Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, July 01, 1919, Image 6

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    Tagliche Omaha Tribäne,
HKJ I II II n i
B:Z
Verheiratet
Wo B.
(26. Fortsetzung.)
r Plötzlich drehte sich Lady Raaei um.
erblickte den neuen Ankömmling und
rics mit ihrer schrillen klaren Stimme
.Sie. Herr Wynne! Ist' möglich? Sie
f. : ... rr. t i i . ' j. V r i ,
iici zu iTTtn, ijum iq mir liicyl irau
men lassen. Kommen Sie her setzen
Sie sich zu mir und erzählen Sie mir
wag Lustiges!" fügte sie hinzu und
machte ihm auf der Chaiselongue neben
sichVlatz. ' .,
.Ich fürchte, dazu bin ich doch nicht
die reckte Person", entgegnete er, wach
rend er. ihre ihm entgegengestreckte be
ringie Hand schüttelnd, vor ihr sieben
blieb.
.O, Sie können sehr nüsant sein,
wenn Sie wollen. Aber vielleicht spa
n Sie Ihre geistreichen Einfälle lieber
für Ihre literarischen Produktionen
auf. Haben Sie gegenwärtig etwaZ
unter der Feder?" schloß sie mit der
siereotypen, an jeden Schriftsteller ge
richteten Frage.
.Nein, nur Zeit nicht", lautete die in
ziemlich gehaltenem Tone gegebene Ant
wort.
.Ich wußte gar nicht, daß Sie mit
der Familie West bekannt sind", fuhr
Lady Rache! fort und fetzte dannr die
Stimme erhebend, hinzu: .Sie haben
mir ja nie erzählt, liebste Maddie, daß
Sie Herrn Wynne kennen?" '
Madeline überhörte die Anrede. An
scheinend um die Mütze von der Thee
kanne zu nehmen, in Wahrheit aber,
um ihr geisterbleiches.' erschrockenes Ge
ficht zu verbergen, bückte sie sich tief auf
den Tisch nieder.
Der alte Squatter, der au8 Lady
Rachel Worten heraushörte, daß
Wysne ein Mensch war, der Aussicht
hatte, in "die Höhe zu kommen, und daß
er Sachen schrieb, von denen die Leute
redeten, rief den junge Advokaten zu
sich und lud ihn ein, sich neben ihm nie
derzulassen und ihm zu erzählen, was
in der Welt vorgehe.
.Sie sehen, ich hin noch immer halb
invalid", sagte er auf den an seinem
Stuhle lehnenden Stock deutend. Ich
fühle mich noch immer schwach auf den
Beinen und kann noch nicht wieder in
meinen Klub gehen. ES war ein ßanz
gehöriger Anfall, und ich warte nur et
waS milderes Wetter ab, jtm nach dem
südlichen Frankreich zu reisen."
Der alte Herr fand offenbar großes
Wohlgefallen an dem jungen Manne,
und eine solche Liebe auf den ersten
Blick' war bei ihm eine große Selten
heit.
Madeline. die ihrem Gatten auf Ge
heiß de Vaters eine Tasse Thee reichte,
sah die beiden mit sprachlosem Erstau
nm nebeneinander sitzen und sich in der
liebenswürdigsten Weife über Politik
unterhalten, ein Gebiet, auf dem ihre
Ansichten durch einen merkwürdigen
Zufall die ganz gleichen waren, und der
Anblick berührte sie ungefähr so, als
wen sich hier in ihrem eigenen Em
. pfangSzimmer und vor ihren eigenen
Augen ein unerklärliches Wunder bege
bea hatte.
De scharfen Augm ihrer Hausge
, nossin, Frau Leach. konnte nicht verbor
gen bleiben, daß hier etwas vorging,
was Madeline in ungewöhnlicher Weile
beschäftigte und ihre Aufmerksamkeit
in Anspruch nahm. Sollte dieser iun
ge Mann derjenige sein, welcher ?
Aber nein, weshalb hätte sie ihn der
leugnen sollen? Er war ja durchaus
präsentabel und gehörte wahrscheinlich
za den Rioals-Wynne. worauf auch
eine gewisse Familienähnlichkeit ' hin
deutete. Dazu trug er die vollständigste
Unbefangenheit zur Schau und schien
Fräulein West kaum zu bemerken, ob
gleich sie wiederholt nach in hinblickie,
blaß und aufgeregt aussah. Unsinn re
dete und die Tassen bis zum Ueberflie
ßen füllte.
Nein, das war nicht der geheimniß
volle Freund; fo diel Glück hatte Ma
deline nicht gehabt. Wäre er'S gewesen,
ss hätte er sich doch sicherlich nicht in
daS Lager des Löwen gewagt. Wahr
scheinlich war er ein Freund dS Be
wußten und gekommen, um als Posten
träger zwischen den beiden zu dienen.
Ja. ja. so mußte es sein.
Und nachdem die kluge Frau die
Frage so zu ihrer vollkommensten Zu
sriedenheit gelöst und Lauten Wynnes
ganz Erscheinung vom Scheitel bis zur
Sohle der genauesten Prüfung unter
worsen hatte, wandte sie sich wieder dem
Oberst, einem ihrer geschworenen An
beter, zu, um den Zauber ihres WesenZ
weiter auf ihn Wirten zu lassen.
