TMiye Omaha TrIVssne ! v Aas AHaos in Von Dr. S. Melameö. Ueber den riedensvertrag von Versailles. Präsident wilsons Position. Frankreich und Deutschland. Polen als Großinacht. i. AU Präsident Wilsoa zum ersten Mal ' in Pari und Rom erschien, die herzliche Begrünung der Massen der zwei roma ischen Hauptstädte entgegenzunehmen und ihnen einen ruß dc amerikani schen Volkes ,u überbringen, da zitterte die Luft von dem Echo mefsianischer Stufe. Sieaer und Besiegte zugleid) er Karteten und erhofften den Anbruch einer wirklich messianischen Zeit. Die Worte: dauernder Frieden, gerechter Blieben," Gerechtigkeit für alle, gleiche Chancen für alle im Kampf um Da 1cm waren in dem Uciinö. Woovrow Wilsan ist mit Recht als eine Art Dies sianisch ttiaur. als eine Art Erlöser It trachtet worden. Es geschah zum ersten Mal seit den israelitischen Propheten, da eine kraftvolle und ausgeprägte Po tentateN'Persönlichkeit ausstand und den kriegSmüden Menschen und Boilern zu, rief: Genug der Gewalt- und der wann volitik. Lakset unS einen gerechten Jrie den baden. Niemals wohl war die Menschkxit solchen Worten der Versöh nung zugänglicher wie am Morgen nach dem Wettvranv, ver Europa an oen Rand deS Abgrundes brachte. Unsere Kindeskinder werden noch von dem tiefen Eindruck erzählen, den da? Erscheinen Wilsonk auf feine fricdensfehnsüchtigen Zeitgenossen machte. Er hat der kriegs müden Menschheit auS der Seele gcspro chen. Heute, am .Vorabend des Friedens schlusseJ, protestieren hundert angeschene und emslukreiche Engländer gegen ven ungerechten Frieden, protestieren die in Jurich versammelten Frauen gegen oen ungerechten Fneden. protestieren amen ton, Liberale, gegen den Frieden, weil er die Keime neuer Kriege in sich birgt. T Mannn, d den Fncdensvcrtrag abgefaßt, sind auch nicht zufrieden und sind von ihrem Werke keineswegs vegei siert. Aber noch mehr: die verschiedenen Nationen, die zum siegreichen Teile der Menschheit gehören, sind ebenfalls unzu frieden. Italien ist nicht begeistert. China protestiert, die Serben sind deprimiert. Rußland ist ein großes Fragezeichen, Rumänien ist unzufrieden usw. In jedem politisch denkenden Menschen lebt heute das Bewußtsein, daß dieser Friede kein gerechter und kein dauernder ist. nicht weil er Deutschland um einige Pro vinzen beraubt und dem deutschen Volk Nicht bietet, was es mit Fug erwarten durste, sondern weil er ganz Ost und Zentral'Europa balkanistert und einen großen Teil der Menschheit zu Sklaven herabdrückt. Man kann sich selbst diesen Frieden im Westen für eine Zeit lang gesichert denken, aber nicht im Osten, jjtt -- rn . iC i . f -. ... ! . nicyl im (Lilien Ukvpa ccuiunniig im im weiten Asten. So wenig die Pro vinz, in der Jmmanutt Kant gelebt unv gewirkt, polnisch bleiben kann, selbst wenn der Friede dies vorschreibt, so we nig kann Shantung, die Provinz, in der ConfuciuS geboren, japanisch bleiben, Noch kann man annehmen, daß die zehn y neuen (Staaten m Centren uno u r europa als Frievenssakloren ucy erweiicn werden. Kurzum: dieser Frieden, selbst wenn er von allen Parlamenten der am Kriege beteiligt gewesenen Nationen ratifiziert wird, kann kein dauernder sein, r weil er kein ftaatsmännischn, sondern ei politischer Frieden ist, weil er kein gerechter Frieden ist. v Ich kenne viele Leute, die grneigt sind, $. Woodrow Wilson für diesen gefährlichen - und gefahrvollen Frieden verantwortlich 3 zu machen. Diese Leute sagen, daß f. Wilson als Messias gesprochen, aber als ' Caesar gehandelt habe. Diese Ansicht 1 iist eine kurzsichtige und unhistorische zu 'gleich. Sowenig historisch denkende Menschen eine einzige Persönlichkeit für tt Krieg verantwortlich machen werden, 14 wenig werden sie eine einzige Person t lichkeit für diesen punischen Frieden ver antwortlich machen. Es ist wahr. Wood rsw Wilson' hat noch vor sechs Monaten ntssianisch, biblisch gesprochen, allein '.ian darf nicht vergessen, daß die Bibel, tttt Sprache und Gedanken Wilson ge AttttchU und uns deshalb als messiani ,)t Figur erschien, ein Buch nicht des ieges. sondern der Niederlage ist. Die Bibel ist daS Buch einer besiegten ?ca ''tion und, vom christlichen Standpunkt, luch das Buch eines besiegten Apostels. , 'Ig Sieg durch 'daS Schwert gefeiert ; zird, da muß die Sprache der Bibel, die , i brache bei Messias, verschwinden. Sieg iirch daS Schwert und messianische ' Mische Verheißungen sind Gegensätze , f'und selbst ein Wilson konnte sie nicht ifö röhrten. Die Geschichte wird nur zu fide haben, ob er um die Aus öynung dieser Gegensake so ernst gemüht war, wie wir ti von ihm er l . . t. ..!. -WllUClt UUlIU ; , Nicht Wilsoa hat den Weg der Bibel .' Zerlassen, nicht er ist persönlich verant ' ,rtlick kür die Niederlaae seiner melna che Ideale, sondern der uberwälti J.y. v. a i i .iUt C-ittf uuiuy uu Wieweit... uuu geschieht auch nicht zum ersten Mal, ,lß eine historische Persönlichkeit sich roß zeigt im idealen Streben und nur ienschlich, allzu menschlich. Wenn eS da jj, kommt, daS hoch erstrebte Ziel zu der f rklichen, Weil tausend geheime Kraft h, Verwirklichung der großen Ideale 1 hindern. 