Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, October 12, 1918, Image 7

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Königslironen
Mindowe II.
Ueber die Frage der Gründung eine.
Königreiches in Litauen bringt dn 18
er und vom 7. August die' nachstehen
den. zusammenfassenden Ausführungen:
Seit das litauische Presseburcau in
Lausanne, das vom August 131g an im
t Namen .eine hohen litauischen Natio
Haltete" oder des .höchsten National.
- rate von Litauen" der Schiveizer Presse
Erklärungen unterbreitet, der Welt --Ce
kannt gab. baß eine Delegation des li
I tauischen Landesrates die Krone des Kö
nigreichs Litauen dem Herzog von Urcich,
'einem Abkömmling der ehemaligen ko
niglich'lllaulschen Dynastie", angeboten
uns oer erzog vaö Anerbieien angc
nommen habe, ist die Cireitfraae übet
lt Besetzung deS Tbrones von Litauen
besonders lebendig geworden.
Die Mitteilung des litauischen Presse
bllVeau i Lauft nne fand in der deut
jcheip Presse kein, günstige Aufnahme.
Es sjvurde zuerst (n der .Norddeutschen
AllJemtineg Zeit ina" offiziös erklärt,
keife aS Angebot ohne Zustimmung
Deutso.,lgndj gemacht worden sei und in
solgedese mehr ein Versuchsballon als
me poetische Tatsache zu sein scheine.
Ja. das nannte gzlatt führte aus. eS
; Zönnk u en nicht daz Recht zugespro
ch-n " in der Thronfrage eine
. ftfefiaM. Entscheidung zu treffen.
Ji wenig wie in dem eigenmächtig
ZMdeten Slaatsrat eine rechtmäßige-
jcrtirtung Litauens zu erblicken fei. Die
- Nachricht, daß der Herzog von Urach die
Krone? angenommen habe, sei infolge,
j dessen unrichtig, auch in der Frage der
litauisch-sächsischen Personalunion fei
! '.eine Entscheidung bis jetzt nicht gefallen.
Der Herzog selbst soll auf Befragen
erklärt haben, er habe dem litauischen
Landesrat die Annahme der Königskrone
nur unter er Bedingung zugesagt, daß
er rechtsgültig gewählt werde. Die
.Kölnilche Zeitung" schreibt. es stehe
noch nicht fest, welchen Rückhalt der Lan
dcsrat im litauischen. Volk besitze. Auch
wir haben am 21. Juli unsere Lescrcmf
die fragwürdige Entstehung des litau
ischen Landesrates aufmerksam gemacht,
erhielten darcmf aber von einem Herrn
Josef Ehret auS Laufcnne .im Aastrage
des Vertreters des litauischen Landes
rates" eine Belehrung, daß der litauische
Landesrat (Taryba") im September
, 1917 vom .Vilnius Landtag" gewählt
worden sei. den die rechtmäßigen Wer
treter des litauischen Volkes in gelrech
ter Weise" bestellt hatten. In dieser
I8uschrist hieß es weiter: .Wenn nun die
Einführung einer dwkratischen und
konstitutionellen Monarchie vom Landes
rate beschlossen worden ist (10. Juli
' 1918), dann ist das ebenso gut der Bc
schlufz der national-demokratischen wie
sozialistischen Mitglieder, die genau
1 wußten, warum sie ihre Zustimmung
fi gaben."
Die' .Leipziger Abendzeitung" weiß
dagegen zu berichten, daß der Beschluß
- des Landesrates, dem Herzog von Urach
die Krone anzubieten, bereits vor nichre
ren Wochen gefaßt worden war, und
zwar gegen vier sozialistische Stimmen.
Dem nämlichen Leipziger Blatt wird von
sächsischer politischer Seite, die über den
Stand der litauischen Frage als Vorzug
lich unterrichtet gilt, berichtet, daß der
litauische Landesrat bereits vor Mona
ten ein Grundgesetz für das litauische
Königstum ausgearbeitet hatte, das vor
schreibe, ein litauischer Fürst dürfe in
keinem anderen Lande Herrscher sein.
Der Herzog von Urach habe dieses
Grundgesetz anerkannt für den Fall, daß
er den Thron wirklich besteigen werde.
Jene Zusage des Herzogs bedeute aber
schon deshalb nicht viel, weil auch der
sächsische Kandidat, Prinz Friedrich
Christian, zu einer solchen Zustimmung
zu dem litauischen Grundgesetz bereit
wär. Nach den Münchener N. Nachr."
laufen jedoch die sächsischen Pläne immer
noch aus eine Personalunion zwischen
Sachsen und Litauen hinaus, sei es nun
wie das Berliner Tageblatt" hinzu'
fügt durch die Person des sächsischen
Königs selber oder irgendeines sächsischen
Prinzen.
Es wird unS fittch von Iner Person
fichkeit. die zwar nicht zum litäuische
Staatsoerband gehört, aber in litauischen
Frage gut unterrichtet i.'t, mitgeteilt,
daß die Litauer die Kandiwtur des Her
zogs von Urach aufgestellt, hatten, weil
sie von der Gefahr einer Alnexion durch
die Personalunion mit Sachsen oder
Preußen beunruhigt waren. Dieselbe
Persönlichkeit bemerkte, daß eine Zeit
lang auch di Kandidatur .eines schwedk
schen Prinzen In Erwägung gezogen
wurde. Da aber die Litauer überwiegend
Katholiken sind, so wurde diese Kandi
datur durch diejenige eines spanischen
Prinzen abgelöst u. s. w.
