Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, November 07, 1918, Image 7

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    Tägliche Omaha TrMe
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Der
Ein
(Sin geschmackvoll eingerichtetes Wohn
ziiniiier. Aus dem Tische und den Stuf
lkn liegen einige Blumcnsträufze. Eine
Tür führt in M Arbeitszimmer des
Galten.)
Er (inS Zimmer eintretend): Wün
schcst Du etwas?
Sie: Nein! Tu bist zum Telephon
nennen.
Er: .Ach so! Danke! - (Er geht in
oas Nebenzimmer und durch die geofs
cte Tur Kort man. ro:e in das Zvt
Phon gesprochen wird.) Hallo! jawohl,
ich selber . . . persönlich! . . . nein, ich
hatte bis jetzt keine Gelegenheit.
Ich hofse, in der kürzesten Zeit .
seien Sie nur unbesorgt . . . Später?
Falls e3 Sie nicht belästigen sollte
also bitte, wollen Sie mich noch einmal
anrufen. Habe die Ehre! (Er kommt
zurück.) Ekelhafter Kerl! Nicht einen
Augenblick lassen sie einemNuhel (Schaut
,sich im -Zimmer um.) Ach, hier riecht ti
wie in einem Garten! Sind das aber
eine Menge Blumen!
Sie: Hast Du vielleicht etwas da
gegen?, , ,
Er: Ganz und gar nicht! Ich kon
flattere es nur.
Sie: Ich kann nicht dafür, daß die
Dienerschaft so aufmerksam war
Er: Ich erinnere mich augenblicklich
man, aus welchem feierlichen Anlan . .
Sie: Bemühe Dich nicht. Dich geht'S
l ja Lichts an. Ich feiere meinen Namens
tag.
Er: Heute' ist der fünfundzwanzigste
... In der Tat! Wie ,ch bemerke,
waren nicht alle so veraenlich wie ich,
, Zum Beispiel dieser wundervolle Strauß
von wem mag er wohl fein?
Sie: Meinst Du das Bukett mit dem
Band? Das ist vom . . .
Er: Nein, das große Nosenbukett!
Sie: Hm . . . Die Maiglöckchen und
Veilchen sind vo Kammermädchen
wahrscheinlich von der Köchin.
Er: Eine teure Ausmerlsamleit für
eine Kochm!
Sie: Ich erinnere mich nicht genau,
möglicherweise ist eS umgekehrt.
Er: So oder so, auf jeden Fall ist e3
ein großes Opfer von einem Dienstmad
chen. Die Arme sie widmete minde
stenZ daJ ganze Monatsgehalt darauf,
ES freut mich, eine so ergebene Diener-
schüft zu haben, aber ich kann doch nicht
zugeben, daß sie sich auf diese Art um
die wenigen schwer verdienten Groschen
bringt,
Sie: Ich habe sie schon selbst für die
Glückwünsche beschenkt
Er:, Irgend ein Geschenk gebührt
ihnen sowieso. Aber wirkliche Ausga
ben ....
' Sie: Plötzlich hast Tu eine außer
acwohniiche Sorge, da Deine Diener
, schuft zu kurz kommen könnte.
, Er: Aber aewik! Ich kann mir doch
!t'iJ,!s von MN' schenken lassen. Damit
fi sich hntn vornl Namenstage eines
mtÄ fitrrfllfT ni itt fmtit Offitia
VVi UiU1 l""-'"' MW IMttlllfc fcVUUW
'- L?We,l, 4P'Ki'K) Schaden sie dabei haben
werden. So e,n Strauß (er tritt naher)
rh siehe, siehe, pc ist ia prachtiger 13 ich
(icoacht Wt. Und welch ausgesuchter.
Gchira. Alle Ehre unsrer Diener
i -iftl Nein, das kann ich nicht so las
senk (Läutet.)
Kammeriungfcr (tritt ein): Die Herr
schaft wünscht?
Er: Von wem ist dieser Strauß?
- Kaminerjungser: Der große Rosen
sirauß? (2;e fclzaut verlegen auf die
Gnädige.)
Er: Ja! Der!
5lammeriungfer: Früh brachte ihn
ein Dienstmann.
Sie: Ach ja, ich erinnere mich, daß
Sie e3 mir meldeten.
Er: Ich hofft, daß er ihn nicht auf.
eigene Rechnung gebracht hat?
Kammerjungfer: Der Dienstmann
wußte nicht, von wem er ist, er hatte
bloß den Auftrag, ihn an die angegebene
Adresse abzugeben, ,',
Er: War der Spender ein Herr oder
eine Dame? Der Auftrag kam doch nicht
vom Himmel!
Kammerjungfcr (verlegen) : Natürlich!
Der Dienstmann beteuerte, nicht sagen
zu dürfen ... Der Strauß wurde ihm
direkt in der Vlumcnhandlung ausge
händigt.
Er: Ach so! Auf seine Nummer
erinnern Sie sich nicht mehr?
Kammerjungfer: Ich weiß nicht be
stimmt . . . 137 oder nur 37 . . . oder
vielleicht 73 ... so ähnlich.
Er: Das genügt! Hätten Sie diel
lricht irgend eine Ahnung, von wem der
Strauß ...
Ksmmerjungfcr: Ich dachte, daß der
gnädige Herr . . .
Er: Ich? Hm! Gut, Sie können
gegen! -
Kommeriungfer (geht ab).
; Sie: Ich weiß tatsächlich richt, wer
vou unseren Bekannten so aufmerksam
war . . .
Er: Mich hast Tu also nicht verdäch
tigt?
Sie (kühl): Nicht einmal in den Sinn
Ist Z mir gekommen. Im Gegenteil;
ich würde mich gewundert haben, wenn
j . . .
