v. v-' i ä Omaha TrlbZle ii i i) ; w Zcdcn des cnnordctcn (Aus der BaZItt KaUqiial.&ituna.) Wkim eZ einen Nuhm bedeutet, popu lär zu itia, so darf der bayrische Ilini ftetprafhtit Kurt Eisner sich rühren, zurznt dir populärste Mann in Basel zu ein, populärer als unsere gewählten und v'M gewählten Regierungsräte. Ich wei nicht, wie vielen Personen der große ssinosaal Raum g?währt aber das weis. Ich. daß er biZ zum letzten Platz ge, füllt war von allen glücklichen, die sich noch einen solchen hatten sichern können, Gebildeten und Halbgebildeten. Prsle tariern und Kapitalisten, satten Aur gkoiZ und hungrigen, Studenten und Jungburschen, Landesfremden un Schweizern auZ allen drei Sprachgcbie tcn, welche die drei angekündigten frcm den sozialistischen Redner sehen und hö ren wollten. Einige Besucher wurden enttäuscht: denn der Präsident der Bas Ist Studentenschaft, die zum ersten Mal alZ rivitas academiea eine solche Beranstaltung dmchgesührt hat, teilte mit. daß der französische Deputierte P. Renalldel am Kommen verhindert wor den sei. Wer nur Französisch verstand, kam nicht auf seine Rechnung. Als erster Redner stellte sich der .italienische Abge ordnete G. Cafalini bor und opostro phierie in wshltönender Sprache die clttaJtini ' li Basilca und jsiovani tudontr. Die vom, Präsidenten enge kündigte französische Zusammensassung ' deS italienischen ReferateZ unterbeb zum Leidwesen vieler Zuhörer und des Berichterstatters. Der Redner sprach von der alten, schon von Christus und Franz von Assist gepredigten Idee der Weltverdrüderung und stellte Nationale muZ und Internationalismus einandet gegenüber und suchte die Gründe deZ gießen WeltionfliktZ zu ermitteln, der unser aller Gemüt ersüllt. Wohl ist sich der Redner bewußt, daß der deutsch östereichische Imperialismus unmittel bar am Ausbruch des WeltbrandZ schuld ! war, doch gibt es tiefere Ursachen, ökono wische in erster Linie, aber auch diese Er klärung enthält nicht die. ganze Wahr heit. Die göttliche Idee der Liebe und (Lerechatigkeit hat eben versagt. iai für ein morgen erwartet uns? Die Heu tige Jugend to'ix'u es erleben. Sie wird zu wälhen haben jiwische üationalis ;n2 und Internationalismus, der nicht erlaubt, dah eiü Volk das andere berge , wältigt. Die Pariser Konferenz hat mit dem alten KurS zu brechen. Nicht Rache, sondern Gerechtigkeit soll dort walten. Um S Uhr bestieg !5urt Eisner die Rednertribüne, riach der Freien Zeitung .der vielleicht glänzendste Stilist unter den politischen Publizisten Deutschlands, der originalste Denker unter den deut" sehen Sozialisiert, der vielleicht am mei slen siaatsmä'nnisch Veranlagte in der an gerissenen Politikern und tüchtigen Ver ioaltungsbeamten reichen, an Staats Männern aber und nun gar Weltpoliti wn blutarmen deutschen Sozialdemokra tie." Den vielen" Superlativen wird je ! der. der ihn gehört A, noch die treffliche !. Rednergabe beifügen, mit der er über eine Stunde fang unserer Aufmerksam' keit'in Spannung hielt, eine, abgesehen vom Beifall lautlose Aufmerksamkeit, die nur einmal durch den Berichterstatter der Gknferzeitung gestört wurde, der osi.r' tat! den Saal'verließ. als Herr Eisner von der Bolschewismuspanik sprach, die vielleicht durch das schlechte Gewissen der Besitzenden hervorgerufen sei. Doch greifen wir dem Inhalt nicht v, der ungefähr solcndjs war: In der Zeit, da eine alte Welt zu ; scimmenbricht und die Pflicht entsteht, e.nc neue zu bauen, entsteht das tragisck,t Problem, wie soll man in neuem Geiste schaffen, wenn der yeue Geist fehlt, oder wie kann man eine Menschheit bilden ohne Menschen? Nach einer ähnlichen Katastrovbe wie der jetzigen hielt einst Fichte seine Nede an die deutsche Nation, in welcher er darlegte, daß Deutschland hi. rnrii Knk. s,ck mit Eroberungen des Geistes zu begnügen und fein'n Geist l in die Welt ausstrahlen zu lassen. Fichte sah wohl ein, daß seine gedemütgte und : ein Erwerb klebende Gcneratiin ohne 1 j Hoffnung sei und erwartete das H.i! nur, r wenn die Jugend, unabhängig eufwoch i sen würde, um später Trägerin einer i neuen Ordnung zu werden. Politik ist I Erziehung und jeder der die Pflicht hat, h Politik auszuüben, muß wie Fichte sän f dein. Auch Kurt Eisner liegt dieser Ge I danke nah. Er schildert, wie er und s,ine Freunde während des Krieges in ! Deutschland wie in der Verbannung leb ten, nur mit dem einen Gedanken, wie A dem Wahnsinn zu steuern sei. aber sich ) wie TaUbitumn'' Zierden mußten gegen V. die Macht der Gewalt und die Macht der 1', Lüge, bis schließlich eines Tages wie ein Lärchen di' Stunde über die Welt kam, f Bayern sei Republik gewsrden. Dies Märchen erklärt sich au, der Tatsache. I - dak mitten ln den Jahren des Welt' krieg, eine junge sehnsüchtige Generation