Tögllche Omaha Trinae t Line Heije Sa bet Sari .Nalional.Zeilung,') Olcfarnfcinbriirfr. Eine indische Fabel erzählt, daß einst t;.t Slkde vissc toflCUa, wie ein LK. ilunt ouiselie. Sie liefern sich zu einem fcia-fa hinführen und lebet betastete den Dickuter an einet einzigen Stelle. .Der 'epCiant ist wie ein Baumstamm", sprach der erste, der ein Bein in die Mnb gekriegt, .er ist wie ein Korb', urteilte brr zweite, der das Ohr erfaßt halte, der dritte verglich den Riesen mit einem Psluzschar. weil er nur die Stoß zafrne fühlte, und der vierte, welcher den Nllsscl. hielt, mit einer Schlange. Die Zabel warnt unö vor Einseitigkeit und vor einseitigen Urteilen kann man Über Haupt nickt genug warnen. Die Wider sprechenden Nachrichten, die wir während des Kriege erhielten, widersprachen sich deshalb, weil sie einseitig waren und auch mein Urteil über Deutschland wird die ' ,n Vorwurf begegnen müssen, trotzdem ich alles unternahm, was in drei Wochen überhaupt möglich war. Ich niste durch Baden. Württemberg. Thüringen. Sach !tn, Brandenburg, AleSIenburg. Broun, schweig. Hannover und Hessen, erster, zweiter, dritter und vierter Klasse, im T-Zug und Personenzuq, sprach mit Lehrern. Pfarrern, Aerzten. Handwer kern. Fabrikanten. Kaufleuten und Bau, ern. Soldaten, Unteroffizieren und Ossi zieren, wohnte in Großstädten wie 8er , Im. Nürnberg unö Magdeburg, in Kleinstädten wie Emmendingen, Strelitz und Hildesheim und in Dörfern, deren Namen ich vergessen habe, stand zwischen kampfenden Spartakisten und Scheide. Männern und vor dem nicht mehr kämp. senden Hindenburg, setzte mich an den "Tisch der Armen und an die Tafel der Stächen, in Wartesäle, Straßenbabnen und Barbierstuben, besuchte stürmische Wahlversammlungen und versäumte auch nicht, in allen Landesteilen die Zei fangen aller Schattierungen durchzule scn, von der Roten Fahne" und dem Galgen" bis zur .Deutschen TageZzei tung". Natürlich stieß ich auf die der schicdensten Meinungen, die ich als neu iraler Gast ruhig hinzunehmen und nicht zu kritisieren hatte. Eine Verallgemei. nerung ist nicht IeW. trotzdem kann ich zusammenfassend folgendes aussagen: Im Gegensatz zur Schweiz spricht m Teatschland kein Mensch von der Grippe. Ich kann husten, daß die noch ganzen oder gesprungenen Wagenfenster zittern, kein Mensch steht auf und sucht sich einen ndttn Platz. Die Grippe ist entweder abgetan oder tritt zurück vor wichtigeren Sorgen. Zu diesen gehören die harten Waffenstillstandsbedingungen, nament lich die Ablieferung der schönen Wasch! ton, die auf Nebengeleisen auf die Ab fabrt harren. Die größten Widersprüche werden laut b?rm Suchen nach einem Sündenbock. Die einen machen, auch ohne die Leit artikel der National-Zeitung" gelesen zu haben, den Militarismus, Luden dorff. Tirpitz. Wilhelm und Sohn ver an:morllich, die Arbeiter den Kapitalis .?S.,e. Alldeutschen die Juden, diese di: vollsverdummende Geistlichkeit, und ein ganz Gescheiter klagt sogar die Schule n. daß sie alle feineren Instinkte, und seelischen Kräfte erstickt und damit Schuld trägt an löer seelischen Verküm mcrung des heutigen Geschlechts". Kurz jeder sucht irgendwo, nur nie bei sich selbst nach einem Fehler. Daß sie gründ lich angelegen worden sind, darin sind wohl alle einig, auch behaupten sie, mi litärisch seien sie unbesiegt geblieben und die SÄvolution habe zu Stimmungsum schwang, Rückzug und Waffenstillstand geführt. Die einzige hiervon abweichende Ansicht ist die eines Mannes, dem man eigentlich eine Beurteilung der militari scheu Lage zutrauen dürfte, nämlich Delbrück, der in den .Preußischen Jahr büchern" schreibt: Kh Feldzug und der Krieg ist verloren' gegangen, nicht weil die Stimmung versagte, sondern die Stimmung versagte, als dit Truppen zu suhlen begannen, daß sie den Krieg nicht mehr gewinnen können!" Ich konnte nieine Staatsangehörigkeit nicht verlcug r.cn und wurde oft mit Fragen bestürmt, auf die ich so sorgfältig wie möglich ant wortete. Bon der Ausrottung der Ar meniei durch die Türken wußte niemand etwas, doch werden über diesen Punkt demnächst sämtliche Aktien des Auswär tigen Amtes veröffentlicht werden, welche die deutsche Regierung entlasten. Den Bolschewismus hörte ich, außer in einigen Straßen Berlins, allgemein verdammen. - . Leute aus okkupierten Gebieten äußern sich sehr anerkennend über die Besät zunzstruppe, namentlich über Englän, der mb Amerikaner. Flüchtlinge aus dem Elsaß sind allerdings nicht erbaut, doch beklagen sie sich wenig?! über die französischen Truppen, als über die feindliche 'elsäfsische Bevölkerung. Esse, nd Trinken. Während der drei Wochen meines Aufenthalts in Deutschland habe ich nie n Hunger gelitten, obschon ich mein Schweizerpakct mit Schinken und Scho koladk samt und sonders an Freunde i:nS Bekannte verschenkte, was mir bei i''elen zu einem früher nie genossenen Ansehen verhelf. Ei einziges Mal. in Z'assel, erhielt ich in einem bescheidenen Akstaurant auf die Frage, ob ich etwas eisen könne, die Antwort, ja, wenn Sie !53' mitgebracht" haben" Sonst wurde nvr überall für mehr oder weniger Geld ur" ohne daß besonders gute Worte rZ'.'i gewesen wären, meist auch ohne )l"sch!atfe, Speise und Trank vorge t. 7;le,sch wechselte mit Fisch. Kar wurden hie und da ergänzt durch Unicti iidei Nüßlisalat ohne Oel. r:"!.M F.ttmangel enthob mich der 't ZiW.i so langweiligen Abgabe ! ?tt arten. Als ich mich in Süd , i;iMiGfe wunderte, daß 1 och genug :i t'tm otie, hieß .es, schlimm steht es in '.lörddeutschland". Tort sah es aber - ! nicht Glimmer aus. Ti: Eintönig f;.;t Nahrung muß aus die Länge v"- 'UhUw ousuben, der ich mich recht :;a kiitZikye ourne, Lkazer NA na i.ilich die Frühstücke mit dem bitter P, -.ff.'t;rcf und fest er oder flüssigem i!