Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, August 14, 1918, Image 7

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Sofia einjZ
von Dr. L.
ff ich vor neunundzwanzig Jahren
e war die ach so weit hinter uns lie
ende Zeit, in der uns jene Gebiete so
gleichgültig waren, daß Bismarck von
ihneir sagen konnte, sie feien nicht die
Knochen eines pommerschen renadlers
wert zum erstenmal nach Bulgarien
kam, da gab eä im ganzen Lande noch
keine Eisenbahn. Die Strecke von Nust.
schul nach Varna Kar im Bau, und wo
jetzt die Gleise liegen, auf denen in Frie.
' denszeiten der Orientcxprcßzug von
,Nisch nach Sofia und über Philippopel
und Adrianopcl den Luxus des Westens
- nach Stambul trägt, da fuhr im im drei
spännigen Wagen Tag und Nacht mit
dreimaligem Pferdewechsel auf schlechten
Landstraßen, den Revolver neben mir,
zur bulgarischen Hauptstadt. In Pirot
an der serbischen Grenze war am Tage.
vorher der ' Vertreter eines englischen
Blattes durch serbische Grenzmachtcr
ausgeplündert worden. Er hatte sich die
, ftcie Weiterfahrt durch Überlassung sei,
ner ganzen Barschaft erkaufen ir"scn.
, Sofia selbst, das schon ftit acht Jahren
die Hauptstadt deö jüngsten europäischen
Fürstentums war. bäte nock einen aaru
. orsarngen Charakter. Es wurde von
25,000 Menschen bewohnt, unter ihnen
etwa fünftausend Türken und Juden.
'.außer vem onak des Fürsten, dem
KriegSministerium und dem von den
Russen erbauten Hotel de Bulgarin, gab
es kaum ein mchrstögiges Haus in der
ganzen t&tabf. Die Straßen waren un
, gepflastert und die Löcher auf ihnen so
zahlreich, daß sie bei schlechtem Heiter
fast unpassierbar wurden. Der tilrkjsche
Stadtteil bestand aus einem Gewirr von
Straßen, die so eng waren, daß sich
kaum zwei Wagen auf ihnen ausweichen
konnten. Die türkischen Handwerker,
, GowiaMieve. Schneider, Drechsler, Tod
ser saßen auf den heruntergeklappten
Fensterläden ihrer dunklen Buden bei
ihrer Arbeit. Lnmitten deS Tiirkenvler
tels. ringI von kleinen Holzhäusern um
geben, lag die fünfkuppelige Moschee, und
unweit von ihr da? türkische Bad, unter
dessen runder, auf Holzsäulen ruhender
Oberlichtkuppel ich täglich in den fchwe
felhaltigen, lauwarmen Fluten mit dem
Leiter deZ Staates, dem kleinen, stäm
migen Estambulow. die politischen Tage
tragen erörtern lonnie. Wenn er mir
, damals seine Seele so hüllenlos gezeigt
hätte wie feinen Leib, so würde mir auch
nicht das kleinste Geheimnis der bulga
rischm Staatskunst verborgen geblieben
sein.
In der Mitte der Stadt, dem fürst
uazen fecMoß gegenüber, lag ein von
wenigen Bäumen bestandener Sandplatz,
.. den man . euphemistisch ' Stadtgartcn
nannte. Das einzige Gasthaus, in dem
Europäer wohnen konnten, stand neben
vem stattlichen Bau des Krieasministe.
numS, diesem .Garten" gegenüber. ES
steht heute noch unverändert an demselben
,Fl'lk, aber das Cafe , in seinem. Erd
geschoß spielt nicht mehr dieselbe Rolle
im politischen Leben der bulgarischen
aupizkavt wie damals. Xtnn dieses
Cafe, das in' jenen Zeiten zugleich der
einzige Ort war, an dem man ein men
schcnwü'rdiges Essen erhalten konnte, war
ver große Nachrichtcnmarkt xe jungen
Fürstentums. Hier erteilten die Minister
Audienzen, weil keiner von ihnen, außer
dem Kriegsminister, über die für den
Empfang der zahlreichen damals in
Sofia versammelten Vertreter der euro
Päischen Presse, geeigneten Räume der
fügte.
Der Minister deS Aeußern,' der im
neuen Mannesaller stehende Natfcho
witsch, wohnte in einem kleinen Hotel
zimmer und wurde von uns oft zwischen
Tür und Nagel interviewt, weil ernoch
kei der Morgentoilette, uns schamhaft
nur ftin heutiges Antlitz durch die Tür
spalte zeigen wogte. Der damals schon
alte Zankow,- der Führer der Nüssen.
Partei, einer der mächtigsten Männer im
Staat, wohnte in einem kleinen Bauern,
haus, das in einem Obstgarten lag. Zu
welcher Tageszeit man auch zu ihm kam.
er ,mmer. von zahlreichen politischen
freunden umgeben, in einem großen
Zimmer mit winzigen Fenstern und
sandbeftreuten Dielen, um dessen Wände
sich gepolsterte Bänke hinzogen. Der
kleine Wann mit dem roten, dicken,
dartumrahmten Gesicht und den kurz
geschnittenen weißen Haaren thronte in
Wolke von Zigarettendampf gehüllt, die
- die ganze Stube erfüllten, wie das Haupt
einer Bertchworerbande' inmitten seiner
Spießgesellen. Nie konnte man ihn
allem sprechen. Er schien kein Geheim
niö vor ihnen zu haben. Man schte sich
neben ihn, ein Diener brachte einen
kleinenTisch, auf dem sich eine Tasse tür
kischen Kassecs und ein halbes Dutzend
Zigaretten befand, und dann ließ man
sich von ihm in schlechtem Französisch
die Notwendigkeit von Bulgariens Un
terwerfung unier den allmächtigen Willen
del russischen Zaren darlegen. - Erst in
diesen Tagen habe ich fahren, daß auch
feine Russenliebe nicht ganz aufrichtig
war. Der alte Natschowitsch hat mir
erzählt, daß der Begründer der russo
Philen Partei, die noch heute seinen Na
men trägt, ihm einmal während einer
Ministerkrisis. bei der er sich Hoffnun
gen auf ein Portefeuille machte, gesant
iit, daß ihn der König schon d'Shalb
itrn Minister ernennen müsse, w?il nie
piand so gut wie er die Nüssen betrügen
könne!
