Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, April 26, 1919, Image 7

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Aeginn der Joden-
auj teilung in Ungarn.
.($cflt Clulib, 21. lZcSruar.)
Budapest. 24. Februar.
Auf dem 18.000 Joch umfassenden
Debröer Besitz der Grafen Michael
Krolyi im Komitat Heveö hat am 23.
Februar ein historischer Akt fkttgefun.
den: der Beginn der Verwirttichung der
demokratischen Grundbeschreform in Un
garn. Dem Anlaß angemessen war die
fcr Beginn feierlich. Er spielte sich
nächst dem jläpolnaa Honvüdmonument
ab. Ei waren mittels Sonderzuge der
frühere Präsident der Republik Michael
Jt&rolvl nebst den verschiedenen Mini
chcrn und den Staatssekretären, Mi.
nisteipräsident Berinkcy. die Minister
Garami, Buza. Stcson Szabü und
Aass, die Staatssekretäre Räcz. Mayer.
Esizmadia. Szemzö und Halä, die Mi
nisterialrate Nömeth. GcUört, Göza
Herczeg usw. angekommen.
Während der Fahrt wurde Präsident
,Körolyi aus dem Hatvaner Bahnhose im
Namen der fozialdemokratischen Partei
von deren Redner Csepäny, und namen
des Publikums der Stadt von Alexander
58&itontl begrüßt. Der Präsident er
widerte, die Reise bezwecke die Nieder
lcgung deö GlltndsteincS eines von demo
iratischen und sozialen Einrichtungen
saturierten Ungarn, in dem daS Wort
deS Dichters, daß der Ungar hier leben
und sterben müsse, dahin erweitert wird,
daß der Ungar hier auch arbeiten müsse.
' Wenn daS ungarische Volk während deS
Krieges Blut zu schmihen vermocht hatte,
so mag eS jetzt Schweiß vergießen für
sich selber, und nicht für fremde In
' tcressen. Auf diese Art werde jenen un
serer Nachbarn, die sich heute noch nach
imperialistischen und militärischen Ideen
richten, gezeigt werden, daß hier ein kul
tiviertcs, modernes, arbeitendes Ungarn
fei. wo das Volk zu Grund und Boden
gekommen fei und sein Brot durch red.
liche Arbeit verdiene. DaS alte, stan
difche, feudale Ungarn habe aufgehört.
(Langanhaltende Eljenrufe.)
Auch Ministerpräsident Bermkcy hielt
ine Ansprache, in der er die Bedeutung
deS Tages hervorhob und bemerkte, daß
die Regierung Sinn für die Forderun.
gen und Bedürfnisse deS Volkes habe,
auch bestrebt sei. diesen Sinn zu betati
gen,, dafür aber auch Verständnis vom
Volke erwarte.
Ackerbauminister Warna Buza sagte
hierauf, es gelte jetzt, den Grenzstein
zwischen dem alten und dem neuen Un.
garn niederzulegen. Es beginne da!
neue Ungarn. Der Redner habe den
Präsidenten jlärotyi mit nach Amerika
begleitet und fei Zeuge gewesen, daß er
schon damals verkündete: Recht. Brot
und Boden für daS Volk. Nach einer
kurzen Ansprache des Staatssekretärs
im Ackerbauminrsieilum Alezander Csiz.
madia fuhr der Zug weiter. ,
In KlkÄpolna begrüßte der Regie
rungskommissär für das Komitat Heves
Ladislaus Wödly im Namen der Kam
munität den Präsidenten und die Re.
gierung, fodann richtete namens der be
sitzlosen Bauern von Debrö Johann
Wedveczk Worte der Freude und deS
GrußeS an die Erschienenen. Nachdem
man vor dem Honvödmonument Auf.
sicllung genommen und den SzSzat".
abgesungen hatte, hielt Staatssekretär
Johann Mayer eine Rede, in der er
darauf hinwies, daß it Regierung den
Rechtlose Rechte, den Besitzlosen Besitz
zu sichern bestrebt sei. Es sprachen hier,
auf Vizegcspan Jfaäk, Stuhlrichter Pe
trik, sowie Vertreter der Gemeinde St&u
käpolna und der Kleinwirtcpartei. Prä
.sident Kärolyi erwiederte hierauf:
Wir sind gekommen, um eine Jahr
Hunderte alte Ungerechtigkeit guizuma
ehe. Wir legen den Grundstein jener
demokratischen Besitzreform nieder, die
unsere vom Volkswillen gebildete Regie
rung für daS Volk geschaffen hat. ES
ist dieS gleichzrillg ein Feiertag deS
neuen Ungarn, denn nun werden dir
lebten Reste deS feudalen alten Ungarn
bestattet. In diesem neuen, unabhän
gigen, von demokratischen und sozialen
Einrichtungen erfüllten Ungarn wird der
Boden dem gehören, der arbeitet. (Gro
ß?k Beifall.) Für ausgehaltene Droh,
rien und Parasiten gibt eS hier keine
Platz mehr. Heute entfalten wir sieg
reich die Fahne deS revolutionären, durch
Arbeit feiernden Ungarn. (Eljenrufe.)
Wir haben die Vodenbesitzreform ge.
fchaffen. ES bedarf aber jetzt deS Wer.
1eS eines arbeitenden Volkes, damit die
Schöpfung bestehen bleibe. Macht sich
da Volk nicht an die Arbeit, fo stürzt
die ganze Schöpfung in Trümmer und
begräbt das Volk, dessen Händen die
Reaktion dann die fchon siegreiche Fahne
entwinden wird. Wer die Republik
wirklich will, wer wirklich Will, daß der
Boden dem Volk gehöre, der helfe der
Regierung bei ihrer schweren Arbeit. Die
tatkräftigste Hilfe ist: Schaufel und
Grabscheit zur Hand nehmen, sich hinter
den Pflug pellen und trachten, mehr als
bisher zu produzieren. DaS wichtigste
ist. daß der Ackerbau fo intensiv wie
möglich sei. Doch dürfe man nicht alle!
vom Staate erwarten, dessen helfende
Hand man wohl inmitten der Schwie,
rigkeiten deS Anfangs fllylen werde, doch
sei zu bedenken, daß staatliche Unter,
stützung nie die lebenspendende Kraft'
besitzt, wie die gegenseitige Unterstützung
der Manschen. Man müsse Produktion!'.