'X Er: Nun. ich welß nicht!
NJi, h de ganzen Tag Namensfei
' , ' I't auch noch möglich, daß ich
Tu
Tu hast
fein und ti
ich Dich mit
'ir.nrS JiVrrrtfifi
f 1t Cübl): Tanke, wie geschehen!
Er (seufzt): So andern sich die Zei
Un'l Und eS ist noch nicht so lange her.
woDir meine Aufmerksamkeiten große
Fröe bereiteten.
Se: Deine Aufmerksamkeiten?
Er: Nun ja, meine!
Sie: Nein, Z war damals jemand
7,d'ier!
Er: Wir!5,ch?
Sie: Der Mann, den ich geliebt hatte!
Er(stufit)'. Aahr! und jetzt?
"Zti Zwinge mich nicht, zu antwsr
t!N.
Er (oericäum!); Es gatj einmal eine
Wclmenstclg.
Dialog, von 25. Siedry.
Zeit, aber diese Zeit ist vorbei! Leider
Gottes!
Sie: Nur keine Sentimentalitäten
Wir sind doch allda und verstehen uns,
nicht wahr? i
Er: Du hast Dir unser gegenseitiges
Verhältnis genügend klargclegt! Läßt
nichls zu wun clxn ubngt
Sie: Ich kann die Augen nicht der
Wirklichkeit verschließen.
Er: Beschuldigst Du mich etwa?
Sie: Ach nein! Es mußte so kom
men! Vielleicht eine Borbestimmung des
lÄchicksals.
Er: Glaubst Du?
Sie: Wir waren naiv! Wir halten
vergessen, dass alles Menschliche vcrgäng
Hch ist.
Er: Die Liebe, die echte Liebe nicht
Sie: Mir scheint auch, daß es nicht
die echte Liebe war DeinerieitZ!
Er: Du irrst!
Sie: So?
Er: Weil ich Dich noch immer liebe
Sie (trocken): Du hast Deinen Hu
mor behalten, das ist ein gutes Zeichens
Aber Deine Scherze sind ein wenig un
zeitgemäß, wir haben doch noch so weit
zum Fasching.
Er: Ich scherze nicht! Wie könnte
ich auf die ersten Zeiten unserer Ehe der
gessen. Tu erinnerst Dich niemals!
Sie (hart): Neck! Es ist schon so
lange her! Möglicherweise war es gar
nicht ,die Wirklichkeit, sondern nur ein
Traum.
, Er: Ein wunderschöner Traum!
Sie: Aber doch nur ein Traum!
Er: Nur mich nicht! Es ist die ein
zige Wirklichkeit meines Lebens. Die
einuge Zeit, wo ich lebte, wirklich lebte,
Sie: Aus welchem Noman ist das?
Er: Du bist unbarmherzig!
Sie: Armer, wie Du mich dauerst!
Er: .,ch lebe nur von der Erinne
rung. Wenn ich die nicht hätte ....
Sie: Ich bin böchst neugierig!
Er: Dann wüßte ich nicht, wie ich
dieses Leben 'rtragen konnte!
Sie: Und das soll ich Dir glauben?
Er: Es wird besser sein, wenn Du
daS nicht glaubst!
Sie (spöttisch): Wieder nach langer
Zeit etivaz. worin wir übereinstimmen,
Er: Nie wirst Du meine Liebe be
greifen.
Sie (heftig): Profaniere nicht dieses
Woru
Er: Ich weiß, daß meine Gefühle bei
Tir nie ein Echo finden werden. Du
kennst nur die heftige, stürmische, explo
swe Liebe.
Sie (spöttisch): Und die Deinige ist?
Er: Eine andere. Dir unbekannte
Nuhig, bescheiden, aber gleich heiß. Die
verlangt nichts (leise) bringt nur
Opfer.
Sie: Bringt Opfer? Wem?
Er: Dem. den man liebt!
Sie: Ich weih nicht, will nicht ftrei
tcn. vielleicht ezistiert wirklich eine solche
Liebe . . . irgendwo . . . aber ,ch be
greife nicht, wie V iCi mit ihr in
Verbindung nennen kannst ... Ich bin
doch an der ganzen Sache auch ein wenig
beteiligt und kenne die Verhältnisse und
Umstände. Mir kannst Du also nichts
einreden.
Er: Darin liegt eben die Gröke des
Opfers. Undank, Verkennen, - niemand
ahnt überhaupt ein Opfer, und wenn
schon, dann falsche Auslegungen. Vcv
dackiügungen.
(sie lipoitisch): Bedauernswerter, wie
man Dir Unrecht tut!
Er: DaS überrascht mich aar nickt.
im Gegenteil, es wäre ein Wunder, wenn
Du mein Opfer bemerkt hattest. , Wei
oer yaven zwar einen vejonderen In
Iiiiitt. aber nur solange sie lieben.
Sie: Am. wie schade, daß ,ch nicht
mehr liebe., ich würde Dich so gern von
dieser schonen eite, kennen lernen.
Er: Ich behaupte nur. daß Du mich
nicht mehr liebst!
Sie (stolz): Und damit willst Du
sagen?
Er: Day hier mein Opfer beginnt!
Sie: Svrich klar und oline Um
schweife!
Er: Ich rede deutlich und denke, dak
Du mich verstehst.
Sie: Ich furchte Nicht die Wahrheit
und will sie frei hören!
Er: Wenn ich bestimmter reden will.
so habe ich jene Zeit im Sinn, als Dr.
Zittc, bei unZ eingeführt wurde.
bu (erreg!): Dr. Zitla!
Er: ?!ch mache Dir keine Vorwürfe!
