MMt mm -xtimt" 1 ! H 1 I i i j 1 Me Standpunkte ,Htnt Zürcher Lkwml'.) Im Dezember 1917 habe ich bei An laß deS d'Utfch'russischm Wasfenstll stände! in diesem Blatte an die Adresse de CicgkrS geschrieben: .Will ein Staat mit den Verhängnis vollen Grundsätzen der brutalen Macht, der Vergewaltigung ganze, Völker die ch:n und deren Stelle Recht, Gerech tigkeit. Mäßigung und Rücksichten treten lassen, dann muß ei schon beim Frie denöschluh. nicht erst nachher, geschehen. Der Sieger, der Mächtige, darf nicht mehr die Frucht seiner Ucbermacht ejel tend machen, mit der Versicherung, nach her seine Grundsätze ändern zu wollen, er muh beim yriedenSschlusz schon sich selbst besiegen." Wie sehr Deutschland damall gegen diesen Grundsatz sündigte, ist leider bekannt, und wie entsetzttch diese Unterlassungssünde sich heute an ihm rächt, sieht tcdcrmank ein. Meine damals dem siegreichen Deutschland ge oenüber vertretene Haltung gibt mir heute auch da! moralisch, Recht, zu un ersuchen, inwienxit d FricdensbediN' gungen der Entente meinen früheren Forderungen entsprechen und wie weit sie zugleich den unbestrittenen Postulaten der Van isten Rechnung tragen. Ich würde nur schon in allen Tonar ien und von allen Seiten Ausgeiprocye, rieS viederholen. wenn ich die Friedens, Bedingungen an und für sich darauf nä, der untersuchen wollte. Wenige An deutunaen genügen. Vom Selbstbcstimmungsrecht der Völ Itt ist keine Rede, wo es sich um den Schutz deutscher Interessen handelt; daö zeigt klar und deutlich die Grenzrcgulie, runa gegen Dänemark, wo Vollsabstim muna nur da vorgesehen ist. wo selbst Dänemark keine Ansprüche macht, weil das Gebiet fast ausschließlich deutsch bc siedelt ist. DaK Naturschätze und Bo denreichtum den Bewohnern auch heute noch wie zur Zeit des BurcnknegeS zum Verhängnis werden kann, beweist die in Aussicht genommene Behandlung bei SaaraebieteS. DaK neben solchen bru talen Machtbeschlüssen Zeichen von Mä ßigung oder gar von Nuclsichten fehlen, kann deshalb nicht überraschen. Doch wollen wir dabei nicht verweilen und auch nicht untersuchen, wie weit alle diese Bestimmungen vereinbar sind mit den vierzehn Wilsonschen Thesen, welche sei nerzeit als allgemein anerkannte Grund laae des künftigen FriedensSertrages an, gesehen wurden, nicht zuletzt auch von den Neutralen. Taacaen wollen wir nun speziell die in Aussicht genommene Art der Durchführung der Fricdensbe vlnaungen naher daraus prüfen, rnwie weit sie den Grundsätzen deS gleichzeitig veröffentlichten Völkerbunds Projektes entsprechen, denn wenn die Entente nicht willenS ist, beim Friedensschluh die al ten gerichteten ' Wege zu verlassen ' ss sollte man doch annehmen, da sie min bestens bereit wäre, die im Völkerbund inseitig selbst aufgestellten neuzeitlichen M,tKnKi,l in Zukunft ausslieklicb an uwenden. und zwar auch gegen den Schwächsten. ES zeigt sich nun. daß in der Tat' so njelt die Bedingungen uverqaiipt be kannt sind mehrfach bei den Aussüh. rungsbestimmungen vom Völkerbünde die Rede ist und seinen Organen auch gewisse Kompetenzen zugewiesen werden. Welch geringe Bedeutung aber die En tente dem Völkerbund zuweist, und wie wenig hoch sie leider dessen Wirksamkeit und Bedeutung einsckakt. geht nun ans ! der ihm zugeteilten Rolle klar hervor unjj sollen deshalb die einschlägigen Bi jf stimmungen kurz aufgeführt weiden. ' 51f)'i.4Sffm in hrt hrtrt N?s!en flCsln. J rfM,fcll 1. W. ..II Wlflini . ..- I fruchten Gebieten Moresnet. Eupen und i Malmed .die Bewohner Gelegenbeit ge, 1 habt haben werden, um ihren Wunsch W . w . l . . - ... . w . zum AllSirucr zu vringen, ganz vor, teilweise unter deutscher Herrschaft zu bleiben," wird Belgien den Beschluß , deS Völkerbundes annehmen. DaS klingt feljr orakelhaft, aber in praxi wird man kaum fehl gehen, wenn man an ! nimmt, da der Entscheid dem Boiler. i bund lediglich zu dem Zwecke reserviert I wurde, um eventuell trotz einer ujnroet ' deutigen Abstimmung Belgien entgegen i kommen zu können. Im andern Falle wäre eS doch einfacher und klarer, die Volksabstimmung ohne weiteres entschei. t den zu lassen. Wenn also nicht alle täuscht, so soll in diesem Punkte der s Völkerbund dazu mißbraucht werde. einen fundamentalen Grundsatz, da! Selbstbestimmungsrecht, welcher der ! Eckstein seine Baue sein sollte, im In l tcresse der siegreichen Partei zu verletzen. j Auch zur Vergewaltigung deS Saar i veckcnS wird die Hilfe deS Völkerbundes in Aussicht genommen und zwar in 4 zwiefacher Weise. Einmal soll er die r-f . r . c . . 