Seite 3 Tägliche Omaya Tribüne-Montag, den 28. April lüi'J. 4'HrH- Bis Mlsjcr-UlttülttZtiK. J Von Hugo Klei (Wien). Die nüchterne Gegenwart räumt mit jeder Art alter Romantik auf. . Vcutt wlll man sogar der Mellcr'No inantik an den Leib. TaS wird gar jchwicnge Arbeit sein, denn es il eine Herausforderung aller wilden, - jähzornigen, rachsüchtigen Triebe im Menschen. Italien hat ein Ge c, daö dein Wolke das Tragen von Messern aller Art und der zu Was. Jen zugeschliffenm Wcrkzeugb mit den strengsten Strafen verbietet. SaZ besetz wird wie jcdcö, daZ jich gegen tiefeingewurzclte, Zchier un ilörottbare Sitten richtet, wenig ge achtet fein. ' werden Jahrzehnte vergehen müssen, bis man eine tiefer , gehende Wirkung wird wahrnehmen können. Denn Italien ist noch in unseren Tagen, wie eZ durch viele Jahrhunderte war, das gelobte Land der Messerhelden. Jeder Mattn im Volke trägt noch sein scharfgcschliffcnes Messer bei sich, und wer kein Messer besitzt, schieist jsich einen langen Nagel, eine Feile oder irgend ein anderes, ähnliches Eifenstück zur mörderischen Waffe zu. Man erinnert sich vielleicht. . Lag das oolchartige fctilet, mit dem die 5!aiserin Elisabeth getötet wur de, ursprünglich eine Feile gewesen war. Ter italienische Mörder hatte eZ sich zur unheilbringenden Waffe öugcschlijfen. Alle seine Landsleuts sind diesem Kultus deö Messers er geben. So arm ist kein Mensch iis dem Wolke in Italien, daß er nicht irgend ein dolchartigcs Werkzeug fce säße und bei sich trüge. Welche fßofo es in den Sitten der bäuerli äjen Bevölkerung spielt noch in un ,fcren Tagen, haben uns ja verschie ' idene bäuerliche Tragodk'n-dcr italie t .nijchcn eristen vor Augen gezuhtt. ' Der arme Turiddn wird allerdings .hinter der Szene abgeschlachtet, aber er wird mit dem Messer abgeschlach tet, gleichgiüig, ob er in einer Art regelrechten bäuerlichen Duells, bei dem ein Big ins Ohr als romanti ,fche Herausforderung in zärtlicher Umarmung gilt. Der Gatte der schö nen Nedda ist schon minder rückfichts voll und stößt dem Liebhaber seiner Iran wie der trügerischen Schonen selbst das Messer in den .Hals. Wir cmpsindcn das als Theatertragik. Im Lichte der Aampe stehen die Sünde und die blutige Vergeltung 4 v ?jt4ittTtfif fwtrits- u. 1VIHJVI v MiVjjV Leiden chatten werden aufgeboten, um sie unserem Berständniö näher '- zu bringen. Doch sie sind bei den ivcelscrhelöcn nicht immer xm Spiel nie aut am sicheren Stofz, die ml den. blutigen Instinkte, das find zu meist ihre Trieb cdcrn. Jene, die morden, tun dies in den seltensten iZallen tm überhitzten Defuhl tütet itchcr Yre. ' Ein farbenschüneZ Aquarell des verstorbenen Michael Zichy erscheine uut jiicuicn nu iintn AUgen. w?5 stellt eine unheimlich mittelalterliche veacht zene dar. tsm schöner ava lier hat mit einer vornehmen Dame auf einen Augenblick den Ball im Schlosse verlassen, um sich mit ihr im Garten zu ergchen. Sie haben ,s,ch, fern von Lauschern, ein rasches Wort zu sagen, und schleichen sich ge jchickt aus dem Trubel. Vielleicht Handelt es sich um einen Fluchtplan, ,m eme VMsuyrung, um die Aus Zpielung eines eifersüchtigen Gallen. Vielleicht nur um das unbezwingli he Vedurinis einer fluchtigen Um armung, eines raschen Kusses im Schatten der BoslctS. Da, am Fuße er Treppe, wird das Paar von ei ner winuncrnden AMerfamilie an gefallen, die förmlich aus dem Bo vc. elnporgcwaajicn scheint. 