Die .Kölnische Volkszeitung' zweifelt
daran, daß der Herzog von Urach sich
auf einer so unsicheren Grundlage ent
schließen werde, den Dornenweg nach
Wilna anzutreten. Der Dresdener Be
richterstattcr der Frankfurter Zeitung"
drahtete: Nach gewissen Vorgängen der
letzten Tage wird, wie ich von besonderer
Seite erfahre, in Litauen die Kandidatur
des Herzogs von Urach als erledigt angc
sehen.
Die Litauer wollen das aber ftinel
WegS gelten lassen. Soeben meldet uns
ihr Presseburcau in Lausanne:,
.Die deutsche Presst beslreitet nach
amtlicher Anweisung aus der Wilhelm
staße die Annahme der litauischen Kö
nigskrone durch den Herzog von Urach
und führt dangen Argumente bei denk
sche StaaterechteS an. Wir bestreiten
unsererseits die Wahrheit dieser Versiche
, rungen und versichern aus das bestimm
'teste, daß die Toryba die eigenhändig
rinterscbrikbee Annahmeurkunde in
ihrem Besitz hat. Der Herzog von Urach
ist also rechtmäßiger König von Litauen
durch seinen Willen und den bei litau
jschen Volkes."
v Um den Uracher den Litauern genehm
!
WliMMb
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iuÜiiiUitiü!L
jür den Hsten?
zu machen, wird er in gewisse, aber noch
nebelhafte, dsiwandtschastliche Beziehung
zu einer alten litauischen Dynastie ge
bracht, nämlich zum König Mindowe !.
Ter Herzog soll als Mindowe II. den
Thron besteigen. Wie die Chroniken
melden, war Mindowe, oder besser Min
daugas j. (1219 bis 1263), der Sohn
des sagenhaften Großfürsten von Litauen
und Schöpfer des litauischen Staates,
der die Grenzen seines Reiches über das
ethnographisch Litauen hinaus bis zur ,
Dllna, zum Pripjet und Bug ausdehme.
Er trat vfrnibergehend zum Christentum
über, ließ sich unter Anerkennung deS
Papstes Jnnocenz IV. zum König von'
Litauen krönen und gründete ein römisch
katholisches Bistum in Wilna. Die Er
oberungslust des deutschen Ritterordens
zwang ihn zu neuen Kämpfen. Da der
ließ er den neuen Glauben und vereinigte
die baltischen Stämme zum nationalen
Freiheitskampf. MindaugaS I. starb
als Heide; er gilt heute noch als litau
ischer Nationalheld.
Was den angekündigten Mindowe II.
anbetrifft, fo lesen wir in einer Zeitungs
Korrespondenz: .Wer ist der Herzog von
Urach? Ein Herzogtum dieses Namens
hat niemals bestanden. ' In Urach, einer
Oberamtsstadt im wllrttcmbcrgischen
Schwarzwaldkreise, herrschte ursprünglich
ein einheimisches Grafengcschlccht. Das
selbe starb 12 aus. und sein Land fiel
an Württemberg, in dem 14421482
eine Uracher Seitenlinie Wohnsitz hatte.
Den Herzogstitcl von Urach kennt man
erst seit dem Jahre 1867. Herzog Wil
Helm von Württemberg (1761 IM),
aus der vierten Seitenlinie des Königs
Hauses, halte aus der morganatischcn
Ehe mit Wilhelmine, Freiin von Tau
verfcld, einen Sohn, den Grafen Wil
Helm von Württemberg. Derselbe, in
erster Ehe mit einer Prinzessin von
Leuchienberg verheiratet, trat 1862 zur
katholischen Kirche über und verheiratete
fies) 1863 mit der Prinzessin Florchine
von Monaco. Erivurde 1867 der erste
Herzog von Urach. Sein Nachfolger ist
der Herzog Wilhelm, der. vermählt mit
der Herzogin Amalie von Bayern, sich
einer zahlreichen Nachkommenschaft er
freut. Dieser zweite Herzog von Urach
soll nun alöMindowe II. König von
Litauen roerdcn."
Deutsche illustrierte Zeitungen brin
gen schon das Bild des angeblichen Kö
nigs, eines O4jährigen Mannes, mit tüch
tigem Schnurrbart und Zwicker, und bc
stätigen die vorstehenden Personalan
gaben.
Die Zuschrift aus Lausanne, die ,,
Auftrag des Vertreters des litauischen
Landesrates an den Bcrner Bund" ge
richtet wurde, sagt, daß der Vilniuser
Landtag vom September 1317 von allen
Parteien besucht war und daß der durch
ihn gewählte Landesrat Vertreter aller
Parteien und aller Klassen aufweise, so
daß er das getreue Abbild der Verhält
nisse Im Lande zeige. Erfordernis ist
für die Entscheidung solcher Hauptfra
gen. daß nach dem Selbstbcstimmungs
recht der Völker Abstimmungen und
Wahlen nach allgemeinem und gleichem
Stimm oder Wahlrecht vorgenommen
werden, sonst können Landestage und
Landräte stets willkürlich zusammenge
setzt werden. Die Zuschrisj beruft sich
mit Recht auf die guten Beziehungen, die
der .Berner Bund" stets mit den litau
ischen Freiheitsbestrebiingen unterhalten
bat. Selbstverständlich aber hat das
Blatt weit mehr Sympathien und In
teress für die Staatenbildung, die aus
der großen russischen Revolution und
dem ChaoS, das sie hinterlassen, freie,
selbständige Republiken emporsteigen
lassen möchte, als für di noch so heißen
Bemühungen, fremde Kronen ins Land
zu bekommen. Es gibt auch in Litauen
Republikaner, die besonders n den L!
tauern in Amerika eine Stütze haben.