b'g'istert worden war vo.. Gedanken, das, das, WaS man Im Geist tragt, durch geführt werden muffe, daß zwischen 6c tanken und Tat kein Widerspruch und ?e'n Zeitraum stebn dürfe. Die Jugend kit ras Wunder der Revolution voll bracht. Diese Revolution ist, allen, ban 'gen Fragen zum Trotz echt, wenn auch mancher Einzelne sich nicht anzupassen vermag. Deutschland ist neu geworden. Hätten je die Menschen so diel Mut. wie er in diesem Nrieg nutzlos verschwen d?t worden ist, bewiesen, um für Freiheit ,md für eine neue Menschheit zu kämp sen. dann wären wir jetzt eine andere menschliche Gesellschaft. Niemals hätte p sich ein großer Denker vor 200 Jahre 4 eine xiitlt wie nie unirge ausoenitn run '. i t i . rt . t . fi . . Nkn, uns t-Qi JC3titi'nw II eucrj nur eine Utopie. T5. waS wir wollen, ist Wirk lichtcit. alle andere nur Schaum und 2Lahn. Wir verwechseln Traum und Wachen. Den Wahn abzuschü!' ist ; !. unsere Aufgabe. Man stelle sich doch ' bor: Trotz den Eisenbahnen erblicken die I ii-sisikN Mcnsckien während ihrel Leben; h nur den kleinsten Teil ihre Planeten ! t und werdcu nur von Lrb'.iUstätte zu Zu 1 Aei Lurl Lisner. bayerischen Ministerpräsidenten aussen: Socialisten. . Kongreß in Äeni. beitsstätl gehetzt Nun haben sie zum ersten Mal die Mit sehen dürfen, aber nur um sie zu zerstören. WaS sonst nur Reichen und Vagabunden der gönnt war, wird endlich auch den an, rern gewährt, aber nicht, m z helfen, sondern um zu morderr. Der ttc:eg war selbst die größte Mcvolulion, die ae Ge sitze auflöste und auch das Eigentum nicht mehr anerkannte. Deshalb soll man heute nicht klagen, wenn wir daZ Recht deS Rechtes genauer studieren. Der Bolschewismus ist weiter nichts als die letzte Konsequenz d:S Weltkrieges und war ohne ihn nicht möglich. Wer den Krieg immer als Jungbrunnen bezeichnet hat, darf. sich nicht wundern, wenn nun tu.e irregewordene Menschheit' die Welt mit denselben Methoden zu erlösen sucht und die früher gepredigte .Vernichtung! strategie" auf den sozialen Kampf über trägt. m Völkerkittg kämpfen Bewaffnete gegen Bewaffnete. Im sozialen Krieg wird schon durch t'.t Geburt der Sieg entschieden. Alle jungen Leute sollten diesen Gedanken tief in der Brust tra gen, den letzten Krieg, den sozialen, zu beseitigen. Wir durchleben die ernstesten f.eitcn. Und wenr. vilcicht auch Basel in stilles Eiland sein mag. überall braust der Sturm, und wir müssen 'u Grunde gehen oder uns an den Gidankcn einer nmw Weliordnung gewöhnen: Es gibt nur zirci Wege' Entweder bereiten wir die Revolution selbst vor, oder die Mas sen breckzen herein und lösen das Pro blem auf ihre Weise. Sie sind ja nie gelehrt worden, wie schwierig das Pro blem' sei, stets hieß es für sie.hungert, verzichtet". Der Soldat, der aus dem Schützengraben heimkehrt, frägt sich: .Hab ich mein Leben geopfert, um als Paria weiter "zu leben?" Das Recht zu sterben wurde gleichmäßig verteilt; sollen nun alle, die es genossen, nicht auch da? Recht zu leben erhallen? Die Jugend." so meinte Herr Eisner, ohne seine Popularität zu verlieren oder Widerspruch zu wecken, nicht einmal von den sonst so lauten Jungburschen, soll nicht unmittelbar politisch tätig fein. Ich beneide euch um eure Jugend, aber wcrs ernst meint, muß Achtung haben vor den Schwierigkeiten dez Berufes." Er der sichert uns, er selbst habe erst mit 40 Jahren seine erste Rede gehalten. Den Beruf der Jugend sieht er darin, die Sehnsucht nach Betätigung zu bewahren und zu kommen, wenn man sie zu einer Ausgabe ruft. Die Ausgabe, die uns heute gestellt ist. heißt Sonalismus". Die Massen jrnd -physisch stärker. Keine Macht wird sie hindern, ihr Recht zu fordern. Darum sollen diejenigen, welche daS Glück ha den, studieren zu dürfen, sich den Arbei ttrn nahern, nicht um sie zu' betrügen und ihnen zu sagen, ihre Forderungen seien unberechtigt, sondern um gemein sam mit ihnen sich um die schwierigen sozialen Probleme zu bemühen. Der Fehler des Bolschewismus besteht darin, das; er alles für zu einfach hält. In Deutschland müsse jetzt alle Sozialisten sein, ob sie wollen oder nichts Herr Eis ner, der selbst Eö.nalist bleiben wird, solange er denken kann, versteht unter Sozialismus. daß jeder Mensch und nicht seine Geburt über fein Schicksal entscheiden soll. Die sozialistisch? Wirt schaftsordnung ist bloß ein Mittel dazu. Ein Zuchthausstaat wäre kein Fortschritt, wohl aber eine echte produktive Demo kratie mit selbständigem Handeln, Ar Beilen und Denken. Diese Revolution läßt sich natürlich nicht mit Gewalt durchführen wie das Stürzen derAcgie rungen und Wegjagen der Monarchen, mit Maschinengewehren wird kein Hemd gewoben, und mit Giftgasen kein HauZ gebaut. Nicht Gewalt, sondern nur Ar beit schafft eine neue Ordnung. Eine