' T""v M Wie der Zuftmmenbruch kam. "X Lberspannte Bogen brach. TaS Cutstchkn der Arbeiter und Eoldatenrätc. Ohne viel Blut, vergießen vollzog sich die Nevolution. Probleme der Gegenwart und Zukunft. Im Beiner Bund' vom 10. Duzem bei findet sich die nachstehende Schilde rung der Enftoidlungeri und Wirrnisse, die seit Beendigung deZ großen Krieges in Deutschland herrschen und die den Lesern einen übersichtlichen Einblick in die ungeheuren Schwierigkeiten bieten, mit denen dai deutsche Volk in dieser schweren Zeit zu kämpfen hat. . . . ' ' I. ' ' .- Die Niederlage. M! Jede Hoffnung aus Erfolg mit militärische Mitteln geschwunden war, suchte die oberste Heeresleitung, Heer und Land dem Verderben zu entziehen, indem , sie die Reichsregierung ausser bette, die sofortige Einstellung der Feindseligkeiten zu erwirken. Die Regierung gehorchte und erklärte, m den- Waffenstillstand zu erhalten, die Annahme der sogenannten Wilson schcn Prinzipien im Voraus und fege samt. Tann stellte sie sich, in neuer Zusammensehung, dem Wolke vor und rechtfertigte ihren plötzlichen Schutt mit einem neuen Geiste. Sie gab große in 7iere Reformen als Unterpfand, verheim lichte,, daß der Heerführer die Waffen . ruhe gefordert hatte, ließ die meisten : Persönlichkeiten der- alten Richtung un angetastet, hatte die fast einstimmige Billigung der Wortführer der offent lichen Meinung das Volk fah in all dem das offiziöse Eingeständnis der ' Niederlage. y Niederlage ist ein furchtbares Wort für ein Volk, das jahrelang mit Begei fterung, Erbitterung und Verzweiflung alle seine Lebenskraft in den Kampf ge gen den besten Teil der Welt gelegt hat. das weder auf Hilfe, noch Freunde rech net, auf den Edelmut der Gegner finge wiesen ist und nicht an ihn glaubt, we der der Schuldlosigkeit derGegner, noch seiner eigenen traut und in bohen Wor Jen nur Vorwände für die überall gle! tfen Instinkte vermutet. Das deutsch : : Welk erwartete HarteWaffenstillstands lxdinaungeg gemäß dem Beispiel, das t selbst gegeben hatte nicht ganz fo dort, wie sie dann gestellt wurden und einen harten Frieden, das heiß! den , gerechien Frieden des Siegers nach altem europäischen Muster. Es hörte mij trü bem Verständnis die neue Botschaft von feiner politischen Mündigkeit, von dem ..Vertrauen in Wilson und dem künftigen Bund der freien Völker und gleichen und friedlichen Lebensdcdingungen. T!e.Aoiaediungene Verurteilung der yjyfaKoi, Mittel und Ziele des deutschen Krieges, welche die Annahme der Wil fonfchm Prinzipien in sich schloß, machte a,if das deutsche Volk wenig Eindruck. Es 'konnte ja auch nicht auf einmal auS d'n Gidankengängen lzeraus, die ihm ge luüfitl toarea. Dazu fehlte Zeit, Mate, xicil und Ueberblick. Für es bestand in i'r Niederlage, in der fruchtlosen Aus i:;;hing des Volkes die Hauptschuld der Treiber und Verlängere! des Krieges. Vielleicht wäre das Bild der Nieder loge noch kein' genügender Grund gewe seit für die Umwälzung, die nun folgte. Hienigstens für das deutsche Volk nicht, das geistig und körperlich überanstrengt,, kalb verhungert, halb verblutet, allmäh lich in dem Friede die Erlösung vom größten Uebel sah, selbst wenn er das Schicksal deZ Besiegten brachte. Es gab aber Leute, die von einer ae waltigen letzten Anstrengung des ganzen Zo.m, von einer Natwnalverteioigung sprachen, für den Fall, daß die Gegner entwüroigende Bedingungen stellen soll ten. AIS ob das Voll sein LetzteS nicht schon langst hergegeben hätte, als ob da r..d, daß die berste Heeresleitung dem Friedensschritt der Regierung beige pflichtet hatte, nicht erwiesen wäre, daß nichts mehr zu hoffen sei! Es ging fcsJ 'Gerücht, die Flotte sollte zu einem 5'gantischen TodeZkampfe eingesetzt wer den. Die zahlreichen Eolöaten und Wehrpflichtigen im Lande fürchteten, nochmals kämpfen zu müssen. Ta brach der überspannte Bogen. Bevor noch die Bedingungen der Was f:imir)e bekannt geworden waren, er folgte der Aufstand der Matrosen und übertrug sich mit der elementaren Wucht einer Explosion auf sämtliche Angehö t'je der Wehrmacht auf deutschem Bo Itz u. Ter Ausstand der oldaten. Itt Aufstand erfolgt, nicht unier abrung der Offiziere, sondern gegen l.t Offiziere. Es ist der Aufstand des c"vun Mannes, in dessen Hand die 'LVfea sind.- Wo immer in Deutsch la.'