Lady Rachel, welche anfing, sich mit
ihrem bisherigen Partner zu langwei
len. entledigte sich feiner mit jener leich
ten Grazie, die eine, der feinsten Errun
genschaften unserer Zivilisation ist. und
machte S möglich, den neuen Gast un
itt dem Vorwande, sie habe etwas mit
.Pava West zu sprechen, mit Beschlag
zu belegen.
Sie plauderten, wie immer, auf das
Lebhafteste, und da der alte Squatter
sein Recht, ebenfalls dann, und wann
zum Wort zu kämmen, in Anspruch
nahm, so fand Laurence jetzt Zeit und
Muße, sich in der luxuriösen Umgebung
umzusehen. Die hohen, luftigen
Räume die Vorhänge von Sammet und
Seide, die kostbaren Teppiche, das
prachtvolle, alte Porzellan, die Masse
der erotischen Pflanzen, olles das schien
I schreien: .Geld! Geld! Geld!
Vcld überall!" ,
4f n w,
J
oder ledig?
M. Crokct.
!$ I
Und Madeline thronte in ihrem
Sammetkleide alL Gebieterin inmitten
dieser Pracht und Herrlichkeit! Zwei
junge Herren, ein Varonct und der
Erbe eines Herzog saßen ihr. der eine
rechts, der andere links, zur Seite und
nahmen ihr jedes Wort vom Munde.
Alles dies blieb ebensowenig ohne Ein
druck auf Laurences Seele, wie Made
lines durch die ebenso kleidsame wie
kostbare Toilette noch mehr hervorge
hobene Schönheit. Ueberall. wohin er
k. m . ii. r: .1 .a c
oas 'äuge luauuic, iu c uu icijcuut
Luxusgegenstände, womit elegante
Frauen sich zu umgeben pflegen, und
für alles dies, für die reich eingerahm
ten werthvollen Bilder an den Wänden,
die Vergoldungen, daS silberne Thee
fervice. 'die stark duftenden Blumen,
die sanft beschatteten Lampen, die ele
ganten Diener, den Glanz von Dia
manten, die vornehmen Freunde, die an
ihren Lippen hingen, für alle diese
Dinge hatte sie ihn und Harry verlassen
und aufgegeben. Ja, verlassen und
aufgegeben, das waren die rechten
Worte! '
Jetzt eben, als er so faß und sie be
obachtete, fütterte sie ihren chinesischen
Schoßhund (in Wynnes Augen ein ab
fscheuttch häßliches Thier) mit süßem
Theegeback und forderte die Gesellschaft
auf, ihren geliebten Chow-Chow zu be
wundern. .Ach. sehen Sie doch mal sein nied
liches Ringelschwänzchen!" hörte er sie
sagen. Sehen Sie. was für eine
allerliebste, kleine schwär Sunae er
hat!"
Und wahrend sie so mit dem Thiere
spielte und es streichelte und hätschelte,
nährte und pflegte die Pächtersfrau
draußen daS Kind, Madelines eigenes
Kind, das feine Mutter nicht einmal
kannte, wenn es sie sah.
NeunundzwanzigsteS Kapitel.
Robert West'und sein neuer Belann
ter schienen unendlich viel miteinander
zu sprechen zu haben und waren äugen
schcinlich noch lange nicht fertig, als ein
Gast nach dem andern aufbrach. Ma
deline wußte, daß Laurence entschlossn
war, zu bleiben, bis alle gegangen
waren. Als er seine Tasse in ihrer
Rär hinsetzt, hatte er ihr zugeflüstert:
Ich warte, bis alle andern fort sind,
denn ich muß Dich einen Augenblick
Sein sprechen".
So war er denn nach einer Weile
der Zeiger der Uhr deutete bereits auf
balb Sieben wirklich noch der ein
zige Gast, und nun erhob auch er sich,
um von dem Wirthe Abschied zu neh
men. Der alte West schüttelte dem
jungen Manne herzlich die Hand und
sprach die Hoffnung aus. ihn wieder
zusehen, sobald er aus dem Süden
heimgekehrt sein werde. Tann wandte
sich Laurence zu Madeline, die, anstatt
die Klingel für den Diener zu ziehen,
auf die beiden Herren zutrat. ,
.Herr Wynne ist. wie ich weiß, ein
großer Bilderfreund, und Du erlaubst
wohl. Pgpa, daß ich ihm das kleine Ge
malde zeige, das Du zuletzt erworben
hast? Ich bin gleich wieder hier", sagte
sie. zu dem alten Herrn gewandt, und
fuhr dann, mit einladender Handbewe
gung auf die Thür eines Nebenzimmers
deutend, fort: Bitte. Herr Wynne,
treten Sie ein. das Bild ist hier". Nach
dem Laurence ihr in das Gemach ge
folgt war. setzte sie, nur ihm verstand
lich, im Flüstertone hinzu: Komm,
stelle Dich vor das Bild, und sage mir.
was Du willst!"
Das Zimmer war nur matt erleucht
tet. und daS kleine Bild hatte schlechtes
Licht; aber darauf kam es. im Augen
blicke nicht an. Der junge Mann stellte
sich an die ihm bezeichnete Stelle und
sagt in ernstem Tone: Ich bin ge-
kommen, um Deinen Brief mündlich zu
beantworten.".
Welcher Wahnsinn. Laurence! Dii
gegen war ja mein Besuch bei Dir das
reine Kinderspiel. Wie um Go'ieZ
willen kannst Du wagen, hierher zu
kommen! Als ich Dich hincinireten
sah, war ich einer Ohnmacht nahe".
