Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, July 19, 1919, Image 6

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    4
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Vecheirutet
Voa B.
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. (52. Firtschung und Schluß.)
' .Sie schob drn Moment, Ihnen alles
zu gestehen immer weiter hinaus und
ich verlor die Geduld. Mir wollte sie
nicht erlauben. Ihnen die Mittheilung
zu machen. Sie erinnern sich vielleicht
noch des Abends, als ich am Belgravia
Platze bei Ihnen vorsprach und mich
mit Maddie in ein Nebenzimmer begab.
um ein Bild zu beshen? An diesem
Tage machte ich den letzten Versuch, sie
zu ihrer Pflicht zurückzuführen.
.Maddie gab Sie auf?" fragt der
alte Herr.
.Ja, sie gab mich auf."
.Und das Kind? Mein Enkel und
Erbe?"
,Sik erinnern sich deS großen BalleZ.
den Sie im vergangenen Juni gaben?"
.Natürlich, natürlich. So was ver
gißt man nicht hs H?ndunzd:ehen
. .Der Knabe starb in derselben
Nacht", sagte Whnne leise und ernst.
.Ach. gehen Sie weg! Reden Sie
keinen Unsinn!" .
.Er starb an Diphtherie. Madeline
kam zu fpät, um ihn noch am Leben zu
finden. Sie küßte dasKind und wurde
angesteckt. ES war ein so schöner, lieber
kleiner Krauskopf, und wie oft habe Ich
nicht Madeline gesagt, daß ja fein blo
ßn Anblick hinreichen wurde, Sie mil
der gegen uns ZU stimmen. Sie wollte
nicht? davon hören und vertröstete mich
mit Versprechungen, die sie dann nicht
Sielt. Sie hatte zu große Furcht vor
Ihnen."
.Hat!, Furcht vor mir?"
.Seit HarryS Tod, hatte ich seine
Mutter nicht wieder gesehen; ober ich
hört, in London, daß sie sehr krank sei,
und 3 qelang mir immer, durch Be
kannte Nachrichten über ihr Befinden
einzuziehen; habe Sie selbst, wie Sie
sich erinnern werben, häufig nach dem
Ergehen der Kranken gefragt. Ich
hatte geglaubt, meine Liebe zu ihr fei
erstorben; doch daS erwies sich als Irr
thum. Ich möchte mich mit ihr aus
söhnen. Zufällig hörte ich, daß ihr
Zustand ein sehr kritischer sei es
, war an jenem Tage, da ich Ihnen zu
letzt im Klub begegnete und so ließ
ich alle? andre, alle Geschäfte und son
stigen Verpflichtungen im Stiche und
nabm einen Platz auf dem Schiffe."
.DaS ist also, waö Sie in Sydney
zu thun hatten?"
.Madeline ist furchtbar verändert",
( fuhr Laurence, ohne die Zwifchenrede
' zu beachten, fort. .Ich kann Ihnen f
gen als ich sie daS erste Mal unten,
in der elektrischen Beleuchtung sah, so
so .. ." Unfähig, weiter zu spre
chen, that er nur noch einen langen tie
fen Athemzug, der aber beredter dar,
alS alle Worte. '
.Armes Geschöpf, da ist'S denn frei
lich kein Wunder, daß sie aussieht, als
häte sie diel Schweres erfahren", sagte
der alte Herr. .Ich wundere mich nur,
daß sie überhaupt noch am Leben ist.
Nun, lch will ihr daS Dasein nicht noch
schwerer machen! Sie hat an mir nicht
recht gehandelt, aber schlimmer noch an
Ihnen. Gefürchtet hat sie sich vor
mir! Als ob nicht jeder, der mich
kennt, wüßte, daß an mir die Schale
härter ist als der Kern, und daß ich
wohl belle, aber nicht beiße. Und Sie
haben zu ihr gehalten, als sie ohne einen !
andern Freund war! Waö für alte.
böSartigeSchlangen diefeHarperS sind,
di, ich neun Jahre lang pünktlich und
reichlich bezahlte und di mein Kind
dann ss behandeln konnten! Daß ich
dn alten Vettel auch noch ein Geschenk
für .alle Gute" geben muß. die sie
Maddu erwiesen! Diese alten Weiber
wußten aber doch nicht, daß Sie mit
meiner Tochter verheiraihet waren?"
.Nein. DaS wußte außer ünS nur
ein einzzger Mensch." ,
.Was ist nun aber zu thun! Wie
soll man die Eheschließung anzeigen?
Wie soll man den Leuten mittheilen,
daß Madeline sie während der letzten
beiden Jahre als Fräulein West an der
Nase herumgeführt hat?"
.Wir können einfach bekannt ma
chen, daß unsr Vermählung in London
stattgefunden hat, ohn daS Datum
beizufügen. Man wird sich ewige Tage
wundern und die Sache dann vergessen.
Diese Anzeige kann schon von der näch
pen Station abgehen, welche das Schiff
anläuft."
.Sie sind ein gescheidter Kerl,
Wynne! Doch da gehen eben die Lich
ter aus und wir werden gleich im Dun
kein sitzen."
.Aber Sie sind über mich nicht mehr
im Dunkeln."
.Im Gegentheil, ich fühle mich im
dichtesten Nebel. - Sie sind also' mein
Schwiegersohn'"
.Ja, das läßt sich nicht bezweifeln."