Noch weitab von jeder turs'Zischen,
Kultur ' lag 'damals das Füist:nt'.ün
Bulgarien, und fein ung!üj!ich?r Herr,
Der hotte Innen nieund cAü die oppo
sitionelle Presse in Deutschland, die nicht
begreifen sonnte, wartim Viemarck um
einen kleinen Füllten willen, in dkssen
Adern deutscf-e Vlut floß, nicht sein
freundschaftlicheZ Verhältnis zu yiuS
land zerstören lassen wollte. ,
Eine Zeitlang itmb canz Eutcpi r.m
Bulgariens .mit. Mit Spannung
waren die Blicke üm Diplomatie auf
j'nen Konak gerichtet, der so schlicht und
und jehl.
Mihling.
einfach wie einst nur da die da
inalS kleinen Bäume seines Gartens jetzt
fein Dach beschatten im Mittelpunkt
cer laoi liegt, aus jenen Konnt, in
dessen schmuckloser Halle ich vor neun
undzwanzig Jahren den ritterlichen Für.
stcn Alerander von den Vertretern der
vuigariichen Stande und Religion
genossenschaften rührenden Abschied neh
mm sah.
Und wie ihre politische Bedeutung at.
wachsen ist.-so ist auch die Haiiptstadt
ocs anoes icidu tn diesem Menschen
aiicr zu einem Gemeinwesen empor,
geblüht, das .gerade, weil es die neueste
unter den großen Städten deS Orients
i)t, einen ganz westeuropaischen Charak
tcr angenommen hat. Alle Spuren der
amn orteniaiiichcn Zeit sind zwar noch
nicht verschwunden, aber wie steh die
große Moschee, die Vöjuk Dschami, mit
ihren neun Metallkuppeln ,in das bul.
garische Nationalmuscum verwandeln
mußte, so werden allmählich die Ueber
reste aus der Epoche der. türkischen Herr.
lcyast rn den Dienst moderner, Staats.
und Kulturzwccke gestellt.
Sofia bat setzt 160.000 Einwobner.
as türkische Viertel mit seinen seuer
gefährlichen Holzhausern ist bis auf
einige ganz vcroorgene fotranen der
schwunden. Auch das alte Bad ist nie
dergerisscn worden, und an seiner Stelle
eroevt jlq ein Prachtbau aus rot und
weißgestreiftcn Steinen, der jeder west
europäischen GroKstadt zur Zierde ae
reich, würde, und in dessen Marmor
bat ins man alle Wohltaten eines luru
riösen türkischen Bades genießen kann.
Außergewöhnlich breite, baumbepflanzte
Straßen sind auf der Stelle entstanden,
auf der früher die türkischen Holzhäus
chen langsam verfielen, nd die Straßen
um das. Eschion des Komas haben ein
Pflaster, das einem "gekachelten Fuß-
doöen gleicht. Es besteht aus künstlichen
Steinen von der Größe unserer Ziegeln.
und die Sonne spiegelt sich auf ihm wie
aus vem Pariett eines Tanzsaals. In
enneacneren Gegenden findet man frei
lich noch ungepslasterte Straßen, die sich
in nicht viel veiierem Zustande befinden.
als lyre ldchwestern aus alter Zeit.
Der Stadtgartcn tragt jetzt seinen
Namen mit Recht. Und die Gastwirt.
schaft, die die Stadt unter seinen Bau
men errichtet hat, liefert ein auch nach
europaiscyen Bcgrissen anstandiges Es
fen. Sie trägt den stolzen Namen Ka
sing und ist der Mittelpunkt des atkUi
gen Leben. In ihrem großen Saal
sieht man noch die Spuren des Bomben
attentats, durch das der König und der
schiede Minister beseitigt werden soll
ten. Im neuen Zentrum dek Stadt smd
meyritoaige Hauser mit allem Komfort
der Neuzeit entstanden, aber um. allge
meinen überwiegt noch das Einfamilien
kraus, und deshalb hat die Stadt eine
-Ausdehnung wie andere Städte von drei
sacher Einwohnerzahl. Die meisten. Mi
nisierien befinden sich noch immer in
recht primitiven Gebäuden, zum Teil
r , - cmi.ic" p .
pgur m ajuciijauiern, ooer es nn einige
neue stattliche Häuser für die Staats
Verwaltung im Bau begrisscn.
ES ist kein Zufall, daß das schönste
ProfangMude der Stadt der Militär
klub ist. Die Armee spielt noch immer
in Bulgarien eine große Rolle, und ihr
überragender Einfluß kommt auch im
Stadtbild. zum Ausdruck. .Aber die de
deutcndste Schöpfung der modernen bul.
aariichen Architektur, ist sie dem heiligen
Alerander 'aeweihte neue Kathedrale.
eine Votivkirche für die Befreiung Bul
garienS von türkischer Herrschaft. Sie
ist fertig bis auf den letzten Pinselstrich,
aber es hat noch kein Gottesdienst in ihr
stattgefunden. Denn der Enkel des
Zarenbefreiers sollte sie weihen, und weil
der Weltkrieg ihn verhindert, nach Sofia
zu kommen, hatte man die Feier der
Einsegnung aufgeschoben. Denn alle
politischen Wandlungen haben im bulga
rischen Volke die Dankbarkeit nicht ganz
auslöschen können, die das eherne Reiter,
denkmal Alezander II, errichtet hat, das
sich vor dem Parlamentsqebäudc erhebt
und noch der späteren Nachwelt verlün
den wird, daß der Grundstein des bul.
arischen Staates von einem russischen
Kaiser gelegt wurde. Die Kathedrale ist
ein byzantinischer. Bau aus weißem
!. n ,
an nein rnii aomi vergvttieier ituop
in Gestalt eines griechischen Kreuzes,
Dir Farbeiipracht ihres Jnnenraumcs
ist sinnverwirrend. An den großen Flä.
chen ihrer Wände, ja bis in den Schluß,
stein der-Kuppel hinauf wird man ver.
gebenS nach einem unbemalten Fleckchen
suchen. Die ganze biblische Geschichte
von der Erschaffung der Welt bis zum
Tode Christi, ist in unzähligen Fresken
Von sehr verschiedenem Wert dargestellt,
und Tausende, Augen von Heiligen und
Kirchenvätern blicken auf die Besucher
herab, die diese Kirche an Feiertagen wie
ein Museum besuchen.