Ich konstatiere bloß. Es ist ein wichtiger
Punkt m der Entwicklung unserer Ehe.
&t (bitter): Unserer Ehe!
Er: Du hast recht! Es ist eher ein
Grenzstein, der Endpunkt unserer Ehe.
Was dann folgte, war keine Ehe mehr.
Sie: Nein, es war keine, ich leugne
es nichk.
Er: Gleich von Antana beurteilte m
die Situation richtig. Ich versetzte mich
n Deine Lage, verglich mich mit Dr.
Zitta und ich besitze genug Autokritik.
um seine Vorzüge anzuerkennen.
Sie (stolz): Wozu führst Du daS
alle? an? Willst Du mich überführen?
ES ist absolut nicht notwendig, ich be
enne mich freiwillig.
Er: ES ist nicht meine Gewohnheit.
Fragen zu stellen, die ich mir selbst be
antworten kann. Ich weiß schon längst,
daß Du den Dr. Zitta liebst.
Sie (Zest): Ja. ich liebe ihn!
Er (aufschreiend): Tu liebst ihn?
(Er bcdickt da Gesicht mit den Händen.
leise) Ich bin schon lange davon über
zeugt und doch berührt es mich so eigen
tümlich, eS aus ,Tcinem Munde zu hö
reg. ES scheint mir, daß Ich zu schwan
ken anfange, daß die Ausgabe über meine
Kraft ist! . . . Ach nein, weiter . ; .
weiter ...
Sie: Szenen? Vorwürfe? Hast Tu
das Recht zu verlangen, daß ich den ein
zigen großen Irrtum mit meinem gin
zen Leben büße? Soll ich fernerhin nur
ein'n, bedauern und mich erinnern?
Er: Tu sagleft erinnern!
Sie: Mir genügen nicht die Erinne
rungen! Ich fühle in mir zu viel Le
bcnkraft. als daß sie von der Bergan
genheit erstickt werden könnte. Ich will
leben und nicht mein Dasein kümmerlich
fristen. Ich fürchte mich nicht und will
kämpfen um mein Glück.
Er: Glück? Endlich ein Punkt,
wo wir uns treffen!
Sie: Jch bin Dir dankbar, daß Du
endlich Deine Maske wegwirfst und offen
Deinen Egoismus zeigst
Er: Du verstehst mich nicht recht!
Wir haben beide nur ein gemeinschast
liches Ziel.
, Sie: Ein Ziel? Wir?
Er: Wir beide. I
Sie: Und das wäre ...
Er: Dein Glück!
Sie: WaS soll das bedeuten?
Er: Das ist meine Art zu lieben.'
Sie: Ei non e vero, t ben trovato!
Er: Ich wäre töricht, wenn ich eine
Anerkennung erwarten würde. Trotzdem
denke ich aber, daß es nicht so schwer ist.
einen Menschen. der,.n!cht sehen will, ab
sichtlich die Augen schließt, von einem
Blinden zu unterscheiden.
Si: Du hattest absichtlich die Augen
geschlossen? ...
Er: Um nicht zu sehen, wie Tu mich
mit dem Doltor betrügst.
Sie (stolz): Betrüge? Nein, mein
lieber Freund, ich-liebe nicht auf Raten!
Wenn ich mich ergebe, so ergebt ich mich
gZ.
Er: Ich verstehe den Sinn nicht
rccht!
Sie (mit einem rätselhakten Lächeln):
Ni.elleichi wirst Du bald besser verstehen!
Du Armer hast Dich also absichtlich von
selbstverständlichen Sachen abgewendet?
Er: zo selbstverständlich, wie der
heutige Rosenstrauß Von dem geheimnis
vollen Geber.
Sie (erregt): Der Rosenstrauß! (Sie
beruhigt sich rasch.) Du bist ein Mann
auf der Höhe der Zeit, das Muster eines
satten, eines modernen Ehemannes.
Mit einer wahrhaft pbilofovhischen Ruhe
nimmst Tu die Wirklick'kcit so, wie sie
eben ist. Eisersucbt? Ach. wie alt. wie
abgedroschen! Blutige Szenen? Pfui,
die sind nur noch für die Bühne! Ist
das nicbt so?
Er (leise): Ich wollte Deinem Glück
nicfti im Weae sieben.
Sie: Natürlich!
Er: Ick, kühlte, daß iener olles besitzt,
was mir feblt. Alle Eigenschaften, um
Dich glülich zu machen. Ich war die
schwere Kuael. an welche Du gekettet
warst und welche Dich hinderte, in das
gelobte Land zu gelangen. Ich trat ?u-
ruck, opferte mich, denn icfi liebe D,w,
Das Ziel meiner Liebe ist: Dich glücklich
zu sehen.
Sie (ein wenig verwirrt): Soll ich
Dir vielleicht danken?
Er: Nein, deshalb sage ich es nicht.
: ,,e: Aus welchem Gninde dann?
Er: Weil ich heute mein Opfer, be
eiidiaen will.
Sie: Beendigen?
Er: Ich befreie Dich vollständig, nichts
wird Deinem Glücke mehr im Wege
stehen. (Erschöpft bricht er ab. die Frau
steht starr vor ihm.) Mein erster Ge
danke war der Tod. Und ich bekenne es.
auch der verlockendste. Ich habe doch
auf der Welt nichts mehr, was mich zu
riickhaltn könnte. Aber nach reiflicher
Ueberlegune, mußte ich mir nngesteben,
daß Du durch meinen Tod Dein Glück
niäit erreicken würdest. Gewissensbisse
würden Dir Dein Leben vergiften, mein
Schatten wäre immer zwischen Dir und
. . . (er seufZt).