23 ist also doch an dem Uebel schuld, ' r für diesen kriegerische Frieden ver . .atworilich? Aus diese schwerwiegende und alle Ge uiiter erregende Frage können nur Zah fen antworten: Zahlen und Tatsachen nicht Pe'sonen. Achtzig Millionen , ?,'rmane stehen fünsunddreißig Millio ' i Franzosen gegenüber. Die achtzig Dienen Lerminen.. sind durch eine 'k'üunz ven verschiedenen Ursachen )f spät all moderne europäische Groß - I cht erschiene - und gleich Schiller ' , Poem waren sie bei der Verteilung der Erde nicht anwesend. Wie alle junge Nationen sind sie unternehmungslustig und oft draufgängerisch. Die sünfunddreißig Millionen Iran zosen rivilisatorisch und kulturell gesät tigt und Partner am Geschäft der Ver teilung der Güter der Erde, sind nalür lich nicht mehr so unternehmungslustig, sondern im Gegenteil langsam in ihren Bewegungen, sparsam, haushälterisch. Die Franzosen, als Volk wie als Jndi viduen, wollen nicht als unternehmungs lustige Jndustrie-Kapitäne leben, son dein als Rentiers und Bankiers. Jeder Franzose will sich mit fünfzig Jahren von den Geschäften zurückziehen und ein schönes Leben der Kontemplation leben. Kann ein fünfunddreißig Millionen. Volk, das ein Rent!erLeben führen will, in gut-nachbarlichen Beziehungen mit einem unternehmungslustigen, recht akti den achtzig MillioneN'Volk leben? Man kann auch natürlich die Frage umgekehrt stellen. Diese Frage kann jeder für sich beantworten. Aber die Franzosen ehö. ren zum siegreichen Teil der Menschheit und als solche müssen sie natürlich dar nach trachten, den Sieg so auszunutzen, daß die dynamische germanische Ordnung keinen zu großen Gegensatz zu ihrer etwas statischen Ordnung bildet. Wie die Dinge heute liegen, kann Frank reich entweder die erste kontinentale Großmacht sein oder gar keine Groß macht, und da es an Bevölkerung nicht stark genug ist, feine Weltmachtstellung aus eigener Kraft zu erhalten, muß eS sich auf andere verlassen und sich auf an dere stützen, auf Jugo-Slawen, Tschecho Slowaken, Polen und Rumänen. Aber diese Weltmachtstellung Frankreichs mit Hilfe der verschiedenen slawischen Stämme bedeutet die Einkreisung Deutschlands, und die Einkreisung Deutschlands, die zetzt nicht mehr eine Fiktion von pangermanistischen Dipla maten ist, sondern eine steinharte Wirk lichkeit, bedeutet Krieg aus Leben und Tod. Wer will es aber den Franzosen verübeln, daß sie bestrebt sind, ihre Welt Machtstellung mit ollen ihnen zu Gebote siehenden Mitteln zu erhalten? Hätten die Teutschen anders gehandelt? Noch leben wir politisch ,n einem status naturalig und nicht in einem messiani schen Zeitalter. In diesem politischen Status naturalis, den das antike Rom systematisiert und. wie es scheint, perpe tuiert hat. herrscht die Macht des Star leren, und die Sphäre des Rechts ist durch die Sphäre d Macht umgrenzt und bestimmt. Zu dieser Ansicht hat sich schon selbst der große Amsterdamer Sonderttng Baruch Spinoza durchge rungen. solange dies untere mora lische' Weltordnung ist, kann man es Frankreich Nicht verargen, daß es mit allen Mitteln bestrebt ist, seine Welt? macht-Stelluna. nicht nur zu erhalten. sondern auch auf Kosten der Bewegungs Freiheit Deutschlands zu befestigen. Eine ganz andere Frage ist. ob vom Ge sichtspunkt der reinen Realpolitik die anderen Mächte klug daran tun. dem an Bevölkerung und an Bewlkerungsmog lichkeit kleinen Frankreich zur Erhaltung und Befestigung seiner Weltmachtstel lung auf Kosten des an Bevölkerung großen Deutschland zu helfen, und da durch dem Ausbruch politischer Leiden schaft Vorschub zu leisten und den Zu kunftSkrieg heraufzubeschwören. Aber Frankreich selbst- darf niemand seine ge genwartigen politischen Aspiration verargen. Jeder Torfpfarrer mochte Papst sein und wenn einer schon Erz bischof ist, träumt er gewiß von dem Pe trusstuhl... Aber daS Problem der Erhaltung und Befestigung der französischen Welt Machtstellung entzündet sich gar nicht an Deutschland allein, sondern auch an, Italien. Um