.Aber ist's denn nicht höchst sonder
' tat, daß ich Sie immer und von An
fang an gern hatte?",
.Nicht'wahr. Sie werden nicht zu
strenz mit Madeline verfahren?"
jfca, halten Sie mich denn für einen
Unmenschen? Bsrläufig werde ich kein
. Wort sagen, denn ein übersülliesSchisf
Ist kein geeigneter Plad für Familien
(jenen und sie ist noch immer sehr
hinsällig und schwach, wenn eS ihr auch,
wie mir scheint, ein wenig besser geht."
Ta. cS seht ihr letzt, wo sie den gan
zen Tag aus Deck zubringt, um einen
s?..ii!en besser."
.Aber wie schrecklich, vafc der arme
v r; M i
1-t. J.J.A.I.X.i..! . . , M I, ,,-,
" rTTTTTTfTTTTTTTTTTWTTV
oder ledig?
M. Crokcr.
H fl'l II 1 1 1 1
Hier erlosch plötzlich daS elektrische
Licht, und der alte Herr mußte sich, so
gut er konnte, nach ferner Kabine tap
pen. Hier lag er noch lange Stunden
wachend und horchte auf das Anschlag
gen der Wellen gegen die Planken des
Schiffes. Dabei überdachte er wieder
und wieder, was er soeben erfahren Bat:
te. Er dachte an Madeline und Wynne,
die ihm letzt m ganz onderm Lichte er
schienen, am meisten aber dachte er an
den kleinen krausköpfigen Enkel, den er
rne gesehen hatte.
ElnundvZerzigsteS Kapitel.
An demselben Abend, wo der .alte
Squatter nach der Unterredung mit
Wynne im Dunkeln nach seiner Kabine
tappte, ohne, wie er spater erzählte,
recht zu bissen, ob er auf dem Kopfe
oder auf fccn Füßen ging, begab sich in
der Kabine feiner Tochter ein seltsamer
Vorfall.
Während Maddie mit jedem Taae
starler und wohler wurde und ihr nach
und nach Appetit und Willenskraft wie
derkehrten. wurde Frau Leachs Befin
den, der miruhigen See entsprechend,
schlechter. Sie erhielt sich fast nur noch
durch Brauseessenz nd Champagner
am Leben und zahlte die Stunden bis
zur Erreichung des Mittelländischen
Meeres, obgleich im Oktober selbst in
diesen Gewässern nicht auf den günstig
sten Seegang zu rechnen ist.
Die liebenswürdige Wittwe suhlte
sich grenzenlos elend, war eigensinnig
und grillig und bat Madeline, als diese
m die Kabine trat, um sich zur Ruhe
zu legen, ihr ein Fläschchen, .etwaS
zum Schlafen , aus der Handtasche zu
reichen. , '
.Soll ich Ihnen die Tasche hinauf
gebend'
.Nein, nern, sie rfl offen. Em langes
grünek Fläschchen in der Seitentasche,
wo auch die Schreibmappe steckt."
Allerdings, die Tasche war offen vu
der Inhalt, Kämme. Nadeln, Taschen
tucher, Briefpapier, lag in bunter Un
ordnung durcheinander. Es war gar
nicht so leicht, das grüne Fläschchen zu
finden, und während Madeline die ein
zelne Gegenstände herauslegte, fiel
ihr auch ein Brief, in Frau KaneS
kraklicher Handschrift an Fräulein
West, bei Frau Harper, Streambridge"
adressirt, in dre Hände. Er war ihr
nach dem Belgraviaplatze und von dort
nachBrighton nachgeschickt worden, und
irgend eine gütige Fee, wahrscheinlich
die Dame da drüben, welcher die Tasche
gehörte, hatte ihr freundlich die Muhe
ersparen wollen, das Kouvert selbst zu
offnen.
.Haben Sie denn das Flaschchen
noch nicht gefunden?" rief die Kranke
ungeduldig.
.Doch! Ich habe eS schon , gab
Maddie zur Antwort.
.So reichen Sie's mir rasch. Ich
bin sterbenselend vor Uebclkeit und
Schwäche."
Glücklicherweise fand sich in diesem
Augenblick das gesuchte Fläschchen. und
nachdem Madeline tye Handtasche ge
schlossen und ihren Brief in Sicherheit
gebracht hatte, reichte sie es der Kran
ken, die nun nach dem Eau de Cokogne,
einem Taschentuch, einem Trinkglase
und ewigen Haarnadeln verlangte.
So verging einige Zeit, ehe sie hinter
hren Gardinen zur Ruh kam. Die
Rollen waren jetzt vollständig der
tauscht. Madeline war zur See nicht
mehr der hilflose Invalide, der sie am
Lande gewesen war, und erst nachdem
sie olle Wünsche der Kranken befriedigt
hatte, gewann sie Zeit, sich ihrem Briefe
zu widmen.
fee ihrer Abreise nach dem Harper
hauZ. von wo sie Frau Kane damals
eine Zehnpfundnote schickte, hatte Ma
oeline m keinerlei Verbindung mehr
mit ihrer früheren Wirthin gestanden,
und da diese glücklicherweise keine der
großen vornehmen Zeitungen las, war
ihr auch unbekannt geblieben, zu wel
cher gesellschaftlichen Größe sich ihre
arme kleine Mietherin aus dem zweiten
tock entwickelt hatte. - Sie hatte keine
Ahnung, was aus der Familie gewor
den war und ob sie sich noch in London
aufhielt, in welchem Falle sie sich gewiß
einmal daS Vergnügen gemacht hätte,
d'.e früheren Hausgenossen auszusuchen.