.Na. ich freue mich, daß Tu es nicht
dazu kommen ließest", entgegnete er
kühl. .Aber nach dem. was Tu mir
über die Gesundheit Deines Vaters
schriebst, bin ich erstaunt, ihn so wohl
zu finden".
Tu mußt bedenken, daß ich meinen
letzten Bericht vor vierzehn Tagen an
Dich abschickte. Seitdem hat er sich be
deutend erbolt".
Ja. Dein Brief 'ist unbeantwortet
geblieben, weil ich wegen der Gerichts
Verhandlungen in der Provinz abwe
send war".
.Und es scheint Dich wenig genug
zu kümmern, ob ich schreibe oder nicht,
ob Du von mir hörst oder nicht.. Du
trägst eben kein Verlangen, zu wissen,
was ich thue und treibe!"
,0, das erfahre ich aus den Zeitun
gen. die ich im Klub lefe. Ich ersah
daraus zum Beispiel, daß das schöne
Fräulein West zu Ball war und in
ihrer strohfarbenen Robe oußerordent
lich hübsch aussah, daß sie in der Kirche
ein sandfarbenes Kosmm trug, in
Bondstreet großartige Einkamt machte
und fehr munter zu fein schien, oder
daß sie im Tbeater in Juwelen und
Goldstickereien förmlich strahlte. Aber
lassen wir das. Ich habe jetzt die De
kanptschaj't Deines Vaters aemackt, der
mir gar kein solcher Menschenfresser zu
fein scheint. Du hast'wohl bemerkt, wie
freundlich er von Anfang an zu mir
war, ich glaubt also auch nicht, daß
Dein Gcständniß die entsetzlichen Fol
gen haben wird, die Du Dir vorstellst,
und bin fest Überzeugt, daß ebenso
wenig etwas Schlimmeres für feine
Gesundheit davon zu befürchten ist. Du
beurtheilst seinen Charakter sicherlich
falsch. Möglicherweise fährt er zuerst
auf, da scheinst Du ja vorauszusetzen,
aber er wird sich beruhigen lassen, und
ich bezweifle nicht, daß wir dann die
besten Freunde werden. Auch an Harry
wird er Gefallen finden."
.Ich theile Deine sanguinischen
Hoffnungen nicht", entgegnete Made
line einfach. .Aber wir haben keine
Zeit zu verlieren. Laurenci, und Du
hast mir noch immer nicht gesagt, waS
Dich hierher führt".
.Ich kam, wie ich schon erwähnte,
um Deinen Brief mündlich zu beant
Worten, und ich bin froh, daß ich'S ge
than habe, denn ich vermag nun Deine
Lage nach eigener Anschauung zu be
urtheilen. Ich find Dich von einem
Luxus umgeben, der einer Herzogin
würdig wäre, finde Deinen, Vater nicht
als den schwachen, kranken Mann, olS
welcher er mir geschildert wurde, habe
Deine Freunde, Deine Anbeter kennen
gelernt, mit einem Worte, einen Ein
blick in Deine Lebensverhältnisse ge
Wonnen, und weiß nun, welche Ketten
und Bande eS sind. Du bezeichnest sie
als Pflichten, die Dich hier fesseln und
Dich tua mir losgerissen haben".
Hier machte Laurence eine Pause,
gab fllxi durch ein Handbewezung zu
erkenne, daß n noch mehr zu sagen
habe, üti datz st ihn zu Ende hören
müsse.
.UnL nun". sulZr ir dann fort, .nun
habe ich Dir ein letzte; Wort zu sagen.
Ich muß Dich fragen, ob Du Willens
bist. Deinem Vater jetzt gleich aus der
Stelle die Wahrheit zu beichten, oder
ob ich's thun soll, dozu ich gern bereit
bin Bon der Art, wie er die Sache
aufnimmt, dürste, es dann abhängen,
ob Du ihn nachher Riviera begleitest
oder nicht: denn hätte Dein Vater den
Wunsch, nicht nur Dich, sondern auch
Harry mitzunehmen, so würde ich
nichts dagegen einwenden".
Madeline folgte dieser langen im
Tone der Autorität gegebenen Erklä
runa mit steigendem Unbehagen. ,Der
Vorschlag gefiel ihr durchaus nicht.
Was würden ihre luftigen Freunde
sagen, die meisten von ihnen gingen
ebenfalls nach der Riviera, wenn sie
dort, anstatt des glänzenden Fräulein
Wcst, eine einfache Frau Wynne san
den, eine Art verlorener Tochter, die
ohne Einwilligung des Vaters geheira
thet hatte und an deren Rockzipfel ve-
reits ein zahnendes Kind hing? Außer
dem nahm sich Laurence ihr gegenüber
doch gar zu viel heraus, gebärdete sich
gar zu sehr als Herr und Meister! Das
wollte, durfte sie sich nicht bieten lassen,
denn b?ugte sie sich jetzt, so war es für
immer um ihren eigenen Willen . ge
schehen. Was machte er nicht für ein
Aufhebens davon, daß sie mit ihrem
Vater auf drei Monate nach dem Süden
gehen wollte!
Nun, bis wir wieder daheim sind,
wirst Du wohl warten müssen", begann
sie. Du siehst, Papa ist nicht in der
Verfassung, starke Gemüthserschütte
rungen zu ertragen. Vielleicht in Mo
natsfriit, wenn er erst wieder ganz her
gestellt ist. werde ich ihm, wenn Du
darauf besteht. Alles sagen".