'fr... r . .. i f sunsgiikonge ommiiiion iarni iqrcm Präsidenten wählen, der die Regierung über daS Saarbecken anvertraut werden soll, und zwar mit folgender gebundener Marschroute: Ein französisches Mit glied, ein nicht französisches Mitglied, daö aber im Saarg?biet helmatberech tizt ist und dort wohnt, und drei an dere Mitglieder, die andern Ländern als Frankreich und Deutschland angehören." Welchen andern Ländern die letzten drei Mitglieder angehören werden, ist auch nickt schwer zu erraten, haben doch fünf Entente Großmachte im vollziehenden I Ausschuß welcher wohl wählen wird i die Mehrheit. Es macht somit auch i,!i-se Bestimmung den Eindruck, alS ob ard) daS Mittel deS Völkerbundes. vr ja vorläufig eine einseitige Entente l 'lLianz ist, von den heutigen Machtha dein nur Da! Odium genommen wer soll, solche unbekannte Annexions mt nach außen etwa! weniger anstößig y$a machen. Im weitern uü der Völ kerSund daS endgültige Regime im Saagebiet festsetzen, nachdem nach Ab i laut tan filnfacfm Safiren die kRnlfänfu siimmung gemeinde oder distrik!Smeise verübet entschieden bb'en wird, ob dai skbict daS vom Sieger ausoktroyierte !mk beibehalten, oder sich mit Frank Kriedensbedingungen ich oder Deutschland bereinigen will, und zwar .wird der Völkerbund dabei der Abstimmung der Bewohner Rech nung tragen". Bei der einseitigen Zu. sammensetzung deS Völkerbundes und da bei dieser endgültigen Festsetzung weder daS Saargebict noch Deutschland im Völkerbund Sitz und Stimme haben werden, so scheint auch hier daS Miß trauen nicht unberechtigt, daß der Völ kerbund lediglich in Aktion treten soll, um entgegen der voraussichtlich klar ausgesprochenen Volkskundgebung daS Saargebiet nachträglich Frankreich an zuglicdern unter Anwendung eincS mo dcrnen Verfahrens durch die siegreiche, Partei, aber nach altem Geiste. Warum nicht einfach dal Saargebict zurückgeben, nachdem die angeblich ausschließlich wirt schafckichen Ziele Ersatz für die zer orten eigenen Kohlengruben erreicht sein werden, oder warum Nicht unver klausulierte Anerkennung des Volksentl scheidcS und damit mindestens nachträg lich deS Grundsatzes des Selbstbestim, miingZrechte!? Eine ähnliche Rolle wird dem Völ, kerbund zugewiesen in der . Frage Ks endgültigen Verhältnisses zwischen Deutschland und Deutschösterreich. .Die verlangte Unabhängigkeit bleibt unver, änderlich. ausgenommen eine Justim mung deS Völkerbundes." Auch hier er, sckieiiit die Absit unzweideutig. Eine einseitige gewaltsame Beschränkung der Souveränität zweier Staaten für alle Zeiten erschien wohl untunlich. unaus führbar, ja monströs, und deshalb die Zuhilfenahme deS Völkerbundes, um den gleichen, Zweck mit formell weniger an stößigen Mitteln zu erreichet. Da im Gegensatz zu andern Bedingungen ein solcher Beschluß picht von einer Mehr heit gefaßt werden kann, so ist anzu nehmen, daß daS im Ausschuß jeder En tente Großmacht reservierte Vetorecht eine Vereinigung für alle Zeiten, und zwar eben auf völkerrechtlich ganz legale Weise, verhindern dürfte. Solange diese Bestimmung zu Recht besteht, konnte lo gischerweise auch von der Ausnahm von Deutschland und Oesterreich in den Bund keine Rede fein, da deren Mitglie der in staatsrechtlicher Beziehung doch gleichberechtigt mit allen andern Glie dern sein müssen. Daß dem Völkerbund auch in der he!k len Frage von Danzig, wo das Selbstbe stimmungsrecht ebenfalls geopfert wer den soll, eine Aufgabe zugewiesen wird, mag nach den obigen Ausführungen nicht überraschen. Deutschland mutz zu gunsten der hauptsächlichster, alliierten und assoziierten Mächte also der En tente Großmächte auf daS Gebiet von Danzig verzichten. Die Bildung der (sogenannten) freien Stadt wird Im Einvernehmen mit einem Obk,rZommissär des Völkerbundes durch Vertreter des Stadt ausgearbeitet und die Stadt un ter die Garantie des Völkerbundes ge stellt werden." Ter Oberlommissär wird in erster Instanz über die Festsetzungen zwischen Polen und Danzig entscheiden." Tq Polen durch den Frieden fa ziemlich alle Hoheitscechte über Tanzig zuge sprachen werden (freie Benutzung der Wasserwege. Verwaltung der Eiscnbah nen, der Post, des Telegraphen, die Ver irckung der äußeren Angelegenheiten und den Schutz der Angehörigen Danzigs im Ausland), so ist nicht recht einzusehen, was unter der Garantie des Völkerbun deS noch verstanden werden kann. Aus welchen Nationen der Oberkommissär gewählt werden soll, ist auch leicht zu erraten, so daß Danzig bei den Ver Handlungen mit dem feindlich gesinnten Polen auf keine allzu große Hilfe wird rechnen können. Vorsichtshalber hat sich vie (interne auch noch den endgültiger. Cnliqeiv vorvcyalten und nicht einmal dem Völkerbund zugewiesen. Praktisch bleibt somit jeder Entscheid in den Hän den dcö Siegers, die Mitarbeit deö Völ kcrbundeS leere Form. Eine besondere Bcachtuna verdnnt die letzte -dem Völkerbund zugewiesene Koni, pelenz tn Bezug aus daS UntersuchungS