Beschaffung! und Verwertunasgenos
senschaften in Leben rufen. Zustim
mann.) Wenn die Leute in den sieben
bürgischen Alpen und in den Tälern der
Slowakei vernehmen, daß sich hier olleS
geändert habe, die Besitzlosen zu Boden
und Gut gekommen seien, daß die Ar
Seit hier geschätzt werde, dang tperden
unsere Brüder In Siebenbürgen und In
der Slowakei sich nicht nach Bukarest und
Prctg sehnen, wohin man sie nur ein
reihen will, damit sie da! Einkommen
dee SroßarundbksiKkr und Kapitalisten
mehren l,;lfen. und sie werden fagen, daß
sie UW.t Diene de rumänischen, noch
U1 tschechischen oder serbischen Jmperia
llr.z und Kapitalismus fein wollen.
iSlienrufe.) Luch wir fuhr der
Stiften: fort sind im Begriff, einen
S:?d'runs?Z!'S 1 unkrnthm'n: wir
wolle daS Reich der Arbeit und der
Freiheit, diese hehre Imperium, grün
den. Weiß fei unsere Fahne und unsere
Waffen seien nicht Flinte und Handgra
nate, sondern Grabscheit und Schaufel.
Mit diesen Waffen wollen wir kämpfen
und siegen und dem Begriffe dc Pa
triotismuS einen neuen Inhalt geben.
Ich als provisorischer Präsident der Re.
publik fordert von dem Volke deS Lan
d, daß eS feine Arbeit und seinen
Schweiß hergebe.
Die aus einfachen- Bauern bestehe
Menge rief wie ein Mann:
Wir geben es!
Nach einer Ansprache de Minister.
Präsidenten Berinkey nahm Ackerbaumi
nister Buza da Wort und bediente sich
deS Bildes, bisher sei der Schild der
Heiligkeit deö Privateigentums über die
größte Ungerechtigkeit schirmend gehal.
ten worden. Die Negierung zeige aber,
daß sie sich an der sogenannten Heiligkeit
deS PrivatbesitzeZ bergreife und dafür
sorge, daß niemand Taufende von Joch
besitze, solange im Schnxiße ihre! An.
acsichts arbeitende Bauen, keinen Schritt
breit Bodenbesitz haben. Die Regierung
wolle niemandes Besitz gewaltsam weg,
nehmen, sondern ihn kaufen. Wer wen!
er als zweihundert Joch Hai. an dessen
Besitz wird nicht gerührt, die Regierung
wolle nur. daß der ungarische Boden,
der bisher die ausgehaltene Mätresse der
Großgrundbesitzer war. don nun an die
getreue Ehegenossin der Bodenlosen sei.
(Eljenrufe.) Es gereiche dem Minister
zu großer Freude, die Bodenaufteilung
infolge deS Willen Michael Karo,
lyis gerade hier zu beginnen. (Eljen.
rufe.)
Staatssekretär Csizmadia forderte zur
Mehrproduktion und zur Genossen,
schaftlichfeit auf. dann erläuterte
Staatssekretär JuliuS Racz. in welcher
Reihenfolge laut deZ Gesetzes die Auf
teilung des Bodens unter die Anspruchs,
berechtigten erfolgen werde. Hierauf
wurde W symbolische Registrierung der
Bewerber vorgenommen und Präsident
Karolyi trug eigenhändig die Anmel
dung deS invaliden Soldaten Johann
Antal als erste ein. Antal. der bisher
Erdarbeiter deö Egrrer Erzbistums
war. sagte auf die gestellten Fragen aus.
daß er 20 Jahre alt sei. drei Kinder
habe, Boden und HauS jedoch, nicht be.
sitze. Für den ihm zukommenden Bo.
denbesitz könne er vorläufig nichts be
zahlen.
Sodann sprach der Minister für Po
pularwirtschaft Stefan Szabo zu den
Versammelten und hob hervor, daß die
sozialdemokratische, die Karolyi, die ra
dikale und die Kleinwirtepartei in schön,
sicr Eintracht bemüht seien, in diesen
schweren Zeiten Ordnung im Lande zu
halten. Die Worte des Ministers ttmr
den mit großem Beifall und lebhafter
Zustimmung begleitet.
Es folgte hierauf die Einrammung
deS ersten symbolischen GrenzpfahleS.
worauf die Feier mit der Absingung deS
HimmuZ fein Ende erreichte.
Im Tabakmagazin der Gemeinde
folgte sodann ein Festessen, in dessen
Verlauf Präsident Karolyi seiner Freude
darüber Ausdruck verlieh, daß die Ver
treter der bodenbebauenden und geroerb
lichen Arbeiterschaft hier vertreten seien.
Er benützte die Gelegenheit, um einen
der Fübrer der sozialdemokratischen
Partei. Ernst Garami. herzlich zu be
grüßen. (Großer Beifall und ApplauS.)
ES sei nicht bloß das Werk der bürger
lichen Gesellschaft, daß eS gelungen fei.
dem Volke zu Bodenbesitz zu verhelfen,
sondern zu einem großen Teile auch ein
Werk der sozialdemokratischen Partei,
die redlich ihren Anteil an den Kämpfen
genommen habe. Der Präsident forderte
daS Volk auf, Vertrauen zu der sozial
demokratischen Partei zu haben, ebenso
wie zu den bürgerlichen revolutionären
Parteien. (Elienrufe.)