'Xie Bettelkinder umklammern die Beine des Ritters, so daß er sich nicht vom Flecke rühren kann. Der alle Bet telgreis streckt ihm mit der Linken pichend den löcherigen Hut entgegen, aber in der Rechten, die. er hinter dem Rücken verborgen hält, blitzt ein scharfes Messer. Weiterhin taucht noch eine vierte unheimliche, zcr lumpte Gestalt aus dem Dunkel auf. Der Ritter stutzt, er fürchtet den Lärm, und nur zu verdächtig ev scheint ihm der Ueberfall. In sei ncm Auge malt sich der Werdacht, während die Frau an seiner Seite sich ängstlich an ihn klammert. Wird er rasch llchrt mache und den Mordbuben entlonmieii? Die ganze Haltung dcZ Manne drückt Kühn, heit und Uncrschrockenhcit aus. Man scheint damit gerechnet zu haben, als man ihm die Falle legte. Aber noch ein Schritt vorwärts und er ist ver loren. Tief wird sich das Messer des Bravo in sein Herz bohren. Gegen das Messer deö Meuchelmör ders kommt der kühnste, uncrschrok' kcnsle Ritter nicht auf. Einst war der Dolch eiile ritterliche Wasfe, u. das ganze Volk bewaffneie sich damit. Der italienische Bravo übte in den Wirren und lkämpscn deö MittelalterS sein Mctiei, verlaßlich und ohne Schonung aus. ' Die Gro ßen und Reichen bedienten sich sei. ner, um sich der Feinde und Wider sacher, der Nebenbuhler und der Gläubiger zu entledig:.,. EZ war kein Mensch seines Lebens mehr jicher, trug er nicht ein Panzerhrmd j unter dem Stocke, und war er ni hrt o!irni (t,n(.il.t Innlirlynfittr flsl.'.iiiÄ vvit t-rnwii mbWiv. vuy, yu ) v v itutr ncr umgeben. Und selbst bei allen BorsichtLniaszregcln entging er oft nicht dem Bravo. ,Tenn der Dolch lit eine gefährliche Wasfe, besonders wenn man ihn zu handhaben und die' Stellen des menschlichen Körper! zu tresfen versteht, wo er die Haupt schlagadern deö Leben? durchschnei. den muß. Tann'bestrich man die Nlingcn mit raschtötlichcn Giften, und durchdrang der Dolch auch nicht dii) Panzerhemden, ritzte feine Spitze auch nur die Haut so war bu Mordtat gelungen. Der italienische Bravo wurde in lcncn dunklen Ta gen förmlich ein Exportmittel feineS Landes. RichtS ist gefährlicher als daS Messer. Andere Mordwaffen ließen es im Laufe der Zeiten mit Unrecht alS minderwertig erscheinen. Ein Schuß, ja mehrere Schüsse kirn nen fehlgehen, eö kommt häufig vor, daß einer bei einem Anschlag alle sechs Schüsse eines Revolvers abfeu ert und niemanden trifft oder damit unbeteiligten Personen nur gering fügige Verletzungen beibringt. Die Nihilisten und Anarchisten haben die Bomben in Schwang gebracht, doch wie unzuverlässig find die niör dcrischen Ungeheuer! Sie explodie ren nicht immer, sie töten viele un schuldige Menschen, und jene, denen sie verehrt werden sollten, bleiben unverletzt. Meistens reißen sie die Attentäter selbst in Stücke. Mit dem Dolche dagegen wurde viel fau bere, sichere Mordarbeit geleistet. Mehr als ein gekröntes Haupt fiel ihm zum Opfer. Der Politische Dolch hat seine Geschichte, und sie ist reich an dunklen, unheimlichen Ka pitcln, die bis in unsere Tage hin einragen. Die Geschichte ist mit Blut geschrieben, mit viel edlem Blute. Und nicht alles ist darin aufgezeichnet. Ueber das schlechte Messer flössen auch Ströme Blutes, von denen man nichts niehr weiß. Die Gewohnheit des Waskentra gens hat sich bis in unsere Zeit in Italien erhalten, wer aber eine Wa fe trägt, der gebraucht jie auch mci stens, besonders wenn ihm die Kra der Selbstbeherrschung fehlt. Die mangelt aber namentlich in den im mm Volksschichten, die mangelt be sonders der Jugend, und das ist bei dem leicht erregbaren südlichen Tcm