Ter Brief lautete:
.Colfcrinoplatz Nr. 2.
.Geehrte Frau!
Ich hoffe, Sie werden in Erinne
rung an die alten Zeiten entschuldigen,
daß ich mir erlaube, mich brieflich an
Sie zu wenden. Es geht mir zur Zeit
nämlich recht schlecht, -und ich wollte
anfrcin, ob Sie mir nicht mit der
Kleinigkeit von zwanzig Pfund aushel
fen könnten, denn mein Mann ist seit
Osiern außer Stellung. Ich hofie.
Herr Wynne und das liebe Kindchen be,
finden sich wohl. Der Kleine muß ja
nun schon ein recht großer Junge sein
und wird Ihnen gewiß viel Freude ma,
chen. Hat denn Ihr Papa erfahren,
welchen Streich Sie ifim spielten, und
daß Sie ein ganzes Jahr in London
hier in meinem Hause wohnten, wah
rend er glaubte, Sie wären noch in der
Schule?
Ich hoffe. Sie werden mir meine
Bitte um das öelo nicht obfcklazen.
denn das würde Ihnen ja eb:nso zum
Schaden gereichen wir mir.
Ihr f?hr eraebene
ElisaKane."
Dicftr Brief war. dem Postflempe
nach, zwei Toae vor der Abreis von
Brighton dort angekommen und er
klärte Frau Leachi Blicke und Andeu
tunqen. Der gestohlene Brief war der
Trumpf, auf den sie pochte.
Am nächsten Morgen, als Madeline
ihre Kabine verließ, fand sie Laurenc,
bereits ihrer harrend. Mit großen
Schritten auf Deck hin und her gehend,
sah er endlich eine schwarze, schlanke
Gestalt auS der Kajüte auftauchen, die
sich nicht mehr so mühsam und gleich
gültig die Treppe heraufschleppie, son
dern schon mit etwa? festerem Fuße
auftrat und einen Anflug von Farbe
auf den fönst so bleichen Wangen zeigte.
O, Laurence. ich habe dir etwas zu
sagen , begann sie. Bite, laß unö in
das Musikzimmer gehen, daS jetzt
sicherlich leer ist."
Im Musiksalon angekommen, be
richtete sie mit wenigen, hastigen Wor
ten, welche Entdeckung sie gemacht hatte,
und legte Frau KaneS netten kleinen
Brief in feine Hände.
.Naturlich muß ich letzt sprechen ,
fuhr sie fort. .Ich kann nicht sagen,
wie feig und elend ,ch eS finde, daß es
erst eines solchen Anstoßes bedürfte, um
n die Lippen zu öffnen. Frau Leach
g oohnte langst, daß ich ein Geheim
nin. eine Vergangenheit habe, ohne daß
es ihr bei allerSchlauheit gelang, etwas
Bestimmtes auSzuspiornren.
Na. dieser JBref läßt an Deutlich
keit nichts zu wünschen übrig."
Allerdings. Ich kann mir jetzt die
verächtlichen Blicke der Frau recht gut
erklaren. Aber noch eins, Laurence!
Ich hatte mir wirklich vergangenen
Juni fest vorgenommen, meinem Va-
ter alles zu sagen, aber ich war krank.
schwer krank, und als ich nun so dakag.
sagte ich mir auch, daß es vielleicht am
besten fei, 'das Geheimniß mit ZnsGrab
zu nehmen. Das Kind war verloren,
du warst mir verloren, waS hatte die
Enthüllung noch für Zweck und Nu
tzen!"
.Aber du siehst, Laurence ist noch
da!" rief Wynne tief bewegt. .So las
en wir denn daS Beroanciene veraan
gen sein! Nur bin ich dir und Frau
Leach zuvorgekommen und habe bei
nem Vater schon gestern Abend alles
mitgetheilt. Er nabm alleS erstaunlich
gut auf! Diesen Morgen habe ich ihn
noch nicht gesehen. Er wünscht, jetzt
nicht weiter von der Sache zu reden;
an er sagt, daß ein unerfülltes Post
chiff nicht der geeignete Platz für Fa
milienszenen fei. und ich bin ganz sei
ner Meinung. Du brauchst also nicht
o erschrocken und ängstlich auszusehen.
Und nun komm' mit auf Deck: wir
werden Tarifa bald in Sicht haben.
Ah, da ist ja auch dein Papa." '
Der Musikpavillon war bereits mit
Menschen gefüllt, als der kleine, alte
Herr eintrat und langsamen Schrittes
auf daS Paar zuging, das in der fern
!ten Ecke auf eine kleinen alleinsteden
den Sofa faß. Er sah ungewöhnlich
eurlich aus. hatte femen gewöhnlichen
dunkelblauenAnzug mit einem schwär
zen vertauscht und fragte, die Augen
erner Tochter vermeidend und nur auf
hr Morgenkleid blickend: .Wie geht
dir heute, mein Kind?"
. besser, diel besser!"
.Na. das sind ja gute Nachrichten.
Du kommst wohl mit hinauf, um die
panische Küste zu begrüßen?'