Handelsminister Ernst Garamk erwi
derte. die Revolution der Stadt habe
ihre Pflicht geaenilber der landwiri
sckiafttnibenden Bevölkerung getan, nun
möae diese ibre Pflicht gegenüber dem
Volke der Stadt erfüllen.. Es möge den
Landwirten stets im Sinne bleiben, daß
sie Brüder in der Stadt wohnen haben
und sie lasse keinen Keil zwischen sich
treiben, sondern denke sietS liebevoll an
ibre in der Stadt lömpfenden Proleta
rierbrllder.
Vertrauensstellung.
Kunde: Den dicken Gesellen habt ihr
schon so viele Jahre! Der hat
wohl eine Vertrauensstellung bei euch?"
Schlächterssöhnchen: .Jawohl.' Der
hilft dem Vater Wurst' machen!'
Ei Bocativus.
Junge Frau: .Aber. Karl. Du hast
mir immer gesagt, da WrtshauSlehen
sei Dir schließlich verhaßt gewesen und
Du habest die Kameraden um ihr Heim
immer beneidet und nun gehst Du
doch Z die Kneipe!"
Mann: LiedeS Frauchen, ,nur um
mir 'mal wieder meine fetzigen Glück!
fg recht bewußt zu werden!"
Variante.
.Herr Doktor, darf ich Sie auf heute
abend zu einem Gläschen Punsch ein.
laden?"
.Gnädige Frau. Ihr Punsch ist mir
Befehl!"
Zeitgkmiiß.
.Schauderhafte Zeilen! Verlust über
Verlust!"
.Sind Sie ketroffenl' x
.Und wie! Ich habe 80.000 Mark
verloren und wa! da! Schimmste ist
davon waren 100 Mark mein eigene!
Geld!"
EZ wird von seinem Jäaer mehr ge
flunkert; als vom Mädchenjäer.
Der große Streik in
Drlin agcblatt. 9. Mür,,)
Der Groß.Bcrliner Generalstreik hat
seinen formellen Abschluß gefunden, ober
die Streikwo'che wird noch auf lange Zeit
hlnau in vieler Beziehung nachWirten.
So diel auch Berlin bereits unter dem
Kriege und feinem verwüstenden Folge
erfcheinungen zu leiden hatte, fo hat sich
doch nie zuvor der Terror in gleicher Weise
unverhüllt gezeigt, wie diesmal. Selbst
die Spartacuk . Woche verblaßt gegen
über den Gemalttaten dieser Tage. Auch
wer sich gewöhnt hat. den Dingen nach
Möglichkeit mit objektiver Ruhe gegen,
überzustehen, wurde erschüttert und ab
gestoßen durch die verbrecherische Leicht
fcrtigkeit, in der mit der wirtschaftlichen
Ezistenz und dem Leben von unschuldi
gen Einwohnern gespielt wurde. Den
Gipfel in diefcr Beziehung bildete der
am Donnerstag von den verbündeten
Kommunisten und Unabhängigen in der
Volksversammlung der Arbciterräte ge
faßte Beschluß, der Reichshauptstadt
auch noch Wasser und GaS abzusperren.
Diese Brutalität hatte dann freilich nicht
gerade die Folgen, die von den Unab
hängigen und ihren spartacistischen Ge
nossen erhofft worden war. Die Mehr
heitssozialdemokratie, die allzulange ge
schwankt und gezaudert hatte, mußte
nun einsehen, daß jede weitere Nachgie
bigkeit zur Sclbstvernichtung führen
würde, und auch die Generalkommission
der Gewerkschaften empfahl nun den so
fertigen Abschluß deS Streiks. Nur kam
diese Einkehr undUmkehr erst, a'S ohne
hin der Generalstreik vor feinem offen
kundigen Zusammenbruch stand.
Wer die Sitzungen des Groß-Berliner
Arbeiterrats mitgemacht hat. sah sich
einer ziel, und planlosen Leidenschaft
lichkeit gegenüber, ie von Tag zu Tag
stärker anwuchs. Ein ungeheures Maß
von Verbitterung hatte sich nicht blos bei
den Anhängern der Unabhängigkeitspar,
tei, fondern auch bei einem nicht uner
hcblichen Teil der Mehrheitssozialdemo
kratie angesammelt. Man glaubte sich
don der Reichsregierung, die doch in
ihrem Kern selbst auf proletarischem
Boden steht, verraten. Es ist eine not
wendige Wirkung des verhängnisvollen
Entschlusses, d!r Nationalversammlung
und die Reichsregierung nach Weimar zu
verlegen, daß die leitenden Personen
über die Stimmung der Berliner Ar
beiterbevölkcrung nicht genügend unter
richtet waren, oder doch darüber hinweg
gehen zu können glaubten. Vielleicht
hätten rechtzeitige Zugeständnisse an daS
Rätesystem die Stimmung verbessert,
denn es unterliegt keinem Zweifel, daß
die Arbeiterräte glaubten, die Reichsre
gierung wolle sie völlig beiseite schieben.
Das war, wie sich gezeigt hat, nicht der
Fall. ' Aber die Unabhängigen werden
trotz der großen und wichtigen Zuge
sländnisse, die von der Regierung ge
macht wurden, natürlich nicht abrüsten
wollen. Das zeigte fchon die Rede, die
daS unabhängige Lollzugsratsmitglicd
Däumig am Freitag gehalten hat. Er
empfahl den Verzicht auf die Weiterfüh
rung deS Streiks, aber er sprach zugleich
von den immer erneuten Streikwellen,
die der jetzigen Welle folgen müßten.
Dabei waren die Füße derer, die auck,
über die Unabhängigen hinwegschreiteit
werden, schon vor der Tür. Die Kom
munisten haben eigentlich erst in dieser
Streikwoche sich in der Sitzung der
Groß-Berlincr Arbeiterräte zur Geltung
zu bringen vermocht. Bis dahin wur
den sie kaum beachtet. Jetzt aber wurde
niemand aufmerksamer angehört, als der
jeweilige Sprecher der kommunistischen
Fraktion. Und als derselbe Herr Däu
rnifl, der die sich unaufhörlich folgenden
Streikwellen ankündigte, davon sprach,
daß er im Kampf um die Rechte des
Proletariats alt und grau geworden fei,
rief ihm ein Kommunist zu: Bei uns ist
die Jugend!" Für diese Richtung ist
die Demokratie in jeder Form erledigt.
