TägNche Omaha TrlbLne E fc 3 sc ! 0 .Ä l , vi fa " eil 'he dl ' E .'tu . 'P !.al 4ro ' m l 10 m ' 10 8 CJ .N! !10 OJ LU .ft i. hi .'B n, He ' U' - ti $ a: 1 A , d ;3 6 d d i ü r n . I n ' p , v ' t t i s 8 I S I J . Sin Diplomaten streich. Novcllctte von F..v. Zlapff-Essettther. In einem abgesonderten Salon beS feinsten Restaurant der Residenz war tine Gesellschaft von jüngeren Arifio Katen versammelt. Die Herren waren sltis Anlaß einer Zeitungs-Notiz. welche die Verlobung eines hochgcstclltcn Aristo traten mit einer Schauspielerin antiin dizte. in eine lebhafte Unterhaltung ge raten. Eine Reche von fragen ward ausge worfen und in verschiedenstem Ginne be antwortet. Warum sind die Theater Heiraten- jetzt förmlich Mode? Handelt z sich dabei nur um eine Modetorheit oder um ein demokratisches Prinzip, um eine zeitgemäße BokurteilslosiIkcit? Bie ten diese Heiraten eine Garantie für häusliches .CSilüct Erfordert die Rück sicht auf dieses und daS aristokratische Prestige, daß die Bühnenkünstlerin ihrem Berufe entsage, und wenn sie entsagt, ist diese Entsagung aufrichtig, vollständig, dauernd? Man sprach darüber hin und her. Ein junger Rittmeister, welcher das große Wort führte, behauptete, glückliche Ehen mit Cchauspiclcrinnen seien im möglich, und alle Beispiele aus der Er fahriiYtg,- die man dagegen anführe, wären nach seiner Ansicht nicht glaub würdig. Ti'eseZ Ter-Biihne-Entsagen." rief er, ist ja immer eine bewußte oder un bewußte Komödie. Da wird eine stier lichc Abschieds-Vorstellung veranstaltet; die junge Frau lebt einige Zeit in Zu rückgkzogenhcit, dann geht die erfreuliche Meldung durch die Zeitungen, daß die schmerzlich vermißte Künstlerin sich ent schloffen habe, zu einem wohltätigen Zweck ihn Glanzrolle zu spielen. Diese Wohltätigkeits'Vorstellung welche einen ungeheuren Erfolg erzielte, wird wieder holt, und zum dritten Mal wird eine andere Glanzrolle hervorgeholt. Tann folgt die Künstlerin einer dringenden" Einladung zu einem kurzen" Gastspiel. , welches irr- Anbetracht des großen Erfol ges verlängert wird, und auf einmal hört man, daß die Künstlerin für die nächste Saison " Der Redner brach plötzlich errötend ab und wandte sich mit einer verlegen ge stammelten Entschuldigung an" einen Herrn, der während des Gesprächs un bemerkt eingetreten war und den Schluß desselben lächelnd angehört hatte. Es war ein Vierziger von stattlichem Körperbau, strammer Haltung, hüb schem, offenem, gesund gefärbtem Ge sicht und schönen blauen Augen. Seien Sie versichert, Herr Baron, daß ich kine Ahnung hatte " sagte der junge Rittmeister. . Der mit .Baron" Angeredete lachte. Ich mutz, nun wohl gute Miene zum bösen Spiel machen. Sie haben da zwar ganz kurz die Geschichte meiner Theater-Heirat entwickelt, aber ja doch nicht mehr gesagt, als was alle Welt weiß." Ja, aber es war ganz allgemein und ohne jede persönliche Beziehung gesagt, Herr Baron.". Ich glaube Ihnen. Herr Rittmeister, aber das Unglück ist nun geschehen. Ich stehe nun, einmal da. und im Stillen vergleicht. tha ' den eben erlassenen Steckbrief gegen Theatcr-Heiraten mit meiner Ehe. Ich denke, es ist nun am besten, ich sage Ihnen auch meine Mci uung über 2heater-He!raten. Niemand wird mir bestreiken, daß ich dazu be rufen, bin." ' , , , Lauter, allgemeiner Beifall begleitete diese in , scherzhaftem Ton gesprochenen Worte. , Und da ein Jeder von Ihnen sich in eine Theater-Prinzessm verlieben und dieselbe auch zum Altar führen kann." fuhr der Baryn fort, so will ich Ihnen, zu Nutz und Frommen lieber gleich er zählen, was 'es nch meiner Theater-Heirat auf sich hatte. Nachdem die lauten und lebhaften Be zeigungcn der Teilnahme und des In teresses zum Schweigen, gebracht waren, begann der Baron: ' : . . . Ich war ein junges Leutnant und mit Beibehaltung meiner Charge beurlaubt, um mein väterliches Gut zu verwalten, wahrend mein Vater in diplomatischer Sendung im Ausland weilte. Den'Som mer verbrachte ich also auf der, Besitzung draußen, den Winter ober in der' Rest denz, die hauptsächlichsten Vergnügungen mit 'einer gewissen Mäßigkeit genießend, die nun einmal in meinem Charakter lag. Ich besuchte gern das Theater, und da ich nicht musikalisch war, meist das Schakspiel, besonders das Lustspiel. Auf unseren Vorstadt-Bllhnen. wo jetzt aus schließlich die Operette-und die Posse herrschen, waren damals noch vielfach das französische Sittenbild und die Pa liser Komödien heimisch. Da sah ich nun wiederholt eine junge, anmutige Schauspielerin, welche weniger wegen ihrer Schönheit als wegen ihres heiteren, lebendig natürlichen Wesens der Liebling des Publikums war. Sie spielte stets die Heldin in jenen französischen Verwickelungs-Komödien, denen zu fol gen mir stets einiges Kopfzerbrechen der