Produktionswirtschaft läßt sich'nichj er zwingen und man kann nicht sozialisie ren. wenn alles zerstört ist. EozialismuS oder Chaos, iin drittes gibt es nicht! Sehr anschaulich schildert Herr Eisner die reich gewordenen Kriegs gewinnler. die den Aufenthalt im Thea ter zur Qual machen, die alle Bilder und Bücher mit Ledereinbänden aufgekauft, und gezeigt haben, wie der Kapitalismus entsteht und jedermann die Achtung da vor genommen haben. In Deutschland ist die ganze Intelligenz vom Untergang bedroht, eine gerechte Rache für das, was die geistige Elite verschuldet hat. Wenn ein wohlhabender Bllrgcrsohn studierte, so wurde ihm gesagt, er solle sich nur ein paar Jahre austoben. Wie würde man Über Verwahrlosung schreien, wenn eine derartige Mahnung Arbeiterlehrlingen erteilt würde. Die Leute aus der Straße 'sind verdrängte Intelligenzen. Eine Auslese der Massen fand nicht mehr statt nd.es blieben bloß Grafen da für di, Regierungen. Jeder, der tüchtig ist, soll im Staate helfen dürfen. Fruchtbar machung aller Kräfte, daZ ist Sozialis mus. Die Äroße Masse soll nicht mehr ausgeschlossen sein von der Teilnahme an den Gütern der Erde. Der Genius, der in jedem Kind steckt, soll sich entfal ten könen. statt im dritten Lebensjahr zu verkümmern. Wir stehen in der Wende der zeit. Die neue Jugend muß helfen bauen, muß sich loslösen vom Vergan genen. Ebrfurckt zeigen vor der Zukunft und daS Gewissen der Menschheit in sich lebendig mach n. Eigner über die Ncvolutwa , München. Dienstag bend sprach der gegenwär tig wegen de internationalen Soziali flenkongresseS in Bern weilende Mini sierpiäsident Kurt Eisne; in einer öf fentlichen Sozialistenversammlung über die Ziele der sozialistischen ianerischen Regierung, iibcr die Schwierigkeiten, de nen sie bei der TurZ,Iuyrung lyrer Po Zitik begegnet und äußerte seine Änfich . UN über die EozialilieriiNg. Einleitend schtIdkNk Kurt !kw die ersten revolutionären Vorgänge, in yern, inkdeiLnvere in Ä!unen. utt Eigner zrinneite z de Moigcu de 7,. November, welchem die Ausrufung der bayrischen Republik unmittelbar voran, gegangen war und an welchem die dem Landtagsgcbaude zuströmenden Abge, ordneten dasselbe von bewaffneten Sob daten umstellt fanden, welche die der, blüisten Abgeordneten nach Hause schick, ten. Der Redner sprach hierauf von der ungeheuren Wirkung.-, welche, der an die fcm Morgen gebildete Rcvokutionszug aus die Nichtrevolutionare Bevolkerungs schichten ausübte, die Übrigens cm keiner, lei Widerstand dachten. Wir haben, so führte Eisner weiter auö. mit den Bauern zusammen gewirkt; denn ohne diese, wäre es nicht gelungen, die neue Regierung zu bilden. Eine merkwürdige Regierung, in deren Mitte ein Mann steht, der eben auS dem GetangniS e kommen war, und was noch schlimmer war, er rgar nicht einmal Bayer; er war ein Beilmcr. Denn nur ein Sau preuße" konnte die Revolution leiten; Bayern war zu gutmütig. Die neuen Minister wußten zuerst, nicht, was si tun sollten. Einer dieser Minister i ein Schlosserqesclle. der vorher nicht ein, mal Parteibcamter war. Minister Auer ist ein ungelernter Arbeiter; daneben sitzt ein Schneider in der Regierung. Man schuf ein Ministerium für militärische Angelegenheiten, oder man kann auch ja, gen für die Konkursverwaltung der bah rischen Armee. Unser Kultusminister ist ein Voltsschullchrer, ein Feind des Kle rus. Einem richtigen Professor wurde daZ übertragen, von dem wir ganz genau wissen, daß er daran nichts kaputt macht, rtümlich das Finanzministerium, da wir in Deutschland keine Finanzen mehr ha den. Der frühere Eiscnbahnminister. einer vom Adel, der sich bewährte und der von der ZcntrnmSreierung weggejagt worden war, wurde wieder eingestellt als Berkehrsminister. ' Es ist nicht so leicht, bei un! zu regie ren. Es ist aber nicht so. wie man in den Zeitungen liest, daß alles drunter und drüber geht. Ich hatte die Aufgabe. Tag und Nacht aufzupassen, daß nicht irgend etwas Unangenehmes passiere. Wir regieren anders, als früher regiert wurde. Ich gehe selbst auf die Straße; früher schickte man die Polizü dorthin. Ist ein Krawall auf der Straße, so bin ich da, Tag und Nacht. Es herrscht in Deutschland unter dem Drucke eines vierjährigen Krieges eine Unterernährung, von der Sie sich keick Borsteliung machen können. Es herrscht allmählich die Geistesverfassung, die man Nicht mehr gesund nennen kann, ein anor maler Zustand der Erregung. Die So! daten hatten in den ersten Tagen der Re volution olle Zeitungsgebäude gestürmt und besetzt. Das durften wir aber nickt erlauben, da wir für di. Freiheit der Presse sind, Meine Aufgabe war es, die Preßfreihett zu schützen. Ich sprach mit den Leuten der Straße; sie gingen aus einander mit den Worten' Gute Nacht. Vater EiZper." Es