Die Berliner Kommunisten, denken nicht
daran, mit dem Stimmzettel kämpsen zu
wollen. Ihnen ist eS ausschließlich um
die politische Macht zu tun, und sie hei
ßen jedes Mittel willkommen, um zu
dieser Macht zu gelangen. Das wollen
vorläufig auch die extremsten Führer der
Unabhängigen noch nicht mitmachen.
Auch Herr Däumig sieht zwar in dem
Rätesystem nach russischem Muster fein
Ideal, aber er will die russische Methode
wenigstens nicht in aller Form anerken
nen. Die Kommunisten sehen in der
deutschen Methode ein lächerliches Vor
urteil, das beseitigt werden muß. Und
zwar nicht aus Verstandsgründen, aber
auS Gefühlsgründen fpendct ihnen für
folche Auffassung ein erheblicher Teil der
Unabhängigen Beifäll.
Dabei ist e! den meisten Unabhängi
gen mit ihrer Entrüstung über die Pllln
derungen und Räubereien des licht
scheuen Gcsindels, daS sich in der Streik
Woche so erfolgreich betätigte, gewiß
ernst, und sie setzen sich nur mit ihrer
eigenen Entrüstung in Widerspruch, in
dem sie der Regierung die militärischen
Mittel nehmen wollen, mit denen allein
dem lichtscheuen Gesinde! entgegengetre
ten weiden kann. Die meisten dieser
Arbeitcrräte sind persönlich durchaus
ehrenwerte Menschen, und sie wlirden eS
mit vollem Recht zurückweisen, mit sol
chem Janhagel auch nur in die entfern
teste Beziehung gebracht zu werden. Der
Berliner Arbeiter, er mag so radikal sein
wie er will, ist noch derselbe gutmütige
und anstandig denkende Mensch gcblie
den, der er Immer war. Aber er glaubt,
Ursache zu einer grenzenlosen Verbitte
kung zu haben, und zwar gerade gegen
diejenigen Minister, die bisher seine
Klassengenossen waren. Und in dieser
verzweifelter Seelenstimmung sucht er
Schuldige, auch wo sie gar nicht sind,
und er macht Verhältnisse für die Not
der Zeit verantwortlich, die sich nun ein
mal nicht von heute auf morgen ändern
lassen.
Wa! heute inen großen und leider
immer wachsenden Teil der Berliner Ar
beiierschaft gkgen die ruhige und klare
Sprach! der Tatsachen unempfänglich
von Dr. Paul Alichaett
macht, da! Ist letzten Ende! nur die
Kehrseite derselben Erscheinung, die sich
in einer ungezügelten, betäubenden Ver
gnügungSsucht breiter Schichten äußert.
E! ist die bange Sorge um die Zukunft.
Der Arbeiter meint mit aller Deutlich
keit zu sehen, daß unser wirtschaftliches
Leben dem vollen Ruin entgegengeht,
und er glaubt nicht mehr an einen neuen
Aufschwung. .ES hilft ja doch alleS
nichts, wir gehen ja doch zugrunde," daS
wurde mir in diesen Tagen immer wie.
der gesagt. Und wenn man die obge
zehrten Gestalten auf den Straßen sieht,
die müden Frauen, die schwächlichen
Kinder, denen die Unterernährung ai,S
dc matten Augen blickt, dann hat man
wenigstens einen Teil der Erklärung für
diefe Stimmung der Verzweiflung. WaS
wir heute durchmachen, das ist zum
guten Teil nicht! anderes als eine Hu,
gerpsychose, von der nicht einzelne allein,
sondern die Masse der städtischen Bcvöl
kerung heimgesucht wird. Deshalb hcl
fen in diesem Falle auch die schönsten
Reden eine! Cicero und Mirabeau
nichts, sondern, wie Heine sagt, nur die
Suppenlogik mit Knödelgründen und
die Göttingerwurstzitate. Hätte die
Entente auch nur die leiseste Spur, nicht
einmal von der Menschlichkeit, aber we
nigstcnS von Psychologischer Einsil)t,
dann müßte sie sich längst gesagt haben,
auf welche Weise sie dieser bolschewisti
fchcn Hungerepidemie Herr werden
könnte. '
Die Reichsregierung hat versprochen,
auf dem Gebiet der Lebensmittelversor
gung zu tun, was in ihren Kräften steht,
und besonders für die unmittelbare Ler
teilung der Lebensmittel durch die Ge
mcinden an die Konsumenten zu sorgen.
Ob sie dadurch die Verhältnisse wirklich
zu bessern in der Lage ist. muß dahin
gestellt bleiben. Aber darüber muß man
sich allerdings klar sein, daß es sür die
Regierung gar keine ernstere Aufgabe
geben kann, als die, eine unbedingt not
wendige Verbesserung der Nahrungsmit
telzufuhr in die Großstädte und in die
Industriegebiete zu ermöglichen. Man
darf sich heute nicht mehr damit trösten,
daß die Bevölkerung schon mehrere
Jahre unter solchen Lebensbedingungen
existiert habe. Denn der anpassungs
fähige Mensch mag eine Zeitlang mit
der Unterernährung sich abfinden kön
nen, aber auf die Dauer versagt der
.Körper seinen Dienst. Und wenn die
Regierung auf der einen Seite die durch
aus notwendige Ruhe und Ordnung in
den Großstädten mit allen ihr zu Gebote
stehenden Machtmitteln aufrecht zu er.
halten bemüht sei muß. so ist es erst
recht ihre Pflicht, auch dafür zu sorgen,
daß das Land in der Ernährung der
großstädtischen Bevölkerung seine Pflicht
in vollem Umfange erfüllt. Wenn ir,
gcnd etwas die Massen erbittern mußte,
so war es die Ankündigung der Agra
ricr, daß sie streiken, würden, um die
Großstädte zu bestrafen. . Solchen vn
Verantwortlichen Drohungen gegenüber
sind die schärfste Abwchrmittel am
Platze.