.o Militär, stand, bildete sich Solda t'iräle. Ihre Organisation ist dorläu n Lkat, kaum in größeren Landesbezir k n, geschweige denn im Reich zentral! s Bestrebungen zur Ausau,menfzf Ijvq sind im Gange. daS Durcheinander l;, t'xt noch fthr groß. Ueberall ist die Ui sachliche Wacht li den Soldaten. r.!,n denn Maschinengewehre nur noch :-r. 21? 'Jen der Soldaten botmäßig sind. VI 'ji't 'N Teutschland keinen Offizier rr-l-r. der als Vorgesetzter anerkannt ; : ohne daß er sich zuvor dem souve t.. So'datenrat unterwerfen hat und u: ihm feine Kompetenz zugeteilt oder l '; erhielt.. Anscheinend ist ti auch er- t't Front so gesangen, ab dorr l ' i die Erfordernisse M Dienstes, t z tOmsrfijc, der Lebenserhaltung. : , -sße stanz' die Formationen und : t'T.tfstst überhaupt, erhalte. So - .j utn itt Soldat an seinem Beftim .. in der Heimat enzelangt urk z-i '-zküI's. ich ' mehr ja tu, ist. fiAi (JCy sprechen alle Anzeichen dafür, daß die Auflösung eine ebenso vollkommene ist wie bei den Heimattruppen. Von einer deutschen Armee kann zu Hause nicht mehr gesprochen werden. Wohl blieben so gui wie olle Offiziere, die akzeptiert wurden, aber sie sind es jetzt, die zu gehorchen haben, die kon trolliert werden. Sie hoben Bureau und Verwaltungstätigkeiten, aber man sieht zu Hause keine Truppe, die sie kom mandieren, die mit ihnen marschiert. D qegen sieht Lian überall eine unge ordnete Menge Soldaten aller Waffen gattungen. Sie füll., die Eisenbahn züge, die Bahnhöfe, die Straßen und Unterkunftsräume. TZiele sind auf dem Wege nach Hause von einem Posten, den sie auf eigene Faust verlassen haben. Aber was in den Städten zurückbleibt und anscheinend zu bleiben entschlossen ist, ist doch eine ungeheure Menge. Nicht nur, weil viele entwurzelt sind, kein Heim und keine Arbeitsgelegenheit ha den, fondein weil sie nach den iiberwäl tigenden Erlebnissen der Kriegsjahre sich in das frühere Leben einfach nicht zu rückfindcn können. In den Städten sor gen die Soldatenräte für Bezahlung, Nahrung, Unterkunft, gibt es allerhand Aufgaben, keine eintönige Arbeit, kann man durch Zusammenlltcn am besten seine Interessen wahren. Zudem steht man im Winter, der auch das platte Land wenig aufnahmefähig macht, regt ' sich kaum ein neues Unternehmen und Arbeiterleben, an dem man sich betcili gen könnte, ist keine andere Kleidung zu bekommen, als die Uniform, die man an hat, ist die Ernährung ängstlich und be drohlich knapp und in der Staatsanftalt noch am gesichertsten. -' So kommt eZ, daß Frauen und halbe Kinder ihre Arbeit uX Stelle der Män ner weiter verrichten und Tausende von Männern in Uniform herumstehen. Mag das auch nicht lange fo bleiben, so schei nen doch die Leute um die Soldatenräte für lange Zeit keine Lust zu haben, aus einanderzugehen und ihre Maschinenge wehre zurückzulassen, deren Besitz, auch wenn sie schweigen, eine so große Bedcu tung hat. Der Glaube an das Maschi nengewehr ist vom Kriege her Lbrigge blieben. Der Militarismus, draußen geschlagen, hat sich im Jnlande führer los gemacht und herrscht jetzt von unten nach oben, statt von oben nach unten. in. Tie neue Regierung. Nicht nur für das militärische Ter hältnis gilt die Umkehrung der Autori tät. Die Soldaten haben sich als die Herren der gesamten Regicrunggewalt erklärt. Betrachten wir die Reichshauptstadt. Mit den Soldatenräien erschienen in Berlin die Volksbeouftragten. welche kraft Ermächtigung der Soldaten die oberste Leitung der Reichsämter für sich in Anspruch nahmen und die bisherigen Staatssekretäre, foweit sie belassen wur den. zu bloßen fachmännischen Beratern herabdrückten. Da die Soldaten den Arbeiterkreisen cm nächsten stehen und großenteils selbst Arbeiter waren, welche den sozialdemo kratischen Organisationen angehören, fs war es natürlich, daß die Spitzen der neuen Regierung aus den sozialistischen Führern gebildet wurden. Jeder der alten sozialistischen Führer, ob bisher Regierungssozialift oder Un abhängiger, hatte in den Soldaten und Arbeitcrräten seine alten Anhänger. Die einen schätzen Scheidemann und Ebert. die andern Haafe und Dittmann. So kam es zu dem Kompromiß, daß Ver tret beider Gruppen in die Reichsregie rung entsandt wurden. Wohl weil eS den Soldaten, aber auch den fozialdemokratifchen Führern an ge eigneten Personen gefehlt haben würde, um die