Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, July 05, 1919, Page 8, Image 8
Sein erster Tiger. Bou Marti Bchrmo, ES iixjr cji einem faltet Oktobev tage. Der Wind fegte durch die (straften und trieb die wenigen Zpal' janten zum eiligen Lauf. Lluf dem freien Platze bei der Kaserne rüt teUe und fchüttclte er an der vor we mgen Tagen angelangten Menage rie, o dag das Lcinwanddach des ambulanten Gebäudes löden Augen blick drohte, davon zu fliegen. Tcr Besitzer der Menagerie ging fluchend zwischen den Käfigen um. her. Wenn das Better nicht nach lieb, dann kam er in GcZahr, einen unermeßlichen Schaden zu erleiden. Ter schone Komgönger, fern vesow deres Schaustück, konnte ja auf die Tauer unmöglich diesem Wetter wi dcrstehen. Er muizte ja krepieren; denn das Tier war erst vor einigen Wochen eingefangen und daher noch nicht akklimatisiert. Außer dem Menaaeriebesiher wa rcn noch zwei Personen in dem Naume anwesend: seine Tochter, ein etwa siebzehnjähriges Mädchen und der Wärter des Tigers, ein junger Franzose, im Aller von einundzwan zjg Jahren. Alle drei waren besorgt; denn der Tiger war ein Zelten schönes Exem plar, dessen Tod dem Besitzer sowohl, als auch feiner Tochter in pekuniärer Beziehung mehr als fatal gewesen wäre, während dem jungen Franzo fcn dä2 schöne Tier förmlich an das Herz gewachsen war. Er war mit dem Tiger, dessen Warter er bereits in der Tierhandlung gewesen, hier angelangt und hatte sich so sehr an dessen lÄeseÜZchaft gewöhnt, daß er sich in, feiner neuen Stellung fehr wohl gefühlt tjätte, wäre das schöne Mädchen, die Tochter des Prinzipals nicht gewesen. Diese wußte ihn vom ersten Augenblick an, wo er sie sah, aus feiner Ruhe zu reißen. Sie war schön, selten schön. Die schlanke und doch kräftige Gestalt, mit - einem Kopf, woraus zwei wunderbare schwarze Augen herootblitzten, einer feinen griechischen Nase und einem Mund, der zwei Reihen glänzender Zahne wies. Diese Zähne! Sie schimmerten fo weiß, fo glänzend; und Mary wußte dies alles. Sie wußte auch, daß der heißblütige Franzose rasend in sie verliebt war, und das amüsierte sie. Aber fie liebte es, mit Menschen und Bestien zi. spielen und zwar auf eine Weise, die ihr Spielzeug in die höchste Auf regunz versetzte. Sa wie sie mit Bru tus, einem in der Gefangenschaft auf gewachsenen Löwen, ihr Wesen trieb, n,dcm sie ihm bald den 'gegen das Gitter gedrängten Kopf streichelte, bald mit einem Strohhalm in den Ohren kitzelte, daß er nervös auf fprang und brüllend im Käfig hin und herlief, so behandelte sie den armen Jute. Einmal war )e freundlich mit ihm und machte ihm Hoffnung, ein andermal war sie hofsärtig und sah nur den Unterge Irenen ihres Vaters in ihm. Ebenso wußte sie durch spöttische Redcnsar ten den leicht erregbaren Menschen in eine Art von Wut zu versetzen, die sie um fo mehr amüsierte, als sie wußte, daß ein einziges freundliches Wort aus ihrem Munde ihn wieder, will fährig machte. Ter Stunir hatte sich gelegt, und erleichterten Herzens war der Mena giorbesitzer, nachdem er Order gege den, sich sür den andern Tag vorzu bereiten, das Winterquartier zu be ziehen, fortgegangen. Die beiden jungen Menschen wa ren jetzt allein in der Menagerie, und da Mary sehr wohl einsah, daß es heute doch nutzlos fei, an der asse auf Publikum zu warten, so beschloß sie in Ermangelung eines Besseren wieder einmal ihr Spiel mit dem armen Jules zu treiben. Sie mußte sich ja gestehen, daß er ihr gefiel, diefcr hübsche, intelligente Mensch. Aber trotzdem, oder vielleicht gerade deswegen wollte sie ihren Ilcbermut an ihm auslusscn. Haben Sie auch gut darauf ge achtet, daß Ihrem Liebling dort in dem Käfig nichts ; Schlimmes Pas fiert?" begann fie, indem sie fpöt tisch die Lippe kräuselte. Jules wußte sehr wohl, daß sie ihn nur necken wollte. Aber es war ihm unmöglich, feine Ruhe zu bewahren. : Ich glaube