kam auch vor, daß man mich als Schuft betitelte. Es ist nicht bequem, bei uns zu regie xen. Den Achtstundentag, den wir we nige Tage nach de, Revolution einfuhr ten. hclben wir Minister uns selbst noch nicht geben können. Wir. die provisori sche Regierung, die wir jetzt die Macht haben, wissen ja nicht, wie lange wir am Nuder sein werden. Wir haben nicht die Mehrheit, aber halten sie beinahe. Wir wissen nicht, ob wir uns durchsetzen kön nen. Und nun jritt die Frage der Umwand lung der Gesellschaft in der Richtung des Sozialismus an uns heran. Die sozia listische Regierung ist entschlossen, diese Umwandlung durchzuführen. Der So zialismus ist für uns kein Programm mehr. Wir brauchen nicht mehr über diese Frage zu diskutieren. Von uns verlangt , man Arbeit. Je näher die Dinge an unS heranrücken, desto mehr erkennt man die Schwierigkeit einer deut schen Verfassung. Wir denken gründlich darüber nach. Wie können wir aber so zialisieren, wo die Produktion darnieder liegt! Wir können nach unmittelbaren Erfahrungen die Frage auswerfen: Wie kommen wir zum Sozialismus? Dieser SozialismuS kommt, und daß wir ihn ehrlich wollen, Ist sicher. Aber wenn man von uns verlangt: Arbeitet", dann be ginnt die Schwierigkeit. Wir haben so eben die politische Revolution gemacht., Sie kennen We politische Revolution nicht. Eine politische Revolution zerstört und baut auf. Die soziale Revolution darf nicht die Produktion zerstören, fon dern muß sie umwandeln. Das ist die Frage. Die soziale Revolution nach dem Muster einer politischen Revolution wäre einfach Aneignung der Betriebe durch die Arbeiter. Wenn nun die Arbeiter einen solchen Betrieb haben, ist das So zialismus? Nein, das ist Massenkapita lismus. Wenn ich die Dinge in Ruß land richtig verstehe, so hat man dort den' Sozialismus nicht begriffen. Man hat gewissermaßen einen Kapitalismus für tS Volk gemacht Wenn ich den Profit unter die Arbeiter verkeile, vann wirr, der Ardeiter etwas mehr bekommen als früher. Aber daS Problem der Lohn knechtschast ist nicht gelöst. Der Sozia lismus kommt nicht dadurch, daß man den Kapitalismus totschlägt und avgc mein das Privateigentum wegnimmt. Im LreuzvrrhSr. ...Wollen Sie mir die Worte des An geklagten wiederholen?" fragte der An walt" den Zeugen. j Er sagt, er hzbe die Uhr gestohlen." .Rein, nein." unterbrach ihn der An walt, er gebrauchte doch nicht die dritte Person." Nein, denn außcr ihm und mir war keine' dritte Person da." .Tann sagte er wohl: . Ich habe die Uhrgestohlen.' .Mag sein, daß Sie die Uhr gstohlen haben, dann hat er's aber nicht verra ten." v, Mlanjellen 6tc Gcwiß. Mister Armstrong, ich verstehe Ihre hochgespannte Envartnug wohl. Ging es mir doch selbst so. als ich zuerst den Boden Indiens betrat. Aber glau den Sie mir, Sie werden noch manche Enttäuschung in,, diesem Lande der Dschungeln und Pagoden erleben. Nun, Lehrgeld haben wir alle zahlen müssen, und man ist am Ende noch froh, wenn man gut die HMe der Begeisterung angesichts der nackten Wirklichkeit in seine späteren Gefühle hinüberzurcttcn vermag. Doch sehen Sie dort nach der Stadt hinüber! Der Anblick ist wohl geeignet, die unvermeidlich fol gende Ernüchterung etnZ auszuglei chen." Der Sprecher, en ' Fünfzigc5 In der Oberstenuniform eines der ia Indien stcilionierten Infanterie Regimenter, drängte den neben ihm stehenden jun gen Mann, der zu dem leichten Ulster eine graue Reiscmiitze trug, näher an die Reling des Dampfers heran und wies mit der Hand über die belebte Was serfläche. Da lageir in malerischem Halbkreise die weißen Häuser Bom bays, jetzt von den letzten Strahlen der sinkende Sonne mit einem rosafarbc nen Schimmer überflutet, und ans den Wellen der geräumigen Bucht glitzerte es wie . von Millionen funkelnder Dia mantcn. ' Mit trunkenen Augen sog der junge Mann daS herrliche Lanvschaftsbild i sich ein, und wie schlecht verhehlter Zweifel klang es aus feiner Stimme, als er rief: '.Ich kann es nicht glauben, Oberst, dch dieses Märchenland so viele .Schattenseiten haben soll. Müssen die Menschen in diesem Paradies nicht En gel sein? Kann Falschheit und Hinter list hier gedeihen, wo Gottes Allmacht sich so wunderbar dem menschlichen Auge offenbart? Nein, ich glaube, Sie sehen zu schwarz!'' .Und doch geben die Tatsachen mei mn Behauptungen recht," entgegnete der Offizier, und mit einem leichten La cheln musterte er daZ vom Eifer gerötete Gesicht des jungen SckMärmers, dessen Bekanntschaft er während der Ueberfahrt von Glasgow nach Bombay, , wohin er von einem mehrmonatigen Heimatsur laub zurückkehrte, gemacht hatte. ' 'Die Clan Cumming" hatte mittler weile ihren Ankerplatz erreicht. Don nernd rollten die eisernen Ketten durch die Klüsen in die Fluten, und kaum war der