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About Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926 | View Entire Issue (Feb. 11, 1919)
?5Me OGsha TrMne i Der Fllsljllllgerungsliricg gegen Aeuljchööljmen. von Lesnlzard Adelt. (,i.uitt tutMoi; u. ov. Reichender, 13. November. Wer heute von Wien abfahren will, nmß sich darauf einrichten, den Bahnhof iU belagern. Tausende von Soldaten und kriegügefangcnen Russen sind am Nordbahnhof in- Polonäse angestellt, kampieren nachts auf der Straße und verhandeln ihre Ausrüstung an die Töchter der Leopoldstavt. Am Nord, westbahnhof ist der Zudrang weniger arg; es dürfen sogar, wenn noch Platz ist. Zivilpersonen reisen. Der Tages 'schnllzug nach Berlin ist aufgelassen, er Personenzug geht fahrplanmäßig ab. Die Klassenunterschiede sind verschwun den. Mannschaft und Ossiziere, alle ohne Watten und Rangabzeichen, sitzen enggedrängt und kairuradschaftlich ne bencinander. Sie sind verschmutzt und heiser: die Schrecken der zehntägigen Fahrt, mit den überfüllten Waggondä ehern und den vielen hundert Toten am Bahngeleis. zittern in ihnen nach, die Nähe der Heimat regt sie auf. Stockcrau ist die Grcnzstat' n Deutschösterreichs. Militärpatrouillen gehen von Abteil zu Abtei', untersuchen die Ruclsäcke und bcschlagnahmeiz Decken, Hemden und Tabak. Das größte Tabakpaket steckt die Wache gleich in die eigene Tasche und gibt es erst auf den drohenden Protest der Heimkehrer zu dem anderen Beute gut. In Budovice begrüßen Nazdarufe den einfahrenden Zug., Menschen und Häuser prunken in den großslawischcn Farben Rotblauweiß, die Waggons auf den Nebengleisen sind mit Tannen bäumchen und Papierschlangen aufge putzt, Fcststirnmung herrscht im ganzen tschechischen Land. Fortan sind alle deutschen Stationsnamcn weiß überstri chen. Die tschechische Gesandtschaft in Wien hat mir versichert, daß ich ohne Ausweis und unbclästigt in Böhmen reisen könne, und in drt Tat sind' alle Tschechen unterwegs Publikum, Mi liiar und Beamte außerordentlich höflich und geben bereitwilligst auf Deutsch Auslunft. Die musterhafte Ordnung des jungen staatlichen Betric bes beweist, wie gründlich sich die Tsche xfjen seit Jahr und Tag darauf vorbe reitet haben. , ' Die Erde, anfangs fett und schwarz, wird durr und gelb; mit Licbenan, dem ersten Orte Deutschböhmens, beginne Lehmäckcr, Wald berge und Fabriken. In Hcimersdorf kampiert tschechisches Militär in neuen blauen Mänteln hart am Bahnhof, bereit, nach Reichcnberg einzumarschieren. Acicheiiberg ist zurzeit die Landes Hauptstadt von Tcutschbohmcn. das sich von dem ehemaligen Königreich Böhmen lossagt und unter eigener LandeSregie rung an .Deutschösterreich angegliedert hat. : Das Ctadtbld deckt sich mit dem Stadlnamcn: eine Altstadt mit winkli gen Hügelstraßcn, ein reiches Villcnvicr tel und große Fabrikvororte. Vom go ' tischen Rathaus, hinter dem sich das Stadtlheater verkriecht, weht die . blaue Stadtflagge zwischen der schwarzrotgol denen und fchwarzweißroten Fahne. Auf dem Marktplatz davor umsteht die Menge Herren der Bonswehr mit, blauer Armbinde, heimkehrende Offiziere des Hausregimentes mit rotweißroter Farbe. Schüler und Schülerinnen mit schwarzrotgoldener Schleife, Arbeiter und Soldaten mit roten Abzeichen ein Personenauto mit aufmontiertem Maschinengemehr und ein Lastauto mit cirarischen Wäschestücken, die man den Plünderern wieder abgejagt hat. Die Tschechen, die sa,on eine ganze Reihe deutschböhmischer Ortschaften un tcr den verschiedenen Vorwänden mili tärisch besetzt haben, möchten gar zu gern ihre friedliche Okkupation durch die Besetzung Reichcnbergs krönen. Zwei mal schon haben sie der Stadt militä rische Hilfe gegen die Plünderer ange tragen, man hat dankend abgelehnt. Ein bewaffneter Sanitätszug läuft ein, an geblich um zurückgebliebene Russen auf zunehmen man ersucht ihn energisch, nach Prag heimzufahren. Da versuchen die Tschechen es mit einer anderen Pression. Deutschböhmen ist ein dicht bevölkertes Industrieland (es wohnen 70 Menschen auf einem Quadratkilometer gegen 9 durchschnittlich im übrigen Oesterreich) und infolgedessen außer stände, sich aus der eigenen Bodenpro duktion zu ernähren. In seinen besten Kräften dezimiert durch den Kriegs ausgang seelisch niedergedrückt und von den deutsch.