Der Bau erhebt sich neben der allen
Soficnkirchc, die der Stadt den Namen
gab. ' Die alte dreischiffige Basilika, ein
byzantinischer Backsteinbau. aus dem fru.
hen Mitclalter. die durch ein Erdbeben
zerstört wurde, wie das Reich der bul.
gariscben Aseniden durch die türkische
turmslut, harrt der Wiederherstellung.
ie liegt als Ruine aus vem tzocyllen
Punkte der Siadt, und ihre meterdickcn
Mauern haben allen Volkersiurmen
f!z!idxehslien. Sie ist ein Wahrzeichen
aus jener Zeit, in der die Nüssen unter
dm Großfürsten Swätoslaw über die
Donau drangen und die ganze Bevöl.
kerung der damaligen Hauptstadt Phi
lippopel. 20,000 Menschen, töteten. Da
malö befreite der rhomäische Kaiser Jo
annes Bulaanen von der ruistschen
Herrschast und machte eß zur byzantini
Mien Provinz. Doch der Fre,he,tZdrang
der Bulgaren war nicht gebändigt. Sie
blieben immer gesahrliKe Mchdarn für
Hi oströmische Kaiserreich, bis die Tür
kn sie nied:r,zwNflkN und ibre,SelS
stndiikeit :ucilkick'mit der Herrlichkeit
des byzantinischen gleiches. vernichteten.
Das unbekannte Kolland.
von
In Leeuwarden, der merkwürdig be.
weglichen Stadt, in der Rembrandt
Saskia geboren wurde, sind wir im Her.
zcn Jrieslaiids. . Ein schönes Stück alter
Kultur wird dort dem Reifenden im
Friesischen Museum gezeigt, da In den
Hindeloopener Zimmern mit den seltenen
alten Schränken und dem kostbaren be.
malten Hausgerat eine Sehensmürdig.
keit ersten Ranges besitzt. Man muß
das Museum eingehend besichtigen; denn
in ihm. ist die Kunstsertigkeit der Friesen,
ihre so hoch entwickelte Geschicklichkeit. sich
im täglichen Leben mit geschmackvoll de.
.korierten Gebrauchsgegenständen zu um.
geven, wie tm Brennspiegel eingcsangen.
Daß dieses angestammte Kunsttalent den
Lceuwardencr Turm De Oldehove'
nicht zu Ende bauen konnte, ist ewig
schade. Wie ein Riese ohne Kopf steht
er nun schon seit 210 Jahren auf dem
schönen, freien Kerkhof" und reckt den
schiefen, dicken Leib über die Dacher der
ffi! r . t wv
iaoi. zvie reicyen Lecumaroener wou
ten sich ursprünglich mit berechtigtem
Ehrgeiz von Jacob van Aken den höchsten
Turm der Niederlande bauen lassen.
Aber als man mit den Mauern zehn
Meter in die Höhe gegangen war. senkte
sich die Baumaste. Man setzte den sich
bietenden Widerständen zwar' noch drei
Jahre lang die friesische Tatkraft ent
gegen .aber höher als vierzig Meter
wuchs der Turm nicht ...
Das idyllische Marssum mit dem ein
zig schönen Popto-Schloß, die altertüm,
lichen Kleinstädte Franeker und Bols.
ward mit ihren prachtvollen alten Rat.
Häusern, diesen Wahrzeichen unbeugsamen
holländischen Bürgcrstolzes, Workum,
Hindeloopen, Sneekimit dem eleganten
Wassertor) und Heerenveen die Fahrt
über das flache Land hier im Friesischen
gehört zu den schönsten Eindrücken, die
eine Reise durch Holland vermitteln kann.
Während in der Provinz Zeeland im
Süden der Ackerbau vorherrscht, wird
hier in erster Linie Viehzucht getrieben.
Weites Wiesenland mit Kanälen und
Windmühlen bis zum Horizont
überall reich belebt mit Rindern, Scha.
fen und Schweinen, durch die das Bu
kolische in der schönen, ruhevollen Land
schaft die abwechslungsreichste Färbung
erhält. Eine Merkwürdigkeit sind die
friesischen Bauernhöfe, die übrigens in
der überwiegenden Zahl in den Händen
von Pächtern sind. Diese Bauernhöfe
find über ganz Friesland hinaestreut.
Von der Ferne sieht eine derartige Be,
sikung immer aus wie ein schwarzes
Wäldchen. Kommt man aber dann
näher, so merkt man, daß immer inmit.
ten des fünfzig- oder gar hundertjähri
gen Ulmenkranzcs ein, stiller einsamer
Bauernhof liegt. Das friesische Bauern.
Haus vereinigt Wohnhaus und Stall
unter einem breit ausladenden, hohen
.Dach.. Auf dem First des Daches, das
nicht selten mit Stroh gedeckt ist. stehen
zumeist zwei Blitzableiter, und vorn auf
der Spitze.dcS Frontgiebels ist mit ganz
geringen Ausnahmen fast überall alS ein.
zige Dekoration eine bunt gestrichene,
Holzlyra angebracht. Der ältere HauS
typus zeigt das WohnhauS, daS natur.
gemäß viel kleiner ist als der Stall, dem
iroßen KomPler vorgebaut. Immer sind
ie sauberen Häuser ober eingeschossig
und die Wände deö Stalles ganz niedrig.'