hohen und mittleren Beamten stellen neu zu besetzen, sind im allgemei nen alle Veamtenkörper unverändert ge blieben. Vielfach wurde sogar verlangt, daß jedermann aus seinem Posten der bleibe, damit das Funktionieren deS staatlicher, Apparates in keiner Weise ge stört werde. Die Behörden fügten ich dem neuen Regime, ebenso wie die Offi ziere sich gesägt hatten. Unter der Pa rcle, daß man auch biZher nur Organ ewesen sei, und, ,wie 1914. zur Ver bütung dsn Schlimmerem alle Kräfte sich zur Verfügung stellen müßten, ist der seltsame Zustand eingetreten, .daß eS nicht ein paar tausend hohe Beamte und Offiziere in unabhängieikr materielle: Lagt gab, die ireiwilli, sich zuriickz'zo gen hä:te. Die trkuesten Diene? dr geftürzteu ütonaicha fanden ijr Eewil I . . . j!tSlj ' 5- 1 . S :,' v; ' -a - r ; ii '-tf.i.tWi i i - iT . " - 3v 'tt k z. V w " "Ls.Tl , - . - r? i -j.i aSam 1 3) 'i C .5 Q 4- i ' i I , i 5 ' ! S!.i 1 ' ,i Ä?t I ! t Ml jJlth ' Ä." ir X4 a r W AI l Jm WMhi il' HMiIAl r y '. VWf t . , - ? -' " -" s.v 4 3R 3 : .... t .. n . 1 " , . ii i 1-.-, - J- I"" , ' MW m se spätesten? dann beruhigt, als sie ihres Treueides entbunden wurden. Außerhalb Deutschlands findet man es wahrscheinlich anstößig, daß selbst ein so radikaler Umschwung nicht alle Na men entfernt hat, die während des Krie gcs viel genannt wurden und als kom promittiert galten. In Deutschland denkt man anders, nicht so individuell, und meint, das Bekenntnis zur Prinz! picllen Neuorientierung fei genügend, und der Ausfall tüchtiger Fachkräfte oder beliebter Führer fei zu vermeiden. Müssen sie doch weg, fo geschieht es mit Rücksicht auf den Geschmack der Gegner. Dem Charakter der Umwälzung ent sprechend, die auf eine vollkommene Dik tatur der Arbeiter und Soldatenräte durch ihre sozialistischen Vertrauensleute hinauslief, ist der Reichstag als ausge löst erklärt worden. Auch die Dynastien sind verschwunden, wie ein Lurus, den sich das deutsche Volk nicht mehr leisten konnte. Alle Veränderungen haben sich ohne einen nennenswerten Widerstand abge spielt. Die übrige Bevölkerung fllgje sich ebenso wie die Offizier und Beam ten. Uebcrall hört man mit Stolz, daß kein Blutvergießen nötig und nach wen! gen Stunden alles wieder ruhig war. Achnlich wie in der Reichshauptstadt ist es auch andernorts zugegangen. Neh men wir München als Beispiel. Mit behördlicher Genehmigung findet eine große Volksversammlung statt, auf freiem Fele. Sie soll eine Friedens demonstrativ und ein Ventil fein. Aber die Stunde ist reif. Während pro grammgemäße Reden gehalten werden, zieht der unabhängige Sozialistenführer 1 i- i w f Wi i A in. i ?lfl',-' L YN !H vUi : r i i UiUhfW' fr'i tt L M'P 4 " t r-1' l? i ; '.iV VllSiwr' i-Ä k "& ? i ' rH;v & ( m ( . , mt j r 2- 5 ? 's-'. 1 'i, " 5? f-l'i , 7 v ..i-,. K! i i - I - J 8- 's Ci ! ' ' ' rm 't ' ; i i WiH i-l-i I-l ! 1 : R !; JJ 4 l Ji , $ "vrm &j. fr ' vi ' ' M i i li -r1-v4 Hp , tfff- "-jLy&Jh i. 7 H.&i4' L ' 1 7 V. i .'f vvt? VCS?" 4.fcv , 4?5 ivat JJ- i t I i lv Das Neichetagßgcbsude i Berlin. Eisner mit einer verhältnismäßig kle! nen Zahl von Soldaten zu den Käser nen, wo man die Mannschaften konsig niert gehalten hatte. Sie schließen sich an, die öffentlichen Gebäude werden be seht, man zieht in! Landtagsgebaude, Eißner wird zum Ministerpräsidenten ausgerufen, er bietet verschiedenen 'Ver sönlichkciten Ministerportefeuilles an. Die Republik wird erklärt, ein schönes und beruhigendes Manifest wird erlas fen. Die königliche Familie flicht, von ihrer ganzen Umgebung verlassen, unbe kannt wohin. Sie hätte ebenso gut blei ben können, niemand hätte ihr etwas ge tan. Nach kürzester Zeit hat olles wie der das gewohnte Aussehen. , Die not ! leidende Bevölkerung hat daS erste Durcheinander benutzt, um in Kasernen, Lazaretten usw. etwaS zu plündern, die Soldaten stellen das bald ob. In den Ministerien stehen ein paar neue Leute an der Spitze, sonst ist olles geblieben, was bleiben durfte. Delegierte des So! datenrateS kommen täglich, die Mnister zii kontrollieren, die auch ihrerseits die nötige fortlaufende Fühlung mit den Solöaten halten. Die früheren großen politischen Parteien, außer den Sozial demokraien, so das Zentrum, die Bau ernpartei, stehen abseits. Ucberbaupt hat die Masse der Bevölkerung, sogar' die