östeneichischcn Konnationa lcn abgeschnitten, leidet seine Bevölke rung auch noch Hunger. Die Tschechen nutzen das für ihr Zwecke aus. indem sie Dcutschböhmcn Nahrungsaushilfe ver sprechen unter der kaum verhüllten Vor aussetzung, daß ii seinen Widerstand gegen -die Einverleibung in den tschechi scheu Staat ausgibt. Sie helfen ihrer Forderung durch die Behauptung nach, daß die Entente de, tschechischen Mission ganz Böhmen bindend zugesagt habe, und Pravo Lida' verlündet bereits tr! umphiccend .Deutschböhmens Ende". Die deutschböhmischen Politiker stehen indes dieser Behauptung skeptisch gegen über, da eine derartige Zusage mit dem Wilsonschen Grundsatz deS Selbstbestim mungsrechteS vollständig unvereinbar x'irt und die Entente gerechterweise 2', Nillionen Deutscher nicht versagen kann, a! sie den geographisch nicht zum böhmischen Cta?t oebör'qen Sloma kn und den 1,200,00 Slowenen zuge. standen hat. Seit vier .Jahrhunderten ist Nordböhmen rein deutsche Siev, lungsgebict: Franke waren inS Eger land, Sachsen elbaufwärts, Echtester nach Reichender, gekommen, und schon vorher hatte man Teutslbe zur Einfüh rung des Magdeburger StädtnechtS in böhmische Städte gerufen. Die schwa chen tschechischen Minoritäten beeinträch t-n den deutschen Charakter Nordböh lenä nicht; der tschechische Staat muß aus sie verzichten, wir umgekehrt auch die. Teutschen auf ihre mit Tschechen ver !i.;fji!eB Minoritäten und aus ihre Sprachinseln im tschechischen SiaatZge biet verzichten müssen. Ebensowenig darf ein unter der Aegide deS Völker bundeS entstandenes Staatswcsen die Gcbirgsgrenze als militärische Sicherung fordern. Begreiflich ist eö gewiß, daß der tschechische Staat nicht ohne weiteres auf die reichsten Industriegebiete und reichsten Steuerzahler des geographischen Böhmens verzichten mag. aber er muß es, wenn anders er nicht jene Grund sähe verletzen will, auf denen er sich selbst errichtet. Aus diesen Erwägungen glauben die Führer Deutschböhmens nicht an eine bindende Zusage der Entente. Vielmehr hat es ganz den Anschein, als ob die Direktive dahin geht. Deutschböhmen noch vor Beginn der allgemeinen Frie densverhandlungen zum Eintritt in den tschechischen Staat zu bewegen, da der nationale Ausgleich dann nur mehr eine innerpolitische Angelegenheit wäre, wo gegen andernfalls die deutschböhmifche Frage als internationale Rechtsfrage schwerlich in tschechischem Sinne zu lösen ginge. Die deutschböhmifche Landesregierung (Dr. v. Lodgman als Landeshaupt mann, die Reichsratsabgeordneten Maiz neeund Seliger als seine Stcllvertre, ter) ist auf die tschechische Zumutung natürlich nicht eingegangen, sondern hat Prag ersucht, die Nahrungsfrage unab hängig von der staatsrechtlichen zu be handeln, deren Erledigung dem Frie denskongrcß vorbehalten bleiben müsse. Die Tschechen haben darauf mit leeren Versprechungen geantwortet und hoffen weiter, daß der Hunger Deutschböhmen schon noch mürbe machen wird. In der Tat tun die Plünderungen in Friedland. Reichcnberg, Aussig und Töplitz-Schön au den Ernst der Lage dar, und vermal tungStcchnische Schwierigkeiten kommen hinzu, die Wirstandskraft ies Landes zu lahmen. Deutschböhmen war bisher ohne eigenen Verwaltungsapparat, und die meisten deutschen Beamten der Pro ger Statthaltern sind aus Aengstlichkeit auch jetzt dort geblieben. Es ist ferner bahntechnisch nur durch Nebenlinien in sich selbst verbunden, da alle Hauptlinien von Norden nach Süden laufen. Bei chcnberg insbesondere liegt ganz abseits, weshalb auch Aussig oder Leitwerk als Landeshauptstadt entschieden vorzuzie, hen gewesen wäre. Eigene Landcsdirek tionen für Eisenbahn, Finanz und Post und ein Obcrlandesgericht werden zur zeit aufgestellt. Der Papicrgeldmangel zwang die Städte Rcichenbcrg, Aussig, Warnsdorf und Schlucken zur 2lui gäbe von Notgeld. Eine Volksmehr mit acht Kronen TagcslLhnung. ist in Bil dung begriffen. Alles bewegliche und unbewegliche Staatsgut wurde von der Regierung für beschlagnahmt erklärt. Aber die nächste und größte Sorge bleibt doch die Nahrungsfragc. Welchen Entbchrungur die Bevölkerung Nordböh mcnS ausgesetzt ist. ist ja aufy in Deutschland bekannt geworden. Deutsch Oesterreich hat Hülfe zugesagt, kann sich aber selbst kaum helfen. So bleibt nur die Hoffnung auf das nahe Deutsch land: wenn es auch nr einen Teil des sen, was es Deutschösterreich zugesagt hat. ober infolge deS drohenden Ein Marsches der Ententenicht senden kann, an die böhmische Grenze schickt, so ist Deutschböhmen vor dem Untergange und für das Deutschtum gerettet. Technisch ist das um so leichter durchführbar, als die sächsische Bahnlinie bis Neichenberg, die bayerische bis Eger geht. Benötigt werden Mehl und Kartoffeln (vor allem die östlichen Jndustriebezirke). ferner schlesische Steinkohle, wofür Teplitz und Brix nach Sachsen, Eger nach Bayern Braunkohle liefern würden. Politisch