtsetal hinaus gegen da! politische Herz und die wirtschaftliche Lunge des Reiches der Mitte. Peking und daS Hankau-Jndustriezebikt. unternommen. Ter Weg Tokio Peking ist eröffnet. Mit dem Besitz Schantungs hat daS Mikadoreich die militärische, wirtschaft liche und politische Position China ae genüber errungen. Tas Hauptinteresse Japans an der ostasiatischen Frage läßt sich zusammenfassen in dem Doppelwort Tok'o-Pelinz. Von der Mandschurei aus erstrecken sich die wirtschaftlichen und politischen Verbindungen mit dem chinesischen Stommland strahlenförmig. Mit der Uebertragung der beiden früher deutschen Konzessionen einer Süd-Schan tungBahn r.d einer- Weitersührung dieser Bahn von Tsinanfu bis zur Pck ing.Hankau-Bahn erhält Japan die An gr,sflinie gegen Peking von Süden her. Ter Expansionsdrang Japans ist aus drei folgenden Erwägungen entstanden und wird durch drei dementsprechend Enkopien gefördert. 1. Ter Trieb der Abiioßung des Bevölkerungs-Ueberschus Ui. 2. Tie Lotung der Ernährungs frage. 3. Ta! Streben, die eiank In duswe s!r die notwendigen Robstofse u:ar.a unabdiwaia u machen. , ZM mmi. .22515 Sffit CHIna ist zunächst von der letzteren Erwägung bestimmt worden. In China waren alle RohNoffe erhältlich. Am 3. Mal 1914, also kurz vor dem AuS bruch des Kriege und dem Eintritt Japans in diesen, schrieb die Tokio Manichi": .Wenn Japan außerhalb se! nei Gebiets keine Bergwerke erhält, so gelangt es in eine üble Lage. Unglück, licherweise hat Japan kein Eisen. Aber wnn Japan dies braucht, so gibt es in der Nähe ein große Reich. daS reich ist an Eisenerzen. Da Aufblühen Japan? hängt ab von der Gewinnung an Eisen bergwerken in diesem Lande. In China gibt e außer Eisen noch Gold. Silber, Kupfer, Petroleum und Steinkohle. Soll Japan der Verteilung dieser Erdschätze zusehen, ohne nachdrücklich zuzugreifen? Die Hauptsache ist eine kräftige Politik und die Entschlossenheit des Volkes. Japan wird au der Reihe der Groß, mächte ausgeschlossen, falls es zu wenig Entschlossenheit zeigen sollte." ' Die wirtschaftliche Erwägung wie Japan den Weg nach dem chinesischen Festland. Aber die internationalen Zu Konrad Berlin, 29. April. In der .Welt buhne" Siegfried Jacobsohns vcröffint licht Johannes Fischart in feiner Galerie der Politiker und Publizisten ein unge mein fesselndes Charakterbild des Mini ftcrs sür Kultus und Volksbildung, dem wir folgende interessante Abschnitte ent nehmen: In das verstaubte und verkalkte Kni tusministcrium zogen am 19. Rovemb?r 1918 die Herren Konrad Harnisch und Adolf Hoffmann als Voltsbcauftragte der Revolutionsregierung ein. Adolf Hoffmann legt? sofort auf die Kirche, die Volksschule und das Theater Vc schlag. Das ist mein Reich, sagte er, darin will ich regieren. Haenisch wcllte ihm wenigstens das Theater streitig ma chen, aber Adolf erwiderte schlagfertig: .Quatsch, Konrad, det verstehst? nu nich. Ick habe doch selbst wat jeschrieben.' Nichtig: Adolf hatte eigens, in seines Lebens Maientagen, einen Einakter: Lazarettbarack? W gedichtet, und nun zitterte das hohe Kultusministerium vor der Möglichkeit, daß er auf den Gedanken kommen könnte, kraft seiner Stellung als halbierter Kuliuschef ein? Aufführung irgendwo zu veranlassen". Aber di? Lazarettbarackc blieb glücklicherweise in der Schublade liegen. Haenisch, sensibel und verantwortungüLoll, blickte mit zu nehmendem Unbehagen auf dieses Fa schingöregiment. Adolf war rücksichtS los reformfreudig, nur daß, der all der Lauterkeit seines Wvllens. seine geisli gen Kräfte ihm nicht erlaubten, die Wir kungen feiner Erlasse zu überschau?. Haenisch bremste. Vergebens. Adolf stürmte writer. Haenisch war immer wieder in der Zwangslage, durch seine Zustimmung, die er von Zugeständnissen abhängig machte, wenigstens das schlimmste verhüten zu müssen. War Haenisch aber nicht auch radikal wie nur irgendeiner gewesen? Wie Le debour, Rosa Luxemburg und Radek, niit dmen er eirig verkehrt hatte? Ach, das Leben hat ibm seltsam mitgespielt. Eigentlich hätte er nie Sozialdemokrat