Madame Dutitre.
- Ueber die am 22. Juli 1827 zu Ber
lin verstorbene Anne Marie Dutitre,
einem echten Alt-Berliner Original,
schreibt man, daßAnne Marie George
sich 1781 mit dem in Berlin geborenen
reichen Seidenwaarenhändler Etienm
Dutitre, der auch einer französischen
Kolonistenfamilie entstammte, dcrhcira
tete. ' Das Haus Poststraße 26 sowie
eine Villa in Cha'tlottcnburg nannte eh
sein eigen. Anne Maries Vater, Ben
jamin George, war ein wohlbegüterter
Brauer, dem außer einem schönen Batzen
Geld Grund und Boden an der Spree,
zwischen der Wcidendamm und War
schallsbrucke gehörten; die heutige Geor
genstraße sührt von ihm ihren Namen.
Unzählige Anekdoten werden von Ma
dame Dutitre erzählt. Die bekannteste
von ihnen ist wohl, daß, als Auguste
Crelinger als Lady Macbeth mit der
etwas schief gehaltenen brennenden Kerze
in der Hand schlafwandelnd aus der
Bühne des Königlichen Schauspielhau
ty vor sich hinsprach: Roch immer
riecht eS hier nach Blut; alle Wohlge
rüche Arabiens würden diese kleine
Hand nicht wohlriechend machen. Oh!
Ohl Oh!" Madame Dutitre sich nicht
enthalten konnte, ihr vom .Parkett aus
zuzurufen: .Macbethen, et drippt!"
Einmal hatte ihr Schwiegersohn, der
Bankier Beneke. es unterlassen, sie zu
einer von ihm gegebenen großen Gesell
schuft in aller Form einzuladen. Sie
räch!, sich dafür, indem sie sich abend
in Gcsellschaslstoilette unten vor der
Tiir ausstellte, bei jedem vorfahrenden
Wagen den Kulschenschlag ossnet, und
die Insassen mit: .Denken Sie sich nur.
er hat mir nich injeladen!" begrüßte.
Dem Schwiegersohne blieb nichts übrig,
als schließlich Madame Dutitre anzu
flehen, sich doch auch Z d'N von ihm
geladenen Gästen ZU gescllen. Friedrich
Wilhelm III. von Preußen, des ihr
wohlgemogkg. tröstete sie eines Tages,
als sie ihn trauernd beim Grabe der
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DieAekämpsnng und Wr
hüiung der Kurzsichtigkeit.
Von Dr. XX.
Oft rühmt sich der Patient, er habe
auch sein lebenlang niemals Gläser oder
nur ganz schwache Gläser getragen. Er
begreift nicht, wieso er trotz dieser Scho
nung der Augen, so kurzsichtig werden
konnte. Nun, der Segen dieser Scho
nung ist ein allerdings auch unter
den Aerzten noch nicht ganz ausgerot
teter Aberglaube, der auf den inzwi
schen als unrichtig erkannten, heule nur
noch von ganz wenigen älteren Augen
ärzten vertretenen Anschauungen der
.Augenheilkunde von vor dreißig Iah
ren beruht.
Man soll der Entstehung der Kurz
sichtigkcit durch Hygiene und Ueberwa
chung der Augen möglichst vorbeugen.
Ist aber trotzdem ein wenn auch nur ge
ringcr Grad von Kurzsichtigkeit ent
stgndcn, so muß man möglichst dauernd
die Gläser tragen lassen, die das Auge
gcnau unter die optischen Bedingungen
des Normalzustandes bringen . Denn
dieser Normalzustand bietet die günstig
sten, der Erhaltung normalen Augen
baues besten Bedingungen. Die unkor
rigierte Kurzsichtigkeit birgt in sich, wie'
wir sehen werden, den 5teim zu immer
fortschreitender Kurzsichtigkeit bis zum
Abschluß des Jiigendwachstums.
Es ist ein Trugschluß, wenn wir aus
der Häufigkeit in, der wir Brillen, Knci
fer und Monokel sehen auf die Häufig
keit von Augcnsehlern schließen. In
Nordamerika zum Beispiel sällt uns auf
der Straße die Häufigkeit von Augen
gläsern auf. obwohl erhebliche Abwei
chungcn vom normalen Bau deS Auges
viel seltener sind als anderswo. Das
Publikum Ist dort einfach ebenso wie
in der Zahnpflege schon besser aufge
klärt, während in Deutschland die mei
sten Augenfehler geringen Grades sehr
zum Schaden der Augen, des Lcbensge
nusses und der Konkurrenzfähigkeit von
ihren Trägern meist vernachlässigt und
selbst höhergradige teils aus Indolenz,
teils aus Aberglauben nicht oder nicht
genügend korrigiert werden.