sind alle Deutschböhmen. die ich sprach, eines Sinnes: Erhaltung ihres Deutschtums außerhalb des tsche chischen Staates, am besten und natür lichstcn im Anschluß an das neue Deutsche Reich. Bedenken hörte ich nur aus industriellen Kreisen, aber, auch da wären Möglichkeiten eines nicht zu opfervollen Ueberganges zu finden, und gerade führende Namen der einheimi fchen Großindustrie wie Liebig und Ginzkcy stehen auf dem Standpunkt, daß die deutschböhmifche Industrie der ichs deutschen gewachsen sei und sich deshalb bei entsprechender Rücksichtnahme in der ersten Zeit, neben ihr behaupten werde. Die sozialistischen Arbeiter, die den tschechischen Einwanderer als Preis drück ablehnen, erwarten überdies von einem Anschluß an daS Deutschland von heute eine Verbesserung ihrer Lebens läge. Niemals im Kriege habe ich außer halb der deutschen Ncichsgrenzen mit so viel Liebe von Deutschland reden hören als hier bei n Sudetendeutschcn. Mit Recht erinnert der Präsident der Reichen berger Handelskammer, Kirchhof, die Tschechen an ihre eigene Geschichte zum Beweise dafür, daß sich ein Volk nicht entnationalisieren läßt. Ein gewaltsg mer Anschluß Deutfchböhmens an den tschechischen Staat wäre wieder nur ein Provisorium, das die endgültige Lösung verschieben, aber auf die Dauer nicht verhindern könnte und bis dahin die ge fünde Entwicklung deS tschechischen Staates durch innere Wirren gefährden würde. Mancher Dichter voll Reklamen Gleicht dem Kuckuck laut Bericht; Er ruft immer seinen Namen Aber singen kann er nicht. TaZ ist der Fluch unserer Kultur: sie macht die Dummen nicht klüger und die Schlechten nicht besser, ober beide raffinierter. Wenn die Menschen sagkn. sie wün schcn sich den Tod, so heißt das meistens, sie wünsÜ!kN sich ein andere! Leben. " J 33eiTa abg'siürzt, cl! in' den Sumpf ö'retea. um einer Bluritt willen. Geburtenrückgang ynd v ' lbenscbenononomie. M Normative und entwicklungsgeschicht liche Betrachtungsweise stehen sich all unversöhnliche Gegensätze im ganzen Be, reich der Kulturwissenschaften gegenüber. Auch die nrnzeitliche Literatur über den Geburtenrückgang und seine Ursachen äßt sich wenn man von rein siatisti chen Untersuchungen absieht nach die en beiden Gesichtspunkten in zwei deut ich von einander abgegrenzte Gruppen teilen. Da politische Feindschaft und konfessioneller Streit in der Frage des Geburtenrückgangs ' ein geeignetes Kampfobjekt fand, stand die normative Behandlung des Beöölkerungsproblems. seine Bewertung am Maßstabe eines be stimmten religiösen, ethischen, kultu rellen .Soll' in der TageSliteratur im Vordergrund. Die Frauenbewegung halte alle Ursache, ihre Aufmerksamkeit besonders dieser Richtung zuzuwenden, die mit Anklagen und Forderungen an die vermeintlich an dem Uebel deS Ge burtenrückgangeS schuldigen Frauen nicht zurückhielt. ES ist selbstverständlich, daß Vorwürfe dort verstummen müssen, wo das einzelne menschliche Handeln als un vermeidliches und unentbehrliches Glied in der Kausalkette alles GchehenZ er scheint. Dieses Fehlen jeglicher Polemik zeich et die Schriften des Tübinger Gynäko logen'H. Sellheim und deS Wiener So ziologen Rudolf Goldscheid aus. die die Frage deS Geburtenrückgangs vom Standpunkt der. Entwicklungstheorie be handeln. .Beide Autoren bezeichnen sich als Schüler Herbert Spencers; beide be trachten ihr Problem als Einzclfall eines Gesetzes, das für die gesamte organische Welt gilt. H. Sellheim geht in seiner Schrift: .Produktionsgrenze und Geburtenrllck gang" von dem allgemeinen Naturgesetze der Erhaltung der Kraft" aus, das die Grundlage der sogenannten energetischen Betrachtungsweise der Naturerscheinun gen bildet. Alle Leistungen sind Ver brauch" des Organismus und als solche eine Art .Wachstum" zu nennen. Eigen Wachstum des Organismus Ist der Auf bau des Körpers in den Entwicklungs jähren, die Erhaltung bei Körperbestan des fürs ganze Leben. Demgegenüber steht die Fortpflanzung als Wachstum Über die Grenzen des Organismus hin aus. Die eine Art des .Wachstums ge schicht auf Kosten der anderen, daher ist die Konkurrenz zwischen Sclbsterhaltung und Fortpflanzung Grundgesetz der ge samten organischen Natur, das sich in der verschieden großen Fruchbarkeit von Ticrrafsen verschiedener Größe, in den ungünstigen Folge der Fortpflanzung für den Organismus des noch nicht aus gewachsenen Muttertiers, in der Stci gerung der Fortpflanzung bei Erleichte rung der Lebenshaltung offenbart. Die Konkurrenz zwischen Selbsterhaltung und Fortpflanzung wird beim Tiere wie beim Naturmenschen nur durch die natür lichen