werden dürfen. T?nn es war ihm einfach verboten worden. Er stammte aus einer alten traditionell konservativen Familie. Sein Urgroßvater war zu Nettclbecks Zeiten Bürgermeister in Kolberg gew? sen, sein Großvatrr Kurator der Uni vcrsität in Greifswald und fein Vater daselbst ein vielbegehrter Kchlkopfarzt. der, bloß weil er die freikonservative .Post" las, schon der rote Haenisch ge nannt wurde. KonradS Mutter kam aus einer alten Offizicrsfamilie. Sein Vetter, der Herr Leutnant von Forstner, war der Urheber des Zabern-Skandals. Ein anderer von Forstncr hat sich als U-Bootkommandant kriegerische Lorbee ren gepflückt. Der frühere Präsident des Preußischen Abgeordnetenhauses, Graf Schwerin Löwitz, wor Konrad On kel, und oft ist er als Kind auf dem gräflichen Gute gewesen. Die lieben Verwandten! Davon kann Haenisch ein Lied singen. Er besuchte das Greifsmalder humanistische Gym nasium. kam'bi zur Prima und erhielt dann mit einem Wale wegen (sozial! flischer) Geheimbündelei das .conjilium odeundi'. Die Verwandten, voran ein Onkel Landgerichtsdirektor, Neßen ihn auf seinen Geisteszustand untersuchen. Der Universitötsprofessor Arndt, ein echt .nationaler" Herr, besprach gar den Fall Haenisch im psychiatrischen Kolleg als Typus der .paranoia politica". Eol d?ne Zeiten d?r Reaktion! So um die Wende 189S 94. Der Vater war tot, und der Vormund nahm sich KonradS an. Spitzel wurden ihm auf die Fee sen gesetzt. Ein Schutzmann wachte es ist das alle Ernst allmählich an Haenisch Bett, um irgend eine abnorme Erscheinung an ihm zu beobachten. Aber der Blaue fand keine. D?nn die sozia liftischen Träume Haenisch konnte er natürlich , nicht sehen. Aber der Vor mund lieh nicht locker. Der jungt Mensch mußte mit Gewalt wieder eine anständige Gesinnung bekommen. Also rin in eine Nervenheilanstalt! Aber auch hier konnte man in monatelanger Beobachtung keinen geistige Defekt an ihm feststellen. Ter Vormund entschloß sich zu einer Umquartierung. Und Hae nisch würd der frommen Anstalt Beihel bei Bielefeld überwiese. Tort erhielt er Anweisung, nicht da Gebiet der An fialt zu überschreiten und sich de Lesen oller nicht kontrollierten Schrift? ,u enthalten, .da ja etwa Atheiftische mit unterschlüpfen könnte". Nach einige 'Togen war Haenisch dennoch entwischt. Es begann nun für ihn ein sehr un ruhiges Leben. Er trat in eine Leipzi. gcr Buchhandlung al Hilfskraft ein. ivar aber in Wirklichkeit ein besserer Laufbursche mit zehn bis fünfzebtt Mark Wochenlok. Tög'süber wurde für t& Feitz, t'-x?&& SÄ Bfli'i flta stände machten die Erreichung de wirtschaftlichen Einflüsse In China un möglich, fall e dort nicht auch die politische Macht in die Hände bekam. Dit Anziehungskraft, welche, China aus Japan ausübt, entstammt weltgeschicht lich'politischen Erwägungen. Solche Ek wägung hat Japan veranlaßt, auf der Uebertragung der früheren deutschen Rechte und Interessen in dem Pachtge biet Kiautschou mit dem Hinterland Schantung zu bestehen. Das bestimmt den weltgeschichtlich politischen Gesichtswinkel, in welchen die Entscheidung der Pariser Friedens konfercnz zugunsten der japanischen For derungen und die dementsprechend B? stimmungen de Friedensvertrage! von Versailles einzustellen sind. Ob die Uebertragung des früheren deutschen Pachtgebiets an Japan als .Geschenk' oder als .Bestechung' klassi fiziert wird, ist völlig belanglos. Die klugen Männer von Nippon wußten, was sie taten, al sie für die Unterzeich nung de Friedensvertrages die Bedin gung jener Uebertragung, und zwar als conditio sine qu non aufstellten. Denn Schantung bedeutet eine Haupt. gvlei unter seinen Einfluß gezwungen ftation auf der großen und weiten Strecke Tokio Peking". iEl kliere, nlkrl lolg.) ' Kamisch. tet? er an sich selbst. Es war ein Elends dasein. Aus der Schul? hatte er Theo loge w?rden wollen, hatte schon He bräisch zu lernen angefangen, war von dem sozialen Christentum eines Stöcker begeistert gewesen und saß nun, hun gcrnd' und frierend, irgendwo in einer Dachkammer als Laufbursche, mit der Familie völlig zerfallm. , Als er mit dem einundzwanzigstcn Lebensjahre mündig würd?, erhielt er den Rest des väterlichen Vermögens ausbezahlt und -bezog sofort als Hospitant die Leipziger Universität. Geschichte und Volkswirt schaft waren sein? Fächer. 