pcramente des Volkes eine sehr be dcnkliche Sache. Ein kleiner, best gcr Streit, besonders an Sonntagen beim Weine, und es blitzen die Me ser. Die statistischen Taten, die von den italienischen Journalen über .die Taten der Messerhelden veroffcn licht werden, find erschreckend. In die Hunderte und Hunderte gehen jahraus, jahrein die Mcsserattentate, die schwere Verwundungen oder den sofortigen Tod der Angegriffener zur Folge haben. Und was das Schlimmste, der beständige Gebrauch des Messers fördert die wilden und grausamen Instinkte, halt eine ge.. wi fe Mordluit im Volke wach. Et was ähnliches konnte lange auch in Ungarn beobachtet werden. Die Streiter aus dein Komitat Lala bat ten sich in den Kricgm des Königs Mathias besonders ausgezeichnet, und der dankbare Monarch verlieh dafür der männlichen Bevölkerung des Romitats für alle Zeiten das Recht, Waffen zu tragen. Jahrhun derte lang übten sie das Recht aus, als aber mildere Tage kamen, die auch damit aufräumten, erwies sich, daß der Brauch des Waffentragenö auf den Charakter der Bevölkerung merkwürdig gewirkt hatte. Sie blieb lange wild und unbotmäßig, und in diesem Komitat erhielt jich am längsten, bis in die achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts, das ungebundene Raubcrlcbcn, daS sich allerdings ab und zu in ritterU chen Allüren gefiel und unter Um itanden sich sogar amnaßte, die ir dijche Gerechtigkeit, die allerdings stets manches zu wünschen übrig ließ, zu korrigieren. Es spielte eine Art Vehme, die dort eingrisf, wohin die Hand des Gesetzes nicht reichte, Eine solche besondere Justiz hat aber tcts ihre Mikllchkeiten. Man sieht das am besten noch heute rn Italien, wo die private Mcsscrjustlz vielfach lahmend aus Recht und Ordnung wirkt. Man läßt nicht selten alle Fünf gerade fein, wenn nur das Auge deS Mannes aus dem Volke blitzt und feine Hand eine drohende Geberde macht. TaS kommt den Faulpelzen, den Raufbolden, den Stänkerern, den frechen Liebhabern hübscher Wewer, allen, die auf ver botenm Wegen wandeln, zugute. Man sieht überall durch die Finger, und selbst die Hüter deö Gesetzes drucken mannigfach ein Auge zu. Man setzt sich mcht gern einem heim tummM xoiaj)toiz aus, vioö um den Ruhm, die Gerechtigkeit auf das peinlich!: zu wahren und ihr m al en Stucken zum Siege zu verhelfen. Und wenn sich mannigfache Schäden in der öffentlichen und privaten Ver Wallung zeigen, so ist dies zum Teil wenigstens auf den wilden, rauflu igen Charakter der Bevölkerung zurückzuführen, die vermeintliche lnrecht und vermeintliche Versal gung tm kurzen Wege suynt uns leine Unbill blutig vergilt. Zu rasch greist in Wclschland die Hand nach dein Messer, alS daß man nicht Bedenken tragen sollte, ihr das ge hrliche .Spielzeug zu lassen. In ncj!er Zeit taucht überall in "n Uiiouilciöle, wo sich der Ab 'im der Bevölkerung gegen die L inng kehrt, das Messer ans. Die Appell und LouiS in den dunklen Vierteln von Paris, die Zuhälter scharen und die 'Vcrkomincnen der naturwidrigen Liebe in den verruse nen Gegenden Berlins, die Platten brüder in den Vororten Wiens er beten hauptsächlich mit dem Messer. Ein scharfes Verbot und die strenge Bestrasung deS McsicrtragenS wäre auch vielfach außerhalb Italiens von der wohltätigsten Wirkung. TaS Messer wird, streng genommen, nicht überall als Waffe angesehen, da es ein wichtiger GcbrauchLgegenstand ist, der namentlich den unteren Schich ten der Bevölkerung bei unzähligen Beschäftigungen als Werkzeug dient