diese zweite Seite de! Problems zu verstehen, muß ich wieder zu Zahlen und zu Ziffern greifen. eit dem Ende des echzelmten Jahr Hunderts war Frankreich die führende romanische Großmacht und bis 1903 war eS die älteste Tochter der Kirche. In folge des Krieges hat Frankreich auch diese Vormachtstellung terloren, denn die Bevölkerung Italiens ist heute bei wei tem größer als die Frankreichs. Die französischen Kriegsverluste belaufen sich aus rund drei Millionen, wahrend die Italiens kaum eine halbe Million über steigen. Die Bevölkerung Frankreichs vor dem Krieg war achtunddreißig Mil lionen, die Italiens fünfunddreißig. Während deZ Krieges ist die Geburtsrate in Frankreich sehr stark gesunken, aber nicht in Italien. Die Bevölkerung Jta lienS übersteigt heute bet weitem die Frankreichs, den die neuangegliederten Provinzen der Habsburger Monarchie an Italien weisen zum großen Teil eine rein italienische Bevölkerung aus, und wo die Bevölkerung nicht italienisch ist. ist sie leicht assimilierbar. Aber die von Frankreich ueroberten Provinzen wei sen eint germanische Vevölkkrung auf und sind Nicht leicht assimilierbar. EI saß und Lothringen waren an Frank reich angegliedert von IM bis 1870 und während dieser zweihundertjährigen Herrschaft ist eS Frankreich nicht gelun gen, diese zwei Provinzen zu romanisie ren. Heute, wo da! nationale Bewußt sein der Bevölkerung dieser zwei Pro binzea stark entwickelt ist. ist ihre' Assi milieruna ei Sache der Unmöglichkeit. Die packte Tatsache ist einfach diese, daß heute Italien Frankiert, den Rang ab gekausen. daß die Bevölkerung Italiens größer ist als die Frankreichs. Kommt noch hinzu, daß Italien durch seine neuen Erenzen so notürlich geschützt ist, daß ,j fast unangreifbar ist, während Ut Rhein immer deutsch sprechen wird, weil er ein deutscher Fluß ,', die Bevölkerung am Rhein zine fiassifä sein, er ist ein , Kuropce. deutscher Fluß und die Bevölkerungen an beiden Ufern ist eine rein, deutsche. Im Kriegsfalle wird sich die französisch Rheinwache im Feindesland befinden. Und da der Rhein aus rein ethnischen Gründen keine natürliche Grenzlinie Frankreichs sein kann, ist die strategische Grenze Frankreichs Im Fall: einer Krisis nicht besser als Im Jahre 1914, und in jedem Falle nicht besser als im Jahre 1870. Diese Grenze erfordert die Er Haltung einer großen Armee, während die heutige italienische mil einer kleinen Armee geschützt werden kann. Die neue französische Grenzlinie mackt die Ent stehung einer deutschen Jrredenta unver weidlich, weil sie gegen jede ethnische Ordnung ist, während si. italienische Grenze keinerlei irrcdentistische Bcwc gung hervorzurufen braucht. Italien Ist als die kleinste europäische Großmacht in den Krieg getreten und tritt aus ihm als die stärkste kontinentale und als die stärkste romanische Großmacht hervor. Dabei hat Italien nicht den sechsten Teil der französischen Verluste erlitten. Also dafür,, daß Frankreich so furchtbar geblu tct, tritt es ans dem Kricg als die zweite romanische Großmacht hervor, während Italien, das relativ wenig gelitten, als die sllhrende romanische und stärkste kontinentale Macht aus dem Krieg her vorgeht. Könmn die stolzen und selbst bewußten Franzosen eine solche Ent Wickelung ohn Protest hinnehmen. Wllr den es die Germanen tun? Sicherlich nicht. Also wer kann da Frankreich der argen, daß es nach so vielem Leiden und Bluten mindestens nicht geschwächter aus dem Kricg hervorgehen möchte? Es hat aber auf der andern Seite soviel im Verlaufe des Krieges eingebüßt, daß es eben verblutet und geschwächt das Schlachtfeld verlaßt und um sich von Italien den Rang doch nicht ablaufen zu lassen, greift es zum alten Mittel zu Krücken. Elsaß, Lothringen, das Saar gebiet, die französischen Vorposten im Osten und im Südosten Europas sind nur Krücken, mit deren Hülfe Frankreich sich in seiner früheren Position halten will. Also an deutschen und italicni schen Zahlen entzündet sich das Problem des französischen Imperialismus". Es muß ferner in Betracht gezogen werden, daß auch große Summen fran zösischen Geldes, in Rußland investiert, Frankreich geradezu zwingen, eine ost europäische Politik zu verfolgen, die die permanente, Einkreisunq Deutschlands zur Folge haben. Rußland schuldet Frankreich zweinndzwanzig Milliarden Francs. Rußland kann die Schuld nicht bezahlen, weil die russischen Finanzen einfach heute die möglichst schlechtesten sind. Zudem haben die Bolschewik! die auswärtige russische Staatsschuld repu diiert, und wir wissen aus Erfahrung, daß wenn