Da? Auge ist nur während feines
Wachstums mit Entwicklung von Kurz
sichtigkeit bedroht. Bei der Naharbeit
verursacht die Anspannung der äußeren
Augenmuskeln eine Pressung des Aug
apfels. die den Jnnendruck im Augapfel
steigert und durch diese Druclstcigerung
die Teile, die nicht von außen gepreßt
und damit gestützt werden, zu dehnen
sucht. Eine genaue Betrachtung lehrt,
daß die einzige größere, dabei nicht ge
stützte Partie der Lcderhaut, die um den
Hinteren Augcnpol ist. .Deren Wachs
tum wird darum durch Naharbeit ge
fördert. Dos Auge nähert sich dadurch,
je mehr die Kurzsichtigkeit zunimmt, um
so mehr der Eiform. Es entsteht der
typische Landbau des kurzsichtigen Au
gcs. In der vorderen Hälfte behält der
kurzsichtige Augenapfcl normale Form,
in der hinteren erscheint er ausgedehnt.
Die lichtempfindliche Netzhaut rückt da
durch bei unverändertem optischem Ap
parat zu weit nach rückwärts. Nur nahe
Objekte können sich auf ihr noch scharf
abbilden, genau wie in einer photogra
phischen Kammer, deren Valglänge man
über die Ferneinsiellung hinaus gezogen
hat. Das Auge kann dann ebensowenig
wie eine solche Kammer ferne Gegen
stände scharf abbiltzen, eS ist kurzsichtig.
Durch Vorsetzen einer genau passenden
Konkavlinse kann man es wieder wie
Königin Luise traf: Et wird schon
alles wieder jut jehen! Freilich, einen
Witwer mit so viele Kinder mag nich
jede Frau." Der Handschuh, den sie ge
tragen, als der Monarch einmal ihr die
Hand gegeben, prangte bei ihr daheim
unter Glas im prächtigen Rahmen mit
der Unterschrift: .Mein König faßte
mir daran!" Sie ruht auf dem Iran
zösischen Kirchhose in der Chausscestraße
neben ihrem Gatten, der sie zehn Jahre
überlebte, und unweit des Grabes von
Ludwig Tevrient, des berühmten Schau
spielers. eines Freundes der Familie.
Ihre Gestalt ist in einem Lustspiele
.Madame Dutitre' verewigt, das 1803
in Berlin zur Ausführung gelangte,
und in dem Anna Schramm die Titel
rolle spielte. Auch hat Willibald Aleris
sie in seinem Romane Ruhe ist die
erste Bürgerpslicht" Verwertet.
Amcrikanischer Train bei Chateau Thierry.
halben.
ein normales für die Ferne einstellen.
Ganz wie ein normales kann es sich
dann von da auS durch muskuläre Vcr
mehrung seiner Linfenkrümmung für
nahe Entfernung einstellen. Bei dieser
Naheinstellung (Akkomodation) besteht
eine innige automatische Verknüpfung
durch bestimmte vorgebildete anatomische
und physiologische Einrichtungen mit der
zum " Betrachten' naher Gegenstände
flleichfalls notwendigen Richtung beider
Äugenachsen auf den nahen Gegenstand
(Konvergenz). Diese willkürlich nicht
oder nur bis zu einem gewissen Grade
und unter besonderer Augcnmuskelan
spannung ' lösbare Verknüpfung führt
dazu, daß ein auch nur schwach kurzsich
tiges Augcnpaar, das ohne Korrektion
arbeitet, die Neigung hat, immer näher
an das Arbeitsobjekt heranzugehen. Die
Nase' sinkt aufs Buch.
Jc größer aber die Annäherung ans
Objekt, um so stärker die Pressung des
Augapfels und damit die Begünstigung
einer Zunahme dcr Kurzsichtigkeit. Die
richtige, volllorrigierende Brille, die also"
das Äuge gerade 'normalisiert und darum
auch wieder Akkomodation und Konvcr
genz in Harmonie bringt, ist das beste
Mittel dagegen.' ' Sie allein ermöglicht
aber auch, bei stärkerer Kurzsichtigkeit die
Arbeit in einer so großen Distanz aus
zuüben, in der selbst lanaandauernde
Naharbeit noch nicht schLdssch ZU sein
pfegt. Besteht also erst einmal ein wenn
buch nur geringer Grad von Kurzsichtig
kcit, so ist die vollkorrigierende Brille
zwar kein Heilmittel der Kurzsichtigkeit,
aber das souveräne Vorbeugijngsmittel
gegen die sonst bei Jugendlichen sicher zu
erwartende Zunahme der Kurzsichtigkeit.
Außerdem sind alle Vorbeugungsmittel
am Platze, die auch zur Verhütung von
Kurzsichkigkeit bei noch nicht Kurzsichti
gen geboten sind. Auch diese Mittel zie
len sämtlich darauf ab. die Jnnehaltung
ausreichender Arbeitsdistanz zu ermög
lichen.