Daraus sitzt dann das kolossale dunkle
Dach, das den Bauten im wahren Sinne
deS Wortes etwas von der verträumten
Behaglichkeit brütender Gluckhennen gibt.
Von Leeuwarden geht es dann nach
Deventcr. Der Geograph sagt uns. daß
die Pssel. .an der 'Deventer liegt der
nordöstlichste Arm des Rheindeltas ist:
ja er weiß sogar, daß mit der Assel ein
Neuntel vom Wasser deS großen Rhein,
stroms dir See zuaesührt wird. Jeden
falls war hier von alterS her ein vielbe.
nützter Seeweg, der vom Rheinland nach
Frießland und von da weiter nach Dä.
nemark führte. Die Melstädte, oder,
wie man sie früher nannte, die süder.
seeischen Städte, unterhielten in ihrer
Blutezeit, im 14.. 15. und 16. Jahrhun,
dert im Gegensatz zu anderen gleich.
großen Provinz stadten einen regen
Verkehr, mit der deutschen Hansa. Und
aus dieser Zeit stammen denn auch die
zahllosen schönen alten Bauten, die man
hier überall findet. Daß das verhält
nismcißig kleine Deventcr allein vier
Marktplätze hat. gibt der Stadkanlage
etwas sehr Reizvolles. Immer ösfnet
sich daS Straßennetz wieder auf einen
freien Platz. Der schönste und größte
dieser vier Plätze ist aber der Brat",
auf dem die alte Wage steht. Wie gut
haben es doch die Deventer höheren
Töchter"! Sie haben in diesem Pracht
bau aus dem 16. Jahrhundert die
Freitreppe außen wurde erst im Jahr
1643 errichtet eine Schule, wie sie so
leicht nicht wieder zu finden ist. Und
man kann es den Deventetn nachfühlen,
wenn sie dieses Haus neuerdings zu Mu
seumSzwecken verwendet sehen Wollen.
Der Wanderer soll ja nicht vergessen,
sich ans dem Brink" auch daS merkwür.
diqe Gefäß anzusehen, das dort als ob.
schreckendes Beispiel sür alle Sünder eine
Mauer ziert. .In dem dort öffentlich
ausaestMten monumentalen Kupferkessel
wurde nämlich im Jahr 1434 ein Falsch,
münzer bei lebendigem Leib gesotten. Er
hatte es zu toll getrieben, der arme T'
fel in dem schönen Deventer. daS damals
noch ein viel beneid.'t'Z Munzprivileq
halte, und das Element, daS ihm so oft
bei seinen alckiimistiscken Studien gehol
fen hatte, falsches Geld im Handum.
drehen in echtes zu verwandeln, hat sich
bitter an ihm gerächt. ...
Wenn man in Zmolle ist, kümmert
rnan sich wenig um den Gelehrtenstreit,
ob Thoma a KemPiS die .Nachfolge
Christi" geschrieben hat oder nicht. Man
ist sich, daß maX die Stadt nun wirk
lich vor Lugen bat. in der dieser viel
gsleftnc fromme Mann über 60 Jahre
feines Lebens Zubrackte. DaS Kloster,
dal fs lange feinen Wünschen und seinen !
Tägliche Omaha TrlVllne
Alfred Georg Izartmann.
Hoffnungen ein Asyl war, sieht freilich
längst nicht mehr.
Lwolle selbst hat heute einen äußerst
regen Verkehr. Wenn man abends vor
einem der Kaffeehäuser an der Diezer
straat sitzt und den brandenden Verkehr
dort sieht, glaubt man, in einer großen
Provinzstadt zu fein. Und die hohe
Sassenpoort dort ist für den Reisenden
eine gute Einleitung für das torreiche
Kämpen.
Kämpen ist ein Dorado der alten
Stadttore. ES hat die Broederpoort.
Cellebroederspoort und die Koorn
marktspoort. Ein Tor ist schöner ls
daS andere; das älteste ist die Koorn.
marktspoort. Und Kämpen hat ein be.
rühmte RathauS mit vielen Altertü
mern im Innern und. mit Steinfiguren
aus dem 14. Jahrhundert außen an der
Fassade nach der Oud-Straat zu, da
runter eine merkwürdige Justitia", die
als einziges Kleidungsstück eine Binde
um die Augen tragt. Aber es ist noch
mehr, was man an Kämpen schätzt: ES
hat noch eine Besonderheit, nämlich den
Kamper uj", den Kamper Witz". Die
Bezeichnung Kamper Witz" gilt als
Ausschrift für alle lustigen Streiche, die
in- Holland verbrochen werden, .eine
Rolle, wie sie bei unö den Schildbürger
stückchen zukommt. Ein Kamper Witz
ist ein Witz, der die Unbeholfenheit glof
fielt. Ein Kamper Witz macht die allzu
eifrige Vorforglichkeit lächerlich. Ein
Kamper Witz ist z. B. dies: Ein Mann
beklagt sich beim Bürgermeister, daß
ihm stets alle Tauben foriflögen; er
möchte ihm doch einen Rat geben, wie
das zu verhindern sei. Das Stadiober.
Haupt bedenkt lich, räuspert sich, legt
den Zeigesinger an die Nase und sagt
dann mit wichtiger Miene: Mein lie
ber Marken, ich weiß, wie dem abzu
hzlfen ist: Wir werden einfach alle Tore
der Stadt schließen lassen."
Von Kämpen geht's dann wieder nach
Zmolle zurück, und dann fahren wir
über weites Heideland ins Drenthesche
hinein nach Meppel, von wo aus wir
einen Ausflug nach Giethoorn machen.
Giethoorn? Gieihorn? F)as klingt
so fremd ans Ohr. Und doch ist Giet,
hoorn. nichts anderes,, als der Spree,
wald ins Holländische übersetzt.