meine Pflicht vollauf getan zu haben, oder sind Sie an derer Meinung, Fräulein Mary?" Ueber das schöne Gesicht des jun gen Mädchens huschte ein spöttisches Lächeln. Die Erregung, die aus diesen Worten ihres Gegenüber sprach, machte sie noch kampfeslusti gcr. .Sie mißverstehen, Monsieur Ju !es. Ich will durchaus nicht Ihren Pfluljteiser herabsetzen. Im Gegen teil; ich erkenne ihn vollkommen an. Ich meine nur, ob Sie auch sicher sind, daß dem Tier, das Sie förmlich verhätscheln, auch kein Unwohlsein. vielleicht e:n Schnupfen oder jonit Derartiges befallen kann." Ihre spöttischen Worte beweisen, doß Sie von der Natur, eines Ti gers sehr wenig wissen. Daß da? Ti:r sich sehr leicht erkälten kann, ist klar, denn lein Heimatland liegt un ter einem südlicheren Himmel als der rauhe Norden, unter dem wir uns befinden. WaS ich daher tun konn te,um den Tiger zu schützen, ist ge schchen." .Ja, ja; ich weiß, daß Sie ein großer Tlersreum vvK" .Aber ob Ihr zarter Schiitzliiig so viel Freundschaft sür Sie besitzt, wie Sie für ihn, ist doch mehr als zwci feihaft." Wie meinen Sie. das?" .Ich glaube, daß der Tiger gar keine Rücksicht auf Sie nehmen, und Ihnen so gut wie ledcm anderen eins ItJt ... rn au3U)iajcn wuroe. wenn er .Wöiegen hcit dazu fände." .Das will ich nicht bestreiken; denn er kennt mich noch zu wenig, da wir erst wenige Wochen zusammen iild." .Ich glaube auch nicht, dcch er Rücklicht auf Sie nehmen würde, wenn Sie schon monate, ja sogar lahrelang sein Warter waren." Woraus schließen Sie das?" Daraus, daß er heute, nachdem er Sie acht Wochen kennt, durchaus keine Rücksicht auf Sie nimmt." .Das wird mit der Zeit kom men." - ,TaS glaube ich schwerlich. Ter Tiger wird vor Ihnen niemals Re spekt bekommen!" .Sie meinen, vor einem andern eher als vor mir?" Ueber das Besicht des jungen Mannes flog eine dunkle Nöte. Glaubte sie, daß er keine Energie be saß? Das Tier wird sich an mich ge wohnen so gut wie an jeden an dem." Das glaube ich nicht; Sie be handeln ihn zu zärtlich ciitgcg nete sie, indem sie ihn spöttisch an sah. Das ist nicht wahr," schrie Ju les jetzt auf. Ich behandle das Tier gut; aber ich verweichliche es Nicht." .Das sind Ansichten. Ich finde. daß Sie das Tier verweichlichen. Wer freilich; einen Tiger zu be handeln, wie es sein soll, muß man Verständnis und Mut haben." Jules stand starr. Hatte er recht verstanden? Sie zmeifelae an seinem WM'i Sie hielt ihn für feige? .Sie halten mich für feige, Fräulein Mary?" Das habe ich nicht gesagt." .Dann zweifeln Sie an meinem Mut?" .Sie haben mir noch nicht be wiesen, daß Sie wirklich Mut be sitzen." .Nicht?" .Nein." Nun, dann will ich es Ihnen be weisen," und plötzlich griff er nach eiüer Gerte, riß die Tür des Käfigs auf und stand im nächsten Augenblick vor dem Tiger. Ein gellender Schrei hallte durch den Raum. Mary, die bleich und zitternd vor dem Käsig stand, hatte ihn ausgestoßcn. . Ter Tiger, als er Jules plötzlich vor sich sah, war aufgesprungen und peitschte feine Flanken mit dem Schweife. Brummend und die Zäh ne fletschend, ging er im 5käfige, sich' um sich selbst drehend, herum. Er war offenbar überrascht und wußte ; nicht, wie er sich benehmen sollte.' Das kühne Vorgehen Jules' hatte das mächtige Tier so aus fehler Ruhe gebracht daß es ratlos in dem geräu mlgen Kang hin und her eilte. Ju les dagegen stand da, als sei er aus Erz gegossen. Kein Muskel in sei nem Gesicht zuckte: nur der Schnurr bart zitterte nervös, und die Augen waren wie gebannt auf den Königs tiger gerichtet. j Mary war einer Ohnmacht nahe.! Aber das Mädchen, das die Gefahr kannte, in welcher der Mann, den es zu diesem entsetzlichen Wagestück veranlaßt hatte, schwebte, fühlte, daß es nicht untätig dastehen dürfe, und indem es schnell eine geladene Büchse, die in der Ecke stand, er r. . o : . r...: i t i - ' ysiil iunv im njajiag oereir, i