ursachte, in jenen leichten Einaktern, wo die Verlobung eines jungen Paares mit so lustiger Eile vor sich zu gehen pflegt. Oft hatte die Heldin dabei wenig zu tun: sie mußte den strengen Papa um girren, irgend eine Tante betrügen, gegen den Erwählten etwas schnippisch fein. Am Schlüsse aber mußte sie ihm selig in die Arme fliegen, und damit hatte es mir die stleirn. angetan, Sie . macht: das reizend, sie konnte in dem Moment, da der Vorhang fiel, so glückselig aus sehen, daß tS mit ordentlich in' Herz ging. Mir gefiel sie so sehr, daß ich den ganzen Abend in freudiger Span Nllng auf di'sen Augenblick wartete, und dann dachte ich immer: Ist da! bloße pomödie oder stellt sie sich das Liebes, glück so schön vor? Und glücklich Jenr, den sie einmal so selig anblicken wird, ohne Komödien spielen!" Mir wurde ganz eigen zu Mute bei diesem Gcdan kcn. Ich erkundigte mich nach ihr. Schwer zugänglich sollte sie nicht fein, auch recht kokett, aber etwa Schlimmes wußte man ihr nicht nachzusagen. Nach und nach hatte sie sich meines ganzen Denkens be mächtigt. Am Sonntag versetzte mich das ausgegebene Wocken-Reperioire in Aufregung: wird sie spielen oder nicht? Mein erster Weg des Morgens war zum Theatenettel; vielleicht spielt sie doch oder spielt sie wirklich? Ich fehlte in letz terem Falle nie und konnte nicht begrei fcn, daß .die Leute auch on anderen Za gen in' Theater gingen. Eines Abends war ich mit einem Freunde im Theater, welcher mein Interesse bemerkte, sich wohlwollend meiner bemächtigte und mich hinter die Koulissen schleppte. Er kannte Fräulein Geißler so hieß meine flamme und' war bereit, mich inr oorzuneuen. .o geschah es. . Plötz lich stand ich ihr gegenüber, hörte ihre süße Stimme, der ich so oft in respekt voller Entfernung gelauscht hatte, in un mittelbarer Nähe. Ja, nun merkte ich erst selbst, wie hestig ich verliebt war. denn ich wußte gar nicht recht, was ich vorbringen sollte, alles Blut schoß mir zum Herzen. Von nun ob sah ich das Fräulein öfter. Ich wurde zu ihren Empfangs Abenden zugelassen, wo sich auch Her-ren-Gesellschaft zahlreich cinfand. Ich hatte nun selbst Gelegenheit, mich zu überzeugen, daß Fräulein Geißler kokett war. Sie fpieltc mit jedem der Herren eine eigene Komödie: mit dem einen war sie schnippisch, mit dem anderen etwas sentimental, wieder einem anderen gegen über zuvorkommend und liebenswürdig, und einen vierten behandelte sie en. baceatelle; ein Jeder von ihnen aber bildete sich ein, begünstigt zu sein. Nur mir gegenüber schien sie gar keine Rolle zu spielen, da war sie ganz gerade und einfach wie ein guter Kamerad. Ich dachte: Sie bat es eben gleich weg, daß in mir eine Bären-Natur steckt, weZchc schwer zum Tanzen zu bringen ist." Dabei aber wuchs meine Leidenschaft für sie, und eines Abends, als sie reizen der denn je als glückliche Braut erschie nen war, konnte ich wich nicht länger bezwinge. Ich marschierte geradeweas in ihre Garderobe. Als mich die Die nerin einließ, stand das Fräulein in Hut und Mantel da, bereit zum Fortgehen. Ich fragte sie einfach, ob das vorhin Komödie gewesen, als sie so schön die glückliche Braut gespielt. Sie erwiderte: Nein, nicht ganz; ich stelle mir das wirklich so sckiön vor." Nun. Fräulein, so spielen Sie doch einmal diese schöne Rolle in Wirklichkeit. Entschließen Sie sich der Komödie zu entsagen und das Weib eines ManneS zu werden, der Sie von Herzen liebt!" Sie war einverstanden, und wir ver lobten uns noch an demselben Abend. Aber das glückselige Gesicht bekam ich nicht zu sehen; meine Braut wurde sen timental und weinte, als der große Mo ment gekommen war. 'Ihr Verbleiben an der Bühne war gar nicht zwischen uns zur Sprache ge kommen, die Prinzipienfrage gar nickt gestreift worden. Mir schien es selbst verstänldich, daß sie nicht weiterfpielte, und ihr auch; wir redeten gar nicht dar über. Sie freute sich auf den eigenen 'Hausstand, auf die Zurllckgezogenheit, vielleicht auch ein Wenig auf die Frau .Baronin".. Wir waren sehr glücklich;, die Notiz ging durch die. Blätter, ihr Rücktritt wurde sehr bedauert. Sie schien das gar nicht zu beachten, aber ich machte mir Ausschnitte aus den Zeitungen und verwahrte sie. Die Leute, die zu uns kamen, bedauerten ebenfalls den Rück tritt meiner Braut von der Bühne im Interesse der Kunst. . Tann lachten wir wohl oder ich sagte auch: Hol' der Teufel die ganze Kunst, wenn ich nur mein Weibchen habe!" - Lotte so hieß sie gab ibre Rol len ab und verschenkte ihre Kostüme, alles heiter, Deichte. Herzens. Tann kam die Abschicds-Vorstellung mit den üblichen' Ovationen, die sich natürlicher weise verdoppeln, wenn es sich um eine junge Braut handelt. Mir wurde bei dieser Gelegenheit etwas bange; ich saß in meiner Loge und sah, wie die