öl.?ki;'dsch erhalt ich d nd drei .'.sueforSett dazu ti Tropfen durch die Deuljclje GepuSttK". '- Milch, etwas Juck im Schivarzwald. in Hannover sogar Butter, , und in Frankfurt Käse ohne Karte. Von einem Stück Torte mit Schlagsahne" In einem Berliner Hotel konnte ich nur den ersten Bissen verschlucken und auch dieser wirkt bei der bloßen Erinnerung wie ein Brechmittel. Gewiß gibt es Tausende von armen Leuten, die wirklich hungern, und Hunderttausende. denen ob des ein tönigen Futters der Appetit vergange ist. Man überlege sich folgendes: Auf dem Lande gibt eS mehr zu essen als in' der Stadt. I einer Zeitung las ich folgende Ilage: .ES fehlt überall an landwirtfchaft lichen Arbeitern, trotzdem jetzt viele tau sende Son Soldaten ohne Beschäftigung sind. So sollen eS in Ulm etwa 800 Soldaten vorziehen, bei dem Taggeld, das sie jetzt beziehen, die Uniform bei zubehalten und die .Beschwernisse" des Dienstes auf sich zu nehmen, statt sich als landwirtschaftliche Arbeiter zu mel den. Dabei hegt man Besorgnisse, daß die Feldbestellung notleidct." Ich könnte noch allerhand Erinncrun gen auftischen von Bratwürsten, Eier speisen, Huhn und Wildbret. Aber solche Leckerbissen gehören zu den Ausnahmen, und ich täte den Deutschen einen schlech ten Dienst wenn ich sie als Schlem.ner hinstellte, wo sie fg ungeduldig auf die Zufuhren der Entente harren. Sicher sind sie viel übler daran als die Schwer zer, obschon ich in unseren Bahnen weit weniger Butter auspacken sehe. Die glücklichen Besitzer gehamsterter Butter protzen gerne damit, wie andere Leute mit einer goldenen Uhr. und so wenig b.'i unS einer seinen Nachbar um seine Uhr bittet, so wenig tut es ein Deutscher feinen Mitreisenden um die zur Stfim getragene gehamsterte Butter. Spartakus. Ebenso ernsthaft und ebenso oussichiss los wie der Aufstand der Sklaven in Rom unter Spartacus erwies sich der Versuch der sozialistischen Minderheit, die in Berlin und in andern deutschen Großstädten so viel von sich reden machte. Ich weilte gerade in einem kleinen meck lenburgischen Landstädtchen. alS ick die. Kunde vernahm, Spartakus habe der sucht, diz Regierung zu stürzen, und habe eS fertig gebracht, mehrere Zei tungsdruckenien, den schlesischen Bahn Hof und die Pionierkaserne an der Köpe nickerstraße zu besetzen. Ich erhielt die Nachricht am 6. Januar, und am 7. reiste ich in neunstündiger Fahrt nach der Reichshauptstadt. Niemand wußte, ob der Zug bis Berlin fahren würde, und es hieß, die Gasthäuser seien alle gc schlössen. Es hieß überhaupt gar man chcs. Aber sagte ich mir wenn so viele Leuke nach Berlin reisen, warum sollte ich dies nicht auch fertig bringen, und richtig, abends halb zeh:r Uhr fuh reu wir in die Halle des Stettinerbahn, Hofs ein, wo unzählige Soldaten der Re gierungstruppen mit wichtiger Miene umherstanden. Da die Straßenbahnen streikten, standen zahlreiche Pritschen wagen auf dem Platz. An Pferden herrscht ja zur Zeit kein Mangel mehr. Ich kletterte auf einen kleinen Omnibus und fuhr in 'mäßigem Tempo stadlein wärts bis .Unter die Linden". Ich stand mitten auf dein Schlachtfeld, aber die Schlacht ruhte. Bewaffnete Truppen sperrten die dunkle Straße nach dem Brandenburger! hin ab, damit Spar takus nicht wieder gegen das Reichstags ebäude oder die Wilhelmstraße mit ihren vielen Ministerien vordringe. Spartakus war nur durch einige unent wegte Maulhelden vertreten, die große ren oder kleineren Gruppen nächtlicher Passanten der verschiedensten Art Bol schewismuS predigten. Hier schon hörte ich die widersprechendste;: Aeußerungen. Ich hatte den Eindruck, die Leute wär den sicb nie einigen, etwa wie wenn 1914 Deutsche und Franzosen miteinan der über Schuldfrage und belgische Greueltaten diskutiert hätten. Jede Partei warf der andern vor, angefangen und Blut vergossen zu haben. Viele Leute versicherten, betrunkene Regierungs truppen hätten Handgranaten unter die unbeteiligte, wehrlose Menge aewor fen, also Neutralitätsverletzung; aber im allgemeinen schien die Sachlage klar. Spartakus hatte und zwar mit Waf fengewalt versucht, die Macht an sich zu reißen, das war ihm nur zu einem kleinen Teil gelungen. Scheibemann, nachdem er siclBvom ersten Schreck erholt hatte, versuchte seinen feindlichen Bruder auf gütlichem Wege zum Nachgeben zu bewegen, schon um sich nicht den Vor wurf zuzuziehen, den er früher, als er noch nicbt das Staatsruder führte, der alten Regierung zu machen