den Augenblick auf den Tiger zu feuern. Aber wenn sie fehlschoß; wenn sie anstatt das Tier zu treffen, Jules verwundete, ja vielleicht tötete! Und ihn dann vor ihren Augen, von der Bestie zerreißen zu sehen! Emsetzlich, entsetzlich! Starr und- regungslos standen die beiden Menschen auf ihrem Posten; nur der Tiger eilte nervös von einer Ecke des Käfigs in die andere. Kurze, knurrende Laute ausstoßend, und die Nüstern aufblähend, umkreiste er jetzt Jules. Mary atmete auf; Gott fei Dank! Ter Tiger hatte keine schlimmen Absickzten; das sah sie. Erwürbe sonst die Zähne gefletscht und sich überhaupt anders benommen haben. Und richtig; jetzt ließ das Tier ein leises Knurren hören und legte sich dann in eine Ecke des Käfigs, im mer seinen Feind im Auge bchal tend. Won einer furchtbaren Angst be freit, atmete sie auf. Jetzt war Ju lcl gerettet. Jetzt konnte er sich lang sam zurückziehen. Ter Tiger, das mußte sie, würde sich nicht auf ihn stürzen; er würde ruhig in seiner Ecke liegen bleiben. Aber nichts von alledem schien der junge Mann zu bedenken. Er machte durchaus keine Anstalten, den Käsig zu verlassen. Wa3 sollte daö heißen? Warum benutzte er die günstige Gelegenheit nicht? .Monsieur JulcS". rief sie leise. Keine Antwort. .Jules; ich bitte .Sie um Gottes willen, kom men Sie heraus." Dasselbe Ne sultat. Jules. Jules, verlassen Sie den Käsig. Ich vergehe vor Angst." .So, Fräulein Mary?", antwov tcte jetzt Juleö. .Das hätte ich Wirklich nicht gedacht. Ich hatte Jh nen mehr Mut zugetraut. Wir ha bcn uns eben in dieser Beziehung in einander getäuscht. Ich traute Jh nen mehr, Sie mir weniger Mut zu, Um Ihnen nun gründlich zu bewci sen, daß Sie sich geirrt haben, will ich sofort beginnen, den Tiger zu dressieren." Und weit ausholend. verletzte er dem Tiger einen siirchtba ren Schlag mit der mit einer Blei kugcl versehenen Peitsche. Laut auf brüllend fuhr der Tiger in die Höhe, und ilidenk er die Zähne fletschte, duckte er sich zum Sprunge nieder. Aber im selben Augenblicke sauste die Peitsche wieder auf ihn nieder, breite triemcn über sein .Gesicht ziehend. Und wieder stieß der Tiger ein wü tendes Gebrüll aus; und wieder duckte er zum Sprunge nieder. Aber Jules hatte keinen Augenblick ver gessen, in welcher furchtbaren Gefahr er sich befand. Er mußte Sieger bleiben! Hier gab es kein Nückwärtsl Nicht eher durfte er den Käfig ver lassen, als bis er das gewaltige Tier winselnd wie ein Hund sich krümmen sah. Feit faßte er d,e Peitsche, und indem er jede Bewegung des Tieres mn den Augen verfolgte, peitschte er in rasender Schnelle auf ihn ein. . , Es war, ein furchtbarer Kampf. Hochaufgerichtet verfolgte Jules sei nen Gegner, der, die mächtigen Praii. ken nach ihm schlagend, sich unter den furchtbaren, hageldicht fallenden Hieben wand. Dreimal war er auf ulcs zugesprungen; aber jedesmal war dieser geschickt ausgewichen, und hatte ihn, mit riesiger Kraft auf ihn einschlagend, wieder in seine Ecke zu ruagctriebcn. Jetzt hatte der Tiger zeden Wider tand ausgegeben und sich vor Wut und Schmerz in den eigenen Körper beißend, wand und krümmte er sich winselnd in der Ecke. Jules hatte gesiegt. Der Tiger hatte seinen Meister erkannt. Und pötzlich die Tür des Käfigs aufrei ßend, sprang Jules zur Erde. Em freudiger Ausichrci entrang sich Marys Brust, die jede Phase des Kampfes in furchtbarer Angst mit, durchgemacht hatte. , i Jules, Jules, was für eine ent setzliche Angst habe ich durchge macht. Was, was haben Sie gc tan?" Was ich getan habe? Ich habe dem da drinnen seinen Meister ge zeigt.