Anforderungen der Eigenwachs tumS bestimmt. Beim Kulturmenschen wird sie verschärft durch die besonderen durch die Kultur bedingten Ausgaben für die .Selbsterhaltung' im weitesten Sinn. Der Geburtenrückgang ist nach Sellheim eine Erscheinungsform der übermäßig gesteigerten Konkurrenz zwi fchen Selbsterhaltung und Fortpflan zung im modernen Wirtschaftsleben und als solche unvermeidliche Begleiterschei nung hoher Zivilisation. Vermöge seiner Fähigkeit zur Vorausbestimmung ist der Mensch imstande, die .unmittelbare' Konkurrenz zu einer .mittelbaren" zu machen, den Konflikt zwischen Selbst erhaltung und Fortpflanzung durch Re gulicrung der Geburtenzahl zu vermei den. Der Befürchtung? daß die Gefahr zu rückgehender Geburtenziffern durch Ler fchlechterung der Qualität der Bevölke rung verschärft werden könne, entsprin gen SellheimS Vorschläge für die Gestal tung der Mädchencrziehung. Es besteht ein merkwürdiger Unterschied zwischen der Geschlossenheit seiner theoretischen Darlegungen und der Unausführbarst feiner praktischen Pläne, seiner Belesen heit in soziologischen Werken und seiner Unkenntnis des heutigen Wirtschaft? lebens. Für ihn ist die Frauenbirufs frage eine .Jungfernfrage'. Er aner. kennt mit verständnisvollen Worten die Notwendigkeit, allen unverheirateten Frauen einen Erwerb zu schaffen, .so fern sie keine Rente zu verzehren haben'. Damit, aber die Frauen .nicht samt und sondcrS schonungslos der Gefahr des Verderbens fürs Forlpflanzungsleben ausgesetzt werden" und doch eine Berufs bildung nicht schlechter alS die deS Man neS" erhalten, will er einem Mädchen bis zum 20. Lebensjahre nur eine breite Allgemeinbildung zukommen lassen. Mit dem 20. Jahre ist sie in der Lage, die Hciralsaussichten zu übersehen". Hei raiet, sie dann nicht und ist sie auf den Konkurrenzkampf angewiesen", so kann sie vom 20. biS 23. Iah sich bequem eine Berufsbildung aneignen und im 23. Jahre etwa im selben Alter wie der Mann völlig vorbereitet in einen Be ruf eintreten. DaS 20jährige Mäd chen. daS feine Heiratsabsichten über sehen will', und die unverheiratete Frau, in der Vermögensbesttz den Schaffens drang erstickt hat. dürsten beide wenig erfreuliche Erscheinunasformeq weiblichen Wesens darstellen. Sellheim läßt nicht nur daS Problem .Beruf und Ehe" vök lig beiseite, sondern verschweigt un! auch, wie es anzustellen sei, um den Tausen den von jungen Fabrikarbeiterinnen, Dienstboten, Lehrmädchen, Verkäuferin ncn, Kontoristinnen eine breite Alkge meinbildung bis zum 20. Jahre und eine Berufsbildung bis zum 28. Jahre zu geben. Trotzdem auS diesen Mädchen die überwiegende Mehrzahl der künftigen Mütter des Voüd hervorgelit, bennru liigt er sich nicht über die sckwcre Frzll!na:beit in Wäschereien und Zieie Von 4)t Marie Verna. leien, die kurze Nachtruhe der, Die mädchen, das anhaltende Stehen der jugendlichen Arbeiterinnen oder Ber käuferinnen. Solche Gestalten ver schwinden Ihm vor dem Schreckgespenst der bleichsüchtigen Studentin. Diese kann allenfalls sofern sie aus begü tertem Hause stammt die von Sell heim gewünschten 1 bis 2 .Schonjahre' zwischen Abiturium und Studienzeit einschicken. Olive Schreiner hat in ihrem besann ten Buch die verschiedene Stellungnahme deS ManneS zur körperliche und zur geistigen Frauenarbeit in feiner Weise ironisiert: nicht daS Maß der Frauen arbeit; sondern ihre Form und ihr Er trag rufen die Besorgnis deS ManneS vm Frauengesundheit hervor. Vielleicht ober hat R. Goldscheid noch klarer ge sehen, wenn er in seiner Broschüre .Frauenfraae und Menschenökonomie' ausspricht, daß die Lngstliche Besorgnis um den Organismus der Kopsarbeiterin nen nur den Zweck haben könne, die Frauenbewegung zu dekapitieren". .Für die Entwicklung der Volkskraft und Volkstllchtigkeit ist nicht der organische Zustand, in dem sich daS kleine Häuflein geistig arbeitender Frauen befindet, ent scheidend, sondern daS Schicksal, das un sere Gesellschaft den breiten Massen kör perlich arbeitender Frauen zuteil wer den läßt'. . ' Goldscheid unterstellt die Frage des Geburtenrückgangs feinem Begriff der .Menschenökonomie", einer wirtschaft lichen Denkweise, die den Raubbau an Menschenkraft verhindert, den wertschaf senden Kräften neben den geschaffenen Werten größere Aufmerksamkeit schenkt. Der Naturbeherrschung des 19. Jahr Hunderts soll die Lebensbeherrschung dcS 20. Jahrhunderts folgen und eine neue Wirtschaftstheorie und Wirtschaftspraxis herausbringen, in der der Mensch in den Mittelpunkt des Interesses rückt'. Für Goldscheid ist die Frau praktisch die Schöpferin dieser, ein