Dem ausgewachsenen Auge also
nach dem vicrundzwanzigsten Lebens
jähr droht keine Kurzsichtigkeit mehr
und auch keine weitere Zunahme der
Kurzsichtigkeit, sofern nur geringe bis
mittlere Grade bis dahin erreicht find,
wie sie bei nicht sehr widerstandsfähigen
Augen unter dem Einfluß der Schule
sich ausbilden. Denn da die Anomalie
auf einer Störung des Wachstums be
ruht, ist Ihre Entwicklung auch eben nur
während der Wachstumsperiode zu be
fürchten. Und zwar ist das gefährliche
Alter in diesem Sinne das um die Ent
wicklungsjahre herum, also etwa vom
zwölften bis siebzehnten Lebensjahr. Ist
es. waS zum Glück recht selten ist und
auf direkte krankhafte Minderwertigkeit
der Lederhaut zurückgeführt weiden
muß die Vererbung scheint da eine
wichtige Rolle zu spielen , zu wirklich
hohen Graden von Kurzsichtigkeit wäh
des Wachstums gekommen, so c
stcht allerdings erhebliche Gefahr noch
weiterer Zunahme der Krankheit noch
jenseits des 24. Jahres Denn die
kranke und schon stark verdünnte Leder
haut behält hier die Neigung zu passiver
Dehnung unter dem Einfluß des In
nendrmks auch welter bei. In diesen
traurigen Fällen stellen sich leider früher
oder später meist komplizierte Erkran
kungen der inneren Augenhäute ein, dir
bisweilen sogar zu völliger Erblindung
führen. Solche Fälle bedürfen lebens
länglich sorgfältiger augenärztlicher
Ueberwachung. Sie interessieren aber
die Oksfentlichkelt weniger, einmal we
gen ihrer. Seltenheit im Vergleich zur
Schulkuizsichtigkeit" und dann, weil die
staatliche Einrichtung der Schule, der
wir alle mehr oder weniger Zwangs
Meise unterworfen sind, für ihre Ent
ftehung kaum verantwortlich zu machen
ist. Diese Unglücklichen mit ihrer meist
nachweislichen erblichen Belastung sin
den sich denn auch ebenso häusig unter
Ungelernten, ja unier Analphabeten wie
unter studierten Leuten.
Macht man sich klar, wie früh entstan
dene Kurzsichtigkeit aus die ganze korper
liche und geistige Entwicklung des Patien
tcn einwirkt, wie sie seine Aufmerksamkeit
für alle jenseits Armlänge besindlichen
und darum nur unscharf geschehenen
Dinge und Vorgänge mindert, wie sie
i'iüi
II
N,' , 11 W,,,? 1,-'"
ihn ungeschickt zum Spielen, linkisch im
Benehmen, unsicher im Verkehr, in dem
er seine Mitmenschen schlechter und spä
ter erkennt als sie ihn, ungeeignet zum
Beobachten mckcht. so begreift man, wie
wichtig für dos Individuum ihre Vcr
hütung ist. Vielfach gilt der Kurzsich
tigkeit für hochmütig; das kommt, weil
er seine Bekannten seines Sehfchlers
wegen -nicht oder nicht zuerst grüßt. Die
Kurzsichtigen sollen auch besonders ver
liebter Natur sein. Kein Wunder, daß
sie in den Ruf kommen. Muh so einer
doch jedes Ding, das ihn interessiert, um
es deutlich zu sehen, nahe an sein Auge
oder umgekehrt sein Auge nahe an den
Gegenstand seines Interesses heranbrin
gen. Ist dieser Gegenstand nun gerade
eine junge Dame, so liegt die Mißdcu
tung dieser ausfälligen Annäherung ja
ziemlich nahe. Bedenkt man, daß Kurz
sichtigkeit den Menschen sür viele Be
rufe und Betätigungen untauglich ode?
minderwertig macht, beispielsweise zum
Jäger. Schützen, Soldaten, Seemann,
Luftschiffer, Kutscher, Chauffeur,
Eisenbahner, Sportsmann. Schuhmann,
so erkennt man das hohe Interesse, das
die Nation als solche an einer systema
tisch durchgeführten Verhütuncs der
Kurzsichtigkeit hab.cn sollte. Erfährt
man weiter, daß die Kurzsichtigkeit eine
dcr vcrbreiietsten Volkskrankheiten ist
nächst dcr Zahnfäule vielleicht die ver
breitetste in den Oberklasseli der
Gymnasien find statistisch bis zu 80
Prozent festgestellt und daß ihre
griindlsche allgemeine Bekämpfung' sich
mit einem ganz geringen Bruchteil der
Geldmittel, die gegen andere Krankhei
ten mit weniger Erfolg ins Feld ge
führt werden, durchführen ließe, so muß
man sich wundern, daß von Staat, Ge
mcinde, privaten Organisationen nicht
längst viel mehr dagegen geschieht. Ueber
00 Prozent aller Kurzsichtigkeitsfälle
brauchten nicht vorbanden zu sein oder
hätten auf einem scHr geringen Grad
ihrer Entwicklung zurückgehalten werden
können. Das ist nicht etwa theoretische
Konstruktion, sondern auch jahrelange
Erfahrung spricht dafür.
In den seltensten "Fällen bedarf eS
zeitlicher Einschränkung dcr Näharbeit
in der Schule. Wichtig ist gute Beleuch
tung von der linken Seite das ist
erforderlich im Interesse großer Schrift
(mit Tinte, nicht mit Bleistift oder Grif
fel!), aufrechte Körperhaltung, passende
Sitze und Tische. All das ist erforder
lii Im Interesse großer L.rbeitsdistanz.