pflegte. Spartakus, der wie alle Fanatiker an den Sieg seiner Sache glaubte, war für keinen Kompromiß zu haben. Ein Diit' tel der Berliner Bevölkerung stand ja auf seiner Seite, und sei: e Agenten mel deten gute Erfolge aus Schlesien, Tus lelbors. Bremen. Braunschweig. Etutt gart und München. Ohne Zweifel war er der Mutigere, Konsequentere. Zielbe wußtere, wahrend der allerdings zahl reichere Gegner n der Wahl seiner Mit' tel schwankte und eö aus begreiflichen Gründen weder mit dem Bürgertum noch mit dem Proletariat verderben wollte. Schließlich, als alle andern Mittel ver sagten, holte Scheideman unter dem Druck der ganzen Nation zum Schlag aus. Zahlreiche Truppen waren schon argekommen, neue langte bestänbig an. Svartakul suchte deren Ankunft in Ber lu zu verhindern. Mächtig hallten Flin tenschüsse durch die nächtlichen Straßen. aver niemand wutzke genau, ob sie vom Lehrter ober vom Schlesischen oder An Halter Bahnhof herrührten. Niemand regte sich Übrigen! sonderlich auf, und wer hier Sensationen suchte, kam nicht auf seine Rechnung. Einmal näherte sich ein Menschmhaufe, eS waren aber nur die Leute, die vom Tbeaier nach Hause gingen. Es war 11 Uhr und Zeit, ins Bett zu gehen. So sprang ich denn wkder aus inen Omnibus, der zum Potsdamer Fabnhsf fuhr. Kaum stand ich wikde. ans dem Skraß'nxslsftcr. so fing sckon ring! um mich der eme wasntmnize Tchitßem an, S T:e Soldaten und Matrosen, welche d Straßen, die aus den Potsdamerplatz münden, besetzt hielten, entluden, vermut lich auf die Meldung vom Herannahen des gesiirchtkten Spartakus, ihre oelade, nen Flinten, und zwar ziellos in die Luft, was natürlich die Sache nur ge jährlicher gestaltet Nachdem ich die Lage begriffen hatte, tat ich, wal die an dcrn machten; der Nachahmungstrieb hat auch seine Berechtigung. Em Matrose und ein Soldat, b t unbewaffnet, kau erten an ciner Mauer, ich gesellte mich ihnen bei und mit dem tröstlichen Be wußlscin. daß die Schüsse jetzt nur noch von einer Seite her kommen konnten, wartete ich da Ende ab. Das Ende war, daß. als nur noch in weiter Ferne einige Schüsse knallten, ein Matrose mit blutender Hand auf einen SanitatI Posten zuschritt. .Schon war eine Rot kreuzschwester zur Stelle und legte ihm einen Notverband an. Ich hatte für den ersten Tag genug ind war froh, in der Nahe ein offenes Hotel zu finden. AIs ich schon im Bett' war. hörte ich immer noch in der Nachbarschaft Scbüss: fallen. Es liegt auf der Hand, daß bei einer derartigen Kriegführung viele Leute und leider gerade die unrichtigen getroffen werden, nrne Kugel ereilte zum Be, spiel eine brave Zeitungsverkäuferin in ihrem Kiosk. Andere verirrten sich in die Straßenbahnen und in Wohnungen, eine sogar ins Hotel Adlun", ins Zim mer eines amerikanischen Offiziers. Nie mand weiß überhaupt vorher. wi eine Schießerei beginnt. Sie beginnt da. wo ein paar Bo;? .nisten ans irgeud einem Versteck auf Soldaten, die auf der Straße stehen, zu schießen anfangen, die Soldaten erwidern das'Feuer, die Ku geln prallen an der Mauer ob und gehen dahin, wohin sie nicht sein sollen. ' Besuch bei Spartakus. Tonnerstag, den 9. Januar machte ich Spartakus in Berlin meinen Besuch. Das Komische bei diesem Krieg bestand darin, daß man erstens ungeniert aus einem Lager ins andere hineinspazieren durfte, und daß die Kriegführenden nicht voneinander zu unterscheiden waren, wenn man nicht fünf Minuten lang ihren geistreichen Gesprächen zuhörte. Im Spartakuslagek standen etwas mehr Matrosen und Zivilisten, ober zur Be stimmung genügte dies Merkmal nicht. Durch die Wilhelmstraße lenkte ich meine Schritte zum Brandenburger Tor und Reichstagsgebäude, das alles noch im Bereich ScheidemannS lag. Boshaft blinzelten die Mündungen der Maschi nengewehre auf die Straße hinunter. Aber alles war ruhig. Ich wandte mich nach dem Osten der Stadt. Vor den roten Ricsenbacksteinbauten des Raihau ses und des Polizeipräsidiums standen die Massen und diskutierten. Was die Spartakussektiere predigten, hörte sich wie alle Irrlehren sehr einfach an. Die Wahlen sollten auf keinen Fall statifin den dürfen, weil das deutsche Volk zü -wenig .usfjcklärt" sei und sich von der Bourgeoisie genau wie früher wieder ein seifen lasse. Nur eine kleine Minorität Spartakus, fci gescheit und folglich müsse diese regieren, wie in Rußland. Die Bolschewisicn seien nämlich viel besser als ihr Ruf, und aus der Nähe besehen schöner als aus der Ferne. Daß sie viele Leute umgebracht' hätten, fei richtig, aber da dies nur Bürger und baltische Barone seien, habe dies weiter nichts zu sagen. Ebert und Scheide mann feien die größten Hallunken und von der Bourgeoisie gekauft. Sobald je mand aus dem Zuhöreikreis andere, und zwar vernünftigere Ansichten äußerte, Wurde er niedergeschrien, er sei e!n Aent von Scheidemann und beziehe 30 Mark Pro Tag. Was ließ sich dagegen ein wenden? Vor der Anktante" hatten sie nicht Angst, die sollten nur kommen, die hätten ja selber Angst. Als ein epregter Bürger sich beklagte, daß das Bureau seines Leibblaties von Spartakus be setzt fei. wurde ihm geantwortet, er solle sich