Sie (mit zitternder Stimme): Harrh!
Er: Es ist wirklich so, wie ich es sage
und dann. Du mußt ja vor d Oeffent
lichkeit rein sein. Die Gesellschaft muß
Dir das Recht auf Deine Liebe zuer,
kennen. Das kann man aber nur dann
erzielen, wenn ich der Schuldige bin.
Du von mir beleidigt und entehrt wor
den bist. Erst dann' kannst Du mit glei
cher Münze Keimzahlen, das heißt öffent
lich Dein Glück verlangen.
Sie: (mit fieberhaft glänzenden Au
gen, atmet schwer).
Er: Dies ist der einzig mögliche AuZ
weg. Es blieb nur noch übrig, die Dame
ausfindig zu machen. Ich fand eine, die
gegen pekuniäre Belohnung gewillt ist,
sich in dem Maße kompromittieren zu
lassen, als notwendig ist. um Deine Ehe
fcheidung vor Gericht zu erwirken.
(Pause. Dumpf.) Es bleiben nur noch
Nebensächlichkeiten zu besprechen.
Sie: Harry. mein Harry. kannst Du
inir verzeihen? Ich war blind, Ich sah
nicht! Ich verstand Dich nicht! Ich be
grisf Dich nicht, ich bin die Schuldige,
bin Deiner nicht würdig!
Er: Nein, danke mir nick,!. Tu über
schätzt die Größe meiner Tat . . .
Sie: Schweig! Rede nicht weiter!
Wiederhole nicht jene schreckliclzen Worte!
Ich weiß nicht. waS ich tat. Es ist mir.
als wäre, ich eben aus einem tiefen
Schlase erwacht, als ob ich Blinde plötz
lich sehend geworden wäre. Ich kann
mir in diesem Augenblick nicht vorstellen,
wie ich jenen Menschen . . .
Er: Rede nicht so! Uebereile Dich
nicht! Du bist aufgeregt und läßt Dich
durch das augenblickliche Gefühl fort
reißen. Bis Tu Dir die Sache ruhig
überlkgst, wirst Tu erkennen, daß es daS
Eiiiz'ge ist. WaS ...
Sie: Vermehre nick-t meine Ouolcn!
ck bin durcki daS Bewußtsein meiner
Schuld schrecklich bestraft. .Ich liebte
Ihn nie. letzt sehe ich es. Ich täubte
mich se'bst. Es war tcnt Liebe. Bits
leicht nur der Trotz. Aber die Zunei
ourig zu Dir schwand nie uS meinem
H'rzen. Die L'.cbe alomm unter der
As.he der künstlichen Gleichgültigkeit und
etzt bricht sie wieder Mit oller Flamme
aus. Ich liebe Tich mehr, als ich Tich
am Anfang unserer Ehe liebte.
Er: Beruhiae Tick, nur! Tu b,st ern
wema romantisch und schaust auf mei
rm Vorschlag wie auf eine Tat über-
irdisch? Edelmutes. Sie ist es aber
nicht. Es ist nur eine glllägliche Sache,
streng genommen meine Pflicht!
Sie: Du bist wie die christlichen
Märtyrer, die freudig für ihren Glauben
starben. Du verwendest alle Deine
Kräfte, damit ich das Opfer Deiner
Liede annehme. Was willst Du von
mir? Daß ich mit jenem Fremden gele,
den Ich hasse, weil er mich Dir entsernte?
Du weißt nicht einmal allcS. Vom
Rande des AbßiundeS hast Du mich er
rettet. Ich zittere am ganzen Leibe,
wenn Ich an jenen schrecklichen Strauß
denke.
Er: Den Rosenstrauß?
Sie: Ja, denke nur, cs war ein Zei
chen. daß alle vorbereitet ist und ich
hätte Dich heute abend verlassen!
Er (springt auf): Wie? Was?
Heute abend? Heute abend! Ich ahnte
nicht, daß die Sache so weit gelangt ist.
Heute abend!
, Sie: Fürchte nichts! Nie vergaß ich,
daß ich Teil Weiö bin! Nie!
tr: Heute , abend!
Sie: Ist es nicht ein furchtbarer Gc
danke, daß es in einigen Stunden schon
zu spät gewesen wäre . . .? Aber eS ist
nicht zu spät, ich bin glücklich. Dich noch
zur ,chten Zeit gefunden zu haben. Ich
werde trachten, Deiner würdig zu wer
den, um wieder gut zu machen, was ich
an Dir gesündigt habe. .
Er: Hebe mich nicht immerwährend
in den Himmel! Es liegt 'mir nichts
ferner, als ein Romauheld Ich bin ein
einfacher, praktischer Mensch, der alles
nüchtern und ohne Romantik beurteilt.
Ich weiß, daß Du noch immer den Dok
tor liebst. alt Dich selbst betrügen .nd
betäuben willst. , ' '
Sie (fällt ihm um den Hals): Ach,
sprich nicht so. strafe und quäle mich
nicht! Ich weih, daß ich es verdiene,
aber verzeihe mir! Ist es nicht eine gc.
nUgende Straft, so lange ohne Deine
Liebe zu fein? Jetzt bist Du mir dafür
tausendmal lieber und teurer, gönne mir
nur einen Augenblick Zeit und ich schreibe
dem Menschen einige Zeilen zur Aufllä
rung. Erlaubst Du? Nur eine 7J!i
nute! Bin sofort wieder bei Dir. Lieb
stcr! (Geht ab.) ,
Er: Ueberlege Dir die Sache! Ueber'
eile Dich nicht!
Sie: (dreht sich in der Tür um und
droht ihm scherzend mit dem Finger).