Leute applaudierten, Blumen warfen und meine Lotte endlos vor die .Lampen riefen. . Jetzt fängt das Bedauern, die Neue an, sich in ihr zu regen!" dachte ich. Nachdem der Vorhang gefallen war. eilte ich in die Garderobe; aber Lotte flog mir entgegen mit jenem glücklichen Brautgesicht, das ich an ihr' zuerst ge liebt hatte; nun war ich ganz ruhig, ganz beseligt. Bald darauf fand unsere Trauung statt; Za gab es eine von Menschen ge füllte Kirche. Gaffer. Zeitungs-Bericht-erstatter die letzten Ausklänge der Berühmtheit. Wir reisten nach der Zere monie auf unser Gut ab. wo wir die glücklichsten, heitersten Flitterwochen der lebten. Eines Abends es ist mir noch, als wäre es heute langweilte ich mich und gähnte. Lotte machte niir Vor würfe darüber; ich berief mich auf die Einförmigkeit des Landlebens. Auf ein mal begann sie einen langen, patheti schen Hymnus auf dieses Landleben mit eingestreuten Ausfällen auf Unempfind lichkeit und moderne großstädtische Bla siertheit. Ich hörte ihr mit offenem Munde zu, denn solche allgemeine Be trachtungen waren nicht meine Sache. Endlich lachte ich, während sie erst recht in Eifer geriet; zum Schluß ärgerten wir uns Beide. Sonderbark Mit einem Mal-schien ein fremdes, mir unverständliches, un, ruhiges Element in unser jisammeit leben gekommen. Lotte begann an seit- samen Einfällen zu leiden. Am folgen den Tage machte sie. trotz der gestern gerühmten Herrlichkeit des Landlebens, die Entdeckung, daß ihr Leben doch eigentlich leer sei. Sie wollte sicb der Armen im Torfe annehmen, die ttron ken besuchen, Wohltaten ausstreuen. ,?as ist ein unschuldige Vergnü gen," sagte ich., .streue Wohltaten aus, streue!" Aber ihr Hauptstudium war doch die Toilette, die sie dabei tragen wollte, die durchaus derjenigen einer alten Chate laine ähnlich sein sollte. Nun, die 2oi leite war fertig, faß und kleidete vor trefflich, und dem Wohltun stand nun nichts mehr im Wege. . Lotte suchte sich also .Hütten" auf, verteilte Wein und Fleisch an alte Leute, Obst und Gebäck an die Schulkinder. Natürlich spielten ihr die Leute bald richtige Komödien vor, denn Lotte war besonders freigebig, wenn man ihr eine recht ergreifende" Geschichte erzählt hatte. Besonders gern ging sie in die Strickschule, verteilte S3e lohnungen on die Fleißigsten, bielt kleine Anreden und ließ sich Hocbs ausbringen. Dann kam das Kirchweihsest; dazu wurde wieder ein besonderes Kostüm an gefertigt, und sie spielte "die Hercrbla sende, tanzte mit den Aauernburschen um den Tanzbaum und nippte von ihrem sauren Wein. Aber auch der Kirchtag ging vorüber und Lotte begann plötzlich ihr Leben unertrlich leer" zu finden; sie wollte nach der Stadt zurück. Mein Kind. Du mußt Dich gedul den. bis die Kartoffeln herein sind,"' sagte ich harmlos, Tcshalb würdest Tu mich hier ein kerkern?" rief sie. wegen der Kartof feln?" Einkerkern!" sagte ich ärgerlich, was das für Redensarten sind! Aber ge wiß. das Geschäft geht vor dem Ver. gnügen. die Kartoffeln vor den Winter kicken Amüsements." Nun folgte eine jener Szenen, an die ich mich späterhin gewöhnen lernte, die mich aber anfangs in die größte Bestür zung versetzten. ' Lottchen weinte nd deklamierte und rief den Himmel zum Zeugen an, daß sie in unwürdigen Ban den schmachte, nd fcereifrichen mehr. Icch olaube. ich mackite ein sehr dummes E5e sickt zu dem Allen. Ich liebte meine Frau, ibre Tränen und Klagen schn'.t ten mir in's Herz. Sie ist jung, schön und lebenslustig," dachte ich. find das vielleicht doch un würdige Bande, d. h. diese Kartoffel Ernte, wegen der wir hier fitzen bleiben? Und langweilig ist es, weiß Gott!" Also ich sagte kleinlaut die Ucbersicd lung in die Stadt zu und erklärte mich bereit, die weiteren Geschäfte dem 23er Walter zu überlassen. In aller Gelas senheit machte ich mich daran, die, ersten Anordnungen zu treffen, da konimt meine. Frau mit einer wahren Värty- rermiene: Wir bleiben hier, Karl, ich bin nun einmal Dein Weib und will meine Pslicht standhaft erfüllen. Nein, widersprich mir nicht, es ist das Los des Weibes, zu entsagen" u. f. w eine lange, feierliche Rede; etwas vom Kelch" und letzten Tropfen kam auch darin vor. Ich war nun ebn entschlossen gewesen, meine Kartoffeln im Stiche zu lassen, und es behagte mir gar nicht, wieder einen Ent schluß zu fassen; ich war froh, daß ich den alten fertig gebracht hatte. Also jetzt wollte ich fokl, und nun wollte sie nicht. Ich traute ihr angeblich kein? Entsagungsfähigkeit zu. keine Festigkeit, keinen Charakter es gab eine "neue Szene, und wir blieben. Aber nicht lange. Lotte fuhr fort die Märtyrerin zu fpielen, klagende Blicke zu werfen, von EntfaPing 'zu sprechen, und da ich mich nur in heiterer Gesell fchaft wobl fühle, so brachen wir auf. eben als die