würdigeres Mcn schentum verheißende Menschenökonomik. An ihr vollzieht sich heute ein Jndivi dualisierungsprozetz. den wir in aller Entwicklung beobachten können: diB? deutung der Erhaltung des Individuums neben der Bedeutung der Erhaltung der Art nimmt ßu. Die Frau emanzipiert sich vom forzierten GattHgIdienst um Kräfte für die Kulturarbeit frei zu be kommen, und bringt daher nicht mehr die gleichen Geburtenziffern auf, , wie bis her. Diese sinkenden Geburtenzisfern aber, unvermeidliche Begleiterscheinungen steigender Zivilisation, werden die Kul? jurvölker zwingen, alle jene Jnstitukio nen auszubauen, die unentbehrlich sind, damit .die Frau ihren generativen Auf gaben mit geringstem Kraftaufwand und höchsten Nutzeffekt nachzukommen ver mag'. Nur durch Menschenökonomie werden sich in Zukunft Bevölkerungsüber schlisse erzielen lassen, vnd diese Entwick lung gereicht dem Weibe zum großen Bortet Denn je ' mehr das Weib in feinem Gattumzsdienst entlasset wird, ohne daß der jeweils erwünscht Bevöl kerungszuwachs ausbleibt, je mehr die Staaken,. eine von Fritz (Berliner Tageblatt.) Ganz nahe bei Spaudau, das mir Frank Wedekind einmal mit den Worten vorstellte: Ich warr in einerr Stadt, die ist noch scheußliche als Berlins' ganz nahe - bei demselben Spandau steht jetzt eine der besten und freundlich sten Siedlungen, in der dieser Sehn süchtige einer schöneren Zukunft gewiß daS teuflische Grinsen gelassen hätte, mit dem er die Gegenwart zu quittieren liebte. ES ist die Gartenstadt Staaken. die Tausende von Seelen auS der trüben Enge der Fabrilstadt befreit und aus Bewohnern von Kammern und Küchen an dunklen Höfen Besitzer von Wohnun gen macht, die auS hellen Fenstern auf ihren' Garten sehen. Besitzer: denn wenn sie ihre Miete zahlen, eine Miete, die niedriger ist alS die geringste in der Stadt, so kann sie und ihre Nachkommen niemand von ihrer Stelle treiben. EZ war daS unschätzbare Verdienst des ReichsamteS des Innern, diese menschen freundliche Siedlung für die Arbeit der staatlichen Munitionsfabriken geschaffen zu haben. Und eS ist nicht der geringste Teil dieses Verdienstes, daß man sich nicht mit dem praktischen Erfolg begnügt hat, eine Wohnung von Stube. Wohn küche, Küche und Bad. Stall und Garten schon für etwa 18 Mark monatlich bic ten zu könne, sondern daraus gesehen hat, daß die Stadt eine behagliche und eine schöne Stadt sei. auf deren gute Form reichere und selbst reiche Gemein Wesen mit Neid blicke müssen. Dieses Resultat, die Vereinigung äußerster Sparsamkeit mit höchster Gefälligkeit, hat die Kunst dcs Architekten Paul Schmitthenner erreicht. Er Hot bewie sen. wa! freilich schon oft bewiesen wurde und doch niemalz geglaubt wird, daß Schönheit nichts kostet, und daß eS nur unbelehrbare Torheit ist. wenn Bauten, die billig sein müssen, deshalb auch haß lich und öde sind. Niemand, der durch Staaken wandert, wird auf die Idee kommen, daß hier l lcS auf daS genaueste berechnet werden mußte, daß der Baumeister enger gcbun den war als durch den Geiz dcS gering sten Bauspekulanten. Diese ganze Reck ncrei mit Zentimetern und Pfennigen ist zunächst erledigt worden. Dann aber bat der Künstler innerhalb der gcsllkjten Bedingungen so frei geschaltet, daß sie ihm eher Hilfe als Hindernis waren. Wie denn überhaupt, im Gegensatz zu der falschen. Lehre von der absoluten nutzlose Kräftevergeudung der, Frau bei der Fortpflanzung sich verringert, desto leichter wird die Vereinigung von Mut terschaft und Beruf. In dieser sieht Goldscheid daS Zentralproblem dcS mo dernen Frauenlcbens. nach seiner wir! schastlichen sowohl wie nach seiner kul turellen Seite. Ohne die Möglichkeit der wirtschaftlichen- Selbständigkeit durch Berufsarbeit ist die Frau Zeit ihre Le benS dazu verurteilt. Parasit am Manne zu sein. Die Freiheit der Persönlichkeit ist aber daS höchste Gut des Menschen; um diese zu erringen, muß die Frau die. Gefahren, die mit der Berufsarbeit fkir ihren Organismus, den Gattungsdienst und die Entwicklung d Familie der bunden sein können, auf sich nehmen. Freilich nicht für immer. Goldscheid sieht in dft weiblichen Berufsarbeit nur ein notwendiges Durchgangsstadium im gesellschaftlichen Entwicklungsprozeß des weiblichen Geschlechts. Weder die inter nationale wirtschaftliche Konkurrenz noch die seelische Konstitution des Man nes gestatten uns heute .den Luxus einer nur ihrer Familie lebenden Frau". Es wird eine große Leistung sein, wenn wir die Frau wieder dem Hause werden zurückgeben können aber der Weg dahin führt über ihre politische und bürgerliche