Er (geht aufgeregt im Zimmer 'auf
und ab. unverständliche Worte mur
melnd. Das Telephon läutet. Er fährt
auf. öffnet die Tür. schaut auf den
Gang und schließt dann vorsichtig. Ins
Telephon): Hallo ...!... Ja ich sei
ber beim Apparat! . . . Ausgefallen?
Wir haben Pech, meine Liebe, es gelang
nickt! Die Situation hat sich noch ver
schlimmcrt. Sie war durch meinen Edel
mut einfach überwunden und fiel mir
wieder um den Hals! . . . Was? Mein
Einfall? In der Tat', i,as ist gut! Wer
trieb mich fort dazu? Deine Ungeduld
hat alles verdorben. Hätte ich geschwie
gen, wäre sie heute mit dem Doktor
durchgebrannt . . . Alles ich. jawohl . . .
alles schiebst Du auf mich ...
Sie (tritt ein): So. der Brief ist ab
geschickt. Läutete nicht wieder das Te
lcpbon?
Er: Ja; Liebling k ' Stelle Dir vor.
des Kerl hat mich schon wieder gerufen
und ich mußte ihm versprechen, abends
zu ihm zu kommen, um unsere Angele
genheit zu beendigen. Es tut mir'-un
endlich leid, daß ich Dich gerade heute
verlassen muß! .
Sie (mit strahlendem Blick): Ich
meroe aus warten . . . Gerne . . .
Auch die ganze Nacht, durch .. .
Vsttt Nlenschlichen
Kerzen
Das Wachstum des menschlichen Her
zens ist nach eingehenden Untersuchungen
und zahlreichen Beobachtungen des Mar
burger Pathalogen Dr. Bencke am stärk
sten im ersten und zweiten Lebensjahre.
Die Grüß. de? Herzens, wie es bei dem
neugebore Kinde entwickelt ist, wird
bis zum Ende des zweiten Lebensjahres
verdoppelt. Bom zweiten bis siebenten
Lebensjahre läßt das Wachstum schon
etwaS nach. Erst nach Ablauf dieser fünf
Jahre ist eine abermalige Verdoppelung
des HerzvolumenS erreicht. Bis zum 15.
Lebensjahre ist das Wachstum dann wie
der langsamer. In einer sieben bis
achtjährigen Periode wird daS Herz nur
um etwa zwei Drittel seines Anfangs
Volumens vergrößert. In der darauf fol
gcnden Pubertätsperiode aber nimmt
das Wachstum wieder sehr beträchtlich
zu. Im 20. Lebensjahr etwa ist das
Herz um zwei Drittel größer geworden
als es am Anfang dieser Periode war.
Nachher erfolgt nur noch ein sehr , lang
sames Wachstum, doch dauert dieses bis
gegendas fünfzigste Lebensjahr fort; es
beträgt in jedem Jahre dieses Lebens
abschnitteS annähernd 1 Kcm.. so daß
die Größe des HerzenS im Durchschnitt
von 250 auk 280 Kcm. steigt. Vom
50. Lebensjahre an findet eine geringe
Abnahme im Hcrzvolumen statt, die
wohlals Altcrsschwund anzusehen ist
und ja 'auch an den anderen Organen
beobachtet wird. Interessant ist ferner,
daß in der Periode dcS KindeZalters die
Große des HerzenS bei beiden Geschlech
tern nahezu gleich ist. Nach Beginn'
der Pubertät aber bleibt das weibliche
Herz hinter der Entwickelung deZ männ,
lichen Herzens ganz erheblich zurück.
Diese Differenz erreicht etwa bis 30
Kcm. und bleibt während des ganzen
LebenS bestehen.
1. Warum hat ein großer Geist zu
allem Zeit? Weil er sich nicht mit Klei
nigkeitkn abgibt.
2. Die glücklichsten und freicstcn Men
schcn sind die, welche mit Vorurteilcn
brechen. Es bemächtigt sich ihrer erne
nicht zu erschütternde Ruhe, ein alleS
überwindender Gleichmut.
3. Veraltete Staaten erkranken an
Erinnerungen.
Eine zu fchnklle Kur kündigt auch bei
Seelen den Ruckfall an.
m
Große Ideale müssen alle wicderholl
in Angriff genommen werden.
Im Winterneji.
Eine Landstreichergcschichte von ans Oftwald.
Der alte Bcgabund band sich den
schäbigen MantU mit einem Bindfaden
ende zusammen. Knöpfe schckücktcn daS
Kleidungsstück nicht mehr, aus dessen
Aermel Stücke vom zersetztem Futter
heraushingen. Der Alte hatte bisher
auch keine Knöpfe gebraucht. Er Man
derte mit offenem Mantel. Ja. auch
seine helle Sommcrjacke trug er unge
schlössen. Nur die schwarze Weste war
über dem verwaschenen Flanellhcmd zu
geknöpft, daS ein Stück der sehnigen,
gebräunten Brust sehen ließ und suS
dein ein hagerer ober fester Hals auf
stieg.
Jetzt ward'S dem Alten doch zu kalt
auf den Wegen. Er rieb sich die roten
Ohren, schlug die Arme um den Leib
und wanderte dann rasch über die gc.
frorene Erde weiter, daslcichc Gesicht
mit der kleinen roten Nase und den
großen blauen Augen dem Winde ent
gegen.
Stark war der Wind nicht, aber um
so schneidender. Die wenigen Kirsch
bäume an der Landstraße, die ihr Gc
zweig wie struppiges Haar hängen lie
ßen, schützten nicht.
