Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, December 28, 1918, Image 7
TSMe OmaZZ Tr!??nk. ' V 11 VT rH J A iSolUi fremd Spractcn gekklegtt : : oder dgelcbsM werden? . r " yf Von F. 31. Schaffell. ' '"r Da die Vereinigten Staaten die englische Sprache als Landes spräche adoptiert haben, so ist es na. türlich nicht nur recht und billig, dasz jeder sich bemühen muß, sofern er aus einem anderen Lande eingewandert ist. dak er diese Sprache auch versle hen lernt, soweit iinn das in anbe tracht der umstände und seines Al ) terö möglich ist. Lei' vielen, beson ders wenn sie bei vorgerücktem Älter 1 unser Land betreten, ist das nur in beschränktem Maßt möglich. Ebenso ist es erschwert bei solchen, die sich waö aber sehr eriiatitcg uno naiur lieft ist gruppenweise als btcim meszugehörige irgendwo niederlieben. Wer aber hier aevoren uno au ge wachsen ist. sollte alles tun. sich eine moalich t oute Kenntnis ver anoes spräche zu verschassen. Das t seine Bürgerpflicht! Will er einmal eigenen Besitz . i - ben. will er in öffentlichen fragen mitreden, mityanoetn uno mmum men. will er einmal ein Amt betlei- den, und sei es uuch das allergeringste, z. B. das eines Straßenaufseyers tNoad BoK). will er ins e chästöle den treten, oder will r auch nur in tclligent Handel treiben mit andern, so ist überall die Kenntnis der van- dessprache nötig, d. y. er mun sie ver stehen, sprechen, schreiben und lesen tonnen. Das kann iym im autaglr chen Leben nur von allergrößtem Nutzen sein. Im anderen Fau bleibt er immer von denen völlig abhängig, welche die Landessprache beherrien. Das Land, das uns - eine Wohn und Heimstätte gibt, das uns Schutz gewährt, das uns Rechte gibt, inun, auch seinerseits das tllecht haben, zu verlangen, das; man seine Sprache lernt, und das; es intelligente Staats Kürzer erzieht. Es wäre töricht, iym solches Recht absprechen zu wollen. Nach dieser Seit; hin das wol len wir Eingewaroerte offen eingeste .Yen ist von manchen und mancher rts gesehlt worden und es ist das Bemühen, sich die Landessprache an zueignen, nicht überall ein solches ge Wesen, wie es hätte sein dürfen. Andererseits ist es auch wahr, daß Mitbürger höheren und niederen Ranges in ihrein Urteil die Äerhält- nisse und Umstände ganz außer Acht lassen, welche die Bemühungen zur Erlernung der Landes prache erschwe ren. Mit Geduld und Weisheit in der Behandlung der Frage wird w her viel mehr erreicht werden, als mit lucksichtslosem Berbleten und Aus- rotlenwollen alles Angeerbtcn, alles Hehren und Teuren. !tativisten sind die am wenigsten geeigneten Leute, die Frage Leucht und sachlich zu be .handeln. , Die nächste Frage für uns zu be antworten wäre, vd es wahr ist, daß die Zeenntnis der amerikanischen Sprache mit Ausschluß des Gebrauchs einer anderen Spruche jemand besä Jhigt, ein besserer Bürger zu fein, und er dadurch ein echterer Amerikaner wird. Auf die Antwort auf diese Frage läuft der Ansturm gegen den freien Gebrauch von fremden Sprachen in unserem Lande schließlich hinaus. Mail sagt uns: .Das ainerikani sche Bolt muß einheitlicher gemacht werden. Die Menschen müssen mehr zusammengeschmolzen werden. Da ist hier ein .ttlein-Schweden", dort ein Klein Deutschland", dorten ein ,5tlein-Norwegen" oder ein .Klein Böhmen" etc., jedes mit seinen Son derinteressen, Eigenarten und Zielen. Das muß aufhören. Verbieten wir ihnen, die Sprache ihrer Stamniesge nossen zu gebrauchen, dann werden wir bald unser Ziel erreichen und alles gut amerikanisch gemacht ha den." Das klingt sehr plausibel, aber der tatsächliche Beweis dafür, daß nur der ein guter Amerikaner ist, der nur die Lanveösprache versteht oder ge braucht, darin denkt und fühlt, ist noch nicht gebracht worden und wird nie gebracht werden können. Es ist eine unbestrittene Tatsache, daß. wenn (Singewanberte eine Bejuchsreise in die alte Heimat machen, sie sich dort meist nicht wieder dauern niederlassen, obwohl ttmen die hier