ein Staat einmal eine Schuld rcpudiicrt, selbst wenn dies durch eine rebellische und nicht anerkannte Regie rung geschieht, der Akt der Repudiation zu Recht bestehen bleibt, weil die nachsol gendk Regierung immer nur zu froh ist, großen finanziellen Pflichten enthoben zu sein. Denken wir uns, daß die Bolschc wiki heute gestürzt werden und morgen eine liberal-bürgerliche oder eine ' ge maßigt-sozialistische Regierung zur Macht gelangt. Sie sinket die Staats lassen leer und muß große Summen für den Staatshaushalt aufbringen. Kann sich da jemand denken, daß sie die Zah lung der bereits repudiiertcn Schuld verlautbaren wird? Werden die verarm tcn russischen Bauern ihre letzten Gro scherz an Steuern hergeben, damit sie nach Frankreich wandern, während in Ruß land die Not so groß ist? Hat die fran zösische Juli-Monarchie di von der französischen Revolution rcpudiierte Staatsschuld gedeckt? Frankreich weih also sehr wohl, daß Rußland die Mil liarden nicht zurückzahlen wird, einfach weil eS nichts kann, aber die französischen Milliarden in Rußland stellen einen be trächtlichen Teil deZ französischen Ratio nal-Vermögens dar. Wenn Frankreich inen Teil von dem ii dc". Krieg inve stierten Gelde und die russischen Milliar den nicht eintreiben kann, steht eS vor dem finanziellen Ruin. Das heutige französische Budget beläust sich auf acht zehn Milliarden Frana,, also auf das Vierfache des ante-bellum Budgets. Im günstigsten Falle kann der französische Fiskus sieben Milliarden auftrciben. Also wo nimmt Frankreich die andern elf Milliarden her? In Teutschland und O Ihr Götter! in Po.:n. Die pol nischen Führer haben in Paris verspro chen, daß Polen die russischen Milliarden zahlen werden. Aber wie kann das arme, ruinierte Polen diese vielen Mil liarden aufbringen? Polen kann eS nicht, aber wenn Polen Schlesien, Ost und Westpreußen und Po,en, einen Teil der Ukraine, einen Teil Weiß-Rußlands und Lithauen kriegt, dann vielleicht? Um Polen zahlungsfähig zu machen, muß eS ein Groß-Polen werden. Daher der Wunsch Frankreichs. Polen so groß all möglich zu machen. Aber dieses Groß-Polen ist nicht vereinbar mit dem Rech! der nationalen Selbstbestimmung, denn die Bew.hner deZ ..tlicivi Teutsch land!, Lithauens, Weißrußlands und der Ukrainia wollen bestimmt nicht unter polnischer Herrschaft leben. WaS soll als Wilson tun? Frankreich finanziell zu Grund gehen lassen oder aus die Ctipulation de TelbstbesiimmunoS rechts der Völker verzichten? Er hat sich, wahrscheinlich der Not gehorchend, für dai letztere entschieden, und so ist auS der idealen Politik de Selbstbkstim mungsrechtS der Völker ein bloßer Traum geworden. Tie Franzosen wissen heute, daß Deutschland für Jahre hinauZ mililä nsch ohnmächtig ist" und brauchen vor Deutschland Um Angst zu haben. Also wozu die Allianz mit Vea. die die Skizze Der Herbstwind jagte draußen die Blätter von den Bäumen. Die Saison dek kleinen Badeortes war vorüber, nur noch wenige Sommergäste waren in den Hotels und Pensionaten zurückgeblieben. Die herbstliche Stille hatte daS leb hafte Treiben der Hunderte und Tau sende abgelöst, die sich während der Sai fonmonate In der beliebten Sommer frische getummelt hatten. Die Angestcll tcn des Hotel! dachten bereits an die Abreise und den Antritt der Stellungen, die sie sich für den Winter besorgt hat ten. In dem Kroßen Speisesaal deS Ho tels .Bcllevue' dunkelte es bereits, und der einzige Kellner, der noch servierte, knipste das elektrische Licht an. Er sah fast vorwurfsvoll nach dem großen blondbärtigen Mann mit dem eigentümlich braunen Gesicht, der jetzt den Speiscsaal betrat und an einem der Tische Platz nahm. Dieser Gast war auch ein Saisonspätling, der erst am Bormittag im Hotel eingetroffen war; anscheinend ein Sonderling, der die nächsten Wochen hier in Einsamkeit der bringen wollt. Der Gast beorderte eine Flasche Wein und wählte ein Gericht von der Speise karte. Während der Kellner hinaus ging, um die Bestellung auszuführen, setzte sich der Gast an das Fenster und sah draußen dem Tanz der vom Wind herumgewirbelten gelben und braunen Blätter zu. Es lag etwas in der Natur draußen wie Scheiden und Vergehen. Wenn aber solche sentimentalen Gedan ken den Fremden etwa bewegt hatten, so schüttelte er sie jetzt mit Gewalt ab. Er nahm eine Zeitung und sctzte sich so, daß er genügend Licht zur Lektüre hatte. Der Kellner brachte die Flasche Wein, und der Gast dankte mit einem Kopf nicken. Als dann der Kellner nach der Küche ging, war eS in dem weiten Speisesaal unheimlich still. Man hörte ein