und zahlreiche gute Dienste leistet. Aber dabei ist das Messer doch auch eine Waffe, und zwar eine recht ge. sahrliche. Schon der Stock ist in Augenblicken deö Jähzorns und der leidenschaftlichen Empfindungen eine Gefahr. Man trägt ihn in unseren Tagen, wenn cS nicht Schwache. Kranke oder Greise sind, die ihn als Stütze benützen, lediglich) wie man viele andere unnütze Dinge trägt, ohne Grund und Zweck. Im Gctrie be der Großstadt, wo es viel Go dränge und mancherlei bezweckte und unbezlveckte Anrcmpclung gibt, wird dann der Stock in der Hand Plötzlich zur Waffe, mit der man zu schlägt, ohne recht zu sehen, wohin Höchstens gehen dabei die zierlichen modernen Spazicrstöcke in Stücke, es können sich aber immerhin auch ernste Verwundungen durch sie crgc bcn. Wie erst daS Messer in der Hand von Menschen, die nur ihren leidenschaftlichen Impulsen folgen! Heute ist es schon ausgesprochene Mordwaffe des lichtscheuen Aus Wurfs, daS die Peripherien der Großstädte unsicher macht. Und die blitzende Klinge hat etwas Lockendes, Verführerisches, Suggestives. Der Mordtcusel geht um. Er lauert in dunklen Gäßchen, an ' verlassenen Straßenecken, in öden Parkanlagen. Und dann mischt er sich in den Tru bel der Zechgelage, stößt an jeden Becher bn und gießt immer wieder die Gläser voll, wenn der Wcinkrug auf dem Tische erscheint. Er fingt alle Lieder mit, er nimmt teil an jedem Streit, er führt die Hände an den Griff deö Messers. Sind noch lockere Weiblcin dabei mit zün dcndcn Blicken, um die- gern der Kampf entbrennt, so hat er gcwon nenes Spiel. Leider ist es nicht immer möglich, den Teufeln, noch weniger den Teufelinnen, aus bem Wege 'zu gehen. Mit der Zeit ge langt nian übrigens zu einer recht angenehmen UmgangSart mit ihnen. Aber die Messer sollen aus dem Spiele bleiben. Auf unser bischen Vernunft können wir uns bedaner lichcrweise nur selten verlassen. Ha den wir indessen umsonst eins, hohe Regierung Sie i,t berufen, alles zu richten, und kann auch die Messer konfiszieren. Sie sind zu viel bei der- Hand. Und auf deö Messers Schneide stehen in diesem bunten Weltgetriebe oft Leben, Glück und Unheil, Größtes Cternguck'Wcrhcul!. Man wäre beinahe versucht, daZ neue Riesenteleskop, welches endlich in der Himmelswarte auf der Spitze des Mount Wilson in Kalifornien aufgestellt worden ist, daS achte Weltwunder" zu nennen I Auf sei nem eigenen Gebiete ist es mehr alS das: denn es ist bis jetzt einzig artig. Zwölf Jahre erforderte es, dieses ternguckWerkzeug zu bauen, und das ist eine verhältnismäßig ,kurze Zeit. Wohl alle sonstigen künstlichen Gebilde, die herkömmlichcrwcise zu den Weltwundern gerechnet werden, haben weit längere Zeiträume crfor dert. Die Spicgelplatte dieses Teleskops verlangte eine Glasscheibe von 100 Zoll Durchmesser, 13 Zoll Dicke, und iV2 Tonnen im Gewicht! Die Kup pel. welche diese Spicgelplatte schützt, und die Maschinerie, welche sie in stand setzt, den Bewegungen der terne zu folgen, erforderten auch die Anlegung eines neuen WegcZ und die Erbauung einer besonderen Art von Last'Auto, um diese Ungetüme überhaupt die Vergspitze hinaus zu befördern. So gewaltig auch daZ Gewicht dieses neuesten astronomischen Appa ratcZ ist, so bewegt er sich durch blo ßen Druck eineS Fingers auf einen Knopf ganz leichtundtautlos irgend einer gewünschten Rich tung. Was aber Wissenschaftler älterer Völker, z. V. Chaldäer, wohl am al ermeisten in Staunen versetzt haben würde, daS ist die Tatsache, daß die hauptsächliche