Oben angekommen, setzte er sich
dicht an ihre Seite, wo er lange schwei
gend, rauchend und augenscheinlich in
tiefe 'Gedanken versunken, neben ihr
iitzen blieb. Dann bemerkte er plötzlich
Wynnes Siegelring an ihrem Goldfin
ger, lehnte sich vorwärts, nahm ihre
durchnchtige, zntecnde Hand in die
eine und betrachtete sie lange, Tann
gab er sie ungewöhnlich sanft wieder
rei.
Madeline", sagte er, ich weiß, du
hast Schmerz und Kummer genug ge
habt, und" will dir kein vorwurfsvolles
Wort sagen, aber ich bin sehr betrübt
über das, was diesen Sommer geschehen
st
und Madekne zog den Schleier über
dos Gesicht, um ihre strömenden Thrä
nen zu verbergen.
Nachdem der Gols von Lyon pasM
war, erschien Frau nach matt und
chmachtend wieder auf Deck m der Er
Wartung, als Gegenstand besonderer
Aufmerksamkeiten, theilnehmender Fra
gen und Glückwünsche aufgenommen zu
werden. Aber leider erfüllten sich Diese
Erwartungen nicht. Welche Verande,
rung war denn hier vorgegangen? Der
alte Squatter schien ja nur Augen und
Ohren für Madeline zu haben. Gegen
die liebenswürdige Wittwe zeigte er sich
auffallend kurz und abweisend, was, da
er die Geschichte von dem Briefe in der
Handtasche erfahren hatte, nur natür-
ich war, und als sie endlich doch Gele
genheit fand, ihn einmal allein zu spre
chen und mit einer kleinen Vorrede über ;
die liebe Maddie" begann, der die See
o gut that, daß sie schon eine ganz an-
dre geworden war, da blickte Robert
West sie zum erstenmal scharf an. '.
Die Seeluit und die südliche Sonne
aber sind unbarmherzig und unerbitt
lich. und zehn Tage Seekrankheit hatten
die hübsche Wittwe in eine alte Frau
verwandelt. Ihre Wangen waren ein
gesunken, harte Linien zogen sich un,
Mund und Augen. Sie war ja wenige
sienZ fünfundfünszig Jahre alt!
.Sehe ich da, nicht auf dem Schiffe
diesen Herrn Wynne? fragte
sie in
ich ja
tragischem Tone. DaS finde
seltsam und über d Maßen keck!" ;
,W,es, finden Cik das? l!S Ist Ma ;
delmes Gat:e, und mem ftyr liesee
Freund und Schw:egeisohn,
Frau Leach verging der liUm . 5tj ,
nachher Weile frazX sie: .C.wisse.
Tägliche Qmaha Tribüne,
Sie also von der Geschichte?"
.Ja. ich bin von allem unterrichtet
versetzte der alte Squatter ruhig.
.Aber noch nicht lange; als wir zu
vsowj gingen, rounienvik nocy nicuigz
, Nein, ich erfuhr von der Sache et
was später als Sie. Frau Leach". ent
gkgnetc er mit bedeutungsvollem Blicke.
. .'Zas wollen Sie damit sagen?"
.Damit will ich ersten sagen, daß
mein, Nachrichten einer unzweifelhaft
berechtigten Quelle entstammen, und
zweitens, daß eS mir. da die Seekrank
heit Ihnen fo arg mitspielt, durch die
Humanität geboten erscheint, Sie ,n
Neapel an Land zu setzen. Ei wäre
eine Grausamkeit, Sie bis Sydney mit
zunehmen. Außerdem hat Madeline
in Laurence Wynne ja einen Gesell
schafter gefunden, der allen ihren ffiiin
sehen entspricht."
,0, waS für eine Geschichte für daS
neugierige London!" rief die Dame mit
einem bitterenHohnlacheln auf den blei
chen Lippen. .Aber die Bewegung deS
Schiffes greift mich doch sehr an. Wur
den Sie wohl die Güte haben, mich hin
unterzugeleiten? Ich werde wich doch
wieder legen müssen.
In der That fühlte sich die Aermste
durch die wehend sieist Brise, wie durch
den starken, wohlgerüsteten Gegner um
allen Halt gebracht. ,
Frau Leach verließ wirklich in Neapel
daS Schiff und verbrachte, dank einem
sehr reichen Wechsel, den sie von Robert
West, nominell als Belohnung ihrer
Gute für Madeline, thatsächlich aber
als goldenes Schloß vor den Mund.
empfing, einen außerordentlich ange
nehmen Winter m Rom.
In Sydney angekommen, gelang S
dem alten Squatter, aus dem großen
Zusammenbruche, der auch sein Ber
mögen bedroht hatte, fo viel zu retten,
daß er ebenso reich wie vorher nach
England zurückkehrte, wo er die olteBe
sitzung der Familie Wynne kaufte und
daS alte Schloß in einem Stil restau
rirte, 'der dem Namen Ehre machte.
Madeline und Laurence brachten.
obgleich sie ihren eigentlichen festen
Aufenthalt in London hatten, einen
großen Theil ihrer Zeit in Rivals
Wynne zu. und eines TaaeS wird der
alte Familiensitz wieder von einem neu
erblühenden Geschlecht des PaareS be
wohnt fern. Die Kinder sind prächtig.
