,m.rmuii&M.M-.--:.-1.i .. Tägliche Omaha TrlbSie Ms -KUderbucb ' A Da schabt her! Der liebe Gott fitzt l Im Gärtlein des Vaterhauses, hält sein ; Kindlcin. das Menschenkind, auf dem l Schoß und zeigt ihm dos große Bilder uch. Tarinnen ist abgebildet seine schöne - -SStlt, alle Geschöpfe seiner Hand, der Himmel mit seinen Sternen, die Berge mit den wandernden Wolken, die raii schenden Flüsse in den Tälctn. die Ziere der Luft, b:3 Wassers und der Erden. . und mitten unter ihnen der Mensch, sein liebstes Geschöpf, um deswillen alle an ' bereis und das ganze Weltall gemacht j ( sind. Ta blättern sie zusammen, und ! ' daS Kindlein ist selig in des Vaters . . Arm. klatscht in die Hände von Freuden. denn so wie es die Dinge alle schauen kann, schauen zum Greisen nah und zum j , Begreifen so einfach, wird ihm die Welt vertraut und Ikb, alle Geschöpfe wie Brüder und Schwester, denn es schaut i sie mit den Augen des Vaters, aus denen . die Liebe leuchtet, schaut sie gleichsam - auS des Vaters Herzen heraus und um i fasst sie mit seiner, des Schöpfers, Freude an allem Geschaffenen. Und wenn der ! Äater dem Kindlein die Namen nennt all der geschaffenen Dinge, so ist's, als oh die Namen aus dem innersten Kern J f AM--, t a i"-J- 'r.- (ir:- ,f , i : uct jyingt oeraus lonicn uno iqr ccn ' schon im Wort offenbarten. So wird - die Welt des Vaters zu des Kindlcins eigener Welt und es fühlt sich selbst 1 eben Teil, von ihr, ja mitten drin in ihrem Kern, als ob sein eigen Herz das Herz der Welt wäre und von hier aus - tausend goldene Fäden sich spannten nach den Dingen hin und sie ihm zu eigen machten durch das Gefühl: ich bin in euch und ihr seid in mir und wir sind alle zusammen des himmlischen Vaters Eigentum, Aber siehe da. waS geschieht? Ist daS das Kindlein noch, das selig war im Arm des Vaters? das nickts Schöneres wußte, als des Vaters Bilderbuch und ; seine Geschichten dazu? Der Trotzkopf kt sich losgestrampclt von des Vaters , Schoß, hat ihm das Bilderbuch aus der Hand gerissen, will keine Bilder mehr schauen, keine Geschichten mehr hören. Ganz betrübt läßt der Vater es machen, sieht ihm zu. wie es an dem Faden rupft und zerrt, der die Bilder zusammenbin det, und an dem Leim knuppert und kratzt, der sie Zusammenhalt. . ,Wa will der Eigensinn? Die Blätter auseinan dezerren? Schauen wie das Buch oe macht ist, wie die Bilder von hinten aus sehen, ob die Farben durch und durch gehn oder nur so angemalt sind? Seht wie gierig es knuspert und zerrt, eine' wahre Zerstörungsmut hat es erfaßt, es ruht und ruht nicht, bis die Blätter her aus sind aus dem Heft, die Bilder los gekratzt, das ganze schöne Buch in Fetzen herum liegt. Z?cb. wch! Tu &nst sie zerstört Sie schone Wett! Du hast gescheit sein wollen, gescheiter als das Bilderbuch und der es gemacht hat, haft die schöne Gotkesivelt, die deine Lust und Freude war, von hinten und von innen sehen wollen, durch und durch begreifen, wie eine Maschinerie, damit dein Hochmut sagen könne: O, ich wfz Wohl, es ist alles nur geheftet und ge leimt und gemalt und aufgeklebt, es ist . weiter nichts dahinter. Und da liegt sie min im Drech deine schöne Welt und ist selber nicht diel mehr als Treck, den die .Magd mit der Kehrichtschaufcl wegkehrt. 'Uno statt daß du selbst mit und in den Bildern der schönen Welt lebst und glück lich bist in ihnen, sind sie nun tot, leben weder in dir noch an und für lich, und dein Heiz ist arm und leer und alles, was du gewonnen hast, ist die jLmmer liebe Weisheit, dafz die Welt ein Treck sei und dafz sie's nicht verdiene, dafz wir . uns an ihr freuen. Und jetzt ist auch das Gärtlein im Vaterhaus kein lieber Aufenthalt n?ehr für die Kindlein, es ist ihm zu eng. zu traulich, Zu kindelig ge worden. Die Bäume und Blumen, die so schön dufteten und im Winde sich wiegten, die Vöglein, die zum Himmel sangen, die Fischlein, die im Wasser spielten und die Häslein.. die so drollig das Männchen machten, sie haben keine Sprache, kein Inneres mehr; die Bäume sind einfach Holz, das man zum Bren nen verkaufen kann, die Vögel und die Hasen einfach Fleisch, das man braten und essen kann; alles Lebendige, Lieb und Freudenreiche ist eine Sache gewor den. die zum Nutzen dient, besonders .zum Geldmachen. Tie Seele ist weg aus den Geschöpfen, weg aus der Welt; das Menschenkind selber spürt kaum eine Seele mehr in sich. Das war auch nur so ein frommer Wabn; der Mensch ist ja auch nur so ein Fleiichklumpen, der herumläuft, ein besseres Tier, und übn aens weiß man es jetzt, daß er vom Affen abstammt, ein Entwicklungsprodutt - ist, wie alles Lebendige, und damit ist er wissenschaftlich erledigt und was ra noch von Seele in ihm geistert, ist ein letzte? L:berbleibfel, ein Atavismus aus früheren Zeiten, mit