mächtige Dampfer vor Anker, um gab auch schon ein Gewimmel von Boo ten und Fahrzeugen aller Art und Größe das Schiff. . Am Fallreep verabschiedete sich Arm strong von seinem liebenswürdigen Rci sebegleiter, der sich sofort in das Innere deS Landes zu seinem Regiment begeben wollte. ,'.. N .Wenn Sk bis , Mirzapore kommen sollten, suchen Sir mich einmal auf," sagte der Offizier freundlich, und mit einem schalkhaften Lächeln in seinen ersten graublauen Augen fügte er hin zu: Und denken Sie an meine Prophe znung, wenn sich die Enttäuschungen einstelle und zwischen Ihren Engeln auch einige Teufelchen auftauchen." Percy Armstrongs Herz schlug höher, als er am Pier das kleine Boot verließ und sein Fuß nun indischen Boden be trat. Trotz seiner Jugend war Arm strong bereits Teilhaber der weltbekann ten Reisfirma Jmmingham & Arm strong. Der andere Teilhaber, George Jmmingham, war ein älterer Herr, der die Beschwerden einer langen Seereise Nicht mehr ertragen konnte. Da aber zwei der Hauptlieferanten in Bombay ihren Wohnsitz hatten und eine persön liehe Rücksprache sich erforderlich machte, wurde Armstrong hinllbergcschickt. Percy war noch nie über England und Schott land hinausgekommen. Da er nun aber doch einmal unterwegs war. wollte er die Gelegenheit, , auch das Innere des Wunderlandes kennen zu lernen, nicht ungenützt vorübergehen lassen. Bon dem Eindruck, den ihm Bombay selbst bot, war er eigentlich ein ganz, ganz klein wenig enttäuscht. Vor ihm lag die Esplangde, eine der Hauptstra ßcn der indischen Handelsmetropole. Diese pomphaften Jndustriepaläste wa ren ebensogut in England zu Hause, und dieses Auf und Abfluten emcr in tcrnationalcn Menschenmenge unterschied sich kaum von dem täglichen Berkchrs bilde der Regentstrect-in London und doch schien irgend ein geheimnisvolles Fluiduin die Luft zu durchströmen und die Pulse rascher schlagen zu machen. Man fühlte eS: diese Stadt war nur eine Maöke, ein halbeuropäischcs Delo rationsjiück. hinter dem sich das wahre Gesicht dieses seltsamen Landes mit sei nen tausend Wundern und aber tau send Zeugnissen erstorbencr Größe vcr barg. ' ' , ; Langsam schleuderte Percy Armstrong die Esplanade hinauf, und endlich stand er vor einem durch schlichte Einfachheit auZgczcichneten Gebäude, an dessen Front in goldenen Lettern der Name .English Hotel" prangte. . Dieses Ho tel, das eines der ältesten am Platze war, hatte man ihm an Bord besonders empfohlen, und nachdem er den einstöcki gen Bau einer flüchtigen äußeren Mn skcrung unterzogen hatte, betrat er dle sckattiae Vorlialle. wo einige begneme Korbsessel unter großblätterigen Kübel- Palmen zu behaglicher Rast einluden. Ehe er noch recht zur Besinnung kam. eilte au! dem Bureau der Manager,-ein rothaariger, sommersprossiger Irland, auf ihn zu. Ah der Herr wünschen em Zim mer? Bitte, sich hier herein 'zu h mühen? Sachen noch an Bord? Sie können sich darauf verlassen, wein Herr, daß alles aufs pünktlichste besorgt wird!" ' Armstrong folgte dem .dienernden Manager Ins Bureau, und nachdem er sich in daß Fremdenbuch eingetragen h,itte, gab er das Verlangen kimd, für feine Weiterree in das Jnlano einen eingeborenen, mit den einschlagen Ber I Skizze aus Zndien von w. 5. Schmidt. Hältnissen bekannten Diener zu engagle ren. , Der Jrlander hörte ihm aufmerksam zu. unterbrach ihn aber zuletzt mit einer großartigen Ge te. Weiter nichts - Ich werde Ihnen sofort einen Diener besorgen. Gestatten Sie nur einen Augenblick!" Er lief auf die an der Hausseite be findliche Veranda hinaus und rief mit Stentorstimme: Wanjellcn!" Unter dem schützenden Verandavor sprung hatten sich einige Hindu gelagert. Rauchend und schwatzend stahlen .sie ihrem Herrgott den Tag. Bei des Man agerS Ruf hatte sich einer der braunen, schwarzhaarigen Kerle erhoben und stieg nun die Treppen zur Veranda etwaS sehr gemächlich hinauf. Der Manager vackte Ihn ohne Um stände am Arm und zerrte ihn vor Arm strong hin. , Hier, Mister Armstrong ich glaube, er wird Ihnen Zusagen Wanjellen Al lagialla kennt daS Inland und ist, so weit ich weiß, ehrlich und arbeitsam." Damit ließ er die beiden allen. Er hatte hier vorerst nicht mehr zu tun. Wanjellen zählte, ungefähr vierzig Jahre. Seiner Befähigung nach eig nete er sich wohl für den Posten eines Führers und Dieners, denn er hatte schon häufiger Offiziere und Reisende in das Innere begleitet. Allerdings war er mit seinen Herren bisher nicht recht zufrieden gewesen, weil sie niemals dem Ideal nahe gekommen waren, das er sich von seinem Herrn und Gebieter gebildet hatte. Dieser Jdealsahib" mußte nach WanjcllenS Dafürhalte fol gende Vorzüge haben: Womöglich mußte er völlig fremd im Lande fein und ebensoviel Hindostani verstehen wie Wanjellen Samojedisch! Dann