Gleichberechtigung". Die Um? gcstaNung der Wirtschaft durch den ma schinellen Großbetrieb hat die Frau auS den, Haufe getrieben; nur die mit aus reichenden Rechten ausgestattete Frau wird sich das Haus auf höhcrem Niveau wieder zurückerobern können. Diese rechtlich geschützte Frau muß aber ein ihrer Rechte bewußte Frau sein; sie muß Rechte habe,?, die in ihrer eigenen Kraft verankert sind. Diese Erweckung der Frauen zum Bewußtsein ihrer Rechte und Pflichten leistet die organisierte Selbsthilfe der Frauen", die Frauenbc wcgung. die, wie alle Selbsthilfe, irgend einmal durch organisierte Staatshilfe: das Zugeständnis erweiterter Frauen rechte abgelöst werden muß. Von dem Widerspruch zwischen Erhd,' hing der Art und Erhaltung des Jndi viduums ausgehend, erkennt Goldscheid in der unvermeidlichen Kulturerscheinung deS Geburtenrückganges einen mächtiaen Förderer der Menschenökonomie". Diese gereicht vor allem der Frau als Men schenproduzentin zum Vorteil; sie begün stigt die Vereinigung von Beruf und Ehe, der ersten Station auf dem Be freiungswege der Frau, der sie in kom wenden Zeiten um neue Rechte und Pflichten bereichert, wieder zu ihrem Hanse zurückführen wird. Man mag sich die Frage vorlegen, ob dieses Zukunftsbild nicht vielleicht nur im sozialistischen Staate Wirklichkeit gewln nen könne, und ob die Sehnsucht vieler Frauen, objektiven Werten sich hinzu geben, dabei Erfüllung finden werde. Dankbar aber können wir immer sein, wenn in dem Tagesgeschwätz mit seiner Furcht vor dem Werdenden eine Stimme sich vernehmen läßt, die unbekümmert um das Tagesziel des Kampfes auf die 'Mög, lichkeiten einer Zukunfhinweist, die aus der Not der Gegenwart 'erstehen kann. Hartenßadt. Stahl. Freiheit des "Künstlers, die das unselige 19. Jahrhundert aufgebracht hat, Be stimmtheit der Aufgabe den Schaffenden immer fördert. Für den Architekten ist es geradezu ein Unglück, wenn der Bau platz für ein Haus oder eine Siedlung latt wie ein Blatt Papier ist. Dann kommt die Reißbrettbauerei von selbst, d,urch die unsere modernen Städte so langweilig geworden sind. Es kommt nur darauf an, aus den Mängeln Vor zügk zu machen. - Die Enge der Bedingungen, die sol chen Siedlungen auferlegt sind,, wird nur dann gefährlich, wenn der Baumei stcr sie nahe annimmt, wenn er ihnen zum Trotz darauf besieht, die Romantik alter Städte oder die Freiheit dörflicher Anlagen nachahmen zu wollen, weil er das künstlich findet. Der wahre Bau künstlcr wird das niemals tun. Er wird wissen, daß diese neue Siedlung keine Anlehnung verträgt, daß sie weder mit dem Boden frei wirtschaften noch mit den Formen, nach Laune wechseln kann. Eine gewisse Kargheit wird ihr immer anhaften müssen. Jede Verschwendung in diesen Dingen schädigt den wichtigsten Zweck. DaS Haus muß örtlich und als Form in Reih und Glied stehen, nd selbst dem Wechsel in den Einzelheiten sind enge Grenzen gesteckt. Wer nur mit Fensterrahmen und Tllrdrllckcrn auS der Einform herausgehen wollte, müßte sich mit schlechterem Material und schlechterer Arbeit bgenügcn. t Das Wort Einform braucht nicht zu erschrecken. Es ist nämlich keinesfalls nötig, daß in einer größeren Siedlung nun wirklich immer dasselbe HauS mit denselben Einzelheiten wiederholt wird. Schmitthenner hat sich auch daS Maß der Freiheit errechnet. Die besondere Form eineS TürdrllckerS macht sich bei 200 Stucken bezahlt.' So konnte er bei einem Bedarf von 1000 Stücken schon ohne Nachteil fünf Formen zur Auswahl stellen. Und ebenso hat er mit füns Haustypen gearbeitet, die sich von selbst ergaben, da jetzt auch verschiedene Typen von Wohnungen notwendig sind, von den kleinsten, die zu vieren in einem Haus verbunden sind, bis zu den groß ten, die ein ganzes HanS allein ausfül len. So gibt es Häuser, die an daS stattliche Bürgerhaus der Biedermeier zeit erinnern; sie randen in breiten leider allzu breiten Hauptstraßen. Andere aleicken alten Giebelbäurn. wie man sie in noiddeuischen Klcinstäd .'T-Tvr.'r i i i i rr-T.TjT Transport. j r Von Karkernst Knah in A V,A.Sl,l,i A A. A, Jk Ein Fremdwort decke die Furchtbarkeit zu. Denn ferne fei der Gedanke, dakz diese Einrichtung fürk deutsche Leben kennzeichnend werde. Die Entfernung bis Gießen beträgt 100 Kilometer. Als eS noch keinen Voll zugsrat, wohl aber schöne, tüchtige Tf Zöge in Deutschland gab, war das eine Angelegenheit von anderthalbsiündiger, bequemer Fahrt. Zur Zeit aber, o bejammernswerter Zeitcnsohn, wird' demobilisiert, und Kohlen sind so selten, daß man sie dem nächst nur noch als Schmuckstcine in Eokdfassung wird tragen können; und die guten