Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, December 31, 1918, Image 8
OCJISIT.'TTTLT.lyi.TJ V-T T'.T.TTf'.!.V.lV''TT f V , T T' in Weihnachtsabend. saufende Mäuse? Automobile, selbst fahrend allcS zum Aussuchen, alles beweglich!" 'Knarren hier noch' Sechser das Stück'." Der letzte Hampelmann, mein Herr, Kirr noch ganzin Cilbcrgroschen Und ehe Ernst Witte sich'Z versah, halte cr auch schon den Hampelmann in der Hand und den Groschen audcr Tasche gezogen. Das war nun schon der zweite. Was fing er nur damit an? Sie seinen Jungen in der Schule mir dringen? Was würde da der strenge Herr Rektor wohl für ein Gesicht ma chen, wenn er als ehrbarer Gemeinde schullehrcr den Buben Hampelmänner schenkte, anstatt ifjren jungen Gemütern mit Muhe und SW den Ernst des Le bens beizubringend Er lächelt unwill kürlich bei dem Gedanken. Und als er in die Taschen des dünnen Ueberzieher? greift, suhlt er außer den Hampelmän ziern nock eine .Scchserkarrc", zwei lausende Mäuse", und verschiedene an hnt Gegenstände, für die er beim besten Willen kine Verwendung hat. Sie müssen dich für einen Ehemann oder gar für einen Familienvater halten, daß stc dir chre- Sachen so vertrauensvoll in die Hand drücken" denkt er, belustigt, und das Lächeln huscht ihm nun auch in dic Augenwinkel hinauf. Es wird ihm ganz behaglich zumute, und ein trauriges Eiusamkeitsgefühl, das ihm vorhin noch das .Herz bedrückt hStte, schwindet nun, ganz. Jetzt erst scheint ?r ,das fröhliche Leben, das sich um irrn herum bewegt, in sich aufzuncbmcn. Es steckt ihn an, reißt ihn mit sich fort. Neberall helle Augen und lächelnde Ge sichtet, die teils vor Kälte, teils vor freu digrr Erwartung glühen. Erwachsene und, Kinder mit Paketen beladen! zGroß und Klein In jenem skligen Tänmel, wie ihn nur das WeibnachtsZesi hervor rüst. Ernst Wille läßt sich von der Menge die Leipziger Straße hinaus- und hin ntaschicbcn und bleibt, manchmal fest eingekeilt, vor dem prächtig ausge schmückten Schaufenstern stehen. Dabei stampft cr von einem Fuß auf den an dern und zieht den fadenscheiiiigcn Mantel fest auf der Brust zusammen. Ei schneidender Nordoft weht. Ein paar verlorene Schneeflocke fliegen durch die Luft, in die erregten Gesichter fcer Vordeihastcnden. Schon werden die Laternen angezündet, und die Stund; der Bescherung rückt näher und naher; die Straßen werden nach und nach lee rer. Vereinzelt tauch! an den Fenstern der Schein der brennenden Lichterbäurne ans. Ernst WilkZ wandert nun ziemlich verlassen an den Geschäften orb:!. Es ist das erste Mal", dafz er das Fest in Berlin verlebt, wenn auch nicht das erste Mal, daß er von zu Hause fort ist. Die Familie dc? verwitweten Frau Wille, ist Zahlreich. Tie Söhne sind fast alle Be ernte, und d Töchter verheiratet und im Lande vnßreuk. Selten nur finden sich alle zu den Festtagen in der Hei matstadt ein. Ernst hat einen Pklzkra cen nach Hause geschickt, und das Serz, klopft ihm schneller, wenn er sich Mut ters freudig überraschtes Gesicht vor pellt. Daß er selber nun mit seinem neuen Ueberzieher bis nach Weihnachten wartete, um ihn billiger bei irgend einem Ausverkauf zu erstehen, brauchte Mt ter ja nicht zu wissen. Er lächelt, wenn on ihre mahnenden Worte denkt, die sie ihm im letzten Briefe geschrieben . . . lieber Junge, zieh' dich nur ja' warm an. daß du dir keine Lungenentzündung Iwlft, Lieber ein bißchen mehr für einen r'venilichen Ueberzieher ausgegeben, als das Geld zum Doktor getragen. - Du weißt auch, daß du, wenn du die Anfiel 1.ing bekommen willst, etwas auf dein Aeußeres geben mußt . . , Liebe, sor genve Mutter! Die Anstellung war so gut wie sicher. Tas hatte der sonst so strenge Herr Rellor mit wohlwollendem Lächeln im Weihnachtswunsch angedeu tet Und eine Lungenentzündung.? Wo sollte er die wohl herbekommen? Er war jung und kräftig. Also hätte er das Geld für den Ueberzieher am lieb . -steit für eine Fahrkarte nach Königsberg angelegt, um die liebe alte Frau ans Herz zu drückn. Doch er wußte, daß sie seine Freundin von derartigen Ueber raschunzcn war. "und, eher schelten als s'ch fteuen würde. Noch immer ertönten die Stimmen btt Ausrufer von den rschiedeun Ständen her. Jeder wollte den letzten, f leine Nest noch schnell verkaufen, um "dann auch endlich nach Hau!? zu eilen, wn Frau und Kinder bei geschmücktem i' briftbäumchtn schon warteten. Ob tt such auch ein Bäumcken schmücken sollte? Aber das würde wohl' gor zu einsam werden. Und Freunde hatte er bei sei vcm kurzen Aufenthalt hier noch nicht. Nun, cr wurde feinen .Wnhnachtsbnm mel", wie die Berliner eS 'nannten, so lange wie möglich ausdehnen. Er schrei tet kraztiger aus. denn der Wind dfiff ihm doch ziemlich eisig durch cfc Kleide?. Hoppla da hätte er an, der Stra ßenecke beinahe einen kleinen Knirvs umaelauken. Nanu. Schröder, bist du es?" Der Junge wird bis über die Ohren rot. Abend. Her: Lehrer." stammelt er und zieht mit ffinen Ihsgr--frorenen Finaern die Mühe. Dabei tritt er unwilllürlich voneinem Fuß ai's ten andern. 