dem die zunehmende Bildung auch bald einmal aufräumen wird. Aber wohl wird's ihm trotz allcdem nicht in der Welt der leblosen Sachen und Flk'scbklllinpen. dem Menschenkind, in der Welt der wissenschaftlichen Tefi nitionen und Lehrsätze, der mathemati fchen Auflösung alles blübenden Leb?ns in lauter Formeln. Statistiken nd Na turg?setze. Es kann kiicbt heimisch wer den' in dieser entseelten Welt. Xai n doch anders, als es im Gsrilein des Vaterbaufts ft'n Büdcrbuck scheute und ein war 'im Vetrachtea mit dem li?b'n Vater, der ihm die Welt lckenüe n?d der im Betrachten und Erkläre etwas vom la ?,ldsk!iH (riif ff st-n I jmeT.Tft fl. I 4. warst Uiiitcr. l'ttiaj von jjr? Zöltlkk -Lichislz. (imt. tfttfc '.'alt Hrr ftii&rt, . , . ... .m. , r7;.; i :.g g a-jj: f. :,..'. juiu Von Hermann Auiter). göttlichen Schöpftkgcist. von der seligen Künstlfteude in das Kindlein hinüber strömen ließ. War die Einfalt von da mals, die alles mit liebendem Herzen erfaßte, nicht mehr wert? Jener glo ckenhelle Einklang, der .aus dem Busen dringt und in sein Herz die Welt zurücke schlingt." war er nicht das Glück, das volle Glück, nach dein das Herz verlangt und nicbt ruhen tann. bis es ruhet in ihm? Wäre es nicht schön, wieder Kind zu sein und reich im Gcnusz der sckönen Welt, reich im Glauben cn ihre Güte? Kann diese harte, lieblose Welt der ent seeltcn Sachen, der bosbaftcn Wider stände, der An und für Sich-Realitäten zur Heimat werden für ein Menschen herz? Ist nicht das Herz die eigentliche, ja die einzige Realität in dieser Welt? 3t die ecle wirklich nur so eine be bäuerliche Schwäche, die der stolzen Spe zics Memch och von früher her anhaf tct, oder im besten Fall so ein Fcuerlein, an dein man sich wärmt, wenn's einem schwach wird? Ist nicht doch die Seele das eigentliche Leben, das Unsichtbare in uns die Wunderkraft. aus der alles Sichtbare seinen Wert schöpft, ja von ihr die Wirklichkeit empfängt? Was ist wirklitier als unser Sehnen, Hoffen und Lieben? als unser Trauern. Fürchten und Hassen? Versuche es einer, diese Wirklichkeit zu leugnen, und sehe dann, was übrig bleibt! Versuche es einer, sein Leben aufzubauen auf Grund von Formeln. Naturgesetzen, Morallebren. Grundsätzen, Ethiken und Methodiken! Dieses bloße Wissen um die Ding, ist ge rade der Tod oes unmittelbaren Lebens, des Lebens von innen heraus; diese Mo, ralität aus Prinzipien ist gerade das Gegenteil des wahren Gutseins. das sich von selbst versteht, das in Einfalt übt. was kein Verstand der Verständigen sieht: Gott lieben von ganzem Herzen und feinen Nächsten wie sich selbst. Die Sehnsucht, die das entlaufen Menschenkind überkommt nach der son nigen Terrasse vor dem Vaterhaus?, nach dem lieben Bilderbuch und nach dem Schoß des himmlischen Vaters, in dessen Arm es glücklich und geborgen war ist die Sehnsucht der Menschen unserer Zeit, ihr fieberhaftes Suchen nach Wahrheit und Wirklichkeit. Tie Mensch heit hat sich ins Wissen ohne Tun hin einschulmeistern lassen und hak es nun im Weltkrieg erfahren, wobin diese Trennung führt. Daher das tiefe Miß trauen gegen den Wert alles Wissens, das nicht Tat und Leben ist; die Ver achtunq alles in Dogma, Theorie. Schule ., und System festgeronnenen Denkens. Niemand will mehr einen kirchlichen, katholischen oder protcsiantisckien Gott. Aber Gott, der die Wabrbcit ist. wollen 'sie alle. Das Leben, nicht die Kirche, soll heute voll werden der ewigen Kräfte. Taten, nicht Worte. Die Liebe soll berrschcn. Die Gerechtigkeit hervorbre chen. Tie 'Seele ist das Leben, nicht das Geld. Die innere Welt des Geistes, nicht die äußere Klumpmwelt. Das Hrz? das ist die Sehnsucht des modcr nen Menscben. Niemand, der mit Hermann Kutters Schriften in Berührung gekommen ist, wird an diesen Gedantengängen etwas Befremdendes finden. Von seinem wis senschastlichen Hauptwerk an (über Das Unmittelbare", Berlin 1902) zieht sich dos selbe Bekenntnis durch alle seine Bü cher (Sie müssen", Zürich und Berlin 1904. Gerechtigkeit'. Berlin 1205, .Wir Pfarrer". Leipzig 1907, Tie Revolu tion des Christentums", Jena 1908., Reden an die deutsche Nation". Jena 1916 und eine Anzahl einzeln gedruckter Predigten, die im Verlag der Grütli buchhandlung in Zürich erschienen sin, z, B. Die soziale Frage", .Geld und Geist". Leben"). .Was immer und allein wirklich ist. was allein gelten soll", heißt es im Unmittelbaren" (S. 48). ist das Leben selbst, in welchem sich un endliche, das Gesetz der Freiheit spielend 'herstellende- Kräfte ein wechselndes, nie zerstörtes Gleichgewicht halten und daß von einem Sinn sich nichts träumen läßt, der ihm nur von außen, nicht ftus der Tiefe seines eigenen unmittelbaren Wesens und Seins zuströmen würde. Wäre unser Geist wieder das oberste Glied an der Kette des Lebens, würde