mußte er ihm. Wanjellcn, die Einkäufe der Naturalien und die Beschaffung de Ausrüstung überlassen. Ferner durfte er in europäischer Ncugier Nicht immert wissen wollen, wie das Fleijch jo.schnell alle werden konnte, der warum daS Mehl schon wieder um ein paar, Anna im Preise gestiegen war. Der Sahib durste ihm überhaupt nicht so scharf auf die Finger sehen und, WaS die Haupt sache war, er mußte einen sehr guten Lohn zahlen, der zu der geleisteten Ar beit ungefähr im umgekehrten Berhält nis stehen durfte. Wanjellen vertrat also zweifellos daS selbe Ideal wie gewisse andere Dienst boten auch. Schweigend standen sich Herr ung Diener eine Weile gegenüber. Arm strong war von dem äußeren Eindruck des Hindus seht zufrieden, und er konnte gar nicht begreifen, warum ihn der Oberst so eindringlich -vor den ringe borenen Dienern gewarnt hatte. Also," nahm Armstrong die Ber Handlung auf. ich gedenke nach Erledi gllng meiner geschäftlichen Angelegen heiten in Bombay noch eine Reife inS Inland zu unternehmen. Wann könn tcst du deinen Dienst hei mir antreten?" Sogleich, Herr!" entgegnete Wanjcl len. Und wiediel verlangst du?" : .Fünfundvierzig Rupien monatlich!" lautete die Antwcst. Armstrong berechnete im Kopf, wie viel dies in englischer Münze war. und fand es, nach den Schilderungen feiner Bekannten, die Indien als ein teueres Land bezeichneten, nicht zu hoch. Gut, ich bin einverstanden. Du kannst deinen Dienst antreten, und übermorgen reisen Wir vielleicht schon." Sehr wohl. Herr!" Wanjellen machte so etwas wie eine schüchterne Verbeugung und trollte sich. Am folgenden Morgen stellte sich Wanjellen pünktlich ein, und Percy Armstrong hatte sich wir'l'ch keinen wil ligeren, bescheideneren Diene; wünschen können. Der Hindu las hm sozusagen die geheimsten Wünsche von den Augen ab. und Armstrong dachte nur immer kopfschüttelnd: Nein, dieser Oberst muh doch ein richtiger Pessimist sein! Er sollte meinen Diener kennen lernen. Ja dann !" Mit der Reise ins Inland wurde eS allerdings zu Armstrongs größter Ent täuschung in den nächsten Tagen noch nichts. Als er Wanjellen gegenüber am Morgen des dritten Tages die Ab sicht aussprach, nun endlich in das In ncre aufzubrechen, hörte dieser ihn mit , leidig verwundert an.. Ob der Sahib denn ohne Ausrüstung reisen wollte? Er kenne offenbar den, Schnee von Simla und die eisigen Nächte auf den Hochflächen nicht. Warme Kleidung müsse man habe und Tee kessel und Waffen und Zcltdecken , und noch hundert andere Dinge mehr, von denen Armstrong sich nichts hatte träu men lassen. Ob man die Sachen nicht nach und nach aus der eise einkaufen könne, wagte Armstrong einzuwerfen. Aber da verwandelte sich WanjcllenS mitleidige Miene in eine geringschätzige. Man sah es, der Sahib war wirklich roch ganz fremd in Indien. Im In lande sei alles doppelt r nein, zehnfach sa teuer. Er wolle dem Sahib die Sachen hier besorgen, denn er kenne die wohlfeilen Quellen, und Bombay sei billig! Das gab natürlich den Ausschlag. und der diensteifrige Hindu "bekam Voll mcht, alles Nötfge einzukaufen. Leider hatte sich Armstrong zu seiner Reise ein unglückliche Zeit ausgesucht, denn zufällig waren beinahe alle Ar tikcl, die Wanjellcn einkaufst, um einige Anna gestiegen. Armstrong stellte bald fest, daß die Summe weit größer wurde, als er angenommen hatte, und er beauf tragte daher den Diener, von weiteren Eintäufen vorerst abzusehen. Wanjellen verzog feine suszewors: nen Lippen, f.ig!e sich aber schweigend dem Befehl.. Ackt Tage waren vergangen, ehe sie iMich von Bombay aufbrachen. Die erste Staot, die sie lijsuchten, war Vhl- , Kerle. An dem Hotel, wo sie logierte,:. Iva ren'auch einige Offiziere abgestiegen. Die Herren befreundeten sich schnell mitcin ander, die Domestiken weniger. Die Diener der Offiziere behandelten Wan jcllcn nämlich mit beleidigender Herab lassung, weil Wanjellen nur einem gewöhnlichen . Kaufmann diente. Im Augenblick war eine flotte Prügelei im Gange, und Armstrong hatte Mühe, die Kampfhähne auseinanderzubringen. AbendS kam eS nochmals zu einem unangenehmen Zwisihenfall. Beim Aus packen seines Koffers entdeckte Arm strong nämlich, daß ihm ein halbes Du tzend silberner Löffel fehlte, die et ihrer schönen Arbeit wegen in Bombay ge kauft hatte. Sofort rief er Wanjellcn, dex ganz entrüstet war und dann, laut über die Unsicherheit in den . indischen Gasthäusern schimpfend, auf die Suche Nach dem Täter ging. Nach einer Wle kam er wieder zu ruck, in der Rechten triumphierend die verschwundenen Löffel schwingend, mit der Linken einen jungen, sich heftig sträubenden Burschen am Arm hinter sich schleppend. . - Der warf sich vor Armstrong auf die Knie, jammerte, hob . beschwörend die Hände und brach in einen Redestrom