Studentenschaft, kaum Anteil gmom men. Fühlung mit dem Lande draußen bestebt fo gut wie nicht. Trotzdem sitzt im Sattel, wer die Soldaten und auch Arbiter hinter sich hat.' IV. Tie nächsten Probleme. Wenn wir davon ausgehen, daß der Volksaufstand ein elementares Ereignis war und wie etwas Verdientes hinge nommen werden muß, fo ist doch die Frage nicht weniger dringend, wie lange das dauern und wohin es fühlen soll. Was man für Deutschland wünschen möchte, ist zunächst die Erhaltung und Verbesserung seiner Einheit. Die bis herigen Bundeöstaaten waren künstliche, auf die Dynastien zugefchnittene Gebilde von so ungleicher Größe, daß da! Uebergewicht Preußen! über alle andern Staaten zusammen ein bedeutendes war und dem Wesen eines wirklichen Bundes siaates widersprach. Die Umwälzung, welche die Dynastien entfernte, hat die Formen der bisherigen Bundesstaaten unberührt gelassen, und eS bestehen in Anbetracht deS allgemeinen Elendes, der Enttäuschung über das Reich, der Ran. küne gegen daS preußische Regime parke 'Tendenzen in verschiedenen Teilen de! deutschen Reiches, wieder größere Selb ständigkeit zu' gewinnen, die bis zur Lostrennung gehen könnten. Das wäre der Rückfall in die unwürdigste Zeiten. Es würde einer unendlichen Vergeudung von Kräften bedürfen, um die Teutschen später wieder zusammenzubringen, wenn es j'tzt. wo alle? in Fluß gekommen ist, nicht gelänge, das Reich richtig auSzu bauen. Die Teutschen wollen seit Jahr Hunderten ihre Einigkeit, haben ober nie erlangt. waS sie eigentlich wollten. Sie dürfen diei nicht vergessen, indem sie bee Abneigung gegen Zustände fortwirken lassen, die nu beseiliat sind. Nicht ir. mal a! söseratioe Grundla sind die K!g'.nwsi!iae Bundesösste iit-lti. Preußen umfaß! die verschiedensten deut schen Stämme in einem Staat und ist zu groß. Ein großer Teil der Einwoh ner Bayerns sind Franken, die seit kaum himdert Jahren zu diesem Staat geschla gen wurden, die Schwaben sind unter verschiedene BundkLsta.,l:n verteilt, und was dergleichen Beispiele mehr sind. Die beste Lösung ist. die Bundesstaaten gar, aufzuheben, das Reich stärker auö zubauen und in Stammeslandfchaflen aufzuteilen, die lediglich selbständige Verwaltungsbezirke bilden gemäß ihrer lokalen Eigenart, keinesfalls aber mit einer Vertretung nach außen. Die ver sperrt den Dynastien die Rückkehr, mackt Kräste frei, statt sie zu zersplittern und wird ein ähnlicher Segen sein, wie es seinerzeit die Gründung deS Zollvereins war. Niemals haben die Deutsche", den Föderalismus ' ali notwendig erachtet; höchstens die Dynastien dachten zeitweise so. Daß Deutschland die republikanische Staatsform dauernd wählen soll und wird, erscheint selbstverständlich. TaS gewohnte monarchische Dach über den Köpfe,, unter dem es so unheimlich, zu gegangen ist, ist allen verleidet. Die Frage der einheitlichen deutschen Politik sollte daS Hauptstichwort sein, unter dem die Nationalversammlung zusammen tritt. Schon vorher sollten dieertre ter der gegenwärtigen deutschen Rcpubli ke.r auf einer ständig tagenden Bundes konferenz die innere Neueinteilung Deutschlands und den festen Ausbau des Reiches durchberaten. Was die Nationalversammlung an langt, so ist eS aus inneren und äußeren Gründen erforderlich, daß sie in kürze X- ' X ' yty Ä v ! ; f js?r xi-i ssü -.. U V ir ' IM 4 ' ' i , , jVa'? V ficr Zeit zuscmmentritt. DaS ganze Volk will diese Wahlen, an denen zweck mäßig Frauen wie Männer teilhaben sollten, und erträgt unter dieser Voraus fetzung die jetzigen Zustände noch gelasse ner, als seine wehrlose Lage ohnehin er fordert. Die ständigen Vert-etungen, Hinzunahme ven Gewerberäten, Bau ernrätcn, Räten der geistigen Arbeiter, wie sie teilweise von den jetzigen Macht habern alS Ersatz für die National sammlung geplant wurden, dünken der Masse des Volkes durchaus nicht als Aequivalent. Ei ist anzuerkennen, daß die Soldatenräte schon manche vernünf tiae Resolution zugunsten der National Versammlung veröffentlicht haben. Aber es ist auch ersichtlich, daß die Meinungen noch nicht genügend befestigt sind und wechseln. Welche Richtung siegt, wird wesentlich von dem Einfluß der jetzigen politischen Führer auf die Soldatenräte abhängen. In dieser Hinsicht sind die dielgeschmähten Rsgierungssozialisten die liberalsten unter den Diktatoren. Sie