- und wie ich ihn bezwungen habe, fo zwinge ich auch dich!" und indem er plötzlich auf fie zuging, faßte er sie bei den Armen und riß sie an sich und küßte sie mit glühen der Leidenschaft. Sie, zitterte in seinen Armen, die einen Tiger gezwungen hatten, und plötzlich ihre Arme um ihn schlin gend, süßte sie ihn wieder, unzählige Male. Am anderen Tage setzte Jules seine so glücklich begonnene Dressur fort, und nach einigen Wochen hatte er sie" beendet. Er hatte sein Ta lent als Dresseur erkannt und Beu tete es auZ. Jules ist heute einer der bedcu tendsten Tigerbändiger; und wie im Tigerkäfig ist er Herr in feinem Hause. Mary, die ihn vergöttert, gehorcht, wenn er, was er allerdings selten nötig hat besiehlt. Wahres Gefchichtchen. Als Bataillonsarzt obliegt mir auch die Ausbildung der Krankenträ her. Mit vieler Mühe habe ich in der letzten Unterrichtsstunde das Aller notwendigste aus der Anatomie des Menschen eingepaukt. Jetzt bei der Wiederholung des Vorgetragenen zeigt sich leider, daß nichts schwicri ter ist als Anatomie. 5iazmarek hat keine Ahnung vom Sitz des Gedacht nisses und der Bewegung. Ich suche ihn darauf zu bringen. Also, was liegt denn in der Schädelhöhle?" Schweigen. Haben Sie schon mal gesehen, w:e ein Ochse geschlachtet wurde?" .Jawohl!" .WaS hat denn der im Kopf?" .Js sich Hirn." Also endlich! Nichtig! Das ist das Gehirn! Und was machen Sie mit dem Gehirn?" .Mach ich mich mit Zwibbel!" Grob. Ein Berliner sagte zu einem andern, dessen böse Ehe halste gefährlich erkrankt war: .Tu, deine Frau dauert uns!" .Ach Jott", lautete die Antwort, mir dauert sie schon viel zu lan ge." Erklärt. Sohn: .Tu, Vater, warum hat denn nur dr Schweizerkäs. solche Locher?" Vater: .Tuminkopf, da sind die Maden luiaelusiul' : Ans dem zebcn des i umcnjchcll. i H Ueber die ästhetischen Bnnühun gen der primitiven Völker plaudert m dem Buchlem .Kulturelcmcnte der Menschheit" Dr. K. Wcule, der Direktor des Leipziger VollerniU seums. Vrj einem großen Teil des Schmuckes, wie seiner sich unsere Primitiven bedienen, handelt es sich um die ganz allgemein oder doch sehe weit verbreiteten Sitten des Vcmalcns, des Ausziipsens der Wimper und Barthaare, der ge waltsamcn Umformung des Kopses, der Narbenvcrzierung und Tatowie rvng, der Umgestaltung des Ge bisscs und des Einfügt von Fremdkörpern in die Nase, Ohren und Lippen. Wir selbst besitzen nur noch einen kümmerlichen Rest der letzten Art in Gestalt der Durchboh rung der Ohrläppchen unserer klci nen Mädchen behuss Anbringung eines vom Gevatter höchst unnöti aerweise geschenkten Schmuckes: doch wird hoffentlich auch dieser Rest ei ncs alten Barbarentums schon in der nächsten Generation verjchwin den. Unsere Frauen haben wahr lich genug andere Möglichkeiten, clc gant und geschmackvoll zu erscheinen, als daß sie noch eines derartig ge schmucklosen Eingrisjs m den eige nen Körper bedürsen. Diese Ein griffe in den eigenen Leib reichen ganz allgemein in eine Zeit zurück, wo von außerkörperlichem Schmuck oder gar von flächenhafter Kleidung noch wenig die Rede war. Mit dem Augenblick zum Beispiel, wo die letz tere beginnt, größere Teile des Körpers zu bedecken, hören Benin lung, Narbenvcrzierung und Täto wicrung auf. In Japan denkt seit der gesetzmäßigen Einführung der Oberkörpcrbedeckung kein Kuli mehr daran, sich in der alten großartigen Weise tätowieren zu lassen, in Ost afrika hat der Verfasser bei dem gesamten vornehm" nach Suaheli art bekleideten Nachwuchs der Süd stamme nur verschwindend selten Ziernarbcn festzustellen vermocht. Derartige Nuckgange und vielleicht ganz allgemein zu verzeichnen, so daß die Wahrscheinlichkeit besteht, daß alle Menfchheitsteile irgend wann einmal durch die eine oder die andere dieser eigenartigen .Ver schönerungsphasen" gegangen sind. daß aber die meisten , Völker nur noch diese oder jene beibehalten ha ben. Wir haöen also Kulturclemente von zum Teil überbleibselhastem Charakter vor uns. Ter älteste und dabei noch Harm loseste aller dieser Eingriffe ist daö Bemalen. Ter , erste Mensch, der durch einen Sumpf watete oder in den Treck siel, war ihr Erfinder; er hatte zudem in ihr Schmuck und