beruhigen, man wolle nur verhin dern, daß die Welt angelogen werde, die Blätter würden bald wieder unier Spartakuszensur erscheine Der Bür ger beruhigte sich aber nicht und fragte wie denn Spartakus entscheiden wolle. waS wahr und unwahr sei. Spartakus blieb die Antwort schuldig. Auch Frauen beteiligten sich eifrig an den Diskussio nen. zum Teil einfache Arbeiterinnen, ohne Hut, dann wieder eleganter ge kleidete Berlinerisch!, die auf die Of fizicre schimpften. Auch diese Rednerin nen sympathisierten mit Spartakus, ob schon sie wohl nie MarrenZ Schriften gelesen hatten. Dies einige Eindrücke, die ich erhielt. als. ich aus dem Aleranderplag von Gruppe zu Grüppe zog. Auf der andern Straßenseite spielten sehr unbeschädigt aussehende Kriegsgeschädigte auf ihren Leierkasten lustige Walzer. Hie und da kam eine Patrouille roter Garde und suchte die Massen zu vertreiben. Der Platz wird jetzt gleich jeräumt. Die Scheidemanner sind rm Anzug. Ich beschloff. ihnen entgegen zu ziehen. Unterwegs besah ich mir das königlickk Schloß und den Marstall. die so aus sahen, wie ich mir die Kathedrale von Reims vorstelle. Matrosen, die mit Pässen versehen waren, gingen durch daS Tor ein und aus, und ab und zu hielt ein Auto mit Vertretern der fpartakisti fchen Regierung, vielleicht Radek oder Liebknecht. Ich bin leider den Genossen nie vorgestellt worden. Beim Weiterae hen hörte ich nach kurzer Zeit Schüsse. und etwas später holte iÄ eine Truppe Zeldgrauer mit Gewehr, Stahlheim und Handgranaten ein. die zu beiden Seiten der Straße den Häusern entlang schli chen. Der Führer, gleichfalls im Stahl heim trug Zivilkleider, ofsenbar ein Offizier, der keine Lust bezeigte, seine unpopulär gewordenk Uniform durch die Straßen Berlins spazieren zu führen. Der Zug bewegte sich nach dem Zei tungZviertel. wo Spartakus bis auf die Zähne bewaffnet und mit Munition und Proviant ausgerüstet, sich auf eine lange Belagerung gefaßt mackte. An einer Straßenecke machte der Stoßtrupp balt iirb sichte in Haustüren Tecküna. Aus d'i orderen Tiraßenreihen stand, durch eine Häuserreihe geschützt, da! Publi kum und sah gespannt, wie die Sparta kuskugeln in die gegenüberstehende Straßenecke, einschlugen, in Mauer. Fensterläden und Scheiben, die ab und zu klirrend auf Trottoir sielen. Auf einem großen Umweg gelangte ich schließlich an eine Stelle, von der man die verwegenen Schützen beobachten konnte, wie sie vor dem Haustor deS MassengebäudeZ, hinter meterhohen Pa pierrollen ihre tödlichen Geschosse der schickten. AlleS. was ich biS jetzt gesehen hatte, machte mir, trotz der unleugbaren Gefährlichkeit, einen sehr dilettantenhas ten Eindruck. Je länger sich aber die Kämpfe hinzogen, desto zielbewußter ge staltete sich der Schlachtplan der Schei demänner. Eine Position nach der an dcrn sollte, mit möglichster Schonung der Gebäude, zurückerobert werden. Ich benutzte den Rest des Tages, mir duse Position anzusehen, lernte ich doch auf diese Weise BcrNn kennen. Zum Glück fuhren 'die Elektrischen wieder. Die Streikenden hatten famoS abgeschnitten, wie mir schmunzelnd der Kondukteur erzählte. Einige Schreier hätten immer noch weiterstrciken und mehr verlangen Wollen, er jedoch sei froh mit dein neuen Lohn und der neuen Arbeitszeit. Den schlesischen Bahnhof im SUdosten der Stadt erreichte ich erst bei Nacht. Die Frcischärler hatten alle Zugänge abge spurt. Schließlich gelangte ich aber doch auf den ganz in Dunkel gehüllten und menschmleeren Bahnhofplatz. Nur aus einigen Kneipen fiel LicM. Ich wagte mich in eine hinein. Zwei Matrosen spielten auf Geige und Klavier zum Tanz und die übrigen Genomen tanzten mit der Bedienung, ohne den einge drungencn Bourgeois im geringsten zu beachten. Hier herrschte in der Tat Freiheit,- Gleichheit unb Brüderlichkeit, von der ich schon so viel gelesen- und so wenig gesehen hatte. Aber mir wollte scheinen, als hätte sich schon eine gewisse Berzagtheit ,n den gestern noch so zuver sichtlichen Hezen eingenistet. Alexander platz und Polizeipräsidium, das Haupte quartier der Roten Garde, fand ich nach acht Uhr abgesperrt, nur die Trams wurden durchgelassen. Noch nie bin ich, in einer Stunde so viel-auf der gleichen Strecke Tram gefahren. Aber ich kam nicht auf Meine Rechnung, die sich auf ein paar Mark belief. Frierend standen die Barrikadenkämpfer, das Ge wehr an einer Schnur, den Lauf nach unten gerichtet, um die Schulter gehängt, auf den nächtlichen Straßen und moch ten wohl bereits ahnen, daß sie für eine verlorene Sache kämpften. Das Zei tungsöiertel, wo die Schießerei die ganze Nacht andauerte, fand ich von Regie rungsituppen abgesperrt. Die machten Ernst. Mir dauerte ober die Sache doch zu lange. Ich war todmüde. Berlin ist eben nicht wie Basel, wo man sich von einem Fenster , der National-Zeiiung' alle freundlichen und feindlichen Kund gebungen der Bevolkörung ruhig an sehen kann. So fuhr ich denn am nach sten Morgen nach der ruliigen und wohl tuenden, vom Geist des .Alten Fritz" be seelten Beamtenstadt Potsdam, wo es gerade aussah, als wisse man von allen Ereignissen auch nicht das