Ein zweiter kleiner Harrn ist das leib
haftige Ebenbild des verstorbenen, aber
nicht vergessenen. Madeline schmückt
jetzt das kleine Grab eigenhändig mit
Kränzen und Blumen, ohne ein Hehl
daraus zu machen.
Es ist das Grab unseres ältesten
leinen nKaben", sagte sie dem Pfarrer
von Monks Norton, als sie zum ersten
mal kam. .Wir und seine Geschwister
werden den kleinen Hügel oft besuchen."
Und der Pfarrer, wenn er Fremde
auf dem alten Goitesacktcr herumführt,
versäumt nie. sie auf ein Kreuz von
weißem Marmor aufmerksam zu ma
chen und dabei zu erzählen, daß früher
ein räthselhaftes junges Paar daS
Grab. iedeS ollein. besucht habe, daß sie
jetzt aoer immer zusammen und von
ihren Kindern begleitet hierher kämen.
Laurence fahrt fort emporzusteigen.
Er sitzt imParlament und ist ein Mann
von so großem Einfluß, daß der alte
West ohne das geringste Bedauern an
daS Adelskrönchen denken kann, daS
einer Tochter entgangen ,st.
Lord Moirtycute hat eine reiche
Wittwe geheirathet. die zwanzig Jahre ,
älter ist, alS er. Lord Tony ist glück
ich tn feiner Ehe, und seine Frau ist
die treueste Freundin Madelines. Lady
Rachel ist die Pathe der kleinen Made
nt.
emeS wunderschonen Kindes, daS
von seinem Vater ziemlich verwöhnt.
vom Großpapa aber . total verzogen
wud. Sie ist daS eigenwilligste kleine
Geschöpf, das nur seiner Mutter, ihr
aber aufs Wort, gehorcht. Großpapa
muß sich sein spärliches Haar von ihr
in Lockenpapier aufwickeln lassen, oder
sie legt ihm lange rothe Zügel um, in
denen n auf den Gartenwegen vor ihr
einhertrottet, und regiert ihn mit eifer
ner Hand.
Ende.
Moderne Ehen.
Ueber moderne Heiraten äußert
sich . ein Beobachter, wie wir ver
muten, ein Junggeselle, wie folgt:
Tie moderne Heirat dauert durch
schnittlich nicht länger, als es den
Pastor nimmt, seine .. Gebühren zu
kollektieren. Bald darauf trippelt
die noch im Kiiidcsalter sthcnoe
Gattin auf hohen Hacken ins Gericht,
wo sich ihre Schultern schmerzerfüllt
auf und abbewegen. Von ihrer dick
mit Neismehl bestreuten Nase rollen
Talztränen so unbehindert zu Boden
wie vom Gefieder eine Wildente
Za aufgeregt ist sie, daß sie dem
dichter mit dem unrichtigen Auge
,uivinkt. Sie hat für diese beson
!)ere Gelegenheit einen Kleiderrock
angezogen, der nach dein Muster
,'ines Serviettenringes gebaut ist.
Tie Geschworenen , überanstrengen
hre Augen, um sie von allen Rich
'ungen zu beschauen. Ihr Anwalt
,'ilt ejne Rede, die von allen mehr
iils z'chnsilbigen Worten der eng
iischen Sprache überfließt. Worauf
.hr die Geschworenen eine Million
7i'ährgelder zusprechen, und jeder der
ffefchworenen ihr seine Telephon-
.mmmer mitteilt." Ahem I
Spiele nicht mit Schicßgenieh.
mi und mit platonischer icbe.
jlüxXitlit inb Wa!)lHt treu
:
iWav vmUordG'cld '
Von Johann Falkbergtt.
(autorisierte Uebuscdung aus
dem
Norimgischcn voi. Throbald Wirf.)
Ich bin ein kleiner lust'ger Bursche,
on Talarne ich tarn.
Und walzie weit umhcr
Und fror und dalbie schwer.
Lag nächtlich in den chcuiien,
Lief wgS die Fütz fahl".
(Altbekannte Mallarelveile.)
Etill'war es in der großen Va
racks der Erdarbeiter, uiiö langwei
llg. Mut der öiallare Guiiao vam
öcordcniielö. .. .ia, voin Noxöeiificld
war heute abend da. (c tag aus dein
Ltroy, das Gejicht der Waiio zugc
kehrt. Ein Lenjier flaiid iicn un!
tnarrte im Lvinde, die 5oiine brann
te rot in den Scheiben, und im 0)c
tmge jaulte es Iction herbimch. U
ivar auch schon Ende September.
Guitag lag grübelnd da und vllz
ton einem istrohhaun lange nden
ad, die er mit den Boröerzalmeil zcr
fette und zum Äett hinausipuckte.
Pful. ...
Wie er ja dalag, glote er nach i
ner Fliege, die jich in ein Pinne,
gcwebe verirrt hatte. Xad ist doch eine
rerililt dumme fliege, dachte er
Wie sie alle ihre ttrafte anipannte.
um Iozulommenl Aber das nuijU
ihr alles nichts. Je mehr sie sich av
plagte im Lpinngewcve, um so ärgei
faß sie drin.
a, das it eine verpizt oumim
Fliege .... Warum ging sie nich.
prutal vor und zerrÜL ihre Ketten
wild auseinander Nein, die Fliege.
die war kein Rallare.