wollen das ganze Volk frei zu Wort kommen lassen und ihr sozialistisches Programm stufenweise ohne weitere schwere Schädigung de "ollskörpers verwirklichen, während die unabhängigen Sozialisten die Nationalversammlung, die nach ihrer Ansicht ein Werkzeug der Reaktion werden könnte, nicht eher zu sehen wünschten, als bis die sozialistische Herrschaft besestigt und eine große Mehrheit zur Durchführung der Sozia lisierung gesichert sei. DieS bringt uns vor Augen, daß es ein großer Uebelstand ist, wenn die Lei tung des Lande! ausschließlich in den Händen von Angehörigen der sozial demokratischen Partei ist. Eine provi forische parteilose Reichsregierung wäre diel besser am Platz gewesen und die so zialdemokratischen "ührer hätten dieS den Soldatenräte wohl klar machen können. Die Beruhigung im Innern, namentlich aber die Wirkung nach außen, auf die im Interesse des Friedensschlus ses. der Ernährung usw. so großer Wert gelegt wird, wäre ein viel besseres gewe fen. Man möchte hoffen, daß entfpre ,:nde Veränderung noch beschlossen wer den. In der Tat spielt d'.r Gegensatz Zwi scben büraerlieb und sozialistisch bei den Problernen. die zunächst zu lösen sind, nicht die alte Rolle. Auch in der Ratio nalversammlunc, kann eine bürgerliche Mehrheit mit ihren Theorien kaum et waS anderes anfangen, a!S eine sozial! ftische. Es müssen gewaige finanzielle Opfer gebracht werden, die den Besitz so aut wie konfiszieren: alle müssen von vorne anfangen. Bei so gewaltigen, ge meinsam eingegangenen vnd zu tragen den Verpflichtungen verlieren die alten Varteiaruvvierunaen vorläufig ibrea Sinn. DaS Geld h-zt jetzt keinen Höhe, ren Wert mehr als daS L,ben. EZ han. best sich darum, die Vergangenheit zu liquidieren und wieder gesicherte Ver Hältnisse ,u schaffen, unter -enen man überhaupt leben kann. Tann kann man wieder darüber streiten, ob die kapital! stisch over sozialistijche WirtiSa?:.orv, r,unz oder beide c Platze sind: dann mir auch die 'Mt aünniaer für Erveri menit lein, ali dieser Augenblick tasten Niedergänge! und größter Leunruhl (jung. Sollte der Reichstag noch einmal zu sammentreten, Wal schon wegen der Vor. bereitung der Nationalversammlung er wünscht wäre, so wenig man von seinen jetzigen Mitgliedern halten mag, so wür den die Abgeordneten am besten die olle Partejangehörigkeit ignorieren und al! wirkliche Einzelpersönlichkeiten zu den wenigen aber großen Fragen Stellung nehmen. Sehr wichtig ist, daß die Soldaten Herrschaft baldigst verschwindet. Die Soldaten dürfen auch einer diktatori schen Regierung höchsten zur Verfügung stehen, nicht aber sie beherrschen wie eine Prätorianertruppe, wenn man irgend welche Zutrauen in die deutschen Zu stände gewinnen soll. Die Soldatenräte lönnen gewiß soldatisck) Angelegenheiten vertreten, z. B. mitwirken, soweit ihre materielle Lage, die Ernennung ihrer Führer in Betracht kommt; aber sie dllr sen nicht länger airf andere Vermal tungsgebiete übergreifen. Sie müssen einem bestimmten Organ der Regierung unterstehen und gehorchen. Solange sie ihre jetzige Bedeutung haben, ist eine Nationalversammlung oder eine zier lässige Wahl nicht gut denlbar. Man müßte sich fehr in dem deutschen Solda ten täuschen, wenn man nicht annehmen dürfte, daß er diese Notwendigkeit ein sieht, sobald dtr Führer sie ihm wirklich klar machen wollen. Es fehlt weder an Argumenten noch übrigen! an einigen Mitteln, um auch auf den Soldaten zu wirken, daß er nicht weiter die Regie rung beauftragt, sondern die Regiern, ihn. In diesem Zusammenhang sei noch erwähnt, daß sich aller Orten die Bil dung einer freiwilligen Landeswkhr emp fiehlt, in die auch die bisherigen Solda ten nach Möglichkeit einzugliedern sind. Tann erst werden sie was sie jetzt auf eigene Faust sein wollen: ein Element der Ordnung für das ganze Land. V. Schlußwort. Es gibt noch andere Aufgaben in Hülle und Fülle. Wir wollen uns mit dieser Skizze der wichtigsten und drin gendsien begnügen, von deren Lösung die Fvrtdauer des deutschen Staats gebildeS und feine Verhandlungsfähig seit abhängt. Vielleicht ist es logisch zu sagen: Wir müssen erst eine gesicherte Ernährung. Arbeit und Frieden haben, bevor wir eine geordnete Regierung bil den können. Aber diese Ziele werden mit größerer Sicherheit erreicht, wenn Deutschland zuerst den