7h, komm' nur mit. Junge, :r)M um kehrt. Zum StiUstehe ist es zu teil.' Wille faßt ihn an den Schuld km und dreht ihn brum. 2-Junge hc.i ein böses Gewissen dos s'a.io fest. Ten mußte man aushncken. Hn& war es ihm lieb, daß er 5-n flehien Grr.rijot mal ganz tfki taut oier A:,g,-g in sich hatte. Er. gehökke l'S-Uti Lorgenkidrrn in der Kla''e. ti nö st junge Lehrer b'.!ie n sick y r'tet tr: anrrnfN''", im ti?'ii'V.T' i"? icn-in-n r: !., Wj biPmft du Seim her. Z$: utr Novcllctte von Cucie vartels. Bon zu Hause." sagte der Junge kleinlaut. 's, Vater ist nicht zu Hause, wie?" See" 'Nein heißt es. Und Mutter auch nicht?" ..Nein.' Aba da halte er den kleinen Sünder aus frischer Tat ertappt. Der. Junge war ebenfalls auf einem kleinen Äeihnachtsbummpl" begriffen, aller dings auf einem vejbnienen. Alfo das Verhör mußte fortgesetzt werden. Er war scheinbar auf der richtigen Fäkrte. .Und Mutter hat gesagt, daß du zu Hause bleiben und aus die kleinen & schwistcr achtgeben solltest, nicht wahr?" .Ich hab' ja man bloß 'ne lleene Schwester." ' Junge, berlinere Loch nicht so. Also auf das Schwesterchen hast du acht ge den sollen, und bist einfach fortgelaufen und hast sie allein zu Haus' gclaf seit -" Ach, die " sagt der Junge veracht lieh, .ick hab' sie ja g:sr,igl. Sie wollt' aber ich mitkommen. Den sanzen Tag sitzt sie in die Ecke und weent." In d?r Ecke und wein! " vcr beffert Wille mit sirenger Miene. In nerlich aber muß er über die moralische Auffassung des Schlingels lächeln. Nun, das nächste Ä!al, Echräder. wenn Mutter dir einen Auftrag gibt, wird er ausgeführt, verstanden? DaZ ist genau so, als ob ich dir in der Schul: kl was sage, oder," fügt er hinzu, tm se'ne kleine Predigt recht eindringlich zu nta chen, ,aS ob der Herr Ncltor dir etwas !!. Er hielt es für seine Ps'.icdt als Lehrer, dem kleinen Sünder den Kopf etwas zurechtzustulzci,. Tac; als er es hcrauehattc. atmete cr erlci.cht'rt auf, denn ihm selbst war hcutc am He! ligen Abend nicht nach schelten zu Ate. .Wo wohnst du denn l" freute er ii:io brauchte sich gar keine Mühe zu dem freundlichem Tone zu gebe, . Alvcnslcl'en Ecke Bülowsüüsie," sagte der Junge in feinem gcwo'nUichn mürrischem Zone. .Es war keine 'cr knirschtheit oder Reue, die aus ibm sprach, sondern ein gewisser herausfrir dcrndcr Trotz, den Wilke im'ncr an ihm zu bemerkn schien. Seine Lippen !va ren meistens fest aufeinander gepiZzl, und in den sonst so hellen Äugen kon'rte oft ein dunkler Unwille aufbliiz.'N. Seine Antworten in der Schule waen jedesmal kurz, fast unfreundlich, und alles, Lob wie Dadel, ließ er mit der größten Gleichgültigkeit ül'er sich tu gehen. Ein Weilchen gingen t schweigend nebeneinander her. Tann fragt Witte: '.Junge, was willst Tu denn mal wer den?", Er bat das Bedürfnis, sich das Vertrauen des Kindes zu errinaen. Lehrer sagt Wilhelm Schröder kurz. Lehrer?" Witte hat nicht lachen wollen, aber die Antwort kam ihm zu uncrwartet, Konditor oder Droschken kmscher ja. das hätte er verstanden, das wollte er ja selbst immer werden, aber Lehrer? Lüelcher Junge will denn gern Lehrer werven? Ncch dazu einer wie Wilhelm Schröder, dessen Versetzung zu Ostzrn sraglich war. Wenn Tu Lehrer werden willst. a mußt Tu aber noch viel lernen, und be- fnnhofä W Ä?rlinsk musst T Tsir i-. - s ifi(irvnnfiiicn " Na, ' k wer's ja ooch janich." setzt Wilhelm in seinein schönsten Dialekt wie zur Bekräftigung hinzu. Bater sagt, nischt zumachen mit'n Lehrer. Arbecter wirste, Jeld verdienen sollst?." Und was sagt Mutter dazn?" Mutter weent und sagt, wenn ick doch bloß Maurer werden soll, brauch' ick oech in die Schule nischt lernen." Wille hat längst ausgehört, seinen Schüler zu verbessern. Erstens hält , er es für ganz nutzlos, und dann hat ihn bei den Worten des Kieme selbst eine merkwürdige Traurigkeit beschlichcn. Also auch hier scheinbar das unglückliche Familienleben, wie bei so vielen feiner kleinen Schüler, deren Heim er schon kennen gelernt hat. Und er nimmt sich vor,, Wilhelm Schröder bis in die Woh nuncz hinauf zu begleiten, um Vater oder Mutter kennen zu lernen. Viel leicht konnte er helfen. Er wußt: aus Erfahrung, daß das Wort des Lehrers der Kinder aus der unteren Volkssckicht auch auf dic Eltern einen großen Ein fluß au-iibte. Komm schnell. Junge!" sagt er in herzlichem Tone, sonst ist am Ende der Weihnachtsmann schon da mit der Be schern ng," Ei Nkincs spöttisches Lächeln geht über Wilhelms Gepcht. Hat sich lvas mit Bcschiruna. 