Arbeit diefet Werk zeugeö im Aufnehmen von Photogra phicn ungeheuer weit enticrnter Welträume besteht! Solche Möglich keitcn waren natürlich früher ganz unverständlich l Die Zeitgeschichte er ebt auch in Weimar bei der Natio nalvcrsammlung ihren Witz, indem ie Demokraten ihren Sitz im .Für tcnhofc aufgeschlagen haben, wäh rend ein Großteil der Sozialisten im .Erbprinzen" wohnen. Unms Untsnlttmng. Rouia vu if-r (XL Fortsetzung). .Saft kein Bild von dein Swe stet" Gerd hatte keinö. Sie zerreib sie mir immer und wird böse, wci sie sich nicht schön genug darauf siu dct. Und Mutter chilt dann und sagt, ich könnt' sie nicht tresfen. Bei Mädeln' is daS wirtlich furchtbar schwer, das heißt, bei euren Mädeln. hier nicht. Aber bei unS in der Stadt haben alle Mädchen zwanzig le ichter uno leins. uno nlcinc Schwester hat hundert. TäS ifj wirklich so." Ich mein, das wär nu Zeit, daß Sie an Land gingen, Herr Gerd, mahnte Brün. Sie kommen sonst zu fix ab von zu HauS. Ich möcht ml dem Segel fetzen. Das Dorf mit seinen Eichen und Tannenkauipen lag hinter ihnen, Der Wind strich über das slache Land., Schönen Tank denn. Und gute Fahrt." Tcr Knabe schwang sich auf daö Ufer. Die Mütze schwenkend, fchaüte er mit einem Jauchzer dem Torfkahn nach. Tcr zog, von Wind und Flut ge tragen, aus dem Kanal mit seinen goldenen Birkenfransen und den Kolonien, die in weiten Zwischen räumen wie vereinzelte Perlen an einer langen Schnur ihn fchmücktcn, hinaus in die Haminc, in die Ein samkeit des wilden Moors. Da steht kein Haus. Da grünt kein Baum, kein Feld. Kein Pfad weist zn menschlichen Wohnungen. Fern verschwimmcnd der Umriß des Weyerberges, auf der anderen Seite -- nn dunkler Strich am Himmel - der Buchenhain von Osterholz. Dazwischen braunes Heidekraut und kurzes, bitteres Gras, und der Him mel darüber, soweit das Auge sieht. Das Reich der Vögel ist hier, der einsamen, die der Menschen Nähe scheuen. Wildgänse, Wildenten, Kiebitze in unzähligen Scharen, Ne genpfeifer, Möwen, haben ihre Brüt Plätze in den Ufcrhöhlen, im hohen Kraut. Wildfchwäne, Reiher und Störche rasten dort auf ihrem Flug. Hoch am Himmel schweben Bussard und Weihe, und der Seeadler zieht dort seine Kreise. Hie und da, in meilenweitcn Abständen erhebt sich nne rohe Bretterbude am User, im Winter mit vernagelten Tür und Fensteröffnungen. Jm Sommer und Herbst treibt irgend ein bcschei dcncr Wirt dort sein Gewerbe, ljal: den stadtwärts fahrenden Torfschif fern Schnaps, Vier, Tabak, Holz Pantinen imd grobe Hemden fei oder wartet mit. einem Nachen au Fahrgäste zum Ueberfctzen. Die Sonne stieg zur Mittagshöhe, Die beiden verzehrten schweigsam ihr Mahl, wahrend wie nn Nie cu gl.spcnst das unförmliche, schwarze Segel zwischen den Wiesen der Nie derung hinglitt. Deutlicher trat der hohe Laubwald von Osterholz aus dem Dunst. Rote Dächer leuchteten auf, zierliche weiße Villen. Jetzt ein Bukett von drei alten Weiden und einer jungen Ellcr. Dazwischen lag Krischan Potts Fährhütte, sie vornehmste m Fluß Wo die Einmündung zweier K& nale eine kleine Bucht bildete, stand sie auf hohen Holzpfählcn wie auf stelzen im moorigen Wicsengrund, dem Wasser zugekehrt die Trink stube, dahinter der Laden mit sei, nein bunten Allerlei, noch weiter m rück die Wohnräume für die Familie und daS Vieh.' Ein Halbinselchen streckte fich wie ein winziges Kap zwischen den plumpen Pflöcken vor. die m den Fluß gerammt, zum An ketten der Boote dienten. ES trug eine Bank und einen Tl ch neben