Kartoffel-Ernte im besten Zuge war. Aber es wurde nicht viel besser in der Stadt. Meine Frau ent wickelte ziemlich viel Vergnügungssucht und einmal in Gesellschaft, begann sie ordentlich zu kokettieren. Sie wollte im mer etwas Neues, etwas Ansregendcs und umgab sich mit einer eigentümlich unruhigen, wirbeligen Atmosphäre, die mir täglich unbehaglicher Wut. Ich bin vor allem kein Freund von großer Gesellschaft. Aber alle meine Versuche, unsere Lebensweise zu ändern, hatten nur eine jener Szenen zur Folge, die ich wie das Feuer fürchtete, obgleich sie mich nicht mehr überaschten. Meine Frau weinte und dcllamierte. Vielleicht weil ich ihren Gedankensprün gen und Ezklamationen nicht recht zu folgen vermochte, erzielte sie immer eine gewisse Wirkung auf mich. Ich rechnete immer ganz gewissenhaft nach, ob sie denn nicht doch Recht habe, aber gleich diel, zu welchem Resultat ich kam, ich gab immer nach, -denn ich fürchtete im mer, Lotte würde in. Ohnmacht fallen. Ich weiß zwar nicht, warum ich mich gerade so sehr davor fürchtete, aber ich fürchtete mich eben. Uebrigens deklamierte Lotte auch mit dem Stubenmädchen und mit dem Tie ner. , Ich hörte sie häusig den Tienst boten Szenen machen und wich ihr dann ängstlich 'aus, um nicht selbst in eine solche verwickelt zu werden. Ich war nach halbjähriger Ede zu der Erkenntnis gekommen: B!eine Frau ist gut und reizend, und ich wäre glücklich, wenn sie nur keine Schauspielerin wäre. O, nur keine Schauspielerin hei raten! Sie war manchmal sehr lieb und süß. aber ich wirde dieser Augen blicke nicht recht froh, denn ich fürchtete immer nur, die freundliche Stimmung werde in irgend eine gespannte oder gar pathetische umschlagen. Ich hatte lein Ruhe, keine Rast mehr im Hause, denn nine Frau sie iest eigentlich nicht böse, ober ich wußte nie recht, woran ich mit ihr war; jeden Augenblick war sie bereit, in irgend eine aufgeregte De klamation zu versallen, der zu folgen, ich nicht im Stande war. Es war zum Verzweifeln! Endlich hatte ich 'auch ' Anlaß zur Eifersucht, denn Lotte kokettierte bald mit Diesem, bald mit Jenem; sie hatte immer einen Bcrehrer in ihrer Nähe, und mir schien es, als betrachte mgn mich mit gewissen mitleidigen Blicken. Mein Blut begann zu sieden, mein Kops war eingenommen, mich verließ meine heitere, unbefangene Stimmung. Wie soll das nden?" dachte ich. Ich stellte meine Frau energisch zur Rede, meine Furcht vor einer zene kam zum Echireigkn. Lotte lachte mich aus. Das ist ja nur Cpicl." sagte.su, ich mache mir nichts aus Tiefem und weniger als nichts aus Jenem." - Tas klang wahr und natürlich, oder Ilaiig es nur so? Exiclie sie nicht Ko mödie mit mir ' Ich hatte längst den Maßstab dafür verloren, was ' Ernst, was Spiel bei ihr war. Ein andreömal, als ich sie zur Ver ontwortung zog, meinte sie: Du machst Dir ohnehin nichts aS mir; ich weiß nicht einmal mehr, bin ich noch hübsch, bin ich noch begehrenswert? Ich muß Dir doch beweisen, daß ich Eroberungen machen kann, muß niir das selbst bcwci sen. O, olle Ehemänner sind ja so!" Tu mein Himmel, was sollte -ich nun darauf erwidern? Da saß ich wieder mit einer langen Nase war das ernst gemeint? Wie sollte ich mich nun ver. leidigen? Inzwischen wurde die Lage immer ge spanulcr; meine Frau liebäugelte, fast immer unter meinen .Augen, mit einem Husaren-Leuteant; dennoch leugnete sie geringschätzig und spielte die beleidigte Unschuld. Ich war wohl überzeugt, daß sie nicht eigentlich sinken, daß es bis zu keinem Treubruch kommen würde, ober sie war es schon fähig, sich in irgend eine Geschichte hineinzuphantasicren; denn wenn sie in einc ihrer Launen oder Stimmungen verfiel, wurde sie geradezu unzurechnungsfähig. Eines Tages entdeckte ich ein Billet in einem an sie gesandten Bouquet; es war ziemlich harmlosen Inhalts und ohne Unterschrift, dennoch war ich überzeugt, daß nur jener Leutnant der Schreiber sei, und die einfache Tatsache, daß meine Frau mit dem Frechen heimlich korre spendiere, machte mit halb wahnsinnig. Ich stürze zu ihr. halte ihr das Bil lct unter die Augen. Sie stößt einen kleinen Schrei aus, so eine Art Theater schrei; sonderlich ersckroclen war sie nicht. Tann änderte sie Plötzlich den Ton und bat mich emphatisch um Verzeihung. Es ist also wahr wahr!" schrie ich außer mir. Nun erschrak sie ernstlich, als sie meine Aufregung sab. Aber es ist mir doch kein Ernst mit diesem Leutnant," be teuerte sie. Tu mußt das doch selbst einsehen es ist ja nur ein Spiel." Und wie weit sollte das Spiel eigent lich gch.'n?" fragte ich bebend. Ich wollte, daß er Dich zum Duell fordere." sagte sie kleinkaut, natürlich hätte ich den Zweikamps verhindert." Tu liebst mich nicht!" sagte ich euer gisch. 