Heft und Buch sollten ein Drittel Me
ter vom Auge ab bleiben. In allen
Dingen hat sich in den letzten 23
Jahrzehnten viel gebessert. Die Haupt
fache aber bleibt die rechtzeitige Aus
fonderung der Kinder, die wegen begin
ncnder 'Kurzsichtigkeit oder anderer
Augenfehler ihre Arbeit nicht mehr in
genügender Entfernung erkennen, und
ihre Ueberweisung an den Augenarzt, der
ihnen die Einhaltung richtiger -Distanz
wieder ermöglichen muß. Bej beginnen
der Kurzsichtigkeit ist daS nur öurch die
riWge Brille möglich, die das Auge
wieder normal einstellt. Zweimal im
Jahr sollte darum'in der Schale daS
Sehvermögen geprüft werden. ' Die
Angst vor der Brille muß ausgerottet
werden. Sie ist der beste Schutz gegen
das Fortschreiten beginnender Kurzsich
tigkeit.
Wenn ich das Gesagte kurz rekapitu
lieren darf, so sei es mir gestattet, die
Zusammensassung zu zitieren, mit der
ich vor einigen Jahren einen Entwurf
eines Merkblatts zur Bekämpfung der
Kurzsichtigkeit abgeschlossen habe: -
Kurzsichtigkeit ist weit verbreitet, sie
beeinträchtigt ihren Träger vielfach, seht
seine Erwerbstauglichkeit herab. Sie
beruht meist auf zu großer Länge des
Augapfels. Diese entsteht unter dzm
Einfluß allzu häufiger und zu hoher
Steigerungen des Augapf'linnendruckeS
auf das wachsende Auge, und die Folge
von Pressungen VeS Augapfels zwischen
den äußeren Augenmuskeln !,i zu aus
geübtem Nahesehen sind (zu lang an
dauerndes und in zu kurzer Entfernung
vom Auge auZgeüb!eZ Schreiben, Le
fen. Zeichnen. Ha.idarbeiten und so wei
ter). Schwachsicht'gkeit irqend welcher
Art, schlechte Beleuchtung, schlechter oder
zu kleiner Druck, zu feine Handarbeit,
zu hohe Tische, zu niedrige Stühle, kurz
alles, WaS zu große Annäherung dcr
Arbeilöobjekte betrifft, begünstigt Ent
stehung und Zunahme der Kurzsichtig
keit. Vor allem liegt in einmal erwor
bener Kurzsichtigkeit der Keim ,u im
wer stärkerer Anna'crung des Objektes
und damit zu immer weiterer Zunahme
dcr Kurzsichtigkeit. Die Kurzsichtigkeit
wird wirksam bekämpft durch ausrei
lisaiffiiisia
?!?M'.', - ..,',,S'' ' . .
.,9on Merlin
in Blatt aus drut ö''rniu.
Konstantinopel, 16. August. I
.Es ist Ramasan, der Monat bei
Fastens zur Tages, und des Feste,
feiern zur Nachtzeit. Durch die Aka
zienbaume von Les Petits Champi grü
ßen die schlanken Minarets mit ihrem
Lichtlranz luftiger Galerien, von denen,
der Muezzin die Gläubigen zum Gebet'
ruft. -Ein heißer Tag liegt hinter uns.
AuS dem Kieö deS BodjnS hebt sich die
aufgespeicherte Wärme in den Schatten
der Akazien, unter deren grünem Dach
ich ft und gern zu Gaste weile. Tief
drunten breitet sich Stambul und das
goldene Horn in purpurner Dämmerung.
Vom Wasser her blinken die Perlenreihen
erhellter Schiffsluken durch daS Dunkel.
Leise senkt sich die Nacht. .. .
Ich blicke nieder zum alten Friedhof
Les Petits Champö deS Morts. Es ist
ein ideales, Nuhcplätzchen. Ruhig nicht'
nur für die Entschlafcnen, die dort tief
unter den Wurzeln der Zypressen vom
ewigen Frieden träumen. Nein, ruhe
voll auch für die Lebenden hier oben, die
sich dem Platz deS Friedens im rechten
Geiste nahen. Welch edlere Farbenkon
traste gäbe es wohl für einen Friedhof
teppich als Schwarz und Silber? Als
Schattenrisse von Denksteinen und Zy
pressen, die der milde, Mond in einen
tiefgrünen Grund von Oliven und rö
Mischern Bernstein wirkt? Ja. das sind
die Silbernächte am goldnen Horn, mit
seinen nickenden Minarets, seinen mysti
schen Frauentypen, seinen gurgelnden
Wassern, wo selbst der kalte Tod so köst
lich ist, daß auf dem Parkfriedhof Les
Petits Champs die Lebenden lustig über
den Toten tanzen! .
Jetzt klimmt ein dunkler Punkt den
steilen Friedhofspfad empor, wo Lady
Falkland einst dem Coloncl-Marquis
das denkwürdige Rendezvous gegeben.
L'homme qui assassinat! Andere folgen
ihm nach, treffen sich, fließen ineinander
und schwellen murmelnd zum lebendigen
Strom. Die Gäste kommen. Bald
dringt durch die heilige Stille des Fried
Hofparks das Klappern von Geschirr, das
Klirren von Gläsern, das helle Klingen
von Silberbesteck. Die Unterhaltung
wird lebhafter. Champagnerpfropfen
knallen. Sekt schäumt in den Gläsern.
Der Duft würziger Gerüchte flutet über
die Terrasse., Gelächter und Scherze
schallen lähmend durch die Luft. Was
tut es, daß der Feind dort draußen mit
seinen Schiffsgeschützen an die Felsen
tore donnert?