et ncm Flicdcrbusch, und Stechmücken summten ioch an diesem Herbsttage herum. Krischan Pott stand am Ufer in ti ner Art Cchifferjacke, breitspurig, silberne Ohrringe in den Ohren. Er kannte sämtliche Torfbauern, die hier vorbcipassierten, samt ihren Fahrzeugen von weitem. Die Hän de als Sprachrohr an den Mund Ie gend, schrie er den heranglcitenden Kahn an: Hallohl Janfredrik Holm! Büst du dat?" Jo!" schallte es zurück. En staat'sches (stattliches) Schipp, de Lowise". Tat was en goten Koop (Kauf). Jo. ' Krischan hob eine der Ketten am Pflock. .Schall ik ehr fastmaken?" Wenn wi torüggkümmt." Ook recht. Gote Fahrt denn!" Ten Kiel tief ins Wasser kinge senkt, glitt die .Louife" unter ihrer Last vorüber. Brün nahm die Mü tze ab, wendete sich um, winkte la chend zurück. Wir kommen gans bald wieder zu dich, Krischan Pott. Kannst dich da auf verlassen." Seine Augen sahen dabei über den Wirt weg sehnsüchtig zurück in die im Mittagsglast verdämmernde Ferne, wo Schmalenbeek lag. - ES war Nachmittag, alS sie daö Segel refften, den Mast niederlegten Lsnifk Westkirch. - - --- - j. jm Jt M ., ,. M . - .-. und sich mit dem Nuder unter der Brücke durch in den Torfhafen von Bremen schoben. Kaum fanden sie Mai zum Anlegen Auf dem großen, länglichen Was servicreck herrschte ein Ameiseiigo wuninel. oote kamen und gingen Am Ufer standen die hochbcpactten Torfwagcn. Sonnverbrannte Wct bcr wühlten zwischen den schwarzen Torfen, schleppten geschäftig in Siic pcn und Körben immer neue Lasten herzu, oder balgten sich mit Hellem Gekreisch um den Abfall,, die Arok kcn, die U)r Teil waren. Vor den winzigen Holzschuppen höher hinan am Ufer, den Aufbcwahrnngsräu nien für ihre Schaufeln und Körbe, saßen die Bauern, die. ausgeladen hatten, bedachtig vespernd, wahrend eben Angekommene, an die Umzau nung gelehnt, in ihrer knorrigen Ar einsilbig und zurückhaltend unter handelten mit den Ankäufern, den Zwischenhändlern, die zungengc, wandt feilschten, mit weiten Armbe wegungcn sich wehrten um jeden ennig, indessen ihr Knecht, drei Schritte entfernt, den Gaul schon am Zaum hielt, um, sobald der Zu schlag erfolgte, den Wagen .durch den Schmutz der ungcpflastcrtcn 'traße zur Ausladestelle zu leite. Janfredriks Boot wurde erwartet Der Zuschlag war schon in der vo rigen Woche erfolgt. Ta nahm die Löschung wenig Zeit in Anspruch AIs das Schiff leer war, gingen Janfredrik und Brun über den Straßeiidamm zu Petcr Peterscn, dem Wirt einer der kleinen Kiicipen, ans denen die Hafcnsiraße besteht, tranken einen Korli, wuschen sich Hanoe und Gestcht. Tann trieb Janfredrik, daß fie zum Notar ka men. Aber Brun war nachdenklich. Er seufzte einigemal, und sein Kinder gcficht schaute nicht fo froh wie sonst. Gleichwohl, als der Notar die oe den Testamente las, das Briins, das im Fall er kinderlos stürbe, feine chwciter und ihre Nachkommen ent erbte zugunsten seines Partners anfredrik Holm, und das Janfro driks, daS dessen Hinterlassenschaft Brun zusprach Mit Ausschluß feines eiblichen Bruders, des Hoferben, und fragte, ob daZ fo richtig und der Ausdruck von beider Meinung sei, antwortete Brun einfach: Ja" und unterschrieb. , Tann, als sie wieder auf der Straße standen, hellte seine Miene sich völlig wieder auf. Er lachte pfiffig. Weißt, mit die Testamenters, daZ is, wie wenn der Landrat Vorsteher Ehlcrs ein von seinen Verordnungen auf den Hals schickt. Ich nicin', da braucht gar nir nachzukommen. Ich bin ein jungeit un gefunden Kerl un du