'Nun geschah das Gefllrchteie: sie fiel in Ohnmacht. Wer ich ertrug es mit Fassung. Der Leutnant verschwand gänzlich vom Schauplatz, aber nicht auS meiner Erinnerung: ich konnte den Zwischenfall nicht verwinden. Eines Tages kam meine Frau zu mir und erbat von mir die Erlaubnis, einer dringenden Aufforderung folgen und bei einer Wohltätigkeits-Vorstellung mitwir ken zu dürfen. Ich sagte natürlich Ja. denn welche Szenen hätte ich riskiert, würde ich Nein gesagt hoben! Lotte fiel mir ganz glücklich um den Hals, und diesmal wußte ich bestimmt, daß es keine Komödie war. Noch am selben Tage begann sie ihre Rolle zu spielen; nun deklamierte sie auch, aber mit sich allein und vor dem Spiegel. Tann kam sie heiter, vergnügt und uiibesLnaen zu mir: es ginge ganz gut. Ten Rest des Tages keine Spur mehr don einer Szene, einer Dellama tion. Die folgenden Tage verliefen in ähnlicher Weise. Lotte deklamierte zwar sehr eifrig, aber nur ibre Rolle. Im Hause herrschte der tiefste Friede und Alles wickelte sich so einfach und natür lich ab. als gäbe es gar keine häuslichen Szenen. Tann kamen die Proben. Meine Frau war mit ganzer Seele bei ihrem Theaterspielen, und darum schien sie gar nicht mehr daran zu denken, im Hause eine Szene zu spielen; das Haus war für sie keine Bühne mehr. Bei der Aufsühruncf feierte Lotte einen ungeheuren Erfolg, natürlicher Weise, denn bei solchen Voistellungen geht es imm so. Uebrigens. fpieltc sie wirklich besser, als sie je gespielt hatte, mit wahrhaft hinreißendem Feuer. Noch während der Vorstellung mußte sie eine Wiederholung versprechen. In der Gar derobe umarmte sie mich mit jenem seli gen Lächeln, in das ich mich einst der liebt hatte. Und das Alles war so ganz natürlich, so selbstverständlich; mir wurde ganz sehnsüchtig zu Mute. Mein Gott, wenn es doch so bliebe! . Als wir in später Abendstunoe nach Hause käme' und ich das Zimmer mei ner Frau verlieh, hörte ich das Stuben mädchen zum Diener sagen: Unsere Gnädige ist wie umgewandelt ach, wenn sie doch immer Theater spielte!" Ich blieb wie kiebannt stehen und plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Ich rannte spornstreichs zu Lotte zurück. Weißt Tu etwas Neues. Lotte Tu sollst ganz zum Theater zurückkehren!" Sie stieß einen Schrei aus, einen ganz natürlichen Schrei des Schreckens. Tu willst mich verlcsien?" O, wie glücklich mich dieser Schrei machte! Nein, nein." sagte ich, ich gehe mit zum Theater als Dein Sekretär, Dein Beschützer als der Mann meiner Frau! Es muß rbk, so sein s? sei eS denn!" Und meine Frau khrte ' zur Bühne Das Mcijt Uovcllotte von Tann werde ich sie töten." Sie sagte die kalt, mit geradezu unheimlicher Ruhe. Nur aus ihren dunklen Augen blitzte ein feindseliger, lpßersUllter Strahl, der die Worte nicht als leere Drohung deuten ließ. Gnädige Frau, ich beschwöre Sie. lassen Sie sich z keinem unüberlegten Schritt hinreißen." Ein billiger Ral, Herr Polizeidirek tor, der meinen Gang hierher nicht lohnt. Glauben Sie mir, daß mir derselbe schwer genug geworden ist. Nur meine verzweifelte Lage hat mir dazu den Mut verliehen. Ich habe Ihre polizeiliche Macht für größer gehalten und sehe mich nun enttäuscht." Leider, gnädige Frau, ist unsere Macht beschränkt durch die Gesetze ' Und die Gesetze wurden von Man nern geschaffen die menschlichen we nigstcns. die göttlichen glauben die Her ren der Schöpfung ohnehin nicht befolgen zu müssen." Unsäglich bitter klang' ti von ihren Lippen. Ich war um eine Antwort verlegen. Sie wartete dieselbe auch nicht ab. Sie reichte mir die Hand. Ich glaubte die Kälte derselben durch den feinen Lederhandschuh zu fühlen. Leben Sie wohl. Herr Polizeidirektor. Ich habe Sie genug Ihrer kostbaren Zeit beraubt. Wenn Sie Schlimme? von mir hören sollten, verurteilen Sie mich nicht zu strenge." Mit tiefem Bedauern blickte ich der schönen Nrau nach. Die Schilderung ihres Unglücks hatte mich lebhaft ergrif- sen. E5 war zwar kein ungewöhnliches, vielmehr ein alltägliches. Und doch kein alltägliches. Vor fünf Iabren hatte sie an dem Tage, an welchem sie ihre Voll iährigkeit erreicht, ihr Vaterbaus verlas sen, 'um dem Manne der Wahl ibres Herzens zu folaen. Ein wohlbabendcZ Heim hatte sie kür ein sorgenvolles Da sein an der Seite des Geliebten hinqege ben. der Einerseits die Offiziersunikorm abgelegt und :ir Feder eieeiriffen hatte, um feinem Weibe und Kinde eine Er! stenz zu verschossen. Nach Iabren bitte r"i 5ntb'5runaen war es ibm elunaen. in der R'd"k!ion eines bieüaen Li!kal blttes ständiae fftfTftini zu finden und fich einen verböltniZmäsia nnoenebmen fteius'wnd u 'gründen. Und nun war T dies schwer errunci'ne bescheidene mt ciesü'Krlich bsdrobl.'dnrch ein Weib b'drobt. ds rfoM;fi am Ballttbimmel unseres kjr Malsimo auetaut. mit d'N Reizen ibrer fr"ndländ'sckn lr