Geringste. Ich sah wieder preußische Gendarmen, preußische Offiziere, von ihren Truppen gegrüßt, und fchwarz.wciß-roie Flag gen. Solche Gegensätze sind häufigund nickt immer so leicht zu verstehen, wie in Berlin und Potsdam. Hamburg ist scheidemannisch. Bremen spartakistisch. und zwischen Hannover und Braun schweig besteht der gleiche Unterschied. obschon die Doppelstadt Hannover-Lin den wohl mehr Industrie ausweist 'als Braunschweig. Ich kann mir die Sache nicht anders erklären, als daß die Per soinichkeit der Arbeiterführer, die den Ton angeben, in den Städten eine an dne ist. Trotz kleinen Putschen in Stutl gart und München kann ich ruhig be vaupken, daß die russisch-asiatische Giftpflanze Bolschewismus Spartaci auf norddeutschem Sandboden lediglich gedeiht, auf süddeutschen Hügeln aber viel schwerer. In der Schweiz sollte das Unkraut erst recht' auszurotten sein. wenn wir uns alle bemühen, unteren Garten davon rein zu halten. Wir sind, ja uffjeklärt" genug, um unsere Politik selbst zu senken und bedürfen keiner oft lichen Intelligenzen, um uns darüber be lehren zu lassen. Auf der Eisenbahn. Ein Reife, in Teutscbland otiiaUA lich etwa folalndermak,?!,? Am &,nit,r der Auskunftei fragt de Reisende, wie wie und wann er am best, nach Dings da reisen könne. Der übermüdete Be amte antirorte ihm kurz: Morgen früh 4,39 Versonen:na W s5nhns- Tort gibt es vielleicht 'Schnellivasver mno.ing! Aue anveren Fragen werben mit Asel,',ucken veanttreM. mir f,u chen einen Fahrkartenschalter und stellen un en oen Hwanz einer endlosen Reihe d.r Wartenden Der Schalter soll um V) ober 11 Ule aufgehen, es ist erst 9 Uhr. Tor mir steht ein Kauf mann in Uniform. Er behält diese an. um billiger reisen zu können. Bei ollen Reisenden erkundigt er sich nach den Nahrungsseihältjtissen in anderen Ge genden. Auch wich frägt er: .Wie ficht es in der Schweiz? Kann man da was rauskriegen?" Ich kläre ihn auf. mc! nes Wissens sei nichts rauszukriegen. Er notiert sich alle Ortschaften, von denen er durch andere Reisende vernimmt, daß noch etwS zu ergattern fei: Sehen Sie erklärt er darauf, ich habe näm lich einen Laden mit Kleidern und Schuh'n, die mir in der Stadt niemand abkauft, andercrfeit kzt meine kranke Frau keine rechte Kost mehr. Nun reise ich aufs Land binauS und tausche Le bensmittel gigez Kleidungsstücke ein. Geld mögen die Bauern nicht geben aber mit Butte'' und E'krn rücken sie eher heraus, wen se Schuhe nd Strümpfe sehen." Endlich geht' der Schalter auf. aber nicht der, vor wel cbem wir warten, sonder der neben siehende, alle? rennt hinül. Die Rei hmfolg- der Harrende.! ist dadurch ge stört. Da ich die Sache früh genug be merkte, erqalt einen besseren Platz und komme gleich dran. Jabrtarte nach Dingsda dritter Klasse" Werden erst morgen früh ausgeheber,, bemerkte die schnipp! sä,? Junger am Schalter. Mein Hintermann sieN die gleicke Frage und erhält die gleiche Antwort, , zeigt sich aber dv Situation besser ge wachsen. Wachen Sic mir keine Ge schichten, ich bin Solda' usw." Kurz, er erhält sein Billet. Am nächsten Morgen trete ic., sün, Minuten vor Ab, fahrt dcZ Zgl wudee an und werde belehrt, daß leine Fahrtarten mehr aus gestellt werden, weil de: Zug überfüllt sei. Ich kchre ins Hotel zurück und lege mich nochmals schlafen. Am folgenden Tag bin ich früher auf dem Platz, und das ist gut; denn niemand will meine Stuttgarter Bonknote annehmen. Man scheint gar nich. zu wissen, wo Stutt gart liegt. Heilige, Fortschritt, wie weit hast du uns gebracht! Wir treiben Tauschhandel wie die Wilden in Afrika und müssen un mit Geldschwierigke, ten plaze, wic zurzeit der Bernerbatzen und Baslcrtäubkein. Mit einiger Mühe eryc. .i icu schlicklic tco eine Fahr karte und mit größerer Mühe auch einen schlechten Platz im Zug. Obschon die Veute dichtgedrängt ,n den Abteilen und auf der Platform sihen und stehen und der Zug auf niemanden zu warten braucht, weil niemand Platz hätte, rührt er sich nickt vom Fleck. Erst eine yawe totur.d; nach da angekündigten AM eiilMitk' er sich endlich zur Ab fahrt, abr einer Aljahrt, die einen melancholisch stimmt. Wenn doch nur alle Maschinen ,ns Meer fahren wür den!" hörie ich einen alle Eisenbahner fluchen. Noch n! bab ich so lanae Ver, sonenzüg gesehen, kein Wunder, daß sie so iang'ai.1 durcez Land schleichen. Wa turn sie aber überall so lange halten, ist mir iw liar erworben. Die murr, fchcn Beamten gckn keinen Bescheid, llmsnst habe ich mir eine Zeitung ge kauft. Tic Lande ist zerschlagen und brennt nicht. Auch di. Fensterscheibe ist zerbrochen, ein Osiizicr hat mit feinem Mantel, ö'm Mantel ter Liebe, das Loch zug'deckt, damit sein Weib und Kind nicht frieren. Geheizt werden die Abteile nicht. Dafür fahren aber die Züge auch am Sonntcg und a'.ißcrdem leisten sich die Deutschen noch einige we nige Schnrlliüge. D bequemen Schwei zer fpiren Koble,'. indem sie Sonntags die Reise unterbrechen und nur in wohl geheizten Bummelzügen fahren. Er kältet habe ich m'ch übrigens erst in den warw'n Schwnzerzligc!, und gebe un bedingt der deutschen Kohlensparme thode den