erworbenen Mittel unter ihren Ctammcsgenossen ein bequemes Leben gesiatteten. Warum bleiben sie nicht, im alten AaterlandZ Der Grund ist, daß sie das Adoptivvalerland mit seinen Borzügen lieben gelernt haben und sich icgt da heimisch suhlen. Was das alte Baterland ihnen gab und aus ihnen machte, das schätzen sie hoch und verwerten es in der neuen Heimat. Hier gedentkn sie zu dlciven, hier wol leg sie thr Leben beschließen, hier ha be sie für ihre Nachkommen eine Heimstätte bereitet. Wäre es nicht töricht, p unsinnig, wenn man von diesen Leuten annehmen wollte, sie halten es mit einem sremden Land, sie sind keine treuen undguten Ame rikanerZ Derselbe Vorkurs trifft in solchem Fall dann auch die, ' welche cui Großbritannien ach Amerika ausgewandert sind, also die Englän der, die Schotten und die Jcisch-Äme-rikaner. Nein, nein, die Herüber ahme von Sprachen und Ckaraktet-Zir ekgentllmlichkeit.n in unsere neue Hei' mat hat dem Land noch keinen Scha den gebracht und macht aus den (Sin' gewandetten keine schlechteren Bürger. ES gibt aber sehr viele, die nur. ameriianlsch sprechen, die keinen Zu. sammenhang mit irgendeinem euro, päischcn Land haben, aber trotzdem r e ch t sch l e ch t e amerikanische Bür. ger sind. Die Herren Nativisten wol len nur gefälligst in die Gefängnisse gehen. Da werden sie finden, daß dort der Prozentsatz dcrer, die nur ame. rikanifch reden und keine weitere Sprache kennen, sehr viel größer ist als die Zahl derer, die außer der Landessprache noch eine andere Spra che, reden können. Ar aber die Kenntnis und der Gebrauch von fremden Sprachen ne den der Landessprache keinen zu ei nem schlechteren Bürger macht, so be Häupten wir im Gegenteil, daß die Kenntnis von fremden Sprachen uns fähig macht, dem Lande weit arö- ßere Dienste zu tun. als wenn wir nur auf eine Sprache angewiesen sind. Bleien sag weroen wir zu bewei- en uchen. Wir find ein: Nation, zusammen- setzt aus Nationen. Das Hauptton tingent der fremdsprachigen iatio nen, wenn wir von den Angelsachsen abehen, bilden die teutonischen Stäm me. . Diese Eingemandertcn kamen nicht als Mettler ins Land, auch dann wun, wenn ne leinen iient meyr hat ten, als sie sich niederließen. Fast ausnahmslos brachten sie eine ordern liche Erziehung, wertvolle Charakter eigentümiichteiten. hirrliche Lieder, ihre Musik, ihre besonderen Talente, ihren Glauben, ihre Sprache, eine kernige, feste Gesundheit. Willigkeit, die ersten großen Entbehrungen u ertragen, und noch manches andere Wertvolle mit. Diese Gaben haben sie dem Adoptivoaterland geschenkt und lassen sie ihm und ihren Nach kommen zugute kommen. Nur ver. mittelst dieser Güte war es möglich, das Land, das sie. sich erworben ha ben, groß und herrlich zu macken. Wären sie anspruchsvoll und faul ge wesen, dann hätten sie bald erfahren, daß Amerika icht das Schlarassen land ist, wo die gebratenen Lauben ihnen in den Mund fliegen. Nun. da sie das Land haben helfen groß und reich machen, da sie ihm willig oas mit saurem Fleik Erworbene zur Beifügung stellen, will man ihnen sagen: Ihr seid keine guten Amerika, ncr. wenn ihr nicht amerikanisch fühlt, denkt und redet. Will man uns ger anigft sagen, was Zdas spezifisch A in e r i k a n i- I qe tt(l Nach unserem Beistand ist das amerikanisch, was wir,die wir hier Bürger geworden sind, aus unse r e m' L a n d e machen. Dabei hat alles Gute und Edle, alles Wahre uno oye, einerlei ov es aus Eng land oder Teutschland, aus Schwe den oder Norwegen, aus Rußland ooer stauen flammt, seine Berechti gung. Auch die Sprache aebört da, zu. ,Ja. sie erst recht; denn durch sie iveroen on yaraiterzuge der Bolker am besten bewahrt und erhalten. Wir haben es immer als einen besonderen Bßmin llsreZ S'nnW nkk, "(,"3 "I vnnww ufitjlltll, daß die Eharaktereigentümlichkeiten der verschiedenen Rationen sich hier in unserem Lande bereinigen können. In keinem anderen Lande ist das in solchem Maße der Fäll wie bei uns. Aber