Ebenso aber kann den arbeiten.de
Massen gar nicht eindringlich genug zu
Gemüte geführt, werden, daß alles ge,
schieht und getan wird, um ihren wir!
schaftlichen Forderungen gerecht zu wer.
den, soweit es sich mit den demokrati
schen Grundlagen des Staats verträgt.
ES ist eine Tatsache, die zu verschleiern
keinen Zweck hat. daß durch die Konzcs
sionen der Scheidemannschen Regierung
die Reichsverfassung eine Drehung nach
der Seite des Rätesystems erfahren hat.
Die Vergesellschaftung der dafür reifen
Betriebe ist nicht mehr eine allgemeine
Verheißung, sondern sie beginnt bereits
sich zu verwirklichen. Und hier ist den
Arbeitern und ihren Räten eine positive
Aufgabe gestellt, die ihnen wenigstens
wieder eine Hoffnung eröffnet, aus dem
Elend dieser Zeit allmählich herauszu
gelangen. Deshalb ist eö auch dringend
nötig, dem am 26. März zufammentre
tenden allgemeinen Rätekongreß die
Möglichkeit zu nützlicher Arbeit zu die
ten. Hier können die Regierung und
hier können die Arbeiterräte zeigen, daß
sie eS mit der Erneuerung unserer Wirt
schaftlichen Verhältnisse ernst meinen.
Die notwendige Voraussehung für solche
Reformarbeit ist allerdings, daß nicht
immer eine neue Streikwelle der anderen
folgt, sondern daß endlich mit den
Streikkämpfen, die heute sinnlos sind.
Schluß gemacht wird. Denn eins ist
klar: e! gibt aus die Dauer nur einen
Weg. um wieder zu menschenwürdigen
Verhältnissen zu gelangen: den Weg der
Arbeit.
Lehrzeit der Freiheit.
Von Paul Block.
Ei scheint, daß den Deutschen nichts
erspart bleibt in der harten Schule, die
das Volk für die Freiheit reif machen
foll. Keine Enttäuschung, keine Würde
losigkeit. keine Narrhett. keine Gewalttat.
Vor Bürgerkampf zur Straßenschlacht,
vom Demonstrationszug b!S zum Gene
ralstreik; welch ein trauriger Kursus in
der Entwicklungsgeschichte menschlicher
Verblendung!
Beschämt hocken wir weißköpsigen
Idealisten In unseren Ecken, die wir im
Novembersturm de! letzten KriegsiahreS
daS Heranbrausen einer neuen Zeit deut
fchen FreiheitsemPfindenS zu spüren
glaubten. Statt der Einigkeit eines er
lösten Volke! da! alte Parteiengezänk in
neuer, durch Bosheit und Wahnsinn der
gi steter Kampfart, statt befruchtender
Jdcenfaat die alle künstliche Gedanken
düngung durch vermoderte Programme,
statt de! Aufschwungs zum bewußten
Willen höherer Menschlichkeit ein jäher
Absturz in die stinkende Tiefe niedrigster
Instinkte.
Welch eine tragische, hoffnungslose
Woche war die erste Woche de! Früh.
linaZmondek, deS durch Erinnerung ge
beiligte Mar,! Ei Generalstreik ebne
Zweck, ohne Verstand, ohne Einigkeit,
von vornherein n keinem anderen Erfolg
Werlin.
.
bestimmt, als zu schärferer Qual der
ohnehin schon gequälten Bürgerschaft!
Straßenkrieg mit Minenmerfern und
Flugzcugbombcn; Plünderung und Ler
brechen unter der Maske der Freiheit;
und In allem Elend, in allem Blut und
Ekel immer von neuem daS alte Gezänk
und Gebelfer, wer eS mit dem anderen
am besten meine, und welcher Weg gm
sichersten zur Befreiung der Menschheit
führe. Nun, etwaS klüger sind wir ge.
worden, wir Geschundenen, die wir jetzt
am eigenen Leibe die Weisheit deS alten
Menander erproben müssen. Wir wissen
wenigsten!, daß eS auf dem Wege deS
Spartakus nicht weiter geht, und daß
die Verblendeten, die ein unglückliches
Volk dadurch beglücken wollen, daß sie
eS vernichten, immer mehr an Boden
verlieren. Und wir haben, als wir diese
Erkenntnis erwarben, gleichzeitig uns
selbst prüfen können, wie weit wir in der
Entbehrung der holden Gewohnheit, die
wir mit dem falschen Sammelwort Kul
tur bezeichnen, zu gelangen vermögen.
Der Großstadtmensch ohne Telephon,
ohne Zeitung, ohne Straßenbahn, ohne
Briefe, für einige Stunden sogar ohne
Licht und Wasser! Wir bequemen
Leute, die wir uns darin geübt haben,
einen Teil unserer täglichen Last gegen
billige Vergütung auf andere obzuwäl.
zen. ganz auf uns selbst angewiesen, in
einer Zeit, die jeden gegen den anderen
treibt! Und dabei das stechende Gefühl
für den Bürger, der sich bisher doch für
einen leidlich anständigen Menschen ge.
halten hat: eS geht gegen dich, die Masse
will dir an den Kragen, du bist der Un
glückliche, gegen den der Mob aufge
putscht wird. Wie fand der Berliner,
der ohne Kenntnis der Lage, ohne die
Möglichkeit der Information, am Mor
gen den Weg zur Arbeit antrete mußte,
immer gefaßt darauf. Unangenehmes
und Gefährliches zu erfahren oder zu
erleben wie fand dieser verwöhnte
und kraklige Berliner sich in die Situa
tion?