Lorzug. ' Nirgends fand ich e'n interessanteres' und gesptächibireS Püllilum wie auf diesen nicht enden zollenden Bahnfahr ten.' Nie fehlt der Pessimist, der den gänzlichen Untergang der deutschen Na tion, den Stcatsbankciott, den Frohn dienst, oder i-.n Bolschewismus und Hungertod kommen siebt, so wenig wie der Optimal, der mein,, wir sind gar nicht geschlagcr, ick, sass jedem Franzo scn ins Glicht. Die Sach: ist gar nickt schlimm usw.' Beiden antwortet zur Freude aller Anwesenr?!, ein Spaßoo gcl, der der ganzen Tragikomödie nur die lcmischc Seite abzugewinnen versteht. Einer dankbaren Zubörerschaft er freuen sich natürlich die vielen Solda ten, und Halbsoldaten. lnii ich die zahl reichen Männer bezeichnen möchte, die zum neuen Hut noch den alten etwaö umgkrempeltc:, feldgrauen Uebcrzicher tragen, der noch a- ie bewegten Zeiten erinnert. Dort in der Ecke sitzt ein ga,?Z I'.inger schwäbischer Matrose, der Von Wilh.ImZbafen in Urlaub reist. Er schildert d:n Abbruch der Revolution, wie die ausländischen Seeleute in die Kaserne cmdrangen, toi der er gerade Wache stand. Au' die Frage, warum er sie durchgelassen habe, antwortet er entrüstet: da? hett e scheene Gschicht gebe!" Der Junge meint? ferner, als Matrose sei man in Deutschland nir omds gerü gcfelen. ti Heike überall. die hätten am beste?- a.Itbt und am we nigst'ii gelüstet. Nelvn dem Matrosen sitzt ein Tankfahre?. dr mit beredten Worten di: Hcllenqual',, schildert, wel cke die scchZköpigr Mannschaft in der überhiliten beweglichen Festung, die mit einer Geschwindigkeit von 20 Km. in der Stunde über alle Hindernisse hinweg fuhr, ausstehen hatten. Seine An sicht geht dahin, die Tanks seien von den eulschkn ansang? unterschäb.t worden. Nachher sei e? zu spät gewesen, tüchtige Wagen herzustellen. Die brauchbarsten seien immer nock dieserigen gewesen, die man den Engländern abgenommen hatte. DaS Fr'iulein aeaenüber mill auch etwas zum Besten geben. Sie ar Cfitet auf der Zensurbehorde in Berlin und tuschelt geheimnisvoll von den kom promittierenden Akiensti'nen.. die Zekt unaushör'ich Tag und Nacht in Flam wen ausgel,en. Große Zeit und Mühe ersparnis für spätere Geschichtsforscher. Ein junger Hur. früherer Krieasinter niert,r in Bern und a'.S solcher bei der Gesandtschaft angestellt, reist wiederum in die Schweiz, wo man ihn immer noch nötig hat und ihm angettich' ß00 Iran lm für seine Dienste zahlt. Mit den an deren Intcrniertei' halle man ihn in seine Heimat gebracht, doch kehrt er lie ber zu den Frttöpfen der Schweiz zu rück. In Norddeutschlauo fehlte gliche Kon troll.. Jedermann stieg ein, wo er ,wollte. An d?'! Bahiiböfen wurde ein Fahrausweis des ' Scldalemals der langt, doch waren die Fahrkarten ach ohnedies erhältlich. Bessere Ordnung fand ich in Süddeutschland, namentlich auf der Rückreise, nachdem die Land tagsw.ihleu sanierend gewirkt hatten. j bei den ungeheuren Schwierig keilen der Lalndienst immer noch so durchgeführt wird, darf als eine her vorragende Leistii.iz der deutschen Be amte bezeichnet werden, und daß so wenig oder gar hm Unglückssälle ein treffen, hängt tiifleiAi mit der Tatsache zuftmmen. daß dr Alkohol fehlt. 5ei einem Wi.te wundermild, di war Ich jüngst zu Gaste." Ter Wirt war bis vor kurzem Kammerdiener dek GroßhenogZ. Seine dort erworbenen guten Manieren geben ihm einen eige nen Glanz von Liebenswürdigkeit. Aber nicht nur gute Manieren Hit er au! dem großherzoglichen Schloß in das vo ihm übernommene Hotel mitgebracht, sondern auch Sophas. Leinlücker. Spie g!l. Bilder, wal weiß ich. Als wir in der Residenz nlangten, lief alle? ins erfte Böhnhofhotel. Die Vorausstür wenden fans?n UntkNun'!. de ?cach tränzendk hatten das Nachsehen, die ? Untersten, unter denen auch ich mich be and. eilten inl zweite Gasthaus, wo eben der freigelassene Sklave, der Er laset des Großherzogs, das Gastrecht übte,' 'Er hich uns willkommen, sorgte für reichliche Essen und brachte uns auf den geerbten SophaS unter. Die geschilderten Verhältnisse sind Auknah wen; in der Regel werden wir bei der Ankunst im Hotel eine Treppe mit voll kommen abgenütztem Läufer hinaiifgc führt. Im Zimmer hängt ein winziges Handtuch und die Bcttücher, bisweilen Flickwerk lind Stückwerk, eignen sich nicht für unruhige Schläfer. Sie rei ßen zu leicht. Wohlmeinende Freunde hatten mix geraten, in Berlin ja in einem Hotel erster Klasse abzusteigen, um meines Lc bens sicher zu sein, zum Beispiel im Ho tcl Ablon, Unter den Linden". Nun wurde gerade in diesem Haus, während meines Aufenthalts in der Residenz ein gräßlicher Raubmord verübt. Ein Gast, der drei Zimmer gemietet hatte, er würgte einen alten Geldbriefträger und machte sich mit einer großen Geldsumme auS dem Staube. Geraubt und gestoh len wirb überhaupt unheimlich viel, im mcrhin weniger, als viele glauben denn nur die Tiebstähle werden gemeldet, n zählige ehrliche Handlungen findet man sclbstoerständlich. Obschon ich ins osfc nen Nucksack Butter. Zucker und Aepfel, sowie Woll und Baumwollwaren trug, ist mir weder an Bahnhöfen noch in Gast und Wirtshäusern das Geringste abhanden