1899 wurde er als Redakteur an das Mannheimer sozialdcmokratisch? Organ' engagiert. Sein Aufstieg begann. Schon ein Jahr danach ging er nach Dresden, wo gerade Rosa Luxemburg ausschied, und fetzte sich zusammen mit Ledebour an den Arbeitstisch. Beide radikal bis in die Haarwurzeln. Hae nisch schillerte in Politik und Feuilleton und schrieb auch Theaterkritiken. Freundschaftsband? knüpften ihn, wie an Rosa Luxemburg, so an Radek. 1905 kommt Haenisch an bis sozialistische Zei . tung nach Tortmund und macht den großen Bergarbeitcrstrcik mit. Eine aufgeregt? Zeit nd ungeheure Arbeits Überlastung. Fünf Kopfblätter werden noch so nebenher redigiert. Er und ein Kollege leisten die ganze Arbeit. Sein Kolleo? wird irgend?ines Preßverg?h?ns wegen vom Staatsanwalt belangt und zusammen mit einem Mörder wie ein Schwerverbrecher gefesselt über die Straß? geführt. Haenisch treibt' die Schamröte ins Gesicht. An den Pran gcr! Aber schon hat auch ihn der Ctaatsanwalt am Kragen. Wegen Be tciligung auf die Anklagebank. Urteil: Acht Monate Gefängnislcid. Drei Mo nate lang muß er Duke im Gefängnis kleb?n, bis man ihm gnädigst erlaubt, sich seinen geistigen Bedürfnissen ent sprechend zu beschäftigen. Vier Jahre darauf beruft ihn die Parrei nach B?r lin, wo er die Leitung der Flugblatt Zentral? übern?hm?n soll. Er wird ein schriftstellernder Automat: Flugblätter, Flugschriften, Broschüren und Bücher. Haenisch wirkt bald auch als Lehrer an der Sozialistischen Arbeiterbildungs schule in B?rlin und lehrt über neuere deutsche Historie und über die Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung. Das Büchelchcn über .Schiller und die Ar beiter" entsteht. Ein echter Haenisch. Seit 1913 faß er im preußischen Dreiklassenparlament. Ganz links. Lieb knecht. Haenisch und Adolf Hoffmann bildeten das radikale Trifolium. Nicht ging ihnen weit genug. Und dann brach, an jenem schwülen Augusttage, der Weltkrieg herein. Die Geister be gannen sich zu scheiden. In Haenisch wurde di? ganze lange Vergangenheit seines Geschlechts, dit Tradition der Bk amtcn und Offiziersfamilie mit einem Male lebendig. Jetzt mußte er beken nen. Und von Stund an ward er ein anderer. Er glaubte den Wilhelm und Bethmann, er glaubte den Militär, daß Teutschland einen heiligen Verteidi gungökrieg führe. Und so stellt er sich, gerade km Interesse der deutschen Arbei terschaft. wie er vermeinte, bedingungs los in die lange Front der .Durchhal. ter". In einem langen Briefe aa Ra bei vom 4. Oktober 1914 legte ihm Harnisch zum letztenmal sein politisches Glaubensb?k?nntnis ab. And?rthalb Jahre später zieht er in einem größeren Buch die Bilanz der d?u!schen Sozial demokratie in und nach dem Weltkriege. Einst Radikaler. Jetzt Soziallmperia list und ein Befürworter de unbe schränkten U-Boot-Kriege. In der .Glocke", der von Parou und ihm her auZg?g?ben?n sozialistischen Wochen schrist, hat er niemals kin Hehl daraus gemacht. Wie reimt sich das alle zusammen? Absolut thrlich gegen sich selbst, mußt er. als junger begeisterungsfähiger Mensch aus der Gesellschaft gestoßen, dem Radikalismus verfallen. Er glaubte eben. Und dieser Glaube, dieses Vertrauen brachte er, unter andere Verhältnissen während deZ Kriege, auch den deutschen Militärs entgegen. Er schloß von sich auf andere. Seine Irrtümer sind diesem Mangel an Skep s,S, di?s?m Zuviel an Glauben enispkun gen. Im letzt? Grunde ist er Synthetikee.. Kein Analytiker. Ein Sinnender, aber kein wühlend Grübelnder. Ein Partei gelehrter. Ein verschämter Aeflhet. Ei Kulturmknsch. Ein Belesener. Ein nach stillen seelisch? Freuden Langen der. In jenem Briefe a Radek sagte er an einer Stelle: Tolstoi. Tons jewkki und Gorki habe ich stet sch? verehrt. Zola, Maupassant, Flaubeet j iait Sfe bewundert,