er wieder seine intuitive Fühlung mit den Sachen erhalten, statt sie als tote Objekte aus dem angemaßten Bereiche seiner re flektierten Selbständigkeit zu , weisen, so würde sich in seinem Bewußtsein das Unmittelbare zur Offenbarung drängen, während er jetzt ein unverstandenes Ge beimnis seelenloser Dinge in seelenlosem Denken umsonst bei sich bewegt." , So oder anders, bald mehr schulmäßig abstrakt, bald rednerisch andringend oder im Farbenspiel einer glühenden Einbil dungskraft wird die Mcnschheitsfrage noch dem höchsten Gut in Kutters Schrif ten besprochen und im Grunde immer gleich beantwortet: Tie Wahrheit ist nur eine: Gott; und sie erschließt sich dem Menschen nur im unmittelbaren Erleb nis. nicht als ein im Tenken ruhendes Sein, ein vom Erleben losgelöster 58e griff oder Lehrsatz, sondern als beseli g?nder Inhalt des Erlebens selbst. Sie läßt sich nichk beweisen und nicht-er-studieren, sie setzt ein Unbewußtes, Kind liches, ein Jenseits von iut un Böse voraus, ein urkräftig Quellendes, wie vom Paradiese her. ein reines Herz, wie man es bei ganz kleinen Leutlein trifft, oder einen ursprünglichen. Gott dem Schöpfer verwandten Geist, wie bei gro' ßen Genies, wie bei Sbakespear z. B.. dem herrlichen großen Kind, Tas Neue am ..Bilderbuch Gottes" ist die Absicht des Verfassers, zu Kindern zu reden. Das Buch ist eine Art Kon f'rmandenunterricht über die vier ersten! Kapitel des RömerbrifeZ: darum hebt die Rede in kindlichem Tone an und nimmt immer wieder auf die kindlich: Erfabrunz Bezug, auf daä Familien und Schulleben, auf die Mutter und den 'ük''s, l. ,"!! j" 71 1 ''''fsM''!)'s WMMflW Lmili Lüi iiJ LuuiL JUuiü tuauu luWiii kmiu iatuliiiMaiuUi kiiüiiuliMilt Gottes. Vater, den Lehrer und die Lehrerin, daö Lineli und den Fritzli; und da fiuvct Kutter manchmal eine Kinderstube? spräche von einer Herzlichkeit. Traulich keit und purzelbäumigen Drolligkeit, von einem Humor, sg urkräftig und über mutig und so ungeniert .mit dem Hei ligen gepaart, daß dem grämlichsten Le scr etwas vom fröhlichen Christentum" aufgehen- sollte und er das Wort Kutters verstehen lernt: die Kinderstube ist die Hochschule der Weisheit Gottes. Es mahnt einen an biblische Bilder der ita lienischen Renaissance, wo über den ecn stcn Heiligen und Kirchensürstcn in der Mitte die pausbackigen Engel in den Wolken herumtollen. ' Aber für K'indcr ist das Buch doch eigentlich zu tief gedacht, zu schwer ver ständlich; es ist mehr, wie das Borwort sagt, für das Kind geschrieben, das wir Großen auch noch sind, und drum, weil das Kindliche unser eigentliches Wesen ist, das Lachen der Sinn unseres Lebens, nicht der Ernst, in den wir durch die Großmannssucht des eigenen Wissens von gut und böse hineingeraten sind", daruin Kai der Bersasser dem Buch eine kind liehe Form gegeben. Ta werden selbst die schwersten Rätsel der Erkenntnistheo rie und Ontologie oder die Frage nach dem Ursprung des Uebels in kindlichen Ausdrücken und Satzsormen behandelt. Ta heißt eS B. einmal, wo der Be grisf eines unzeitlichen Anfangs des Bö sen erklärt werden soll: Dieser Anfang ist nicht ein Anfang, wo man sagt: Zu erst und dann nachher, erstens, zweitens, drittens; lein Anfang, wie jetzt die An fange sind, einmal und nachher nicht mehr. Nein, der Anfang, von dem wir im Sinn des Apostels reden, ist immer da und ist alleweg ein Anfang. Er ist das, was um alles herum ist. wie der Himmel die Erde einschließt, der Anfang, der auch das Ende ist." Oder ein ander mal über das Wesen des Guten, das man liebhaben müsse aus lauter Heimat gefuhl, wißt ihr, wo man gar nicht fragt: Was ist gut? weil man es nicht vor sich in Buchstaben an der Wand hän gen sieht wie eine Examenaufgabe, die der Lehrer mit Kreide an die Wandtafel geschrieben, fondern bevor man fragt, ist man schon mitten drin" u. s. w. Oder endlich über die Liebe: .Es gibt gar keine l'npersönliche Liebe, keine Liehe, wo man so sagt: die Liebe", fertig! Wie wenn kein Jemand dahinter wäre, der liebte, nur so, um in der Gclehrtenspracke zu reden, ein ethischer Begriff, ein oberstes Gebot, der wichtigste Paragraph im Lehrbuch; nein, sie ist kein Gebot und kein Begriff, sie ist Gott selbst und Gott ist sie." Ist von religiösen und philosophischen Dingen jemals ' in dieser Sprache ge schrieben worden? Es ist wohl eine Ber wandtschaft zu spüren mit Luthers Brie fen und Gesprächen, mit den Kalender betrachtungen des Wandsbecker Boten, mit Hebels biblischen Geschichten und nicht zuletzt mit Jeremias Gotthelf von der Sprache der Evangelien, von der sie alle gelernt haben, nicht zu reden: Kutters Stil im Bilderbuch" hat auch, wie der Luthers, die altertümliche Kraft des volksmäßigen Satzbaus, die schall hafte und zarte Heiterkeit wie Claudius, die burleske