'n Paar jcstrickte Woll lmndsnche jibt's von Muttkrn, Und der Weihnachtsmann an den jlood' ick nich mehr, Herr Lehrer." Aber denk' doch mal an die armen Kinder, die nickt einmal wollene Hand schuhe haben," sagt Wilke belehreus, und doch recht kleinlaut, denn als sein Blick auf Wilhelms blaugefrorene Hände fällt, versagt ibm all' feine erzieherische Begabung. Die Handschuhe denkt e? unwillkürlich hat er sich wirklich redlich verdient. Ein Stich geht ihm durchs Herz. Welche Ueberlegenheit und welche Btttcikät klang durch die Stimme des Achtjährigen! Da war er ein an derer Junge oew?i?n wild und im bündig freilich, oft sogar ungeksrsam, aber von einem Glauben bcfeelt, den ibm die Enttäuschungen seines jungen Lebens so leicht nicht zu rauben vermach tcn. Noch heute erinnert er sich daran. wie, er Mutters Rockärmel a,,s der Ver kinsun d's Weihnachtsmannes Kaite borgivtkt, sehen. ' !Lor Schrecke blieb e', in seinem Spruch Nicken. Und aH Xncä-t Auxpiech: mit dr Rute drohte, .-m'üklte er: .Mutter. Dem Rock,' Uns Mutter hl oviaU, ,i,,d als sin seiit b.' Kiirztez .fit sät), fl'N'Jk: Jurge. Ii'f'i Tu d'nn mtiii nc an. ken Weibi''chtrris,'? Je He:!.' ?iicht :?ar ,öe rnx.lückltckkk sei es t'.kns g,wese er, der Elstz- TT'T T"T' y yyy'"f TTT rige, hatte sich vor Scham und Enttäu schung in den Schlaf geweint. Aber denkt Wille lieber glauben und ent täuscht werden, als nie geglaubt haben. Denn wie schön waren selbst noch die Erinnerungen an den seligen .Kinder glaubkn! Und ein kleiner achtjähriger Junge, der mit spöttischem Lächeln am Heiligen Abend erklart, daß er nicht mehr an den Weihnachtsmann glaube, kam ihm plötzlich als das Trostloseste auf der Welt vor, wo heute alles, ttroß und Klein, Jung und Alt. in glücklicher Erwartung und froher Dankbarkeit lebte. Jetzt fingen die Glocken der Luther Zirche an zu lauten, als die Beiden auf der Bülowpromenade einbogen. Ernst und siierlich klangen sie und riefen viele Fromme zur Weihnachtspredigt. Wille, der heut' nicht zur Kirche ging, hörte auch ouS dem Glockengiläut eine Predigt heraus. War es nicht, als mahnte die große Glocke mit ibren gleichmäßigen, volltönenden Schlägen zur Bruderliebe? Ernst Wilke kört die Mahnung, und das Herz schlägt ihm freudiger in er Brust. Ja. er wollte dem Jungen eine kleine Areude machen. Alles, was er, in der großen Tasche barg, sollte ihm ge hören. Es war zwar nicht vikl, aber er gab, was in seinen Kräften stand, und gab es gern. Auch für das Schwester chen wollte er nachher, eine kl.'ine Puvpe kaufen. Ich! erst mal den Jungen abliefern, den sie waren vor dem Hause ange langt, , Wilhelm steht einen Angc,:b!ick uu schlüssig da, und zum ersten Mal schwin det der Trotz aus seinem Gesicht. Ein Paar KinSerauaen Bliesen den Lehrer wie hilfesuchend au. Na, Junge, ich geh' mit Dir." sagt Wille lachclilv, .damit Mutter nicht s,ar zu sehr fchilt." Ach Mutter die schimpft, nich. ?lber wenn Bater oben is. Und ick bin ja ooch blaß jcjaitgcn, weil wir ja doch nischt kriegen, und" und " plötzlich lauf, r? ihm die Tränen über die Backen und , da wollt' ick mir bloß dic die Ausstellung bei Wert hclm. anqucken." Wilke blickt ratlos auf das schhich zende Kind. Er ist es ich! gewöhnt, daß seine Jungen weinen. Und noch da? dieser hier, der kleine Trohkops. der so überlegen lächeln konnte. Ader schon hat er sein großes Taschentuch cheraus gezogen und iährt WilMin damit etwas unbeholfen über's Gesicht. Laß nur, Wilnelmch:. komm', sei ruhig " er streichelt ihm mit zitternder Sand über das blond widerspenstige Haar. Baier schimpft überhaupt Im mcr, Und und ZU Muttern is er is er auch immer -?" Tm Rest verschlingt ein bitteres As-' schluchzen, Wie schwer war dies? Zaum auszcsprochwe Anklage aus Kinder mund, und gerade beute, am Weih ackisabend. dem eite der Kleinen, wo sie glücklich und fröblick fein sollten! Wie beiß fielen diese Kinderträuei, in das Herz des jungen Lckrers, und jetzt erst fül'lt er es. wie, lieb er dienn Iun gen hat. dessen Leib und Seele ihm teil weiie anberiraut worden sind wie ein httliges Pfand, worüber er eines Tages Rechenschaft abzulegen batte vor seinem eigenen Gewissen. Er't jetzt erfaßt er leinen Lebrerberus voll und oanz. Ernst Witte ist ein warmblütiger Mensch, des sen Herz nur ollni schnell dazu bereit ist, mit dem Verstand? durchzugehen. .Junge." sagt er plötzlich sröhlich, dem, er hat einen Einsall. der ilim das Blut in die Wangen treibt, was sagst Tu nun, wenn ich Kncht Rupprecht heut' schon getroffen hab', und er mir gesagt