auch, Janfredrik. War um sollen wir denn sterben ohne ei gene Kinders? Was? Nichtwahr? Ich mag gar nix hören von Ster ben un Tcstamcnters. Ich mein', das. Leben soll nu erst recht schön werden." Er fing an zu pfeifen, wiegte sich in den Hüften, und da gerade ein lunges, hublchcs Madchen des Weges kam, lachte er es an, daß die kleine Dame ihm mit entrüstetem Gesicht in großem Bogen auswich. Er aber wendete sich zu Janfredrik: Wie is, Janfredrik? Fahren wir denn nu gleich nach Haus?" Janfrednk, rn dem die Sehnsucht nicht weniger heftig brannte als in Brün, nickte., Wir hcfft hier nir tzuhr to dohn. isie oogen vom Marti in eine enge Straße des alten Bremen. Ein Lädchen war da, das feine Ausfo gen: Blumenkohl, Spickaal, Eier, Aepfel, Zwiebeln, Büschel Petersilie weit auf den Burgerstem hinaus streckte. Vor diesem Lädchen ballte sich ein Knauel Menschen zusammen. Zornige Weiberstimmen fchalltcn auö seinem Innern und wiesen den Kindern und Burschen, die von allen eiten herbeiliefen, den Weg. Ga to!" sagte Janfredrik und runzelte die Stirn. Er liebte Men schenansammlungen nicht. Aber Brün stand stocksteif. Als die lebendige- Mauer sich auf eine Sekunde auseinanderschob, hatte er gemeint, ein Profil zu erkennen. zottiges Haar wehte drum. Er wollte wissen. Janfredrik war schon fünf Schrit te voraus. Ta faßte eine kleine Hand ArüiiS Arm. Ein etwa elfmhnges Madchen stand vor ihm. Aus ihrem hageren, blassen Gesicht schauten die Augen ihn an, die durch oll seine KindheitS crinnerungen leuchteten. Onkel Brun! Lieber Onkel Brün! Hilf uns doch!" Brün schaute nicht mehr auf Jan redrik. Er hielt die Kindcrhand eft. Mit kräftigem Ellbogen teilte den Menschaiknauel, drang ins Innere. Aus der obersten der zwei Stufen, die zum Laden führten, stand die Verkäuferin, hatte seine Schwester an der Schulter gepackt und schrie. auf sie ein. Und seine Schwester, eine Stufe tiefer stehend. Hatte die Frau auch bei der Schulter gepackt, fuhr ihr mit der geballten Faust un ter der Nase heruin und schrie zu ihr hinauf. An die Wand aber drückte sich ein etwa munjähriger Bube. Stumpfe Verstocktheit und Angst ' zugleich sprachen aus seiner Gebärde, auö dunklen, gierigen Augen. AuS sei ner zcrrisiencn Jacke guckte der Kopf eines dicken 'Spickaals hervor, und seine" kleine, ftttbcschmierte Faust war bemüht,-zugleich die Beute zu verstecken und festzuhalten. Ekel, Wut, Scham brannten in Brün. Doch er fühlte den Druck der Kinderhand in feiner. Er drang vorwärts. Was gibt'S hier? - Du hältst den Mundl" herrschte er Margret an, die schreiend sich zu ihm umwen, dete. Sie, Frau, sagen Sie, wor über beklagen Sie sich?" Ta hörte er denn in Bruchstücken, unterbrochen von Schimpfreden, was feine böse Ahnung fchon erraten hat te. Tcr Knirps da, der Schand bengel, hatte aus ihren Auslagen den Spickaal .gestohlen. Seine Mutter hatte zwar die Frechheit, daö zu leugnen. Aber sie kannte ihren Aal. Sie kannte aug) die Fa milie. Tcr Vater saß" im Zucht s. Tie Milttcr würbe dahin kommen samt dem jungen Tauge nichts! Brün fuhr in seinen Lcdergllrtel, zog einen langen Geldbeutel heraus, in dem die Hälfte vom Erlös der Torfladung steckte. Seine Hand zit terte dabei. Das is woll ein Irrtum. Frau. Die da is mein Swcster, un wir Lorcnscns stehlen nich." Er rüttelte Margret, die Miene machte, zu re den. Halt den Mund! r- Wir Lo rensens stehlen nich. Wenn der Jung' Sie den Aal genommen hat, Frau, denn so is das geschehen, weil fein Mutter ihm kaufen wollt! Un wenn