Nein, ich will und werde nicht lan
qer warten!" fiel ihr Laurence in die
Rede. Ich habe nun fast ein Jahr qe-
wartet und Dir Zeit gegeben; aber
immer hattest Du eine neue Entschuldi
gung, immer noch konntest Du nicht den
Muth zu dem entscheidenden Schritte
finden, und so verging Monat auf Mo
nat. Auch der jetzt von Dir gestellie
Termin würde auf den Nimmermehrs
tag fallen. Offen gesprochen. Madeline,
ich habe nicht Lust, mich länger an der
Nase herumführen zu lassen. Ich kann
Dir", fuhr er, sich im Zimmer um
sehend, fort, allerdings vorläufig nur
ine sehr bescheidene Existenz bieten, die
in keiner Weise an Deine jetzigen Ver
hältniss heranreicht. Weder eine Equi
vage wird Dir zur Verfügung stehen,
noch ein Kammermädchen, noch elegante
Toiletten. Unsere Verhältnisse können
sich nur mit der Zeit verbessern und
heben. Aber Dein Vater ist recht gut
im Stande, allein zu reisen. Er nahm
seinen Thee mit bestem Appetit zu sich
und erzählte mir selbst, daß er heute
schon zwe) Partieen Billard gespielt
habe. Wäre er wirklich schwach und
krank, so würde man darauf Rücksicht
zu nehmen haben; wie die Dinge aber
liegen, ist es wirklich schmachvoll, ich
weiß kein besseres Wort, daß ich Dich
an Dein Kind erinnern muß. Ihm
sollte vor ollem Andern Deine Sorge
und Sorgfalt gelten. Der arme kleine
Kerl ist jetzt recht elend und bedürfte
gar sehr der Mutter, und deshalb ist's
nöthig, daß Tu hier bleibst und Dich
um ihn kümmerst. Wenn das dielleicht
kein Vergnügen ist. so ist'S doch eben
Deine Pflicht. Tu kannst Dich bei
Halts einquartieren und da bleiben, so-
lange Tu Lust hast. Tu bist dort ein
stenS so glücklich geweien, Maddie!
schloß er die lange Rede in ernstem,
fast betrübtem Tone.
(Fortung folgt.) '
V u k w e g. Was macht denn
immer der Thierarzt bei Such? Ihr
habt doch kein Vieh!" .Der be
handelt mich!" Tich... tl
Thierarzt?" Jawohl, der Kerl
schuldet mir noch immer hundert
Mark und sonst krieq' , ich doch
V.&IL.Z
Am Zlnöly
sEine Schweizer Geschichte von E.j
Major.
M
Ja, ja, ja, alles ganz schön und
gut, aber damit überzeugen Sie mich
noch lange nicht!" Es war um
aus der Haut zu fahren. Also dies
der Erfolg all meiner Bemühungen!
Anderthalb Stunden lang hatte ich
Herrn ZinLIy mit der ganzen Ue
berzeugungskraft, die einem Hausbe
fitzcr innewohnt, der zwanzig Jahre
sich mit Mietern herumschlug, abge
raten, ein Mietshaus zu kaufen.
Zwei Knöpfe feines Sommerüber
ziehcrs hatte ich ihm im Eifer des
Gespräches langsam, aber vollstem
dig abgedreht, ein dritter Knopf
baumelte noch am herabhängenden
Faden und alles umsonst. Schon
reichte mir Herr Zinsly freundlich
wie immer die Hand zum Abschied
und verschwaird um die nächste Stra
ßenecke. Scb tat das eimiae waö
in meiner Lage jeder halbwegs ver
nunftige Menich tun wird: ich
schüttelte den Kopf und zuckte die
Achseln. Schließlich konnte es mir
ja gleichgültig sein, was ein an
oi rer tat.
Herr Zinslo war im übriaen das
Vorbild eines wackeren Eidgenossen.
Keiner von jenen Aestheten, die an
der Vundesfeier eine Schweizerfah.
ne herausbänaen müssen. Aber einer.
dem das Herz im Leibe lachte, wenn
es an Festabenden allerorts von
Feuerwerkskörpem krachte und knat
terte. daß Sunde winselten und
Katzen sich auf die Dächer schwangen.
Einer, der am Schieiztand ebensogut
wie auf der Kegelbahn oder am afc.
tisch zu Hause war und dem der
ferrnnpen nie ausging. Aber auch
einer, der die häufigen Gänge 'zur
Wahlurne als nützliche orpervewe
gung betrachtete, der in den derschie
denen Kommissionen ein Wörtlein
mitzureden hatte und sein hübsches
Vermögen in mündelsicheren Schwei
zer Papieren angelegt hatte. Und
nun wollte er ein Haus kaufen! Ein
dreistöckiges Miethaus sich auf den
allerdings mit kräftigen Muskeln
k-esegneten Hals laden! Na. Glück zu!
Hch fah dem Kommenden mit ge
soannter Erwartung entgegen.
Ein paar Wochen danach rannte
ich am hellen , Tage Herrn Zinsly
in die Hände. Sein Gesicht glänz.
tL wie Frühlingssonnenschein. .Wün
schen Sie mir Glück!" rief er mich
cm. Seit gestern bin ich HauZ.
besitze?. Also, ich jage Ihnen . . ."