paar verspätete Fliegen summen und das feierliche Ticken der Regulatoruhr. die in den letzten Wochen hier so viele heitere Stunden sür die Gäste angezeigt hatte. Eine der doppelfliigeligen Schwing tiiren, die nach der Gartenterasse hinaus führten, wurde geöffnet, und das Knar rcn erweckte die Aufmerksamkeit des Ga stcs. Ein kleines, vier- bis fünfjähriges Mädchen, ganz in Weiß gekleidet, mit einer riesigen Puppe auf dem Arm, be trat den Speisesaal. Die Kleine sah sich neugierig um und kam dann nicht direkt, aber mit kleinen Umwegen auf den einsamen Gast zu. Das Kind war ein allerliebstes, gesund aussehendes, pausbäckiges Geschöpf mit' langen blon den Locken, dunkelblauen Augen und einem Stumpfnäschen. Kleine weiße Mausezähne wurden zwischen den halb geöffneten roten Lippen sichtbar. Die Kleine bot ein Bild von Gesundheit und kindlicher Grazie. Sie nickte dem Gast zu, und dieser er widerte freundlich den Gruß. Dann kam die Kleine heran und gab dem Fremden ohne Zögern die Hand. Nach dieser zwanglosen Begrüßung hob sie die Kleiderröcke der Puppe in die Höhe und sagte: Sie hat einen seidenen Unter rock." Den Fremden schien diese Bemerkung unaemein zu interessieren. Er faßte prüfend den Stoff mit Daumen und Zeigefinger und anwortete: Es ist wirklich Seide." Darauf streifte die Kleine eilig ihre eigenen Kleider zurück und zeigte mit den Worten: Ich habe auch einen seide nen Unterrock," dem Fremden dieses in time Kleidungsstück. Sehr iniercssant!" meinte der Gast, wie es schien, nicht wenig belustigt über die drollige Zutraulichkcit der Kleinen. russische Allianz ersetzen soll? Die Ant wort ist eine einfache. Frankreich will und braucht keine militärische Hilse Po lens, weil Deutschland militärisch gebro chen ist. Polen will nur dann die russi schen Milliarden 'an Frankreich zurück zahlen, wenn es seiner imperialistischen Lust Genüge tun darf und sagt daher zu Frankreich: Laß mich ein Grvß-Polen werden und ich zahle die Milliarden. Frankreich sieht auch ein, daß nur ein Groß-Polen die Milliarden zahlen kann, und ist mehr als einverstanden, daß Po len ein Groß-Polen werde. Aber ein Groß-Polcn kann in erster Reihe auf Kosten Deutschlands ezistieren. Deutsch land ist nicht mehr in der Lage im We sten zu kämpfen, wohl aber kann eS sich schnell genug erholen, um seine Stcl lung im Osten wiederzugewinnen. Min bestens halten es Franzosen und Polen für möglich. Also um Groß-Polen Dauer und Existenz zu sichern, um einem polnisch-deutschen Konflikt vorzubeugen, schließt Frankreich mit Polen eine Al lianz, nicht daß polnische Divisionen Frankreich helfen, sondern umgekehrt. Bom Gesichtspunkte der französischen Interessen ist diese politische Rechnung eine richtige. Wenn ein GroßPolen die russischen Milliarden zahlen will, dann soll ein Groß-Polen entstehen, und wenn eS auf Kosten Deutschlands sein muß, dann soll Groß-Polen französi scher Hülfe sicher sein. Aber ist diese Rechnung vom Gesichtspunkt der ost europäischen Wirklichkeit eine richtige? Deckt sich die französische Kalkulation und Theorie mit der polnischen Praxis. Tie Beantwortung dieser Frage allein kann unS darüber Gewißheit biingen, ob der von französischen Interessen diktierte Frieden ein für Frankreich guter oder sckilechter Frieden ist. Wenn der Friede für Frankreich kein guter ist, 'isi er sür Deutschland gewiß kein guter. Aber hier ist gar nicht die Frage von Deutschland, das ich in diesem Zusammenhang ab sichtlich außer Acht lasse ünd die Frage vorläufig nur bom Gesichtspunkte der französischen Interessen nd Gesichts Punkt betrachten will. Auf diese wichtige ffrage komme ,ch im weite Teil dieser Abbadluna üiriil Milde. von Zl. Oskar Rlaubmann." Mein Mama hat sechs seidene Un terröcke," erklärte daS Kind. Außerordentlich interessant! Und der Papa?" .Der Papa ist beim lieben Gott, der ist tot, weißt du? Vorgestern waren eS zwei Jahre, daß er gestorben ist. Die Mama ist oben und weint. Ich bin ihr fortgelaufen, das Weinen ist so langwei, lig." Da hast du recht, mein Kind, man muß das Leben von der lustigen Seite nehmen. Die Kleine nickte, obgleich sie die letz ten Worte wohl kaum verstanden hatte. Der Kellner erschien und brachte die de stellten Speisen. .Sieh da, Hilde," sagte er, bist du auch wieder da? Mama wird dich gewiß wieder überall fuchkn. Hilde schüttelte den Kopf und trat naher an den Tisch, um neugierig die aufgetragenen Speisen zu mustern, Was ist das?" fragte sie. Wiener Schnitzel." erklärte der Gast, .DaS esse ich sehr gern," meinte Hilde. Willst du mitesscnZ" .Ach