die in ihr Wut sie is waS hitzig -- dem Bezahlen vergessen hat, denn werd ich das jetzt gleich machen. Sagen Sie, was kostet er?" Die Frau nannte eine hohe Sum me. sie konnte nicht wissen, ob die Gesellschaft ihr nicht noch mehr ae nommen hätte. Gestern hätten Eier in der Auslage gefehlt. ', Brun bezahlte auch sie Eier. Dann packte er Margret und riß sie aus dem Mcnschenschwarm, all ihre Widerworte mit einem barschen: Halt den Mund! Halt bloß den Mundl" abschneidend. Endlich stand er allein mit ihr und ihren Kindern in einer öden Seitenstraße. Ta ließ er sie los, spie aus und sagte: Nu geh weg, daß ich dir nich mehr feh'." Aber Margret blieb stehen. Sie trich fich das verwehte Haar hinter die Ohren und sprach, leise jetzt, aber chars und eindringlich: - Daß ich dir nich mehr seh'! Ja. vaS möcht'st woll. Das wär dir recht. Gleich in'n Erdboden hinein möcht'st uns am liebsten haben. JS öas mein Schuld, daß mein Mann nx taugt und mein reicher Bruder mich nix geben tut? Ich hab' zwei Kindcrs, die wollen essen. Wo soll ch denn das woll hernehmen, wenn ich nich stehlen tu? Mit mein g brochencs Bein kann ich nich scheuern gehen, un annerS versteh' ich nix." Scham dir! Scham dir!" sagte Brün außer sich. Es is nicht wahr, daß du unschuldig in diese Not gekommen bist. Ich habe dir ge geben und gegeben. Aber du bist faul un liederlich wie dein Mann. Tu hast nich festgehalten, was du hattest. Du hast ihm nich auf dem rechten Weg gehalten, wie eine gute Frau woll kann. Darum . . Adjüs," sagte Margret frech, wenn du mich weiter nix zu sagen haft." Brün sah die Frau an, mit deren dünnen, schlampigem Rock der Wind spielte, den Jungen mit der,knochi gen Stirn und der fettigen Faust, die gierig noch immer den Spickaal festhielt. Mochten sie in ihr Berber ben gehen! Wa3 hatte er mit ihnen gemein? ' Ta traf fein Blick in des kleinen MädelS Augen, die angstvoll und flehend zu ihm aufsahen, und in ei ner seltsamen Jdeenverbindung schoß es Brün durch den Kopf, wie er heut mit einem Fcdcrzug das natürliche Erbe dieser Waise weggestrichen hat te. Etwas wie Schuldbewußtsein seinen Verwandten gegenüber ergriff ihn. Er nahm seinen Beutel. Ten ganzen Nest darin c , waren noch an dreikig Mark --.schüttete er in ihre ausgestreckte Hand. Ta! Da! Und wenn dein Mann wiederkommt, sag ihn, daß er arvei. ten muß. Arbeit du auch. Es gibt viel FabrikenS, wo du mit ein ge brechen .Bein arbeiten kannst." Gib man her," unterbrach Mar gret. Ich weiß ,a, daß du dir von , ein paar Tahlers man swer trennen kannst." ES iS das Lebte, Margret. WaS ich dir geb. Wahr un wahrhaftig, da? Allerletzte in mein Leben! Ich kann nich mehr." Sie steckte das Geld in die Ta schc. IS gut. Verswör dir man nich. Ich will dir nu auch gar nich langer aushallen." (Fortsetzung fol.t.) SelchkS vkrgnkii,' ekkittt Vcib ? töeiundH'il? Wocogda kprlim. betitidi Ka!?.5k!,s ttnlinH, d, grbb' NawNi'Nm"!, t linnin, tl! tat finnj ?ii)t otfcn lut f . enlen! man bPI or lifmcürre bei' (uiia ean roniif ,1 ßturfbeticit M a,o n?n5, Bet Emnnveid, Heliet nft Klfrcit. Mit dMlm toWlanwn iBIincratonÜft, tont dugeiidbruime jn echikkier und schaMche, Weil gewendet, BtittU es den iCutUnieii 00a ' Keumlgla. Mkumak-?.?) . un viidrrk fonltiiutionrfifn meumnen un eschwewen in sicherer, Welle. SAmi schreib, um tiuMimf!. , iradams & inaesskk ,d, kpring frtifa :öfIFNWE:R PACKSNG COJV1 PANT v- POUiTQV x f7 -jt e' ) BÜTTE-a EGOS Ss-r oe . 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