recht, das sich die Entente Deutschland gegenüber wahrt. Deutschland muß jedwede vom Rate des Völkerbünde! mit Stimmenmehrheit, beschlossene Untersu chung zulassen." Es ist auffällia poraZgesetzt. daß des Rat und nicht bei vollziehende Ausschuß wirklich entschei. den soll , daß dieser schwerfällige Ap parat besser, ' regelmäßige Verfamm lung sonst nur selten in Aussicht genom wen wird, gerade mit dieser Funktidn betraut wurde. Da er mit Stimmen Mehrheit entscheidet und die Entente selbst nach Aufnahme aller in Frage kommenden neutrales Staaten darin stets etwa eine zwei Drittels.Mebrbeit haben wird, so wird Teutschlatih im Völkerbund keinen Schutz finden und alle Untersuchungen über sich ergehen lassen müssen, welche irgend eine Großmacht zu irgend welchen Zwecken für wünschens wert oder nötig erachten wird. Wäre der vollziehende Ausschuß, dem sonst olle Kompetenzen zugewiesen sind, auch mit dieser Ausgabe betraut worden, so bätte daS Vetorecht. daS such den vier Mit gliedern zukommt, die nicht den Groß mächten, sondern dielleicht auch einem neutralen Staat entnommen werden, die Möglichkeit geboten, eine beantragte Untersuchi'Ng abzulehnen. Bei der vor liegenden Lösung ist dafür nicht die ge ringste Gewähr und die Mitbetätigung des Völkerbundes für den Scbmackien belanglos, also aiZch eine leere Form sache. Bevor wir weiter eben und die Punkte besprechen, welche der Mitmir kung oder der Beurteilung deS Völker bundeS nicht unterstellt sind, wollen dir uns ernstlich die Frage vorlegen, ob da! oben ausgesprochene Mißtrauen In die Wertlosigkeit der vorgesehenen Kompe Unzen auch wirklich begründet ist? öS ist wohl anzunehmen, daß Wilson sich von dessen Einquifea iwaS ndereS nd Besseres verspricht. Trotzdem kann die Antwort selbst ein,S veitlauenSseli , des Oazlttsmus. gen Friedensfreundes nicht anders hei ßen alS: so lange di, siegreichen Groß mächte im Völkerbunde die unbeschränkte Macht haben, so lange Deutschland nicht Mitglied Ist und in den Organen de Völkerbundes feine Interessen selbst di rekt vertreten kann, so lange den Neutra len im Völkerbünde gerade für diese auS einem Machtfrieden entstehenden Disse renzen keine entscheidende Stimme zuge wiesen wird, so lange kann kein Ver trauen einkehren und so lange werden alle Entscheide deS Völkerbünde!, mögen sie dielleicht noch so objektiv, noch so ge wissenhaft gefaßt werden, dem Odium der Parteilichkeit unrettbar verfallen sein, denn es kann niemand Ankläger und Richter in eigener Person sein. Hier rächt sich schon die unselige Lösung, weil sie eben kein Vertrauen bieten kann. Aber abgesehen von diesem . sunda mentalen Grunde des Mißtrauen! er, scheint letzteres auch noch dadurch be rechtigt, als eS, wie wir später aus, führen werden, auch im Rahmen deS vorgesehenen Völkerbundes durchaus möglich gewesen wäre, eine wirklich un parteiische Instanz zu schassen, was doch die Absicht der Diplomaten in Paris sein müßte, wenn man nicht an ihrem Willen, dem Volkervundc seine eigens liehe Aufgabe zuzuweisen, ganz zweifeln soll. Zu diesem Zwecke wollen wir auf zählen, in welchen Angelegenheiten wir die n Aussicht genommene Mitarbeit des PölkcrbundeS leider gänzlich vcrmis fcn und wo sie sich eigentlich direkt aus drangt. Dahin hätten vor allem gehört alle jene Angelegenheiten, wo es sich um eine Anklage und ein Gericht handelt. DaS Völkerbundprojckt sieht die Schaffung eines internationalen Gerichtshöfe! voe Gut. ihm sei in erster Linie die Beur teilung Wilhelm! II. und aller jener Persönlichkeiten zugewiesen, welche von der Entente in Anklagezustand versetzt werden sollen. Wir nehmen an, daß die Zusammensetzung der Richter und deren Auswahl für die Beurteilung der Strei tigkciten derart vorgesehen ist, daß eine möglichst unparteiische und objektive Rechtsprechung gewährleistet ist. Nun sieht daS Bölkerbundprojekt vor. alle internationalen Differenzen, welche unter Zugrundelegung von geschriebenen und ungeschriebenen Nechtsgrundsatzm einer richterlichen Beurteilung zugänglich sind, dem Gerichtshof zugewiesen wer den müssen. Da anzunehmen ist, daß auch die Beurteilung der angeklagten Persönlichkeiten unter diese Kategorie fallen soll, daß also kerne Verurteilung ohne rechtliche Grundlage m Aussicht ge, nommen ist, so ist nicht einzusehen, wa rum der internationale Gerichtshof nicht in Tätigkeit, treten soll, denn entweder ist der Volkerbund rmstande und wil, lens, selbst In seiner heutigen einseitigen Zusammensetzung eine Rechtsinstanz zu schaffen, Welche allgemeines Zutrauen verdient und dann darf ihr auch die siegreiche Partei ihre Angelegenheiten nicht vorenthalten, oder die Entente zweifelt selbst an dieser Unparteilichkeit und muß dann die entsprechenden