ja." Kellner noch ein Besteck für die junge Dame. Der Kellner, amüsiert von der Art und Weise, wie sich die kleine Hilde bei dem Gast anfreundete, ging lächelnd da von und brachte für Hilde 'ein hohe! Polster, das ihr ermöglichte, bequem am Tisch zu sitzen, sowie Teller. Serviette und Eßgcräte. Hilde nahm die Serviette und sagte zu dem Gast: .Du mußt sie mir um binden und hinten zwei lange Ohren machen, weißt du, daß ich aussehe wie ein kleiner. Esel." .Soll besorgt werden," meinte der Fremde belustigt und band dem Kind die Serviette um. , Hilde schien sich darüber sehr zu amll sieren, aber sie verlangte nach ihrer Puppe, die unterdes auf dem Boden sitzengeblieben war. Sie muß mitessen," erklärte das Kind bestimmt. Selbstverständlich," entgegnete der Fremde und sctzte die Puppe auf den Tisch. Kellner, geben Sie der Puppe auch einen kleinen Teller." Mit dem gleichen Lächeln wie vorhin holte der Kellner einen Kompotteller her bei und sctzte ihn vor der Puppe nieder. Der Gast schnitt ein großes Stück von dem Wiener Schnitzel ab und legte es auf Hildens Teller. Nun gib der Puppe etwas ab, und wir wollen essen." Hilde schnitt ein winziges Stückchen von ihrem Anteil ob und legte es auf den Teller der Puppe. Sie darf sich den Magen nicht ver derben," meinte das Kind, sie wird sonst krank und mutz Medizin nehmen. Du, Medizin schmeckt scheußlich, nicht wahr?" Selbstverständlich, Medizin ist kein Vergnügen." Hilde ergriff ihr Weinglas und hielt es dem Gastgeber hin. .Prost!" sagte sie. Prost!" klang die Antwort des Fremden; schmeckt es dir?" Sehr gut. Wie heißt du denn?" Ich heiße Alfred." Hilde ergriff wieder ihr Glas und sagte: Prost, Alfred!" Der Fremde lachte laut auf, und der Kellner erlaubte sich im Hintergrund ebenfalls vornehmlich zu kichern. ..Wie heißt du noch?" fragte Hilde weiter, ohne jedoch dabei das Essen zu vergessen. .Rumpelstilzchen." O du Lügenbart!" rief Hilde, das ist ja gar nicht wahr, Rumpelstilzchen, das ist ja der Mann au! dem Märchen" und sofort begann sie höchst drollig zu singen: Sich wie ct, fcnft niemand weiß, Tb ich Numpclliilzchcn heib," .Ich bin auch nicht der Mann aus dem Märchen," sagte Alfred, sondern ich bin der Sohn von ihm." Hilde lachte so lange und so lustig, dnß Alfred mitlachen mußte. Du bist gut!" rief Hilde, du kannst aber einmal lügen. Weißt du, ich heiße mit Zu namen Schrader, so wie mein Papa hieß; und wie heißt du?" .Ich heiße Weber." Siehst du, was du für ein Lügen bart bist! Erst sagst du. du heißt Rum pelstilzchen." .Ich wollte mir nur einen Spaß mit dir machen." .Du bist gut. prost!" sagte Hilde. .Nun wollen wir noch etwas essen," sagte Alfred Weber, etwas SüßcS, nicht wahr?" Hilde klatschte in die Hände und sagte: Pudding, weißt du, mit Vanillesauce, das schmeckt gut.'' Kellner, haben Sie Pudding mit Va nillesauce?" .Jawohl." Bringen Sie unS zwei Portionen." .Wohnst du immer hier?" sragte We her, um die Pause, bis die süße Speise nafi &l VmiivV, a i2 ii Ulfs am I yiuiuuji iuuiui, uu30Uuuiu. 5 Hilde schüttelte den Kopf. .Nein, wir wohnen weit weg, in Hannover! Weißt du, wo das ist?" .Jawohl, ich bin schon dort gewesen," meinte Weber. .Und wir sind nur hierhergekommen, weil der Papa Hier begraben liegt, und da muß alle Jahre die Mama auf fein Grab und muß einen Kranz hinlegen und sehr viel weinen. Möchtest du eine Witwe sein?" .Ich kann nicht sagen, daß ich Net gung dazu hätte," meinte Alfred Weber. .ES ist , scheußlich." erklärte Hilde. .Mama hat ganz rote Augen vom Wei nen, und dann sieht sie gar nicht hübsch aus, und Großmama sagt immer, Mama soll nicht so viel weinen, und sie muß wieder heiraten. Sie ist viel zu jung, als daß sie ihr Leben vertrauern sollte. So sagt Großmama. . Hat sie nicht recht V. Ganz gewiß, daran ist gar nicht zu zweifeln," antwortete Alfred Weber. .Hast du eine Frau und Kinder?" .Nein." .Warum denn nicht?" Mein liebes Kind, ich bin lange fort gewesen. Zch war in Asien. Weißt du, wo da ist?" .Ja, ganz weit," meinte Hilde. Was hast du denn dort gemacht?" Ich habe dort Eisenbahnen gebaut und Häßcn. Ich bin Ingenieur." Das war mein Papa auch." Wie? Dein Papa war Ingenieur? Und wie hieß denn dein Papa? Wart mal, du sagtest es ja schon: er hieß Schrader. Wie hieß er denn mit Bor namen?" Emil hieß er, aber Mama sagte im wer Mile zu ihm, weißt du." Ich habe deinen Papa gekannt," er klärte Weber, ich habe ihn sogar sehr gut gekannt, und ich hatte keine Ahnung davon, daß er tot ist. Nun freut es mich erst recht, seine Tochter kennen zu lernen. Prost!" erklärte Hilde energisch und