bat, daß cr zu Euch kommt?" Is es wahr?" Wilhelm hebt den Kopf und blickt ihm ungläubig in die Augen. Toch als er das Leuchten darin sieht, schwinden alle seine Zweikel, und ein glückliches Lächeln geht über das kleine Gesicht und läßt es ganz kindlich und sorokos erscheinen. Schon um diests Lächelns willen denkt Witte lohnt es sich, den ganzen Winter zu fric ren. Aber ihn friert gar nicht mehr, idm ist so wohl und warm, und viel kälter als heute konnte es kaum werden. Wilhelm jetzt aber schnell nach oben." Er lann in seiner Freude auf dic Ueber raschuug die Zeit garnicht erwarten. Tc: Junge ist ganz glücklich und stolz, daß sein L'ehret so 'freundlich zu ihm spricht, und trocknet mit dem Aerinel nun noch den leisten Nest seiner Trämn. Oben öftnet eine blasse kleine ?xrau die Tiir. Sie iii erschreckt, als sie den fremden Herrn erblickt, doch als sie er fährt, deiß es Wilhelms Lehrer ist. fühlt sie sich beruhigt uns geehrt zugleich. Ti? kleine Wohnung macht denselben Eindruck wie die Iran, sauber, aber kahl und ärmlich. Man sieht es ibr an, daß viele Tränen hier g-weint wurden, und manchem sorgenden Gebanten nachzegrü be!t worden ist. . Frau Schröder ist zuerst ki:vas be drückt, aber nach und nach verliert sie alle Scheu, und als der jung: nett: Herr Lehrer ihr auf dem alten Sopha gegen üb sitzt, sind sie ins Plaudern über ihren Ingen g.konime, rhnc selber zu wissen ioic. Nein Bater war Lehrer,' saa.! sie, .von dem hat's der Will Helm. Zcatür lich nicht fo'n feiner, gebildeter wie Sie, Herr Wille, bloß 'n einfacher Torf fchullehrer. Da stehet noch alle feine Bucher, die, er hinterlassen hat." Sie deutet a,!f einen Holjitänder,, auf dem alte, zum Teil erzilbtt miffenfchaftliche Bückn liegen, prüder bad' ick auch manchmal dcia gelesen. Zcgt sei! mein ivlana außer Sll'g iii.. nab' ich nich! nebr Zeit da;.r. Nu ,,b' ich i'ur we nigstens gedosst. daß mein A ,,!?-. sie noch 'im? brcnieb'N kann. Al Witte, ikic kc-üt B dükn i?'kr ÜXbnwi .".!, ;:i rr:'c-tn t'tt, c:lt fit dass ans Irmmt mit einer Zchö ypp"Pyy"yypii''i(i' y nc:i blauen, ini! Silbcr derz'lerleil Mappe zurück. Hier sehen Sie selbst seine Zeugnisse, Herr Lehrer. Hicr deutsch sehr gut, Rechnen sehr gut. Da hat er immer noch Erster gesessen. Alvr seit Batcr gesagt hat. nichts zu machen rnit'm e rcr, da ist er wie umgewandclt. Abcr vielleicht trinkt Hcrr Wille ein Täßchen Kakkcc mit. Es ist ja schon spät, aber" seht sie beschämt hinzu Beschc ru g lpbcn wir dicsmal doch keine." , ,öcr weiß. Frau Schrödcr ". Wickc blickt sie mit fpigdiibi'em Lächeln an. .Ich habe Wilhelm schon erzählt, daß ich den Weihnachtsmann getroffen bade. !l!un sag' mal, was wünschst Du Dir denn imgc?" Ter 'Kleine steht unschlüssig, fast s Züchtern da. Jia, so red' dock,. Wilhelm." dräng! die riuitcr. 'n Schlitten," sagt er leise, mit glühenden Wangen. T ! vcrwcinte Schwesterchen ist auch schon längst aus seinem Zicrstccke her vo.. kommen und sängt an, Zutraulich zu werden. Und Tu. Lieschen?" fragt Wille, ,'nc uvve mit Schlasaitgcn und und richtige Hore, und und " Na m, ist aber genug." sagte die Mutter mahnend. Tann roeri... die Kinder i.. die Ki'; geschickt, und drinnen im dämmerigen Zimmer gibt es eine geheimnisvolle, Be ratu g, trobej die kleine blasse ft.a sich mehr als eininal über die scucht gc wordenen Augen fahrt. 7rnd draußen die Glocken verklin gen, fliegt durch die ärmliche Wohnung der Weihnackttöengil mit, wunderbarem niiiaelrauschcn uns läßt dic Harzen der Kleinen und dzr Großen in f-.eudigcr Er Wartung heißer schlagen. Nach wenige Minuten stürmt Wilke wie ein großer Junge die Treppe hiiiun tcr. Er fübli sich, plötzlich selbst wieder als Kind. Der Wind, der ihm das er hitzte Gesicht kühl!, ist so wohltuend, daß cr gar t.ine Winterlälle spürt. Lustige Samceilockcn iagcn in muntere, Wirbel durch die Luft. t . Nu hat Wille fein? Wohnung cr reicht und das Gclz, das für den Ueber zicher bestimmt war, aus dem Schrank genommen. Und n;rn ging es ans Ein laufen. Jetzt hafte .auch cc Sorgen, wie all' die Vorllerhas!enden, dic es so eilig lialten Wcilmachtrsorgen, dic einzigen, die nicht drück,, sondern cr heben und befreien. Bald sina die Ein kaufe besorgt, ciu Schlitten für Wil, belm, und eine Puppe mit Lchlafaugen für Lieschen, da;u Aepfel. !1tü'se un) Pfefferkuchen. Frau Schröder hat in zwischen das Laumchm besorgt und ge schmückt. Nun ist es auf einmal nicht mehr ärmlich und Zahl in der kleinen 5e)o'wol nung. in die so selten ein Strahl Sonne dringt. Heute am. Heiligen Abend leuch tet darin die schöiche Sonne, die es auf Erden gibt, Kinec:g!auben, öliuocrse ligleit. Wilhelm und Liccben, bt vorhin noch mißmutig u