Wen vor einigen Jahren die Jahr
Hundertfeier nach Holland führte, der
fand in Leeuwarden und .in Cneek, in
Dcvenlcr wie in Zwolle z alles das zu
Ausstellungen vereinigt, was der Stolz
dieser Städte ist. Leeuwarden zeigte
seine Industrie 'und die kunstgewerbliche
Kultur der Provinz Friesland, Sneek
den Wassersport, Deventer seine Obst,
und Blumenzucht und Zwolle seine
zahlreichen Jndustrieprodukte.
Zm südlichen Holland.
Wenn man von Lent kommt und ach
Nijmegen will, muß man die große
Waalfähre benutzen, die Mensch und
Tier und Wagen und Güter mit gleicher
Geduld über das breite Gewässer trägt.
Da geht es sehr gemütlich' zu, und man
hat Zeit, das schone Stadtbild recht ein
dringlich zu genießen, das drüben ter
rassenförMig aufsteigt. 'Nijmegen liegt
wre Rom auf sieben Hügeln.
Natürlich gilt unser erster Besuch dem
Grooten Markt mit der berühmten
Stadtwage (1612), und dann gehen wir
am sehenswerten RathauS' vorüber zum
ein r-ds rn -k m -ju pji
auyos . sotn anyok mu man
sich so vorstellen, wie ihn Jan van Goyen
gemalt hat. Da stand er noch mit hoch
ragenden Zinnen als stolze, gebieterische
Trutzfeste am Wasser. Heute ist er nur
wkffcme Ruine, die als älteste Siedlung
in Holland unser Interesse erregt.
Früher wallten hier die Banner Karls
des Großen und Barbarossas aus den
Türmen. Und in noch älteren Tagen
hatten die Römer, hier ihre Nieder
lassung. Auf dem Rondell, wo sich
jeder aufstllt. der den Valkhof" be
sucht, um die schöne Aussicht auf die
fruchtbare Betuwe zu genießen, steht eine
Inschrift.. die Julius Civilis mit dem
Ort in Verbindung bringt. In dieser
Inschrift wird gesagt, daß der Führer
der Bataver hier oben gestanden und
mit wutschnaubendem Blick" das Nahen
der Adler der rachedurstigen römischen
Heerscharen" versolgt chätte.' Rembrandt
hatte einst von der. Stadt Amsterdam den
Auftrag erhalten, für das dortige neue
Rathaus diesen ältesten , Abschnitt aus
der niederländischen Geschichte unter dem
Titel Die Äerfcyworung der Bataver
unter Julius Civilis" zu malen. ES ist
aber nur der mittlere Teil des Gemäldes
mit der Hauptgruppe erhalten; er hängt
im Museum in Stockholm, während das
Münchner Kupferstichkabinett vier Skiz
zen dazu aufbewahrt. Wer kirchliche
Kunst liebt, sür den ist 'sHertogenbosch
eine wahre Fundgrube nachhaltiger An.
regungen. Er hat in der gotischen Ka
thedrale. In der Sint-Jans-Kerk, die be
riihmtcste holländische Kirche, an deren
Restauration seit Jahren mit großer
Versenkung und mit großen materiellen
Opfern gearbeitet wird. Und die Kunst.'
schätze im Innern der schöne Krön,
leuchter mit dem gewappneten Sankt
Viktor in einem offenen Turm, ein
Hauptwerk der sogenannten Gelbgießerei,
das den Bürgern im Jahr 1424 für ihre
Tapferkeit verliehen wurde, daS fehr
wertvolle messingene Taufbecken (14S2)
und ein in feinen alten und neuen Teilen
gleich meisterhaft geschnitztes Chorgestühl
aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhun.
dertS daS ist allein schon eine Reise
nach der Heimat deS HicronhmuS van
Bosch-wert.
In der Provinz Limburg erkennt man
Holland nicht Mieder. ES ist, als ob
mag längst die Grenzpfählt überschritten
hätte und in einem fremden Land wäre.
Dieser Wechsel beginnt schon' südlich von
Venlo. Schon unterwegs sieht man von
der Eisenbahn ouS Hotelschilder in fran i
zöfischer Sprache an den Häusern. Und
der Besucher von Maaststricht darf sicher
fein, daß er dort seinen "Okapell':
616gante" und seine "Maison de
confiance" vorfindet. Die Erklärung
dafür: eine Meile von hier beginnt die
belgische Grenze. "
Wir haben eS gut gewählt: Maastricht
ist ein schöner Reiseabschluß. Ein Hesse
rer Ausklang läßt sich nicht denken.
Maastricht ist eine originelle alte Stadt,
und von Maastricht aus kann man ver
schiedene Ausflüge durch das hügelreiche
Limburger Land (Sittard, Heerlen und
Valkenburg) unternehmen, das voller
schöner Naturbilder ist. Wir sind un
entschlossen, ob wir zuerst die Sehenö
Würdigkeiten über oder unter der Erde
y i w rrn m i i
oenmiiaen ouen. waa ntcni var nam
lich tn seinem Pietersburg einen buhnv
ten unterirdischen Steinbruch. Den
wollen wir aufsuchen. Die Gänge sind
durchschnittlich 81 Meter hoch. Der
Führer, der uns begleitet, erklärt, daß
da Labarinth bis LUttich reiche. , Wir
befinden uns jetzt 83 60 .Meter unter
der Erde. Der Stein, ein weicher
Kreidetuff, der an der Luft erhärtet,
und den schon die Römer kannten, wird
heuet noch verarbeitet.
Ja. meine Herren", sagt der "Gids"
weiter, hier können Sie vierzehn Tage
und vierzehn Nächte umherlaufen, bis sie
alle Gange durchwandert haben. Und
er erzählt die Tragödie von vier Fran
ziskanermönchen, die sich hier verirrten
er erzahlt sie rein sachlich, ohne ro
manhaftes Schmuckwerk. Man schrieb
da, Jahr 1640. als das Unglück passirte.