Kon, fequenzcn ziehen. Einem solchen Ge, richtjhof müßte und könnte Deutschland unbedenklich die Angeschuldigten anver trauen, wohingegen die Auslieferung und die längst beschlossene Verurteilung durchweinen Sondergerichtshof per fünf feindlichen - Großmächte oder durch feindliche Militärgerichte eine unnötige Harte und eine verhängnisvolle For derung bedeutet, denn jedes unter fol chen Verhältnissen zuflgndegekomincne urteil wird von den Verurteilten und ihrem Lande und auch von den Unbe teiligter, und von der Nachwelt als be. sangen, al! parteiisches, als ungerecht zustandegeiommeneS Justizvergehen ein geschätzt und verurteilt werden. Kann daS wirklich die Absicht der Entente sein gerade im Momente der Gründung deS Völkerbundes? Ist eS überhaupt er laubt. nur Untersuchungen gegen deut, fche Vergehen, gegen Gefangene anzu strengen? Sind nicht auch anders wo gegen deutsche Gefangene Dinge vor gekommen, welche der unparteiischen Un tersuchung, Aufklärung und richterlichen Beurteilung bedürftig wären? Doch dieß nebenbei, weil solche 'Erwägungen, keinen praktischen Wert habe in einem Friedensvertrag nach dem alten Muster: ? victis. , Im weitern scheint sich eine Betäti gung der Völkerbundsorgane noch geradezu aufzudrängen bei der Festsei zung der wirtschaftlichen Werte, welche in den Besitz der Sieger übergehen sollen und dann bei allen Streitigkeiten, welche angesichts deS komplizierten, unklaren FriedensverttageS massenhaft während Jahrzehnten auftreten werden, hat doch der Amerikaner Senator Lodge erklärt, der Vertrag fei 5 pirov, intrument of Interpretation (ein der Interpret tion allseitig offenes Gebilde), da! schon in einem Jahre zu unübersteiglichen Schwierigkeiten führen werde. Die fi nanziellen Bestimmungen enthalten fol g'nde überraschende Beschlüsse: Die Alliierten verfügen über deutsche Gut haben und über deutsches Eigentum auf ihren Gebieten nd Deutschland tritt de Alliierten feine Guthaben, Güter . s. w. in Rußland, China, Oesterreich Ungarn, Bulgarien und 'der Türkei ab. Frankreich behält sich vor, die Privat güter der deutschen Staatsangehörigen in Elsß.Lothringen zu liqu'.dieietr. Jede Gebietabtretung bedingt für den nutznießenden Staat die Uebernahme eines Teils der deutschen Schuld, und die Bezahlung der Staatsgüter auf diesen Territorien." Wenn auch baS Liquida tionsergebniS für die Teutschen in El saß-Lothringen ausdrücklich den expro priierten Privaten von Deutschland ver gütet werden muß, so ist doch anzuneh vier, daß die Akmertung aller dieser &aUt kür Deutschland und für die Pri raten von Wichtigkeit ist. da diese deut ;i sche Leistung, in natur 0 bin vom uferlegten Enischädigungen ia Abzug kommen sollen. Welche! bittere Gefühl der Schutzlosigkeit muß die Betroffenen erfüllen, wenn solche Liquidationen und hschatzunaen dem ffeinde überlassen blei, ben, wobei eine Verschleuderung unverl meidlich ist. In Frankreich hat die Li, quidation der Kirchengüte; dafür einen unumstößlichen Beweis geleistet, wobei ek sich noch um eigenes Staatseigentum gehandelt hatte. Wie viel Ungerechtig, keit. Bitterkeit und letzten EndeS Haß, würde eine Bestimmung verhindern, wo nach eine vom ' Völkerbund ernannte Kommission es sind solche im Ent wurs vorgesehen , in welchen die Ver treter der Neutralen die ' entscheidende Stimme hätten, in letzter Instanz über die Hohe solch abzutretender Werte be finden würde. Für den ev. Rückkauf der Kohlenwerke des Saargebietes nach 15 Jahren war von einer internationale Schätzungskommissiön die Rede; im vor liegenden Auszug fehlt ein dahinzielen der PassuS. Die permanente Kom Mission für Schadenersatz, welche die Schaden schätzen soll, welche die franzii sichert Staatsangehörigen in der Kolonie Kamerun oder rn der Grenzzone erlit, ten haben, bietet natürlich wegen ihrer einseitigen Zusammensetzung leinen Schutz für Deutschland, dos für jene Schaden aufkommen soll. Bei der Durchführung des Friedens Vertrages sind einmal jene wenigen Be stimmungen zu ermähnen, welche zuaun sten früherer deutscher Untertanen Auf- nähme gefunden haben, z. B. die Zu, sicherung der tschecho-slovakischen.Natio, nalität den Deutschen, welche auf tsche, cho-slowakischem Gebiete wohnen und die Zusicherung gleicher Rechte von sei ten Polens allen. Personen und Tran! Portmitteln, die aui Ostpreußen her kommen oder dorthin, bestimmt sind und Pole zugestandenes Gebiet transitierey. Dahin sind auch die nicht weiter ausge führten Sonderbestimmungen zu rech ven. welche das Recht des industriellen, künstlerischen und literarischen Eigen tumö, die Kontrakte und Schuldverhält, nisse an! der Vorkriegszeit u. s. w. re geln sollen. Kann der Sieger, welcher einseitig hier Gesetze macht und neue! Recht schafft, erwarten, daß