sch'inuni und des Flittergoldes der m-;(,V( fcfn unnfrt Ipimenrfen in ibre Asseln aesl"gen bitte. Inez M"ndez nant' sie sii und ibre swgralttn dn ""n jb? fpenMirvmeS Porten beinr straften ibre Angabe, eine 7kc5!'s Fp!?tz vt in, nicht ?!!?. Von all d'n Schmetterlingen, die diese rothes !imme umflatterten, war es t'mn der b-sdensten, der K'instreferent Tullio Monti gewesen den sie bevorzugt- batte. AuS welckem Grunde. wu,te niemand Wok kriat auch d' ?r, eine? Weibes rech Gründen? Vielleicht batte auch Inez Mondez kein Herz, sondern nur Launen und ibre gea'nwärtige Laune bieß Tullio P?cnti,' Wi kümmerte es datz erWeib und Kind ktte. taß dieses Weib der verzehrenden Eifersucht zum Ovker fiel? In ihrer Verzweiflung hatte Eesira Monti den Schritt zu mir unternommen, sie hatte Hilke bei der Polizei gesucht, welche die Störerin ibres häuslicben (Wicke? b'itte au der Stadt verweisen sollen. Ihre Hoffnuni war eitel. Inez Mondez hatte ein festes Engagement, ihr gesichertes Einkommen und war klua ge mia, durch ihr Betragen nickt jenes össentlichk Aergernis zu erregen, das der Gesetzparagraph zur Begründung einer Ausweisung unfiedimi! verlangt. Des. halb bitte Eesira Monti unzufrieden und vielleicht schlimmes Unheil brüiend mein Biireau derlei ssen. . ' Kaum acht, Im später wurde mir in früher Morgenstunde gemeldet, daß im Villenftiertes'ein Mord begangen worden sei. Die Tänzerin Inez Mondez war in ihrem Schlafzimmer mit einer liefen Tolchwnndk in der Brust tot ausgesun den worden. Ueber den Mörder, das Motiv der Tat, deren nähere Umstände, herrsche vollständiaes Dunkel., So lau tete die kurze Meldung auf Grund der ersten Borerbebungen am Tatorte. Ee sarine Monti hat ihre Trohunq eniillt. war mein erster Gedanke und ich beschied sosrrt den Oberkommissär Berti zu mir. um ihn mit dem ftifl? Mondez zu be trauen und ihm gleicbzeitig meine Ner dg'tkgründe mitzuteilen. Oberkom missär Berti bemächtigte sich mit großem Eifer des interessanten Falles. Bereits mittags berichtete er mir, daß er zur Verhaftung der fkrau Celarink Monti geschritten sei. Schwerwiegende- Ver dachtsmomente hätten dieselbe begründet. Wie die Errungen ergaben, sei gestern um acht Uhr abends In's Monden von einer Probe ollein nach Hause zurückeie kebr! und habe ihre Tienerin. eine ölt liche Frauensperson, mit dem Bemerken in ibr unter dem Ticke der V'lki qekeae ne8 Manlardenzimmer fortgeschickt, daß sie ihrer Dienste n'cht mehr bedürfe. Die illei. in der die Mondez zwei abzelchlof sene Zimmer mit vollständig separiertem Eingänge gemietet hatte, fei nur von i ' zurück. Ich habe es nie bereut, diesen Schritt veranlaßt zu haben. Meine Frau macht keine häuslichen Szenen mehr, denn sie spielt ja ihr Tempera ment auf der Bühne; sie macht sich nichts auS großen Geselllckiasten, denn sie glänzt ja auf der Buhne; sie kokettiert nicht, denn sie erprobt ja dort die Wir kung ihrer Person. Sie ist eine gute, treue, verständige, sich natürlich gebende Frau geworden.. Ties, meine Herren, ist die Geschichte meiner Theater-Heirat; ich überlasse es Ihnen, die Nutzanwendung daraus zu t pichen." der Jrcm? Zssef Crler. einem alten Ehepaar bewohnt, da ke! nerlei besondere Wahrnehmungen weder abends noch während der Nacht gemacht . hatte. Allerdings habe e sich auch nicht um den Verkehr der Mieterin, die Be suche zu jeder Zeit empfangen habe und öfters sehr spät in der Nacht nach Hanse zurückgekehrt fei, gckümincrt. ' Tie Hilfe rufe der Dienerin, welche die Tänzerin in ihrem Blute tot aufgefunden hatte, hätten sie erst heute früh von dem schreck licken Ereignis in Kenntnis gefetzt. Tie Tür der Wohnung der Tänzerin war un verschlossen gewesen, der Mörder hatte durch dieselbe nach vollbrachter Tat daS HauS unbehelligt verlassen, nirgends zeigte sich die Spur eine gewallsameif Einbruches, der Schmuck und die Geld börse der Mondez fanden sich unberührt vor. Der fein ziselierte Dolch, mit dem der Mord verübt worden war, wurde von der Dienerin' als Eigentum ihrer Herrin erkannt. Er hatte als Sckiaustück ans dem Schreibtisch gelegen und war von der Tänzerin ls Brieföffner benutzt worden. Alle Umstände deuteten mit voller Bestimmtheit auf einen Racheakt. Nach den von mir erhaltenen Mitteilun gen war es dem Oberkommissär nicht schwer gefallen, die Spur zu verfolgen. Und dieselbe wurde noch dadurch erleich tert. daß er einen wichtigen Zeugen fand. Während er ndch mit der Tataufnohme beschäftigt war. meldete sich ein Lobn kutscher. der von dem Morde gehört hatte, mit der schwerwiegenden Aussage, daß er gestern gegen neun einbalb Uhr abendß von dem ihm bekannten Redakteur, Tullio. Monti von seinem Standplätze nächst dem Villenvrtel geholt worden uno nii ihm zur Villa, in welcher der Mord ver übt wurk. gefahren sei. wo