' Die Klosterbruder hatten sich bei lh
rem Besuch im Steinbruch dadurch vor
schlimmen Zufallen gesichert, daß sie den
Weg an einem Band zurücklegten, das
sie am Eingang befestigt hatten. DaS
riß aber, und die Mönche stapften riun
weiter und weiter und irrten acht Tage
lang unter der Erde umher . . . Und
starben den Hungertod. In irgendeinem
versteckten Gang fand man ihre Sex
chen"
Sehen Sie, meine Herren, Sie fin
den hier unten sogar Punius zitiert.
Nach einer Weile: Hier haben sich
Königin Wllhelimna und Prinz Hcin
rich bei ihrem Besuch mit ihrem vollen
Namenzug verewigt.
Das Rathaus auf dem Markt von
Pieter Post ist ein höchst wirksamer.
künstlerisch durchgebildeter Bau. Dem
Nanien Pieter Pops begegneten wir auf
unserer Reise schon fünfmal: er hat das
Mauritsbuis im Haag nach den Planen
Jacob van Eampms gebaut. Mit dem
gleichen Architekten hat er das Huis ten
Bosch im Haag geschaffen. Auf seinen
Namen geht der Königliche Palast im
Haag und die Wage in Gouda zurück,
und außerdem hat er den Umbau des
Rathauses zu 's Hertogenbosch geleitet.
Am Ä!aastrichter Stadthai'S hat sich
ab Pieter Post zweifellos am freiesten
ausgelebt. Das gut proportionierte Ge
bäude mit der edlen Freitreppe und der
räumlich sehr feinfühlig entwickelten
Eingangshalle bringt, wenn ich so sagen
darf,, etwas italienische Lust nach
Maastricht.
Und Mastricht jst kine kirchenreiche
Stadt. -Es besitzt fünf Gotteshäuser,
und seine. Kirchenschätze sind nicht wen!
ger berühmt als die Kirchen selbst. In
der Liebsrauenkirche steht die Patrones
der stad Maastricht", eine hölzerne M
donna mit dem Kind aus dem 14.
Jahrhundert De sterre der zee"? gt
. i v... ffn 1 L . a cm .
nanni. -vm amen sicrn ves 'jjik
res" hat sie der Ueberlieferung nach
deshalb bekommen, weil sie in früherer
Zeit vor allem von den Schiffern als
Schvtzpatronin verehrt wurds.
Der russische
Außenhandel.
Die im WaffcnstillstandSvertrag mit
Rußland angcküdigte Wiederanknüpfung
des Handelsverkehrs zwischen den ver
tragschließenden Staaten läßt die Frage
aktuell erscheinen, wie sich die Handels-
beziehungen des russischen Reiches in den
letzten Jahren gestattet haben. Von
Interesse in diesem Belange ist eine vom
Neuen Wiener Tagblatt verosfentlichte ,
amtliche russische Statistik, die über die
Einsuhr Rußlands über 'die europäische
Grenze (Archangelsk) und Finnland in
den Jahren 1912 bis 1316 Aufschluß
gibt und die die Tatsache verzeichnet,
daß der Warenverkehr mit feindlichen
Staaten auch während des Krieges nicht
völlig unterbrochen 'werden konnte. Die
Einfuhr aus Deutschland erhöhte sich
von 32.1 Millionen Rubel im Jahre
1912 auf 642,8 Millionen Rubel im
Jahre 1913. sank dann im Jahre 1914
auf 418.4 Millionen, erlosch aber auch
in den folgenden Jahren nicht vollstän
big, da man in Rußland offenbar ae.
wisse .Erzeugnisse auf die Dauer nicht
entbehren konnte. So erscheint in der
russischen amtlichen Statistik für daö
Jahr 1912 noch ein Import auS
Deutschland von 23.7 Millionen und für
IN von 9.1 Millionen Rubel. Oester.
reicy-ungarn war im Jahre 1913 an
der russischen Einfuhr mit 34.7 Millio
nen, im Jahre 1914 mit 23.5 Millio
nen Rubel beteiligt. Eine außerordent.
liche Entwicklung zeigenselbstverständlich
die Einfuhren aus den mit Rußland
Verbündeten Staaten, fo in erster Reih
aus Großbritannien. Die Einsuhrzif
fer ftieg von 167.4 Millionen Rübe? im
Jahre 1914 auf 232.5 Millionen im
Jahre 191.? und schnellte im Jahre
1913 auf 616.F Millionen Rubel. Nach
Großbritannien siguriren die Vereinig.
ten Staaten mit 422.4 Millionen Rubel
im Jahre 1916 gegen 162.2 Millionen
i. Jahre 1915, ferner Frankreich mit
1702 Millionen im Jahre 1316 gegen
30.3 Millionen im Jahre 191?.
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yjsssü? " '"'Tm''''m''''''m"m'm' '
m Hejchichle des,
;. Schützengrabens.
Auch der Schützengraben, der in diesem
,icge eine woyl uoer aue Erwartungen
große Rolle "spielt, hat seine Geschichte,
und zwar eine sehr lehrreiche, die es ver,
dient, daß wir einen Blick auf sie werfen.
Nicht mit Unrecht hat man gesagt, daß
im gegenwärtigen Kriege ganz neue tech
nische Kräfte ins Leben getreten sind.
Das Flugzeug, das Unterseeboot, der
üscyutzengraven gehören zu diesen Errun.
genschaften, und man hat ganz recht,
wenn manin ihnen eine durchgreifende
Umgestaltung der Kriegführung erblickt.
Wenn wir der Wahrheit auf den
Grund gehen, so ist nicht zu verkennen,
daß der Schützengraben seine ausschlag,
gebende Stellung sich erst im Kriege selbst
erooerr yar. war spielte m allen Lehr,
brchern und Dienstvorschriften die Feld
besestigung eine geziemende Rolle, aber
man kann nicht sagen, daß man sich mit
lyr gern oeicyaltigl yat. Man sah viel
mehr in ihr einen Notbehelf, den man
gerne vermied und erst dann benutzte,
wenn es gqr nicht mehr anders ging. Es
ist gewiß nicht übertrieben, wenn man
sagt, daß bei den meisten Herbstübungen
vor dem Feldzuge der Spaten von den
Leuten eigentlich nur beim Appell aus
dem Futteral genommen wurde, damit
man sah, ob er auch schön blank war,
und ob die vorgeschriebene Anzahl
stimmte. An einzelnen Stellen mag es
anders gewesen sein, aber an den meisten
hat diese Abneigung sicherlich bestanden.