der Besiege? in seinen Milugungen einen inechrs schütz zu erblicken vermag, wenn die Kontrolle über deren Ausführungen nicht in unparteiische Hände gelegt wird? Auch da wäre ein für beide Teile frucht bringendes, wichtige! Tätigkeitsgebiet für eine nach früherem Vorschlag zu sammengefetzte international? Koinmis non. ' Wenn gegen unlautere Konkurrenz und zugunsten der alliierten Staatsan gehörigen in Deutschland noch besondere Schutzmaßregeln in Aussicht genommen sind, so läge auch da der Gedanke nahe, den Entscheid über die erfüllte Voraus fetzung des vorgesehenen besonderen Schutzes im einzelnen Falle zum minde sten einer Rekursinstanz vorzubehalten, wo wiederum den Neutrale ein wirk fameS Mitspracherecht eingeräumt würde. Die vorgesehene internationale Kontrolle für die verschiedenen Flüsse ist im Auszug recht unklar. Wenn die Kommission, dessen Präsident, ein Fran zose sein muß, nicht nur für den Rhein, sondern auch für die kein deutschen Ge Wässer zuständig sein soll, so wird Deutschland auch einer solchermaßen zusammengesetzten Kommiszion nur mit dem größten Mißtrauen zu begegnen vermögen. Die Kontrolle über die dem deutschen' Steuerzahler . aufgebürdete Steuerlast, welche derjenigen der meist belastete Steuerzahler mindestens gleich kommen soll und welche in der Ausfüh rung crußerordentlich heikel und schwierig sich gestalten mag, da ein gerechter Ver gleich nur unter Abwägung verschiedener Faktoren (Einschatzungsversahren u. s. w.) möglich ist, sollte ebenfalls unbedingt dem Vorwurf der parteiischen Einseilig keit entzogen werden oder dann müßte mindestens ein Rekurs an eine gerechter zusammengesetzte Justiz möglich sein, Endlich kommen noch die folgenden besonders wichtige Artikel in Frage: Vertrag 11 erklärt: jede Verletzung der Neutralisieruna deS linken RheinuferS als einen feindseligen Akt gegen die Sig natare und als einen Versuch, den Frie den der Welt zu stören", und Vertroz 30 bestimmt, daß wenn im Verlauf oder nach Abiaus von 1s Jahren Deutschland feinen Verpflichtungen nicht getreu nach gekommen ist, so können die erwähnten Zonen von den Truppen der Entente ganz oder teilweise wieder besetzt sver den". Dabei ist die Ansicht der Inter alliierten SchadenersatzkommissioNi maß gebend. Was die erste Bestimmung anbetrifft, so schließt auch deren Ezi tenz, da sie unbefristet ,st. die Aufnahme Deutschlands als gleichberechtigter Staat, also überhaupt uS, da im Völ kerbund der aussührende Ausschuß ein stimmig darüber entscheidet, wa! zu einer Sanktion führen kann, während, hier der Entscheid ins Bemessen der En tente gestellt wurde. Haben Unparteiische dabei keinen Einfluß, sa ist natürlich der absoluten Willkür Tür und Tor ge ösfnet und der gewaltsame militärische Zwang gegen ein wehrloses Land die le gale Folge einer kautschukartiaen Ver tragsbesiimmung. DaS Gleiche gilt von der Möglichkeit, die Okkupation nach Gutfinden zu verlängern, denn daß Deutschland diese unübersehbaren schwe ren Bedingungen kaum restloS wird er ullen können oder da trotz oller An 'trengung jederzeit eine feindfelia ae stimmte Kommission gelauben und an nehmen kann, der Gegner sei seinen Verpflichtungen nicht getreu und pünkt nachgekommen, da! ist voraukzu sehen. Ist die wirklich die Abs,.tt der Er tente? Wir können und wollen eS nicht 'pmtn und darum appellieren wir an hi Einsicht bei der Durchfübruna den Gtundideen eine! wirkliche Völkerbun de! in weitzehegdem. ja entscheidendem I Kus der ritlsilciieu Hheaterjladt. Von Gr. s1 Moskau .'. . Automobile. Automobile. Automobile. . . Alle vier Straßen, die das Große Theater umgrenzen, sind umrahmt von allerlei Kraftwagen,, die einmal den .Bourgeois" gehörte und jetzt dem Wohle der Allgemeinheit" zu Diensten stehen. Aber die Allgemeinheit" benutzt noch immer ihre Füße und die Straßen bahnen, die glücklicherweise bis 8 Uhr fahren. Und jeder ankommende, zischende und ieint Brausen aufkrei schenke Wage speit eine Unmenge lachen der und mürrisch dreinschauender Men schen heraus. i Die Menge teilt sich in drei Ströme: einen Hauptflrom und zwei kleinere. Denn der große Platz vor dem Großen Theater hat rechts daS Kleine Theater und links noch ein sehr guteS Privat theater, in dem einige Werte des bekann ten Leonid Andrejeff zur Uraufführung und zur Berühmtheit kamen. Kein Mensch sieht sich m nach dem größten Theater", wo sich ein Teil der, Wetttragi komödie abspielt. Keiner sieht sich um nach dem von Baugerüsten umgebenen Hotel Monopol, wo ein großer Teil der Sowietregierung ihren Sitz hat. Man ist an alles gewohnt, und vielleicht wird man dem gewaltigen Hotel wieder Aufmerk famkeit schenken, wenn erst die Basreliefs nd die Malerei, die in den letzten Kampftagen gelitten