Derbheit wie Jeremias Gott, helf. Aber er ist doch anders als alle und auf jeder Seite kenntlich, am besten wohl durch die kühnen Sprünge vom Er habenen ins Gemeine, Alltägliche, vom feurigen Ernst ins spielende Geplauder, vom Uebersinnlichen ins Sinnliche. Welche hinreißende Kraft strömt durch seine Erzählung von des Apostels Pau lus Leben bis zu seiner Bekehrung! Ich halte diesen Abschnitt (Seite 16 bis 47.) für die Perle des ganzen Buches, für ein dichterisches Meisterwerk, das für sich allein unverwüstlichen Bestand Hai und das unsere Anthologien und Lesebücher mit ganz geringsügigen Streichungen unter die besten Muster der Prosa auf nehmen sollten. Die Streichungen betreffen polemische Aussalle, die ,'nicht von innen heraus nötig scheinen und dem Gesamteindrucke schaden. Daß der Versasser sein streit baxes Temperament selbst in dieser er leuchteten Darstellung nicht ganz im Zaum zu halten vermochte, ist . bezeich nend für inen künstlerischen Mangel, der seinem ganzen Werk anhaftet. Ich meine die unablässige Einmischung eines feind seligen Tones selbst bis in die VerHerr lichung der Liebe binein. Am zähesten. unerbittlichsten hakt sich sein kritischer Stachel in die faulen Stellen der Wis senschaft. besonders der Philosophie, der Theologie und der Naturwissenschaft ein. und nicht nur in die faulen, auch in die gesunden. Es liegt darin eine Ungerech tigkeit gegen die ehrliche Wissenschaft, die es auch gibt, und eine Undankbarkeit ge gen die großen Vorgänger, auf deren Lebensmerk Kutter selbst steht. Von Plato, der mehr Dichter als Gelehrter war, und von den Apologeten der patri stilchen Zeit, denen die wissenschaftliche Grundlage fehlte, will ich nichts lange reden, obgleich Kutter, der sie gründlich durchforscht hat. ihnen die tiefsten An regungen verdankt. Aber Kant, Fichte und besonders Schelling. ohne welF Kutter's transzendentaler Idealismus, seine Lehre von der Immanenz des Go tesbewußtseins und von der Identität des Sichtbaren nd Unsichtbaren nicht z denken wäre er beruft sich häufig auf sie im Unmittelbaren" , sollten auch in seinen Augen die vielgefchmahte Wis senschakt vom Geilte gegen ein allgemein wegwerfendes Urteil bewahren. Auch die Theologie, so jämmerliche Irrtümer, Starrheiten und Feigheiten ihr dorzu w'rsen sind, verdient es nicht, vor ein?r Zuhörerschaft von flindern und andern Uneingeweihten nur lächerlich gemackt zu werden. Es ist nicht nötig, einem Theo logen von Kutters tiefzründsger und um fassender Fachbildung vorzuhalten. waS er den wirklichen Meisterg seiner Wissen M Klagclicd. ' Au dem Schrribhrst de kinr Freddie. Oorot clssr! Die schönen Tage von Rockaway sind leider zu Ende. DoZLied ron der Frei, heit der amerikanischen Jugend ist playcd out und die SchulTyraniiei beginnt wieder. Statt wie bisher im Schwimm kleide in der breiten, blauen See zu plät schern, bin ich verdammt verzeihe den Ausdruck Tags über an die Schulbank gefesselt zu sein, und wenn der Abend lächelnd niedersinkt, wo jeder Vogel sein Nest aufsucht, muh ich noch auf meiner Stube am Arbeitstische sitzen, Aufgaben machen, Büffeln und Ochsen. (Ich weiß nicht, ob es 0. K. ist. diese beiden Worte groß zu schreiben, da ich sie als Berbum gebrauche, aber die Größe meiner Auf gäbe erfordert es.) Das dauert gewöhn lich so lange, bis das Glöcklein des Er löser. als welches ich die iinner-boll betrachte, mich abruft von meinem ermü denden Berufe. O Laura cigr! bedauere mich, daß mein Pappa nicht der Mister Vanderbilt 'ist, 'ich könnte dann meinen dummen Job einem Eontractor übergeben und indessen on tlis siree gehen oder in den Eircus, wohin ich Dich, mein Darling, miineh m:n würde; wir könnten dann in Eiga retten und Jce Cream schwelgen. Eo aber muß ich schwere mathematische Auf gaben machen und zwei Seiten voll mit Geographie auswendig lernen. Und e! nützt ja nichts, denn bei dieser Hitze ver schwitzt man doch Alles wieder, und zwei tens brauche ich nur die geographische Kenntnis von New Nork, welches ich von der Battery bis zum Harlem River und bis in die A, B, CAvenues bereits genau kenne. Mein c)d pentlernan will nämlich, daß ich mich zum distriet. messenger ausbilde, wozu ich aber nicht die mindeste Lust verspüre, denn es steckt nichts drin in dem Busineß. Die Jungens sind alle schlecht ab und haben keine Zukunft, weil man doch nicht ewig mes?ns?er-ix bleiben kann, und wenn man lange genug dabei ist und höher hinauf will, muß man piestr!sn werden oder Briefträ ger, wozu man aber nur einen Arm oder ein blindeS Auge haben muß, und das .möchte ich schon Deinetwegen nicht. The iilea! Du solltest einen Krüppel heiraten nein, lieber will ich mit graben Gliedern mit Dir verhungern. Viel besser gefällt mir das Zeiiungsgeschäft. There is Mil