stieß wieder mit ihrem Glas an. Der Kellner brachte die beiden Por tionen Pudding, und Hilde machte sich euria über die fuße Speise her. E schmeckte ihr so ausgezeichnet, daß sie eine kleine Eßpause machte, Weber sehr liebenswürdig ansah und endlich erklärte: Ich habe dich lieb, du bist eine famose Unke.' Das Wort hast du von deinem Papa," meinte Weber, der sagte auch immer ..famose Unke. Hilde nickte energisch mit dem Kopf. .Ja, das sagte er immer. Aber du bist wirklich ein famoser Kerl. Dich habe ich sehr lieb, und ich werde immer mit dir zusammen essen." Das ist außerordentlich freundlich von dir, liebe Hilde." meinte Weber, und ich will es als Glück betrachten, daß ich mir deine Zuneigung erworben habe, nachdem ich erst seit wenigen Ta gen wieder in der Heimat bin." Hilde nickte eifrig mit dem Kopf und sagte: Ich werde immer mit dir essen, zum Frühstück, zum Mittag und zum Abendbrot." Sehr angenehm," fagteWcber, wenn schon, denn schon. Wenn man erst zu sammen ißt, dann immer." Der Kellner, der draußen war, hatte vor der Tür, die nach dem Korridor führte, eine Unterredung mit irgend einer Dame, deren Stimme aufgeregt klang. Der Kellner stieß die Tür auf, und es trat eine schlanke, jugendliche Frau von stattlicher, voller Figur, schwarz ge kleidet, in das Zimmer. Aber Hilde!" rief die Frau, die kaum am Ende der Zwanziger stehen konnte. Aber Hilde, was machst du hisi? Mein Herr, ich mutz Sie drin gmd um Entschuldigung bitten, wenn die Kleine Sie belästigt." Mama, komm und setz dich hier," rief Hilde, er ist eine famose Unke, und ich esse immer mit ihm zusammen, zum Frühstück, zum Mittag und zum Abendbrot." Weber war ausgestanden und ging der sehr verlegen dreinblickenden Dame ent gegen. Ich habe die Bekanntschaft Ihrer Fräulein Tochter gemacht, und wie Sie sehen, ist es mir gelungen, mir das Ver trauen der Kleinen zu erwerben. Ge stakten Sie. daß ich mich Ihnen vor stelle: mein Name ist Alfred Weber. Wenn ich nicht sehr irre, bin ich ein Freund Ihres verstorbenen Gatten. Ich war mit Emil Schrader zusammen auf dem Polytechnikum in München und vannover. Ich, bin lange Satire im Osten gewesen und erst seit gestern nach der Heimat zurückgekehrt. Ich erfahre von Ihrer Tochter den Tod meines Ju gendsreundes." Wie war doch Ihr Name?" sragre Frau Schrader. Alfred Weber, Ingenieur. .Ick, erinnere mich. Ihren Namen von meinem verstorbenen Mann wiederholt gehört zu haben." Dann darf ich woyl, gnädige tfrau, mich bei Ihnen als alten Bekannten ein führen und Sie bitten, der lieben Hilde keine Vorwürfe zu machen, die mich ausgezeichnet unterhalten hat. Darf ich Sie bitten, bei uns Platz zu nehmen?" Weber schob Frau Schrader einen Stuhl zurecht, und diese nahm Platz. .Er ist eine famose Unke," wieder holte Hilde, .wir haben Pudding mit Vanillesauce gegessen. Wenn du früher gekommen warst. Mama, hatte dir der Onkel auch was abgegeben." Frau Schrader wollte Hilde gleich mit i nehmen, ober diese erhob energisch Protest, und Weber bat so sehr, die Kleine noch bei ihm zu lassen, daß Frau Schrader nachgeben mußte. Sie war ja auch genötigt, etwas zum Abendbrot zu genießen, und das tat sie nun n Gegen wart Webers und der Tochter. Man plauderte über die gemeinsamen Be kannten, die man besah, und anderthalb Stunden verflogen außerordentlich rasch. Dann drängte aber Frau Schrader dar aus, daß Hilde zur Ruhe ginge. Hilde versicherte nochmals dem Onkel, daß sie von jetzt ab täglich mit ihm zu sammen essen würde, und gab ihm einen herzhaften Kuß. Tann mußte Weber auch die Puppe küssen, lind schließlich kommandierte Hilde: Die Mama auch küssen!" Weber begnügte sich natürlich mit einem Handkuß und sagte der Witwe Auf Wiedersehen." Noch an der Tür drehte sich Hilde um und erklärte: .Ich werde immer mit dir essen, zum Frühstück, zum Mittag und zum Abendbrot." Man behauptet, Kinder und Narren sprächen die Wahrheit. Bei Hilde traf dies wenigstens insofern zu, als am nächsten Tag in der Tat Frau Schrader mit ihrem Töchterchen und Weber ge meinsam alle Mahlzeiten einnahmen. Hilde bestand darauf, und weder die Mutter noch Weber konnten Protest er , heben, weil diel verletzend für die ans der, Partei gewesen wäre. Sie schie nen auch gar nicht die Absicht de? Pro testel zu haben. ES war nur natürlich, daß man auch am Nachmittag einen gemeinsamen Cpa ziergang machte. Hilde ging zwischen der Mutter und dem neu gewonnenen Onkel, ließ sich zeitweise von ihnen n den Händen hochheben und strecken tragen, sorgte durch ihren drolligen Hu mor für Abwechslung und bildete so eine