Jetzt beginnt das Konzert. Ich ent
schließe mich zu bleiben. Eine blonde
Artistin in grünem Kleid tritt auf und
singt. Ihre Mittel sind mäßig. Aber
man klatscht trotzdem , sie ist eine
Deutsche! Auch ich applaudiere.. Armes
Hascherl! Hast sicherlich dein bestes her
gegeben für das lumpige Salär von 13,
Franken pro Tag.
Doch hier kommt Terpsichore in Ge
statt einer Armenierin. Jed Bewegung
ist Grazie, jede Geste Kunst,, jeder Blick
ihrer dunklen Augen Versuchung! War
Eva eine Armenierin? Ich -weiß es nicht.
Was tut's auch, . da kommen die-Chan
fonetten. Voran eine Griechin vom
schlanken Typ der Levantinerinnen, mit
einem Ruf. der von Stambul bis nach
Persieik reicht. ' Ihr Französisch ist nicht
einwandsrei. genügt jedoch, um dem In
halt ihres Sanges jede UnZweideutigkeit
zu nehmen. Zur Zeit ist sie die Freundin
eines Pascha. ein Umstand, der für
ihre. prachtvollen Toiletten und glitzern
den Diamanten verantwortlich ist, und
ihr einen so günstigen Platz in der Vor
tragsfolge gesichert hat.
Hinter ihr eine rumänische Tänzerin,
deren Hauptreiz in ihrer odaliskenhaften
Schönheit besteht. Ein ottomanischer
Wundarzt jüdischer Rasse erschoß sich
kürzlich, weil er daS Prachtgefchöpf an
einen deutschen Fliegerleutnant verlor.
Törichter Wundarzt! Dann eine öster
reichische Valladensangerin. eine von
den stillen Wassern, die so tief sind.
Schüchtern tritt sie zur Rampe, verneigt
sich, folgt artig dem Kapellmeister und
singt. singt nicht gerade schlecht. Doch
ihres Sanges wegen wäre sie in den
Petits Chamvs sicherlich nie berühmt ge
worden. Wenn nlcht ein gewisser Se
kretär der K. K. Botschaft darauf be
standen hätte. . . . Ihr folgt eine ägyp
tische Tänzerin. wirklich ägyptisch In
Tanz und Kleidung. Ramses hätte sie
sicherlich in den Stab seiner Leibartistin
nen erhoben. Aber RamseS ist tot, und
so haben wir denn da! Vergnügen zu
beobachten, wie man sich im alten Aeghp
ten einst amüsierte. Ein reicher Ärme
nicr zahlt für ihre Kleiderrechnungen
und Blumen.
Die nächste Pragrammnurkimer bringt
inen Schlager: Spanischer Tanz. In
all der Glorie' ihrer wirbelnden Unter
röckchen, in all dem Glanz und Flitter
ihrer prächtigen Schals, mit all dcr An
mut und Koketterie, deren in Frauen
antlitz fähig ist, flügelt die Tochter Ka
stilienS über die Bretter. So können
nur Spanierinnen tanzen. Jetzt ge
fellt sich ein junger Landsmann in Stier
kämpfertracht an ihre, Seite. Der Wir
bcl der Kastaznetten verdoppelt sich.
chende Arbeitsdistanz (V3 Meter) nebst
Korrektion jeder schon entstandenen
Kurzsichtigkeit durch daS vollkorrigie
rende KonkavglaS. Außerdem ist für
gute Beleuchtung, guten Druck, passende
Tische und Ktiihle und möglichste Hei
lllng,.bezw. Korrektion sonstiger etwa!
ger Augenfehler zu sorgen. Zweimal
jährlich sollten olle Schüler einer Vrü
fung des Sehvermögen unterzogen
werden. Diese Prüfung kan jeder Leh
rer vornehmen. Alle Kinder, deren
Sehvermögen dabei abnormal befunden
wird, sind dem Arzt, bezm. Augenarzt
zur weiteren Unteisuchui,' und ven.
ttief'n Behandlung zu übergeben. Nur
so kann die Einschränkung diefer durch
aus nicht leicht zu nehmenden Krankheit
auf wenige besonders dazu veranlagte
Individuen erreicht werden.
mmmmmmmmmmmmm
nach Aagdad."
George A. Tchrcincr.
Vorwärts und rückwärts flutet dcr Tanz
in lebhaftem Fandang. Der Effekt ist
rtttfrtttini'tt flS ftlnfta tnrSm tti!Ti
WWtVIHMII.lI Wt WUI iWVIW IWliV ,
Der Beifall will kein Ende nehmen. Sie '
führt ihren Partner an der Hand vor
die Rampenlichter. Bravo! Dacapo!
Viele glauben wohl, sie sei seine Frau.
Ander gar: seine Geliebte. , Ich weiß eS
besser. Nie gab S glühendere Liebe, als
wie sie diese Spanierin für einen deut
fchen Grafen hegt. ...',"
Ich verlasse den Park und trete in die
dunkle Nacht. -Da jauchzt der Jubel der
Kastagnetten noch einmal lockend in die
Lüfte. Noch einen Blick rückwärts aus .
die funkelnden Perlen, die glänzenden
Seidenborten, den grellroten Schal, der
sich in unnachahmlicher Grazie um ihre
Schultern schmiegt. Dann hinaus in die
Finsternis. ES ist heiß Die Fenster
dcr Gebäude sind geöffnet. DaS einzig
artige Geräusch von Per dringt an mein
Ohr. Auf dem Pflaster klirrgt der eisen
beschlagene Nachtwachterstoa Wie das
Hämmern eines Zilophones. Von Ferne 1
rufen die Hornsignale der Feuerwehr.