die Erhaltung der Sprachen htit noch einen anderen Wert für un- ier ano. maoj vem Krieg werden wir noch weniger wie, vorher isoliert bleiben. Der Bölkerverkehr wird sich noch weit mehr ausdehnen. Sollen wir dann im Verkehr mit anderen Böllern als die Dummen dastehen, die nur eine Sprache kennen? Oder sol len wir unsere ocinoer fremde pra. chen mühsam aus Büchern lehren, wenn wir es ihnen so leicht im Um gang und zu Hause beibringen lern nen? Jedermann weiß, daß es nur wenige dahin bringen, eine Sprache aus Büchern so zu lernen, daß sie sie wirklich verstehen vder gar ivre- chen können. Wollen wir aber gar den Charak- ier, das Tun und Treiben, den Han del und Wandel anderer Bölker ken nen lernen, dann müssen wir unbe- dingt erst ihre Sprache kennen. Nein. wir stehen uns als, amerikanisches öl- f.(tn , ... . . - ovh uoi im xichi, wenn wir. une rem Bolk die Freiheit nehmen, on dere Sprachen in unserer Mitte zu kultivieren. Unsere Landessprache wollen wir lernen, gründlich lernen, ehren, achten und gebrauchen, aber im übrigen lasse man jeden reden, be ten, singen und froh sein, so wie es ihm vom Herzen kommt und zumute ist. Tann werden wir ein vielseiti ges, reichbegabtes Bolk sein, unserem Amcrilanertum wird eZ nichts scha den. und der Welt im Großen werden wir nützlicher sein. Nennt das Leben. "Sie sagt, sie würde licber elend mit mir sein, als glücklich mit einem ande ren." TaZ Ehelcben wird häufig auf dieser Grundlage verbracht, mein Lieber 2 anke, eS geht! Ve kommen Sie auch reichlich zn essen in hreiu neuen NosthauZ?" Na, es geht sol Wenn meine Wirtin da? Doppelte von dem geben N'iirde-, was sie gibt, dann wiirdö ich pon att mxcn, DicSunstdcrEMllng. Von Arthur Brnusewettcr. Ist die Erziehung eine Wissen schast? Ist sie eine Kunst? TaZ ist die Frage, die immer wieder ailfgcworfcn wird. ZivciselloL gibt es eine Wissenschaft von der Erziehung, diese selbe aber in ihrer praktischen Bctätigiiug ist Kunst. Die große Kunst, denn sie gilt dem Höchsten und Letzten allen Ziönncns: der unmittelbaren Berwirklichung des Menschenideals in der Person lichkcit. Aber jeder Künstler weiß cö und crsährt es mit tausend Schmerzen: je höher er sein Jdea! spannt, je hciszcr der Wuich nach seiner Reali sierung, um so bitterer die Empnw dung des Zurückbleibens hinter dem Eriehn'cn, um so herber die Enttälr schling. Die Erziehung ist nicht nur die groiite, ,e iit die chwerste unter al len Künsten. Sie ist so schwer, daß man ost genug vor die Frage gestellt wird: Gibt eö überhaupt öaö, was wir mit dein Namen Erzlehuna b, nennen? Ist diese nicht vielmehr eine ,lluiwn, em Wahn u,erer mensch lichcn, Sehnsucht? Ich möchte heute ganz und gar nicht wissenschaftlich, n,cht einmal vyiloiophiich ichreiben Ans. der nüchternen Ersahrung nur möchte ich schöpfen. Sie aber lehrt, wie unendlich problematisch alles das ist, was wir Erziehung" uew neu. Daß "alle Wisjeiijchait, alles Lesen und Thcorctisieren wenig zur rechten Erziehung nützt, daß diese ganz allein durch das Borbild ge wirkt wird, ist eine alte Weisheit. Aber auch mit dem Vorbild ist es ein eigen Ding. Das Problematische selbst der Erziehung durch das Bor. bild wird am handgreiflichsten den Eltern zu Gemüte geführt, die eine Anzahl von Äinöcrn desitzen. Aus alle wirken sie mit derselben Krasl und Liebe ihres BorbildeZ, mit ge r.äu denselben Lehren ein. Und wie ganz verschieden, wie cntgegengcietzt ist das Resultat. Tec eine tiimml willig an, der andere lehnt , hart iiäckig ab. Woran scheitert so manche Erzie hung? Nicht an ihrer Lässigkeit nur, im Gegenteil sehr oft an ihrer zu slar ken Aktivität. Daran, daß man er ziehen will und nur erziehen. Ein rechter Erzieher hat mehr passiv als aktiv zu : jciii. Die erste Ausgabe heißt für ihn nicht handeln, sondern als Zuschauer sich verhalten. So viele Eltern können ihre blinder gar nicht erziehen, weil ie sie gar nicht kennen. Studiere die Seele deines Kindes und dann wirke