Kleidung zugleich gefunden. Treck hält warm", sagen selbst wir seinen Leute. Als Schutzpanzer gegen Sonnenstrahlen und Insektenstich trägt der Wilde auch jetzt noch gern einen Ucbcrzug, fei es von feucht ausgetragener Erde felbst, sei es von besonders zusammengesetzten Pul dem, wie dem Buchu Südafrikas, dem Notholzpulver des nördlichen Westens, dem Uriku in Südamerika. Erst im Lause einer sicher Zehr lan gen Entwicklung hat man der Be malung besondere Motive unterlegt, das der ' Trauer, der Freude, bei Zugehörigkeit zu einer bestimmten Menschengruppe (Geheimbünde u. dgl.), der Kennzeichnung der sozia len Stellung im eigenen Volk und anderes mehr. Beim Indianer Amerikas und beim Australier, we Niger beim Afrikaner steht die Be malung zu diesen Zwecken noch jetzt in voller Blüte. Bei uns ist das Bemalen mit Rötel und anderen Erdfarben aus der Steinzeit belegt; in der Gegenwart ist es auf dm Bühttengebrauch und manches Bou doir beschränkt. Tätowierung und Narbenverzie rung sind insgesamt ebenfalls nahe zu Allgemeingut der Menschheit; einzeln genommen hat jedes seine besonderen Provinzen. Wir Euro päer fassen jeden künstlichen Ein griff in die menschliche Haut unter dem Namen Tätowierung zusam men, ganz gleich, ob er sie durch Einführen von Farbstossen verän dert oder nur durch Narbenbildung infolge bloßer Ernschmtte. Tas ist falsch. Lediglich die farbige Umge staltung fällt unter den Begriff der Tätowierung; das andere ist einsa che Narbenzier. Das Verschöne rungsversahrcn" ist bei dieser im all gemeinen recht einfach: Man ritzt die Haut in den gemünfchien Linienmu stern mit zahlreichen kleinen' Schnit ton, wartet die Verschärfung ab und wiederholt den Schnitt, bis eine mä ßige Wucherung eingetreten ist.. An derswo erzielt man diese Wucherung durch Brennen. Bei den Tonga und Baronga im Südosten Afrikas und den Bengals am mittleren Kongo endlich trennt man zu dem Z:?cck rickF.ge kleine Hautlappen los, die nach der Verheilunz knopsartiz über die umgebende Hcrntpartie heroor ragen. Knopfneuscn nannten die Lurm derartis gezeichnete Leute, Bei der Tätowierung kommt eö dav auf an, ein Färbemittel unter die Epidermis zu praktizieren. Meist geschieht daS mittels Nadeln oder ganzer Nadelsysteme, deren Spitzen man :n Farben taucht und dann mittels leichter Hämmer in die Haut eintreibt. Bei den Amurvolkcrn OstasienS zieht man einen mit Fard stoff getränkten Faden stichwcise durch die Haut hindurch; die Maori von Neuseeland endlich rieben Far bcn in wirkliche Ritzwunden ein Als Färbemittel selbst wird bei unö gewöhnlich Schießpulver genommen; anderswo nimmt man Pflanzensäste oder den Ruß verbrannter Fruchte Ein Gebiet besonders schöner und reicher Tätowierung war bis zur Einführung des Kleidungszwangcö das Jnsclrcich Japan. Es waren ganze Gemälde, was Brust und Rucken deckte. In der Sudsee wa rcn oder sind einzelne Teile Mikro, iicsicns und Polynesiens, vor allem die Markesaö, Neuseeland und Sa moa, Distrikte besonders ausgcpräg ter Tätowierung. Bei den Natuo Völkern dient sie, wie auch diNar benverzicrung gern als Stam meS und Famllienabzeichen, als Erinnerung an bestimmte Ereig .'.f.. -Cj. r. .fa c . r - .-, nine; Bi auaj ais Prove ocs uics und der Standhastlgkeit. Besonders das Tätowierversahrcn ist recht schmerzhaft. Neben diesen Mitteilungen über die Geschichte des Schmucks von den Urzeiten der Menschheit herauf sind auckz die, sonstigen Ausführungen über die Wohngclcgenheitcn ' der Primitiven, vor allem aber über den Anfang aller Technik, so die Erillldung der Azt, des Universal gerätes des Urmenschen, sehr intercs sant. Auch uralten Aberglauben streift Professor Weule, so den weit verbreiteten Volksglauben an soge nannte Donnerkeile. Im alten und neuen Europa, in Amerika und Afrika, bei den Chinesen, Finnen und Etruskern glaubt man, daß mit dem herniedersahrendcn Blitz