lion? in it, besonders wenn ein Boom" in Extra's kommt, da mach! man in we Niger denn gar keiner Zeit seinen Quar ter bis zwanzig Cents. Später wird man dann Editor. Siehst Du, Laura dearling, das wäre so ein Fressen für mich, ich würde Dich dann wie Mister Schiller seine Laura öffentlich bedichten und stolz Alles in das Päper hineindrucken, was ich hier over tks lest für Dich fühle. Ich habe auch schon ein Gedicht an Dir angefangen, aber mein Pappa, hat mich dabei erwischt und mich geprügelt, was ich ohn: Schmerzen ertragen habe, da es für Dich war. Ware ich nicht durch das Sitzen auf der harten Schulbank schon so abgehärtet, müßte ich voll blauer Flecke fein. Aber nur Geduld, ich bin ein Mann und werde ihm schon zeigen, daß man seine Kinder nicht nur so Lber's Knie brechen und hauen darf. Ich werde ihm einen Brief schreiben, daß ich ihn ver klage und er zehn Dollars Strafe zahlen muß, wenn er nicht mit fünfzig Cents mit mir fettelt. Thut er das nicht, dann fmali ich meinen Liste und gehe durch und schicke ihm mein Testament, worin ich ihm nichts vermache als meinen söhn lichen Fluch. Für heute good l,ve und wenn ich kann, komme ich Samstag Abend, wenn Mamma .lioiipiu geht, zu Dir und überrasche Dich mit Etwaö ich spiele nämlich schon auf dem Kla vier das "Over there! Qvet liiere!" und zwar mit einem einzigen Finger, womit ich verbleibe Yours ever f ruly . Freddie. . Freude fehlt nicht lange, wo Arbeit, Ordnung und Treue ist. Ter Mammon ist wie das Feuer. d:r nützlichste Diener, der furchtbarste Herr. schüft Verdankt. Er selbst ist eben doch auch Theologe, so stark er Tichter und Denker aus Intuition ist, und wenn sein Buch für Groß und Klein" nicht lesbar ist, wie er es sich wünscht, so liegt das auch an feiner Theologie, d. h. an seiner wissenschaftlich philosophischen und histo rischen Denkweise, an einem gehörigen Refo von Intellektualismus, der feiner Wirksamkeit in die Quere kommt.' Viel leicht hängt mit dieser wissenschaftlichen Denk und Redegewohnhcit und -Leich tigkeit auch der andere künstlerische Man gcl zusammen, der sein Buch schädigt: eine allzu ungezügelte Weitschweifigkeit und Breite, die selbst einem innig teil nehmenden und gefesselte Leser den 0c miß trübt. Es kommen nicht nur im einzelnen sehr viele Wiederholungen vor; die ganze Anlage des Buches, wie schon die Kapitelüberschriften zeigen, hak etwas Lockeres, nicht gerade Planloses, ober Ambulatorischkk. das, wie beim Spaz rengehen, den Verfasser verleitet, immer wieder auf seinen Lieblingsplätzen zu ver weilen.' Es wäre anmaßend und lächerlich "!i"!i5.,,t y ;j '!""!!! !'!!! ,m HL JUfiBArfljL Der Er lebte nur noch fllrS Spiel. Richt vom Spiel.' Dazu hatte er nicht genug Glück. Auch früher nicht, als er ndch jung nd reich war. Im Gegenteil, Das Spiel verschlang allgemach, WaS die einst noch mehr bevorzugten Pferde und Weiber übrig gelassen hatten. Pferde und Weiber vorbei, vorbei! . . . Nur das Spiel war geblieben, der Klub und das Jeu. Der Klub, der ihm zugleich die verjeute Heimat ersetzte. Schon neunundsiebzig war er, der alle Baron Fellenbrock, in ein paar Monaten achtzig, aber immer noch ein liebenswür diaek, fescher, alter Herr, tadelloser Ka valier, Aristokrat durch und durch und unverwüstlicher Lebemann. Er spielte und dinierte, diniert: und spielte. Das war sein Lebensprogramm. Bald spielte er Baccarat. bald Ecartö.'wie es die Ge lcgenheit ergab, aber er spielte täglich. Das war ihm Lebensbedingung. Bald spielte er hoch, bald um lächerlich kleine Beträge, je nachdem es mit seiner Kasse bestellt war. In der letzten Zeit spielte er nur noch um geringe Einsäbe, denn es langte nicht mehr. Richt mal zu guten Diners, die er ebenfalls liebte. Bcson dcrs am Abend, vor dem Jeu . . . Das alte Gut war fort, dahin, vertan, auf. gezehrt. Im Kastell zu Fcllendors hau sten findige Leute, die auS dem alten, feudalen Herrensitz eine Anilinfabrik gemacht hatten. Das warf immerhin noch etwas ab. Tann waren noch dii Wälder übrig, aus denen Einiges her auszuschlagen war. Schließlich sandte Baron Jtfans, ein Neffe des alten Fellen brock, an jedem Ersten pünktlich fünf hundert Mark. Tas war alles. Wenig genug für den alten Herrn. Aber man konnte immerhin leben, wenigstzns schein bar nach altgewohnter Art und herqe brachtcm Stil, wenn auch zuweilen Schulden dazu gemacht werden mußten Und man machte Schulden, oft foaar, und recht große. Wer konnte auch dem Herrn Baron v. Fellenbrock den Kredit verweigern, wenn er in seiner unnach- ahmlrch vornehmen Art Geld dder Wa ren lieh! Aber am Spieltisch war er korrekt bis zur absoluten Tadellosigkeit. Er spielte nur gegen Kasse. Er zahlte bar, viel mehr er richtete es stets fo ein, bar zah len zu können. Bald spielte er um Hun dert: von Mark