auf sie ein. Folge ihr durch alle Phasen ihrer Entwicklung, und dann suche diese ' zu liecinsluiien. Die groic Kuiiit verlangt zuerst Sclbitversen kung, verlangt innerliche Weihe vor äußerlicher Aetätigung. Erziehung it intensive Selbitarbcit, ist selbst entwicklung. Menschen, die sich nicht mehr selbst entwickeln, sind unfähig zu jeder Erziehung. Fertige Erzieher gibt es so wenig wie fertige ttun,t lcr. Früher galt es alZ die schwerere und wichtigere Aufgabe, Knaben zu erziehen. Heute, wo die Frauew frage noch etwas Unbestimmtes, i)licncndes oder doch schon sich Foo inendes darstellt, weiß jeder Erzio hende, daß das aufwachsende Mäd chen seine geistigen Kräite in noch höherem Matze ln Anspruch nimmt, Es ist heute schwerer, ein Mädchen zu einem gesunden, normalen Men schen zu erziehen als einen Jungen. Eben weil alles noch so gärend ist, we7 man von dein Verheißenden nichts versäumen und doch nicht un gesunde Bahnen betreten will. Die erzieherische Beantwortung ist hier ost erdrückend. Sehr viele pädagogische Bücher sind in letzter Zeit erschienen. Man ches Nichtige und Beherzigenswerte wissen sie zu sagen. Aber eins habe ich in ihnen allen vermißt, eins, das mich sowohl für die Erziehung des Knaben wie des Mädchens die Hauptsache dünkt. Wer das Leben kennt, der weiß, daß es vor allem Widerstands' kraft erfordert. Je mehr Wider staiidSkraft, um so mehr LebenSsä higkeit. Ueber den Widerstandslosen aber gehen die Wogen dahin. Denn mögen Poeten und Humanisten das liebe Leben mit tausend schönen Dingen vergleichen, im Grunde ist es etwas sehr RealcS: Vrn? Macht, frage nämlich. Sei im Besitze, unS du wohnst im Recht und heilig wird's die Menge dir bewahren- wer wollte die nüchterne Zuoerläs sigkcit dieses Wortes in Zweisel zic hcn? Wir machen ferner die Erfahrung, daß gerade die Arglosen, die vor nehm Vertrauenden int Leben am liebsten getäuscht werden, das; die mit heiligen Idealen Erfüllten a:n ehesten einen Schijsbruch erleiden, von dem sie sich nicht wieder erholen. Es hat etwas Ergreifendes, ein Kind, einen jungen, Menschen zu se Heu, der das Herz voller Berlraucn und Licbe ür ?K??t nd ben Me. schen in ein Leben 'geht, das" ihn um so grausamer anpackt, je subtiler und feiimerviger er von gleichfalls feinfühligen Eltern erzogen ist. Haben die nun wirklich recht, die immer sagen, die Korrektur in die sce Beziehung müsse allein der Er fahrung überlassen werden? Es gäbe hier, so schmerzend sie unter Um ständen auch sein könnte, keine an dere Möglichkeit. Nein,, sie haben ganz und gar nicht recht. Ten Eltern und Erzw Hern ermächst gerade in dieser Hiw sicht eine Pflicht, die ihnen nicht ernst genug ans Herz gelegt werden kann. Es genügt ganz und gar nicht in der Erziehung, die doch nichts ande rcs ist als Bildung der Persönlich keit sur ein recht reales Leben, im mcr und immer wieder nur mil idealen Faktoren zu arbeiten. Ja, wenn es wirklich ideale Faktoren wären! Aber wir Teutschen haben nun einmal die Gepflogenheit, Jöca lismus mit blasser Theorie oder mit inattcr Sentimentalität zu verglei chen. Und nirgends tritt diese Be griffsverivcchslung so schädigend und verhängnisvoll auf wie in der Erzie hung. Indem der mit Wichtigerem" beschäftigte Mann sie fast aiisschlicß. lich der Frau überläßt und meist erst eingrcist, wenn es zwecklos ist, vcrmei. .:cht er die echt männliche Kunst. Gewiß' gibt es Frauen, die von Natur aus viel pädagogischer vi ranlagt sind ols ihre Männer, die Künstlerinnen find, wo jene nur Dilettanten oder aar Stüniper. Im ganzen aber m.isz ma der heutigen Erziehung den schweren Borwurs machen, daß ,sie vict zu weichlich ge worden in bezng auf die Bit dung deS Geiilii.es und des Herzens, daß hier eine Sentimentalität ge züchtet wird, welche die unumgäng. lich notwendige Widerftandskrast dem Leben und den Menschen gegen über von vornherein ' illusorisch macht. Ist es nicht möglich, daß inneo liche Vertiefung mit seelischer Ad