haben, erneuert sind. Dann wird daS Künstlerische an den Mauern wieder die Blicke an sich ziehen, denn der Moskauer hat nur noch zwei Interessen Brot und Kunst. Zur Wiener Arnhlingsbries. von Anrt ?5rsnfeld. Wien. Ende Mai 1919. Frühling in Wien! Aber diesmal hat er so grotesk und bewußt abnorm begonnen, daß er wie kein anderer in unsere umstürzlerischen Tage paßt! Schneeflocken im Mai. In einer Zeit, in der in den Kcuserschlössern Wohnun gen vermietet werden und die Generäle in Zivil auf der Kärwtnerstraße spazie ren gehen, scheint das e.gentlich kaum bemerkenswert und durchaus, normal: Schnee im Mai. Wenn ,nan weitergeht, müßte man allerdings aanchmen, daß der Schnee von heute, der die Wiener Dächer deckt, rot und nicht mehr konscr vativ weiß sein sollte. Der Ringstraßenbummel, der sich auch jetzt noch zeden Vormittag um Wien dreht, uii'd um den sich Äien eigentlich immer gedreht Hai, , hat sein eigenes neues Gesicht bekommen. , Wie e! eigentlich aussieht,-weiß man di! heute noch nicht, jedenfalls aber ist er aus dem Militarismus des Weltkrieges noch nicht heraus und durchaus uniformiert. Ob daS jetzt italienisch, deutsch-Lsterrcichisch, französisch oder tschecho-slovalisch ist, bleibt ja den v. t. Wienerinnen im Grunde ganz gleich. Jeder Mann und jeder Offizier, soweit er ein Mann ist, ob er nun feindselig oder als enger Bundesgenosse und Retter in der Not nach Wien kommt, hat schon sein blcn des Mädel am Arm. Was tu! es da, wenn ihre Sprachen verschieden sind, wenn sie sich fast überhaupt nimt mit einander verständigen können? Es scha det nicht, denn sie haben ja schließlich viel harmlosere Absichten als etwa in Babel gemeinsam einen Turm zu bauen. Die Damen haben Paßschwie- riqkeiten, können Heuer nicht an die Riviera, darum sind rotbemlltzte, spo renklirrende frcknzösische Offiziere zu ihnen gekommen. Die Valuta sieht schlecht, sie können im Sommer nicht Maße Rechnung zu tragen mit dem obersten Grundsatz, daß bei der Durch fllhrung alle der gerichtlichen Entschei dung zugänglichen Streitigkeiten und Anklagen dem internationalen Gerichts Hof unterbreitet werden, wahrend vom Völkerbund bestellte Kommissionen, bei welchen die neutralen Vertreter die Mehrheit bilden, einmal die wirtschaft liche Werte festsetzen, welche von einem Volke auf daS andere übergehen, dann die Schutzbestimmungen deutscher Unter tanen überwachen, ferner die Kontrolle über die deutschen Flüsse, über die Steucrbclastung und- endlich ganz allge mein über die Erfüllung oller Friedens bedingungen ausüben sei es direkt oder als RekurSinstanz für alle durch die einseitig zusammengesetzten alliierten Kommissionen gefaßten Beschlusse und Entscheide. Alle Hoffnungen auf einen Versöh nungsfrieden sind verschwunden, der Haß hat in PariS triumphiert, die Eck steine für einen wirklichen Völkerbund sind dabei von den Baumeistern deS Friedens verworfen worden. Sollte es nicht möglich sein, zum mindesten bei der Durchführung der Friedensbedin gungen dem Geiste der internationalen Gerechtigkeit Rechnung zu tragen und die vereinbarte Methoden und Grund sätze deS Völkerbundes zur Anwendung zu bringen? Vieles Hare, Verletzende, scheinbar Unannehmbare und Uncrträg liche würde in anderem Lichte erscheinen und der Völkerbund, für viele heute eine Totgeburt. Leben und Wert gewinnen. Nicht Kritik, nicht Vorwürfe sollen im Vorausgegangenen enthalten fein, son der bescheiden Lorschläge zur wohl wollenden Beachtung der Großen und Mächtigen bei ihrer übermenschlichen Aufgabe nd , größten Verantwortlich keit, welche die zllrchekischt Dichterin Joh. Siebel in folgende Worte kleidete: ?br, Yrm tat Leben Sinn ll macht oegcbeit, Un fce in fcicfpi Heil ,!it Siifttill seid 7 t tu&t u ben Kitim. ' ' tt äffe bfrritini, jf bitj mchl die &i?ln tSrnlt flogen lind tsftiieii, ltTs fucr Serfctt &at S.ui teilt cuf t rtenl Barchs. Kunstber gehört alleS, bei dem man mit Farben, Tönen, Gedanken und Worten jonglieren kann, gleichviel ob eS sich um Religion. Politik, Oper, Philosophie, Futurismus, Ballet oder Sowjetmacht handelt. . . Aber da! Hauptinteresse ge hört dem Theater. Die Bühne Im Großen Theater ist wahrscheinlich die zweit oder drittgrößte der Welt, und Ihre technischen Einrich tungen sind auf der vollkommensten Höhe. Ein ganzer Stab Studenten und andere Leute, die den Eintritt nicht bezahlen können oder wollen, machen alles, waj für die Aufführung hinter den Kulissen zu tun ist. Der große Saal und alle Ränge sind Immer gestopft voll. De, größte Teil der Billette wird regelmäßig den Fabriken, den Bureaus und den Kaufgeschästen zur Verfügung gestellt. Die anderenind auf den kleinen Rest angewiesen. Noch nie sind Billette unverkauft geblieben. Die halbverhungerten Moskauer