was immer am An fang des Monats zu geschehen pflegte bald um zehn Pfennige, zur Zeit der Ebbe. Aber er spielte immer. Langte es auch manchmal für die drinaendsten Erfordernisse des Alltagslebens nicht, der alte Baron wußte es mit crsiaunlickcr Spitzfindigkeit einzurichten, daß er für den Spieltisch immer etwas übrig hatte. Und wenn auch nur ein p'aar Groschen zu einem Ecartö mit dem tauben Major, der nie höher als zehn Pfennige die Par tie spielte ... Gestern war es wieder einmal sehr spät geworden im Klub, und er hatte auch viel verloren. Sehr viel sogar mit Rücksicht darauf, daß die nächste Sub vention erst in zwei Wochen fällig war. ffast alles was er hatte. In diesem Mo nat ging es überhaupt ziemlich schief. Weder im Ecart, noch im ' Baccarat wollte es gelingen. Er saß immer auf der Außenseite. Und gestern ging der letzte Hundertmarkschein drauf. Kaum ein paar Taler waren geblieben. Der alte Baron befand sich in gries grämiger Laune. Es war schon fast Mittag, er lag noch im Bette, schlafen konnte cr aber nicht. Er vertrieb sich die Zeit damit, daß er auf dem Plumeau nach alter Tpiclerart Kartentombina tionen zusammenstellte. Phantastische Glücksfälle. Ach, wenn er gestern diese Karten bekommen hätte und seine Part ner jene! Seine , Laune wurde noch schlechter, je schöner er sich die Illusionen vorspiegelte, lind- woher heute Geld zur Revanche nehmen? Seinem Neffen tele graphieren? Nein, nein, lieber wieder ein mal beim alten Meyerfcld probieren . . . Wenn nur der letzte Wechsel schon hono riert wäre. Er dürfte längst fällig sein. . . Ach. die Wechsel und das Podagra ! Wie schön wäre sonst das Leben auch mit acktzig Jahren . . . Da klopfte es an der Türe. Der Klub dicner einen eigenen konnte sich Jcl lenbrcck lange schon nicht mehr leisten trat herein und meldete, ter Geldbrief träger sei da und hätte an Herrn Baron was abzugeben. Der alte Herr drückte das Monöcle ins Auge und winkte mit eisiger Ruhe. Lassen Sie ihn nur herein." Kaum war der Diener ober draußen, verließ ihn auch schon die Haltung. Ter Geldbrieftrager! Herrgott, von wo denn, von wem denn? Er hatte ja für jetzt obendrein, ein geniales Werk, wie Kut ters Buch ist. mit Rezepten für künstle rische Oelonomie schulmeistern zu wollen und dem Verfasser zu sagen, wie er es hätte machen sollen. Werke von solchem Wurf, fo aus der Seele heraus entspinn gen und mit dem Stempel der starken Persönlichkeit gekennzeichnet, müssen sein wie sie sind. Ta ist , nichts zu wollen. Wie denn auch eine grundsätzliche Kritik, selbst auf breitester philosophischer Basis, einem Glaubensbekenntnis von solcher Innerlichkeit und Wucht, nichts, auch kaum im Einzelnen, anzuhaben ver möchte. Allein der Wunsch ist wohl er laubt, denn er beruht auf der höchsten Einschätzung: es möchte dem Verfasser des Kindirbuches" in der geplanten Fortsetzung vergönnt sein, das intuitive Schaffen mit künstlerischer Weisheit In Zucht zu nehmen, den Feuerstrom der augenblicklichen Eingebung in 'die Guß formen eines durchdachten Planes z?l lenken und die Schlacken, die allzu treuen Spuren des menschlichen, allzu mensch lichen Ursprungs vor dem Guß zu bes-i tigen, ?.fi tem rrin!i4n W'rtxUt Rein ini doU bt Stimme schntie. rmm !!!''!!!!! !!"!!! w iLmiA. ?' n. i::-':H !l wmvm 'iE JtHUiiUX M.iuti atie Wuron Skizze von Armin Nsnak. ' iAylA 411 VHlMwt.M . 1 hu. '' 0' niuuiilll. 5 &ijiu null IVU Her, es kam jedenfalls zur rechten Zeit. Der Baron zitterte doch ver freudiger Erregung, als er in den Schlafrock schlüpfte. Als aber der Briefträger in Zimmer trat, zeigte er wieder seine gleich gültig vornehme Ruhe. Also ein Brief. Ein Geldbrief. Ganz recht, über oh der alte Herr wankte einen Moment über 6273 Mark . . . So, da wär's. Er unterschrieb in kräf tigen Zügen, .gab dem Post mann ein fürstliches Trinkgeld sein ganzes Rest vermögen von gestern und blieb dann allein mit feiner Uebcrrafchung. Nun konnte er sich gehen lassen. Him mel. welche Summe! 5273 Mark! Ein feit langen Jahren nicht mehr gesehener Schatz. Und gerade jetzt, zur Zeit tota lcr, Ebbe. Wer war denn der Rcttungs engel? s s Er öffnete den Brief und suchte die Unterschrift. Seine Fabrikleute warcn's, die aus dem Kastell eine Anilinfabrik ge macht hatten. Sie haben einen Teil des Cchloßwaldcs, der noch sein Eigentum war, umhauen lassen und das Holz für Jabrikzwecke verwendet. Nach umständ lichen Verrechnungen, Abzügen, Spesen u. dgl. bleiben noch so viel übrig, die anbei übersendet werden . . . Den Schloßpark Himmel, feinen Wildpark, die Fasanerie, das nennt der Anilinmann das Holz"! Einen Moment wollte er aufbrausen, es lehnte sich etwas in ihm gegen den Handel auf doch er besaun sich rasch auf seine Lage. 5275 Mark! Eigentlich recht nett von den Herren, und wie