Härtung Hand in Hand geht? Gibt es keine männliche starke und na sende Idealität? Nun wohl, hier liegt das erstrebenswerte Ziel der modernen Erziehung. Der viclge hätschelte Sport ,aber ist nicht der alleinseligmachende Weg. Es gilt vielmehr, die zu optimi slischen Borsteilungen von Welt und Menschen, die zu weichen Wallungen des Gemütes, besonders, wenn sie das Gebiet des Sentimentalen oder gar der verwandten Nervosität strel sen, mit weiser, starker Hand zu dämmen, Ideale nicht zu töten, aber sie zu veniiännlichen, sie lebensfähig .uio lebeiiskraitla zu machen, indem maii ihre Realisierung nicht aus dem Auge läßt und öaö Verschwommene von ihnen beizeiten zu tilgen sucht. Es gilt den Blick nicht immer und immer nur zu öffnen für die Welt und Menschen, wie jie sein' sollten, sondern endlich auch einmal dafür, wie sie in Wirklichkeit siiiij. Es gilt mit einem Wort, den Charakter dei ncs Sohnes, deiner Tochter zu dil den, indem du ihn langsam sicher stählst, die kindlich weiche Seele, so lange du noch ihr Führer bist, ge nau so abzuhärten, wie du es mit dem Körper erstrebst, damit sie füh rerlos nicht einmal zerbrochen wird Es gilt schließlich, nach einem Aus spruch aus Goethes Wilhelm Mei ster": Dein Kind so zu erziehen, daß e3 dermaleinst die Umstände so viel wie möglich bestimmt und sich so wenig wie möglich von ihnen bestim men läßt. Beleidigung. Sie sind eigentlich etwas sehr ning für den Dienst in einer Apo thcke, Kunde zu empfangen und zu bedimen, sagte eine Dame zu dein jungen Manne, der in der Apotheke hinter dem Ladentische stand. Vielleicht," war die Antwort, aber womit kann ich dienen?" Ja, sicht denn Ihr Prinzipal nicht ein, wie gefährlich eZ ist, einen so jungen Menschen, einen Knaben, auf solchen Posten zu stellen?" Ich bin vollständig imstande, Sie zu bedienen, erklärte ocr junge Mann ruhig und artig. Wissen Sie Nicht, daß Sie leicht jemand vergiften können?" sragte die Dame. Da ist keine Gefahr," bekam sie zur Antwort. Aber, womit also kann ich dienen?" Es wäre am Ende doch besser. ich ginge in die andere Apotheke, im nächsten Block," meinte die Kun din, indem sie der Tür zuschritt. Ich kann Sie ebenso gut und ebenso billig bedienen, wie die in der anderen Apotheke." Nun denn," sagte die Dame, ich mochte drei stucke Toiletten eise haben." Vorschlag zur Güte. Herr Baron schulden mir jetzt 30,000 Mark und sagen selbst, daß ck nicht zahlen können! Zeigt eine 'Hyoioarapyio.) Xice Xaine sollten Sie heiraten die besitzt das Doppelte!" Nee, mein Lieber! Wissen Sie was: heiraten ie da? alte Möbel und zahlen Sie mir die Differenz fiproiiil" MM vtthällgnlsoolle Dricsc. Von Dr. Ella Mensch. I WaMMMMWMWMMMMWW,MIw In dem Nachwort ' zu Kllgel gcns Jugenderinnerungen eines al - ten Mannes" -ttclicn die Worte: .Bricss an vertraute Freunde. Kin, der und nächste Venvaudte find nicht für den Druck geschrieben, und man sollte verehrten Menschen nicht das Unrecht tun, Schristen von ihnen zu verossentlichen, die sie selbst vor her noch zehnmal umgearbeitet ha den würden." Selten ist jedoch diese an sich so einleuchtende Mahnung beherzigt worden. Tenil die Ber suchung ist zu groß, dei bedeutenden Personen alles hervorzuholen, was aus ihr Privatleben Bezug hat. Gewiß gibt es Briese, die gerade zu einen weiten Leserkreis verlan gen. Das gilt von dem Brieswech sel zwischen Schiller und Goethe und ähnlichen Korrespondenzen. Bei an deren aber hat der Leser geradezu das Gefühl: das gehört nicht vor das Publikum. Diese Empfindung überkommt ei nen besonders, wenn man die kürz lich im Jnselverlag erschienenen, li terarhistorisch interessanten Briefe Friedrich Nietzsches an den Baseler Theologen Franz Overbeck liest. Der einsame Philosoph mußte ich oft Lasten voin Herzen schreibet ab Niälzen. Wenn er aber je hätte an nehmen müssen, daß jene unsreund lichcn Bemerkungen iiber die einzige Schivrster durch den Druck hätten gleichsam verewigt werden könnend er wiirde