aus, von dem Armstrong kein .Wort der stand. Peinlich berührt blickte er auf den jungen Menschen nieder, der ganz außer sich zu sein schien. Durch den Lärm wurde auch der Ma nagcr, ein bärbeißiger englischer Hüne, herbeigelockt. Nun fing der Mensch noch lauter zu jammern, während Wanjellen mit erhobener Stimme be richtete, wie er den Dieb, der gerade daZ Gestohlene betrachtete, dingfest gemacht habe. Ein scharfes Wort aus des MenagerS Munde ließ die Diener derstummen. Er fragte darauf den Angeschuldigten ein dringlich aus, .worauf dieser wieder in eine Flut von Worten und Tränen aus brach. Was sagt er?" forschte Armstrong, der wie auf Kohlen stand. ' Weinende Menschen rührten ihm stets das Herz. Er behauptet, die, Löffel in einer Fensternische gefunden zu haben." Glauben Sie, daß dies möglich ist?" Der Manager zuckte die Achseln. Er schwört beim Barte des Propheten, nicht der Täter zu sein. Die Mosleme lügen dann gewöhnlich nicht. Es kann ja wirklich ein anderer der Dieb gewesen sein und die Löffel dort versteckt ha bcn.' Nun," meinte Armstrong erleichtert, dann lassen Sie den jungen doch laufen. Die Löffel sind ja wieder zur Stelle Damit war der Vorfall erledigt, und am nächsten Morgen ging die Reise wer-' ter. ' .!.:-. ' ' In BcnareS kauften sie Stahlwaren, in Agra goldene Stickereien, und in Delphi hatten sie im Basar hübsche ein gelegte Kupferarbeitcn erworben. In Agra vermißte, Armstrong eineZ morgens seinen goldenen Ring. , Wan jellen wollte, als er dies erfuhr, sofort einen Polizisten holen, aber Armstrong, der wieder eine Szene wie in Delhi be fürchtete, hindert ihn daraI, Er hoffte, daß sich der Ring, den er wahrscheinlich beim Wäschen abgezogen und verlegt hatte, schon wieder finden würde. , , Diesmal fand sich aber das Ber schwundene nicht wieder! Fast jedesmal, wennsie in einem Gasthofe übernachteten, verschwand, et was von Armstrongs Besitz. Den Tä ter ertappte man nie, obwohl sich Man hellen häufig auf die Lauer legte und einen fabelhasten Forschungseifer ent wickelte. Armstrong dankte seinem Schöpfer, daß er eine solche Perle von Diener gesunden hatte, denn ohne dessen Aufmerksamkeit Ware er gewiß schon bis auf seine Zahnplomben ausgeplündert worden. Ein unvorhergesehener Zwischenfall brachte Herr und Diener nach naher. Kurz vor ihrer Äbreise von Agra wurde Armstrong nämlich vom Fieber befal len. Tag und Nacht wachte Manien aus opfernd am Lage seines Herrn, bis die Krankheit sich gelegt hatte. Armstrong, der die heftig auftretende Krankheit nicht lannic, glaubte, Wanjellen habe ihn durch treue Pflege mindestens vom Tode errettet,-während es sich in Wirk lichkeit nur um ein leichtes Sumpffie ber handelte. Nun wurde das Verhältnis zwischen Herr und Diener ein beinahe freund fchaftliches. Leider waren inzwischen die in Delhi schon einmal vcrschwunde nc Löffel wieder abhanden gekommen diesmal aber endgültig. Das konnte nur geschehen sein, während Wanjellcn so getreulich am Lager seines Herrn ge weilt hatte und deshalb die Sachen nicht so streng beaufsichtigen konnte. Man beschloß, noch, einige Tage zu verweilen, bis Armstrong sich vollstän dig von den Nachwehen des Fiebers er holt hatte. Eines Morgens, als Armstrong dem Diner klingelte, kam dieser nicht. Percy kleidete sich an und bcgab sich nach Wan jellens Schlafraum. Hier bot sich ihm ein trauriger Anblick. Der Hindu lag in hohem Fieber; sein Gesicht hatte eine grünliche Färbng angenommen, und ein unstetes Flackern lag in seinen dunklen Augen. .Wanjellcn, was fehlt dir?" rief Armstrong erschreckt. .Ich werde sofort einen Arzt holen lassen!" Der Kranke klammerte seine Hand um seines Herrn Arm und flüsterte mit heiserer, belegter Stimme: Nicht nach englisch Doktor gehe.-.. Sahib! Guten portugiesisch Doktor holen. Ihm tut mir jetzt gut!" Armstrong hatte allerdings mehr Vertrauen zu seinen Landsleuten. Aber um seinen armen .Diener zu beruhigen, ließ er durch den' Hotelboten einen der zweifelhaften portugiesischen Doktoren holen.' Der Arzt lief; richt lange auf sich warten. Ein Blick auf die verzerrten Gesichtszüge de Kranken, dann fcküt telte er bedauernd den Kopf. Nicht mehr zu helfen, Miste, Armstrong - Cholcra. Der Wann erlebt den Mor gen nicht mehr!" Percy Armstrong war wie vor den Kopf geschlagen. Er hatte ku aZiVi dienstfertigen Hindu wirklich licbgcwoii neu, so wie man einen guten Kamera den liebgewinnt. Hatte Wanjellen vor her ihn gepflegt, wollte auch er jetzt da für ihn pflegen. Alke Einwände des Doktors, daß die Cholera eine im höZ, sten Grade ansteckende Krankheit sei. hielten ihn nicht ab. die Krankenwache an WanjcllenS Schmerzenslagcr zu Übernehmen. Oben in WanjcllenS Kammer schwebte der Tod mit schwarzen Fittichen, nd sein kühler Flllgelschlag