ein fester Körper in die Erde fahre, oder aber, daß der Blitz an seiner Einschlagstelle einen Stein von be stimmter Form gar erst erzeuge. Hier sind es Bclemniten, anderswo fossile Tierknochen, meist jedoch ge schliffene Steinbeile, was unter die sen Tonnerkeilen verstanden wird. Sie alle sind Glück und Hcilbrin ger. Ter römische Feldherr Galba ließ einst in Kalabrien einen See ausfischen, in den der Blitz gefah ren war. Er fand zwölf Steinbeile für uns der Beweis eines alten Pfahlbaues, für Galba das Zeichen, daß er Kaiser werden würde. Er ist es denn auch geworden. Nach Plinius hilft der Besitz solcher Steinkcile zur Wegnahme ganzer Städte und Flotten. Nach Marbod, einem Bischof von Nennes, im 12. Jahrhundert, triumphiert der Ton nerkeilbcsitzer über seine Feinde; er kann sich furchtlos den Wellen an vertrauen und schützt mit seinem Talisman Haus und Hof gegen Blitzschlag. Interessant ist auch die medizinische Wirkung dieser Klin gcir. Noch jetzt befindet sich in Nancy ein Donnerkeil, den ein Herr v. Marcheville 1670 dem Bischof von Verdun überreichte und von dem es hieß, er schütze vor Blasenstein und heile ihn auch. Ein Donnerkeil ins Saatlaken gelegt, bringt jedes Korn zum Keimen. Hängt man ihn ei nem kranken Tier um den Hals, so macht er es gesund. Noch jetzt be kommt man in den Apotheken Mit teldeutschlands von Posen bis zum Rhein gegen geringes Entgelt soge nannte Schrecksteine. Es sind das kleine Tonnerkeile von der Form unserer Papierdrachen, die meist aus Serpentin, in der Umgegend von Berlin aber auch aus dem Rücken dein der fossilen Kephalopodenart Belemnitella geschlissen worden sind. Tas Landvolk trägt sie aus der Brust, um sich selbst wider die schädlichen Wirkungen plötzlichen Erschreckens zu schützen; man hängt sie aber auch in die Ställe, um das Vieh vor dem Blitz, Schweine vor dem Notlauf, alles Getier vor dem schädlichen Schreck und Gcisterspuk zu ' . bewahren. Schabpulver von Tonnerkeilm ist, dem Freunde in den Trank gemischt, ein Heilmittel; dem Feinde unter die Haut ge bracht, ist es Gift. Auch der Togo negcr reicht seinem kranken Kinde Schabpulver ' von vorgesckzichtlichen Steinbeilen als Heilmittel. Tie Axt im Tachgerüst schützt gleichzei tig das Haus gegen den Blitz. Serenissimus. Mini ster (unterbreitet Serenissimus ein Todesurteil zur Unterschrift): Ge ruhen Hoheit, den Verbrecher zu be gnadigen? Serenissimus: Freilich, freilich! Ucbrigens, was bekommt er nun? Minister: Lebenslängliches Zucht haus. Serenissimus: Hm hm, wollen gnädig sein, mag zehn Jahr vor her entlassen werden. Treffend bezeichnet. Ha.iesiolz: Die Stellung bei Meyer und Co. werde ich verlassen, will mich verbessern!" Tome: Aber Sie sind doch unverbesserlich!" Sonnenflecke und Witterung TI, lfjährige Pcrisdk. McrlwU,. dige Wechsklwutungen. Da die zeitliche Aufeinanderfolge der WittcrungErschcinungen in Mitteleuropa eine ziemlich verwir rende Mannigfaltigkeit ausweist, su chen die Meteorologen seit langem, diese Mannigfaltigkeit in periodische Schwankungen zu zerlegen, die aus periodisch verlaufende kosmische Ein flüsse zurückzuführen find. Durch die Arbeiten zahlreicher Forscher, de ren Ergebnisse in der Naturwissen schaftlichcn Wochenschrift" zujam mcngesaßt werden, gelang schließlich der Nachweis, daß die elfjährige Pe riode der Sonncnflccken in dieser Beziehung als klimatischer Faktor von Bedeutung ist. Nach den Unter suchungen von W. Köppen entspricht nämlich den Jahren mit einer Höchst menge an Connenflccken im Durch schnitt eine Temperatur-Erniedrigung während mit dem Minimum an Sonnenflecken wiederum eine Temperatur-Erhöhung in Zusam mcnhang gebracht wird. Andere Forscher haben derartige periodische Zusammenhänge bestätigt, doch kön nen sie auch umgekehrt verlaufen. wie L. Mecking es sür engere klima tische Bezirke nachgewiesen hat. Im allgemeinen muß