daS Papier eher in tau send Fetzen gerissen haben, alS daß er es den Weg nach Basel zu dem nüchternen Freunde hätte antreten lassen. Je einflußreicher eine Persönlich keit im geistigen oder politischen Lc ben dasteht, desto größeres Gewicht wird auch ihren privaten, vollends gar schriftlichen Aeußclmngcn beige messen. ' AIS vor vielen Jahren in Tarmjtadt die Briefe der Großher zogin Alice von Hessen an ihre Mut ter, die Königin von England her ausgegeben wurden, war aus ihnen vorher sorgfältig so ziemlich alles cntseriit worden, ivas aus die Poli tik Bezug nahm. Ohne Zweifel ver loren die Briefe dadurch viel für die Sensationslüsternen. ,Um die Frage der Echtheit oder Versälschung der sogenannten Kasset ten oder Lchatullciibriese dreht sich die Untersuchung der Schuld oder Unschuld der Maria Stiiart. Ihre Gegner in Englano nahmen die Echtheit dieser aus dem Gefängnis ihren Schreibern diktierten Briefe au und legten sie bei dem Prozeß gegen die Schottcnkönigin als un trügliche Beweisstücke vidt. Neuere Forscher erklären sie für grobe Ent flelluiigcn. ' Diesen Standpunkt hatte auch bereits Schiller eingenommen. Die denkbar schicksalsschwerste und verhängnisvollste Rolle hat in der Jugend Friedrichs des Großen ein Brief gespielt. Der, den er im Jahre I7aü kurz vor der geplanten Flucht nach England au seinen Freund . Hermann Kalte von AnS bach aus mit näheren Weisungen ge schickt hatte. In der Eile war vom Kronprinzen nicht Berlin" als Be stimmungsort des Briefes, sondern nur über Nürnberg" auf die Adres fe gesetzt worden. Das war sür ihn und den Freund verderbenbri gl,nd. Der Brief ging nicht nach Berlin, sondern wurde einem Vetter Kattes, der in Erlangen auf Wer bung stand, eingehändigt. Diesem Rittmeister erlaubte sein soldatisches Ehrgefühl nicht, ungeachtet aller ver wandtschastlichen Gefühle für den Vetter, den folgenschweren Brief sür sich zu behalten, vielmehr nötigte es ihn zur Anzeige. Eine andere, ganz entgegengesetzte günstige Wirkung haben im späteren Leben des PreußenkönigS Briese, gleichfalls vertraulicher Natur ge übt! Diejenigcn,.die er an den Zar Peter III. richtete und in welchen er ihm dringend empfiehlt, seiner Ge mahlin Katharina mit Liebe und Hochachtung zu begegnen. AIs nach dem gewaltsamen Tode ihres Gatten diese Briefe Friedrichs in die Hände der Kaiserin Katharina sielen, die sich bis dahin seitens des PreußenkönigS keiner freundschaftlichen Gcsinnun gen bewußt geworden war, bewirkte ihr Inhalt, daß Katharina ihre Meinung änderte und in dem letzten! Kncgsiahr die Haltung wohlwollen der Neutralstät annahm. Wie vorsichtig man mit Briefen umzugehen hat, die den Charakter, cineS diplomatischen SlktcnstückeS tradas weiß ich, daß ein Esel mit zwan. gen, lehrte den feigen und später' ziz Jahren viel älter ist, alS ein auch noch grausamen König Ferdi Mensch, der siebzig zählt!" nand IV. von Neapel das Schick sal eines Briefes, den er vom König vcn Spanien erhalten hatte und auö welchem eine sür England unvorteil hafte Gesinnung sprach. Die Ge mahlin Ferdinands, die Icidcnschast liche Königin Karoline, die sich um die Politik mehr kümmerte, als der König, schenkte damals ihr Ver trauen der englischen Gesandtin, der berüchtigten Lady .amilton, in de ren Banden der ruhmgekrönte Ncl'sselziehcr on den Kopf geflogen!" son lange Jahre schmachtete. Diese hatte nichts Eiligeres zu tun, IS den vcdcutungLvollen i spanischen Bric ihrem Liebhaber u verraten, worauf hin dann die englische Regierung er folgrciche Gcgcnmaßrcgcln treffen tonnte. , . Doch nicht immer sind cZ Verrat, Taktlosigkeit oder böser Zusall. die ; einen Brief zur Katastrophe werden to cn. S t genügt die einfache Tad fache .daß der Brief überhaupt ge schrieben wurde, um eine Krisis oder einen Bruch hcrauszubcfchivorcir. Das ist gewöhnlich der Fall, wenn der Adressat nicht in der Stimmung ist oder nicht den guten Willen hat, die Meinung des Schreibers richtig zu verstehen. Durch