.Sinitchi! Sinitchi!" krächzt die hei (
sere Stimme eines Brolverkäufers.
Dondurma! Dondurma vanilly!"
schreit der EiScreamhändler.
In den-Petits Champs geht die Vor
stellung weiter, Die Musik wird feuri
ger, die Stimmung ausgelassener, das
Werben kühner. Jetzt sitzen die Kunst
lerinnen mit den Gästen zusammen und
trinken Sekt. Sie trinken weniger des
Genusses wegen, als weil für jede Fla
sche Wein fünf Franken Kommission für
sie abfällt.
Ja. was tut man nicht alles für fünf
Franken am goldenen Horn, mit seinen
nickenden Minarets, seinen mystischen
Frauentypen, feinen gurgelnden Wassern,
wo selbst der kalte Tod fo köstlich ist. daß
auf dem alten Fricdhof Les Petits
ChampS des Morts die Lebenden lustig -über
den Toten tanzen. ...
Am nächsten Morgen in aller Herr
gottsfruhe wohne ich der Hinrichtung
mehrerer Soldaten bei, die der Aufleh
nung gegen ihre Offiziere schuldig be
funden sind. ..."
' '
Obiges ist eine kleine Stichprobe auS
der glänzenden Serie von Tagebuchblät
itrn), in denen George Abel Schreiner,
Kriegsberichterstattcr der Associierten
Presse im Orient, seine Eindrücke" von
den Vorgängen und Verhältnissen zu
sammenfaßt, wie sie der Eintritt der
Türkei in den Weltkrieg mit sich brachte.
G. A. Schreiner, der bereits durch sein
Buch The Jron Ration" ebenfalls
bei Harper & Brothers schienen
auf das beste bekannt ist, mr einer der
Wenigen, die Gelegenheit hatten, als
Augenzeugen an dcr Dardanellen und
Gallipoli-Kampagne teilzunehmen, die
armenischen Greueltaten auf ihre Echt
heit hin zu prüfen, und die Hauptwür
denträger des ottomanischen Reiches,
sogar den Sultan selbst, ijber die Zu
stände und Entwicklungsmöglichkeiten der
neuen Türkei zu befragen.
Die ursprüngliche und lebenswarme
Schilderung seiner Erlebnisse, die durch
den Tagebuchstil und die Hineinziehung
der prächtigen Figur von I. Swing eine
ganz besonders persönliche Note erhält,
und der farbenreiche Hintergrund mit
seinen unversöhnlichen, dafür aber um
so romantischeren Kontrasten, muß auch
im Nichtkenner des Orients die Sehn
sucht nach der Krone aller Städte er -wecken,
und in denen, die den Bazillus
Constantinopolus" ' bereits im Herzen
tragend das Heimweh nach der Wiege
aller Schönheit und dem Brennpunkt
aller politischen Wirrnisse wieder leben
big werden zu lassen.
Dafür, daß in dem Buch From Ber
sin to Bagdad" dcr asiatische Teil der
Linie fast unsere gesamte Aufmerksamkeit
In Anspruch nimmt, und zwr in der
artig genußreicher Weise, daß man dar
über den europäischen Abschnitt fast
vollkommen vergißt, wird uns der Ver
fasser hoffentlich recht bald durch eine
weitere Zusammenfassung seiner Erleb
nisse und Fahrten in den Balkanländern -Entschädigung
bieten. . '
Dr. Erich Junge.
) "From Berlin to Bagdad", Behlnd th
Bcens In tlie Near East. By Geore Abel
Schreiner. Atithor of "Th Iron Ration".
Harper & Brother, Publisher, New Xorlt
and London.
Liberty Loan-Helferirmen
in New Jersey.
DaS New Jersey Women'S Liberty
LocM Commjttce" hält am Donnerstag,
10 Uhr vormittags, im Hauptquartier
der V. W. C. 53 Washington Sr
Newark. eine Zusammenkunft, um die
letzten Instruktionen für die vierte Frei
hcitsanleihe von Frau H. Otto Wittpenn
und Frau, John T. Pratt ntgegenzuz
nehmen. Erstere ist die Vize-Vorsitzende
deS FrauenkomitceS deS nördlichen New
Jerseys, letztere Vorsitzende deS .Wo
wen'ö Committee of the Second Federal
Reserve District". Der V'ize-Pr'äsident
der Ersten Nationalbank. N, F. C., wird
über Bankwesen und die Freiheitsanleihe
sprechen.
Die Leiden sind wie Gewitterwolken.
In der Ferne sehen sie schwarz auk; über
unZ kaum grau.
WaZ dir gelungen, ist errungen.
Der Kern der Freude liegt im Handeln.
Dem Topfern find glückliche und un
glückliche Geschicke wie seine rechte und
linke Hand. Er bedient sich beider.
Liebe ohne Wahrheit bessert nicht,
Wahrheit ohne Liebe heilt nicht.
Männer bei Glaubens, der Liebe und
der Hoffnung müssen immer wieder
aufstehen, um vor Gott die Sache der
Menschheit zu verfechten.
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