angenommen wer den, daß die Strahlungsintensität der Sonne bei starker Flcckentätig keit vermindert wird. Es muß da hr die Wirkung der Sonnenslcckcn auf die Witterung besonders unter jenen klimatischen Bedingungen zu erkennen fein, die den Strahlungs einflüssen der Sonne am leichtesten zugänglich sind, also vor allem aus den großen Flecken der Kontinente. So z. B. liegt das Jahresmittel der Temperatur für die Bcobachtungs station Winnipeg in Kanada beim Flecken Maximum durchschnittlich um 2.6 Grad niedriger als beim Flecken-Minimum. Im Winter fetzt sich die verstärkte Ausstrahlung ledig lich m Temperatur-Erniedrigungen um, und demgemäß zeigt die Perio dizität sich im Winter auch am stärk stcn. Auf ganz andere Weise aber äußern sich die durch die Sonnenflek ken herbeigeführten Schwankungen der Strahlen im Gebiet des nördli chen Atlantik: denn da die Wasser flache, bekanntlich nur langsam auf trahlungsanderungen reagiert, fo wird die winterliche Atlantische Te Pression dadurch nur sehr wenig ge ändert. Infolge der Verstärkung der kontinentalen Hochdrucksgebiete, die in Jahren starker Fleckentätigkeit durch die Temperatur Erniedrigung herbeigeführt wird, treten an der nordeuropäischen Küste dermehrte Bewölkung, Verstärkung des südwest uchen Windes und des Golfstromes aus, es kommt also im Gegensatz zur Abkühlung im Innern der Kon tinente an bet Küste zu einer all gemeinen Erwärmung. Jedenfalls ist erwiesen, daß den Sonnenflecken, vor allem ihrer Höchst und Mindest zahl, zweifellos ein direkter Einfluß auf die Witterung zukommt, und da her kann man durch Betrachtung der elfjährigen Periode der Sonnenflek ken auch in die zeitliche Auseinander folge der Witterungs-Erscheinungen eine gewisse ordnungsmäßige Rei hcnfolge bringen. Selbstbenrtcilung großer Meister. Der spanische Dichter Cervantes schätze den Don Ouijote", das uncr reichte Muster des humoristischen Ro mans, geringer als sein wirkungslo scs, langweiliges Trauerspiel .Nu mancia". Ungern sah es Hogarth, wenn man den Humor in seinen Zeichnungen gerühmt hat, ohne gleichzeitig von seinem barocken Buche Untersuchung über die Schön heit" Notiz zu nehmen. Tiefes ist längst vergessen, während die Wahr hcit und Charakteristik seiner Zeich nungen noch immer bewuiidert wird. Mendelssohn Vartholdy hielt die Ouvertüre zu seinem Oratoriuin Elias" für feine vollendetste, beste Arbeit, und doch geht dieselbe fast bei jeder, auch der trefflichsten Auf führung, ohne besondere Wirkuim auf die Zuhörerschaft vorüber. selbst Goethe sagte, als seine Freunde den Faust". Tasso", die Jphigeisie" und andere seiner Dichtungen rühul ten: Auf diese Erzeugnisse lege ich keinen großen Wert; fie sind ver gänzlich wie vieles Aehnliche! Vor mir sind Dichter gewesen und nach mir werden andere kommen; dasje nige aber, was ich in meiner .Far benlehre" geleistet habe, das weiß ich bleibt für alle Zeiten." Gerade seine Farbenlehre aber ist heute längst überholt. Ter Grund dieser Selbsttäuschung ist wohl der, daß diese bedeutenden Geister solche Arbeiten, welche ihrer Begabung fer ner lagen, häufig nur unter erheb licher Anstrengung . vollenden konn ten, während die Werke, welche ihren Ruhm ausmachen, ihrem angebore nen Genie mühelos entflossen. .Dem Herzen angeboren ist die Treue: Wenn uns Gewohntes hold und lieb geworden, So ängstigt uns, fo schmerzt unZ fast daZ Neue." Witze. Nicht brennt so sehr. alZ lmnn' man kalt gkstellt wird. Mit dt, Zeit wird d Mensch verbittert oder er versauert. Reisen bedeutet fü, diele Leute weitn nichts als OrtSdnaw berung. Unser eigenen Fed)lr mißfallen un meist erst, form Mf sie an anderen sehen. KI in. Industrie. Mama (zu ihrem Sohn, der die Treppenge. länder herunterrutscht): .WaS machst Du denn da?" Karlchen.: .Hosep für Waisenknaben!" Erklärung. Du. ich. hak heute Dein Frau spazieren gehea se hen, vor jeder Auslage