Nun, er bewies wieder einmal, daß
er neben manchen weniger erfreulichen
Eigenschaften eine besitzt, die im Le
benskamps nicht ohne Wert ist: er läßt
sich nicht verblüffen. Die Schwierigkeit
des Verkehrs wurde am leichtesten über
wunden: durch' Hunderte von improvi.
sierten Omnibussen, die rasch entschlos
sene Spekulanten aus allen möglichen
Bebikeln geschaffen hatten, durch Auto
mobile und Equipagen, deren Kosten von
eilig gebildeten Gesellschaften mit auf
eine Fahrt beschränkter Haltung bcstrit
ten wurden, durch Zwciräder aller Kon
struUionen fogar eines der alten, ho
hen Rennräder spulte jeden Moraen im
Westen, ein Gespenst aus friedlicher
Zeit!, oder, was schließlich das
Sichersie und in jedem Fall das Geslln
beste war, durch einen kräftigen Marsch
zu Fuß. Schwerer zu entbehren war
schon das Telephon. Da sah mancher
ein, daß er sich mit Unrecht für einen
Weltweisen gehalten hatte, der ohne
diese ncrvenpeiischende Erfindung viel
besser fertigwcrden könnte. Die Frauen
In den Vororten warteten ängstlich auf
Nachricht von den Gatten in dem ge
fährdeten Zentrum der Stadt, jede Ver
fpätung, deren Erklärung unmöglich
war, bedeutete Stunden der Aufregung
und alle, die davon leben müssen, daß sie
über die Ereignisse des Tages unterrich.
tet werden, Geschäftsleute, Fabrikanten,
Schriftsteller, waren am Strand einer
wüsten, vom wilden Zeitmeer umbrau
sien Insel auf's Trockene gesetzt. Im
merhin: es ließ sich ertragen. Die Men
fchen entdeckten, daß sich mit einigem
Zeitverlust Erkundigungen auch zu Fuß
einziehen ließen und dieser halb schon
vergessene Brauch brachte sogar einige!
Erfreuliche wieder aus dem Schutt be
grabener Zeit hervor. Menschen fanden
sich wieder zueinander: wer die Mühe
des Weges zu einem guten Freunde nicht
scheute, zeigte damit an. daß er es ehr.
licher meine, als sonst die flüchtige An
frage von Telephon zu Telephon erraten
ließ. Wärmere Empfindung, seit langem
schon mißtrauisch geartet, kam wieder
zur Geltung. Dadurch, daß einer sich
um den Freund oder um eine Sache per
sönlich bemühen mußte, leinte er ab
schätzen, wieviel ihm Freund oder Sache
wert gewesen. Und wer das Los hat.
täglich zu Dutzenden Malen durch den
Fernsprecher von neugierigen und gleich,
gültigen Fragen mit Nicht immer er
wünschte Vertrauen beehrt zu werden,
empfand sogar diese Telephonfericn als
eine Schonzeit für die Nerven eine
Schonung, die allerdings sich rasch ins
Gegenteil verkehrte, als zu den Fenstern
der verschlossenen Häuser die Sendboten
erzwungener Stille, flatterten: die Ge
rllchte. ,
Niemand wußte was vorging: viele
fabelten, olle rieten herum. Gefahr
wurde in ' Untergang umgedeutet,
Schreckliches zu Tod und Verderben ge
steigert. Da faßen wir. gewöhnt, an
jedem Morgen in der Zeitung zu lesen,
was in der Welt geschehen war. und hat
ten keine Ahnung davon, was ein paar
Stadtviertel weiter neben uns' sich ereig
nete. Wir wußten nur, daß irgendwo in
oer Nachbarschaft Hauscrmauern ein
stürzten, von Kanonenkugeln zusammen
geworfen, daß Menschen sich blutend
und schreiend auf dem Straßenpflaster
wälzten, daß Diebstabl und Mord durch
die nachtduntlen Gassen schlichen. Und
alles, waS wir ahnten, wuchs schatten
boft auf in Riesengröße, Gespenster der
Furcht, die un! Menschen vor jedem Un
erwarteten packt. Nun erst merkten
wir. wie sehr wir Sklaven de! Hcrge
brachten geworden sind, unfähig, unan
gelehnt auf eigenen Füßen zu stehen und
ohne Weisung un! im Leben zurechtzu
finden. Die oft geschmähte, gern ver
kannte Allerweltsfreundin, die Zeitung,
fehlte un! mehr als Bequemlichkeit und
LeibeSnotdurft. Wir waren"e! gewohnt,
daß sie unt dienstfertig an jedem Mor
gen Augen und Ohren schärfte, un!
Stoff zu Gespräch und Nachdenken her.
ontrilg-, und mußten nun herumlaiifen,
eine Kape über dem Koxf, die ur.z mit
Indusirielle Woorlmkiur.
' Von DixlomHng. Steinhaus.
Vor einiger Zeit war in dem Mahn
ruf .Um Tod und Leben der deutschen
Volkswirtschaft" darauf hingewiesen
worden, daß die Kultivierung der unge
Heuren Moor und Heideflächen Deutsch
land! großen Massen von Arbeitslosen
fruchtbringende Arbeit geben könnte.
Die'Moorfläch'n Deutschland! werden
auf 2.3 bis 2,5 Millionen Hektar ge
schätzt, die anderen Ocdländereien Preu
ßens allein auf 1.3 Millionen Hektar.
Wenn man demgegenüber den Flächen
Inhalt von Togo mit 8,7 Millionen Hck
tar, den der Samoainfeln mit fogar nur
275,000 Hektar gegenüberstellt, kann
man ermessen, welche Bedeutung die
Ausnutzung dieser Flächen gerade in
unseren Zeiten für Deutschland hat.
Mo sind zusammenhängend mehr
oder weniger große Lagerstätten von
Tors, des Produktes eines chemischen
ZersetzungsvorgangcS, bei de.n sich au
Ueberesten abgestorbener Pflanzen Torf
bildet, ein Vorgang der sich noch heute
in der Natur abspielt. Je nach dem
Fortschritt dieses Zeriegungsoorganges
unterscheidet man Niedermoore, die zum
i.. rf y.i Cff -! V . (.4.V.