Lokomotiven will Frankreich haben; die schlechten Lokomotiven aber sind das ist eS eben schlecht; ein lahmer Hund schlägt sie an Leiftungs fähigkcit. Und deshalb dauert eS bis Gießen sechs Stunden. , DaS Lahntal ist schön auch im Winterherbst. Aber man hat von der herrlichsten Gegend nichts, wenn eZ Nacht ist. ' Auch im Zuge ist Nacht, denn eine Be leuchtung gibt es nicht. , Keine Beleuchtung nicht?" sagt der Zugführer und fällt prasselnd, aber höf lich über sechs Soldatenbeine, aber ge Witz gibt'S Beleuchtung. Bloß, wissen Sie, hier ist die Lampe kaputt." Daß der ganze Zug dunkel ist, liegt lediglich daran, daß alle Lampen ent zwei sind. j . Stille. Ab und zu glüht eine Ziga rette, flackert ein Streichholz auf. Ver siummt ist Deutschland von Kriegsgc ten findet. Ein gemeinsamer Ehaakter, die diesen Gegenden eigene letzte Einfach heit. hält sie zusammen. Aber die Ab wechslung der Typen läßt doch keine eigentliche Einförmigkeit aufkommen. Und es kommt dazu, daß alle fröhlich be malt und viele mit freundlichem Grün bewachsen sind. ' Diese Abwechslung innerhalb der Einheit wird noch erhöht durch die Für), rung der Straßen. ! Nicht etwa, daß jene willkürliche Unregelmäßigkeit hier zu finden wäre, die fast noch schlimmer ist als die papierne Geradlinigkeit. Nein, wo keine Bedingungen des Terrains zwangen, ist die Anlage rechtwinklig. So ist der, wenn man so sage darf, monu mentale Kern der Siedlung, der auch durch daS Material, schönes Backstein maucrwerk, sich heraushebt. Erliegt natürlich ungefähr in der Mitte und umfaßt zwei Plätze, d Kirchplatz mit der Kirche und. gegenüberliegend, den beiden Schulen und den Marktplatz, des sen unteres Ende diese Schulen ecken, während die ganze obere Seite das große Kaufhaus einnimmt und an der Nord feite der Saalbau stehen wird. Diese Gruppe wirkt sich nach allen Seiten geradlinig aus. Nun aber zieht sich im Westen der Siedlung ein Grünstreifen hin, auf einem Terrain, das als Bau land nicht zu benutzen ist, und die Grenze dieses Terrains läuft von Nordwest nach SUdost. Die Längsstraßen des Viertels laufen parallel, und die Querstraßen sind so gebogen, daß sie sie rechtwinklig schneiden. Dadurch entstanden, indem der Baukünstler gern dieser Besonderheit des Bodens nachgab, leichte Abweichun gen von der Geraden, und sogar schwe rere. wo das Viertel der rechten Winkel mit dem Viertel des Kurven zusammen stößt, und damit Gelegenheit zu freieren baulichenLLsungen. Zu den Plätzen, den großen Straßen und den schmalen Wegen treten noch Durchgänge, die zu bequemerem Verkehr durch die einzelnen, von den Gärten aus gefüllten Baublocks führen. Besonders nach der Schule führen solche den Weg verkürzende Steige mit Spielwinkeln und hübschen Durchblicken, an die sich das Heimatsgefühl heften kann. Dadurch wird die Heimlichkeit der Siedlung gesteigert, .die ebenso wie durch das Aeußcre der Straßen auch durch ihre Namen bezeichnet wird, die wie in unseren alten Städten aus der Situa tion entwickelt sind. Da gibt es einen Eschenwinkcl" und Straßen Zwischen den Giebeln". Am krummen Weg". .Am kurzen Weg". So hat diese Gartenstadt, von einem Willen geschaffen, mehr Abwechslung als die modernen Städte, in denen jeder auf eigene Faust und gegen den Nach barn baut, und die recht eigentlich auf Buntheit aus sind. Und das gilt auch für die Einzelheiten. Man geht durch gerade, breite Straßen, man wandelt in kurvierten Gassen mit bewegten Linien, dann wieder zwischen grün bewachsenen Häusern oder an Reihenhäusern vorbei, vor denen bunte Bauerngärten liegen. Immer gibt es Unerwartetes. Auch im Einzelnen. AlleS ist mit Liebe dirnhge bildet: eine Türe, eine Treppe, ein Blu menfenster zeigen niemals die 'abscheu. liche Trivialität, die alle modernen Massenquartiere, auch die-herrschaftlich, sten. diesen Dingen zu geben pflegen. DaS ist Staaten, mit dem fein Er bauer bewiesen hat. daß wir alle unver glcichlich viel gesünder, wärmer, schöner leben können als nun die Menschen feit langer, langer Zeit leben. Denn die Ge nossenschast auf Grund deS Erbbau rechtes, die daS ermöglicht, ist ja nicht nur illr Arbeitersiedlungen möglich. Staaken ist kein Ende, sondern ein Anfang. Eine unabsehbare Entwicklung wird folgen und muß folgen. Freilich schließt sich an diese freudige Sicherheit heute leider die schmerzliche Frage nach dem Wann.