einen Brief sind Klopstock und Goethe auseinander ackom nicn. Ersterer hatte sich auö reiner Freundschaft veranlaßt gesehen, dem lungcn Versass dcö Werther' scnstmahncnde Vorstellungen zu ma chen über das wild.genialische Tret ben in Weimar, das sowohl ' sür Goethe wie sur den Herzog vcrderb lich werden könne. Darauf antwoo tcte Goethe: Verschonen Sie uns inö Künftige mit solchen Briefen, lieber Klopstock! Sie hclfcil nichts und machen uns immer ein paar böse Stunden. Glauben Sie, daß nur ein Augenblick meiner Existenz übrigbliebe, wenn ich auf alle 'solche Briefe, auf all solche Anmahnungcn antworten sollte, Das war nun. gerade nicht sehr liebenswürdig geantwortet von dem um fünfundzwanzig Jahre jüngeren Goethe. 5Nopstock sagte ihm bald danach die Freundschaft auf. Eine Wiener Gerichtsverhandlung. Richter (zum Angeklagten): Sie heißen?" ' Angekl. (deklamierend): Net viel und Joseph Novak." Richter: Wohin find Sie zustän im?" Angekl.: Natürlich nach Wien." Nichter: Sie, ich würde Ihnen raten, hier einen andern Ton anzu schlagen!" Angekl. (zum Gcrichtstifche vor tretend, in gütigem Tone): Mein lieber Herr kaiserlicher Rat,' ,ich., ich musz mich doch verteidigen kön mn!" Der. Angeklagte soll in einer dunk lcn Nach! ein dunkles Verbrechen versucht haben, indem er auf einen harmlosen Passanten einen blitzen den Gegenstand" ohne jeden Grund zückte. Der Passant lief davon und Novak glaubte, da müsse er ihm nachlaufen. Er schrie, der müsse den Pülcher" unbedingt haben. Damals var es ftüiicr Alkohol, der Novak rebellisch gemacht hatte. , Er war nachmittags ausgegangen, um einen verlorenen Sohn" zu suchen. Er suchte auch einige Zeit und ging dann seinen gewohnten Weg ins Wirtshaus. Angekl. (entrüstet): Aber einen blitzenden Gegenstand, (nachdenkend) einen blitzenden Gegenstand? Ah, der hat meine Schnapsflasche für ei nen Dolch . achalten. Ja, ja, die blitzt immer.".... Der Richter fragt den Zeugen, ob rö möglich ist, daß es sich um eine Flasche gehandelt hat. Ter Zeuge sagt verwirrt, das wisse er nicht. Nichter (zum Angeklagten) : Was haben Sie denn mit der Flasche wollen?" Angekl.: Ich hab' sie am Nepo, muk Sogl.Platz herailsgenommcn, um g schwind einen schluck zu m& chen." Der Richter sprach den Angeklagt ten, der sich zu einer Rede anschickte, rasch frei. Der strafbare Tatbestand ließ sich ja nicht nachweisen. Abgetrumpft. Zm Jahre 1770 war der greise Hu farengeneral Zieten zu einer Abend gcsellschaft im Schlosse zu Berlin ge laden. Auch die schöne Schauspielerin Karoline Döbbelin war zugegen, und alte wie junge Kavaliere waren be müht, ihr den Hof zu machen. Der alte Haudegen Zieten schien großen Gefallen 'an der liebenswürdigen Künstlerin zu finden und zeichnete sie in ritterlicher Weise durch mancherlei Artigkeiten aus zum größten Wer druß des jungen Grafen v. RutowS ky, der sich vergebens um die Gunst dcr schönen Karoline bemühte. Um seinen Aerger über die Bevorzugung Zielens Luft zu machen, richtete er ganz unvermittelt an den General die Frage: .Wie alt sind Sie denn gentlich, Exzellenz?" Zieten lächelte und sagte, sich den weißen Bart steet chend: Wahrhaftig, daS weiß ich m diesem Augenblick nicht so genau, aber Drastischer Rapport. Seit der Privatier Mooshuber beim Spiritistenklub ist, traut er sich keine Nacht mehr heim!" Wieso denn?" Wissen Sie, in der letzten Sit zung haben wir den Geist seiner verstorbenen Frau zitiert, und ols wir Rapporte verlangten, ist ihm sein Waschge-chirr nebst einem Stie Sir astronomische Zlhr im Straßburger 5om. Die herrliche Kathedrale in Straß bürg ist als Ganzes eine der vor nchinsten Sehenswürdigkeiten durch die schöne und reiche Fassade, dirch die seine Gliederung ihreö Turm baus. durch die Mächtigkeit und Er habcnhcU , ihrer gesamten Erschei imng. ut Innern ist daZ Münster degcgcn verhältnismäßig arm an dem gewohnten Nuöschmuck so bedeii tcnder katholischer Kirchen. Sein Stolz und seine größte Merkwüroiu keit ist vor allem die berühmte astro uomische Uhr im südlichen Ouerschiff, ein meisterhaftes Kunstwerk von Schwilge, der es vcn 183 bis 1812 erbaute. Er gab damit dem Münster zurück, was eS schon seit alter Zeit alS solche Sehenswürdigkeit besessen. Denn ein ühnliches Kunstwerk er hielt daS Innere des Münsters in Straßburg schon im Jahre 1352, und TasypodiuS, ein gelehrter Pro fessor der 2'cathematik und Astroiio wie, erbaute eine andere Uhr 1570, welche. 