an der Gar tentür eine verschleierte Dame gewartet babe und in de Wagen gestiegen sei. Monti habe ibm den Auftrag gegeben, nach seiner Wohnung zu fahren. Dort sei das Paar, da? ihm durch seine sicht liche große Erregung aufgefallen war. ausgestieaen und habe gemeinsam das aus betrten. In der Dame glaube er die Frg M"nti erkannt ?u haben. Ober kommiss'sr Berti begab sich vom Tatorte unver'üalich in die Wobnung dcZ Ehe pggres Monti und. fand dort die Frau Nein vor. Dieselbe bebauvtete. den ge striaen Abend zu Haule verbracht zu aben. gestand aber schließlich, von den Tranen dkS Oberkommissärs in die Enge a-tri"bl'n, zu. um neun Ubr abends in die Wobnuna dter Tänzerin Mondez a gangen m sein, um ibren Mann, den sie dort m!t B'stin'mteit vermuthe, in ii sen! Wen. "tatsächlich babe T( ibi giirfi netrpff'n und bewogen, mit ibr ngch Hiule ?eur!!k!ukebren. Gegen neun ein halb Ur bitten sie zusammen die Mob nun? der ?än'ei-!n verlassen. Bei der i'rtentür d'r Villa ogb sie. w"brsch.e:n lich infolge ibr'r b'greisZichen 'Erregung, ein HnWcM Nnwoblsein erkokt, wes bglb sie ibren nn gebeten babe. einen Wag'n zur Rückfahrt ?u besorgen, was er auch n-tan babe. Etwa Z'bn Minu ten lang habe sie. auf einen Ste'nvfcHer gekauert, aus die Ankunft des Waaens wgrten müssen. Etwa zebn Minuten! Ein genügender Zeitraum, daß während desselben der Mord von ihr beggngen werden komste. So schloß wenigkiens Oberkommissör Berti und ouch der Un tersuchiingsrichter keilte dessen Ansou un". so daß die Nerbaftung der Frau Eesira Monti aufrecht crbalten wurde und der Statsanwolt gegen sie die An klage wegen Mordes erhob. ''' Bei der Schwurgericht-oerhandlung nahm aber der Fall Mondez eine sensa tionclle Wendung. Tie alte Dienerin der ermordeten Tänzerin änderte, als Zeugin unter Eid vernommen, olle ihre vor der Polizei und dem Untersuchungsrichter ge machten Angaben. Es sei nicht wahr, daß sie in der kritischen Nacht des Mor des nichts wahrgenommen habe.,S!e habe im Gegenteil beinahe, olles miterlebt. Ihre Herein habe sie allerdings bereits um acht einhclb lllir abends entlassen, aber vom Fenster ihres Mansardenzimmers aus habe sie genaugesehen, daß gegen neun Uhr Herr Monti und bald darauf dessen Frau die Wohnung der Tänzerin betreten hätten. Aus ' den geöffneten Fenstern habe sie den Ton erregter Stim men gehört und dann habe das Ehepaar Monti gemeinsam das Haus verlassen. Frau Monti sei keinesfalls mehr in das selbe zurückgekehrt, sondern habe am Gittertor des Gartens die Ankunft eines Wagens erwartet, in welchen sie mit ihrem Gatten stieg. Kurze Zeit darauf aber fab ein Mann die Villa betreten, den sie im fahlen Lichte des Mondes zu erkennen glaubte, dessen plötzliches Er scheinen aber da sie denselben mit aller Bestimmtheit in Mailand wähnie ihr unerklärlich war. Eine eigentümliche Angst erfaßte sie und sie lauschte auf merksam zu ihrem Fenster hinouS, ver mochte aber in der Etage der Tänzerin nichts zu hören, da dieselbe inzwischen die Fenster geschlossen haben mochte. Plötzlich glaubte sie einen dumpsen Hilfe ruf zu vernehmen. Sie eilte die Trep pen hinab. Unter der Tür der Woh nung der Tänzerin trat ihr ein Mann entgegen. Sie hatte sich nicht getäuscht eS war wirklich der Kunstreiter Et tore Tolpi. der Gotte der Tanzerm Inez Mondez, ein roher, gewalttätiger Mensch, dabei in einem Grade leidenschaftlich und eifersüchtig, daß Znez, m seinen unerträglichen Quälereien in entgehen, mit Vorliebe Engagements suherkzalb feines jeweiligen Aufenthaltsortes suchte. Er zwang die Dienerin zu einem Schwur, über seine Anwesenheit tiefste Schweigen zu bewahren und schickte sie unter schweren Drohungen in Ihre Man saioe zurück. Nach einer in entsetzlicher Angst verlebten Nacht wagt sie sich erst nach Anbruch deS TageS in DaS Zimmer ihrer Herrin, die sie wie sie befürchtet tot in ihrem Blute fand. Der Gitte. ver ne zweitens ermordet hatte, war spurlos veMwunde. Nachdem die Schmurgerichtsverhand lung infolge dieser Zeugenaussage einen so unerwarteten Abschluß gefunden hatte, traf ich Frau Eesira Monti im Zcugknzinimtt, wohin sie sich zurückge zogen hatte, um abzuwarten, bis sich d',e Menge deS neugierigen Publikum? zer ' streute. Gnädige Frau.' sprach ich sie an. ich tcdeiure unendlich, daß Ihnen durch das Zusammentressen unglücklicher Umstände fc, peinliche Stunden bereitet wurden." Ein bitteres LäeMn glitt über das blasse Gesicht der schönen Frau. Sie faßte mich nm Arm nd zog mich in e,e Fensternische. Es ist ja nicht Ihre Schuld. Herr Polizeidirektor. schließlich war doch ich eS, welche die Mondez getötet hat." Unwillkürlich fuhr ich zurück. O, erschrecken Sie nicht. Es war t nicht meine Hand, die den Todesstoß ge ! führt, ober ich habe den Arm des Rä chers feiner Ehre zu