ists fteha. ge blieben." ,S hat sich Anaung ge. holt zu den Ohnmachten der Woche." Hyperb!. Uniersioin,: .Einjähriger, , wie können Sie nach Stillgestanden" noch mit dem Kopf wackeln. Sie Insurgent !' Frommer Wunsc?. Vlie Jungfer (seufzend): Ach. warum kommt man nicht gleich verheirathet zur Wlt!" ' SttS drslbk. .Jhc Rraut. .fierr Lieutenant, soll ja vor ,llalick schwimmen?' Lieutenant? aber sert Berlovung mt. nur rnrc oq in einem Meer von Glück." Im Restaurant. Gast? Da schauen'S, in Haar in d Sutter. Kellner: Verflucht! Schon wieder so a dumm'ö Kuhhaar. was die Frau w r Butter giebt, damit de East' Net mer. ken. daß es Margarin Ü. Dr Pechvogel. Ich bin doch ein ausgesprochener Pechvogel! Kaufe ich mir gestern eine Flasche In sektenpulver. komme nach Hause öffn dieselbe 'läuft nicht ein leben diger .Schwab" heraus!" Differenzen. Gaitii Karl.'mein Hut sieht schon seh? scha. big aus." Satte: Ja. ich kann Dir leinen anderen kaufen." Gattin: JUa, Gott sei Dank, so schäbig wie Du, ist er doch noch nicht!" , Beim Wort gnramn. Si (am Klavier singend): .DaS höchste Glück hat keine Lieder!' Er (am Schreibtisch): Lieber Schah, willst Du mich dieses EllickeZ nicht theilhaftig machen?" . . , 'Eln Pantoffelheld. Freund: .Dein Anzug tst schon sehr schundig, warum läßt Du Dir keinen neuen machen?" Mai: .Ich weiß nicht, meine Frau kann sich dazu nicht entschließen." Boshaft. Dichte, (renommi. rend: .Da erste Lustspkk, welches ich schrieb, hat in sechs Monaten die Reise durch ganz Deutschland gemacht!" Bekannter: .Donnerwetter, daS mß Ihnen aber 'ni Masse Parw gekostet haben!' Etsa)lb1gnng. .Hab' ich Dir nicht schon wiederholt gesagt, Z ist unschicklich, wenn sich eine Dame nach intm Herrn umdreht?" Aber Mama, ich hab' mich ja ou? umge schaut, m zu sehen,ob sich umschaut, um zu sehen, ob ich mich umschaue.' Pantoffelheld. Mülle (seinen Freund Schulze nebst Frau auf der Straße treffend): F!un, Hur Schuhe, wo wollen Eie den mit Jh. rer Frau hiS"Schulze (zu seine? Frau gewandt): .Wo gehen wir hin, Emilie?" Die zärtliche Braut. Er: Herzenskind, nächstens ift ja Dein Geburtstag. Ich werde Dir ein LovS zur sächsische Lotterie schenken!" Sie: .Ach ja.' Er: .Und ein Glücksschweinchen dazu.' We: DaZ ist nicht nöthig. Ich habe ja Dich!" Ein guter Ehemann. Sie: .Nicht wahr, theurer Arthur, Du liebst mich doch aufrichtig, und tct) bin Dein einziges Gluck auf dies Erde?" Er: Du sagst mir das so oft, Ge. liebte, daß ich'ö schließlich selbst glaube!' Bösartig. Freund: .Dok torcken. die Dame, die Sie sters we gen eines alten Leidens aufsuchte, war ! I meine Schwiegermama. Sagen Sie e i 'mal aufrichtig, ist daS Leiden böLar. tig?" Arzt: DaS Leiden nicht, abe die Dame scheint es mir zu sein." ' Der kleine Amateur. Photograph. HanS (zu seiner älterm Schwester): Weißt Du. wenn Du mir jett den Kuchen nicht gibst, Photograph! ie ich Dich morgen, denn Du noch nicht gewaschen und gelammt bist und zeige das Bild Dnnem Brau tlgam: EZeLibeLekklä,ua. Heute finde ich endlich den Muth, Ihnen, verehrtes Fräulein, ' mein Liebe z,u erklären. Das ist iiberflüs sig. Nach den Auskünften, die mein Vater bei Ihren Gläubige eingezo gen. kann ich sie mir schon selbst tt ktsren. ' Neue? Wort. Höfling, .Abscheulich! Da hat man de neuge adelten Schweinezüchter auch auf di Liste der Eingeladenen geschrieben!' 2. Höfling: Der Minister hat e fo fohlen." 1. Höfling: .Man kann aber doch nicht neben einem Schweine. Züchter si den!" 2. Höfling: .Dana heißen Sie ihn EroßgrunzbeMerl' Enttäuschung. Tanie (auf dem Todtenbette Über ihren Nachlaß bestimmend): .Du kriegst die Anzüge von meinem seligen Mann, (mit schwacher Stimme) und oben auf dem Speicher in einem alte Koffer " Nefsk (athemloö): .Sprich, was sst', mit dem alten Koffer?" Tante: .Liegen die Flicklappen. Die fcote, müßen reparirt wnden!' ) 1 i t x . ii' i k m in