Aber der Alte wurde nun wieder
warm. Von einem der Büsche brach
er sich eine Stecken und hieb damit
durch die Luft: Nun war er ja bald
in der Stadt, in der er schon dreimal
überwintert hatte. Zur linken Seite
des Weg?s dehnten sich unten in der
Niedcrling du überschwemmten Wiesen,
deren bleiches Ei von einem dunstigen
Lichte beschienen wurde. Fahl und dünn
lag die L,',st darüber. Weidenstümpfe
standen im Eis, deren dünne Ruten sich
wie Borsten in die 'oh? sträubten.
Plötzlich senkte sich der Weg. Eine
Reihe von kahlen Pappeln reckte sich
vor den kleiner, ersten Häusern, als wolle
sie den Hin'mel stühen.
, Da ging der Alte langsamer. Er
wußte, um diese Zeit machte der Wacht
meistcr Hierheraus seinen Patrouillen
gang. Von der.i wollte er sich, wie im
mer, beim Betteln erwischen und' ein
stecken lasser.
Richtig da kam der dicke Wacht
meister durch die kleine Gasse zwischen
den Gärten.
Der Alte beeilte sich, zum ersten Haus
zu kommen, dort hieinzugchen und Um
ein Stück Vrol zu betteln.' Eine arm
lich gekleidet: Frau, die im Flur Vret
terzerkleincrte, murrte: Haben selber
nichts!"
Der Alte nickte, vergnügt: Von Jh
nen will ick ooch nischt!"
Aber vor der Tür fing er doch an
zu schimpfen: Nich 'n Happen Brot
haben se vor 'n alten Mann. Js bat
'ne Art?! Jetzt bei die Kälte! De
Fenster sollte man se inschmeißcn!"
Nii gehn Sie weiter! Gehn' Sie
weiter!" mahnte da der Schutzmann, der
inzwischen in die Straße eingebogen
war. " ' '"" "
Der Alte sah hn starr an. Was, der
verhaftete , ibn nicht? Sonst war er
doch so fir dabei gewesen. Der hatte
wobl nicht gesehen, daß er gebettelt
hatte?.
Er machte laiige Schritte und sprach
einen Mann, der vor dem Wachtmeister
ging, um eine Gabe .an.
Der Mann börte nicht auf ihn.
Aber der Alte ließ nicht ab: Bloß
damit ick nich verhungern muh
'ne Kleinigkeit bloß 'ne Kleinigkeit!"
Plötzlich lachte der Wachtmeister:
Schröder es nützt Ihnen nichts!
Ich nehm' Sie nicht mehr mit! . . ,
Sie können hier die Leuts ärgern"
und Zinsen holen" soviel Sie wollen
aber der Bürgermeister hat ge
sagt, das wird zu teuer, wenn wir je
den Rumtreiber durchfüttern."
Der Alte blieb verblüfft stehen.
Gehn Sie man woanders hin." sagte
der Schutzmann, an ihm vorbeigehend.
Ja aber!" Der Alte wurde är
gcrlich. Mit seinem Kirschstecken schlug
er an die Hausmauer: Wat, ick soll
noch weiter walzen? ... Wo ick't hier
immer so jut liatte? Hier bleibe ick
und hi'r will ick bleiben. Da woll'n
wir doch mal sehen, wer mehr recht hat,
ick oder der Bürgermeister!"
Entschlossen ging er bis zur Mitte
der Stadt, wo am Marktplatz das
Rathaus mit der Polizeiwache lag. Hier
waren die Häuser größer und reicher.
Und hier in der Nähe der Polizei,
mußte man ih- doch verhaften.
Aber es gelang ihm nicht.
In sein Zorn hätte er die Gaben
am liebsten weggeworfen. Ruhe für den
Winter wollte er. Ein warmes Loch.
Vor Acrgkr konnte er nicht mal mehr
schimpfen.
Gerade als c? wieder ein großes Ge
schäft verlassen hatte, kam ihm ein Ge
danke. Er blieb vor dem erleuchteten
Schauscnster stehen, pfiff leise vor sich
hin und stelzte dann über den hol
pcrigcn Marktplatz geradeaus auf das
Rathaus lcs. In ein paar Sähen die
Stufen empor, durch den weiten hell
getünchten Flur. Hinten die letzte Türe
aufgemacht oh die Wärme, die
ihm aus dein Wachtzimmer entgegen
kam. . . .
Wunscb guten Abend, die Herren?
Dürft' ick um eine kleine Gabe bitten?"
Mit einer Verbeugung hielt der Alte
seinen Hut hin.
Einen Augenblick war alles still. Der
Wachtmeister, der gerade anfing, seinen
Kaffee zu trinken, ward langsam brand
rot im Gkstckt. Und die beiden Ser
geanten, die erst yroße Augen gemacht,
kniffen nun den Mund zusammen.
Der A'e tat. als begriffe er daS
nicht. Mit unschuldigen Blicken sah er
von einem zum andern.
Da sagte, der Wachtmeister: WaS
Sie?! Na warten Sie! DaS ist
mir ja nun doch zu bunt!" Er stand
auf: Kommen Sie mal mit!"
Seine volle Hand packle herzhaft zu
und zog den Alten mit zum Zimmer des
Bürgermeisters. Der Alle frohlockte.
Nun hatte er sein Winterquartier.
. In dem nii Alten und Büchcrstän
dein vollgestopften Zimmer des Bür
germeisterS füblte er sich recht mollig
und nick!e zu der Erzählung des Wacht
mcisterS bestätigend. Jawohl, er hatte
unter den Augen der löblichen Polizei
gebettelt. Und war sogar betteln in die
Wachtstube gekommen. ...
Der Bürgermeister, ein graukäpsiger
Mann mit kleinen flinken Augen, die
au! einem rvtgefprcnkelten Gesicht lä
chelnd blickten, sagte:
Na ja Schröder. Sie möchten
uns mal wieder auf ein, paar Monate
besuchen. Das ist ja sehr nett von Ih
ncn. Ich will, Sie ja auch annehmen.