Die meisten Militärs legten den Haupt
wert der Entscheidung auf den Begeg
nungskampf und auf die wuchtig und
schnell verlaufende Feldfchlacht. Des
halb ist es durchaus erklärlich, daß man
den Schützengraben und die Werkzeuge zu
feinem Aufbau mit einem gewissen Miß
trauen, um nicht zu sagen mit einer
schlecht verhehlten Verachtung ansah.
Man dachte, daß daS Eingraben den Tod
des Angriffsgedankens bedeutete und
auch in der Verteidigung noch keines
wegs die Aussicht auf Erfolg versprach,
da man sich an den Boden klammerte
und die Bewegungsfreiheit preisgab.
Hierzu traten noch Bedenken anderer Art,
z. B. die Rücksicht auf den 'Flurschaden
bei Uebungen im Gelände.' der Mangel
an Plätzen, wo gegraben werden durfte,
auch fehlte pft die Zeit, um den Gebrauch
des Spatens, namentlich bei Nacht,
gründlich zu üben. Man tröstete sich.mit
der Ansicht, daß man den Schützengraben
im wirklichen Kriege schwerlich gebrau
chen werde, denn man gedachte den Geg.
ner zu schlagen, bevor auf der einen oder
anderen Seite die Möglichkeit des Spa
tengebrauchs gegeben war. Und endlich
begnügte man sich damit," daß es mit dem
Eingraben, im Kriege ganz von selbst
gehen werde,, wenn die Notwendigkeit
hierzu geboten war. 1
Und doch, geht die Geschichte des
Schützengrabens sehr weit zurück. Aller
dings muß man hierbei berücksichtigen
daß sich die außerordentlich'große Was
senwirkung unserer Zeit nicht mit dem
vergleichen läßt, waS man ehemals von
den Fernwaffen verlangte. Aber was ist
trotz des Wandels der Zeiten und Dinge
der Schützengraben anders als eine Deck
ung. um den Anprall des Feindes auf.
zuhalten. Schon in den Römerzciten
finden wir Anlagen." die dazu bestimmt
gewesen sind, ein Stück Land gegen den
Feind hin in fortlaufender Linie abzu
schlichen. Die Römer waren sogar Mei
ster in dieser Kunst, die Reste ihrer Ar,
betten erregen noch heute unsere Vewun
derung. Wenn in dem Kriege unserer
Tage von dem Meere bis an den Jurs
auf beiden Seiten eine lange, fast unun
terbrochene Kette von Schützengräben an.
'gelegt ist, so ist dies doch deshalb ge
fchehen, um das gewonnene Gelände zu
behaupten und Deckung aeaen feindliche
Vorstöße zu besitzen. Die Römer haben
vor fast zwei .Jahrtausenden auf dem
rechten Rheinufer vom Niederrhein bis
zur Donau einen sortlaufenden Erdwall
aufgeschüttet und Jahrhunderte lang un
terhalten. Er schmiegt sich dem Gelände
in hervorragend geschickter Weise an und
besitzt von Strecke zu Strecke fest gebaute
Stützpunkte. Der Durchschnitt des Gra
bens ist fast genau derselbe, wie wir ihn
noch bei unseren heutigen Schützengräben
anwenden, wenn sie den Zwecken eines
länger andauernden Kampfes entsprechen
sollen. Vor der Front sind Hindernisse,
meist Astvcrhaue, gewesen. Die Brust
wehr gestattete die Aufstellung von Käm.
pfern, die ihre Wurfspeere gegen den an
stürmenden Feind warfen, ganz entspre
chend wie wir heute die Schützengräben
mit Gewehr, Maschinengewehr. Hand
granatcn verteidigen. Der Graben selbst
war so tief, daß bereitgehaltene Unter
stützungen dort untergebracht werden
konnten und gegen die feindlichen Wurf
geschosse gedeckt waren. Man kann diese
Wälle, das uralte Vorbild des heutigen
Schützengrabens, noch heute in den Wäl
dern der ostrheinischcn Gebirge, nament
lich im Taunus, deutlich verfolgen. Sie
sind tatsächlich für die Jahrtausende ge
baut. ' .
Wir übergehen das Mittelalter. wo die
sogenannten Landwehren. Landhaae und
ähnliche Anlagen denselben Zweck verfolg
ten, wie ihn die ältesten Zeiten im Auese
gehabt haben. Es gibt einen Abschnitt
in der Kriegsgeschichte, der dadurch be
merkenswert ist, daß man weniger die
Schlachtenentscheidung als den ' hin'al.
tenden Kampf für die höchste Weisheit
der Kriegführung betrachtete. Man be
gnügte sich, vorwiegend mit dem Land
besitz und wollte Kräfte sparen. Es ist
dies namentlich die Zeit de spanischen
Erbsolaekrieaes. auS dem z. B. die be
rühmten Wcißenburger Linien stammen,
die noch heute vorhanden sind. Die spä
tere Kriegsgeschichte zeigt unS die Feld
Befestigung m Gestalt von langen Schü
tzengrabenlinien überall da, wo ei galt,
mit ein Minderheit gegen eine Mehr
heit kämpfen zu müssen und dem Feinde
daS Eindringen in bestimmte Abschnitte
zu verwehren. Wir erinnern an die
Tancwerke in Schleswig, die 1864 noch i
eine : Rolle gespielt haben, an die Flores
dorfer Linien, durch die Oesterreich 1860
Wien decken wollte.