Ich drückte ihm in tiefem Mitae
sühl wortlos die, Hand. Er nahm
mein Beileid als Mitgefühl auf und
fuhr fort: .Also, ich sage Ihnen!
tfrn laoeiloies Haus! Fünfzehn Pro
zcnt Rendite pro Jahr! Erdgeschoß,
erster und zweiter Stock und Man.
sardcnwohnung. Gärtchcn vor und
hinter dem Haus ..." Zentral
Heizung, elektrisches Licht." fuhr ich
fort. .Und Badeeinrichtung. AI.
lcs aufs komfortabelste eingerichtet.
Und Mieter. na!" Herr Zinsly
schnalzte nur fo mit der Zunge. Ach,
wie oft hatte ich nicht auch schon
is demselben Grunde mit der Zun
ge geschnalzt! Doch ich ließ ein
winnendes Lächeln über meine Züge
gleiten und sagte: Sie Glücklicher!"
Und ob!" meinte er. Im ex
slcn Stock Franzosen, Pariser, hoch,
feine Leute, sehr reich. Im zweiten
Teutsche, sehr gebildet, sehr korrekt
und höflich. In der Mansarde eine
italienische Familie, lebhaft, wie
eben Südländer sind, aber nette
Leute." .Kinder? mark irsi
ein. Ja, aber ' natürlich. Die
Franzosen haben ein entzückendes
Pärchen, Knabe und ein Mädel, die
Deutschen drei Jungen und die Jta
liener fünf schwarze Lockenköpfe.
Aber alle sehr gut erzogen."
.Na, das reicht für den Anfang."
versetzte ich trocken. .Und im
Erdgeschoß wohne ich selbst."
.Also ein ganz internationales
Haus!" .Ja, was wollen Sie?
Darum leben wir auch in der
Schweiz. In der Schweiz allein."
Und dann bielt mir Serr Äindln
eine längere vaterländische Rede, de.
ren emiernmr iscylutj ich nur des.
halb nicht erlebte, weil sich plötzlich
ein Bekannter uns beigesellte.
Bald darauf brach der Weltkrieg
aus. In der ersten Zeit war ich
so von meinm eigenen Verhältnissen
m Anspruch genommen, daß Herr
Iinöly samt seinem Hause mir aus
kcm Gedächtnis schwand. Eine?
!cges schlenderte ich friedlich und ah.
,'ungslos durch eine Straße der Neu.
,'tadt. Ta, auf einmal prasseln die
schmetternden Klänge der Marseillai
aus einem ersten Stock auf micb
- herab. Ich bin nicht schreckhaft. Ich
kann Las wildeste Tronipetengebrüü
chne Nachteil für meine Gesundheit
aus der Nähe mitanhören. Wenn
ober, wie es hier der Fall war, aus
c:nem zu Tode gehetzten Llavier die
Legleiwng dazu gehämmert wird,
dann fliehe ich. Das wollte ich eben
ttin,'ols ich durch die llraft einer
:.cuen Tonwclle gegen meinen Willen
um Bleiben gezwungen wurde.
Tiesmal kam sie aus dem zweiten
Ztoi desselben .Hauses. Nicht ja
,u:rvenaufLeltschend w daZ andere.,
doch mit der ganzen Wucht unvcr
braucht Lungen herausgcstoßen,
brauste der Donncrhall der .Wacht
am Rhein' durch die Luft. Ein
prächtiger, alle? übertönender Bier
baß und inchrere Knabenstimmen,
deren eine mit dem Stimmbruch zu
kämpfen hatte. Eben wollte ich
weiterschreitcn und die Leute ihren
patrutijchcit Gefühlen überlassen, als
plötzlich , ein Stockwerk höher auf
zwei falschgesttinmten Handharmoni
kui die. italienische Marria Reale'
losgelassen wurde, kräftig betont
durch aneinandergeschlagene Blech
decke! und lebhaftes Flaschcngcklirr.
Jetzt wurde ich stutzig. .Frankreich.
Teutschland. Italien? Fehlt bloß
noch Schweiz." murmelte ich. Kaum
gedacht, rasselten mir aus dem Erd
geschoß die holprigen Töne eines
Grammophons entgegen, daS mit
letzter Lebenskraft das Rütlilicd"
von sich gab. Ich wünschte mich in
diesem Augenblick zwar sehr an je
nes .ittlle iöetanoe am See.', ging
aber trotzdem todesmutig inmitten
des sich steigernden Höllenlärms auf
die Hausglocken zu. Ich wurde die
fiirchterliche Ahnung, Herr Zinslc,
wohne hier, nicht los; ich wollte Ge
wißheit ,haben. Nichtig, neben dem
untersten Druckknopf stand zu lesen:
Walter Zinsly, Rentner." Also
oocyi Jetzt wurde meine Neugier re
ge. Kurz entschlossen läutete ich
an und sah mich bald darauf Herrn
Zinsly gegenüber.