verweint in der duntlrn Ecke herumgesessen hztkn. standen jetzt mit leuchtend!.!! Augen umer dem strau lenden Lichkerb.7,W und sanqeiz in froh sicher Inbrunst: Stille Nacht, heilige Nacht ..." Toch als der Schlüssel vraiibe in der Tür herumgedreht wurde, fuhren sie zii tcrnd zusammen uno wrrscn äugstlielü Blicke aus die Mutter und Herrn Witte. Der Aaier! Ein Mann mit vergräm ten Mienen und müden Augen tritt ins Zimmer und bleibt stulzeud sieben, als er den Weihnschtscaum und den frein den Herrn erctt, Na, singt nur ruhig weiter. Kinder, ich stör' Euch nicht." sagte er mit trau rigem Lackeln, als er sieht, daß die 5ilei neu scheu vor ihm. zurückiveichen. Ich tu' Euch heut' nichts. Ich seh' Ihr habt auch schon Bescherung geqabt." Herr Wille. Wilhelms Lehrer, ist so freundlich gewesen " sagt rau Schröder mit 'schüchterner Stimme. Ter Weihnachtsmann war da, Ba ter, und hat mir' Schlitten gebracht!" Und mir 'tts Puppe " Und Pfefferkuchen " Aepscl und Nasse " Die Kinder haben plötzlich alle Scheu vor dem Batcr berloren, den sie in lctz ter Zeit fürchten gelernt hatten. Aber heute schien er wirüich nicht böse auf sie zu fein. ' Herr Schröder stccct't dem jungen Leh .rer beschämt die Hand bin. Liele Worte 'kann er nicht machen. Tann erzählt er ihm seine Geschichte. Ich bin gelernter Buchbinder. Hcrr Wille, bin aber außer Stellung und kann leine Arbeit finoen. Bin manch mal tagelang von früh bis spät rumae lausen und l,ab' den Mut verloren, Abends habe ich mich dann nicht nach Hause getraut. Ich wußte. 7zrau und Kinder warten vsü denken, ich hab' 'in Stell? gefunden. ' Ich hab' schon Angst gebabi daoor, daß ich immer wieder nein" sagen musste, Ta bin ich denn oft weg geblieben, bis sie ichliefkn und hab' angefangen zu trinken. Das soll nicht wiedcrvorkommen, Herr Wilke. Ich hab's früher nie getan." Wieder streckt er ihm wie zur Bekiäf tiöunz seiner Worte die Hand hin. die Wille ergreift uns herzlich drückt. Und Wilhelm?" fraat er läckelnd. '.soll der Maurer werven?" ' .Wenn er fleißig ist. Herr W,!ke, ich hab' nichts dagegen, wenn Sie'n Lelzrer aus ihm machen." Ernst Wilke füllte die ernsten Ka berizugen groß una freudig auf sich ge ricbiet. So war ihm plötzlich ei Auf gäbe für die Zukunft geworveii. Sein Herz pocht so starj, daß es ihm zu eng und schwül im Zimmer wird. Es treibt ihn hiunas ihn binaus ins Zreie. Kinder," sag! er, zieht Euch an uns komm!, wir wol ltu Scklittn salzren," Draußen ist es still geworden. Der Wind hat sich g'leqt. Äerickneit liegen die Straßen. Krij:'g y.tti Ernst Wik'e den Sch.iUen an. Die i'jrR ser bei den ftir.Hr driuP ibu! ir Herz, ans ki, fecur Ans zeit bat rr nfi an: Weidnachts'.s'ktp nich: it.'2r r uns gltickl' fiil.lt T t friir. tit .i endlich, cfüt t s iekiz'N'oi'.nes!',! Men jchea Ab'child ushziriej Frau Zit:i yYwyyy y1 y f'','ff''l'y''yw'y,' Wie fein und leise draußcn dcr Schnee niedcrricselte und wie behaglich sich' hier iin stillen Fraucnstübchen bci glim mcrndem Kaminscner träumen ließ! Morgen war Christabend. Konnte man schönt res Wcihnachtötvcticr wiin schen als den dichten Schneefall, der Baum und Strauch und die ganze Land sckft mit schimmernder Decke einhüllte? Dazu die Luft rein und mild gar zu seht würden die armen Leute im Torfe diesmal nicht frieren dürfen. Und 'ftrrnj Brigitte, die sich da eine seltene Mußestunde im LcHnstuHl gönnte und die sonst immer fleißigen Hände verschlungen im Schoß ruhen ließ, dachte mit Befriedigung daran, daß hre zahl reichen Weihnachtslörbe für die Orts armen nicht nur gepackt, sondern auch schon befördert waren. Run d'irfte sie ruhen und sie brauchte diese stille Stunde. Tcnn im Innern der noch jungen, blühenden Frau sah es nicht so friedlich und behaglich aus als um sie ber. Ta loderte es heiß und verjchrcnd empor, und sie hafte so das Gefühl, daß es Wohltat sei müsse, wenn auch dort kühlender Schnee niederfiele nrd die Glut stillte, über die sie selber erschrak. Wie war das nur geschehen wie hatte sich aus dem anregenden, gei stigen Verkehr mit dem jungen Gelehrten nur diese Lcidenschast entwickeln können, von dcr sie bisher .kaum etwas gcalmt. und die nun ihr plötzlich über dem Kopf zusammenschlt;? Wobl nfttßte sie, was das zuwege gc bucht hatte: sein stilles, heißes Werben mit jedem Blick, mit jedem Druck der Hand. Das .ziindet schließlich, wenn man. jung und seelisch cinsam ist und von dem großen tfiiick, von dem die Dichter sin ci.ni und sagen, noch nichts empfunden hat. Und das hatte Stau Brigitte nicht, trogdcm sie zwölf Jahre lang nach der Mcinung der Welt fchr glücklich verhci ratet gewesen, obgleich sie drei liebe Kin der hatte, dic scit des Gatten frühem Tod -dcr