meinem Werkzeug gemacht. Ich war es. die Ettore Tolpi von der Untreue feiner Frau in Kennt nis gesetzt hat." Ja, aber wie wußten Sie ' Daß Inez Mondez einen heimlichen so eifersüchtigen Gatten hatte? Sehr einfach. Jede Tänzerin hat ihr Ge heimnis und ich habe daS Geheimnis der Tänzerin' Mondez von ihrer Dienerin erkauft. Ein entsprechend abgefaßtes rekommandiertes Schreiben nach Wai land tat das übrige." Wie? gnädige Frau vermochten " Einen 'solchen Schritt zu unterneh men? O. ich habe nur Ihren Rat be folgt und mit Ueberlegung gehandelt. Die Mondez wollte mir mein höchstes Gut. meinen Mann, rauben und ich habe , mich dagegen zur Wehr gesetzt. Dies !vor mein volles Recht. Notwehr ist dock 'nach dem Gesetz erlaubt. Herr Polizei direktor?" Stolz aufgerichtet verließ sie am Arme ihres Gatten, sich eng an denselben schmiegend, das Gerichtsiebäude. Sinnend blickte ich der schonen Frau nach. Der glückliche Faulpelz. Von Peter Nansen, dessen Tod vo, Kurzem aus Kopenhagen berichte! wurde, hat Hermann Bang in eine? kleinen Skizze, die vor einigen Jahren veröffentlicht wurde, sehr hübsch erzählt. Er nannte den Tichter, ver so bedeu tende literarische Erfolge erzielt uny als Leiter des Glzldendalfchen Verlages eine für die dänische Literatur so, wichtig Iliolle gespielt hat, einen glücklichen Faulpelz". Und er schilderte nun, wie er trotzdem zu seinen großen Leistungen gekommen ist. Nie heibe ich geglaubt," so schrieb ex. daß aus dem faulsten Menschen der Erde der fleißigste Mensch des Erdballs werden könnte. Und doch kann dies geschehen; mit Peter Nansen, ist es geschehen. Er war in seiner Ju . gend der elendeste Faulvelz seiner Stadt und feines Landes. Mehr war er: er war der, Faulheit lebendiges Wunder. Wir wohnten in demselben Hause. Zcna ich nach dem Frühstück in mein Redak tionsbureau gehen sollte, klingelte ich bei ihm an. um um 12 Uhr mittags ihm Guten Morgen" zu sagen. Ter Bur sche saß in Teppiche gehüllt in einem Sessel, unbeweglich, vor dem Kamin seuer. Er sprach nicht, er nickte nur zum Sprechen war er zu faul. Ich ging ob. Wenn ich um 1 Uhr wieder nach Hause kam, klingelte ich wieder bei Herrn Peter Nansen an. Er saß im selben. Sessel, in Teppiche gehüllt, unbeweglich, vor seinem laminfeuer. Er hatte sich don der Stelle überhaupt nicht gerührt. Ich fragte: Was hast du gemacht?" Er antvortete: Gar nichts," Ich fragte: Bist du krank?" Er antwortete: Aber nein." Nach dieser Anstrengung, seines Tages dinierte er mit dem Hunger eines Zwanzigjährigen. Nach dem Diner aber faß er wieder da. im selben Sessel, un beweglich, vor seinem Kaminfeuer. Tas war die Arbeit, seines Tages. Bis ich ' eines Tages nach .Hause kam und sah. daß er feinen Platz geändert. Er faß nicht, vor dem Kamin, sondern an seinem I (ZriirtiMi!!. I! W..u,i:sf. r.i. "m uiviicriuiucii, ragie i, was machst du denn da?" Ich schreibe ein Lustspiel." war feine Ant wort. .Es ist in einer c?t,,nk? 1,-rKn " In einer Stunde war es fertig. Und' er las es mir vor. Es war sehr talentvoll. !Kach der Anstrengung aber ruhte er wieder ein Jahr vor feinem Kamin (doch ohne Teppiche). Bis er eines Abends zu mir kam und auf 'der Schwelle stehend sagte: Ich habe einen Novellenband geschrieben." Ach. und das weiß ich nicht?" meinte iw. Nein, das Ding wurde erst eben fertig. Ich habe drei Nächte geschrieben." Ticse Novellen machten ihn in' Tänemark be rühmt als den anmutigsten Stilisten unserer Sprache. Und seitdem war Pe ter Nansen fleißig." Tie Werke, die er so schrieb, haben feinen Namen weithin bekannt gemacht; seine Nomone wie auch sein Trama Eine glückliche Ehe" hat ten einen großen Erfolg. Tarüber hin aus aber schilderte Bang auch NanscnS Stellung in der modernen dänischen Li teratur: .Als Direktor des mächtigen Gyldendal entfaltet er den mächtigsten Fleiß feines Lebens: .hilft ollen, er ordnet die Geschäfte sür alle Welt, er liest die Bucher von allen scmen Freun den. er ändert sie. er gibt Ratschläge, er besorgt die Korrekturen. Er schafft dein einen Geld, dem andern eine Anstellung, dem ' dritten !kt , vm. s.:. er," , " v-.z t 3ie. r Ist der eipige Vermittler und , vn immer vevorzugte dichter. Es gibt In der Literatur keinen Streit, den a nicht beilegen soll.' in den Kulissen .-!. rien Krach, dem er nicht nachhelfen muß. Peter Nansen ober findet die Zeit zu ollem, wahrend er gutmütig lächelt. Gutmütig mit einer halb verborge nen Ironie. Denn er hat vicl Ir sehen. Ztt Widerspruchsgeist mancher SJirn. scheu ist so groß, daß sie sogar ihr Un. recht einsehen, wenn man ihnen recht gibt. i Trrj'T " ,.,....,,,,,, ..v,'"",",',i'," 1,1 i' !! i'p V ii n l!""i!!!T:!',!!!'!"f!! mmmmmmmmmsamBammammm '(! t n " wmmm mm , , ' i, JWtlüJU. 'lLJUä. V ! WlV'V HWW i 1. , fülln .MI " s ld....lLLlilililii