Brücke der Verständigung zwischen Mutter und Onkel. Dieses Programm deS ersten Tage! wurde auch an den nächsten drei Tagen innegehalten. Dann wollte Frau Schrader .eigent lich' mit Hilde abreisen; aber daS Kind hing bereit mit solcher Zärtlichkeit an dem neuen Onkcl. daß es grausam ge wcsen wäre, eS schon von ihm zu tren nen. DaS Wetter war auch sehr schön geworden, es gab einen so prächtigen herbstlichen Nachsommer, daß Frau Schrader gern noch eine Woche zugab. Wcber hatt ohnehin die Absicht ge hadt, in dem linden Klima der thiiringi. schen Sommerfrische den Uebergang zum europäischen Aufenthalt, nach dem lan gen Verweilen in dem heißen asiatischen Osten, sich vollziehen zu lassen. Es verging abermals eine Woche in angenehmem Zusammensein, ja sogar in Fröhlichkeit. Die dritte Woche brach! eine Ver änderung, sowohl bei Frau Schrader wie bei Weber, eine Veränderung, die der klugen Hilde nicht entging. Mutter und Onkcl wurden nämlich eigentümlich schweigsam und schienen die Sprache verloren zu haben, wenn sie zu sammen mit ihr Epaziergänge machten. Hilde sühlte mit dem seinen Instinkt des Kindes, daß sie etwas tun mußte, um ihre beiden erwachsenen Begleiter anzuregen und zu erheitern; aber ihr Programm war natürlich gering und bald erschöpft. , Drei Wochen deS Zusammenlebens waren vergangen, als nachmittags Hilde wieder mit Mutter und Onkcl den üb lichen Spaziergang machte. Auf dem beliebtesten Aussichtspunkt stand eine Bank, auf der man fast jedesmal nach mittags gesessen hatte. Der Ausblick . hinunter in das Tal und auf die gegen überliegenden Höhen war köstlich. Hilde saß zwischen dem Onkel und der Mutter und blickte erstaunt von dem einen zum andern. Mama hatte Tränen in den Auugen, und der Onkel sah so ernst, so finster drein, als beabsichtigte er, etwas FUrch terliches zu begehen. Hilde mußte irgend etwas sagen, um die großen Leute zu einer Unterhaltung zu bringen. Weißt du, Onkel," begann sie, Mama träumt jetzt jede Nacht von dir. Ich höre sie nachts immer sprechen, und heute nacht hat sie gesagt: .Mein lieber, lieber Alfred, er war ja dein Freund." . Im' nächsten Augenblick schrak Hilde aber doch, glitt ängstlich von der Bank herunter und suchte Schutz hinter dem guten Onkel. Die Mutter war susge sprungen, sie schien ganz außer sich zu sein vor Aufregung und Verlegenheit. Hilde verbarg ängstlich ihr Gesicht in dem Rockschoß deS Onkels. Deshalb sah sie nicht, wie der Onkcl plötzlich seinen Arm um' die Taille der Mutter legte und diese sanft zur Bank herniederzog: Er war mein Freund, und ich werde dem Kind ein Vater und dir in treuer, liebevoller Gatte sein." Hilde wartete ängstlich auf irgend, einen Zornesausbruch der Mama. Als aber die unheimliche Stille anhielt, sireckte sie schüchtern daS Köpfchen hinter dem Rockschoß deS OnkelS hervor und sah zu ihrem Erstaunen, daß die Mama ihren Kopf an die Brust des OnkelS ge legt hatte, daß Mama weinte, und daß der Onkel ihr die Tränen aus den Augen küßte, aber aucb nicht vergaß, dem Mund der Mutter recht herzhafte Küsse aufzudrücken. DaS kam Hilde fs fürchterlich komisch vor, daß sie laut zu lachen begann. Die Mama sagte sehr ernst: .Du bist ein abscheuliches Kind, Hilde." Aber der Onkel erklärte auffallenti feierlich: Nun, meine liebe Hilde, wr den wir immer zusammen essen, mor gens, mittags und abends." Einem Wilzling. Frech thronst Du auf dem krit'schen Sitz, Umgibt Dich mit der Weisheit Schein, Und bist ein Sklave Deiner Witze. Statt Deines WitzeS Herr zu fein. Ein guter Kerl. . Prinzipal: WaS, Sie molestieren mich schon wieder, trotzdem ich Sie vor drei Jahren hinausgeworfen habe!" Agent: .Großartig. waS Se for t' Gedächtnis haben!" Unnahbar. Diener: .Ein Journalist wünscht den Herrn Baron zu interviewen!" Gesandter: Und Du sagtest ihm nicht, ich sei heiser?" Diener: .Jawohl, aber r will nu Fragen vorlegen, worauf der Herr La ron einfach nin oder den Kopf schüt teln können!" Gesandter: .Dann sag' ihm doch, daß ich einen steiscn HalS habe!" Trost. Während eineS Gewitter? schlug bei Blitz in den Stall eine! Gutsbesitzer! und tötete ein Pferd und drei Kühe. Da tröstet ihn sein Nachbar mit folgenden Worten: .ES ist freilich ein großes Un glück, das Sie getroffen, aber et ist doch auch wieder ein Glück dabei! Denke Sie sich, wie traurig wäre ei erst gcwe sen, wenn der Stall Ihr Wohnhaus. das Roß Ihr Herr Sohn und die drei Kühe Ihr Fräulein Töchter wären!" , Hciratöantrag. Junger, gut situierter Man wünscht sich zu verheiraten. ES wird rnehr uf gute Behandlung als aas Vermöge gi lehrn.