würden sich sicherlich nicht so um einen Laib Brot reißen, wie um ein Billet in ein gutes Theater. Es gibt da Leute, die ihr gan zes Einkommen einzig und allein davon haben, daß sie an den Tagen der Auf führungen die rechtzeitig gekauften Bil lette vor den Theatern um den doppelten oder dreifachen Preis verkaufen. Die Sowjetleute boten alles mögliche auf, den Zwischenhandel auS der Welt za schaffen, ober die einzige Wirkung war, daß die Wieperverkäuferpreise sich erhöht haben. Und die Moskauer zahlen sie auch, denn ohne Theater können sie nicht leben. nach Karlsbad? darum führen die jun gen Böhmen ihre nagelneuen Uniformen eben auf der Wiener Ringstraße aus, gerade zwischen der Oper und dem Schwarzenbergplatz. Die alte Maho medaffaire. Oder hat die Weltgeschichte am Ende vielleicht doch irgendeinen noch tieferen Sinn? Nicht möglich, sonst wäre sie ein wenig konsequenter. Dieser fonnig-trübe Frühling macht aber auch uns nachdenklich. Und die Zeitungsblätter, die an jedem Mittag und Abend gellend durch die Straßen fliegen, laut und anspruchsvoll, machen uns viele Sorge. Die Nachrichten, . die aus Saint Germain kommen, wo wir eben mit vieler Höflichkeit und einem geradezu bewundernswerten Savoirv'wre zum Tode verurteilt werden, lassen selbst Wien das Aergst befürchten. Der An schluß an Deutschland, der Gedanke, die Hoffmrng von Millionen, das deutsche Slldtirol, Deutschböhmen lauter un erfüllte Träume? Der Wilsonsche Bluff eine bittere Enttäuschung für alle Leichtgläubigen, die in Wien wohl nicht am seltensten sind. Dazwischen inner politische Fragen von gewichtiger Bedeu tung, wirtschaftliche Nöte und mensch lichcs Sich-bedrllckt und besiegt-fühken. Dazu haben die Schüsse, die am blutigen Gründonnerstag um daS Parlament krachten, Wien siutzig gemacht. Vor läufig noch nicht mehr, aber stutzig ge macht. Erweckt noch nicht! Denn, wenn Wien erwacht wäre, würden feine Nacht lokale nicht so zum Bersten (man könnte auch Brechen" sagen, wenn man weniger wohlerzogen wäre) gut besucht sein, daß alle vierzehn Tage ein neues seine Pforten" eröffnet. Es würden vielleicht auch nicht alle, die auf' ihren guten Ruf als Leute von Welt etwas halten, For-Trott. den Tanz dieser grausamen Zeit, mit einer Inbrunst, die einer besseren Sache würdig wäre, zu erlernen trachten. Die uiisagbar blauen Augen der ewig süßen Mädeln von Wien würden einen leichten Glqnz be kommen, einen Abglanz d.Z unendlichen Jammers, der einem jeden Tag in jeder Straße tausendmal aus dem .stieren Blick hungernder Vetjelkinder entgegen schreit. In diesem eisten Frühling, in dem der alte Bösendorfer nicht mehr vierspännig in den Prater fährt und Peter Altenberg nicht mehr durch seine großen runden Horngläser in die Sonn des Volksgartens guckt, in seinem drei ten Stuhl gelehnt. Ja. wenn es nicht ,immer so sonderbar lustig bei uns ge Wesen wäre, dann wäre uns vielleicht heute wohlcr. Statt dessen ober singen die Gassenbuben in den Straßen frau rig-lustige neue Lieder auS der eigen tümlichen Perspektive einer hcrrlich-be neidenswerten Philosophie heraus: Wer w'rd denn tn Wien jetzt regitt'n? Der TkchechoNovnk Mit A!idcr imi, ffrnik. Ter wird in-Wien m regier', Wer wird denn die Etrag'n cbt kchr'n? , TIe awsi'n Herr' Mit die stuldnicn Stern. Tie hu'fd'n die Strnb'n letzt fcfjr'nl... ES ist etwaS Eigenartiges uni diesen wehen Wiener Frühling des Jahre! 1919. Zwischen Krieg und Frieden ober jedenfalls viel Entttiuschung und Hunger. Ein Werkcl spielt dazu einen Walzer oder vielleicht setzt einen Fox Trott (denn die internationalen Bezie hungen sollen ja wieder aufgenommen werden) und die Sassenbuben singen das lustige Lied vom Tschechoslowaken und den großen Herren, dasein Wirklichkeit so unendlich traurig ist. 'ie letzte Weisheit aller Poli5ik und Sozialpolitik: ein Gassenhauer! Männliche DicnttmZdchen. Hausbedienftete sind während der Kriegszeit nur unter großen Schwierig leiten zu erlangen gewesen, da der Vm rat , besonders an weiblichen Tienstbo ten, der Nachfrage nur zum geringsten Teil zu genügen vermochte. Und die Frauen und Mädchen, die seit mehreren j Jahren in Kriegsindustrien tätig waren 1 Die großen Logen, die früher für den Zaren und die Großen deS Reiche! be stimmt waren, sind jetzt von höheren Be amten der Sowjet besetzt. Man sieht große wilde Tollen", viele Brille, aszetische Gesichter, kurzhaarige nd auch verführerisch schöne .Frauen und über den Logen leuchtet immer noch die alte Krone der Romanoffs. E! wird endlich zum drittenmal ge klingest. - Aber der Vorhang heb', f nicht, und da! Orchester bleibt stumm. Plötzlich hört man au! der Zarenloge eine tiefe und eindringliche Stimme, und man bemerkt einen ganz europäisch aus sehenden Herrn und