streifte die sie dcrheiße Stirn des Sterbenden. ' Noch einmal richtete sich der Hindu mühsam in den Kissen auf, und kauni verständlich hauchten seine bläulichen Lippen: Sahib, noch eine Bitte! Brin gen Sie meinem Weib in Bombay mei nen Koffer. Es ist mein Ersparnis darin, und ich möchte den Koffer keinem anderen anvertrauen als Ihnen." : Gerührt versprach Armstrong,,, de letzten Wunsch deS Sterbenden zu er füllen. , . Eine halbe Stunde später hatte der Tod fein Opfer gefordert. , Armstrong betrauerte den Diener auf richtig, und er kam sich wie verwaist in dem fremden Lande vor. Zuerst sorgte er für die Beerdigung. , Dann ging er zu einem Steinmetzen in Goa und fo stellte einen Grabstein für den Dahingc schiedenen, der folgende. Inschrift tragen follte: Hier ruht mein treuer Diener Wanjellen Allagilalla, dem diesen Stein errichtete sein trauernder Herr und' Freund Percy Armstrong.", , Bis der Stein auf dein Grabe errich tet war, blieb Armstrong noch in Goa. . Dann aber reiste er auf schnellstem Wege zurück nach Bombay, um- fein Wanjellen gegebenes Versprechen einzu lösen. . . WanjellenS Weib wohnte in Maza gon, einem Teile Bombays, der Haupt sächlich von Portugiesen bewohnt wird. Zahlreiche Boardinghäuser befinden sich hier. Die Eingeborenen erhalten hier, sllr wenige Anna im Monat Aufenthalt für sich und ihre Angehörigen. Wenn der Mann Beschäftigung hat, sendet er der Familie das verdiente Geld, bis er selbst zurückkehrt und mit dem Besitzer des Hausks Abrechnung hält. - Percy Armstrong machte sich also auf den Weg nach Mazagon. Da er aber die Hafengrenze überschreiten mußte,' war er verpflichtet, die Koffer den Zoll behörden zur Einsichtnahme zu über geben. Daran hatte der verstorbene ;. Hindu wahrscheinlich nicht gedacht. ArgloS gab Armstrong den Schlüssel her, den ihm Wanjellen vor, seinem Tode übergeben hatte, und folgte den Zollbe amten in die weite Halle, wo die Ab ertigung stattfand. Wer aber beschreibt 'einen Schrecken, sein schmerzliches Er tauncn. als er zuoberst, sorgfältig-ein gewickelt, seine silbernen Löffel enideü. . .Dann hielt ihm der Zollbeamte den rn Agra verschwnudenen Ring unter die Nase.' Wanjcllens Koffer erwies sich bei näherer Untersuchung als eine uner , unerschöpfliche Fundgrube solch: Ge genstände, , die einst Armstrong gehört ; . hatten. Wütend klärte der Enttäuschte die Be amten auf, die lachend seine GcfchickU: anhörten. Solche Vorkommnisse schie nen hier etwas Alltägliches zu sein. Percy Armstrong aber begab sich zornbcbend in sein Hotel und setzte fol gendeS Schreiben an die Steinmetzfirma Gomez Perreira in Goa au : Entfer nen Sie, bitte, den Grabstein vom Grabe des Wanjellen Allagilalla. Er war ein an; abgefeimter Gauner." 5 Bei Perreira sah man sich zuerst er staunt an, wurde dann aber dieser, Schrulle des verdrehten Engländers", wie man ihn in Gedanken nannte, ge recht. Darauf richtete man folgendes Schreiben an Mister Armstrong in Bombay: Ihrem Wunsche entsprechend haben wir den Stein vom Grabe de? Wanjellen Allagilalla entfernt. WaS sollen wir damit anfangen?" Perreira & Co. warten noch heute auf eine Antwort, und Percy Armstrong ist auf dem besten Wege, ein ebensolcher Pessimist zu werden wie der Oberst. Zahlcnwunder". " ; Au! dem reichhaltigen , Abschnitt Zahlenwunder" des geistreichen Werkes Das Buch der 100 Wunder" von Ar tur Fürst und Alexander Moszkowski, , (Verlag Albert Langen, München) ent--nehmen Wir. nachstehende Siicliprobe. Das Fllrst-Moszkowskische Buch i'st.mit' fcincn Hundfrtcn derartiger Beiträge, eine schier unerschöpfliche Fundgrube für jeden denkenden Leser. Ein zweibändiges Druckmerk sicht in der 'Bücherei. Jeder Band ist nach Blät tcrinhalt 5 Zentimeter stark. Außerdem beträgt die Dicke der Einbände je Zcn timeter. Im Innern haust ein Papier wurm, der sich von der ersten Seite des ersten Bandes big zur letzten Seite deZ zweiten gradlinig hindurchfrißt. ES wird gefragt: wie lang ist der Weg, den der Wurm bei dieser Arbeit durchmißt? Man lege diese Frage zehn Buchmcn schen vor, und man kann daraus weite,?, daß neun von ihnen antworten werden: 11 Zentimeter. Aber der Papierwurm hat es sich bequemer gemach!; er bemä? tigt die ganze Reise in einem Zcutimct.r. Denn bei einem richtig fgrsteltten zxeibändigen Werk liegt die erjle Seite deZ ersten BandeS direkt an der hjir Seite bei zweiten, von ihr nur durch die Einbandtafeln getrennt. Unzählige Menschen, auch genug Gelehrie unter ihnen, durch deren Hände Millionen von Büchern gegangen sind, wissen dies nicht und sind sehr, erstaunt, wenn sie zum ersten Male diese Seitenordnung auf dem Büchergestell bemerken. Auch dct ist wunderbar. Nun wird ti gemischt'. fz!e Yn Borg!, tr'nn sie Gäste ettcaiUit and pth de Wei tffltjtfr - i