Gustav machte einen Sprung durch
tie Ctube und focht wild mit öen ge
ballten Fäuslen in der 'Lust herum
War es nicht das, was die Fliege tun
mußte; Aber wenn sie zu dmnin war,
dann. . Unö Gustav warf sich wieder
aus das Stroh. Das wäre doch de
Tewels, wenn man fo dunim sein
wollte wie die Fliege im Spinnen
netz da. . . .
Lraußen vor der Baracke ging ein
hochausgefchossenes Mäöchen herum,
die Hände unter der großkarierten
schürze. ij? hatte blondes Haa:
v.nb war bleich im Gesicht.
Nun war es Sonntagabend und
anders als alltags. Sie sehnte sich
heimwärts. Hier in den Äergen lvar
es so oder, so manchmal - ganz
hubich öas mutzle iie zugeveii.
Aber nirgendswo mar es o schon wir
caheim im Tale. Namentlich zum
Herbst, wenn die Sonne in rot
U'lut über dem Laubwald flammte
und die abgemähten Felder gelb aus
den Halden hervorleuchteten. Ja, ja.
ie bewegten fo seltsam die Bruit, die
se Gedanken. Aber man viußte wol,!
versuchen, sie sich aus dem Sinn zu
chlagen, wenns nun einmal keinen
andern Mat gab, und den gab's
nicht nein
LeSplt Groppoölstenvolden wie
das Machen hieß trat trübsinnig
an das cniter, ganz ahnungslos.
Es war hier doch so langweilig
überall. Und darum guckte sie ein
mal in die Baracke hinein. Aber
wie, lag da nicht wahrhaftig der Gu
auf dem Stroh ? Ja, Guslav
vom Nordenfjeld Er sah sie of
feiwar nicht, denn er lag so stumpf'
sinmg da und kaute aus einem Stroh.
Halm. Es wäre doch ein Spaß, den
mal ein bißchen zu necken. Und sie
fand auf dem 'Fensterrahmen eine
clte Käserinde und warf. Wutsch. .!
Tie Käserinde traf ihn im Rücken.
Gustav richtete sich auf, auf den Ell
bogen. Er strich hastig sein Stirn,
haar glatt und starrte sinsteren
Blickes umher. Wer schmiß denn da
mit Käse! Er mußte doch seine wun
derbare Seele danach fragen: Wer
schmiß mit iiäse? Am Fenster kni
slerte es. Lespit verkroch sich, flink
wie ein Wiesel, draußen hinter der
Wand. , Wahrhastig, war das nicht
ein Hauptspaß' Sie mußte sich zu
fanimennehmen, damit sie nicht laut
auslachte. -
Gustav schaute sich um mit finste
ren Älicken. Er muhte feine wnder
bare Seele ' abermals fragen:, Wer
schmiß mit Käse? Und er fuhr wUd
cuj von seinem Lager, schlug den
Strohslaub von seinen Englischledcr.
t'vsen, spannte mit einem kräftigen
Nuck den Leibriemen fester um feine
Husten und holte sich blitzschnell, e
nen Happen Priem aus seiner Dose.
Seine Äugen spähten unterdes im
i!er umher, mit finsteren, funkelnden
blicken. Hier spukte eö offenbar.
Aber er halte ja keine Bange. Nein
- und wenn siebentausend Teufel
auf ihren Tatzen öahcrgetanzt tä
men. Bange? Nein, war denn daZ
l!berhailpt möglich, daß ein Siallare
vor irgend etwas in dieser Welt
Bange kriegte? Wovor sollte er denn
Bange kriegen, mußte er seine wun
derbare Seele sragen. Achselzuckend
ging er an den Ösen. Und besah ihn
gründlich. Ter war ja, potztausend,
ganz wie fönst. Not von Rost, wie
ein Fuchs im Walde zur Herbftzeit..
Mit Nissen und -Sprüngen, ganz
elendiglich Gustav verstand sich
auf Oefen. - Ein Stein kam über
ken Cßtisch geflogen und traf daS
Ofenrohr, daß der Nuß von der
Tecke herunterriefelte. Ta wurde Gu.
s,au wuiend. Hicr jpult's. . . . Aber
tl wollle wahrhaikz diesem Teujeliv
I uuä von Gespenst klar machen, da
sich ein Rallare nicht zum Narren
l'alten ließ. Und er packe eine Bank
j l und schwang sie rund um sich in der
jivuir. oasz es puste Ja. yai )i?
4 i füllten sich bloß mal an ihn ranws.
zcnl Irr drehte mit der unae lei
Icn äZricm im Munde berum und
i:ickte blinzelnd vor sich hin. Sieh'
so. ... Die Bank sauste wieder in der
uft herum. Das mußte doch helfen,
irenn wirklich die Unsichtbaren hier
herumfuhren und ihn anklauen woll
ten. ,
Aber draußen vor dem Fenster
da kicherte es leise. Gustav steckte
blihschncll die Fäuste in die Englisch,
lrderhosciitaschcn und horchte auf mit
iiiister blitzenden Augen....
Scht! sagte er zu sich selbst. Still
nun, Guitav vom Nordenfjeld! Kein
Laut. Gustav! Horst du!
Er trampelte zornig auf dem Fuß
bodcn, um feine eigene Unruhe im
!aume zu halten. Und wieder horch
te er. Aber da trat er unglücklicher
weise von dem einen Fuß auf den
anderen uno jtorte sich selbst.