Ich hatte erwartet, einen körper
lich und seelisch zusammengrbroche.
nen Menschen vorzufinden. ' Kei
neswegS. Herr Zinsly war ganz
der alte, nur schien er etwas schwer
hörig geworden zu sein. Doch, als
er lächelnd zwei ansehnliche Watte
pfropfen aus den Ohren entfernt
hatte, mußte auch dieser Verdacht
schwinden. Sie sehen, ich weiß
mir zu helfen," sagte er. indem er
nnch durch die Wohnung führte und
mich ans die Matratzen, Federbetten
und Strohwülste aufmerksam machte,
die er auf die Türen genagelt hat
tc. .Uebrigens ist es nicht fo
schlimm. Man gewöhnt sich eben
an lles, und nach elf Uhr nachts
ist sowieso alles still. Als gu
ter Patriot muß nian auch den Pa
tnotismus anderer gelten lassen."
Gewiß", fuhr ich fort, wenn
er nur nicht fo hörbar wäre!"
Ja. ja, freilich." entgegnete Herr
Zinsly, .aber die Hauptsache sür
mich ist, daß ja das Haus selbst
nicht durch die Töne leid.'t. Im
Gegenteil!" Und Herr Zinsly führ
te mich schmunzelnd vor seinen
Schreibtisch und wies auf die Wand
dahinter, wo ein großes Papierblatt
mit der Aufschrift 17 Prozent!" an
geheftet tz?ar. Damit ich es stets
vor Augen habe," erklärte Herr
Zinsly. Ich nickte und wünschte
ihm Glück zu seinem dicken Fell.
:ie ' meinen das Trommelfell?"
Ja, aber natürlich!" brüllte ich,
denn wir waren abschicdnchmend in
den Hausflur getreten, wo inan sein
eigenes Wort nicht verstand, und
nmchte mich mehr tot als lebendig
auf den Heimweg. Aber noch drei
ganze Tage lang brauste und bro
delte es in meinen armen Ohren
von allen möglichen patriotischen
Fanfaren und Gesängen.
Es versteht sich von selbst, daß
ich kein zweites Mal fo unbesonnen
war, die Straße des Herrn Zins
t zu betreten. Doch sah ich ihn
selbst von Zeit zu Zeit, ohne jedoch
irgendwelchen nachteiligen Einfluß
der Hausmusik an ihm wahrzuneh
nlen. Er versicherte mir, ulles gehe
seinen gewohnten Gang, nur seien
seine Mieter aufgeregter al früher
und würfen sich Schimpfworts an
den Kopf. Ach Gott, fo lange sie
sich nichts anderes anwerfen, geht es
-,," scherzte ich. .Abr selbst
verständlich. So lange das Haus
keinen Schaden leidüt, ist mir alles
gleich," schloß Herr Zinsly. Er
begann in meinem Innern zu anti
kcr Größe anzuwachsen.
Gestern traf ich ihn neuerdings.
Er war leise aufgeregt. .Stellen
Sie sich vor, was mir in meinem
Haufe, ich betone: in meinem Hause
kürzlich begegnet ist!" Sind
die Leute handgemein geworden?"
fragte ich. Nein, bloß die Kin
der. Doch, das ist nicht alles.
Aber es fing damit an. Also die
Kinder der drei Parteien hatten seit
einiger Zeit das Treppenhaus zu ih
rem Kriegsschauplatz gewählt und
walkten sich hier gegenseitig nach
Noten durch." .Auch nach No
ttn! Großer Gott!" rief ich aus.
Na, na, nur ruhig," beschwich
tigte Herr Zinsly. So lange ihr
Tatendrang sich darauf beschränkte,
daß sie sich dieKleider vom Leibe rissen
oder Beulen schlugen oder eine Nase
leicht ausschlitzten, war mir das
gleichgültig. .Der Lärm stört mich
nicht mehr. AIS ich wahrnehmen
mußte, daß man in der Hitze des Ge
fcchts das Tre'penhaus nicht mehr
schonte, so daß die Tapeten in Fet
zen herunterhingen und faustgroße
Löcher in denWänden erschienen, riß
mir die eduld. Ich ging zum
Mieter &s ersten Stockes, dem Iran
zosen, machte ihn in freundlicher
Weise auf die Sachlage aufmerksam
und verlangte Schadenersatz, Aber
da kam ich schon an: Er wisse von
nichts, seine Kinder feien es sicher
nicht gewesen, die täten so etwas
nickt und c jalls iörn jcht im
Traume ein, etwa? zu zahlen. Er
wurde sehr hitzig, ich wurde grob
und zuletzt schloß er, mit dem heroi
schen Wort, mit dem die kaiserliche
Garde bet Waterloo zu sterben ver
stand. Ich begab mich zu den
Teutschen rm zweiten Stock. Und
hatte ganz denselben Erfolg, .nur
daß mir hier die literarische Bildung
des Mieters durch ein Zitat aus
Götz von Bcrlichingcn" bezeugt
wurde. Ich vermute, daß ähnliche
Liebenswürdigkeiten meinen beschien
mgten Rückzug aus der Mansarden
Wohnung der Italiener begleiteten.
Da ich aber der italienischen Sprache
nicht machtig bin, so kann ich nichts
Bestimmtes behaupten. Aber so
viel weiß ich, daß meine Beschwer
dcn ein ungeahntes Ergebnis zeitig
ten. Seitdem vertragen sich nämlich
nicht nur alle drei Parteien unter
einander, nein, sie haben eine allge
meine Verbrüderung geschlossen, ein
Schutz und Trutzbündnis gegen
mich, den jetzt alle zu ärgern suchen,
wo und wann sie können. Was
sagen Sie dazu?" .Ich bin
sprachlos. Sie haben natürlich al
len Parteien gekündigt?" O
nein, erwiderte Herr Zinsly mit
pfisfigcm Lächeln, was denken Sie?