allgemeinen Rah men und den festen Geist zeigt, in dem eS sich künftig selbst regieren und mit den Nachbarn leben will. Je eiliger die Ernähnrngs' und Aebeitsfürsorge ist, um so eiliger ist die Umbildung der durch den Eoldaienaufstand geschaffe nen Zustande. Dak ti in Deutschland nickt nur bin stcktlicb der Nahrungsmittel an dem n'ö tigsicn Lcbensbedarf fehlt, zumal die Verkehrsmittel und der Verkehrswille gesunken ist. braucht man kaum mehr zu sagen. Aui diesem Grunde allein ist es von einer völligen Verletzung vcvroyl ,md ans fSilfe von auken angewiesen. ,m!t fciffe iiilfe nickt in d:r entwürd! genden Form schwerwiegender Eingriffe von aufn der emtiilt. mug euiiz land sofort für daS, wa! noch don ihm abhängt, sorgen. Möge die Not der Zeit nicht ein de moralisierte; und verzweifelndes Deutschland finden, sondern der Anlaß , itiftn neuen Scbwuna. vi einer opferwilligen Begeisterung sein, die auch hif biSberiaen Eieaner mitreikt und uns alle von 'einem Rückfall in Gesinnungen und Berechnungen seinhalt, die wayrenv 2000 Jahren in Europa immer neue Verstrickungen don Schuld und Sühne, aber keinen bleibenden Friedensschluß geschaffen haben. Bern, den 6. Dezember 1918. Xie Zukunft dcS Theaters in Frankreich. In der französischen Zeitschrift L'Europe Nouvclle" hat Marc Henry eine Umfrage über die Zukunft des Theaters in Frankreich veröffentlicht, aus deren Ergebnissen Otto Grau koff im .Literarischen Echo' einige bemerkenswertere Beiträge mitteilt. Paul Adam hat in pathetischer Ent rüstung geantwortet, bevor auf dem Kriegsschauplatz die Tragödie nicht be endet sei, dürfe man nicht an die Litera tur denken. Die Pflege der Literatur grenze an Verrat. Diese KriegSverbis senheit geht selbst dem .TempS" zu Weit. Er hält Paul Adam entgegen, mit wel chem Recht er während deS Krieges auS den Reihen der Literatcn desertieren wolle. DaS Wort se! die einzige Waffe, die ein Schriftsteller rechtmäßig schwin gen könne. Fernand' Vandörem hat daS Problem sachlicher und vorurteilsloser durchdacht, ist aber zu dem Schluß ge kommen, daß sich während dieser gewalti gen Weltkrise schwer 'etwas Positives über daS Theater sagen lief, da man weder daS Publikum, noch die Autoren de Theater! von morgen kenn. Pierre Lalo lenkte die Aufmerksamkeit der Fran zosen auf einige vergessene komische Opern deS 13. Jahrhunderts und klagte bitter, daß die Pariser Theaterleiter vor dem Kriege zugunsten mehr oder minder fragwürdiger Erzeugnisse des Auslandes sich um die alten Kunstfchätze de eigenen Lande! nicht gekümmert hatten. Gömier hat leidenschaftsvoll ausgerufen: .Wenn hrt MiifiTifum tiflA so dielen Heldentaten zu den Niedrigkeiten de! Vaudeville. zu den SchanSlichkeite, der Varietöbuynen. zu den Albernheiten der Film! zurück kehrt, so hätten die Sieger der Marne schlgcht umsonst gekämpft.' (Sat mancher, der des Danke! kalt der gißt. Entschuldigt sich: Ein ölück ist 'S ja. ' zu schenken! Daß Geben seliger denn Nehmen ist, Darf aber r.ur der Geber denken! ch Da! )c milien glück wächst nicht im g-.kl mit der gamittk. T T TV T T T 'T T f T W Eine seltsame -Löwenjngd. Aus dem Pestrr Lloyd" vom 8. November. - -- A A A. A i A A äA Der Schritt vom Vichraub zur Men schenfresserei ist erfahrungsgemäß beim Löwen sehr' schnell getan. In manchen sehr löwenrcichcn Gegenden OstafrikaS gibt e! alten Löwen, die überhaupt ein für allemal nur von Menschenfleisch leben- und sich nicht gerneren, abendS zwischen die an hell brennenden Feuern sitzenden Neger zuspringen und sich einen von ihnen herauszuholen. Ganz freche suchen sogar am hellichten Tag sich den Menschen zu nähern und sie anzugreifen. Man kann es sich also ruhig zum Prin zip machen, einen Vieh raubenden Lö wen abzuschießen, wenn man ihn, wie der Pflanzer Gerhart v. Byern in sei nem Werke über Ostafrika witzig be merkt, beiläufig gesagt, auch kriegt. Schon öfter war ihm, so erzählt er, von seinen Leuten berichtet worden, daß sich in der Nähe des Dorfes Kichakimba ein scheinbar alter Mähnenlowe herumtreibe. ES ist natürlich immer verdächtig, wenn ein' Löwe anfängt, spähende Blicke in ein Dorf zu werfen. Es lag aber noch kein Grund zum Einschreiten vor. EineS TageS aber wurde berichtet, der Löwe hätte m Kichakimba ein Schaf gefchla gen. Ich baute,' so heißt es nun, mit aller Vorsichten der