Das war ja doch des Deibels. Gu
stao.
KM fl V .
Ävermauges Porcycn. uns er
,and fteif, als wenn er eine Eisen
,'tange verschluckt hätte. Sich so....
Zas half. Draußen vor dem Fcn
jtcr, da lachte es. Taraii war nicht
zu ziceijclit; Er wandte- sich mit be
deutlichem Achselzucken dem Fenster
zu. Ohoi, daS war ja die kleine
Lespit. die so schnurrige llünste trieb.
ttt schlug ein schallendes Gelächter
en. ,
Wollte sie denn nicht hineinkam.
rnen?
Ach ne, sie wußte nicht recht.'
Sie faltete die Hände unter der
chürzo und sah verschämt zu Äo
den.
ja doch, sie sollte man kommen!
Er winkte ihr Mit dem ' krummen
Zeigefinger. Sie sollte auch Kaffee
lochen, fagte er.
Ach ne, mein Lieber, soll ich das?
Nun lachten sie beide. Das war
verflixt lustig. '
Guzlav machte die Tur auf und
ich verbeugend, bat er fie. doch so
gut zu sein und einzutreten in die
Baracke. ,
Sie lächelte ihm freundlich' zu. Er
war ein feiner Bursche. Aber Gustav.
eieser geiahrliche Teuielskerl von ei.
i'n Stallare, gefährlich für alle
Äädchenherzen. nahm sie höjlich und
sanft bei der Hand, verbeugte" sich
ties, ziveimal, und fragte, ob ne denn
; nicht ein bißchen tanzen wollten, hier
u; der Äaracke. Wenn lie Lust hätte
jj. .üt legte ihr den Arm um die
Taille und schwenkte sie herum.
-Aber nein, mein "Lieber! Sie
sträubte' sich ein wenig aber dann
ging der Tanz los. Gustav tanzte
schneller und immer schneller tzerunf.
lind dabei sang er mit dumpfem Ge
iiiurmel über seinen Priem hinweg,
der hinter den Borderzähnen lag:
Ich bin ein kleiner lust'ger Bursche ,
Von Tarlarne ich kam . . .,.
Lespit Groppoölslensvold tanzte
leicht mit. Es war die lustige, iebhaf.
te Weise, die half ihr tanzen. Sie
wurde rot und kam rein außer Atem.
Sie tanzten, die.briden, daß es don
ncrte in der Baracke.
Der Walzer endete, als die Na!
larewcife inihrer ganzen Länge aus
gesungen war. Und Gustav küßte
ihr die Hand: Ja. sieh mal, so macht
es die Herrschaft bei uns zu Hause.
Aber nein, mein Lieber, sagte Les.
pit. ie stand da mit wogendem Bu
scn und schöpste Äteni.
Wie - das Meer, wie die Wogen
blau, schwärmte Gustav unö deutete
mit einer verschmitzten flotten Geste
auf ihren Busen. Und dann fuhr
er mit der Hand in die Hosentasche
nach der Priemdose. Das hätte er ja
beinahe ganz vergessen. .
Am selben Abend spät 'war eine
Schar von Arbeitern bei einem aro
ßen Ausschachtunternehmen tätig und
rackerte sich trotzig ab. Es war schon
dunkel und die blanken Spaten
blinkten im Licht der Laternen.
"Feucrfunken fprühten von den Spitz
hacken, die in das Gestein fuhren.
Schubkarren fausten über die Vrct
terbahn. Es klang wie ein Stöhnen
vcn schweren Atemzügen drunten im
Schacht, von mühevoller Arbeit in
der Stille der Herbftnacht. Die Ar.
bcit ' ging in wahnwitziger Eile.
Stunde auf Stunde. Und die Stun
den dehnten sich zu kleinen Ewigkei
ten. Starkknochige Arme führten
den Spaten. Und das Getöse stieg
hinaus in die Nacht und verhallte.
Stieg wieder und glitt dahin in die
endlose Zeit.,
Oben auf der Kante der AuS
schachtung zeigte sich etwas wie der
Schatten eines ManncS, und ein
schmetternder Ruf schallt hinunter zu
den arbeitenden Menschen.
Kameraden, rief eS da oben.
Sie hielten an in ihrer Arbeit und
Mrrten hinauf, die Hand an den
Patenschaft.
Jetzt walz ich davon, rief IV
Sie erkannten ihn. Es war Gu
ftav ja Gustav vom Nordenfjeld
Adjös, Kameraden!
AdjöS, Gustav. Tie Antwort kam
taktfest au? den vielen trockenen Keh
len drunten in der Ausschachtung,
und sie stieg zu dem da oben empor
wie ein herzenSwarmer Abschieds
gru.
Adjös, adjös Kameraden! Srjder Tramp in demütigem on
schwenkte den großen Rallarehut
Dann ging er hinaus in die saufende
Herbstnacht. leicht und froh. Aber er
ging nicht aus die,Laiidstrcße. In
daS düstere, wilde Gebirg stieg er
hinaus. - '
Envhemia.
II ierkhmte Schneiderin Anft
noupoli.