Leute, die so pünktlich zahlen, sind
Gold wert! Nein, ich werde selbst
ausziehen. Aber vorher lasse ich
das ganze Treppenhaus neu Herrich
ten, was mir Gelegenheit gibt,
sämtliche Mietspriese gehörig zu
steigern. Ausziehen wird keiner.
Ein Hauö, wo sie sich so ausleben
können, finden sie nirgends. Wenn
ich dann auch noch das Erdgeschoß
termiete, so wirft mir das Haus
zwanzig Prozent ab!" .Alle Ach
tung! Haben Sie schon einen Mie
ter?" .Jawohl. Eine russi
sche Familie."
Anna Luise.
Sie war ein Kind von wenig
Tagen," als sie zu uns kam. So
weiß war ihr Kleid, so anmutig ihre
Bewegungen, so sanft, fast verjchiich
tert der Ausdruck ihres schmalen
Gesichts, daß wir sie gleich ins Herz
schlössen. Wir alle, vom Hausvater
bis zur zweijährigen Trude, beglei
teten sie zu ihrer hübschen kleinen
Wohnung, und ich denke noch fast
mit Rührung au den srcudigen
Ausdruck ihres Auges, den dankba
ren Ton ihrer Stimme beim Anblick
des für sie appctittich zubereiteten
Mahles, des sauberen Ruhelagers.
Allerliebst in 'der Erscheinung, be
scheiden und liebenswürdig ün We
scn, das war unser erster Eindruck
von ihr.
, Im übrigen war , sie ein Schaf.
Aber ein wirkliches, mit Wolle und
vier Beinen.
Sie stammte aus der bekannten
hannöoerschen Familie, von der in
einem Iten französischen Konoersa
tionslexikon stehen soll: .Lcs Haid
schuckes, peuple sauvage de l'Alle
magne". Bei ihrer Ankunft war
uniere Freude noch namenlos; es er
forderte ernsten Familienrat, den go
eigneten Namen zu finden, bis einem
sindigcn Kopf die erleuchtete Idee
kam. Ta eine . entferntere äer
wandte, die sich bei häufigen Beu
chen durch beständiges Nörgeln und
Tadeln bei uns beliebt machte, Anna
hieß, da unsere m allgemeiner Hoch
achtung stehende Küchenfee sich Luise
nannte, was war einmcher und na
heliegender, als unsere neue Hausge,
nossin mit dem Namen Anna Luise
zu belegen?
Anna Luises Stellung bei uns
war eine Sinekure. Sie war Lu
xusschas, hatte nur Rechte und keine
Pflichten. Bald war sie gewisZerma
ßen Mittelpunkt unseres Familien
intercsses. Man sagte ihr guten
Morgen und gute Nacht, man brachte
ihr eigenhadig alle erdenklichen Le5
kcrbissen, sie wurde gestreichelt und
mit Schmeichelnamen gerufen. Der
Herr vom Hause behandelte sie mit
Wohlmollen, seine Frau mit schut
zender Güte, die Kinder mit Liebe
und Rücksicht. Auf dem großen Gras
platz des Hofes, ja selbst in dem
schön gepflegten Garten durfte Anna
Lui e nch tummeln, springen und
Gras zupfen. Sie war der Kinder
immer munterer lieber Spttllame
rad, und stets aufgelegt zum Toben
und Scherzen. Allerliebst sah es aus,
wenn die Kleinen aus der Hoftür
traten und Anna Luise ihnen entge
gensprang, den Kopf tief gesenkt;
wenn die Kinder, dieselbe Stellung
einnehmend, ihr begegneten, und
dann ein fröhliches Lärmen, Jagen
und Stoßen auf dem Rasen ent
stand, bis zuletzt nur ein lachender,
schreiender, meckernder Knauel zu er
kennen war.
Allmählich trübte sich aber daö
weiße Unschuldskleid der ersten Ju
gend, und wurde durch ein zart ab
getöntes, graues Wollkleid ersetzt.
Der Körperbau entwickelte sich kraf
tig, der Blick wurde kühn, die Bewe
gungen energisch. Eines Tage? fin
gen die Kinder an, sich ein wenig zu
beklagen; Anna Lvife sei sa wüst,
und wenn sie nach ihrer gewohnte
schelmischen Art beim Spiel gegen sie
anrenne, sei der Stoß arg hart.
Er wurde aber immer härter,
denn Anna Luise war nicht nur ein
Schaf, sie war zugleich ein Bock und
bekam Hörner. Au? einer zarten
Andeutung wuchsen sie sich zu schön
geschwungenen Waffen auS, die aus
dem Stuel leioU bMm fStgljjien eirin rnurn Inhalt cebeu.
machten. Allmählich faßte Schrecken
chrecken
henden.
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das Herz der Vorübergehend!
wenn Anna Luise mit gesenkte
...m. t F;n..MM..M.s. m u
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Es kam nun bald der Tag, da sie
angestrickt, daS heißt vermittels
eines langen Seiles an einen Pfahl
festgebunden wurde. Mit Tränen
hörten die Kinder daS halb empörte,
halb wehmütige Meckern des ge
kränkten Kameraden, und reichliche
mildtätige Teilnahme erfuhr er.
Aber gewaltiger ' als das Schicksal
war auch hier der Mut, der's uner
schüttelt trug, und uns täuschte bald
die Ergebenheit und Zufriedenheit,
mit der Anna Luise auf dem engen
Tätigkeitsfeld graste.