muß ihm unwill kürlich zuhören. Der Mann in der Loge spricht von der Kunst im allgemeinen, dann von der proletarischen Kunst" und ihren Aufga ben, und kommt auf da! für den Abend zur Aufführung bestimmte Werk. Noch bevor daö Spiel beginnt, fahren die Zichörer den Inhalt und den inneren Wert de! Stücke!, und alle Wege zum Verständnis und zur Kritik sind ihnen geebnet. Der Redner hebt die schönen und wichtigen Stellen heraus, erklärt alles, was er für notwendig hält, um der Masse den Genuß zu erhöhen. Erst nachdem die Stimmung in solcher Weise vorbereitet ist. beginnt das Spiel. Und die Leute, die noch vor einem Jahr ein Operettenlicdchen als den Gip sei aller Herrlichkeit schätzten, lauschen andächtig den Tönen einer guten Oper. Oder ihre Augen ergötzen sich an den Linien der gut gepflegten Körper und an den rhythmischen Bewegungen deS in der ganzen WeN berühmten russischen Bal letts. und werden künstlerisch angeregt durch die Farbenpracht der Kostüme und Dekorationen. Ob da! Verständnis tief ist, sei dahingestellt, aber per Beifall, den die Darsteller von den neugebackenen Kunstkennern ernten, ist nicht kleiner, al? damals jur Zeit der Ezzellenzen. , , und dort täglich fast ebensoviel verdien ten wie bishoer in häuslicher Stellung, suchen die ihnen größere! Einkommen und größere persönliche. Freiheit sichernde Beschäftigung auch nach wieder eingetre tenem Frieden beizubehalten, selbst zu herabgefbtzten Arbeitslöhnen. Unter solchen Umstanden darf es da her kaum Wunder nehmen, daß beschäf tigungslose Männer ihren Blick prüfend auf die Stellungen werfen, welche von ihren weiblichen Mitbewerbern so ver Lchtlich beiseite geschoben werden. In dieser Hinsicht kommt vornehmlich Haus arbeit in Beiracht, mit welcher sich die Amerikanerig der da! von amerikani schen Ideen ergriffene Mädchen von je her nur. höchst ungern befaßt hat. Die Dienstmädchenknappheit war daher in den Per. Staaten eine feststehende tzr scheinung, die während des Krieges be sonders empfunden wurde und sich noch auffälliger bemerkbar machen dürfte, wenn das geplante mehrjährige Verbot der Einwanderung wirklich zur Durch führung gelangen sollte. In Voraussicht derartiger Verhältnisse sind seit einiger Zeit in mehreren Städten Erperimeni,! unternommen worden, dcren Erfolg es glaublich erscheinen läßt, daß in absehe barer Zeit fast überall ein Johann die Stelle der Johanna, ein JamcZ den Platz der Jane einnehnien wird. , In Flatbufh ünd anderen Kolonien nahe New Z)ork, in Boston und Balti more haben sogenannte Padrone eS un ternommen, den Hausfrauen Ersatz sü, die ihnen untreu gewordenen Dienftmäd chen zu liefern. Diese Unternehmer ha ben eine größere Anzahl älterer Männer engagiert, die sich nicht körperlicher Ar beit schämen. , Sie müssen zunächst einen Kursus in den Haushaltungswissenschaf, ten durchmachen, und werden dann Fa milien sü? besondere Arbeiten oder stun denweise vermietet. Ein solcher Mann kommt, beispielsweise ein oder zweimal wöchentlich etwas nach neun Uhr mor gens, nachdem die männlichen Familien Mitglieder fortgegangen sind. Ohne Gc rede und ohne Getue erledigt er die ihm zugewiesene Aufgabe. Er nimmt die Teppich? auf. klopft sie im Hofe oder auf dem Dache, reinigt die Fußböden, scheu ert das Linoleum in der Küche, wäscht die hölzerne Wapdbekleidung ab, klärt di Fensterscheiben nd unterzieht Porzellan, sachen und Glasgeschirre einer gründ lichen Reinigung. Er sorgt sür seine eigenen Mahlzeiten und fällt der Haus frau so wenig zur Last, daß diese Ein käufe besorgen kann.' während der Haus iiiiger seine, oder richtiger ihre Arbeit verrichtet. Mitunter vermag ein solches männliches Dienstmädchen" zwei oder drei Apartments im selben Gebäude an einem .Tage ;i reinigen, wodisrch nicht nur dem Padrone, sondern auch ihm ein anständiges Einkommen gesichert wird. Den Reinigern wird zur Zeit Unterricht in der Besorgung der Hauswäsche gege ben. Die Lehrergebnisse sind soweit höchst befriedigend, nur mit dem Plät ten könne sie sich nicht recht vertraut ma chen. Diese Schwierigkeit soll jedoch spä ter durch Anstellung von Chinesen be. seitigt werden. Selbstverständlich schließt der Unternehmer auch Kontrakte zur Vc forgunz der Zentralheizung, erschließ, lich Forischaffung der Asche, Reinhal tung deS BürgerfteigS von Schnee und Eis, Instandhaltung der Blumen und Gemüsegarten. Beschneiden der Hecken und ähnliche Arbeiten ab. Damen, die derartige männliche Stützen der Haus srau in Anspruch genommen haben, sind deS Lobe! voll llber die dadurch gesicherte Erleichterung ihres arbeitsamen. dseN gen und einkaufsreichen Dasein. Da wird i wohl kaum noch lange dauern, di! ähnliche Armeen männlicher Tienstmiid chen liberal! au! der Erde gestampft werde.