.Jn den Feldkrlcgen der neueren Z,-il
ist de, Gebrauch deS Schützengrabens zu.
rückgctrcten. Selbst die in der.Anwen
dung von Feldbefestigungen so geschick
ten Franzosen hahen s,ch,feiner im Kricae
.87071 nur in AusnahmcfLllcn tc.
dient. Die Deutschen besaßen damals
überhaupt noch teiw tragbares Schanz
zeug, wie es heute alle Heere haben, viel
mehr beschränkte man sich auf die söge
nannten Pionier-Sektionen, die ganz
ausdrücklich für die Feldbefestigung be.
stimmt waren. Alles andere überließ
man den Pionieren, aber auch diese
haben, dem Zuge der Zeit folgend, mit
Recht ihre Ehre darin eingesetzt, daß sie
Schulter an Schulter bei der Infanterie
m vorderster Linie fochten. '
- Die gewaltigen Fortschritte der Feuer
Waffen in bezug auf Durchschlagskraft
und Schußweite haben es mit sich ge
bracht, daß dieser gesteigerten Waffen.
Wirkung die entsprechenden Abwehrmit
tel entgegengesetzt wurden. Zum ersten,
mal trat dies bei dem Ringen um Plemna
1877 hervor. Hier schufen sich die Tür.
ken. zum Teil noch im Feuer selbst, mit
dem kleinen Jnfanteriespaten ganz vor
treffliche Deckungen, die weiter ausgebaut
wurden, sobald eine Pause in der Ge
fechtslage eintrat. DU russischen An
griffe sind blutig hieran gescheitert, und
die türkischen Schützengräben erwiesen
sich als so stark, daß das russische Schrap
nellfeuer ihnen gar nichts anhaben konnte
und erst Steilfeuer herangeholt werden
mußte, um wenigstens einige Wirkung zu
erzielen. Seit jenem Kriege ist man in
allen Heeren auf die Bedeutung der Feld
befestigung einfachster Art aufmerksam
geworden und hat angefangen, die In
fanterie mit tragbarem Schanzzeug in
größerer Zahl zu versehen.'
Meister in der Anlage von Schützen
grüben sind die Buren gewesen, während
die Engländer völlig unvorbereitet an sie
heranprallten und es aufs empfindlichste
durch Verluste und Niederlagen büßen
mußten. Mit Pflugscharen wurde die
erste Anlage der Schützengräben , herge,
stellt, -die im Gelände verschwanden und
das Schlagwort schufen von der Leere
des Schlachtfeldes". Vor der Front be
fanden sich die Drahtzäune der Viehwei
den. hinter den Schützengräben Deckungs.
löcher , für die zurückgehaltenen Teile,
kurzum eine vorbildliche Ankage von
Feldbefestigung mit Hilfe einfacher Schü
tzengräben. , Der russisch-japanische Krieg nahm
nach den. ersten Schlachten, nachdem beide
Teile ' die volle ' Wirkung der heutigen
Feuerwaffen gründlich durchgekostet hat.
ten. das , Gepräge eines förmlichen Stel.
lungsineges g, bei dem sich nicht bloß
der Verteidiger, sondern auch der An
greiser grundsätzlich einarub. Dieses
Bild zeigen die sehr lange dauernden
Hauptschlachten dieses Krieges, Liaoyan,,
Schaho, Mulden. Russen wie Japaner
rüsteten sich noch während des Krieges in
solchem Maße mit Schanzzeug aus, daß
jeder Mann ein Stück trug.
Man hat bekanntlich lebhast darüber
gestritten, ob ein solcher Stellurigskrieg
und Spatenkampf nur, eine Ausnahme
sei, oder ob er für künftige Feldzüae not
gedrungen vorbildlich sein werde. Mel
stens hat man behauptet, daß es ein
Ausnahmezustand war, bedingt durch eine
gewisse Schlaffheit der Kriegführung auf
beide Seiten, durch dit Geländeverhalt
nisse und andere Gründe. ' In der Regel
.ist man zum Schlüsse gekommen, daß
der wahrhaft große, mit Kraft und
Wucht geführte Krieg nichts werde wissen
wollen von grundsätzlicher Besestigung
und von entscheidender Bedeutung des
Schützengrabens. '::.-..
ttt gegenwärtige Krieg, hat das Hin-
fällige dieser Aussichten bewiesen, hat ge.
zeigt, daß der Angriffsgeist einer Truppe
im Graben nicht stirbt und daß gegen
über der hochentwickelten Schießtechnik
dies Eingraben Notwendigkeit ist.
kleblied an die Nadel.
O Nadel der Frauen
So lieblich zu schauen.
Wie eilst du, wie fliegst du.
Wie sleimg beknegst du,
Wie tapfer besiegst du
Der Armuth Beschwer! . i
Wie führen behende
Die fleißigen Hände -
Den fleißigen 'Speer!
- Wie die Schneide des Degens
So blank und so blau
Blitzt daS Werkzeug des SegenZ.
' Die Nadel der Frau.
Der Degen zerstöret, ...
, Die Nadel erschafft.
Der Vorgang gebühret
Der schaffenden Kraft.
Wie folgt ihr der Faden
In fröhlichem Sprung!
Sie bessert den Schaden
Für alt und jung; .
Mit emsiger Treue
Erschaff sie daö Neue.
O Frau'n, euren Händen .
Laßt niemals entwenden
DaS schön Symbol,
ES sieht euch zu wohl!
Ja so.
Ihr Mann scheint ja sehr nüchtern
zu sein, Frau Inspektor; heute tv
zahlte er mir, daß er den Wein nur mit
Wasser vermischt trinkt!" .
..Stimmt! Zuerst füllt er das
zur'Hälfte mit Wasser, und dann stf,
tet er zwei Stunden lang immer Wein
zu!"
mmim
Weiblich.
Freundin: Warum hast du bei dem
Begräbnis so viel geweint? Der Ver.
porbene pand dir doch gar nicht nahe!
Damet'Ach, ich hatte ein so wunder,
schönes Taschentuch eingesieckl!
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