Inhalt ihres Lebens waren. Eiii halbes Kind noch, kaum siebzehn Jakre war sie gewesen, als der viel altere, ernste Mann um sie gcworben hatte. Und da sie ilm. dcr lange Jahre im Elternhause verkehric, gut leidcn mochte, und die ganze Familie sehr für diese Heirat war, halte sie ja gesagt ohne Ahnung freilich, welch eine schwere Be deutunz dies Ja entbikli. Und es war eine höchst korrekte, fried volle Ehe geworben, . Nur daß Brigitte, als sie zum Weibe herangereift war. mehr und mehr eine innere Leere, ein Sebnen nach Ungekanntem, Unfaßbarem erfüllte, die trotz der abgöttischen Liebe zu ihren Kindern nicht weichen wollte. Sie fing an, sich Mig mehr zu be schäftiaen,' besuchte Vorlesungen, ahm literarische, kunsthistoriickk und Musik stunven. .Tcr Gatte lnbte das nickt, ließ sie her gewähren, als sie trotzdem die pflich!treA'!e Gattin und Mutter blieb, Nun war sie seit drei Jahren Witi. Schon mancher Bewerber hatte sich ge meldet, der die junge, blühende und recht vermögende Frau gern heimgesührt hätte sie Hatte nichjt einen Moment geschirankt, nein zu sagen. Toch jetzt jetzt das war etwas grnz anderes. Noch Hatte der sehr junge Pricatdozent, dessen Vorlesungen sie be suchte, und der von einem gemeinsame Freunde in ihr Haus geführt worden war. nicht offiziell, mit keinem, Wort um sie geworben. Aber sie wußte, daß dies täglich zu ermarten war, und sie gedachte ihm ein Ja zu geben, ein jubelndes Ja obgleich Es lag leider ein Steinchen auf dem Wege, der sie ins volle Herzensglück fllh ren sollte. Jede andere hätte ihn viel leicht leichtfüßig übersprungen oder gc ringschätzig beiseite geschoben ' Brigitte war zu ernst veranlagt, als daß sie nicht grübelnd davor gestanden und gezaudert haben würde Doktor Riftland war jünger als sie. Nur ein paar Jahre ober doch jünger Das wäre ja ganz nebeßsächlich geme sen, wenn sie nicht Kinder, vor allem nicht eine heranwachscnde Tochter gehabt hätte. , Irma war vierzehnjalzre. Sie hatte dcr Mutter hohe, kraftvolle Gestalt und sah dc-halb älter ai;s, als sie war. Und iveim die Grübelnde daran dachte, daß , Abcr da ivaro ihr Gedankengang durch lautes Geräusch und fröhliche Stimmen im Vorslur unterbrochen. Tie Kinder kehrten vom täglichen Nachmittagsfpa zicrgaug heim und stürmten nun ohne weiteres ins Limmcr der Auttcr. Heribert, der jüngste, sechsjährige, wnu schlang sie stürmisch. Ach, Mutti, war das schön im Walde! So. als ob man jeden 'Augenblick dem Weihnachtsmann im Schnee begegnen müßte." Und Wolf, der um drei Jahre ältere, rief: ' Nur .Kälte muß noch kommen, damit wir Eisbahn zum Fest und in den Weih nachtsferien hätten." Irma aber neigte sich über ihre Hand und fragte: Weshalb so in: Tunke ln, Muttchcn? Soll ich nicht wenigstens deine Sichre ib tischlampc anzünden?' Brigitte strich liebkosend vber das dunkle Haar der Tochter. Der ge wisse Lichtschein, der von der offenen Bocflurtür hereiimcl, lufz Irmas Ant lik besonders lieblich erscheinen, und der Mutter kam tl zum erstenmal zum Be der ihm noch nach: .Herr Wilke sollten sich einen wärmeren Mantel anziehen, ie müssen ja frieren," Da lächelt er nur bot sich hin und der,:!,: Wer jung ist und die Welt lieb bat, 'det friert nicht.' uern wird das Herz arm! Auf dem Heimwege war :rn ki Licht u i zumute, wenn es auch rock g.'lt, beute Abend einen Vricf zu i.i rcic.'N. sie Reichte a die "'Mutier, lenn rns :v'.t tt. daß. swi'.n Mutet a.i fetn't Se a? vklcn ar?, fit z -nii s z:hanöe!t h:!te. Ckristrosen. inc lvcihilachtsgcschichtc von veria wiifztsein, wie hübsch ihr Töchierchen ge, worden. .Nein. Kinder, laßt mich noch ein wc. nig im Dunkcln." sagte sic dann. .Ich war so miidc von oll dem wcihnaclitlichen Tun und träumte ein wcnig. Geht nur ins Wohnzimmer, bald komme ich nach." Ja. wir bavcn auch noch zu un." meinte Wolf wichtig. Bcsondctö Jtnia nicht. Schwcsterlcin?" . Sie nickte. Mutti wird unö gewiß heute gleich nach dein Abendessen entlassen und hat wobl selber noch mancherlei vorzubcrei tcn.' Dann fiel sie plötzlich der Mutter um den HalS. Und nicht wahr, liebste, beste Mutter, ich bekomme doch gewiß und wahrhaftig ein langes Kleid! Ich bin so groß, die größte aus der Klasse, und die Mädels lachen mich schon aus." Dabei pflanzte sie sich, der. Kopf reckt hochreckcnd, gerad' vor dcr Mutter auf. Und diese sah mit staunenden Blicken, daß ihre Acltcste wirklich erwachsen, ja fast ihr selber über den Kops gewachsen war. Nie bisher war die Aehnlichkcit dcr Züge, ja selbst deren Ausdruck ihr so aufgefallen als jetzt, da Irma in dcr dämmernden Beleuchtung vor ihr stand. Ja." sagte sie mit weicher Stimme, du bist ein großes Mädchen geworden. Und lanaerc '.Kleider