-Bei der Lösung Staaten waren wir angelangt, als der Krieg ausbrach. Die Lösung, die jetzt vorbereitet wird, heißt: Oeffnung der Keller und Dachwohnungen, die vor zwanzig Jahren als menschenunwürdig gsschlossen wurden. ', , .TTTTVTJTlTTynC' 4 i)l ler .Vossischen Zeitung". II; M A A ii A A JtMJkAZA schichten und der gerilWÜL! QJZ chigkeit der .großen Zeit'. In Nacht und Winterkälte hält ein Volk den Atcn, an vor dem Schicksalsschlage seiner nach sten Stunden. Ein junges Mädchen sagt: Sind Z Franzosen oder Amerikaner, die hierher kommen? Und niemand antwortet. Es ist auch kalt; denn aus jener Ecke pfeift der Nachtnebel kalt herein. : .Da ist eine Scheibe verbogen." er klärt ein junger Infanterist mit huben haftem Grinsen. ' . In Gießen nächiet eine Division auf den Bahnsteigen, in den Wartesälen, den Gängen, den Unterkühlungen, den IRt benräumen. ES kann auch eine Armee seinT'schein! mir.' Der Haupimann, der den versprengten Zivilisten bevaterk. stellt fest: eS sind nur etwa 2000 Mann. Kommt Such noch ein Zug für Zidi listen nach Berlin? Nein, keiner. Aber es sollen ' zwe! Transportzüge kommen. Sie haben Schnellzugsfahrplan, sagt der-Mann mit der roten Mütze; er ist vergrämt, unwirsch, verstört. Auf welchem Bahnsing? Er weilz eZ nicht.. Wann? Er weiß ti nicht. Nie mono weiß etwas. Um 2 Uhr nachts kommt der Zug. Er soll sofort weiterfahren. Hundert von Soldaten nisten sich in. ihn, wie Bienenschwärme im Stock. Der Zug fährt nicht ab. Eine Stunde, zwei, drei Stunden. Es wird vier, und eS wird fünf Uhr. Der Zug sieht, während der nächtlich Bahnhof von Pfeifsignalen, schnauben den Maschinen, schwerfällig rollenden und dumpf aufprellenden Wagen, von Stimmgewirr und verworrenen tönen den Befehlen widerhallt. Es dämmert. Der Zug sieht noch. Weshalb? Niemand weiß es. Gegen g Uhr fährt er so unbegründet ab, wie er unbegründet die Nacht hin durch gehalten hat. Dieser Schnellzug braucht zwölf Stunden, um sich bis nach Kassel zu schieben. -Er hält fast ninalö auf einem Bahn, Hof. aber iminer sechsmal zwischen zwei Bahnhöfe. Er steht mehr als er fährt. Seine Tätigkit besteht im Anrucken und im Bremsen. Jedesmal, wenn er 200 Meter aufenthaltsloS durchrollt, werden alle Menschen im Abteil lebendig,- fröhlich, hoffnunMreudlg. , Jedesmal, wenn er hält, fallen 2k sllrchtunge trübster Art., ' Ein Sach kennet erklärt fest und zuverlässig, da fz wir eine Woche bis Berlin brauchen werden. ' ' " ; ' Stunden gehen : hin.' Morgen ' und Abende schleichen inZ LandTage der sireichen. , Wir sind immer noch jn fzes. sen. Die Strecke wird dir unschöne Schauplatz menschlicher Notwendigkeiten. Zwischen Bahndämmen verfließt das Leben. '- ' Der Rücken wird lahm. Die Glieder werden taub. Einförmig zerkauen die Soldaten ihr Brot. EnPörung erhebt ihr Haupt. Ein Landwehrmann steht auf. klopft bedächtig die Pfeife auS und spricht: Wenn daS nicht, anders wird, wird nichts übrig bleiben, als daß wir einmal nachsehen, wo! die Brüder draußen mit uns spielen. Vertreter gewählt. rauZ an die Maschine und erklärt: Jetzt fahrt ihr los, oder es passiert ein Ding!" Aus einmal, hinter, Söttingen. , am : dritten Tag rasselt der Zug eilfertig ivS. Er nimmt dreiHaltestellen ohne Stock ung. Er stürmt Oschersleben. überrennt fast Magdeburg, kümmert sich kaum um Brandenburg und saust au .Potsdam vorbei zum Zoologischen Garten in Ber lin, als habe er niemalz seine Bcstim mung als Beförderungsmittel btxfannf. Er weiß in der norddeutschen Ebene I' nichts mehr von dem Tohuwabohu irr südlicheren deutschen Breiten. ' Von der Wiener Oper.' ' Franz Zchalk, der neue Lciicr icl Wiener , Opernthcat.ers, der früheren ' Hofoper, sprach bei einem Empfang der Presse über sein Aktionsprogramm": Orchester, Chor und Ballett solle in Zukunft künstlerisch und materiell auf eine moderne Basis gestellt werden. Bei der Auswahl des SolopersonalS ist selbstverständlich nicht an Anfänger ge dacht, sondern an starke und große Ta lente," Hier proklamierte Schalk eine Abkehr von der Agenten-Wirtschast. In. dem er sagte: .Diese Kräfte sollen nickt von unternehmungslustigen Impresarios und Managers aller Art mißbrauckt. sondern frühzeitig und rechtzeitig fü? unser Kunstinstitut heraniezogeg ten den. Allen Guten. Jungen und Neue sollen unsere Tore weit osfcnstehen. Es darf nicht mehr der Grundsatz gelten, daß einheimische Autoren erst anderZwo Erfolg haben müssen." Die Direltion denkt hier zunächst an Bittner, Kicnzl, Schrekcr. Schmid. Weingartmr und Kornaold. Dennoch soll kleinliche Lo kalpolitit" dabei vermieden werden. In der allernächsten Zeit soll noch PsitzerZ Palestrina" herauskommen; Blttncrs Musikant' wird wieder ausgenommen. Für die nächste Spielzeit hckt sich dz Theater daß neue Werk von N!i7d Strauß- .Die Frau ohne Tchatt? ' (2?it von Hofmannöthal) vlittl, n