gekommen. Wahlversammlungen. - Spartakus hat eS nicht fertig ge bracht, die Wahlen zur 'Nationaler fammlung zu stören. Nachdem diese sich vollzogen haben, dürften die geordneten Juslaiwe nicht mclzr lange auf sich war ten lassen. Die Wahlversammlungen boten dem .Kuriositateniammler aller h:nd ausfallendes. Gemeinsam zeigten alle das Bestreben, den politischen Geg ner für das dicke Ende deS Krieges ver antmorllich zu machen. Die Sozial, sten hatten es insofern leichter, als sie den rechtsstehenden Parteien auch für den Ansang des Krieges die Schuld beimcssen konnten. . Konsersative Ber sammlungslester klagten mir, sie mllß ten immer in Aersammlunacn die Erw, dcrung hören, was ihr da sagt, ist ganz richtig, aber ihr seid es halt doch, die den Krieg ver chulbct haben!" Die Sozialisten verdanken also ihre Riesen erfolge weniger den Theorien von Karl Aiarz als der ungeheuren Erbitterung der Menge über die Nichterfüllung der all diese Zahre hindurch gemachten Ber prechunacn. Mit der gleichen Erbi le rung wie früher über das Perfide Äl bion", das treubrüchige Italien" und das deuischfeindliche Belgien" ent rüstet man sich jetzt über das alldeutsche Teutsa,land, obschon auch den andern ein Teil der Schuld bememessen wird, Ich wohnte unter anderem einer Bei fammlung von Professor Schücking auS wlamua, dem bekannten Paziniicn. bei. der die Worte Försters von der Solidarität des Verschuldens" zitierte. womit er sagen wollte, alle Völker Europas seien an diesem Kriege mit schuldig. Lauten Beisall erntete feine Rtde aber erst, als er hinzufügte, viel schuld falle allerdings auf Teutschlard. dessen unglückseliges Verhalten bereits aus der Haager Friedenskonferenz durch seinen Militarismus bedingt worden sei. ,e AdrustungZvorschlaqe Amerikas wurden von Berlin aus bekämpft und hintertrieben. Tirpitz hat eine schwere chuld aus sich geladen, denn sein sy sinn machte uns England zum erbittert sten Gegner. Das Auswärtige Amt sah dies sehr wohl ein. und noch im Frühjahr 1S12,richtcte es an den Kai ser eine Denkschrift und sprach sich ge gen die Flottenrustiingen ans; allein, der Kaiser horte nur auf Tirpitz. Und wo ist dieser Mann jetzt? Die Deutsche ageszeitung" erkundigte sich schon neu lich darnach, da eS ihr peinlich war, im mer von konservativer Seite zu hören, daß dieser Englandbesieger jetzt nichts mehr von sich hören lasse. (Zurufe: Sehr gut! Und Ludendorfs?) Der General, der Hunderttause,ii der besten Deutschen opferte, wo ist er, da er dem deutschen Volke Antwort geben sollte. warum dies alles so gekommen ist? Eine kläglichere oeigheit als diese Flucht kann, von einem Olsizier nicht gedacht wer den. Kümmerlicher, ?läglichkk ii ein stolzes System niemals zusammenge brechen (lebhafte Zustimmung). Noch 1012 konnte, man eine Verständigung mit England haben. Haldane, der in Deutschland studiert halte, und das deutsche Wesen hochschätzte, hatte alles hierzu eingeleitet. Aber es war die Po litik eines Wahnsinnigen, der sich mit al len Nachbarn verfeindete. Und so mußte der Weltkrieg kommen, in dem das Turchhalten den größten Unsinn bedeu tete .... Aber wehe dem. der solche Ge danken äußerte, er galt als Vaterlands Verräter und bestochener Agent dek fkiiidlichen Auslandes . , Man konnte dem Battrlande seine Zeit, fein G.'to und oll feine Kenntnisse opfern; wenn man nicht dabei auch zugleich Hurra 'schrie, balf alles nichts, man war ver däcktigl" (Sehr gut.') 1 ' DicS eine Stichprobe aus einer Wahl rede. Den heitern Teil bildete jcweilen die Tikusston, in der die Angegriffenen sich wehrten und etwaS Wasser auf ihre Mühle zu lenken versuchten. Ent weder war es ein Jude, der versicherte, scine Brüder seien ebensogute, wenn nicht bessere Deutsche als die blonden Germanen, oder eine Frau, die von der unbedingten Pflicht ihrer Mitschwestern sprach, sich so politisch zu organisieren, daß ihre Stimme in allcn wichtigen Fragen nicht überhört werden könne. Auch die Frauen schieben die Schulo am Krieg ihren Gegnern, d. h. den Man nern zu und versichern, wenn sie mitge rzdel hätten, wäre alle! anders gekom wen. Natürlich reißt sich jede Partei um die Stimmen der Frauen uns sie , bekommen in den Lersammlungireden mehr Kompliiente zu hören als i Pri Vatgesprächen, wenn vom Frauenstimm recht de Rede ist. Am meisten soll übr! glNs, so wurse behauptet, dS Zentrum vom Frauenstimmrecht profitiert haben, ouigerechnet die Partei, die sich dagegen sträubte. Im allgemeinen Verliesen die Bersammlng', wenn sie nicht von SxzrtslnS einberufen worden waren. . 