Nähe des TorfcS eine sogenannte .Löwenboma', das heißt einen kleinen, nach einer Seite offenen Stall, in dem ein Schaf angepflöckt wurde. An den nicht offenen Seiten wurde der Stall mit dichtem Dornen gestrllpp umgeben, und an der Tür lag das Eisen, leider damals ein älteres, das aber mein Jäger als durchaus genügend bezeichnete. Ich traute dem Frieden nicht recht, und richtig hatte es ,sich der Löwe, der tatsächlich in der nächsten Nacht in da! Eisen ging, abgestreift. Bereits in der darauffolgenden Nacht schlug der Löwe im Torf Subuluni eine Kuh. An der gerissenen Kuh stellte ich mehrere Eisen auf, aber auch aus einem dieser stärkeren Löweneisen befreite sich daS Raubtier, ohne Schaden zu nehmen. Nun aber hatte ich die Sache satt. -Der imba" sollte und mußte mein werden. Ich nahm daher mein allcrstärlstes Eisen, das ich hatte, und stellte es in die Wasser lache, don der ich wußte, daß dort .der Löwe allnächtlich seinen Durst stillte. Am nächsten Morgen kam einer meiner Aufseher mit.der Meldung: Simlrn amekarnatwa na mtcgu" (Der Löwe ist vom Eisen eingefangen worden), und zwar sollte er unweit der Wasserstelle mit dem Eisen im Busch sitzen. Ich ging also hin. Nichts war von dem Löwen zu sehen und doch behaupteten meine Leute, er säße da. Ich sagte ihnen, wenn sie eö so genau wüßten, o sollten sie gefälligst felbft etwas vorangehen und mir die Stelle zeigen. Zögernd taten sie es. Da brüllte der Löwe kurz vor ihnen zweimal auf. und hinauf waren die Mu tigen auf eine Palme, die in ihrer Nähe stand. Da ich deg Löwen im Gras nicht vor mir sah, mußte er in oder gleich hinter einem kleinen Busch liegen, der vor mir war. Vorsichtig pirschte ich mich also vorwärts und spähte durch eine Oeffnung in den heckenartig gewachsenen Busch. Und da sah ich ihn. Etwa vierzig Schritte von mir entfernt lag .er, der Gewaltige, im 'Gras, feinen mächtigen Kopf aus die kranke, im Eisen eilig, klemmte Pranke aufgelegt und äugte mich an. Schnell wollte ich schießen, aber ehe ich abkommen konnte, drehte sich plötzlich der Löwe wie ein Kreisel um sich selbst und war auS dem Eisen heraus. So schnell ich konnte, lief ich um den Busch herum, um die Bestie doch noch zu Schuß zu bekommen. Zu fpät! Am Eisen ab.r lagen Krallen und Fleisch und Hautfetzen. DaS Raubtier hatte sich also unter ge waltiasier Kraftanstrengung abermals befreit und dabei seine Pranke auf graß lichsie' Weise verstümmelt. Eine ganze Zeit sah ich nichts mehr von dem Lö wen. hörte aber, daß ihn einige Leute früh be4 Tagesgrauen gesehen hatten, hinkend und abgemagert. Es war klar, daß nun für den kranken Löwen die nächste Station der Menschenraub sein würde, da er sich kein Wild mehr fangen konnte. Ich versuchte eS auf olle Weise, dem Löwen bejzukommen. aber eZ gelang mir nicht, denn er hielt keinen Wechsel mehr. Nach etwa zehn Tagen sah ich auf einmal früh morgenS. daß ein gro ßeS Raubtier in meinen Huhnerstall ein gebrochen war. Einige tote Hühner und Truthühner lagen noch herum, von an deren, bereit! verzehrlea. waren die Köpfe übrig. TaS mußte also Löwen arbeit sein, denn der Löwe läßt von jedem Tier, da! er frißt, den Kopf übrig. waS der Leopard nicht tut. ES war etwaS so durchaus Ungewöhnliches, daß ein Löwe auf .Hühnerjagd' geht, daß e! sich in diesem Falle nur um den kranken Löwen handeln korinte. Also noch einmal daZ große Elfen her, und gut aufgepaßt! Selbstverständlich war ich der .Meinung gewesen, der Löwe würde sich erst mitten in der Nacht ein pellen, ober bereit! abend! halb 8 Uhr. all wir mit einem Assistenten, den ich einreladen batte. keim Abendessen saßen. ließ un! ein furchbar dröhnerkde! Brül len ausfahren. Diese! Brüllen im a kern nur vierzig Schritt vom Hops en! feinten Huhnerstall. .Er' saß also im "T T f f 'V y y T T C"' Eisen. Die Nacht war stockfinster und ,-, nicht zu sehen. Ich ließ nun de?.' gestellte Fackeln anzünden und meine BoyS sollten mir damit voranleuchten. Da! taten sie aber nicht, sondern blieben mit den Fackeln hübsch hinter mir. so daß ich weder den Löwen sehen noch auch Korn und Kimme der Büchse er kennen konnte. AIS nun gar der Löwe mitsamt dem Eiscn .angereift' kam, warfen die BoyS die sofort verlöschenden. Fackeln ins GraZ, rannten fort, und ich stand im Dunkeln dem Löwen gegenüber, wie weit? Ich wußte eS