17Ll) zerstört und durch die jetzige von. Schwilge ersetzt wurde. Fort und fort ist sie der Gegenstand der Ncugier oller Besucher der Kir che, und namentlich um die Mittags stunde, wenn sie ihren ganzen Kunst Mechanismus zeigt, stehen dichtge drängte Gruppen von Bewunderern davor. Nach der Ehronik hat der Er bauer der ersten Kunstuhr, Jsaak Habrccht, dieselbe derartig zerstört, daß das Geheimnis ihres Mechanis mus unwiederbringlich verloren ge gangen war. Habrccht tat öle? aus Rache an seiner undankbaren Vater siadt, da er durch das Urteil des Straßburgcr Magistrats geblendet werden sollte, damit kein zweites der ortiges Werk von ihm geschaffen werden könnte. Ein LilobuZ zeigt zunächst den Lauf der Sterne; hinter demselben ist ein immerwährender Zkalcnder, an welchem eine Apollostatue mit einem Pfeil das jedesnialige Datum an zeigt; links ein die kirchliche Zeit rechnung angebender Mechanismus, rechts die Sonucn und Mondglei chen. Darüber ein Zifferblatt zur Bestimmung der mittleren Zeit, über demselben em Planetcnraum, noch höher die Mondphasen auf einem ge stirnten Himmel. Auf der ersten Galerie schlagt ein Engel die Viertelstunden auf einer Glocke an, welche er in der Hand hält; ihm zur Seite kehrt ein Ge nius jede Stunde seine Sanduhr um. Höher oben deuten die um das To tmgerlppe, welches die Stunden aus schlägt, hervortretenden Figuren die Altersstufen: .Knabe, , Jüngling, Mann und Greis (die vier Viertel der Stunde) an. Unter der ersten Galerie tritt Tag für Tag aus einer Blende die symbolische Gottheit des Wochentages, Apoll am Sonntag, Diana am Montag usw. In der höchsten Blende des Werks bewegen sich bei dem Glockcnschlage Zwölf die zwölf Apostel um den Heiland. Auf der Spitze des für die Gewichte er autcn Seüenturn ichens links schlagt e:n Hahn mit den Flügeln, reckt den Hals, öffnet den Schnabel und läßt täuschend durch das ganze Münster hallend seinen Ruf vernehmen. Das Bildnis des Meisters ist hier eben falls angebracht. Das ganze kunstvolle Uhrwerk ist für unbegrenzte Zeit gearbeitet, eine Art von jenem ewig gesuchten Per petuum mobile, über welches so viele sich schon die Köpfe zerbrochen und welches, als eine sich selbst erzeugende und stetig fortsetzende Vewegungs kraft, doch immer durch die unab wcisliche Abnutzung auch des härte sten Stoffes wieder Problem wird. Die Uhr im Straßburger Münster reguliert um Mitternacht des 31. Dezember alle ihre Tausende von Räderwerken selber zu den Vorändc rungen, die das neue gewöhnliche oder Schaltjahr mit sich bringt, und der vollständige Kalender beginnt dann aufs neue seine regelmäßige Tätigkeit. Als noch Frieden herrschte. General Leonard Wood erzählt eine Anekdote aus der . Friedens zeit von einem Kapitän, dem als Orderly" ein neuer Rekrut zuge wiesen worden war. Sie haben meine Schuhe, meine Knöpse, meinen Gürtel usw. zu rei nigen, ferner mich zu rasieren, und mein Pferd samt Sattelzeug rein zuhalten. Hierauf haben Sie nach der Baracke zu gehen, bei Auftra gung des Frühstückes zu helfen und nach dem Frühstück beim Aufwa schen mit Hand anzulegen. Um acht Uhr haben Sie anzutreten und bis um 12 Uhr zu exerzieren " Entschuldigen Sie, Herr Kap! tan," unterbrach ihn hier der Re krut, ist außer mir noch jemand in der Armee?" Undankbar. Profeiso rin: Ach. Otto, ich bin nicht glück lich mit Dir!" Professor: Tu wirst Dich doch nicht von einem Manne scheiden lassen, der das ganze Nibelungen licd" säst auZwendiz weiß'." i l . g?, i, 9