Es kam aber auch der Tag, da wohl
lange Geplantes zur Aussllhrung
gelangte, indem es Anna Luise ge
lang, sich der Fessel zu entraffen;
sie stürzte freiheitstrunken durch das
offene Hoftor hinaus, den Strick hin
ter sich schleppend, warf in stürm!
scher Begrüßungsfreude .drei Kinder
nieder, zerriß einer eleganten Dame
daö Kleid und rannte schließlich so
gar den regierenden Bürgermeister
zu ooen, woraus wir reures
Schmerzens und Schadengeld bezay
len mußten.
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jagt kam. Und sie meinte es doch .
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lienkreis. Es fielen Worte wie .Not
wendigkeit Abschaffen" seitens
des Vaters, es flössen Tränenströme
seitens der Kinder.
Anna Luise graste jetzt wieder
friedlich, aber von einem sicheren
Gitterzaun umschlossen, und der
Verkehr mit den Freunden wurde
immer spärlicher. Und es kam noch
einmal ein Tag da. . .
Ein prächtig klarer Sommerhim
mel lachte über dem weiten Grasplatz
außerhalb der Stadt, wo daS große
Kriegerfest gefeiert wurde, zu dem
der lange Zug mit Fahnen, Muiir
und Orden hinausgezogen war und
eine tausendköpfige Menge, wohl der
vierte Teil des gesamten Fürsten
tums, sich eingefunden hatte. Er
lachte auch herab auf den stattlichen
Redner auf der Rasenestrade unter
dem Eichbaum, der kein anderer war
als Anna Luises glücklichunglückse
liger Herr. Da stand er, fichtbar al
lem Volk, und sprach mit Feuer und
Begeisterung unter lautlosem
schweigen: Kameraden, die heilig
sten Gefühle "
Ta, eine Unruhe in der Menge,
unterdrücktes Schreien und Lachen,
Schlagen und Stürzen, Kinderjam
mern und Mütterirren. Dem Redner
erstarb das Wort inr Munde, die
Hände streckten sich abwehrend aus:
im vollen Lauf dahergesprengt.
stürmte Anna Luise durch die ent
setzten Reihen und stürzte mit ge
senktem Haupt freudestrahlend ' dem
Redner ans Herz.
Die Wirkung war unbeschreiblich,
Lachen war der Rest. AIs Anna
Luise glücklich eingefangen und un
ter heftigem Widerstand abgeführt
war, hatte jemand den guten Ge
danken, dem so seltsam unterbräche
nen, fassungslosen Redner durch ein
nuniyt Puriul zuiil szmuü iei r
ner Rede zu verhelfen. .Donnergleich ) l
erscholl, oft wiederholt, der Wle.no I
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Beifallsruf" (
In der Blüte der Jugend mußte,
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null -annu .uic uns ucnuiitii.
nicht unter Schlächters Bell hat sie
geendet: auf allgemeine Bitte setzten
eine Kugel ihrem Leben ein Ziel,
Das mochte ein wenig romanttsch
sein, aber es entsprach dem allgemeit
nen Gefühl. Auch fehlten Tränen ih W
rem Schicksal nicht. Ihr Andenken '
lebt weiter bei uns, und während kaz
dies Gedenkblatt für sie niederlege,' j,
Iieyen meine vune aus einem wollt
e Jt . - f I m Im
gen laimarzgesaroren ues, oenem
Tuchkante eine sinnige Hand mit -
CY : r.. ' ! x -j i ,1
nee nrrgi gmeinnillziilliue oeilill! yar
In der Ecke derselben aber prangt
kunstvoll verschlungen in Golö der
Namenszug: A. L. i
Künstler-Räusche.
Einmal war Lenbach nach WieZ
gekommen, und feine ersten Jtunil
genossen gaben ihm bei Sacher eil
Essen. Die Künstler leisteten auch in
Trmren Hervorragendes, allen voraz
der trinkgewaltlge Canon, von den
man behauptete, daß er gleich
Igel in Tagsfrist ebenso viel verril.
gen könne? als er Korveraewickit
m 1
hafte ober falBfthprftsittfinA niAf i
an Speisen, sondern an Getränkerr i
Nur einer zeigte sich seiner Mission! j
fo garnicht gewachsen: HanS Makarv
der ein noch schlechterer Trinker alh
Redner gewesen ist. Er machte der
Wiener Künstlergenofsenschast - eitel !
w.. t X . t i! r. .
wuuiuc uhu wui (Ujüil eillj , Uf
vor die Sache eigentlich noch rechts
anging. ' Als er solchermaßen bM
flüssig geworden, dachte man daran.
ihn sicher nach Haufe avl befördern.
Der Fiaker, dem der apathische kleines )
M?ist?k ftnhffrfrftlif nitrXa fiiof
" fc.fcV, 1
nd Bericht zu entatten. Ter Brave
konnte melden, daß alles gut abge
laufen sei.
.Hat ihm die ErschLtteruna nickt
aesckmdet?"
Ta blmzelte der n'nnreicbe Waaenk
lenker und schmun,zelte: .I hab ihn?
I gieis MAeyacrel umg'tzangtl
Durch jeden neuen Tag dei
neZ LebenS mukt du den alt? Ta.
den Austraa. wieder ,urückzukomm?ni ( i
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