werden nun Wohl angeschafft werden müsien." '..Ach. Mutti, jetzt erst denkst du daran? Frau Brigitte lächelte. Ist's denn so schrecklich cilig damit? Warum auch gerade morgen, du ungc duldiqes Kind?" .Wir haben doch Gäste," meinte Irma, nun etwas vcrlegcn. Großmut tcr ist da und Onkel Theodor, da! Stifisfräulcin von drüben und Dok tor Rittland. Tu hast ihn doch ringe, laden nicht?" Doktor Rittland die ?)Zuttcr ,;uckle förmlich zusammen. Dachte ihre Irma in lindlicher Schwärmerei an den just an dcn Ihr Ton klang etwas unsicher, als sie nun sagte: Wir wollen das allcS be schlafen, Kinder. Geht jetzt und ruft m'ck zum Abendessen," Nun war sie wieder allein und hatte doch plönlich esellschast erhalten den brennenden Schmerz, dcr ihre ganze Seele iiberilutcte. . Eine fast erwachsene Tochter in zwei drei Jahren würde sie es völlig sein lonntex sie der zumuten, zu dem jugendlichen Mann Batet zu saaen? Und er wurde er der schweren Mission gewachsen sein, Irma gegen über stets dcn rechten Ton, die rechte Art zu finden? Renn aber nun gar das aufblühende Mädchen an dem zweiten Gatten der Mutier ein tieferes Interesse nahm, wie es ja den Anschein hatte wenn sich die fast unbewußte Backsischschwärmerei zur wirklichen Neigung ouswuchs es war nicht auszudeuten! Ta gab es nur eins für sie: Verzicht. Aber nein, nein, sie wollte m-fi ver zichten, sie konnte ei nicht so. schrie es in ihr. Auch sie wollte ihren vollen An teil am Herzcnsglück haben, wollte auch wie die anderen an reich besetzter Lebens tascl schwelgen, sich von einem leidcn schastlich gclicbten Mann umfassen lassen und ihn selber glücklich machen! Wie die andere Weshalb stockte ihr Gcdankcnganz bei diesen Worten? Weshalb stiegen da plötzl-ch di Gestalten so vieler anderer Frauen ihres Verwandten- und Freun deskreises vor ihrem Gcistesauge aus, die auch nie volles Hcrzensglück gefunden und viel weniger noch als sie ein fried liches Ehelcben geführt hatten? Da wa ren zuerst ihre beiden älteren Schwestern. Sie hatten ganz nach ihrer Neigung ge wählt und den Eltern die Einwilligung zu dieser Verbindung abgctrotzt. Beide warenticht glücklich geworden; die eine, früh verwitwet, kinderlos, saß einsam und verbittert in der Ferne., Die andere hatte durch leichtsinnige Unternehmungen des Gatten ihr ganzes Vermögen einge büßt und lebte nun mit der großen Kin derschar in drückendsten Verhältnissen. Und jene ihrer Freundinnen und An verwandten es war eine ganze Reihe', wie Brigitte heute zum erstenmal seuf zend nachreecbnete die unvermählt ge blieben, obgleich sie vielleicht eine foge nannte glänzende Partie hätten rnachen können und jedenfalls eines reichen Glücks würdig waren wie nur je eine Frau? Waren sie unglücklich, beklagens wert, weil sie mit dem halben Herzen' lebten, wie Brigitte das stets bezeichnet hatte? Nein, gewiß nicht. Die meisten von ihnen hatten sich einem Beruf zuge wendet, der nun ihres Lebens Jnbali gc worden war. einige beteiligten sich an scgensvoller sozialer Arbeit, da sie nickt um die Existenz zu sorgen hatten alle ober gingen frei und tapfer, in stolzem Selbstaenüqen durch Leben und dachten gar nicht daran, eine Berminstehe einzu gehen, wozu sich 'gewiß oft genug Gele genheit 'rqab. Brigitte hatte diese Frauen stets im stillen beneidet, weil sie ganz ihr eigener Herr und keinem frem den Willen Untertan waren. Denn auch die glücklichste Ehe legt Pflichten und Lasten auf wie oft hatte ihre traft volle Eigenart das empfunden in der sonst so harmonischen Gemeinschaft mit dem dahingegangenen Gatten! .Mutti das Abendessen 'ist oufgf kragen sitzt du denn noch immer im Dunkeln?' Irma riess, den Kops hereinsteckend. Brigitte erhob sich und reckte sich tief atmend aus. Dunkel? Sieh doch, wie der Schnee hereinlenchtet, der weiß', ine, sänfti-a-ndc. Schnee. Der bat ein förmliches Licht in meinem Herzen entzündet aber nun komm, die Jungen werden Hunger haben, und' .Und morg'n ist Weihnachten!" jauchz'! ihr diese schon von wei?:m ent "g'N. Schon früh in onbcrrn Morgen be mv.n Frau Brigitte die ZescheruNZ lvcaner Zett. i rüste. Draußen ging die HauSglocle eigentlich ununterbrochen, dcnn Briefe und Pakete wurden abgegeben, bestellte Sendungen abgelicfcrt. die Dienstboten da und dorthin mit Aufträgen gesandt. Noch Immer rieselte dcr Schnee nieder; die Tannen im Borgartcn sahen aus, wie mit Zuckergufz überzogen herrlich. Da brachte ein Bote ein zart verhüll tes Pakct, und als Brigitte daS weiße Seidenpapier löste, dustctcn ihr wunder bare Marcechal-?:icl-Noscn. ihre Lieb lingsblütcn, entgegen. Sie wußte, von wem sie kamen, noch bevor sie daö Schrei den gelesen, das die köstliche Gabe bcglci tetc. Mit