anständig abgerechnet ... Ach was, Fasanerie, wozu denn überhaupt Fasa nen? So überflüssiges Geflügel . . . aber Geld, daS brauchte er, unv das hatte er nun, niehr als seit langer, langer Zeit. Und wie vernünftig wollte er den Schatz verwenden. Nicht verspielen. Nein, ganz g?wiß nicht. Im Gegenteil. Sich ran gieren. War auch schon hoch an der Zeit. Seine Finanzen befanden sich stark in Unordnung, und dem Kredit mußte durch Einlösung einiger alten, längst fälligen Verpflichtungen , nachgeholfen werden. Freilich wollte er es tun und dann den Schneider bezahlen, die letzten drei An ziige, und auch die Waschfrau . . . Ei, die hatte ja der Baron ganz verpesten. Baron Fellenbrock schuldete der Wasch frau, einer armen Witwe, feit sechs Mo natcn das Waschgeld! Das mußte ge tilgt werden. Wie konnte er das so lange vergessen. Wahrhastig, es war ja nur Vergeßlichkeit, sonst hätte sie sckon längst ihr Geld die arme Wäscherin .... Es war schon spät am Na mittag, als der alte Baron in tadelloser Abendtoi leite seine Wohnung im Parterre des Kllibgebäudes verließ. Er wohnte gleich da, was viel Bequemes hatte. Dem Klubdiener drückt: cr ein paar Goldstücke in die Hand. Er war ihm mit einem solchen Händedruck wohl schon lange im Rückstand. Tann schlenderte er gemäch lich die Straßen entlang, ein altes, längst verschollenes Li?dcken vor sich hinträl lernd. Vor einem Blumenladen blieb er sinnend stehen, als wäre in ihm plötzlich eine alte Erinnerung aufgestiegen. Dann trat er rasch in den Laden, bestellte ein prächtiges Bukett, lciutcr La France Rosen; abzugeben in der Oper an Frau Hediich In der Oper gab man heute den Troubadour", natürlich als Lücken bllher. Gewiß ist irgend eine Absage schuld daran, daß nicht die .GLtterdäm mcrung" gespielt wird oder sonst ein Wagner. Bor zwanzig Jahren oder dreißig freilich, damals, als der Trou badour" noch jung war, und auch die Hdrich noch die Leonort sang und nicht die Azucena, und wie prächtig fang sie damals, wie schön, wie elegant war sie, wie jung ... ach, wie wehmütig ihn der Gedanke stimmte ... vor dreißig Iah ren . . . Aber die Hcduch soll sehen, daß Baron Nellcnbrock Freundschaft zu hal ten weiß und ihrer auch im Glück nicht vergibt. Darum die Rosen, und auch in die Oper will er gehen, um sie als Azu ccna zu hören und hernach, dielleicht, nein ganz gewiß, da will er sie zu einem Souper laden nur auserlesene Ge richte, Austern, Champagner das soll wieder ein Abend werden, wie eigentlich alle Abend: sein sollten, um lebenswert zu sein. Ter Baron ging richtig am Abend in die Oper und dachte gar nicht daran, daß er sich schon so lange keine Oper geleistet hat. Er faß in der Loge mit der vor nehmen Blasiertheit eines Erztheaterhabi tucs. Immerhin, der erste Akt inieres sierte ihn sehr und auch das Zigeuner lager mit der Szene der Hedrich als Azu cena. (sie lang wundervoll, die vedrich. und spielt: so lebhast, als wäre sie nicht schon wie diel denn? Ter alte Herr mußte gestehen, daß die Hedrich Wohl schon nahe dm Sechzigern sein mochte. Also auch schon etwas angejahrt, die gute Hedrich, di: lustige Badette von da mals". Und wie kokett sie die La France Rosen angesteckt hatte und immerfort zu seiner Loge hinaufblinzelte. Genau wie damal-j". Sie hatte ihn sofort erkannt, trohdem sie sich schon so lange nicht mehr oeseh'n hatten. Nun ja. später wollte er auf die Bühne, sie begrüßen und zn einem Souper laden, sa ganz gemütlich . . . Aber schon während des zweiten Akteö ergriff den alten Baron eine sonderbare Unruhe. Troubadour und Azucena der loren immer mehr an Interesse. Er dachte an den Klub, wo eS eben Wohl lebhaft zu werden begann, an daS ge, wohnte Milieu mit Zigarrcndampfund Sportgkträtfchk als Präludium zum Spiel... Schon nach dem zweiten Akt hatte er da Thester verlassen, die Hed rich vergessen. Oper. Weiber vorbei. Nur noch das Jeu hatte Reiz für ihn. Im Klub em rasch tingenommenel Abendbrot, dann hinein ins. Shielzim mer, wo gerade ein solenne! Baccarat in Gang gebracht wurde. m "'! f'!f!j! i I mmmmm MMMMlmllä m, liW mJäik Bis in den hellen Morgen hinein dauerte da . Spiel. . Baron Fellenbrock stand als letzter vom schmutziggrünen Tisch auf. Er hattemit tadelloser Hal tiing bis zum letzten Moment gespielt und das Glück hatte ihm diesmal für manchen Possen, den es mit ihm im Lc ben getrieben. Revanche geboten. Gläii zende Revanche. Als er auf seinem Zim mer die Klubmarkeg. sicherer und besser als Geld und Kassenscheine, zahlte, fand er. daß er so an, die dreimalhunderttau send Mark gewonnen hatte. " Merkwürdig, wie kalt ihn der Man, mon ließ. Nun spielte er sozusagen sein Lebe lang ollabendlich mit der Hingabe und Geduld, mit der man ebm mir eine Lebensaufgabe erfüllt, läuft fortwährend .vcm muac nacy