?eil wenigstens ais ichiecyie Wei tuu
h,irtMmft!isfi iisnukbar sind. Ueber
gangs und schließlich Hochmoore, die
sür Landwirtschaft und Siedelung ohne
N',ivi-ttn nbrnuckibarcn. mächtigen.
weit ausgedehnten Torflager, deren
obere Schicht der weitze Ä.orr. oeren ,i
tere Schicht der Spccktorf. oder schwar
zer Torf bildet.
Die Kultivierung und Urbarmachung
der Moore wird seit aliersher geübt. Die
Resultate, die Holr.d durch die Fchn.
OnftiiT Mnet Moore er.
iuuu jn. I" .
zielt hat. wo aus öden Flachen vluhen.
des mit Siedelungcn veoeaies x,anu c
sff.n tnnrh firS bekannt. In dem
letzten Jahrzehnt haben sich auch die
deutschen Kre-e mir oer tfrage vcr
moorkultur intensiv besaßt. Es handelt
sich nicht nur darum. Ackerland, sondern
auch Siedelungsland zu gewinnen, aus
dem im Gegensatz zu der sonst üblichen
Kultivierung Käufer, ohne der Gefahr
,a m,krlins niif dem schwankenden
Vk3 l ' ' ,
Boden ausgesetzt zu sein, gebaut werde
können. Um die Äiooriunur riq
in großem Maßstabe durchzuführen, hat
man zu technischen Mitteln gegriffen, die
vor allem auch nne Verwertung deS
Torfes ermöglichen. Als Brennstoff
Wird Torf fchon feit jeher in beschrank,
tem Maße verwendet. Einer Verwen.
dung im großen stand und steht die
Transportfrage entgegen. 11 liegt nun
nahe. daß. wenn de: Transport deS Tor
fcs unwirtschaftlich erscheint, ähnlich wie
bei den Braukohlenlagern In letzter Zeit.
Elektrizität durch die Verbrennung deS
Torfes an der Gewinnungsstelle erzeugt
wird und daß dann die elektrische Ener
gie in Hochspannungsleitungen bis an
die Verwendungsstcllen übertragen wird.
Außerdem findet dann die elektrische
Energie bei der Gewinnung des Torfes
und 'der Kultivierung des Hochmoores
selbst an Ort und Stelle ausgedehnte
Verwendung.
Eine folche Anlage ist bereits vor eini
gen Jahren im Wicsmoor in OstfrieS
land geschaffen und hat den Beweis
ihrer Lebensfähigkeit und Vortrefflich
keit gebracht. Es werden dort 6220 Hek
tar Hochmoor kultiviert und außerdem
elektrische Energie von 5400 Pferdekrä'f
kcn in drei Turbogeneratoren erzeugt.
Die elektrische Energie wird vom Wies
moor durch Fernleitungen bis nach Leer,
Emden, Oldenburg und Rüstringen bei
20.000 Volt Spannung übertragen.
Die Kultivierung spielt sich in der Weise
ab, daß daS Moor durch Kanäle, Gra
ben und Wege in einzelne Kolonate von
510 Hektar Größe neteilt wird und so
mit Hilfe von Drainröhren entwässert
wird. Die entwässerten Flächen können
direkt, ohne das vorher der Lrenntorf
abgetrocknet wird, nach 1 h Jahr ge
pflügt, gewalzt, geeggt loerden. Alle
diese Arbeiten werden maschinell auf
elektrischem Wege durchgeführt. Der aus
dem Bau der Kanäle usw. gewonnene
Torf genügt, um das Werk 2030
Jahre zu betreiben, während der auf der
ganzen Fläche vorhandene Brcnntors für
450 Jahre ausreicht. Um den Brenn
torf zu gewinnen, wird zuerst die oberste
Schicht, der weiße Moortorf, der als
Torfsircu verwendet werden kann, von
Hand abgegraben und dann der Bnn:t
torf mit elektrisch betriebenen Baggern
abgestochen. Die flachen Törfbrucken
werden dann von H nd oberflächlich vor
geschnitten, später rochmal! mit elektrisch
betriebenen Schneidemaschinen In Soden
geschnitten und In Haufen geschichtet.
Diese Haufen läßt ma" dann an der
Luft trocknen, bis sie einen Wassergehalt
von 2320 Proz. haben, worauf sie mit
Vcnzin-Lokomotiver Im Kraftwerk be
fördert werden, um entweder fofort un.
unheimlichem Dunkel don dem Leben
abschloß, das wir doch leben mußten.
Das war das Schlimmste: den Weg im
Dunkel tasten.
Und nun? Wird es nun genug sein
mit diesem harten Lchrkursug der Frei
heil? Wird nun genug Blut geflossen
fein? Wird endlich, endlich Besinnung
aufdämmern? Niemand kann eS vor
aussagen. Niemand kann nach so vielen,
verlogenen und verlachten Propheten
Worten ausstehen und sagen, ctzt wird
e! zu 6nde fein und eine andre, eine
bessere Zeit beginnt. Nur das eine em
pfinden wir immer sicherer, wir, die
wir unser Volk ebenso herzlich lieben,
wie die Freiheit: 'kommt noch einmal,
zum dritten Male, eine blutige Welle
der Empörung über un!. dang
schwemmt sie mit unserem letzten Besitz
auch unsere letzte Hosfnung hinweg, die
Hoffnung auf die Gesundheit und ie
Vernunft unseres Volkes.
An uns ollen ist es. an jedem auf
seinem Platz, dafür zu arbeiten und zu
leben., daß fg Furchtbare! nicht ge
Icheyc.