nicht. Allmäh lich gewöhnten sich meine Augen an die Dunkelheit, vnd ich sah die großen, grünen Lichter deS Raubtiers. Ich ver suchte, zu schießen, schoß auch, repetierte und schoß noch einmal. . Entsetzlich brüllte der Löwe dicht vor mir auf. Dann war alleS still. Ich wußte nicht,- ob, wo und wie ich den Löwen getraffen hatt?. ' Vielleicht war er wieder auö dem Eilen heraus, vielleicht tot. Wer konnte 3 wissen! An diesem Abend mit Fackeln an die Stelle zu gehen, hatte keinen Zweck. Der vielleicht schwer kranke Löwe konnte sich dann noch weiterschleppen. Also warten bis morgen! Eine qual volle Wartezeit. Noch ehe e! wirklich Tageslicht war, ging ich an die Stelle, wo der Löwe mit dem Eisen gesessen hatte. DaZ Eisen war noch da, der Löwe nicht. Im Busch fand-ich ihn karrn, aber vollständig zerrissen von wil ' den', Hunden. Schutz der geZsttgen Ent- saltung. Von Tr. Bruno Wille (Friedrichs hagc') (Sistlinct Tageblatt". 14. ?!v.) Mit der leiblichen Ernährung fei dem deutschen Volke die geistige sichergestellt. Im Gemeinschastsboden schlummern Schätze, die hervorgeardeitet werden müssen, zahllose Jdeenkeime, Talente und Persönlichkeiten. Nicht länger soll ein großer Teil des geistigen National ilers brach liegen, seine Ausnutzung kommt allen zugute. Auch mit der Be wirtschaftung nach engen Schablonen muß gebrochen werden. Keine Einseitig feite li. keine Bevorzugungen! Will Demokratie etwas Würdigeres sein, als eine neue Form des alten Ge waltsiaales. so darf keine Mehrheit, ob wohl sie regieren soll, es derart tun, daß Minderheiten sich vergewaltigt fühlen. Diesen muß vielmehr das Recht gewahrt bleiben, ihre Ueberzeugung weiter zu pflegen. Will Freiheit keine taube Nuß sein, so sichere sie als Menschenrecht: Geltung der geistigen Persönlichkeit,,, Duldsamkeit gegenüber Zeder wohlmci nendcn Ueberzeugung, Achtung vor den Minderheiten. Die wünschen Millio nen und dem soll die Nationalverfamm lung Rechnung tragen in unserer Staatsverfassung. Zu vermeiden ist so fort alles, wodurch ein Erbübel Deutsch lands, der Parleihader, zum Aufbrennen gereizt werden könnte. Sämtliche Gei stesrichtungen sollen den Segen der Frei heit genießen nur dann dienen sie freudig dem Ganzen, und mit dem äuße ren Frieden kommt der innere. Besondere Rücksicht .derdienen solche Minderheiten, deren Recht zwar theore. tisch anerkannt ist, die aber praktisch noch als Stiefkinder behandelt werden, weil man sich nicht genug ihrer annimmt. Um ein Beispiel anzuführen, nenne ich die VolksbildungskOrganisationen. Un geheure Ausgaben hat unser Volk, hat Europa, hat die Menschheit jetzt zu de wältigen, und dazu bedarf man eineS Aufschwunges der Bildung, so gewaltig, daß die bisherigen Schulen und Hoch schulen nicht ausreichen. Tüchtige An sätze in dieser Richtung sind schon vor Handen. Tie Berliner Volksbühnen ha ben eS zu schöner Blüte gebracht und zu einem Theater, das ein Muster ist. Zu einer bedeutenden Volkshochschule haben sich während deS Kriege! die Ber liner Humboldt-Akademie und Freie Hochschule verschmolzen. Aber eS sehlt ihnen an würdigen Lehrstättcn für ihre Hörer, deren Ziel von 25,000 auf daS doppelte anschwellen kann, so daß dann die geistige Wohnungsnot unerträglich ist. Möge hier der freie Volksstaat nebst der Stadt durchgreifend helfen, und rasch! Uiiglücksfall in Berlin. Wagen und Pferde im Ka n a l. Ein Doppelgespann geriet gestern abend infolge Unfugs von Kindern in 'den Ncuköllner SchiffahrtZkanal. Der Wagen versank sofort in den Fluten. Die angesträngten, Pferde erhielten sich schwimmend so hoch, daß sie gerade noch mit den Nüster aui dem Wasser hervor ragten. So mußten sie sich fast eine Stunde lang halten, bi! die zur Hilfe gerufene Feuerwehr herbeikam. . Ein Grabmal für Frank Wedekind. Der in Frankfurt a. M. lebende Bild Hauer Benno Elkan ist don de, Witk Wedekind! beauftragt worden, für dat Grab de! , Dichter! ein Denkmal z machen. Der Entwurf zeigt auf einem hohen, schmalen Sockel einen Pegafu!, der auf einer Kugel .kapriziök balan ziert'. In halber Höhe de! Sockel! ist ein Medaillon de! Dichter! eingefügt, da! sein charakteristische! Profil gibt. Unsere Mißerfolge tragen un! manche .Freunde' al! eine ihnen zugefügte Be leidiznnz nach. Tie Wohltätigkeit wird oft so weit aetrieben. daß sie den andern weh tut.