Na - na nicht so rasch, nicht so
rasch! Hören Sie mal weiter: Morgen
verlassen Sie unsere Stadt sonst
lasse ich Sie an das Arbeitshaus aus
liefern. So Sie verstehen mich!"
Bei den letzte,, Sätzen hatte er sein
Lächeln ntcrdrllckt. Nun beugte er sich
wieder -über seinen Schreibtisch. Doch
mußte er fast auslachen, als er das vcr
laiigerte Gesicht des Vagabunden sah.
, -. .' '
.Wachtmeister Aöppcn hatte den Alten
nach den, Amtsgericht bringen lassen,
weil, das Polizeigefängnis bereits ge
füllt war.. Im Amtsgericht aber war
auch kein Platz Man steckte den Alten
zu einem jungen Dieb.
Na hab' ick wenigstens heute mein
warmes, Nachtlager!" sagte der Alte ge
mütlich und rieb seinen Rücken an dem
breiten Ziackelofen, der halb in die Zelle
hineingebort war.
Dann wollte er eine lustige 'Plau
derei mit dem jungen Burschen begin
nen.. Aber dcr wollte nicht recht darauf
eingehen und gab einsilbige Antworten.
Denn nich!" machte der Alte.
Nachdem sich seine Augen an das
Halbdunkcl des Raumes gewohnt hat
tcn. betrachtete er sich seinen Schlafs
nassen. Das war ein untersetzter, knochi,
ger Bursche. Doch in dem breiten, der-
ben Gesicht lag ein weicher Zug um den
1 Mund und ni den Augen.
Der Alte konnte nicht unterlassen zu
fragen, was ihn denn quäle.
Der Junge wollte erst nicht mit der
Sprache heraus. ,
Na du wir sind doch hier
unter nnS! betonte der Alte.
Ach jestchlen hab' ick vor vier
Wochen : Un morgen is Termin . .'.
Und "da werd' ick woll meine zwee Mo
nate kriegen."
Ganz traurig ließ der Dieb den Kopf
hängen.
'So wot haste denn gemaust?"
fraate der Alte.
"Ach bloß 'n paar Spaten, die
beim Eisenwarcnhändler standen."
Saoen s dich gleich erwischt?"
Ach wo vorgestern komm ick wie
der in das Nest r- un da muß mir
der Deibel reiten un ick jeh bei den
Eisens ritzen rin un will mir 'n Geschenk
holen da kiekt er nur so römisch an
nd fragt: Na Sie wollen gewiß
eine Jclegcnheit ausbaldowern?" Und
da werde ick rot und da sagt er mir
mit'n Mal: Sie haben die Schippen
jestohlen!" Na un da wollte ick aus
kneifen. Sie haben mir aber doch je
saßt." Er sank in sich zusammen.
Hat der Eisenfritze Zeugen?" f
I wo "
Un da jammerst du so? "
Ick hab' doch schon injestanden "
Na ber Junge sei doch froh
-r- jetzt irr Winter . , . Sitzt wenig
stens werrm."
Der Dieb sah den Alten an. Wohl
eine Minute. Diinn brach er in ein
rauhes Gelächter aus. ,
Für die Wärme dank ick . . . Vcr
rückt werde ick hier, verrückt! ... Ick
ick muß hinjehcn können, wohin ich
will."
Na fci kqniiten wir ja tauschen
. . . Ick möchte mich janz jerne 'n paar
Monate ansruhen." ,
Der Alte sann vor sich hin. Da
wollte nun einer gerne hinaus ' und
der durfte nicht. Und ihn. der gerne
drin bleiben wollte, ihn jagten sie nior
gen wieder hinaus. . . .
Js wirklich wahr wir könnten
taiifchen!" meinte er nachdenklich. Und1
plötzlich lauter, mit dem Blick auf den
andern: Na wie denkst du denn
darüber?"
Der andere lächle wieder. Aber mehr
blöde als verzweifelt.
Du da jibt's Zar nischt zu la
chen!" meinte der Alte. Wenn ick so
wat sage, is dct mein voller Ernst! Je-
schrn hat dich kein Mensch. Da sagste
einfach, du wärst so injeschüchtcrt jcwe
sen beim Icstäiidnis du hättest sol
chen Hunger jchabt dann läßt dir
der Amtsricktr loofcn ... T, ick
kenne den. Un denn sagste, jetzt könn
tcst du aber den richtigen Spitzbuben
nennen und nennst mir. Oder "
der Alte klopfti mit der geballten Rech
ten in die Linke und beugte den Kopf
bor: Oder nock besser du läßt dich
morgen früh jlcich melden; du bättcst
eine wichtige Meldung zu machen. Desto
früher kommst du raus nd desto frü
her komm ick 'in mein Winterquartier
. . . Wat die Präpclei is hier doch
jüt?" '
Taicgen sag' ick ja nischt. Alle zwee
Tage Fleisch un immer Schmalz
oder Speck zum Brot. Un immer 'ne
warme Stube . . . Frieren tun tut
bier keener . . . Un wenn de vor'n
Verwalter kziro, Holz kleene machtst.
gibt'S ooch mal Tabak oder 'n Sckluck."
.Na ja wußt ick. wußt ick olles!"
unterbrach ihn der Alte. Und es ge
lang ihm, den Jungm zu überreden,
stimm Plane zu folgen.
.
Am nächsten Morgen, sobald die bei,
den merkten, daß der Richter seine 2ä
t'gkeit begonnen, klopften sie, alZ der
Wärter s:ine Gefangmen zum Verhör
boüc, gegen die Tür und der Jüngers
ließ sich vorführen.