und ichimpst gewaltig, weil es sich nicht. zwingen, nicht fangen läßt, und da es ihm endlich gelingt und er nun mit einem .hauptcrfolg sein Stre ben krönen kann, bleibt er kalt, glcichglll tlg, und vermag sich nicht einmal ordent lich zu freuen. Welch Vergnügen berei tete es ihm sonst, am Vaccarattisch hun dert oder zwcihuudzrt Mark zu gcwin likn, ja er hatte auch ein Nicscnpläsier, wenn er zuzeiten bedenklichen Kassen schwunds dem tauben Major im Ecartö drei Mark abnehmen konnte und nun bat er ein Vermögen ! der Hand und cr bleibt ganz ruhig, nüchtern, fast verlegen, , als wüßte er gar nicht recht, was mit so viel Geld anzufangen. Ta fällt ,ihm' die Wascbsrau ein. Wahrhaftig, di: soll bczalilt werden, königlich bezahlt. Ist er ihr doch seit e,nem halben Jahre den Wäscherlohn schuldig, oder vielleicht ftt einem ganzen' Jahre? . . . Ja, ja, die arme Frau soll ' heute noch reichlich entschädigt werden. Sie hatte ja so viel Geduld und arbeitet so gut und so prompt die arme Waschfrau . . . Tann denkt cr an sein Ahnenschloß, in welchem jetzt Mengen Anilin fabri. zieren. Eigentlich sollte er das Kastell säubern von dem Geist der Industrie nd des Handels, der dort eingezogen ist. Und das kl?in: Gehölz hinter der Oran gerie, das allein noch vom Wildpark übrig ist. sollte auch gerettet werden. Gewiß, er wird kategorisch schreiben, so fort, noch beute oder morgen dann sollen die Maschinen aus dem Schloß, und Tampf und Rauch soll nur aus der Hcrrschaftsküche dringen, Gewiß . . . Ta übermannte den alten Baron der ' Schlaf. Es war IQ Uhr. Klubzeit. Baron FeWbreck hcitie opulcut diniert. Für den ganzen verschlafene,, Tag. Während d?s Aiitü'idens. während drs Essens und des gewohnheiteiiiaßigen Turchbläüerns einiger Zeitungen hatte er wohl hin und .wieder daran gedacht, daß er in seiner Tasche einen ungeheuren Schatz mit sich führte. Aber das war nur blitzartig in ihm aufgestiegen. Ter Gedanke an die kolossale Summe drang nichk tiefer, zeitigte bei ihm keine Schlüsse, keine un ruhigen Ideen, keine Reflexionen er freute sich ger Vorziiglichkeit des Diners, der angenehmen Kühle des Champagners, blieb im übrigen vornclim, reserviert, ge messen, wie er es immer war. auch wenn er erst für den nächsten Tag frischen Zu schuß zu gewärtige hatte . . ' Im kleinen Salon spielte mm wieder Baccarat. Die Fortsetzung von gestern. Fellenbrock schleuderte erst ein wenig durch die Säle, plauderte mit Bekann , tcn. erkundigte sich gewohntcrmaßen nach gleichgültigen Spvrtangclcgeiiheiten. hielt es aber überall nur sekundenlang aus. Wieder dauerte es bis zum hellen Tag. Um 7 Uhr früh knöpfte der alte Baron seinen Rock zu. stülpte seinen Ziilinder auf und begab sich ins Parterre, in sein: Wohnung. Daheim setzte er sich eine ' Weile auf den Rand des Bettes, eh: er sich entkleidete. Er griff unversehens in di: Taschen und überzeugte sich davon, was er ohnedies recht gut wußte. Tie Klubmarkcn- waren dahin, die dreimal hunderttausend Mark verspielt mitsamt den fünftausend Mark von chcgestcrn Kaum ein paar Mark waren geblieben, traurige Zeuaen aus -der Ärif kz "Gluck auf so' kurzen Besuch bci ihm ei ,ll,n,ic ,viir ... Einen Moment lang bemächtigte sich seiner -ein unbcsiimmlks. unhehnnVusi Gefühl, seine Nerven Vibrierjen so una genehm, aber nur einen Moment l. dann hatte er sein vornehmes Gleickge wicht wieder und cr vermochte ganz ru h'g weiter zu denken. ,Tie Fabrikleute sollen nur bleiben, das Schloß ist ohne ' dies feucht, und cr hat sich noch jedesmal dort einen Rheumatismus geholt. Auch das Wäldehen hinter der Orangerie mö gen sie nur abholzen. Wozu denn auch diese alten, morschen Bäume noch stehen lassen, sie versperren 1a nur die Aussit. Aber einen besseren Preis müssen sie zah len, war er doch mit der letzten Abrech, nung nicht so ganz zllsricdcn gewesen . .7 Freilich. Baccarat wird er heute nickt spielen. Nur EcartS mit dem tauben Maior die Partie zu zehn Pfennig: ist ja auch ganz amüsant ... Er war schon im Einschlafen bearif fen. da fiel dem alten Baron die Was, srau ein mit ihren unversorgten . Kin. dein. Hm, allerdings, das arme Weib . . . nun wird sie wieder etwas warten müssen aber aber diesmal nein, s lange dürfte sie nicht mehr warten ! besser sofort wenn man der Baron , Fellenbrck ist 4 Und er erhob sich noch einmal tau melte zu seinem Tisch suchte ein Blatt ' Papier und schrieb, sg gut als es eben ging, an feine fZabritleute und wies der Frau durch sie das Gelo an. 'So war eS sicherer. Und dann sank er mit einem Lächeln, a?S hätte er eine Heldentat verriebt, t die erste seine Lebens in den Stuhl zurück und seine Auaen schlössen sik? und er schlief, schief riihig und f'st. !,!, ti wieder Abend wurde Klubzeit . . , irf.y; s-jf";:-- - -rWv., r-nicK ' . f v-