'ruhig' und p.illamciitarisch, und unsere Jiingburschcn. welche kürzlich die Ver sammlung im MiisiksrZal störten, soll ten eine Zeit lang im revolutionärer Deutschland in die Lehrt gehen. A nahmen kamen vor. Einmal wäre durch eine Stinlbombe beinahe eine Versanisn liing gesprengt worden. Die giftigen Gase deS Krieges haben Schule gemacht. In einer Versammlung in Frankfurt stellte sich ein großes Tier, Oberlich ter, Stadtpräsidcnt oder elvaS ähnliche auS seiner Nachbarstadt seinen Wäh lern vor. Die Wahlrede, war ei Er folg. Aber am Schluß mußte er kon stalieren, daß ihm sein Pelzmantel im Wert von 800 Mark gestohlen worden war. Welche Partei wohl daran schuld ist? Bci Hiiidcilburg. Eine Stunde westlich von Kassel dehnt sich über einen bis 575 Meter an steigenden Basaltrücken der berühmte Pa.t von Wilhclmshöhe mit itm weit t.in leuchtenden Schloß, das zu den läng sten Gebäuden' der Erde gehört. Die Höhe wird gekrönt durch eine zehn Mc ter hohe Hcikulesstatue .von den Hessen der große Christoph' genannt. Allein in seiner Keule finden mehrere Perso nen Platz und können durch eine Klappe sich am herrlichen Nundblirk ergötzen. Wie Saul, der ausgezogen war, eine Eselin zu suchen und ein Königreich fand, ließ ich hei meinem Besuch in Wilhelmshöhe, der dem Herkules galt, diesen unbeachtet stehen und sah dafür Hindenburg. Nur um die Wartezeit einiger Stunden auszufüllen, hatte ich den Weg nach dem Niescngarten der Kur surften von Hessen gesucht, in dem vor etwas mehr olZ 100 Jahren "Jerome Napoleon zu sagen pflegte: Morgen wieder lustick". in welchem dann 60 Jahre später sein hoffnungsloser Ncsse Napoleon III., wie in den deutschen Schulbüchern zu lesen steht, über daS Wort Die Weltgeschichte ist daS Well gericht" dachdcnken konnte. Die Welt geschichte, oder meinetwegen daS Welt gcricht hat nunmehr das große deutsche Hauptquartier zu einem Schattendasein auf diesem historischen Boden verurteilt. Ein Nationalpark czlcichsam für die Ueberbleibsel deS deutschen Militaris mus. wie der von Amerika für die letz ten Büffel! In Kassel selbst stehen et wa sechs sttamme Regimenter, die kürz lich bei einer Demonstration für die Rc gierung Ebert-Scheidemann mit Offi zieren, Fahnen und Musik aufmarschier "len. Doch ich wollte erzählen, wie ich Hindenburg fand. Nun. auf die ein fachste Art der Welt. Ungefähr in der Mitte des zwei Stunden weiten Parks schritt ich bergan, da trat aus einem Sei tenweg ein Offizier mit einer Dame in die Hauptallee. Der Offizier, eine hohe .Erscheinung, trug einen hellgrauen Man tel, eine Tellermütze, einen breiten roten Streifen an der Hose, gelbe Gamaschen und Schnürschuhe, und ging an einem Stock-, auf den Achselklappen wurden beim Nähertreten die Marschallstäbe sich! bar. Das Gesicht mit anliegendem Schnurrbart, oder wie der Berliner sagt Anleihe", kam mir so, bekannt vor, wie das meiner frühern Schullehrer und ohne mich nur zu besinen. griff ich zum Hut und grüßte den großen Mann, den ein zigen Großen, über den ich wahrend der drei Wochen nie ein unvorteilhaftes Wort hatte äußern hören, der auch groß und fchön blieb, als die andern, klein und häß Ob sie ihn bewachten oder Äschützikn entzieht sich meiner Beurteilung. Da ich nicht zu den Schweizern gehöre, -die Beziehungen zu deutschen Militärkrei sen gepflegt haben, so stand mir auch nicht iu, htm Fcldmarschall auf die Schultern zu klopfen und ihn nach Rc Porterart auszufragen, und so muk ick befürchten, daß die Begegnung die für iiiiuj i!N!iiciq,n ein rreuviges Ereignis war, für meine Lcser herzlich wenig be deutet. WaS für Gesühle beseelen wohl den greisen Feldherrn? Sie mögen mehr Aehnlichkeit haben mit denen Napoleons Hl. als mit denen feines lustigen" On kels. Aber wie dem auch sein mag,' Hin denbura hat wenigstens das bat er durch sein Verbleiben zur Genüge bewie scn ein gutes Gewissen. Anderseits mun eine An gäbe keineswegs eine leichte stin. Das Rathaus in Kassel war der Schauplatz sehr lebhafter Verhändlungen, in denen Hindenburg klipp und klar er klären Mukte. dak di rüvrft ?,?,ss,i. 'lung in keiner Weife daran denk,, di. geaenkedoZutionä'ren Bewegungen zu un terstützen, solche Behauptungen seien bei. let Wahnsinn. Diese Verhandlungen be weisen, wie sehr der Feldmarschall gegen das Mißtrauen vieler feiner Landsleute sich zu wehren hat. Ich veraak ,u er wähnen, daß bei meiner Begegnung sm Park, zwei Detektive in einem Abstand von m Metern dem Feldherrn folgten. ,,e ii)n oewacyrcn over beschützten ent an Ii,c,nrr eurieiillNZ. Heimkehr. ufuoe ini3 voucr Eindrucke wie nack t L V f; .. . i i.j -r t . 7 : Lebt wohl schöne Bahnschgffneri,ien .in uitU''i .ui iu uic ju.iirme un. unschöner Uniform, lebt wohl Soldaten rät?, steht nicht mehr zu lange umher und kelirt bald zur Arbeit zurück. Lebt Wohl Butterhamstercr. denkt nicht nur uoct eilen macht seit". Denkt auck, neben ist seliger als nehuien." Leb wokl deutsches Volt, wo jeder tut WaS er Will und was der andere nicht will, erhol dich f l r irnnn'.f irnr m r , . . . . i . -r von Rausch nnd Katzenjammer. Hör t nicht auf die Sirenengesänge von Spar l takus. Arbeit allein kann T,tn PnS I wieder auf die Höhe bringen, yallerlst ff keine Schande, aber Liegenbleiben. E. G. An der Börse. Der New Yorker Neffe zeigt seinem Onkel vom Lande die Sehenswürdigkeit ten der Metropole: DaS hier, lieber Onkel, ist die be zähmte Rem Forker Effektenbörse. Dit Leute, die da unten i Saale herum lziifkn. sind die Finanziers. Bankiers und Makler." Die müssen schön müde werde. wenn sie fortwährend da herumlaufen. Wcshz.'i sejen sie sich nicht?" DaS i't zu kcftspielig: ein Sitz kostet ach'ztausend' Dollars." V