.Na was denn?" fragte der Rich
ter, " ein hagerer, fast ganz rasierter
Mann. Er klopfte auf den bor ihm
aufgehäuften Stoß Akten: Na?"
Da platzte der Dieb heraus:
Ja - ick hab nich die Spaten je
stöhlen, Heu J'crichtshof ick nich
aber der Alte, der jcstern abend in die
Zelle gebraut worden is der hat
mir jestanden "
So so, Ihnen hat er gestanden?"
fragte der Richter.
Der Dieb schwieg verdutzt.
Da winkte der Richter dem Wärter.
Bald darauf kam der Alte herein.
Nicht so aufrecht, wie er es sonst ge
wohnt,- sondein gebeugt und schwankend.
Der Richter sah ihn an: ,
Na, wZ ist das. was ihr beide da
habt? Was kriegt denn "der junge Kerl
dafür, das, er Ihnen die Zelle über
läßt? Was? Oder zahlt er Ihnen,
daß er ravskomen kann?"
Da fing der Alte an zu weinen:
Herr Herr Amtsrichter ick
bin ein schlechter schlechter Mensch.
Janz jewiß aber nee, nee
so-" "; ',
Die Worte versagten ihm. ,
Der Richte wollte ihn schon anfah
ren. Herrgott, so ein Landstreicher hat
das Träncnwasser lose. Aber zuletzt
wird man doch weich. Schließlich sind
die Tränen auch echt.
Indes fuhr der Alte fort:
So so kränken brauchen Sie mir
alten Mann doch nich . . '. Nce . . . dct
können Sie mir glauben leicht wird
es einem ehrlichen Menschen nicht einen
Diebstahl inzujestehen. Ja, ja bis
heute ttjar' ick ehrlich. Ick bin noch un
bestraft von wegen Tiebstahls
hier sind meine Papiere . . . Bloß im
mer wegen Bettelei "
Der Richter nahm die zerfaserten und
schwärzlichen Papiere an sich. Dann
sagte er: - .
Warten Sie, bis die Zeugen kon
men!"
, . ,
Der Eisenwmiihäiidlcr war vcrwun
dert, plötzlich einen neuen Dieb vorzu
finden. Er schüttelte erst den genau
gescheitelten Kopf und drehte nervös den
Zylinder in den !frostbculigen Handen.
Aber schließlich mußte er zugeben, daß
er den Dieb nicht gesehen, ja, daß über
Haupt den Dieb' niemand gesehen. Und
dann stellte sicb heraus, daß der Alte
auf seiner gewohnten Tour alle vier
Wochen einmal in die Stadt komme,
daß er also am , Tage , des Diebstahls
wohl dagewesen sein könne. Einer der
Lehrlinge des Händlers wollte sich fo
gar erinnern den Alten vor dem Schau
fenster gesehen zu haben. '
Der junge Spitzbube entschuldigte sich
bei den Kreuzsragcn des Richters immer
wieder damit, daß er doch nur aus Not
ein unwahres Geständnis abgelegt habe.
Er bekam einen gründlichen Verweis.
.
Beide waren, froh. Der Alte bezog
vergnügt seine Zelle der Junge zog
weiter.
1 Abc? nach wenigen Tagen die
Kälte war immer strenger und schnci
dcndcr geworden ließ er sich beim,
Richter melden. Nicht der Alte sei der
Dieb, sondern er sei cs wirklich gewe
sen. wie er zuerst gestanden.
Der Richter, der wieder einen ganzen
Stoß von Akten vor sich liegen hatte,
jagte ihn hinaus: Er lasse sich von sol
chen Stromern nicht vexieren.
Ick will doch bloß die Wahrheit sa
gen! Bloß die Wahrheit!" stammelte
der Dieb.
. Mit einer stummen Handbewegung
wies der Richter ihn heraus
Sehnsüchtig sah der junge Kerl nach
den Fensterri deZ Gcfängnsses hinüber,
in dem nun der Alte an seiner Stelle
sich wärmte. Der streckte seinen Kopf
über den Rand des Fenstexs hervor,
hielt sich an den Gitterstäben hoch und
grinste und als nun gerade der Rich
ter über den Platz ging, lachte der Alte
laut .,. . Er hatte doch verstanden, sein
Winternest zu finden.
Das Lcbcnslicd.
Ter Mensch ist" eine Ficdcl,
Woraus in Tur und Moll
DaS Schicksal streicht
TaS LcbcnSlicdel.
Das Ideal. f
Verfolg' dein Ideal nicht weiter,
l. ' mit Vernunft es kann grscheh'nz'
is musi die rechte Himmelsleiter
M'.t dem Fuße auf der Erde steh'.
Der Ncid.
Wie rasch verklingt das bißchen Ehre.
Das bißchen Lob, das mn uns weiht!
So daß man ohne Frcße wäre,
Blieb' einem nicht das bißchen Ncid.
Der Prüfstein.
Was zu tun ist, was zu lassen
Fragt die K.ugen nicht, die Kühlen.
Denn es lässt sich nicht ersahen,
Denn es löszt sich nur erfühlen.
Die müszigc Tccle.
Der Uciß wird denen nicht zum
Segen,
Die atemlos von früh bis spät
efSfti nur die Hände rtgcn,
Indes die Seele mützig geht.
Ewige Tchönhcit.
Die tiefste Weisheit wird veralten.
Der höchste Nutz, wird einst erkalteit.
Dich von Jahrhundert z Jahr
hundert
Wird Schönheit niemals auöbe.
wundert.
J
WSWWWWMkIZTWWWSSWWNSSSSSSSS
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