gesenktem Haupt stand sie ein paar Minuten davor und sog den bcran sehenden Dust kin. Dann aber holte sie eine hohe antike Base und stellte die Ro sen hinein. Sonst hatte sie dergleichen Geschenke siillbcglückt auf ihr Jimmer getragen, heute jedoch erhielt der Etcanß seinen Platz auf der "Weihnachtstafel. dicht unter dein bereits fertig gcfchmllck ten Christbaum. Denn für alle sollten sie sein, und alle sollten sich daran freuen. Nur den Brief nahm sie mit in ihr rige nes kleines Reich, und am Schreibtisch, unter dem Bild des Gälten, las sie ihn. Waltet Rittland schrieb: Weihnachten, Frau Brigitte. Ehrist fest ! Das Fest der Frcude und Ucb.r raschimgcn. Und wie in Schuljunge freue ick mich aus den kieiliaabend. d.l CVftniMt rrt'it "Vfitifn hr!jfin k.R luf vit ;nikii, llll .'ll.lt viuiuin , freue mich auf Ehristbanm und firfn. glänz nd Kinderjnbcl! i Wollen Sic auch mir höchste Fcstsrcuo und beseligenden Hcrzeiisjubcl gönnen, teure Frau, so bitte ich um etwas, was Ihnen ein lilcines ist, .mir, aber Au war!sckst auf berauschendes Zukiinfts glück bcdcutet trage Sic ocutc abend eine dcr !!Zosen,,dic uns Christrosen dc beuten sollen, und die Ihnen vcrchruuas voll zu Füßen legt Ihr Walter Ritt land." Brigitte, dic mit stockende Pulsen d letzte Zeilen gelesen halte, atmete eins. Gott sei Dank, das war keine klare An frage, auf die sich nnt mit ja oocr nein antworten ließ. Tcr Abend kam. Früh schon erilrah! tc die Kerzen am hochragenden Ehtls! bäum, denn Brigitte pflegte ihrem Haut" personal vorher zu bescheren und mit ihnen und den Kindern ein paar Weil, nachtslicdcr zu singen. Tann empfing sie die wenigen vertrauten Gäste d's .Hauses im Nebenftmnier. Rittland er schicti zulekt. Er neigte sich aus die &ind der Hausfrau, dann überflog fein Blick die höbe Gestalt, die in ein weißc4 Gcwand gekleidet war sie truz die Nose nicht Nicht einmal dies kleine Gewähren?" flüsterte er febnienlich. . Tie Blüten sind zu köstlich, alS daß sie nutzlos welken sollten," gab sie ebenso leise zurück. Sie stehen unter , dem Christbaum, allen zur A,idd?.'- Dann schritt man zur Bescherung.' gab große und kleine Ucbcrraschungen, liebe und sinnige Gaben, hallenden Jubel und glänzende Augen beim lungen Volk chcn. Irma war übkrglücklich. Sie hatte nicht nur ein lanzcs Kleid", sou der deren drei erhalten, da Großmama noch eins zu den beiden gefügt, die Bri gittc besorgt hatte. Aber wenn diese Kleider auch dcn Haupiinbeilt ihres kind lich laut geäußerten Entzückens bildeten, so kam doch sicher gleich danach die Freude über das reich illustrierte Werk, das ihr Rittland zu den anderen Ge, schenken unter dcn (Ibristvaum gelegt. , Für junac Mädchen" stand daraus. Wie sic das beseligte für junge Mcidchcn. Sie war alfo lein Kind mehr man rechnete sie bereits halb und halb zu dcn Erwachsenen! Und als nun gar Großmama lä chelndzen Wunsch auesprach. Irma doch nun auch in dem langen Kleid" sehen zu wollen, war ihr das eigentlich ein weiteres Weihnachtsgeschenk, um das sie die Mutter ja schon vorher gebeten hatte. Aber nun die große Frage, welches von den dreien. ,. Da kam ihr Rittland z Hilfe. Jch würde das blaue nehmen," sagte er ' lächelnd. Natürlich das blaue das gefiel ja auch ihr selber am besten! Und sie stürmte damit sort auf ihr Zimmer, um nach wenigen Minuten im neuen Ge wände, das sie vortrefflich kleidete, zu riickzukchren und vor jedem der Anwesen den besonders einen tiefen Kni; mit drolliger Grazie zu vollführen. Sieh, sieh, sägle Großmama liebe voll, da hätten wir ja nun ein junas Fräulein im .Hause!" Noch nicht." meinte Brigitte ernst. Noch wird sie ein paar Jahre tüchtig lernen müssen, abcr dann habe ich eine große Tochter." Sie sagte das langsam, fast mit schwerer Betonung, als ränge sie die Worte einem wunden Herzen ab. Vor ihr dufteten Nittlands herrliche Nolen. und langsam, wie in tiefen Gedanken, nahm sie eine davon und steckte sie Irma ins dunkclglänzende Haar. Wie es sie kleidet." sagte sie leise. Wenn ich Irma erst auf den Ball führe, soll sie oft gelbe Nof'n tragen " Ta neigte Rittland mit zuckender Lippe tief das Haupt. Er hatte sie ver, standen. , In fr Mcuagcrik. p Besmhr: Sagen Sie. Herr Tire! tor. ist dcr Elephant sehr klug?" Direktor: .Gewiß! Ich habe ihm sogar, beigebracht, in diesen Kasten hier ein Geldstück hineinzulcgen . . . Wollen Sie eZ 'mal probieren? Geben Sie eirre Mark her!" Ter junge Mann gibt dem Direktor das Geldstück und der El,, phant führt das besagte Kunststück aus. Besucher: Tas ist wirklich sehr hübsch!.. J'ht srll er mir aber das Geld ro'-a 0,'tVn!" Isiittot: Abernte, nviti Herr. d'Z habe ich ihm r.ch nicht beibripzen formn!" r ? 4 P-.