Der erste Liebhaber eirer Bühne Ist
dick niemals bei einer Frau, die sich In
ihn verliebt. ,
ter denWasserröhrenkesseln im Kraft
werk verteuert oder in Miete,; af
rat aufgestapelt zu werden. Bei dem
Bau und Betrieb de! Kraftwerke wa,
eine Fülle von schwierigen technischen
Einzelsragc zu beachten, die alle eine
befriedigende Lösunz ge,unden haben.
Eine zweite noch mehr versprechende
industrielle Methode d , Moorausnutzung
ist das von Frank und Caro ungebene
Vergasungsverfabre" deS .otsc!. wo
durch nicht nur elektrische Energie, son
dern auch Dllngemittc. in großen Men.
gen gewonnen werden. Nach der We
thode, die zuerst von Mond bei der Ber
gasung von Kohle angewendet wurde,
wird der Torf in Generatoren, daS sind
schachtähnliche Oefcn. der Einwirkung
von Luft und Wasserdampf unterworfen.
Die Torfsubstanz wird dabei in tia mit
Teer verunreinigtes Ga umgewandelt,
daS nach Reinigung von den Teernebcl
direkt i Gasmotoren zur Krafterzeu
gung oder als Heizga! von großer Heiz
kraft verwendet werden kann. Wichtig
ist dabei, daß zu diesem Verfahren Tors
mit einem Wassergehalt big zu 60 Pro
zent auch in grasiger Form verwendet
wird, der da ganze Jahr ZS zum Ein
treten von EiS gewonnen werden kann.
Der Torf enthält aber auch Stickstoff in
organischer Form, der durch den Wasser
dampf in Ammoniak, neS wichtigen
Düngemittels, Verwendung findet. Eine
Tonne trockener Torfsubstanz gibt bei
einem Stickstoffgehalt von 1 Prozent
40 Kilogramm, bei einem Stickstoffge
halt von 2 Prozent 80 Kilogramm An
moniak und liefert außerdem noch so viel
Kraftgas. daß mit ihm 900 elektrifche
effektive Pferdekraftstunden erzeugt wer.
den können. Bei der Wichtigkeit der
künstlichen Düngung kann uns dieses
Verfahre, wie die Luftstickstöffverfah.
len, dazu helfen, uns von den Zufuhrren.
des chilenischen Salpeters unabhängige?
zu machen. Er arbeitet bereits nach dem
Frankfchen Verfahren im Sckzweger
Moor bei Osnabrück ein Werk don 3000
Pferdestärken, daö unier anderem auch
elektrische Energie für die Stadt Osna.
brück mit 30.000 Volt liefert. Das Ver. :
fahren eignet sich nur zur Ausbeutung
in großem Maßstabe. Industrien, die
nicht nur elektrische Energie, sondern
auch hochwertige Heizgase von guter
Qualität nötig haben, wie E!sen?rzeu
gungs und Verarbeikungsinduflrien,
elektrotechnische Werke, rmsiden sich mit,
Vorteil in der Nähe solcher Torfwerke
niederlassen. Die elektrische Energie
kann auch selbst in der Landwirtschaft
und für Bauzwecke Verwendung finden
und so die wichtige Frage der Kohlen
crsparnis mit losen helfen. Jedenfalls
sehen wir, daß die Kultivierung der
Hochmoore nicht nur direkt durch Ik
Vergrößerung des landwirtschaftlich
nutzbaren Bodens, sondern auch indirelt
durch die industrielle Ausnutzung der ,
Torflager für die Volks und Ernäh
rungswirtschaft von ungeheurer Scdui
tung ist. . - .
Der Scheckverkehr.
Betrachtungen über daS geldlofe
- Grld".
Wie herrlich, wen man einen zeit
raubenden Besuch nicht zu wache
braucht, weil man die Sache durch in
kurzes Telefongespräch ebenso gut er
ledigen kann!
Und so kommt mir auch der Scheck
Verkehr vor :
...ich telephoniere; daS ist ein .be
fuchsloser Besuch"!
...ich zahle durch einen Scheck; der
ist .geldloses Geld"!
An einem Fernsprecher kann nur
immer 'ein Gespräch stattfinden. Z'xt
Zahl der Ferngespräche, die der Inhaber
dieses inen Apparate täglich erledigen
kann, ist mithin eine begrenzte. Und
deshalb halten große Geschäftshäuser
sich viel! Telephone und ei .Switch
board".
Auf ein einziges Scheckkonto der
konnten Millionen. Milliarden, ja sogar
Millionen von Milliarde aa einem ein
zigen Tage überwiesen werden, hier
bietet sich wirklich eine unbegrenzte
Möglichkeit". '!
DaS Letztere wußte die beiden Office
boyS noch nicht. .
Prüfend betrachten sie sich den Brief,
bogen der Konkurrenzfirma und kiti
sieren dessen Aufdruck. ' .
.Scheint keia großes HauS z fein!"
meint der eine naferümpfevd.
.... sie haben aber doch acht der
schieden Telephon Nummern V wirft
der andere ein. -
.Da fchon! Aber bloß e! einzlgeZ
Scheck-Konto!"
Zwar: daS Geld wurde weniger wert
im Krieg, weil feint Kaufkraft gerlrge
wurde.
Aber wer deine Arbeit entlohnt, zzh't
dir ja heute auch mehr als früher.
Wenn wer zu sparen versteht, liegt die
Sache so: -
Früher verdienke er viertausend Dollar
im Jahr; fparte er zehn Prozent, fo
hatte er jährlich vierhundert Dollar
übrig.
Heute nehmen dir an verdient
er achttausend Dollar. Spart er da
von zehn Prozent, so hat er jährlich das
Doppelte dek früher Ersparten übrig.
.Nein", sagte der alte Lote der mir
ein C.O.D..Packet brachte. .Scheck! darf
ich nicht i Zahlung nehmen, hat mir
mein Chef ausdrücklich gesazt."
.Wann hat er e! gesagt?" soisch'.e ich.
.Vor fünfundzwanz-g Jshren, wie ich
eingetreten bin. Seither hab' ich jhZ
nicht wieder gejisgi