Es wird um daS' Jahr 130 un
sercr Zeitrechnung gewesen sein, daß
der kunstsinnige Kaiser Hadrian in
Aegtwten seinen Liebling und Lieise
gesährten Antinouö verlor. An
tinous starb sreiivillig im Nil, man
sagt auS Schwermut, man sagt aber
auch aus Aberglauben. Er wollte
mit feinern Tode das Leben des
Kaisers verlängern. An der Stelle,
da Antinous verstarb, lag eine alte
Kultusstätte des ägyptischen Gottes
Toth, die im späteren römischen AI
tertum Hcrmopolis magna benannt
wurde. Diese Kultuöslätte war mit
einem Ort am Nil verbunden, der
auch Zeltplatz, Grenzstation und
Hauptstadt von Mittelägypten war.
Ter Ort heißt heute Afsmunän. Er
verlor seine Bedeutung, als Hadrian
zu, Ehren des AntinouS am jensei
tigen User die Stadt Antinoupolis
oder Antine gründete und dieselbe
zur Haupt, ladt von Mittelagypten
erhob. Aus dem christlichen Fried
Hof der' Stadt des Antinous hat
Alerandcr Eayet Ausgrabungen vor
genommen - und ganz überraschende
Resultate erzielt. Das merkwür
digste dieser Nesultate ist zweifellos
die Ausgrabung der Schneiderin
Euphemia, .die in ,der alten Anti
nousstadt einen Modesalon hielt und
mit Instrumenten arbeitete, die un
gleich zierlicher und reicher waren
als die unserer heutigen Schnei
derinilcn. Frau Euphemia, die
Schneiderin von Antinoupolis, lag
sorgfältig einbalsamiert in einem
giU erhaltenen Grabe. Sie' trug
drei feingewebte Gewänder, darüber
einen Mantel, reich gestickt mit Blu
men und ogeln, ein kotbarcS
Musselintuch um den Hals, dazu eine
uiigemcin kunstvolle Halskette. Die
Gewebe sind sehr sinnreicher Art.
Alles, auch die Farben sind vorzü
lich erhalten. An der einen Seite
von Frau Euphemia über deren
Namen eine Inschrift Auskunft gab
fand man ein in feinster Arbeit
hergestelltes Holzkäsichen. Die?
Kästchen hat uns auch den Beruf
von Frau Euphemia verraten, denn
es ist mit allen nur erdenklichen
Tchiieidcrwerkzcugeil angefüllt. Un
ter diesen sah man Nadeln mit star
kcr Oese und Wollsäden darin, man
trug dazumal viel gewebte Kleider,
man sah ein zierliches Trennmesser
chen. eine Nadelbüchse aus Elfenbein,
Seidenfäden in allerhand Farben.
Das war Frau Euphemias Näh
kästchcn. Uebrigens fand man noä
etwas in dem Kasten, was mit der
Nadel nichts zu tun hatte, lleine
Holztäfelchcn in einer Elfenbein
chachtel, aus dem Stamm der Syka
more geschnitten, höchst zierlich' und
fein, aber an allen vier Ecken durch
löchert. War es ein Spiel, das Fra
Euphemia erfreute, wenn fie müde
war, waren es Zählmarken, Rechen
Pfennige, oder hatten die Täfelchen '
gar Gcldeöwert, Vielleicht gehörten
sie auch zu der Schneiderei, wurden
als Mustermarken oder sonstwie ver
wendet? Am wahrscheinlichsten ist,
daß es Webetäfelchen waren, denn
mit solchen an den Ecken durch
bohrten Täfelchen wird im ganzen
Orieiit die Technik der Brettchen
Weberei betrieben, die heute noch bei
Tislis und Mossul in Uebung ist.
Diese Erklärung paßt auch am besten
zu der Fundstelle im Nähkasten.
Auch ihr Niechsläschchen hatte die
Tote bei sich. Jetzt ruht sie, die
wahrscheinlich zur Zeit des Christen
Verfolgers Tiocletian, also ums
Jahr 300 n. Chr. gelebt hat und
die, am Nil geboren wurde, int
Museum zu Brüssel.
Ihre Größe.
.Ich brauche eine sehr kleine
Nummer," sagte eine Dame im
Schuhladen zum Verkaufer. .Ich
glaube Nummer 35; ob Sie die auch
haben?" '
Mit einem prüfenden Blick auf
den Fuß der Kundin geht der Ver
käufer, um gleich darauf außer dem
gewünschten kleinen Paar auch ein
Paar sehr große Schuh mitzubrin
gen.
Wozu schleppen Sie denn diese
Kähne her; soll ich die vielleicht auch
anprobieren?" fragte die Kundin.
.Ganz unnötig," meinte der Ver
käufer, die deponiere ich bloß an
der Kasse. Morgen beim Umtausch
brauchen Sie fie bloß zu verlangen."
1 '' "
Geistesgegenwart.
Der Ritter der Landstraße war
müde und erschöpft. Er Hopste an
verschiedene Türen; doch wurde lerne
geöffnet. Schließlich kam er zu
einem Hause, wo er eine junge Frau
die kleine zur Haustür führende
Treppe waschen sah. Er rief in
ziemlich drohendem Tone:
.Sie, Frau, geben Sie mir etwaS
Milch, zu trinken oder "
Ehe er seinen Satz beeiiden konnte.
ertönte rnjS dem Innern des Hauses
eins kräftige Männerstimme:
Ue? was?"
Oder etwas Wasser," vollettdel!
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